Lernt ein bisschen Geschichte, dann werdet ihr sehen, wie der Reporter sich damals entwickelt hat. Hallo und herzlich willkommen bei Geschichten aus der Geschichte. Mein Name ist Daniel. Und mein Name ist Richard. Wir sind zwei Historiker, die sich Woche für Woche eine Geschichte aus der Geschichte erzählen. Immer abwechselnd und immer so, dass der eine nie weiß, was der andere ihm erzählen wird. Genau so ist es.
Richard, weißt du, bei welcher Folgennummer wir angekommen sind? Ja, 496. Richtig, 496. Das heißt, wie lange hat man noch Zeit, um Fragen einzureichen oder um Glückwünsche einzureichen für die 500? Vier Wochen. Nein, gar nicht vier Wochen. Stimmt gar nicht. Wir haben noch Zeit bis zum 31. Also wenn die Folge rauskommt, das wird dann der 26. März sein,
Dann sind es noch fünf Tage. Genau. Also für alle, die das jetzt in zwei Jahren hören, ist diese Info völlig hinfällig. Also es geht um Ende März 2025. Wer die Folge später hört, kann alles, was jetzt gesagt wurde, ignorieren. Ganz genau. Richard, weißt du noch, worum es letzte Woche ging? Ja, natürlich. Du hast die Geschichte eines Musikinstruments erzählt. Wie soll ich sagen? Eine sehr
interessante Entwicklung durchgemacht hat und auch, ich würde sagen, eine lange Reise. Eine lange Reise von Deutschland nach Argentinien. Genau, eine lange, aber sehr erfolgreiche Reise, weil das Instrument wahrscheinlich sonst in Deutschland in Vergessenheit geraten wäre. Ja, das Bandoneon. Bandoneon, genau. Wie es mittlerweile hauptsächlich genannt wird.
Und ich habe tatsächlich vergessen, Tom als Hinweisgeber zu nennen, der mir schon im Jahr 2019 den Hinweis geschickt hat. Also vielen Dank, Tom. Du warst deiner Zeit voraus. Ich muss aber sagen, ich hätte das Thema wahrscheinlich aber nicht gemacht, weil es damals diese beiden Bücher, die ich verwendet habe, noch nicht gab.
Ja, das ist oft ein Ding. Vielleicht verrate ich jetzt schon ein bisschen was vor zu der Folge, die jetzt dann kommen wird. Da ist das Buch auch 2020 rausgekommen. Hätte ich also vorher wahrscheinlich so auch nicht machen können. Ja gut, dann bin ich mal gespannt, was ihr habt, worum es geht in Folge 497. Du hast schon angekündigt... 496. Ach, 496. Sehr gut. Du hast schon angekündigt im Vorgespräch, es war einiges an Arbeit vorgekommen.
Das da reingeflossen ist. Sagen wir es so, ein bisschen komplizierter als sonst. Daniel, wir springen in den Juli des Jahres 1789 in Paris. 1789, Paris. Und wie du dir vorstellen kannst, die Stadt kocht. Die Bastille ist gerade gefallen. Und die Grundfesten der Gesellschaft, die geraten gerade ins Wanken.
Die Straßen füllen sich mit wütenden Menschenmassen, die nach Jahren der Unterdrückung und des Hungers nach Veränderung dürsten. Wo vor kurzem noch die höfischen Floskeln des ASEAN-Regime erklungen sind, da hallen jetzt die Rufe der Revolutionäre wieder, vermischt mit dem Lärm von Waffen und dem dumpfen Grollen aufgebrachter Menschenmengen. Die französische Revolution hat begonnen.
Und mitten in diesem Chaos, an der Rue Saint-Denis, da liegt das Haus der Familie Germain. Direkt so im Epizentrum dieser Revolte. Nur einen Steinwurf entfernt tobt das Getümmel am Markt von Les Halles. Nicht weit davon entfernt liegt das Hotel de Vie. Und Ambroise François Germain, frisch gewählter Abgeordneter des dritten Stands,
Der ist selbst so in den Strudel der Ereignisse geraten, während er in Versailles gerade noch für Veränderungen streitet. Daheim sind die Abende wahrscheinlich von hitzigen Debatten und Spekulationen über die Zukunft Frankreichs geprägt. Aber abseits der Barrikaden, fern von diesen Rufen nach Freiheit und den Echos der Gewalt in den Straßen, entfaltet sich eine ganz andere Art von Aufbruch in einem stillen, gut ausgestatteten Zimmer,
Da sitzt ein junges Mädchen bei Kerzenlicht. Vor ihr liegen aufgeschlagene Bücher, gefüllt mit Zeichen und Formeln, die so eine richtig magische Anziehungskraft auf dieses Mädchen ausüben.
Während andere in die Wirren dieser Zeit gezogen werden oder nicht genau wissen, was passieren wird, findet sie Zuflucht in der Welt der Zahlen. Es ist eine Welt, die ihr eigentlich verschlossen ist, weil in den Augen der Gesellschaft, da soll sich keine Frau und schon gar kein junges Mädchen mit der Mathematik auseinandersetzen.
Beinahe unbemerkt beginnt in dieser Zeit die Geschichte einer Person, die nicht nur ihren eigenen Geist, sondern auch die Gesellschaft mit Hilfe der Mathematik herausfordern wird. Daniel, wir werden in dieser Folge in die
brennende Neugier von Sophie Charmin eintauchen, entfacht durch Geister wie Archimedes, die sie dazu treiben wird, sich trotz der Schranken formaler Bildung Selbstwissen anzueignen. Wir werden über ihr Genie sprechen, das sich vor allem in Arbeiten zur Zahlentheorie, aber auch in der mathematischen Physik zeigen wird und das vor allem in ihrer vielschichtigen Beziehung zur wissenschaftlichen Gemeinschaft der Zeit offensichtlich werden wird.
Alle Aspekte, die dafür sorgen, dass sie heute als eine der herausragendsten Mathematikerinnen des 19. Jahrhunderts gilt, aber, wie so oft, die entsprechende Würdigung erst nach ihrem Tod bekommen hat. Fantastisch, Richard. Also ich habe tatsächlich noch nie von Sophie Germain gehört. Germain ist es, oder also die Deutsche? Ja, mit A-I-N, Germain. Germain, Germain.
Noch nie von ihr gehört, aber ich bin da sehr gespannt. Sehr gut, dann tauchen wir gleich einmal ein. Also Sophie Marie Charmin wird am 1. April 1776 in Paris geboren. In einer Zeit, in der Frankreich als mächtige und kulturell prägende Nation Europas gilt. Unbemerkt von vielen allerdings ist die Saat des Umbruchs zu jenem Zeitpunkt schon gesät worden.
Zehn Monate nach der Krönung Ludwigs XVI. kommt sie als das mittlere Kind von Ambroise-François Germain d'Orsainville, Seidenhändler aus dem liberalen gebildeten Bürgertum, und Marie-Madeleine Grugelü zur Welt.
Sie wächst mit ihrer älteren Schwester Marie-Madeleine auf, später folgt dann ihre jüngere Schwester Angélique Ambroise. Und wie ich anfangs auch schon erzählt habe, die Familie wohnt an der Rue Saint-Denis, mitten im pulsierenden Herzen von Paris. Übrigens dieselbe Straße, in der knapp 100 Jahre später, nach einer Explosion, zum ersten Mal die von Gustave Trouvé-Kirche,
entwickelte Kopflampe für eine Rettungsaktion verwendet wird. Gustave Trouvé, über den spreche ich in GRG 361, den Erfinder. Die prägenden Jahre von Sophie Charmin
Die nehmen eine entscheidende Wendung, als sie in der Bibliothek ihres Vaters auf Jean-Étienne Montuclas' Geschichte der Mathematik stößt. Unter den vielen Berichten gibt es auch eine Erzählung über Archimedes, die sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis einbrennt. Also ein Mann so tief versunken in seine Berechnungen, dass er die Einnahme von Syracuse nicht einmal bemerkt.
