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Verschwörungsmythen im Mittelalter

2025/3/5
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Geschichtsfenster

AI Chapters Transcript
Chapters
This chapter explores the origins and definitions of conspiracy myths in the Middle Ages, distinguishing between conspiracy theories, myths, and ideologies.
  • Conspiracy theories often serve as a derogatory term but lack precision.
  • Conspiracy hypotheses are rational and verifiable, often proving to be true.
  • Conspiracy myths refer to fabricated groups without historical basis.
  • Conspiracy ideologies involve real groups accused of conspiracies without scientific backing.
  • Common features of non-scientific conspiracy ideas include the exclusion of coincidences and the belief that everything is interconnected.

Shownotes Transcript

Herzlich willkommen bei Geschichtsfenster. Mein Name ist André und heute geht es um Verschwörungsmythen im Mittelalter. Das Internet und soziale Medien sind heute voll von Verschwörungsmythen. Überall, jeden Tag wird man bombardiert. Aber wie war das früher? Gab es das damals überhaupt schon? Konnte sich sowas verbreiten? Haben die Menschen so gedacht? Oder andersrum, sind Menschen so, dass sie immer überall Verschwörungen wittern? Darum wird es heute gehen.

Und bevor es losgeht noch etwas in fast eigener Sache, erinnere dich an dieses großartige Buch »Wehrpflichten und Herfolge im Spätmittelalter« von Matthias Herzer. Da bin ich, da. Da bin auch ein Buch ein paar Mal drin.

Das habe ich kürzlich vorgestellt. Wirklich ein großartiges Buch. Ich habe auch inzwischen bei Leuten aus dem Museumsbereich gehört, dass sie dieses Buch ganz, ganz fantastisch finden. Es war ausverkauft. Die Erstauflage war binnen weniger Tage weg. Ich habe es auch intensiv beworben. Ich bin vielleicht ein bisschen mitschuld. Jetzt ist die Zweitauflage da. Jetzt könnt ihr dieses Buch wieder kaufen. Also wer es haben möchte. Unter dem Video ist der Link direkt zum Verlag. Am besten da kaufen. Aber man kriegt es auch ansonsten überall. Sonst, ihr seht es ja nochmal eingeblendet, wer sich irgendwie für den Bereich interessiert.

Sehr, sehr empfehlenswert und im Buch wahnsinnig viele Bilder, sehr, sehr großartige Bilder. Ich in Rüstung, großartig.

Ich in Rüstung, ganz viele Darsteller, sehr, sehr schöne Szenen. Bei meinem Video über Preise, ein paar Sachen habe ich hier rausgeholt, da habe ich ein bisschen die Forschung von Mathis Herzer verwendet. Also ich kann dieses Buch wirklich nur empfehlen, sowas kommt so schnell nicht wieder. Unbedingt zuschlagen. Wenn wir uns mit Verschwörungen beschäftigen, müssen wir erst ein paar Begriffe definieren, denn was sehr gerne verwendet wird, Verschwörungstheorie. Der Begriff wird meistens abwertend verwendet, ist aber letztlich sehr ungenau.

Und man kann es ein bisschen unterteilen in verschiedene andere Begriffe. Verschwörungshypothesen zum Beispiel, davon spricht man, wenn etwas rational und überprüfbar behandelt wird. Oft Sachen, die dann sich auch als wahr herausstellen. Watergate-Skandal, Iran-Contra-Affäre, da gibt es einige Varianten. Also es gibt ja tatsächlich da draußen ganz viele Dinge, die ans Tageslicht kommen und das wird eben als Hypothese normalerweise bezeichnet.

Es gibt den Verschwörungsmythos, den ich auch im Titel habe, was nicht ganz exakt ist, eigentlich sogar ziemlich unexakt, aber irgendeinen Begriff muss ich nehmen, denn Verschwörungsmythen beziehen sich auf ausgedachte Gruppen. Das sind Verschwörungen, die gar keinen Hintergrund haben. Also zum Beispiel die Illuminaten, die gab's mal. Die Weisen Zions, die gab's in der Art nie. Oder Reptolide, also

Wer immer daran glauben mag, bitte. Aber normalerweise kann man da von Verschwörungsmythos reden. Und dann gibt es die Verschwörungsideologie. Die werden wir ein paar Mal hier heute haben. Verschwörungsmythos aber auch. Aber auf dem Vorschaubild Verschwörungsideologie ein bisschen sperrig. Da sind es reale Gruppen, die dann beschuldigt werden, irgendetwas zu tun, auch eine Verschwörung zu haben oder sonst etwas. Und diese Ideologien sind eben nicht verbreitet.

wissenschaftlich fundiert, sondern die verweigern sich Beweisen dagegen. Dieses Narrativ, diese Verschwörung immunisiert sich selbst mit irgendwelcher Logik. Das sind Sachen, wo du auch nicht rankommst. Also so ein gutes Beispiel, ich glaube, darüber müssen wir nicht diskutieren. Flache Erde ist, glaube ich, kein Thema, aber wenn man da mit Leuten diskutiert, egal welche Beweise, es wird irgendwie erklärt und man will es weiter glauben. Wir reden, wie gesagt, nicht von Hypothesen, wir reden wirklich von Dingen, die nicht

wahr sind, zumindest sehr, sehr, sehr wahrscheinlich. Und diese ganzen nicht wissenschaftlichen Verschwörungsideen haben ein paar Merkmale, die immer da sind. Zum Beispiel Ausschluss von Zufällen. Nichts, da kann Zufall sein, es muss alles geplant sein. Alles Offensichtliche wird angezweifelt, es muss immer eine geheime Wahrheit noch dahinter geben und dann die Annahme, alles sei miteinander verbunden. Also

Nichts hat irgendwie mit etwas anderem nichts zu tun. Das muss alles ein sein. Und Verschwörungsbehauptungen jeder Art können selbst eine Verschwörung sein. Da werden wir nachher Beispiele für haben. Das ist das Merkwürdige daran, dass Verschwörungen von beiden Seiten funktionieren können.

