Der Stahlbogen von St. Louis ragte vor Jeremy Cooks fliegengesprengelter Windschutzscheibe ins Blickfeld. Cook überquerte den Mississippi wie so viele Pioniere vor ihm. Die Augen zusammengekniffen gegen die Sonne, im Magen ein flaues Gefühl der Angst vor einer ungewissen Zukunft. Wo er herkam? Das Wabash-Institut, eine Einrichtung für sprachwissenschaftliche Forschungen, die einem Kindertagesheim angegliedert war.
Dort war er die letzten sechs Jahre lang fröhlich auf dem Boden herumgekrabbelt und hatte Kinder beim Erlernen der Sprache beobachtet. Am Wabash-Institut hatte es Cook in jeder Hinsicht gefallen. Seine Kollegen hatten eine gute Meinung von ihm gehabt und Freundschaften hatten sich mit den geschiedenen Müttern ergeben, die ihre Kinder in das Tagesheim brachten. Manchmal auch mit den Studentinnen und Doktorandinnen, die gelegentlich in Wabash auftauchten, um ein bisschen linguistische Feldstudien zu treiben. Auf diese vielen folgte schließlich eine besondere.
Paula, eine Sommerpraktikantin, die dank Cook acht Monate länger als ursprünglich geplant blieb, bei ihm einzog und ihre Dissertation zu Ende schrieb. Dann aber fuhr sie für das Rigorosum zum Massachusetts Institute of Technology und kehrte nie mehr zurück. In dieser Zeit hatte er nur ein einziges Lebenszeichen von ihr bekommen, sechs Monate nachdem sie ihn verlassen hatte. Eine Postkarte aus einem Ort mit dem aufregenden Namen Jones, Oklahoma.
Dieser Karte hatte er nicht allzu viel über ihr Leben entnehmen können. Das Einzige, was darauf stand, war: "Na?" Das Wabash-Institut folgte dem Beispiel seines Liebeslebens und ging den Bach hinunter. Wo er hinging: Zu einem Vorstellungsgespräch bei der Hammer-Agentur in St. Louis. Ein Kollege hatte ihm gesagt, diese Agentur suche einen Linguisten. Cook hatte hingeschrieben und einen Termin für ein Gespräch bekommen, für halb fünf heute Nachmittag.
Als er wenig später im 12. Stock des Hastings Building stand, musste er feststellen, dass die Hämmeragentur heute geschlossen war. Es war keine Menschenseele zu sehen. Cook ging durch Korridore und klopfte an Türen. Er zog den Brief mit dem Gesprächstermin aus der Tasche seiner Anzugjacke und las ihn nochmals durch. Er sah auf seine Uhr, die er bereits auf die Ortszeit umgestellt hatte, verglich sie mit der Wanduhr, zog seinen Taschenkalender zurate.
Mit einem Wort, er trug alle banalen arithmetischen Fakten zusammen. Weniger um zu dem logischen Schluss zu kommen, als vielmehr um ihm auszuweichen. Diese Säcke hielten so wenig von ihm, dass sie den Termin glatt vergessen hatten. Die ganze Katastrophe. Von David K. Keat. Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren. Musik Rainer Quade. Bearbeitung und Regie Sascha von Donath. Nur um sicher zu gehen.
Nur um alle Zweifel auszuräumen, nur um sich hundertprozentige Gewissheit zu verschaffen, fuhr Cook mit dem Aufzug wieder ins Erdgeschoss und las nochmals den Wegweiser. Die Hammer-Agentur hatte die Räume 1201 bis 1209. Hatte er die alle abgeklappert? Vielleicht nicht, sagte er sich, obwohl er es, wie er wusste, sehr wohl getan hatte. Er ging wieder zurück.
Als der Aufzug anhielt, stürmte er entschlossen hinaus. Der Wandel, der sich in seiner kurzen Abwesenheit vollzogen hatte, verschlug ihm den Atem. Eben noch fest verschlossene Türen standen jetzt weit offen. Bildschöne Frauen gingen ein und aus und warfen ihm über die Schulter vielsagende Blicke zu.
Musik, war das nicht Rachmaninoff? Trieb den Flur entlang auf ihn zu. Getragen, so schien es, von Wolken von Parfum. Die Atmosphäre war pulsierend und geschäftig, mit einer Unterströmung praller Erotik. In der Hämmeragentur musste bis vor ein paar Minuten noch Pause gewesen sein. Er bewunderte diese Fähigkeit, übergangslos zwischen Ruhe und Aktivität zu wechseln. Oh ja, er würde sehr gut hier hineinpassen. Er war ein Dummkopf.
Und darum tauchte der Gedanke falsche Etage als erklärendes Prinzip ziemlich spät in seinem Kopf auf. Nämlich erst, als er bereits einen der Büroräume betreten hatte. Zimmer 1101, um genau zu sein. Da erst begriff er. Er rötete und wich mit einer Verbeugung rückwärts aus dem Raum, nachdem nur etwa acht Leute Gelegenheit gehabt hatten, aufzublicken und sich zu wundern, wer er eigentlich sei und warum er so unbeschäftigt aussehe.
Er schaffte es, allein und ohne größeren Zwischenfall ein Stockwerk höher zu fahren. Er trat aus dem Lift und wandte sich nach rechts zu dem Flur mit den Türen 1201 bis 1209. Die Räume waren noch immer verschlossen, so unzugänglich wie unter Sand begrabene Pyramiden. Nach der Tür mit der Nummer 1209 ging er weiter, buck zweimal rechts ab und fand sich schließlich in einer großen Empfangshalle in der Nähe der Aufzüge wieder.
Er war die ganze Etage abgelaufen. Hinter dem Empfangstisch saß eine Frau mittleren Alters. Sie trug ein graues Kostüm und eine runde, randlose Brille. Ich suche die Hammer-Agentur. Haben Sie was mit denen zu tun? Die Frau sah ihn ausdruckslos an. Sie scheinen nicht da zu sein. Sie? Die Hammer-Leute. Haben Sie vielleicht eine Nachricht für mich hinterlassen? Ich weiß gar nicht, wer Sie eigentlich sind. Ich bin Jeremy Cook. Nein, nichts. Oh, okay.
Könnten Sie eine Nachricht von mir geben? Ich könnte. Würden Sie? An Mr. Hammer von Jeremy Cook. Es tut mir leid, dass ich Sie nicht angetroffen habe. Nee, warten Sie. An Mr. Hammer von Jeremy Cook. Es tut mir leid, dass ich Sie nicht angetroffen habe. Es ist jetzt Freitagnachmittag, 16.30 Uhr. Es ist 16.45 Uhr. Ich weiß, aber...
Ich war ja um Punkt 16.30 Uhr hier. Darum geht es ja. Sie wollen also, dass ich die Nachricht rückdatiere? Ja, genau. Datieren Sie sie zurück. 16.30 Uhr. Ist das alles? Ich werde... Sind die Büros am Samstag besetzt? Nein. Na gut. Ich werde am Montag noch einmal kommen. Nein, schreiben Sie Montagvormittag. Das hört sich besser an. Finden Sie nicht Montagvormittag?
Die Frau überging seine Frage und faltete den Zettel zusammen. Cooks Blick fiel auf einen Stapel Post. Die neueste Ausgabe von Linguistic Inquiry lag zuoberst. Er lächelte. Das Journal war wie ein alter Freund, den man in einer feindseligen Umgebung trifft. Und ganz besonders diese Vierteljahresnummer. Denn sie würde eine Liste der neuen Stipendiaten der Catovel Stiftung enthalten. Das interessierte ihn.
Nicht aus egoistischen Gründen, sondern weil er Paulas Bewerbung ohne ihr Wissen mit einer herzlichen Empfehlung unterstützt hatte. Oh, darf ich da mal kurz reinsehen? Mr. Hammers Post? Ich soll Ihnen erlauben, sich Mr. Hammers Post anzusehen? Ich hab bloß die Zeitschrift gemeint. Die ist auch mit der Post gekommen. Also gehört sie zur Post. Sie ist Post. Nur ein kurzer Blick. Paulas Name sprang ihm entgegen. Sie hatte ein Stipendium. Er grinste.
Dann blätterte er, wie es seine Gewohnheit war, zur letzten Seite und überflog das Inhaltsverzeichnis. Nee, also, jetzt schauen Sie doch mal bitte, was die mir hier angetan haben. Hier, warum Jeremy Cooks Theorie über die Kick-Poor-Adverbien lachhaft ist. Cook seufzte und schlug den Artikel auf. Eine oberflächliche Lektüre bestätigte ihm, dass der Inhalt hielt, was der hässliche Titel versprach. Der Verfasser war ein gewisser FF-Suite.
Ein Name, den Cook nicht kannte. Auf den Namen des Verfassers folgte nicht, wie sonst üblich, der einer Institution. Von einem Laien an den Pranger gestellt, dachte Cook verbittert. Aber einer, der sich mit der Kikipu-Sprache so gut auskannte, musste einfach ein Fachmann sein. Vermutlich ein arbeitsloser Linguist. Der einzige weitere Hinweis auf FF Sweets Lebensumstände war der Wohnort. Washington, D.C. Ausgezeichnet. Eine große Stadt, strategisch bedeutsam.
»Wahrscheinlich eines der ersten Raketenziele, wenn es soweit war. Vielleicht schon bald«, hoffte Cook kurzsichtig. Cook wusste, dass die reifere Reaktion gewesen wäre, sich an die Schreibmaschine zu setzen und aufzuzeigen, wie unberechtigt dieser Angriff auf seine Arbeit war. Nachdem er ihn gelesen hatte natürlich. Dieser Plan hatte nur einen einzigen Haken. Cook würde den Artikel nicht verstehen. Er hatte seine Theorie über die Kikipu-Adverbien vor etwa sieben Jahren noch während des Studiums veröffentlicht.
Und nach dieser Abhandlung hatte er alles, was damit zu tun hatte, prompt vergessen. FF Sweet dagegen, so viel war klar, war Mr. Kikipu-Adverb persönlich. FF Sweet hatte die Kikipu-Adverbien fest im Griff. FF Sweet hatte ganze Urlaube damit verbracht, Waldwege und Landstraßen dritter Ordnung im nördlichen Mittelwesten abzufahren und nach geschwätzigen Kikipu-Indianern zu suchen, die um ihr Lagerfeuer saßen und sich über Zeit, Ort und Grad unterhielten.
Desolat fuhr er zu einem Motel in der Nähe des Flughafens, wo, wie in dem Postscriptum des Briefes stand, die Hammeridioten ein Zimmer für ihn reserviert hatten. Ein Gedanke überkam ihn. Urplötzlich und mit Gewalt. Die mysteriöse Abwesenheit der Hammeridioten war vielleicht gar nicht so mysteriös gewesen. Vielleicht hatten sie den Artikel von FF Suite gelesen und beschlossen, das Gespräch ersatzlos zu streichen. Wer wollte schon ein Einstellungsgespräch mit einem Versager führen?
Jeremy Cook? Sind Sie Jeremy Cook? Ja. Oh, Gott sei Dank. Ich bin Roy Hammer. Ach, ja.
Ich habe Sie in Ihrem Büro nicht angetroffen. In meinem Büro? Ich komme gerade von dort. Ich habe Ihnen eine Nachricht hinterlassen. Warum? Um Ihnen mitzuteilen, dass ich dort war. Warum haben Sie nicht angenommen, dass Sie es mir sagen würden, wie Sie es gerade getan haben? Weil ich nicht wusste, dass ich Sie hier treffen würde. Ja, aber natürlich wussten Sie das. Wie denn das? Ja, ich habe mich doch hier verabredet. Schon möglich, aber nicht mit mir. Doch, habe ich. In meinem Brief. Nein, sehen Sie doch. Hier steht es schwarz auf weiß. Darf ich? Ja.
Sehr geehrter Dr. Cook, herzlichen Dank für die Übersendung Ihrer Unterlagen. Ich würde mich freuen, Sie am Freitag, dem 1. Juni, um 16.30 Uhr zu einem persönlichen Gespräch begrüßen zu dürfen. Bitte lassen Sie es mich wissen, wenn dieser Termin Ihnen nicht zusagt. Mit freundlichen Grüßen, Roy Hammer, Direktor. PS, ich habe im Centurion Inn, gleich gegenüber dem Flughafen, ein Zimmer für Sie reserviert.
Sehen Sie, sagte ich doch. Also Ihre Interpretation dieses Briefes entbehrt jeglicher Grundlage. Aber ich bitte Sie, Sie wollen doch nicht behaupten... Wenn Sie sich mit mir um halb fünf hier hätten treffen wollen, dann hätten Sie mir das mitteilen müssen. Warum reiten Sie eigentlich so darauf herum? Weil Sie im Unrecht sind, darum. Und Sie wollen es ja nicht einmal zugeben. Würde es etwas helfen, wenn ich es zugeben würde? Doch ich fürchte, dass wir die Klärung dieser Angelegenheit vertagen müssen. Sind Sie einverstanden? Sicher.
Was mich betrifft, so bin ich gerne bereit, die Sache zu vergessen. Nein, nein, nein, das wäre nicht richtig. Es ist nur so, dass ich ein Flugzeug kriegen muss. Was auch der offensichtliche Grund war, warum ich Ihnen ein Zimmer hier, so weit von der Agentur entfernt, reserviert habe. Verstehen Sie? Danke.
Das beweist ja mal überhaupt nichts. Ich wollte ja auch gar nichts beweisen. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich noch ein Flugzeug kriegen muss. Nein, das wollten Sie nicht. Sie wollten bloß nochmal das untermauern, was Ihrer Meinung nach in diesem Briefe steht, auch wenn es da überhaupt nichts zu untermauern gibt. Und das, obwohl wir uns darauf geeinigt hatten, die ganze Sache zu vergessen. Wir wollen uns um Ihr Zimmer kümmern. Doch vorher möchte ich mit Ihnen über den Job sprechen.
Seit Jahren habe ich Ihren beruflichen Werdegang sehr genau verfolgt. Jeremy, Ihr Buch hat mich in gewisser Weise zur Gründung der Hammer-Agentur geführt. Also jetzt schmeicheln Sie mir aber. Sie können sich also vorstellen, wie sehr ich mich gefreut habe, als Ihre Bewerbung kam. Ich weiß nicht, was Sie am Wabash-Institut verdient haben, aber ich würde diese Sache gern bald unter Dach und Fach haben und bin bereit, Ihnen 25.000 mehr zu zahlen. Dollar? Ja. Also? Ich würde...
Das gerne überschlafen. Natürlich. Überschlafen Sie, überschlafen Sie es. Ja, ich übernehme die Rechnung für das Zimmer. Wenn Ihre Antwort Ja ist, dann kommen Sie einfach am Montag ins Büro. Wo das ist, brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen. Wenn Ihre Antwort Nein ist, dann kommen Sie nicht. Ich werde Ihr fernbleiben als höfliche Ablehnung meines Angebots auffassen und Ihnen nicht böse sein. Wie hört sich das an?
Ja, das hört sich gut an. Ich weiß eigentlich gar nicht viel über Ihre Agentur. Haben Sie vielleicht... Ich schicke Ihnen Informationsmaterial. Aber jetzt muss ich los. Ich sollte Ihnen noch von einem Artikel über meine Arbeit erzählen, der gerade erschienen ist. Tatsächlich? Wie erfreulich. Naja, ich will nur, dass da nichts zwischen uns kommt. Also, es ist so. Cook erzählte ihm alles und wunderte sich, wie sehr ihn das erleichterte.
Doch Hammer schien das Ganze etwas weniger amüsant zu finden, als Cook gehofft hatte. »Linguistic Inquiry«, sagen Sie? Ja, das macht die Sache ja so schlimm. Eine der zehn führendsten Fachpublikationen. Ich habe Ihnen die Stelle bereits angeboten. Zurückziehen kann ich das Angebot nicht mehr. Ja, du liebe Zeit. »Linguistic Inquiry«, ein Albtraum. Jetzt stehe ich da. Mehr lässt sich dazu wohl nicht sagen. Jetzt stehe ich da.
Ja! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt stehe ich da! Jetzt ste
Immer wieder glitt sein Blick zu den Frauen am Motelpool. Nicht nur, weil ihn die Gutaussehenden unter ihnen erregten, sondern auch, weil sie ihn alle an Paula erinnerten. Mehr noch: Er dachte, sie wären tatsächlich Paula. Selbst Frauen, die nur eine entfernte Ähnlichkeit mit ihr aufwiesen, verführten ihn zu glauben, sie wäre hier, in dieser widerwärtigen, ungewohnten Umgebung. Er fühlte sich mutterseelenallein. Was immer Roy Hammer bewegte, als Cook am Montagmorgen in sein Büro trat, er zeigte es nicht.
Ganz im Gegensatz zu Cook, der seinen Gefühlen freien Lauf ließ. Sie schulden mir 162 Dollar und 38 Cent. Wie bitte? Meine Motelrechnung hier. Ich habe die Quittung dabei. Setzen Sie sich doch. Nein, ich habe nicht vor zu bleiben. Wieso?
Stellen Sie mir einen Scheck aus und ich bin weg. Aber wir hatten doch ausgemacht, wenn Sie heute kommen, fangen Sie bei uns an. Ich bin gekommen, ja, aber aus einem anderen Grund. Aber das ist unmöglich. Was? Unsere Abmachung war... Unsere Abmachung war, dass Sie mein verdammtes Motelzimmer zahlen würden. Und dass Sie mir Informationsmaterial über diese Agentur schicken würden. Nehmen Sie doch Platz. Nein, ich will bloß mein Geld haben. Ich versichere Ihnen, ich habe Anweisungen gegeben, dass diese beiden Dinge erledigt werden.
Haben Sie Ihr Zimmer jetzt selbst bezahlt? Was glauben Sie denn? Warum haben Sie dem Portier nicht gesagt, dass ich die Rechnung bezahlen würde? Auch bekümmert es mich zu hören, dass Sie kein Informationsmaterial erhalten haben.
Ich werde mir meine Leute mal vorknöpfen müssen. Okay, ja. Sehr, sehr schlau. Erstens die Motelrechnung, mein Fehler. Zweitens das Informationsmaterial, das sind Ihre Leute schuld. Ich möchte Ihnen die anderen Mitarbeiter vorstellen. Wozu? Anstelle der Bezahlung? Das ergibt keinen Sinn. Genau. 162 Dollar, 38 Cent. Das ergibt Sinn. Wie ich sehe, brauchen Sie eine Geste des guten Willens. Ja. Ja, so könnte man es ausdrücken.
Cook stellte fest, dass er sich in Ermangelung eines besseren Plans erhob und Hämmer durch die Tür zum angrenzenden Raum, dem Zimmer Nummer 1202, folgte. Hämmer klopfte an und drehte dann den Türgriff. Die Tür war verschlossen. Das wiederholte sich bei allen Türen von Nummer 1203 bis Nummer 1209. Nickend, als habe er nichts anderes erwartet, ging Hämmer den Flur entlang zurück.
Ein junger Mann kam aus dem Korridor, der zu den Aufzügen führte. Er trug einen dunklen Anzug und seine ganze Erscheinung war topmodisch. Ah, wir haben Glück. James Talbot, das ist Jeremy Cook. Guten Tag. Guten Tag, sehr erfreut. Cook schüttelte dem Mann die Hand. Und da kommt Matthew. Matthew Benton, das ist Jeremy Cook. Benton sah hervorragend aus und war wie Talbot erstklassig gekleidet.
Benton machte sich sogleich eilig davon. Alle hier schienen unter irgendeinem Termindruck zu stehen. Woran arbeiten die beiden gerade? An was für einem Projekt? Weiß ich nicht genau. Haben sie Ihnen keine Vorgaben gemacht? Nein. Aber Sie müssen doch wenigstens hin und wieder mal Bericht erstatten. Warum sollten Sie das tun? Na, weil Sie ihr Chef sind. Ah, jetzt verstehe ich. Sie denken, die beiden arbeiten für mich. Nein, nein, nein, nein. Sie sind Rechtsanwälte. Ihre Kanzlei ist auf derselben Etage. Also haben Sie mich reingelegt.
Sie wollten mich mit diesen beiden Heinis beeindrucken, weil die so normal sind? Jeremy, wie viel wissen Sie eigentlich über die Hammer-Agentur? Tja, ich habe Ihnen ja schon am Freitag gesagt, dass ich sehr wenig darüber weiß. Seitdem habe ich nichts darüber gelesen, es hat mir niemand etwas darüber erzählt und ich habe jetzt zwei Juppies kennengelernt, die nicht für die Agentur arbeiten. Hm.
Sie haben die Wahl zwischen drei Möglichkeiten. Die Wingbermules, die Oberniederlanders und die Wilsons. Suchen Sie sich was aus. Was sind das? Alte Flugzeugtypen? Treffen Sie Ihre Wahl. Na gut. Was soll's. Ich nehme die Wilsons. Ja, ganz klar. Die Wilsons. Das ist genau das Richtige für mich. Wir passen zusammen, die Wilsons und ich. Eine gute Wahl. Ein sympathisches Paar, da bin ich ganz sicher. Sie kennen sie? Nicht persönlich, nein. Aber Sie wissen über sie Bescheid? Haben Sie eine Akte über sie? Diese Unterlagen sind nicht für sie bestimmt.
Das habe ich auch gar nicht behauptet, aber was soll ich denn überhaupt bei den Wilsons machen? Das steht alles im Hammer-Buch, sagte Hammer, ohne ihm eines auszuhändigen. Cook nahm sich vor, das Gebäude nicht ohne ein Exemplar dieses Buches zu verlassen und wenn er dafür Geiseln nehmen musste. Hammer schrieb einige Informationen, die er den Unterlagen entnahm, auf einen Bogen Papier. Dann klappte er das Dossier zu und legte es zur Seite.