Selbst als römische Soldaten dann über die Stadt herfallen, weicht er nicht von seinen Formeln ab. Und sein Tod, erschlagen von einem dieser Soldaten, hinterlässt bei Sophie einen sehr tiefen Eindruck. Laut ihrem frühen Biografen, Ippolit Stupuy, ist das ihr Einstieg in die Mathematik. Also der Moment, der alles verändert. Diese geometrische Wissenschaft, die ist so faszinierend, dass nichts sie von ihr abbringen kann.
Und Archimedes, der wird zu ihrem Idol, nicht als flüchtige Schwärmerei eines jungen Kindes, sondern wirklich so als heroischer Entschluss, sich dieser Disziplin jetzt mit ganzer Kraft zu widmen. An einer Wissenschaft, deren Namen sie eigentlich kaum gekannt hat, als sie diese Entscheidung getroffen hat.
Die Geschichte von Archimedes, die wird sie auch ihr Leben lang verfolgen. Also seine tragische Hingabe zur Wissenschaft, das prägt ihr Denken und wie wir später noch sehen werden, entwickelt sie dadurch auch so eine Art anhaltende Sorge um außergewöhnliche Gelehrte. So als könnte das Schicksal dieses antiken Mathematikers jeden treffen, der sich mit derselben Hingabe der Wissenschaft verschreibt.
In dem Moment wird also ein Funke entfacht, der sie nie wieder loslassen wird, der sie antreibt, sich entgegen aller gesellschaftlichen Hindernisse in eine Welt zu vertiefen, die ihr eigentlich von Anfang an verschlossen sein sollt. Also es ist ja so.
Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert waren höhere Bildungseinrichtungen eigentlich ausschließlich Männern vorbehalten. Es gibt in Paris zu jenem Zeitpunkt zwar zahlreiche Schulen, aber die angesehenen Institute mit anspruchsvoller wissenschaftlicher Ausbildung wie zum Beispiel das Collège Mazarin, das steht nur Jungen offen.
Und für Mädchen aus aristokratischen Familien, da gab es Klosterschulen. Dort liegt der Fokus aber nicht auf ernsthafter Mathematik oder Naturwissenschaft. Stattdessen werden Tugenden vermittelt. Also Tugenden, die als passend für Frauen gelten. Auch so Hauswirtschaft oder so? Genau, solche Dinge. Wer sich trotzdem für die Wissenschaft interessiert, hat eigentlich wenig Möglichkeiten. Die Möglichkeiten, die es aber gibt, die schöpft Sophie Charmin aus.
Über eine dieser Möglichkeiten werden wir gleich noch sprechen, was Germain allerdings von Anfang an macht, das einsame Selbststudium. Also ohne formalen Unterricht, ohne wissenschaftliche Ressourcen und ohne den intellektuellen Austausch mit irgendeiner akademischen Gemeinschaft. Also angetrieben von diesem Funken, den die Geschichte von Archimedes in ihr entfacht hat, begibt sich Sophie Germain jetzt also auf einen heimlichen, aber sehr entschlossenen Weg dieses Selbststudiums.
Der Zugang zu formaler Bildung ist ihr mehr oder weniger verwehrt und, wie soll ich sagen, ihr erster Lehrer sind die Bücher in der Bibliothek ihres Vaters.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie sich dieses Wissen wirklich im Verborgenen aneignen hat müssen. Vielleicht spät in der Nacht, so geschützt vor den Augen der missbilligenden Eltern, die so eine, wie soll ich sagen, zu jener Zeit sehr unkonventionelle Leidenschaft einer jungen Frau für so ein Thema nicht gut geheißen hätten.
Es gibt eine weit verbreitete Anekdote, dass ihre Eltern ihr sogar Kerzen oder Kleidung in der Nacht wegnehmen, damit sie sich nicht mit diesen Büchern befassen kann. Es gibt aber tatsächlich keinen wirklichen Beleg, dass sie das so gemacht hat. Unwahrscheinlich ist es nicht, was wohl auch der Grund ist, warum sich diese Anekdote so lange gehalten hat. Und hier sollte ich vielleicht auch dazu sagen, im
Im Gegensatz zu vielen anderen Personen, die wir hier besprechen, ist es so, dass Sophie Schirmer im Grunde nichts über ihr Innenleben aufgeschrieben hat. Also wie wir nachher hören werden, gibt es einige Briefe und Briefwechsel, wo teilweise auch persönliche Dinge drinstehen, aber jetzt zum Beispiel im Vergleich zu Sophia Kowalewska, über die ich auch schon einmal Erfolge gemacht habe, wissen wir wenig über ihr Innenleben. Deswegen sind solche Dinge oft nur Vermutungen.
Jedenfalls die Ressourcen, die ihr zur Verfügung stehen, die sind aber halt begrenzt. Weil anfangs ist es nur diese private Sammlung ihres Vaters. Und dann, im Jahr 1794, sie ist mittlerweile 18 Jahre alt, da passiert was, das ihr Leben komplett verändern könnte und auch auf gewisse Art und Weise tut. Es wird nämlich eine neue Schule gegründet.
Eigentlich wird sie gegründet, um Ingenieure auszubilden und sie erhält den Namen Ecole Polytechnique. Und dort, da beginnt die Crème de la Crème der französischen Mathematiker zu arbeiten. Also La Grange, La Place, Le Gendre.
Und diese Aufzählung, das kommt ja jetzt vielleicht bekannt vor, weil in meiner Folge über den französischen Mathematiker Évariste Gallois, da erzähle ich dir, wie dieser Évariste Gallois einige Jahrzehnte später versucht, in dieser École Polytechnique aufgenommen zu werden und zweimal die Aufnahmeprüfung nicht schafft. Und naja, Sophie Charmin, auch die würde liebend gern in dieser Schule aufgenommen werden,
Bei ihr scheitert es aber nicht an der Aufnahmeprüfung. Sie kann ja nicht einmal antreten, weil sie eine Frau ist. Allerdings, die Vorlesungsunterlagen, die sogenannten Cahiers, die lassen sich beschaffen. Laut ihren frühen Biografen gelingt es ihr, an diese Manuskripte zu kommen, darunter auch die legendären Vorlesungen zur Analysis von Lagrange.
Es ist das Journal de l'école Polytechnique, das ab 1798 gedruckt wird, das ihr das möglich macht. Also die Lehrinhalte der Ecole, die erscheinen in Auflagen von über 1000 Exemplaren und es gelingt Germain, sich mit diesen fortschrittlichsten mathematischen Ideen der Zeit auseinanderzusetzen.
Nachdem Sophie Charmin also die Hürden einer formalen mathematischen Ausbildung umgangen hat, indem sie sich heimlich mit den Vorlesungsnotizen der École Polytechnique bildet, findet ihre wachsende Neugier eine neue Richtung, nämlich die Zahlentheorie.
Der entscheidende Moment kommt 1798. Da entdeckt sie das bahnbrechende Werk von Le Gendre, Essay sur la théorie des nombres. Und dieses Buch ist im Grunde die erste umfassende Darstellung der Zahlentheorie, vereint Erkenntnisse von Fermat, Euler, Lagrange und eben Le Gendre selbst.
Und Charmin vertieft sich jetzt sehr diszipliniert in diese doch sehr rigorose Einführung in das Thema, die nicht nur eine Sammlung von Theoremen oder Lehrsätzen ist, sondern im Grunde eine Synthese des gesamten damaligen Wissens über die Zahlentheorie. Jetzt hat sie also etwas gefunden, das sie nicht mehr loslässt. Das ist aber nicht genug. Sie will nicht nur lernen, sie will tatsächlich auch mitdenken, mitdiskutieren, sie will ernst genommen werden.
Und wie soll ich sagen, sie fasst einen mutigen und auch ein bisschen waghalsigen Entschluss, um nämlich den Vorurteilen gegen Frauen in den Wissenschaften zu entgehen und sicherzustellen, dass ihre Arbeit nach Inhalt und nicht nach ihrem Geschlecht bewertet wird, beschließt sie, sich Monsieur Leblanc zu nennen und beginnt eigene mathematische Arbeiten bei Lagrange einzureichen.
