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cover of episode Aus dem Leben David Copperfields (1/10): Kindheit

Aus dem Leben David Copperfields (1/10): Kindheit

2025/4/25
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Shownotes Transcript

ARD. Wir beginnen heute mit der Sendereihe aus dem Leben David Copperfields, nach dem Roman von Charles Dickens für den Rundfunk geschrieben von Otto Bielen. Charles Dickens wurde am 7. Februar 1812 in Landport auf Portsea, einer Insel am Eingang des Hafens von Portsmouth, geboren. Er war ein schwächliches Kind, seine Jugend war hart.

Schon als zehnjähriger Knabe hat er seinen Lebensunterhalt selbst verdienen müssen. Mit 15 Jahren wurde er Schreiber bei einem Advokaten, mit 19 Jahren Stenograph bei Gerichts- und Parlamentsverhandlungen. Mit 21 Jahren schrieb er seine erste Erzählung für das Old Mansley Magazine. Er hatte von Anfang an Erfolg und dieser blieb ihm sein Leben lang treu.

Von Millionen Lesern geliebt starb er am 9. Juni 1870 in Gates Hill, 58 Jahre alt. Er hinterließ mehr als 20 Bände Romane und Erzählungen. Charles Dickens gehört zu den ganz Großen der Weltliteratur. Die Schärfe seiner Beobachtungsgabe, sein mitfühlendes Herz und sein gesunder Humor haben ihn zum großen Sittenschilderer seiner Zeit gemacht.

In seinem Roman David Copperfield hat er sein eigenes Leben beschrieben. Vor uns steht das England des vorigen Jahrhunderts mit seinem Reichtum und seinem Elend, seinem Glanz und seinen Schatten, seinen guten und bösen Menschen und Dingen. Hören Sie nun Charles Dickens in David Copperfield. Ob ich selbst der Held meiner Geschichte bin?

Einige Leute sagen, es sei so und ich sei David Copperfield gewesen. Etwas Wahres wird schon daran sein. Ich möchte vielleicht so sagen. Ich, David Copperfield, kam im Dorf Blöndersten in Suffolk zur Welt, zu einer Zeit, da alles ganz anders war als heute. Meines Vaters Augen schlossen sich sechs Monate, bevor die Meinen sich öffneten. Er hat meiner Mutter nicht viel hinterlassen.

Außer unserem kleinen Landhaus mit seinem großen Garten und unserer Dienstmarkt Pigotti war nicht viel da als eine ganz unbedeutende Verwandtschaft, aus der nur eine Person herausragte, nämlich eine reiche Tante meines Vaters, Miss Trotwood oder Miss Betsy, wie meine Mutter sie stets nannte. Und Tante Betsy war eine etwas merkwürdige Person.

Sie war mit einem Mann verheiratet gewesen, jünger als sie und sehr schön. Nur er war kein guter Mann. Er verließ sie und ging nach Ostindien. Was meine Tante dabei fühlte, weiß niemand. Sie lebte von da an in ihrem Landhaus an der Seeküste in strengster Zurückgezogenheit und hatte seither wenig Achtung vor dem männlichen Geschlecht. So standen die Dinge am Nachmittag jenes wichtigen und ereignisvollen Freitags,

wie man mir erlauben wird ihn zu nennen meine Mutter saß am Kamin und schaute in das Feuer durch ihre Tränen und dachte an die Dinge die ihr bevorstanden als sie durch das gegenüberliegende Fenster eine fremde Dame zum Garten eintreten und auf das Haus zukommen sah beim ersten Blick hatte meine Mutter das sichere Gefühl dass die Dame die sich mit einer harten Strenge in Gesicht und Haltung dem Haus näherte nur Tante Betsy sein konnte

Meine Mutter hatte sie nie gesehen, aber sie hatte ihr geschrieben, dass sie meine Geburt erwachte. Und nun war Tante Betsy da. Ja, ja, ich komme ja schon. Miss Clara Copperfield! Das bin ich. Ich bin Miss Stratford. Sie haben von mir gehört, hoffe ich. Oh, Tante Betsy! Bitte kommen Sie herein. Hier bitte, ins Wohnzimmer. Es ist alles ein bisschen durcheinander hier. Das hängt mit mir zusammen.

ich habe ihn ja geschrieben ich weiß deswegen bin ich ja hier ich will gleich licht machen ich bin die ganze zeit am kamin gesessen ich sitze gern im dunkeln ach wo nur die kerzen sind hier stehen sie lass klara ich mache schon licht so und nun lass dich einmal ansehen ach du mein himmel du bist ja noch ein wahres kind zugütig tante also du bist klara und das ist euer haus

Nicht groß, aber hübsch. Ich frage mich nur, warum das Haus Krähenhorst heißt. Krähenhorst. Mein Mann hat ihm den Namen gegeben. Er hatte eine Vorliebe für Krähen. Er sah gerne die großen Ulmen im Garten, wenn sie sich wie Riesen im Wind gegeneinander wiegten. Wenn es recht stürmisch war, gefiel es ihm, dass die Ulmen so ächzten, die Krähenlester in den Wipfeln hin und her schwanken. Und wo sind die Vögel?

