Bitte beachtet, in diesem Hörspiel geht es um Suchtverhalten. Bitte beachtet, in diesem Hörspiel geht es um Suchtverhalten.
Wo gehen Sie hin? Seien Sie einfach ganz in diesem Raum, Mr. Klavier. Was? Sie haben mich schon verstanden. 20 Zigaretten von Marcy Cahan. Aus dem Englischen von Mariana Lecky. Regie Thomas Werner. Mr. Klavier? Wo sind Sie? Ich bin in der Kontrollkabine. Sehen Sie mich? Ich sehe Sie. Versuchen Sie, sich zu entspannen.
Ich fühle mich wie in einem Hitchcock-Film. Was? Hitchcock. Die verdammten Vögel. Seien Sie ganz in diesem Raum, Mr. Klavier. Ich bin in diesem Raum. Beschreiben Sie den Raum. Ich hasse dieses Zimmer. Etwas genauer, bitte. Ich hasse den Teppich und diese Kunstdrucke mit diesen geschmackvollen Wald- und Flur-Impressionen. Und den klobigen 80er-Jahre-Klasstisch da. Und diesen abscheulichen Kronleuchter. Und die Vögel?
Sind weg. Sehr gut. Jetzt sind Sie ganz in diesem Raum. Hören Sie, ich bin sicher, dass es da draußen hunderttausende von verlorenen Seelen gibt, die Sie mit Ihrem Psycho-Gewäsch erfreuen könnten, aber... Sie müssen aufhören zu rauchen. Wirklich? Sehen Sie den Kassettenrekorder da? Auf dem klobigen 80er-Jahre-Glastisch? Ist ja kaum zu übersehen. Drücken Sie auf Rekord.
Und jetzt möchte ich Sie bitten, mir von den 20 bedeutungsvollsten Zigaretten Ihres Lebens zu erzählen. Und warum? Vertrauen Sie mir einfach. Es funktioniert. Es lebe die Psychotherapie. Warum sind Sie hier, Mr. Clavier? Engsuki.
Ich bin hier, weil ich Suki letzte Woche zum Essen in den Ortsclub eingeladen habe. Also, Suki. Na schön. Du hast gesagt, du willst mir was Dringendes... Ja, ich habe nachgedacht. Glückwunsch. Was? Du denkst nicht, dass ich denke... Ich denke, du denkst, dass du viel mehr denkst, als du tatsächlich denkst. Was ich denke, ist, dass du das Einzige bist, was meinem Leben einen Sinn gibt. Ist das eine Zeile aus der Reifeprüfung? Wahrscheinlich. Ich möchte, dass du mich heiratest. Ich heirate dich. Werden wir das?
Wenn du aufhörst zu rauchen. Das kann ich nicht so gehen. Aber natürlich kannst du. Milo hat mir von dieser Klinik in Sussex erzählt. Die 20-Zigaretten-Methode. Ich kann London nicht verlassen. Ich bin allergisch gegen das Landleben. Ich werde einen ekligen Ausschlag bekommen. Also dann, du wirst einen ekligen Ausschlag bekommen. Du wirst aufhören zu rauchen. Ich werde dich heiraten und wir werden glücklich zusammen leben. Also haben Sie einen guten Grund, hier zu sein. Finden Sie. 20 Zigaretten. Denken Sie zurück.
Lassen Sie Ihren Erinnerungen freien Lauf. Ich bin zu alt für sowas. Machen Sie den Kassettenrekorder an und erzählen Sie mir von den wichtigsten Zigaretten in Ihrem Leben. Dann können Sie gehen. Ich kann genauso gut jetzt gehen. Wenn Sie möchten. Gut, sagen Sie Suki, dass wir fahren. Suki ist nicht mehr da. Was? Sie hat gesagt, Sie müssen weg. Wo ist sie hingegangen? Ich habe keine Ahnung. Ich brauche eine Zigarette. Natürlich. Und jetzt erzählen Sie mir von Zigarette Nummer eins. Ich kann mich nicht erinnern. Jeder erinnert sich an seine erste Zigarette. Ich war zehn. Der Rekorder? Was? Oh, oh.
Ich war zehn. Es war kein heimliches Gequall mehr hinterm Fahrradschuppen. Es war in Rom. Weiter. Sie kommen mir vor wie ein Idiot. Die zwanzig wichtigsten Zigaretten. Dann rufe ich Ihnen ein Taxi. Zigarette Nummer zwei auf dem Dach des Internats mit Milou. Zigarette Nummer drei London, Posco, Ital. Ich war 18. Zigarette Nummer vier... Mr. Clavier. Interessiert Sie Zigarette Nummer vier nicht? Ich suche nach Bedeutung. Tun wir das nicht alle? Gehen wir nochmal zurück nach Rom. Sie waren zehn Jahre alt. Mit wem waren Sie da? Mit meiner Mutter.
Sie hasste barocke Kunst. Die Häuser aus Kars sehen aus, als hätten sie einen Nervenzusammenbruch. Das war der Kommentar meiner Mutter zum Barock. Ich möchte lieber nicht über meine Mutter sprechen. Aha, jetzt wird's interessant. Jesus, diese lächerliche Pseudopsychologie. Ich habe an der Johns Hopkins Universität studiert. Das hat Gertrude Stein auch. Gertrude Stein war keine Therapeutin. Ein Scharlatan ist ein Scharlatan ist ein Scharlatan. Sie glauben, Sie wissen alles, oder? Ich weiß, wann ich mich langweile.
Die typische Ausrede eines Engländers. Ich glaube nicht, dass sie sich langweilen. Im Gegenteil. Sie lieben es, über sich selbst zu sprechen. Das sagt Suki auch immer. Also schön. Meine erste Zigarette bekam ich von meiner Mutter. Wir saßen in einer Tatoria in der Nähe des Trevibruns. Ich aß, während meine Mutter rauchte. Nach dem Essen schob ich meinen leeren Teller weg und rülpste. Meine Mutter runzelte die Stirn.
Dann nahm sie eine Zigarette aus ihrem silbernen Etui. Hier, probier mal eine. Sie steckte mir die Zigarette zwischen die Lippen und zündelte sie an. Ich weiß, ich weiß, das ist fast zu ödipal, um wahr zu sein. Ich griff nach der Zigarette und hielt sie zwischen zwei Fingern. So, wie ich es seit meiner Geburt bei Erwachsenen beobachtet hatte. Dann nahm ich sie aus dem Mund und hielt sie in die Höhe. Wie die Typen im Film. Meine Mutter lachte.
Ich hatte ihre Aufmerksamkeit. Es war wundervoll. Liebling, du musst den Rauch einatmen. Also steckte ich das kleine Röhrchen wieder zwischen meine präpubertären Lippen und atmete ein. Der Rauch drang in meine Lungen, aber ich hustete nicht. Ich verschluckte mich nicht. Ich atmete einfach aus. Dann habe ich noch einen Zug. Und dieses Mal achtete ich sogar auf das richtige Timing. Du bist ja ein Natur-Talent. Hahaha.
Und der Start meiner Raucherkarriere wurde von einer Woge mütterlichen Lachens begleitet. Wo war Ihr Vater? Was? England? Mein Vater war in England. Also hatten Sie Ihre Mutter ganz für sich allein? Ja. Nein. Wir waren mit Ihrem aktuellen Liebhaber dort, Paolo. Er kann kaum älter als 19 gewesen sein. Schockiert Sie das?
