Herzlich willkommen zu Geschichtsfenster. Mein Name ist André und heute geht es um die 10 größten Irrtümer über das Mittelalter. Ja, der Titel ist völliges Clickbait. Ich weiß selbst...
Die Sachen kommen so oft wieder, dass ich gedacht habe, ich packe sie mal zusammen zu einem Video. Vielleicht kann man die Antworten auf solche Irrtümer auch da rausholen. Ich will aber nicht so klein klein machen. Also nicht dieses Typ hier, die Leute haben in kurzen Betten geschlafen, sondern ich will ein bisschen tiefer gehen. Ich will gucken, was verbindet ganz viele dieser Klischees? Wo kommen sie eigentlich her? Ist was Wahres dran? Also ich habe versucht wirklich zu komprimieren und wirklich die zehn Punkte zu bekommen, die wirklich, wirklich falsch gesehen werden.
Bevor es losgeht, wenn ihr euch vor Irrtümern über das Mittelalter schützen wollt, gibt es auch gute Literatur, zum Beispiel von C.H. Beck, die Wissensreihe. Die feiert dieses Jahr 30-jähriges Jubiläum, deswegen haben wir eine Kooperation C.H. Beck und Geschichtsfenster. Und um die Bücher unter die Leute zu bringen, guckt euch um, kauft sie, das ist Sinn der ganzen, ist Werbung. Aber ihr könnt auch selber Bücher bekommen. Und zwar verlosen wir aus der riesigen Menge an Büchern, die es in dieser Reihe mittlerweile gibt,
Fünf Anfängerbibliotheken von jeweils sechs Büchern. Geht auf die Seite, hier seht ihr die schon. Sucht euch sechs Titel aus, die euch gefallen. Und eventuell steht bald bei euch so eine kleine Bibliothek, wie Rocco Sier hier angesammelt hat. Schaut einfach rein, schreibt es in die Kommentare. Ich lose aus und dann kriegt ihr die Bücher, die ihr haben wollt.
Irrtüme über das Mittelalter. Es wird ein bisschen Meinungsvideo diesmal. Ich versuche natürlich meine Aussagen zu belegen, aber gerade wo das herkommt oder so, das sind Sachen, wenn ich die belegen könnte, dann würde ich ein tolles Buch drüber schreiben. Es ist ganz oft so, ein bisschen auch Erfahrung, Meinung eben. Also wenn ihr anderer Meinung seid am Ende, wenn ihr denkt, ich habe mich irgendwo geirrt, schreibt auch das in die Kommentare. Ich diskutiere da sehr gerne mit euch. Aber wir fangen mal an mit diesen zehn Punkten. Der erste, das Mittelalter ist eine Zeit des Rückschrittes.
Die Dark Ages. Das Römische Reich ist untergegangen. Auch da sind wir schon bei dem Irrtum. Irgendwie ist danach so Mad Max Zeit. Alles ist kaputt, alles ist zerstört und Wissen ist sowieso verloren gegangen. Und das ist kein altes Klischee, das lebt immer noch. Es gibt jetzt gerade, vor ein paar Jahren kam ein Buch raus, The Darkening Age, zu Deutsch Heiliger Zorn. Das hat davon geredet, wie die Christen alles kaputt gemacht haben. Alle Bücher verbrannt, alle Tempel niedergerissen, alles zerstört.
Die Allmächtige Kirche hat natürlich jeden Fortschritt behindert und alles möglich verboten. Vom Waschen bis zum Lesen, Bildung und ähnliches. Kennen wir alle. Und solche Bilder sind da allgegenwärtig. Ist natürlich nicht Mittelalter, ist später, aber da sieht man schon, der Klerus foltert, bringt Leute zum Schweigen, alles ganz schrecklich. Dieses Bild wird auch immer wieder sehr gerne verwendet, aber es gibt auch jede Menge ähnliche. Denkt auch an den Namen der Rose mit Bernardo Gui, der wird da als absolut fanatischer Inquisitor hingestellt. Das haben wir immer und immer wieder.
Natürlich hat die Kirche auch alle Andersdenkenden verfolgt. Verbrannt, Hexen, Denker, jeden der nicht ihrer Meinung war.
Und es gab in der Zeit auch keine Entwicklung. Überhaupt nicht. Völliger Stillstand. Und da gibt es ein Meme, das wahnsinnig oft zu finden ist. Wo wir wären ohne das Mittelalter. Da sieht man Ägypter, Griechen, Römer, eine schön steigende Linie. Und dann Christian Dark Ages, paff, alles vorbei. Bis dann die Renaissance ist. Gerade am Ende der Renaissance wieder auf den Level der Römer bringt. Und ab dann kommt Age of Enlightenment und Modern Science. Und das Mittelalter seht ihr, tiefer Absturz, völlig unerlässlich.
Das ist tatsächlich etwas, was in ganz vielen Köpfen drin ist. Geht dann auch so weit, dass die Leute das Mittelalter zu einem Prei machen. Da gibt es da keinen Unterschied zwischen Früh- und Spätmittelalter. Was auch medial immer zu finden ist. Also wenn ihr euch mal sowas anguckt wie Vikings oder 13. Krieger. Okay, sind Wiking, aber geben wir denen auch einfach eine Plattenrostung dazu. Schadet ja nichts. Oder Helme aus dem 16. Jahrhundert. Immer gerne. Das ist so ein großer Topf, in den man einfach alles reinwerfen kann.
Was daran ist, da sind Punkte dran. Wenn man die Welt so als fortlaufenden Fortschritt sieht, dann ist natürlich seit dem Römischen Reich einiges passiert. Gut, es passiert meistens nicht im Mittelalter, sondern in der Spätantike. Es ist aber vor allem eine Veränderung. Gar nicht so sehr, dass irgendwie da die große Katastrophe kommt. Und wie gesagt, das Römische Mittelalter ist nicht Mad Max Zeit.
Und es werden natürlich auch Dinge zerstört. Wissen geht auf der einen Seite verloren, aber gar nicht durch Mutwille, sondern Wissen geht immer verloren. Also wer von euch hat noch
Frauenromane des 16. und 17. Jahrhunderts bei sich rumstehen. Ein Großteil ist vergessen. Also es gibt so Klassiker, 17. Jahrhundert, da ist zum Beispiel sowas wie der Simplicissimus heute noch zu finden. Da habe ich auch irgendwo hier rumstehen. Aber ganz viele andere Sachen sind einfach im Auswahlprozess verschwunden, auch von unserer Literatur heute. Wir werden sehr, sehr viel nicht den Test der Zeit überstehen. Und ja, die frühen Christen haben Tempel zerstört. Klar, zerstören gilt doch viel besser als abgerissen, weil die brauchten sie nicht.
Gut, sie haben auch viele Kirchen draus gemacht, aber da stehen irgendwelche Standbilder. Nicht unsere. Das ist nicht merkwürdig, dass die verschwinden. Übrigens haben auch Christen immer wieder christliche Kirchen zerstört, übermalt, Figuren entfernt, neu gebaut. Das ist ein ganz normaler Prozess und daraus jetzt irgendwie den Wütemob. Es gab auch Wütemob in der Spätantike, durchaus, aber diese allgemeine Sicht, dass das Christentum da einfach mal alles zerstörte, was da ein bisschen da war,
War also nicht. Tatsächlich haben sie sehr viel erhalten, weil ja, ich weiß, die Araber haben ganz viel antikes Wissen erhalten, aber in den Klöstern wurde auch ganz viel antikes Wissen erhalten. Und das sehen wir im späten Alter dann wieder, wenn die Humanisten aus Italien zum ersten Mal so Insel Reichenau und St. Gallen die Klöster oder die Bibliotheken der Klöster in Augenschein nehmen, da werden etliche Entdeckungen gemacht. Die sind richtig begeistert von dem, was sie da finden. Teilweise karolingische Abschriften, griechische Originale waren noch da.
Und es gab auch Verfolgung Andersdenkender. Katara, Waldensa, da gab es große Verfolgungen. Es gibt die Verbrennung von Jan Hus und wo muss denn auch immer kommen, ist Galileo und Giordano Bruno, die sind halt nicht mehr Mittelalter. Und gerade Galileo Galilei, die Story ist anders, als man sie meistens erzählt bekommt. Also er hatte weder Recht noch hat er sich gut angestellt, aber das fällt alles rein. Hexenverbrennung, ganz klar, auch nicht mittelalterlich.
Und die Gründe dafür, die ist sehr vielfältig. Zum einen eben mediale Darstellungen in Filmen, der Mittelalterfilter, das kennen wir schon, auch diese Zusammenmischen von Dingen, die gar nicht zusammengehören. Dazu kommen aber auch noch so Klassiker wie die Ständepyramide zum Beispiel.
Da habe ich schon ein Video gemacht, ich bin ja immer sehr dagegen, andere sagen, das ist gar nicht so schlimm. Sie wird aber für das gesamte Mittelalter verwendet. Das Mittelalter wird gerne völlig gleichgeschaltet. Tausend Jahre, auch in Schulbüchern, kaum ein Unterschied. Da ist Grundherrschaft, da ist Ständesystem. Das stimmt halt so nur zum Teil. Das Mittelalter verändert sich in ganz, ganz vielen Dingen. Und die Idee, dass da keine Entwicklung stattfindet, das ist ein Krieger oder zwei Krieger des 9. Jahrhunderts. Das ist ein Ritter des 15. Jahrhunderts.
Ich sehe da Entwicklung. Ich sehe da viel Entwicklung. Auch was dahinter steckt. Ich meine, so ein Plattenpanzer, der kommt nicht von irgendwo her. Es gibt Gründe, warum wir auf dem einen Bild einen zusammengesetzten Helm, einen sogenannten Spangenhelm und Schuppenpanzer sehen. Auf der anderen Seite sehen wir wirklich große Stahlplatten. Das ist ein Unterschied. Die Stadt und die Kirche im Hintergrund, das Kleid der Frau. Also natürlich verändert sich auf ganz vielen Ebenen was.
