Lernt ein bisschen Geschichte, dann werdet ihr sehen, wie der Reporter sich damals entwickelt hat. Hallo und herzlich willkommen bei Geschichten aus der Geschichte. Mein Name ist Richard. Und mein Name ist Daniel. Und wir sind zwei Historiker, die sich hier Woche für Woche eine Geschichte aus der Geschichte erzählen. Immer abwechselnd und auch immer so, dass der eine nie weiß, was der andere ihm erzählen wird. Richtig.
Bevor es hier jetzt aber weitergeht, kommt noch eine kleine Werbeeinschaltung. Daniel? Ja? Wir haben ja gerade unsere 500. Folge hinter uns gebracht. Juhu! 500. Folge. Aber weißt du, an was mich das 500 auch erinnert? Oh ja, ich weiß es. Und zwar an die Packungsgrößen bei Koro. Hahaha.
Hervorragend, richtig. An die Packungsgrößen bei Koro, die du so im herkömmlichen Handel einfach nicht kriegst. Also wo zum Beispiel kannst du 500 Gramm getrocknete Erdbeeren erwerben.
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Ciao Daniel, wir sind angekommen bei Folge 502, Quersumme 7. Sehr schön, jetzt kommt wieder dieser ganze Schmarrn. Ich kann dir jedenfalls sagen, worum es in Folge 501 ging. Es ging nämlich um die Jeans, die genauso heißt. Nicht nur um die Jeans, aber auch. Ja, stimmt. Du hast unter anderem erzählt, warum sie blau ist. Auch, ja.
Schon viel schönes Feedback dazu bekommen, unterschiedlichstes. Die meisten Dinge davon packen wir dann in den Feedback. Eine Sache würde ich aber noch gerne erwähnen, weil es ist jetzt, glaube ich, schon zweimal so gewesen, dass wir im Bezug auf eine Folge verwiesen wurden auf etwas, das mit dem Schachgroßmeister Magnus Carlsen zu tun hat. Stimmt, ja. Was war denn das andere? Irgendwas bei einer anderen Folge ist es auch, da ist er erwähnt worden, da war es dann auch, glaube ich, Stammkampf.
Stein des Anstoßes, dass ich ihn Karlson oder so genannt habe und nicht Carlson. Aber diesmal bei der Jeans-Story, wahrscheinlich in Anlehnung daran, dass ich erwähnt habe, dass ich einmal Golf spielen wollte und Jeans getragen habe und dann des Platzes verwiesen wurde, beziehungsweise nicht einmal auf den Platz gehen wollte, sondern im Golfshop, wo ich die Sachen abgeholt habe, haben sie dann schon gesagt, ja.
You gotta change, man. You gotta change. Jedenfalls ganz ähnliches ist Magnus Carlsen vor kurzem passiert. Der wollte letzten Dezember beim Wettkampf teilnehmen, hat Jeans getragen und wurde deshalb des Wettkampfes bzw. der Weltmeisterschaft verwiesen, hat sich umziehen müssen und er hat diese Hose, diese Jeans, die hat er dann auf Ebay versteigert und was ich hier gelesen habe,
36.100 Dollar hat er dafür gekriegt. Die hat er gespendet. Sehr gut. Die hat er gespendet. Aber wusste er, dass er nicht teilnehmen darf mit Jeans? Also ist das nicht sein erster Teil? Wahrscheinlich, aber er ist halt Magnus Carlsen. Naja. Meinst du, das ist da wie beim Casino? Die haben ja auch oft so was noch hängen, dass man sich sowas ausleihen kann, so noch eine Krawatte oder so. Ja, oder zumindest ein Sakko. Genau. Ja.
Ich glaube, sie haben bei so Schachweltmeisterschaften dann auch so Hosen. Stoffhosen. Genau. Für die, die in Jeans kommen. Nein, ich glaube, er hat eine eigene dann anziehen müssen, um weiterspielen zu können. Sehr gut. Ja. Soviel dazu. Ich denke, wir können jetzt aber weitergehen, denn den Gesetzen der Regelmäßigkeit folgend bedeutet es ja, dass du diese Woche eine Geschichte erzählst und wie soll ich sagen, ich
Ich freue mich schon auf deine erste Geschichte in der Post-500-Ära. Richard, an den Ufern der Havel lebte um die Mitte des 16. Jahrhunderts ein Rosshändler, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. Dieser außerordentliche Mann würde bis in sein 30. Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können.
Nicht einer war unter seinen Nachbarn, der sich nicht seiner Wohltätigkeit oder seiner Gerechtigkeit erfreut hätte. Kurz, die Welt würde sein Andenken haben segnen müssen, wenn er in einer Tugend nicht ausgeschweift hätte. Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder. Das ist, etwas verkürzt, Richard, der Anfang einer sehr berühmten Novelle, die im Jahr 1810 zum ersten Mal vollständig veröffentlicht worden ist. Und ich weiß nicht, hast du es schon erkannt?
Ich bin mir nicht ganz sicher. Geht es von Berlichingen? Könnte sein, ja, richtig. Ähnliches Thema.
Aber es ist Michael Kohlhaas von Heinrich von Kleist. Verdammt. Weißt du was? Mir ist nämlich in dem Moment, in dem du angefangen hast zu reden, ist mir die ganze Zeit der zerbrochene Krug eingefallen. Und der zerbrochene Krug ist ja auch Kleist, oder? Ja, genau. Das heißt, irgendwo in meinem Schädel habe ich Verknüpfungen gesehen. Seine beiden bekanntesten Werke im Grunde, Kohlhaas und der zerbrochene Krug.
Und Richard, wir sprechen heute über das historische Vorbild für diese Geschichte, nämlich über das Leben von Hans Kohlhase, einen Händler aus Köln an der Spree, das ist heute ein Teil Berlins, der in den 1530er Jahren in einen Streit gerät, der völlig ausufert, der so weit eskaliert, dass Kohlhase schließlich eine Fede gegen das sächsische Kurfürstentum führt. Wir schauen uns an, wie das ausgeht und was es mit so einer Fede überhaupt auf sich hat. Weil die Kohlhase-Fede ist nicht die einzige zu der Zeit.
Sehr gut, sehr gut. Richard, was weißt du über Kohlhase oder hast du die Novelle von Kleist schon mal gelesen? Ich glaube nicht, dann wäre es mir wahrscheinlich geläufiger gewesen, so wie viele es aus der Sekundärliteratur aufgeschnappt haben.
Ich glaube, wir haben es auch nicht lesen müssen in der Schule. Sicher, weil dann hätte ich es gelesen. Aber ich weiß tatsächlich sehr wenig. Ich weiß, dass es hier ein historisches Vorbild gibt, aber ansonsten bin ich äußerst blank. Sehr gut. Also du weißt nicht so den Verlauf, was da passiert, warum überhaupt diese Fede zustande kommt? Ich nehme mal nicht an, dass es mit einem zerbrochenen Krug zu tun hat. Das stimmt.
Sehr gut. Also faszinierend an dem Fall ist nicht nur, dass er schon mehrfach und am bekanntesten eben durch Kleist literarisch verarbeitet worden ist, sondern dass auch ganz viele Quellen zur Verfügung stehen. Also ungewöhnlich viele für diese Zeit. In den 1980er Jahren sind nämlich im Weimarer Staatsarchiv 3000 Seiten Akten aufgetaucht. Mhm.
Hans Kohlhase, also das historische Vorbild, ist um 1500 bei Müncheberg geboren. Das ist östlich von Berlin. Und er ist verheiratet mit Margarete und sie haben mindestens drei Kinder. Und er ist kein Pferdehändler wie bei Kleist, sondern er ist Fernhandelskaufmann. Und seine Geschäfte laufen an sich auch recht gut. Also er kauft sich zum Beispiel 1530 rum die Bürgerrechte in Köln. Also Köln nicht die Stadt am Rhein, sondern ein historischer Stadtteil von Berlin.
Und ist Teil des Kurfürstentums Brandenburg. Zu dem Zeitpunkt übrigens noch katholisch. Und es gibt eine Personenbeschreibung von Kohlhase aus dem Jahr 1539. Da wird er beschrieben als eine Person, ganz schmal und hage im Angesicht, mit einem dünnen Bärtlein, einem blauen Hut mit schwarzen Federn, in Fähen und einem weißen Mantel. Hm.
