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cover of episode Der Durchbruch (Vaterland) (1/2): Da ist kein Wald und kein Meer

Der Durchbruch (Vaterland) (1/2): Da ist kein Wald und kein Meer

2025/4/6
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Transcript

Shownotes Transcript

Bitte beachtet, in diesem Hörspiel wird diskriminierende Sprache benutzt. Wenn ein junger Mann kommt, der fühlt, worauf's ankommt, weiß er, was er tut, weiß er, was er tut. Spät kommt ihr, doch ihr kommt. Weiß er, was er tut, muss er wissen, was er tut. Muss er wirklich wissen, was er tut, sonst kann man ihm nicht helfen.

Der Durchbruch. Ein Hörspiel in zwei Teilen. Von Peter Steinbach. Musik Henrik Albrecht. Regie Claudia Johanna Leist. Erster Teil. Da ist kein Wald und kein Meer. Seit Krieg ist, riecht der Keller nach Keller. So, mein Markwart, du kommst hier auf den Rauchtisch.

Und Mama setzt sich und arbeitet. Wundere dich nicht, Marquardt, ich habe eine Heimarbeit angenommen. Kugellagerstopfen für die Propellernaben unserer Nachtjäger, mein Sohn. Ich wollte um Himmels Willen keine von diesen schrecklichen und komplizierten Hausbohrmaschinen. Nur um fünf Löcher gleichzeitig in einen Schleppantennenhalter zu bohren, diesen Lärm? Nein! Ach, Marquardt, alles hat sich verändert.

Hab ich dir schon erzählt, dass wir einen neuen Kaplan bekommen haben? Beliebt ist er nicht. Er kann nicht donnern wie der Alte. Der hat sich freiwillig zur Marine gemeldet. Jetzt haben wir so einen Durchschnittsprediger, der sich nicht ereifern kann. Wenn es aber um die Kriegsgefangenen geht, speziell um die Russen, dann spricht er von Nächstenliebe, bis er glüht. Das gehört sich doch nicht.

Diese Russen nun, was noch für welche in die Fürbitten einzuschließen. Ach, Marquardt. Er hält unsere gut katholische Kirche für die Heilsarmee. Aber trotzdem. Morgen früh werde ich ein Bad nehmen und dann zur Beichte gehen. Oh Gott, das war aber dicht. Was hast du gesagt, Marquardt? Wir müssen Flagge zeigen, wir Katholiken in der evangelischen Glaubenswüste. Ja, ja, ja, ja, ja.

Da bin ich ganz deiner Meinung. Hallo? Es ist offen, Herr Gulisch. Alles in Ordnung? Ich wollte nur mal nach dem Rechten sehen, Frau Kieseyer. Darf ich mal platzen hier? Danke. Sind wir getroffen, Herr Gulisch? Nee. Das muss beim Straßenbahndepot gewesen sein. Es war ja nur einer. Wollen wir einen nehmen? Oh, ja, also, ich wäre so frei.

Wir müssen aber aus einem Glas trinken. Das macht doch nichts, wir haben doch beide die gleichen Krankheiten. Also luftschutzmäßig ist wie immer alles in Ordnung bei Ihnen. Aber da wäre noch was. Prost. Darf ich, danke. Was denn? Oh, jetzt sieht es durch. Zerrettchen vielleicht? Oh ja, gerne, gerne. Also, es geht um die kommenden... Brauchen Sie, Herr Gulisch, brauchen Sie.

Rauchen ist gesund. Gut, also ich sag nochmal, es geht um die kommenden Verschüttungen. Wie bereits in den Zeitungen angekündigt, ist der Führerlass im Rahmen des Luftschutzprogramms ab heute Mitternacht in Kraft getreten.

Darin ist bestimmt, dass die Brandmauer zu den jeweiligen Nachbarkellern in den Normalmaßen einer Tür, verstehen Sie? Die Normalmaße einer Tür, die sind zu durchbrechen. Um sie danach mit einer 6 cm dicken Leichtmauer wieder zu verschließen. Ist klar, ja? Also ein Durchbruch. Erst einreißen, dann wieder zumauern. Dünn, Frau Kies, ah ja, so dünn. Die können Sie dann mit dem Ellenbogen einfach...

Durchstoßen. Zack, zack. Ein Ellenbogen? Ja, garantiert. Und morgen geht's ja los. Und meine große Wäsche? Die kann warten. Die muss warten. Der Feind wartet auch nicht. Der hat's besonders auf Reihenhaussiegelungen abgesehen, sagt der Führer. Also zack, zack. Verschüttung bei Ihnen. Ellenbogen. Und schon sind Sie drüben beim Nachbarn im Keller angekommen. Was? Drüben bei dem verrückten Mathematiker? Ist das hier das Uni auf dem Bild? Nein.

Mein Marquardt, der jetzt im Kaukasus liegt. Wenn der das alles wüsste. Der konnte den Alten nie leiden. Frau Kieseyer, der Mann ist hier Lehrter und wird heißt ein mathematische Genie. Jeden Morgen, wenn er zur Arbeit geht, schielt der nach mir. Was? Der schielt? Das kann ja nicht sein, weil er nämlich seit Jahren stockblind ist. Das steht außerdem in unserer Revierkartei.