Oder hier Insel Reichenau, 9. Jahrhundert. Hier die Kathedrale von Canterbury, 13. Jahrhundert. Doch, doch, da hat sich viel geändert. Eine Buchmalerei aus dem 9. Jahrhundert, könnte sogar früher sein. Eine Buchmalerei aus dem 15. Jahrhundert. Wer kommt auf die Idee, dass sich da nichts geändert hat? Kann ich nicht nachvollziehen. Absolut nicht. Fast noch schlimmer, und die ist wirklich unfassbar oft zu finden, diese Idee, das Mittelalter war schlimmer als andere Zeiten.
Die dunkelste Epoche der Menschheit. Die grausamste. Also alles, was ihr reinhaben wollt. Die Antike. Hell. Marmor. Fortschritt. Alles toll. Die Neuzeit. Renaissance. Aufklärung. Alles super. Technische Entwicklung. Industrielle Revolution. Yay. Das Mittelalter dazwischen. Siehste. Den Mittelalterfilter kennen wir alle. Schreckliche Schlachten. Große Kriege. Hungersnöte. Krankheiten. Die Liste ist endlos. Kindersterblichkeit. Werden wir gleich nochmal dazu kommen.
Aber das war doch in der Vormoderne nie anders. Also auch Rechtlosigkeit von allen möglichen. Das kann man alles auf die Vormoderne übertragen. Auch die Antike hat ihre Seuchen, ihre Katastrophen, ihre Kriege, die weit größer sind als die des Mittelalters. Die mittelalterlichen Kriege sind zum großen Teil echte Spaziergänge, wenn man sie mit modernen Kriegen vergleicht. Das höre ich sogar mal. Warum waren die Schlachten im Mittelalter so klein? Als ob das was Negatives wäre.
Seid doch froh, dass sie nicht ganz so viele Leute umgebracht haben. Heldengeschichten sind ja auch immer sehr, sehr beliebt. Aber das Klischee verstehe ich im Allerwenigsten. Ich glaube, ganz, ganz viele Leute, dass Mittelalter besonders schrecklich gewesen sei im Vergleich zu anderen Zeiten.
In der Antike, gerade Römisches Reich, unfassbare Sklavenhaltung, weil diese ganze Industrie auf Sklaven basiert. Also nicht nur, wenn es irgendwie um Minen oder um Werkstätten geht, sondern vor allem auf dem Land. Da haben wir ganz, ganz viele Betriebe, die auf Sklaverei fußen. Da werden Völker versklavt. Kriegszug, alle, die man habhaft werden kann, ab Sklaverei arbeiten. Wo ist denn das ein Vorteil? Wo ist denn das besser? Im Mittelalter haben die Bauern zumindest eine gewisse
In Teilen des Mittelalters, weil wir am Anfang auch das Willigationssystem haben, aber dann kriegen sie eine gewisse Unabhängigkeit und können selbstbestimmt arbeiten. Wird in der Neuzeit auch nicht besser. So gar nicht. Denkt an die Bauernkriege, die haben Grund sich zu wehren. Also in den Bauernkriegen, die zwölf Artikel sagen eigentlich, wir wollen es so haben wie vor zwei Generationen unsere Großväter, also sie wollen zurück ins Mittelalter.
Und der Absolutismus macht auch nichts daran besser. Gar nichts. Also die Idee, dass das Mittelalter schlimmer sei als andere Zeiten. Ich meine, wir leben in einer Zeit, in der wir sehr viele, sehr luxuriöse Dinge haben. Gerade so medizinisch und ähnliches, Sozialsystem, alles großartige Dinge. Freiheit, Gleichheit, wir können darauf pochen, dass wir als Staatsbürger unveräußerliche Rechte haben. Das ist eine moderne Idee. Ich lebe ganz gerne in der Moderne. Aber wenn ich mal so, sagen wir, bis zur Französischen Revolution gehe,
Ui, dann weiß ich nicht, ob das Mittelalter in manchen Zeiten sogar die bessere Wahl wäre. Also wenn ich da leben müsste, wäre so Frankfurt 15. Jahrhundert vielleicht sogar ein guter Unterschlupf mit Mitteln gegen die Pest oder sowas. Aber keine Ahnung, wo das herkommt. Drittens, die Menschen haben ihre Technik nicht beherrscht. Hört er so wahrscheinlich nicht, aber in Varianten hört man es ständig.
Erinnert ihr euch an Es war einmal der Mensch, da ist die Kathedrale in dem Video über Kathedralenbau, glaube ich, dreimal eingestürzt. Und das hat man auch immer wieder. Also das haben sie nicht gekonnt, jenes haben sie nicht gekonnt. Ein schönes Beispiel sind Rüstungen. Gerade wir haben eine Plattenrüstung gesehen und Rüstungen sind einerseits zu schwer, um sie ordentlich zu tragen. Man ist da irgendwie so der Kasper, der sich nicht bewegen kann. Man muss sogar mit dem Kran aufs Pferd gehoben werden. So schlecht sind die. Andererseits halten sie wirklich gar nichts aus und alles schlägt durch. Gerade hatten wir einen Kriegshammer, Pfeile, wahrscheinlich ein Steinchen,
nichts, was so eine Rüstung wirklich abhält. Haben wir ganz oft auch schon gehört, sie ist eigentlich für den Träger sogar gefährlicher als die Rüstung. Und auch so Fragen, die ich ganz oft bekomme, hatten die damals überhaupt schon Stahl? Konnten die das denn überhaupt schon? Auch die Bauern, die waren ständig vom Hunger bedroht, weil jede Missernte sie umgebracht hat und sowas wie Lagerhaltung, Lebensmittel einmachen, gab's gar nicht.
Achso, hatten die überhaupt schon Fleisch und wenn ja, in welchen Mengen? Ja, das war eine landwirtschaftliche Gesellschaft, die hätten sehr versagt. Es gibt Punkte, da haben sie versagt, da gibt es Hungersnöte, aber so im Großen und Ganzen haben die ihre Technik beherrscht, die kannten das ganze Zeug und das Lustigste sind dann sowas wie Kathedralen können die ja gar nicht gebaut haben.
Bisschen zu Aliens. Und alles, was erfunden war, ist sowieso aus dem Orient. Die hatten keine eigenen Ideen. Also heute nimmt das ab. Gerade in älteren Werken ist das sehr, sehr viel zu finden, dass alles aus dem Orient gekommen ist. Also der Mensch im Mittelalter hat nichts selbst auf die Reihe bekommen und hat auch seine eigene Technologie nicht beherrscht. Und dann wird ihnen auch Kunstfertigkeit gerne abgesprochen. Und die Bilder, die ich jetzt zeige, sind natürlich aus der Zeit, in der ich am meisten unterwegs bin. Aber ich hab mal so ganz schnell zusammengeworfen so ein flämischer Bilderteppich
Ein beschnitzter Hochaltar. Konnten nicht die Leute. Ja, ein Schrank. Ich glaube, der ist in Ulm im Museum, wenn ich mich nicht täusche. Könnte aber auch der aus dem Bayerischen Nationalmuseum sein, weil es gibt ein paar davon. Das ist aus Regensburg. Regensburger Domschatz. Hübsches Kästchen, emailliert. Ja, ein Buch in Herzform. Das ist ein Faxemel, das ich wirklich gerne mal hätte, weil, dass die Leute in die Hand drücken, dann merken sie schnell, wie großartig Sachen sein können.
Das ist aus Buchsbaum geschnitzt. Findet heute mal jemand, der das nachmacht. Ja, Kirchenfenster. Großes Thema, weites Thema, immer wunderschön, immer extrem beeindruckend. Ja, einfach ein gotischer Harnisch. Einer der schönsten steht in Wien im Kunsthistorischen Museum. Normogatom, 13. Jahrhundert. Astronomische Uhren. Gibt es etliche von, wirklich.
Oder hier Reliquiat, das ist in Lüttich in der Domschatzkammer, zeigt Karl den Kühnen und den Erzengel Michael. Aber ihr seht schon, die Leute konnten mit ihrer Technik gar nicht umgehen. Gut, ich habe jetzt extreme Prunkbeispiele rausgenommen, aber auch wenn wir mit ganz einfachen Dingen zu tun haben, die sind fast immer gut verarbeitet, fast immer sinnvoll, schön verziert und so. Gerade hatten wir den historischen Markt in Licht, da haben wir ganz viele Darsteller gehabt, die das Mittelalter gezeigt haben und nichts, was sie dabei haben, ist hässlich.
Weißt du auch, also natürlich gibt es im Fundkult auch manchmal Sachen, die irgendwie schief gegangen sind oder sonst was, aber die Idee, dass die Leute mit ihrer damaligen Technik nicht umgehen konnten, dass sie schlechte Handwerker waren oder so, die ist sehr, sehr absurd.
Ich weiß auch nicht, wo die herkommt. Das wird auch anderen nicht mittelalterlichen Völkern nicht zugeschrieben. Also niemand denkt, dass die Leute vor Kolumbus Amerika in ihren Städten irgendwie im Dreck gehaust hätten und nicht in der Lage gewesen wären, ihre Pyramiden aufzuschließen. Das ist wirklich so ganz, ganz spezifisch im Mittelalter. Im Gegenteil, von Naturvölkern wird oft nur gesagt, was sie für tolle Kenntnisse hatten, wie gut die mit allem umgehen konnten. Im Mittelalter war nichts zu doof. Die wussten. Daraus natürlich der vierte Punkt.