Als Händler reist er regelmäßig zu Märkten und so macht er sich vermutlich am 1. Oktober 1532 auf den Weg nach Leipzig zum Michaelismarkt, also zur Leipziger Messe. Seine Waren lässt er über den Fluss transportieren und er selber macht sich mit zwei Pferden auf den Weg.
Und in Sachsen, ebenfalls Kurfürstentum, stößt er in Wellaune, heute ein Ortsteil von Bad Düben. Das liegt so 35 Kilometer nördlich von Leipzig. Also musst du dir vorstellen, Berlin-Leipzig und er ist also quasi jetzt schon fast vor Leipzig und dort stößt er jetzt auf Untertanen, wahrscheinlich Bauern des Junkers Günther von Zaschwitz. Und der führt das Rittergut Schnaditz.
Schnaditz. Schnaditz. Und die kommen jetzt also auf Befehl des Junkers auf ihn zu und befragen ihn nach diesen beiden Pferden, die er dabei hat. Und sie behaupten, er hätte sie gestohlen und nehmen sie ihm ab. Und sie drohen ihm jetzt mit Gewalt, wenn er sie nicht hergibt. Sie nehmen dann die Pferde, behalten sie und Kohlhase muss jetzt zu Fuß weiter nach Leipzig. Das ist die Version von Kohlhase. Die Version von Zaschwitz, die ist ein bisschen anders. Der sagt nämlich...
Er schreibt nämlich einen Brief, wo er sich erklärt und er sagt, es gab eine kurfürstliche Anordnung, also von Johann Friedrich I. von Sachsen. Und deshalb hat er die Untertanen losgeschickt, um den Kohlhase nach der Herkunft der Pferde zu befragen, weil in der Gegend wären vor kurzem Pferde gestohlen worden. Und der Kohlhase wäre aber nicht bereit gewesen, Auskunft zu geben, sondern hätte gleich angefangen, sie zu beschimpfen. Und dann haben sie noch umliegende Bauern zur Hilfe holen müssen und der Kohlhase wäre dann einfach ohne die Pferde von Tannen gezogen.
Und deshalb, sagt der Zaschwitz jetzt, er fordert jetzt von dem Kohlhase Futtergeld für die Pferde ein. Und er meint aber, letztlich muss das dann der Kuhfüß klären, auf dessen Befehl er ja überhaupt gehandelt hat. Egal, welcher Seite man jetzt Glauben schenkt,
Sicher ist, es kommt zum Streit zwischen den Untertanen des Junkers und Kohlhase. Er lässt die Pferde zurück und ich denke, man kann davon ausgehen, freiwillig würde er das nicht gemacht haben, weil die Pferde waren teuer und jetzt muss er zu Fuß nach Leipzig. Dementsprechend später kommt er bei der Messe an und nach seinen Aussagen macht er jetzt keine guten Geschäfte mehr und gerät in finanzielle Schwierigkeiten. In Leipzig beschafft sich Kohlhase jetzt ein Empfehlungsschreiben.
das seine Identität und seine Unbescholtenheit bezeugt. Und mit diesem Empfehlungsschreiben macht er sich jetzt wieder auf den Weg nach Hause, um dann seine Pferde wieder abzuholen. Und der von Zaschwitz sagt, ja klar, also hier kannst du die Pferde wieder haben, allerdings nur, wenn du das Futtergeld hergibst. Kohlhase lehnt das aber ab und zieht ohne Pferde nach Hause. Und das ist jetzt juristisch eine interessante Frage, weil wenn der Junker zu dem Schluss kommt, dass Kohlhase die Pferde geklaut hat,
dann darf er ja den Kohlhase nicht weiterziehen lassen, weil dann muss er ihn in Gewahrsam nehmen. Wenn er ihn aber nicht für den Pferdedieb hält, dann darf er ihm die Pferde auch nicht abnehmen. Aber sein Standpunkt ist ja, dass Kohlhase die Pferde halt einfach stehen lassen. Und das ist jetzt so ein bisschen die Frage, die im Raum steht. Es vergehen nämlich jetzt Monate. Kohlhase sucht erstmal den Rechtsweg, wendet sich an den brandenburgischen Kurfürsten, das ist Joachim I.,
Und der nimmt jetzt Kontakt zum sächsischen Kurfürsten auf und der drängt jetzt darauf, dass es einen sogenannten Rechtstag gibt. So eine Art Schiedsgericht, wo das Ganze geklärt werden soll. Das findet im Mai 1533 statt in Düben. Und eigentlich sollte jetzt der Streit beigelegt werden, aber das Gegenteil ist der Fall. Kohlhase geht nämlich jetzt mit der Forderung rein nach zweifacher Erstattung für die Pferde.
Und er will eine Entschädigung dafür, dass er als Dieb beleidigt worden wäre. Zaschwitz, der bleibt dabei und sagt, der Kohlhase hat die Pferde ohne Not einfach stehen lassen und ist überhaupt nicht beleidigt worden. Und der Zaschwitz fordert jetzt für die Herausgabe der Pferde zwölf Gulden Fütterungsgeld. Es kommt also wieder zu keiner Einigung. Der Amtmann, der das Schiedsgericht leitet, ist ein gewisser Sebastian von Kotteritz.
Und es ist praktisch die unterste gerichtliche Instanz, wobei das aber ein Schiedsgericht war. Also die beiden Streitparteien, die sollten sich jetzt untereinander einigen. Und es gab jetzt keinen Richter, der ein Urteil gesprochen hat. Sie wollen jetzt deshalb weiter auf die Weisung des Kurfürsten warten. Aber wie man sich vorstellen kann, es passiert erst mal mehrere Monate lang nichts. Mehrere Monate gleich. Genau, mehrere Monate. Der Kolasse schreibt eine Bittschrift an den Kurfürsten.
Der lässt jetzt bei dem Zaschwitz nachfragen, was jetzt los wäre. Und der beschwert sich, dass der Kohlhase mutwillig seine Pferde jetzt schon über ein Jahr bei ihm stehen lässt und das Futtergeld nicht bezahlt. Und jetzt werden die Pferde von den Amtsleuten mal besichtigt. Sie wollen sich die einmal anschauen. Und ich soll sagen, das sieht nicht gut aus. Die werden als unleibig, mager und heruntergekommen beschrieben. Die gehen dann daraufhin dem Kohlhase die Pferde zurück und eins stirbt dann kurz danach.
Unleibig, sagst du? Unleibig. Das heißt, der wollte eigentlich die ganze Zeit Futtergeld, aber hat sie nicht gefüttert. Genau, hat sie zumindest nicht ausreichend gefüttert. Und jetzt kommt noch was. Der Kleist lässt den Michael Kohlhaas Folgendes sagen. Das sind nicht meine Pferde, gestrenger Herr. Das sind die Pferde nicht, die 30 Goldgulden wert waren. Ich will meine wohlgenährten und gesunden Pferde wiederhaben.
Der echte Kohlhase beschwert sich ebenfalls, verweigert jetzt die Futtergeldzahlung und sagt, er wäre nicht nur beleidigt worden, man hätte ihm seine Pferde gestohlen und die Bauern hätten sie auch noch eingespannt, geschunden und jämmerlich verdorben. Zuständig diesen Konflikt zu lösen ist jetzt der sächsische Landvogt Hans Metsch. Das war der Hofrichter in Wittenberg. Wittenberg ist so die nächste größere Stadt. Mhm.
Der Match, der schaut sich die Sache an und sagt, na gut, dann lösen wir die Sache halt so, dass der Zaschwitz dem Kohlhase vier Gulden zahlen soll. Das ist jetzt zum Schaden, den Kohlhase erlitten hat, zwar viel zu wenig, aber der Kohlhase lässt sich darauf ein, weil es ist immerhin jetzt die Chance, den Konflikt beizulegen. Aber jetzt lehnt der Zaschwitz ab und sagt, wenn er nämlich dem Kohlhase die vier Gulden zahlt, dann wäre das ja so eine Art Schuldeingeständnis. Deshalb kommt es wieder zu keiner Einigung.
Wie lange geht das Ganze jetzt eigentlich schon? Genau, da komme ich jetzt dazu. Kohlhase reist jetzt am 15. Februar 1534. Also im Oktober 32 ist ihm die Fähre abgenommen worden. Wir sind jetzt im Februar 34. Da reist er jetzt also zum Wittenberger Hofrichter und erfährt jetzt dort, dass der Zarschwitz auf den Vergleich nicht eingeht.
