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Der Garten - Bitterböse Farce über kreative Bohèmiens

2025/6/28
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WDR Hörspiel-Speicher

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
E
Edith
G
Georg
H
Henriette
W
Wolfgang
无发言人
Topics
无发言人: 人们总是对事物感到不满,却无法真正认识到事物的本质。评论家是做什么的?他们应该如何看待这个世界?我感觉评论家应该更加深入地挖掘事物的本质,而不是仅仅停留在表面。

Deep Dive

Chapters
Antonia, a successful music critic in her mid-thirties, is experiencing an existential crisis. She quits her job and her old life to work as a gardener for the washed-up rock star Sam Embers. This chapter introduces the main characters and sets the stage for the story.
  • Antonia's dissatisfaction with her life as a music critic
  • Her encounter with Sam Embers
  • The contrast between Antonia's previous life and her new role as a gardener

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Der Garten von Anja Hilling, Regie Detlef Meissner. Die Leute sind keine festen Größen, sie führen sich nur so auf. Sie leben jetzt und irgendwo in der Nähe, in der gleichen Epoche, im gleichen Jahrhundert, im gleichen Land, im gleichen Irrsinn. Sie sind im Hirn zu Hause, gewohnt die Dinge scheiße zu finden. Ihr Blick endet Millimeter bevor etwas Wahres beginnt und Erkenntnis ist der Saft, den sie aus ihrem Kopf rauspressen.

Eine was? Eine Kritikerin.

Schwitzende Zunge, vergessene Haut. Die unantastbare Nähe zum Spektakel der Seele. Und war sie wenigstens erfolgreich als Kritikerin? Bist du völlig vertrocknet? Die Frau hat Zeilen geschrieben, die schärfer waren als der Augenaufschlag einer Anemone am Ende der Nacht. Gestern. Freunde des Art Rocks, bin nicht ich zur Natur, ist die Natur zu mir zurückgekehrt.

Der Himmel war verhangen über den Tritonusintervallen der Wuhlheide, in die sich Sam Ambers zu einem eiskalten Comeback niederließ. In meinen Nerven trieben sich Engel rum, mitten im August, über die vereisten Flugbahnen der Gitarren-Soli.

Die Wahrheit ist ein Witz, schlechtes Timing, aber ich schwöre auf das Mama-Karzinom meiner Chefredakteurin. Ich bin auf die Knie gefallen, habe geblutet, gefroren und geweint, als wäre ich ein Kind und würde nicht am Wochenende in meinen 35. reinfeiern. Ist mir zu auserzählt, die Forst-Allegorie. Ich bring das in der Herbstausgabe. Du hast ja auch total den Überblick verloren. Hammer Strauß. Tut das eigentlich weh, die Brustprothese?

Jetzt, wo du's sagst. Sie hängen im Raum, warten, dass die Party beginnt. Sie sind die Ersten, das kann man schon mal ertragen. Sven? Zum Beispiel hat Hell gelbe Lilien gekauft und wirft sie auf die Couch. Seine Wimpern zittern länger als Chinas Schilf. Er gibt seiner Chefin Feuer. Ihr Pony erinnert an die Farbe der Lilien. Henriette.

Nachdem ihre linke Brust einem Titanersatz weichen musste, ist sie nicht mehr die, die sie mal gewesen ist. Henriette ist perfekt eingestellt auf den Krebs in ihr, frisst weder Tiere noch Milchprodukte und schmeißt gerade ihre letzte Kippe in eine Bodenvase, die ein paar Rosen füttert. Schön, dich wiederzusehen, Henri. Wo ist Antonia? Ich könnte dir einen Carpaccio zaubern. Sind die Rosen manipuliert? Nein, die habe ich von Aldi.

Martin. Martin. Martin.

Scheiße, habt ihr es her hier. Der Nachteil am Dachgeschoss. Gib den armen Blumen Wasser, Mann. Er kommt direkt aus der Redaktion. Philipp. Er arbeitet sich tot, um nicht an die Luft und ins Grübeln zu kommen. Sein Gesicht ist künstlich vergoldet, der Restblass verschneit. In seinen Muskeln wütet eine undefiniert bösartige Blume, ein dunkelblühender Selbstbestäuber, der sich das erste Mal vor sieben Monaten meldete durch eine Schwäche im rechten Arm.

Sein Nacken leuchtet. Mensch, Philippa, du siehst ja so erholt aus. Gestern Zugspitze, heute Selbstbräuner. Darum feuer ich dich nicht, weil du scheiß flexibel bist und die Bergwelt nicht länger belästigst. Morgen feuerst du ihn doch. Na klar, aber heute feiern wir in Antonia rein. Wo kann ich mein Geschenk abwerfen? Schmeiß es auf die Kisch. Antonia ist eh noch nicht hier.

Ed, schön dich zu... Was machst du da unten? Musik. Sie liegt auf dem Bauch, auf den splitternden Dielen und blättert in Vinyl. Hinter dem linken Ohr ein ausgerissenes Rosenblatt. Sie trägt eine Frisur, die sie jünger macht und ein T-Shirt, für das sie sich zu alt fühlt. Sie ist Friseurin. Den Salon hat sie sich gekauft vom Erlös ihrer letzten Lyrikreihe, die von einer dänischen Band vertont wurde. Edith war Dichterin.

Sie weiß, dass die Liebe geschaffen wurde, um sich in Distanz zu üben. Was schenkst du da, Philipp? Ich schenke immer nur Geld. Das freut sie sich ja sehr. Das Zitronensorbet ist ein Traum. Das ist Sojapudding für die Katze. Pervers lecker. Ich experimentiere gerade ein bisschen mit dem Terminator-Gen. Wild, Martin. Im Gegenteil.

