Lernt ein bisschen Geschichte, dann werdet ihr sehen, wie der Reporter sich damals entwickelt hat. Hallo und herzlich willkommen bei Geschichten aus der Geschichte. Mein Name ist Daniel. Und mein Name ist Richard. Wir sind zwei Historiker, die sich Woche für Woche eine Geschichte aus der Geschichte erzählen. Immer abwechselnd und immer so, dass der eine nie weiß, was der andere ihm erzählen wird. Genau so ist es. Tja und Richard, weißt du was?
Ja, wir sind angekommen bei Folge 486. Ja, da nimmst du was vorweg, was ich gerade sagen wollte. Ja, du hast mich gefragt. Folge 486. Tja, was soll ich sagen? Das bedeutet auch, dass wir bei Plus Ultra in die Zielgerade einbiegen. Richtig. Letzte Folge dieses kleinen Spin-Off-Podcasts. Also es kommt noch eine Feedback-Folge, aber ja, das wäre es dann mit dem Werkel. Zumindest erst mal.
Und es ist die siebte Folge und wir haben wieder einen fantastischen Gastsprecher. Allerdings, nämlich meinen Bruder Martin Hämmer hat die dramatischen Sequenzen eingesprochen und ich freue mich schon sehr, sehr, sehr
Wenn breite Öffentlichkeit das hört. Sehr gut. Manche kennen ihn ja vielleicht noch von meiner Folge über John Brown, wo er den John Brown Song eingesungen hat. Ja, genau. Gesungen hat er schon. Er hat auch schon mal eingesprochen. Ich glaube, er war mal bei der Wellington-Folge. Er war bei der Wellington-Folge und er hat auch schon mal einen Song eingesungen, und zwar »Ein Hund kam in die Küche«.
als wir mal eine Folge gemacht haben über den Ternspit-Dog. Ja, stimmt. Und da war es nämlich, wie soll ich sagen, ein bisschen low-tech. Da hat er nicht einfach irgendwie vorher was aufgenommen, sondern da ist er genau zu dem Zeitpunkt, als wir aufgenommen haben, habe ich gesagt, komm her. Und er ist neben mir am Bett gesessen, als wir unser Intro gemacht haben und dann, als es in die Folge gegangen ist und ich ihn gebraucht habe, dass er singt, ist er einfach zum Mikro und hat gesungen. So ein Pro ist er. Ja.
Sehr gut. Voll cool, dass er mitmacht auch bei Plus Ultra und dass er uns da seine Stimme geliehen hat. Absolut. Absolut. Ich freue mich sehr. Und ich bin sehr froh, dass er da eingewilligt hat, das zu machen. Man dachte natürlich ein bisschen wehmütig, dass hier Plus Ultra jetzt erstmal zu Ende geht. Aber fantastisch, was wir auch an Feedback und so bekommen haben. Das werden wir noch einarbeiten in eine Feedback-Folge, die dann auch irgendwann wahrscheinlich im Februar erscheinen wird. Genau.
Das heißt aber, Richard, wir können jetzt erstmal mit dem weitermachen, was wir sonst auch so machen. Ja. Also hier wöchentlich Geschichte erzählen. Und weißt du noch, worum es letzte Woche ging? Ja, du hast letzte Woche die Geschichte des Experiments erzählt, wenn man so will. Also wirklich die Entwicklung tatsächlicher Experimente und was das für die Wissenschaft bedeutet hat.
Nicht nur für die Wissenschaft, sondern für die Welt und für die Gesellschaft insgesamt. Naja, was für die Wissenschaft bedeutet, bedeutet es auch für die Welt. Naja, jedenfalls Richard, du hast mich mal wieder reingeritten. Und zwar bei Einsteins Nobelpreis, weil...
Ja, was soll ich sagen? Weil er hat ihn nicht wegen der Relativitätstheorie bekommen, sondern wegen der Erklärung des photoelektrischen Effekts. Ja. Auch wichtig, aber... Ja, ist ja glaube ich auch eine komplexe Geschichte, warum er ihn dafür gekriegt hat und nicht für die Relativitätstheorie. Das könnte man vielleicht dann in der Feedback-Folge noch ein bisschen ausbreiten. Ja, guter Punkt, genau.
Und die zweite Sache, die ich dazu noch sagen wollte, ist, was auch öfter als Feedback kam, ich sage immer Mickelson, aber Mickelson ist schon früh in die USA ausgewandert und ist in einem Gebiet geboren, das zunächst preußisch war, aber inzwischen zu Polen gehört. Und man würde deshalb dadurch, dass er sich auch dann als Amerikaner verstanden hat, eher Mickelson sagen. Mickelson, okay. Nicht Mickelson.
Nur falls sich manche fragen, den kenne ich ja gar nicht. Genau, dieses Experiment kennen die meisten eben unter Michelson-Molle und nicht unter Mickelson-Molle. Das war tatsächlich was. Manchmal schaut man Dinge nicht nach, weil man denkt, das ist eh klar. Ja, tell me about it. Wie du in deiner Folge ja auch gesagt hast, auf das Intuitive darf man sich nicht verlassen. Ganz genau. Nicht alles ist intuitiv.
Dann würde ich jetzt mal sagen, meine Aufgabe ist getan. Checkst du jetzt aus hier? Bis erst, genau. Ich würde mich jetzt langsam zurücklehnen, ein bisschen Kaffee trinken und eine Geschichte lauschen. Gut, dann erzähle ich dir einfach eine. Was hältst du davon? Fantastisch. Daniel, wir haben am 18. Dezember 1919 die New York Times aufschlug, konnte auf Seite 4 folgende kleine Meldung lesen.
15 Dollar für einen Platz bezahlt, um das Ende der Welt zu sehen. Ohio-Man wurde von zwei Fremden dazu verleitet, in ein reserviertes Ticket zu investieren.
Charles Johnson, 65 Jahre alt, ein Farmer aus West Salem, war heute in Cleveland mit einem reservierten Sitzplatzticket, um in der ersten Reihe zu sein, wenn die Welt untergeht. Nachdem er zu einem Haus gegangen war, wo der Anfang des Endes inszeniert werden sollte und feststellte, dass niemand dort gehört hatte, dass das Ende nahe sei, beschwerte sich Johnson bei der Polizei.
Zwei Männer kamen letzten Samstag zu mir und verkauften mir einen reservierten Platz für 15 Dollar, sagte er. Sie sagten mir, alle Mitglieder meiner religiösen Überzeugung sollten in Cleveland auf das Ende warten. 15 Dollar für ein Front-Row-Seat, um sich das Ende der Welt anzuschauen. Es klingt teuer, wenn man bedenkt, dass man sich mit 15 Dollar damals einen Anzug kaufen hat können und da ist wahrscheinlich auch noch was übrig geblieben.