Hunger, Not, Schmutz und Unterdrückung sind absolut allgegenwärtig. Das Mittelalter ist nach diesen Ideen eine dysfunktionale Epoche. Hatte ich gerade letztens als Frage auch, ob man das Mittelalter mit der dritten Welt vergleichen kann. Und die dritte Welt sind dysfunktionale Staaten. Oft nicht alle, aber viele, die als Entwicklungsländer gelten, haben Probleme. Es kann Korruption sein, es kann eine Gewaltherrschaft sein. Irgendetwas ist da falsch und oftmals ist auch die Infrastruktur falsch.
die darunter leidet. Schwellenländer ist nochmal was anderes. Aber nein, das Mittelalter ist keine dysfunktionale Gesellschaft. Die Landschaft ist von Menschen geprägt. Das ist eine Kulturlandschaft. Felder, Forste, die bewirtschaftet werden, Wege, das ist alles da. Auch Städte. Städte sind ja auch immer dysfunktional mit Dreck auf der Straße. Städte haben Funktionen. Die haben einen Rat, die haben eine Verwaltung, wir haben Baumeister, wir haben Wasserversorgung, wir haben Müllabfuhr.
Nicht immer und überall. Es gibt sicherlich auch in solchen Städten Momente, wo das an seine Grenzen stößt. Das haben wir heute auch. Wo Ausbau passieren muss. Ob der dann passiert oder nicht, ist die große Frage. Aber all das... Ich denke manchmal, die Stadträte haben den Augen vieler Leute gar nichts zu tun. Die haben so ein bisschen rumgesessen. Nee, wir haben unfassbare Mengen an Eingriffen, an Versuchen, das Ganze zu ordnen. Jetzt gerade...
eben auch endlich habe ich darüber gesprochen mit Leuten, was bedeutet es, einen Markt auszurichten? Also nicht im heutigen, sondern im Markt im Mittelalter. Und Marktsicherheit ist ein riesiges Thema. Wie kriege ich Kaufleute auf meinen Markt? Ich muss Sicherheit bieten. Und Sicherheit bedeutet hinreisen in Sicherheit, dort sein in Sicherheit. Also wirklich schon vor Diebstahlen und Ähnlichem. Aber ich muss auch während des Marktes für Sicherheit sorgen. Ich muss dafür sorgen, dass die Gewichte...
Dass man sich auf die verlassen kann, dass man sich auf das Geld verlassen kann, das dort ist. Die Händler müssen sich auch verlassen, dass sie vor Gerichten, vor lokalen Gerichten nicht übervorteilt werden, dass sie wirklich neutral sind. Und die
Arbeit dahinter. Wir haben zum Beispiel bei Märkten oder auch bei Messen, da gibt es für etliche Waren vereidigte Vermittler, Makler quasi, die dazwischenstehen. Die dafür sorgen, dass beide Seiten gerecht behandelt werden. Auch Geldwerkser sind ganz oft vereidigt. Und da sieht man, wie viel Arbeit darin steckt, um allein so etwas wie einen Markt gewährleisten zu können. Und wenn man das nicht tut, dann funktioniert der nicht. Dann kommen da die Leute nicht groß hin. Also da muss man sich wirklich vom Gedanken trennen, dass das alles primitiv ist und es da keine Arbeit dahinter steckt.
Das Mittelalter ist tatsächlich kein dysfunktionales System. Was wir in den Medien gerne gezeigt bekommen, ist sowas. Das hier ist der berühmte Tag im Mittelalter von Terex und ein Blick, den man darauf sieht, die Kleidung, das ist schon nicht funktional. Das ist irgendwie eine umgedrehte Pelzjacke, das hat nichts zu tun mit dem, was sie damals getragen haben. Schal um den Hals, irgendwie komische Fetzen, nichts davon funktioniert so richtig und dass die hier in dieser Kulisse tonnenweise Dreck getragen
gepackt haben. Das muss ich nicht dazu sagen. Das wisst ihr mittlerweile. Also das ist genau der Eindruck, den wir haben. Übrigens dieser Wagen mit diesen Scheibenrädern. Im Mittelalter. Absurd. Absurd. Gibt es nicht. Ich wüsste nicht, dass es da Nachweise gibt. Wir haben Speichenräder. Überall. Werden auch auf Dörfern gefährt. Tatsächlich. Also allein das schon. Alles auf diesem Bild ist improvisiert. Alles. Nichts davon sieht aus, als könnte man damit leben. Als könnte man damit ein Leben führen. Und das ist genau der Eindruck, den wir immer wieder vermittelt bekommen.
Oder vielleicht sogar noch schlimmer, das hier ist aus einer Schweizer Kindersendung. Die heißt auch das verrückte Mittelalter. Ich hab mal drauf reagiert, aber ich glaub, die war gesperrt. Ich glaub, die konnte ich nie zeigen, weil sie sofort weggesperrt wurde. Das könnt ihr euch nicht ausdenken. Was da erzählt wird über das Mittelalter, das kann man sich nicht ausdenken. Und dass der da in Dreck steht, das ist nur das Kleinste. Also das ist alles absurd. Und solche Bilder haben wahnsinnig viel.
Das ist was, was wir immer wieder sehen. Daraus kommt eben bei ganz vielen Leuten dieser Eindruck, das muss sowas sein wie die dritte Welt. Es muss irgendwie eine dysfunktionale Gesellschaft sein. Erst wenn dann später die Sonne wieder aufgeht, dann wird das alles in ordentliche Bahnen. Aber das Mittelalter schafft einen enormen Bevölkerungsanstieg. Massiv. Die Agrarproduktion wird unfassbar gesteigert, auch im Vergleich zur römischen Antike, um einen Großteil und kann dafür sorgen, dass eben so ein großer Bevölkerungswachstum entsteht. Und aus dem Bevölkerungswachstum
kommt dann Fortschritt. Die Neuzeit könnte nicht tun, was sie tut, wenn nicht genug Bevölkerung da wäre. Sonst müsste sie immer noch auf dem Feld arbeiten und die Leute ernähren. Aber erst dadurch, dass der Ertrag höher wird, gibt es einen Teil der Bevölkerung, der nicht mehr in der Landwirtschaft arbeiten muss. Und nur durch diese frei werdenden Kräfte kann Fortschritt entstehen. Die Grundlage hat das Mittelalter gelegt. Absolut.
Nicht zu vergessen dabei, aus diesem Ding kommt natürlich auch so eine Idee, wie die Städte waren immer alle dreckig, weil das können sie nicht, kriegen sie nicht auf die Reihe, ihre Städte sauber zu halten, das funktioniert schon nicht. Die Menschen haben auch immer alle gestunken, weil waschen wollten sie sich nicht oder Kirche hat es verboten. In Marburg gab es 2017 eine Veranstaltung, da hat das Chemikum Marburg, also ein Teil der Uni, eine Stinkstation aufgebaut, um den Leuten zu zeigen, wie das 16. Jahrhundert gerochen hat.
Die Idee, dass die Stadt gar nicht so besonders gerochert hat derzeit, kam nicht. Man hat eine Stinkstation. Also da merkt man schon, wie absurd das Ganze ist. Dass das Brunnenwasser immer dreckig gewesen ist. Ihr wisst, deswegen hat man Bier getrunken, weil Brunnenwasser war immer dreckig. Das zeigt auch schon mehr, die konnten mit ihrer Technik nicht umgehen. Die haben das nicht hinbekommen und noch viel schlimmer, sie haben es auch nicht geändert. Zu der Unfähigkeit kommt jetzt auch noch Ignoranz. Die wollten sich ändern und da sind wir beim fünften Punkt. Die Menschen waren anders.
So im Sozialstunde heißt es heute Othering. Die Menschen waren per se anders. Und zwar in ganz vielen Dingen. Die Menschen haben alle ganz kurz gelebt. Die Menschen waren alle kleiner. Die Menschen waren immer betrunken oder zumindest benebelt. Entweder weil sie Bier getrunken haben wegen dreckigem Wasser oder was auch eine schöne These ist, wegen Mutterkorn waren sie ständig so quasi auf LSD. Alle miteinander. Sie waren aggressiver als wir heute und konnten ihre Gefühle auch nicht so unter Kontrolle halten. Das gibt eine berühmte amerikanische Begründung.
Die Historikerin Barbara Tuchmann in ihrem berühmten Buch Der ferne Spiegel, da erzählt sie genau das. Die Leute waren eher kündlich von ihrer emotionalen Entwicklung her und waren nicht in der Lage, sich selbst zu beherrschen. Natürlich waren sie auch viel grausamer und abgestumpfter, weil sie sind ja gerne zur öffentlichen Hinrichtung gegangen. Es war so eine Art Volksbelustigung, deswegen ist man natürlich abgestumpft. Was gucken wir uns halt eigentlich im Fernsehen und auf Video so an? Was für krasses Zeug. Sind wir auch so abgestumpft? Ich würde sagen, ja. Ich glaube...
Beim Essen in der Tagesschau verhungernde Kinder in Afrika zu sehen, ist auch nicht so richtig großartig. Liebe gab es übrigens auch nicht. Die wird erst später erfunden. Gibt es im Mittelalter überhaupt nicht. Und Kinder wurden wie kleine Erwachsene behandelt, ganz klar. Und natürlich sind Menschen dümmer. Ein paar Sachen von denen sind nicht falsch.
Gibt Gründe für diese Aussagen. Aber im Ganzen ist es natürlich katastrophal. Also was für Ideen dahinter. Und ich habe mal Bilder von Hans Memling genommen, Porträts aus dem 15. Jahrhundert. Der ist als Maler gut genug. Der kann Leute abbilden und die Leute, die könnten mir auf der Straße begegnen. Ich würde jetzt Klischee sagen, sieht eher nach einem Franzosen aus oder sowas, aber ich würde mich nicht wundern, wenn ich dem begegne. Hier ein junger Mann aus Brügge,
Könnte auch mal bei mir in der Straße wohnen. Also gut, die langen Haare, wahrscheinlich ist, der würde jetzt heute ein Metal-Shirt tragen. Logisch, so wie er aussieht. Aber ansonsten ist doch nichts merkwürdig. Und was ich immer sehr beeindruckend finde, ist ein Bild eines alten Ehepaares. Ja, gib ihm mir andere Kleidung und die sind nichts anders, weil evolutionär hat sich da nichts getan. Seit damals hat sich nichts groß getan.
