Lernt ein bisschen Geschichte, dann werdet ihr sehen, wie der Reporter sich damals entwickelt hat. Hallo und herzlich willkommen bei Geschichten aus der Geschichte. Mein Name ist Richard. Und mein Name ist Daniel. Wir sind zwei Historiker, die sich hier Woche für Woche jeweils gegenseitig eine Geschichte aus der Geschichte erzählen. Immer abwechselnd.
Und auch so, dass der eine nie weiß, was der andere ihm erzählen wird. Soweit korrekt. Soweit korrekt. Bevor es hier jetzt aber weitergeht, kommt noch eine kleine Werbeeinschaltung.
Richard. Daniel. Weißt du, was ich so schätze an Koro? Da fällt mir sehr viel ein. Dass ich dort, obwohl ich schon ziemlich viel aus dem Sortiment probiert habe und auch regelmäßig bestelle, immer wieder neue Highlights entdecke. Kenne ich. Neulich zum Beispiel die Bio-Dattel-Haselnuss-Creme. Die ist unfassbar gut. So geröstete Haselnüsse, dazu die Süße von Datteln, verfeinert mit Bourbon, Vanille und Meersalz.
Ich sage mal so, man möchte es sich einfach reinlegen. Und ich kann mir vorstellen, dass du es in so einer großen Packung verkauft hast, dass du wahrscheinlich fast reinlegen könntest. Leider nicht, weil es ist ein Glas. Und ich weiß, dir bleibt dieser Genuss wegen deiner Nussallergie verwehrt. Naja, wenn es verarbeitet ist, dann kann ich es scheißen. Ah, verstehe. Aber es gibt nämlich diesen Aufstrich auch in einer Cashew-Variante. Und ich finde ja Datteln überhaupt super lecker.
Und ich weiß nicht, ob du es wusstest, aber die halten einen Altersrekord, was ihre Keimfähigkeit angeht. Man hat nämlich 2000 Jahre alte Dattelkerne bei Ausgrabungen gefunden und die haben dann tatsächlich wieder gekeimt. Hervorragend. Ich habe letztens gerade einmal eine Doku gesehen, wo es um Dattelbäume gegangen ist und die sind echt außergewöhnlich. Bei Kodo gibt es neben leckeren Aufstrichen
Jede Menge weitere qualitativ hochwertige und innovative Produkte. Viele davon sind vegetarisch und vegan. Also über die Hälfte des Sortiments ist vegan. Darunter viele leckere Snacks, Trockenfrüchte oder Nüsse. Und viele der Produkte bei Koro sind eine gesündere Alternative und haben nicht nur Bio-Qualität, sondern werden auch in Großpackungen geliefert. Das ist nicht nur praktisch, sondern hilft auch Verpackungsmüll zu sparen. Außerdem, Koro ist äußerst transparent in der Kommunikation. Also man findet zu jedem Produkt detaillierte Infos über Herkunft und Verarbeitung.
Und viele der Produkte beziehen sie direkt vom Hersteller. Also für alle, die jetzt Lust bekommen haben, Koro mal auszuprobieren und für alle, die sich ohnehin regelmäßig mit diversen Koro-Leckereien eindecken, für die haben wir ein Angebot. Mit dem Code GADG, bitte alles in Großbuchstaben schreiben, GADG, gibt es 5% auf das gesamte Koro-Sortiment.
Also jetzt auf www.kodo.com gehen, sich mit Snacks, Nüssen und Nussmusen eindecken und 5% sparen. Alle Infos und den Code packen wir natürlich auch in die Show Notes. Hervorragend. Muss ich mal gleich besagen. Ende der Werbung. Daniel, angekommen sind wir bei Folge 497. Weißt du, was das bedeutet? Ja, das bedeutet, dass du Folge 496 erzählt hast.
Und es bedeutet, dass wir noch drei Folgen vor der 500 stehen. Ganz genau. Und jedes Mal, wenn du es sagst, schaue ich hier so meinen Simpsons-Kalender durch, dann denke ich mir, habe ich richtig gerechnet? Also wenn diese Folge veröffentlicht wird, also diese Folge wird veröffentlicht am 2. April, das ist jetzt, heute, für alle, die dies gleich hören, dann haben wir 98...
99. Ich glaube, es stimmt. Also 500. ist die erste Folge nach Ostern. Das heißt aber auch, für alle, die jetzt zuhören, unser Briefkasten zum Fragen einwerfen, der ist geschlossen. Der ist jetzt geschlossen, ja. Also ging bis 31. März und wie soll ich sagen, ich glaube, wir haben genug Material für 10 Stunden. Ja.
Wir haben viel Material und ich freue mich tatsächlich schon sehr darauf, rauszufinden, wie unsere Moderatorin Susi Lichtenberger das Ganze dann wrangeln wird. Ja. Damit es auch irgendwie erquicklich zum Anhören ist. Eine große Aufgabe, die wir hier der Susi auf ihre Schultern gelegt haben. Ja, das stimmt. Das Gute ist, die Susi ist begeisterte Ruderin. Das heißt, ihre Schultern sind stark. Ja.
Sehr gut, aber ich glaube, wir sollten die 500 auch nicht zu hoch hängen, weil es wird danach ganz normal weitergehen, oder? Ja, ja, 501. Ich glaube, es wird ganz lustig. Mehr haben wir ja gar nicht versprochen. Ja, das stimmt. Mehr haben wir gar nicht versprochen. Also, ja, machen wir es einfach. Machen wir es. Sehr gut. Aber vorher, werter Daniel, wir haben noch das reguläre Programm. Und du weißt, ich frage dich jetzt einmal...
Weißt du noch, was wir in der letzten Folge besprochen haben? 496. 496 weiß ich natürlich, weil es ist eine vollkommene Zahl. Sehr gut. Und da ich einfach schon die ganzen vollkommenen Zahlen in meinem Kopf habe und mir denke, wann macht Richard endlich mal was über die vollkommene Zahl?
Weil ich mir gedacht habe, die nächste vollkommene Zahl hat der Richard. Weißt du noch, was die anderen vollkommenen Zahlen sind unter 10.000? Also ist es die 2? Nein. Die 1? Nein. Die 3? Nein. Die 4? Die 5? Na warte mal, es muss eine Primzahl sein, oder?
Nein. Ah Gott. Weil die Primzahl ist nur 21,7, aber das ist richtig als Definition im Kopf. Wie man sieht, ich habe dir gut zugehört. Nein, es sind 6,28 und die nächste nach 496 ist 8128. Gut, aber wir haben ja nicht nur über perfekte Zahlen gesprochen, sondern über eine bestimmte Person in dieser Folge. Richtig, über die Mathematikerin Sophie Germain. Genau, Sophie Germain.
Sophie Schammer. Ja, spannende Biografie. Schönes Feedback erhalten schon dazu, aber das packt man dann, weil es ja dann teilweise auch ein bisschen komplexer ist, direkt in den nächsten Feedback. Sehr gut. Können wir jetzt auch sagen, weil der letzte ist relativ pünktlich erschienen. Oh ja. Gut, Daniel, in diesem Fall, wir werden jetzt weitermachen im Programm. Das bedeutet eine Geschichte für 497 und was soll ich sagen? Ja.
Ich persönlich freue mich schon sehr drauf, weil du wirst diese Geschichte erzählen und ich kann mich hier gemütlich zurücklehnen. Sehr gut. In deinem Ohrensessel. In meinem Ohrensessel aus Lieder. Mit einem Whisky und einer Zigarre. Ich glaube, viele stellen sich dich so vor, dass du mit deinem Jackett, wo du dann so Flecken hast an den Ellenbogen, weißt du, so... Flecker. Also so Patches. Genau, ja.
Ja, lustig. Ich meine, ich habe hin und wieder so Kurse an, sicher öfter als du, aber nicht zu Hause und nicht bei der Aufnahme. Sehr gut. Richard, nicht grübeln will ich, sondern tun, schreibt der Theologiestudent Karl Ludwig Sand in sein Tagebuch.
Und im März 1819 wird er schließlich auch tätig. Von Jena aus macht er sich auf den Weg nach Mannheim. Mit im Gepäck hat er ein Pamphlet, in dem es heißt, die Not meines Vaterlandes drängt mich zum Handeln. Viele der ruchlosesten Verbrecher treiben ungeahndet bei uns ihr Spiel. Und neben diesem Pamphlet hat er außerdem einen Dolch dabei.
Am 9. März 1819 zieht er los und kommt am 23. März in Mannheim an und macht sich gleich auf den Weg zum Haus des Schriftstellers August von Kotzebue.
Er wird zunächst abgewiesen. Er soll am Nachmittag wiederkommen. Was er auch macht, ungefähr gegen 5 Uhr, versucht er es nochmal, wird zu Kotzebu vorgelassen. Der streckt ihm die Hand zur Begrüßung entgegen und mit den Worten, hier, du Verreiter des Vaterlandes, sticht Sand auf Kotzebu ein. Ist es am 23. März? Genau, 23. März in Mannheim. Interessant. Weil?