Hatte Sie schockiert? Ich war daran gewöhnt. Wir sind jeden Sommer nach Rom gereist, Mutter und ich. Es gab immer irgendeinen jungen Kerl, der das Bett mit meiner Mutter teilte und im Austausch dafür Schmuck und schöne Kleidung bekam. Moment mal, die Geschichte kenne ich. Tennessee Williams, Mrs. Stone und ihr römischer Frühling. Was glauben Sie, wo Tennessee das her hatte? Mrs. Stone war Witwe. Waren Ihre Eltern geschieden? Sie sind nie dazu gekommen. Okay. Ihre Mutter war also aus einem Tennessee Williams Roman. Ja.
Und Ihr Vater? Der Pate. Ihr Vater war Gangster? Ein Anhänger der Assimilation. Seine Eltern waren jittisch sprechende Immigranten und er wünschte sich für seinen einzigen Sohn die Anerkennung des Establishments und den Aufstieg in die gehobene Gesellschaft. Zigarette Nummer zwei. Noch nicht, ich bin zwölf Jahre alt. Mein Vater hat keine Ahnung des Virup. Hauptstadt der Welt. Ein Leuchtfeuer der Hoffnung für die Unterdrückten in aller Welt. Sehr gut.
Und denk dran, wenn der Schuldirektor mit dir spricht, nimmst du die Schultern zurück, hältst den Kopf gerade, siehst ihm in die Augen und hältst seinen Blick stark. Die möchten an dir vorbeifahren. Antisemiten! Du fährst zu langsam. Du fährst immer zu langsam. Zur Hölle mit euch! Wo wollen die nur alle so schnell hin? Das wirst du dich auch noch fragen, wenn du ein bisschen älter bist.
Ich mag schnelle Autos. Klar tust du das. Du bist ein hundertprozentiger englischer Schuljunge. Helden? Don Bradman, Robert Falcon Scott, Gilbert und Salomon. Religion? Am letzten Januar wurde ich im anglikanischen Glauben geführt. Exzellent. Wenn der Schuldirektor dich fragt, wo deine Mutter ist, sagst du, meine Mutter ist unterwegs, um karitative Arbeit zu leisten. Hörst du, Oskar?
Das Internat war Vaters Idee. Das haben Sie Ihrem Vater verübelt. Nicht im geringsten. Ich liebte diese Schule. Jede einzelne haarspalterische Regel. Das Internat war wie meine Mutter, unbarmherzig und launisch. Ich verstehe.
Sie haben einen Hang zum Perversen. Das von meinem Vater ausgewählte Internat war ein Ort, wo 18-jährige Schüler befugt waren und sogar ermutigt wurden, ihre unglückseligen 13-jährigen Mitschüler zu verprügeln für etwas so menschliches und harmloses wie Rauchen. Zigarette Nummer zwei. Das Dach des Internats um Mitternacht. Es war strengstens verboten. Ich war alleine auf dem Dach und übte Rauchkringel.
Zu diesem Zeitpunkt, also mit etwa 14, war ich schon abhängig vom Nikotin. Es war meine erste richtige Unterhaltung mit Milo. Ich dachte mir, dass du hier oben bist. Verdammt, du hast mich ganz schön erschreckt. Ja, eine meine von meinen. Was ist das denn? Riecht irgendwie komisch. Türkisch. Wirkt leicht aphrodisierend. Sag mal, warum hängst du eigentlich ständig mit Connington Millward rum? Er ist mit Abstand der beste Bauland, den die Schule seit Jahren hatte. Er ist ein Schwachkopf.
Denkst du etwa, wenn du dich bei Connington Millward einschleimst, wirkst du weniger jüdisch? Wer sagt denn, dass ich Jude bin? Oscar Klavier. Der Name verrät einiges, alter Freund. Ich wusste gar nicht, dass du sprechen kannst. In den letzten anderthalb Semestern hast du keinen Ton gesagt. Ich bin eher Beobachter. Und? Was beobachtest du? Wie du bei Wettkämpfen und Spielen so tust, als wärst du mit Feuer Alpha dabei. Oder im Unterricht. In Latein und Geschichte.
Du hältst dich immer zurück, obwohl du die Antworten weißt. Vielleicht, weil ich kein Schwachkopf bin. Da könntest du recht haben. Psst, nicht so laut. Die können uns hören. Ich heiße Milo. Ich bin Oskar, der eht sich. Aber das wusstest du ja. Ich habe Neuigkeiten für dich, Oskar. Was denn? The times, they are changing. Die Zeiten ändern sich. Und was soll das heißen?
Das Ganze hier, diese gefälschten gotischen Gebäude, diese gepflegten Rasenflächen, diese halbtoten Leute, all das wird bald nicht mehr sein. Jetzt guck nicht so traurig. Wir werden eine tolle Zeit haben. Bist du schwul? Gott, nein. Ich hatte schon eine Frau. Wann war das? 1959. The times they are changing. Das war typisch Milo. Immer am Puls der Zeit.
Er hat einen Riecher für alles, was in der Luft lag, was blowing in the wind war sozusagen. Okay. Das erste Treffen mit Milo. Bedeutung? Nichts. Nichts und alles. Ich hatte anderthalb Jahre lang krampfhaft versucht, ein angepasster Schuljunge zu sein. Die Zigaretten mit Milo zeigten den Autoritätspersonen der Schule, dass ich meinen eigenen Kopf hatte. Mir selbst, dass es eine Welt jenseits des Internats gab. Bravo.
Sargnagel Nummer drei. Haben Sie gerade wirklich Sargnagel gesagt? Ja, weiter. Nummer drei. London, 1965. Eine post-quitale Zigarette. Ich war auf der Kunstschule. Wir hatten Sex im Soutar. Das Mädchen hatte ein kehliges Lachen, eine Haut wie Alabaster und Brüste wie Melonen. Wissen Sie was? Ihre Brüste gehen Sie überhaupt nichts an.
Du warst fantastisch. Oh hey, beruhig dich mal wieder. Nein, ich meine, ich hatte noch nicht so viele Pappen. Und war es es mit Drusilla Mandelbaum? Nein, niemals. In Kunstgeschichte sitzt du immer neben ihr. Es ist wegen ihrer Notizen. Sie macht wirklich gute Notizen. Osk, findest du eigentlich, dass ich Talent habe? Talent? Was genau ist Talent? Es ist nur, weil du sagst nie was zu meinen Bildern. Was gibt's denn da zu sagen?
Kunst ist die eine Sache, Kritik die andere. Also glaubst du, dass ich talentiert bin? Ich glaube, du bist auf der Suche. Auf der Suche? Ich bewundere dein Streben, Lisa. Mein Streben? Das ist mutig. Und Künstler müssen mutig sein. Also glaubst du, dass ich Talent habe? Ich glaube, du hast die Frage nach Talent längst hinter dir gelassen. Wow. Weit hinter dir gelassen. Oh, ist gut. Zeit, die Kippen auszumachen. Oh, oh.
Hast du völlig recht. Ihr Name war Lisa. Sie zeichnete sich durch ihre hingebungsvolle Liebe zu ihrer Mutter zu, dörflichen Weihnachtsspielen und zum Dressurheiten aus. Sie war eine Art Retteschickse. Mein Vater hatte seine Freude an ihr gehabt. Bedeutung? Sie war die erste Frau, die beides genauso sehr mochte wie ich. Ich meine, sowohl Sex als auch Rauchen.
Da kristallisiert sich langsam ein Muster heraus. Jetzt schon? Sie assoziieren das Rauchen mit mütterlicher Zuwendung, mit verprügelt werden, mit Freundschaft und mit Sex. Das soll ein Muster sein? Es wird eins. Nächste Zigarette. Griechenland. Eine perfekte Insel. Mit Lisa? Nein, nicht wirklich. Mit Michelle. Was geschah mit Lisa? Hören Sie, das ist kein Film hier. Sie sollten keine Kontinuität erwarten. Also war Lisa ein One-Night-Stand? Lisa war meine Verlust.