Was halt richtig ist, die Menschen waren kleiner. Da gibt es verschiedene Zahlen. Zwischen 1,67 und 1,73 soll so die Durchschnittsgröße im Mittelalter gewesen sein. Im Frühmittelalter ein bisschen größer, da nimmt es etwas ab. Hat seinen Tiefpunkt so im 18. Jahrhundert, wobei bei uns nochmal die Kriegsgeneration im 20. Jahrhundert reinhaut. Aber die Menschen im Mittelalter waren jetzt historisch nicht besonders klein für
Im Vergleich zu uns, so im Schnitt, sieben, acht Zentimeter kleiner, weil wir tatsächlich jetzt einen großen Sprung machen. Hat auch was mit Ernährung zu tun und solchen Dingen. Aber ja, die Menschen waren kleiner. Es gibt aber auch absurde Behauptungen. Also ich war mal bei einer Burg vorhin, da wurde behauptet, meine Tochter hat acht oder so, die wäre größer oder so groß wie im Mittelalter die Menschen. Also so Quatsch gibt es natürlich auch. Und das Alter, dass Leute alle jung sterben, ja, im Durchschnitt ist die Lebenserwartung nicht sehr hoch. Die liegt so tatsächlich bei etwa 35 Jahren.
bedingt durch die hohe Kindersterblichkeit. Weil das war wirklich ein Problem. Da gibt es auch unterschiedliche Zahlen. Zwischen einem Drittel und 50% der Kinder haben das Erwachsenenalter nicht erreicht. Das macht was mit dem Durchschnitt. Das heißt umgekehrt nicht, dass ein 60-Jähriger oder eine 70-Jährige
eine Sensation war und irgendwie besonders alt war. Im Gegenteil, guckt man sich zum Beispiel in der Stadt sowas an wie den Rat der Stadt. Das sind vor allem alte Leute. Ein paar Jüngere, klar, aber die hohen Ämter oder in der Kirche bist du so Kardinal wirst, außer du bist irgendwie Cäsare Borgia, dein Vater ist Papst, das hilft ungemein, aber
Alte Leute, Päpste. Päpste werden auch damals ganz, ganz oft im hohen Alter gewählt. Aus Gründen, dann regiert er nicht so lange, dann haben wir bald neun. Aber wir haben Beispiele von 80-, 90-Jährigen. Und ein 60-Jähriger ist alt, aber keine Sensation. Nichts, was irgendwie besonders herauskommt. Und auch so die Abstumpfung, die Hinrichtung, dass die alle so ergötzt werden auf Brutalität.
Erstmal, die Hinrichtungen waren gar nicht in der Stadt, also als Ereignis gar nicht so richtig. Ich habe ein Video gemacht über Henker, da gibt es Berichte, dass Leute ergriffen waren, da gibt es Berichte, dass sie eingegriffen haben, wenn irgendwie die Hinrichtung nicht funktioniert hat, dass sie auch
versucht haben, dem Delikventen noch ein christliches Begräbnis zu machen, inklusive Leichenraub, um ihn dann doch zu begraben. Anteilnahme, alles mögliche finden wir. Natürlich gibt es auch damals abgestumpfte Vollidioten, gar keine Frage. Aber dass die alle so gewesen sind, dass es damals kein Mitleid gegeben hätte, das liest man wirklich so. Das ist etwas, was ich schon mehrfach gelesen habe. Ich weiß nicht, wo das herkommt. Also die Menschen rein genetisch sind mit uns sehr, sehr vergleichbar. Gut, wie gesagt, Ernährung
spielt da rein, das haben wir gerade so beim Körperbau und solche Dinge, aber die waren nicht viel dümmer als wir, Bildung und Intelligenz sind ja zwei völlig unterschiedliche Dinge, es gibt bestimmt auch Unterschiede so in der kindlichen Anregung und solchen Sachen, also das müsste man genau untersuchen, aber die Vorschnitte, die irgendwie komplett anders waren, was sehr gerne angeführt wird, das ist halt Quatsch. Und wir hatten es ja gerade schon mit dem Abstumpfen, sechster Punkt, das Mittelalter ist eine Zeit der Gewalt und der Willkür.
Der Grund ist, gerade ist vielleicht gefunden, gerade bei der Gewalt. Gewalt im Mittelalter ist etwas, was uns heute wirklich interessiert. Ich meine, Filme aus dem Mittelalter. Wie viele kennt ihr, in denen es keinen Kampf gibt? Keine Schlacht, kein Ritter in Rüstung, kein Schwertkampf. Wäre ja langweilig. Also wenn wir uns mit dem Mittelalter beschäftigen, dann ist da ganz, ganz oft Schlachten dabei, ganz oft Krieg, ganz oft Gewalt. Ich kann das nachvollziehen. Kinder wollen Ritter spielen. Schwerter. Ich als historischer Darsteller habe eine Rüstung.
Waffen. Das ist schon faszinierend, aber man muss sich auch klar sein, dass natürlich dadurch auch dieser Ruf kommt, dass das Mittelalter besonders von Grausamkeit geprägt wäre. Auch da, es ist nicht anders als andere Epochen. Überhaupt nicht. Natürlich hat es Kämpfe, wobei die Kämpfe tatsächlich oft kleiner sind als zu anderen Zeiten, aber die Idee, dass ständig und überall gekämpft wurde, auch das liest man, dass irgendwie Bauern alle paar Monate überfallen wurden, dass Dörfen leer gebrannt wurden.
Also es gibt Regionen, wenn man geschickt sucht, dann kann man Regionen finden, wo man 100 Jahre lang nicht vom Krieg tangiert wird. Zum Beispiel Frankfurt am Ende des 15. Jahrhunderts. Da passiert echt wenig. Da hat man, super. Ja, im 14. Jahrhundert gibt es noch so eine Schlacht gegen die Kronenberger Schlacht von Echborn, die geht fies ins Auge und im Umgang gibt es auch immer wieder Fäden, aber als Frankfurter Bürger hat man 100 Jahre...
Fast nichts. Gut, Neuzeit, dann kommen sofort Bürgeraufstände. Aber wenn ich schauen kann, dann gibt es etliche Orte und etliche Regionen, wo ich wirklich sagen kann, da lebe ich. Völlig untangiert von Krieg. Man sollte jetzt nicht im 100-jährigen Krieg versuchen, irgendwie im Umland von Paris oder überhaupt so Nordfrankreich, das ist ein bisschen doof, die haben da gerade eben einen großen Konflikt, der wird auch fies. Da wird auch verwüstet, da wird auch geblündert, da wird auch Terror gemacht. Aber das ist eine Besonderheit.
Das kann man nicht generell sagen. Und Wildkür sowieso, es gilt Faustrecht. Niemand hat irgendwie die Möglichkeit, sein Recht umzusetzen oder sowas. Deswegen bilden sich soziale Gemeinschaften. Deswegen bilden sich auch zum Beispiel die Grundherrschaften. Es gibt ja etwas, was diese Grundherren, die angeblich so wildkürtig sind, bieten können. Nämlich Schutz. Und zwar nicht nur militärischen, sondern auch rechtlichen. Unfreiheit für uns heute ist etwas vollkommen Schräges, was wir kaum kennen.
nachvollziehen können. Damals haben sich Leute freiwillig in Unfreiheit begeben, weil sie einen Schutzherrn haben. Immer wieder wichtig. Und natürlich kann man im Mittelalter Recht bekommen. Es gibt auch so etwas wie Gerichte, Prozesse, massenhaft sogar. Jede Menge. Ob das jetzt große Hoftage oder hier Parlamente sind, in dem Fall der französische König mit ganz vielen Abgesandten,
Oder einfache Gerichte beim Grundherrn im Dorf, in der Stadt. Hier haben wir zum Beispiel den Sachsenspiegel, der Gesetz so zusammenfasst. Es gibt jede Menge juristische Verfahren, alle möglichen Varianten. Problem ist, Recht zu bekommen und dieses Recht durchzusetzen, das sind wieder zwei Dinge. Weil jetzt habe ich mein Urteil und kann sagen, so, ich habe Recht in diesem Streit, ich habe keine Polizei, ich habe keine...
Ich kann niemanden sagen, bitte setzen Sie durch, dass ich mein Recht bekomme. Dann brauche ich jemanden, der bei der Hilfe ist. Guckt euch Götz von Berlichingen an, der seine Fäden geführt hat. Der war Fädenhelfer. Der hat gesagt, jetzt hast du dein Urteil. Brauchst du jemanden, der es durchsetzt? Machen wir halbe-halbe, dann setze ich es dir durch. Da hat man eben seinen Schutzherrn. Da ist man in dieser Grundherrschaft und kann mit Hilfe anderer, mit Helfern versuchen, sein Recht einzufordern.