Aber angesichts der Tatsache, dass es ja das Ende der Welt sein soll, ist es auch nicht so teuer, weil was kostet die Welt, wenn sie eh untergeht? Ja, das letzte Hemd hat keine Taschen, oder? Ganz genau, so ist es. Was ich immer einen komischen Spruch gefunden habe, weil die meisten Leute lassen sich ihren Anzug beherrigen und er hat vier Taschen eigentlich. Also abgesehen davon, dass sich hier also zwei Männer an der, wie soll ich sagen, Gutgläubigkeit eines anderen Mannes bereichert haben. Warum aber war das möglich? Warum lässt sich ein Mann davon überzeugen, so viel Geld dafür auszugeben,
um dem Weltuntergang beizuwohnen. Und warum gerade zu diesem Zeitpunkt? Die Wortmeldung des Farmers, dass er sich in diesem Haus einfinden sollte, weil dort alle, die seine religiöse Überzeugung teilen, anwesend sein werden oder sollten, das deutet darauf hin, dass es sich wohl um eine religiöse Prophezeiung handelt hat.
Falls du dich erinnerst, in GAG 231 habe ich dir einmal die Geschichte der großen Enttäuschung von 1844 erzählt. Da ging es darum, wie eine religiöse Gruppierung, die Millerites, das Ende der Welt vorhergesagt haben, das dann aber nie gekommen ist. Also auch nicht, nachdem sie aus unterschiedlichen Gründen das Datum dann immer wieder verschoben haben. Ja, ist offensichtlich nicht kommen, weil sonst könnten wir heute nicht diesen Podcast aufnehmen. Ganz genau.
Das Ende der Welt, das der Farmer aus Ohio 75 Jahre später aber als Anlass sieht, so viel Geld auszugeben, das ist von keiner religiösen Splittergruppe prophezeit worden.
Es ist, wenn wir es genauer betrachten, das erste Mal, dass das Ende der Welt nicht aufgrund religiöser Überzeugungen, sondern aufgrund wissenschaftlicher Berechnungen, wenn man so will, vorhergesagt wird. Und im Gegensatz zu der Art und Weise, wie der Untergang der Welt noch vor 75 Jahren verbreitet wurde, nämlich in vornehmlich religiösen Publikationen oder von der Kanzel, prang diese Sensationsmeldung jetzt auch auf.
auf den Titelblättern säkularer Zeitungen. Zum Beispiel der Washington Herald, der auch auf Seite 4 schon am 10. August 1919 folgende Überschrift bringt. Also die Planeten bewegen sich in eine Position, die dafür sorgt, dass die Erde davon sehr beeinflusst wird. Ja.
Daniel, wir werden in dieser Folge über die Vorhersagen des Professors Albert Porter, einem selbsternannten Meteorologen, sprechen.
die von den Zeitungen, nicht nur jenen der USA, wie wir auch sehen werden, mit Gusto aufgegriffen wurden. Wir werden darüber sprechen, was genau er in den Sternen oder besser Planeten gesehen hat und warum gerade 1919 ein sehr fruchtbarer Nährboden für ein prognostiziertes Ende der Welt war. Ah, sehr interessant. Hast du schon mal gehört von Albert Porter? Nee, nie gehört. Hervorragend, sehr gut.
Wir machen jetzt einen kleinen Sprung zurück vom Jahr 1919 ins Jahr 1853. Es ist in der Stadt Mondovi in Piemont, in der in diesem Jahr Alberto Porta geboren wird.
Seine Laufbahn ist anfangs ganz respektable. In Turin studiert er Architektur und Ingenieurswesen. Es ist eine Verbindung zu den Jesuiten, die ihn schließlich, so wie viele seiner Landsleute, von Italien über den großen Teich nach Amerika bringen wird. Allerdings noch nicht in die USA, sondern nach Mittelamerika. Gemeinsam mit seiner Frau Angelina und seinen fünf Kindern
Wandern sie 1894 nach Guatemala aus, wo Porter dann neun Jahre lang in der Stadt Quetzaltenango an Brücken und Gebäuden arbeiten wird. Es ist eine Stadt, die vor allem aufgrund des Kaffeehandels zu jener Zeit eine ziemliche Blütezeit erlebt, bis sie dann im Jahr 1902 beinahe komplett vom Vulkan Santa Maria zerstört wird.
Porter und seine Familie sind mittlerweile schon sieben Kinder. Die bleiben noch bis 1904 in Guatemala und siedeln dann in die USA um. In der San Francisco Bay Area, also in Kalifornien, findet er dann schließlich Anstellung im kleinen Santa Clara College. Das ist eine Jesuitenhochschule im gleichnamigen Ort, südlich von San Francisco, westlich von San Jose. Und er lehrt an dieser Hochschule Bauingenieurwesen, Architektur,
und Geometrie. Und es wird an diesem College sein, dass seine Karriere eine unerwartete Wendung nehmen wird. Also jetzt ist das Jahr 1913 und obwohl Porter nicht mehr Teil des Lehrkörpers ist, wir wissen nicht genau weshalb, wird er trotzdem noch von dieser Universität angestellt und zwar für einen Teil des Colleges, der zu jenem Zeitpunkt schon landesweit oder zumindest in Kalifornien sehr bekannt ist und zwar das Observatorium.
Anscheinend sind es seine Mathematikkenntnisse, die ihm diese Möglichkeit bieten. Und er bringt sie jetzt zum Einsatz, vor allem zur Bestimmung elektromagnetischer Verbindungen zwischen Sonnenflecken und Planeten unseres Sonnensystems. Sein direkter Vorgesetzter ist nämlich ein weiterer Jesuit oder ein tatsächlicher Jesuit und interessanterweise auch einer, dessen Lebensweg relativ ähnlich verlaufen ist. Geboren als Jérôme Sixtus Ricard,
er wird auch Vater Ricard oder Vater Ricard genannt, ist er ein in Frankreich geborener und ausgebildeter Meteorologe und Astronom, der seit einiger Zeit schon dieses Observatorium am Santa Clara College leitet, das übrigens heute auch seinen Namen trägt. Dieser Ricarde ist hoch angesehen, vor allem wenn es um sein Wissen ums Wetter geht und auch was Sonnenflecken damit zu tun haben.
Padre of the Rain, also Vater des Regens quasi, ist sein Spitzname und das hängt vor allem damit zusammen, dass er davon überzeugt ist, dass Sonnenflecken Auswirkungen auf unser Klima und auch auf das Wetter auf der Erde haben. Aha.
Er veröffentlicht seine Erkenntnisse in einer monatlichen Publikation namens The Sunspot. Und das ist eine Publikation, die sich große Beliebtheit vor allem in Kalifornien erfreut, weil die Wettervorhersagen, die er darin trifft, oft relativ akkurat sind. Und Alberto Porter, der ist jetzt sein Assistent, weil er benötigt für diese Vorhersagen natürlich jede Menge Rechenarbeit, um das so genau wie möglich zu machen.