Wenn wir uns mit dem Mittelalter beschäftigen, dann müssen wir aber erstmal schauen, was ist überhaupt Verschwörung an sich, wo kommt dieser Begriff her, denn der ist im Mittelalter tatsächlich ganz wichtig. Wir haben nämlich im Mittelalter sogenannte Schwurgemeinschaften, auf Latein Conjuratio. Hier haben wir ein Bild aus dem Sachsenspiegel, da sehen wir eben so eine Schwur und wenn wir uns eben anschauen, was es da alles gibt, Bündnisse werden beschworen, mit einem Schwur besiegelt, damit ist es an sich schon eine Verschwörung und es finden sich im Mittelalter zahllose Beispiele.

Am bekanntesten sind sicherlich die Schwurgemeinschaften in den aufblühenden Städten, erst die Schöffnbaren, die sich zusammenfinden, um gegen die Stadtherren, zum Beispiel die Bischöfe, nicht vorzugehen, aber zumindest ein Gegengewicht zu haben.

Die werden dann später das Patriziat werden, dann kommen die Handwerker, die so langsam Zünfte und Gilden gründen, es gibt verschiedene Bünde, aus denen sie dann am Ende die Regierung vieler Städte auch rekrutieren und der Bürgereit ist auch gar nichts anderes als ein Eintritt in diese Schwurgemeinschaft der Bürger. Man leistet seinen Eid, damit wird man Teil dieser Schwurgemeinschaften.

Aber auch Ritterbünde, Städtebünde, Landfriedensbünde, später Turniergesellschaften, sogar Ritterorden und klösterliche Bewegungen sind letztlich alles nichts anderes als Schwurgemeinschaften. Aber auch damals war die Schwurgemeinschaft, die Conjuratio, schon sehr nah an der Conspiratio und deswegen wurde diese Schwurgemeinschaft noch immer wieder verboten, zum Beispiel unter den Karolingern oder den Staufern.

Wenn wir uns mal anschauen, was so an Ideen da kursierte, ich fange mit einem amüsanten an. Das meiste in diesem Video wird nicht amüsant, aber es gibt eins, das ist sehr lustig eigentlich und Cap Torgue hat dazu schon mal ein Video gemacht, denn es gibt die sogenannte Magonia-Legende. Um 815, also im fränkischen Reich Karls des Großen, schreibt Bischof Agobar von Lyon,

Aber wir haben von vielen Menschen gesehen und gehört, dass sie von so viel Dummheit überwältigt und durch so viel Dummheit verrückt geworden sind, dass sie glauben und sagen, dass es bestimmte Regionen gibt, die Magonia heißen, aus der Schiffe in den Wolken kommen. Mit diesen Schiffen werden die durch Hagel und Stürme verloren gegangenen Ernten in diese Region zurückgebracht.

Offensichtlich zahlen diese Luftsegler eine Zahlung an die Sturmmacher und nehmen das Getreide und andere Feldfrüchte mit. Sprich Hagelschäden sind gar nicht real, das ist nur Fake und dann kommen die und nehmen das Getreide, das da eigentlich zerstört wurde mit. Unter denen, die von tiefer Dummheit so geblendet sind, dass sie glauben, dass diese Dinge passieren könnten, haben wir viele Menschen in einer Art Versammlung gesehen, die vier Gefangene, drei Männer und eine Frau zur Schau stellten, als wären sie von genau diesen Schiffen gefallen.

Wie ich bereits sagte, stellen diese vier, die seit einigen Tagen gefesselt waren, zur Schau und schließlich versammelte sich eine solche Versammlung in unserer Gegenwart, als ob diese Gefangenen gesteinigt werden müssten. Doch als sich die Wahrheit nach vielen Auseinandersetzungen durchgesetzt hatte, wurden die Leute, die die Gefangenen zur Schau gestellt hatten, gemäß der Prophezeiung zu schanden, wie der Dieb zu schanden wird, wenn er gefangen genommen wird.

Ein Bischof des Mittelalters, der sich über die unglaubliche Dämlichkeit seiner Mitmenschen lustig macht, weil sie an Schiffe aus den Wolken glauben. Ist aber nicht die einzige Geschichte über Schiffe.

Schiffe aus den Wolken, tatsächlich gibt es ja noch ein paar mehr. In den irischen Annalen gibt es zum Beispiel die Rede von solchen Schiffen, in den Annalen von Ulster ist lapidar die Rede von Schiffen mit ihrer Besatzung wurden in der Luft gesehen. Als Datum wird entweder 743, 744 oder 748 angegeben, als Ort Teltown im Osten Irlands.

Um 1160 wird das Ganze nochmal wieder gegeben und zwar ein weiteres Wunder derselben Versammlung. Sie sahen drei Schiffe über sich in der Luft schweben, als die Männer Irlands die Versammlung von Dondor, Sohn von Murkhardt, feierten. Noch später, im 12. bis 14. Jahrhundert, wird das Geschehen in einigen Aufzeichnungen nach, kann ich nicht aussprechen, Clan Magnosi verlegt und das Geschehen dadurch ausgeschmückt, dass ein Besatzungsmitglied einen Speer nach einem Lachs wirft.

In anderen Quellen ist es ein Anker und vom Schiff herunterklettert, um diesen wieder zu holen, am Bord aber entsetzt aufschreit, er würde ertrinken. Als Erklärung für solche Geschichten über fliegende Schiffe wird allgemein eine Luftspiegelung nach oben angenommen, bei der ein Objekt über die eigentliche Position versetzt wird. Das sieht so aus.

Da haben wir ein Beispiel für so eine Luftspiegelung. Ihr seht, es ist ein Tanker und die gibt es tatsächlich. Das wird üblicherweise angenommen, ist so der Hintergrund für solche fliegenden Schiffe. Irgendwo am Meer. Irland hat ja ein bisschen Küste und dann wird das Ganze weitergegeben. Also das ist eine sehr amüsante ...