Weil, ich zerhaue dir hier jetzt ein schönes Intro, aber wir haben so einen Literaturkalender daheim und da stehen immer Geburtstage und Todestage und die Lene hat ja am Sonntag Geburtstag gehabt und dann hat sie, und deswegen ist mir das so in Erinnerung, dass der erste Name, der dort steht, gestorben an diesem Tag Kotzebue ist. Ja.
Ah, sehr gut. Aber du hast nicht weiter recherchiert, warum? Nein, weil es sind viele Geburtstage und Todeszeiten. Also bin ich davon ausgegangen, ich bin einfach gestorben an diesem Tag. Aber ich habe nicht gewusst, dass er an diesem Tag ermordet wurde. Genau, der ist einem Attentat zum Opfer gefallen und zwar durch Sand. Der versucht jetzt, sich ebenfalls zu töten, also sticht sich mit dem Dolch in die Brust und während er aus der Wohnung stürzt, übergibt er die Schrift Todesstoß dem August von Kotzebu, einem der Diener.
Sand überlebt aber, wird festgenommen und vor Gericht gestellt. Und dieser Mord, der sorgt in ganz Europa für großes Aufsehen. Das Hofgericht Mannheim verurteilt Sand dann am 5. Mai 1820 zum Tode. Das Urteil wird dann wenige Wochen später, am 20. Mai in Mannheim vollstreckt. Und dieses Attentat, das als einer der ersten politischen Morde in Deutschland gilt, hatte weitreichende Konsequenzen.
Weil die europäischen Herrscherhäuser hatten sich ja kurz zuvor erst auf dem Wiener Kongress auf die Gründung des Deutschen Bundes geeinigt. Und also maßgeblich geprägt war diese neue europäische Friedensordnung ja durch den Habsburgern Clemens Fürst von Metternich. Und der Plan war, Revolutionen und Umsturzversuche sollten in Zukunft schon im Keim erstickt werden. Und besonderes Augenmerk lag auf den demokratischen und den nationalgesinnten Bewegungen, die immer mehr Zulauf bekommen haben.
Und es führt zu einem sehr reaktionären Kurs auf Seiten der Herrscherhäuser und führt auch zu einer sehr großen Enttäuschung bei allen, die sich eigentlich an Nationalstaat erhofft hatten und nicht wieder so einen föderalen Bund. Mhm.
Und so heizt sich jetzt also die Stimmung immer weiter auf, gerade im Umfeld der Burschenschaften an den Universitäten, zu denen Sand eben gehört. Und Sand hat nicht nur in Erlangen 1816 eine Burschenschaft gegründet, er war Mitglied der Jenaer Burschenschaft und radikalisiert sich in diesen Jahren immer mehr. Und er ist in einem Flügel der Burschenschaft aktiv, die sich die Unbedingten nennen.
Und 1818 verbreitet er dann auch einen Flugplatz, das heißt Deutsche Jugend an die deutsche Menge, wo er zum Widerstand gegen die Fürsten aufruft und zum Kampf für ein vereintes Deutschland. Und deshalb macht sein Tod Sand jetzt zu einer Symbolfigur für die Nationalbewegung.
Also es setzt sogar ein richtiger Reliquienkult ein. Also es werden zum Beispiel noch am Schafott werden seine Locken vom Kopf abgeschnitten und unter den Nationalisten verteilt und auch die Späne werden vom Schafott abgekratzt. Und zwar so viel, dass das Schafott am Ende abgerissen wird.
Also er wird ein Stück weit so die Identifikationsfigur für die Nationalbewegung und als Märtyrer verehrt. Und was folgt, war mehr Repression von Seiten der Herrschenden. Also es kommt zu den kahlsbaren Beschlüssen, die die Presse- und Meinungsfreiheit massiv eingeschränkt haben. Die Burschenschaften werden verboten. Und es ist eine Phase der zunehmenden Zensur, weil Metter nicht genau diese Stimmung nutzt, um die Vertreter der liberalen und nationalen Bewegungen zu unterdrücken. Und den Mord an Kotzebu und das Gerichtsverfahren
prägt jetzt auch das Leben eines Erfinders und Forstbeamten, der gerade erfolglos versucht, seine neueste Erfindung zu vermarkten. Sein Vater war nämlich erst Fürstlicher Hof und Regierungsrat am Badischen Hof und wurde schließlich Oberhofrichter in Mannheim. Und unter seinem Vorsitz...
wurde das Urteil gegen Sand bestätigt und das Gnadengesuch verworfen. Und das führt auch zu Anfeindungen gegen die Familie und insbesondere den Sohn. Und dieser Sohn geht dann auf eine mehrjährige Reise nach Brasilien,
Und es folgt ein stetiger sozialer Abstieg. Am Ende verliert er nicht nur alle seine Ämter, verzichtet auf seinen Adelssiedel, sondern wird öffentlich verspottet. Und das ändert sich erst nach seinem Tod, denn er macht eine äußerst bedeutende Erfindung, für die er aber erst Jahrzehnte nach seinem Ableben geehrt wird.
Was ist das für ein Twist jetzt? Richard, wir sprechen heute nicht über Kotzebu oder seinen Attentäter, sondern über das bewegte Leben eines Erfinders. Eines Erfinders, der so richtig erst nach seinem Tod für das gewürdigt wurde, was er entworfen und konstruiert hat. Ach, okay. Ich habe schon mal kurz über ihn gesprochen, über diesen Erfinder. Hast du eine Idee, wen ich meine?
Wandern nach Brasilien aus, sagst du? Ja, genau. Das ist aber ein stetiger sozialer Abstieg. Ja. Verarmt wahrscheinlich. Und verliert seinen Adelstitel. Legt ihn freiwillig ab. Legt ihn freiwillig ab. Und es ist um wann rum in den 1830er Jahren? Genau, ja. Puh, mir fällt niemand ein. Ich habe ihn erwähnt in meiner Folge 442, eine kurze Geschichte des Fahrrads. Eine kurze Geschichte des Fahrrads. Puh.
Er hat nämlich nicht das Fahrrad erfunden, aber er hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, weil er mit seiner Laufmaschine das Zweiradprinzip etabliert hat. Richard, wir sprechen heute über Karl Dreis oder Karl von Dreis. Ah, der Dreis, okay. Warum Karl Dreis oder Karl von Dreis? Also über den Adelstitel werden wir noch sprechen. Wir werden über seine Erfindungen reden und den Einfluss der politisch recht unruhigen Zeiten auf sein Leben.
Und ich habe deshalb schon von ihm erzählt, weil er mit der Laufmaschine das Zweiradprinzip etabliert hat. Also letztlich ein einspuriges Gefährt, auf dem man Balance halten musste. Aber diese Laufmaschine hatte noch keine Tretkurbel. Also man hat sich mit den Beinen vom Boden abgestoßen. So ein Roller. So eine Art Laufrad, wie man es heute bei Kindern oft hat. Was weißt du über Karl Dreis, außer dass er die Laufmaschine erfunden hat und das, was ich dir jetzt in der Einleitung erzählt habe?
Naja, dass es danach dann halt noch die Dreisine gegeben hat, die nach ihm benannt ist, oder? Die ja wieder was anderes ist. Genau, die nicht er erfunden hat. Also ironischerweise ist die Dreisine nach ihm benannt, aber die hat er nicht erfunden. Ja, ansonsten weiß ich nichts. Fantastisch. Ich habe jetzt schon sehr, sehr viel erzählt, so kleine Bruchstücke in den Raum geworfen. Und ich habe jetzt vor, die alle mal aufzuglauben. Sehr gut. Und zusammenzuführen.
Sein voller Name ist eigentlich Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Dreis von Sauerbronn. Seine Eltern gehören zwar dem Adel an, aber die haben keinen eigenen Grundbesitz. Also die waren so Beamtenadel. Und geboren ist Dreis im April 1785 in Karlsruhe in Baden. Und in Baden gibt es in der Phase des Vormärz, also Vormärz ist so die Phase vor der Revolution von 1848,
In Baden gewinnen diese Demokratisierungsbewegungen sehr großen Einfluss. Und Baden wurde auch politisch bedeutender in dieser Zeit, stieg nämlich von einer Markgrafschaft mit dem Ende des Heiligen Römischen Reichs 1806 auf zum Großherzogtum. Und Großherzog Karl hat eine Verfassung erlassen, nämlich die Badische Verfassung von 1818 und die gilt als die freiheitlichste Verfassung im ganzen Deutschen Bund.
Was bedeutet freiheitlich in dem Zusammenhang? Freiheitlich bedeutet, dass die Bayerische Ständeversammlung, die bestand aus zwei Kammern und bei der zweiten Kammer hat der Stand keine Rolle gespielt. Und daher war die freiheitlicher als die meisten Verfassungen, die es sonst im Deutschen Bund gab.