Zwei Jahre lang arbeitet Porter für den Vater des Regens, bis er beschließt,
dass er das genauso gut kann oder vielleicht sogar besser. Im Jahr 1915 gründete er deshalb sein eigenes Institut, das Instituto delle Scienze Planetarie, also das Institut der planetaren Wissenschaften. Und um seinen Vorhersagen auch noch mehr Gewicht zu verleihen, scheute auch nicht davor zurück, seinen ehemaligen Vorgesetzten Ricard immer wieder zu erwähnen, weil der natürlich einen gewissen Bekanntheitsgrad hat. Aha.
Ricard hingegen, der ist mehr als aufgebracht darüber, über diesen Verrat. In seiner Fachzeitschrift Sunspot, da schreibt er an seine Leserschaft folgendes.
Porter war nur eine Art aufdringlicher Stammgast, der häufig vorbeikam und viele Fragen in Bezug auf die Astronomie der Sonne, der Planeten, des Wetters und der Erdbeben stellte. Seine Vorhersagen sind nicht nur nicht von uns inspiriert, sondern könnten genau das Gegenteil von dem sein, was wir sagen würden, selbst unter der angeblichen Hypothese, dass er alle unsere Ideen und Vorgehensweisen richtig gelernt hat.
Er geht dann auch noch so weit zu sagen, dass Porter, bevor er am Observatorium begonnen hat als sein Assistent, von Astronomie überhaupt keine Ahnung gehabt hat und alles, was er über Meteorologie von sich gibt, das seien nur die Äußerungen eines gemeinen Papageis.
Es sind harte Worte, aber wahrscheinlich nicht zu Unrecht. Weil Ricard fügt auch noch an, dass Porter nicht einmal über die wissenschaftliche Ausrüstung verfügt, die er für solche Vorhersagen benötigt. Er hat nicht einmal ein Teleskop. Ohne Beobachtungsinstrumente ist man genauso wenig in der Lage, selbst eine allgemeine Wettervorhersage zur Orientierung von Menschen zu Wasser, zu Lande oder in der Luft intelligent und zuverlässig zu erstellen, als ein Baumstamm fliegen kann.
Was ist denn das für ein Vergleich? Ist vielleicht ein bisschen Lost in Translation. Gibt es bei uns glaube ich so nicht. So sehr Riccardo aber auch versucht, Porter ist recht gut in der Vermarktung und es dauert nicht lang, bis seine Vorhersagen in diversen Zeitungen abgedruckt werden. Anfangs sind es nur die in der Region der Pazifikküste, also vor allem Kalifornien,
Und er stützt sich auf dieselbe Art und Weise, wie Ricard es macht. Also Sonnenflecken in Kombination mit Konstellationen der Planeten. Basierend darauf trifft er Vorhersagen übers Wetter. Allerdings, wie Ricard es auch schon erwähnt hat, macht er das nicht, indem er selbst beobachtet. Stattdessen verwendet er in erster Linie den American Ephemeris and Nautico Almanac, also den amerikanischen Ephemeriden und nautischen Almanach. Ephemeriden
Falls er das nicht gesagt hat, vielleicht sagst du was, weil du hast ja mal hervorgehoben, wo es dir vielleicht runtergekommen ist. Ephemeriden sind astronomische Datensätze, die die Positionen von Planeten, Sonne und Mond zu einem bestimmten Zeitpunkt angeben.
vom griechischen Ephemeres, was im Grunde so viel wie Tageschronik bedeutet. Okay, ne, sagt mir aber nichts. Ich erkläre dir gleich, warum ich denke, dass du es vielleicht schon mal gehört hast. Weil Porter, der stützt sich in erster Linie auf diese Daten und die werden von einer Regierungsabteilung berechnet. Und eben die frühen Berechnungen, die wurden damals, als sie das begonnen haben, Mitte des 19. Jahrhunderts, die wurden noch von sogenannten menschlichen Computers erstellt.
Und über die weiblichen Harvard Computers des frühen 20. Jahrhunderts hast du ja auch schon in GAG 252 gesprochen. Ah, ja, stimmt. Ich dachte ja auch an die Harvard Computers, aber ich muss mal nachgucken, ob ich das Wort auch verwende, aber ich glaube fast nicht. Ja, ich habe tatsächlich das Transkript durchgeschaut, ob du da Leute erwähnst, die was mit diesem Almanach zu tun haben. Aber ich habe nicht geschaut, ob du Ephemeriden oder Ephemeris erwähnst, aber egal.
Porte auf jeden Fall berechnet diese Positionen der Planeten nicht selbst, beobachtet auch nicht selbst, aber er hat einfach gutes Marketing. Und von monatlichen Vorhersagen rein meteorologischer Phänomene erweitert sich bald einmal der zeitliche Raum seiner Prognosen auf mehrere Monate und es erweitert sich auch der geografische Raum. Also zuerst außerhalb von Kalifornien in den ganzen USA und dann macht er auch Prognosen für die ganze Welt.
Und Wetter und Klima, das reicht ihm nicht. Er sagt jetzt auch Erdbeben und Vulkanausbrüche voraus. Und er trifft damit halt auch so ein bisschen den Zeitgeist, beziehungsweise die Ängste der Zeit, weil 1906, also ungefähr zehn Jahre davor, war San Francisco ja von einem massiven Erdbeben ziemlich zerstört worden. Ein Erdbeben übrigens, dessen Ausbruch Porter dann im Nachhinein auf Sonnenflecken zurückführte.
Das reicht ihm aber noch immer nicht. Du hast ja mal Erfolge über die spanische Grippe gemacht, die zwischen 1918 und 1920 Millionen an Opfern fordert. Und diese spanische Grippe, die führt Porter dann im April 1918 auf die Position des Jupiter zurück. Und beruhigt in seiner Aussage im April 1918 die Öffentlichkeit auch gleich mit der Aussage, dass die Epidemie mittlerweile im Rückgang sei. Was natürlich nicht stimmt.
Im Jänner 1919 bricht sie wieder aus. Generell war Porter also Anhänger einer Theorie, die ab Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts relativ verbreitet war, allerdings nicht allgemein anerkannt.
Und diese Theorie besagt, dass Sonnenflecken das Resultat elektromagnetischer Wellen seien, die entstünden, wenn die Sonne mit anderen Planeten in einer Linie steht. Und je mehr Planeten in direkter Linie mit der Sonne stünden, desto größer seien die Sonnenflecken und desto heftiger seien die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Erde. Und diese wissenschaftlich anmutenden Vorhersagen, die fallen jetzt auf fruchtbaren Boden.
Es ist ja so, als Porter im Jahr 1919 mittlerweile schon in vielen Zeitungen mit seinen Vorhersagen erscheint, als Beschreibung seiner Person steht dort dann auch oft bekannter Wissenschaftler, Savant und Archäologe, was so alles nicht stimmt.