Theorie, bei der eigentlich niemand zu Schaden gekommen ist. Das Ganze wird ein bisschen ausgeschmückt, fertig ist der Mythos, wird dann immer weitergegeben und dadurch, dass es hier um einen Raub geht, dass die Leute ja kommen und angeblich das Getreide stehlen, ist es ein klassischer Verschwörungsmythos, das passt ganz gut. Das nächste Beispiel ist ein bisschen komplexer, denn hier haben wir es mit zwei Verschwörungen zu tun, einer angeblichen und einer tatsächlichen. Wir reden vom Schwarzen Freitag, dem Untergang der Templer. Gibt schon ein ganzes Video zu, blende ich gleich nochmal ein.

Aber da haben wir eben eine Verschwörung, die sich eines Verschwörungsmythos bedient. Nach etwa einem Monat Vorbereitung, in denen allen Vasallen Beamten in Frankreich Anweisungen geschickt werden, schlagen am Freitag den 13. Oktober 1307 die Männer des französischen Königs zu und verhaften in ganz Frankreich Mitglieder des Templerordens. Eigentlich arme Ritterschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalem. Die werden verhaftet und der Vorwurf lautet auf Heresie.

Angeblich sollen sie während ihrer Professzeremonie, also beim Ablegen des Ordens Eides, dreimal Christus verleugnen, dreimal auf ein Kreuz spucken und sich den dreifachen Kuss erteilen, einen davon auf den Hintern, und sich zur Homosexualität verpflichten. Später kommen noch weitere Punkte hinzu, Dämonenanbetung, da kommt auch noch mit Baphomet angeblich ein Götze, der da verehrt werden soll.

Hintergrund des Ganzen ist Philipp IV. von Frankreich. Das ist dieser Kollege hier. Der hat eine ziemlich starke Machtpolitik, legt sich auch mit der Kirche an und nutzt auch diese Vorwürfe nicht zum ersten Mal im Konflikt mit der Kirche. Seine ganze Politik strebt danach, die Kirche unter seine Autorität zu zwingen. Er beschneidet die Rechte der Geistlichkeit, er besteuert den Klerus und

Und seine Mittel sind auch vorher schon genau die, die er hier gegen Templer einsetzt. Zum Beispiel 1301 wird der Bischof von Pamier eingekerkert und gefoltert. Der Vorwurf lautet auf Blasphemie, Majestätsbeleidigung und Unzucht. Und selbst gegen den Papst lässt Philipp IV. 1302 eine Anklageschrift verfassen, die ihm Usurpation des Amtes, Teufelsbotschaft, Unzucht und Heresie zur Last legt. Er legt es dann auch offen mit diesem Papst Bonifatius VIII. an, den er 1303 sogar gefangen nehmen lässt.

Der Vorwurf der Heresie ist dabei ganz besonders wichtig, denn damit umgeht er zum einen die Immunität des Templerordens, der untersteht eigentlich dem Papst, da dürfte er gar nichts tun, aber mit eben dieser Heresie, das ist eine sogenannte Infamie, ein besonders schweres Verbrechen, damit ist automatisch eine Exkommunikation möglich.

Und damit sind auch die juristischen Grenzen beim Prozess mehr oder minder ausgehebelt. Außerdem, 307 ist ein neuer Papst im Amt, nämlich Clemens V., das ist der erste Papst, der dann in Avignon lebt. Und der ist dem König sehr, sehr freundlich gesinnt. Er versucht erst nochmal, die Templer zu schützen, schlägt sie aber mehr oder minder auf die Seite des Königs, löst am Ende den Templerorden auf, die Besitzungen werden verschenkt an andere Templer.

den Johanniterorden zum Beispiel. Und damit ist die Geschichte der Tempel mehr oder minder beendet. Wer dazu mehr wissen will, da oben gibt es den Link zum Video. Da hat der großartige Joey von Medieval mit mir ein Video gemacht und der kennt sich wirklich aus mit Templern. Also da gibt es quasi alles, was man wissen muss zu diesem Ereignis. Und die Folge des Ganzen ist dann eben das...

etliche Templer, vor allem die Führungsriege, hingerichtet wird, in Klöster geschickt wird, Buße, Tumus, aber der ehemals mächtige Templerorden ist quasi aufgelöst. Der König hat nicht so viel davon, wie er wollte, er hätte gerne mehr Besitzung eingezogen, aber da kommt ihm die Kirche tatsächlich zuvor. Aber es zeigt auch sehr gut, dass die allmächtige Kirche des Mittelalters nicht so allmächtig ist, wie man es gerne hätte. Sie kann nicht mal ihren Vorzeigeorden retten und tatsächlich auch der Ruf der Templer ist so stark beschädigt,

dass wir bis heute wiederum Verschwörungstheorien über die Templer haben, jede Menge, in Buchform, alles Mögliche. Aber solche ähnlichen Verschwörungen, die finden wir tatsächlich häufiger. Was einem da als parallele Serie in den Sinn kommen dürfte, ist der sogenannte Röhnputsch 1933, mit dem die SA ausgeschaltet wird. Auch da wird behauptet, dieser Röhnputsch ist behauptet und tatsächlich werden dann die Führungskräfte ausgelöscht. Gut, wenn...

Da habe ich jetzt nicht so viel Mitleid mit, aber es ist ein gutes Beispiel, dass diese Technik eigentlich genauso funktioniert und auch in der Neuzeit genauso angewendet wird, dass man mit der Behauptung einer Verschwörung in einer Verschwörung auch sehr, sehr viel anrichten kann. Die nächste Verschwörung kommt einem, vor allem, wenn man nicht Christ ist, nicht gläubiger Christ und regelmäßig in die Kirche geht, ein bisschen schräg vor. Es geht um die Hossienschändung, aber die Folgen sind nicht ganz so lustig.

Schon im frühen Christentum unterstellen die Kirchenväter den Juden eine Kollektivschuld am Tod Christi.

