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7 wilde Geschichten aus dem Mittelalter, die wirklich passiert sind

2025/6/25
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Geschichtsfenster

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
A
André
Topics
André: 我讲述了福尔摩苏斯教皇死后被审判的离奇故事。这场审判的背景是意大利的权力真空和政治斗争,但更深层的原因可能与教会法中关于主教职位的规定有关。福尔摩苏斯之前的教皇已经担任过其他城市的主教,这在当时是违反教会法的。斯蒂芬六世通过指控福尔摩苏斯违反教会法,试图使自己的教皇地位合法化。然而,这场审判最终导致了斯蒂芬六世的垮台和死亡,意大利的权力斗争仍在继续。这个故事揭示了中世纪教会内部的权力斗争和政治阴谋,以及教会法在当时的政治和社会中的重要性。

Deep Dive

Chapters
Im Jahr 897 ließ Papst Stephan VI. den Leichnam seines Vorgängers Formosus exhumieren, anklagen und in den Tiber werfen. Dieser Vorgang, bekannt als die Leichensynode, wird oft als politischer Machtkampf interpretiert, doch die eigentliche Ursache könnte im Verstoß gegen das Kirchenrecht liegen.
  • Exhumierung und Anklage des Leichnams von Papst Formosus
  • Politischer Machtkampf zwischen Markgraf Berengar I. und Herzog Wido II.
  • Translation von Bischöfen als möglicher Hauptgrund der Anklage
  • Sturz und Ermordung von Papst Stephan VI.

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Herzlich willkommen bei Geschichtsfenster. Mein Name ist André und heute gibt es sieben wilde Geschichten aus dem Mittelalter, die tatsächlich wahr sind. Das heißt nicht, dass sie genauso präsent sind, wie sie erzählt werden. Bei ein paar davon gibt es noch ein bisschen Quellenkritik. Aber grundsätzlich sind das alles Geschichten, die es so gegeben hat, die mehr oder minder wahr sind. Und teilweise sind sie echt haarsträubend. Und ich fand es lustig, sie mal zusammen zu machen. Ja, der Titel ist Clickbait, gar keine Frage. Aber die Leute sollen ja herkommen und sollen nach dem Clickbait ein bisschen Informationen bekommen.

Vor's los geht: Zerbek Wissen feiert immer noch 30-jähriges Jubiläum. Da im Hintergrund hinter mir: Rocco hütet seine wundervolle Sammlung. Da sieht man's nochmal. Und sowas ähnliches könnt ihr auch haben.

Unter dem Video findet ihr einen Link, da ist die Seite von CR-BEC, da könnt ihr euch diese ganze Reihe anschauen und guckt mal durch, es sind unfassbar viele Bücher. Inzwischen sehr gute Einführungen, klein, schnell zu lesen, sehr gut geschrieben von anerkannten Wissenschaftlern, wirklich toll. Ich habe auch einige Videos schon mit diesem Material vorbereitet, das kann ich echt empfehlen. Und wenn ihr anfangen wollt, euch so eine kleine Sammlung aufzubauen, jetzt ist die Gelegenheit, denn CR-BEC Wissen und Geschichtsfenster verlosen.

Fünf Mal, sechs Bücher. Also ihr gewinnt nicht ein Buch, ihr gewinnt gleich sechs Bücher. So dass ihr eine kleine Bibliothek im Aufbau schon habt. Irgendwann sieht das dann so aus wie bei Rokko. Und ihr müsst jetzt auf die Seite gehen. Müsst euch die sechs Titel raussuchen. Unten in den Kommentar schreiben. Und dann könnt ihr gewinnen. Und eure Sammlung an Büchern wird bei euch einziehen. Ist ganz großartig. Muss auch nicht Mittelalter sein. Es gibt da wirklich ganz, ganz viele Themen. Einfach mal durchschauen, einfach mal durchblättern.

Ich würde mich freuen, wenn ihr teilnehmt und wünsche euch Glück beim Gewinnen.

Unsere erste Geschichte ist die Leichensynode. Im Januar 897 ließ Papst Stephan VI. den Leichnam seines Vorvorgängers Formosus neun Monate nach dessen Tod exhumieren, in seine päpstlichen Gewänderkleiden auf den Thron setzen und wegen Meineides und Verstoßes gegen das Kirchenrecht anklagen. Das Bild hier ist 19. Jahrhundert, ist so um 1870 entstanden, aber zeigt die Szene tatsächlich relativ gut. Gut, die Kleidung...

Gehen wir darüber hinweg, aber so ungefähr muss es ausgesehen haben. Einen Leichnam auf einen Thron setzen und anklagen. Und nach dem Schuldspruch wurde dann dieser Papst Formosus für abgesetzt, erklärt und alle seine Weihen, die er vorgenommen hat, wurden für ungültig erklärt. Er wurde entkleidet, seine Schwurfinger wurden ihm abgehackt und nach kurzem Begräbnis wurde er abermals exhumiert und dann in den Tiber geworfen.

Anhänger zogen ihn aus dem Fluss, haben ihn erneut begraben und ein paar Jahre später, 904, wurde Formosus dann nochmal exhumiert, nochmal angeklagt, nochmal bestraft und wieder in den Tiber geworfen, wo sich sein Leichnam dann im Netz eines Fischers verfangen haben soll. Und der Leichnam soll dann in der Peterskirche endgültig seine letzte Ruhestätte erhalten haben, steht zumindest heute in einer Liste der dort begrabenen Päpste. Also der hatte nach seinem Tod noch einiges an Abenteuern.

Als Hintergrund wird ganz oft ein Machtkampf zwischen Markgraf Berengar I. und Herzog Vido II. von Spoleto gesehen.

die ein Machtvakuum füllen wollten. Die Karolinger haben sich mehr oder weniger aus Italien zurückgezogen, die haben ihre eigenen Probleme, die Dynastie ist so ein bisschen im Niedergang begriffen, ist ja schon die Spaltung zwischen Westfrankenreich und Ostfrankenreich. Und 1889 besiegt Vido Berengar und lässt sich zum römischen Kaiser gründen. Es gibt da so eine Reihe von römischen Kaisern, aber nicht römisch-deutscher Kaiser, römische Kaiser, die nicht aus der Reihe der Karolinger stammen.