Zwar nicht offiziell, sie hatte rasende Angst, was ihre Mutter dazu sagen würde, aber wir waren uns einig. Und dann habe ich ihr Milo vorgestellt. Der junge Dylan vom Schuldach. Milo kam gerade aus Oxford, wo er am Balliol College mit Rudern, Theaterspielen und Drogendealen für Furore gesorgt hatte. Sein Londoner Hauptquartier war das Café Magritte in der Kings Road. Gib's zu, die Welt ist genauso, wie ich es vorausgesagt habe. Das kann ich nicht leugnen, Milo. Und wir haben eine tolle Zeit.
Selbstgefälligkeit. Hier, probier mal eine von diesen. Ich bevorzuge meine eigene Marke. Du hast keine Ahnung, was das ist, oder? Zigarette aus Pappmaché. Ich glaub's nicht. Du bist auf der Kunstschule in Chelsea und hast noch nie ein Joint gesehen? Ich bin auch so high. Lisa, sag dir mir schon, dass du exzentrisch bist. Wann hat sie das gesagt? Neulich Nacht. Welche Nacht? Hier, sieh zu und lerne. Ist das ein Illegaler? Oh Mann, das Zeug ist ziemlich gut. Hier,
Und was immer du tust, nicht zu schnell inhalieren. Und? Wie fühlst du dich? Ich fühl mich, als wäre mein Kopf da oben an der Decke. Hör zu, ich muss dir was sagen. Sollten jetzt nicht irgendwelche wunderschönen rosa und lila Blumen aus meiner Tasse sprießen? Das ist LSD. Hör mal, wegen der Sache, die du mit Lisa laufen hast. Welche Sache? Sie ist bei mir eingezogen. Du kennst sie doch gar nicht. Ja, ich kenne sie. Sie ist eingezogen worden. Nilo, Lisa ist meine feste Freundin. Feste Freundin? Das ist doch ein völlig veraltetes Konzept. Was hast du... Du hast sie unter Drogen gesetzt. Warst du? Ja? Ja.
Du hast sie unter Drogen gesetzt und dann hast du dich an ihr vergriffen. Ich habe mich nicht an ihr vergriffen, Mann. Ich habe es nicht nötig, mich an einem Mädchen zu vergrämen. Aber irgendwie musst du sie ja rumgekriegt haben. Milo.
Hast du ihr vielleicht gesagt, dass sie talentiert ist? Talentiert? Was genau bedeutet das? Sie hat dir all diesen abstrakten, konstruktivistischen Quatsch gezeigt, den sie fabriziert, und du hast ihr gesagt, dass das gut ist. Es ist gut. Milo, bitte, du beleidigst deinen eigenen Verstand, wenn du sagst, dass der Schrott gut ist. Sie ist bei mir eingezogen, sie wusste nicht, wie sie es dir sagen sollte. Oskar? Bist du okay? Alles Bestens.
Allerdings schlägt der Raum hier grad Purzelbein. Also hat Milo sie hintergangen. Das ist völlig normal, Mann. Sagen wir, er hat eine günstige Gelegenheit gewittert und sich auf sein Opfer gestürzt. Typisch Milo. Auf sein Opfer gestürzt? Halten Sie Verführung für Mord? Definitiv. Sie sind wirklich am Ende. Heißt das, ich darf eine rauchen? Nein.
Ich möchte, dass Sie über das nachdenken, was Sie mir gerade erzählt haben. Ihr bester Schulfreund hat Ihnen Ihre Verlobte ausgespannt. Das war vor fast 40 Jahren. Versetzen Sie sich in die damalige Situation. Woran erinnern Sie sich? Ich erinnere mich, wie ich Milo über den Kaffeetisch angeschaut habe mit seinen schulterlangen Haaren und seinem Jeanshemd. Und ich erinnere mich an den Joint in meiner Hand und wie sehr ich reinen Tabak bevorzuge.
Am nächsten Morgen flog ich nach Griechenland. Zigarette Nummer 5 mit Michelle. Ja. Oskar, hast du Joghurt gekauft? Schau dir das Meer an, Michelle. Machst du das etwa den ganzen Morgen schon? Rumsitzen und rauchen und ich schufte den ganzen Tag am Brennofen? Wie sich das für eine Töpferin so gehört. Wie was mit Mittagessen. Es ist nichts da, kein Joghurt, kein Brot. Ich habe keinen Hunger mehr.
Wir müssen reden. Ich arbeite. Lyrik ist keine Arbeit. Jeder hier fühlt sich von Homer inspiriert und schreibt ein paar Sonnette. Und jeder hier hat eine Freundin, die an ihrem Ofen unzählige Reihen von völlig identischen Kaffeetassen vertreten hat. Meine Produkte verkaufen sich. Ich bin nicht nach Griechenland gekommen, um in einem Spießer-Albtraum zu landen. An Griechenland ist nichts Besonderes. Bist du blind?
Die Dorfbewohner sind nicht im Mindesten homerisch. Die Stromversorgung ist ein Witz. Sogar Leonard Cohen ist lieber nach New York zurückgegangen. Hey, komm her. Bei dir läuft immer alles auf Sex und Zigaretten hinaus. Du bist eigentlich so wütend. Immer bist du so wütend. Ich gehe, Oskar. Michelle, Michelle, Marbelle. Wir haben uns gefunden. Und unsere perfekte Insel noch dazu. Und um uns herum explodiert die Welt. Lass sie explodieren.
Warum sind wir nicht in Nordvietnam und helfen den Bauern? Weil ich Engländer bin. Und du Franco-Kanadierin. Und wir mit diesen Leuten nichts zu tun haben. Ich will etwas verändern, Oskar. Da draußen findet eine Revolution statt. Und ich möchte Teil davon sein. Alles verändert sich. Frauen, Männer, die Schwarzen, die Arbeiter. Sie fordern eine völlig neue Verteilung. Du musst unbedingt aufhören, das Time-Magazin zu lesen. Bye-bye, Oskar. Hoffentlich...
Hindernis, die kippen aus. Ihre Freundinnen klingen alle gleich. Unsinn. Doch. Die englische Kunststudentin, die franko-kanadische Revolutionärin, sie klingen wie eine einzige nörgelnde Stimme. Michelle war keine Revolutionärin. Sie war die Tochter einer Skribecker Kieferorthopäden. Sie schaffte ihren Brennofen und ihre perfekten Zähne nach Paris und warf sich dort einem marxistisch-leninistischen Guru namens Philipp zu Füßen. Und da ich nun mal ein vertrottelter Romantiker bin, bin ich hinterhergereist.
Irgendetwas sagt mir, dass wir gleich eine Goloise rauchen werden. Zigaretten in Russis. Das Old Navy Café auf dem Boulevard Saint-Germain. 1968. Oskar macht gar nichts außer rauchen. Ein Gentleman braucht eine Beschäftigung. Oskar?
Michelle sagte, du seist verliebt in sie. Wir haben mal zusammen gelebt. Und jetzt lebt Michelle mit mir zusammen. Weißt du warum? Manche Dinge im Universum sind unergründlich, wie Sartre sagen würde. Ich stelle dich vor eine große Herausforderung. Oskar, rick gut. Wenn du morgen den Genossen in der Rüdoberg-Kampf ein Paket überbringst, werde ich Michelle an dich zurückgeben. Philipp, ich bin doch kein Wanderpokal. Oh, Chérie, es handelt sich um eine revolutionäre Notwendigkeit. Wir brauchen einen unbekannten Kurier und Oskar braucht Liebe. Voilà.