Dann werde ich mal wieder in mein einsames, warmes Bett steigen. Ich will keinen Durchbruch, Herr Gulisch. Das muss sein. Kommt von oben. Also, nichts für unjut. Bis zum nächsten Mal. Tja, hast du das gehört, Marquardt? Ich? Nach drüben zum Meiergrieben? Der vergewaltigt mich doch auf der Stelle. Kommt mal, Mann! Am Stadtrand gibt es einen Horizont. Guckt mal, ein KZ-Ler. Wie der hinter dem Gulisch herwackelt.

Da würde ich nur fahren, wenn man nicht so schnell... Am Stadtrand ist die Erde eine Kugel, man kann's sehen. Ein KZ-Leiter. Das sieht man auch gleich an seinen gestreiften Klamotten. Und wie dünn er ist. Am Stadtrand gibt's einen Bäcker. Der hat ein Schild im Schaufenster hängen, da steht drauf: "Amerikaner eingetroffen". Haben Sie gesehen, Frau Nebendahl? Ein KZ-Leiter in Freiheit.

Übertreiben Sie mal nicht. Immerhin wird der vom Gullisch bewacht. Herr Gullisch, nur treten Sie mal nicht so in die Pedale. Der arme Kerl kommt ja gar nicht mit. Bepackt wie der ist. Am Stadtrand geht ein dicker Straßenbanner zum Dienst. Seine Messingkurve glänzt ihm aus der Manteltasche. Der hat mich gegrüßt. Mich hat er gegrüßt. Und nicht diesen Parteirentner.

für die Rüstungswirtschaft, Freimachung von Soldaten für die Prompt. Diesem Ziel muss alles untergeordnet werden. Was meinen Sie, wie schwer es ist, heutzutage eine Dauerwelle zu bekommen, Herr Gulisch? Oh, danke schön. Also ein Hausverwalter und Blockwart-Vehikel vor Kies-Eier in Rente und in Begleitung eines KZ-lers. Wann meinen Sie, wie einem da zumute ist? Jesus, ist der da unten im Keller KZ-ler?

Aber das sieht man doch an seiner Kleidung. Also, haben Sie noch einen KZler gesehen? Das sah mir ja noch nie aus. Und zu einem bringen Sie mir eine Wohnung? Ich dachte, das sei, naja, ein normaler Zuchthäusler. Zum Wohl. Ja, ja, so ist es eben heute bei dem Arbeitskräftemangel. Da muss jeder ran. Aber das sind doch ganz gefährliche Menschen. Menschen? Ja.

Wenn's nach denen im Lager geht, sind das ja keine Menschen mehr. Das haben die sich durch ihr staatsfeindliches Verhalten verscherzt. Die werden mit Ausdrücken bedacht, also... Naja, nee. Das kann man ja keinem Menschen erzählen, jute Frau. Aber er muss mal ein hübscher Mensch gewesen sein. Prost. Zum Wohl. Am Stadtrand gibt es einen Horizont. Da kann man sehen, dass die Erde keine Scheibe ist. Wie im Lager. Wo jeden Tag einer über die Kante getrieben wird. Stillbleiben, Subjekt!

Augen gesenkt. Mütze ab. Kein Blick auf die Dame. Kein Wort. Jetzt fängt die Arbeit an. Heute Abend wirst du zurückgebracht. Der wird es schwer haben mit mir. Es ist nämlich eine der größten menschlichen Tragödien, dass einer unbemerkt in seinem Kopf sprechen kann. Was hat er denn verbrochen? So klein und mager wie der ist.

Darf ich Ihnen nicht sagen. Darauf hat der Lagerführer uns alle, also uns Ersatzaufsichtspersonal hat er extra vergattert. Ist er denn Jude? Auf jeden Fall. Also Jude ist er nicht. Die dürfen nicht raus. Keine Angst vor Kies Eier. Nur tot. Ach, so ein armer Mensch. Ja, vielleicht war er ein Kommunist oder ein Bibelforscher. Tja, wie ein Freimaurer sieht er nicht aus. Und wenn er nun...

Eventuell Ausländer? Nee, nee, also, das glaub ich nicht. Sein Jawoll ist akzentfrei. Vielleicht war er, sagen wir mal, ihr Rüchteverbreiter. Jedenfalls haben sie von den Hunderten auf Außenkommando geschickt. Was meinen Sie, wie die alle hier in der Stadt die Brandmauern einreißen? Und wenn der nur auf uns losgeht? Hier, Frau Kiesayer, meine Waffe, deutsche Wertarbeit.

Walter P38, das soll er mal versuchen. Um Gottes Willen, passen Sie bloß auf, dass die nicht mal losgeht. Zum Wohlerpassing schon noch, Frau Gieseyer. Prost, jute Frau. Erschrecken Sie nicht, ich bin's. Der Gulisch ist Pilotenjagen. Der von gestern Abend ist doch abgesprungen. Nun nehmen Sie Ihre Mütze wieder ab. Jawohl. Haben Sie schon gesehen, ich trage auch Streifen.

Jawoll. Hier, habe ich Kehrschaufel und Besen mitgebracht. Wenn Sie Feierabend haben, dann wird schön putzi putzi gemacht. Sie sind doch Deutscher, ha? Sie verstehen mich doch, oder? Jawoll, Frau. Kies-Eier. Jawoll. Dann sagen Sie doch nicht immer nur jawoll. Sie sehen überhaupt nicht gefährlich aus. Bleiben Sie bitte weg von mir. Na, na. Ich habe Ihnen doch was mitgebracht.