Ob sie den Namen frei wählt oder ihn ehemaligen Schüler dieser Schule entlehnt, es könnte sein, dass es der Name eines gewissen Antoine-Augustin Leblanc ist, der 1797 sein Studium aufgegeben hat. Das wissen wir nicht genau. Was wir wissen ist, dass dieses Täuschungsmanöver funktioniert.
Also Lagrange, der seine Studierenden immer wieder dazu ermutigt, ihre eigenen Beobachtungen zu seinen Vorlesungen einzureichen, der erkennt schnell, dass sich hinter den Einsendungen dieses Monsieur Leblanc ein sehr außergewöhnlicher Geist verbirgt. Germains Anmerkungen sind klarsichtig, sie sind scharfsinnig, sie sind mutig und sie enthalten vor allem eigenständige mathematische Gedanken, die über das reine Wiederholen des Gelernten rausgehen.
Aber fällt ihm auf, dass es unter seinen Studenten gar niemanden gibt mit dem Namen? Anfangs nicht. Später allerdings will Lagrange diesen talentierten Schüler kennenlernen. Und da bleibt jetzt Sophie Charmin nichts übrig, als offen zu legen, dass sie das ist. Also dass hinter den brillanten Einsendungen an Lagrange keine junge Nachwuchshoffnung der Schule selbst steckt,
sondern eine Frau, die sich all diese Dinge dazu auch noch im eigenen Studium angeeignet hat. Es ist eine Enthüllung, die die herrschenden Vorurteile über die geistigen Fähigkeiten von Frauen in Mathematik und Wissenschaft ziemlich erschüttert.
Und anstatt sie zu belächeln oder abzuweisen, ist es Lagrange Reaktion, die alles verändern wird. Er erkennt nämlich ihr Talent an. Nicht wie man vielleicht meinen wird, so aus großzügiger Nachsicht, sondern aus echtem Respekt. Und gemeinsam mit anderen Mitgliedern der wissenschaftlichen Pariser Akademie
Stellt ihr jetzt schon mal Bücher und weiteres Material zur Verfügung, um ihr Selbststudium zu unterstützen? Weil wir dürfen immer nicht vergessen, sie ist eine Frau und sie hat absolut keine formale Ausbildung, ist alles selbst beigebracht. Diese neue Unterstützung, die ist allerdings begrenzt. Also man überlässt ihr Bücher, stellt ihr Lehrmaterialien oder Lernmaterialien zur Verfügung,
Ist aber alles noch immer weit entfernt von der strukturierten Ausbildung, die ihre männlichen Zeitgenossen erfahren, also zum Beispiel an Institutionen wie der École Polytechnique. Germain bleibt weiterhin eine Außenseiterin in der Welt der Mathematik, ohne Zugang zu einem geregelten Lehrplan, ohne regelmäßigen Austausch mit anderen Wissenschaftlern und auch vor allem ohne diese formale Anleitung durch die Professoren.
Es gibt zwar Mathematiker wie zum Beispiel Cousin oder Mange, Gaspar Mange ist übrigens der erste Direktor der Ecole Polytechnique, die zeigen Interesse in ihrer Arbeit. Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass sie Germain langfristig oder wirklich systematisch fördern.
Also im Grunde erhält sie jetzt so ein bisschen ein unsortiertes Sammelsurium an Büchern, Vorlesungsnotizen und auch so gelegentlichen Aufgaben, die ihr aber oft zu trivial sind, als dass sie sie wirklich ernsthaft herausfordern könnten. Aber so die Mathematiker jetzt am Polytechnikum, die kennen Sie? Die kennen Sie jetzt, aber sie kennen Sie halt als diese Frau, die zwar gescheit ist, aber halt nicht bei Ihnen tatsächlich lernen kann. Ja.
Aber sie wird schon so ein bisschen, also die intellektuellen Szene in Paris, die ist schon recht fasziniert von ihr, aber es geht halt über dieses Faszinosum nicht wirklich raus. Naja.
Befeuert jetzt also von dieser wachsenden Leidenschaft für die Zahlentheorie, entfacht eben vor allem durch dieses Werk von Le Gendre und auch ihre Faszination für Fermats letzten Satz, über den wir nachher noch sprechen werden, wagt Sophie Charmin im Herbst 1804 dann einen weiteren kühnen Schritt. Und zwar schreibt sie einen Brief von niemand geringeren als den Fürsten der Mathematik,
zu jener Zeit. Weißt du, wer das ist? Zu Beginn des 19. Jahrhunderts? Der Fürst des... Also warte mal, ich habe zwei Namen, die mir einfallen. Der eine ist Gauss. Und es ist genau der. Kannst schon aufhören. Karl Friedrich Gauss.
Gauss gilt zu jener Zeit als tatsächlich der bedeutendste Mathematiker Europas überhaupt. Er hat ein Werk verfasst, das heißt Disquisitiones Arithmeticae, wird im Jahr 1801 veröffentlicht und das revolutioniert die Zahlentheorie und begründet auch so seinen Ruf als Genie. Und Germain
Die sich der tief verwurzelten Vorurteile gegen Frauen in der Wissenschaft natürlich noch immer bewusst ist. Die fürchtet auch ein bisschen, dass ihre Arbeit nicht ernst genommen wird, wenn er wüsste, wer hinter so einem Brief steckt. Also greift sie jetzt wieder zu ihrem männlichen Decknamen. Sie schreibt ihm jetzt als Monsieur Leblanc.
Ihr erster Brief an Gauss am 21. November 1804, diese direkte Reaktion auf seine Disquisitiones Arithmeticae,
von denen sie halt sehr fasziniert ist. Und sie gesteht ihm, dass dieses Werk längst Gegenstand meiner Bewunderung und meines Studiums ist. Aber Sie haben einen entscheidenden Fehler gemacht, den ich jetzt aufdecken werde. So ähnlich, so ähnlich. Also Germain begnügt sich jetzt nicht mit bloßer Bewunderung. Sie will wieder mitdenken, mitarbeiten, eigene Beiträge leisten.
Und deswegen fügt sie zwei eigene Beweise bei, die im Grunde so eine Verallgemeinerung eines Theorems aus dem letzten Kapitel dieser Disquisitiones liefern.
Sie bezeichnet sich demütig als begeisterten Amateur-Mathematiker und bittet Gauss jetzt halt um seine fachkundige Einschätzung dieser Beweise, die sie ihm mitgeschickt hat. Und Gauss, der natürlich ahnungslos ist, dass sein Korrespondent tatsächlich eine Frau ist, er zeigt sich sehr beeindruckt von den Einsichten dieses Monsieur Leblanc.
Besonders neue Beweisführungen für Primzahlen, die Qual nehmen und seine Reaktion auf diesen Brief, die ist sehr wohlwollend, fast schon freundschaftlich. Und was daraus jetzt folgt, ist der Beginn eines sehr außergewöhnlichen intellektuellen Austauschs. Allerdings aber eben noch immer unter dem Deckmantel einer anderen Identität.
Was sich aber ändern wird, und das hat mit Napoleon und mit Archimedes zu tun.
Im September 1806 nämlich, da erklärt Preußen Frankreich den Krieg und die französische Grande Armee, die rückt jetzt unter Napoleon ostwärts vor in Richtung Braunschweig. Und in Braunschweig, da lebt Gauss. Und Germain, die Gauss ja zutiefst bewundert, fürchtet jetzt, dass ihm ein ähnliches Schicksal widerfahren könnte wie Archimedes, der ja 212...
vor der Zeitenwende durch einen römischen Soldaten erschlagen worden ist.
Und in Sorge um Gauss wendet sich Germain an General de Brigade Joseph-Marie Pernetti, der Teil dieses Feldzugs ist, und bittet ihn, Gauss zu schützen. Und Pernetti gibt den Auftrag an seinen Offizier Chantel weiter, der dann am 27. November 1806 in Braunschweig eintrifft und Gauss im Namen einer Mademoiselle Sophie Germain aus Paris Schutz anbietet.