Mir geht es um die manipuliert verspätete Expression des Toxins. Dabei konzentriere ich mich auf die Endphase der Embryonalentwicklung, in der der Keimling abgetötet wird, bevor er erfährt, was Tageslicht ist. Ich kann euch sagen, es gibt keinen größeren Schmerz. Naja, vielleicht zeige ich dir mal meinen Ultraschall. Die Samen werden steril, ohne Möglichkeit sich zu reproduzieren. Der brutale Versuch der industriellen Superschweine, die Ernährungskette der Welt zu steuern,

Es gibt diese eine Ernte, diese eine Saat, dann ist Schluss. Hätte ich gar nicht gedacht, dass du so viel Wert auf Fortsetzung legst. Er denkt dabei an die Welt, nicht an sich. Sag mal, weinst du, Henry? Ich habe mir Sojabohnen ins Auge. Steht dir. Mutiges T-Shirt. Findest du. Ihr merkt einfach nichts. Was denn noch? Wir sind hier, wir sind satt. Wir müssen nicht so sein, wie wir sind.

Ihr vergleicht ein Britney Spears Konzert mit Schopenhauers System des metaphysischen Pessimismus.

Weil ihr heute Morgen mit kleinen Meniskussorgen aufgewacht seid. Euer Schmerz ist mir zu subjektiv. Wer ist Britney Spears? Wir könnten netter sein. Spinnst du? Alles steht uns offen. Sport, Sex, Selbstmord. Aber wir haben beschlossen, uns mit Worten zu vernichten. Du vielleicht. Ich bin Friseurin. Ich rede nur noch im Affekt. Wir könnten netter sein. Warum? Einfach so. Einfach für heute Nacht. Das ist mir zu abgefuckt.

Vielleicht könnte man, ich weiß nicht, noch was Neues am anderen finden, irgendwas Großes. Ihr wisst schon, für das man sich wieder begeistern kann. Martin, du Pferd, meinst du das ernst? Natürlich nicht. Kommt eigentlich noch wer? Oder war es das? Und was ist mit Antonia? Hängt die immer noch in diesem Garten rum? Was für ein Garten? Der Garten ist anders. Ein Kind, reich und verwahrlost.

Von Menschen angelegt und dazu geschaffen, sie zu überwuchern. Hier wachsen Farben, die nichts mit Wasser zu tun haben, mit Sehnsucht oder Dünger. Blätter, die sich höher aufrichten als ein weiblicher Rumpf. Blumen. Sie vegetieren hier und überall. Ihr Leuchten ist nicht ortsgebunden. Ihre Schönheit kein persönliches Dilemma,

Und ihr Sterben ein Drama. Sie fluten ihren Saft in jedes menschliche Hirn, das gerade noch in voller Blüte stand. Es sind nur Blumen. Ihr Duft bleibt unerreicht. Ihre Gnade? Endlich. Weiter, weiter Wolf, nicht stehen bleiben. Er schlägt sich durch eine vertrocknete Dahlienzucht.

Die eine Hand an der Schläfe, in Kontakt mit einer chronischen Migräne, die andere Hand in der Hüfte, in Kontakt mit circa 20 Kilo Übergewicht. Georg. Ein Beamter von der Mordkommission mit massiven Schlafproblemen. Seine Freundin nimmt seit letztem Sommer Qigong-Unterricht. Seine Laune ist dementsprechend im Keller. Kennst du das, George? Das sind normale Wesen, Wesen wie wir.

Über Gedanken stolpern, die über das Wesentliche hinausgehen. Wolfgang. Ein Allergiker, der genau die Dinge liebt, bei denen sein Körper aufstoßen muss. Seine Augen liegen tief, sein Haaransatz hoch, sein Neuestem hört er stimmen. Was für Gedanken, Wolf. Ich habe echt mit Kopfweh zu tun heute. Ich glaube, wir blockieren hier die automatische Bewässerung. Der Zement deines Wesens wird zerrissen von einem System im Untergrund.

Der Arm einer Wasserrute greift in dich rein und kurz für Sekunden spürst du ein Jahrtausend Durst. Und alles ist wieder offen. Halt mir einfach das Gestrüpp aus der Fresse. Mitten im Leben, mitten in der Nacht reißt du die Augen auf. Weil du sowas wie das noch nie gesehen hast, bleibst du einfach stehen. Du bist hier. Du bist es, aber du könntest genauso gut ein anderer sein. Komm, gib Licht, Wolfgang. Ich komme hier nicht zurecht.

Als die Beamten, bewaffnet mit zwei Taschenlampen, durch den Garten treten, finden sie die Toten. Einen Mann und eine Frau. Den Rockstar und eine Unbekannte. Unberührt von der Welt, noch in der Pose der körperlichen Vereinigung. Hellhäutig ausgebreitet, auf einem wild wachsenden Rollrasen, unter den Schirmen verrohter Feuerlandgaben. Wer war die Frau? Frag nicht mich. Frag den Garten. Die Frau ist in den Garten getreten. Langsam.

In Wildlederstiefeletten am Ende des Sommers. Der Garten gehörte zum Haus von Sam Ambers. Musiker, Poet, Idiot. Die Frau war, sag nochmal das schöne Wort, Musikredakteurin. Aber darum hat sie nicht herbewegt, ihren studierten Arsch. Sondern? Sie kam als Gärtnerin. Hätte sie sich umgedreht, der Eingang des Gartens wäre weder sichtbar noch erreichbar gewesen. Hat sich nicht umgedreht.

Guck dir diese Sorgen an! Was ist das? Erde. Blut? Egal, wir müssen die Lippen öffnen. Heller will nach Tsingtao. Mit Hu, ihrem Qigong-Lehrer. Hu? Hu, für Hunde, Hunger, Husten. Wer ist Heller? Meine Freundin.