Und Formosus wird 891 Papst und muss notgedrungen Vido unterstützen, der beherrscht Rom, der ist der mächtige Mann. Wir reden auch noch nicht vom Papst, den wir später haben, also wir haben noch nicht das Oberhaupt der katholischen Kirche, das ist noch der Bischof von Rom, einer der fünf Patriarchen der Kirche, aber noch lange nicht die Machtstellung.

Unter anderem krönt Formosus den Sohn Widus, Lambert, zum Mitkaiser. Gleichzeitig versucht aber bei Arnulf von Kärnten, einem Karolinger und ostfränkischen König, um Hilfe zu ersuchen. Der kommt dann auch nach Italien, besiegt Wido und wird seinerseits von Formosus zum Kaiser gekrönt.

Sechs Wochen nach der Krönung stirbt Formosus dann, sein Nachfolger Bonifatius VI. ist nur 14 Tage im Amt und dessen Nachfolger Stephan VI. unterstützt erst Arnulf, wechselt dann auf die Seiten Widows bzw. Lamberts, weil der mittlerweile wieder die Kontrolle über Rom erlangt hat.

Auf den ersten Blick kann das Ganze also als Rache an einem politischen Gegner gesehen werden. Dagegen spricht aber, dass Lambert von Formosus zum Kaiser, beziehungsweise mit Kaiser gekrönt wurde und wenn Formosus' Weihen jetzt für ungültig erklärt werden, ist auch diese Kaiserkrönung weg. Also wahrscheinlich haben die gar nichts damit zu tun. Der eigentliche Hintergrund dürfte ein anderer Umstand sein, nämlich die Translation. Wie gesagt, der Papst ist noch nicht Oberhaupt der Kirche.

Und seit dem Konzil von Nicea ist es verboten, Bischof zu werden, wenn man schon Bischof einer anderen Stadt war. Das gilt auch für den Papst. Also heute ist ja ganz klar, man wird zum Papst gewählt, weil man vorher Bischof war. Du bist jetzt kein Bischof mehr, du bist jetzt Papst. So war das in der Zeit eben noch nicht. Und Translation ist nur erlaubt bei Notwendigkeit. Die Päpste werden nicht aus den Bischöfen oder Kardinälen gewählt zu der Zeit, sondern aus den Priestern und Diakonen des Bistums Roms.

Jetzt aber das Problem, Marinius I. und Formosius waren die ersten Päpste, die vorher schon anderswo Bischöfe waren und Stephan VI., also der Ankläger, eben auch. Jetzt wird es nämlich lustig. Der war Bischof von Aniani und wurde von besagtem Formosius ernannt. Wenn jetzt alle Weihen Formosius für ungültig erklärt werden würden, dann würde auch die Weihe zum Bischof von Aniani

Stephan VI. wegfallen. Damit wäre er Papst, ohne gegen Kirchenrecht verstoßen zu haben. Das dürfte der eigentliche Hintergrund des Wegen gewesen sein. Deswegen klagt er Formosus eben an, ein Meinheit geleistet zu haben und eben diese Translation. Das sind die Anklagepunkte.

Geht für alle nicht so richtig gut aus, denn schon im gleichen Jahr wird Stefan von der römischen Bevölkerung gestürzt. Die Lateran-Basilika war eingestürzt und die sehen das als Zeichen Gottes an, dass die Leichensynode zu verurteilen ist. Stefan VI. wird eingekerkert und schließlich in der Haft erwürgt. Der ganze Machtkampf geht weiter, also das ist in Italien zu der Zeit ziemlich wild. Die Päpste wechseln auch sehr schnell ab. Da gibt es noch ein paar ganz illustre Gestalten, aber diese Leichensynode, die gab es offensichtlich, die

Aufzeichnungen dazu, die kirchlichen Aufzeichnungen sind sehr zuverlässig. Beim Grund, da liest man eben oft, dass es ein Machtkampf war. Wahrscheinlich ist es tatsächlich dieser relativ esoterische Punkt der Translation, der aber gar nicht so unwichtig war. Die zweite wilde Geschichte, die kommt immer mal wieder auf, die Tierprozesse.

Gibt es im Mittelalter, gibt es auch in der Antike, in der Neuzeit, auch weltweit. Und diese Idee der Tierprozesse war vor allem im 19. Jahrhundert sehr beliebt. Hier sehen wir so eine Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert, die genauso einen Prozess gegen ein Schwein zeigen soll. Oder es gibt auch den englischen Spielfilm Hour of the Pig, auf Deutsch Pest taucht des Bösen. Ist ein Film, den ich ab und zu mal empfehle, weil er ist nicht ganz schlecht, er ist auch...

Gut würde ich ihn auch nicht nennen, die Ausstattung ist schön, er hat teilweise merkwürdige Inhalte, aber es ist ein Film, den man sich angucken kann und darin kommt auch dieses Thema des Tierprozesses sehr, sehr groß raus. Und wenn man mal guckt, selbst im Alten Testament wird das schon erwähnt, im Buch Exodus wird geschrieben, wenn ein Rind einen Mann oder eine Frau stößt, sodass sie sterben, dann muss das Rind gesteinigt werden und sein Fleisch darf nicht gegessen werden.

Aber der Besitzer des Rindes soll straffrei bleiben. Falls jedoch das Rind vorher schon stößig war und sein Besitzer ist gewarnt worden, hat es aber nicht verwahrt. Falls es dann einen Mann oder eine Frau tötet, soll das Rind gesteinigt und auch sein Besitzer getötet werden. Also die Idee ist schon länger da. Über die Tierprozesse im Mittelalter gibt es auch immer wieder falsche Aussagen.

Es gibt nicht so unfassbar viele nachweisbare Beispiele, werde ich gleich ein paar nennen. Aber selbst der Sachsenspiegel hat da auch schon Inhalte. Hier geht es darum, dass Tiere, die bei einer Vergewaltigung anwesend gewesen sind, eine Frau wird vergewaltigt, es ruft um Hilfe, es kommt keiner zu Hilfe, dann sollen die Tiere getötet werden. Ansonsten gibt es im deutschsprachigen Raum keine Nachweise für solche Prozesse. Das ist so eine der ganz wenigen Quellen. In Frankreich gibt es wohl mehrere Prozesse gegen Schweine. Es gibt dann auch noch kirchliche Prozesse gegen Schweine.

Schädlinge, Heuschrecken und ähnliches, das scheint es auch ein paar Mal gegeben zu haben. Aber so richtig handfest haben wir da nichts. Es wird in der Forschung groß debattiert, was waren das für Prozesse? Waren das echte Prozesse? Waren das Schauprozesse, um quasi die Angehörigen, zum Beispiel wenn ein Schwein ein Kind getötet hat, das gab es wohl mehrfach, die zu entlasten?