Er zog die oberste Schublade auf, holte eine Art großes Kassenbuch hervor, beugte sich darüber und begann etwas einzutragen. Cook fasste sich in Geduld. »Brüder oder Schwestern?« »Bitte?« »Haben Sie Brüder oder Schwestern?« »Ich habe eine ältere Schwester in Chicago.«
Jeremy, ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Warum geht eine Ehe in die Brüche? Warum scheitert sie? Ich schätze, da gibt es viele Gründe. Nein, nur einen. Kommunikation. Ich nehme an, Sie sind unverheiratet. Aber nein, glücklich verheiratet. Schon seit sechs Monaten. Zum ersten Mal? In gewisser Weise, ja. Aber das haben Sie sehr schön gesagt. Von jetzt an werde ich meine jetzige Ehe als meine erste betrachten.
Sehen Sie, Jeremy, ich glaube an die Liebe. Das ist etwas ganz Neues für mich und es hat der Hammer-Agentur eine neue überraschende Richtung gegeben. Die Hammer-Agentur steht im Dienst der Ehe. Sie wohnen bei den Wilsons.
Sie meinen, ich soll bei Ihnen schlafen? Ja, keine Sorge. Sie werden Ihnen ein bequemes Bett geben. Steht alles im Vertrag. Ich mache mir keine Sorgen um mein Bett. Eher um dieses ganze Arrangement. Wie lange soll ich denn dort bleiben? So lange, wie Sie gebraucht werden. Und was soll ich dort tun? Das steht alles im Hämmerbuch. Ach ja, wie dumm von mir. Das Hämmerbuch, das hatte ich ja ganz vergessen. Sie werden ganz ausgezeichnet zurechtkommen, Jeremy. Sie sind hervorragend dafür qualifiziert. Tatsächlich? Meine Dissertation habe ich über die Miwak-Syntax geschrieben.
Seitdem habe ich mich mit zweijährigen Hosenscheißern beschäftigt. Genau. Die Agentur bezahlt für Ihren Geist. Für das, was Sie tun können. Nicht für das, was Sie in der Vergangenheit getan haben. Hier sind zwei Schecks für Sie. Einer ist für Ihre Motelrechnung. Der andere ist über 3000 Dollar. Nur ein kleiner Vorschuss auf das Honorar, das Sie bekommen, sobald wir mit Ihrem ganzen Papierkram durch sind. Und hier ist die Adresse der Wilsons.
Cook verbrachte den Rest des Tages in einem winzigen Sitzungszimmer im 12. Stock, wo er das Hammer-Buch las und einen langen Fragebogen ausfüllte, von dem Hammer behauptete, er brauche ihn für seine Unterlagen. Cook hatte viele Fragen über die Agentur gestellt und Hammer hatte einige davon beantwortet, aber als er Cook in das Zimmer gebracht hatte, schien er es eilig zu haben, sich wieder seinen anderen Tätigkeiten zuzuwenden, worum auch immer es sich dabei handeln mochte.
Beim Gehen deutete er mit dem Finger auf das dicke Buch, das Cook sich unter den Arm geklemmt hatte und sagte, es steht alles im Hammerbuch. Kurz vor fünf hatte Cook einen Besucher. Es war die strenge Frau, der er am Freitag seine Nachricht an Hammer diktiert hatte. Blut, machen Sie den Arm frei. Wozu? Wollen doch mal sehen, ob ich es diesmal richtig hinkriege. Ein Dutzend Fragen lagen Cook auf der Zunge, aber ihre ganze Art gebot ihm zu schweigen.
Schon war sie wieder verschwunden und mit ihr einige Milliliter, die eben noch ihm gehört hatten. Und er hatte keine Ahnung, warum. Er zog ein Papiertaschentuch hervor und presste es auf den Einstich. Unbeholfen aber in aller Eile, womöglich würde die Frau gleich noch einmal erscheinen, um ihm eine Stuhlprobe abzupressen, packte er zusammen und machte sich auf den Weg. Nach dem, was Hammer ihm gesagt hatte, erwarteten ihn die Wilsons zum Abendessen.
Sie wohnten etwa einen Kilometer westlich der Stadtgrenze in einem gepflegten Viertel voller alter Backsteinhäuser. Er fand das Haus, hielt davor an, stieg aus und nahm den Koffer und die Aktenmappe aus dem Wagen. Als er über den Bürgersteig zur Gartenpforte ging, hatte er sehr gemischte Gefühle. Er kam sich vor wie ein unwillkommener Verwandter, wie ein Steuerprüfer, ein schizophrener Triebtäter, der zurückgekehrt ist, um eine halb erledigte Arbeit zu Ende zu bringen. Er drückte auf den Klingelknopf.
Er schätzte, dass ihm etwa sieben Sekunden blieben, um der zu werden, der er nach Auskunft des Handbuchs war: ein Hammer-Mitarbeiter. "Schatz, der Linguist ist da!" Draußen auf der Veranda fühlte Cook sich durch diese Geräusche ermutigt. Zwar war die Haustür geschlossen, aber die Stimme des Mannes, die seine Ankunft verkündete, war von tief im Inneren des Hauses mit Leichtigkeit an sein Ohr gedrungen, als würde sie von einem gesunden Optimismus getragen.
Die Antwort der Frau, die Cook nicht durch die Tür, sondern durch ein geöffnetes Erkerfenster im ersten Stock hörte, klang ebenfalls gut. "Uuuh", vermittelte Dringlichkeit aber keine Verärgerung. Das alles war gut. Es wäre noch besser gewesen, wenn jemand gekommen wäre, um die Tür zu öffnen. Cook legte den Finger abermals auf den Klingelknopf und zögerte. Er wollte die beiden Extreme Aufdringlichkeit und Passivität vermeiden, das klassische soziale Dilemma. Er zählte bis fünf und drückte. "Schatz!"
Schatz! Ein beispielender Junge war vor dem Haus aufgetaucht. Er mochte um die zehn Jahre alt sein. Cook wandte sich wieder der eichenen Haustür zu, denn es war ja möglich, dass die Klingel nicht funktionierte. Eine ziemlich hoffnungslose Theorie angesichts der Tatsache, dass er das Läuten jedes Mal bis hier auf die Veranda hören konnte. Ein Satz aus dem Hammerbuch fiel ihm ein. Es ist schwierig, in eine Ehe hineinzukommen. Er hatte das symbolisch verstanden. Vielleicht hatte er sich geirrt.
Hallo, was machen Sie hier? Ja, das ist eine gute Frage. Deine Eltern erwarten mich, aber es macht keiner auf. Da duscht einer. Was? Ich kann es hören. Hören Sie es auch? Das muss die Dusche sein, weil es ein stetiges Geräusch ist. Wenn es nur ganz kurz rauschen würde, wäre es das Klo. Das ist bestimmt die Dusche. Ich bin beeindruckt. Kannst du am Rauschen auch erkennen, wer unter der Dusche steht? Ja, meine Mutter.
Jetzt ist sie fertig. Sie macht den Vorhang auf, sie ist ganz nass. Sie greift nach dem Handtuch, sie trocknet sich ab. Cook, der schon immer leicht zu erregen war, spürte eine erotische Wallung. Aber die dazugehörige Fantasie war ihm unangenehm und er versuchte, seinen Kopf davon freizumachen. Ich heiße übrigens Jeremy. Das klingt nicht gerade wie ein Männername? Wie meinst du das? Findest du es klingt wie ein Frauenname?
Nein. Wie ein Name für einen Jungen. Oh, na ja, vielleicht. Wie heißt du denn? Robert. Also, das ist wirklich ein Männername. Aber alle nennen mich Robby.
»Kommen Sie rein, kommen Sie rein. Ich bin Dan Wilson. Beth und ich wussten, dass Sie kommen und wir hatten schon alles vorbereitet. Aber dann ging's drunter und drüber.« »Nicht so schlimm. So hatte ich schon mal Gelegenheit, Ihren Sohn kennenzulernen.« »Sie müssen uns für totale Idioten halten.« »Aber nein, überhaupt nicht. Leute, die nicht mal an die Tür gehen können.« »Nein, nein, das macht wirklich gar nichts.« »Ich dachte, Beth geht hin und hab schon gewartet, dass sie sie reinbringt. Und dann hat das Telefon geklingelt und alles ging drunter und drüber.«
Robbie? Mr. Cook ist der Mann, von dem wir erzählt haben. Er ist Linguist, das heißt, dass er Sprache untersucht. Er ist hier, weil er untersuchen will, wie die Leute in St. Louis sprechen. Er bleibt ein paar Tage. Kannst du meine Mama holen? Klar. Ich finde es schrecklich, ihn anzulügen. Was soll man machen? Schatz? Schatz! Ich weiß nicht, wieso sie so lange gebraucht hat.
Warum sehen wir uns nicht den Rest des Spiels zusammen an? Dan ging voraus. Doch bevor Cook ihm folgen konnte, kam Beth die Treppe herunter. Es war ein dramatischer Auftritt. Allerdings mehr infolge der hohen Erwartungen, die Cook da reingesetzt hatte, als aus irgendeinem anderen Grund. Sie sah hübsch aus, aber auf eine angenehme alltägliche Art. Sie trug ein weißes Sweatshirt und Jeans. Wie ihr Mann hatte sie ein offenes, freundliches Gesicht. Ich bin Beth und ich bin total nervös.
Ich bin Jeremy Cook und ich war auch sehr nervös. Aber jetzt bin ich schon weniger nervös. Hat Dan Sie schon begrüßt? Ja, er sieht sich das Spiel an. Dann wollen wir Sie jetzt mal unterbringen. Ich bringe ihn nach oben, Ma. Finden Sie nicht auch, dass es hier verbrannt riecht? Das sind bestimmt die Plätzchen. Soll ich Ihnen Ihr Zimmer zeigen? Wart mal einen Moment. Sie wollen Ma und Pa belauschen? So würde ich es nicht. Eigentlich, ja.
Ich kann es einfach nicht glauben. Hast du die Uhr nicht gehört? Doch, und ich habe den Ofen ausgemacht. Ich habe vergessen, sie rauszunehmen. Herrgott, das ist wirklich klassisch. Er wird denken, wir sind Idioten. Warum? Weil die Plätzchen verbrannt sind? Nein, weil wir uns streiten. Kaum, dass er hier ist. Ich streite mich ja gar nicht. Ich bin bloß sauer, weil die Plätzchen verbrannt sind. Das obere Blech kann man wegschmeißen. Hast du das denn nicht gerochen? Eigentlich nicht. Ich war im Wintergarten. Die Kardinals haben verloren.
Wie kannst du denn den Ofen ausmachen, ohne die Plätzchen rauszunehmen? Ich kapier's einfach nicht. Ich hab die Plätzchen vergessen, weil das Telefon geklingelt hat. Deine Mutter. Ich hab's gar nicht klingeln hören. Ja, du warst wohl noch unter der Dusche. Was hältst du von ihm? Guck. Scheint ganz in Ordnung zu sein. Und wie findest du ihn? Ich weiß nicht. Findest du, dass er gut aussieht? Spielt das für irgendwas eine Rolle? Sag doch einfach mal. Bin bloß neugierig. Ja, er sieht ganz nett aus.
Cook ließ die Tür ganz langsam und vorsichtig in die Ruhestellung zurückkehren. Er trat von der Tür zurück und nahm sein Gepäck. Robbie zeigte ihm sein Zimmer und begann eine kurze, fast alibihafte Unterhaltung, als hätte er in einem für die Jugend bearbeiteten Buch über gesellschaftliche Umgangsformen gelesen, dass man sich mit einem eben angekommenen Gast 60 Sekunden lang in seinem Zimmer unterhalten müsse, um ihm das Gefühl zu geben, herzlich willkommen zu sein.
»Wenn ich einen neuen Hamster kriege, nenne ich ihn Jeremy.« »Ja, das ist doch nett. Glaubst du denn, dass du einen kriegst?« »Also bis später dann.« »Okay. Kannst du deinen Eltern sagen, dass ich hier noch ein bisschen zu tun habe? Ich komme dann nachher runter.« Das Zimmer war hübsch und hatte einen kleinen Balkon. Erfreut stellte er fest, dass sein Zimmer zur Straße lag. Das würde es ihm leicht machen, das Kommen und Gehen zu beobachten.
Als er alles ausgepackt hatte, nahm er das Hammerbuch aus der Aktentasche und setzte sich damit an den kleinen gelben Schreibtisch. Am Morgen im Sitzungszimmer hatte sich Cook über das erste Kapitel des Handbuchs hergemacht. 200 eng bedruckte Seiten über die Geschichte der Ehe in der westlichen Kultur. Anfangs war er voller guter Vorsätze gewesen, aber dann hatte er längere Passagen überschlagen, hatte schuldbewusst zurückgeblättert und die Passagen schließlich ein zweites Mal überschlagen.
So war er, hüpfend und springend wie ein tagträumendes Kind auf dem Weg zum Süßigkeitenladen, beim zweiten Kapitel angelangt. Dessen Überschrift? Die Hämmeragentur heute. Hier fand er Namen und Adressen von Dutzenden von Ehepaaren. Jeder Eintrag endete mit einer kurzen Beurteilung. Wird immer besser werden, war der hoffnungsvolle Kommentar zu einer Ehe.
Bei einer anderen jedoch stand, das Muster bleibt bestehen. Bill geht fremd und Peggy verzeiht ihm, bis einer von beiden oder beide tot sind. Ein drittes Urteil lautete, dieser Ehe fehlt nichts weiter als ein bisschen mehr Geld. Die Wilsons standen nicht in dem Buch. Cook nahm an, dass es sich hierbei um ein Verzeichnis der abgeschlossenen Fälle handelte. Er würde derjenige sein, der, wenn er hier fertig war, ein abschließendes Urteil über die Wilsons fällen würde.
Und das war etwas, das im Augenblick geradezu lächerlich weit außerhalb seiner Vorstellung lag. Kapitel 3 war, obgleich es die vielversprechende Überschrift Methoden trug, in seiner Art mit Informationen zu geizen geradezu hammeresk. Jede Seite dieses Kapitels war versiegelt, mit Ausnahme der ersten, die eine Gebrauchsanweisung enthielt. Erster Tag. Lesen Sie die Seiten 227 bis 228.
zweiter tag lesen sie die seite und so weiter hämmer hatte ihn darauf hingewiesen als er ihm das handbuch gab und ihm eingeschärft dieses kapitel erst aufzuschlagen wenn er am arbeitsplatz eingetroffen war ferner dürfe er nur die teile lesen die sich auf den entsprechenden tag bezögen
Er hatte Cook gewarnt, das Buch werde einer Prüfung unterzogen werden, um sicherzustellen, dass der Leseplan eingehalten wurde. In jenem Augenblick hatte Cook den rebellischen Drang verspürt, all diese verdammten Siegel vor Hammers Augen durchzureißen, bloß um ihn in die Luft gehen zu sehen. Heute war der erste Tag und er war am Arbeitsplatz angekommen, also war es Zeit, diese schmutzige Handlung vorzunehmen.
Er schob seine Hand unter die erste zugeklebte Seite und durchtrennte, verwundert über das Vergnügen, das er dabei empfand, das rosa Siegel am rechten Seitenrand. Er blätterte die befreite Seite auf und las. Erster Tag. Verbringen Sie einen geselligen Abend. Demonstrieren Sie Ihre Fähigkeit, ein angenehmer Gesellschafter zu sein. Stellen Sie 25 Fragen.
Cook verzog das Gesicht. Spielte es eine Rolle, was das für Fragen waren? Eine merkwürdige Übung, selbst nach Hämmermaßstäben. Dann entdeckte Cook jedoch am Fuß der Seite den Hinweis, bitte umblättern. Und das tat er dann auch, denn die versiegelte Sektion umfasste nicht bloß eine, sondern zwei Seiten.
Auf dieser zweiten Seite standen die Fragen. Standardfragen über die Zeit, in der das Paar sich kennengelernt hatte und dergleichen, sowie die Anweisung, dass Cook sie jedem Partner einzeln zu stellen und die Antworten danach zu vergleichen hatte. Das Aufnahmegerät, das ihm zur Verfügung gestellt worden war, durfte einzig und allein zu diesem Zweck eingesetzt werden. Cook ging hinunter, um einen schönen, geselligen Abend als angenehmer Gesellschafter zu verbringen.
Als Cook die Schwingtür zur Küche aufstieß, wo die ganze Familie versammelt war, überkam ihn eine neue Selbstvertrauenskrise. Oh, ähm, habe ich Sie unterbrochen? Macht nichts. Wenn ich euch unterbreche, macht das schon was. Lassen Sie sich gar nicht stören, ja? Tun Sie einfach so, als wäre ich nicht da. Dan gehorchte, ohne Cook weiter zu beachten und fuhr fort, Beth etwas zu erzählen.
Cook stand da und hörte zu. Dan berichtete ihr von etwas, das sich in der Arbeit zugetragen hatte. Bei der Empfängerin stimmte etwas nicht. Beth war überhaupt nicht bei der Sache. Sie eilte geschäftig von einer Station zur nächsten. Vom Kühlschrank zur Arbeitsplatte, zum Gewürzregal, zur Spüle. Und dabei nickte sie und sagte an den richtigen Stellen, »Hm, und Donnerwetter«.
hörte aber offensichtlich nicht zu. Dan begann lauter und schneller zu sprechen. Cook sah zu und wurde immer aufgeregter. Dans Geschichte erreichte ihren Höhepunkt genau in dem Augenblick, als Beth mit ihrer Arbeit fertig war. Sie nahm eine Servierplatte und überreichte ihm, mit einem kleinen Lachen, das nicht Vergnügen signalisierte, sondern lediglich die zur Kenntnisnahme des Abschlusses seines verunglückten Berichtes signalisieren sollte, seine Belohnung.
Einen großen, rohen Fisch. Dan nahm ihn wortlos entgegen und ging durch den Wintergarten nach draußen. Wenn er wütend war, so verbarg er es. Wenn Beth wusste, dass er wütend war, so verbarg sie es ebenfalls. Es gab einen Fachausdruck für das, was gerade zwischen Dan und Beth abgelaufen war. Aber er fiel ihm nicht ein. Beth drehte sich um, um zu sehen, ob er noch da war, und reagierte überrascht, als sie feststellte, dass er sich nicht vom Fleck gerührt hatte. Möchten Sie einen Drink? Nein, danke.
Sind Sie zum ersten Mal in St. Louis? Ich kenne es nur von der Durchreise. Ist eine nette Stadt. Eine prima Stadt, wenn man eine Familie hat. Und alles ist in 20 Minuten erreichbar. Könnten Sie so nett sein und Dan daran erinnern, den Fisch auf dem Grill nicht anbrennen zu lassen? Cook ging zum Grill. Dan beugte sich angespannt über den Fisch.
Plötzlich fluchte er und stach mit dem Messer darauf ein, packte dann die beiden Grillwänder und zerrte daran wie ein Greenhorn, das in eine Schießerei geraten ist, an seinen beiden Revolvern. Komplementäre Schießmogenese, sagte Cook leise zu sich selbst. Das war der Fachausdruck, der ihm in der Küche nicht eingefallen war. In Wortgewebe, Cooks überraschend erfolgreiche Einführung in die Linguistik, hatte er diesem Konzept ein wohlstrukturiertes Kapitel gewidmet.
Komplementäre Schismogenese war das, was passierte, wenn A etwas tat, was B ärgerte, sodass B etwas tat, auf das A mit einer Verstärkung dessen, was B ärgerte, reagierte, worauf B seinerseits seine Reaktion intensivierte und so weiter. Das alles konnte ganz unbewusst ablaufen. In der Küche hatte Dan eine Geschichte erzählen wollen. Beth dagegen hatte ein Essen zubereiten wollen. Dan hatte geredet. Beth hatte gekocht.
Dan hatte auf Beths Abgelenktheit reagiert und lauter gesprochen. Beth hatte auf diese Ablenkung reagiert und sich stärker auf das Kochen konzentriert. Die Ablehnung war gegenseitiger Natur und genau ausbalanciert gewesen. Komplementäre Schismogenese. Ein echter Killer. Schließlich bekam Dan die Grillwände frei und hob den Fisch unbeholfen in die Luft.
Dann legte er ihn auf eine hölzerne Servierplatte, wo er prompt in mehrere kleine Stücke zerbrach. Es gibt einen Zeitraum von zwei Sekunden, wo er genau richtig ist und den habe ich verpasst. Er war zu lange drauf. Ich bin ein beschissener Koch und es wird ein beschissenes Essen. Aber das weiß ihr. Also was mich betrifft, mir ist das eigentlich ziemlich egal. Wie meinen Sie denn das? Ich mache mir nicht so viel aus Essen. Und was tun Sie stattdessen? Naja, ich esse natürlich, wie alle anderen auch, aber es langweilt mich.
Dann will ich mal versuchen, es ein bisschen interessanter zu machen. Sie bekommen eine Aufgabe. Ich möchte, dass Sie sagen, der Fisch ist genau richtig. Sagen Sie, dass es der beste Fisch ist, den Sie je gegessen haben. Na gut, ich werde mein Bestes tun. Sorgen Sie dafür, dass es sich überzeugend anhört. Mach ich. Na dann los. Dan ging voraus die Stufen hinauf.