Konzentrier dich auf den Mundraum. Das geht mir alles zu schnell. Die Nachstellung des Liebestods mit einem scheinbar unerreichbaren Menschen könnte als Hinweis verstanden werden auf die Ironie des menschlichen Maßes. Ein abartiger Ort. Außerhalb des Kreises der routinierten Verzweiflung. Du meinst, die Linie unserer Vorstellung ist nicht der Umriss unserer Natur? Und der Radius unserer Schmerzen noch nicht die Grenze unserer Welt? Ich meine...

Die Frau hat ein bisschen zu viel an ihrem Rechner gegröbelt. Im Mundraum der Frau finden die Beamten Fragmente von violetten Blüten. Eine giftig schöne Solitärstaude, die dunkel und hoch den Schatten liebt und die Nacht. Eisenkraut. Tödlich. Aber nicht in dieser symbolischen Menge.

Gestorben sind sie beide. An einer Überdosis Trinipramin. Reiß dich mal zusammen. Ziemlich primitiv ist Antidepressivo mit einer temporär potenzsteigernden Wirkung. Das erklärt auch den Verlust der Kleidung. Medizinisch gesehen hatten sie Sex. Ich reiß mich schon zusammen, keine Angst. Und meinen Abschied feiere ich in einem Krankenhaus. Solider Lungenkrebs in einem Treibhälterzimmer. Ziemlich allein, vollbekleidet. Adieu. Todesursache?

Was bleibt, ist ein Blickkontakt, der für immer bricht mit der menschlichen Kommunikation. Es ist alles gesagt. Love is the answer. Leider darf keiner mehr eine Frage stellen. Warum ist sie denn weg von dir, deine Freundin? Das liegt nicht an mir. Bin wie immer. Aber sie, sie hatte von heute auf morgen Panik weiterzuleben. So wie es jetzt ist und hier. Tapetenwechsel. Todesangst. Sie kommt schon zurück. Laber nicht rum. Wirf lieber mal einen Blick ins Feuilleton. Ich werde das Bankrampag machen.

Ein Comeback, naja. Die Frage ist doch, gibt es denn hier noch irgendeinen Ort, von dem gekommen man zurückgehen sollte? Oder nur den dumpfen Herzschlag eines scheinbar unüblichen Wegs? Sie trug die Haare offen und die Hosen eng. Antonia. Sie besprach Rockkonzerte. Transformierte Begeisterung in Beleidigung. Von jenem Geist beseelt, der die Welt schlecht macht, um sie zu erhalten. Die Sprache war das Gegenteil ihrer Betrachtung.

Und ihr einziges Zuhause. Antonia. Der Typ hatte den dämlichsten Namen der Welt. Und sie konnte nichts tun gegen die Farbe seines Blicks. Sam Ambers. Ihre Augen sind unglaublich hell. Sam Ambers. Auserkoren zu einer beispiellosen Karriere. Von einem beschwipsten Praktikanten von Universal, der Sinn hatte für das Geheimnis in seinem Blick, das in das Gesicht eines durchschnittlichen Fans eine Blässe zaubern könnte.

deren Ausbreitung vergleichbar ist mit einem Spinnmilben-Netz, das innerhalb von einer zehntel Sekunde eine pinke Rhododendron-Blüte in totes Weiß verwandelt.

Aber das ist Jahrhunderte her. Man kennt dich. Sam Ambers, ein neues Album. Das ist ein Feldzug für dich, keine Wiedergeburt. Die Stratosphäre in scharfer Studioqualität. Das sehnsüchtig verblendete Ich folgt im metanarrativ-sublimierten Masochismus dem Abfall einer präpotenten Seele, die ein letztes Mal aufsteigt zum Imperativ einer in die Jahre gekommenen Generation. Der ambivalente Himmel einer verrotteten Gottheit. Autonom, autistisch und nicht zu entziffern. Und Sie? Kommen Sie auch zum Konzert?

Auch wenn du klinisch tot bist, wirkst du noch kerngesund, aber du selbst hast keinen Kern. Nur ein unfassbares Händchen für Gassenheuler. Ich verstehe nicht gut. Können Sie ein bisschen, ein bisschen lauter, oder rücken Sie ein bisschen näher vielleicht? Man sagt, du hast dir deinen Traum von Wildnis erfüllt. Ein Haus im Umland, mit Garten, naja, was man so redet. Willst du mich verführen? Was? Ich will mich vergessen. Weg von hier. Das ist doch der Sinn von unserem Lunch hier, dass wir uns berühren, bevor wir uns wieder in Gedanken verlieren.

Wenn du mich verführen willst, mach es schnell oder lass es bleiben. Komm zu mir, bevor ich an deinen Namen erinnere. Komponierst du jetzt, oder? Leg diese wunderschöne Hand in meinen Nacken. Aber so, dass ich es spüren kann. So? Ah ja. So in etwa. Ich bin Antonia. Freut mich sehr. Ich bin mit jemand zusammen. Das ist aber schrecklich. Ich wollte eigentlich auf dein Haus zu sprechen kommen, hier in der Umgebung. Kommen Sie einfach vorbei.

Auf einen Sprung. Ich lebe nicht allein. Sie hören mir nicht zu. Ich lade Sie ein, nicht mich. Darf ich also davon ausgehen, dass du in spätestens einem Monat Blattläusen den Schädel einschlägst, dir eine Freundin suchst mit Blumennamen und einen Fuchs schlachtest? Erst der Feldzug, dann die Gartenarbeit. Krieg, Entzug, Bandscheibe. Dann schreibst du mal wieder ein Liebeslied. Ist das so? Könnte ich so zurück in der Redaktion deine Pläne zusammenfassen? Sie...

Sie können tun, was sie wollen. Ich sehe das ganz anders. Interessant, gib mir ein Wort. Ich muss los. Wohin? Ich bin auf der Suche nach einem Gärtner. Auf der Suche nach einem Gärtner. Tolles Interview. Ich mag, wie du den Typ einkreist. Fick dich. Süße, ich mag deinen Stil. Kann ich den Wirtschaftsteil? Ich kreise niemanden ein. Was ist los? Ich mache mir Gedanken über Wladimir Karbusitski.