Und Gauss, der ist natürlich vollkommen verblüfft. Der kennt diesen Namen gar nicht. Er sagt dann auch, die einzige Frau aus Paris, mit der er bisher in Verbindung war, ist Madame Lalande, eine französische Astronomin. Interessanterweise, dass diese Astronomin zu jenem Zeitpunkt eine bedeutende Frau in der Wissenschaft war. Diese Bestätigung verdanken wir vor allem Gernot.
Diese Wortmeldung von Gauss, dass er sagt, er kennt sie. Jedenfalls, nachdem Chantel zurückgekehrt ist und dann Pernetier über die Reaktion von Gauss unterrichtet, da schreibt der General einen Brief an Germain, um sie darüber zu informieren, dass ihre Bitte erfüllt wurde und Gauss als jünger Archimedes jetzt mit Respekt behandelt wird. Und durch diese Nachricht erkennt Germain dann auch, dass sie ihr Pseudonym nicht mehr aufrechterhalten kann.
Am 20. Februar 1807 schreibt sie Gauss dann das nächste Mal und jetzt unter ihrem echten Namen. Und sie erklärt ihm, dass sie sich halt als Monsieur Leblanc ausgegeben hat, um dem Spott, der mit dem Titel einer gelehrten Frau verbunden ist, zu entgehen. Und Gauss reagiert, ähnlich wie Lagrange, mit tief empfundener Bewunderung. Also in seiner Antwort, da lobt er Schermers,
außergewöhnlichen Geist, ihr Durchhaltevermögen und er meint auch, dass ihre Entschlossenheit in diesem von Vorurteilen geprägten Umfeld ihn fast noch mehr beeindruckt als ihr mathematisches Talent. Es ist ein Moment der entscheidende Wende in der Beziehung zwischen Gauss und Germain und man merkt das auch am Ton des Briefwechsels.
In seinem Brief vom 30. April 1807 bestärkt er sie, ihr mathematisches Studium fortzusetzen und er schreibt, fahren Sie fort, Mademoiselle, mich mit Ihrer Freundschaft und Korrespondenz zu beehren, die mir eine Ehre ist. Also er zeigt sich sehr erfreut über ihre Arbeit, lobt die mathematischen Beweise, die sie ihm zusendet und sagt,
Du musst dir so einen Briefwechsel als mehr als einfach nur einen Briefwechsel vorstellen. Also nicht nur für Charmin, für die ist es ja tatsächlich eine der wenigen Möglichkeiten, direkt mit jemandem im Austausch zu sein. Aber grundsätzlich war das Gang und Gäbe, dass Gelehrte ihre eigenen Fortschritte oder Erkenntnisse via Briefwechsel mit anderen aufzeigen und auch diskutieren. Und das sieht man in diesem Briefwechsel auch sehr schön. Charmin stellt Thesen auf, arbeitet an Beweisen, erkennt Fehler, korrigiert sie.
Tatsächlich so im Geist eines richtigen wissenschaftlichen Austauschs. Und Gauss, obwohl der immer mehr Verpflichtungen hat, vor allem in der Astronomie, der nimmt sich die Zeit, mit ihr über Zahlentheorie zu diskutieren. Er schickt ihr sogar eine Ausgabe seines Werks, auch so ein bisschen als Zeichen, dass er ihre mathematischen Bemühungen tatsächlich ernst nimmt.
Man kann aus diesen Briefen die Wärme und die Wertschätzung für Charmin richtig gut rauslesen. Also im Jänner 1808, da nennt er sie schließlich meine liebe Freundin und drückt auch sein Stolz aus, sich zu ihren Freunden zählen zu dürfen. Danach allerdings, da verstummt der regelmäßige Briefwechsel.
Und es gibt dafür mehrere Gründe. Also 1807, da nimmt Gauss die Professur für Astronomie in Göttingen an und damit verschiebt sich auch sein Schwerpunkt von der Zahlentheorie zur Himmelsmechanik. Das fordert jetzt halt seine volle Aufmerksamkeit.
Außerdem erlebt Gauss jetzt auch so seit persönlicher Verluste der Tod seines Förderers, des Herzogs von Braunschweig, dann der Umzug nach Göttingen, die Geburt seiner Tochter und schließlich dann der tragische Verlust seiner ersten Frau im Oktober 1809. Das stürzt ihn auch in der Zeit tiefer Trauer, gleichzeitig verstrickt er sich auch in einer
Erbitterte Fede mit Le Gendre über ein mathematisches Problem. Also all diese Umstände, die führen wohl dazu, dass Gauss so sehr Germains Intellekt auch schätzt, auch ihre mathematische Korrespondenz, dass er dem nicht mehr dieselbe Aufmerksamkeit geben kann. Also er weist ihre Arbeit nie ausdrücklich zurück, aber ihre Briefe, von denen sie noch einige an ihn schreiben wird, die werden unbeantwortet bleiben.
Was aus jener Zeit, in der sie sich vor allem mit Zahlentheorie beschäftigt, bleibt, ist ihre Arbeit zu dem vorhin erwähnten Fermats letzten Satz, von dem sie fasziniert ist. Kennst du Fermats letzten Satz?
Nur in der Theorie als Themenhinweis. Also kurz, im 18. Jahrhundert schreibt der Hobby-Mathematiker Pierre de Fermat, eigentlich ist er Jurist, aber ist eben auch ein Hobby-Mathematiker, der schreibt an der Seite einen Satz auf, der besagt, dass es keine drei ganzen Zahlen außer Null gibt, die in die Gleichung a hoch n plus b hoch n ist gleich c hoch n passen, wenn n ein
eine ganze Zahl ist, die größer ist als 2. Zur Erklärung, also zur Veranschaulichung. Für n ist gleich 2, da gibt es vier Lösungen, zum Beispiel beim Satz des Pythagoras. Also 3 hoch 2 plus 4 hoch 2 ist 5 hoch 2. Für größere Zahlen allerdings, da behauptet er, dass es keine Lösungen gibt,
Er hinterlässt aber keinen Beweis. Also er schreibt so, er hat den Beweis, wird er nachliefern, liefert er aber nie nach. Und es ist seit diesem Zeitpunkt eines der größten Rätsel der Geschichte. Und Beweise, die sind halt Brot und Butter der Mathematik.
Weiß man, ob er den Beweis nie hatte? Nein, wissen wir nicht. Also es kann sein, dass er den Beweis hatte, aber es kann auch sein, dass er einfach nur ein bisschen gehochstapelt hat. Wissen wir nicht. Und Schemmer, die beschäftigt sich nicht nur mit dem Problem, sondern sie entwickelt auch gleich einen ehrgeizigen Plan, um
das für alle Primzahlen zu beweisen. Sie entdeckt nämlich, dass bestimmte Hilfsprimzahlen dabei helfen könnten, Vermaßbehauptungen zu prüfen. Und ihr Plan basiert auf einer recht cleveren Bedingung. Sie untersucht nämlich, ob sich beim Potenzieren von Zahlen bestimmte Muster vermeiden lassen. Also ein Ansatz, der im Grund ganz neue Wege in der Zahlentheorie eröffnet.
Allerdings merkt sie irgendwann selbst, dass ihr Plan nicht für alle Fälle funktioniert. Also Vermaas letzten Satz kann sie nicht lösen. Aber sie stößt auf etwas anderes. Sie entdeckt nämlich eine Regel, die später nach ihr benannt werden wird. Dieses Theorem, dieser Satz, dieser Lehrsatz sagt aus, dass für bestimmte Primzahlen keine einfachen Lösungen für Vermaasgleichung existieren können. Ist zwar nicht der endgültige Beweis, aber...
des letzten Satzes von Verma, aber es ist tatsächlich ein gewaltiger Schritt nach vorn. Besonders interessant wird die Theorem, wenn die Primzahl p eine spezielle Eigenschaft hat. Wenn nämlich zweimal die Primzahl plus 1 auch eine Primzahl ist, also zum Beispiel 11, das ist zweimal 5 plus 1 und 5 ist ja auch eine Primzahl, dann sind es sogenannte Sophie-Germain-Primzahlen, wie sie heute genannt werden. Und weil wir gerade bei den Primzahlen sind...