Bitte? Die Krähen, mein ich. Wo sind die hingekommen? Es waren gar keine da. Die Nester waren alle alt und die Vögel lange weg. Fahren weg! Das sieht meinem Neffen ähnlich. Nimmt sein Haus einen Krähenhorst, wenn keine Krähe mehr da ist. Keinen Verstand! Aber so war er immer. Tante, ich möchte Sie bitten, Dave ist tot. Sag lieber nichts. Ich kenne die Männer. Wann wird das Kind kommen?

Dr. Schillip meint vielleicht morgen oder übermorgen. Lieber Gott, wenn ich nur daran denke, fange ich an zu zittern. Ich habe solche Angst. Ach, still, still, nur nicht weinen. Trink eine Tasse Tee, das beruhigt. Wie heißt denn das Mädchen? Ich weiß nicht, ob es ein Mädchen sein wird. Doch das Kind, das meine ich doch nicht. Ich meine das Dienstmädchen. Pigotti. Pigotti? Was für ein Name!

Du sollst Tee bringen. Deine Herrschaft ist ein bisschen unwohl. Aber ran! - Madame wünschen Tee? - Jawohl, Tee! Jawohl, Tee. Sofort. Das ist Pegotti. Etwas jung. Etwas dick. Sie kommt vom Lande. Sie ist die Schwester eines Fischers aus Jammes. Sie heißt Clara wie ich. Mein Mann nannte sie darum bei ihrem Familiennamen. Sie ist sehr brav und gut zu mir.

ich habe sonst niemanden... - Oh, nur nicht weinen. Also du meinst, es werde ein Mädchen werden. Nun, ich zweifle nicht daran. Deswegen bin ich ja hier. Ich habe die sichere Ahnung, dass es ein hübsches, kleines Mädchen sein wird. Vielleicht wird es aber ein kleiner Junge sein. Ich sage dir, ich ahne eben voraus, dass es ein Mädchen sein wird. Und von dem Augenblick der Geburt dieses Mädchens an werde ich seine Freundin sein.

Ich will seine Patin werden. Und sie soll nach mir Betsy Cronwood Copperfield heißen. Betsy Cronwood Copperfield? Dazu bin ich hergekommen. Mit dieser Betsy Cronwood Copperfield muss im Leben alles gut gehen. Mit ihren Gefühlen darf nicht gespielt werden. Ich kenne die Männer, die sind alle nichts wert. Im Leben dieses Mädchens wird kein Unwürdiger jemals Platz haben, wie mir das passiert ist. Hör rein. Der Tee, Madame. So, bitte.

Bist also Pigotti? Mhm. Dein Bruder ist Fischer? Jawohl, Madame. Er heißt Dan Pigotti. Hast du sonst noch Verwandte? Nur meinen Bruder, Madame. Und meinen Neffen Ham und meine Nichte Emily. Vielleicht wünschen Madame... Ich wünsche nichts. Ich glaube, Tante, Pigotti meint, Sie haben vielleicht Hunger und wünschen etwas zu essen? Danke. Ich wünsche nichts. Du kannst gehen, Pigotti.

ich bin in der Küche, Männi. - Die wird dir gut tun, Clara. Nimmst du Zucker? - Ja, bitte. Was ich fragen wollte, Clara, war meine Vergut zu dir? Ich meine, habt ihr euch gut vertragen? Wir lebten sehr glücklich, Tante. Dave war nur zu gut zu mir. Er hat mich wahrscheinlich verzogen. Und ich fürchte, er hat mich viel zu früh allein gelassen. Na, na, nur nicht weinen. Es war keine gleiche Ehe, Kind. Wenn es eine gleiche Ehe geben kann.