Dein Sirup schmeckt wie immer. Kompliment. Du musst erst probieren, dann lächeln. Ich habe uns Karten für die Filler gattert. Was sagst du dazu? Im Gegenteil, ich stehe seit heute früh auf Kabositzkis Seite. Okay, dann lass uns kleinlich werden. Das heißt, ich gebe ein Musikstück von einem Monster aus, dessen eigene Hände ein Schöpfer überragt. Sei nicht so simpel, Anton. Du bist Kritiker, kein Schöpfer. Du gehst von dir selbst aus, nicht von Musik. Sonst wären deine Eltern nicht so stolz auf dich.

Sei einfach noch mal so wie heute Nacht. Ich will dich nicht unter Druck setzen, aber wenn wir ficken, kann ich nichts mehr hören. Ich sag das, damit ich weiter bei dir wohnen darf. Früher, da war da sowas wie Musik. Schnell, kühl, abgedreht von uns. Da war was, was ich nicht verstehen konnte. Irgendwas viel dunkler als wir. Das ich verhindern wollte, ausschalten, zerstören. Das war... war... naja, es war. Und jetzt? Jetzt? Jetzt mach ich die Augen auf, sehe in deine süße Fresse und alles um mich rum ist so nah und so handfest und so erträglich.

Das nennt man Frau. Das nennt man Ehe. Wenn du Veränderung brauchst, dann... Pass auf, was du sagst. ...lass dir die Schneidezähne schleifen oder dir einfach mal wieder zu fließen. Wenn ich mich verändern würde, wäre ich nicht mehr hier. Das ist biologisch konsequent. Apropos, die Uni Kasachstan hat mein Stipendium bewilligt. Du Sau! Das sagst du mir erst jetzt? Ich wusste nicht, ob du dich freuen kannst. Ich finde das super. Wann geht's los? Es ist daran super, dass ein halbes Jahr die halbe Welt zwischen uns liegt. Alles! Heute Nacht.

Da habe ich mich so wahnsinnig gut gefühlt mit dir. Und plötzlich nicht mehr gewusst, was ich in Kasachstan so... Naja... Die Kälte, die Gesichter, die Berge... Der verbrecherische Einsatz des Terminators im Saatgut einer gebeutelten Welt. Ich dachte, der Mist liegt dir am Herzen. Oh, verpiss dich, rette die Welt, tu's für mich.

Ich habe Lust auf Zeitverschiebung. Wir beide. Kontinentales Vermissen auf ein Verlangen wie früher, jenseits der sinnlichen Scheiße. Dich zu begehren, ohne dass du dich auf mich knallst. Dein Gesicht zu vergessen, deine Meinung. Den Kontakt zu verlieren, ehrlich, Martin. Ich freue mich für dich. Hau ab, das wird super! Ich habe abgelehnt. Wissenschaftliche Arbeiten, die auf Feldforschung beruhen, sind auch oft zerfasert von den starken Eindrücken vor Ort. Nein, das ist eine persönliche Entscheidung. Keine Angst.

Ob du den Scheiß hier schreibst oder in einer anderen Wüste. Du wirst nie fertig werden, nie was ändern. Da bist du ganz persönlich nicht das Gefühl. Was glaubst du, wie sich das anfühlt, wenn du sowas sagst? Keine Ahnung. Ich spreche von Musik, Martin, nicht von Gefühlen. Lass mich nicht ersaufen in deinem Hirngewichs. Wenn du mich verlassen willst, sag es mir ins Gesicht, Antonia. Ich muss los. Wohin? Arbeiten! Wer hat meinen Espresso ausgelöffelt? Ich nicht.

Ich kriege ihn keinen Kaffeesatz mehr, nur weil sich irgendein Sack mal wieder nicht entscheiden kann, ob die Zeit abläuft oder ihre hyperartifizielle Konstruktion. Du bist ja auch totgesagt. Kommt er eigentlich zu meiner Geburtstagsparty? Kommt drauf an, wo die liegt. Ziemlich hoch, Samstag, Dachgeschoss, wenn du das schaffst. Ich lasse mich von Sven hochschleppen. Dann fühlt er sich mal wieder als zärtlicher Mensch. Ich wollte eigentlich an meinem Balkon mit Pflanzung. Ist schon okay. Henny, guten Morgen. Du bist zu spät.

Mein Gynäkologe hat mich gefragt, ob ich sein Freund sein will. Das sind doch gute Neuigkeiten. Wie alt wirst du eigentlich, Antonius? Du bist so ein Arschloch. Was ist mit heute Nacht, Kollegen? Das große Comeback. Licht, Posen, Löcher in der Seele. Leider habe ich Rückenschmerzen. Und ich habe eh nicht mehr lang.

Dann du, Antonia. Boah. Da geht ein noch nicht definierter Geist um unter den Artrock-Puppys. Ich kenn das alles schon. Ja, aber heute Nacht, das könnte heilsam werden. Wüstwahrscheinlich, aber ich kann heute nicht. Und dabei siehst du aus, als würde ein bisschen Licht in der Fresse dir ganz gut bekommen. Stage-Diving, Identitätsverluste, romantisches Aufatmen. Genau. Die Dualität von dir und Welt wird heute Nacht Vergangenheit sein.

Komm schon, Antonietta. Schreib ein paar kraftvolle Verse über das Comeback des Gladiators der gealterten Unterschicht. Vielen Dank, aber ich gehe heute in die Philharmonie. Von wegen. Heute Nacht ist Embers Nacht. Sam Embers war im Frühling für zwei Wochen in der Salzwüste Afghanistans. Man sagt, sein Weltbild hat sich verändert, wenn du weißt, was ich meine. Ich kriege schon lange keine Gänsehaut mehr, nur weil ein beleuchteter Schönling ein politisches Statement gibt. Antonia, dein Freund ist am Telefon.