Nur ein kleines Äpfelchen. Nein, die hängen mich, wenn ich was annehme. Und wenn ich mit jemandem rede auch. Aber Äpfel vertreiben die Magensäure. Immer wenn ich meine Kugellager stopfe, bekomme ich Sodbrennen. Dann esse ich mir ein Äpfelchen und schon geht die Heimarbeit wie am Schnürchen. Sind Sie vielleicht katholisch? Nein. Hm.

Uns hat's schon vor 33 in die Diaspora verschlagen. Mein Mann war Monteur für Zigarettenmaschinen und reiste viel, bis er bald darauf starb. Aber ich hatte ja meinen Jungen, meinen Marquardt. Und der liegt jetzt auch schon zwei Jahre auf dem Kaukasus. Wie heißen Sie, junger Mann? Karl, Heinz. Ach was, mein Mann hieß Karl. Nur Karl. Oder auch Carly, als er noch jung war. Dann essen Sie doch das Äpfelchen, Karl Heinz. Ich...

Ich werde ihn in die Feuerluke legen. Nun essen Sie ihn schon. Ich passe auf. Nachher. Wenn mein Mann von einer Reise zurückkam, wissen Sie, was der dann immer gemacht hat? Im Hauptbahnhof, vor allen Leuten. Da ging er zum Lokführer nach vorne, zog den Hut und bedankte sich, dass er ihn so gut gefahren hatte. Ja, das hat er gemacht. Und der schwarze Mann auf der Dampfmaschine hat an seinen Mützenschirm getippt und zurückgegrüßt. Ich muss hier weg, oder ich werde aufgehängt.

Ich muss hier weg. Wer weiß, wozu das alles führt. Das nächste Mal bringe ich ein Bild von meinem Marquardt mit. So jung, mit 30 in den Tod. Er war Berufsschullehrer und die Lehrlinge aus dem Tagebau vermissen ihn heute noch. Er war ein gut katholischer Mensch, wenn das hier auch keine Bedeutung hat. Und er war Militärmusiker. Die werden ja im Krieg in vorderster Front als Sanitäter eingesetzt. Erzähl doch nur und halt mich von der Arbeit ab.

Ich könnte auch erzählen. Unsere Sonntage, wenn die SA-Kapelle um die Ecke marschierte. Bei Regen und bei Sonnenschein. Da bin ich aber raus und an der Seite mitmarschiert. Gleich neben dem Falltau. So ein blonder Wengel. Komm zu uns, komm zu uns. Immer geradeaus und geblasen. Ach, Vater, was bist du böse geworden? Da ist doch eine gewisse Fäulnis in dem Jungen. Der kannte sich aus. Der war Fleischbeschauer.

Du kommst auf die Schiffsjunge Schule nach Bremerhaven. Von wegen Waldhorn bei der SAA. Was hat er gespielt? Waldhorn. Waldhorn? Mein Sohn war eine gepflegte Erscheinung. Sein Wahlspruch war, die sich pflegen, sind anderen überlegen. Haben Sie genug Duschen im Lager? Mehr als genug. Sie sollten zweimal am Tag duschen. Morgens und abends. Sie riechen nämlich. Jawohl, weil die Duschen alle kaputt sind.

Was sind denn das für Zustände? Für hygienische? Sie sollten darauf bestehen, dass man Ihnen die Duschen repariert. Karl-Heinz, so darf ich Sie doch nennen, ich werde Ihnen ein Feuerchen unter dem Badeofen anzünden. Und dann wird erstmal geschroppt. Keine Widerrede. Der Gulisch kommt erst heute Abend wieder. Mein Apfel. Wo habe ich den nur hingelegt?

Was hat so einer wie Sie nur am KZ verloren? In der Feuerluke steckt er. So, jetzt wasche ich Ihnen aber den Kopf. Das habe ich mit meinem Marquardt auch immer gemacht, wenn er auf Urlaub war. Das letzte Mal habe ich ihn vom Bahnhof abgeholt.

So, Augen zu, das brennt. Ja, ja, ja, ja, ja. Da kam er durch die Glastür in seiner schönen Uniform. Ich habe ihm seinen großen Koffer abgenommen und die Soldaten haben ihn gegrüßt. Er war ja Unteroffizier. So. Ja, ja, ja, ja. Und nochmal. Ja doch, das Haar wird immer zweimal gewaschen. Zu Hause haben wir den Koffer aufgemacht und wissen Sie, was drin war?

Ein geschlachteter Puder. Und alle Federn waren noch dran. Und dann noch ein Sack Graupen und zwei Dosen mit Aprikosen. Hat er alles aus der Ukraine mitgebracht. Oh, oh, oh. Sie müssen mal ihren Hals sehen. Genau wie bei meinem Marquardt. Der ganze Dreck aus Russland lag auf seinem Hals. Ja, Sie brauchen gar nicht so geniert zu tun. Ich gucke Ihnen nichts ab. So, und jetzt aufstehen und umdrehen.