Es kommen Geschichten auf, Juden hätten heilige Objekte wie zum Beispiel ein Christusbild gematert. Der Kern der Geschichte ist aber am Anfang noch, dass genau dieses Christusbild dann anfängt zu bluten und die überraschten Juden sehen die Macht Gottes und lassen sich taufen. Es wird in verschiedenen Chroniken tradiert und es gibt einige Varianten davon bis heute noch als Wallfahrtslegenden. Also die Geschichte ist tatsächlich heute noch zu finden. Das Ziel ist erstmal noch gar nicht das Herabsetzen der Juden, sondern die Macht der eigenen Ikonen zu betonen.

Die Juden sind hier vor allem als Heiden, die sich dann bekehren lassen und somit der Entwicklung des Christentums zur Staatsreligion sind sie eben die letzten Nichtchristen, die noch präsent sind und die werden da eben verwendet. Gregor von Thur berichtet dann im 6. Jahrhundert von einem ähnlichen Ereignis, bei dem ein Jude ein Christusbild verletzt und mit nach Hause genommen haben soll. Auch hier beginnt das Bild zu bluten und die Blutspur verrät dann den Täter, allerdings endet die Geschichte nicht mehr mit der Bekehrung des Täters, sondern mit dessen Hinrichtung.

Im 9. bis 11. Jahrhundert nimmt dann die geweihte Hostie den Platz des Christusbildes ein. Hier sieht man das sehr schön, diese Hostie wird von einem Nichtchristen, der damit gar nichts am Hut hat, gematert. Man sieht das Blut herausfließen, das ist so die Idee dahinter und das alles ist vor dem Hintergrund des Abendmahlstreites zu sehen. In der Zeit geht es eben darum,

ob beim Abendmahl tatsächlich der Leib Christi in Brot und Wein, also Hostie und Wein beim Abendmahl anwesend ist. Und durch diese Geschichten soll eben die Realpräsenz Christi bezeugt werden. Es geschieht ein Wunder, dass Blutfließ ist tatsächlich der Leib Christi, der da gematert wird.

Und wie wichtig das ist, kann man zum Beispiel hier sehen, das ist so eine Hostienmonstranz, ein unfassbar prächtiges Gefäß. Und hier drinnen in diesem halbrunden Halter wird dann zum Beispiel eine Hostie aufbewahrt, die dann eben zum Abendmahl verwendet wird. Und im Kern wird dann dieselbe Geschichte immer wieder ausgeschmückt und weitererzählt. So soll in Paris 1290 ein Jude einer Markt für 10 Pfund Silber eine Hostie abgekauft haben und die jüdische Gemeinde soll die mit Messern traktiert haben.

Je nach Version konnte erst das größte Messer die Hostie zerteilen, wobei Blut geflossen ist oder sie entschwebt unzerteilt in Richtung Himmel oder sie wird verbrannt und dann erscheint ein Engel oder Christus selbst. Und hier haben wir eben auch eine Darstellung davon auf einem Altarflügel, dass immer auch wie sie mit einem Hammer geschlagen wird, wie sie blutet. Am Ende wird sie in einen Kessel geworfen. Auch die Geschichte gibt es, je nach Geschichte soll sie dann ein Stück Fleisch verwandelt haben und davon gibt es wirklich ganz, ganz viele Varianten und auch wie gesagt auch so in Wallfahrtsorten

ist das eine ganz beliebte Geschichte. Vor allem ein Fall in Deggendorf 1338 wird dann zur Blaupause späterer Legenden. Und auch im 15. Jahrhundert wird das noch verbreitet, auch durch Drucke zum Beispiel. Hier gibt es zum Beispiel eine Variante aus Passau.

Da sieht man die gesamte Geschichte hintereinander weg erzählt, die ist kurz danach erschienen, ich glaube 1480 etwa. Also die Schändung der Hostie, die Wiederauffindung, Wunderhinrichtung, Folter, Verbrennung, alles was dazu gehört, das ist tatsächlich etwas, was immer und immer wieder gezeigt wird.

Angeblich hätten die Juden gematerte Hostien da in einen Brunnen geworfen, daraufhin wird die jüdische Gemeinde Deggendorffs quasi komplett vernichtet, was man dann auch in der schwedischen Weltchronik sieht. Hier sieht man sogar den Namen Deggendorff, also die werden verbrannt. Es gibt sehr viele Pogrome dieser Art, auch an anderen Orten wie Enz an der Donau 1420, Breslau 1453, Sternberg in Mecklenburg 1492.

Da gibt es auch ein Bild aus einer Schweizer Krone, die genau das zeigt. Da gibt es überall angebliche Hostienschändungen und so lustig das mal klingt, es gibt eine große Anzahl Todesopfer, also gar nicht wenig. Hostien sind tatsächlich eine große Sache, denn das kanonische Recht sagt bis heute dazu aus, wobei in der aktuellsten Version auf der Seite des Vatikans habe ich es nicht gefunden, aber bis vor kurzem muss das drin gewesen sein.

In Kanon 1367, wer die eucharistischen Gestalten wegwirft oder in sakrilegischer Absicht entwendet oder zurückbehält, zieht sich die dem apostolischen Stuhl vorbehaltene Exkommunikation als Tatstrafe zu. Ein Kleriker kann außerdem mit einer weiteren Strafe belegt werden, die Entlassung aus dem Klerikerstand nicht ausgenommen.

Also, Exkommunikation ist erstmal ja nur Ausschluss vom Abendmahl oder sowas, das heißt noch nicht, du bist komplett raus, das kann zurückgenommen werden, aber du kannst halt als Klärer deinen Stand verlieren und es gibt bis heute Anweisungen, was zum Beispiel mit Hostien zu tun ist, die zu Boden fallen, selbst die irgendwie ausgespuckt werden würden oder ähnliches, es ist für Christen...

Nur mal ein Teil des Leibes Jesu, zumindestens während des Abendmahls, da kennen die keinen Spaß und auch im Mittelalter kennen sie da überhaupt keinen Spaß. Also wie gesagt, für uns ist das so, okay, Hostie, damals ein viel größeres Ding und ein schönes Beispiel dafür ist ein Hostiendiefstahl in Regensburg, da gibt es heute die Salvatorkapelle.