Deshalb frag ich. Du hast keine Eltern mehr? Ich habe niemand, Tante. Du warst früher Gouvernante? Ja. In einer Familie, in der ich meine Neffe kennenlernte? Ja. Und? Dave war zuerst sehr freundlich und aufmerksam zu mir und dann machte er mir einen Heiratsantrag und ich sagte ja. Und so wurden wir Mann und Frau. Es war ganz einfach. Ganz einfach, armes Kind.

Soviel ich weiß, hat mein Neffe eine Rente besessen. Was ist dir davon geblieben? Oh, Tante, ich bin ganz zufrieden. Wie viel? Ich glaube, es bleiben mir 105 Pfund jährlich. Wenig genug. Immerhin. Er hätte es schlimmer machen können. Aber lieber Himmel, Clara, was hast du denn? Ich fühle mich nicht gut, Tante. Ich glaube, ich falle um. Lieber Gott, halte dich ruhig, Kind. Nur fünf Minuten. Piggotti, Piggotti, Piggotti. Ja, Möller?

Den ganzen Abend saßen Dr. Chilip und Pigotti abwechselnd an meiner Mutter Bett und warteten auf mich.

während Tante Betsy im Wohnzimmer auf und ab ging und sich bis zur Ankunft der erwarteten kleinen Betsy Trottwut vor Aufregung die Ohren mit Watte zustopfte. Nun, ich ließ mir Zeit. Als in der Wohnstube die Uhr Mitternacht zu schlagen begann, fing ich in meiner Mutters Schlafzimmer zu schreien an. Später kam Dr. Chilip zu Tante Betsy in das Wohnzimmer. Sie entschuldigen, Madame, darf ich einkaufen?

Endlich kommen Sie, Doktor. Madame, es ist alles vorüber. Es freut mich, Sie beglückwünschen zu können. Und? Und?

Bitte? Und wie befindet sie sich? Sie wird sich bald ganz wohl befinden, hoffe ich. So wohl, wie wir es von einer jungen Mutter erwarten können. Und Sie, wie befindet sie sich? Bitte? Ich meine das Mädchen. Wie geht es ihm? Das Mädchen? Wie es ihm geht? Ja, das Mädchen, das Kind. So reden Sie doch. Madam, ich glaubte, Sie wüssten es schon. Es ist ein Knabe, Madam. Ein Knabe? Es ist ein Knabe?

Kein Wort, sagte meine Tante weiter, sondern nahm ihren Hut bei dem Band wie eine Schleuder, führte damit einen Streich gegen Dr. Chillebs Kopf und ging. In ihren Hoffnungen auf die sehnsüchtig erwartete kleine Betsy Trotwood-Capperfield, auf das tiefste enttäuscht, verschwand sie wie eine unzufriedene Fee und kehrte nie wieder in das Haus zurück. »Wenn ich weit zurück an meine Kinderjahre denke...«

sind die ersten Dinge, die klar vor mir erscheinen: meine Mutter mit ihrem schönen Haar und Pigotti mit dicken Backen und dunklen Augen. Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, geschah es, daß meine Mutter öfter von einem Herrn mit schönem schwarzen Haar und einem schwarzen Backenbart nach Hause gebracht wurde. Wir begegneten ihm in der Kirche, und manchmal ritt er auf seinem Pferde bei unserem Haus vor.

Ich sehe ihn noch, wie er jedes Mal bei der Gartentür meiner Mutter die Hand küsst und mich, ehe er verschwindet, mit seinen unangenehmen Augen ansieht. Eines Abends, meine Mutter war ausgegangen, saß ich mit Pigotti allein im Wohnzimmer. Ich hatte schon angefangen, lesen zu lernen und las in einem Buch über Krokodile.

Sie liegen im Schlamm des Nils, in der heißen Sonne und sperren ihre schrecklichen Rachen auf. Auf ihren Köpfen sitzen kleine Vögel. Was für Vögel sind das, Pikotti? Wie soll ich das wissen, Master Davy? Ich war nie bei den Krokodilen dort unten. Warum warst du nie dort, Pikotti? Ach, ähm...

Leg das Buch schon weg, Master Davy. Es ist schon spät. Du hast gesagt, ich darf aufbleiben, bis Mama kommt. Ja, lass mich nähen. Sag einmal, Pigotti, bist du einmal verheiratet gewesen? Je, Master Davy, wie kommst du aufs Heiraten? Aber warst du einmal verheiratet? Du bist doch sehr hübsch. Ich? Hübsch? Aber Davy...