Ist auch eine Möglichkeit. Waren es Schulungsprozesse für eingehende Juristen? Das wird ganz, ganz schwer diskutiert, was es damit auf sich hat. Und es gibt auch schon zeitgenössische Kritik daran. Auch da ist unklar, ist es...

Das ist wirklich Kritik an Prozessen, die es gegeben hat oder das sind jetzt allgemeine Aussagen. Philipp de Beaumont schreibt 1283, die stummen Tiere haben kein Verständnis von dem, was gut und böse ist und daher ist rechtliches Vorgehen vergebens, denn dieser muss zur Vergeltung einer Untat geschehen und der, der die Untat begangen hat, muss wissen und verstehen, dass er für eine bestimmte Untat eine bestimmte Strafe davon trägt. Aber ein solches Verständnis gibt es nicht unter den stummen Tieren. Und auch Thomas von Aquin.

Heiliger Kirchenlehrer sagt, dass Tiere keine Rechtsobjekte sein können, da sie weder Worte verschwinden noch rational denken könnten. Wahrscheinlich gab es Tierprozesse. Wie gesagt, es ist nicht ganz klar, wie und warum waren das wirkliche Prozesse. Aber auch nach dem Mittelalter hört es keineswegs auf. Also diese Reihe der Prozesse geht auch munter weiter.

In den USA gab es dann zwischen 1880 und 1920 Elefantenexekutionen. Bekannt ist hier die Elefanten-Crew Mary, die jemanden getötet hat und dann in einem Eisenbahnkran aufgehängt wird. Und zwischen 1880 und 1920 gibt es nicht weniger als 36 Exekutionen von Elefanten. Da hat man auch Geld gemacht, ganz, ganz sicher. Und...

Wenn wir heute mal ins Recht schauen, also heutzutage in Deutschland dürfen zum Beispiel Hunde, die einen Menschen gebissen haben, die sichergestellt wurden, da merkt man schon, sichergestellt sind Dinge, die dürfen eingeschläfert werden, wenn sie nicht als Therapie gelten und zwar ohne Gerichtsurteil. Das kann das Ordnungsamt oder die Polizei verfügen. Das ist der Status heutzutage. Und wie gesagt, es ist eine Sache. Bei den Tierprozessen ist so die Frage, wenn sie wahr sind, ist das was Schlechtes? Ist das was Schlechtes, einen Prozess gegen ein Tier zu führen, wo es auch eine Verteidigung gibt?

anstatt es einfach als Sache zu töten, einfach so. Also ich bin da nicht so sicher, was jetzt gut oder was jetzt schlecht wäre. Es ist auf jeden Fall so ein Ding, das immer wieder über das Mittelalter erzählt wird. Man kann sagen, ja, gab es wohl. In welcher Form, da fehlen mir persönlich die Quellen und da ist auch die Forschung nicht einig. Da gibt es verschiedene Aussagen. Es gibt Historiker, die sagen, doch, doch, gab es. Andere gibt es nicht. Das waren eben so Fingerübungen für Juristen. Das ist schwer zu sagen.

Ein echter Klassiker, den wir auch in Reaktionen schon mehrfach hatten, ist der Erfurter Latrinensturz. 1184 kam Heinrich VI. Warum habe ich heute so oft die Zahl 6? Ganz lustig. Ich hoffe, ich habe mich da nicht geirrt. Nach Erfurt, um da einen Streit zu schlichten. Durch Heinrich den Löwen gab es da eben wieder Streitigkeiten, die will er schlichten. Er hält...

Er ist noch König unter seinem Vater Barbarossa. Also Barbarossa ist noch nicht tot. Heinrich ist noch König, noch nicht Kaiser. Deswegen ist die Zählung eigentlich auch nicht ganz korrekt zu dem Zeitpunkt. Und der hält Hoftag in Erfurt.

Die Legende, wie es jetzt erzählt wird, ist die folgende. Er hält im Marienstift in Erfurt in der Domprobstai eben Hoftag, um den streitlichen Erzbischof von Mainz und dem Landgraf von Thüringen zu schlichten. Unter dem Gewicht der Leute und oft der schweren Rüstung gibt der Boden nach, und die Leute stürzen in eine darunterliegende Latrinengrube. In den zeitgenössischen Quellen bis zu 60 Leute sterben.

König Heinrich und der Mainzer Erzbischof sitzen dabei sicher in einer Fensternische. Der Landgraf von Thüringen kann aus der Jauche gerettet werden. Ansonsten sterben ganz, ganz viele Beteiligte. Und das Schlimme ist, es ist wahnsinnig beliebt bei KI-generierten Inhalten. Hatten wir schon ein paar. Da ist so ein Beispiel. Ich habe keine Ahnung, was ich da sehe. Das ist irgendwie, Kleidung ist nicht mittelalterlich. Es ist kein...

Ein Sturz ins Gebäude, es sind nur irgendwie Adlige und Jauche. Das ist das, was dabei rauskommt. Oder es gab mal ein Video, eine Reaktion, da hat man dann die Kirche, also die große Kathedrale gesehen, wo der Boden nachgegeben hat, wo Leute in eine Jauchekrube unter der Kathedrale gestürzt sind. Also völliger Quatsch, gibt es in tausend Varianten, aber keine ist daran gut. Wenn wir uns mal mit dem Stoff näher beschäftigen, da können wir ganz tief reingehen, da ist die Überlieferungsgeschichte ziemlich gut.

Bekannt wurde die ganze Geschichte 1510 mit der Chronik der Sachsen und Thüringer von Georg Spallatin. Da sieht man ein Bild dazu und da ist auch eine Geschichte drunter, die ungefähr das wiedergibt, was wir gerade erzählt haben. Genau steht da auszugsweise, wie viel Herren zu Erfurt in ein Heimlichkeitsein gefallen. Und Heimlichkeit ist schon heimlich gemacht, kennt man vielleicht. Das ist im Prinzip ein Abort, der wird dann benannt. Ähm...

Es wird gesagt, es sei in einem Haus bei unserer lieben Frauenkirche gewesen. Und als sie beieinander gingen, gingen die Balken und Träger auf und das Haus brach also, dass der Maisteil in ein Heimlichkeit fielen. Das ist so der Text von 1510. Noch bekannter wurde es dann im deutschsprachigen Raum durch Ludwig Bechstein, sein deutsches Sagenbuch von 1853, da sind auch andere Sagen verbreitet worden.