Und das erzähle ich deshalb, weil die breite liberale und nationale Bewegung in Baden führt dazu, dass die Revolution von 1848 dort eine gewisse Eigenständigkeit und auch Radikalität gewinnt. Wird auch genannt die Badische Revolution mit Karlsruhe im Mittelpunkt. Und wenn du dich erinnerst, Kotzebue wird ja auch in Mannheim ermordet. Und Mannheim gehört seit Ende des Heiligen Römischen Reichs ebenfalls zu Baden, also zu diesem Großherzogtum.
Der Sohn soll jetzt ebenfalls eine Beamtenlaufbahn einschlagen, und zwar als Förster. Seine Ausbildung erhält er nämlich durch den Onkel, den Oberforstmeister Friedrich von Dreis. Und in dem Zuge kommt Dreis ab 1803 auch für kurze Zeit an die Uni in Heidelberg. Was ihn ziemlich prägt, weil er nämlich recht unterschiedliche Vorlesungen dort besucht, aber keinen Abschluss macht, weil er eigentlich gerade so in seiner Forstlaufbahn hängt. Mhm.
Das heißt, er bleibt nur eineinhalb Jahre an der Uni, setzt dann seine forstwirtschaftliche Laufbahn fort und wird dann im Jahre 1810 zum Forstmeister. Er wird zwar Forstmeister, aber ihm wird jetzt erstmal kein Forstbezirk übertragen. Und deshalb versucht jetzt sein Vater, der ja ein sehr angesehener Hofbeamter ist, der versucht jetzt seinem Sohn ebenfalls eine Karriere am Hof zu verschaffen. Das passiert auch, also er wird erst Hofjunker und dann wieder Kammerjunker.
Aber das sind quasi so reine Ämter, damit geht keinerlei Verpflichtung einher. Achso, er kriegt einfach Geld für nichts. Nein, nicht einmal Geld. Also er ist wieder einfach Hofjunker und darf sich eben als Hofjunker bezeichnen, darf dann gewisse Veranstaltungen besuchen, aber es hat jetzt keine... Aha, verstehe. Also er bietet ihm Zugang zu dem Ganzen, aber Geld oder tatsächliche Aufgaben hat er nicht. Genau. Aber dann passiert was sehr Interessantes, was seinen weiteren Lebensweg jetzt entscheidend prägen wird.
Also er ist jetzt Forstmeister, bekommt aber keinen Forstbezirk übertragen erstmal. Und dann macht sein Vater eine Eingabe am Hof und fragt nach Urlaub auf unbestimmte Zeit für seinen Sohn, damit der nämlich seine Bezüge als Forstmeister behält, aber in Mannheim bzw. in Karlsruhe in der Nähe des großherzoglichen Hofs leben kann. Und es soll ihm dann die Möglichkeit bieten, eben dort Kontakte zu knüpfen und Zeit am Hof zu verbringen.
Und trotzdem ja weiterhin seine Bezüge zu erhalten. Also er ist jetzt Forstmeister ohne Funktion, mit Urlaub auf unbestimmte Zeit.
Klingt eigentlich ganz gut. Absolut. Also 1811, Dreis ist jetzt 25 Jahre alt, lebt wieder zu Hause bei seinem Vater und hat jede Menge Tagesfreizeit. Er bekommt volles Gehalt, hat aber keine dienstlichen Verpflichtungen. Wie ein Traum. Absolut. Und Dreis nutzt die Zeit und wird Erfinder. Ja, sehr gut.
Er nutzt aber halt nicht die Zeit, um am Hof zu netzwerken, was wir gleich sehen werden, was ihm in seinem späteren Leben auf die Füße fallen wird.
Es ist wenig, eigentlich so gut wie gar nichts über seine Hintergründe oder seine persönlichen Motivationen bekannt. Also er macht jetzt dann einige Erfindungen, aber nicht nur Gegenstände, sondern er fängt zum Beispiel an, dass er eine mathematische Formel zur Auflösung von Wurzeln veröffentlicht. Er veröffentlicht eine Schrift, die Formel für die allgemeine Auflösung der numerischen Gleichungen in jedem Grad ist.
Und jetzt ist es so, der Vater hofft jetzt, dass der Sohn eine Karriere am Hof macht, aber es sieht erstmal gar nicht danach aus. Es gibt einen sehr, sehr langen Stillstand. Also erst 1821, da ist er dann schon seit zehn Jahren beurlaubt, da wird ihm dann der Titel Kammerherr verliehen. Und dazwischen passiert nichts. Also es deutet alles darauf hin, dass Dreis eigentlich sich selten am Hof hat blicken lassen und da genetzwerkt hat.
Ja, und im Einen kann man auch nicht erwarten, dass man ständig aufsteigt, oder? Weil man auch nichts tut. Genau. Es ist nämlich überhaupt schon mal ungewöhnlich, dass er als Adliger für den eigentlich eine Stellung als Beamter am Hof vorgesehen war, ohne eigene Werkstatt, dass er als Erfinder gearbeitet hat. Weil er hat also Entwürfe gemacht und zur Umsetzung hat er die dann immer an Handwerksbetriebe schicken müssen.
Und die Laufmaschine war nicht sein erstes Fahrzeug. Er entwirft 1813, also zwei Jahre nach seiner Beurlaubung, eine vierrädrige Fahrmaschine, wie er sie genannt hat. Die konnte bis zu vier Personen transportieren. Und dieses Gefährt soll er in Karlsruhe auch dem russischen Zaren Alexander vorgeführt haben.
der ihm zum Dank dann einen Brillantring geschenkt haben soll. Und 3. schlägt vor, dass man das als Ersatz für Postkutschen verwenden soll, weil es den Vorteil hat, dass man dann keine Pferde braucht. Weil Pferde waren teuer und Pferde hinterlassen auch jede Menge Mist auf den Straßen. Und von der Fahrmaschine gibt es aber leider keine Abbildungen und auch keine technische Beschreibung. Also das ist alles verloren gegangen. Das Einzige, was wir haben, ist das Gutachten, das aufgrund eines Patentantrags erstellt wurde.
Daraus kann man ablesen, es war wohl ein Muskelkraftwagen, also es gab so ein Tretrad, wahrscheinlich so eine Kurbelwelle zwischen den Hinterreifen. Und durch das Treten, also so eine Art Stufensteigen, wurden dann also die Hinterräder angetrieben. Und für den Bau der Wagen hat ihm dann sein Vater wahrscheinlich finanziell unter die Arme gegriffen, also hat ihm das Geld vorgestreckt, damit er diese Wagen hat bauen lassen können.
Allerdings ist es dann so, das Patent für die Fahrmaschine wird ihm verweigert, weil der Gutachter zu dem Schluss kommt, dass es höchstens ein Spielwerk wäre, das wohl nicht von großer Erheblichkeit und Nutzen sein würde. Also der hat gedacht, das ist was für Kinder. Ja genau, es ist lustig, um im Park rumzufahren, aber das nervt mich. Im Juli 1814 will er dann aber zeigen, dass seine Fahrmaschine durchaus praktikabel ist,
Und mit einem Diener macht er sich dann auf den Weg nach Wien. Hast du eine Idee, warum er unbedingt nach Wien will? Oder ausgerechnet nach Wien? Wann sind wir jetzt? Jetzt sind wir im Juli 1814. Na ja, Wiener Kongress. Richtig. Da sind ja massive Mengen an Pferdefuhrwerken unterwegs gewesen. Ganz genau.
Er erhofft sich jetzt mit seiner Fahrmaschine ohne Pferd dort am Wiener Kongress, wo eben auch ganz viele, es sind ja ganz viele Besucher auch dort. Er erhofft sich jetzt Aufmerksamkeit für seine Fahrmaschine zu bekommen. Jetzt endlich denkt er ans Netzwerken. Genau. Was für einen anderen, besseren Ort zu jener Zeit gäbe es, wo sich die gesamte europäische Adel oder Diplomatie in Wien befindet.
Also wenn es um seine Erfindungen geht, da klappt es mit dem Netzwerken auch. Er fährt jetzt also zum Beispiel über den Burg und Michaelaplatz quer durch Wien Richtung Prater und zeigt eben dann seine Fahrmaschine. Allerdings bleibt der erhoffte Erfolg aus.
Also es gibt einfach nicht genug Interesse für sein Fahrzeug. Er ist dann zurück in Mannheim, überarbeitet dann die Fahrmaschine, beschäftigt sich aber auch vor allem mit noch einigen weiteren Erfindungen. Es ist allerdings leider nur sehr wenig überliefert. Aber man kann schon sagen, dass er in diesen Jahren sehr aktiv ist. Also wir wissen zum Beispiel aus dem Jahr 1816, allein aus dem Jahr, dass er da unter anderem eine schnell zu schreibende Geheimschrift entwickelt hat, eine Tauchermaschine und eine Schießmaschine.
Okay, also er ist wirklich so Hans Dampf in allen Gassen, was die Erfindungen angeht. Genau. Dann ein Jahr später, also im Jahr 1817, gelingt ihm dann, zumindest aus heutiger Sicht, der große Wurf. Die Erfindung, für die heute bekannt ist, nämlich die Laufmaschine. Und interessanterweise, seine Inspiration war das Schlittschuhfahren. Also, dass man sich eben so abstößt, wie beim Schlittschuhlaufen. Das ist so die Idee, die dahinter steckt. Mhm.