Und das ganze Mittelalter basiert ja auf Personalbeziehungen. Wir haben ja keine allmächtigen Könige, die sagen können, was sie wollen. Wir sind nicht im Absolutismus, wo jemand sagen kann, ich bin der Staat. Das ist ein ganz wichtiger Satz, ich bin der Staat. Dazu braucht man einen Staat. Den haben wir im Mittelalter nicht. Und der König kann nur so weit regieren, wie die Adeligen mitziehen. Deswegen gerade das, was wir hatten, das Parlament des französischen Königs. Im deutschsprachigen Raum haben wir Hoftage, später Reichstage. Der muss erstmal alle seine Vasallen zusammenrufen und gucken,
Ich will einen Krieg führen, kommen die mit? Und wenn nicht, was muss ich denen geben, damit sie mitkommen? Das sind alles Aushandlungsprozesse. Es gibt einen Grund, warum wir ein Reisekönig und Reisekaisertum haben. Der muss ständig überall sein, weil wenn er irgendwo nicht ist, dann tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Also er muss immer mit den Leuten in Verhandlungen treten, es ist ein Geben und ein Nehmen und es gibt es durch alle Stufen, man kann doch nicht...
glauben, dass irgendwie der Grundherr in einem mittelalterlichen Dorf einfach macht, was er will, ohne mit seinen Leuten zu reden. Ich meine, die wissen doch, was sie tun. Also es sind alles gemeinschaftliche Prozesse, alles Aushandlungsprozesse in unterschiedlichen Abstufungen. Natürlich haben wir auch im Mittelalter Tyrannen, gibt es auch richtig fiese Möps, aber so im Großen und Ganzen, die vorstellen, dass da völlige Wildkür herrscht. Das funktioniert so nicht. Es gibt mehrere Dinge, die das begrenzen. Gerichte. Und ja, auch einfache Leute können
vor Gericht ziehen. Und auch so, dass sie die Kirche ist, durchaus ein Reglement, weil auch da kann ich mich hinwenden, ich kann mich an den König wenden, es gibt tausend Möglichkeiten, wie ich Willkür begegne. Es gibt sie im Mittelalltag auf jeden Fall, wie in der gesamten Vormoderne, weil sie haben keinen modernen Staat mit sehr einem Polizeiversuch und heute auf der Welt gibt es immer noch eine Menge Willkür, nur weil wir in einem
modernen Staat leben mit Freiheiten und sowas, heißt das nicht, dass alle so leben, aber das Ganze aufs Mittelalter so einfach mal komplett runterzubrechen, sehr, sehr beliebt, aber völliger Quatsch. Ah, bevor ich es vergesse, ein Grund, warum das Mittelalter als so besonders grausam gelten könnte, sind solche Darstellungen. Das ist von einer Burg eingerichtet, Folterkammer. In dieser Burg hat es garantiert nie eine Folterkammer gegeben. Die Art der Folter
Ist wieder so hexenverfolgungsmäßig, hat mit dem Mittelalter nichts zu tun und das ist Gewaltpornografie auf irgendeine Art und Weise. Ich finde sowas immer ganz, ganz schrecklich. Auf Burgen hat es keine Folterkammern gegeben, bis auf vielleicht ein paar Ausnahmen, aber warum sollen die auf normale Burgen Folterkammern haben? Aber es ist wahnsinnig beliebt. Auch Burgführungen sind da immer mit solchen Gewaltgeschichten sehr gerne dabei und
Das haben wir unfassbar oft, auch wenn ihr selbst in Schulbüchern, haben wir ganz oft Bilder von Hexenverbrennungen, Inklusionsprozessen, Folter aller Art. Die Bilder sind fast immer aus der Neuzeit, teilweise auch 19. Jahrhundert, werden aber gerne aufs Mittelalter übertragen. Absolut. Siebter Punkt. Das Mittelalter ist eine Zeit des Aberglaubens. Ja,
Aber schlimmer als andere? Nein. Auch da ist die Neuzeit überhaupt nicht besser. Was natürlich ist auch das Vorschaubild unseres heutigen Videos. Das ist ein ganz bekanntes Bild. Da sieht man jemanden, der durch das Firmament schaut, über den Rand der flachen Welt guckt und dahinter den Kosmos erblickt. Und das ist so. Auch das Bild, wie gesagt, habe ich schon in Schulbüchern gesehen. Als mittelalterliches Bild, das die flache Erde zeigt. Das Bild ist aus dem 19. Jahrhundert.
Also da sieht man irgendwo sogar noch die Signatur, das ist in Frankreich entstanden, 1880er Jahre, hat nichts mit dem Mittelalter zu tun, gar nichts, wird aber wahnsinnig gerne hergenommen. Und das ist so ein Ding, die Leute hätten damals geglaubt, die Welt sei eine Scheibe. Und wenn ein Satz schon anfängt mit, die Menschen im Mittelalter haben geglaubt, das ist man schon falsch abgebogen. Weil es gibt ja nicht das Mittelalter, das ist ja eine lange Zeit mit durchaus sehr unterschiedlichen Vorstellungen.
Und ja, natürlich gibt es Sachen, die haben alle Leute geklaut oder nicht gewusst, vor allem nicht gewusst. Da gibt es ganz, ganz viel. Aber ein Satz, der anfängt mit, die Leute im Mittelalter haben geklaut, das geht nicht besonders gut weiter. Da ist schon irgendwas in den Brunnen gefallen. Und natürlich hätten die Leute damals an Hexen geklaut, an Teufel, an Dämonen, an Flüche, das Ganze. Ja, durchaus. Aber es war ein geschlossenes Weltbild, ein christliches. Nicht überall im Mittelalter, auch das kommt erst noch, wir haben durchaus auch noch
heidnische Gegenden, aber da, wo das Christentum sich verbreitet hat und tief genug eingesickert war, haben wir ein geschlossenes Weltbild. Gott und Gott hat, Jesus hat den Teufel besiegt. Das ist eine Grundmeinung ganz lange im Mittelalter. Es gibt Bußstrafen, wenn man Hexen glaubt. Wenn man bei der Beichte sagt, ja Hexen, Kirche sagt erstmal ganz lange, böse Magie, Magie kommt von Gott. Und das erklärt ganz viel, weil die Sicht war nicht so negativ.
Es gibt natürlich Aberglauben, jede Menge, gar keine Frage, aber in der Neuzeit, wenn sich das Ganze auflöst, wenn so Reformation reinhaut und das Weltbild
sich verschiebt, wenn dann auf einmal die Wahrheit vielleicht gar nicht mehr so eindeutig ist, dann kommt der Hexenklauben wieder auf. Dann gibt es diese Sekte, da sind Hexen dabei, da sind Juden dabei, da sind Teufelseinbeter dabei und die wollen allen Schaden. Und dann werden Prozesse geführt, dann wird nach diesen Hexen gefahren, dann haben wir eine Stimmung und zwar lange, bis ins 18. Jahrhundert ist das verbreitet, selbst im 19. Jahrhundert haben wir noch Fälle,
Haben wir eine Idee, dass irgendwo da eine böse Verschwörung ist, die uns alle ans Leder will? Das macht was mit Leuten. Und dann kommt ganz viel neuer Aberglauben. Dann kommen auch ganz viele Gruselgeschichten auf. Und
Die Aufklärung, obwohl sie einen wissenschaftlichen Ansatz hat, macht da auch nochmal ganz viel. Also in der Zeit kommt auch die Idee, dass Wasser der Haut schadet. Ja, das ist letztlich eine wissenschaftliche Beobachtung oder zumindest eine Grundidee. Und ja, später wird daraus viel Gutes erwachsen aus der wissenschaftlichen Methode. Aber wir haben eine Menge Beispiele, wo die ganz quer geht und zu ganz, ganz merkwürdigen Ideen führt. Und man dann versucht, irgendetwas zu beweisen. Aber Glauben in der frühen Neuzeit ist weder besser noch besser.
weniger als im Mittelalter und fordert unfassbar vieles Todesopfer. Also massiv viel. Und da rede ich nur von Hexenverfolgung. Also wenn wir Kolonialismus noch dazu nehmen. Aber ihr wisst, das Mittelalter ist schlimmer als andere Epochen. Zu dem Aberglauben gehört natürlich auch, dass es keine Bildung gab. Logisch. Ach ja, die Hexenverfolgung. Und das ist zum Beispiel so ein schönes Bild. Hexenverfolgung. Ich habe dieses Bild durch Rückwärtssuche gejagt. Der Spiegel hat es verwendet. Der Stern hat es verwendet. Die Welt hat es verwendet. Alle möglichen
Seiten haben dieses Bild immer wieder verwendet und ihr seht, wer so ein bisschen sieht, da ist zerhauenes Zeug, das ist immer im 16. Jahrhundert, also das Bild ist im 19. Jahrhundert, würde ich sagen, aber was es darstellt, ist 16. Jahrhundert. Ihr glaubt doch wohl nicht, dass dieses Bild für das 16. Jahrhundert verwendet worden ist, oder? Nein, das ist Mittelalter, das ist ganz klar Mittelalter. Ein gutes Beispiel, wie die böse, böse Kirche die Leute umgebracht hat, das ist immer noch so ein Narrativ, das unfassbar wirkungslos ist und
Wie gesagt, die Bebilderung von Artikeln, auch von populär wissenschaftlichen Artikeln, wäre ein eigenes Video wert. Also unfassbarer Quatsch. Und daraus bildet sich natürlich so eine grundsätzliche Idee. Und dazu kommt eben, es gibt keine Bildung. Naja, im Mittelalter entstehen die Universitäten. Und zwar relativ früh.
Also Beginn des Hochmittelalters haben wir schon mehrere. Im deutschsprachigen Raum ist dann der Beginn des Spätmittelalters, dass die Universitäten sich nicht durchsetzen. Und auch da sehr viel passiert im großen Abend, nämlich Schisma, weil wir auf einmal mehrere Päpste haben, die eine Universität gründen können. Aber es gibt ein Bildungssystem. Am Anfang sind es Klosterschulen. Es gibt dann sowas wie die Hofkanzlei. Es gibt...
In den Städten bereits Kathedralschulen, später kommen private Schulen dazu. Universitäten werden gegründet, vorher gibt es schon Einzelhochschulen, Rechtsschulen oder so, oder eben die medizinische Schule in Salerno, da gibt es ganz, ganz viele Dinge. Und die Kirche unterdrückt das nicht. Sie ist der Träger davon. Die Kirche ist das, wo diese
Bildung passiert. Das sind alle, die da sitzen, auf diesem Bild. Die haben alle die niederen Weinen. Und es gibt auch keine große Verfolgung von Wissen. Es gibt Wissen, das für ketzerisch erklärt wird, aber trotzdem gibt es immer wieder einen Dialog innerhalb der Wissenschaft. Und Wissenschaft bedeutet tatsächlich kirchliche Kreise.