Und jetzt reicht es dem Kohlhase endgültig. Er geht nämlich jetzt davon aus, dass er seine Forderungen mit rechtlichen Mitteln nicht durchsetzen kann. Und er hat jetzt aus seiner Sicht alle Instanzen durch und nimmt die Sache jetzt selber in die Hand und erklärt die Fede. Und die Fede ist im Grunde, also zumindest so nach einer groben Definition, ein rechtlich erlaubter Privatkrieg zum Zwecke der Selbsthilfe. Also ist das wirklich so kodifiziert? Ja, da werden wir jetzt noch dazu kommen. Aha.
Wenn die Fede anerkannt ist, dann sind die begangenen Gewalttaten innerhalb der Fede straflos. Wenn die Fede als rechtens anerkannt wird. Und da fangen jetzt die Probleme an. Weil so eine Fede wirkt ja aus heutiger Sicht recht seltsam. Also es ist ja so, es gab zu dem Zeitpunkt damals noch kein staatliches Gewaltmonopol. Und das macht die Fede auch so schwer zu fassen für uns, wo ja der Grundsatz gilt, dass wir Streitigkeiten gewaltfrei und gerichtlich austragen.
Ich meine, es ist halt Selbstjustiz im absolut strengsten Sinn, oder? Ja, der Begriff, der da immer verwendet wird, ist nicht Selbstjustiz, sondern Selbsthilfe. Aber das Gewaltmonopol setzt voraus, dass es einen ausdifferenzierten Instanzenweg gibt. Und den gab es noch nicht. Also es war für den Kohlhase ja tatsächlich schwierig, eine Rechtsverfolgung zu bekommen. Also er wendet sich an den Kurfürsten und die geben ihm immer wieder nur diese Schiedsverfahren.
Und bieten ihm ja keinen Gerichtsprozess an, wo das Ganze geklärt wird. Und die Frage ist, welche Möglichkeiten gibt es, sein Recht durchzusetzen? Und die Herrschenden hatten eigentlich kein Interesse an der Fede. Also die römisch-deutschen Kaiser, die versuchen schon seit dem 13. Jahrhundert, die loszuwerden. Und die wird dann auch tatsächlich offiziell abgeschafft und unter Strafe gestellt mit dem sogenannten ewigen Landfrieden von 1495.
den der spätere Kaiser Maximilian I. für das Heiligrömische Reich auf dem Reichstag zu Worms verkündet. Also mit dem Mittelalter endet jetzt auch diese Art der Rechtsform. Und als Landfrieden bezeichnet man den Verzicht auf die gewaltvolle Durchsetzung eigener Rechtsansprüche. Und den Tatbestand des Landfriedensbruchs, den gibt es ja immer noch.
Und beim ewigen Landfrieden von 1495 heißt es in §1, niemand, gleich welcher gesellschaftliche Stellung, darf jemand anderer bekriegen oder sonstiges Leid zufügen. §2, alle bestehenden Fäden werden aufgehoben. Und §3, jeder, der dieses Verbot bricht, wird gleich welchen Standes mit der Reichsacht belegt.
Okay, und das war 1495, sagst du? Das war 1495. Das heißt, wir sind jetzt aber 40 Jahre später und er will eine Fede starten, was er eigentlich nicht darf. Sehr gut. Genau, jetzt ist die Frage, wieso kann oder wieso startet Kohlhase eine Fede 40 oder 35 Jahre, nachdem sie eigentlich offiziell verboten ist. Und der Punkt ist, es dauert bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, bis die Fede wirklich verschwindet. Die wird nämlich noch lange als rechtmäßiges Verfahren angesehen.
Schade, es ist immer so dieser Unterschied zwischen, also auch das, was oft in der Geschichtswissenschaft so ein bisschen für Verwirrung sorgen kann, wenn man sich auf Rechtstexte verlässt, um auszufinden, wie tatsächlich Recht gesprochen wurde zu einer gewissen Zeit. Weil natürlich die Zeit, bis solche Sachen, die erlassen werden, auch durchgesetzt werden, die kann massiv variieren. Und das Interessante ist, als Kohlhase die Fede erklärt, da könnte man jetzt ja davon ausgehen, dass der Kurfürst sagt,
Moment mal, die Fede ist ja verboten und quasi gar nicht auf diese Fede eingeht. Aber das Gegenteil ist der Fall. Der Kurfürst, der behandelt den Kohlhase jetzt als Fede gegen. Also der nimmt quasi die Fede auch ernst. Okay. Wenn du mir jetzt die Fede anbieten würdest, würde ich sagen, okay, Fede gibt es nicht. Du würdest dann zur Polizei gehen und sagen, Entschuldigung, der hat eine Fede ausgesprochen, aber die ist seit 1495 nicht mehr erlaubt. Richtig, genau. Genau.
Der Landfrieden lässt sich ja nur durchsetzen, wenn es, das habe ich vorhin in diesem Instanzenzug gemeint, wenn es auch eine funktionierende Justiz im Reich gibt, die auch dafür sorgt, dass die Dinge auch sanktioniert werden.
Also auch eine funktionierende Exekutive. Genau, also du brauchst eine funktionierende Exekutive und eine funktionierende Justiz. Und zwar durchgehend durch das Reich. Und deshalb haben sie auch mit dem ewigen Landfrieden die Rechtsinstanz des Reichskammergerichts gegründet. Also quasi wäre der Weg oder offizieller Weg gewesen, dass man sich dann an das Reichskammergericht wendet. Mhm.
Und das Ding ist aber, deshalb habe ich jetzt vorhin, als du selbst Justiz gesagt hast, noch so gezögert, weil die Fede war jetzt nicht willkürlich. Also sie war schon Teil der mittelalterlichen Rechtsordnung. Also es hat zum Beispiel einen Rechtsgrund gebraucht. Ohne den blieb es eine unrechtmäßige Fede. Der Gegner musste auch über den Fedegrund in Kenntnis gesetzt werden und zwar über die sogenannte Absage. Das war eine öffentliche Ankündigung der Feindschaft.
Und hat der Fedegegner sich dann auch so deklarieren müssen als Fedegegner, also dass er es annimmt und hat es auch sein können, dass er es einfach nicht annimmt und dann verläuft es im Sand? Naja, musste quasi annehmen, weil was ja im Raum stand, ist die Anwendung von Fede-Mitteln.
Also es war so, die Fede ging wirklich darum, die eigenen Rechtsansprüche durchzusetzen. Obwohl man quasi schon andere Wege versucht hat und quasi keinen Rechtsweg gefunden hat, der einem zum eigenen Recht verhilft. Mhm.
Mit dem Fedebrief hat man also schon mal Druck aufgebaut und dann gab es zahlreiche gewaltvolle Fede-Mittel. Das konnte ein Raub sein, Häuser oder Felder in Brand stecken oder auch eine Entführung sein. Das passiert auch sehr oft. Und da kann man dann Lösegeld fordern. Du hast ja vorhin gesagt, dass dann dieses Kammergericht eingesetzt worden ist, oder? Ja. Damit das dann anstatt der Fede quasi verwendet werden kann, um den Rechtsanspruch durchzusetzen. Genau, ja. Und warum wendet sich der Kohlhausen nicht an dieses Gericht?
Ja, dieses Reichskammergericht funktioniert so noch nicht so gut. Aber, und das ist jetzt der entscheidende Punkt, vor der Fede muss es Versuche gegeben haben, den Konflikt beizulegen. Zum Beispiel über ein Schiedsgericht. Aha.
Also die Fede ist ein Konfliktlösungsverfahren und kein Racheinstrument, auch wenn es so wirkt. Und das ist so der Punkt, warum die Fede auch so fremd wirkt heute, weil diese Gewalttaten, diese sogenannten Schadentrachten, machen die Fede halt zu einem massiven Problem. Und das werden wir auch gleich bei dem Kohlhase sehen.
Weil der angerichtete Schaden, der ist halt völlig unverhältnismäßig zu dem erlittenen Unrecht. Und der zweite Punkt ist, das fördert halt auch letztlich ein Recht des Stärkeren. Und es kommen ganz viele Unschuldige zu Schaden. Also so die Fedeführung ist auch teuer. Wir werden gleich sehen, der Kohlhase, der gibt sein altes Leben auf, um überhaupt diese Fede finanzieren zu können. Um Vollzeit-Fedeführer zu werden. Genau.