Eine andere Art von Primzahl, die Mersenne-Primzahlen, die sieht der Sophie-Chamart-Primzahl ein bisschen ähnlich, aber ist es dann tatsächlich nicht. Die ist nämlich so 2 hoch p minus 1. Also 2 hoch einer Primzahl minus 1, zum Beispiel 3. 2 hoch 2 ist 4, minus 1 ist 3. Das ist eine sogenannte Mersenne-Primzahl. Und du fragst dich jetzt, Richard, warum erzählst du mir das? Ja.
Es ist folgendes, aus mehr Sen-Prim-Zahlen, da lassen sich mit einer einfachen Formel sogenannte perfekte oder vollkommene Zahlen bilden. Also eine perfekte Zahl ist eine Zahl, die gleich der Summe ihrer echten Teiler ist. Also all ihrer positiven Teiler außer sich selbst. Beispiel ist die perfekte Zahl 6, weil ihre echten Teiler sind 1, 2 und 3. Und wenn man 1, 2 und 3 addiert, ergibt es 6.
Die nächste perfekte Zahl ist 28. Der Anteil sind 1, 2, 4, 7 und 14. Und wenn man die addiert, kommt man auf 28. Und wenn man 1, 2, 4, 8, 16, 31, 62, 124 und 248 addiert, dann kommt man auf 496. Die dritte perfekte Zahl und unsere heutige Folgenzahl. Jetzt verstehe ich, dass es unbedingt heute sein musste oder warum es diese Folge sein musste. Fantastisch.
Es gibt nicht wahnsinnig viele perfekte Zahlen. Tatsächlich genauso viele wie Mersenne-Primzahlen, weil aus jeder Mersenne-Primzahl kann eine gerade perfekte Zahl gebildet werden. Und ich sage jetzt gerade perfekte Zahlen, ungerade perfekte Zahlen, von denen wissen wir nicht, ob sie existieren. Es wurde keine gefunden. Es gibt aber auch keinen Konsens darüber,
ob sie überhaupt existieren können. Irgendjemand hat vor ein paar Jahren, glaube ich, so einen Beweis entwickelt, dass Ungerade nicht existieren können, aber darüber gibt es in der Welt der Mathematik keinen Konsens. Die nächste perfekte Zahl wäre übrigens 8128. Deswegen habe ich mir gedacht, mache ich es jetzt. Weil wer weiß, ob man das erreicht. Naja, die 8000. Interessant, aber das heißt, die Zahlen werden dann schon relativ schnell größer. Ja, ja, ja.
Sophie Charmant's Interesse an der Mathematik führt sie aber auch auf andere, ein bisschen überraschende Wege. Und ein Weg davon beginnt mit einem Experiment, das sie tatsächlich in eine völlig neue Richtung lenkt. Und dieses Experiment sind die vibrierenden Platten von Ernst Kladny.
Während Germain sich um die Jahrhundertwende tief in die Zahlentheorie vertieft, reist der deutsche Physiker quer durch Europa und verblüfft so ein Publikum mit einer besonderen Art Schall sichtbar zu machen. Also seine Entdeckung geht auf das Jahr 1777 zurück.
Er bringt eine Metallplatte mit einem Geigenbogen zum Schwingen und bestreut sie dann mit feinem Sand. Und während die Platte in Schwingung gerät, bildet der Sand wie von Geisterhand so komplizierte symmetrische Muster. Diese sogenannten Gladny-Figuren zeigen die Stellen, an denen sich die Platte nicht bewegt, die sogenannten Knotenlinien.
Als Gladny 1808 in Paris ankommt, zieht seine Vorführung die wissenschaftliche Elite Paris in ihren Bann. Sogar Napoleon Bonaparte lässt sich das persönlich zeigen.
Aber hinter diesem lustigen Experiment und auch Schönheit dieser Figuren, die da entstehen, da steckt halt auch eine tiefere Frage. Warum entstehen genau diese Figuren? Die Mathematik der Schwingungen ist damals zwar nicht völlig unerforscht. Also Euler und Bernoulli haben schon an der Theorie der Elastizität gearbeitet.
Aber niemand kann Platinismus da wirklich erklären. Es fehlt eine mathematische Theorie, um vorherzusagen, wie sich eine schwingende Platte verhält und welche Muster sich dabei bilden. Und diese Lücke, die fasziniert schon mal. Also sie erkennt diese Herausforderung und sie nimmt sie an.
Die Aufgabe, die sich hier jetzt stellt, die ist äußerst anspruchsvoll. Nicht nur aufgrund ihrer mathematischen Komplexität, sondern auch aufgrund Germains besonderer Umstände. Also sie hat ja keine akademische Anbindung, keine formale Ausbildung und keinen Zugang zu den wissenschaftlichen Netzwerken ihrer Zeit. Als sie sich dann in die Arbeiten Eulers vertieft, der sich eben mit diesem Thema schon auseinandergesetzt hat,
Da geht es ihr in erster Linie einmal darum, dieses Problem zu lösen. Sie hat nicht vor, sich einem Wettbewerb zu stellen. Sie will das Problem in einer Tiefe erfassen, unabhängig von externen Anreizen. Aber 1809, da schreibt die Académie des Sciences den Prix de Mathematik aus. Einen Wettbewerb, der eine mathematische Theorie zur Erklärung von Gladnys Experimenten bringen soll.
Das Ziel wird klar formuliert, wortwörtlich die mathematische Theorie der Schwingungen elastischer Oberflächen zu entwickeln und sie mit experimentellen Ergebnissen zu vergleichen. Es ist eine gewaltige Herausforderung, die Belohnung allerdings auch, nämlich eine Goldmedaille im Wert von 3000 Fr. Nicht, dass sie es brauchen wird. Sie kommt ja eigentlich aus einem sehr wohlhabenden Haus, wird weiterhin von ihren Eltern unterstützt, sie wird nie heiraten.
Aber bei ihr ist es eben vor allem der Ehrgeiz, dieses Problem zu lösen. Und die Jury, bestehend aus unter anderem Le Chambre, La Place und La Grange, die soll die eingereichten Arbeiten dann bewerten. Die Frist ist der 1. Oktober 1811.
Und Germain beschließt, ihre Arbeit einzureichen am 21. September 1811, also nur zehn Tage vor Ablauf der Frist. Da gibt sie ihr erstes anonymes Memoir ab, also nicht unter ihrem eigenen Namen. Memoir wissen wir noch aus der Folge zu Evariste Gallois. Das ist im Grunde die Bezeichnung für so eine Arbeit. Als sie von Legendre erfährt, dass ihre Arbeit die einzige Einsendung ist, mit der Geheimhaltung haben sie es da nicht so gehabt,
Da scheint der Sieg eigentlich schon sicher. Aber am 4. Dezember 1811 kriegt sie die Nachricht, ihr Aufsatz gewinnt nicht. Und jetzt zeigt sich halt auch, dass das Fehlen ihrer formalen Ausbildung ein Problem darstellt. Der Grund, dass sie das nicht kriegt, ist ein Fehler in der Berechnung der Variationsgleichung und das führt dann zu einer fehlerhaften Differenzialgleichung vierter Ordnung.
und Germain, kann man sich vorstellen. Und Germain, die wird später sagen, dass sie wohl auch eine Formel von Euler übernommen hat, ohne sie vorher zu prüfen.
Aufgeben müssen wir natürlich nicht. Also sie korrigiert ihre Theorie, reicht der zweite Arbeit ein. Am 23. September 1813, zwei Jahre nach ihrer ersten Einsendung, legt sie ihr überarbeitetes Memoir vor, wieder als einzige Teilnehmerin. Und diesmal verwendet sie die korrigierte Gleichung, die übrigens Lagrange überarbeitet hat.
Le Gendre bestätigt, dass ihre Formel für die Schwingungen einer Platte korrekt ist und er empfiehlt eine ehrenvolle Erwähnung. Die Jury folgt seinem Vorschlag, sie erhält diese ehrenvolle Erwähnung. Den Preis allerdings gewinnt sie wieder nicht, weil sie ihr Ergebnis nicht, wie von der Jury verlangt, mit experimentellen Ergebnissen verglichen hat.