Zu jener Zeit war jetzt vieles im Umbruch. Also zum einen das Ende des Ersten Weltkriegs, der ja für die ganze Welt eine Zeitenwende dargestellt hat. Im Grund kämpft die ganze Welt noch immer mit den direkten Nachwirkungen an dieser Katastrophe. Gleichzeitig kämpfen sie mit einer weiteren Katastrophe, nämlich der vorhin erwähnten spanischen Grippe, die ja noch immer weltweit wütet.
Die Menschen sind jetzt also gerade sehr anfällig für Prophezeiungen, allerdings sorgt ein weiterer Trend dafür, dass es diesmal eben nicht in erster Linie die religiösen Prophezeiungen sind, die verbreitet werden, sondern jene, die angeblich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Also
Es ist nämlich so, weder Porter noch Ricard sind die einzigen, die jetzt die Wissenschaft heranziehen, um über das Wetter und das Klima zu sprechen und hier Vorhersagen zu treffen. Tatsächlich gibt es schon weit seriösere Unternehmungen, wenn man will, die dasselbe tun. Vielleicht erinnerst du dich noch an meine Folge über den Central Park, GRG 464. Oh ja, genau.
Da erwähne ich ein Bauwerk, das Belvedere oder auch Belvedere, wie ich es genannt habe und damit den Unmut vieler Hörerinnen und Hörer auf mich gezogen habe. Und ich erwähne da auch, dass dieses Gebäude eigentlich als so ein reines Schmuckstück gedacht war. Ein Folly, wie man im Englischen sagt.
Das aber dann im Jahr 1869 auch tatsächlich mit einer Funktion ausgestattet wird. Und zwar wird es zur Wetterstation des damaligen National Weather Service und späteren United States Weather Bureau. Aha.
Und im Gegensatz zu Porta arbeitet dieses Weather Service mit den Werkzeugen, die man sich erwarten wird. Also Wetterstationen wie die im Belvedere, ausgestattet mit Thermometern, Windmessern, Hygrometern, Barografen und Regenmessern.
Und für eine Gesellschaft, die im Begriff ist, sich mehr und mehr zu modernisieren und von religiösem zu säkularem Gedankengut überzugehen, da sind diese Vorhersagen natürlich willkommen. Die meisten allerdings können nicht zwischen der Good Science, also den Wetterbüros und Bad Science wie Porter und Rikars machen, unterscheiden.
Was wiederum damit zu tun hat, dass das Weather Bureau im Laufe der Jahrzehnte nicht in der Lage war, gewisse große Wetterphänomene vorherzusagen. Manche Prophezeiungen von Porter oder Ricard, die konnten das schon, war wahrscheinlich einfach eine Mischung aus Glück und tatsächlich irgendwie eine Vorstellung davon, was passieren könnte. Ja.
Ohne jetzt zu sehr in die Gegenwart zu springen, aber das ist ja was, das uns aus der heutigen Zeit auch genügend begegnet. Also Erwartungen an die Wissenschaft als prophetisches Werkzeug, die aber natürlich nicht so erfüllt werden können, was viele Menschen dann stattdessen in die Arme jener treibt, die versprechen, diese Dinge zu erfüllen, aber eben mit Methoden, die eher pseudowissenschaftlich sind.
Das siehst du ja auch bei der Esoterik, da treten die Protagonisten auch oft so auf, also die geben sich da oft so einen wissenschaftlichen Anspruch, treten mit so Kitteln auf. Genau.
Dass das Weather Bureau Porter als einen Hellseher bezeichnet, das stört ihn aber gar nicht. Wie er schreibt, ist seine Art der Vorhersage eine, die er als komplementär zur Arbeit des Weather Bureau sieht. Also seine Gesetze seien Gesetze endloser Möglichkeiten zum Nutzen der Menschheit, sehen sich aber, wie alle neuen Entdeckungen, mit den Vorurteilen und der Gleichgültigkeit jener konfrontiert, die sich dem Fortschritt immer in den Weg stellen.
Und das Weather Bureau konnte offensichtlich auch keine Krankheiten voraussagen. Also insofern hat er schon mehr geleistet. Genau, da hat er Ihnen was voraus. Und tatsächlich ist das Ganze jetzt ein interessanter Scheideweg.
der mich auch ein bisschen an deine Folge über Athanasius Kircher, GRG 479 erinnert. Die ganz am Anfang erwähnten Millerites und ihr vorausgesagtes, aber nicht eingetretenes Ende der Welt, das ist ja nur die Speerspitze eines Glaubens an Prophezeiungen,
die nicht immer nur an genaues Lesen religiöser Schriften gebunden waren. Also oft kommen da auch noch Dinge wie Himmelsbewegungen dazu. Der Komet kennen wir auch von Weihnachten. Der Komet spielt damals schon eine große Rolle, als es um die Geburt des Jesus von Nazareth geht.
Und die amerikanische Wissenschaftshistorikerin Sarah Schechner, die hat gezeigt, dass die Entstehung der modernen Kosmologie und unser Verständnis von Himmelskörpern wie Kometen nicht einfach nur ein Austausch von Aberglaube gegen wissenschaftliche Fakten war. Tatsächlich ist es eine recht komplexe Wechselwirkung, eben ähnlich wie dieser Übergang von Kircheswelt zu der moderneren Welt.
Und während Laien Kometen oft als Vorboten lokaler Katastrophen wie Krieg und Tod gesehen haben, greifen dann ein bisschen früher noch als da, wo wir uns jetzt befinden, Wissenschaftler wie Newton diese Vorstellungen auf und integrieren sie in ihre kosmologischen Theorien. Das heißt, sie verwerfen den Glauben nicht, sondern sie deuten ihn um. Kometen werden jetzt zu Akteuren globaler Veränderungen gezeichnet.
Übrigens auch was, was sich die Millerites in der Mitte des 19. Jahrhunderts zunutze gemacht haben, als sie ihre Prophezeiungen über das Ende der Welt veröffentlicht haben. Und das Ganze zieht sich halt weiter, sodass auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein gewisser Grundglaube an den Einfluss von Kometen und in weiterer Folge auch Himmelskörper wie Planeten besteht. Also selbst wenn sich die wissenschaftlichen Eliten jetzt von diesem Volksglauben distanzieren, der Einfluss, der bleibt halt trotzdem.
Und hier kommt Porta jetzt auch an weiteren Umstand der Zeit ganz gelegen. Im Jahr 1919 haben die Bewohnerinnen und Bewohner der USA eine Auswahl an beinahe 23.000 Zeitungen. Also von Tageszeitungen über Wochen bis Monatszeitungen und auch in den unterschiedlichsten Sprachen. Deutsch, Polnisch, Chinesisch, Italienisch, Japanisch, Jiddisch, Litauisch.