Die ist kaum noch zu sehen. Da ist heute eine Bar drin mit einem wirklich beeindruckenden gotischen Gewölbe. Da war mal eine Kapelle, nämlich 1476 wurde die errichtet, nachdem ein junger Mann ein Silbergefäß mit Hostien geraubt hat. Hier im Vordergrund sieht man gerade, wie er die Hostien aus dem Gefäß dann in einen Keller wirft, weil er sie nicht gebrauchen kann. Die Engel sind schon dabei. Übrigens, tolles Bild von der Regensburger Straße. Achtet auf den Dreck auf der Straße. Also,

Straßenpflaster und so. Ich mag dieses Bild. Und die Hostien werden dann entdeckt und man sieht auf dem nächsten Bild, wie wichtig das ist. Der Bischof selbst kommt dann vorbei, um diese Hostie wieder einzusammeln. Also da sieht man wirklich schon die ganzen dahinter, das sind alles Domherren. Also der gesamte Hohe Klerus der Stadt Regensburg eilt herbei, um diese Hostien wieder einzusammeln. Da kann man sich wirklich vorstellen, das ist für uns so fast witzig, für die Leute damals nicht und ich glaube für viele Christen heute auch nicht so richtig.

Dummerweise hat das Ganze auch noch eine noch unangenehmere Variante, nämlich die Ritualmordlegende. Wie auch die Hostieentschändung, im Grunde anti-judaistisch, judenfeindlich, ist das mit der Ritualmordlegende genauso und sie hat auch einen ähnlichen Ursprung. Denn bereits in frühen Geschichten findet man die Blaupause dafür. 1144 in Norwich in England wird ein Junge namens William tot aufgefunden.

Juden werden als Mörder angeklagt, das Gericht weist die Anklage aber ab. Um 1150 verfasste dann der Benediktiner Mönch Thomas von Monmouth ein Werk über Sankt William, den Märtyrer von Norwich und behauptete, die Juden hätten William vor Ostern gekauft und nach dem Vorbild der Matern Jesu gequält, schließlich gekreuzigt und dann verkriecht.

Vermutlich will er damit einen heiligen Kult etablieren und mit den Einnahmen für den Bau der Kathedrale Norwich sorgen. Das haben wir relativ häufig, dass solche Geschichten eigentlich heiligen Kulte begründen sollen. Habe ich gleich noch ein paar schöne Beispiele. Später schmückt er dann die Geschichte noch aus und behauptet, spanische Juden träfen sich einmal im Jahr und würden eine Stadt in Europa auslosen, die dann ein Kind ermordet, um den Judengemeinden in ganz Europa Christenblut bereitzustellen, dass diese für ihr Pessachfest und für magische Rituale bräuchten.

Und damit sind wir im Grunde im Bereich der jüdischen Weltverschwörung. Das werden wir nicht mehr los, haben wir heute noch ganz ähnlich. Gibt es auch in ganz, ganz vielen Büchern. Ich habe mir mal die Schwarz-Weiß-Testung genommen von beiden Bildern, weil das sind keine so richtig schönen Bilder. Die wird sehr, sehr häufig nachgeplappert letztlich. Also sie wird wirklich so...

blaupausenartig übertragen. Im Laufe des Mittelalters haben wir eine ganze Reihe von bekannten Ritualmordlegenden. 1147 in Würzburg, also zur selben Zeit, da gibt es dann das erste Pogrom überhaupt gegen Juden im deutschsprachigen Raum. 1288 haben wir Werner von Oberwesel, der als Heiliger verehrt wird in der Zeit lang. 1294 Rudolf von Bern, das ist genau dieses Bild hier eben. Und die bekannteste Version ist dann 1475 Simon von Trient.

Ist auch ein Fall, da sind die Akten ziemlich gut, da kriegt man auch mit, der Vatikan ist damit gar nicht so einverstanden. Also wirklich so die höheren Stellen der Kirche mögen diese Geschichten nicht so gerne, auch weil man den Juden gegenüber immer wieder Schutz verspricht und dann haben wir regional eben immer solche Versammlungen.

Varianten, wo dann diese Ritualmordlegenden auftauchen. Der Kaiser bemüht sich genauso um den Schutz der Juden, denn immerhin hat er ihnen Schutz garantiert. Auch die Städte tun das zum Teil, denn die lassen sich dafür ganz ordentlich bezahlen. Also die Juden müssen da hohe Abgaben geben, aber es bleibt letztlich erfolglos. Das sind so Sachen, wo häufiger mal regionale Priester

Und auch Bischöfe ihre Finger im Spiel haben. Und sobald diese Ritualmordlegenden umgehen, gibt es dann auch eben fast immer größere Ausschreitungen. Und es ist immer dasselbe Spiel. Das haben wir bei all diesen Dingern. Leute werden verhaftet, Leute werden gefoltert, es werden die Häuser durchsucht, man findet dann irgendetwas, werden wir gleich auch nochmal in einem anderen Beispiel haben, und dann wird eben so lange gesucht.

gefoltert, bis man neue Namen hat und dann geht das ganze Spiel weiter. Also letztlich das, was wir bei der Hexenverfolgung später haben, haben wir schon mal in kleinerer Form. Durchaus ähnlich ist dann ein Verschwörungsmythos, der 1321 aufkommt. In Südfrankreich geht das Gerücht, Leprakranke hätten versucht, Gewässer unter anderem Brunnen zu vergiften.

Unter der Folter hätten dann die angeblichen Täter zugegeben, im Auftrag von Juden gehandelt zu haben, also hier kommen die Verschwörungstheorien wachsender zusammen, die, und das ist neu, wiederum von spanischen Muslimen beauftragt worden seien.

Bischof Jacques Fournier, der spätere Papst Benedikt XII. berichtet von der Vernehmung eines Oberhaupt eines Leprosiums, also eines Leprosenhauses, habe ich im Video über Krankheiten mal vorgestellt, der gestanden hätte, 50 bis 60 Oberhäupter solcher Häuser aus ganz Frankreich seien zusammengekommen und hätten geplant, die Menschen zu vergiften und die ganze Region neu zu besiedeln.