Die Wettbewerbsrunde wird aber ein drittes Mal eröffnet. Und jetzt eben vor allem mit Fokus darauf, dass die Theorie experimentell bestätigt werden muss. Und dieses Mal tritt Sophie Charmin mit, wie soll ich sagen, einem neuen Selbstbewusstsein an, nämlich auch unter ihrem eigenen Namen. Ihr Motto ist E Felix qui potuit rerum cognoscere causus. Also glücklich, wer die Ursachen der Dinge zu erkennen vermag. Zitat von Virgil.
Also nach zwei erfolglosen Anläufen und unermüdlicher Arbeit über die Jahre erreicht Sophie Chamer am 26. Dezember 1815 einen für sie historischen, nicht nur für sie historischen Meilenstein. Die Jury des Instituts de France schlägt sie als Preisträgerin des Prix de Mathématiques für ihr Memoir über die Schwingung elastischer Flächen vor.
Am 8. Jänner 1816 erfolgt dann auch die offizielle Verkündigung. Germain ist die erste Frau in der Geschichte der Wissenschaft, die diese prestigeträchtige Auszeichnung gewinnt. Bei der öffentlichen Sitzung des Instituts werden die Preisträgerinnen und auch Preisträger verlautbart. Es wird auch noch ein anderer Preis vergeben. Übrigens wird dieser Preis vergeben an Augustin-Louis Cauchy.
Ihn kennst du vielleicht noch aus meiner Folge über Galois. Galois versucht nämlich, dass er ein Memoir von ihm vorträgt, was er aber nie macht. Und vielleicht kennst du den Namen auch aus meiner Folge über Sofia Kowalewska. Weil aus einer ihrer Dissertationen, da sollte ein Theorem entspringen, das Cauchy-Kowalewska-Theorie. Fantastisch. Das ist alles hier so ein bisschen die französischen Mathematiker. Das ist alles sehr...
Wie soll ich sagen, die sind alle sehr miteinander verknüpft. Ich dachte natürlich, irgendwann musst du mal deine drei Mathematikfolgen zusammenführen. Das war jetzt der Moment. Auf eine Art, ja. Sogar das Wochenblatt Journal Dedebar berichtet über die Bedeutung der Verleihung an Charmin. Es sind auch bei dieser Sitzung weit mehr Menschen anwesend als sonst, die sich laut der Berichterstattung des Blatts eine Virtuose in einer neuen Art erwarten.
Germain taucht allerdings gar nicht auf bei dieser Sitzung. Wir wissen tatsächlich nicht, warum. Vielleicht hat sie die Tickets dazu nicht einmal erhalten. Es kann aber auch folgender Grund sein. Obwohl die Kommission ihr die Auszeichnung zuspricht, bleibt so ein Vorbehalt bestehen. Man ist nicht vollständig überzeugt von ihrer Hypothese und ihrer Herleitung, auch wenn die zugrunde liegende Differenzialgleichung als korrekt anerkannt wird.
Und für Germain ist diese Zurückhaltung halt gleichzeitig auch eine Zurückweisung. Sie hätte sich Anerkennung für ihre Theorie erwartet, stattdessen schlägt ihr jetzt wieder Skepsis entgegen.
Besonders schmerzhaft dabei ist wahrscheinlich der Umstand, dass eines der Kommissionsmitglieder, der Mathematiker und Physiker Simeon Poisson, parallel an einer eigenen Theorie elastischer Flächenarbeit und auch eine ähnliche Gleichung formuliert. Also dieser indirekte Vergleich mit seiner Arbeit, das stellt dann halt auch ihr eigenes Werk in Schatten. Ja.
Sie schreibt dann auch an Poisson, um eine Erklärung zu erhalten. Welche Fehler sieht er in ihrem Beweis? Wo genau fehlt es ihrer Herleitung an der mathematischen Disziplin? Die Antwort darauf fällt aber recht enttäuschend aus. Poisson geht nicht auf ihre Fragen ein, sondern wiederholt einfach nur die Vorbehalte der Jury. Also statt ihr detaillierte Kritik zu liefern,
bietet er ihr nur an, ihr sein eigenes Memoir zu schicken. Also eine Geste, die eher wie eine Belehrung wirkt, so eine fachliche Auseinandersetzung damit. Und für ihn, der eigentlich jünger ist als sie und zu jener Zeit so ein aufstrebender Mathematiker ist, für ihn bleibt sie halt eine Außenseiterin, eine Amateurin. Auch eine Konkurrentin, die aber nicht wirklich ernst nimmt.
Obwohl der Prix der Mathematik ein historischer Durchbruch ist, verändert er nicht über Nacht diese strukturellen Vorurteile, gegen die Sophie Charmin im Grunde ein Leben lang gekämpft hat. Trotz der Vorbehalte der Jury arbeitet sie aber weiterhin an ihrer Theorie der Elastizität, veröffentlicht ihre Ergebnisse 1821 dann im Selbstverlag unter dem Titel »Recherche sur la théorie des surface élastiques«.
Und mit dieser Veröffentlichung setzt sie dann halt auch so ein Zeichen. Sie beansprucht jetzt ihren Platz in diesem Forschungsgebiet, vor allem angesichts der Arbeit von Poisson, die er ja zeitgleich durchführt und die auch so ein bisschen droht, ihre eigenen Ideen zu überlagern. Die Reaktionen auf diese Publikation, die sind gespalten, also
Höfliche Anerkennung hier, unterschwellige Kritik dort. Noch immer muss sie darum kämpfen, dass ihre Arbeit nach ihrem eigenen wissenschaftlichen Wert und nicht nach ihrem Geschlecht bewertet wird.
Sie bleibt aber aktiv. Also sie korrespondiert mit diversen Mathematikern, tauscht Ideen aus, veröffentlicht weitere Arbeiten zur Elastizitätstheorie. Sie veröffentlicht auch eine Notiz im Krell-Journal oder im Journal Krell. Da habe ich, glaube ich, auch bei Galois auch mal drüber gesprochen. Das ist so ein Fachjournal. Veröffentlicht sie 1831 zu einer Gleichung aus dem Werk von Gauss, den Disquisitiones.
Zu diesem Zeitpunkt allerdings, da ist sie schon sehr krank. Seit 1829 verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand nämlich erheblich. In Briefen an den jungen italienischen Mathematiker Libri, da schreibt sie von einem schweren Leiden, das ihre Arbeit mehr und mehr einschränkt. Wie man heute weiß, ist sie an Brustkrebs erkrankt. Trotz dieser Einschränkungen publiziert sie halt weiterhin, führt Korrespondenzen und bleibt lebendig.
Zumindest so Teil der intellektuellen Welt. Und am frühen Morgen des 27. Juni 1831 stirbt Sophie Charmin in Paris mit nur 55 Jahren. Und die wissenschaftlichen Institutionen der Stadt, die sie zeitlebens ignoriert haben, die bleiben auch in ihrem Tod mehr oder weniger stumm. Keine Ehrung, keine Würdigung.
Nur Gauss, als im Jahr 1837 von der Universität Göttingen Ehrendoktorate anlässlich des hundertjährigen Bestehens vergeben werden sollen, der bedauert, dass Germain nicht am Leben sei, um so ein Ehrendoktorat zu erhalten. Er sagt, sie bewies der Welt, dass selbst eine Frau in den anspruchsvollsten und abstraktesten Wissenschaften etwas Bedeutendes leisten kann und hätte dafür ein Ehrendoktorat mehr als verdient. Und das ist ihr dann posthum verliehen worden, oder?