Aber wie kommst du aufs Heiraten? Du darfst aber nicht mehr als einen auf einmal heiraten, nicht wahr? Gewiss nicht. Ach so was. Aber wenn du jemanden heiratest und dieser jemand stirbt, dann kannst du einen anderen heiraten, nicht? Man kann, wenn man will. Das ist Meinungssache. Aber was ist deine Meinung? Ich würde es nicht tun, Meister Devi. Ich nicht. Nein? Aber wie kommst du da drauf?

Ich weiß nicht, Pikotti. Ich will dir was sagen, Master Davy. Ja? Wie wär's denn, möchtest du nicht mit mir auf 14 Tage meinen Bruder Danny Jameth besuchen? Ist dein Bruder ein angenehmer Mann, Pikotti? Und was für ein angenehmer Mann. Ist ein sehr guter Fischer.

Und hat ein Haus am Meer, das ist aus einem Schiff gemacht. Aus einem Schiff, das schwimmt? Es steht an Land, aber es ist früher im Meer geschwommen. Dein Bruder Dan fängt große Fische? Große und kleine. Und Krabben und Hummern. Und dann sind noch die anderen Boote dort und Fischer sind da und der Strand und du kannst mit Hamm und Emily spielen. Wie alt ist Hamm? Vierzehn.

Und Emily? Sie ist noch sehr klein, noch nicht fünf. Möchtest du das nicht? Ich möchte schon. Aber können wir denn weg? Was würde Mama dazu sagen? Es wird dir schon recht sein. Lass mich nur mit ihr reden. Aber was soll Mama machen, während wir fort sind? Wir können sie doch nicht allein lassen. Ach du meine Güte, sie hat genug zu tun. Weißt du denn nicht, sie fährt für 14 Tage weg und nachher wird sie viele Gäste haben.

sie ohne so überrascht zu sein wie ich es erwartet hatte war meine Mutter mit der Reise einverstanden der Tag der Abreise wurde festgemacht und Wohnung und kostet für mich für 14 Tage bezahlt der Wagen der Pigotti und mich nach James brachte war Mr Barkis Paketwagen mit dem er Tag für Tag Kisten und Möbel und Waren aller Art von einem Dorf zum anderen vor er fuhr sehr langsam

Und es war schon Abend, als wir schließlich weit vor die Stadt Jarmes hinaus bis ans Meer kamen. Dort lag auf einer Düne ein schwarzer Kutter mit einem Schornstein, der gemütlich rauchte. In die Seitenwand des Kutters war eine Haustür eingeschnitten und daneben kleine Fenster angebracht. Das war Dan Pigottis Haus. Dan Pigotti war ein großer, schwerer, stark behaarter Mann mit einem sehr gutmütigen Gesicht.

er hatte ein kleines mädchen an der hand das sehr hübsch war und mich neugierig ansah neben ihm stand haben der mir schon so groß wie ein mann vorkam obwohl er erst vierzehn jahre alt war alle gaben pigotti einen derben schmatz auf die wange

Und dann wurde mir Dan als der Herr des Hauses vorgestellt. Und das, Mr. Davy, ist mein Bruder Dan. Freut mich, Sie zu sehen, Master Davy. Ich hoffe, es gefällt Ihnen bei uns. Ich glaube, es wird mir sehr gut gefallen, Mr. Picottier. Das ist schön. Und nun, Master Davy, muss ich Sie einmal mit uns allen bekannt machen. Danke.

Das ist hier Mrs. Gummidge. Freut mich sehr. Ach Gott, ich bin nur eine einfache Frau und so gar nichts nütze. Sehr erfreut, Mrs. Gummidge. Guten Tag. Und das ist hier Hamm. Guten Abend, Master Davy. Das ist Emily. Halt, halt! Lauf nur nicht weg, Emily. Hier geblieben. Das ist Master Davy Copperfield.

Und das ist Emily. So, gib ihm die Hand. Und was sagst du? Ich weiß doch nicht, was ich sagen soll. Dann sagst du guten Tag, Sir. Guten Tag, Sir. Sehr erfreut. Du heißt Emily? Ja. Und du? Ich heiße David. Na also. Ja.

Ich hoffe, Master Devi, Ihre Frau Mama befindet sich frisch und bei guter Gesundheit. Ich soll meine besten Grüße bestellen, Mr. Picotti. Oh, ich bedanke mich schönstens. Und nun, Master Devi, wenn Sie es sich auf 14 Tage mit Tam und der kleinen Emily und in unserem kleinen Haus gefallen lassen, so werden wir stolz sein auf Ihre Gesellschaft. Jetzt muss ich nach warmen Wasser sehen. Ich komme eben vom Fischen, Master Devi. Hummern und Krabben.