Und zu viele Fäden destabilisieren im Grunde auch größere Herrschaften. Also die Kurfürsten, da kann natürlich kein Interesse daran haben, dass es Fäden in seinem Land gibt. Möchtest du ja auch nicht, dass deine Untertanen sich gegenseitig die Felder abbrennen, weil dann kriegst du ja auch kein Geld mehr. Ganz genau.
Also der Fedebrief an den Zaschwitz ist datiert auf den März 1534. Der Kohlhase schreibt, dass die gescheiterten Schlichtungsversuche der sächsischen Obrigkeit ihn um sein Vermögen gebracht hätten und er jetzt nur noch sein Leben zur Verteidigung seiner Ehre einsetzen könnte. Und so erklärt er jetzt den Zaschwitz und das Land Sachsen zu seinen Feinden. Hätte er sich also vorher auf vier Gulden Schadensersatz eingelassen,
die der, wie er schreibt, vergessene Mensch Zaschwitz nicht zahlen will, will er jetzt nicht nur seine Ehre wiederherstellen, sondern seinen erlittenen Schaden gänzlich bezahlt haben. Und dafür droht er jetzt mit Raub, Brand und Entführungen.
Nur, dass Sie das dann auch richtig verstehen, der Durchführung einer solchen Fäde, das Abbrennen von Feldern zum Beispiel, das fließt nicht rein in die Wiedergutmachung des Schadens, sondern das ist ein Instrument, um dafür zu sorgen, dass er dann dieses Geld kriegt, das ihm zusteht. Das ist ein guter Punkt. Es fließt nämlich an sich schon rein.
Aber die Fedeführung ist so teuer, dass er, wir werden gleich das bei Kohlhase sehen, er muss ständig irgendwelche Gewalttaten oder Entführungen machen, um überhaupt seine Leute bezahlen zu können. Verstehe, das heißt, er ist ein Rattenschwand. Genau. Und es ist wirklich ein radikaler Schritt. Also damit gibt Kohlhase sein bisheriges Leben auf und zieht praktisch als Einzelperson gegen Sachsen in den Krieg. In Köln verkauft er jetzt seine Güter, verlässt die Stadt, gibt auch das Bürgerrecht zurück.
Und was auch passiert, er zieht jetzt auch andere Leute mit rein. Also als Fedeführer ist er auf Hilfe angewiesen. Also das sind einerseits Verwandte, aber auch sonstige Anhänger und bezahlte Landsknechte vor allem. Mhm.
In Sachsen wird er jetzt auch gleich zur Fahndung ausgeschrieben und man wirft ihm eben Landfriedensbruch vor. Und interessant ist, dass man sich in Sachsen nicht auf ein Verbot der Fede beruft, sondern man beruft sich darauf, dass er keinen rechtmäßigen Grund hat dazu, weil ihm das Recht nicht verweigert wurde. Also die sagen ja, du kannst ja zum Gericht gehen und dann können wir die Sache klären. Aber Kohlheiser sagt, er bietet mir die ganze Zeit nur irgendwelche Schiedsgerichte an und es kommt zu keiner Einigung.
Und da schwankt es jetzt eigentlich die nächsten Jahre immer so hin und her. Es wird in den nächsten Jahren mehrfach zu Verhandlungen kommen. Dabei handeln sie ihn dann wie ein Fedegegner, mit dem man quasi in Verhandlungen tritt. Und andererseits wird aber auch wie ein Rechtsbrecher gesucht. Also es schwankt immer zwischen diesen beiden, weil wir ja auch in so einer Übergangsphase sind. Eigentlich ist die Fede verboten, aber andererseits gibt es sie trotzdem noch. Mhm.
Und er beginnt jetzt also erstmal da mit Gefolgsleute zu sammeln und sich um Ausrüstung zu kümmern. Wie gesagt, sein Bürgerrecht in Köln gibt er zurück. Und geplant war es jetzt, die Fedezüge im Grenzbereich von Sachsen und Brandenburg zu machen. Da gab es viele Wälder, sumpfiges Gebiet, da konnte man sich immer wieder so zurückziehen. Und vor allem in Brandenburg war er geschützt. Also der sächsische Kurfürst schreibt zwar immer wieder nach Brandenburg, dass sie ihn ausliefern sollen oder Gefangenehmenden ausliefern sollen, aber da macht der brandenburgische Kurfürst erstmal nicht mit.
Und dann stirbt der von Zaschwitz. Und jetzt könnte man vielleicht vermuten, vielleicht ist die Fede damit auch zu Ende. Aber Kohlhase, der hält die Fede aufrecht. Zeigt sich aber verhandlungsbereit, weil er eigentlich noch keine gewaltvolle Fedehandlung unternommen hat. Also er wartet noch ein bisschen ab und hofft quasi darauf, dass allein das Erklären der Fede schon genug Druck aufbaut, um wieder verhandeln zu können. Wo sind wir denn jetzt zeitlich?
Zeitlich sind wir jetzt, es kommt zum nächsten Rechtstag im Dezember 1534 in Jüterburg. Der Kohlhase bekommt freies Geleit zugesichert, was auch eingehalten wird. Und jetzt kommt so die nächste Wendung. Es wird ein Vergleich geschlossen, obwohl eigentlich beide Seiten im Wesentlichen bei ihrer Position bleiben. Also Sachsen ist der Meinung, die Fede wäre nicht berechtigt, weil ihm das Recht nicht verweigert wurde. Er wird aufgefordert, die Fede zu beenden und den Weg zum Kurfürsten zu suchen als Oberrichter.
Weil sie immer wieder betonen, hier steht ja der Rechtsweg offen. Der Zaschwitz wird jetzt von seiner Witwe Sophia von Zaschwitz vertreten, weil die gehen ja im ersten Moment einmal davon aus, dass mit dem Tod des Befädeten auch die möglichen Rechtsansprüche erloschen werden.
Und so treffen sich jetzt diese drei Parteien, also Kohlhase, die Zaschwitz-Erben und die Sächsischen Räte, die treffen sich jetzt im Rathaus. Und es kommt nach zehn Verhandlungen tatsächlich zu einem Vergleich. Kohlhase fordert jetzt 1200 Gulden, die Erben sind bereit 300 zu zahlen. Kohlhase geht dann auf 600 runter und sie schließen dann einen Vergleichsvertrag. Diesen Vertrag steht aber auch extra dabei, dem muss der Kurfürst noch zustimmen.
Das heißt, der Kohlhaase soll am Neujahrstag 1535 das Geld bekommen und die drei Bauern, die ihn als Dieb beleidigt hätten, müssen sich öffentlich entschuldigen. Zwei Tage danach bittet jetzt die Zaschwitz-Witwe, den sächsischen Kurfürsten Einspruch einzulegen, weil sie meint, die Vertreter, die für sie in die Verhandlungen gegangen sind, hätten maximal 200 Gulden zusagen dürfen.
Und der Kurfürst ist ohnehin auch nicht so ganz glücklich mit dem Vergleich und er annulliert den Vertrag wieder. Dabei haben sie ja ursprünglich schon 300 angeboten. Eben, genau. Der Landvogt schreibt an alle Ämter, dass sie den Kohlhase jetzt verfolgen sollen. Es ist aber nicht ganz so einfach, ihn einzufangen, weil er wandert eben mit seinen Leuten immer so durch das Grenzgebiet Sachsen und Brandenburg. Und außerdem kann man davon ausgehen, dass es auch nur gelingt, wenn er auch irgendwie von Teilen der Bevölkerung unterstützt wird, was wohl auch passiert.
Wird er jetzt schon zu so einer Art Volksheld? Das nicht und das wird er auch nicht, weil was ihm quasi fehlt, um zu einem Robin Hood zu werden, ist, dass er quasi nichts für andere Leute tut, sondern ihm geht es ja nur um seine eigenen Rechtsansprüche. Ja, aber was der David Gengol hat schon so in die Richtung, hätte ich mir gedacht. Passiert bei ihm gar nicht so richtig. Weil du gesagt hast, er zieht mit seinen Leuten herum. Weiß man, wie groß so diese Gruppe war?