Auch die Namen, ich meine so jemand wie Roger Bacon, einer der Vorreiter der wissenschaftlichen Methode. Albertus Magnus, Thomas von Aquin, William Ockham ist heute wichtig, Nikolaus von Cuse, Nikolaus Kopernikus, sind alles ohne Ausnahme Kleriker. Einige sind heute Kirchenväter, einige sind heiliggesprochen, da sind Bischöfe darunter, da sind Kardinäle darunter. Nikolaus Kopernikus, der mit dem heliozentrischen Weltbild, der hat erst
Zweifelt, ob er seine Sachen veröffentlicht. Er ist Domherr, aber auch nicht ganz wenig. Und ein Onkel von ihm, Kardinal, der veröffentlicht die Dinge. Aber er sagt, ja, alles gut. Da gibt es keine Verfolgung. Die Kirche sagt nicht, was für ein Quatsch. Die guckt sich das an, sagt, hm, interessant, beweisen kann man es noch nicht. Galileo kommt dann später und sagt, ja, das ist aber richtig. Eure Sicht ist falsch und setzt sich böse in die Nesseln. Aber die Kirche sagt zu keinem Zeitpunkt, das ist Ketzerei oder sowas. Die sagen, hm, wir wissen es halt nicht. Mal gucken. Aber die Idee ist halt immer so völlig schräg und auch...
Nicht-christliche Denker werden anerkannt. Im Frömmelalter wehrt man sich noch, aber spätestens mit Albertus Magnus ist Aristoteles ganz wichtig.
Antikes Griechenland. Großer Denker, auch andere griechische Philosophen. Aber auch Muslime. Die großen Namen sind Averroes und Avicenna. Das sind beide, ich glaube zumindest Averroes ist aus Spanien. Avicenna, weiß gar nicht. Aber die gelten als ganz, ganz große Philosophen, als Kommentatoren von Aristoteles. Und das Lustige ist, Averroes wird verfolgt. In Spanien. Von Muslimen. Der muss fliehen. Der muss ins Exil. Weil seine Schriften werden verbrannt.
Das Museum in Spanien ist nicht immer tolerant. Es gibt auch Zeiten, wo die sehr, sehr orthodox sind. Hat immer was mit Politik zu tun. Aber seine Ideen gelten als ganz groß. Natürlich Heiden. Paradies ist nicht, aber es sind gute Heiden.
Also diese Berührungsängste sind auch nicht da. Das Mittelalter nimmt, was man an Wissen bekommt. Es wird diskutiert. Und natürlich haben sie keine moderne wissenschaftliche Methode. In nichts. Das fehlt. In der Neuzeit dauert es auch noch sehr, sehr lange. Und mal im Ernst, auch heute gibt es da echt Defizite, wenn wir uns angucken, was im Netz alles für Quatsch geglaubt wird. Auch wir sind jetzt nicht so, dass für uns alle die wissenschaftlichen Methoden aus den Ohren sprungen.
Punkt 8 hat wieder was mit Ungleichheit zu tun, aber der Punkt ganz wichtig, Frauen im Mittelalter sind völlig rechtlos und unterdrückt. Die Hölle als Frau im Mittelalter zu leben. Zuckerschlecken ist es auch nicht, aber es ist auch heute auf der Welt in einigen Orten die Hölle als Frau zu leben.
Natürlich stimmt das. Frauen sind Bürger zweiter Klasse. Aber ich sag euch was, fast jeder ist Bürger zweiter Klasse. Bürger erster Klasse gibt es ja eigentlich gar nicht. Da musst du schon Stadtbürger sein, dann bist du eine Minderheit, aber hast echt schon Rechte. Können Frauen auch sein. Gleichberechtigte sind nie. Die Idee der Gleichberechtigung gibt es auf keiner Ebene im Mittelalter. Und Frauen sind eben ganz oft Städte.
weniger berechtigt als Männer. Oft sind sie Mündel von Männern. Sie haben einen Vormund, der sie vertritt. Aber das haben auch ganz viele Menschen. In einer Familie ist einer oben, der der Vormund ist. Alle anderen hören dazu. Ja, es ist ein Patriarchat.
im Wort sind. Also die ganze Organisation läuft immer auf einen Patriarchen hinaus. Ob das jetzt der Hofbauer ist oder selbst in einer Tagelöhnerfamilie irgendeiner ist tatsächlich der, der als Familienoberhaupt gilt und alle anderen sind ihm rechtlich untertan. Egal ob Mann oder Frau. Frauen halt quasi immer. Aber Frauen haben Gestaltungsspielraum. Frauen können aus sich heraus agieren, was sie in der Neuzeit teilweise nicht mehr können. Also so 19. Jahrhundert in einigen Regionen haben Frauen weniger Rechte als im Mittelalter.
Gerade als Witwen können sie agieren, aber auch sonst. Wir haben in ganz vielen Berufen Meisterinnen, auch teilweise Gesellinnen. In Köln, so ein Sonderfall, da haben wir ganze Zünfte, die rein weiblich dominiert sind. Also im Handwerk kommen sie unter. Ich glaube, auf dem Land, da ist vor allem Arbeitsteilung. Vielleicht auch nach körperlichen Maßstäben, aber da ist sie nicht. Wenn meine Frau Teil des wirtschaftlichen Betriebs ist, kann ich sie nicht so unfassbar unterdrücken. Ja.
Dazu kommen Marienverehrung, Heiligenverehrung, ritterliche Epik. Wir haben ganz viele Beispiele, wo Frauen überhöht werden. Das kann auch ein Ausdruck von Unterdrückung sein, das ist tatsächlich so. Aber wir haben auch Frauen als Regenten.
So Namen wie Eleone von Aquitanien, Margareta Maultasch, hier ganz besonders Johanna von Flandern, das ist die, die an Rüstung dargestellt wird. Das ist ein tolles Bild. Ich muss mal gucken, ob ich das große Bild finde. Das ist mir nicht gelungen. Aber dieser Ausschnitt, das ist eine Frau in Rüstung. Ob sie wirklich kämpft, das ist wieder die Frage. Aber die hat in den Bürgerkrieg gekämpft. Ihr Mann war gefangen, also hat sie es übernommen. Das haben wir relativ häufig, auch Wissenschaftlerinnen, Autorinnen. Da haben wir so eine Tritula von Salerno. Hildegard von Bingen kennt, glaube ich, auch jeder.
Oder hier Christine de Pisan, die große Dichterin ihrer Zeit, also absolut anerkannt. Und die hat was geschrieben, was man so als proto-feministisch bezeichnen könnte, die Stadt der Frauen und darin schreibt sie, diejenigen, die Frauen aus Missgunst verleumdet haben, sind Kleingeister, die zahlreichen ihnen an Klugheit und Vornehmheit überlegene Frauen begegnet sind.
Sie reagiert darauf mit Schmerz und Unwillen und so hat ihre große Missgunst sie dazu bewogen, allen Frauen Übles nachzusagen. Das trifft es so zusammen. Natürlich haben wir mittelalterliche Autoren, die frauenfeindlich sind. Ganz unverhohlen. Selbstverständlich, weil auch so die Idee, dass Frauen schlechter sind, weil Gott sie so erschaffen hat. Das diskutiert Christine Pisan dann auch und sagt, wie kann das sein? Hat Gott einen Fehler gemacht? Gott kann doch keinen Fehler machen. Gott kann doch nichts Unvollkommenes erschaffen.
Aber wir sehen, es gibt all diese Dinge. Aber auch das im Mittelalter nicht schlimmer als in anderen Zeiten und auch viel geringer als man oft denkt. Also tatsächlich, Frauen im Mittelalter, gerade wenn wir jetzt mal aus der untersten Schicht rausgehen, haben ganz viele Gestaltungsmöglichkeiten. Und auch darunter. Egal ob wir jetzt Haushalt haben, Hof,
also nicht der Bauernhof, sondern auch noch der Adelshof, da haben wir ganz viele von Frauen organisiert werden. Es gibt, erinnert euch damals an die Terra X-Folge über Münzenberg, wo sie einen Kastellan erfunden haben? Was macht, ist denn, wenn der Adel geweckt ist? Der hat zu Hause eine gut ausgebildete Frau. Die kann das. Die macht das. Das wird von Frauen irgendwie plötzlich abgesprochen. Stattdessen werden irgendwie Kriegerinnen aus irgendwelchen Grabbeigaben konstruiert.
in Gesellschaftsmodus sehr unwahrscheinlich ist. Also da ist so ein ganz merkwürdiges Ding. Auf der einen Seite die starke Frau, die kämpft. Auf der anderen Seite wird das, was Frauen tatsächlich gemacht haben, völlig übersehen. Dass es auch Diplomatinnen gibt. Oder hier eine unbekannte Frau mit dem Schwanenorden. Dem großen Orden des Hauses Hohenzollern. Ein Orden, der in Frauen verliehen ist. Ist nicht so wahnsinnig häufig, aber diese Frau ist garantiert keine, die irgendwie unterdrückt ist und
keinen Handlungsspielraum hat. Was für ein Quatsch. Und diese tatsächliche Handlungsspielräume von Frauen, der wird gerne übersehen. Da wird dann einfach so die schlimmste Auswüchse von Frauenunterdrückung genommen, die man finden kann und wird aus dem Mittelalter übertragen. Immer wieder gerne. Punkt 9. Die Menschen kommen nicht aus ihrem Dorf.
Ein Großteil der Leute hätte überhaupt keinen Horizont, hätte überhaupt keine Erfahrung gemacht, sondern hätte nur auf seinem Dorf gelebt. Da kommen dann auch gerne mal Ideen hin, die hätten gar nicht weggedurft. Das stimmt manchmal. Vor allem in der Hörigkeit gibt es auch so, dass eine Reise genehmigt werden muss. Aber wir reden trotzdem nicht von einem Gulag. Wir reden nicht von Zwangsarbeiterlagern. Wir haben da...