Was will er? Er will dir sagen, dass er sich freut, mal wieder, nach all der Schufterei ein paar Streicher an deiner Seite zu genießen. Er will dir sagen, dass er pünktlich ist, um acht vor der Philharmonie, dass er schon gegessen hat und dass er dich liebt. Auch wenn ihm aufgefallen ist, dass du seit einiger Zeit keine Metaphern und keine Niedschatten mehr verwendest. Bist du eigentlich schwanger? Leck mich am Arsch! Und jetzt hat er Karten für Rachmaninoff. Das ist ja dermaßen abgefahren. Ich bin durch damit. Ich hab Krebs.

Nennt mich den letzten Junkie der Rockmusik. Ein Vegetarier aus reiner Lebenslust. Jeden Donnerstag jag ich durch meine Venen eine Komposition aus Eigenblut und Mescalblütenkonzentrat. Für das Extrakt einer einzigen Spritze werden 400 Blumen gebraucht, die auf einer Plantage in Äthiopien kultiviert werden. Exklusiv für so heillose Naturheilfanatiker wie mich. Es tut mir leid, ich glaub an gar nichts mehr. Nur, dass auch die andere Brust dran glauben wird.

Ich kann zur Liebe nicht mehr beitragen als dieses fleischlose Musikmagazin. Ich wünsche dir viel Spaß mit Rachmaninoff. Ich gehe zu Embers heute Nacht. Und Martin? Ich weiß nicht, ich frage ihn selbst. Wahre Schönheit ist so beschissen wie Weight Watchers. Wenn du endlich satt bist, bist du tot. Aber wenn der Mensch seinem kleinen Hunger endlich eine große Frisur entgegensetzen würde, sähe die Welt schon mal besser aus. Das perfekte Haar

Zur versauten Biographie. Gibt es sowas? Du meinst, das falsche Dasein gescheitelt in ein verlogenes Glück? Ja, so in etwa. Frag nicht mich, ich bin Friseurin. Früher warst du Dichterin. Als Dichterin verrate ich dir, es gibt mehr beschissene Kurzhaarfrisuren als versaute Biographien. Hast du Durst? Ich will den Saft retten. Aus dem Rest meines Lebens.

Wenn du mich so fragst, ist mein Durst gigantisch. Und wie geht's dir? Ach, weißt du, ich fänd's schön, einfach mal wieder ein Bier mit dir trinken zu gehen. Ich könnte mir vorstellen, als Gärtnerin zu arbeiten. Super. Stehen, schuften, vergessen. Krampfadern, Hornhaut, Verblödung. Die arrogante Romantisierung der körperlichen Arbeit.

Wenn du Sehnsucht hast nach deiner Natur, dann nimm ein Sabbatjahr und gefischen auf Kosten der Redaktion. Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle. Du hast deine Hand irgendwo hingelegt. In irgendeinem Nacken wahrscheinlich. Irgendwas hat dich durchströmt. Sagen wir Blut. Es war mit dem Kontakt verbunden und ging irgendwie weiter. Es war da. Es geblieben. Das Blutgefühl.

Und wenn das Gefühl bleibt, wenn die Berührung geht, dann muss er in dir sein. Der Mist. Das ist doch interessant. Das bist nur du selbst. Kein Grund durchzudrehen. Warst du noch nie verrückt nach einem anderen Menschen? Dir ist eine Ader im Nacken geplatzt. Ich liebe dich auch. Adios. Halt still. Ich würde gerne sagen, ich freue mich, dich zu sehen.

Ich will dir nicht wehtun, Henry. Du siehst schön aus in diesem Licht. Aber leider hat noch nie mich irgendwas so traurig gemacht wie dein hübscher Pony an diesem beschissenen Abend. Hey, hey, Martin. Hey, hey, Henriette. Wo ist Antonia? Die ist... Sag nichts. Das renkt sich wieder ein. Antonia hat ziemlich was zu tun. Frag mich, ich bin ihre Chefin. Ich hab gesagt, sag nichts. Lass mich nachdenken. Sie hat doch alles. Super Job, super Katze, super Eltern...

Die Kinder kommen noch. Die Wohnung ist fast abbezahlt. Irgendwas fehlt. Was ist es? Sagt nichts, ja? Ich komm noch drauf. Antonia. Lass mich nachdenken, in mich gehen. Weiße Haut, roter Mund, heller Kopf. Was fehlt? Ich komm nicht drauf. Meiner Meinung nach ist alles da. Kluge Gespräche, guter Sex. Meine Aussichten sind auch nicht schlecht. Ich seh ihrem Arsch hinterher immer noch.

der sich in einen Tag schiebt, vor dem ich in die Knie ginge. Ich hab Angst. Sag was, Henry. Sag, dass sie beruflich ziemlich involviert ist. Sag was, du bist ihr Chef. Ich hab Angst, sie zu verlieren. Sag was. Bitte. Vielleicht kennt ihr euch zu gut. Aha. Warum bin ich dann erstaunt, dass sie nicht hier ist heute Nacht? Bist du doch gar nicht. Antonio ist in der Wuhlheide. Beruflich oder was? Hast du Hunger? Lenk nicht ab. Ich hätt Lust auf Hirsch.

Der Sänger berührt mit den Lippen das Mikrofon. Die Frau knickt mit dem Stift das linke Ohr um. Hört den Schrei der Zeitverschwendung. Die Jahre, Stunden, Sekunden, die vergangen sind bis zu diesem Kontakt. Sie drückt ihre Zunge an den Gaumen, sieht dem Sänger auf den Mund. Bis ihr Knie einknickt. Was glaubst du, wer du bist? Mit dem Stift hinterm Ohr sucht sie nach Worten. Schreibt den Sänger ab. Seine Lippen. Seinen Blick. Sein Comeback.