Und es ist diese Masse an Zeitungen und ihre Sensationslust, die Porter jetzt erlaubt, mit seinen Vorhersagen über die Grenzen Kaliforniens hinweg Gehör zu finden. Seine Hauszeitung, also die, wo er ursprünglich publiziert wird, ist die Oakland Tribune und die syndiziert seine Texte in alle Regionen der USA. Und wie wir später dann auch noch sehen werden, über Presseagenturen wird das Ganze dann auch in die ganze Welt verbreitet.
Was Porter nämlich für den Dezember 1919 sieht, das könnte katastrophaler gar nicht sein. Zumindest wird es bald so in vielen Zeitungen kolportiert.
Er erkennt nämlich, nachdem er wieder mal den American Ephemeris Almanac studiert hat, dass sich im Dezember Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn und Neptun auf einer Seite der Sonne ausrichten würden und auf der anderen Seite würden Uranus liegen. Und was er daraus liest, diese sieben Planeten, die Liga der Planeten, wie er sie nennt, würden eine Art Energiesperr bilden, der die Sonne mehr oder weniger aufspießen würde. Mhm.
Er schreibt, der Sonnenfleck, der am 17. Dezember 1919 erscheinen wird, wird eine riesige Wunde in die Sonne reißen. Es wird eine gigantische Explosion brennender Gase sein, die hunderttausende Meilen in den Weltraum geschleudert wird. Es wird einen Krater geben, der groß genug ist, um die Erde zu verschlingen, so wie der Vesuv einen Fußball verschlingen könnte. Und ab jetzt beginnt diese Warnung Porters durch die Zeitungen zu geistern.
Der am Anfang erwähnte Washington Herald ist nur eine der vielen Zeitungen, die jetzt Meldungen über diese Planetenkonstellation und ihre verheerenden Auswirkungen abdruckt.
Dabei geht Porter selber noch nicht so weit zu sagen, dass es das Ende der Welt bedeuten wird. Laut ihm sorgt es zuerst einmal dafür, dass das gesamte Sonnensystem aus dem Gleichgewicht kommt. Er prognostiziert aber, dass es auf jeden Fall zu massiven Stürmen, zu Vulkanausbrüchen und zu Erdbeben kommen wird. Und zwar in einem Ausmaß, das die Menschheit bis zu dem Zeitpunkt noch nicht gesehen hat.
Wie reagieren aber tatsächliche Astronomen auf diese Schreckensmeldung? Lass mich raten. Sehr gelassen. Gelassen und ungehalten. Ich erkläre gleich warum. Einer von ihnen ist der Astronom William J. Hussey, der zu dem Zeitpunkt schon seit Jahrzehnten der Leiter des Detroit Observatories, das zur University of Michigan gehört hat.
Und er schreibt, als er darauf reagiert, all bosh, alles Unsinn. Die Konstellation dieser Planeten sei weder außergewöhnlich, noch würde sie irgendeine Gefahr für die Erde bergen. Und für ihn ist klar, in unserer aufgeklärten Welt sollte für sowas kein Platz sein. Und er wird auch nicht müde, dass der Presse, die ihn jetzt immer wieder kontaktiert, diesbezüglich mitzuteilen.
Nicht zuletzt, nachdem im November 1919 ein Meteor in Michigan gesichtet wurde, was dann viele Bewohnerinnen und Bewohner dazu bringt, den Voraussagen Porters noch mehr Glauben zu schenken. Weil sie sich denken, okay, das ist jetzt ein Vorbote dessen, was kommen wird.
Und es ist eine kleine Ironie dieser Geschichte, dass genau diese Dementi-Hassis dafür sorgen, dass in vielen Zeitungen die Aussagen Porters noch mehr Gewicht erhalten.
Es ist nämlich so, wahrscheinlich in irgendeiner Pressemeldung, in der Hasse zitiert wird, da kommt was durcheinander. Und Porter, der nie auch nur einen Fuß in die University of Michigan gesetzt hat, der wird ab jetzt in allen weiteren Meldungen als ein Professor an der University of Michigan bezeichnet. Also der, der ihn eigentlich kritisiert hat, war an der University of Michigan und jetzt ist plötzlich Porter derjenige, der dort arbeitet und gibt ihm natürlich gleich viel mehr Gravitas.
Danke Anno, dem Austrian Newspapers Online Service der österreichischen Nationalbibliothek, habe ich zum Beispiel in den Innsbrucker Nachrichten eine Meldung vom 12. Dezember 1919 gefunden und die geht so.
Eine beunruhigende astronomische Voraussage. Nach einer New Yorker Meldung hat Professor Albert Porter von der Astronomischen Abteilung der Universität in Michigan mitgeteilt, dass im Dezember Merkur, Venus, Mars, Neptun, Jupiter und Saturn untereinander und mit der Erde in eine solche Lage kommen, wie es seit Jahrhunderten noch nicht der Fall war. Am 17. Dezember würde die Sonne einen solchen großen Fleck aufweisen, dass man ohne Teleskop in die Sonne werde blicken können. Dies
Diese Konstellation werde Orkane und schwere Unwetter, Erdbeben, vulkanische Ausbrüche, heftige Meeresstürme und große Kälte zur Folge haben. Es werde Wochen dauern, ehe die Erde wieder zu ihrem normalen Zustand zurückkehren würde.
In langen Artikeln wird jetzt dargelegt, inklusive detaillierter Grafiken, welche Auswirkungen diese vermeintlich katastrophale Konstellation haben könnte. Oft ist da auch noch ein Foto von Porter dabei, auch immer mit dem Hinweis auf seine Stellung an der University of Michigan. Auch in der New York Times, das ja eine der wichtigsten nationalen Zeitungen der USA ist,
Da wird am 14.12. in der Sonntagsausgabe nochmal groß beschrieben, was auf die Leute zukommt, auf was sie sich am 17.12. drei Tage später gefasst machen müssen. Und wieder wird Porter als Mitglied der Uni Michigan bezeichnet. Das geht dann schließlich der University of Michigan zu weit und sie versuchen das auch klarzustellen. Also am 16.12. zwei Tage später beschreiben
wird ein Text in der New York Times veröffentlicht unter dem Titel Not with Michigan University. Und übersetzt steht dann dort, die Universität von Michigan weist jegliche Verbindung zu Professor Albert Porter zurück in Bezug auf die Erwähnung von Professor Porter als Mitglied des Universitätspersonals in der Rotografur-Bilder-Sektion der Times am vergangenen Sonntag.
Und sie weisen darauf hin, er war nie an der Uni Michigan. Aber sie bezeichnen ihn selber als Professor. Ja, ja, Professor war er ja früher als an der Universität Santa. Also er ist nur kein Professor für Astronomie oder Meteorologie. Ich meine, diese Demente, das hilft alles nichts. Die Meldungen sind raus. Das neue Wiener Journal schreibt mit dem Titel Eine Umwälzung in der Sternenwelt von schönen Aussichten am 7. Dezember.