Dort sollen im Beisein des Kaisers und vieler edleren Fürsten, Grafen und Herren in einem Saal des Klosters St. Peter zwischen diesen beiden Frieden geschlossen werden. Weil jedoch der Boden dieses Saals alt und morsch war, brach er plötzlich unter der Last zu vieler Menschen zusammen und aber befand sich eine Senkgrube, in der alle Abfälle aus den geheimen Kammern zusammenflossen.

In diese vielen Graf Heinrich von Schwarzburg, Friedrich Graf von Arnsberg und erstickten Elendig auch Gosmar Graf von Hessen, Gottfried Graf von Ziegenhain, Burggraf Friedrich von Kirchberg, Behringer von Melding und andere kamen zu Tode. Der Kaiser und der Bischof hatten sich an der Fensterniche unterhalten, sie hielten sich an den Eisengittern fest und wurden gerettet. Auch den türkischen Landgraf ereilte das Unglück über Kamm unverletzt davon. Es gibt eine tatsächliche Quelle dazu, nämlich die Chronik von St. Peter um 1225 geschrieben, also

Über ein Vierteljahrhundert nach den Ereignissen, aber das ist das Nächste, was wir haben, ist natürlich auf Latein. Und darin ist jetzt die Rede von einer Cloaca. Können Sie es vorlesen, aber Latein ist grauenhaft. Cloaca ist aber eher ein Abwasserkanal. Da ist gar nicht die Rede von einem heimlichen Gemach oder einer Senckgrube oder sowas. Es wird auch von Zenum gesprochen. Das kann tatsächlich Fäkalien bedeuten, kann aber auch Schlamm, Schmutz oder auch Unrat bedeuten. Also bei einem Einschloss im Gebäude entsteht Unrat.

Es gibt gar keinen Sinn, dass da ein Abort unter einem Saal ist. Wüsste ich nicht. Also wird auch teilweise gesagt, wie es üblich ist, ich kenne keine Abortgruben in einem Gebäude. Es würde auch gar keinen Sinn ergeben. Wenn, dann ist ein Aborterker neben dem Haus. Wahrscheinlicher ist, dass es eine Toilettenanlage für das Kloster gab, wenn es denn im Kloster stattgefunden hat. Das ist nicht ganz klar. Und da gibt es solche Rekonstruktionszeichen. Das ist ein Klostergebäude mit einer Toilettenanlage. Und dann haben wir auch einen Abwasserkanal, nämlich eine Cloaca.

Das würde tatsächlich Sinn ergeben, wenn der an dem Haus vorbeiläuft, vielleicht ist das Haus auch nicht einfach nach unten gestürzt, sondern seitlich, die Leute sind da reingerutscht, das wäre eine Möglichkeit, aber wie gesagt, gibt es gar nicht so richtig her. Zahl der Toten steht in der Quelle gar nichts von, also ein paar wichtige Namen werden genannt, aber wie viele, irgendwie 60 Toten, davon habe ich auch nichts groß gefunden.

Und ich hatte jetzt gerade das Glück, ich habe von einer Veranstaltung auf der Lenzburg Bilder bekommen. Die sind von der Gruppe Comptorei Alpinum. Da ist auch Daniel Severin, den ich schon mal zu Gast hatte, dabei. Und da haben wir genau so eine Versammlung. Das ist exakt das, was wir uns vorstellen müssen. Passt sogar zeitlich gut, dass hier sind Ministeriale und Gefolgsleute von Barbarossa. Also genau so sähen die aus. Wir haben hier die Adligen, Seidenkleidung, sehr bunt. Wir haben einen Bischof dabei. Wir haben ...

Priester, Mönche und hier haben wir wirklich dieser Streit zwischen einem Bischof und einem Landgrafen. Das ist die perfekte Untermalung. Genau so können wir uns das vorstellen. Und nein, die haben natürlich auch keine schweren Rüstungen. Das ist in der Originalquelle auch nicht drin, wird dann gerne dazu gepackt. Gibt's nicht. Aber noch schöner, wegen diesem Bild bin ich überhaupt drauf gekommen, denn hier haben wir genau so eine Fensterniche, was ja erzählt wird. Ich weiß nicht, ob es in der Originalquelle ist, glaube ich nicht drin, aber hier hätten wir diese Szene. Also

Also zumindest die Leute, die das später aufgeschrieben haben, auch Weststein kennt sicherlich solche Fensternichten, das hat er zumindest als Bild vor Augen gehabt, da kommt es her und wenn hier jetzt der Boden nachgeben würde, dann würde tatsächlich der Ranghöchste, in dem Fall der König und der...

Erzbischof von Mainz sicher in dieser Fensterlinie sitzen. Das ist zumindest diese Idee ist zwar nicht belegbar, sie hätte aber Hand und Fuß. Absolut. Das war für mich so der Grund. Dadurch bin ich nochmal auf den Erfurter Latrinensturz gekommen und wollte das einfach in diesen Bildern nochmal ein bisschen untermauern. Also wir haben tatsächlich eine Originalquelle.

Etwas später, dass der stattgefunden hat, ist sehr sicher. Dass es eine Latrine gab, ist sehr unsicher. Ich habe es euch erspart, es gibt da ganz viele moderne Varianten, wo dann genussvoll erzählt wird, wie sie in Exkrementen ersticken. Gibt es keinen Hinweis zu, auch dass die alle da in schwerer Rüstung standen. Hier sieht man Gerüstete, mag es gegeben haben, aber der normale Besucher war sicherlich nicht schwer gerüstet.

Aber es ist so schön, wenn man Schritt für Schritt zurückverfolgen kann, wo so eine Geschichte herkommt, was wann dazu gekommen ist und wie viel wir jetzt am Ende wirklich sicher wissen. Eine Legende, die immer mal wieder auftaucht, ist die vom Kaiser im Fass. Kaiser Barbarossa im Gurkenfass. Denke ich mir nicht aus. Nach Saladin's Sieg über Jerusalem 1187...

Die Handlung aus Königreich der Himmel, Jerusalem wird wieder erobert. Eilen sich Papst und Friedrich I. Barbarossa, die ja ordentlich zerstritten sind. Und Barbarossa geht mit fast 70 nochmal auf einen Kreuzzug. Hier ist eine spätere Darstellung, da ist er als Kreuzritter dargestellt. Etwa 15.000 Mann soll er bei sich gehabt haben, nimmt den Landweg über Ungarn und Byzanz. Gibt natürlich auch noch Ärger in Byzanz. Kommt in Kleinasien an, es gibt erste Kämpfe gegen Turkmenen.