Beth empfing sie an der Tür und nahm die Platte. Ach du liebe Zeit, das sieht ja aus wie Kartoffelbrei. Wein, Jeremy? Nein, danke. Beth hat ein tolles Rezept für Lachs. Aber gegrillt hast du ihn, Schatz. Ja, aber das Entscheidende ist die Würze. Das gibt ihm das gewisse Etwas. Gib ihm noch ein bisschen mehr, Schatz. So, nehmen Sie nur, Jeremy. Gut, na bitte. Und jetzt rein damit. Genau so. Lassen Sie ihn gut im Mund herumrollen. Na?
»Was sagen Sie?« Dan redete den Fisch geradezu in Cooks Rachen hinein. Das Lachsfleisch schien so von Worten umhüllt und Cook fühlte sich eigenständiger Äußerungen so beraubt, dass es ihm, als er sagte »sehr lecker«, vorkam als Spreche der Fisch, als rief er aus den Tiefen von Cooks Schlund. Er wollte noch mehr sagen, aber Beth war schneller als er. »Es schmeckt wirklich gut.« »Das hast du gut gemacht, Schatz.«
Cook sah zu Dan, aber dessen Gesicht war, während er sich ein Glas Wein einschenkte, erstaunlich ausdruckslos. Es schien ein freudloser Augenblick für ihn zu sein. Für eine Weile aßen sie schweigend. Robbie schob seinen Stuhl zurück. Die Erwachsenen sahen ihm zu, wie er seinen Teller in die Küche brachte. Er stellte ihn flirrend in das Spülbecken und rannte die Treppe hinauf.
Dabei machte er solchen Lärm, dass Cook einen Augenblick lang dachte, er sei über irgendetwas wütend. Aber ein kurzer Blick zu Dan und Beth überzeugte ihn davon, dass das ganz normal war. Sind Sie sicher, dass Sie keinen weinen wollen? Ja, ich bin sicher. Haben Sie ein Problem damit? Aber Schatz... Nein, lassen Sie nur.
Ich hatte mal ein Problem damit, aber jetzt nicht mehr. Das heißt, ich habe ein Problem, wenn ich Alkohol trinke. Also das heißt, ich habe ein Problem, aber für mich ist kein Alkohol trinken ein kleineres Problem als Alkohol zu trinken.
Liebezeit. Das klingt so, als hätten sie allein mehr Probleme als Beth und ich zusammen. Was ist eigentlich los mit dir? Du bist doch derjenige, der ein Problem hat. Ja, wenn eine Beziehung in Schwierigkeiten gerät, ist immer der Mann schuld. Immer der Mann. Das ist doch lachhaft. Nein, es stimmt. Die Leute geben immer dem Mann die Schuld. Immer ist es der Mann, der es versiebt hat. Beth sah Cook an. Offenbar erwartete sie einen Kommentar. Ihm fiel keiner ein. Du musst besser aufpassen, was du sagst, wenn Robbie dabei ist. Boah.
Was ist denn, wenn mir diese Geschichte, die wir uns für Robbie ausgedacht haben, nicht gefällt? Diese Untersuchung über den St. Louis-Dialekt-Geschichte. Wenn du unsere Entscheidung, was wir ihm erzählen wollen, ändern willst, dann musst du das vorher mit mir besprechen. Er ist alt genug, um es zu verstehen, ohne in tiefe Probleme gestürzt zu werden. Ich finde, wir sollten ihm die Wahrheit sagen. Nein, worauf ich hinaus will, ist, du hättest es vorher mit mir besprechen sollen. Ich meine, du kannst es doch nicht einfach... Ich bespreche es doch gerade mit dir. Du kannst es nicht einfach ohne Rücksprache tun. Na gut, also, besprechen wir es. Ja, klar.
Ich bin dafür, dass wir es ihm sagen. Ich bin dagegen. Was meinen Sie? Ich habe dazu keine Meinung. Keine Meinung? Wie geht man denn bei sowas normalerweise vor? Ich wollte damit sagen, dass diese Sache ein Streitpunkt zwischen Ihnen beiden geworden ist. Und wenn ich Ihnen meine Meinung dazu sagen würde, hieße das, dass ich Partei ergreife. Aha. Was machen Sie eigentlich so? Beruflich meinen Sie? Ja.
Das kann doch nicht wahr sein. Sie wissen es nicht? Wir haben doch stundenlang mit diesem Typen gesprochen und Fragebögen ausgefüllt. Mit Mr. Hammer? Nein, nein, mit irgendeinem anderen Kerl in der Agentur. Wir haben Stunden mit diesem Fragebögen zugebracht. Ich habe nichts davon gesehen. Unglaublich. Beth ist Musiklehrerin. Stundenlang haben wir damit zugebracht. Stunden. Tatsächlich. Unterrichten Sie zu Hause oder... Sie unterrichtet in einer privaten Grundschule in der Stadt. Ist gar nicht weit von hier. Hm.
Was für ein Instrument spielen Sie? Eine Verarschung! Klavier, sie ist gut. Ich spiele auch, aber nur so zum Vergnügen. Er ist gut. Er übt nur nicht genug. Ich übe vielleicht nicht so wie du. Aber ich übe. Ist ja auch schließlich nicht mein Job. Was ist denn Ihr Job? Ich bin... Was bin ich denn eigentlich? Ich weiß nicht, was ich auf die Frage antworten soll. Also früher war ich Geograf. Jetzt bin ich Drucker?
Ach, na komm schon, Schatz. Du bist der Co-Manager des Betriebs. Stimmt. Dan und mein Bruder führen den Betrieb. Es ist eine mittelgroße Druckerei. Mein Vater hat sie vor 40 Jahren gegründet. Dan zeichnet wunderbare Karten. Er ist ein hervorragender Kartograf. Er macht dekorative Karten, witzige Karten, alles Mögliche. Im Wohnzimmer hängen ein paar. Nach dem Essen zeige ich sie Ihnen. Haben Sie überhaupt mit dem Mann von der Agentur gesprochen, der hier war? Nein.
Dann wissen Sie es also nicht, was er über Dan und mich gesagt hat? Das war, also das war, also... Vielleicht sollten wir es ihm nicht sagen. Na los, sag's ihm. Er hat gesagt, tief im Inneren ihrer Ehe ist ein Horror. Stimmt, tief im Inneren. Und was haben Sie dazu gesagt?
Was kann man dazu schon sagen? Eben. Das war ein ziemlicher Schock. Dan hat Witze darüber gemacht. Sorry. Und was hat er damit gemeint? Was ist der Horror? Das wollte er uns nicht sagen. Haben Sie ihn denn nicht gefragt? Ich meine, haben Sie nicht auf eine Antwort bestanden? Doch, natürlich. Aber er wollte es uns nicht sagen.
Hat jemand mein Life Ericsson Buch gesehen? Das habe ich auf dem Weg zur Arbeit in der Bücherei abgegeben. Aber ich brauche es. Ich muss morgen meine Inhaltsangabe abgeben. Morgen? Mama, ich habe dir doch gesagt, dass ich damit noch nicht fertig bin. Mama hat keine Schuld. Ich war derjenige, der es zurückgebracht hat. Aber wenn es so wichtig ist, können wir es ja jetzt noch holen. Wollen Sie mitkommen, Jeremy? Bist du denn schon fertig mit dem Essen? Ja. Bist du sauer, weil ich in die Bücherei fahren will?
Warum sollte ich sauer sein? Weil das Essen damit ein abruptes Ende nimmt. Lass das Geschirr einfach stehen, okay? Ich werde auch helfen. Sag mal, hast du mich heute Morgen nicht gefragt, ob du alle Bücher zurück in die Bücherei bringen kannst? Ich weiß nicht, habe ich das? Und ich habe gesagt, ja, alle unsere Bücher.
Ja, und? Unsere Bücher, deine und meine. Und dem sollte ich entnehmen, dass ich Robbys Bücher nicht mitnehmen sollte? Du liebe Zeit. Ja, genau das habe ich damit gemeint. Alle unsere Bücher. Robby habe ich damit nicht gemeint. Alle unsere Bücher. Du sagst das so, als müsste es mir jetzt plötzlich wie Schuppen von den Augen fallen. Wie sollte ich wissen, dass Robby nicht darin eingeschlossen war?
Aber das ist doch ganz klar. Unsere, das ist doch total eindeutig. Warum hätte ich es wohl sonst so ausgedrückt? Wen hätte ich denn sonst noch meinen können? Die Nachbarn vielleicht? Ich habe unsere gesagt. In einem kontrastiven Sinne. Entschuldigung. Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie haben ja recht. Aha, der Linguist hat gesprochen, was? Aber ich sehe das nicht ein.
Macht die Bücherei nicht bald zu? Ja, unsere Bücherei hier in unserer Stadt macht ziemlich früh zu. Und darum fahre ich jetzt mit unserem Sohn hin. Einem Kind, das ich, so unglaublich das klingen mag, des Öfteren mit einbeziehe, wenn ich uns sage. Jeremy, kommen Sie mit? Klar. Es hat ausgezeichnet geschmeckt, Beth.
Dieses Missverständnis hätte es in England des 7. Jahrhunderts nicht geben können. Warum? Keine Leihbüchereien? Nein, nein. Wegen des dualen Possessivpronomen. Ich werde es Ihnen erklären. In den meisten Sprachen gibt es ja Einzahl und Mehrzahl. Im frühen Altenglisch gab es außerdem noch eine Zweizahl.
Es gab ein Pronomen, das mir gehörend bedeutete. Ein anderes, das duale Pronomen, das uns beiden gehörend bedeutete. Und schließlich sogar noch ein drittes, das uns dreien oder mehr gehörend bedeutete. Praktisch, oder? Auf dem Weg zur Leihbücherei hatte Cook das dumpfe Gefühl, dass er Beth gegen Ende des Essens gekränkt hatte. Dabei war er sich sicher, dass er nichts Kränkendes gesagt hatte. Hätte er Dan und Robbie nicht begleiten sollen? Nahm er dadurch Partei für die Männergruppe?
Aber selbst wenn es so war, warum sollte Cook sich deswegen schuldig fühlen? Dan hatte ihn ja gefragt, ob er nicht mitkommen wolle. War er denn verpflichtet aufzuspringen und zu sagen: "Moment mal, und was ist mit Beth?" Natürlich nicht. Etwas Gutes wenigstens war geschehen. Der Linguist hatte etwas Linguistisches getan. Wer hätte gedacht, dass das altenglische System der Pronomina helfen konnte, ein Missverständnis zwischen zwei Ehepartnern im 21. Jahrhundert zu klären?
Vielleicht war Hammers Vertrauen in ihn gerechtfertigt. Wenigstens besaß er ja ein umfassendes Fachwissen über sprachliche Zusammenhänge. Heutzutage war alles eine linguistische Frage. Und wenn nicht, dann würde er es dazu machen. Ich hab mir das so gedacht. Du parkst unten am Schalter. Ich sause nach oben und frage dort. Wir treffen uns unten, okay? Möchten Sie mitkommen? Nein, ich muss kurz noch telefonieren. Komm, Robby. Ja, okay, ich komm jetzt.
Hammer? Roy? Hier ist Jeremy Cook. Ich bin bei den Wilsons. Natürlich sind Sie das, das weiß ich. Ich habe eine Frage. Gibt es tief im Innern dieser Ehe einen Horror? Was seien Sie nicht albern. Selbstverständlich. Warum haben Sie mir nichts davon gesagt? Gesagt, du lieber Himmel, das versteht sich doch von selbst. Und worin besteht er? Einen Augenblick, Jeremy. Ich habe gerade einen Anruf in der anderen Leitung. Was bist du nur fein schaffter. Der Hund. Tut mir leid. Das will ich hoffen. Das war Mrs. Hammer.
Ich wollte Sie gerade zurückrufen, Jeremy. Sie hätten nicht auflegen sollen. Der Horror, Roy. Erzählen Sie mir mehr davon. Nachdem ich mit Mrs. Hammer gesprochen hatte und feststellen musste, dass Sie aufgelegt hatten, habe ich versucht, Sie bei den Wilsons zu erreichen. Sie haben gesagt, Sie wären dort. Das ist jetzt nicht so wichtig. Erzählen Sie mir. Sie haben mich angelogen. Das war nicht wörtlich gemeint. Als ich sagte, ich sei bei den Wilsons, wollte ich Sie ja nur daran erinnern, wer ich bin. Mich erinnern? Soll das heißen, dass Sie dachten, ich hätte Sie vergessen? Ja. Oh je, oh je, oh je. Unsicherheit. Ein weit verbreitetes Leiden finden Sie nicht auch?
Gerade heute Mittag beim Essen haben Mrs. Hammer und ich noch darüber gesprochen. Wir waren verschiedener Meinung darüber, aber ich stehe auf dem Standpunkt, dass offene Meinungsverschiedenheiten keine Bedrohung für eine Beziehung sind. Wie sehen Sie das? Ich möchte ganz gerne nochmal auf den Grund meines Anrufs zurückkommen. Ich meine den Horror tief im Innern dieser Ehe der Wilsons. Ja?
Wie können Sie so einfach Ja sagen, als wäre das etwas ganz Normales? Weil es etwas ganz Normales ist, Jeremy. Tief im Inneren einer jeden Ehe ist ein Horror. Und es ist immer derselbe Horror. Wie meinen Sie das? Was für ein Horror? Sie haben das Hämmerbuch, da steht alles drin. Verbringen Sie einen schönen, geselligen Abend.
Demonstrieren Sie Ihre Fähigkeit, ein angenehmer Gesellschafter zu sein? Haben Sie 25 Fragen gestellt? Nein, ich... Na also, es gibt eine Menge zu tun. Ich rate Ihnen, die Ärmel aufzukrempeln und sich an die Arbeit zu machen. Ja, natürlich. Ich habe mir vorhin den Fragebogen angesehen, den Sie heute Morgen ausgefüllt haben. Eine Ihrer Antworten hat mich etwas verwirrt.
Die Frage lautet, ordnen Sie den folgenden gesellschaftlichen Anlässen die Zahlen 1, am wenigsten angenehm, bis 10, sehr angenehm, zu. Erinnern Sie sich, Jeremy? Da steht unter anderem eine Cocktailparty für 20 Personen.
Abendgesellschaft mit Tanz im Countryclub? Ja, ja, ich weiß. Ich glaube, Sie haben die Fragestellung nicht verstanden. Sie haben nämlich überall eine Eins hingeschrieben. Stimmt. Alle diese gesellschaftlichen Anlässe waren am wenigsten angenehm. Aber im Vergleich zu was? Welche gesellschaftlichen Anlässe finden Sie denn angenehm? Keine. Also jetzt mal im Ernst. Das ist mein Ernst. Nicht mal ein gemütliches Abendessen zu viert? Klingt sehr verlockend. Sie mögen keine Gruppen. Wollen Sie das damit sagen? Ja. Mögen Sie Menschen?
Natürlich mag ich Menschen. Was glauben Sie denn? Tja, also ich nehme Ihren Antworten hier, dass Sie, dass Sie, Sie schreiben hier, dass Sie in den letzten fünf Jahren mit 16 Frauen geschlafen haben. Ich war nicht gerade wild darauf, diese Frage zu beantworten. Eigentlich hätte ich lieber gar nichts hingeschrieben, aber ich hatte Angst, Sie würden die falschen Schlüsse daraus ziehen. Die nächste Frage lautet, wie viele von diesen Frauen Sie geliebt haben und die haben Sie nicht beantwortet. Wahrscheinlich hätte ich eine Null reinschreiben sollen. Die Antwort ist Null.
Was gibt's denn da weiter auszuführen? Ich glaube wirklich, Roy, das ist meine Sache. Ich habe sie nicht geliebt. Was soll ich noch dazu sagen? Ich weiß nicht warum. Vielleicht wissen Sie es ja.
Wollen Sie sie kennenlernen? Soll ich sie Ihnen vorführen? Soll ich rauskriegen, wo Sie jetzt wohnen, damit ich sie Ihnen vorstellen kann? Leben ein paar von Ihnen denn hier in der Gegend? Das war ein Witz, Roy. Oh. Ich verstehe auch gar nicht, warum Sie sich dafür so interessieren. Ich...
Sie haben mich doch sowieso schon eingestellt. Natürlich, gar keine Frage. Aber ich mache mir meine Gedanken, Jeremy. Sie wissen ja, wie ich über Liebe denke. Ja, das haben Sie mir erzählt. Ich glaube daran. Ich weiß, das haben Sie mir erzählt. Ich würde mein Leben dafür hingeben. Das wird nicht nötig sein. Liebe, Jeremy. Ja, Roy. Vertrauen. Ja, Vertrauen. Wir hören diese Worte so oft, dass wir ganz vergessen, was sie bedeuten. Tja, das kommt vor. Dürfte ich jetzt das Thema wechseln? Nein.
Jetzt kommen Sie schon, ich habe Sie doch auch das Thema wechseln lassen. Sie wollen nur über den Horror reden. Es ist Zeit, unseren kleinen Plausch zu beenden, Jeremy. Der Kreis hat sich geschlossen. Cook startet das Telefon an.
Da traten Dan und Robbie durch die Tür. Robbie schwenkte ein Buch in seine Richtung und sprintete dann zum Wagen. Er schien jedes Mal zu rennen, wenn sich eine Gelegenheit dazu bot. Wir haben das Buch. Jetzt bin ich vorm Kanthaken. Was für ein Kanthaken? Na, best Kanthaken. Sie hat in jedem Zimmer einen aufgehängt. Haben Sie sie etwa noch nicht gesehen? Einen Augenblick lang dachte Cook, Dan habe sich in einem stillen Winkel der Leihbücherei vielleicht eine Prise irgendeiner Droge verpasst.
Dan war ein Mann, der, wenn man ihn fragte, wahrscheinlich sagen würde, dass er seine Frau liebte. Aber wie er über sie redete? Zu Hause angelangt, brachte Dan Robbie zu Bett. Cook war mit Beth allein. Verbringen Sie einen geselligen Abend. Jetzt fühlte er sich als läge Roy Hammers Hand auf seinem Rücken, die ihn langsam vorwärts schiebt. Er hörte sich sagen, »Was können wir von den Vögeln lernen?« »Bitte?« »Ich meine, in Bezug auf Musik. Was für eine Tonleiter benutzen die Vögel?« »Weiß ich nicht.«
»Ich meine, die westliche? Oder die östliche?« »Keine Ahnung.« Das Thema, das Cook so hoffnungsvoll angeschnitten hatte, steckte plötzlich bis zu den Achsen im Schlamm. Er war nicht imstande, die Frage weiter auszuführen. Er hatte sie mit sich herumgeschleppt und sie schien mit jedem Ja, eigentlich jedes Mal, wenn er so einen verdammten Vogel singen hörte, gewichtiger zu werden. Aber jetzt, da er sie ausgesprochen hatte, schrumpelte sie zu einem Nichts zusammen.
Zum Glück betrat Dan wieder das Zimmer. Sind Sie beide von hier? Beth schon. Ich bin aus San Francisco. Sie haben sich nicht hier kennengelernt? Nein, auf der Uni. University of California in Santa Cruz. Wir haben uns auf der Uni kennengelernt und im Jahr nach der Abschlussprüfung geheiratet. Wir wussten, es würde ganz sicher hinhauen. Stimmt's? Was ist mit Ihnen? Sind Sie verheiratet, Jeremy? Nein. Jemals gewesen? Nein. Mal mit den Gedanken gespielt? Cook dachte nach. Paula. Ja.
Er dachte noch mehr nach. Er seufzte. Er dachte an Hammers Fragebogen. 16 unliebenswerte Frauen in 5 Jahren. Null Liebenswerte. Er hatte sich nicht überwinden können, eine 1, Paula, hinzuschreiben. Vielleicht war er bloß sauer, weil sie ihn verlassen hatte. Scheint eine harte Nuss zu sein. Die Antwort ist wahrscheinlich nein und er will es auch bloß nicht zugeben. Wir haben sie nicht vergessen, Jeremy. Wenn sie die Antwort haben, sagen sie es einfach. Na? Es gab mal eine Frau namens Paula.
Und? Na los! Der Mann leidet Qualen. Lass ihn in Frieden, Schatz. Ich möchte mir aber eine Vorstellung davon machen können, wie viel Erfahrung er hat. Das hier ist eine ernste Sache. Bei uns steht eine Menge auf dem Spiel. Das weiß ich.
Dan und ich. Und Robbie. Ich weiß. Unser ganzes Leben steht auf dem Spiel. Glauben Sie, das wüsste ich nicht? Sie sind unsere letzte Chance. Das hier ist die einzige Art von Beratung, zu der ich Dan überreden konnte. Ich mochte an der Idee, dass das alles zu Hause stattfindet. Und ohne Zeitdruck. Und jetzt, wo Sie da sind, bin ich mir nicht mehr so sicher. Ein Linguist. Und ein Mann. Die
Die haben uns gesagt, sie würden uns eine Frau schicken. Und dann noch einen Junggeselle, der noch nie mit dem Gedanken gespielt hat, zu heiraten. Und der, falls er nicht mal ans Heiraten gedacht hat, zu gehemmt ist, darüber zu sprechen. Was verstehen Sie schon von liebevoller Hingabe? Sie sind doch nicht schwul. Nein. Sie können es uns ruhig sagen. Würde ich auch, aber ich bin nicht schwul. Es wäre viel besser, wenn Sie es wären. Das wäre schon in Ordnung. Ich bin's aber nicht. So ein Pech aber auch. Hören Sie, ich möchte Ihnen was sagen. Sie haben schon recht, Beth.
Ich weiß nicht, wie viel ich von liebevoller Hingabe verstehe. Aber die Frage ist ja, wie viel ich von Sprache verstehe. Sie beide müssen lernen, richtig miteinander umzugehen. Verbal meine ich. Ich kann Ihnen das beibringen. Das kann ich wirklich. Dazu muss ich Ihnen jetzt aber ein paar Fragen stellen. Wer will zuerst? Ich muss Sie nämlich getrennt befragen. Man einigte sich darauf, dass Dan als erster gehen sollte. Während Cook seine Fragen stellte, erledigte Beth im Keller die Wäsche.