Die Vorarlberger Wacht am 14. Dezember schreibt von einer Revolution im Weltall. Die Reichspost am 16. Dezember vom kritischen 17. September. Und der deutsche Generalanzeiger, der schreibt in einem Artikel noch am 17. Dezember über diese Sache. Er erwähnt da übrigens auch ein Interview mit einem Kritiker, das Albert Porter, der das Ganze auch als Bosch bezeichnet. Allerdings ist das ein Interview mit einem britischen Astronomen.
Sie schreiben aber abschließend, so dürfen wir auch unsererseits bezweifeln, dass wir Erdenbewohner von den astronomischen Vorgängen des heutigen Tages unangenehm berührt werden. Also während das Ganze in Europa verbreitet, aber nicht ganz so ernst genommen wird, sind viele Menschen in den USA jetzt aber noch um einiges besorgt. Also das National Weather Bureau muss besorgte Bürgerinnen und Bürger beruhigen, die sich jetzt per Telefon oder per Telegram bei ihnen melden, weil sie diese Vorhersagen gelesen haben.
Es gibt auch die Geschichte, dass in einer Mine in Oklahoma sich die Arbeiter weigern, in die Mine zu steigen aus Angst. Sie könnten lebendig begraben werden. Und in Saratoga Springs, da nimmt sich am Tag vor dem 17. eine 54-jährige Frau das Leben, weil sie den Weltuntergang nicht miterleben will.
In Montreal, in Kanada, da wachen die Bewohner am 17. zu einem Temperatursturz auf. Und sie fragen jetzt bei Zeitungen an, ob das wohl jetzt schon the beginning of the end sei, also der Anfang vom Ende. Und aus London berichtet auch ein Reporter, dass ein großer Teil der Londoner Bevölkerung die ganze Nacht lang wach blieb.
Auch am 17. Dezember bringt die neue freie Presse in Wien einen Artikel, in dem sie auf Anfragen reagieren, weil auch das Wiener Publikum, wie sie schreiben, teilweise beunruhigt wäre. Sie zitieren dann aber gleich jemanden von der Wiener Sternwarte und sie geben Entwarnung. Eine solche Konstellation, wie sie jetzt stattfindet, ist von ganz untergeordneter Bedeutung für die Sonnentätigkeit. Es ist also gar kein Grund zu irgendeiner Besorgnis vorhanden.
Ich meine, das Ganze ist tatsächlich eine erschreckende Vorstellung, dass die Planeten diese Auswirkungen haben könnten und wir dürfen ja auch nicht vergessen, es ist der Beginn des 20. Jahrhunderts und auch der Beginn einer Entwicklung, von der ich in einer vorherigen Folge, nämlich jener übers Zeitreisen, GRG 474 gesprochen habe, die
die jetzt gerade in vollem Gange ist, nämlich die Veröffentlichung von Science Fiction. Und nicht selten sind in diesen Büchern und auch in diesen Groschenromanen, die jetzt veröffentlicht werden, Kometen- oder Planetenkollisionen das Zentrum der Geschichte. Und für viele Menschen ist es also etwas, das sie auf die eine oder andere Art schon einmal wo gelesen haben. Außerdem ist es so, dass in vielen dieser Geschichten die zentralen Figuren Wissenschaftler sind.
Und denen wird in diesen Geschichten vertraut, auch wenn ihre Vorhersagen manchmal irgendwie ein bisschen out there klingen. Übrigens, diese Konstellation Science-Fiction, Massenmedien und die Verbreitung eines potenziellen Endes der Welt, darüber habe ich ja schon mal in GAG 143 gesprochen. Ja, und zwar die Geschichte von Orson Welles und dem Angriff der Marsianer. Genau. War of the Worlds.
Und H.G. Wells, natürlich auch der, der die Zeitmaschine geschrieben hat, aber Orson Welles, der macht ein Hörspiel draus und ja, habe ja eigene Folge drüber gemacht, aber da geht es auch darum, dass die Leute sich nicht mehr sicher sein können, was ist Realität und was nicht und gleichzeitig wird das Ganze auch dann noch aufgebauscht durch die Massenmedien. Naja,
Groß angekündigt kommt schließlich der 17. Dezember und es passiert natürlich nichts. Keine Stürme, keine Erdbeben, keine Vulkanausbrüche, selbst die Börsen, die bleiben stabil.
Und wie man es erwarten kann, schreiben jetzt all jene Zeitungen, die noch Tage und Monate vorher Porters Prophezeiungen nicht nur verbreitet, sondern auch noch aufgebauscht haben, die schreiben jetzt ihre Texte darüber, dass die Welt eben doch nicht untergegangen sei und man hätte sich sehr erwarten können. Die Oakland Tribune, im Grund jene Zeitschrift, in der Porter ursprünglich publiziert wurde,
Die schreiben, von einem Ende der Welt zum anderen verbreiteten sich die Vorhersagen von Professor Porter, aber im Laufe der Zeit wurden sie stark verfälscht. Putzen Sie sich ein bisschen ab hier. Sie verschweigen allerdings, dass Sie selbst schon Monate vorher von einer der wichtigsten Voraussagen Porters geschrieben haben. Also die haben dem selber wahnsinnig viel Gewicht gegeben.
Auch in Europa wird davon berichtet, dass die Erde eben doch nicht untergegangen sei. Der Tiroler Anzeiger schreibt am nächsten Tag von einer erdichteten Weltkatastrophe und lässt es sich übrigens auch nicht nehmen, die von mir vorhin erwähnte Meldung der Innsbrucker Nachrichten anzuführen. Sie schreiben, auch die Innsbrucker Nachrichten brachten die Meldung ohne Kommentar zum Abtrumpf.
Und der Wiener Neue Tag, der reiht sich dann mit einer Glosse ein, die unter dem Titel Weltuntergang so beginnt. Gestern hat der von Professor Porter angekündigte Weltuntergang stattgefunden.
Zuerst begann meine Lampe hin und her zu schwingen, in rasender Eile, wie ein verrückt gewordenes Pendel. Das Sofa, auf dem ich lag, schwankte wie ein leichtes Boot bei Seesturm. Die Wanduhr fiel plötzlich auf die Diele, die Splitter ihrer zarten Glasscheibe klirrten wie kleine dünne Silbermünzen. Das Ganze wird dann eine völlig absurde Glosse, aber die machen sich natürlich einen Spaß drauf.
Was aber sagt Porter zum nicht eingetretenen Weltuntergang oder zumindest zu den nicht einmal eingetretenen Katastrophen, die er vorausgesagt hat? Der wird im selben Artikel über den Pharma, der sich den Weltuntergang 15 Dollar kosten hat lassen, so erwähnt. Albert A. Porter, ein San Francisco Meteorologist, merke hier, er ist jetzt nicht mehr Professor in Michigan, soweit hat es die New York Times gelernt,
Also auf Deutsch, das ist Albert Porter, der Meteorologe aus San Francisco, von dem die Prophezeiungen vom heutigen Weltuntergang abgeleitet wurden, sagte heute, dass die Vorhersagen vom Weltuntergang stark übertrieben waren. Krach.