Sprechen wir nachher noch kurz drüber, weil es ist nicht ganz sicher. Also ich bin mir auch nicht ganz sicher. Jedenfalls, wir sind damit jetzt am Ende dieser Folge angelangt. Die Geschichte der Sophie Charmin allerdings, die heilt aber bis heute nach. Also ihre Erkenntnisse zur Schwingung elastischer Flächen, die wurden zur Grundlage für die moderne Baustatik. Und nach ihr benanntes Theorem
wurde zu einem essentiellen Baustein für spätere Forschungen an Fermats letztem Satz. Fermats letzter Satz wird dann schließlich erst 1994 vom Mathematiker Andrew Wiles gelöst.
Und auch wenn ihr die Anerkennung, die sie eigentlich verdient hat, Zeit ihres Lebens nie zuteil wurde, hat sie doch mit ihrem Kampf gegen die Normen der Zeit den Weg für die nächsten Generationen geebnet. Und darunter wohl auch die vorhin von mir erwähnte Sofia Kowalewska, die dann ja schließlich zur ersten lehrenden Mathematikprofessorin nach der Renaissance berufen werden sollte.
Fantastisch, Richard. Also es geht sich ja wirklich perfekt aus, deine Folge. Vielleicht ist es eine vollkommene Folge. Eine vollkommene Folge, ja. Habe ich das gesagt, dass perfekte Zahlen auch vollkommene Zahlen sind? Oder weißt du das? Ich war mir nicht sicher, ob du es gesagt hast. Perfekt oder vollkommen, oder? Ja, man kann beides sein. Vielleicht auch deshalb, weil ich parallel nachgeguckt habe, welche vollkommenen Zahlen es gibt. Ach so, okay. Und vielleicht, Richard, ist es eine vollkommene Folge.
Naja, vollkommen ist nichts, außer die Zahlen. Sehr schön. Woher kommt eigentlich deine Faszination für die Mathematik? Es ist inzwischen schon eine dritte Mathematik-Folge und auch wieder eine, die in Frankreich spielt.
Gibt es wahrscheinlich mehrere Gründe. Also mir fasziniert es wahrscheinlich, weil ich von Mathematik so wenig verstehe. Mir faszinieren Menschen, die sich mit einer solchen Inbrunst tatsächlich mit der Mathematik beschäftigen. Außerdem ist es natürlich auch so, weil zwei dieser Mathematikfolgen sind Frauen.
dass ich das halt auch immer sehr interessant finde, wie sich Frauen in jener Zeit behauptet haben, in einem Umfeld, das eben nicht für sie geschaffen wurde. Und grundsätzlich mag ich halt so ein bisschen die Außenseite, weil Galois ist ja tatsächlich auch eine Außenseite. Also im Grunde
Die Außenseiter-Mathematikerinnen und Mathematiker, die faszinieren mich. Das, was die alle mit Frankreich zu tun haben, hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass im 19. Jahrhundert in Frankreich einfach das Zentrum dieser Geschichten war. Natürlich haben wir jemanden wie Gauss gehabt, der in Göttingen war, aber hier laufen wahnsinnig viele Dinge zusammen. Und was ist mit Ihrer Ehrendoktorwürde?
Ja, mit Ihrer Ehren, Dr. Würde, das ist so eine Sache. Also dann kann ich nämlich auch kurz über die Literatur sprechen. Ich habe hier das Buch von Dora Musilak, Sophie Charmin, Revolutionary Mathematician, Schienen 2020 bei Springer Nature verwendet. Und es ist so, es gibt ältere Biografien, also die weit älter sind. Und es gibt im Internet vor allem eben so kurze Texte über sie, also Kurzbiografien.
Und ich weiß nicht, wo das herkommt, aber in diesen Kurzbiografien, da steht immer, dass um 1831 rum, also in dem Jahr, in dem sie dann auch sterben wird, dass um die Zeit herum Gauss sich darum bemüht, dass sie ja Ehrendoktorat der Uni Göttingen erhält. Ich habe aber nirgendwo tatsächlich einen Quellenverweis gefunden dazu. Ich habe aber in einer alten Bettgeschichte
Bachelorarbeit aus dem Jahr 1995 von einer Amerikanerin über Sophie Chamer, über dieses mögliche Ehrendoktorat gelesen und sie verweist auf ein Werk über Gauss und da habe ich dann nachgesehen in diesem Werk des, glaube ich, aus den
den 60ern oder so, da wird eben dieser Satz, den ich vorhin erwähnt habe, angemerkt und eben nicht, dass es um 1831 rum war, sondern dass eben Ehrendoktorate anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Universität Göttingen im Jahr 1837 vergeben wurden und Gauss das dazu gesagt hat. Ich weiß nicht, es ist...
Ich war leider ein bisschen zu spät dran, aber ich habe gestern eine Mail an die Öffentlichkeitsarbeiter der Uni Göttingen geschickt, um herauszufinden, was es damit tatsächlich auf sich hat. Weil eben das Spezifischste, was ich dazu gefunden habe, ist eben in diesem Werk über Gauss und die anderen Behauptungen an der Stetzingen. Und der Punkt, worum ich ein bisschen skeptisch bin, ist, dass das Buch von Dora Musilak ist sehr ausführlich und sie hat eben auch in der Einleitung geschrieben,
Dass es viele so ein bisschen halbwahre Geschichten aus ihrer Biografie gibt oder eben Dinge über sie geschrieben werden, wofür es keine Belege gibt und sie schreibt in diesem Buch nur über diese Dinge, über die es Belege gibt und in diesem Buch wird diese Ehren-Dr. Würde nicht erwähnt.
Deswegen habe ich mir gedacht, gut, Ausschlussverfahren, dann stimmt es wahrscheinlich nicht. Aber ich wollte halt auf Nummer sicher gehen, habe eben, wie gesagt, leider zu spät dieses Mail an die Uni Göttingen geschrieben und habe noch keine Antwort erhalten vor dieser Aufnahme, vor Redaktionsschluss. Die müssen das auch erst recherchieren, die wissen das ja wahrscheinlich. Sitzt da keiner und sagt, ja klar, oder?
Es ist lustig, weil erinnerst du dich an meine Folge über Sofia Kowaleska, wo ja auch in ihrem Wikipedia-Eintrag gestanden ist, dass es einen Hörsaal der TU gibt, der nach ihr benannt ist. Und ich habe dann auf der Seite der TU Wien gesucht nach dem und habe ihn nicht gefunden. Und dann habe ich auch ein Mailing geschrieben und die haben wir wirklich sehr schnell zurückschrieben. Da haben wir das erklärt, dass es tatsächlich eine Intervention da zu Studierender war und dass der nicht offiziell umbenannt worden ist und dass es auch gar nicht geht, weil diese Ehrflächen
Eben nur benannt werden nach Personen, die auch eine Verbindung zur TU Wien haben. Und sie, Kowaleska, hat nicht an der TU Wien Vorlesungen besucht, sondern an der Hauptuni höchstwahrscheinlich. Ja, verstehe. Aber wenn es eine Ehrendoktorwürde gab für die Sophie Germain, dann muss es irgendwie an der Uni Göttingen vermerkt sein. Und eben, so wie ich es gelesen habe, nicht einfach nur so, sondern eben anlässlich des hundertjährigen Bestehens.
Und deswegen eben sechs Jahre später. Und für mich ergibt es mehr Sinn, dass Gauss einfach damals gesagt hat, ja, er hätte es super gefunden, wenn sie eine gekriegt hätte, weil sie hätte es verdient, aber sie ist halt leider schon tot. Ja.
Und dann haben die das vielleicht, also vielleicht haben sie ihr danach gar keine vergeben, sondern da war das sozusagen so. Ja, ich glaube eben, ich glaube auch nicht, dass sie tatsächlich posthum vergeben worden ist. Weil man kann ja auch posthum vergeben und ich denke, wenn sie ihr tatsächlich eine geben hätten wollen, dann hätten sie einfach posthum eine gegeben. Weil es steht auch immer so, ja, sie hätte eine kriegen sollen, aber sie ist leider vorher verstorben. Irgendwas irritiert mich hier bei der Timeline. Deswegen.
Ja, ich bin gespannt, was ich dann zurückkriege. Ich werde dich und unser Publikum auf dem Laufenden halten. Ja, fantastisch. Ich kann mir gut vorstellen, weil du jetzt auch gerade gesagt hast, du hast eine gewisse Faszination für die Mathematik, weil du selber die Sachen nicht so verstehst. Ja.