Diese Erfindung gilt heute als so bedeutend, weil mit ihr zum ersten Mal ein gelenktes Zweirad verwirklicht wurde. Also das Zweiradprinzip ist damit erfunden und der Historiker Hans-Erhard Lessing bezeichnet das als der Urknall der pferdelosen Fortbewegung.
Also damit beginnt quasi die Fortbewegung mit einer Maschine, die eben nicht von einem Pferd gezogen wird. Es gibt diese These von ihm, die habe ich auch in der Fahrradfolge genannt, dass es durch den Tambora-Vulkanausbruch 1816 zu einer Pferdekrise gekommen ist. Das ist ja bekannt, dass das Jahr ohne Sommer, weil da die Ernten so schlecht waren, durch den Vulkanausbruch eben die Sonne verdunkelt wurde, dass eben viele Pferde nicht mehr ernährt werden konnten. Und
Das soll Dreis zum Anlass genommen haben, ein Fortbewegungsmittel zu erfinden, wofür man keine Pferde braucht. Diese These gilt aber inzwischen als widerlegt. Die Laufmaschine präsentiert Dreis also 1817 erstmals der Öffentlichkeit und er verkauft sie eben mit dem Argument, es ist viel praktischer, weil sie kann schneller bestiegen werden, als ein Pferd gefüttert und gesattelt werden kann. Soll aber auch, wie er schreibt, der Gesundheit und des Vergnügens dienen.
Man muss sich ja wirklich klar machen, Pferde waren einfach das wichtigste Fortbewegungsmittel der Zeit. Und er war halt davon überzeugt, dass die Laufmaschine, was Geschwindigkeit und was Kosten anging, dem Pferden überlegen war. Ja, ich meine, auf dem Papier klingt es auf jeden Fall so. Genau.
Er selber baut diese Laufmaschinen ja nicht. Das heißt, was er will oder womit er Geld verdienen will, ist, dass er Lizenzen verkauft. Also man kann es nachbauen und kann dann von drei so Abzeichen kaufen für elf Gulden. Das war so eine Art Lizenzmarke, die man dann an seiner Laufmaschine anbringen musste. Und man konnte auch direkt bei ihm eine Laufmaschine kaufen für 44 Gulden. Die hat er dann eben in Auftrag gegeben. Und wenn man auf der Straße so eine Laufmaschine ohne dieses Abzeichen sieht, dann weiß man.
Hat nicht bezahlt. Ganz genau, das war die Idee. Aha.
konstruiert jetzt unterschiedliche Varianten dieser Laufmaschine. Also es gibt zum Beispiel auch welche mit höhenverstellbarem Sitz und es gibt auch sehr interessante Details dieser Laufmaschine. Zum Beispiel gibt es so ein Balancierbrett für die Unterarme. Also du setzt dich so drauf und dann legst du die Unterarme auf so ein Brett, das so quer drauf liegt und dann hast du die Unterarme so drauf liegen, bist so leicht nach vorne gebeugt und hältst mit den Händen dann die Leitstange zum Lenken. Ist so ein bisschen wie
Wie so Rennrad-Dinger, oder? Da gibt es ja auch so, die so geschwungen sind, wo du deine Arme drauflegen kannst und mit den Händen festhältst vorne. Stimmt, gerade so diese Triathlon-Lenker sind so, wo du mit den Unterarmen so drinlegst. Ja, stimmt.
Und es gab auch so eine Schnur, wo man eine Bremse betätigen konnte. Also seine Laufmaschine hat auch eine Bremse. So mit einer Schnur, okay. Ja genau, da musst du es so langsam ziehen an der Schnur, dann hast du die Bremse betätigt. Ist ja, glaube ich, eh das Bremsenprinzip grundsätzlich, oder? Das ist ja eh auch eine Schnur, also nicht eine Schnur, sondern so ein Draht eben, aber wird halt ausgelöst, indem man diesen Hebel zieht, aber eigentlich dasselbe System oder Prinzip. Stimmt, ja, genau. Was auch super ist, es gibt an der Seite, an den Vorderrädern, kann man so Taschen anbringen.
Und vorne ist dann so Platz für die Lizenzmarke. Das ist dann wie die Kühlerhabe bei den Autos. Und da hinten hinterm Sitz gibt es auch für den Mantel auch so eine Manteltasche. Hat an alles gedacht. Ja, wirklich an alles gedacht. Es gibt auch tatsächlich auch Zusatzausstattung. Zum Beispiel einen Schirm gegen Sonne und Regen. Also es wirkt wirklich schon alles sehr durchdacht. Und diese Zusatzgeschichten, die passen natürlich nur auf das Original. Genau. Ja, genau. Das kennen wir von heute auch. Ja, jetzt
Es ist wirklich sehr ähnlich, weil es gibt dann zum Beispiel die Nachbauten haben oft keine Bremse und so, weshalb dann die Laufmaschine auch manchmal in Verruf gerät. Der erste öffentliche Auftritt der Laufmaschine ist am 12. Juni 1817. Dreis fährt eine Strecke von 13 Kilometern vom Mannheimer Schloss zu einer Pferdewechselstation und wieder zurück.
Und damit erregt er jetzt schon sehr viel Aufmerksamkeit. Also er macht jetzt einige Fahrten, darüber gibt es dann auch Berichte in den Zeitungen, die da veröffentlicht werden. Und die Laufmaschine macht relativ schnell die Runde. Und mit diesen Zeitungsberichten im Hintergrund geht er jetzt an den Hof und macht im August 1817 eine Eingabe. Er möchte nämlich jetzt ein großherzogliches Privilegium für die von ihm gemachte Erfindung für die nächsten zehn Jahre haben.
Das Problem ist nämlich, das Patentwesen im Deutschen Bund war für die Erfinder ein Problem, weil das hat noch nicht so richtig existiert. Also das Patentwesen war nicht das Problem, sondern die fehlende Existenz des Patentwesens. Genau. Also es war so, der Deutsche Bund, der bestand zunächst aus 35 souveränen Fürstentümern und vier freien Städten. Und es gab jetzt kein einheitliches Patentrecht.
Und in Baden, wo Dreis gelebt hat, gab es jetzt auch kein Patent in unserem Sinn, sondern Dreis konnte ein sogenanntes Privilegium oder ein Monopol beantragen. Deshalb hat es ihm erlaubt, dass er als einziger diese Laufmaschinen verkaufen durfte. Das galt aber dann ja auch nur für das Großherzogtum Baden. Dreis hat dann also einen Patentantrag beim Fürsten eingereicht und hat dann erstmal ein paar Monate gewartet. Wobei es natürlich geholfen hat, dass sein Vater ein sehr angesehener Beamter war.
Und sie als Adelige auch direkten Zugang zum Großherzog hatten. Aber zur Erinnerung, wir sind im Jahr 1817, Dreises ist immer noch bei vollen Bezügen vom Dienst freigestellt. Seit jetzt sieben Jahren. Es ist so lustig, weil wir reden ja oft hier über Leute, die Außergewöhnliches leisten oder die Erfindungen oder die irgendwie sich so behaupten in der Welt.
Beim Dreis habe ich das Gefühl, der hat wirklich alle Voraussetzungen, die man braucht, um irgendwas zu erreichen. Er hat seinen Vater, der ein hoch angesehener Behamter ist. Er muss nicht arbeiten, wird bezahlt, ohne dass er irgendwas tut. Also er hat wirklich beste Voraussetzungen. Was allerdings ein bisschen Unmut am Hof erzeugt bei Dreis ist,
Dass er öfter Eintritt zum Beispiel verlangt für seine Vorführungen oder manchmal lässt er sich auch seine Dienste als Fahrlehrer bezahlen. Also er zeigt den Leuten, wie sie fahren lernen mit der Laufmaschine. Er verkauft ihnen das Gerät und dann, wenn er wissen wollte, wie man das Ding auch fährt, dann müsste man ihn auch bezahlen. Genau.
Und dass er dafür Eintritt verlangt oder Geld verlangt hat, war deshalb ein Problem, weil als Beamter durfte er eigentlich keine Nebentätigkeit ausüben. Und Dreis verspürt gleichzeitig aber auch so einen gewissen Zeitdruck, weil es inzwischen jetzt schon diverse Nachbauten seiner Laufmaschine gab. Deshalb wendet er sich jetzt also im November 1817 direkt an den Großherzog nochmal und bittet jetzt um das Erfindungspatent,
damit eben alle Kopisten wirklich verpflichtet werden, bei ihm diese Plakette oder diese Lizenz zu kaufen. Es zieht sich hin, es wird erstmal ein Gutachten in Auftrag gegeben. Es ist dasselbe wie bei der Fahrmaschine. Und er kommt zu dem Schluss, aus den angeführten Gründen muss ich den großen praktischen Nutzen der Laufmaschine von Freiherren von Dreis in Zweifel ziehen.