Und so erregt die Zeitungen der Welt über das bevorstehende Ende dieser Weltwahn. So schnell wird das Ganze auch wieder vergessen. Und Professor Albert oder Alberto Porter gleich mit. Also einige Zeit lang werden seine Prognosen noch syndiziert, aber bald ist es nur noch seine Hauszeitung, die Oakland Tribune,
die diese Texte veröffentlicht. Und er stirbt dann schließlich in seinem 71. Lebensjahr im Jahr 1923.
Und obwohl es jetzt nicht komplett falsch wäre, diese Prophezeiungen des Albert F. Porter als Fußnote der Geschichte abzutun, werfen sie doch ein besonderes Licht. Also zum einen auf die Zeit, Epidemie, Folgen des großen Kriegs, die Bevölkerung unsicher zurücklassen. Und solche Prophezeiungen, auch wenn viele Leute insgeheim wissen, dass sie wahrscheinlich nicht in Erfüllung gehen wird,
holt diese Menschen eine Zeit lang aus ihrem Ist-Zustand raus, gibt ihnen eine Vorstellung davon, wie es wäre, wenn alle Menschen, arm und reich, jetzt gemeinsam dem Ende der Welt entgegenblicken. Wenn sie ein Schicksal teilen, aus dem man sich auch nicht freikaufen kann. Ganz genau.
Außerdem markieren Porters Vorhersagen jetzt auch einen Wendepunkt, also eine Zeit, in der die Wissenschaft oder zumindest das, was vorgibt Wissenschaft zu sein, beginnt die Religion als primären Rahmen für Vorhersagen zu verdrängen. Also die Öffentlichkeit, mehr und mehr beeinflusst vom Prestige der Wissenschaft und nicht zu vergessen beeinflusst von der Macht der Massenmedien, die ist jetzt empfänglicher für diese wissenschaftlichen Vorhersagen.
Auch oder vielleicht, weil sie so reißerisch sind, wie sie sind. Und es zeigt auch eine Verschiebung. Also die Menschen suchen jetzt verstärkt nach zumindest plausibel erscheinenden empirischen und rationalen Erklärungen für die Zukunft. Egal, ob sie vielleicht dem Konsens der Wissenschaft widersprechen.
Tja, und das, lieber Daniel, war meine Folge über Professor Albert F. Porter und sein vorhergesagtes Ende der Welt, das zwar nicht eintritt, dafür aber eine neue Welt einläutet, in der nicht mehr die Religion, sondern die Wissenschaft zum Boten dessen wird, was vielleicht einmal kommen möge. Fantastisch, Richard. Und es ist eine sehr schöne Fortführung deiner Folge über die große Enttäuschung,
Weil es da eben ja die Religion war. Jetzt ist es vermeintlich die Wissenschaft, am Ende ist es ja gar nicht die Wissenschaft. Und das nächste Ende der Welt müsste jetzt tatsächlich von der Wissenschaft vorausgesagt werden. Genau. Dem schaue ich aber jetzt nicht so, wie soll ich sagen, hoffnungsvoll entgegen. Weil das ist dann wahrscheinlich wirklich das Ende. Grundsätzlich sollte man am Ende der Welt nicht hoffnungsvoll entgegenschauen, denke ich, oder? Das kommt ein bisschen darauf an, was man denkt, was danach passiert. Ja.
Stimmt. Aber jetzt in einer säkularen Welt gibt es dann auch wenige Leute, die davon ausgehen, dass irgendwas passiert danach. Also verändert sich natürlich auch irgendwie die, wie soll ich sagen, die Lust auf ein Ende der Welt. Aber es ist interessant auch überhaupt davon auszugehen, dass es so einen Erste-Reihe-Platz gibt beim Ende der Welt. Ja, ich habe mich auch gefragt, warum Erste-Reihe. Es hatte jeder Erste-Reihe.
wenn die Welt untergeht. Außer du gehst davon aus, dass die Welt zum Beispiel untergeht durch einen riesigen Meteoriten oder so und du weißt genau, wo er einschlägt. Ja, genau. Das könnte sein. Aber ja, das ist ein armer Farmer. Wir haben schon oft genug Folgen gemacht über Con Man. Und es gibt natürlich immer Leute, die sowas ausnutzen. Gleichzeitig fand ich es auch jetzt so interessant, zum einen diesen Porter zu haben, der sich so diesen wissenschaftlichen Anstrich gibt.
Gleichzeitig ist es ja aber auch so, dass die Sonne ja auch gewaltige Auswirkungen auf die Welt hat. Also es ist ja nicht aus der Luft gegriffen. Es gibt ja auch zum Beispiel Sonnenstürme und so. Aber er hat sozusagen in den falschen Theorien die falsche Grundlage im Grunde. Ja, ich meine, das ist ja auch das Ding, als ich vorhin davon gesprochen habe, dass Ricard zum Beispiel ihn so kritisiert, dass er das macht, ohne dass er den Himmel tatsächlich oder die
Planeten tatsächlich beobachtet. Ricard selber hat sich dessen ja auch bemächtigt und seine Methoden waren ja auch keine nach dem heutigen Wissensstand
keine wissenschaftlichen. Also er hat diese Sonnenflecken studiert und er hat auch berechnet, wann sie eintreten werden, aber die Auswirkungen, die die auf das Klima und das Wetter haben, das hat halt so nicht gestimmt. Deswegen ist es so, dieser Scheideweg, wo du Leute hast, die
eigentlich Wissenschaft machen, aber dann Schlüsse ziehen raus, die eigentlich unwissenschaftlich sind. Aber es ist eben an diesem Punkt, wo es noch für den Großteil der Bevölkerung irgendwie nicht klar ist, kann das stimmen oder kann das nicht stimmen? Ja, klar. Weil dafür ist es auch sehr abstrakt. Auch sehr spezifisch. Und ich glaube, so geht es ja auch heutzutage vielen, wenn sie von Experten und Expertinnen lesen. Man muss ja dann auch, weil, seitdem, das sind 100 Jahre vergangen,
Da hat sich die Spezialisierung von Expertinnen und Experten noch viel weiter fortgeführt und man muss beim Großteil der Dinge einfach darauf vertrauen, dass sie stimmen. Deswegen ist ja zum Beispiel auch der wissenschaftliche Konsens so wichtig. Was natürlich nicht ausschließt, dass Outlier auch richtig sein können und sich der Wissensstand dann entsprechend verändert und auch der Konsens wieder verändert.
Aber ja, das ist halt eine komplexe Angelegenheit und kann in solchen Fällen wie bei Porter dann eben zu einer großen Verunsicherung der Leute führen. Hast du von dieser NASA-Sonde gehört, die so nah an die Sonne geflogen ist wie noch kein anderes menschliches gebautes Gerät? Glaub nicht. Das war jetzt an Weihnachten. Okay.