Als sie an der Reihe war, ging Dan duschen und danach ins Bett. Als sie fertig waren, sagte Cook Beth Gute Nacht und schrieb die Antworten nieder, redigierte sie und stellte sie einander gegenüber. Was für einen Sinn das haben sollte, wusste er nicht genau. Aber er vermutete, dass ihm das ermöglichen sollte, eines Tages darauf zurückzugreifen. Das Ergebnis sah so aus. Frage. Wie lange sind sie verheiratet? Dan? Achteinhalb Jahre. Beth?
Also, wir haben uns auf einer Party kennengelernt. Hat sofort gefunkt. Sie wissen ja, wie das auf Partys so ist. Man geht herum, man redet mit Leuten, wird immer wieder unterbrochen und getrennt. Immer wenn uns das passiert ist, haben wir ganz bewusst versucht, wieder zusammenzukommen. Es war ganz klar, was da lief. Ich habe sie gefragt, ob sie mit zu mir kommen wollte. Und sie sagte, ja gern. Und das war's. Kriegt Beth meine Antworten zu hören? Sie glauben nicht?
Sie wissen es nicht? Das ist ja reichlich merkwürdig. Er war hinter mir her. Es ist schon komisch, wie traditionell das abgelaufen ist. Wir haben uns im letzten Jahr auf der Highschool kennengelernt und der hat mich immer wieder ausgeführt und ich habe mich ausführen lassen. Also wenn ich so zurückdenke, glaube ich, dass ich mich aus den falschen Gründen in ihn verliebt habe. Er sah gut aus, er war witzig und lebendig.
Nein, eigentlich nicht falsche Gründe, sondern nicht ausreichende Gründe. Aber darunter lagen ein paar richtige Gründe, von denen ich damals überhaupt nichts wusste. Und das sind die Dinge, die ich heute an ihm liebe. Ich habe fast das Gefühl, dass ich einfach Glück gehabt habe. Ich wusste überhaupt nicht, auf was ich mich da einließ. Sagen Sie mal, kriegt Dan eigentlich meine Antworten zu hören? Das wissen Sie nicht? Sie wissen ja nicht gerade viel, was? Frage. Frage.
Gab es einen formellen Heiratsantrag? Sie meinen mit Hinknien und so? Oder diese herzige Nummer, wo der Verlobungsring im Nachtisch versteckt ist oder sowas? Dass ich nicht lache, ey. Nein, den gab es nicht. Wie sind Sie zu der Entscheidung gekommen, zu heiraten? Ja, Beth hat darauf gedrängt. Es war, ja, gegen Ende unseres Grundstudiums. Wir lebten in einer kleinen Hütte in den Bergen bei Santa Cruz. Wir hatten keine Heizung und im Winter war es morgens immer kalt.
Ihre Familie fand es unpassend, dass wir zusammenlebten. Unser Verhältnis nannten sie das. Die nörgelten ständig, wenn Beth mit ihnen telefonierte und so. Ja, sie fing dann an, darauf herumzukauen und so habe ich schließlich gesagt, was soll's, wo ist der Unterschied? Und dann haben wir geheiratet. Dan hat bestimmt gesagt wegen meiner Eltern, aber das stimmt nicht. Das ist so eine fixe Idee, die sich bei ihm festgesetzt hat. Wir haben uns gemeinsam einen Tag ausgesucht. Wir wollten beide heiraten.
Welche Eigenschaft schätzen Sie an ihm, ihr am meisten? Ihre Wahrheit. Er ist ein fantastischer Vater. Welche Eigenschaft schätzen Sie an ihm, ihr am wenigsten? Ihre Kälte. Er hat keine Ahnung, was es bedeutet, ein Ehemann zu sein. Wie wichtig ist es Ihnen, die Gefühle Ihres Partners zu verstehen? Oh, interessante Frage. Ja, klar, wüsste ich schon gern, was in ihr so abläuft. Warum auch nicht? Kann ja nicht schaden. Ja.
Soll das ein Witz sein? Gibt es was Wichtigeres? Ich denke über Dan fast so viel nach wie über mich selbst. Von wem gehen die meisten Gespräche aus? Tja, von wem? Ich würde sagen, manchmal von mir und manchmal von ihr. Ist ziemlich ausgeglichen. Von mir. Wie schildern Sie ein typisches, gutes Gespräch? Wir kommen gut gelaunt von der Arbeit nach Hause und erzählen uns komische Geschichten über das, was an dem Tag passiert ist. Wenn es mir schlecht geht und er genau das Richtige sagt, damit es mir besser geht.
Wie oft kommt ein gutes Gespräch, wie Sie es gerade beschrieben haben, vor? Das hatten wir schon seit Jahren nicht mehr. Nie. Wie sieht ein schlechtes Gespräch aus? Ja gut, ich komme zum Frühstück runter und sage guten Morgen und sie geht auf mich los. Ich will etwas sagen, was mir wichtig ist und er schneidet mir das Wort ab. Wie ist es, wenn Sie sich streiten? Ja, wie soll das sein? Unbefriedigend. Sie kann es nicht ertragen, wenn ich recht habe. Dann geht sie einfach raus. Gerade wenn ich was sage.
Da könnte ich zu viel kriegen. Warum macht sie das? Es tut weh. Es tut am ganzen Körper weh. Und es ist so sinnlos. Wir glauben beide, dass wir recht haben. Und manchmal, glaube ich, haben wir beide tatsächlich recht. Wir brauchen jemanden, der uns hilft. Wir stecken fest. Macht es Ihnen manchmal Spaß zu streiten? Naja, vielleicht hätte ich manchmal Spaß daran, wenn sie nicht immer rausgehen würde, sobald ich ein gutes Argument habe.
Jemand, dem es Spaß macht zu streiten, muss verrückt sein. Wer gewinnt, wenn Sie sich streiten? Ich weiß es nicht. Wenn sie einen Streit gewinnt, bin ich immer noch sauer und finde, dass ich recht habe. Und bei ihr ist es wahrscheinlich dasselbe. Also würde ich sagen, dass keiner gewinnt. In meinen Augen gewinnen entweder beide oder keiner. Wenn man zu einer Lösung kommt, haben beide gewonnen. Und wenn nicht, haben beide verloren. Wie ist Ihr Sexualleben? Ah, ich wusste, dass Sie das anschneiden würden.
Und ich möchte bei nächster Gelegenheit alles über Ihres erfahren. Unseres ist ausgezeichnet. Gar keine Probleme. Erstaunlich gut. In den ersten Jahren haben wir gelernt, wie es am meisten Spaß macht und uns dran gewöhnt. Und das ist uns bis heute geblieben. Wie oft schlafen Sie miteinander? Zwei Mal pro Woche? Einmal pro Woche. Sind Sie sicher? Ziemlich. Ich glaube schon. Klingt das komisch? Damit liegen wir doch im Durchschnitt, oder? Jedenfalls habe ich das mal gelesen. Oder nicht?
Sind Sie mit dieser Häufigkeit zufrieden? Ja, ich glaube schon. Es hat sich so ergeben, also sind wir wohl zufrieden damit. Ja, ja, ja. Warum auch nicht? Nein. Wer ergreift für gewöhnlich die Initiative? Das ist ganz komisch. Es hat sich so eine Art Routine entwickelt. Wir liegen im Bett und sehen fern und fangen an zu schmusen und dann kommen wir richtig in Fahrt.
Besonders sonntags abends, wenn 60 Minutes läuft. Sie wissen schon, dieses Nachrichtenmagazin mit Morley Safer. Ja, es geht von beiden aus. Ja, ich würde sagen, es geht von beiden aus. Morley Safer? Kommen Sie beide regelmäßig zum Orgasmus? Das ist ja eine tolle Frage. Die Antwort ist ja. Wir sind sehr gut eingespielt. Wer kommt zuerst zum Orgasmus? Tja, Beth, glaube ich. Ja, Beth. Warum? Das haben wir einfach so beschlossen.
Ich glaube, es gefällt uns einfach so. Scheint zu funktionieren. Ja, warum sollte man an einer guten Sache was ändern? Dan hasst es, weiterzumachen, wenn er fertig ist. Also habe ich den Vortritt. Reden Sie, wenn Sie miteinander schlafen? Reden? Worüber sollte man denn da schon reden? Nein. Wie hat sich Ihr Sexualleben im Laufe der Jahre verändert? Auweia, das ist knifflig. Lassen Sie mich nachdenken. Es kommt vielleicht weniger oft vor. Aber es ist besser geworden.
Man könnte vielleicht sagen, weniger Quantität, mehr Qualität. Also bevor ich Dan kennenlernte, habe ich oft mit Männern geschlafen, ohne viel dabei zu empfinden. Ich hatte viel Sex, aber keine wirkliche Nähe. Bei Dan hätte ich zuerst das Gefühl, diese Nähe zu haben, aber wenn ich heute zurücksehe, glaube ich, dass das nicht so war. Ich dachte, ich hätte bei ihm die Nähe und darum kam es mir auch so vor, als hätte ich mehr Spaß daran. Aber heute weiß ich, dass es gar nicht das Wahre war.
Ich habe festgestellt, dass ich mehr Zeit brauche. Oder vielmehr, dass ich mehr Zeit haben möchte, um in Stimmung zu kommen. Also in meiner Idealvorstellung von Sex kommt Zeit überhaupt nicht vor. Ich wünsche mir mehr Dynamik, mehr Wellenbewegung, mehr Seitenstränge neben der Hauptlinie. Ich möchte hin und wieder mal überrascht werden.
Was Stan betrifft, er ist sehr gut im Bett. Das war er immer. Aber es kommt mir so vor, als wäre er weniger überwältigt als früher. Sein Orgasmus ist etwas, das einfach so passiert. Er zuckt und schnauft nicht mehr so wie früher. Er sagt, es ist das Alter. Eine rein körperliche Sache. Vielleicht hat er ja recht. In sexueller Hinsicht hatte er seinen Höhepunkt mit 18, als ich ihn noch gar nicht kannte. Wirklich sehr schade. Ich bewege mich noch auf meinen Höhepunkt zu.
Für mich wird es immer besser. Um ehrlich zu sein, ich kann gar nicht genug davon bekommen. So, ja, ist Ihre Frage damit beantwortet? Was geht Ihnen an ihm, ihr, auf die Nerven? Lassen Sie mich mal nachdenken. Ja, ich könnte was über die Post sagen. Sie legt sie nie an dieselbe Stelle.
»Wenn ich sie aus dem Briefkasten hole, lege ich sie immer auf das Tischchen in der Eingangshalle. Wenn sie sie holt, kann man nie wissen, wo sie landet. Auf dem Klavier, auf dem Backofen, unter den Zeitungen. Das ist wie Ostereier suchen. Das macht mich wahnsinnig.«
Wenn die als Erste am Briefkasten war, wahnsinnig werde ich davon. Und sie sieht sich die Post noch nicht mal richtig an. Verstehen Sie, was ich meine, ja? Sie verstreut die Post quer durchs Haus und lässt sie liegen. Und wichtige Briefe gehen verloren. Ach ja, und noch was. Bei ihren eigenen Briefen, ja, da schreibt sie nie die Postleitzahl drauf. Und wenn man Beth einen Brief zum Einwerfen gibt, stehen die Chancen 50-50, dass er nie ankommt. Er weiß genau, was ich mir wünsche, aber gibt es mir nicht.
Auf was warten Sie noch? Die nächste Frage, bitte. Oder sind wir jetzt fertig? Also, ich kann nicht behaupten, dass ich den Eindruck habe, dass hier wäre das Nützlichste, was ich je gemacht habe. Aber wir werden ja sehen, was dabei herauskommt. Gute Nacht, Jeremy. Herr Mann? Sie ist eine Zicke, Roy. Was? Sie ist eine Zicke. Also wirklich, Jeremy? Das ist der Horror, stimmt's? Sie ist eine Zicke. Aber Sie haben ja gesagt, dass der Horror in jeder Erde dasselbe ist.
Glauben Sie etwa, dass alle Frauen Zicken sind, Roy? Oh je. Das ist es doch, oder nicht? Das ist der Horror, stimmt's? Nein. Nein? Hören Sie, sie hat mich gestern Abend die ganze Zeit angegriffen. Immer Pix, Pix, Pix. Hat gesagt, ich hätte keine Ahnung von liebevoller Hingabe. Ja, und wenn sie dann die Gelegenheit gehabt hätte, mal etwas Nettes zu mir zu sagen, dann hat sie sie auf einmal verstreichen lassen und sich ganz bewusst zurückgehalten. Es war ganz offensichtlich. Kurz gesagt, sie ist eine Zicke. Die Hämmer-Agentur nimmt von Zicken keine Aufträge an. Eine Ehe mit einer Zicke ist nicht zu wetten. Was?
Wie wollen Sie denn das erkennen, ha? Woher sollen Sie denn wissen, ob Ihre Vorstellung von einer Zicke sich zum Beispiel mit meiner deckt? Bitte nicht, Jeremy. Bitte sagen Sie nicht, dass wir verschiedene Sprachen sprechen. Bitte nicht. Ey, jetzt saugt sie meinen Wagen. Na bitte, das klingt nicht nach etwas, das eine Zicke tun würde. So was macht eine Zicke nicht. Cook behielt Beth im Auge. Sie hing von übergebeugt im Wagen, machte sich emsig über den Boden her und saugte den Abfall seines Privatlebens auf.
Wirklich schade, dass Sie nicht in der Lage sein werden, sich für diesen freundlichen Gefallen bei ihr zu bedanken. Was? Wieso das denn nicht? Haben Sie denn die Anweisungen für den zweiten Tag noch nicht gelesen? Nein, ich habe... habe ich nicht. Ich bin gerade... Na, Sie wissen ja, wo Sie sie finden. Und noch was, Jeremy. Es macht mir wirklich großen Spaß, mit Ihnen zu plaudern. Aber machen Sie sich an die Arbeit. Viel Erfolg bei Ihrem zweiten Tag. Ich werde mich mit Ihnen in Verbindung setzen, wenn Ihre Verabredung ansteht. Meine Verabredung? Was meinen Sie damit, Roy?
Ich habe eine Verabredung für Sie arrangiert. Mit einer Frau? Wieso überrascht Sie das so? Was glauben Sie denn, wofür wir die Blutprobe genommen haben? Was haben Sie denn gedacht? Ich habe mir überhaupt nichts dabei gedacht. Ich hatte ja gar keine Ahnung. Himmel, Arsch und Zwirn, Roy. Da mache ich einfach nicht mit. Wie meinen Sie das?
Ganz einfach, ich lasse mich nicht auf Verabredungen mit Unbekannten ein. Eine Verabredung mit einer Unbekannten würde ich es nicht gerade nennen, Jeremy. Das wäre eine Herabsetzung der Arbeit, die wir in diese Sache gesteckt haben. Meinen Sie nicht auch? Was für einen Zweck soll das haben? Gegenfrage. Was ist der Zweck der Hammer-Agentur? Das ist leicht zu beantworten. Mich in den Wahnsinn zu treiben. Der Zweck der Hammer-Agentur ist, Ehen zu retten. Ja, ja. Und um sie retten zu können, müssten wir sie verstehen. Eine Ehe ist... Woher kommt das Wort Ehe, Jeremy? Das weiß ich nicht, Roy.
Ich auch nicht. Macht nichts. Wenn wir das Wesen der Ehe verstehen wollen, müssen wir herausfinden, wer am besten zu wem passt.
Die Linguisten in unserem Mitarbeiterstab beteiligen sich gewöhnlich an dieser Untersuchung, indem sie sich mit Personen treffen, die ich ausgesucht habe. Ich hoffe, dass auch Sie sich an diesem Projekt beteiligen werden. Unter keinen Umständen. Was war das? Nein. Nein? Nein. Wenn Sie sich weigern, bin ich gezwungen, Sie zu feuern. Was? Dieser Aspekt unserer Arbeit ist mir sehr wichtig. Ich bin Ihnen zugetan. Jeremy, sehr zugetan. Aber wenn Sie mich dazu zwingen, lasse ich Sie fallen wie eine heiße Kartoffel. Sie sind verrückt, Roy. Wussten Sie das schon? Sagen Sie nichts, was Sie später bedauern würden, Jeremy.
Sie sind total verrückt. Sie sind ein Trottel und ein Blödion und ein... Ich finde es zum Kotzen für Sie zu arbeiten. Ich werde Ihnen noch Tag und Uhrzeit mitteilen. Cook sah noch einmal aus dem Fenster. Beth war fertig mit Saugen und rollte, während sie auf das Haus zuging, die Verlängerungsschnur auf. Wie merkwürdig dachte Cook, dass sie seinen Wagen saugte. Ob sie wohl öfters solche Anwandlungen spontaner Freundlichkeit hatte? Hieß das, dass sie keine Zicke war?
Oder war sie eine Zicke und obendrein eine Schnüfflerin? Und was hat der Hämmer gemeint, als er gesagt hatte, Cook würde nicht in der Lage sein, sich bei ihr zu bedanken? Er ging zum Hämmerbuch und durchtrennte das zweite Siegel. Da stand die Antwort. Zweiter Tag. Beobachten Sie. Sagen Sie kein Wort. Zwecklos. Spar dir die Mühe. Was soll das heißen? Er spricht nicht. Wieso? Weiß ich nicht. Wahrscheinlich gehört das dazu. Das gehört dazu, oder? Stimmt's? Jeremy?
»Siehst du, er nickt. Übrigens, ich habe ihren Wagen gesaugt, Jeremy. Ich dachte, wo ich sowieso schon dabei bin, kann ich ihn mir gleich mal auch vornehmen. Ich hoffe, das war in Ordnung. Ich fürchte, ich habe aus Versehen irgendwas aus dieser kleinen vorderen Ablage erwischt. Das war etwas aus Metall. Ich habe es im Rohr klickern hören. War es was Wichtiges? Es war bestimmt was Wichtiges, oder? Auje, das tut mir leid. Ich werde es sofort wieder aus dem Beuter herausfischen. Ich werde es schon finden. Was war es denn?« Cook schüttelte den Kopf.
Nächste Woche jährte sich zum ersten Mal der Tag, an dem Paula aus seinem Leben verschwunden war. Er hatte vorgehabt, sich erst an diesem Tag von jener kleinen Reliquie zu trennen. Einem winzigen, herzförmigen Ohrring, der seit 51 Wochen klappernd in der Ablage hin und her gerutscht war. Er konnte sich ebenso gut jetzt davon trennen. Beth sah ihn forschend an. Er schüttelte nochmals den Kopf. Sie zuckte die Schultern und drehte sich zur Spüle.
Okay, dann werde ich sie mal ins Bild setzen. Also ich habe gerade Robbie zur Schule gebracht. Das ist jetzt die letzte Woche vor den Ferien. Beth hat heute Nachmittag Elternsprechtag und ich, ja, ich bin hier und stehe ihnen zur Verfügung. Beth, irgendwie kann ich ihn einfach nicht ernst nehmen, wenn er so ist. Ich weiß. Okay, ich wollte schon lange mal den Keller aufräumen. Das ist mein Plan für heute. Das ist doch nicht dein Ernst. Meinst du mich? Das ist mein Ernst. Das ist ein tover Bruder unten. Ich kann es nicht fassen. Warum nicht?
Du überwältigst mich. Du überwältigst mich auch, Schatz. Kann ich jetzt gehen und den Keller aufräumen? Ach, mach doch, was du willst. Was hab ich jetzt wieder verpasst? Na komm, tut mir leid, wenn ich nicht aufgepasst habe oder so. Sag's mir. Du hast das Wichtigste verpasst. Warum ist Jeremy hier, hm? Er wird nichts rauskriegen, indem er dir zusieht, wie du dich durch deinen Haufen Müll wühlst. Ja, er ist hier, um zu beobachten, wie wir reden. Ich könnte ja laute Selbstgespräche führen, während ich den Keller aufräume.
Hä? Wäre das okay, Jeremy? Meine Güte, der soll uns zusammen beobachten! Herrgott nochmal! Okay, okay, okay! Ich war bloß gerade in Stimmung, den Keller aufzuräumen. Du weißt doch, es gibt hier im Haus super viel zu tun. Und wie wäre es mit ein bisschen mehr zu tun an unserer Ehe? Gut, dann machen wir eben das. Machen wir was zusammen. Vergiss es einfach. Mach doch, was du willst. Nein, Schatz. Ja, du hast ja recht. Wir machen was zusammen. Und was sollen wir machen?
Ich nehme an, du hast keine Lust mehr, beim Aufräumen zu helfen? Nein. Du bist nicht sehr romantisch. Einkaufen! Nicht schlecht. Fände ich herrlich. Aber das würdest du grässlich finden. Fahrradtour. Zu dritt fuhren sie durch den Forest Park. Dan voran, dann Beth und schließlich Cook, der immer wieder zurückfiel. Dan schien sich schwer zu tun, langsam zu fahren und zog noch weiter davon.
Beth fiel zurück und fuhr neben Cook her. Sehen Sie sich bloß den an. Ich schwör's Ihnen. Es juckt ihn noch, schneller zu fahren. Der hasst langsame Fahrradtouren. Ich dachte immer, das wäre bloß so ein Männerding. Die Faszination der Geschwindigkeit. Aber inzwischen weiß ich es besser. Wenn wir schnell fahren, dann kann ich nicht reden. Also fahren wir schnell. Ich hab mich gewundert, dass in Ihrem Fragebogen gestern Abend keine Frage dazu war. Kontrolle. Wer kontrolliert die Dinge?