Und dafür hätten die Mauren ihnen versprochen, sie zu Herren der jeweiligen Region zu machen. Es gibt auch Berichte, man habe Fässer mit schimmeligem Brot in Leprosenhäusern gefunden, die dazu genutzt worden sein sollen, Gift herzustellen.

Mehrere Gemeinde und Städte in Südfrankreich gehen daraufhin gegen die Leprakranken vor, inhaftieren sie für eine Befragung und die Verfolgung breitet sich aus. Wird letztlich sogar nach Spanien ins Königreich Aragon überspringen und schließlich beauftragt König Philipp V. von Frankreich den Inquisitor Bernardo Gui, das ist der aus der Name der Rose, der Bösewicht da, mit der Untersuchung. Die Leprakranken werden verhört.

Durchaus auch gefoltert und eine unbekannte Zahl an Schuldigen verbrannt. Natürlich werden auch die angeblichen jüdischen Hintermänner verfolgt. Das ist dann ein weiteres Kapitel in der sehr unruhigen Geschichte der Juden in Frankreich. Das Vermögen soll eigentlich zugunsten des Königs eingezogen werden, da es sich um ein Majestätsverbrechen handelt. Allerdings sind die meisten Gemeinden schneller gewählt und haben das Ganze schon eingesackt.

So schnell wie die Verfolgung angefangen hat, endet sie auch wieder. Die Vorwürfe gegen die Leprakranken werden komplett fallen gelassen, die gegen Juden als Hintermänner nicht ganz so sehr. Am Ende werden Inhaftierte freigelassen und 1338 erlässt Papst Benedikt XII., genau der Bischof von eben, eine Bulle, die den Leprosorien, Besitztümer und Land, das eingezogen wurde, zurückgibt und ersetzt und ihre Unschuld anerkennt.

Dummerweise kommt die ganze Geschichte dann nur wenige Jahre später wieder zurück und zwar sehr brutal. 1348 bricht die Pest in Europa aus. 1347 kommt sie in Europa an, dann so in fünf Jahren preist sie sich einmal aus und erst werden Bettler aufgegriffen, die angeblich Pulver in Brunnen geschüttet haben sollen.

Aber dann geht die Legende von der Pest gebeuteln Europa um und mit der Begründung, Juden seien seltener erkrankt als Christen, was man auch als Aussage heute noch findet, angeblich wegen der besseren Hygiene, gesünderer Ernährung und medizinischem Wissen, was so aber eigentlich gar nicht haltbar ist. Also medizinisches Wissen, sie haben Ärzte, aber das ist weniger eine Wissensfrage als mehr eine Menge der Ärzte.

bessere Ernährung weiß ich nicht und bessere jene, ich glaube, da müssen wir nicht drüber diskutieren, das sind auch so, es gibt halt auch positive Klischees und ich halte es für ein positives Klischee, ähm,

Aber trotz alldem verdichtet sich diese Theorie mehr und mehr auf die Juden. Unter Zwang? Natürlich werden ihnen dann Geständnisse abgerungen, sodass es durchaus detaillierte Quellen zu angeblichen Fällen gibt. Zum Beispiel in Lausanne beschreibt das Geständnis eines jüdischen Arztes, dass ein spanischer Jude und ein französischer Rabbiner ihm das Gift geschickt hätten. Die hätten das gebraucht und in alle Länder geschickt. Das

Das geben die Leute aus Lausanne dann nach Freiburg und Straßburg weiter. Die wiederum schreiben dem Frankfurter Rat, allerdings nicht mit der Aussage, es sind Erkenntnisse aus Lausanne, sondern sie sagen, es sind eigene Erkenntnisse. Ich kenne den Brief zufälligerweise. Sie sagen, sie hätten Leute aufgegriffen mit diesem Gift und hätten es auch probiert, hätten sie dazu gezwungen, es zu trinken. Also es werden Tatsachenberichte letztlich draus. Und der Folge kommt im deutschsprachigen Raum zu massenhaften Verfolgungen. Eine der größten Judenverfolgungen im gesamten Mittelalter.

Das Muster ist immer ähnlich, jüdische Häuser werden durchsucht, es kommt zu Funden, dann gibt es Festnahme, Folter, Geständnisse, weitere Festnahmen und am Ende zur Ermordung fast aller Juden einer Gemeinde, natürlich mit Benachrichtigung aller Nachbarstädte, was da gerade passiert ist.

Die Stadtoberen versuchen ihrer Schutzpflicht gegen die Juden eigentlich nachzukommen, aber meistens sind sie dazu nicht in der Lage. Teilweise werden sie auch abgesetzt, es gibt Volkserhebungen und insgesamt werden etwa 350 jüdische Gemeinden ausgelöscht. Ganz wenige, wie zum Beispiel Liengosla und Regensburg, bleiben ausgenommen.

Die Verfolgung ebbt dann erst langsam ab, als klar wird, dass offenbar die Krankheit nicht das geringste mit der Anwesenheit von Juden zu tun hat, denn auch da, wo es keine mehr gibt, ist die Krankheit ganz genauso. Allerdings werden jetzt auch die Beschlüsse des vierten Lateradenkonzils von 1215 mehr umgesetzt, die eine abweichende Kleidung vorschreibt. Hier sind wir zum Beispiel in der Manesse der großen Heidelberger Liederhandschrift »Süßkind von Trimberg«, ein jüdischer Dichter, der

Mit diesem typischen Judenhut, es gibt aber auch andere Kennzeichnungen, den Juden wird übermäßiger Wucher verboten und es werden ja alle Ämter verboten, die ihnen Autorität gegenüber Christen geben würde. Und die sich neu bildenden jüdischen Gemeinden nach dieser Zerstörung, die werden räumlich abgetrennt und es geht langsam so auf die Gatualisierung der jüdischen Gemeinden zu. Und letztlich all diese...