Sag nichts, bitte, du kannst es nicht. Der Sänger steht auf und beginnt zu singen. Die Frau spürt sein Lied auf ihren Lippen und beißt zu mit einem abgebrochenen Schneidezahn. Herr Krampf! Irgendwo muss das doch aufhören. Ja, aber wenn... Der Beamte zieht den Schädel der Frau nach oben. Ihr Haar ist dunkel, hart und kurz. Man könnte denken, sie hat kurz bevor sie herkam noch eine Glatze getragen. Sie halten fest. Das ist der Witz am Liebestod. Wolfgang...

Wenn mir nicht so schlecht wär, würd ich dich einfach mal in den Arm nehmen. Einsamkeit ist nichts, was du mit Gesellschaft beenden kannst. Doch! Nein! Ist das schon ekelhaft. Er lässt es los, das Haar, aus dem sich Insekten gelöst hatten. Winziges Leben. Kriecht über seine Hand in den Ärmel seiner Lederjacke. Und die Körper bleiben steif und unzertrennlich. Eine Nebenwirkung des Medikaments. Erst verlierst du dein Sprachvermögen, dann kommt die Erregung.

Animalisches Glück, das sich im Zittern entlädt. Der Mund wird trocken, der Augendruck erhöht. Blindes Stadium. Keine Sprache mehr, keine Sehkraft. Das Herz pumpt sich an die Grenze der Hirnwellen. Schmerzen. Freiheit. Am Ende die Versteifung des Körpers. Unter einem abgelösten Geist. Wenn du die Glieder trennen willst, musst du sie brechen. Bist du eigentlich verheiratet? Witwer.

Komm, wir müssen jetzt. Mit Gewalt. Die beiden Männer, der eine Witwer, der andere auch allein, trennen die nackten Körper. Sie hören das Geräusch, das entsteht, wenn man das Fleisch eines Tieres zerreißt. Witwer Wolf. Zeig mir das, Witwer. Die Körper der Toten sind frei. Nur ihre linken Hände noch ineinander verhakt. Der Beamte versucht sie zu lösen, mit unangemessener Vorsicht.

Er selbst weiß am wenigsten, woher sie kommt. Diese Zärtlichkeit. Aber er berührt die Finger der beiden Hände. Abwechselnd. Seine und ihre. Versucht sein Glück von unten. Sein Daumen zwischen ihren Handflächen mit der Wendigkeit eines Grashalms. Aber alles, was er befreien kann, ist ein versandetes Mobiltelefon. Wir sind Gott sei Dank viel zu verzweifelt, um verloren zu werden. Wie weit kann man das zurückverfolgen? Soweit man es erträgt.

Du siehst mich an? Hell.

Ohne mich zu entdecken. Mitten in die Pupille, ohne dich zu rühren. Ein Scheinwerfer verreckt, der Sänger senkt den Kopf. Und der Gipfel seiner Menschlichkeit ist eine kahl schimmernde Stelle am Schädel. Im linken Ohr der Frau ein Krachen, dann Stille. Der Abschied eines Tinnitus nach einem Jahrzehnt Rauschen. Dieser aufgeräumte Schädel. Du siehst traurig aus. Und warum merkst du das? Gibt's irgendwas Tödlicheres als ein Comeback?

Willst du mich verführen? Du musst wissen, ich habe seit Jahrhunderten mit keiner Frau mehr geschlafen. Aha, warum? Weil es nicht mehr geht. Sam Ambers. Genau.

Du dachtest, du könntest dir selbst ganz gelassen das Geheimnis verraten, das dich so speziell gemacht hat. Das Licht im Kern erfassen. Obwohl doch immer klar war, dass der Vertrag endet in dem Moment, in dem das Denken beginnt. Ich bin so gut, aber das ist scheiße. Denkst du manchmal daran, dir das Leben zu nehmen? Witzigerweise denke ich, dass es immer weniger gibt, das ich mir nehmen kann. Was machst du da? Ich versuche, die Hände zu entzahnen. Warum? Bei Berührungen.

Die Party der Atmende nicht.

Wir wollten in Kurz reden, abartige Ehrlichkeit zelebrieren, uns weder fertig machen noch befummeln, uns lieben, hygienisch astrein und für alle Zeiten. Aber wir verstehen uns doch gar nicht. Also, ich vermiss das. Unsere Joystick-Phase. Weißt du noch, als wir simuliert haben, wir wären Junkies, die in der Ukraine berühmt werden als tschetschenische TV-Köche. In mir brüllt ein Tier, das keinen Lebensraum hat.

Der Musiker geht.

In den Garten. Will sich in die Erde legen und sie dann verlassen. Wie man sich das so vorstellt. Den Rücken in einem Bodendecker. Den Blick in den kommenden Tag. Das ist der Plan. Er hat nur vergessen, dass heute der erste Tag der neuen Gärtnerin zu Ende geht. Aber an irgendwas denkt man immer nicht. Na, suchen Sie irgendwas? Ich komme nicht klar mit dem Unterwassersystem. Stehen Sie auf. Wo ist der scheiß Schalter? Ich helfe Ihnen. Fassen Sie mich nicht an.

Die Explosion des Garten im Zentrum der Leute ist kein Zufall. Sie kann als einfache physikalische Reaktion definiert werden. Die ziemlich untersehliche Plattenverschmierung von Welt und See ist ausgelöst durch einen scheinbar unmöglichen Kontakt.

Zwei abgefuckt entfernte Seelen. Ein Rockstar und eine Konzertkritikerin. Den Menschen auf Null setzen. Die Bewässerung ist, seid ihr an im Arsch. Super, und wofür nicht jetzt Gießkannen? Aber wenn sie sich alleine füllen, dann könnten wir ein paar Stunden ins Solarium gehen. Klingt verlockend, aber so allein bin ich nicht. Sie ist allein, wie Blumen allein sind.