Das macht einen schmutzig und mit kaltem Wasser ist bei mir nicht viel auszurichten. Als ich nach dem Abendessen mit Dan Pigotti allein in der Kajüte saß, die als Wohnstube diente, und Dan Pigotti gemächlich seine Pfeife rauchte, während die Frauen in der Küche das Geschirr spülten, fühlte ich, dass die Zeit zu einem Gespräch unter Männern gekommen war. Mr. Pigotti? Ja, Master Davy?

Waren Sie immer Fischer? Von jeher? Ich war immer Fischer, Master Davy. Mein Vater war Fischer. Mein Großvater war Fischer. Es liegt in unserer Familie. Wohnen Sie schon lange in diesem Boot? Wir wohnen schon 20 Jahre hier. Mein Vater hat das Boot gekauft, bevor er ertrunken ist. Er ist ertrunken? Auf dem Meer? Beim Fischfang, Master Davy. Mr. Pigotti.

Haben Sie Ihren Sohn Hamm genannt, weil Sie hier in einer Art Arche Noah wohnen? Nein, Master Davy. Ich habe ihn nicht Hamm genannt, sondern sein Vater hat ihm den Namen gegeben. Ich dachte, Sie wären sein Vater. Nein, ich bin es nicht. Mein Bruder Joe war sein Vater. Sie haben Hamm zu sich genommen. Jawohl, Master Davy. Ihr Bruder Joe ist tot? Er ist ertrunken, Master Davy. Beim Fischfang? Im Sturm? Oh, ja.

Und die kleine Emily ist Ihre Tochter? Nein, Maser Devi, sie ist nicht meine Tochter, sondern mein Schwager Tom war ihr Vater. Sie haben Emily zu sich genommen? Jawohl. Ihr Schwager Tom ist tot? Ja, Maser Devi. Er ist ertrunken? Beim Fischfangen, Maser Devi.

Haben Sie selbst keine Kinder, Mr. Pigotti? Oh nein, ich bin unverheiratet. Ich verheiratet? Und Mrs. Gummidge? Ich dachte, sie sei Ihre Frau. Sie ist nicht meine, Master Davy, sondern sie war die Frau eines Fischers, der immer mit mir fuhr. Und? Er ist umgekommen, Master Davy. Ertrunken? Ja, er war ein guter Fischer. Aber er war arm und Mrs. Gummidge hatte nicht viel. Und so lebt sie bei uns.

Wissen Sie, sie glaubt manchmal, sie sei seither zu nichts Nütze auf der Welt, Master Davy, und ist deswegen manchmal missmutig. Das kommt davon, dann denkt sie an ihren Alten. Man muss das verstehen, Master Davy. Natürlich, Mr. Picotti. Ich schlief in dieser Nacht im Heck des Bootes, in einer kleinen Kajüte mit einem runden Fenster, durch das früher das Steuer durchgegangen war.

In halber Schläfrigkeit hörte ich, wie die weibliche Hälfte der Bewohnerschaft in einer zweiten Kajüte am anderen Ende des Bootes zu Bett ging und wie Dan und Hamm in der Wohnstube dann zwei Hängematten an den Deckbalken befestigten, um darin zu schlafen. Und obwohl unser Haus in Blunderston viel größer und prächtiger war,

fand ich doch, dieses arme Fischerhaus hier sei das feinste Haus, das ich jemals gesehen hatte. Es kam der Morgen, der seine Strahlen in meine Kajüte warf. Von da an war ich alle Tage mit der kleinen Emily auf dem Strand. Wir suchten Muscheln, bauten Burgen und Schlösser aus Schilf und Schlick und Sand und Wasser. Wir sahen nach den Fischerbooten, nach den Seglern und den Wellen,

Und die Zeit verlief uns wie der Sand zwischen den Fingern. Lauf nicht so weit hinaus, hörst du? Ich habe keine Angst, aber du läufst zu weit hinaus. Das hast du Angst. Komm lieber hin. Ich bin nicht so sehfest wie du. Bei dir ist das was anderes. Du bist immer hier. Deswegen habe ich vielleicht manchmal Angst. Oh, ich habe schon auch Angst.

Aber nicht so wie du. Setz dich zu mir. Wieso hast du auch Angst vor dem Meer? Im Sturm? Oh ja, auch sonst manchmal im Winter. Du hast es noch nicht gesehen, wenn alles voll Eis ist. Oh, es kann sehr böse sein. Ich habe gesehen, wie es ein Boot, so groß wie unser Haus, in lauter Stücke gerissen hat. Bei einem Sturm? Es war kein ganz großer Sturm.