Auch mit der Landflucht. Stadtluft macht frei. Da denken die oft, dass die Leute, die sich irgendwie unter Lebensgefahr in die Städte durchschlagen, wenn sie sich da ein Jahr lang verstecken können oder Jahr und Tag, dann sind sie endlich frei. Stadtluft macht frei. Und Jahr und Tag ist schon was ganz anderes. Das bedeutet, dass der Herr dich nicht zurückfordern darf, wenn er es bis dahin nicht getan hat. Fordert er dich zurück, dann bist du danach immer noch. Aber diese ganze Idee, da sind so Sachen aus dem
amerikanische Bürgerkrieg, Sklavenbefreiung laufen da rein und irgendwie ganz, ganz krude Ideen und das Gemeinsame ist, die Leute kamen nicht aus ihrer Stadt weg. Und da haben wir jede Menge
Gegenbeispiele. Wie gesagt, teilweise ist auch das richtig. Aber wir haben ja Mobilität im Mittelalter. Wir haben ja Migrationsbewegungen. Also das Mittelalter ist so das Ende dessen, was wir als Völkerwanderung bezeichnen. Die ganzen Franken, die kommen ja überhaupt erst mal dahin. Daraus entsteht das Mittelalter. Wir haben Siedlungsbewegungen, Ostsiedlungen. Da gehen Leute hin, auch weil ihnen dann mal die Freiheit winkt, dass sie als Freibauer da agieren.
Die Stadtflucht hatte ich eben schon. Man geht in die Stadt, um was zu machen. Wir haben Pilgerfahrten. Natürlich die großen Pilgerfahrten nach Jerusalem, Rom oder St. Jakob de Compostela. Dafür muss man Geld haben. Kann nicht jeder, aber es gibt auch kleine Pilgerfahrten. Im Kleinen, es gibt Orte. Hier haben wir zum Beispiel ein Ereignis aus dem 15. Jahrhundert. Das ist Hans Böhm, der Pauker von Niklashausen, der anfängt zu predigen als Laie. Und laut Quellen hätten sich da 70.000 Bauern zusammengerottet. Ist
Ist wahrscheinlich übertrieben, aber es war ein großes Ereignis und da kommen die Leute aus der Region hin. Warum auch nicht? Oder eben beim Pilgern
Ein Bild aus der Kreuzfahrerbibel, das sind wir im 13. Jahrhundert, also für Bildquellen vergleichsweise früh. Das sind Pilger. Das war eine Massenbewegung. Es gibt Orte, die haben in einem Jahr 250.000 Pilgermarken an durchreisenden Pilger ausgegeben. Und wie gesagt, es müssen nicht die Großen sein. Es kann auch sein, dass man einfach zum lokalen Wallfahrtsort geht, da gibt es richtig viele, und eine Pilgerfahrt macht. Das ist auch etwas, was Bauern machen können, was jeder machen kann. Dazu kommt dann...
Der Marktzugang, wir haben ja irgendwann Geldwirtschaft, es entwickeln sich Märkte. Ich habe gerade was über Bauern vor kurzem erst gemacht und die ganze Zeit arbeiten Bauern autark. Das Dorf kann sich selbst versorgen, zum größten Teil zumindest. Aber das ändert sich. Dann kommen Märkte und mit den Märkten kommen auch neue Systeme, zum Beispiel so etwas wie das Verlagssystem, dass man auf einmal für einen Verleger arbeitet, der ihm die Produktionsmittel stellt und auch der Abnehmer ist, der dann Messerklingen verkauft.
Stoffweben, alles mögliche, Nadeln, Kleinhandwerk wird alles mögliche im Verlagssystem hergestellt, auch Halbzeuge. Und da ist dann schon wieder Kontakt. Da gibt es dann auch die Möglichkeit. Und als Bauer bin ich am Markt beteiligt. Egal, ob ich jetzt selber in die Stadt gehe und meine Sachen verkaufe oder Leute zu mir kommen, wenn wir eine Sache abnehmen. Da gibt es Kontakte. Auch die Dörfer sind ja nicht irgendwie ewig weit weg. Das ist auch so eine Vorstellung. Europa ist so gering besiedelt, das nächste Dorf ist irgendwie 10 Kilometer entfernt. Nein, nein.
Es gab mehr Orte. Wir haben Wüstung, es sind Orte verschwunden. Also ich wüsste nicht, wo wir 10 Kilometer haben.
Ich würde sagen, in vielen Gegenden sind eher so zwei bis drei Kilometer realistisch. Und dazwischen gibt es auch ganz viele Einzelhöfe, einzelne Betriebe. Also das Land sieht oft durchsiedelt aus. Ich habe ja lange in der Wetterau gewohnt, da ist nichts zwischen Orten, nicht mal Hecken. Da kann man von einem Ort direkt zum anderen gucken, da ist nichts, was die Sicht behindert. So sah das im Mittelalter nicht aus. Überhaupt nicht. Also wir können auch da in der Wetterau genau sehen, wo sind Höfe verschwunden, Gutshöfe, kleine Weiler und sowas, die sind alle weg. Weil moderner Landwirtschaft, klar.
Im Video über Dörfer hatte ich auch so ein Dorffest von Peter Progel. Ich glaube, da war es der ältere. Hier ist nochmal eins vom jüngeren. Das ist tatsächlich 16. Jahrhundert. Aber es zeigt schon wieder, dass man sich so Dörfer insgesamt auch nicht unterkomplex vorstellen darf. Die haben Feste gefeiert. Von der Hochzeit bis zum Dorffest. Hier sieht man an einer Stelle sogar, wie eine Reliquie herumgetragen wird. Oder zumindest eine Passionsfigur. Also auch das war...
Eine Prozessionsfigur, also auch das gab es auf Dörfern. Auch da gibt es Bruderschaften, Vereine, nicht im heutigen Sinn, aber durchaus solche Gruppen. Es wurde teilweise auch kämpfen geübt, wenn es Freibauern waren. Hier sind wir schon wieder in der Bühne. Und natürlich zieht sowas auch Leute an, die vorstellen, dass sie nicht ins nächste Dorf gegangen sind, irgendwie fürs Fest oder sowas. Das ist eine völlig absurde Vorstellung. Also die Idee, dass Leute nicht aus ihrem Dorf kamen,
Stimmt in keiner Hinsicht wirklich. Es gibt vielleicht Regionen, frühe Mittelalter, Siedlungsgebiete, relativ erweckt. Das mag es geben. Aber es ist auf keinen Fall für das gesamte Mittelalter üblich oder auch nur konstituiert. Punkt Nummer 10 und so wirklich mein Lieblingsding. Das Mittelalter wird durch die Renaissance abgelöst. Ungefähr 1500 wird das Licht angemacht. Irgendeine Italien jenkt sich, Sonne, das wär's doch. Und ab dann ist alles wieder gut.
Ich habe gerade auf einer Seite, Kinderseite vom Bayerischen Rundfunk, Folgendes gelesen. Auch in Italien kamen zu dieser Zeit neue Ideen auf. Es gab viele Gelehrte, die nicht mehr an die Welt glaubten, wie sie jahrhundertelang von der Kirche dargestellt worden war. Allmächtige Kirche, da habt ihr es wieder. Übrigens, könnt ihr kaufen, ist im Shop. Allmächtige Kirche gibt es nur bei mir auf der Seite.
Die Gebildeten fingen an, sich wieder für das Wissen der Antike zu interessieren. Haben sie bis dahin irgendwie nicht, ganz komisch. Sie studierten die alten Bauwerke, lasen in alten Büchern, was Römer und Griechen über Kunst, Philosophie oder Medizin aufgeschrieben hatten und entdeckten so das Wissen der Antike wieder. Wo kommen diese Bücher plötzlich her? Die Gelehrten wünschten sich, ihre Zeit sei eine neue Zeit, die an die Antike anknüpft. Die Welt der Römer und Griechen sollte neu geboren werden, daher nannten sie ihre Zeit auch Renaissance. Das Wort kommt aus dem Französischen und bedeutet Wiedergeburt.
Die Italiener haben sich nach einem französischen Wort benannt? Nein, die sind genauso wenig in der Renaissance, wie die Menschen im Mittelalter im Mittelalter sind. Was daran stimmt, die Renaissance oder diese Neuzeit, die wird schon im Mittelalter erdacht. Da ist gerade Petrarca ganz wichtig, der die Idee von einem Mittelalter zwischen der Antike und der Neuzeit entwickelt. Aber da sind wir schon...
Da sind wir schon relativ in der Mitte des Spätmittelalters. Also es sind selber noch mittelalterliche Menschen, die diese Idee haben. Und bis daraus das wird, was wir Renaissance nennen. Es dauert. Renaissance und Mittelalter sind so Aschenputtel-Prinzipien. Alles Gute kommt ins Töpfchen, alles Schlechte kommt ins Kröpfchen. Das Kröpfchen ist das Mittelalter, das Töpfchen ist die Renaissance. Und so wird daran gegangen. Völlig unkritisch. Alles, was irgendwie schön und gut ist, ist immer Renaissance. Und alles Negative ist immer Mittelalter.
Die Renaissance ist aber Teil des Mittelalters. Sie ist eine Kunstepoche. Sie gehört zum Humanismus. Humanismus wäre oftmals das bessere Wort, aber auch der gehört zum Mittelalter. Der entsteht im Mittelalter. Ganz viele große Namen des Humanismus sind Teil des Mittelalters und nicht mal Teil der Renaissance, sondern in der Spätgotik. Weil die Spätgotik ist eine Kunstform, die als Ausdrucksform des Humanismus gelten kann. Die sind parallel. Die sind nebeneinander. Das wird auch oft sehr, sehr schräg
eingeteilt, dann ist wieder alles Gute, wie gesagt, die Renaissance. Und ein paar schöne Beispiele hab ich da. Ich war vor zwei Jahren in Italien, in Pienza. Die hat
Silvio Ineas Buccolomini, hört ihr ab und zu, Papst Silvius II. in seiner Heimatstadt, so einen idealen Renaissanceplatz gebaut. Da ist der Palast seiner Familie auf der rechten Seite, zur linken Seite ist der Duomo, der Dom der Stadt. Natürlich alles perfekt nach den Ideen der Renaissance, angelehnt an die Antike, mathematisch genau. Und wenn ihr da reingeht, dann seht ihr das. Und es ist nicht da, weil es noch da gewesen ist, es ist gleichzeitig gebaut worden. Aber ein
Großen Humanisten, wirklich auch einer der Humanisten, die am meisten geschrieben haben, von dem wir am meisten wissen, baut sich da eine perfekte Renaissance-Kirche und will einen gotischen Chor drin haben. Das zeigt perfekt aus, wie die Renaissance oft ausgesehen hat. Hier das Fenster nochmal von hinten. Gehört einfach dazu. Ich meine, der hat auch lange nördlich die Alpen gelebt. Im Chor, bitteschön, schöne Gotik. Und wenn wir uns umgucken in den großen Städten, also...