Was ist in dem Paket? Es ist besser für uns alle, wenn du das niemals erfährst. Also, Oscar, was sagst du? Ich verstehe. Du ziehst es vor zu hauchen und Michel dachte, dass du sie liebst. Das tut er ja auch. Aber sie ist immer noch hier. Allons-y, Michel. Die Genossen besetzen heute das Lodion.
Ihr Pariser Revolutionär hört sich an wie Maurice Chevalier. Sind Sie Ärztin oder Filmkritikerin? Also, was passierte dann? Ich habe das Paket überbracht. Es war eine Bombe. Die Genossen haben den Élysée-Palast in die Luft gejagt und ein blühendes Paradies für die Arbeiterklasse errichtet. Michelle und ich haben geheiratet und ich wurde stellvertretender Vorsitzender der Kommune. Mr. Clavier...
Was war die Bedeutung dieser bewussten Goloas? Ich stellte fest, dass ich der Sohn meines Vaters bin. Teppich fließen und Zentralheizung da. Revolution? Njet. Dabei fällt mir etwas auf. Sigmund Freud sagte, wir seien auf dieser Erde, um zu arbeiten und zu lieben. In Paris sind sie bereits Mitte 20 und bisher kam immer nur Liebe vor. Ja, so waren die 60er eben. Man musste nicht unbedingt Karriere machen. Außerdem besaß sich Treuhandfonds...
Wenigstens glaubte ich das. Ich ging zurück nach London. Eines Tages rief mich mein Vater an und sagte, er wolle unbedingt mit mir zu Mittag essen. Was machen wir hier, Vater? Ich dachte, wir gehen ins Wheelers. Oder in deinen Club. Das hier ist ein ganz bemerkenswertes Etablissement. Wenn man das Maxi-Menü bestellt, kriegt man eine King-Size-Tasse Tee gratis dazu. Vater, gibt es da etwas, das ich wissen sollte? Zigarre. Danke.
Oskar, ich habe dich zu einem Gentleman erzogen. Dafür war ich dir immer sehr dankbar. Und das Wundervolle an Gentleman ist, dass sie absolut nichts tun müssen, außer mit ihrem Anblick die Landschaft zu verschönern. Denn ihre weißrussischen Vorfahren waren Großmeister der Termingeschäfte.
Gott sei Lob und Dank für den Weizenhandel. Ich dachte, Großvater hätte sein Vermögen mit Roheisen gemacht. Weizenroheisen. Tatsache ist, es ist weg. Weg? Großvaters Vermögen. Eine Serie unglücklicher Investitionen. Oskar und mein geliebter Junge, du wirst arbeiten müssen. Jesus. Schultern zurück, Kopf gerade. Es ist nur das...
In Latein war ich mal sehr gut. Eben, du könntest unterrichten. Ich weiß kaum noch was. Amo, Amas, Ama... Der hört schon auf. Was ist mit deinem Kunststudium? Der Markt ist zur Zeit ein wenig überfüllt mit Möchtegern Jackson Pollocks Vater. Naja, du kannst immer noch was rauchen, aufgeben. Spannen Sie mich nicht auf die Folter. Was haben Sie gemacht? Ich war ein Gentleman. Es geht nicht darum, was man kann, sondern wie man kennt. Alte Schulbekanntschaften? Exakt. 1971. 1971.
Ich strömte auf der Kings Road herum, gänzlich traumatisiert von der Tatsache, dass mein monatlicher Scheck ausbleiben würde, als ich auf Milo traf. Er trug ein violettes Samtjagd und schmutzige Schlaghose mit Schottenmuster.
Wir setzten uns ins Kaffeemarkt. Eine Serie unglücklicher Investitionen. Was soll das heißen? Das heißt, dass ich für den Rest meines Lebens verarmt sein werde, Nilo. Unsinn. Ich habe die perfekte Lösung für dich. Ach, wirklich? Ich soll ein Filmdrehbuch für eine von den ganz großen Produktionsfirmen schreiben. So eine Mischung aus Georgie Girl und Alfie und Darling und Get Carter. Das Problem ist nur, ich kann sowas nicht. Natürlich kannst du das nicht. Du bist kein Autor.
Wie kommst du eigentlich an einen Drehbuchauftrag für die ganz Großen? Du warst noch nie in Hollywood, oder? Die lieben uns da, Oskar. Sie lieben unseren niedlichen Akzent, unsere Carnaby-Street-Kleidung und unsere Lederschultertaschen mit den fischen Chipsfettflecken. Ich bin auch kein Autor. Ich treffe mich heute Nachmittag mit denen. Komm mit. Die zahlen sechsstellige Beträge und alles, was du tun musst, ist das Exposé mit Leben füllen und die Dialoge schreiben. Ich bin der Co-Produzent und ich werde denen sagen, dass du meine erste Wahl bist. Das ist doch absurd.
Wie geht denn überhaupt die Story? Die Story ist eine Katastrophe. Du musst dir nur eins merken. Rauchen. Rauchen? Wann immer einer von diesen Filmbossen etwas sagt, nickst du, notierst es dir auf der Zigarettenpackung und raus. Und? Hat's funktioniert? Ganz hervorragend. Zehn Tage später stand ich an einem Pool in Beverly Hills und war sehr zufrieden mit mir. Entschuldigen Sie.
Hallo? Würden Sie die bitte sofort ausmachen? Wir sind hier im Freien. Egal, Sie verpesten die Luft. Und wenn ich mich weigere? Beschwere ich mich bei unserem Gastgeber. Unser Gastgeber ist zufällig mein Produktionsleiter. Unser Gastgeber ist zufällig mein Stiefvater. Manche von uns sind wegen Ihres Talents hier. Wirklich? Ich habe Sie noch nie gesehen und ich kenne jeden. Ich bin ein seltener Import.
Hören Sie, Mr. Import, wenn Sie dieses widerwärtige, giftige Werkzeug des Todes nicht sofort ausmachen... Würden Sie mit mir essen gehen? Das Problem mit euch Briten... Uns fehlen nie die Worte. Oh Gott, sagen Sie nicht, dass Sie ein Autor sind. Sie sind wunderschön, wenn Sie sich aufregen. Ich kann nicht glauben, dass Sie immer noch rauchen. Ich kann nicht glauben, dass Sie nicht mit mir essen gehen wollen. Obwohl Sie wissen, dass Sie so viel Spaß haben werden wie schon lange nicht mehr. Wie seit...
Ich warte, Mr. Autor. Wie seit dem letzten Mal, als wir zusammen essen waren. Das waren wir zwar noch nie, aber ich wette, seither bedauern Sie das zutiefst. Sie reden Unsinn. Hier, Mami. Fertiggeraucht. Danke. Ich habe zu danken. Ich habe einen Ozean und einen Kontinent überquert. Allein für diesen Moment hat es sich schon gelohnt. Hören Sie jemals auf zu reden?
Wissen Sie was? Ich mag Sie. Und zwar gegen meinen Willen. Ihr Name war Caroline Wittgenstein. Sie glaubt an Yoga, Saftpressen, tiefschürfende Gespräche, endlose Selbsterfahrung. Ich hätte keine einfallslosen Karikaturen von amerikanischen Frauen. Caroline war die einfallslose Karikatur einer amerikanischen Frau. Und außerdem eine der besten Partien in Hollywood. Lassen Sie mich raten.