Das wäre doch mal eine interessante Frage. Dann fragen Sie ihn doch mal. Warum hat er mich eigentlich geheiratet? Wenn er nicht mit mir reden will. Mit wem soll ich denn reden? Was er macht ist, er erklärt bestimmte Themen für tabu. Ich darf ihm morgens nicht meine Träume erzählen. Das ist zu langweilig. Ich darf nicht zu lange von den Problemen in der Schule erzählen. Dann ist schnell die Grenze erreicht. Selbst bei Sachen, die uns beide betreffen. Ich rede gerne über die Zukunft. Ja? Ich träume laut vor mich hin. Ich fantasiere. Ja?
Aber nichts da. Nee, nichts über die Zukunft. Außer kurzfristiges Zeug, wie zum Beispiel Ausflüge, die wir machen wollen. Ach ja, und Robbys Erziehung. Das ist meine Ausnahme. Darüber können wir reden. Aber nicht über mich und nicht über meine Hoffnung. So, ich schätze, sein Ziel ist, alle Themen eins nach dem anderen zu eliminieren, ja? Bis nichts mehr übrig ist und ich einfach nur stumm bin.
Hammer? Er ist ein Macker, Roy. Ach, ich bitte Sie. Nein, im Ernst, er ist ein Macker. Die Hammer-Agentur arbeitet nicht für Macker. Man kann keine Ehe retten, in der es einen Macker oder eine Zicke gibt. Tatsächlich? Und wenn dann doch mal einer durchschlüpft? Sie haben offenbar eine andere Zeitrechnung als ich, Jeremy. Wie meinen Sie das? Ist nach Ihrer Einschätzung seit unserem letzten Gespräch eine beträchtliche Zeit verstrichen? Nach meiner Zeitrechnung waren es jedenfalls bloß ein paar Stunden.
Gut, Roy. Sehr witzig. Ich werde mich jetzt von Ihnen verabschieden. Warten Sie, Roy. Ich habe hier eine Frau, die sehr, sehr unglücklich ist. Was soll ich denn tun? Und jetzt sagen Sie mir doch bitte nicht, ich soll irgendwas in diesem verdammten Hämmerbuch nachschlagen. Ah, wo Sie es gerade erwähnen. Sie sollten eigentlich gar nicht sprechen. Nicht mal mit mir. Sie sollen die Haltung des stillen Beobachters einnehmen. Darauf kommt es jetzt an. Wiedersehen, Jeremy.
Cook zog ein gelbes Stück Papier aus der Tasche und faltete es auseinander. Unter der Überschrift "Der Horror" stand die knappe Hypothese, die er in der Nacht zuvor aufgestellt hatte: "Sie ist eine Zicke." Er dachte kurz darüber nach, strich sie dann durch und schrieb darunter: "Er ist ein Macker." Hammer hatte die Richtigkeit dieser Aussage bestritten, aber Cook sah keinen Grund, Hammers Urteil zu vertrauen. Eigentlich hatte er sogar allen Grund, seinem Urteil zu misstrauen.
Cook faltete den Horror zusammen und steckte ihn wieder in die Tasche. Das war auch gut so, denn gleich darauf erschien Beth und setzte sich an den Tisch. Es gibt etwas, das Sie wissen sollten. Meine Eltern haben Geld. Für mich ist es kein Thema. Absolut nicht. Für Dan aber schon. Er sagt, Geld ist die Wurzel all unserer Probleme. Der Horror wäre am liebsten aus Cooks Hemdtasche gesprungen. Er verlangte einen neuen Eintrag. Meine Eltern haben uns finanziell unter die Arme gegriffen. Allerdings nicht mehr als andere Eltern ihren Kindern.
Naja, vielleicht ein bisschen mehr. Sie haben uns geholfen, als wir das Haus kaufen wollten. Sie haben ein Treuhandkonto für Robby angelegt, für das Ferienlager im Sommer und andere Ausgaben. Aber sie haben uns nie, nie vorgehalten, dass sie uns finanziell unterstützten. Dan wartet nur darauf, dass sie das tun. Er liegt regelrecht auf der Lauer, um auf sie loszugehen, wenn sie davon anfangen. Ach, die Dachdecker. Mist, das habe ich komplett vergessen.
Sind Sie Mr. Farmer? Nein, Henke. Ich habe einen Kostenvoranschlag für die Dachreparatur machen lassen. Sie machen es für 800. Wir sollten noch ein anderes Angebot einholen. Jetzt sind Sie schon mal da.
Sie könnten gleich anfangen. Es ist schwierig genug, diese Kerle dazu zu bringen, dass sie kommen. Das ist doch schon die halbe Miete. Ich habe für heute eine andere Firma bestellt. Hören wir uns doch an, was die sagen. Du hast einen Dachdecker bestellt? Ja. Du bist sicher, dass die auch wirklich kommen? Nein, aber ich kann ja reingehen und sie nochmal anrufen, okay? Ich habe diesem Kerl den Auftrag schon so gut wie gegeben. Wie um das zu unterstreichen, begannen die Henkes vom Lieferwagen zu klettern. Sie waren allesamt sehnig und hatten strähniges Haar.
Sie bewegten sich langsam und völlig lautlos. Cook fand das unheimlich, bis er merkte, was dahinter steckte. Eigene Erfahrung sagte ihm, dass dies die Unlust, Wortlosigkeit und Verdrossenheit von Menschen war, die einen schweren Kater hatten. Sag ihm, dass wir uns noch nicht entschieden haben. Man sollte immer zwei Kostenvoranschläge einholen. Ich weiß. Meinst du, das weiß ich nicht? Aber jetzt sind sie schon mal da und es ist ein faires Angebot. Was weißt du von ihnen? Sie sind hier.
Das ist alles, was ich weiß. Dieser Vorzug löste sich plötzlich in Luft auf, als die zweite Kolonne eintraf. Es waren die Farmers, deren Lieferwagen etwas neuer war als der der Hankes. Er kam aus der entgegengesetzten Richtung und hielt Stoßstange am Stoßstange direkt vor dem Wagen der Hankes. Cook erwartete, dass die beiden Arbeitskolonnen sich mit großem Hallo begrüßen und miteinander fachsimpeln würden. Aber es geschah nichts dergleichen. Man starrte sich bloß stumpf an.
Die beiden Gruppen, fünf Henkes und vier Farmers, wirkten, als wären sie mit starken Medikamenten ruhiggestellt worden. Beth eilte zum Lieferwagen der Farmers, stellte sich vor und fragte, wer der Meister sei. Während sie mit ihnen sprach, sahen Danes Dachdecker, die vielleicht eine Erosion seiner halben Zusage befürchteten, Dan fragend an. Wir scheinen hier ein kleines Problem zu haben, Mr. Henke. Warten Sie noch einen Augenblick, ja? Mr. Farmer will uns einen Kostenvoranschlag machen, Schatz. Okay, okay.
Dann lass mich das mal machen, damit die Voraussetzungen gleich sind. Ich will sicher sein, dass sein Kostenvoranschlag sich auf dieselben Arbeiten bezieht. Wenn nicht, wird das Durcheinander nämlich noch größer, als es jetzt schon ist. Gute Idee. Wunderbar. Ganz ausgezeichnet. Mr. Henke, haben Sie bitte noch einen Augenblick Geduld, ja? Na klar. Ich weiß, ich weiß. Man muss ja die Frau zufriedenstellen. Als ob ich das nicht wüsste. Henke schlenderte zu seinen Leuten, um ihnen die Neuigkeit zu berichten. Dan und Farmer gingen indes um das Haus herum.
Dan wies auf einige Stellen des Daches, wo Wasser durchsickerte. Farmer hörte teilnahmsvoll zu. Er sagte, er wolle die undichten Stellen von innen begutachten. Sie stapften eine Weile drinnen umher und Cook entdeckte nun, da sie sich in geschlossenen Räumen befanden, den wahren Grund für Mr. Farmers Enthusiasmus. Der Kellroch nach Alkohol.
Als Farmer wieder vor dem Haus bei Beth eingetroffen war, führte er umständlich aus, wie schwierig dies und wie beinahe unmöglich jenes sei, um die Reparaturen auszuführen. Dann klatschte er sich mit beiden Händen auf den Bauch und erbot sich, den Auftrag für 700 Dollar auszuführen. Das sind 100 Dollar weniger. Ich weiß, ist Subtraktion nicht etwas Wunderbares? Er wandte sich an Farmer.
Herr Farmer, könnten Sie es heute noch machen? Das klang, als hoffte er auf ein Ja, aber Cook wusste, dass er ein Nein hören wollte. Dan wollte gewinnen und dazu musste sein Mann Henke aufs Dach, auch wenn das 100 Dollar mehr kostete. Na klar, wenn wir jetzt gleich anfangen. Haben Sie irgendwelche Referenzen? Referenzen? Leute, für die Sie gearbeitet haben und die Sie empfehlen könnten. Wir haben gerade erst angefangen in dem Geschäft, aber keine Sorge, wir machen saubere Arbeit.
Haben deine denn Referenzen? Mr. Henke, haben Sie irgendwelche Referenzen? Klar. Dieser Typ drüben in... in... ein Arzt. Seinen Namen habe ich vergessen.
Mr. Farmer, welche Garantie können Sie uns geben? Ein ganzes Jahr. Drei Jahre. Fünf Jahre. Lebenslang. Lebenslängliche Garantie für Haus oder Besitzer, je nachdem. Dan, Beth, da drüben stehen zwei Dachdecker-Colonnen. Die eine ist eindeutig betrunken, die andere wünscht sich, sie wäre es. Beide werden ihr Geld nehmen und nichts als Schaden anrichten. Schicken Sie sie weg.
Er ließ sie stehen und ging ins Haus. Hierauf folgte eine Phase kleinerer Rebellion.
Nachdem Dan beide Dachdecker Cologne weggeschickt hatte, stapfte er ohne ein weiteres Wort in den Keller und begann aufzuräumen, wobei er die Betonung anfangs auf Zerstörung legte.
Beth setzte sich ans Klavier und übte pausenlos dieselben vier oder fünf nervenaufreibenden Takte. Nachdem Cook ein paar Minuten lang ziellos im Erdgeschoss umhergelaufen war, wurde er sich bewusst, wie viel Feindseligkeit Dan und Beth nicht nur füreinander, sondern wenigstens im Augenblick auch für ihn empfanden und zog sich in sein Zimmer zurück.
Er setzte sich an seinen kleinen gelben Schreibtisch, sang obszöne Verse zu Beths Musik und drang in die verbotenen, versiegelten Teile des Hammerbuches vor, indem er die Hand von unten zwischen die Seiten schob und die Siegel mit seitwärts gerichteten Karateschlägen durchtrennte. Aber nachdem er das getan hatte, klappte Cook das Buch zu, ohne ein einziges Wort gelesen zu haben. Wenn er bei den Wilsons versagte, dann sollte es Hammers und nicht sein eigenes Versagen sein, und das hieß, dass er sich an die Regeln halten musste.
Was seinen Verstoß gegen das Schweigegebot betraf, so hatte er nicht das Gefühl, etwas Falsches getan zu haben. Nur ein gefühlloser Holzkopf hätte in dieser Situation geschwiegen. Beth beendete ihre Übungen. Cook hatte Schritte im Erdgeschoss, dann im ersten Stock, im Elternschlafzimmer direkt unter seinem Zimmer, dann wieder im Erdgeschoss. Die Haustür wurde geöffnet und zugeschlagen. Er blickte aus dem Fenster und sah, wie Beth sich in ihren Wagen setzte und davonfuhr.
Ihm fiel ein, dass Dan etwas von einer Elternsprechstunde gesagt hatte. Cook schlenderte die Treppe hinunter. Ich hatte völlig vergessen, dass die Dachdecker heute kommen wollten. Und ich wette, dass Beth ihre Dachdecker auch erst wieder eingefallen sind, als sie meine sah. Habe ich recht? Die Frage ist, warum habe ich Beth nicht gesagt, dass ich die Dachdecker bestellt habe? Und warum hat sie mir nicht gesagt, dass sie welche bestellt hat? Ich werde es ihnen sagen, weil wir uns gestritten haben.
Wenn man sich streitet, sagt man nicht. Ach ja, Schatz, ich habe die Dachdecker übrigens bestellt. Solche Lücken haben wir andauernd. Komplette Ausfälle. Jedenfalls danke. Sie hatten recht. Mit einer ausgreifenden Armbewegung lud Dan Cook ein, das Durcheinander im Keller zu begutachten und warf ihm einen Pappkarton zu. Machen Sie den platt, ja, wenn Sie mir helfen wollen. Treten Sie drauf, bis er so klein wie möglich ist.
Sie wollen sicher wissen, warum ich das hier mache, ja? Ich mache das für den Fall, dass wir das Haus verkaufen. Ja, richtig. Ich bereite mich auf die Scheidung vor. Auf unsere Scheidung. Wenn es soweit ist, will ich keine Zeit damit vertrödeln müssen, das Haus auf Vordermann zu bringen. Ich will bereit sein, damit wir eine saubere Trennung machen können und keiner keinem noch was schuldig ist. Überrascht Sie das?
Ich meine, dass ich das so plane. Cook zog den Horror aus der Hemdtasche. Er strich seine letzte Theorie, er ist ein Macker, durch und schrieb eine neue darunter. Geld. Eine Reihe von Überlegungen hatte ihn zu dieser Erkenntnis geführt. Vor allem machte Dan einfach nicht den Eindruck eines Mackers. Wenn er sich Beth gegenüber gelegentlich wie einer verhielt, hieß das noch lange nicht, dass er immer einer war. Und während der Krise mit den Dachdeckern hatte er sich auch nicht wie ein Macker benommen.
Dan war unglücklich, da war sich Cook ganz sicher. Aber ein Macker war er nicht. Geld. Cook saß da und dachte darüber nach, während Dan auf Pappkartons herumtrampelte. Geld. Er ließ in Gedanken noch einmal die Augenblicke der Spannung passieren, deren Zeuge er gewesen war, um zu sehen, welche Rolle es dabei gespielt hatte. Beth kam die Treppe herunter. Beths und Dans letzte Begegnung in der Sache mit den Dachdeckern war unentschieden ausgegangen. Ohne einen klaren Sieger oder Verlierer.
Cook war gespannt, wie sie jetzt miteinander umgehen würden. Beth setzte sich auf die unterste Stufe und sah ihnen zu. Dan fragte sie, wie die Elternsprechstunde gewesen sei. »Gut«, sagte sie. »Noch zwei dieses Jahr und dann habe sie es hinter sich.«
Sie erinnerte ihn daran, dass der deutsche Film, den sie sich im Tivoli ansehen wollten, heute den letzten Abend laufe und sagte, Tommys Mutter habe gesagt, Robbie könne bei ihnen übernachten, falls sie beide in die 7-Uhr-Vorstellung gehen wollten. Ob er Lust habe? Klar, sagte Dan. Alles ganz freundlich, funktional, aber nicht kalt.
Für Cook hörte es sich ziemlich alltäglich an. Ich nehme an, Jeremy wird auch mitkommen wollen. Das wird Robbie sein. Er hat schon wieder seinen Schlüssel verloren. Ich muss ihm sagen, dass er gleich mit seinen Hausaufgaben anfangen soll, wenn er heute Abend zu Tommy will. Wir essen um sechs, Jungs. Jungs? Das ist sonst für Robbie und mich reserviert. Sie sind einer von den Jungs, Jeremy. Wie finden Sie das? Cook duschte, zog sich zum Essen um und ging runter. Im Flur klopfte ihm jemand auf die Schulter. Er drehte sich um.
Beth streckte ihm eine geschlossene Faust entgegen und gab ihm zu verstehen, sie habe etwas für ihn. Automatisch hielt er die Hand unter ihre Faust und sie ließ einen kleinen herzförmigen Ohrring hineinfallen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie das hier haben wollten. Danke. Sie können ja rot werden. Nach dem Essen brachten sie Robbie zum Haus seines Freundes und gingen dann zum Kino gleich um die Ecke. Es war fast leer.
Beth setzte sich zwischen Dan und Cook. Ich hoffe, dass wir uns gleich nicht allzu sehr streiten werden. Es ist nämlich so. Beth und ich streiten uns nachher immer. Ja, das ist immer so. Nennen Sie mir den Titel eines Films und ich erzähle Ihnen von unserem nachfolgenden Streit. Er kann doch keinen Titel nennen, Schatz. Er darf nicht reden. Es war ein erstaunlicher Film.
Cook wandte sich zwei Stunden lang auf seinem Sitz, während er zusah, wie ein Deutscher mit einem Gesicht wie eine Kartoffel alle möglichen idiotischen und zum Teil kriminellen Taten ins Werk setzte. Ohne ersichtlichen Grund und ohne irgendwelche Gefühle zu zeigen. Alles war völlig sinnlos. Als er merkte, dass das Kartoffelgesicht dabei war, ans Ende seiner Taten zu gelangen, überkam ihn ein vertrauter Schrecken. Wenn der Film zu Ende war, würde er etwas darüber sagen oder aber riskieren müssen, wie ein Idiot dazustehen.
Aber dann fiel ihm ein, dass er ja das Recht und die Pflicht hatte zu schweigen. Und er frohlockte. Er entspannte sich so sehr, dass er einnickte. Als er aufwachte, lief gerade der Nachspann. Und Dan und Beth standen auf. Sie sagten nichts, als sie das Kino verließen, die Straße hinuntergingen und in ihre Straße einbogen. Es war ein vieldeutiges Schweigen. Hatte der Film ihnen die Sprache verschlagen? Waren sie demonstrativ bemüht, einen Streit zu vermeiden? Oder machten sie sich über Cook lustig?
Er fand es nie heraus. Als sie vor dem Haus von Robbys Freund standen, brachen Dan und Beth in lautes Gelächter aus. Anscheinend über ihr Schweigen, erklärten ihm aber nichts. Cook war überrascht, wie anstrengend so ein Tag mit Beobachten und Schweigen eigentlich war. Trotzdem stand auf Cooks Gesicht, als er zu Bett ging, ein breites Lächeln.
»Schön, heute Morgen mal wieder Ihre Stimme zu hören, Jeremy.« Frisch geduscht und mit einem Handtuch um die Hüfte, war Cook am folgenden Tag gerade aus der Badezimmertür auf den Treppenabsatz im zweiten Stock getreten und auf Dan gestoßen. Cook bedachte ihn mit einem fragenden Blick. Schön, seine Stimme zu hören? Was mochte er damit nur gemeint haben? »Ja, eine Menge Leute singen unter der Dusche, aber Linguisten sind wohl die einzigen, die reden. Und das war jetzt auch ganz schön komisches Zeug, wenn Dr. Jeremy Cook was über Kickapoo wüsste. Das war's doch, oder?«
Cook versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen und lächelte verhalten. Selbstgespräche unter der Dusche fielen für ihn in die Abteilung gesundes Verhalten, obwohl ihm hier doch Sorgen bereitete, dass er erstens keine Erinnerung an den Satz hatte, den Dan erwähnt hatte, und sich zweitens keinen Reim darauf machen konnte. Dr. Cook? War sein Selbstbewusstsein so unterentwickelt, dass er sich den Badezimmerkacheln mit seinem akademischen Titel vorstellen musste?
Leise Klopfzeichen meldeten sich aus den dunklen Kammern seines Gedächtnisses. Wenn Dr. Cook was über Kickapoo wüsste. Das war einer von FF-Suites verunglimpfenden Sätzen in der Fachzeitschrift gewesen. Oder jedenfalls der Anfang davon. Wie war er weitergegangen? Cook konnte sich nicht erinnern. Um auf andere Gedanken zu kommen, schlug er das Hammerbuch auf, um die Seite mit der Überschrift »Dritter Tag« aufzuschlagen.
Seine bisherigen Erfahrungen mit den Tagesbefehlen ließen ihn eine kurze, energische Anweisung erwarten. Diese hier war allerdings sehr kurz. Dritter Tag. Hammer. Hammer? Was war mit ihm? Wollte er vorbeikommen und die Dinge heute selbst in die Hand nehmen? Wenn das gemeint war, dann war es eine verdammt merkwürdige Art, es auszudrücken. Oder hatte das Wort vielleicht noch eine Bedeutung, die Cook nicht kannte? Möglich.
Als er nach unten kam, stellte er fest, dass die rätselhafte Anweisung fürs Erste keine Probleme bereiten würde. Denn das Haus war leer. Er entdeckte auf dem Tisch im Wintergarten einen Zettel. An den schlauen Linguisten. Ich bin zum Werkzeugladen. In einer Dreiviertelstunde wieder da. Robbie ist in der Schule. Beth ist mit einem Dachdecker durchgebrannt. Ihr Bruder in Jesu, Dan.
Um ein bisschen Zeit totzuschlagen, ging Cook spazieren und fand sich nach einiger Zeit in der Leihbücherei wieder, wo er den Namen FF Sweet im Terminal eintippte. Cook bezweifelte ernsthaft, dass FF Sweet im Laufe seiner Karriere als Miesmacher auch nur ein einziges Buch geschrieben hatte. Aber es war einen Versuch wert. Er hatte die schwache Hoffnung, die verletzliche Stelle an FFs Bauch zu finden.
Etwas, auf das er seinen Racheplan aufbauen könnte, ohne sich monatelang mit der Kikipu-Grammatik beschäftigen zu müssen. Er gab den Namen ein, drückte Enter und zwinkerte verblüfft, als er sah, dass dieser Scheißkerl im Katalog der Leihbücherei als richtiger Autor geführt wurde. Er drückte eine andere Taste und auf dem Bildschirm erschien ein Titel. Nein, sagte er, das konnte nicht sein.