Ihre Umarmung ist ein durstiger Spaß der Natur, die ihr Comeback feiert in den Splittern der menschlichen Brust. Es ist alles möglich. Und die Geduld verblüht. So gleichgültig wie der Tod. Trotzdem, schön, dass Sie sich um den Garten kümmern. Es ist nicht leicht. Nein, ich lasse das hier auch richtig verkümmern. Ich bin Antonia. Komisch, irgendwoher kenne ich Sie. Der Garten.

Henni, Henni, du warst mal so wichtig für mich. Können Sie etwas lauter die Leitung knacken? Wie eine Mutter, du Ratte. Hallo, wer ist denn da? Ich hab dich bewundert und nichts von dir gelernt. Entschuldige die Verbindung, ich lieg hier auf einer ziemlich exotischen Grassorte. Hallo? Jetzt geht's besser. Henry! Astrid, bist du das? Nein, ich bin's, Antonia. Antonietta, du! Wir feiern dich hier. Ich will den Kündigung. Klar, mach dir keine Sorgen. Wir wollten Zukunft sein, der Einen von morgen. Spillest du dir ein? Wir wollten Geschichte schreiben. Unangreifbar und gelähmt. Gefangen im Glanz des Understatements.

Antonia, die Essenz von allem, der Gott ist nichts.

Ich lebe, danke der Nachfrage. Bist du noch an dem Rockstar dran? Scheiße, Henry, ich bin so nah dran. Ich muss mir den Sand aus den Augen reiben, der aus seinen goldenen Poren weht. Das ist dermaßen unprofessionell. Dann komm doch her und hilf mir, meine Brille zu finden. Kämen sie in den Garten, sie würden durchs Gras laufen. Auf schmerzhaften Schuhen. Die Hände in den Hüften, den Notizblock in der Unterhose in Erinnerung an die Schlacht.

Nicht ersterben, bevor die Seele in einen Hauptsatz passt. Aber irgendwas ist schiefgelaufen. Die Zeit wurde schneller, der Körper fieser. Und das Leben so leicht und luftig, eine winzige Feder. Immer zum Abschuss bereit. Ich will nicht mehr arbeiten. Okay, ich bin in Geberlaune heute. Nimm dir das Wochenende und den Montag dazu. Dienstag sehen wir uns in der Redaktion. Wir fürchten weder Geld noch Ruhm.

Aber wir scheißen uns in die Hölle, bei der Frau scheinbar frei zu sein. Freiheit, Antonia, das ist mir zu blöd. Keine Sau ist frei, die noch in einem Körper steckt. Ich hab Angst. Musst du nicht. Ich hätte dich eh gekündigt. Du hast es nicht mehr. Was? Distanz.

Im Dachgeschoss ist das Geburtstagskind noch immer nicht aufgetaucht. Die Party geht viel zu früh ihrem Ende entgegen. Die Gesichter leergefressen. Im Flur zum Beispiel zieht sich ein silberner Schimmelpilz hinter der Garderobe die Wand nach oben. Seine Haut schwitzt im hohen Fleisch einer Rose. Und seine Augen erinnern an nasses Gras. Dunkel und laut. Wahnsinn.

Deine Augen. Der Garten ist anders. Ein Kind. Reich und verwahrlost. Wo bist du, Kleine? Im Garten. Was ist mit mir? Ich bin ein Verräter. Liebling. Nimm's nicht persönlich. Ich werd alles verraten. Familie, Worte, Gesetze. Dich. Keinem Plan mehr folgen und keiner Regel.

Ich werde im Nebel leben und den Rest meiner Lunge an den Staub der Sterne verschenken. Wenn du verstehst, was ich meine. Ich verstehe dich schon lange nicht mehr. Das ist schon okay. Vermisst du mich nicht? Nein. Mein Geruch, meine Haare, meine Art, dich anzusehen, während ich mit deiner Mutter telefoniere. Vermisst du das nicht? Unsere Wohnung, unsere Katze, unser Geplapper. Grüß die Katze. Sag ihr, ich platze vor einer Zärtlichkeit, die zu abgründig ist für ein Drei-Zimmer-Dachgeschoss.

Sie wird Verständnis haben. Spinnst du? Du kannst die Wohnung haben. Die Platten würde ich gern in den Nahen Osten stiften. Das kannst du nicht machen. Wir sind seit sechs Jahren zusammen. Ich wollte dich verlassen, noch bevor ich wusste, wer du bist. Du hast keine Ahnung, wer ich bin. Wir sind seit sechs Jahren zusammen. Bitte komm zu dir. Komm du doch zu mir. ...käme er in den Garten, sie würden am Oleander lehnen.

Die Schulter in die Schulter des anderen gerammt. Als könnte man mit Gewalt noch was sein füreinander. Ich hasse dich. Warum? Es hilft. Wenn ich mir vorstelle, ich bringe dich um, dann ist alles wieder da. Das Pochen unter der Kopfhaut, dein Puls in meinen Adern. Wenn ich dich hasse, können wir wieder zusammen sein. Ich glaube, du musst los. Wohin? Auf diese Geburtstagsparty. Der Garten bewegt sich im grauen Licht auf das Wesentliche zu.

Der Mond brennt senkrecht und voll. Helle Ratlosigkeit. Der Musiker lehnt mit dem Rücken am Gartenzahn. Tabletten füllen lose den Raum seiner rechten Jeans-Tasche. Kommen Sie runter. Wie ist mein Name? Kommen Sie runter, bitte. Du hast meinen Namen vergessen. Als ob das jetzt wesentlich wäre. Das Gefühl nach 308 Kritiken. Komm runter. Ich mache hier nur die Kirsche runterfest. Antonia.