Der Dom von Florenz. Auf der Wikipedia-Seite reden davon, dass die Kuppel da hinten ein Renaissance-Bau ist. Auf der italienischen Seite des Doms sagen die ganz klar, Gotik. Ist auch Gotik. Da sind Renaissance-Teile dran, aber auch der Cabanile, der Turm, der ist aus dem 14. Jahrhundert. Da ist nichts dran, Renaissance. Das ist selbstverständlich Gotik.
Da sind die Italiener viel lockerer damit, weil gerade in der Toskana gibt es unfassbar viel Gotik und auch sehr, sehr lange gebaut. Bis in die 1480er Jahre ist Renaissance da zwar verbreitet, aber nicht allgegenwärtig. Und ganz absurd ist sowas, das ist der Dom in Pisa mit dem berühmten schiefen Turm und der wird auch, das, das, das ist wunderbar, das ist Renaissance. Nein, das ist nicht mal wirklich Gotik, da ist noch ganz viel Romanik drin.
Also da sind wir richtig früh und das ist natürlich Mittelalter. Das, was wir da sehen, ist Mittelalter. Und das wird dann auch gerne in die Renaissance gepackt.
Oder in der Kunst. Hier haben wir ein Bild, Margareta van Eyck, die Frau von Jan van Eyck, frühes 15. Jahrhundert. Das wird dann als Renaissance-Bild hingestellt und es wird von der nördlichen, von der Northern Renaissance gesprochen. Ist es aber nicht. Nichts, was die machen, ist Renaissance. Es ist vielleicht Humanismus, es ist vielleicht Wiederentdeckung, aber mit dem Baustil und so hat das nicht viel zu tun. Das ist Gotik, das ist Spätgotik, durch und durch.
Gerade bei Van Eyck. Und da kommt dann auch oft die Idee, dass die Italiener natürlich in allem besser sind. Ich möchte nicht an der italienischen Kunst herumkritteln. Ich liebe sie. Ich bin gerne in Italien als Tourist und es ist unfassbar beeindruckendes Zeug. Aber lass uns mal den Vergleich machen. Das ist eine Verkündigung von Piero della Francesca. Ich mag Piero della Francesca wirklich gerne. Und das ist Roger van der Weyden. Und da steckt nicht mal Zeit dazwischen. Also der Roger van der Weyden
ist das ältere Bild, so um 10 Jahre. Ungefähr zur selben Zeit. Aber nee, die Niederländer sind gerade mal die viel lebendigeren Bilder. Strahlende Bilder mit ihren Ölfarben, tolle Details und eine weniger mathematische, sondern vielmehr auf Wirkung ausgelegte
Choreografie dieser Bilder, das sind die italienischen Bilder, das ist doch lange langweilig. Es kommen dann irgendwie die Großen, dann kommen Leonardo da Vinci und vor allem Michelangelo, der schafft das wirklich, das zusammenzupacken und dann entsteht etwas ganz, ganz Großartiges. Ich möchte nicht an der Renaissance rumkritteln, aber die Idee, dass die das Mittelalter beendet hat, dass dann alles besser wird, da wird auch nichts besser. Die Kriege werden brutaler, die Bauern werden ärmer, Bauernkriege, dann werden Rechte weggenommen.
Weil die Landesherrscher können diese... Die Staatlichkeit verdichtet sich. Die Landesherrscher erschaffen eine Staatlichkeit. Aber damit ist der gemeine Mann hilfloser gegenüber diesem neuen Rechtssystem. Man kann auch keine Fehler mehr führen, weil jetzt gibt es staatliche Armeen. Es gibt halbstehende Heere. Ja, das ist ein Aufstand, der wird niedergeschlagen. War im Mittelalter zumindest machbarer. Und...
auch so Ämter missbrauch. Ich meine, die ganze, die Borgia und die Medici, all das, es wird immer so vergessen dabei. Das ist...
Nebenbei, das ist das, was in der Renaissance dann passiert. Dann haben wir auf einmal Leute, die sehr, sehr skrupellose Machthaber sind, weil sie jetzt auf einmal eine ganz andere Basis haben. Dann haben wir Herrscher, die haben eine Armee unter sich. Die müssen nicht mehr mit all ihren Leuten Ausgleich finden. Die können jetzt tun, was sie wollen. Da gehen wir in den Absolutismus über. Und dann haben wir verarmende Bauern und Ähnlichem. Da wird nichts besser. Die Hygiene wird schlechter, viel schlechter, weil die Badekultur geht vor die Hunde.
Da ist die Syphilis zum Teil dran schuld. Dann gibt es komische Ideen. Dann haben wir auch immer größere Städte. Die Städte verdichten sich. Wird ja noch schlimmer in der Industriellen Revolution. Aber was wird denn in der Renaissance für den normalen Menschen wirklich besser? Da kommen auch nicht sofort irgendwie die großartigen neuen technischen Innovationen. Also irgendwo kommt die Dampfmaschine. Schön. Dauert aber noch. Und die Dampfmaschine mit der Industrialisierung? Mhh.
dauert auch, bis das sich zu besserem wendet. Aber die Idee, dass mit Renaissance alles besser wird, für manche vielleicht, weil es gibt ja sicherlich auch eine Verbesserung in der Wohnkultur der ganz, ganz Reichen, weil die vorher schon ziemlich gut war, aber für die normalen Leute, das ist wieder so eine Geschichte großer Leute. Die Renaissance ist eine Geschichte großer Leute.
Und die Kirche wird nicht besser. Dann haben wir auch so durch Sachen wie die Reformation und gegen die Reformation, dann haben wir wirklich Prozesse gegen Leute, die abweichende Meinungen haben. Auch die Aufklärung mit ihren wissenschaftlichen Ideen wird dann als Feindbild wahrgenommen. Dann wird die Kirche wirklich biestig. Dann ist irgendwann die Wissenschaft nicht mehr Teil der Kirche. Wobei es immer noch eine Menge Wissenschaftler gibt, die kirchliche Aufgaben haben, die Kleriker sind. Aber grundsätzlich trennt sich das.
Wie gesagt, Renaissance ist toll, aber was wird da wirklich für den normalen Menschen besser? Was wird da toll? Die Hygiene verbessert sich nicht unfassbar. In vielen Städten wird es tatsächlich schlechter, weil die stark anwachsen. Aber müsste man mal erklären, was da wirklich für den normalen Menschen so richtig, richtig toll wird auf einmal. Mode ändert sich massiv, wird aber auch in vielen Gegenden zum Zwang. Also auch diese pietistische Mode, die wir dann haben, wirklich in schwarz gekleidet und solche Dinge, äh,
verbreitet sich massiv, weil man jetzt auch mit der Reformation auch gottesfürchtiger sein will, mit all seinen Nachteilen. Also hier müssen wir erklären, was da wirklich besser wird. Und vieles, was so für eine große Errungenschaft der Renaissance gehalten wird, ist es nicht. Der Buchdruck ist ganz oft so, als ob das irgendwie die große Renaissance-Erfindung ist. Nichts an Gutenberg und seinem Werk ist wirklich Renaissance. Hier die Schädel'sche Weltchronik, das große Druckwerk des 15. Jahrhunderts. Was ist denn daran Renaissance?
Ist ja nicht mal eine Renaissance-Schrift. Die Kunst darin ist nicht Renaissance. Auch die Idee ist letztlich nicht Renaissance. Humanismus, ja, Renaissance. Ich hoffe, ich habe es ein bisschen geschafft, all diese herumfliegenden Dinge übers Mittelalter mal in Kategorien zu packen. Ich bin mir ganz sicher, Leute werden anderer Meinung sein. Ich habe gesagt, es ist auch Meinung dabei. Ich kann vielleicht nicht alles lückenlos belegen, was ich so erzähle. Also die normalen Fakten glaube ich schon, aber es ist eine...
Breite Diskussion und ich glaube Konsens dazu erzielen mit allen wird schwierig, aber schreibt eure Meinung rein. Wo habe ich geirrt? Was seht ihr genauso? Wo habt ihr andere Beispiele? Was habt ihr auch schon mal gehört? Habe ich ganz wichtige Punkte vergessen? Muss irgendwann ein Video kommen? Weitere 10 größte Irrtümer über das Mittelalter? Könnt ihr mir gerne sagen. Ich denke es werden noch mehr Videos kommen, weil ich glaube was noch ein interessantes Thema ist, ist Vorurteile über das Mittelalter, die wirklich wahr sind. Welche Geschichten stimmen tatsächlich?
Und wo romantisieren wir das Mittelalter? Gibt es Punkte, wo wirklich das Mittelalter deutlich schlechter ist als unsere Vorstellung? Wir romantisieren ja, gerade wenn wir so Ritter spielen, auch wenn ich Living History mache, das ist sicherlich auch eine Romantisierung, weil ganz viele Sachen in der Darstellung einfach hintenüber fallen.
sollten nicht, versuche ich zu vermeiden, aber ich glaube, wir haben Dinge, wo wir das Mittelalter auch romantisieren. Das könnten nochmal später Folgevideos werden. Ich hoffe aber, ihr habt jetzt Spaß an diesem Video und wenn das nächste Mal jemand euch kommt mit irgendwelchen Geschichten über das Mittelalter, vielleicht habt ihr jetzt eine Argumentationshilfe und könnt sagen, ja, Moment, ich verstehe deinen Irrtum, aber war schön, dass ihr dabei wart. War mir ein großes Vergnügen. Wir sehen uns bald wieder zum nächsten Video. Bis dahin, macht's gut und bleibt gesund.