Aber viel Eis. War das das Boot, in dem dein Vater ertrunken ist? Nein, das nicht. Das habe ich nie gesehen. Hast du deinen Vater auch nie gesehen? Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern. Warum? Ich habe meinen Vater auch nie gesehen. Ich habe nur meine Mutter. Da bist du gut dran. Ich habe keine mehr. Du hast es überhaupt viel besser. Du weißt, wo dein Vater liegt.

Bei meinem weiß man das aber nicht. Er liegt dort. Irgendwo. Weit draußen. Im Meer? Natürlich. Und dein Vater war ein vornehmer Herr. Und deine Mutter ist eine feine Dame. Aber mein Vater war ein Fischer. Meine Mutter eines Fischers Tochter. Und Onkel Dan ist auch Fischer. Du möchtest wohl gerne eine feine Dame sein? Oh ja.

Wenn ich eine feine Dame wäre, wären wir dann alle feine Leute. Onkel Dan und Hamm und Mrs. Gummidge. Wir wären wie du und deine Mutter. Dann brauchten wir nicht hier am Meer zu leben, wenn es stürmt und regnet und kalt und neblig ist und überall nach Fisch riecht. Ich möchte ganz gerne eine Dame sein. Aber wie macht man das? Wie man das macht? Weißt du's? Ich weiß nicht, ob ich's weiß.

Man muss ein Pferd haben und ein Haus und Gäste. Und man muss Geld haben und muss bei Tisch ganz gerade sitzen. Man muss lesen und schreiben lernen und viele Bücher lesen. Lesen und schreiben? Ich will nur sagen, wie ich's mir vielleicht denke. Das ist sehr schwer. Wie? Oh nein, nicht allzu schwer. Da komme ich nie hin. Es geht vielleicht auch anders. Anders?

ich soll's vielleicht nicht sagen sag's doch bitte ich meine wenn ich dich zum beispiel liebe und du liebst mich auch ich man kann jemand heiraten ich dich zum beispiel warum das ist so wenn man sich liebt dann warte doch ich will dir was sagen als der tag der heimreise kam er kam viel zu schnell

Ertrug ich mannhaft die Trennung von Onkel Dan und Hamm und Mrs. Gummidge. Aber der Abschied von Emily zerschnitt mir das Herz. Ich glaube noch heute, ich liebte die kleine Emily damals wirklich. Denn wenn ich jemals in meinem Leben eine Leere gefühlt habe, so war es damals, an diesem Tage, als Pigotti und ich auf dem Wagen von Mr. Barkes wieder langsam nach Blandasten zurückschaukelten.

Kurze Zeit später heiratete meine Mutter einen Mr. Mörsten, den Mann mit den unangenehmen Augen, von dem ich schon erzählt habe. Meine Mutter war sehr zärtlich zu ihm, und er schien sie auch gerne zu haben. Aber er war kein freundlicher Mann. Er war hart und kalt. Sein ganzes Wesen war Festigkeit und Härte. Er verlangte sie von allen und sich selbst. Aber niemand auf der Welt konnte so hart sein wie Mr. Mörsten.

Er brachte seine Schwester Jane in unser Haus mit, das von nun an seines war. Ich will nicht erzählen, wie beide meine Mutter klein machten. Ich weiß nur, ich war ihnen im Wege. Ich hatte gut und leicht und willig gelernt, als meine Mutter mich noch allein unterrichtete. Aber die feierlichen Lektionen, die nun täglich an mich kamen, treten vor mich als eine jämmerliche Plage, als ein tägliches Elend.

Ich komme nach dem Frühstück mit meinen Büchern und einer Schiefertafel in die Wohnstube. Meine Mutter sitzt am Schreibtisch, mein Stiefvater in seinem Lehnstuhl und seine Schwester Jane beim Tisch. Sie reiht Stahlperlen auf einen Faden und ihr erster Blick schon schüchtert mich ein. Ich reiche meiner Mutter meine Lehrbücher hin. Wie ein Ertrinkender werfe ich noch einen Blick auf die aufgeschlagenen Seiten, die ich zu lernen hatte und fange im Sturmschritt an, herzusagen, um fertig zu werden.