Also der Kern war wohl so um die sieben Leute. Wir werden gleich sehen, für manche Aktionen hat er sich dann mehr Leute dazu geholt. Also sieben. Ist auch nicht viel. Genau, ist gar nicht viel eigentlich. Aber dafür ist er schnell. Man würde auch gar nicht erwarten, dass jemand so eine Gefahr ist. Aber es gibt einen Bericht, dass er mit vier Pferden und sieben Leuten durch die Lande gezogen ist. Und es ist eben von einigen Gewalttaten die Rede. Wir werden es ein paar gleich noch genauer anschauen.
Aber jetzt noch, weil du das auch angesprochen hast, das Problem der Verfolgung ist nämlich, dass es ja noch keine Polizei in unserem Sinn gibt. Und es gibt auch noch kein stehendes Heer. Also die etablieren sich ja auch erst so richtig nach dem Dreißigjährigen Krieg. Also was hat jetzt der brandenburgische Kurfürst für Möglichkeiten? Naja, kann eigene Landknechte bezahlen, dass sie den Kohlhase verfolgen. Genau, das wird dann genannt eine Rotte. Er lässt nämlich jetzt eine Rotte zusammenstellen.
die den Kohlhase festsetzen sollen. Das war eine sogenannte Streifende Rotte, die meistens als Landsknechten rekrutiert wurden. Die kriegen so zwei bis drei Gulden in der Woche. Und außerdem werden noch ein paar Kundschafter angestellt. Die sollen also durch die Gegend ziehen und den Kohlhase suchen. Zwei bis drei Gulden pro Woche, sagst du? Genau. Das ist mal so die Verhältnismäßigkeit zu dem, was die Forderungen sind. Eben, weil da sind wir ja schnell drüber. Genau.
Der Kohlhase wendet sich jetzt dann offenbar auch an den Martin Luther, der ja in Wittenberg sitzt. Und
Der Martin Luther schreibt jetzt dem Kohlhase auch einen Brief. Und in diesem Brief, da rät er ihn dazu, den Frieden anzunehmen. Er schreibt nämlich, Unrecht wird durch ander Unrecht nicht zurechtbracht. Demnach, so ihr meines Rates begehret, so rate ich, nehmt Friede an, wo er euch werden kann und leidet lieber an Gut- und Ehresschaden, denn dass ihr euch weiter sollt begeben in solch ein Unternehmen.
Ja, ich meine, es ist level-headed, würde man im Englischen dazu sagen, oder? Genau. Also es ist eine Frage... Reit dich nicht weiter in so ein Glückkohlhase. Genau.
Also im Grunde ist es auch die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Er sagt, ja, vielleicht ist es dein Schaden und vielleicht ist auch ein Stück weit deine Ehre verletzt, aber am Ende ist eben auch unverhältnismäßig jetzt hier Dörfer abzubrennen. Ja, und vor allem, schade an, gegen wen du hier jetzt antrittst. Genau, ja. Also das ist ja tatsächlich ein bisschen David gegen Kohlert hier. Aber der Kohlhase hört nicht auf ihn. Die Fede geht weiter und jetzt beginnen auch so die größeren Gewalthandlungen, also
Es wird zum Beispiel berichtet, dass er mit sieben Leuten eine Mühle geplündert hätte und angezündet hätte, den Müller dabei geschlagen. Und nachdem es also da zu einigen so Gewalthandlungen kommt und die sächsischen Verfolger merken, dass sie den Kohlhase nicht fassen können, gehen sie jetzt wieder auf ihn zu und suchen den Verhandlungsweg. Und im Wesentlichen läuft es darauf hinaus, dass sie ihm Straffreiheit zusichern, wenn er die Fede aufgibt.
Der Kohlhase ist auch offen für den Vorschlag, droht derweil aber mit einem Einfall in Sachsen, wie er schreibt, von dem man noch lange sprechen, singen und sagen soll. Und es kommt dann zu einem Waffenstillstand. Er bekommt nämlich 1536 einen brandenburgischen Geleitbrief. Also der Kurfürst, der für ihn zuständig ist, der gibt ihm also diesen Geleitbrief. Aber er muss dafür natürlich zusichern, dass die Fede passiert im Gegenzug.
Dafür wird ihm aber zugesichert, dass er in Brandenburg nicht verfolgt wird. Es folgen dann zwei weitere Rechtstage, 1537 und 1538, der zweite in Zerbst und die scheitern aber beide auch. Und der Kohlhase schreibt dann, ihr könnt dem Kurfürsten melden, ich werde mich aller List gebrauchen, solange bis ich das meine erstattet werde. Nach dem Rechtstag in Zerbst, da gibt der Kohlhase jetzt den Geleitbrief zurück. Das ist Anfang Juli 1538 und
Für die Timeline, das Ganze beginnt im Oktober 1532.
Und es ist nicht ganz klar, warum er jetzt diesen Geleitbrief zurückgibt, weil er damit ja auch den brandenburgischen Kurfürsten, der ihn bislang ja schützt, auch vor den Kopf stößt. Vermutlich macht er es deshalb, weil seit er jetzt die Fede eingestellt hat oder seit es diesen Waffenstillstand gibt, der jetzt im Grunde fast zwei Jahre lang geht, merkt er, geht rechtlich ja auch wieder nichts weiter. Also es bringt ihm auch gar nichts, wenn er seine Rechtsansprüche durchsetzen will, wenn er jetzt die Füße stillhält. Ja.
Und jetzt nimmt er also die Fede wieder auf, verliert ja jetzt mit der Rückgabe des Geleitbriefs auch die Unterstützung aus Brandenburg. Und jetzt ist es so, dass er auf sächsischem Gebiet, kurz vor Wittenberg, einen brandenburgischen Kaufmann gefangen nimmt, den Georg Reiche. Im Juli 1538 haben sie ihn mit mehreren Reitern überfallen und festgesetzt, der Fuhrmann, der berichtet, dass sie plötzlich neben dem Wagen geritten wären, dann hätte zu Reiche gesagt, du sollst mein Gefangener sein, nimmt ihn also gefangen.
An sich ist es ja eine übliche Taktik, also Entführung mit Lösegeldforderung. Und sie knöpfen ihm also sein Vermögen ab, lassen ihn aber noch nicht gehen, sondern er muss jetzt Briefe an seine Verwandten schreiben mit der Bitte um Hilfe. Und der brandenburgische Kurfürst, der reagiert jetzt auch, indem er alle Städte und Länder anweist, den Kohlhase nicht mehr bei sich zu dulden, sondern ihm auch nachzutrachten, wie es heißt, und wo sie ihn in seinem Lande finden, gefangen zu nehmen.
Und diese Entführung, die leitet jetzt auch langsam das Ende von Kohlhasers Fede ein. Es werden Steckbriefe verteilt, bis zu 300 Gulden für seine Verhaftung in Aussicht gestellt. Für einen seiner Anhänger übrigens gibt es bis zu 50 Gulden. Und dann kommt es zu einem Zwischenfall, der ein bisschen zufällig ist, also der jetzt nicht mit seiner Verfolgung zu tun hat, aber den dennoch sehr hart trifft. Mitte 1538, da wird der Kohlhase nämlich, also er hat gerade diese Entführung mit dem Reiche durch und verschanzt sich im Wald.
Da wird er jetzt von einer Gruppe überfallen, und zwar von den adeligen Brüdern Christoph und Wolf von Bergholz oder Birkholz. Und denen ist gar nicht klar, dass sie da den Kohlhase überfallen.
Das sind Lehnsleute des Bischofs von Lebus. Und die überfallen das Lager nachts. Also es gibt eine Beschreibung, dass sie sagen, wir haben gesehen, dass da Leute lagern. Und das ist quasi das Lehnsgebiet vom Bischof von Lebus. Und deshalb haben sie die dann überfallen. Es gibt eine Handgemenge. Kohlhase kann gerade noch über den See in einem Kahn fliehen. Aber er muss seinen Gefangenen reiche und er muss einen Knecht zurücklassen. Die Birkhölzer Brüder nehmen die beiden jetzt nämlich gefangen.