Allerdings will der Gutachter es nicht alleine entscheiden, sondern zieht noch einen weiteren Gutachter hinzu. Dreis bekommt inzwischen die Kritikpunkte zugespielt und reagiert darauf, widerlegt also diese Kritikpunkte. Und so wird also sein Patent schließlich doch noch bewilligt. Wer also jetzt ohne Lizenzmarke unterwegs ist, muss ihm zehn Reichsteiler Strafe zahlen. Mhm.
Ende Januar 1880 hat er also jetzt auf zehn Jahre das Patent auf die Laufmaschine. Aber dieses Patent kommt zu einem Preis. Am Hof kommt es jetzt zur Diskussion, weil Dreis ja inzwischen seit sieben Jahren bei vollen Bezügen immer noch beurlaubt ist. Und sie bieten ihm jetzt eine Alternative an. Wenn er auf die Forstlaufbahn verzichtet, dann kriegt er nicht nur das Patent, sondern dann wird er zum Professor für Mechanik ernannt. Was wiederum keinerlei Verpflichtungen nach sich zog und auch kein Geld eingebracht hat,
Aber er hat eben dann diesen Titel bekommen. Weißt, ist ein bisschen interessant. Meine letzte Folge war über eine brillante französische Mathematikerin, die einfach, weil sie ja Frau war, nicht einmal in akademischen Institutionen lernen hat können. Geschweige denn, sich einen Titel verdienen oder sogar Professorin werden. Und hier ist dieser Typ.
dem das quasi angeboten wird als Alternative. Das ist bezeichnend. Das ist wirklich interessant. Da können wir nachher noch drüber reden, weil das macht auch so diese Interpretation seiner Biografie aus. Für die einen wird er nämlich jetzt dann so zum Verfolgten und für die anderen ist er quasi von Anfang an so der Überprivilegierte, dem alles so zufliegt. Naja, basierend auf dem, was du mir bisher erzählt hast, bin ich momentan noch im Camp Überprivilegiert.
Sehr gut. Es ist so, ihm wird dann also dieser Professorentitel verliehen, unter Enthebung von seinen bisherigen Verhältnissen vom Forst- und Jagdwesen. Er scheidet aus dem Forstdienst aus, bekommt aber weiterhin seine Bezüge, aber mit dem Unterschied zu vorher, sie werden jetzt nicht mehr erhöht. Okay. Kleiner Wehrmutstropfen. Allerdings, das Problem ist ein bisschen, das Geld reicht ihm halt nicht. Er braucht für die Konstruktion seiner Erfindungen immer mehr Geld. Das heißt...
Er ist die ganze Zeit dabei, entweder bei seinem Vater oder eben Vorschüsse oder so am Hof zu beantragen. Später beantragt er auch mehrfach seine Wiedereingliederung als Forstmeister, was ihm aber immer verweigert wird. Für den Moment spielt es aber jetzt keine Rolle, weil Dreis hat jetzt für zehn Jahre dieses Privileg und will ja erstmal seine Laufmaschine vermarkten. Der Plan ist ja davon leben zu können.
Und es sind ja auch erstmal schon einige Bestellungen jetzt bei ihm eingetroffen. Nicht zuletzt war der preußische König an seiner Laufmaschine interessiert. Und auch sonst, vor allem so als Adelskreisen, kommen ganz viele Bestellungen aus dem ganzen Deutschen Bund auf ihn zu. Er selbst hat die Laufmaschine dann ja nicht gebaut, sondern bei einem Stellmacher in Auftrag gegeben. Weißt du, was ein Stellmacher ist? Nein. Ein anderes Wort für Stellmacher ist ein Wagner, also jemand, der Räder herstellt. Okay.
So verbreitet sich jetzt das Laufrad an sich recht schnell. Also sogar Goethe berichtet, dass er jener Studenten damit hat rumfahren sehen. Anfangs sieht es jetzt nach einem riesigen Erfolg aus. Also im Februar 1818 bekommt er auch in Frankreich ein Patent zugesprochen. In anderen Ländern wurde es ihm allerdings verweigert. Also zum Beispiel in England, wo die Laufmaschine als Hobby Horse von einem gewissen Dennis Johnson patentiert wurde. Und das ist lustig, weil Hobby Horsing seit einiger Zeit ja wieder in Mode ist, aber nicht dank der Laufmaschine.
Ja, das Hobbyhorsing, das jetzt in Mode ist, das ist ja tatsächlich einfach mit so einem Holzpferd zu tun, als würde man springreiten. Genau. Wie nennt man das? Steckenpferd. Steckenpferd, genau. Der Name, der sich in Bayern durchsetzt, den finde ich auch ganz gut. Da nennt sich das dann Schnellgehwage. Schnellgehwage? Schnellgehwage. Sehr gut. Und Dreist, der reist jetzt also umher, präsentiert überall seine Laufmaschine und
Und es gibt dann auch Fahrstunden, um den Leuten so die Angst vor dem Fahren zu nehmen. Es gibt zum Beispiel eine große Laufmaschinenschau in Paris im Jardin du Luxembourg. Interessant ist aber jetzt, trotz der an sich großen internationalen Aufmerksamkeit,
Weil es verbreitet sich eben nicht nur in Deutschland, im Deutschen Bund, sondern auch in Frankreich, in England. Aber trotzdem gelingt es ihm jetzt nicht, seine Erfindung erfolgreich zu vermarkten. Das hat auch damit zu tun, dass nicht nur positiv über die Laufmaschine berichtet wird. Schlimmer noch, es wird sich lustig gemacht übers Laufmaschinenfahren. Der Dreisinenreiter wird ein beliebtes Motiv von Karikaturisten.
Und so sorgt quasi die Laufmaschine einerseits zwar für Furore, aber etabliert sich nie so richtig als alltägliches Fahrgerät. Ein Zeitgenosse von Dreyse, der schreibt zum Beispiel, ein Rädergestell, auf dem man zugleich saß und lief, ein zweckloses, lächerliches Ding, das viel Gespött veranlasste. Hm.
Wobei man da natürlich auch dazu sagen muss, es ist ja natürlich oft so bei solchen progressiven Dingen, dass die zuerst einmal auf Widerstand stoßen. Vor allem, wenn die Leute einfach seit hunderten von Jahren gewöhnt sind, dass sie sich wie ein Pferd fortbewegen. Und dann kommt hier plötzlich so ein Ding her und schaut alles so ein bisschen ulkig aus.
Aber das hat es, glaube ich, schon öfter gegeben in der Geschichte. Das stimmt, ja. Die Frage ist ja, wie sich es am Ende durchsetzt. Und ich glaube tatsächlich, wahrscheinlich war es am Ende der praktische Nutzen, der gefehlt hat. Also es gibt tatsächlich eine lange und breite Diskussion, warum sich die Laufmaschine am Ende nicht durchsetzt oder warum sie sich nicht erfolgreich vermarkten lässt. Ein Aspekt, der noch dazukommt, ist, dass mit der Verbreitung der Laufmaschinen sich die ersten Verbote auch etabliert haben.
Also es kommt dann zu den ersten Unfällen und darauf reagieren dann die Regierungen, weil ja viele der Laufmaschinen zum Beispiel keine Bremsen hatten, dass sie dann Fahrverbote ausstellen. Also in Mannheim zum Beispiel durfte man in Nebenstraßen nicht mehr mit der Laufmaschine fahren oder auf den öffentlichen Spazierwegen. Und das hat das Fahren dann nicht unbedingt einfacher gemacht, weil man ja dann auf den schlechten Straßen fahren musste zwischen den Fuhrwerken und den Pferden. Und das hat es auch ein bisschen unattraktiver gemacht. Ja, die Infrastruktur war halt auch noch nicht bereit dafür. Genau.
Interessant ist, dass das wirklich in vielen Städten passiert, also auch in den USA übrigens. Es kommt zu einer kurzen Begeisterungswelle, die aber genauso schnell wieder abebbt, wie es aufkommt. Also die Laufmaschine erregt zwar Aufmerksamkeit, entpuppt sich aber dann halt als keine praktische Alternative dann zu anderen Fortbewegungsarten in der Stadt. Mhm.
Und als Reisegerät kann sich das auch nicht durchsetzen. Auch ein 3 ist das immer wieder propagiert und dann auch zwischen Städten hin und her fährt, um zu zeigen, so eine Laufmaschine kann man auch dafür benutzen für Fernreisen. Hat ja alles dabei. Ablage für den Mantel. Ja, genau. Gibt Taschen. Genau. Wo man Zeug reinstecken kann, ein Proviant. Aber es ist ein finanzieller Erfolg, wurde das Laufrad für 3s jedenfalls nie.
Im Februar 1821, habe ich schon angedeutet, wird er dann zum Kammerherrn ernannt, bringt aber auch keine weiteren Einkünfte, sondern vor allem bringt es ihm das Privileg, dass er die Kammerherrenuniform tragen darf. Was er auch sehr häufig macht, wie wir gleich noch sehen werden. Und es gibt jetzt im Leben von Karl Dreis, ist glaube ich jetzt schon auch deutlich geworden, so ein paar Aspekte, die in verschiedenen Biografien recht unterschiedlich beurteilt werden. Eine zentrale Frage ist natürlich, warum klappt die Vermarktung der Laufmaschine nicht?