Und ich glaube, ich kann es insofern nachvollziehen, weil die Mathematik ist so ein Fach. Also im Gegensatz zur Geschichte ist es ja so, dass man auch außerhalb des Universitären, wenn man jetzt so wirklich außergewöhnlich begabt ist, weil eine Mathematik einfach solche Leistungen vollbringen kann. In der Geschichte fällt das ein bisschen anders auf. Also es ist ein bisschen objektiv wahrnehmbarer, dass man so Außergewöhnliches leistet. Und das, glaube ich, kann man in der Mathematik einfach viel besser nachvollziehen.
Es ist lustig, weil ich gewisse Dinge nachhören wollte, wie man auch unser Schlussgespräch zu Sofia Kowaleska ja durchgehört. Und da sagst du nämlich was ganz ähnliches in Bezug auf die Mathematik. Da sagst du nämlich, ohne jetzt irgendjemandem nahetreten zu wollen, das sagst du, dass die Mathematik halt auch was ist, da braucht man nicht viel dazu. Da braucht man Papier und einen Stift und braucht eben nicht große Anordnungen für Experimente und all solche Dinge.
Ist natürlich verkürzt, aber ja, denke ich auch, dass das kann im Grunde aus dem Geiste können solche Dinge entspringen. Natürlich
Bei der Mathematik, wie bei vielen Sachen, aber wahrscheinlich noch mehr bei der Mathematik, ist es so, dass du dann halt auch auf den Schultern von Riesen stehst. Riesinnen. Also du brauchst, und das hat man ja auch in der Arbeit dann von Sophie Schamer gemerkt, wenn sie gewisse Dinge einfach nicht gewusst hat, weil sie nicht diese wirklich rigorose Ausbildung gehabt hat, dann fehlt es natürlich, wenn sie es für eigene Theorien und so weiter benötigt. Ja.
Also eine sehr faszinierende Biografie. Absolut. Vielen Dank. Und ich finde es auch so faszinierend, dass sie einfach Amateurin war, aber trotzdem diese bahnbrechenden Dinge entwickelt hat. Ja. Übrigens unser Freund Florian Freistetter vom Sternengeschichten-Podcast, der hat 2016 schon eine kurze Folge über Sophie Schermer gemacht. 2016? Ja, der macht das halt auch schon lange. Ja, und auch sehr
Der macht es ja auch in dieser Regelmäßigkeit auch länger als wir. Ja, der heißt der OG. Absolut. Du, das heißt aber, Fermats letzten Satz streiche ich von meiner Themenliste. Ich meine, du kannst es gerne noch ausführlicher machen. Ich habe das ja jetzt nur angerissen, mehr oder weniger. Das wäre für mich immer zu mathematisch gewesen. Ja. Aber wenn du es machen willst, warum nicht? Machst du es halt in fünf Jahren. Habe ich schon wieder vergessen. Verstehe.
Richard, gab es einen Hinweis oder bist du selber drauf gekommen? Es gab tatsächlich Hinweise. Martin hat mir im Jahr 2023 schon einmal einen Hinweis zu perfekten Zahlen bzw. der Geschichte der Zahlen geschickt. Also gefragt, ob er das machen will. Und vor ein paar Wochen hat er mich nochmal erinnert daran, dass die 496 jetzt kommt. Und Franziska und Sophie...
beide in einem Mail, die haben mir den Hinweis zu Sophie Charmin gegeben und zwar relativ kurz nachdem ich meine Geschichte über Sofia Kovalevskaya gemacht habe.
Und ja, ich habe die beiden eben zusammengefügt. Selten hat eine Folgesud gepasst. Ja, ich muss sagen, ich habe ein bisschen getrickst. Weil tatsächlich hat Sophie Charmin selbst mit den perfekten Zahlen relativ wenig zu tun. Aber sie hat sich viel mit Primzahlen beschäftigt. Und nachdem perfekte Zahlen aus Mersenne-Zahlen gebildet werden, haben wir gedacht, gut, diese paar Ecken, das ist vertretbar. Ah, verstehe. Na gut.
Aber ich meine, wer hat schon Primzahlen, die nach ihm benannt sind? Es gibt nicht wahnsinnig viele. Also ich glaube, die Mersenne Primzahlen sind benannt nach einem Mönch aus dem 17. Jahrhundert. Allerdings sind die schon sehr lang bekannt. Also Euclid selbst hat die perfekten Zahlen anhand der Mersenne Primzahlen auch schon berechnet. Verstehe.
Literatur hast du schon genannt. Gibt es noch irgendwas anderes, was du erwähnen möchtest? Nein, das ist das, auf das ich mich hauptsächlich gestützt habe. Das ist eben das Aktuellste und ich vertraue jetzt auch, was die biografischen Informationen angeht, dass sie da tatsächlich relativ rigoros war, weil sich eben im Laufe der Jahrhunderte oder Jahrzehnte und der frühen Biografien so ein bisschen Dinge angesammelt haben, wo man nicht ganz sicher sein kann, ob die stimmen. Das heißt, wir warten jetzt noch auf Antwort der Uni Göttingen. Genau.
Bin gespannt. Ich meine, wer weiß, vielleicht kommt es so, dass es dann einfach reinschreibt. Obwohl, na, wir haben so lange drüber gesprochen. Das muss dann einfach angefügt werden irgendwann in einer Feedback-Folge. Oder so als Addendum der Folge. Übrigens, wir haben nun Antwort erhalten. Mal schauen. Sehr gut. Tja, Richard, ich weiß nicht, hast du dieser Folge noch was hinzuzufügen? Ich würde sagen, wir gehen weiter und machen einen Feedback-Hinweis-Blog. Très bien.
Wer Feedback geben will zu dieser Folge oder anderen, kann das per E-Mail machen. Feedback at Geschichte.fm kann es auf den diversen Social Media Plattformen tun. Dort heißen wir gemeinhin Geschichte.fm. Außer wer uns auf Mastodon bzw. im Fediverse folgen will, da geht man dann am besten auf Geschichte.social und landet dann auch direkt auf unserem Profil.
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Alle Infos dazu gibt es unter geschichte.fm. Und wir bedanken uns in dieser Woche bei Mirko, Ingrid, Christoph, Matthias, Ole, Bernd, Björn, Bastian, Thorsten, Tamara, Sabine, Ferdinand, Philipp, Roland, Julius, Melanie, Annette, Markus, Marc, Paul, Bea, Alexander, Hussein, Martin, Floris,
Und Marius, vielen, vielen Dank für eure Unterstützung. Ja, vielen herzlichen Dank. Und danke an Lene Kieberl fürs Schneiden dieser Folge. Tja, Richard, und dann? Was ist dann? Tja, dann würde ich sagen, beenden wir diese perfekte Zahl. Dann würde ich sagen, beenden wir diese Folge, wie wir sie immer beenden und geben dem einen das letzte Wort, das immer hat. Nämlich? Bruno Kreisky. Lernen wir ein bisschen Geschichte.
Lernt ein bisschen Geschichte, dann werdet ihr sehen, wie der Reporter sich damals entwickelt hat. Hörst du das? Ja, irgendein Geräusch. Irgendwas steht da, glaube ich, vor der Tür. Ah, der Müll. Heißt nicht der Müll. Sitzt jemand, hat das Auto an, aber tut am Handy rum. Motor an.
Anzeige ist raus. Anzeige ist raus. Hör auf, am Telefon zu wischen und fahr weiter. Ich muss die Geschichte der Sophia schon mal erzählen. Glaubst du, wenn wir jetzt rausgefettert? Ich denke, ich höre es nicht laut. Es ist nur ganz leicht. Was ist da? Warte, schau jetzt. Vielleicht werfe ich was runter. Hallo, fahre weiter. Ja, okay. Jetzt schneidet sie sich an. Braucht ewig. So, ja, okay.
Ich kann so nicht arbeiten, Daniel. Ich kann so nicht arbeiten. Wirklich.