Ich stocke bei einem Wort, mein Stiefvater blickt auf, ich werde rot, werfe ein halbes Dutzend Worte untereinander und verstumme. Und dann hatten die Römer, hatten die Römer, als die Ägypter wegen Kleopatra, hatten die Römer... Das haben wir schon gehört, David. Weiter, Davy. Er kann nicht weiter. Aber Davy, Davy. Clara, sei fest mit dem Knaben. Sage nicht Davy, Davy. Das ist kindisch.

Er kann seine Lektion oder er kann sie nicht. Edward, ich bitte dich, hab Geduld mit ihm. Er kann sie ihm nicht, das ist alles. Jane, hab Geduld. Davy, kannst du wirklich nicht weiter? Doch, Mama, ich hab's vorhin gekonnt. Aber jetzt, die Römer hatten, als die Ägypter wegen, wegen, wegen... Clara?

Du sollst nicht einsagen. Das hat keinen Sinn. Er kann seine Lektion eben nicht. Ich fürchte, Edward, er kann sie wirklich nicht. Mama, ich habe es ganz gewiss gelernt. Ich konnte vorhin Pigotti alles erzählen. Aber wenn ich hier stehe, vor allem... David, komm einmal her. Ja, Sir. Ich will dich etwas fragen. Kannst du gehorsam sein oder nicht? Ja, Sir. Es ist dir aufgetragen worden, allein zu lernen.

Hast du in der Küche bei Pegotti herumzusitzen oder nicht? Sir, ich weiß... Ich will dich noch etwas anderes fragen, David. Wenn ich ein ungehorsames Pferd oder einen ungehorsamen Hund habe, was meinst du wohl, was ich mit ihm mache? Das weiß ich nicht, Sir. Ich schlage ihn. Ich prügele ihn. Edward, ich bitte dich. Clara, man muss fest sein. Ich schlage ihn, David, dass es ihm wehtut. Ich sage mir, er muss gehorchen lernen.

Was hast du da im Gesicht? Tränen? Es ist bloß Schmutz, Sir. Ich sehe, du hast mich recht gut verstanden. Wasch dir das Gesicht ab. Und nun das zweite Buch. Aber nun ist es zu spät. Mit dem zweiten Buch bin ich ebenso wenig glücklich, denn ich mache es sehr schlecht. Ich bleibe neuerlich stecken wie vorhin.

Meine Mutter sieht mich traurig an, macht das Buch zu und legt es beiseite als einen Rückstand, der bis zum nächsten Tag nachgeholt werden muss. Bald liegt ein ganzer Haufen Rückstände da und wächst wie ein rollender Schneeball. Je größer er wird, desto schwerer wird mir das Lernen. Es ist ein hoffnungsloser Fall.

An einem anderen Morgen, als ich mit meinen Büchern in die Wohnstube trat, bemerkte ich, dass meine Mutter sehr erregt war und mein Stiefvater ein langes, biegsames Rohrstöckchen in seiner Hand schwippte. Er legte den Rohrstock neben sich und nahm ein Buch zur Hand. Als Anfang war das kein gutes Auffrischungsmittel für meine Geistesgegenwart. Ich fühlte, wie die Worte meiner Lektion wegschlüpften, nicht einzeln oder zeilenweise, sondern seitenweise.

Es war, wenn ich so sagen darf, als ob sie Schlittschuhe an hätten und mir mit einer unaufhaltsamen Schnelligkeit hinweg glitten. Ein Buch nach dem anderen vermehrte den Haufen Rückstände und schließlich fing meine Mutter zu weinen an.

Clara, es hat keinen Sinn zu weinen, wenn David seine Arbeit nicht getan hat. Oh, Jane, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich glaube, wir können kaum verantworten, dass Clara noch im Zimmer bleibt. Bitte sei so gut, Jane. Führe sie hinaus. Edward, ich bitte dich. Na, geh doch. Na, komm. Na, geh doch. Nun, David, komm her. Ich will nicht, Sir. Hast du etwas gesagt?

er hielt meinen kopf zwischen seinen knien wie in einem schraubstock fest gleich darauf fing er an mich zu schlagen

Und in demselben Augenblick faßte ich seine Hand mit meinem Mund und biß mit meinen Zähnen durch und durch. Er schlug mich jetzt, als ob er mich zu Tode prügeln wollte. Über den Lärm, den wir machten, hörte ich alle die Treppe heruntergestürzt kommen. Ich hörte meine Mutter schreien und »Pigotti«. Dann war er fort. Man trug mich in mein Zimmer, und ich lag mit schäumendem Mund auf den Dielen. Dann wurde die Tür von draußen verschlossen. Fünf Tage lang war ich in meinem Zimmer allein.