Waren es am Ende die Nachbauten? War es das fehlende Patentgesetz, weil es eben das einheitliche Patentgesetz erst ab 1877 nach der Reichsgründung gab? Oder waren es die Verbote, die jetzt an vielen Orten das Fahren auf dem Gehweg verbieten? Oder weil die Straßen eben voll von Pferdemisten Kutschenspuren waren und es da sich nicht so gut fahren ließ? Und das ist so die eine Frage. Und die andere Frage betrifft jetzt eine gesellschaftliche Stellung.
Weil er wird jetzt zwar zum Kammerherrn ernannt, entscheidet sich aber kurz darauf, das Land zu verlassen. Er sieht es aber nicht als endgültige Auswanderung, sondern mehr so als mehrjährige Studienreise. Er schließt sich nämlich jetzt einer Auswanderergesellschaft an. 90 Personen fahren im November 1821 von Bremen nach Rio de Janeiro. Und zwar unter der Führung von Georg Heinrich von Langsdorf.
Das war der russische Generalkonsul in Brasilien, weil er hat für die Regierung in Brasilien Auswanderungen organisiert. Und Dreis arbeitet jetzt für ihn in Brasilien als Feldvermesser auf seinem Anwesen. Und die beiden kannten sich vermutlich, weil ihre Väter beide am Oberhofgericht in Mannheim tätig waren. Aber jetzt ist die Frage, warum wandert er eigentlich überhaupt aus? Also ist er gerade dabei oder versucht gerade eigentlich seine Erfindung zu vermarkten?
Naja, das ist dann wahrscheinlich in Verbindung mit dem, was du ganz am Anfang erzählt hast, oder? Genau, es gibt die Vermutung und es wird in einer Biografie und auch im Wikipedia-Artikel so groß gemacht, es gibt die Vermutung, dass er es macht, weil er angefeindet wird wegen des Urteils gegen Sand. Ja.
Er wandert jedenfalls aus, begibt sich also auf dieses Schiff von Bremen nach Rio de Janeiro. Zwei Monate dauert die Fahrt und mit im Gepäck hat Dreis zwei seiner Erfindungen. Zwei Laufmaschinen hat er dabei und eine Schnellschreibmaschine.
Die Schnellschreibmaschine war neben der Laufmaschine seine vielversprechendste Erfindung. Das ist wirklich sehr interessant. Das ist so ein Kasten mit 16 Tasten oben. Und beim Drücken dieser Tasten, also je nach Kombination dieser Tasten, kam dann so ein Papierstreifen aus der Maschine, wo Buchstaben so eingestanzt waren. Mit Punkten wurden die so geprägt. Wie bei so einem Beschriftungsgerät im Grunde. Und damit sollte man so schnell Text verfassen können. Also so eine Art Stenotypie. Ja, genau.
Das ist wohl auch der Grund, warum er sich nicht durchsetzt, weil am Ende sich dann Steno durchsetzt als Schnellschreibtechnik. Er bleibt erst mal zwei Jahre bei Langsdorf auf seinem Grundstück und schließt sich dann 1824 eine Expedition an, die im Auftrag des Kaisers nach Bodenschätzen suchen soll. Und bei Kaiser Brasilien habe ich natürlich kurz gestutzt, nachgeschaut. Und es handelt sich tatsächlich bei diesem Kaiser um Peter I., Dom Pedro,
Den Mann von Maria Leopoldin von Österreich, über den ich in Folge 459 eine Kaiserin für Brasilien erzählt habe. Was für eine Verknüpfung. Sehr gut. Und es gab wohl auch eine Laufmaschinenvorführung am Hof, die von Dom Pedro auch sehr gelobt wurde. Im Februar 1827 machte er sich dann wieder auf die Heimreise und zieht dann in Mannheim erstmal wieder bei seinem Vater und bei seinen Schwestern ein.
Der Vater hat inzwischen sein 50-jähriges Dienstjubiläum hinter sich und ist zum Ehrenbürger Mannheims ernannt worden. Und ich glaube, das ist auch so ein Punkt. Der Vater war wirklich so höchst angesehen und hatte sehr gute Kontakte am Hof. Und hat auch wirklich gearbeitet in dem, was er in seinem Job, oder? Offensichtlich, glaube ich schon, ja. Ich komme mal davon aus. Und 1830 ändert sich jetzt die Situation für Dreis ganz grundlegend.
Da stirbt nämlich jetzt sein Vater und einen Monat später stirbt auch sein höchster Kontakt am Hof, nämlich der Großherzog Ludwig. Und er hat bislang ja immer von der hohen gesellschaftlichen Position seines Vaters profitiert und seinen Verbindungen zum Hof. Und man sieht jetzt ab den 1830er Jahren, dass er um seine Stellung kämpft. Und deshalb habe ich das am Anfang auch schon erzählt, es folgt nämlich jetzt ein langer, aber stetiger sozialer Abstieg. Und dieser soziale Abstieg, der wird jetzt in den Biografien auch ganz unterschiedlich gedeutet.
Für mich sieht es so aus und so wie ich das jetzt auch erzählt habe, dass er durch den Tod seines Vaters eben den gesellschaftlichen Anschluss verliert, um den er sich ja vorher nie bemüht hat oder nur sehr wenig bemüht hat. Ja, man hat sich immer darauf verlassen, dass der Vater es errichten wird. Genau, weil sein Vater kümmert sich ja um seine Freistellung als Forstmeister, damit er Zeit hat am Hof zum Netzwerken und Dreis nutzt die Zeit halt zum Erfinden.
Oder dieser soziale Abstieg, das ist auch eine Interpretation, die oft gemacht wird, da sind ursächlich die Nachwirkungen des Urteils gegen Sand. Am Ende jedenfalls, da können sich, glaube ich, alle Biografen darauf einigen, ist seine Reputation jedenfalls im Eimer. Es gibt auch die Vermutung, dass er stark alkoholkrank war. Da gibt es auch einige Hinweise drauf, da werde ich gleich noch ein Beispiel erzählen. In einem Brief seiner Schwester, da schreibt sie jedenfalls vom Kummer um den Bruder Sand,
welcher gleich einem nagenden Wurm an unserer Gesundheit zehrt. Auch nicht sehr schmeichelhaft, das von der eigenen Schwester zu hören. Ja, die Schwestern, die sich tatsächlich offenbar Sorgen um den Bruder machen, der immer mehr zu einem Sonderling wird. Wenn du zum Beispiel seinen Wikipedia-Eintrag liest, dann gewinnt man den Eindruck, dass er so zum Opfer des Systems geworden ist. Also er wird angefeindet wegen des Urteils gegen Sand, deshalb geht er nach Brasilien, von dort kommt er als glühender Demokrat zurück,
Und als die Revolution scheitert, erreicht sich das Regime an ihm. Und deshalb ist er eben am Ende seines Lebens nur noch so dieser alkoholkranke Sonderling. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, was diese Interpretation angeht. Bin gespannt, was du dazu sagst, wenn ich dir jetzt noch so seinen restlichen Lebensweg erzähle. Lass uns mal über die Zeit nach 1830 sprechen, also wo er aus Brasilien zurück ist und sein Vater nicht mehr am Leben ist. Also 1828 ist er sein Privileg ausgelaufen.
Aber Aussichten auf eine Stellung in der Forstwirtschaft hat er auch keine mehr. Also 1833 macht er zum Beispiel nochmal eine Eingabe, in der er um die Wiedereinsetzung in den Forstdienst bittet. Bittet auch immer wieder um Darlehen und Vorschüsse, weil er eben nicht genug Geld verdient. Und er macht auch immer wieder Eingaben, dass er neue Privilegien haben will, aber für keine seiner weiteren Erfindungen bekommt er dann nochmal ein Privileg. Er kassiert nur noch Absagen.
Aber er macht ein paar so interessante Erfindungen. Zum Beispiel 1834 erfindet er eine Kutsche, wo die Pferde hinten angespannt werden. Also dass die sozusagen die Kutsche anschieben. Kutsche anschieben, genau.
Hast du eine Idee, was der Vorteil davon wäre? Ja, dass man halt ständig die Ärsche der Pferde sehen muss. Ich glaube, die Ärsche wären gar nicht das Problem, sondern dass, wenn die laufen, dass es dann halt sehr viel staubt und so. Und das kriegst du quasi alles in die Kutsche, wenn die Pferde vor dir laufen, aber wenn sie hinter dir laufen, nicht. Ja, das ergibt 10. Aber ich glaube, schieben versus ziehen ist viel anstrengender, oder? Ja. Das hat sich ja auch ehrlich gesagt nie durchgesetzt. Ja, eh, sonst hätten wir mehr von solchen Kutschen gesehen. Ja.