Doch. Nein. Doch. Na gut, dann eben nur den Rücken. Wollen Sie wohl machen, was ich Ihnen sage? So ein hübscher Mensch und so mager. Das wird ganz sicher mein Tod sein. Ich stehe heute Abend auf dem Appellplatz und alle weichen vor mir zurück, weil ich so nach Toilettenseife rieche. Was die denken. Und schrubb, schrubb, schrubb, schrubb. Jetzt kommt der Rücken dran. Das ist die ungepflegte Haut nicht mehr gewöhnt.

Der Marquardt hatte ja auch keine Gelegenheit, sich ordentlich zu waschen. Aber gespielt hat er. Ja, wenn Frontbeerdigungen waren oder zu Feiertagen. Waldhorn hat er gespielt. So gut, dass sie ihn aufs Konservatorium schicken wollten. Nach dem Krieg. Seine Vorgesetzten. Spielen Sie auch? Ich bin immer nur neben der Kapelle hergelaufen. Sieh nur vor mir. Wie lebendig sehe ich den Jungen.

Ich guckte schon seit zwei Stunden aus dem Fenster. Endlich kam sie um die Ecke, in die Wilhelm-Gustloff-Straße marschiert. Zuerst der Vorstand vom Sportverein und dann in dreier Reihe die SA. Und am Schluss die Kapelle. Und in Reihe vier, links am Straßenrand, marschierte unser Marquardt. Nicht mal geschielt hat er zu mir hochgerufen.

Immer geradeaus und geblasen. Ja, Sie sagen es, Karl-Heinz. In der Reizenhainer Straße hat sich der Würstchenmann erhängt. Warum hat er sich erhängt? Weil er wieder Würstchen hat verschenkt. In der Reizenhainer Straße hat sich der Würstchenmann erhängt. Warum hat er sich erhängt? Weil er wieder Würstchen hat verschenkt. Oh.

Wie riechen sie jetzt appetitlich. Wenn ich nicht aufpasse, guckt die mir überall hin. Wie mein Marquardt, aber doch anders. Nur war der nicht so mager wie sie. Ah, sie müssten in meine Hände fallen. Im Nu wären diese Rippchen verschwunden. Bleiben Sie ganz ruhig. So, vorne müssen sie sich schon selber trocken machen. Eine reine Haut verändert manchmal ein ganzes Schicksal.

Aber Sie sollten mal zum Zahnarzt gehen. Vorgestern lief der Genosse Matiske auf und davon. Sie haben ihn bis heute nicht. Der hat gesagt, das Wichtigste am Leben ist nicht die Tatsache des Lebens selbst, sondern das Nachdenken darüber. Und weiter hat er gesagt, ich begreife erst jetzt, was uns in diesem Lager alles fehlt. Litter und Musik, anständige Kleider und Vitamine und Zahnärzte. Und dabei war er selber einer.

Mehr fällt mir nicht ein, hat er gesagt. Ich werde schon noch was finden. Schnell, Karl-Heinz, Anziehung arbeiten, schnell, schnell. Kieserherr, ich wollte Ihnen sagen, ich heiße nicht Karl-Heinz, sondern Achill. Aber nicht doch, Karl-Heinz, das ist doch gar nicht nötig. Und es ist ja direkt süß von Ihnen, wo Karl-Heinz so ein schöner Name ist.

Unser Ghoulish ist wieder da. Na, haben Sie den bösen Engländer gefangen? Ach nee, also das war eine Yacht. Der hat geblutet wie ein Schwein. Und der KZler? Hat der auch nicht was geschafft hier? Ein durch und durch fleißiger Mensch ist das. Mann, ja, keine Pause machen. Pausen sind hochgefährlich. Das ist wie sich unterstellen, wenn es regnet. Oder heimlich rauchen. Haben wir das nicht gelernt? Nein.

Konsequentes Arbeiten ist lebensrettend. Im breiten, schnellen Strom der Arbeit in einem KZ muss man sich immer in der Mitte halten. Am Rande wird man schnell abgefischt. Loch. Loch. Nun komm. Loch. Loch. Was ist, wenn hinter dieser Mauer ein Wald sich ausbreitet? Oder ein Ufer mit einem wilden Meer? Da drüben, hinter dieser scheiß Mauer, eine Wand ist. Ein Urwald. Ein Wasserfall. Ob ich dann losrenne? Ich bin durchgegangen.

Ein Loch. Aber da ist kein Wald und kein Meer. Da ist ein Waschkessel. Und da bin ich, der Nachbar. Können Sie meine Augen sehen? Da staunen Sie, was? Ich bin blind. Ich kann Sie nicht sehen. Mein Name ist Professor Meyer Grieben. Ich weiß, wer Sie sind. Ich weiß sowieso alles.

Ein blinder Mathematiker braucht keine Augen. Nein, allenfalls sensible Finger. Ich stecke jetzt meinen Zeigefinger durchs Loch und wir werden uns einander vorstellen. Ich begebe mich dabei in Ihre Hand, denn Sie könnten ja meinen Finger platt hämmern. Mach ich nicht. Also, legen Sie jetzt Ihren Zeigefinger auf den meinen. Guten Tag.