Er fragte die Bibliothekarin am Informationstisch, wo er dieses Werk finden könne. Und als sie es ihm sagte, rief er: "Nein!" Er sagte "Nein", als er die Treppe hinaufging und noch einmal, als er die Kinderbuchabteilung betrat. Ein paar Mütter und Väter standen an den Regalen, während ihre Kinder herumtollten. Cook arbeitete sich bis zum Buchstaben "S" durch. Er erkannte den Buchrücken sofort, riss das Buch heraus und starrte es wütend an.
Ungläubig las er die Kurzbiografie des Autors und stellte das Buch dann wieder ins Regal. Verkehrt herum und an der falschen Stelle. Sein erster Gegenschlag: Bei seiner Arbeit am Wabash-Institut hatte er gelernt, Kinderbücher in zwei Kategorien zu unterteilen: Die, die auch Erwachsenen Spaß machen, und die, bei denen das nicht der Fall ist. Die schlechtesten Bücher konnten Erwachsene in die Knie zwingen und unter Tränen um Gnade betteln lassen.
Das allerschlimmste Buch von allen aber war "Valentinsgeschenk für Val". Text und Illustration von FF Sweet. Cook kannte die Handlung, auch wenn er bisher nie auf den Namen des Autors geachtet hatte. Val war ein kleiner Indianerjunge, der mit dem Valentinstag nicht zurechtkam. Jedes Jahr kaufte er einen ganzen Haufen Valentinsgeschenke, aber er verschenkte sie nie und bekam auch nie welche.
Eines Valentinstags aber beschloss er, all diese angehäuften Geschenke auf einmal an all seine Freunde zu schicken. Er ging zum Postamt und schickte sie ab. Als er nach Hause kam, quoll der Briefkasten seines Tipis über. Er hatte genauso viele Geschenke bekommen, wie er abgeschickt hatte. Kritik? Kinder im Bilderbuchalter hatten keine Ahnung, was es mit dem Valentinstag auf sich hatte. Val war ein idiotischer Name.
Valts Identität als Indianer wurde an keiner Stelle wirklich verdeutlicht. Der Gang zum Postamt nahm unverhältnismäßig viel Raum ein. Valts plötzlicher Entschluss, seine Valentinsgeschenke zu verschicken, war völlig unmotiviert. Es gab keinen Hinweis darauf, dass Val irgendwelche Freunde hatte, denen er Geschenke hätte schicken oder von denen er welche hätte bekommen können. Da er mehr als ein Geschenk bekam, stimmte der Titel nicht. Ein junger Zuhörer konnte leicht denken, dass Val die Geschenke an sich selbst geschickt hatte.
Die Bilder waren beschissen. In der Zeit, in der Cook im Wabash-Institut gearbeitet hatte, war Valentins Geschenk für Val sicher ein Dutzend Mal verschwunden. Cook war für einige dieser Säuberungen verantwortlich. Allerdings bei weitem nicht für alle. Auch die anderen Linguisten hassten dieses Buch. Nach jedem Verschwinden konnte man sich eine Weile von Val erholen, bis ein wohlmeinender Erwachsener, meist ein dämlicher Vater, ein neues Exemplar stiftete. Vielen Dank auch.
Cook zog das Buch wieder aus dem Regal und las die Biografie noch einmal durch. Da stand, FF Sweet sei ein Indianer-Fan, der mit seinen acht Katzen in Washington, D.C. lebe. Indianer-Fan, Washington, D.C. Es musste einfach derselbe sein und seine Bibliografie enthielt offenbar nur zwei Titel. Valentinsgeschenk für Val und Warum Jeremy Cooks Theorie über die Kikipu-Adverbien lachhaft ist.
in der biographie stand noch er stecke im augenblick mitten in der arbeit an einem zweiten band seit dem erscheinen von valentines geschenk für val waren zehn jahre vergangen f f suite hatte anscheinend eine schreibblockade aber cook konnte mit einem einfall für den zweiten band aufwarten die geschichte setzte da ein wo die erste aufgehört hatte
Val reißt voller Vorfreude die Umschläge auf und entdeckt, dass sie allesamt unaussprechliche Schrecken enthalten, die ihm ein tief verletzter, begreiflicherweise wütender und unglaublich gnadenloser Feind geschickt hat. Darauf erleidet Val einen Nervenzusammenbruch und sitzt für den Rest seines Lebens apathisch in seinem Tipi herum. Eine Valium für Val.
Hey, was machen Sie denn hier? Das hier ist die Kinderbuchabteilung. Ach, ich habe mich bloß verlaufen. Und du? Ich suche ein Buch über Knoten. Mom und Dad reisen ja nächste Woche nach Italien und ich gehe ins Ferienlager. Ihr verreist alle nächste Woche? Letztes Jahr haben sie uns im Ferienlager Knoten beigebracht. Richtig irre Dinger. Aber ich weiß nicht mehr, wie sie gehen. Robbie ging einen Gang zwischen zwei Regalen hinunter.
Dabei sah er sich nach Cook um, als wollte er ihn fragen, ob er nicht mitkommen wolle. Aber Cook winkte bloß und ging wieder zurück. Hammer? Hammer? Was bedeutet Hammer oder Hammer? Ein Hammer ist ein Schlagwerkzeug mit einem ungefähr pyramidenförmigen, quer zum Stiel stehenden Kopf. Ist da, wo Sie sind, etwas Komisches passiert, Jeremy? Nein, Roy, hier nicht. Hören Sie, dritter Tag, Hammer. Was soll das heißen? Sie sind schon beim dritten Tag? Hammer?
Natürlich, heute ist ja der dritte Tag. Sie haben mich missverstanden. Oh, so schnell, dritter Tag, du lieber Himmel. Ich hatte mich doch streng an die Instruktionen gehalten. Heute ist der dritte Tag. Was ist denn daran so schlimm? Sie haben das ganz falsch verstanden. Verstehen Sie denn nicht? Das Wort Tag hat im Hämmerbuch nichts mit der landläufigen Bedeutung dieses Wortes zu tun. Es bezeichnet etwas völlig anderes. Es bezeichnet eine Zeitspanne, die so lang sein kann, wie Sie wollen.
»Ich hatte angenommen, dass Sie wesentlich länger bei den Anweisungen für den zweiten Tag bleiben würden. Sie erinnern sich doch? Beobachten Sie! Sagen Sie kein Wort!«
Ja, Roy, ich erinnere mich. Immerhin war das ja erst gestern. Hoppla! Hat gestern für Sie vielleicht eine andere Bedeutung als für mich? Was für ein merkwürdiger Gedanke, Jeremy. Wie kommen Sie darauf? Also, Roy, wenn Sie mir gegenüber das Wort Tag gebrauchen, ja, dann denke ich 24 Stunden, wie jeder andere auch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Rest Ihrer Mitarbeiter an irgendetwas anderes denkt.
»Tja, zunächst meistens nicht. Sie legen eine eigenartige Tendenz an den Tag, denselben Fehler zu machen wie Sie. Das verwundert mich immer wieder aufs Neue.« »Worauf wollen Sie hinaus? Wollen Sie damit sagen, dass ich zu übereilt war?« »Haben Sie denn den Eindruck?«
Ich habe keinen Vergleich. Haben Sie das Gefühl, dass Sie aus der Anweisung beobachten Sie, sagen Sie kein Wort, alles herausgeholt haben? Weiß ich nicht. Wollen Sie vielleicht, dass ich es nochmal wiederhole? Dafür dürfte es wohl ein bisschen zu spät sein, Jeremy. Sie haben bereits den dritten Tag gelesen. Sie können doch nicht zum zweiten Tag zurück, wenn Sie den dritten Tag schon gelesen haben. Cook beschloss, Hammers ständiger Geheimniskrämerei mit einer eigenen zu begegnen.
Er würde ihm nichts von Danes und Beths bevorstehender Reise erzählen, von der Hämmer angesichts der Anweisung, Cook solle langsam vorgehen, ganz bestimmt nichts wusste.
Cook würde diese Reise eines Tages nebenbei erwähnen, als etwas ganz Selbstverständliches, und sich anhören, wie Hämmer sich aufregte. Davon habe er ja keine Ahnung gehabt. Und warum ihn keiner davon informiert habe. Und dann würde er sagen, ach nun kommen sie schon. Ich schätze, dann muss ich wohl mit dem dritten Tag weitermachen. Hämmer. Wie soll ich das verstehen? Hämmer. Das ist ein äußerst wichtiger Schritt. Hierzu das Verb. Hämmern. Ich hämmer, du hämmerst, er hämmert. Im
Im Perfekt, ich habe gehämmert. Ja, richtig. Das Imperfekt lautet, hämmerte. Die Futurform ist, ich werde hämmern. Das Plusquamperfekt... Ich habe schon kapiert, Roy. Ein regelmäßiges Verb. Und der Imperativ ist, hämmer. Aber was bedeutet es? Tja, im Grunde bedeutet es, das, was gerade passiert, zu unterbrechen und nach der Bedeutung zu fragen. Sie haben sich bis jetzt ziemlich im Hintergrund gehalten. Jetzt ist es an der Zeit, dass Sie eingreifen.
Nehmen wir mal an, der Mann sagt etwas zu seiner Frau, das Ihnen merkwürdig vorkommt. Das ist der Augenblick, in dem Sie auf die Bremse treten. Sie unterbrechen und verlangen eine Erklärung. Eine ausführliche Erklärung. Sie können sich die Art, die Diktion, den Akzent, das Register, die Betonung, die Intonation, die Stimmlage und das Tempo erklären lassen. Das ist hämmern. Wenn Sie das tun, dann hämmern Sie. Ich soll Sie also mitten im Satz unterbrechen? Ja, und lassen Sie nie locker. Verlangen Sie so lange Erklärungen, bis Sie zufrieden sind.
Hört sich so an, als sollte ich eine Nervensäge sein. Nervensäge, das Wort gefällt mir nicht. Mir ist lästiger Mensch lieber, im sokratischen Sinne. Oder Nutnik, das ist das jüdische Wort dafür. Gut, noch irgendwelche Anweisungen? Das steht alles im Hämmerbuch. Im Hämmerbuch steht doch nur Hämmer. Richtig, was für ein hübscher Ausklang für unser Gespräch, wirklich ein sehr hübscher Ausklang. Aber bevor ich Schluss mache, will ich Ihnen noch sagen, machen Sie sich bereit um 20 nach 5. Ihre Verabredung steht. Ich hämmere, du hämmerst, er hämmert.
Cook konjugierte laut und im Rhythmus seiner Schritte, während er die Treppe hinunterging. Ich hämmere, du hämmerst, er hämmert. Ich hämmere, du hämmerst, er... Hallo, Beth. Sie war anscheinend einkaufen gewesen. Sie hatte Tüten in den Händen und sah ihn vom Fuß der Treppe neugierig an. Seien Sie bitte so gut und stellen Sie bitte die Milch in den Kühlschrank. Ich bin völlig erledigt. Sie setzte die Tüten auf der Arbeitsplatte ab und ging in den Wintergarten, wo die Klimaanlage eingeschaltet war.
Sie machte die Glastür hinter sich zu und warf sich in den Liegesessel. Cook ärgerte sich nicht über das, was sie gesagt hatte, sondern wie sie es gesagt hatte. Er hasste es, wenn man einfach über ihn verfügte. Und genau das hatte sie gerade getan. Während er die Milch in den Kühlschrank stellte, versuchte er, diesen Eindruck mit seinem Gesamtbild von ihr in Einklang zu bringen. Einen Tag zuvor hatte sie spontan seinen Wagen gesaugt.
Leute, die einfach über einen verfügten, taten so etwas nicht. Und sie durchsuchten auch nicht Staubsaugerbeutel nach Erinnerungsstücken, nachdem man ihnen gesagt hatte, das sei nicht nötig. Dennoch hatte er jetzt ein schlechtes Gefühl. Den Groll des widerwilligen Domestiken. »Ich hab mich ein bisschen in der Nachbarschaft umgehört und erfahren, dass man ein undichtes Dach am besten ganzheitlich behandelt, indem man die Dachziegel entfernt, die Dachpappe darunter erneuert und die Dachziegel wieder aufsetzt.«
Ich werde nach der Gaube über ihrem Fenster anfangen. Kann ich Ihnen helfen? Ich glaube, ich muss Ihnen was sagen. Beth und ich haben uns heute Morgen gestritten. Und über was? Schatz, Telefon. Bruce, hier. Dan, kannst du schnell zur Firma kommen? Hier ist die Hölle los. Ja, sofort. Bis gleich, Bruce. Jeremy, ob sie es glauben oder nicht, die brauchen mich im Betrieb.
Schatz, kann ich deinen Wagen nehmen? Auf dem Bus ist eine Leiter, die nicht festgebunden ist. Ich brauche deinen Wagen. Kannst du sie nicht runternehmen? Dann mache ich mich ganz dreckig. Warum hast du nicht daran gedacht, bevor du dich umgezogen hast? Weil ich es vergessen habe. Also, brauchst du den Wagen? Vielleicht. Und wozu? Weiß ich noch nicht. Hast du irgendwas Bestimmtes vor?
Nein, aber ich möchte mir die Option offen lassen, irgendwo hinzufahren, wenn ich Lust dazu habe. Ich wusste, dass du Option sagen würdest. An diesem Punkt würde ich gerne ein paar Fragen stellen. Wie wäre es mit ein paar Antworten? Dan ließ ihn stehen, ging zu seinem Bus, hiefte die Leiter laut ächzend hoch und warf sie vom Dach. Pff.
Sie landete mit einem scheppernem Efeu, das mehrere Hunde in der Nachbarschaft wütend bellen ließ, und fuhr davon. »Beth, warum haben Sie wegen des Wagens ein solches Theater gemacht?« »Das haben Sie doch gehört!« »Waren Sie wütend, weil Ihr Bruder ihm befohlen hat, er solle sofort in den Betrieb kommen?« »Bruce gibt ihm keine Befehle. Sie sind Partner.« »Macht es Ihnen etwas aus, dass er weggefahren ist?« »Warum sollte mir das was ausmachen?« »Weil er doch eigentlich hier sein und an Ihrer Ehe arbeiten sollte.«
Dan hat gesagt, sie haben sich heute Morgen gestritten. Worum ging es da? Dürfte ich wohl bitten? Dürfte ich wohl bitten? Das sollte offenbar heißen, verschwinden sie. Und das Tatguck dann auch. Als er die Tür hinter sich zumachte, fragte er sich, wie er eigentlich hämmern sollte, wenn alle sich weigerten, mit ihm zu reden. Er seufzte. Das Telefon klingelte. Gleich darauf hob Beth ab. Eine Minute später kam sie, ihre Handtasche unter dem Arm, aus der Haustür.
Sie ging mit schnellen Schritten zu ihrem Wagen und fuhr davon. Sie nahm ihre "Option" wahr. Knapp eine Stunde später sah Cook von dem Roman auf, den er versucht hatte zu lesen. Er hörte Eicheln unter Autoreifen knirschen und dann das Schlagen einer Wagentür. Er warf einen Blick nach unten und sah Beth ins Haus gehen. Einen Augenblick später drang leicht dissonante Musik durch das Treppenhaus nach oben.
Er überlegte, ob er hinuntergehen sollte. Aber da er befürchtete, Beth könnte ihm erneut eine Dosis dürfte-ich-wohl-bitten verpassen, schloss er die Tür und widmete sich wieder seinem Buch. Etwa eine halbe Stunde später hörte er wieder Eicheln knirschen. Er legte das Buch beiseite. Draußen stand der Kleinbus. Cook ging nach unten. Beth und Dan waren im Wohnzimmer. Genau das, was Bruce immer macht. Aber ich glaube, es wird schon klappen. Wo ist Jeremy? Oben, in seinem Zimmer.
Hast du das Gefühl, dass er der Sache hier auf den Grund kommt? Ich weiß nicht. In kleinen Schritten vielleicht. Was ist heute dran? Keine Ahnung. Er stellt eine Menge Fragen. Vielleicht ist es das. Klingt ziemlich blöd. Stimmt. Aber irgendwie mag ich ihn. Findest du ihn immer noch merkwürdig? Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. Ist er so weltfremd, weil er ein Intellektueller ist, oder ist er einfach nur weltfremd? Hm.
Als er heute Morgen runterkam, hat er irgendwas von einem Hammer gemurmelt. Im Ernst? Was kann das zu bedeuten haben? Wie soll ich das wissen? Er redet so viel mit sich selbst, dass ihm wahrscheinlich bald die Themen ausgehen. Das wird Bruce sein. Er wollte anrufen, wenn es noch mehr Schwierigkeiten gibt. Hallo? Ach du, bist es Rose. Beth steht hier direkt neben mir. Ja, ich geb sie dir. Ich muss noch was am Dach reparieren. Jeremy?
Ihre Schwiegermutter scheint ganz schön oft anzurufen. Einmal täglich. Wie ist Ihr Verhältnis zueinander? Ich glaube, sie mag mich. Aber ich bin ihr wahrscheinlich ein Rätsel. Und wie finden Sie sie? Fragen Sie nicht. Warum nicht? Für einen Ehemann ist die Schwiegermutter die Personifizierung der schlechten Eigenschaften seiner Frau. Aber was ist mit Beths guten Eigenschaften? Gehen die nicht auf ihre Schwiegermutter zurück? Nee, die hat Beth in meinen Augen selbst entwickelt. So würde Beth immer sein, wenn ihre Mutter ihr nicht all diesen Mist eingeimpft hätte.
Das ist aber wahrscheinlich nicht fair gegenüber Rose. Wieso sollte ich ihr gegenüber auch fair sein? Ich bin ja nicht mit Rose verheiratet. Denn was war im Betrieb los? Bloß ein kleines Problem, um das ich mich kümmern musste. Ah ja, das ist ja eine hervorragende Erklärung. Jetzt weiß ich genau Bescheid. Dan sah ihn spöttisch an. Sie schwiegen. Beth kehrte zurück. Ich erlebe hier gerade das, was man einen Themenfehlschlag nennt. Klingt schlimm. Ich habe Dan nach seiner Arbeit gefragt, aber er...
Ist das ein Fachausdruck oder haben Sie sich das gerade ausgedacht? Sie wollen doch bloß das Thema wechseln. Ja, ich will das Thema wechseln. Aber ich will nicht bloß das Thema wechseln. Das interessiert mich auch wirklich. Denn es ist ein Fachausdruck, ja. Es ist das, was passiert, wenn jemand ein Thema anschneidet und nur eine minimale oder gar keine Reaktion erhält. Frauen passiert das oft. Ich weiß. Ja, Frauen geben sich bei Unterhaltungen mehr Mühe.
Sie bringen immer wieder neue Themen auf, viel öfter als ihre Männer, und sie werden häufiger einfach übergangen. Ihre Themen sind lauter Todgeburten. Wenn man Niederschriften von Tonbandaufnahmen liest, hat man den Eindruck, dass da große, brutale Kerle saßen, die bloß vor sich hingemurmelt haben, während ihre Frauen geschuftet haben, um das Gespräch in Gang zu halten. Führen Sie das ruhig weiter aus. Vielleicht sind die Frauenthemen einfach nicht so interessant wie die Männerthemen.
Nein, manchmal bringen ein Mann und eine Frau im Verlauf einer Unterhaltung dasselbe Thema auf. Bei der Frau geht niemand weiter darauf ein. Aber wenn der Mann es anschneidet, ja, dann wird es ein Erfolg. Und passiert das hier bei uns auch? Wieso fragst du das nicht mich? Ich frage aber ihn. Und warum nicht mich? Weil du mir gleich wieder eins einschenken würdest. Stimmt, das würde ich.
Es ist mir hier nicht aufgefallen, aber andererseits habe ich auch nicht besonders darauf geachtet. Aber wenn es ein brennendes Problem wäre, wenn ich Beth andauernd übergehen würde, dann wäre Ihnen das doch wohl aufgefallen, oder? Wahrscheinlich. Aber vor allem kommt es darauf an, ob Beth sich übergangen fühlt. Ich ziehe mich jetzt um. Ich werde mich ans Dach machen. Meine Befriedigung liegt in greifbaren Erfolgen. Dacharbeiten. Der Weg zu wahrem Glück.
Wie haben Sie Ihren Streit von heute Morgen denn eigentlich wieder eingerenkt? Wir haben einfach über irgendwas anderes geredet. Sonst nichts? Nein. Warum wundert Sie das so? Ist Ihnen das nicht mit Ihrer früheren Freundin hier, wie hieß sie nochmal, nie passiert? Haben Sie nie einen Streit beendet, indem Sie einfach über irgendwas anderes geredet haben? Nein, ich finde das eine völlig idiotische Methode, einen Streit zu beenden. Cook wandte sich ab. Natürlich war ihm solch ein Verhalten nicht fremd. Immerhin hatte er ein Jahr mit Paula zusammengelebt.
Als er in sein Zimmer ging, traf er dort auf Dan. Ihre Arbeit. Die Druckerei. Was? Die Druckerei. Wie heißt sie? Der Betrieb von Beth Vater und Bruder. Wir werden den Namen allerdings ändern. Ich habe darauf bestanden. Ich habe gesagt, entweder Sie ändern den Namen oder ich schmeiße den Kram hin. Da haben sie dann nachgegeben und meine Forderungen erfüllt. Der nächste heißt der Laden. Der Betrieb von Dans Schwiegervater und Dans Schwager. Das kapiere ich nicht. Ich auch nicht. Ich hasse meine Arbeit.