Und den Knecht überstellen sie dann an ein Gericht, wo er danach seinem Geständnis zum Tode verurteilt wird, das im September 1538 vollstreckt wird. In einem anderen Buch habe ich gelesen,
Er wäre wohl an den Folgen der Folter gestorben. Also das heißt, man hätte ihn kopfüber aufgehängt und das Seil wäre gerissen. Das ist übrigens auch eine interessante Debatte, weil die sächsischen Behörden ordnen die Folter an und der Bischof, dessen Gerichtsbarkeit da quasi gilt, der lehnt es erstmal ab und dann verhandeln die lang, bis sie ihn ja doch noch foltern. Und
Und jetzt wird die Nachrichtenlage immer verworrener. Also es ist nicht immer klar, für welche Vorkommnisse Kohlhase tatsächlich verantwortlich ist. Jetzt eilt ihnen quasi schon so ein Ruf voraus. Sobald in der Gegend jemand überfallen wird, ist die Vermutung, das könnte der Kohlhase sein. Ja.
Das ist auch genau, glaube ich, so das Problem dieses Schreckensszenarios. Du hast hier so eine Gruppe, die wild durch die Lande zieht und du kannst ja nicht sicher sein, ob nicht deine Mühle oder dein Feld gleich abgebrannt wird. Naja, so ein Schreckgespenst halt auch. Genau. Wo man sich dann so sagt, hey, hoffentlich holt den nicht der Kohlhase. Und deshalb beginnt der Kurfürst jetzt mit so einer Verfolgungswelle. Also neben der Rotte setzt jetzt der sächsische Kurfürst auch auf reisende Gerichte. Die gehen nämlich jetzt vor allem auf das Umfeld von Kohlhase. Genau.
Also da kommt es an vielen Orten zu Verhaftungen, zu Folterungen und auch zu Exekutionen. Also nach und nach werden insgesamt über 300 Personen in der Komplizenschaft mit Kohlhase verdächtigt. Aber jetzt plötzlich funktioniert das mit dem Gericht. Also aus heutiger Sicht würde man sagen, weil das ist ein Strafprozess, das andere ist ja ein Zivilprozess. Also 30 bis 40 Leute werden tatsächlich hingerichtet.
Um so ein bisschen die Größenordnung zu sehen, wie groß so diese Fede ist. Also 30 bis 40 Personen aus dem Umfeld vom Kohlhase. Genau. Die wohl Komplizen waren oder die in irgendeiner Art und Weise geholfen haben. Ja.
Er selber ist aber meistens nur mit einer Gruppe von drei bis fünf Leuten unterwegs. Im November 1538 folgt jetzt der größte und bekannteste Überfall der Fede. Kohlhaase plündert den Ort Marzana, das ist ein Ort in der Nähe von Wittenberg. Und zwar mit mindestens 20 Leuten, vielleicht sogar 35 Fede-Helfern.
Sie fallen erst ins Wirtshaus ein, nehmen das Geld mit und die Pferde dringen in ein weiteres Haus ein, nehmen die Geisel. Die Geisel nehmen sie wohl nicht zufällig, weil die Geisel, die töten sie nämlich später, weil Kohlhaase verdächtigt, ihnen an Hinrichtungen seiner Gefährten beteiligt gewesen zu sein. Das ist also tatsächlich offenbar eine Vergeltungsmaßnahme, die sozusagen nicht mehr Teil der Fede ist.
Sie lassen sich dann die Häuser der reichsten Bauern zeigen, plündern die, den Pfarrer nehmen sie auch gefangen. Das weiß man deshalb so, weil Widerstand gab es offenbar vor allem von der Köchin des Pfarrers, die, so gibt es einer der Fedehelfer später zu Protokoll, dem Kohlhase mit einer Pfanne an den Kopf geschlagen hätte.
Sie brandschatzen dann. Das war mir übrigens neu. Weißt du, was Brandschatzen heißt? Naja, plündern und abbrennen. Ja genau, aber eben nicht abbrennen, sondern Brand quasi schatzen heißt, dass du sagst, ich brenne dein Haus nicht nieder, wenn du mir einen gewissen Geldbetrag zahlst. Ah, schau an. Das heißt, die müssen eben alle Geld zahlen, damit ihre Häuser nicht niederbrennen. Und dann, nachdem sie da durch sind, fliehen sie aus dem Ort, teilen die Beute auf und zerstreuen sich in kleine Gruppen und verschwinden im Wald. Mhm.
Das ist meine geplante Aktion. Also die viele Helfer...
wurden vorher angeworben, die haben den Ort ausgekundschaftet. Es gibt auch die Aussage eines seiner Helfer, dass der für zwölf Gulden und der Zusage der halben Beute für ein Jahr in seinen Dienst getreten wäre. Weiß man, was das für Leute waren, die sich da anwerben haben lassen? Also weil die müssen ja auch ihr bisheriges Leben dann irgendwie einfach angehalten haben, um Fedehelfer zu werden. Deshalb nehmen die meistens auch so Landsknechte. Okay, also es sind Leute, die das eh beruflich machen. Genau, ja. So ein bisschen wie ein Söldnerherdern. Ja.
Interessant ist, dass Kohlhase, weil er diese Fede führt, sich ja im Recht fühlt. Er schreibt nämlich dann nach dieser Plünderung in Marzana den Bauern einen Brief, wo er sie daran erinnert, dass alle, die das Geld gerade noch nicht zahlen konnten für die Brandschatzung, die sollen sechs Gulden pro Haus beim Richter in Storkow hinterlegen und da könnte er sich es dann abholen.
Ist das illusorisch? Ja, es ist insofern illusorisch, weil das tatsächlich niemand gemacht hat. Und weil er wahrscheinlich, wenn er zum Richter gegangen wäre, einfach verhaftet worden wäre. Vermutlich, ja. Vermutlich hätte er es auch nicht persönlich abgeholt. Aber daran sieht man eben auch, was heute so seltsam wirkt. Er lässt erst mal dieses Dorf plündern, schreibt ihnen dann noch einen Brief, dass sie noch mehr Geld woanders hinterlegen sollen. Es ist wirklich so, dieser Graubereich zwischen ist das Ganze erlaubt oder nicht.
Eigentlich ist es nicht mehr erlaubt, aber es ist auf eine Art erlaubt, weil der eine hat die Fede angenommen und so weiter. Und dann ist halt nicht klar, was darf er eigentlich und was nicht.
Im Februar 1539 zum Beispiel überfällt er dann einen Müller, für den er 550 Gulden Lösegeld bekommt. Also massiv viel. Also es ist jetzt so, wie ich es schon geschildert habe, viele der Fedehelfer landen jetzt vor Gericht, einige werden hingerichtet und es ist auch jetzt das Schicksal, das dem Kohlhase droht und er ist jetzt im Grunde vor allem noch auf der Flucht, also er wechselt häufig seinen Aufenthaltsort und legt falsche Fährten.
Interessanterweise ist das Ende der Geschichte fast nicht mehr über die Originalquellen überliefert. Obwohl es viele Akten gibt, ganz viele Briefe auch, die hin und her geschickt werden, aber den Prozess gegen ihn und das Ende, das ist nur ganz spärlich überliefert. Es heißt, Kohlhase hätte im Februar 1540 einen brandenburgischen Silbertransport überfallen, um jetzt den Kurfürsten zum Eingreifen zu bewegen.
Ob jetzt dieser Überfall wirklich stattgefunden hat, ist nicht ganz klar. Allerdings wird der Kurfürst jetzt zu dieser Zeit tatsächlich aktiv. Nicht so, wie Kohlhaase sich das wünschen würde. Nämlich nicht so, dass er ihm zu seinem Recht verhilft. Sondern Kohlhaase, seine Frau und viele Fedehelfer werden im März 1540 verhaftet, nach Berlin gebracht und, wie es in einer Chronik heißt, aufs Rad gelegt, also hingerichtet. Aber sagen wir mal, ist der brandenburgische Kurfürst nicht auch der, der ihn nicht ausgeliefert hat?
Zunächst ja, aber eben dann, nachdem er ihm den Geleitbrief zurückgibt und dann ja auch noch einen brandenburgischen Kaufmann entführt, ist der auch nicht mehr auf seiner Seite. Gut, bogenüberspannt. Ganz genau.
Und von dem Strafprozess ist nur ein ganz kleiner Teil seines Geständnisses überliefert. Da gibt er übrigens zu, dass er als nächstes geplant hat, den brandenburgischen Kurfürsten zu entführen. Aha, ihn selbst. Ja, genau. Und interessanterweise argumentieren sie eben nicht, dass die Fede verboten ist, was man vermuten würde, sondern dass Kohlhase nicht alle Rechtsmittel ausgeschöpft hat.