Meine Mutter sah ich nicht, auch Pigotti nicht. Man ließ sie nicht zu mir. In der letzten Nacht weckte mich ein leises Flüstern. »Master Davy, bist du noch wach?« »Bist du es, Pig?« »Master Davy, ich bin hier, aber die Tür ist zu, ich kann nicht hinein.« »Wo sprichst du?« »Ich spreche durch das Schlüsselloch.« »Was macht Mama? Ist sie böse auf mich?« »Nein, Master Davy, ich glaube, sie ist nicht mehr böse.«

Sie weint viel. Warum kommt sie nicht? Sie darf nicht. Ihr hat es ihr verboten. Was wird mit mir geschehen? Du sollst wegkommen. Was? Sie wollen dich in eine Schule geben, nicht weit von London. Und wann soll ich fort? Morgen. Sein Koffer ist schon gepackt. Der Koffer? Ja, Koffer. Einer. Bist du noch da, Devi?

Ja, Pigotti. Hör zu, was ich dir noch sage. Du darfst mich nie und niemals vergessen. Denn ich werde dich auch nie und niemals vergessen. Nie, liebe Pigotti. Und ich will zu deiner Mama gut sein. Ja. So gut sie es mir erlauben. Und ich werde sie niemals verlassen. Ja, Pigotti. Wenn sie mich auch wegschicken wollen oder sowas.

Und ich werde dir schreiben, wenn ich auch mit der Feder nicht so gut umgehen kann. Das macht nichts. Lieber, lieber David, ich will, ich will, ich will. Der Abschied am nächsten Morgen war sehr traurig. Meine Mutter war sehr blass und als mein Koffer auf den Wagen gehoben wurde, standen Tränen in ihren Augen.

Davy, nun gehst du so weit von mir fort. Ja, Mama. Davy, Davy, du musst oft an mich denken. Ja, Mama. Jeden Abend und jeden Morgen. Clara, Haltung, Haltung. Der Wagen wartet. Lebe wohl, Davy. Ich verzeih dir alles. Gott segne dich. Clara, du hast mir versprochen, es kurz zu machen. Fahren Sie zurück, Kutscher. Jawohl, Sir. Davy, Davy.

So verließ ich mein Elternhaus, das nie wieder meines sein sollte. Sie hörten die erste Folge der Sendereihe Aus dem Leben David Copperfields nach dem Roman von Charles Dickens für den Rundfunk geschrieben von Otto Bielen. Es sprachen...

Erzähler Helmut Peine, Betsy Trodwood, Trudik Daniel, Clara Copperfield, Ingeborg Christiansen, Pigotti, Lotte Koch, Dr. Chilip, Heinz von Kleve, David Copperfield, Wolf Osenbrück, Dan Pigotti, Walter Richter, Mrs. Gamitsch, Heti Buchholz, Heinz Schreiber.

Die Regie hatte Kurt Meister. Hier ist noch ein Hörtipp für euch.

Okay, wir gehen in Azimut Brutal. Da unten treffen wir dann auf 2132. "Ich soll leise sein", flüstert der Soldat neben mir. Ich stehe dicht gedrängt neben zwölf Soldaten. Sie warten auf das Signal.

Es geht vor allem um Gold, illegales Gold. Ich weiß nicht, ob der Schmuck, den ich um meinen Arm trage, von den Konzentrationslagern aus dem Zweiten Weltkrieg kommt.

Oder von den Plünderfahrten der Spanier in Südamerika. Oder vom Kongo-Konflikt in den 2000er Jahren. Ich weiß es nicht. Dubai ist so etwas wie die Waschmaschine für den Rest der Welt. Wir haben offene Bücher, wir zeigen alles in unseren Büchern. Aber nicht jeder Mann, nicht jede Frau. Wir haben gesehen, dass die Raffinerie Valcambi der größte Goldimporteur von Gold von Dubai in der Schweiz ist.

Halt an! Halt an! Die Soldaten rammen eins der Boote. Es wackelt, neigt sich gefährlich weit zur Seite. Aber es fährt weiter. Jetzt wird es von unserem Boot geschoben, quer über den Fluss. Einsatzleiter Jean-Michel Lescaut schlägt mit dem Paddel auf das Ruder, ruft dem Steuermann zu, er solle loslassen. Dann fällt ein Schuss. Die Goldspur. Eine Podcast-Serie über die dunkle Welt des Goldhandels. Jetzt in der ARD-Audiothek.