Sie ist langweilig. Ich will nicht für den Rest meines Lebens billig einkaufen und teuer verkaufen. Verstehen Sie, was ich meine? Weiß Beth das? Sollte man doch meinen, oder? Was heißt das? Das heißt, was es heißt. Dan kletterte aufs Dach der Gaube über Cooks Zimmer. Von dort reichte er Cook, der einen sicheren Platz auf seinem kleinen Balkon eingenommen hatte, die Dachziegel an, damit er sie aufstapeln konnte. Die Arbeit schien Dan zu beflügeln. Er hockte da, riss Witze und sang Stücke von Liedern, die Cook nicht kannte.
Robbie kam von der Schule nach Hause und schrie begeistert auf, als er vom Bürgersteig aus seinen Vater dort oben sitzen sah. Etwas später legte Dan eine Pause ein und setzte sich rittlings auf den Giebel der Gaube, als wollte er auf dem Haus in den Sonnenuntergang reiten. Er sah hinunter auf die Straße und rief: "Wer ist denn das?" Cook blickte über die Balkonbrüstung und sah irgendeinen weißen Wagen. Dem entstieg eine hochgewachsene blonde Frau in einem engen weißen Kleid, das oben und unten viel frei ließ.
Sie stieg aus und sah zum Haus. Ihr Blick hob sich langsam, als kletterte er Sprosse für Sprosse die Leiter hinauf, bis er Cooks Augen erreicht hatte und dort verharrte. Mit einem Angstschrei sprang Cook zurück. Er sah auf seine Uhr. 20 nach 5. Er hörte Roy Hammer sagen, gegen 20 nach 5. Cook stürzte ins Badezimmer, bespritzte sich mit Wasser, rannte zum Kleiderschrank und zerrte ein sauberes Hemd und eine Hose heraus.
Inzwischen hatte Dan vom Dach aus die Frau brüllend begrüßt, und seine Bemühungen, herauszufinden, wer sie sei, machten Fortschritte. Er rief herunter, er sei überrascht, dass Jeremy eine Freundin in St. Louis habe. Cook lauschte auf die Antwort der geheimnisvollen Frau, doch die beschränkte sich auf wenige unverständliche Worte. Cook eilte die Treppe hinunter und zog sich im Gehen an.
Beth ging, neugierig geworden durch Dens Rufen, gerade durch die Eingangshalle zur Tür. Robbie klebte am Wohnzimmerfenster und schrie, »Ultrascharf!« »Schnell, ein nettes Restaurant hier in der Nähe. Schnell!« »Was?«
Sagen Sie mir ein nettes Restaurant. Schnell, irgendwas mit Klasse. Also da gäbe es das Oberon in der Clayton Street. Was ist hier eigentlich los? Cook stürmte raus. Die geheimnisvolle Frau stand auf der Veranda wie eine 1,80 Meter große, fest im Boden verankerte Trophäe. 1,80 Meter? Ja. Sie war nicht nur groß, sondern auch sehr dreidimensional. Sie trug ein weißes Lederkleid ohne Träger, Ärmel, Gürtel oder dergleichen.
Es schien von ganz allein zu halten, und doch wusste Cook, dass es ihre Ausstattung war, die das Kleid hielt. »Sind Sie... kommen Sie von Roy Hammer?« Etwas Seltsames passierte mit seinen Worten. Sie erreichten nicht ihren Bestimmungsort. Er konnte es geradezu sehen, aus seinem Mund kam ein Strom von Worten.
Sie waren, anfangs jedenfalls, zielgerichtet und flüssig. Aber dann fielen sie vor den Füßen dieser Frau zu Boden. Ihr Kragen sieht komisch aus. Er fasste nach seinem Hals und merkte, dass die eine Seite seines Jackettkragens steil in die Höhe stand. Er klappte ihn um. So besser? Ich bin Jeremy Cook. Ich will alles über Sie wissen. Das war gelogen. Zu diesem Schluss kam Cook nicht nur aufgrund ihres ausdruckslosen Tons, sondern auch durch pure Deduktion.
Niemand, der so aussah, konnte je den Wunsch verspüren, etwas über ihn wissen zu wollen. »Gehen wir doch ins Oberon.« »Gut.« »Sind Sie aus St. Louis?« »Ja.« »Hier geboren und aufgewachsen?« »Ja.« »Und gefällt es Ihnen hier?« »Ja.« »Was machen Sie?« »Das wissen Sie doch.« Cook lief an. Sein Gesicht und alles, was unterhalb davon lag, rötete sich, spannte sich und pochte.
Aber vielleicht hatte sie etwas anderes gemeint? Etwas anderes als die Tatsache, dass sie ein sündhaft teures Callgirl war, das Hämmer zu Cooks Vergnügen bestellt hatte. Natürlich weiß ich das. Aber ich möchte es gern aus ihrem Munde hören. Ich bin Model. Ein Model. Das ist bestimmt sehr interessant. In Wirklichkeit dachte er, das ist bestimmt schrecklich. Aber er schuldete ihr noch eine Lüge als Gegenleistung für ihre Behauptung, sie wolle alles über ihn wissen.
Zum Glück war es nicht weit zum Oberon. Cook fand nicht nur das Restaurant, sondern auch einen Parkplatz ein Stück weiter die Straße hinunter. Er vergaß nicht, schnell aus dem Wagen zu springen und ihr die Tür aufzuhalten. Seine Belohnung war eine optimale Aussicht auf ihre Brüste. Von oben wirkten sie sogar noch größer. Er erinnerte sich, gelesen zu haben, dass Amerika dabei sei, ins Busenzeitalter einzutreten.
Immer mehr Frauen kauften sich einfach einen neuen. Stammte ihre etwa aus einem Laden? Er hatte keine Ahnung. Das Restaurant lag in der obersten Etage eines hohen Geschäftshauses. Das ist ein hohes Gebäude. Cook kam zu dem Schluss, dass ihre Stärke die sensorische Welt war. Sie sah und sie hörte. Und die Umsetzung ihrer Eindrücke in Worte war rasch und ehrlich. Der Aufzug kam und sie stiegen ein.
Der Oberkellner begrüßte sie so herzlich, dass Cook annahm, er und seine Begleiterin seien gute Bekannte. Vielleicht konnte das mit ihr heute Abend ja doch noch was werden. Erzählen Sie mir alles über sich. Ich bin Linguist, beschäftige mich mit Sprache. Ich bin sozusagen ein Spezialist für Sprache. Linguistik ist die Wissenschaft der Sprache. Ja, natürlich. Erzählen Sie mir von Ihrer Zeitschrift. Meine Zeitschrift?
Ich habe ein paar Sachen in linguistischen Fachzeitschriften veröffentlicht, wenn Sie das meinen. Sie benutzen immer dieses komische Wort. Ich meine Ihre neue Modezeitschrift. Emma, sagen Sie mir doch mal, was Sie darüber wissen. Also, ich weiß, dass Sie aus New York sind. Das hätte ich sowieso gemerkt. Schon an Ihrer Kleidung. Sie haben eine tolle Art, diese alten Stile miteinander zu mischen. Ihr seid uns da bestimmt zwei Jahre voraus.
Jedenfalls, ich weiß, dass Sie Material für eine neue Modezeitschrift sammeln. Ich weiß, dass in der ersten Nummer Models aus verschiedenen Teilen des Landes gebracht werden sollen. Und ich weiß, dass ich Glück gehabt habe und als Kandidatin für St. Louis und Umgebung ausgesucht worden bin. Erstaunlich, was Sie alles wissen. Ja, nicht?
Hammer? Roy, eine Frage. Was zum Teufel? Ah, Jeremy, erzählen Sie mir von Ihrer Verabredung. Ich bin wahnsinnig gespannt. Was zum Teufel haben Sie sich denn dabei eigentlich gedacht? Gegensätze ziehen sich an. Was sonst? Ich wollte es mal testen. Äh.
Ja, aber in welcher Hinsicht, hä? Ist das denn das Gegenteil von mir? Bin ich etwa hässlich? Ist es das? Ach, Jeremy. Ich meine es ernst. In welcher Hinsicht ist das das Gegenteil von mir? Na ja, da Sie Ihr Aussehen schon erwähnt haben, da gibt es tatsächlich einen Unterschied. Sie weiß, dass Sie gut aussieht. Ja? Ja, und Sie nicht, ganz einfach. Ich weiß nicht, dass Sie gut aussieht? Natürlich weiß ich das. Mein kleiner Freund hat sich aufgeführt wie ein Hund an der kurzen Leine. Nein, nein, nein. Sie wissen nicht, dass Sie gut aussehen. Oh, vielen Dank.
Finden Sie, dass ich gut aussehe? Ja, aber es gibt noch wichtigere Unterschiede. Sie ist sehr beschränkt. Ja, das habe ich mit der Zeit dann auch herausgefunden. Mit der Zeit? Es hätte Ihnen auf der Stelle ins Auge springen sollen. Ich spreche nicht von einem hochgeschraubten Ideal von Allgemeinbildung, Jeremy. Ich meine 2 plus 2. Also, wie war's? Schrecklich. Ach, nun kommen Sie aber. Entsetzlich. Und wie war's im Bett? Im Bett? Ja, Sie waren doch mit ihr im Bett, oder?
Nein. Ach, nun kommen Sie schon? Nein. Verdammt, so ein Mist. Ich hatte den Eindruck, Sie sind immer auf Sex aus, ganz gleich, wie Ihre Gefühle sind. Ach, Roy, jetzt bitte hören Sie doch mal auf, hier rumzuspinnen. Sie hat mir erzählt, wer ich Ihrer Meinung nach sei. Irgendwas von einem Modemagazin. Ich habe ihr die Wahrheit gesagt. Sie hat mir nicht geglaubt.
Dann hat sie mir doch geglaubt und dann hat sie geweint und dann sind sie und ihr Busen aufgestanden und einfach weggegangen. Ende der Verabredung. Und was haben sie daraus gelernt? Gelernt? Tja, dass Gegensätze sich scheinbar nicht anziehen, oder? Sie hat sich von mir auf jeden Fall nicht angezogen gefühlt, trotz meines anerkannt guten Aussehens. Und ich hatte mir kurz sogar vorgemacht, in diesem Kleid steckt eine witzige, geistreiche, tolle Frau und das nur, weil... Sie wollten bloß einen menschlichen Kontakt?
Sie wollten eine Beziehung? Ich finde das großartig. Tun Sie mir in Zukunft einen Gefallen, Jeremy. Versuchen Sie, mit der Frau ins Bett zu gehen. Herrgott, Troy. Das versuche ich doch immer. Ich glaube, Sie erwarten mal wieder eine kleine Hilfestellung. Eine kleine Hilfestellung? Was meinen Sie denn bitte jetzt schon wieder? Nach seinem misslungenen Date und dem Telefongespräch mit Hammer hatte Cook ein starkes Bedürfnis nach menschlichem Kontakt. Er ging hinunter und suchte Dan, Beth und Robbie.
Doch das Haus war leer. Auf dem Tisch im Wintergarten fand er einen Zettel. An den schlauen Linguisten. Wenn nach ihrer Verabredung noch was von ihnen übrig ist, dann machen sie sich auf die Socken und sehen sie sich an, wie die Mount City Printers die Loop Merchants Association in Grund und Boden spielen. Links in die Delmar Street, dann rechts in die Kingsland. Der Sportplatz liegt dann rechts, 20 Minuten zu Fuß. Denn... Cook las die Nachricht noch einmal. Die Mount City Printers...
Endlich kannte er nun den Namen der Firma, in der Dan arbeitete. Karte und Nachricht erinnerten ihn an etwas, das er seit seinem letzten Gespräch mit Dan hatte tun wollen. Er zog den Horror aus der Hemdtasche und faltete ihn auseinander. Cook strich den dritten Eintrag durch und schrieb: "Er ist ein Versager." Er starrte den Satz an. Er kam sich brutal vor, weil er das so hingeschrieben hatte. Ein Gefühl, das er bei "Sie ist eine Zicke" und "Er ist ein Macker" seltsamerweise nicht gehabt hatte.
Aber er ließ den Satz stehen, faltete den Zettel wieder zusammen und steckte ihn in die Tasche. Jetzt aber jetzt aber jetzt aber jetzt jetzt jetzt jetzt hoch und höher, mach ihn flach und jetzt angeschnitten, jetzt aber jetzt aber jetzt aber jetzt jetzt jetzt. Als Cook sich dem Sportplatz näherte, überkam ihn ein Anfall von linguistischer Panik.
Hier wurde eine Sprache gesprochen, die für ihn keinerlei Bedeutung transportierte. Er rief sich ins Gedächtnis, dass er eben doch eine Menge Fachwissen besaß und tat die Männer und Frauen auf dem Platz als einen Haufen Fanatiker ab. Danach ging es ihm gleich viel besser. Auf der anderen Seite des Feldes sah er Dan, der wie der Rest seiner Mannschaft ein orangefarbenes Trikot trug. Er stand vor der Mannschaftsbank, hatte ausgeholt, als wollte er den Ball schlagen und wackelte dabei mit dem Hintern.
Einige seiner Mannschaftskameraden, darunter auch Beth, lachten. Es hatte den Anschein, als wären die Mount City Printers ein ziemlich disziplinloser Haufen. Die Loop Merchants Association, die jetzt gerade im Spiel waren, machten einen entschieden entschlossenen Eindruck. Robbie kam angetrabt. 7 zu 4, unser Vorteil. Noch einer draußen am Ende vom dritten Inning. Und dem zweiten gab es einen doppelten. Ich bin nicht gerade ein Experte. Wie läuft's eigentlich mit Ihrer Untersuchung? Hm?
Ihrer Untersuchung. Wie läuft's damit? Gut. Mit wem außer Ma und Pa haben Sie denn schon geredet? Mit ein paar Leuten in der Nachbarschaft. Mit wem denn zum Beispiel? Wann ist eigentlich deine Mutter dran? Geduld. Gleich ist es soweit. Cook wusste nichts über den Dialekt von St. Louis. Nicht einmal, ob es überhaupt einen gab. Zum Glück tat sich auf dem Spielfeld einiges und Robbie ließ das Thema Sprache und Linguistik unvermittelt fallen und verfolgte gespannt die weitere Entwicklung.
Sie sahen zu, wie einer der Mount City Printers den Ball schlug und einen Punkt machte. Der nächste verfehlte den Ball und Beth kam an die Reihe. Cook fand, dass sie sexy aussah, wie sie da auf dem Schlag mal stand und wünschte, er hätte es ihr sagen können. Beim nächsten Schlag hämmerte sie den Ball an der linken Seitenlinie entlang und machte einen Punkt und Robbie johlte und schrie und malte ein Sternchen auf seine Zellkarte. Cook klatschte höflich.
Dan schien hier vor Lebensfreude zu sprühen und geradezu lachhaft glücklich zu sein. Cook sah zu, wie Beth zum rechten Außenfeld ging. Anscheinend machte das Spiel ihr Spaß, auch wenn sie nicht so manisch aufgedreht wirkte wie Dan.
Die Loop Merchants Association machte keinen einzigen Punkt und Dans Mannschaft war wieder an der Reihe. Dan und Beth setzten sich zu Cook, was ihn freute, bis er merkte, dass eine ganz besondere Neugier sie hergezogen hatte. Wie war es mit, ähm... Ja, wie war Ihre Verabredung? Genau, äh, das war keine Verabredung. Sie ist...
Linguistin. Linguistin? Ja, wir haben auf Grundlage meiner Dissertation über die Miwak-Satzstellungen... Welche Stellung? Sie hat aber nicht wie eine Linguistin ausgesehen. Und Sie sehen wie eine Lehrerin aus? Ist das dein Freund aus der Studentenzeit, Dan? Ja, genau. Jeremy, das ist Bruce, der Bruder von Beth.
Wenn man sieht, wie oft Dan sich freinimmt, um Zeit für sie zu haben, scheinen sie Dan die ganzen Jahre ganz schön gefehlt zu haben. Also so kann man das jetzt auch nicht wirklich sagen. Ich weiß, ich weiß. Du hast dir in den letzten anderthalb Jahren nicht ein einziges Mal freigenommen. Ich weiß. Erst nimmt er sich eine Auszeit mit ihnen und dann fahren die beiden einfach nach Europa und ich muss den Laden zwei Wochen lang allein schmeißen. Das ist doch schon in Ordnung. Der gute Danny fährt mit seiner Beth ja nie irgendwo hin. Bruce schien ein richtig netter Kumpel, ein lustiger Kerl sein zu wollen.
Aber es klappte nicht so recht. Beth wurde von einer Frau aus ihrer Mannschaft zur Bank gerufen. Und Dan sagte, er müsse noch ein paar Spielzüge besprechen und ging zum Trainerhäuschen am Spielfeldrand. Eine tolle Mannschaft haben Sie da. Ja, das ist Dans Verdienst. Dieses Jahr mischen wir zum dritten Mal im Kampf um den Pokal mit. Das ist gut für den Teamgeist und es macht Spaß. Ich muss dann mal wieder. Wir sehen uns. Gerade als Cook sich fragte, wann das Spiel denn nun zu Ende sein würde, war es vorbei. Und die Spieler verabschiedeten sich voneinander.
Robbys Äußerungen nach zu urteilen, hatte Dans Mannschaft gewonnen, auch wenn auf dem Spielfeld nicht groß gejubelt wurde. Während die Spieler ihre Sachen zusammensuchten, wurde geredet und gelacht. Die meisten schienen noch nicht nach Hause gehen zu wollen und taten das erst, als Dan sich seine Tasche über die Schulter hängte, allen Gute-Nacht-Zurief und langsam davon schlenderte. Sie fuhren heim. Es ist noch früh.
Sollen wir uns einen Film anschauen? Gerne. Wenn wir uns nicht darüber in die Haare kriegen. Ach, werden wir schon nicht. Nicht solange jemand dabei ist. Der dritte Mann? Den kennst du doch bestimmt schon auswendig. Ja, aber die Musik gefällt mir. Local Hero. Nein, den haben wir doch erst vor kurzem gesehen. Alexis Sorbas. Den haben wir? Ja. Prima. Das ist ja schon ewig her, seitdem wir den gesehen haben. Dan startete den Film, setzte sich aufs Sofa und legte einen Arm um Beth.
Cook lehnte sich im Liegesessel zurück und war froh, dass er sich ein paar Stunden lang keine Gedanken über ihre Ehe zu machen brauchte. Ein paar Minuten später, während der Überfahrt nach Kreta, fragte der Engländer seinen Begleiter Sorbas, ob er verheiratet sei. Und der antwortete, er sei schließlich ein Mann und deshalb dumm und deshalb verheiratet. Dan und Cook schmunzelten. Sorbas fuhr fort, er habe eine Frau, Kinder und ein Haus und bezeichnete diesen Zustand als »die ganze Katastrophe«.
Dan und Cook lachten laut. Beths Schweigen trug ihr einen Seitenblick der beiden Männer ein. Dann sahen sie wieder auf den Fernseher. Aber gleich darauf beugte Dan sich unvermittelt vor und drückte auf Pause. »Was ist?« »Nichts. Lass ihn weiterlaufen.« »Na los, sag schon.« »Wie kannst du darüber lachen? Ich verstehe das nicht.« »Ach, nimm das doch nicht so ernst.« »Ich bin hier, Dan. Ich gebe mir große Mühe, hier bei dir zu sein. Aber ich glaube, du willst das gar nicht.«
Du würdest lieber auch auf dem Schiff da sein. Stimmt's? Das war doch bloß eine witzige Bemerkung. Jeremy hat auch darüber gelacht. Jeremy? Zählt der denn überhaupt? In Santa Cruz hast auch du darüber gelacht. Weiß ich genau. Du hast gelacht. Als ob du dich daran erinnern könntest. Doch, kann ich. Du hast gelacht. Wir haben beide gelacht. Wir haben gebrüllt vor Lachen. Wenn es so war, dann nur, weil ich so jung war. Ich war total auf deine Sicht der Welt fixiert. Können wir nicht einfach Spaß haben? Die ganze Katastrophe.
Das ist der klassische Satz über die Ehe. Ja, warum dann überhaupt heiraten? Warum heiraten Männer? Nach meiner Erfahrung heiraten Männer, weil es Zeit dazu ist. Unverheiratet zu sein, entwickelt sich zu einem Nachteil. Sie betrachten die Ehe also als etwas, das ihnen Beständigkeit gibt.
Sie heiraten zum Beispiel, damit sie sich auf ihre berufliche Entwicklung konzentrieren können. Frauen sind da völlig anders. Frauen heiraten, um diese überwältigende Erfahrung zu machen. Um dieses große, alles verändernde Ding zu erfahren. Das ist also ein eingebauter Konflikt. Frauen heiraten, um eine große Veränderung herbeizuführen. Und Männer, die heiraten, damit alles so bleibt, wie es ist. Die ganze Katastrophe. Stimmt das? Hast du mich deshalb geheiratet? Ach, das ist doch schon so lange her. Ja.
Es ist doch jetzt egal, selbst wenn das damals eine Rolle gespielt haben sollte. Der Wunsch nach Beständigkeit, dann wäre das doch jetzt kein Grund, mit dir verheiratet zu bleiben, oder? Jungs, lasst uns einfach den Rest des Films angucken. Am nächsten Morgen erwachte Cook erschöpft und verschwitzt von einem nächtlichen Ringkampf mit dem Bettzeug. Er ging zum Schreibtisch, faltete den Horror auseinander und las ihn durch. Sie ist eine Zicke. Er ist ein Macker. Geld. Er ist ein Versager.