Guten Tag. So, nicht zu lange. Gerade die Zeit, die man für einen Anschlag braucht. Ich darf das alles nicht. Ich weiß. Der Luftschutzbeamte da oben wird Sie sonst verraten. Das wird er gewiss. Dann hämmern Sie doch. Sonst merken die da oben was. Ich rieche es durch das Loch. Rauchen Sie auch? Jetzt nicht mehr. Ich stelle Sie mir vor. Klein, rothaarig,

Und halb verhungert, stimmt's? Ich darf mit niemandem reden. Ich muss arbeiten. Aber rauchen dürfen Sie. Ich zünde Ihnen jetzt eine an und reiche sie Ihnen durchs Loch. Na mal los, mein Freund. Blasen Sie den Rauch durchs Loch. Wie ist es? Wunderbar. Sag ich doch. Rauchen ist gesund für die Seele. Hey, Matschi. Ich muss arbeiten. Ich auch.

Als Mathematiker bin ich ein zur Erde gesandter Spieler Gottes. Ja. Das ist keineswegs zum Lachen. Das wissen auch die, von denen Sie eingesperrt wurden. Bei Gott wird ernsthaft gespielt. Das werden einige von denen, Sie wissen wen ich meine, sehr bald zu spüren bekommen. Ihre Queergeister verschwinden demnächst. Dann dürfen Sie wieder Anzug tragen. Ich hoffe, ich habe Sie nicht gelangweilt.

Geben Sie mir die Kippe. Ja. Ich verschwinde jetzt. Bis bald. Guten Tag, mein Herr. Verrückt geworden? Eben war dieser Alte. Jetzt hat er sich verwandelt. In ein Mädchen. Guten Tag, hat sie gesagt. Das ist dieser verfluchte Hunger. Flucht, wo ist das Meer? Das Haus hier und all diese Angelegenheiten des freien Lebens bringen mich noch um. Hallo. Nein, ich antworte nicht. Sagen Sie bitte einmal wenigstens Hallo zu mir. Verschwinden Sie.

Ja, soll! Ja, geht doch!

dass er schon fünf Jahre Witwer ist. Und er hätte das Ehebett in seinem Schlafzimmer noch nicht vereinzelt. Ich möchte mal wissen, auf was der aus ist. Da ist doch der Karl-Heinz ein ganz anderer. Der würde sich niemals erlauben zu tätscheln. Aber er ist so schwermütig. Das macht mir Sorgen. In meinem Roman ist einer, dem die ganze Hoffnung auf die geliebte Frau aus dem Herzen geströmt ist.

Letztens wollte er mir was Gutes tun. Er hieße nicht Karl Heinz, sondern Achill. Ich glaube, das ist seine Art, einer Frau Augen zu machen. Mag was? Muss ich mich jetzt schämen? Geht meine Fantasie mit mir durch? Jedenfalls werde ich morgen in der Agneskirche für ihn beten und gleich danach unseren neuen Kaplan fragen, ob ich mir was zu Schulden kommen ließ bei meinen Gedanken.

Meine Güte, was ist denn das für eine Gemeinheit? Sie hat es mir am nächsten Tag erzählt. Im Loch steckte ein zerfledderter Teddybär. Kommen Sie ans Loch, wenn Sie sich trauen. Warum sollte ich mich nicht trauen? Zwischen Ihnen und mir ist immerhin noch eine Mauer.

Und für das Loch sind Sie viel zu groß. Sie mit Ihren Spitzfindigkeiten. Was bilden Sie sich eigentlich ein? Sie bilden sich was ein, wenn Sie glauben, bei mir Zuflucht suchen zu können. Sie Menschenfeind. Ich soll bei Ihnen eine Zuflucht suchen? Lieber sterbe ich unter meinem gesamten Hausrat, als bei Ihnen im Keller zu sitzen. Hoffentlich. Hoffentlich. Sie... Sie... Teufel. Dieser arme Arbeitsmensch wird meinen Keller nicht betreten.

Ab morgen früh steht dein Paravent vor dem Loch. So. Und jetzt reichen Sie mir meinen Bären. Den werde ich umbringen, werde ich den. Und dabei nur an Sie denken. Herr Gulisch, haben Sie schön auf alles aufgepasst? Na klar. Und die wartende Kirche? Wie immer, erbaulich. Sie sollten das auch mal versuchen. Haben Sie auf mein Badefeuerchen aufgepasst? Das Wasser ist heiß, jute Frau.

Frau Kieser, wie soll ich denn sagen? Ich sag's mal. Wie wird mit uns beiden? Ich bin allein, Sie sind allein. Wie meinen Sie das, Herr Gulisch? Wir könnten zusammen... Ich meine, ins Kino gehen. Ich komme gerade aus der Kirche. Und Sie machen mir Angebote? Das ist doch wohl die Höhe. Da spielen Sie in letzter Zeit so schöne Liebesfilme. Entgegen den kühlenden Morgenflossen, entgegen dem Wind.

Eine fröhliche Sirene und ein Morgen im Feuerbrand. Was ist das für ein entsetzliches Lied? Das ist ein Arbeiterlied. Weg vom Loch, ich könnte Sie verletzen. Ich habe schon gehört von Ihnen. Sie tun mir leid an, wenn Sie nicht verschwinden.