Ihr Freund Milo hat seine große Verführungsnummer bei ihr zum Einsatz gebracht. Eigentlich haben wir sie uns geteilt. Bis Warren Beatty auftauchte und wir beide abgemeldet wurden. Zu der Zeit war ich bereits aus dem Filmgeschäft rausgeflogen. Das Resultat unanständiger kreativer Ergüsse. Ich fand mich an Landen wieder. Völlig pleite. Und sehr allein. Zigarette Nummer 10. Ein armseliges Zimmer in Holland Park.
Ich schlief bis mittags, ich rauchte zwei Schachteln am Tag, ich trank Wodka und tat mir ganz außerordentlich leid. Sie waren 27 Jahre alt, gebildet, gute Beziehungen. Das hat Milo auch gesagt. Zigarette Nummer... Wo sind wir jetzt? Elf. Milo trug ein Bartekhemd und einen Marinebläser mit silbernen Knöpfen. Es war 1973. Keiner zog sich gut an. Unser üblicher Ort, das Magritte in der Kingshore. ...beziehung, die ich habe, bist du, Milo.
Und ich gehe nicht wieder nach Amerika. Keine Sorge, Hollywoods Liebe zu den Briten ist vorbei. Und die Produzenten, die hassen dich sowieso. Ich habe mir für diese Idioten den Arsch aufgerissen. Hast du das Interview mit mir in der High Society gelesen? Ich kann mir keine Zeitschrift mehr leisten. Ich habe hier um die Ecke ein Restaurant eröffnet. La Dolce Vita. Ein original italienisches Pizzalokal, nehme ich an. Mediterrane Küche, das ist ganz groß im Kommen, mein Lieber.
Ich möchte dir einen Job anbieten. Ich bin kein Koch. Das musst du mir nie sagen. Ich habe deine Rühreier gegessen. Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann fürs Management. Jemanden für die Kunden, die Angestellten, die Lieferanten, die Abrechnung. Warte mal kurz. Was machst du? Ich bin der Besitzer. Ich habe alle Hände voll zu tun mit der Eröffnung des La Dolce Vita. Numero due. Ich habe noch nie irgendwas gemanagt gekriegt. Nicht mal mein Leben. Du hattest doch noch nie ein Drehbuch geschrieben. Sieh dir an, wie weit das gebracht hat. Ziemlich weit runter. Hier.
Sieht aus wie eins von Mutters alten Zigarettenetuis. Ließ die Gravur? Für Oscar. Willkommen im La Dolce Vita. La Dolce Vita, ich erinnere mich. Na, was sagst du? Die singenden Kellner. Hast du noch eine Zigarette übrig? Keine singenden Kellner. Überteuerte Bruschetta und Caponara für verwöhnte Londoner Modehippies. Waren Sie so verbittert, wie das klingt? Ich war völlig fertig.
Als Restaurantmanager hat man nichts als Sorgen. Die Gäste waren arrogant, die Lieferanten kriminell, die Angestellten rebellisch. Aber Sie haben es trotzdem geschafft. Was glauben Sie? Zigarette Nummer 12. Die Küche des Dolce Vita.
Mitternacht, an einem schwülen Juliabend. Nur ich und Emilio, der serbische Kamikaze-Chefkopf. Emilio! Heute gab es schon wieder eine Beschwerde. Zigarettenasche in den Cannelloni. Schreib deine Beschwerde auf das größte Stück Backpapier, das du finden kannst. Falt es zusammen und steck es dir in den... Emilio! Du sollst dir wirklich einen konstruktiveren Umgang mit Kritik angewöhnen.
Leck mein Messer. Milo weiß übrigens, dass du geklaut hast. Wenn die Revolution kommt... Ich weiß, ich weiß. Dann bauen wir solche Plutokraten wie Milo am nächsten Baum. Aber in der Zwischenzeit lässt du die Steaks im Kühlschrank, bis ein Gast eins bestellt. Was ist das mit Milo und dir? Wie, wie bitte? Bist du sein Laufbursche? Ich bin der Manager hier. Du bist ein kleiner Pudel, sein Lakai. Ich spuck auf dich. Emilio, nimm das Messer runter.
Und jetzt wirst du vielleicht für Milo sterben. Hör auf, mit dem Messer rumzufuchteln. Ich hab genug von diesem Land. Die Menschen reden nicht, die Menschen brüllen wie Esel. Das ist nur hier in Chelsea so. Oben im Norden wird's dir gefallen. Verarsch mich nicht, sonst schneide ich dir die Eier ab. Du bist überarbeitet. Setz dich hin. Ich sitze nicht. Okay? Dann bleib stehen. Nimm das Messer runter. Hier. Behalte eine schwule Zigarette. Komm schon. Brauch dir eine. Besser jetzt? Ja. Willst du mich immer noch umbringen? Ja. Hier. Nimm die ganze Packung.
Was machst du eigentlich hier, Oscar? Hör auf mich das ständig zu fragen. Wenn die Revolution kommt, wird das keine unschuldigen Zuschauer. Ich weiß, nur schuldige Zuschauer. Wo sind deine Träume? Pack das Messer in den Block, dann erzähl ich's dir. So, rede. Meine Träume? Ganz einfach. Eine Arbeit, die mir Spaß macht. Eine Frau, die mich liebt. Ein ruhiges Häuschen mit Garten, wo ich rauchen, nachdenken und Prost lesen kann. Das ist das Widerlichste, was ich je gehört habe. Okay.
Sie haben das Restaurant verlassen? Das Restaurant hat mich verlassen. Es ging pleite. Dank Emilio und seinen Freunden, die alles geklaut haben, was nicht nid- und nagelfest war. Also sind Sie losgezogen, um Ihren Traum zu finden. Und Sie trafen Suki. Noch nicht. Erstmal bin ich losgezogen, um meinen Vater zu finden, der im Brompton Hospital im Sterben lag und seine letzte Zigarre rauchte. Was für ein Unsinn, mir die Zigarren zu verbieten. Die wissen doch, dass ich sterbe. Du stirbst nicht. Doch, ich sterbe.
Aber ich habe nicht umsonst gelebt. Sieh dich an, Oscar. Du bist ein englischer Gentleman. Das interessiert heutzutage keinen mehr, Vater. Wage es nicht, das zu sagen. Natürlich interessiert es die Leute. Sie tun nur so, als ob es nichts bedeutet. Das ist Teil des Spiels. Aber ich habe dich großgezogen, um dieses Spiel zu gewinnen. Du weißt, wie man redet.
Wie man sich kleidet. Du rauchst formvollendet. Schultern zurück. Kopf gerade. Perfekte Haltung. Ganz ruhig, Vater. Gib mir meine Zigarre zurück. Die Krankenschwester kommt. Ich will meine Zigarre. Der größte Schauspieler der Welt. Sir Lawrence Olivier. Das beste Militär. Das britische.
Die schönste Landschaft, die Morvan Hills. Sie haben niemals mit ihm geredet. Mission erfüllt. Wir haben die ganze Zeit geredet. Über das, was wirklich wichtig ist, meine ich. Das wäre? Ihre Mutter. Vater und ich hatten uns ohne viele Worte verstanden. Ich brauchte ihm nicht zu sagen, dass ich unglücklich war. Er brauchte mir nicht zu sagen, dass er mehr vom Leben erwartet hatte. Wo sind wir jetzt? Mitte der 80er.
Philipps und Emilius Arbeiterrevolution war auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Und Sie? Liebe, Arbeit? Keine Liebe. Tonnen von Arbeit. Schon wieder Milo? Ja, wer sonst? 1985. Milo ganz in schwarz. 0815 Haarschnitt und Dreitagebart.