Durch das Dachfenster kippt der Mond ein fetzen Licht in den Hausflur. Hast du Schmerzen? Permanent. Ich sehe ihn zu, beobachte sie, wie sie kommen und nachmachen. Es ist absurd. Ich würde gern weitermachen. Ohne Brüste, ohne Haare, ohne Haut, ohne Würde. Bleib einfach ein Lied noch hier. Guck mich nicht an, wenn du weinen musst. Es kotzt mich an.

Im Dachgeschoss in der Küche fällt ein Marienkäfer auf den Herd, versucht sich zu wenden und stirbt mitten auf dem Ceranfeld. Im Wohnzimmer vom Dachgeschoss schiebt sich durch die offene Verandatür mit weißen Blattadern der Arm eines Efeus. Mir wächst irgendein Kraut, das mit einer violetten Flüssigkeit akribisch meine Muskeln auffeist. Was willst du damit sagen? Ich bin genug berührt.

Die Nacht verhält sich wie immer. Läuft weg. Im Garten zieht eine Lilie helle Blüten in ihre Mitte zurück, bis in der Enge ein Laut entsteht, der an menschliches Lachen erinnert. Ich glaube, es wird schon hell. Kickt euch. Helft euch. Umarmt euch. Ich muss hier noch was umpflanzen. Über euch hinaus zu euch selbst. Explodiert, ihr Anfänger. Was ist das? Ach, eine...

Die psychische Wiedergeburt. Frag mich nicht. Fragt nicht. Schenkt euch ein Blutbad, das nichts mehr ist und nicht weniger als der Witz vom Anfang einer neuen Welt. Ich muss mich auf die Tulpen konzentrieren. Sind aber Lilien. Was wird so scheißbunt da hinten? Sag mal, hast du jemals die Sonne bluten sehen? Sie haben keine Kraft mehr und ihr Blick ist frei. Sie versuchen miteinander zu schlafen. Die Blicke ins Gesicht des anderen geklatscht.

Ohne Idee, ohne Potenz, ohne Zeit. So gut es geht ohne das. Es geht nicht gut. Es ist kein Sex. Es ist ein Kontakt. Was würdest du heute tun? Ich würde über dich reden. Über wie man so rumquatscht. Über den Morgen nach einer Liebesnacht. Mit Freunden oder Kollegen. Ich würde sagen, du lagst auf dem Bauch. Ich habe meine Hand auf deinen Arsch gelegt. Deine Nase hat gezuckt.

Und deine Haut war noch warm vom Schlaf. Und dann? Dann, dann, dann haben wir uns geküsst. Mit blauen Lippen und kalter Zunge. Und wenn wer fragt, wie es war? Na ja, na ja. Ich würde sagen, wir waren angeschossene Arschlöcher, die zurückfallen in die Natur ihres Schreis. Happy Birthday, Katerin.

Schön, dass du hier warst. Es war mein absolutes Vergnügen. In der Küche versuchen Philipp und Edith sich zu küssen. Geht's? Ihre Füße stehen in der wilden Erde einer Kübelpflanze. Nein. Ihr Arsch verbrennt auf einer orange blühenden Spüle. Geht's? Und ihr Blick? Nein. Im Lüftungsschacht.

Du siehst glücklich aus.

der in einer Bechermalve auf dem Handrücken balanciert, bis der fette Tropfen einer Nessel vom Dachfenster in den Becher fällt. Auf dem Balkon versucht Sven, die Hauswand hochzuklettern. Flieg, du Sau. Die Arme in den Armen eines Efeus. Flieg. Die Fresse im Morgenlicht. Du Sau. Die Seele in den Fäden einer Spinnenblume. Flieg, du Sau. Flieg, du Sau.

Der Garten sammelt sich. Ein letztes Mal. Konzentriert, dunkel und besoffen. Die Epoche der Persönlichkeit fällt zurück ins Herz des Universums. Und wir? Was machen wir? Wir werden Mensch. Die Beamten schaffen eine Drehung. Halleluja. Dann macht einer der Beamten ein Foto von dem toten Gesicht auf dem Schuh seines Kollegen. Spinnst du? Ich habe es meiner Tochter versprochen.

Sie ist ganz verrückt nach dem Typ. An ihrer Wand hängt ein Poster. Weißt du, was da steht? Komm, wir müssen noch die Absperrung klar machen. Da steht, fick mich Sam Ambers. Wusste ich gar nicht, dass du Kinder hast. Darf ich dich auf einen Mau-Toi einladen? Was immer das ist, sehr gerne. Sie setzen sich auf eine Bank außerhalb des Gartens. Mit Blick auf die Ligusterhecke. Um sie rum schwirren leuchtende Westen.

Die beiden Beamten trinken Schnaps aus einer Plastikflasche mit rot-goldener Schrift. Bis einer aufsteht und eine Bewegung vollführt. Eine Grundposition. Kurz nach Sonnenaufgang im Schatten der Hecke. Darf ich vorstellen? Der Bär. Du bist ziemlich beweglich für dein Alter. Das sind Teile des Wuchin-Shichigong. Das morgendliche Spiel der fünf Tiere. Das hier ist der Hirsch. Nur für dich.

Danke, Schorsch. Scheiße wird das hell werden. Der Garten von Anja Hilling mit Myriam Schröder, Wolfgang Edelmayr, Luis Friedemann Thiele, Marianne Heuker, Konstanze Becker, Christoph Pütthoff, Michael Wittenborn, Martin Brambach, Timon Karl-Kaleiter, Jenny König, Angelo Kovacev, Andreas Potulski, Regina Münch. Technische Realisation Benno Müller vom Hofe, Steffen Jahn, Sebastian Nuhl.

Regieassistenz Tina Schimanski. Regie Detlef Meisner. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks Köln 2012. Dramaturgie Isabel Platthaus.