Ach, ich wollte doch nur meinen Teddy wiederhaben. Ich hab die halbe Nacht gestanden. Hauen Sie endlich ab! Er muss bei Ihnen drüben liegen. Matiska haben Sie geschnappt. Gefunden haben Sie ihn. Wer ist Matiska? Der Dentist. Gefunden haben Sie ihn. Auf dem Bahnhof in der Gepäckaufbewahrung. Da hat er Klamotten gesucht für sich. Was geht Sie das an? Sie haben die halbe Nacht gestanden. Als Zuschauer. Auf dem Appellplatz. Aufgehängt. Locker gelassen. Wieder hochgezogen. Die halbe Nacht.

Und die Küche hat lachend zugemacht. Kein Essen für 200 Mann. Simple Schweine lassen hängen. Beamte, Friseure, Zuhälter, Gesindel. Dabei hat er denen allen die Zähne gemacht. Brücken, Plomben, ganze Gebisse, sogar für die Muttis. Sie haben ihn trotzdem aufgehängt. Und wer macht nun den Zahnersatz? Wir haben keinen Dentisten mehr. Und wir waren hungrig und guckten aus Scheinwerferlicht uns auf den Rotz, der aus seinen Augen kam. Schlaf, Kindchen, schlaf, mussten wir dazu singen.

Hat sich der Lagerführer ausgedacht. Was geht Sie das an? Entschuldigen Sie, ich bin die Freiheit nicht gewöhnt. Man muss streng bei seiner Arbeit bleiben. Der Arbeit, die zum Ziel führt. Ich zum Beispiel. Nichts braucht mehr Energie als hart und klar gegen sich selbst zu bleiben. Verzeihung. Was wollten Sie von mir, junge Frau? Mein Teddy. Hier, verdammt nochmal. Haben Sie ihm gesprochen? Nein? Geben Sie es ruhig zu.

Ich kenne das von mir. Manchmal, und das sage ich nur Ihnen, spreche ich mit dem Bild meines Sohnes Marquardt. Wenn man eine Sehnsucht hat nach einem Menschen und es ist weit und breit keiner zu entdecken, das führt einen ja auf. Gestern Nacht im Keller hat mich der Alte beleidigt. Lag da nicht ein Teddybär? Nein. Hier hat er gelegen. Jetzt ist er weg. Ich gehe jetzt in die Wanne.

Der Ghoulish oben ist sternhagelvoll. Gleich schläft er ein. Wir sollten einander vorstellen. Bitte, gehen Sie endlich. Ich heiße Marittel und mir ist, als hätte ich schon lange auf Sie gewartet. Der reine Blödsinn. Und wissen Sie auch, warum? Ich will es nicht wissen. Sie sollten lieber in Ihre Wohnung gehen und sich ans Radio setzen und Tanzmusik hören. Weil zwei Leidende einander finden müssen. Ihnen ist langweilig.

Ich weiß, Sie leiden an dieser Kriegsmutter. Der Onkel sagt, dass dieses sentimentale Frauenpack einen Christus braucht, damit es stolz sein kann, wenn einer von Ihren Männern auf dem Felde der Ehre geblieben ist. Sie soll ja in der Partei sein. Sie bringt mir Äpfel. Erzählen Sie mir sowas nicht. Und gehen Sie. Ihren Namen? Achill. Sechs Buchstaben ist er lang. Und alle laufen spitz nach oben. Außer einem. Das C ist rund. Achill ist ein schöner Name. Sie sind bestimmt ein Held. Ja, genau.

Hier, ihr Fresschen. Linsensuppe süß-sauer mit Wurst-Einlage. Hinsetzen, essen. Ein Schnäpschen habe ich auch mitgebracht. Es gibt auch einen Schnaps. Das wird noch mein Tod sein. Los, runter. Auf einem Bein kann man nicht stehen. So.

Das zeigst du allein. Nur einmal durchs Loch gucken. Bitte. Das Spiel geht wieder los. Erst die, dann die da drüben. Wer weiß, was ich von denen zu erwarten habe. Ich will nichts von diesen Weibern. Ich bin hier draußen im Grab bei denen. Damit ich drinnen wenigstens auf dem Friedhof herumspazieren darf. Billig. Billig. Das riecht nach billigem Parfüm bei dem Alten.

Karl-Heinz, da ist noch ein Rest. Ja, es wird abgegessen. Ich bin jetzt Ihre Krankenschwester. Frau Kieser, ich überstehe das nicht. Wirklich. Es ist das erste Mal in meinem Leben seit mehr als vier Jahren, dieser Schnaps. Früher habe ich es einfach so weggekippt. Das ist nicht so gut für meinen jetzigen Lebenslauf. Aber danke. Aber mein Junge...

Sie gehören gewiss nicht in ein Lager. Das muss ein Irrtum sein. In dieser Zeit, wo die Helden fremde Länder erobern. Auch wenn ich ihnen doch nur helfen könnte. Ich muss arbeiten. Ich muss arbeiten. Wie diese Frau leidet. Warum hat man sie eingesperrt, Achill? Man hat mich weggesperrt, Fräulein mit den gepflegten Fingernägeln. Eingesperrt ist kriminell. Das ist eine Beleidigung für mich.