Am 18. Mai 1190 ist er noch siegreich in der Schlacht von Iconium gegen Rumseltschuppen. Da wird ein zahlenmäßig deutlich überlegenes Heer geschlagen. Am 10. Juni 1190 ertrinkt dann Barbarossa beim Bad im Fluss Saalev.

Er soll in ein Fass mit Essig gesteckt worden sein, eben dieses Gurkenfass, bis der Leichnam angefangen hätte zu stinken. Dann hätte man das Fleisch von den Knochen gekocht. Sein Herz wird in Tarsos beerdigt, sein Fleisch in Antiochia. Die Knochen sollen nach Jerusalem gebracht werden, sind dann aber wohl in der Kathedrale von Tyros bestattet worden. Relativ kurz danach etliche Versionen davon. Wenn man sich die Versionen anguckt, ist völlig unklar, ist er bei einer Flussüberquerung gestorben, bei einem Bad, so als Bein.

als Zeitvertreib oder Hygiene, war er dabei begleitet, war er nackt, war er in Rüstung, das ist alles nicht klar, können wir wirklich überhaupt nicht sehen. Bekannt geworden ist das Ganze dann zumindest in meiner Generation auch über die Darstellung in Age of Empires 2, da sieht man diesen Wagen, da gibt es nämlich eine Mission, die letzte Mission der Barbarossa-Kampagne, da muss man diesen Leichnam nach Jerusalem bringen, ganz spannend, da ist er ja nie angekommen, in dieser Mission kann man ihn doch noch dahin bringen und auf diesem Wagen ist dieses Fass verbreitet,

zu sehen. Da wird auch erzählt, dass er in dieses Gurkenfass eben geschlackt wird. Sie sagen Gurkenfass, da kommt's her. Es gibt keine Quelle für dieses Essigfass. Es gibt auch keinen Sinn dahinter. Also dieses Essigfass kann man eigentlich ziemlich ausschließen.

Erst ein Vierteljahrhundert nach dem Tod entsteht so die erste Version, die wir heute noch finden können. Das hier ist aus einer sächsischen Weltchronik, da sieht man eben beim Bart, das wird dann eben sehr gerne als Version kompensiert, wie gesagt, genau wissen wir es nicht. Was tatsächlich geschehen ist, ist gar nicht so das Essigfass, das können wir eben ausschließen, weil es gibt die

deutsche Sitte, die Mos Teutonicus, die wird mehrfach erwähnt. Die älteste Erwähnung ist auch über Barbarossa, nämlich bei der Eroberung Roms 1167. Da gibt es eine Seuche, an der viele Hochradlige sterben und die werden eben auf genau diese Art und Weise in ihre Heimat überführt.

Der Grund ist einfach die Haltbarmachung. Wenn ich eine Leiche einfach so transportiere, verwest sie, deswegen werden gerade Herz und Innereien entnommen. Das ist das, was besonders einfach verwest. Der Rest wird letztlich einbalsamiert, haltbar gemacht und das ist tatsächlich relativ verbreitet.

Die getrennte Bestattung ist noch älter. Kaiser wie Otto I. wurden so begraben. Auch später Maximilian I., dessen Herz ist in Brügge. Viele französische Könige. Richard Löwenherz ist gleich an drei Orten bestattet. Also einmal seine Organe, einmal sein Herz, einmal sein Körper. Und bei den Habsburgern ist das letztlich bis heute üblich. Leichnam wird in der Kapuzinergruft begraben. Das Herz in der Augustinerkirche, der ehemaligen Hofkapelle.

Und da hat es die Herzalkruft, das ist ein Bild, das sind alles Uhren mit Herzen von Habsburgern, die da getrennt von ihrem Körper aufbewahrt werden, also auch gar nichts so Ungewöhnliches. Und wie gesagt, Otto von Habsburg, der vor ein paar Jahren gestorben ist, der wurde auch so bestattet, auch wenn der Körper mittlerweile durch andere Mittel haltbar gemacht wird, die getrennte Bestattung gibt es nach wie vor.

Um 1240 haben wir auch eine Beschreibung davon. Die Deutschen entnehmen die Eingeweide aus den Leichnamen hochgestellter Männer, wenn diese in fremden Ländern sterben und lassen das Übrige so lange in Kesseln abkochen, bis alles Fleisch, die Sehnen und die Knorpel von den Knochen getrennt sind. Diese Knochen, gewaschen in wohlriechende Wein und bestreut mit Spätzereien, bringen sie dann anschließend in ihre Heimat fort.

Um 1300 verbietet Papst Bonifatius VIII. diese Praxis, was die Praxis aber kaum einschränkt. Das ist wieder so ein Verbot, so wie die Armbrust, ja, verboten, aber wie gesagt, zahllose Adlige, selbst Päpste ab dem 16. Jahrhundert werden so bestattet und erst im 19. Jahrhundert läuft diese Praxis aus. Wie gesagt, die Habsburger machen es auch später noch. Aber ja, Barbarossa ist sehr sicher in Kleinasien ausgekocht und gegründet.

Getrennt worden, an verschiedene Orten bestattet. Er ist ganz sicher nicht in ein Fass gesteckt. Aber tatsächlich, dass sie einen Kaiser in seine Einzelteile zerlegen, das ist tatsächlich wahr.

Eine wirklich wilde Geschichte eignet sich am 28. Januar 1393 in Paris. Der Ball der Brennenden. Eine Ehrendame der Königin Isabot oder auch Isabella von Bayern soll in dritter Ehe den Adeligen Etzel von Ortenburg, ein bayerischer Adeliger, heiraten, der als Kämmerer König Karl VI. von Frankreich agiert. Hier haben wir besagten, Karl ist schon wieder ein Sechster. Ich hoffe, dass ich mich nicht völlig vertan habe.

Und da sie eine Wiederverheiratete ist, gibt es einen Brauch. Charivari, ich weiß nicht, wie man das auf Französisch ausspricht, gibt es auch im Saarland bis ins 19. Jahrhundert zum Beispiel. Das ist ein Polterabend für Wiederverheiratete. Der ist oft von schräger Katzmusik bekleidet und die Musikanten oder die Gäste, die musizieren, hören erst auf, wenn das Brautpaar ihnen Getränke ausgibt.