Verschwörungsmythen, die wir hier gerade hatten, die wachsen dann zusammen und bilden einen Neumütus, der in der Neuzeit beträchtlichen Schaden anrichten wird. Ab dem 11. Jahrhundert bekämpft die Kirche die Katara und die Valdensa, also

herrätliche Gruppen, die sie abspalten wollen. Und die Katarer glauben an eine Dualität. Sie glauben, dass der Teufel die Herrschaft über die diesseitige Welt hat und Gott über die jenseitige Welt. Und daraus entwickelt sich der Vorwurf des Teufelsdienstes. Sie würden dem Teufel dienen. Und die Agitation gegen diese Ketzer, da werden auch später neue Battle-Orden, eben die Franziskaner oder Dominikaner mit beauftragt. Diese Agitation, die nimmt den Teufel

oder die räumt dem Teufel immer mehr Raum ein. Magie wird jetzt als wirkungsmächtig gesehen und auch als sehr gefährlich. Vorher hatten wir oft die Idee, Magie kommt von Gott und so schlimm ist es nicht. Jetzt haben wir tatsächlich so ein bisschen mehr Teufel und schwarze Magie. Und in den Westalpen, da finden wir im 14. Jahrhundert eine massive Verfolgung der Valdensers. Ebenfalls eine andere heretische Gruppe, die von den Franziskanern begleitet wird, die eigentlich seelsorger ist.

seelsorgerische Arbeit leisten sollen. Also die Gemeinden aufbauen, die Konvertiten, die zurück in den Schoß der Kirche sind zu betreuen, aber genau die verbreiten eben diese Narrative über den Teufel und Teufelspakt und Teufelswährung weiter. Da haben wir dann auch das erste Bild von Frauen auf einem Besen, das zeigt keineswegs Hexen, das zeigt Waldenserinnen, dem wird genau das vorgeworfen.

Und auch auf dem Konzil von Basel wird dann der Vorwurf der Heresie und der Teufelsbotschaft ein politisches Mittel. Hatten wir eben auch bei den Templern, die haben genau dasselbe vorgeworfen. Also dieses Argument, du bist ein Heretiker, wird immer mehr verwendet. Auch, wie gesagt, der französische König hat sich dessen bedient. Und daraus entsteht dann die Vorstellung einer mächtigen heretischen Sekte des Hexensabbats, die die Christenheit bedroht.

Und auch da haben wir wieder eine internationale Sekte, natürlich sind die Juden daran beteiligt und am besten auch noch Muslime, Männer, Frauen, alles Abweichende ist in dieser Hexensekte und die versuchen das Christentum zu verderben, so groß im Hintergrund. Und

Dieses Schwere dieses Verbrechens, dass man sich eben so verschwört, das gibt dann die Begründung für eine ganz besondere Reaktion darauf. Das Ganze wird unter anderem auch zusammengefasst und verbreitet im Malleus Maleficarum, dem Hexenhammer, den Heinrich Kramer 1486, 1487 schreibt, sich bestätigen lässt, da kommt dann die berühmte Bulle rein, die eigentlich gar keine richtige Bulle ist.

Und Kramer scheitert erstmal auch mit der Durchführung von Hexenprozessen, zum Beispiel in Innsbruck wird er für verrückt erklärt und des Landes verwiesen, den Hexenhammer schreibt er auch in der Hoffnung weltliche Gerichte zum Handeln zu bewegen, das dauert ein bisschen, wird aber nach dem Mittelalter durchaus kommen.

Im 16. und 17. Jahrhundert haben wir dann riesige Verfolgungswellen. Da haben wir eben genau so eine Darstellung, so eines Hexensabbats eben dieser Sekte. Frauen nehmen da immer eine größere Rolle ein. Am Anfang war das gar nicht so im Vordergrund. Später wird das sehr, sehr viel deutlicher. Und eben diese Schwere der Vorwürfe, die rechtfertigt dann das Aussetzen von juristischen Schranken. Hürden bei der Anwendung von Folter zum Beispiel. Oder dass unter Folter erpresste Beständnisse und vor allem auch Anschuldigungen gelten.

Eigentlich braucht man mehr als einen Zeugen, den man belastet. Hier im besonderen Fall eben nicht. Das haben wir bei den Templern schon gehabt. Bei den Hexen wird es genauso gemacht. Und da haben wir dann eben auch so Mechanismen, die dazu führen, dass sich das immer weiter verbreitet. Das ist letztlich genau wie vorhin bei Brunnenvergiftung und Kindsmordlegende. Es werden Geständnisse erpresst und es geht immer weiter. Auch hier ist die Kirche selber, also zumindest die höheren Chargen, nicht beteiligt. Der Vatikan ist eigentlich grundsätzlich dagegen.

Und lokale Bischöfe, lokale Priester sind da sehr wohl involviert, also auch gerade in den Erzbistümern, in Kurköln, Kur Trier wird massiv Hexen verfolgt, in Franken die katholischen Bistümer sind da auch sehr, sehr weit vorne dabei, also man kann ja nicht sagen, die Kirche hat gar nichts mit zu tun, aber es ist eben auch diese Idee, diese Hexensekte, da haben wir mittelalterliche Teile, es entsteht im Mittelalter, aber wir haben sehr, sehr viele ältere Theorien, die da eben noch mit reinkommen.

Und ich wiederhole mich da, auch dazu gibt es Videos, sogar zwei in dem Fall und der erste Teil, Hexen, Paling und Rechtssprechen, der beschäftigt sich eben genau mit dieser Entstehung dieser Hexensekten-Idee, wie das aufkommt und so weiter. Also wer mehr wissen will, da findet ihr alles dazu.