Weggesperrt ist staatsgefährdend und eine Ehre. Die Erde ist keine Kugel, sie ist eine Scheibe. Ich gefährde auch die Gemeinschaft. Sie halten mich von der Arbeit ab. Halleluja! Am nächsten Tag hat sie mir von der Hakenkreuz-Fahne erzählt, die der Alte vor das Loch gehängt hatte. Von hinten beleuchtet, rot-weiß-farben. Feierlich wie der Eingang zu einem Tempel. Das Loch war immerhin schon ziemlich groß.

Das hätte sie mit dem Alten fast versöhnt. Halleluja, Halleluja. Marquardt, Marquardt, wenn du das sehen könntest. Die Hausfahne vom Alten hängt vor dem Durchbruch. Oh, schreien möchte man. Versöhnung. Gott ist mit uns allen. Das ist wie der Eingang zum Paradies, zum heiligen Tempel. Marquardt.

Dahinter könnte ich dich finden. Frau Kiesaier, ich sehe nichts. Aber ich höre alles. Und damit sehe ich besser als alle Sehenden. So, was haben Sie denn gehört? Gemurmel über meine Hausfahne. Ich gebe zu, in meinem Leben habe ich keine so schöne Dekoration gesehen. Märchenhaft und wie ein heiliges Tempellicht. Wie kommen Sie denn darauf?

Eine neue Kamelhaardecke war mir zu schade. Hören Sie, die Flak schießt. Aber kein einziges Flugzeug ist in der Nähe. Was machen die nur mit uns? Frau Kiesmeier. Was stecken Sie da Ihre Hand in meinen Keller? Die alten Kater und die alten Männer. Sie machen unkontrolliert überall hin. Ich habe mich letztens im Ton vergriffen. Das kann man so sagen. Bitte nehmen Sie das als Zeichen meiner Wertschätzung.

Eine Duftschöpfung der Firma Chanel aus Paris. Die Universität war so großzügig, das mathematische Institut mit Beutegut zu bedenken. Ich habe sofort an sie gedacht. Das war doch nicht nötig. Und dann noch aus Paris. Danke, danke, Herr Professor. Oh, wie das duftet. Dieser wunderbare Duft.

Wollen Sie nicht einen Augenblick bei mir Platz nehmen? Ich bin zum Freien. Vorsicht. Dankeschön. Ich danke Ihnen. Was machen Sie da eigentlich, gute Frau? Heimarbeit. Kugellager stopfen. Für die Propellernaben unserer Jagdflieger.

Haben Sie den Wasserhahn nicht richtig zugedreht? Nein. Ich wüsste nicht. Hören Sie das denn nicht? Nein. Vielleicht ist ein Wasserrohr gebrochen. Ich sehe mal nach für Sie, Herr Professor. Nein, nicht doch. Gute Frau, bleiben Sie hier. Ja. Jetzt werden die Post-Check-Ämter niedergelegt und...

Und die Kirchen. Der Dom zu Münster soll eine ausgehöhte Ruine sein. Die Nonnenklöster müssen dran laufen. Was? Woher wissen Sie das? Die Kinos in Köln. Die Asphaltstraßen in Düsseldorf. Die Oberleitungen in Essen. Das hängt alles bis aufs Straßenpflaster herunter. Alles rusig, alles dreckig. Ich seh jetzt mal nach, ehe der Keller wieder besser steht. Bitte nicht! Alles in Ordnung. Sie haben Feuer unterm Kessel. Wollen Sie baden? Dieser ganze Dreck...

Der muss doch einmal herunter vom Leib. Da wäscht man sich und wäscht man sich und die Welt geht unter. Von Köln über Hannover bis nach Berlin. Und die Politiker reden von einer gewaltigen Zukunft. Eine Zukunft des Russes. Ihr Hosenschlitz ist offen, Herr Professor. Wie bitte? Ach! Und wem haben wir das alles zu verdanken?

Leider kann ich ihn nicht mehr nähen mit diesen Augen. Wem wir das zu verdanken haben, frage ich Sie. Ach, verstehe ich. Wenn Sie die meinen, dann könnte Sie das den Kopf kosten. Gehen Sie mir denn da in den Mund. Ich meine doch die anderen. Na, die meine ich doch auch. Sicher, wir haben Sie ganz schön gegen den Strich gebürstet die letzten zehn Jahre. Aber muss man denn da gleich mit fliegenden Festungen kommen?

Na also. Batze ist gelobt und gepriesen. Was hat die bloß immer mit meinem Hosenladen? Warum sagst du nicht, dass sie weg ist? Ich warte in meinem Cabot von Tolme ein Erkältung. Du bist ja noch ganz nass. Lass mich dich abtrocknen. Pass mich ja nicht an, Onkel.

Wenigstens mit dem Handtuch. Onkel, lass das. Oder ich gehe gleich morgen früh aus dem Haus. Dann bist du gleich morgen Abend im Osten bei deinen Eltern. Du aber auch. Maritel, mach auf. Lass uns ein wenig spielen. Schon wieder. Bitte. Ich kann nicht schlafen. Na gut. Aber nur fünf Minuten. Vorsicht. Vorsicht.

Beutegut Marittel aus Nizza. Baujahr 1899. An diesem Bulettisch hat sich Land und Tschechisch verloren. Ist drüben auch niemand. Die Alte schläft. Hoffentlich. So, nach meinen Notizen ist es der Versuch Nummer 48. Wirf die Kugel in den Kessel. Jetzt müsste das Ereignis nach meinen Berechnungen eintreten. Onkel, kannst du nicht deinen Hosenladen schließen? Guck einfach nicht hin, Kind. Was ist?