Da das im Mittelalter auch eine finanzielle Erpressung ausarten konnte, ist das seit dem 12. Jahrhundert von der Kirche verboten worden. Noch so ein Verbot ist offensichtlich nicht beachtet worden, denn hier wird am Französischen Königshof genauso ein Polterabend veranstaltet. Karl VI. und einige seiner Freunde, Hugo von Guisset, Ivan de Vaux, Jean-Craft von Juny, Ogier von Natelier, Amart von Portier, wollen als wilde Männer auftreten.

Die sechs mischen sich unter die Gäste, dabei werden die Lichter gelöscht, so ein Spaß eben und als später der Herzog Luthi von Orléans, der Bruder des Königs und sein Onkel Johann Herzog von Berry, das ist der mit dem Stundenbuch und dieser Büchersammlung, dazu kommen, lässt sich

Ludwig eine Fackel geben, um die wilden Männer zu erkennen. Damit nimmt die Katastrophe ihren Lauf, denn die Kostüme haben offenbar Pech benutzt als Klebemittel für Federn und Werk, eingefärbter Werk, denn wilde Männer ist ein ganz bekannter Topos im Mittelalter, finden wir auch viele Abbildungen, da sieht man eben auch, wie man sich das vorstellen kann, und die eben fangen Feuer. Hatten sich vorher auch aneinandergekettet, wahrscheinlich um ihren Spaß zu treiben,

Ogie von Nantouier kann sich von seinen Ketten befreien und in einen Weinfass springen. Ich weiß nicht, wie wir da einen Weinfass reinkriegen. Vielleicht ein offenes Gefäß für Wein, damit man sich einfach nehmen konnte. Sowas gibt es später auch mit Brunnen und solchen Dingen. Also offenbar kann er da reinspringen und die Flammen ersticken.

Der König wird gerettet von seiner Tante Jean de Boulogne, das ist die Herzogin von Berry, die Frau des Duc de Berry, die ihn in ihr Kleid einwickelt und so die Flammen erstickt. Da sieht man eine Vergrößerung eines anderen Bildes, wie sie ihn gerade mit ihrem Rock rettet. Die anderen vier erleiden schwerste Brandwunden, an denen alle vier innerhalb der nächsten Tage sterben.

Das Ereignis beeinflusst sogar die europäische Geschichte, denn Karl VI. galt schon vorher als geistig verwirrt. Er hat zum Beispiel auf dem Ausflug mal seine Begleiter mit dem Schwert angegriffen. Nach dem Tod seiner Freunde ist er aber handlungsunfähig und gibt die Regierung an seinen Bruder ab. Der kann sich aber nicht durchsetzen. Stattdessen kommt es zur Regierung seiner Onkel. Er hat drei Onkel, die gemeinsam regieren.

Was letztlich dann zu Mord untereinander führt. Der Herzog von Burgund lässt den Herzog von Orléans umbringen. Es kommt zum Bürgerkrieg zwischen Armaniaken und Burgundern. Und durch die Einmischung Englands startet die zweite Phase des Hundertjährigen Krieges. Also hat tatsächlich auch noch weltpolitische Folgen.

Die Quellenkritik dazu ist sehr glaubwürdig, denn es gibt mehrere Überlieferungen. Es gibt allerdings ein paar Dinge, bei denen keine Einigkeit herrscht. Jean Frossat gibt als Ort das Hotel St. Paul an, also den Hotel,

die Residenz des Königs in Paris zu der Zeit. Hier sieht man den Einzug Isabos oder Isabella von Bayern bei ihrer Hochzeit und am linken Bildrand sieht man den Eingang dieses Hotels St. Paul. Ein anderer Chronist, Jean-Jouvenal de Haussin, nennt allerdings das Hotel de Rennes Blanche, also der Weißen König in Paris, das Hotel

Gilt als glaubwürdiger, denn sein Vater war zumindest nah an den Ereignissen. Er hat zu der Zeit am Hof gedient, während Frosara gar nicht im Land war. Und zu Lebzeiten von Karl VI. wird dieses Schloss abgerissen. Könnte ein Hinweis sein. Also es ist sehr sicher so passiert. Es gibt eben Details, an denen es ein bisschen unklar ist. Aber ja...

Hofhaltung, die in Paris natürlich oder im französischen Hof natürlich sehr exaltiert war, weit voraus gegenüber anderen Regionen in Europa und dann so ein Maskenspiel, das zu einer Katastrophe wird. Augen auf bei der Wahl des Klebstoffs eurer Kostüme in Zukunft. Vorsicht. Etwas, was immer wieder kommt als amüsante Geschichte des Mittelalters, wenn auch in falscher Form,

ist der Gerichtskampf zwischen Mann und Frau. Guckt ins Netz, ihr werdet es massenhaft finden und immer wieder ist die Rede davon, das ist die Art wie Verheirate, die ihre Ehestreitigkeiten beschlichtet hätten. Ist natürlich ja völliger Quatsch. Die bekannteste Quelle, die die meisten Leute kennen, sind die beiden Fechthandschriften von Hans Thallhofer, in denen es erwähnt wird. Er hat mehr, aber nur in zwei wird es erwähnt.

Eine aus dem Jahr 1459, eine aus dem Jahr 1467. Die erste ist heute in Kopenhagen, die andere in München. Die von 1467 wird auch als guter Kodex bezeichnet. Und in den beiden findet man diese Sonderform des Zweikampfs, teilweise auch mit Beschriftung.

Wie gesagt, in vielen Artikeln und Videos wird behauptet, es sei ein Verheirateter. Im Gegenteil, die Teilnehmer dürfen nicht verwandt oder verschwägert sein. Bei dem Ganzen handelt es sich nämlich um eine ziemlich verbreitete, aber nicht sehr häufige Art des gerichtlichen Zweikampfs, die auch nur bei Verbrechen möglich waren, die eine Todesstrafe rechtfertigen würde. Nur dann können solche gerichtlichen Zweikämpfe angerufen werden. Das Ziel dieser speziellen Art von Zweikämpfen ist vor allem die Chancengleichheit.

Das sieht man zum Beispiel sehr schön in dieser Abbildung aus dem Talofa von 1459. Da werden solche Fechtschilde verwendet, also ungewohnte Waffen. Die geübten Kämpfer sollen hier keine Vorteile haben, deswegen werden solche Waffen gewählt. Und um...