Er tatschelte seinen Filofax. Fernsehdokumentation? Du recherchierst und ich produziere. Und mit welchem Geld? Oskar, sieh uns an. Hervorragende Bildung, dazu unsere Erfahrung in Kunsthochschule Oxford Hollywood, das Gastronomiegewerbe. Milo, solche wie uns gibt es wie Santa Mea. Wir sind einzigartig. Und es ist vollkommen logisch, dass wir... Was ist?
Du rauchst gar nicht? Ich habe aufgehört. Wann? Vor vier Monaten. Was ist passiert? Es verkürzt dein Leben um zehn Jahre. Stimmt. Um die Rollstuhljahre, wenn du nur noch sabberst und gaga bist. Rauchen ist der Gesellschaft, dem Körper und der Umwelt gegenüber verantwortungslos. Genauso wie Sex und sich betrinken und Drogen nehmen und Kaffee trinken und schlechte Filme gucken und in Flugzeugen reisen.
Aber wir machen diese Dinge trotzdem, weil sie uns das Gefühl geben, am Leben zu sein. Sieh dich an, Oscar. Wie du mit diesem absurden kleinen Stängel herumredest. Das ist eine Zigarette, Milo. Eine der nobelsten Erfindungen der Menschheit. Brauchen ist teuer, unvernünftig und asozial. Oh, ich vergaß. Wir müssen ja alle dieser schönen neuen Gesellschaftsordnung huldigen, wo jedes kleinste Vergnügen sofort gerechtfertigt werden muss. Letzten Endes wirst du an dieser nobelen Erfindung sterben, mein Freund. Milo, jetzt komm mal wieder runter. Letzten Endes werden wir beide sterben. Das ist allerdings sehr bedeutend.
Sie hatten Ihren ältesten Rauchgefährten verloren. Nicht wirklich. In den folgenden zehn Jahren arbeiteten wir Seite an Seite an diesen Dokumentationen. Wir waren überall. Im Moskauer Zirkus, im Außenministerium, auf den Galapagos-Inseln. Ich wollte sogar eine Dokumentation über das Rauchen machen, aber das Konzept wurde als zu unkritisch abgelehnt. Nächste Zigarette.
Wir waren in einer heruntergekommenen Wohnsiedlung, wo wir versuchten, ein paar jugendliche Straftäter vor die Kamera zu kriegen. Alles klar, Mister? Zuerst konnte ich nicht mal erkennen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Es trug einen riesigen Mantel und schob einen Einkaufswagen voller Müllsäcke vor sich her. Hast du mal eine Kippe? Eine Kippe? Ja, natürlich. Der Mann da hat gesagt, er zahlt mir fünf Pfund.
Also wenn er das gesagt hat, dann macht er das bestimmt doch. Hat gesagt. Ich soll warten. Ist dein Versuch wert? Hast du mal eine Kippe? Ich habe Ihnen schon eine gegeben. Sie rauchen sie übrigens gerade. Du glaubst wohl, du weißt alles, was? Immer kommt ihr hierher und... Wir waren noch nie hier. Ihr seid aus London. Stimmt. Ja, stimmt. Ihr kommt immer aus London. Wie lange musst denn du rumhängen, um fünf Pfund zu kriegen? Was? Was? Was?
Manchmal lasst ihr mich zwei Tage warten. Hören Sie, wenn Sie möchten, rede ich mit dem Mann, damit Sie schneller fertig sind, ja? Fertig sind? Schneller fertig gefilmt sind. Hast du mal eine Kippe? Hey, lassen Sie mir eine übrig. Na gut, da. Danke. Wie heißen Sie? Mel. Die Abkürzungen von Melanie. Kann sein. Ich heiße Oscar. Und?
Wofür ist das, die Abkürzung? Aus Carino. Du verarschst mich. Nein, wirklich. Du verarschst mich. Also, Mel, wo, ich meine, wohnen Sie hier? Ob ich hier wohne? Sie wissen schon, was ich meine. Wo ich schlafe. Das geht mich natürlich nichts an. Wo immer ich kann, Süßer. Wollen Sie Hilfe?
Brauch ich Hilfe? Guck mich an. Brauch ich Hilfe? Brauch ich Hilfe? Oskar, wir gehen. Zwei Minuten noch. Wir haben keine zwei Minuten mehr. Was ist jetzt mit meinen fünf Pfund? Hier. Ich hab keinen Fünfer. Hier, zwanzig. Hast du mal ne Kippe? Ich hab ihnen alle Zigaretten gegeben. Hören Sie, tut mir leid. Machen Sie es gut. Du auch.
Ich wollte immer mal wieder hinfahren und daher sehen. Aber Sie haben es nie getan? Nein. Bedeutung? Sie ist einfach nur jemand, an den ich mich erinnere. Vielleicht waren Sie auf der Suche nach jemandem, um den Sie sich kümmern konnten? Vielleicht. Und die Liebe, Mr. Clavier? Ach, es gab ein paar Frauen. Nichts von Bedeutung. Dann habe ich jemanden kennengelernt. Suki? Nein, noch nicht.
Meine sechs Monate mit Caroline hatten einen Sohn hervorgebracht, von dem ich nichts ahnte, bis er mich eines Tages vom Flughafen Heathrow anrief. Er sei gerade in London zwischengelandet, ob wir zusammen Mittagessen könnten. Wie haben Sie sich gefühlt, als er anrief? Ich hatte eine Woche vorher mit dem Rauchen aufgehört. Nach dem Telefonat habe ich sämtliche Schränke in meiner Wohnung nach Zigaretten durchfüllt. Aber Sie haben dem Treffen zugestimmt. Was soll das denn?
Mittagessen mit meinem amerikanischen Sohn. Egal. Der Plan ist, ich will alles kennenlernen. So viele Länder wie möglich sehen. Jedes Essen und jedes Bier probieren. Mit so vielen Leuten wie möglich reden. Exzellenter Plan. Naja, totales Klischee eigentlich. Die große Reise. Eine gute alte britische Sitte. Wenn du das sagst. Du bist zur Hälfte Brite.
Jason, das ist nicht das Schlechteste. Ich bin Weltbürger. Richtig, schön. Aber diese kleine Insel, dieser kostbare Fels im Silbernen Meer, Nelson, Churchill, die schottischen Reihen... Mom sagte schon, dass du unglaublich britisch bist. Jason, nach deiner Weltreise, wie soll es da weitergehen? College? Ich habe schon einen Studienabschluss. Ach, ja. Kognitive Neurowissenschaft. Du bist Wissenschaftler? Was mich wirklich interessiert, ist der Zeitgeist. Verstehst du? Rausfinden, was das nächste große Ding ist. Und dann auf dieser Welle reiten.
Könntest du das übersetzen? Guck dir dieses Restaurant an. Alles retro. Hamburger, Shakes, Fritten, Bobby Darin in der Jukebox und der Laden Brumm. Ich dachte, es würde dich an zu Hause erinnern. Der Trick ist, herauszufinden, was die Leute als nächstes wollen. Und hier kommt die Neurowissenschaft ins Spiel. Auf welche Wünsche ist die menschliche Spezies hardwaremäßig gepolt? Hör zu. Wenn du Geld brauchst, für die Reise, dann... Danke. Das geht schon. Ich habe drei Teilzeitjobs gleichzeitig. Gut. Zigarette? Ich drehe mir lieber eine.
Sag es bloß nicht, Mom. Wenn sie wüsste, dass ich rauche, würde sie sich ausflippen. Ah, erinnert sie das an irgendwen? Ja, ja, ich klinge wie mein Vater. Ihren Vater meine ich nicht. Hören Sie zu. Was mich wirklich interessiert, ist der Zeitgeist. Verstehst du? Rausfinden, was das nächste große Ding ist. Und dann auf dieser Welle rein. An wen erinnert sie das? Milo. Ja, aber sie haben selbst gesagt, dass Jason sie nicht braucht. Sie haben ihn getroffen, ihm alles Gute gewünscht. Sie waren in der Lage, weiterzumachen wie bisher. Letztendlich ja. Aha.