Und es ist ja tatsächlich nie zu einem Prozess gekommen, sondern es waren immer nur Schiedsverfahren. Es gibt eben noch kein funktionierendes Rechtssystem, wie es bei uns heute ist. Ja, und sein Fedegegner hat die Fede ja angenommen. In dem Fall ist es auch Graubereich. Ja, also man sieht es ganz gut, bei uns steht mittlerweile im Grundgesetz verankert, dass wer in seinen Rechten verletzt wird, dem oder der steht der Rechtsweg offen. Also man hat Anspruch auf ein Gerichtsurteil, aber hat natürlich keine Garantie auf ein gerechtes Urteil. Ja.
Und ich denke, das macht auch diesen Fall und diese Fede so faszinierend, weil es noch eine ganz andere Rechtswelt ist und weil es so eine grundsätzliche Frage nach der Gerechtigkeit aufwirft. Weil für uns ist ja klar, dass wir die Gewalt an den Staat abgegeben haben und den Rechtsweg bemühen können, wenn wir davon ausgehen,
dass uns Unrecht widerfahren ist. Und wir können davon ausgehen, dass dieses Urteil dann vom Staat garantiert ist und eben auch eingehalten wird. Ja, mit Gewaltmonopol und solchen Dingen. Genau. Also wenn Kohlhase heute leben würde, dann würde man sagen, ja, dann musst du zur Polizei gehen, musst Anzeige erstatten, dann wird die Sache von einem Amtsgericht verhandelt.
Und es gibt einen klaren Instanzenweg, weil wenn du damit nicht zufrieden bist, dann kannst du noch die nächste höhere Instanz zum Landgericht gehen. Darüber gibt es das Oberlandesgericht, darüber gibt es den Bundesgerichtshof und damit gibt es quasi einen vollständigen Instanzenweg, den man durchschreiten kann. Also in der heutigen Zeit wäre das Ganze höchstwahrscheinlich gerade einmal eine Meldung in einer Lokalzeitung wert gewesen. Genau, es geht ja auch nur um zwei Pferde. Es ist jetzt ja nicht so…
Ja, und stattdessen, der Kohlhase kann nicht zur Polizei gehen, die gibt es da nicht. Er geht heim, schreibt dem Kurfürsten einen Brief und der Rechtsweg ist völlig unklar. Also stattdessen acht Jahre lang Unruhe.
Und das ist, glaube ich, auch so faszinierend, weil er halt wirklich zum Äußersten geht und sein Leben dafür aufgibt, obwohl es ja um zwei Pferde geht. Also das ist ja am Ende in alle Richtungen völlig unverhältnismäßig. Da brennen Häuser, da werden Leute entführt, einer wird sogar ermordet. Mehr als 20 Todesurteile werden verstreckt. Es ist...
Und das ist trotzdem aber kein willkürlicher Rachefählzug. Also es gibt immer wieder Verhandlungen und es ist faszinierend. Ja, absolut. Also wirklich so diese Vermischung aus der Rechtsprechung, die lange Zeit gegolten hat und dann die neue und niemand weiß eigentlich ganz genau, was ist jetzt recht und was nicht. Und das obliegt dann schlussendlich auch wieder der Interpretation.
Tja, und das, Richard, war meine Geschichte über die Fede und einen Mann, der gegen das Kurfürstentum Sachsen Krieg geführt hat und 200 Jahre später durch eine Novelle berühmt wurde, die heute immer noch fleißig gelesen wird in Schwulen. Ja, hast du von mir. Ganz offensichtlich, nachdem ich es mit Götz und Berlichingen verwechselt habe.
Hervorragend. Tatsächlich jetzt auch wieder mal so eine Folge, wo ich so viele neue Dinge gelernt habe. Und vor allem deswegen auch so interessant, weil eben der Begriff der Fede heutzutage ja auch noch so viel verwendet wird. Mhm.
Aber mir zum Beispiel überhaupt nicht bewusst war, dass das tatsächlich eine Art Rechtsmittel war. Lange Zeit und nicht einfach nur, hey, es ist so ein Auge um Auge, Zahn um Zahn Geschichte, sondern es ist tatsächlich was, ich versuche mit diesem Ding mein Recht durchzusetzen und ich mache das so lange, bis meine Ehre wieder hergestellt ist und bis ich mein Geld von dir gekriegt habe. Genau, ja. Das ist außergewöhnlich.
Sehr spannende Geschichte, muss ich sagen. Und wieder mal finde ich es auch interessant, wie sowas dann verarbeitet wird. Also du hast gesagt, wann ist es rausgekommen? 1820? Ja, 1810, glaube ich. 1810. Ja.
Also 200 Jahre später wird es dann verarbeitet. Inwieweit weicht die literarische Verarbeitung ab von der Realität? Also gibt es irgendwie große Dinge, die anders dargestellt werden, als sie sich tatsächlich zugetragen haben? Ja, schon. Also es gibt sehr große Unterschiede. Ich würde sagen, bei Michael Kohlhaas ist so der...
der Racheaspekt deutlich größer. Ganz am Anfang ist es so, dass der Michael Kohlhaas kommt nach Hause, berichtet seiner Frau davon, dass die beiden Pferde weg sind oder dass er die abgeben musste. Und dann bringt sie die Bittschrift an den Kurfürsten und wird dabei aber tödlich verletzt. Also kommt quasi wieder zu ihm zurück und stirbt dabei. Und dann daraufhin quasi erklärt er dann die Fede. Also es ist so ein bisschen eine tragischere, sozusagen persönliche Geschichte, die daraus resultiert.
Wahrscheinlich hat es dem Kleist halt auch nicht gereicht, dass dann einmal zwei Jahre Pause und so weiter. Er wollte halt irgendwie einen Punkt haben, wo es klar wird, okay, dieser Mann, der ist out for blood, weil seine Frau getötet worden ist oder ermordet worden ist im Zuge dessen. Also da weicht er schon deutlich aus. Aber die Grundfragen sind natürlich dieselben. Was ist unverhältnismäßig? Was ist Gerechtigkeit? Das macht doch so ein bisschen, glaube ich, die Beliebtheit oder die Bekanntheit des Stücks aus. Ja, ja.
Wird im Werk von Kleist das aber auch klar, dass die Fede als Rechtsmittel verwendet wird? Oder geht es da wirklich in erster Linie um, dieser Mann will Rache nehmen und er tut alles dafür? Es spielt schon eine große Rolle. Es ist gerade so im zweiten Teil des Buchs, also es ist zum Beispiel so, dass Michael Kohlhaas dann ein Treffen mit Luther hat und die unterhalten sich dann ganz lange. Das ist dann auch so ein bisschen eher so philosophisch und rechtsphilosophisch diskutiert.
Und in der Novelle, nehme ich an, wird Luther eben auch sagen, hey, lass das sein. Ja, genau. Ja, hervorragende Geschichte, Daniel. Ich danke dir sehr für das Füllen vieler Wissenslücken.
Ich mag das auch immer und ich empfinde es auch lustig, dass ihr meine letzte Folge mit einem literarischen Werk begonnen habt. Du hast das jetzt auch gemacht. Zwei sehr unterschiedliche und aus sehr unterschiedlichen Gründen verwendet, aber großartig. Hast du dazu, ist es einfach dein grundsätzliches Interesse gewesen, diese Geschichte historisch aufzudröseln oder hast du einen Hinweis erhalten? Hinweis habe ich erhalten von André und von Gabriel.
Ich hatte die Geschichte schon öfter im Hinterkopf, weil ich halt wusste, dass es ein historisches Vorbild gibt.
Aber habe dann irgendwann vor kurzem mal das Hörbuch gehört. Und zwar ist da die Michael-Kohl-Haas-Geschichte gelesen von Rolf Beusen, so ein inzwischen verstorbener, aber sehr bekannter Theaterschauspieler. Und ist fantastisch gelesen. Und als ich das gehört habe, dachte ich mir so, hä, jetzt muss ich aber wirklich mal nachschauen, was davon ist historisch verbürgt und was nicht, weil es ist ja unglaublich, diese Geschichte. Und stell dann fest, okay, sie ist tatsächlich unglaublich gelesen.