Um Bedrohungen ähnlich zu vermeiden, gibt es auch eine spezielle Art von Kleidung, die wir auf den Bildern ebenfalls gesehen haben. Hier aus derselben Handschrift, da ist genau gezeigt, wie die aussieht. Es wird gestritten, ob das Leder oder eher Leinen ist, aber das haben die Kontrahenten getragen. Im Fall eines Kampfes Mann gegen Frau wird die Chancengleichheit so hergestellt, dass die Frau einen Stein von 4 Pfund Gewicht bekommt in einem Schleier.

Wahrscheinlich, weil es keine Waffe ist. Frau kriegt keine Waffe, sondern eben den Schleier, aber mit dem Stein. Der Mann bekommt eine Holzkeule und steht in einem hüfthohen Loch. Das Ganze ist keine Idee von Talofer, der hat sich das nicht ausgedacht, sondern in den Stadtrechten von Augsburg oder Freising kommen solche Kämpfe zum Beispiel auch vor. Darin wird dann auch gefordert, dass der Mann bis zur Hüfte in der Grube steht. In Augsburg ist es sogar so, dass er in dieser Grube begraben wird.

Wenn er nicht tot ist, auch lebendig. Also solche Kämpfe enden mit dem Tod. Der Schuldige wird hingerichtet. Es gibt ein paar Varianten, wo die Frau nur die Hand abgeschlagen wird, weil sie eben als Frau einen gewissen Schutz genießt. Aber es gibt...

juristische Quellen, die so etwas zeigen. Eine Vorlage kann auch der Roman "Apollonius von Thürland" sein, der um 1312 entstanden ist. In einer Version von 1465, also gar nicht weit von Thallhofer entfernt, sieht man diesen Zweikampf gezeigt. Da fehlen ein paar Sachen aus der Beschreibung von Thallhofer, aber auch hier sieht man eben diese Idee des Mannes in der Grube, die Frau mit dem Schleier.

Hier wird allerdings auch genau wie in den Stadtrechten gefordert, dass die rechte Hand des Mannes auf den Rücken gebunden wird. Das ist nicht ganz klar bei Tullow, weil er sich befreien konnte, ist die Hand auch teilweise auf dem Rücken oder ob er es einfach nicht aufgeschrieben hat, das ist nicht so richtig, klar. Und wir haben tatsächlich keine Belege, dass diese Art von Kampf tatsächlich stattgefunden hat.

Wir haben aber Belege für Kämpfe, da wird eben nicht überliefert, wie der genau aussah zwischen Mann und Frau. Hier zum Beispiel aus der Spitzer-Chronik ein Kampf, der 1288 stattgefunden haben soll und damit berichtet, dass die Frau gewonnen hätte. Die Darstellung hat natürlich nichts mit dem eigentlichen Kampf zu tun, die ist 200 Jahre später entstanden, zeigt auch ganz andere Kleidung, selbst die Rüstung hätte es da noch nicht so gegeben, aber es gibt eben Belege für solche Kämpfe in verschiedenen Varianten. Es gibt Belege, wie man so einen Kampf

geplant hat, ob der wirklich so ausgeführt ist, können wir tatsächlich nicht sagen. Das ist das große Problem. Wir kriegen diese beiden Quellen nicht übereinander. Denkbar ist es allerdings, und natürlich aus unserer heutigen Sicht ist ein gerichtlicher Zweikampf, Humbug übrigens, die Kirche hat sowas auch abgelehnt, weil sie gesagt hat, da wird Gott versucht, Priester dürfen an sowas nicht teilnehmen, galt als unchristlich, wurde trotzdem gemacht, wieder Verbot von Kirche, ihr merkt's. Wir kriegen die beiden Quellen aber nicht übereinandergelegt.

Wir können nicht sagen, dieser Kampf hat so stattgefunden. Wir wissen, es gab Kämpfe zwischen Männern und Frauen. Wir wissen, es gab Quellen dazu, die solche Sachen fordern. Es waren keine Verheirateten. Auf gar keinen Fall. Es musste sogar Zeugen bei solchen Kämpfen antreten, bei allen, auch Männer gegen Männer, dass die nicht zu nah verwandt sind. Ich glaube, fünf

Generation auseinander mindestens, sonst dürfen sie auch nicht kämpfen. Aber ansonsten, Gerichtskämpfe waren durchaus ein Ding, waren auch hart und brutal, weil wie gesagt, einer von beiden wird üblicherweise ins Gras beißen, darum geht es ja dabei. Wir können allerdings sagen, dieser Kampf hat nichts mit der Verheiratung zu tun, aber Kämpfe zwischen Männern und Frauen war in der Vorstellung dieser Zeit absolut.

Bei der letzten Geschichte gehen wir erstmal sogar kurz aus dem Mittelalter raus. 1518 fängt in Straßburg eine Frau, deren Name als Trophäa überliefert ist, an, wild zu tanzen. Andere schließen sich an und angeblich sind es am Ende viele hundert Menschen.

die wild tanzen. Das Bild hat damit nichts zu tun, es gibt keine Abbildungen dazu, alle Bilder, die ihr sehen werdet, sind wahllos dazugenommen. Es geht hier auf dem Bild um Tanz im Mittelalter, Beispielbild, ich sage es aber extra dazu. Die Tänzer tanzen bis zur völligen Erschöpfung, angeblich auch bis zum Tod und es wird erst versucht, die Tänzer mit einer Anrufung des heiligen Vitos oder auch heiligen Veit zu beruhigen, aber auch Anrufungen an den heiligen Antonius werden aussprochen. Warum? Gehe ich gleich darauf ein, hat Gründe.

Der Rat der Stadt lässt sogar eine Bühne bauen, um die Tänzer zu schützen und Musik zu spielen. Auch da gibt's gleich noch eine Erklärung. Aber erst eine Messe im 40 Kilometer entfernten Zabern an einem Schrein des heiligen Vitus kann Abhilfe schaffen. Damit ist der Spuk vorbei. Und das Mittelalterliche daran ist es keineswegs das erste Auftreten.

Es gibt sogar schon antike Nennungen. Es gibt im Frühmittelalter Nennungen davon. 1237 soll eine große Gruppe Kinder von Erfurt nach Arnstadt gesprungen und getanzt sein. 1373 beginnt dann der größte bekannte Ausbruch, nämlich in Aachen. Der greift später auf Köln, Flandern, Franken, Straßburg, Utrecht und weitere Städte und Regionen über.