Außerdem zum Beispiel erfindet er einen holzsparenden Ofen und das ist auch interessant, weil den erfindet er nämlich für einen Wettbewerb und seiner Ansicht nach wird ihm da zu Unrecht das Preisgeld verweigert, worauf er einen ziemlichen Streit mit dem Hof anzettelt. Hm.
Und um diesen sozialen Abstieg konkreter zu machen, er wird zum Beispiel 1838 aus der Mannheimer Harmoniegesellschaft ausgeschlossen, nachdem der Polizeikommissär Folgendes über ihn schreibt und dabei feststellt, dass er häufig in Wirtshäusern anzutreffen ist. Er schreibt, sein Auftreten da selbst entwürdigt denselben gänzlich.
Und schreibt weiter, bei diesen Gelegenheiten wird Dreis gewöhnlich mit Bier und Schnaps, welche Getränke ihm jedoch unentgeltlich verabreicht werden und die er so dann auch im Übermaße zu sich nimmt, betrunken gemacht und wird in diesen Zuständen oft der größte Unfug mit ihm getrieben. Auch sind diese Belustigungen schon mehrmals in Prügeleien ausgeartet, wobei Dreis jedes Mal den kürzeren zog. Also er ist wirklich so der Laughing Stock eigentlich. Ja, so wirkt es.
Bei diesem Verspotten ist es natürlich so, jetzt könnte man andererseits wiederum sagen, wenn du dich erinnerst, beim Wikipedia-Eintrag heißt es, dass sich das Regime an ihm rächt, weil er zum Demokraten geworden ist. Dieses Verspotten könnte jetzt natürlich einerseits sein, dass man das macht, um quasi seine Reputation zu zerstören, weil das Regime quasi gegen ihn arbeitet als Demokraten. Mhm.
Es könnte aber auch sein, dass er einfach tatsächlich alkoholkrank war und ihn keiner mehr ernst genommen hat. Zwischen diesen beiden Extremen, würde ich sagen, sprang jetzt die Interpretation seiner Biografie. Bei Hof reagiert man jetzt darauf so, dass man ihm verbietet, die Forstuniform zu tragen und dass er die Hofuniform nur noch tragen darf zu öffentlichen Anlässen. Und er wird dann auch vom Amt des Kammerherrn entlassen.
Und es kommt eben oft zu Schlägereien, öffentlichen Pöbeleien und nächtlichen Unruhen, in die er verwickelt ist. Und als er dann eben vom Amt des Kammerherrn entlassen wird, ist es für ihn natürlich so gesellschaftlich eine Katastrophe. Und er vermutet dahinter ein, wie er schreibt, meuchelmörderisches Ehrenkomplott. Zieht sich dann so die nächsten Jahre zurück, arbeitet aber weiter an Erfindungen.
Und ab 1845 ist er dann wieder in Karlsruhe. Und jetzt kommt quasi das Interessante. Ich habe schon gesagt, es wird behauptet, dass er ein Demokrat war. Und es ist interessant, weil eigentlich äußere sich Zeitlebens nicht besonders politisch. Also er ist auch eigentlich überhaupt nicht politisch engagiert. Aber während der Badischen Revolution, also das ist eben so nach der Märzrevolution 1848,
Und die Badische Revolution hat ja ihren Kern in Karlsruhe, wo er jetzt seit 1845 wieder ist.
Und er veröffentlicht jetzt im Mai 1849 ein interessantes Statement, das in der Karlsruher Zeitung abgedruckt wurde. Und zwar zu einer Zeit, in der die Revolution ihren Höhepunkt erreicht hat, weil nämlich zwei Tage später meutern die Soldaten und der Großherzog Leopold flieht aus der Residenz und die provisorische revolutionäre Regierung übernimmt die Macht. Und Dreis schreibt folgendes.
Ich, Freiherr Karl Friedrich Ludwig Christian Dreis von Sauerbronn, erkläre hiermit feierlichst und angesichts der deutschen souveränen Nation, dass ich auf den Altar des Vaterlandes der Freiheit, Gleichheit und Volkssouveränität alle und jede aus dem feudalen Recht, dessen tausendjähriger Druck Deutschlands Freiheit in Fesseln schlug, entspringende Vorrechte für mich und meine ehelichen und außerihelichen Nachkommen verzichte.
Dieses erklärt Karlsruhe den 11. Mai 1849 Dreis, Professor, Bürger und Mitglied des souveränen deutschen Volkes. Ist er überzeugter Demokrat oder ist er Opportunist? Die Frage bleibt wirklich einfach offen. Er war nie verheiratet, hatte keine Kinder. Zu dem Zeitpunkt war er schon 64 Jahre alt. Also die Sache mit dem Verzicht für seine Nachkommen ist an der Stelle eher hinfällig. Ja, ehrlich und außerehelich sogar. Genau.
Ich meine, vielleicht hat er tatsächlich außerirdische Kinder gehabt und nur er hat es gewusst. Also genau, wir wissen jedenfalls von keinerlei Beziehungen, die er hatte. Es stellt sich natürlich die Frage, warum er jetzt die Seiten wechselt. Und die Begründung folgt jetzt zwei Wochen später, weil man ihm offenbar darauf hinweist, dass er ja keine Kinder hat. Und er legt also nochmal nach in der Zeitung und er schreibt, er wisse schon, dass er keine Kinder hat, aber er hofft,
dass sich das noch ändert, weil bislang konnte er noch keine Familie gründen, weil er in pekonierer Hinsicht sehr beeinträchtigt wurde durch boshafte Zerstörung sehr nützlicher, hoch anerkannter Erfindungen, wodurch ich noch nicht zu den Mitteln gelangte, eine Familie dauerhaft gut ernähren zu können. Das heißt, in diesem Text erfüllt sich und seine Leistungen, also von der alten Ordnung,
Nicht anerkannt und genug gefördert und gewürdigt. Wie ernst ihm der Seitenwechsel war, ist schwer zu sagen, weil im September 1849, nach der Niederschlagung der Revolution, nennt er sich auch wieder Freiherr Karl von Dreis. Gesundheitlich geht es ihm aber schon recht schlecht zu der Zeit. Es gibt auch Bemühungen, ihn zu entmündigen. Aber das Erfahren wird dann schließlich fallen gelassen und er stirbt dann im Dezember 1850.
Und in seiner Todesanzeige heißt es, unseren Freunden und Bekannten teilen wir hierdurch die traurige Nachricht mit, dass unser geliebter Bruder und Vetter, Freiherr Karl von Dreis, pensionierter Forstmeister, am 10. des Monats nach langen Leiden in Karlsruhe ruhig entschlafen ist. Also am Ende war er der pensionierte Forstmeister, ein Beruf, den er nie ausgeübt hat?
Und seine Erfindungen, um die sich sein Leben gedreht haben, die werden gar nicht mehr erwähnt. Es ist echt interessant, weil er wurde zwar nie vergessen in dem Sinne, also Dreis ist jetzt kein vergessener Erfinder, aber es dauert bis in die 1880er Jahre, bis die Spötter schließlich verstummen. Also bis dahin ist Dreis einfach die Person, die öffentlich eher verspottet wurde. Also zeitgenössisch wurde einfach kein gutes Haar an ihm gelassen, so in diesen letzten Jahren. Und es dauert aber nicht so lange, also bei der ersten Fahrradwelle, so in den 1880er Jahren,
Da wird Dreis jetzt als Erfinder des Vorläufers des Fahrrads gefeiert. Also es entstehen jetzt schon Ende der 1880er Jahre die ersten Gedenktafeln. Und der Deutsche Radfahrerbund zum Beispiel hat dann ein repräsentatives Grab errichten lassen. Also so sehr er dann zu Lebzeiten noch verspottet wurde, so sehr wird er jetzt seit Ende des Jahrhunderts geehrt. Bringt ihm natürlich nichts. Genau, bringt ihm nichts mehr. Genau, und so wird am Ende des Schienenfahrzeugs Dreisine benannt. Also nach ihm, obwohl er es gar nicht erfunden hat. Ja.
Und das war sie schon. Richard, meine Geschichte über Karl Dreis oder Karl von Dreis, den Erfinder des Laufrades, der als beurlaubter Forstbeamter Erfinder werden konnte, aber am Ende als verspotteter Sonderling gestorben ist. Sehr, sehr spannend. Gefällt mir sehr gut, auch mal so eine Biografie zu hören von jemandem, der eigentlich gescheitert ist. Also der eigentlich gescheitert ist, aber den man halt aus Gründen heutzutage auch noch kennt. Aber ich glaube, das zeichnet halt auch ein bisschen...
Ein besseres Bild grundsätzlich von solchen Personen. Ich meine, es ist oft, ja auch so, ich kann mich erinnern, also andere Erfinder, über die ihr auch schon gesprochen habt, die dann am Ende ihrer Lebenszeit auch nicht diese Wertschätzung und Anerkennung erfahren haben, die sie eigentlich eingefordert haben und die sie vielleicht auch verdient gehabt hätten.