Die Parker Solar Probe ist bis auf 6,1 Millionen Kilometer an die Oberfläche der Sonne herangeflogen. Also was sie aufgenommen hat, weiß ich nicht, aber sie soll herausfinden, wie Sonnenstürme zustande kommen. Naja, weil sie Planeten in einer Reihe und die dann wie ein Energiespieler die Sonne aufspießen, zum Beispiel. Interessant, muss ich mal nachschauen.
Was es damit auf sich hat. Aber es ist, glaube ich, ja immer noch so, oder, dass man so die genauen Auswirkungen oder die möglichen Auswirkungen von Sonnenstürmen noch nicht so genau weiß. Also ich habe ein bisschen nachgelesen drüber und es ist so, Sonnenstürme haben Auswirkungen, aber eben nicht so auf Klima und Wetter. Also grundsätzlich ist die Erde ja durch Atmosphäre und Magnetfeld relativ gut vor Sonnenstürmen geschützt.
Aber es gibt dann natürlich so Dinge wie Stromnetz, Handynetz, Satelliten, die entsprechend beeinflusst werden können davon. Aber ansonsten die Auswirkungen, so wie Porter und Rikas formuliert haben in ihren Vorhersagen, die gibt es so nicht. Es ist auch nicht so, dass vor allem auch nicht, und das ist auch etwas, was zu jener Zeit schon von den Astronomen gesagt worden ist, die Position der Planeten in dem Zusammenhang hat wenig Einfluss auf die Erde. Ja.
Gut. Ja, Richard, hast du einen Hinweis bekommen oder bist du selber über Porter gestolpert? Ich bin tatsächlich über Porter gestolpert und schon vor Ewigkeiten. Ich habe ja am Anfang diesen Artikel aus den New York Times geschrieben.
Und wenn du New York Times Abonnent bist, dann hast du Zugang zur Times Machine, wie sie es nennen, wo du im Grunde alle Ausgaben, die jemals rausgekommen sind, die anschauen kannst und auch durchsuchen. Und ich habe früher gerne mal einfach so ein bisschen mir die Zeit vertrieben, indem ich durchgegangen bin durch diese Zeitungen. Und vor allem habe ich gesucht nach, es gibt so diese Notices-Section, wo Leute irgendwie nach Arbeit suchen oder Leute suchen und so weiter. Und die habe ich mir gerne angeschaut, weil das immer sehr interessant war.
Und da bin ich tatsächlich über Portak gestoßen und ich habe es einfach einmal markiert und habe es nicht genauer recherchiert, aber ich habe das Ende der Welt Sache so interessant gefunden. Und das ist seit Ewigkeiten in meiner Liste gewesen. Und dann habe ich gedacht, jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um über das Ende der Welt zu sprechen. Interessant. Und da gibt es auch Literatur dazu oder hast du das jetzt alles aus den alten Zeitungen zusammen gelösert? Also es ist ganz interessant. Es gibt einen ausführlichen Artikel auf der Seite der University of Michigan.
die sich damit beschäftigt haben, weil er eben immer der University of Michigan zugeschrieben worden ist. Das habe ich als meine Hauptquelle verwendet. Es gibt ein paar ganz interessante Bücher, eben das Sarah Schechner habe ich erwähnt, das heißt Comets Popular Culture and the Birth of Modern Cosmology.
aus dem Jahr 2021. Paul S. Boyer hat auch geschrieben, When Time Shall Be No More, Prophecy Believe in Modern American Culture. Und ja, ansonsten habe ich mir halt die Dinge aus der Times Machine Colt oder aus Anno oder zum Beispiel Washington Herald, auch ganz interessant. Da gibt es auch alle Ausgaben auf der Seite der Library of Congress. Sehr gut.
Und ich glaube, was ich erwähnt habe von dem Generalanzeiger, das habe ich aus dem deutschen Äquivalent zu Anno, dem deutschen Zeitungsportal, das ja auch von der deutschen Nationalbibliothek kommt.
Ja, das ist echt fantastisch, was da mittlerweile alles auch online zugänglich ist. Absolut. Und vor allem der große Vorteil ist ja, wenn es digitalisiert ist und jetzt auch Volltext durchsuchbar ist. Ja, es ist herrlich. Also ich mag ja solche Angebote sehr gern.
Weil es für solche Dinge sehr hilfreich ist, einfach so nachzulesen über die Sachen, die in Büchern erwähnt werden und wenn man es dann wirklich so vor sich sieht, das ist sehr cool. Und eben das, was ich bei der Times Machine immer gern gemacht habe, eben einfach so ein bisschen eintauchen in die Zeit. Weil das ist super, wenn du dann schaust du dir diese Ausgaben von 1919 an und siehst die Werbung, die dort geschalten wird und die Dinge, über die geschrieben wird. Und das ist für mich immer so ein bisschen ein Wunder.
Ich möchte fast sagen, ein Zeitsprung. Ja, wenn man so den Kontext sieht, so was hat die Leute noch so beschäftigt und was ist da gleichzeitig passiert? Ja, voll. Ja, sehr gut. Ja, Richard, hast du dieser Geschichte noch was hinzuzufügen oder sollen wir Schluss machen für heute? Nein, ich würde sagen, wir machen jetzt Feedback-Hinweis-Blog, nicht? Jawohl. Hau rein. Hau rein.
Wer Feedback geben will zu dieser Folge oder anderen, kann das per E-Mail machen. Feedback-App Geschichte.fm kann es auf den diversen Social-Media-Plattformen tun. Dort heißt man gemeinhin Geschichte.fm, außer bei Mastodon. Da gibt man besten Geschichte.social in einem Browser ein und landet dann direkt auf unserem Profil. Und wer uns reviewen will, Sterne vergeben und solche Dinge, kann das zum Beispiel auf Apple Podcasts tun oder grundsätzlich einfach überall, wo man Podcasts bewerten kann.
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Wir bedanken uns in dieser Woche bei Markus, Marc, Klaus, Yvonne, Alexander, Marius, Floris, Martin, Silvia, Sophie, Henning, Willi, Sonja, Monika, Tobias, Clara, Irene, Mona, Frederik und Hans-Peter. Vielen, vielen Dank für eure Unterstützung. Ja, vielen herzlichen Dank und danke an Lene Kieberl fürs Schneiden dieser Folge.
Tja, Richard, und dann würde ich sagen, machen wir das, was wir immer machen. Genau, geben wir dem einen das letzte Wort, der es immer hat. Bruno Kreisky. Lernt ein bisschen Geschichte. Lernt ein bisschen Geschichte, dann werdet ihr sehen, wie der Reporter sich damals entwickelt hat. Wie der sich damals entwickelt hat. Mann, eine Sache zum Feedback wollte ich noch raussuchen. Ja, da hast du mich wieder reingriffen. Das werde ich dir jetzt aber unter die Nase reiben. Ja, ja, natürlich. Ich verdiene es.