Ist es die 2? Sie ist vorausberechnet und nicht geraten. Sie muss es sein. Sie ist es, Onkel Meier. Reise, Onkel. Wenn die Alte uns hört. Jetzt der Versuch Nummer 49. Schmeiß die Kugel, Mädchen. Nicht sagen. PX heißt die Wahrscheinlichkeitsverteilung des Zufallselements X. Das ist meine persönliche Ergänzung der Markovschen Ketten.

Oh, Onkel, sind wir bald fertig? Soll ich dir sagen, auf welche Zahl die Kugel nach meiner Definition der eindimensionalen Zufallsgröße gefallen ist? Bist du auch wirklich und wahrhaftig blind, Onkel? Stockblind. Dann sag's endlich. Gleich! Warum bist du damit nicht reich geworden? In diesem Land reich werden? Glaubst du, ich lebe in einem Roman? Ich will die Herren dieses Landes damit in den Ruin treiben. Ich leiste Widerstand. Es ist zwölf, stimmt's? Furchte mir nicht vor den Augen rum!

Entweder lügst du oder du bist der größte Schauspieler aller Zeiten. Ist dir aufgefallen, dass die Flugzeuge an uns vorbeigeflogen sind? Wer bist du? Ein Verrückter oder ein Genie? Im Delirium des Verrückteins sind die Lexikonleser, die Alphabeten und Volkserzieher. Onkel, ich friere. Bitte mach Schluss. Ich kenn das doch alles auswendig. So, setz dich wenigstens ein bisschen auf meine Knie. Und außerdem langweilt mich das alles. Marittelchen...

Du hast doch Augen. Es raschelt, Marettlchen. Es laufen elegante Uniformträger durch die Institute, junge und alte. Ich höre ihr ständiges Flüstern. Die mächtige politische Maschinerie, der sie sich lässig unterwarfen, lärmt an ihnen vorbei. Die vereinsamten Einzelgänger aus den vornehmen Regimentern finden sich zu kreisen. Jetzt gilt die berechnende Lässigkeit ihren eigenen Interessen.

Nein, nicht den Schicksalen armer, gedemütigter Arbeitsmänner, wie wir einen in unserer Mitte haben. Sie wollen die totale Barbarei auf ihre Weise weiterführen. Edel, vornehm, christlich fremd, sektiererisch und rasebewusst. Onkel, ich schlafe ein. Ich gehöre nicht zu Ihnen.

Das ist eine Elite, die weit weg sitzt von den schwarzen Frontnächten der einfachen Soldaten und der Todesangst der Fortgeschreppten. Ich muss mir ständig eine Laterne im Kopf anzünden, um sie alle richtig zu sehen. Denkst du manchmal an den armen Häftling? Oft. Wenn die alle glauben, sie könnten so einen Menschen, der hier vor unseren Augen gedemütigt wird, überleben...

Dann haben die einen nicht im Kalkül, nämlich mich. Onkel, Onkel, kein Theater mehr. Marittel, Marittel. Ich spüre die Weltformel des Misslingens auf. Eine Kreisformel, die jede ihrer Berechnungen ins Gegenteil verkehrt. Weder die Navigation, noch die Statistik, weder das Postwesen, noch die Militärmusik, die Aeronautik und die Schießberechnungen werden dann funktionieren. Und die eleganten Stiefelträger werden auch scheitern.

Das Schlimme ist nur, sie werden den Widerstand repräsentieren, wenn alles vorbei ist. Und ich und all die kleinen Briefträger waren dann nur Randerscheinungen. Moritülchen, schlaf nicht ein. Ich will doch der Hoffnungsschimmer sein. Für dich und dein KZ mal. Bist du wenigstens verliebt in ihn? Die Zwölf, Onkel. Sie war es nicht. Es war die Neun. Ich könnte ihn jetzt träumst, aber mein kleines Zugvögelchen

Ich muss mich sputen, Institutsleiter zu werden. Ach, mein Mädchen. Ein kluger und schöner Kopf, wie ich es bin. Und eine nette kleine Frau. So eine junge, kleine Schwalbe. Und holt ein Mädchen ver. Wenn ein junger Mann kommt, der fühlt, worauf's ankommt, weiß er, was er tut. Weiß er, was er tut.

und will er probieren dein Herz zu verführen. Weiss er was er tut? Weiss er was er tut? Schließlich möchte jede Frau, dass einer käme, der sich ohne Zöger wählen. Der Durchbruch Ein Hörspiel in zwei Teilen Erster Teil Da ist kein Wald und kein Meer.

von Peter Steinbach die Rollen und ihre Darsteller Frau Kieseyer Katharina Thalbach Gulisch Bernd Stegemann Professor Meier-Grieben Hans-Peter Halbwachs Marittel Anne Kahnis Achill Paul Herwig und Radiostimme Michael Müller Musik Henrik Albrecht Technische Realisation

Gertrud Melcher, Achim Fell und Mechthild Austermann. Regieassistenz Viviane Koppelmann. Regie Claudia Johanna Leist. Muss er wirklich wissen, was er tut, sonst kann man ihm nicht helfen.