Die Gründe sind bis heute völlig unbekannt. Es gibt Annahmen dazu, aber wir können überhaupt nicht sagen, was da passiert ist. Als Ursachen werden Krankheiten genannt wie Epilepsie oder Chorea Huntington, Choreografie, Tanz, Huntington nach dem Entdecker. Das ist eine Erbkrankheit, die unter anderem zu unwillkürlichen Zuckungen führt und bevor sie medizinisch beschrieben wurde, wurde sie schon als großer Feiztanz bezeichnet. Da war wieder ein Vitus, ein Feiztanz drinne.

Die Verbindung zu Vitus kommt vermutlich vom Ausbruch 518. Das soll nach einigen Quellen am Tag des heiligen Vitus ausgebrochen sein oder zumindest an diesem Tag.

über diesen Tag sich erstreckt haben. Sprich, man hat den Tagesheiligen angerufen, der auch noch dazu einer der 14 Nothelfer war. Das könnte ein Grund sein. Und dann kann eben das Ganze als Feiztanz bekannt geworden sein. Die Gebete zum Heiligen Antonius führen dann zu einer zweiten Theorie. Möglich ist auch eine Vergiftung mit Mutterkorn. Die haben wir im Mittelalter ab und zu. Das wird teilweise auch stark übertrieben. Aber gerade in Notzeiten kann es dazu kommen, aber auch sonst durch ...

Die Verunreinigung, das ist ein Pilz, der auf Roggen geteilt und mit dem Getreide dann eben ins Brot oder in die Nahrung gelangen kann. Und das Problem daran ist, das führt auch zu einer Krankheit. Im Mittelalter wurde sie als Antoniusfeuer bezeichnet. Mutterkornvergiftung kann auch Wahnsinn erzeugen, kann Glieder absterben lassen. Es gibt einen ganzen Orden, der sich damit beschäftigt hat. Also es gibt immer wieder Wellen, wo wir Leute, die am Antoniusfeuer betreten,

gelitten haben, finden. Und eine Form kann eben auch dieser Tanzwahn möglicherweise sein. Eigentlich ist der Pilz oder dieser Parasit sehr gut erkennbar, aber in Notzeiten, wie gesagt, findet man es immer wieder.

Eine dritte Theorie, die auch erklären würde, warum man die Tänzer hart tanzen lassen, wäre der Biss von Spinnen, wie Wolfsspinne, Europäische Schwarze Witwo oder Apulich Tarantel. In der frühen Neuzeit findet man dazu Quellen. Hier haben wir eine Quelle aus dem 17. Jahrhundert. Da unten sieht man eben die Spinne und da wird als Therapiemethode Tanz- und Schwitzkuren verordnet, um das Gift schneller auszuscheiden. Und ganz oben steht dann auch Antidotum Tarantulae.

Ähm, Tarantella, Talienicher Tanz, besonders schnell, soll eben dazu geeignet sein. Und hier wird genauso eine Tarantella als Kur genannt, um diese Vergiftung zu überstehen. Also ...

Wenn das vorher schon bekannt ist, ich habe ja eine Quelle aus dem 70er Jahrhundert, das heißt nicht, dass es vorher nicht auch bekannt gewesen wäre. Wenn das bekannt gewesen wäre, könnte es ein Grund sein, warum man diese Tänzer tanzen lassen. Analog zur Mutterkornvergiftung wird auch Drogen ins Spiel gebracht, sowas wie Bilsenkraut wird genannt, wobei da haben wir ein Quellenproblem, weil wir wissen, es gab diese Stoffe. Wir haben ganz wenig Quellen zu Drogenkonsum im Mittelalter.

Also Alkohol natürlich jede Menge, alle anderen finden wir wahnsinnig schwer, also auch Pilze wird immer wieder angenommen, halicilogene Dinge, wir haben keine Quelle, ob sie konsumiert wurden. Von daher ist das ein bisschen schwierig. Religiöse Massenhysterien werden gerade in letzter Zeit mehrfach genannt, da gab es Historiker in jüngster Zeit, die haben da eben gesagt, warum das eben zum Glaubensbild passt und so, da bin ich nicht tief genug drinne.

Was sehr oft genannt wird, ist ein Zusammenhang mit der Pest und den kann man ausschließen, da ist überhaupt keine Verbindung nachvollziehbar, weder zeitlich noch räumlich gibt es ja irgendeinen Zusammenhang, also das ist es sicher nicht. Was es war, können wir nicht sagen. Was wir sagen können ist, es wurde damals schon rezipiert, es taucht immer wieder auf, die Leute tanzen und dann ebbt das eben so schnell wieder ab. Also auch das eine wilde Geschichte aus dem Mittelalter, auch wenn der bekannteste Ausbruch, wenn auch nicht der größte Ausbruch erst von 1518 ist.

Das waren meine 7 wilden Geschichten aus dem Mittelalter. Ich habe versucht, ihnen auf den Grund zu gehen, euch Erklärungsansätze zu liefern, auch zu erzählen, wo sie in der populären Darstellung oft völlig gewirseln. Sucht mal den Erfurter Latrinensturz auf TikTok. Ihr werdet leiden. Aber warum soll ich der Einzige sein? Habt ihr auch dazu? Irgendwo in einer meiner Reaktionen auf TikTok habe ich auch was zum Latrinensturz gemacht. Wenn ich es finde, verlinke ich es unten im Video. Oder vielleicht ist es auch nicht sehr nett.

Schaut nochmal in der Videobeschreibung auf jeden Fall auf den Link von CH Beck. Da könnt ihr, wie gesagt, Bücher gewinnen. Ganz viele Bücher auf einen Schlag. Das ist auf jeden Fall wert, da mal reinzuschauen. Und wenn ihr andere Geschichten habt, ich mach gerne einen zweiten Teil, aber so viele wilde Geschichten hab ich gar nicht gefunden. Wenn ihr wilde Geschichten aus dem Mittelalter habt, schreibt sie unten in die Kommentare. Bin ich euch dankbar. Gibt's vielleicht nochmal weiter Geschichten. Schreibt auch dazu, wie ihr das fandet. Welche Geschichte hat euch wirklich überrascht? Welche kanntet ihr schon? Welche fandet ihr völlig absurd? Schreibt's dazu. Ich

Ich freue mich. Wir sehen uns nächste Woche wieder mit einem neuen Thema. Bis dahin macht's gut und bleibt gesund.