Tatsächlich, wenn man sich die ganze Sache jetzt mal so angehört hat, es ist ein bisschen erschreckend, wie viel davon genauso heute immer noch im Umlauf ist. Also eigentlich ist keine davon wirklich weg. Es gibt so, man nennt das Zentralsteuerungshypothesen, dass irgendwie alles zentral gesteuert wird. Das haben wir eben dann so mit den Juden ihrer Verschwörung oder eben mit dem Hexensabbat ist ganz, ganz ähnlich. Es gibt den Begriff des Otherings, dass man Leute ausschließt, also von Other, die anderen, dass man Leuten etwas unterstellt und sie damit verabschiedet.

entfremdet, gleichzeitig die eigene Identität damit stärkt. Das haben wir gerade im frühen Christentum, wenn eben den Juden Dinge unterstellt werden, die so gar nicht sind. Es gibt auch mittelalterliche Kommissionen, die sich dann beschäftigen und gerade die Sachen mit der Ritualmordlegende, da sagen dann auch mittelalterliche

Das ist ja Quatsch, weil den Juden ist ja Blut generell eher verboten. Selbst von Tieren, die sie essen dürfen, also mit Blut zu hantieren, ganz, ganz schwierig. Und das passt gar nicht. Also die Gegenstimmen sind auch immer da, ganz ohne Frage. Aber das ist eben so ein Ding, da wird den Leuten von Anfang an, da stellt diesen anders. Die haben komische Bräuche, das ist dann immer ganz wichtig. Die große Weltverschwörung eben.

Und die Brunnenvergifter-These, sowas haben wir tatsächlich bis heute. Und wir haben keine mittelalterlichen Abbildungen von der Brunnenvergiftung. Hier haben wir so eine Abbildung, da ist wirklich alles drin. Das ist aus dem 19. Jahrhundert natürlich auch antisemitisch motiviert. Das Ganze in Bilder gefasst. Das wird durchaus lange, lange ernst genommen. Auch im 20. Jahrhundert unter Nazis taucht es natürlich auch wieder auf. Und wenn man sich mal anguckt, wenn heutzutage, ich meine, wir haben gerade erst Covid hinter uns. Wie lange hat es gedauert, bis dahinter ...

Wir wissen es natürlich nicht, ob es ein Laborunfall oder sonst was war, aber ruckzuck kamen die Anschuldigungen, wer angeblich alles dahinter steckt, was die bösen Ziele sind und wenn wir vielen Leuten glauben würden, wären wir alle mittlerweile tot. Also sowas ist auch immer noch da und bei den Ritualmordlegenden haben wir wirklich ganz, ganz großartige heutige Beispiele. Also wer mal schaut, Pizzagate, das war der Fall, dass jemand eine Pizzeria in Washington gestürmt hat, weil er überzeugt war, unter dieser Pizzeria würden Kinder gequält oder Xavier Nadu hat das Ganze auch groß verbreitet und

Und eine abgeschwächte Form, das sind wir bei diesem Othering, die machen Dinge. Wenn ein Herr Trump erzählt, dass die Immigranten aus Haiti in Springfield, Ohio Katzen und Hunde essen würden, das ist eine abgeschwächte Version desselben Narrativs. Also solche Verschwörungstheorien sind uralt, sind immer noch da und werden auch, glaube ich, immer da bleiben. Aber es war wieder ein schönes Beispiel, wo ich denke, wenn man sich mit den historischen Varianten beschäftigt,

beschäftigt, dann fällt es einfacher, so Narrative zu erkennen und zu sehen, wo kommt so etwas her, wie ist das Ganze entstanden. Und ich fand schon spannend, wie viele solche Verschwörungsmythen wir haben. Wir haben im Mittelalter auch wirkliche Verschwörungen, gar keine Frage. Selbstverständlich. Alleine die englischen, wenn wir uns die englische Geschichte angucken, ich habe mal ein Video gemacht über die Rosenkriege, da waren ständig irgendwelche Verschwörungen gegen den König, um ihn umzubringen. Also da kann man auch ein ganzes Video mit füllen. Vielleicht mache ich das auch nochmal mit reellen Verschwörungen oder

Im Video über Mordfälle hatte ich die Pazzi-Verschwörung. In Italien im 15. Jahrhundert haben wir in Florenz eine tatsächliche Verschwörung, die sich in dem Fall gegen die Medici gerichtet hat. Ist auch nicht ganz klart gelaufen, aber tatsächliche Verschwörungen haben wir natürlich immer wieder. Hier ging es wirklich um solche Mythen, die zumindest aus der Sicht eines heutigen aufgeklärten Menschen keinen realen Hintergrund haben. Aber es zeigt eben ganz gut, wie sich sowas verbreitet. Und natürlich...

Die haben alle nochmal eine neue Dynamik bekommen mit den Medien. Also in dem Moment, wo wir Buchdruck haben, wo wir Flugblätter haben, ändert sich massiv was. Diese Hexen verfolgen in dem Ausmaß, in der Stärke.

Ist eine gute Frage, ob es die im Mittelalter genauso gegeben hätte, aber wir sehen halt zum Beispiel auch mit der Pest- und der Brunnenvergifter-These, wie schnell sich das trotzdem rumsprechen kann, wie schnell sich das immer noch verbreiten kann und dann eben auch mit angeblichen Tatsachen gestützt wird. Ist auch ein ganz heftiger Punkt, dass da wirklich überhaupt nicht mehr von Gerüchten geredet ist, sondern dass die Tatsachen einfach gemacht werden.

Wir können es heute teilweise besser nachprüfen, wobei so sicher bin ich mir da gar nicht, so mit KI und so, da wird noch viel auf uns zukommen. Aber in damaliger Zeit war halt der Brief eines anderen Stadtrates schon was wert. Das war schon so, wenn man ihn vertraut hat. Bin gespannt, was ihr zu diesem Thema sagt. Kennt ihr noch andere Beispiele?

Verschwörungen, Verschwörungsmythen aus dem Mittelalter. Habt ihr Anmerkungen? Schreibt es mir in die Kommentare. Ich bin ja wirklich gespannt, was ihr zu dem Thema sagt. War vielleicht harter Tobak, weil wir viel mit Mord und Totschlag zu tun hat. Ich habe versucht, bei den Bildern ein bisschen auszuwählen. Ja, wäre schön, wenn ihr das nächste Mal wieder dabei seid. Hoffentlich mit einem netteren Thema, mit einem angenehmeren Thema. Es war auf jeden Fall schön, dass ihr da wart. Macht's gut und bleibt gesund.