Wahnsinn!
Was denn? Dieses Praktikum in Manhattan, für das ich mich beworben habe. Stell dir vor, die Chancen standen 100 zu 1 und ich hab's gekriegt. Glückwunsch. Ja, die Sache ist nur, die wollen, dass ich sofort anfange. Du kannst heute Abend fahren. Heute Abend soll ich schon da sein. Du schaffst es auch allein darunter, oder? Kein Problem. Geh nur, geh Jason. Viel Spaß noch, Oskar. Und die Zigarette? Ich hab das Gleichgewicht verloren beim Rauchen. Ich brauch mir den Arm.
Okay.
Erzählen Sie mir von Paolo. Eines Tages rief er mich an aus heiterem Himmel. Das war in den 90ern. Der Kunstmarkt boomte wie verrückt und Paolo eröffnete eine Galerie in der Cork Street. Ich brauche einen Manager für meine Galerie. Jemanden, dem ich vertrauen kann. Das habe ich schon mal gehört. Wie bitte? Ich habe mal das Restaurant eines Freundes gemanagt. Keine besonders schöne Erfahrung. Bestens. Du hast bereits Erfahrung im Management. Paolo. Warum ich? Du kennst mich doch kaum.
Woher willst du wissen, dass ich etwas von Kunst verstehe? Und? Tu's, tu's. Allerdings. Ich habe früher selbst mal gemalt. Na also. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wieder in die Kunstszene einsteigen will. Deine Mutter hat immer geglaubt, dass aus dir ein Künstler wird. Meine Mutter hat mich nie wirklich gekannt. Sie war stolz auf dich. Sie war stolz auf ihre Vorstellung von mir. Ich habe deine Mutter geliebt. Wenn ich dich ansehe, sehe ich sie. Ich spreche nicht gern über meine Mutter.
Wenn du mich also einstellen willst, um in Erinnerung zu schweigen, dann kann ich dir nur sagen... Oscar, versuch es doch mal für drei Monate. Vielleicht macht es dir ja sogar Spaß. Paolo hatte recht. Die Galerie machte mir Spaß.
Die Künstler waren launisch, geistesgestört, manchmal sogar talentiert. Und die Kunden waren ganz wild darauf, ihr Geld loszuwerden. Und Sie hatten die Kontrolle über alles? Wohl kaum. Aber wie Jason sagen würde, ich war sehr nah am Zeitgeist. Und eines Nachts in der Galerie änderte sich mein Leben. Herr Knoppen, Herr Glasgow, die Verlassen! Er lebt immer noch dort. Als Paolo die Größe seiner Werke erkannte, hat er ihm sofort eine Ausstellung angeboten. Entschuldigen Sie? Ja, bitte.
Sie rauchen. Und ich trinke und rede und sehe mir die Bilder an. Ist das ein Problem? Kann ich eine Rette haben? Was? Zigarette. Sie wollen eine Zigarette? Nein, nicht ich. Mac Norton, er hat keine mehr. Ach so. Hier. Also, haben Sie nichts gegen Raucher? Noch keinen Applaus. Naja, wir wollen auch gar keinen Applaus. Wir... Bis dann. Hey! Sie kommen aber wieder, ja? Ich will hier sein und rauchen. Okay.
Haben Sie es sofort gewusst? Natürlich. Suki war perfekt. Klug, lustig, gefühlvoll, fröhlich. Es gab nur ein Problem. Milo. Suki und ich sind ihm eines Abends zufällig im National Film Theater begegnet. Ich merkte, dass er sie anziehend fand, weil er sie ausdrücklich ignorierte. Das ist ja typisch für eine bestimmte Art von Mann. Milo war jetzt Lifestyle-Guru für Medienkonzerne und berechnete ein Vermögen für Ratschläge, die meine Großtante Sadie kostenlos erteilt hätte. Moment mal, Milo.
Aber doch nicht etwa Milo Hansen? Milo Hansen? Milo Hansen, mein Gott, ich kenne ihn. Was? Ich bin mal mit ihm ausgegangen. Wann? Das ist jetzt nicht mehr wichtig. Also, Sie haben ihn zufällig getroffen, er ignorierte Suki, aber Sie wussten, dass er Interesse an ihr hatte. Was ist dann passiert? Ich bat ihn zu einem Gipfeltreffen ins Café Magritte, das wahrscheinlich der letzte Ort in London ist, an dem Raucher sich nicht permanent entschuldigen und zu Kreuze kriechen müssen.
Milo trank Mineralwasser und Tatchelte seinen Personal Digital Assistant. Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, Oscar. Deine Lebensziele haben sich geändert. Du willst zurück in die Fernsehbranche. Du brauchst meine Hilfe. Ich liebe diese Galerie. Ach so. Ich will mit dir über Suki reden. Ah, läuft es nicht gut? Es läuft fantastisch, Milo. Na, Suki ist ja auch das ganz große Los. Und deshalb möchte ich, dass du deine Finger von ihr löst.
Kannst du bitte mit diesem A aufhören? Suki hat dir also erzählt, dass wir übereinander gestolpert sind. Gestolpert? Unsere Wege trafen sich. Zufällig. Wir sind uns sozusagen in die Arme gerannt. Wann war das? Spielt keine Rolle. Sie ist in Hoxton, du bist in Kensington. Wie kann man da zufällig übereinander stolpern? Oskar, wir sind 60 Jahre alt. Du bist 60 Jahre alt, Mello. Ich bin übrigens 59. Selbst wenn ich es gewollt hätte...
Und Gott weiß, Suki hat ja diese Art von symmetrischer Schönheit. Jeden normalen Alpha-Mann schwach machen. Du hast mit ihr geschlafen? Ich habe technische Probleme. Ich bin allergisch gegen Viagra. Wir haben eine Tasse Kräutertee zusammen getrunken. Sie macht sich Sorgen um dich, Oskar. Sie findet, dass du zu viel rauchst. Suki ist eine absolute Freidenkerin.
Es kümmert sich nicht, ob ihre Freunde rauchen oder rechts wählen oder Flanell-Pyjamas mit Hässchen drauf tragen. Ihr Freidenkertum ist eine Pose. Sie wird meine Frau werden, Milo. Ah, hat sie denn ja gesagt? Hey, guck nicht so überrascht. Sie weiß es nicht. Heute Abend treffen wir uns zum den neuen Arts Club.
Und so sind sie hierher gekommen. Mein berühmtes Dinner mit Suki. Das war's. Ihre 20 bedeutungsvollsten Zigaretten. Glückwunsch. Was? Wir sind fertig. Bis auf meine Analyse. Erinnern Sie sich, was Suki gesagt hat? Sie sagte, sie würde Sie heiraten, wenn Sie das Rauchen aufgeben. Nein, danach.
Wenn du aufhörst zu hauen. Das kann ich nicht, okay? Aber natürlich kannst du. Milo hat mir von dieser Klinik in Sussex erzählt, die 20 Zigaretten mit uns... Stopp, dieser verdammte Milo.