Sehr gut. Und dann aber wollte ich natürlich wissen, was hat es mit der Fede auf sich und stelle dann fest, es ist gar nicht so einfach quasi das eindeutig zu fassen, weil es gibt eben nicht so dieses eine Dokument. Das Mittelalter, das weißt du besser als ich, ist einfach kompliziert. Es ist regional unterschiedlich, es ist zeitlich unterschiedlich. Also was in einem Dorf passiert, muss im anderen Dorf 100 Kilometer weiter, kann es ganz anders sein. Mhm.
Weil es einfach nicht diese vernetzte Welt gibt, wie wir sie haben, weil auch eben sowas wie so eine staatliche Durchdringung, so wie wir es haben, was ja in dem Fall ganz wichtig ist. Also wir haben eine staatliche Durchdringung, sowohl was Exekutive und was Judikative angeht. Es gibt quasi von, keine Ahnung, ich weiß, mein Fall wird hier genauso behandelt, als wenn ich in Hamburg sitzen würde oder wenn ich in Wien sitzen würde. Und das ist eben was, was eine mittelaltliche Welt nicht kennt. Ja.
Ich meine, es gibt einen Grund, warum die katholische Kirche im Mittelalter so groß geworden ist, weil die hat viele dieser überregionalen Aufgaben halt übernommen. Aber natürlich nicht ersetzen können ein weltliches Gericht auf lokalster Ebene. Und die sind dann eben auch sehr unterschiedlich gewesen. Und ich meine, Mittelalter ist ja auch nicht kurz. Kein homogener Block, sondern tausend Jahre unterschiedlichste Gegenden und ja.
Das macht solche Dinge wie die Geschichte vom Kohlhase dann natürlich auch noch einmal zusätzlich kompliziert. Ich meine, du hast es ja auch in der Geschichte ausgeführt, da unterschiedliche Fürsten, die unterschiedlich agieren und nicht alle an einem Strang ziehen, als die Obrigkeit. Während dieser Fede übrigens wechselt auch der brandenburgische Kurfürst dann zum Protestantismus. Ach, das auch noch. Passiert viel in der Zeit. Absolut.
Interessant auch übrigens, also ich habe zwei, die beiden wichtigsten Bücher, die ich zur Vorbereitung gelesen habe, die enthalten auch jeweils eine sehr große und ausführliche Quellensammlung. Und an dieser Quellensammlung sieht man auch schon, wie schwierig es ist, sich eigentlich so diesem Thema zu nähern, weil die Zitate, die ich jetzt gebracht habe, die waren schon ein bisschen so eingedeutscht. Aber so die Originalquellen, da sind die Sätze kaum zu lesen. Selbst für jemanden wie dich.
Genau, ja, weil einfach die Sätze, wir haben einen anderen Satzbau, die Wörter sind noch anders geschrieben. Also man muss sich ja überhaupt erstmal manchmal orientieren, was ist das überhaupt für ein Wort?
Und beide Bücher übrigens, für die bin ich zum ersten Mal in die Jurabibliothek an der Uni gegangen. Ah, schau an. Und das eine Buch ist Hans Kohlhase, die Geschichte einer Fede in Sachsen und Brandenburg zur Zeit der Reformation von Malte Dieselhorst und Arne Dünker. Hat über 550 Seiten und der Großteil davon, also fast 400, sind Quellen und Dokumentationen. Das ist großartig. Und das zweite Buch ist eine Doktorarbeit von Christoph Müller-Tragin aus dem Jahr 1997 von der Uni Zürich.
Das heißt, die Fede des Hans Kohlhase, Federecht und Fedepraxis zu Beginn der frühen Neuzeit in den Kurfürstentümern Sachsen und Brandenburg. Das ist sehr gut, weil es ist so spezifisch. Das war sicher hervorragend, damit zu arbeiten, oder? Genau, ja. Sehr gut. Und es gibt auch eine neuere Verfilmung aus dem Jahr 2013 mit Mats Mikkelsen als Michael Kohlhaas.
Schau, ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich nicht sogar angefangen habe, das zu schauen. Weil ich bin ein großer Mads Mikkelsen-Fan. Oder vielleicht habe ich es nur auf meine Liste gesetzt. Ich glaube, ich kann mich erinnern, dass ich die Bilder gesehen habe von ihm als Kohlhaas. Und mir gedacht habe, oh, es schaut unangenehm aus. Unangenehm. Weil ich glaube, es ist ziemlich, da wird nichts geschönigt in diesem Film. Aber gut, hast du ihn dir angeschaut? Nein, nicht.
Du schaust ja auch Gefeme, gell? Nein, ich habe den Trailer gesehen. Du hörst nur Podcasts. Ja. Sehr gut, dann muss ich das wohl übernehmen. Das musst du machen, genau. Hervorragend. Ja gut, Daniel, was meinst du? Sollen wir übergehen zum letzten Teil dieser Folge, zum Feedback-Hinweis-Blog? Auf jeden Fall. Auf jeden Fall.
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Wir bedanken uns in dieser Woche bei
Und Alexander, vielen, vielen Dank für eure Unterstützung. Vielen herzlichen Dank und danke an Lene Kieberl fürs Schneiden dieser Folge. Tja, Richard, dann werfe ich dir den Fedehandschuh nicht zu.
Sondern, nehm ihn wieder mit und wir geben einfach dem einen das letzte Wort, das er immer hat. Richtig. Wenn du Probleme mit mir hast, es gibt den Rechtsweg. Ja, den kannst du einschreiben. Du musst nicht meine Fäde, du musst nicht mein Haus niederbrennen. Das wär's, ja. Gut, geben wir dem einen das letzte Wort, das er immer hat, nämlich Bruno Kreisky. Lernt ein bisschen Geschichte. Lernt ein bisschen Geschichte, dann werdet ihr sehen, wie der Reporter sich damals entwickelt hat.
wie das sich damals entwickelt hat. Bäm. So. Stopp. Bevor es hier jetzt aber weitergeht, kommt noch eine kleine Werbeeinschaltung. Der 7-1-Audio-Podcast-Tipp. Von einem Moment zum anderen verschwunden, durch einen Schicksalsschlag getrennt oder einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Manche Menschen verschwinden. Spurlos. Spurlos.
Hallo, ich bin Julia Leischik und in meinem Podcast Spurlos erzähle ich zusammen mit meinem Lieblingskollegen Michael Strasser jede Woche spannende, manchmal rätselhafte, manchmal emotionale Fälle von verschwundenen Menschen. Genau, seit 18 Jahren suchst du schon vermisste Menschen weltweit und in dieser Zeit haben wir über 70.000 Zuschriften gekriegt.
Alles Menschen, die um Hilfe bitten. Viele Fälle davon konnten wir nicht erzählen. Spannende, mysteriöse Fälle, emotionale Fälle und die wollen wir hier im Podcast erzählen. Und bei uns kommen auch vor allem die Betroffenen selbst zu Wort. Wir sind also ganz nah an den Fällen dran und natürlich sind diese Fälle und Geschichten alle wahr und von uns recherchiert.
Wir erzählen da zum Beispiel von spektakulären Zwangsadoptionen, von einer Mutter, die zum Einkaufen geht und nie wiederkommt, von einem vermissten Fall, der sich als großer Betrug entpuppt und wir sprechen über Geschwister, die durch einen grausigen Mord getrennt wurden.
Manche dieser Fälle werden von uns gelöst, manchmal bitten wir euch um eure Hilfe und manche Menschen werden wohl für immer spurlos verschwunden bleiben. Ja und wenn ihr wissen wollt, wie es jeweils ausgeht, sollte spurlos eure feste Podcast-Verabredung werden.
Und ich werde natürlich dich, Julia, immer um deine persönliche Meinung, deine Einschätzung zu jedem Fall fragen. Ja, und wir reden auch über hinter den Kulissen. Ich habe da so einiges zu erzählen, auch über dich. Ja, auch über dich, Julia. Es kommt alles auf den Tisch. Ja, deine Sachlichkeit, dein Technik-Shame in mir gegenüber. Julia, ich weiß sehr viel über dich. Ich weiß noch mehr über dich. Über all das werden wir auf jeden Fall sprechen. Das heißt, es wird auch auf dieser Ebene sehr interessant.
Ich hoffe, wir hören uns bei Spurlust.