Aber ich finde es immer spannend zu sehen, dass es halt tatsächlich Menschen waren. Das waren Menschen, die außergewöhnliche Dinge geleistet haben, aber gleichzeitig eben auch welche waren, die so wie er im Grund immer seinem Vater auf der Tasche gelegen ist und es einfach massiv ausgenutzt hat, dass sein Vater diese Stellung gehabt hat und dass
dass er diese Chancen kriegt, die er kriegt und die aber halt auch so ein bisschen verhaut hat. Also verhaut hat einerseits, aber andererseits aus heutiger Sicht so, okay, er hat die Laufmaschine erfunden. Was soll man doch leisten im Leben? Naja, wie soll ich sagen, die Wertschätzung der Menschen, da gibt es immer ein paar Parameter und wenn die halt nicht passen, dann war es das nichts. Aber ja, natürlich, Laufmaschine erfunden. Das erste Mal, dass nicht mal Pferde benötigt worden sind, aber irgendwie die
Die Rahmenbedingungen waren halt einfach nicht da. Und ich muss sagen, ich glaube, diese Geschichte, dass er quasi so als glühender Demokrat aus Brasilien wiederkommt und dann im Grunde halt so gemobbt wird seitdem und deshalb eben so diesen sozialen Abstieg nimmt, das ist was, was der Historiker Hans-Erhard Lessing so groß macht und ehrlich gesagt...
sehe ich ihn nicht als den großen Demokraten, weil er sich eigentlich gar nicht engagiert, sondern das Einzige, wo man es dann sieht, ist dann am Ende dieses Statement in der Zeitung. Also es ist quasi eine Wortmeldung, in der er das ausdrückt, was man in Taten eigentlich nie gesehen hat. Genau, ja.
Deshalb würde ich ihm das auch nicht schon Jahrzehnte vorher unterstellen. Das hätte man vielleicht an der einen oder anderen Stelle auch schon mal erkennen müssen oder anders sehen müssen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er tatsächlich dann einfach eine Alkoholkrankheit entwickelt und dann einfach immer weniger ernst genommen wird, wenn er dann irgendwo aufgetaucht ist. Also die Geschichte mit, dass man ihn abfüllt und sich dann über ihn lustig macht oder spielt, das ist nicht schön. Das ist der Punkt, wo ich mir gedacht habe, okay, jetzt wird er mir leid. Also das ist halt grauenhaft so was.
Und wenn es sowieso schon quasi am Ende deiner, wie soll ich sagen, deiner Laufbahn bist und dein Vater ist gestorben und deine Stellung am Hof, die wird ja gekündigt und all solche Dinge. Das ist dann eine traurige Angelegenheit. Aber jetzt ist es so, jetzt habe ich die Geschichte des Fahrrads abgeschlossen, daraus, dass ich die Vorgeschichte erzählt habe. Aber ich kann schon ankündigen, meine nächste Folge...
wird die Fortsetzung dieser Folge sein, beziehungsweise eigentlich eine Parallelfolge zu dieser Folge. Okay. Nämlich über eine Person, die zeitgleich mit Dreis aus dem eine ganz andere Karriere entwickelt hat. Ah, interessant. Also wirklich deine nächste Folge, die du machst. Ja, genau. Oh, das ist ein First, dass ich schon ungefähr weiß, was du machen wirst. Spannend. Wir springen in diese Zeit, aber du wirst euch nicht erraten, um was es tatsächlich gehen wird. Aber
Ja, genau, das habe ich mir vorgenommen. Ja, sehr gut. Das wird dann also Folge 499. Richtig. Cool. Vielleicht mache ich ja in meiner nächsten Folge das. Du weißt das nicht. Nee, glaube ich nicht. Ich weiß schon ungefähr, welche Themen dich interessieren.
Ich habe auch mal eine Folge über das Fahrrad gemacht. Aber wegen Annie London, glaube ich. Ja, aber du hast ja auch jetzt über eine Person was gemacht. Ich glaube, die Gefahr ist gering. Ich glaube, ich auch. Die Gefahr ist gering. Ich würde es jetzt auch nicht absichtlich so mein Thema verwerfen für die nächste Folge, um zu schauen, dass ich dir da in die Quere komme. Das haben wir ja in einer der vorigen Folgen schon mal gesagt. Dein Erfolg ist mein Erfolg.
Dein Misserfolg ist mein Misserfolg. Ja, es ist alles für das Team. Richtig. Das Team ist der Star. Ja, der Podcast ist der Star. Genau. Sehr gut. Sehr interessante Geschichte. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe im Laufe der Jahre viele Hinweise oder einige Hinweise zu Dreis bekommen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich da so viel gekriegt habe. Lass mich mal nachschauen.
Ja, Markus hat 2022 was geschrieben dazu und ich sehe hier gerade von Sebastian und ich glaube, das ist eine lange Liste aus ungefähr 50 Themen. Ich glaube, irgendwo dort ist Dreiser auch dabei.
Und Moritz hat auch im Jahr 2020 einen Hinweis zu Dreis geschickt. Sehr schön. Vielen Dank. Bei mir kommen noch dazu Corinna und Christian. Was Literatur angeht, kann ich zwei Bücher empfehlen. Und zwar von Hans-Erhard Lessing, habe ich jetzt schon öfter genannt, »Wie Karl Dreis das Fahrrad erfand. Kleine Geschichte der Laufmaschine«. Und Lessing interpretiert Dreis Leben ein Stück weit eben als so der angefeindete Demokrat. Mhm.
Und die zweite Biografie, die ich empfehlen kann, ist von Christine Beil, Karl von Dreis. Und in diesem Buch, das ist auch aktueller, da relativiert sie diese Geschichte ein bisschen. Also ich würde mich jetzt insgesamt so bei der Interpretation von Dreis eher an die Biografie von Christine Beil halten. Lessing geht mir da schon, finde ich, zu sehr in diese Richtung, dass Dreis am Ende so ist wie in diesen verfolgten Biografien.
Ja gut, hervorragende Geschichte. Danke dir sehr, Daniel. Hast du dem Ganzen noch was hinzuzufügen oder sollen wir übergehen zum letzten Teil dieser Folge, dem Feedback-Hinweis-Blog? Lass uns das gerne machen. Gut.
In diesem Fall, wer uns Feedback geben will zu dieser oder anderen Folgen, kann das per E-Mail machen. Feedback at Geschichte.fm ist hier die entsprechende E-Mail-Adresse. Vielleicht nochmal zur Erinnerung, weil man manchmal jetzt auch Hinweise an diese Adresse kriegt. Bitte schickt uns die gesondert entweder an Richard oder Daniel at Geschichte.fm, weil...
Wir wollen ja nicht, dass der eine weiß, was der andere vielleicht mal machen wird. Genau. Und wer uns auf den diversen Social Media Kanälen Feedback geben will oder uns folgen oder schreiben, heißt mal gemeinhin Geschichte FM. Außer bei Mastodon bzw. im Fediverse, wer uns dort folgen will, einfach auf Geschichte.social gehen und dann landet man direkt auf unserem Mastodon Profil.
Und wer uns Reviewen will, Sterne vergeben und all solche Dinge, kann das zum Beispiel auf Apple Podcasts tun oder grundsätzlich einfach überall, wo man Podcasts bewerten kann. Man kann uns auch lesen, nicht nur hören. Wir haben ein Buch geschrieben, das heißt Geschichten aus der Geschichte. Merch gibt es unter Geschichte.shop und es gibt zwei Möglichkeiten, diesen Podcast werbefrei zu hören. Bei Apple Podcasts gibt es den Kanal Geschichte Plus und bei Steady kann man sich den Feed kaufen für 4 Euro im Monat. Da gibt es alle Infos unter Geschichte.fm. Steady.
Wir bedanken uns in dieser Woche bei Laura, Günther, Sofian, Sebastian, Judith, Markus, Stefanie, Kai, Lena, Elisabeth, Achim,
Andreas, Oliver, Thomas, Christine, Maximilian, Judith, Mario, Urs, Katharina und Michael. Vielen, vielen Dank für eure Unterstützung. Ja, vielen herzlichen Dank. Und danke auch an Lene Kieberl fürs Schneiden dieser Folge. Dann würde ich sagen, Richard, machen wir das, was wir immer machen. Wir geben einfach dem eines letzte Wort, das er immer hat. Ganz genau, Bruno Kreisky.
Lernt ein bisschen Geschichte. Lernt ein bisschen Geschichte, dann werdet ihr sehen, wie der Reporter sich damals entwickelt hat. Wie der sich damals entwickelt hat. Jetzt kann ich mir nicht nachschauen, was die letzte Folge war, weil sie noch nicht online ist. Ich bin hart am Überlegen.
Was die letzte Folge war. Ach so, du warst... Die fällt gerade sich in den Händen. Die fällt gerade sich in den Händen. So, jetzt nehmen wir auf. Jetzt fangen wir an. Das müssen wir live haben. Vielleicht erinnerst du dich, dass ich gesagt habe, ich muss was nach... Ach, die Folgen-Nummer. Jetzt war es. Okay. Die Folgen-Nummer. Jetzt weiß ich es wieder.