Schluss jetzt mit Milo. Allergisch gegen Viagra, dass ich nicht lache. Wollen Sie jetzt meine Analyse hören oder nicht? Da könnte der Vater meiner Sohne sein. Er nimmt mir die Liebe meines Lebens. Ihre Analyse, Frau Doktor, ist gerade wirklich nicht vonnöten. Meine Analyse ist ein wesentlicher Bestandteil des therapeutischen Gesamtpakets. Ich brauche eine Zigarette. Fühlen Sie sich aufnahmefähig? Ich bin aufnahmefähig. Total aufnahmefähig. Sie sollten sich großartig fühlen. Sie waren heute Nachmittag auf einer beeindruckenden Reise in all die wichtigen Ecken und Winkel Ihrer Lebensgeschichte. Sie versuchen Zeit zu schinden, oder? Wie bitte?
Sie haben nicht die leiseste Ahnung, was Sie mit all dem anfangen sollen. Hören Sie, ich könnte mit Freud beginnen. Ihre Abneigung gegen Paolo ist derartig ödipal, dass man eine Nachtclub-Nummer daraus machen könnte. Wie bitte? Entschuldigung, ich habe nichts gesagt.
Haben Sie Jung gelesen? In letzter Zeit nicht. Okay, kurz gesagt. Jung meint, dass unser Verhalten maßgeblich von sogenannten Archetypen bestimmt wird. Vom besten Freund, der uns unterstützt, vom Schatten, der uns abweist, vom Animus, in Ihrem Fall, weil Sie ja ein Mann sind, von der Anima. Also Ihre Anima wäre dann... Ich höre. Ihre Anima ist eindeutig Ihre Mutter, die Sie...
in gemeinsamer Sache mit ihrem Vater zurückgewiesen haben. Sie war in Rom mit ihren ganzen Gigolos. Erinnern Sie sich, was Paolo gesagt hat? Ihre Mutter war stolz auf sie. Aber das konnten sie nie annehmen. Und all ihre Freundinnen. Lisa von der Kunstschule. Erinnern Sie sich, was Lisa gesagt hat? Hätten Sie sich dann einen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn Sie ihr nur einmal gesagt hätten, dass sie talentiert ist? Und Michelle in Griechenland? So.
Sie konnten mit Ihrer Anima, hier also Michelle, nicht umgehen. Also haben Sie geraucht und sich in fremden Betten herumgetrieben. Sie hat mich verlassen! Jeder verlässt Sie, Mr. Clavier. Aber vorher verbringen diese Menschen Zeit mit Ihnen. Denken Sie mal drüber nach.
Caroline Wittgenstein. Wissen Sie was, ich mag sie. Und zwar gegen meinen Willen. Ich mag sie gegen meinen Willen. Auf diesem Geständnis hätten sie eine wirklich bedeutsame Beziehung aufbauen können. Haben Sie mir eigentlich nur eine Minute lang wirklich zugehört? Oh ja, das habe ich. Jetzt zu dem nächsten Archetypen, dem sogenannten Schatten. Der Revolutionär Philipp. Bevor wir es schaffen, müssen wir zerstören. Man errichtet nichts, ohne zuvor etwas abzureißen.
Emilio, der serbische Anarchist? Philipp und Emilio repräsentieren ihre politisch-revolutionäre Seite, mit der sie nicht klarkommen. Das waren doch moralische Idioten. Also rauchen sie. Übersättigt und passiv lassen sie sich durch ihr Leben treiben. Das sagen sie allen Männern. Flüchten sie sich in Oberflächlichkeit, unterstützt von ihrem letzten Archetypen, verkörpert durch Milo. Milo? Erzähl sie mir von Milo, Frau Doktor.
Milo. Milo ist der Archetyp des Freundes, der immer für Sie da ist, aber gleichzeitig ist er ein Schatten für Sie. Er ist der weltgewandtere, erfolgreichere Oscar-Klavier, der zu sein Sie sich niemals erlaubt haben. Faszinierend. Danke. Also, bis Sie all diese Archetypen, von denen Sie gesteuert werden, anerkannt und integriert und Ihnen vergeben haben, bis dahin werden Sie weiter rauchen. So einfach ist das. Das glauben Sie? Das glaube ich. Ich weiß, was los ist. Hervorragend. Nein.
»Ich weiß, was los ist. Milo und Suki haben beschlossen, an diesem Wochenende in aller Ruhe zu vögeln. Und deswegen musste ich irgendwo abgestellt werden. Und Sie? Sie stecken mit in der Sache.«
Sie haben sich diese dämliche 20-Zigaretten-Therapie ausgedacht, wie dieser Typ bei Sherlock Holmes, der engagiert wird, um die Enzyklopädie Britannica abzuschreiben, damit die Verbrecher in Ruhe die Bank nebenan ausrauben können. Was? Okay, okay, vielleicht hängen Sie doch nicht mehr drin. Vielleicht sind Sie einfach eine redliche, wohlmeinende, begriffsstutzige Therapeutin, die... Lassen Sie es ruhig raus. Wütend seines Gut. Ja, ich werde Ihnen sagen, was noch viel besser ist, Frau Doktor. Eine Zigarette.
Wenn ich hier raus bin, werde ich rauchen. Rauchen, rauchen, rauchen, rauchen. Denn wenn Sie mir wirklich zugehört hätten, dann wüssten Sie, dass die Zigaretten das Einzige in meinem Leben sind, das mich nie im Stich gelassen hat. Oscar? Suki? Ich komme jetzt rein. Suki kommt jetzt rein. Auf Wiedersehen, Mr. Clavier. Wo gehen Sie hin? Unsere 54 Minuten sind um. Hallo, Oscar. Hier. Bist du mit Milo hier? Nein.
Ich habe keine Ahnung, wo Milo ist. Ich habe ihn in meinem Leben genau zweimal getroffen. Hast du die ganze Zeit zugehört? Ja. Diese Frau Doktor, die ist doch völlig gaga. Ein bisschen schräg. Aber vielleicht macht sie das mit Absicht. Vielleicht wollte sie dich zwingen, die Verantwortung für dein Leben zu übernehmen.
Ich bin bereit, die Verantwortung zu übernehmen. Wirklich? Ich höre auf zu rauchen und du heiratest mich. Ich werde dick und fett und mürrisch und irrsinnig alt. Und du kannst all diese extra Jahre mit mir genießen. Jahre voller Impotenz, Senilität und Inkontinenz. Ist das das, was du willst? Oskar, ich bin schwanger. Oh.
Fantastisch. Ich kann es nicht alleine großziehen. Natürlich kannst du das. Wäre dir das lieber? Ich habe eine gewisse Skepsis gegenüber romantischen Happy Ends. An einem schrulligen 60-jährigen Ex-Raucher und einem schreienden Baby ist ja wohl überhaupt nichts Romantisches. Du glaubst also, unser Baby wird ein Schreikind? Ich bin mir ziemlich sicher, dass dein Baby ein Schreikind wird. In dem Fall wirst du Unterstützung brauchen. Also, ist das jetzt deine letzte Zigarette? Theoretisch. Aber du kannst immer noch aus der Tür da gehen. Herrgott, Oskar! Ich gehe nirgendwo hin.
Gehen wir nach Hause. 20 Zigaretten von Marci K. Hahn. Aus dem Englischen von Mariana Lecky. Die Rollen und ihre Darsteller Oskar Lorenzo Liebetanz, Jona Müs und Dietmar Müs. Milo Davide Brizzi, Hans Löw und Jörg Löw. Dr. Roth, Jele Brückner, Suki, Sascha X.
In weiteren Rollen Thomas Clemens, Therese Dürrenberger, Michael Evers, Dennis Moschito, Elena Pomp, Kamila Rentschke, Fabio Sarno, Caroline Schreiber, Katharina Wolter und Marc Zack. Technische Realisation Benedikt Bitzenhofer und Anne Efferts. Regieassistenz Katharina Schnell. Regie Thomas Werner. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks Köln 2007.
Dramaturgie und Redaktion Nathalie Chalis