Er strich auch den letzten Eintrag durch und schrieb einen neuen hin. Sie hält ihn für einen Versager. Als Cook Dan am Vorabend auf dem Sportplatz gesehen hatte, so glücklich inmitten seiner Angestellten, so offensichtlich beliebt, da hatte er die Versager-Hypothese, obgleich sie erst eine Stunde alt gewesen war, direkt wieder über Bord geworfen. Cook zog sich an und ging hinunter. Dan grüßte ihn knapp. Beth hing am Telefon mit finsterem Gesicht. Irgendetwas war los.
Ein Anfall von Zickigkeit. Ein Anfall von Mackergehabe. Eine frühmorgendliche komplementäre Schismogenese. Wer konnte das wissen? Cook nahm sich vor, heute zu hämmern, dass es nur so rauchte. Was ist los? Ich mach sie nie mit kleinen Bemerkungen nieder. Bei all dem Zeug an ihr, was mich verrückt macht. Oder bei der Art, wie sie den Wagen malträtiert. Hätte ich jede Menge Gelegenheiten dazu. Aber ich...
Ich verliere nie ein Wort darüber. Was macht sie denn mit dem Wagen? Lässt sie den Motor ein paar Sekunden warm laufen, damit das Öl in die Zylinderpumpe gepumpt werden kann, wo es hingehört? Irgendetwas sagt mir, dass die Antwort Nein ist. Genau! Sie jagt sofort los. Und wenn sie abends nach Hause kommt, sollten sie sehen, wie sie einparkt.
Oder werfen Sie mal einen Blick auf die Räder an der rechten Seite. Sie schrammt jedes Mal an Bordstellen entlang. Ich könnte endlos weitererzählen. Abends macht sie das Licht an, bevor sie startet. Macht mich wahnsinnig! Könnte sie ähnliche Vorwürfe in ihre Richtung machen? Ich meine, gibt es einen Bereich, in dem sie sich nicht so gut auskennen?
Sie sind im Kochen so schlecht wie Beth im Autofahren. Ja, aber ich gehe nicht in die Küche und ruiniere die Küchensachen. Ich koche nicht drauf los und mache ihre Töpfe und Pfannen kaputt. Aber sie muss doch mit dem Auto fahren. Ich wusste, dass Sie das sagen würden. Warum haben Sie sie geheiratet? Damit Sie ihren virtuosen Umgang mit dem Kupplungspedal bewundern können? Worauf wollen Sie hinaus?
Soll ich mich über nichts mehr aufregen? Regen Sie sich über wichtige Dinge auf. Sie können sich über diese Fahrstilsachen aufregen, wenn Ihnen das auf die Nerven geht. Ja, einmal, vielleicht auch zweimal, aber... Hab ich ja, hab ich! Ein- oder zweimal, dann hab ich's gelassen. Ich hab's aufgegeben. Jeden Tag sehe ich, wie Sie den Wagen behandelt. Und was mach ich? Ich schlucke meinen Ärger hinunter. Was meinen Sie? Ist das etwa keine Arbeit an der Beziehung? Schatz! Was ist? Unser Sommer ist total erregt.
Was ist denn passiert? Robbys Sommerlager findet nicht statt. Würdest du jetzt bitte mal runterkommen? Scheiße, das ist wirklich schlimm. Dan blieb am Fuß der Treppe stehen, sodass Cook zwei Stufen darüber anhalten musste, was ihm einen gewissen Überblick gab. Beth sah verzweifelt aus.
Arztfrau und Sohn haben auf dem Rückweg von Colorado einen Autounfall gehabt. Sie liegen im Krankenhaus und es gibt keinen Ersatz. Die ersten zwei Wochen Feriencamp sind abgesagt. Oh Gott, sind sie schwer verletzt? Ich weiß es nicht. Sie liegen im Krankenhaus. Und was machen wir jetzt mit Robbie in den beiden Wochen? Wir müssen ein anderes Camp finden. Wir müssen einfach.
Telefonieren wir herum und sehen, wo noch was frei ist. Ich hol das Branchenbuch. Jetzt sind wir für das Sommerlager schon auf das Branchenbuch angewiesen? Ja, was sollen wir denn sonst machen? Hast du vielleicht irgendeine bessere Idee? Es ist nur nicht die ideale Methode, so etwas anzugehen. Ja, das weiß ich ja. Ich hab ja auch nicht vor, ein Sommerlager auszusuchen, in dem ich mit geschlossenen Augen den Finger irgendwo auf die Seite lege. Ich will nur herauskriegen, wo noch Plätze frei sind.
Und danach können wir die Erkundigungen einziehen, okay? Erkundigungen? Ja, wir rufen Leute an, die wir kennen und fragen sie. Ja, ja, na gut. Aber die Leute werden immer sagen, dass das, was sie machen, richtig ist. Was? Ja, keiner würde sein Kind auf eine schlechte Schule schicken. Und genauso werden die Leute einfach das Sommerlager, für das sie sich entschieden haben, über den grünen Klee loben. Was willst du nun damit sagen? Dass es keinen Sinn hat, dass wir aufgeben sollen? Ja, willst du Robby mit nach Italien nehmen? Ich hole das Branchenbuch.
Wie ist das für Sie, Beth, wenn Dan plötzlich in einem Punkt wie diesen nachgibt? Das geilt Sie auf! Jetzt hör sofort damit auf! Dan, könnten Sie mir sagen... Nicht jetzt, Jeremy! Ich will nichts von Ihnen hören. Keine Fragen, keine verdammten hilfreichen Bemerkungen, keinen Ton. Okay. Nichts. Okay. Okay? Super.
Ich glaube, das soll heißen, Sie sollen verschwinden. Verschwinden? Aus dem Zimmer verschwinden. Kann ich nicht zusehen? Nein, Sie können nicht zusehen. Ich will Sie hier nicht haben. Im Vertrag steht, dass der Linguist im Schlafzimmer nichts zu suchen hat. Ich habe den Vertrag nie zu sehen bekommen. Tja, aber es steht da drin. Das hier ist das Schlafzimmer. Ich möchte, dass Sie verschwinden.
Aber diese Klausel, ja, wenn es sie überhaupt gibt, die hat doch bestimmt nur zu bedeuten, dass die Schlafzimmeraktivitäten privat sind und nicht... Schlafzimmeraktivitäten? Sie sind einfach irre. Aber egal. Es könnte ja zu Schlafzimmeraktivitäten kommen, oder? Man kann ja nie wissen, wie sich die Dinge entwickeln. Schatz, was meinst du? Sollen wir wild und leidenschaftlich vögeln, während wir herumtelefonieren? Ja klar, warum nicht? Sehen Sie, Jeremy, Sie haben jetzt genau zehn Sekunden, um hier zu verschwinden.
Cook ging in sein Zimmer, wusste da aber auch nichts mit sich anzufangen. Ohne besondere Absicht begann er auf- und abzugehen. »Dürfte ich wohl bitten?« rief Beth von unten. »Dürfte ich wohl bitten?« Auf Zehenspitzen ging er weiter. Er fühlte sich eingesperrt. Dann ergriff er die Flucht. Er sprang förmlich in seine Schuhe und rannte fast die Treppe hinunter und zur Haustür hinaus. Zwei Stunden später kehrte er zurück.
Du hast gesagt, wir sollten es mit diesem Fußball-Sommerlager ausprobieren. Ich habe dich gefragt, ob du findest, dass wir da anrufen sollten. Nein, du hast gesagt, dass du sie anrufen willst. Darum hab ich mich ja so aufgeregt. Ich hab dich gefragt. Das war alles. Und dann hast du einen Anfall bekommen. Robby würde es da zum Kotzen finden. Woher willst du das denn jetzt wieder wissen? Auf die Erklärung bin ich aber sehr gespannt. Weil nur Kinder, die absolute Fußball-Fanatiker sind, in einem Fußball-Sommerlager sind. Bist du dir da so sicher? Was glaubst du denn, dass ich mir das ausgedacht habe?
»Ich kenn Kinder, die in so einem Sommerlager waren. Das sind alles absolute Fußballfanatiker.« »Aha, vorhin hast du dich aber nicht so klar ausgedrückt. Da bist du bloß wütend geworden. Du bist wütend geworden wegen etwas, das ich gar nicht wissen konnte.« »Ich dachte, das wäre offensichtlich.« »War es aber nicht.« Eine Pause trat ein und die beiden bemerkten Cook, der sich an die Tür gelehnt hatte und ihnen zusah. »Ja, so hat es angefangen.« »Es hat schon vorher angefangen.« »Wann?« »Es hat mit der Art angefangen, wie du an die ganze Sache herangegangen bist.«
Wie du die Treppe raufgebrüllt hast, dass unser Sommer im Eimer ist. Jetzt übertreib mal nicht. Ich war aufgeregt, okay? Es hat sich angehört, als wolltest du sagen, unser Sommer ist im Eimer und jetzt ist es deine Pflicht, alles wieder in Ordnung zu bringen. Das habe ich aber so nicht gemeint. Aber für mich hat es sich so angefühlt. Ich habe es aber nicht so gemeint. Wie oft muss ich dir das denn noch sagen? Versuch doch mal, Gespräche nicht mit kategorischen Aussagen anzufangen. Unser Sommer ist total im Eimer. Ja, warum nicht? Sowas kann man einfach nicht sagen.
Wenn ich sowas nicht einmal sagen kann, dann ist es einfach aussichtslos. Ja? Dann gibt's für uns einfach keine Hoffnung. Na gut, du kannst es sagen. Cook musterte Dan. Er meinte es ernst. Beth brauchte einen Augenblick, bis ihr das klar war. Und wieso jetzt plötzlich die Erlaubnis?
Gerade hast du noch gesagt, dass das der Grund war, warum wir uns gestritten haben. Weil der erste Satz, den ich gesagt habe, hysterisch war. Ich habe nicht gesagt, dass er hysterisch war. Aber du hast es fast gesagt. Auf jeden Fall hast du es so gemeint. Na gut. Er war hysterisch, ja. Das ist ja nun wirklich das Letzte. Verdammt, ich dachte, du gibst mir die Erlaubnis, das zu sagen. Vergessen wir das, okay? Auf jeden Fall haben wir nach vielen Telefonaten eine vorläufige Reservierung im Big Muddy gemacht. Morgen fahren wir mit Robby hin, sehen uns uns erstmal an und wenn es uns gefällt, dann machen wir die Sache klar.
Das klingt doch prima. Aber er hat herumgetönt, dass ich nur darauf aus bin, einen Platz in einem Sommerlager zu finden, weil wenn Robbys Bedürfnisse gegen meine stehen, ich erst an mich denke. Das habe ich nicht gesagt. Aber es stimmt. Ich habe nicht zuerst an ihn gedacht. Ich habe an uns gedacht. Hast du das schon mal getan? An uns gedacht? Warum ist dir unsere Ehe nicht so wichtig wie mir? Kannst du mir das mal sagen? Ich hatte wirklich Hoffnung für uns. Aber du willst gar nicht mit mir nach Italien fahren.
Du schiebst die Sache mit Robbys Sommerlager bloß als Ausrede vor. Und wenn dieses neue Sommerlager nur ein klitzekleines bisschen schlechter ist als Camp Swallow, dann wirst du sagen, kommt nicht in Frage, das ist nicht gut genug für meinen Sohn. Du kannst die Vorstellung, zwei Wochen mit mir allein zu verbringen, nicht aushalten, stimmt's? Beth sah aus, als wollte sie gleich in Tränen ausbrechen. Sie kämpfte um ihre Fassung. Wie sehr liebst du mich? Ich weiß nicht. Sehr, glaube ich.
Ich weiß, wie sehr ich dich liebe. Ich liebe dich so sehr, dass ich dich verlassen werde, wenn ich dich nicht haben kann. Ich weiß. Du willst noch nicht mal um mich kämpfen, was? Cook ging auf sein Zimmer. Er zog den Horror aus der Hemdtasche, setzte sich an den Schreibtisch und las die Liste durch. Er nahm einen Stift, strich seine gestrige Theorie durch und schrieb eine neue hin. Er hält sie für eine schlechte Mutter. War Beth denn eine schlechte Mutter?
Sie schien liebevoll, aufmerksam und voller echten Interesses für ihren Sohn zu sein. Genau wie eine gute Mutter sein sollte. Cook erinnerte sich an die Auseinandersetzung am ersten Abend, in der es darum gegangen war, ob Robbie die Wahrheit über ihn erfahren sollte. Dan hatte es ihm sagen wollen, Beth nicht. Machte das Dan zu einem besseren Vater? Nicht unbedingt, auch wenn Dan das möglicherweise dachte.
Am selben Abend hatte es einen kleinen Pronomina-Konflikt gegeben, als Beth "unsere Bücher" anders interpretiert hatte als Dan. Für Dan bedeutete "unser" etwas, das die ganze Familie umfasste. Für Beth schloss es bloß Dan und sie ein. Bedeutete das, dass sie, weil sie Robbie nicht einbezog, eine schlechte Mutter war? Dan sah es wahrscheinlich so. Doch von Beths Standpunkt aus hieß das nur, dass sie eine gute Partnerin war. Wer konnte sagen, wer von beiden Recht hatte? Cook lächelte grimmig.
Kurz nachdem Paula bei ihm eingezogen war, hatte er sie in ein chinesisches Restaurant in der Nähe von Wabash eingeladen. Er hatte sich Schweinefleisch süß-sauer bestellt, in der Absicht, die Portion allein zu essen. Sie hatte Hühnerfleisch mit Bambussprossen bestellt, in der Absicht, die Portion miteinander zu teilen. Als ihre unterschiedlichen Erwartungen deutlich wurden, mussten sie lachen. Dann gab es einen Wortwechsel. Cooks Worte waren neutral gewesen.
Sie hatten mit seinen Gewohnheiten zu tun gehabt. Er bestellte sich immer süß-saures Schweinefleisch und aß die Portionen ganz auf. Paulas Worte waren verletzend gewesen. Sie hatte gesagt, er weigere sich, ihr einen Platz in seinem Leben einzuräumen. Cook hatte entgegnet, sie spreche bloß von ihren Gewohnheiten. Sie sei es im Gegensatz zu ihm gewohnt, ihre Portionen zu teilen. Gerade als er gedacht hatte, sie würde ihm zustimmen, hatte sie ihn Eigenbrötler genannt.
Im Gegenzug hatte Cook ihr ebenfalls ein paar Etiketten angehängt. Er hatte sie aufdringlich, bedürftig, fordernd, erdrückend und gierig genannt. Sie hatte ihn gefragt, ob er allein sein wolle und er hatte gesagt, ja, in gewisser Weise schon. Die Frage hatte sich als Fangfrage erwiesen. Denn anstatt seine Antwort in einem so allgemeinen und übertragenen Sinn zu verstehen, wie er sie gemeint hatte, »Im Grunde sind wir doch alle allein, ich brauche meine Freiheit ebenso wie du« und so weiter,
war sie aufgestanden und gegangen. Er hatte die ganze Portion Schweinefleisch süß-sauer und die ganze Portion Hühnerfleisch mit Bambussprossen gegessen und war dann nach Hause gefahren. Später hatte sie ihre Worte zurückgenommen und gesagt, sie habe es nicht so gemeint. Er hatte seine Worte ebenfalls zurückgenommen, allerdings mit der Einschränkung, dass er es durchaus so gemeint habe. Sie hatten ihren Streit überwunden. Nur die Rücknahme. Die hatten sie nie überwunden.
Als Cook den Horror wieder einsteckte, kam ihm mit einem Mal der Gedanke, dass er diese Liste aus einem neuen Blickwinkel betrachten sollte. Nicht als eine Vorwärtsbewegung aus einer Dunkelheit zum Licht, sondern als ein Ganzes. Oder besser: als ein System gleichermaßen legitimer Beurteilungen, die in diesem dynamischen, schrecklichen Kreislauf widerrufen werden konnten. Am nächsten Tag stand Beth unten an der Spüle, als Cook herunterkam und scheuerte an etwas herum.
Durch die Fenster des Wintergartens konnte Cook sehen, wie Dan an einer Seite des Gartens die Abstände der Zaunpfähle ausmaß. Cook ging hinaus, um ihm zu helfen. Dan hinderte ihn nicht daran, machte aber deutlich, dass er an einem Gespräch nicht interessiert war. Als sie fertig waren, kehrten sie ins Haus zurück. Versuch einfach unvoreingenommen zu sein, okay? Wir sehen uns uns einmal an. Ich mein, die müssen doch einfach blöd sein, sich so einen Namen auszusuchen. Schlafen da vielleicht alle im Schlamm?
Oder malen sie sich mit dem Schlamm an? Wahrscheinlich, Big Muddy. Das Sommerlager fällt aus, weil keiner hin will. Wilson? Oder es fällt aus, weil Big Muddy von einer Schlammlawine verschüttet ist. Na prima. Sobald ihr hier seid, fahren wir los. Tommy und seine Mutter wollen auch mit. Ausgezeichnet, Tim.
Jeremy, am frühen Nachmittag sind wir wieder da. Ich bringe Ihnen ein Glas Schlamm mit. Als die Familie aufgebrochen war, lief Cook ziellos durch das Haus und kämpfte gegen die Drachen der Einsamkeit. Er wusch seine Wäsche, blätterte in einer Zeitung, dann in einem Buch. Er konnte sich nicht konzentrieren.
Das Telefon schreckte ihn auf. Hallo? Jeremy, wir haben leider keine Zeit zum Plaudern. Sie erwartet Sie. Von wem reden Sie, Roy? Von der Frau, mit der Sie verabredet sind. Sie ist im Oberon. Ich habe mir sagen lassen, dass es dort einen hervorragenden Mittagstisch gibt. Ach, ich bin also verabredet. Im Oberon. Ja.
Sie hätten mir früher Bescheid sagen sollen, Roy. Es hätte ja sein können, dass ich nicht hier bin. Wo hätten Sie denn sonst sein sollen? Vielleicht auf einem Picknick mit einem Ehepaar, wer weiß? Entscheidend ist ja nur, dass Sie da sind. Wir wollen uns doch nicht von Hypothesen verrückt machen lassen. Sie erwartet Sie, also beeilen Sie sich. Rufen Sie mich nachher an. Ich bin sehr gespannt. Höchst gespannt. Du liebe Zeit. Jetzt sieh dir mal den Kerl da drüben an, wie der sein Essen bestellt. Der da mit dem gelben Hemd? Nein, nein, nicht der. Am Tisch in der Ecke.
Genau, der. Seit zehn Minuten redet der auf diesen armen Kellner ein. Das sieht fast so aus, als würde er ihm höchst vertrauliche Anweisungen geben, wann seine Herz-Lungen-Maschine abgestellt werden darf oder so. Sie hieß Rita. Cook hörte ihr fasziniert zu. Aber es wäre nicht falsch gewesen zu sagen, dass es an ihr etwas gab, woraus er nicht so recht schlau wurde.
Jeremy? Hey!
Du siehst gut aus! Der Ober brachte ihnen ihre Drinks. Trinkst du keinen Alkohol? Rita hatte dasselbe bestellt wie er: Mineralwasser mit einem Schuss Limonensaft. Nee, früher mal. Aber ich bekam Probleme damit, also habe ich damit aufgehört. Womit ich sagen will: Ich habe ein Problem, aber es ist ein kleineres als das Problem, das ich habe, wenn ich Alkohol trinke. Cook hätte das alles wortwörtlich selbst sagen können. Ich auch. Wirklich? Und wann hast du aufgehört?
In zwei Wochen ist es genau ein Jahr. Hey, gratuliere! Danke. Bei mir sind es zweieinhalb Jahre. Und? Fehlt's dir? Ja, andauernd. Ja, oder? Ja. Jetzt zum Beispiel. Jetzt zum Beispiel. Scotch mit Eis. Wenn man diese erste Wirkung spürt, das ist das Beste. Wenn ich betrunken war, dann habe ich mir immer gewünscht, ich wäre wieder nüchtern, damit ich von vorne anfangen und diese Wirkung nochmal spüren kann.
Hast du immer abends getrunken? Alleine? Ja. Wenn ich mich betrunken habe, dann wollte ich allein sein, damit ich mich besser darauf konzentrieren kann. Ich wollte keine Saufkumpane. Ich habe das nie verstanden, dass es einem Spaß machen kann, sich mit anderen zusammen zu betrinken. Hast du das auch in deinen Fragebogen eingegeben? Vielleicht. Weiß ich nicht mehr. Dieses verdammte Ding war so lang. Aber ja, kann schon sein. Cook lächelte.
Wie hatte Hammer sie gefunden? Und du kommst aus Laramie in Wyoming? Das ist ja tausend Meilen entfernt. Kanntest du Hammer überhaupt? Nein!
Anfang der Woche habe ich einen Brief von ihm bekommen mit einer 100-Dollar-Note und der Zusage, er werde mir einen Scheck über eine noch größere Summe senden, wenn ich den beigefügten Fragebogen ausfülle. Ich habe dann seinen Anweisungen entsprechend den Fragebogen ausgefüllt und mit Eilpost zurückgeschickt. Und am nächsten Tag hat er mich angerufen und vorgeschlagen, ich solle mich mit dir treffen. Und dafür hat er dir dann... Ja, über Geld möchte ich nicht so gerne reden, aber...
Sagen wir mal so, für diese Summe wäre ich überall hingefahren. Rita wusste nicht, was Hammer auf die Idee gebracht haben mochte, sie anzuschreiben. Sie hatte keine Verbindungen nach St. Louis, zur Hammer-Agentur, zu Dan und Beth oder zur Linguistik. Wie sollte sie auch? Sie war Automechanikerin und arbeitete in einer Chrysler-Niederlassung in Laramie. Ihr Salat kam. Rita machte sich über ihren her. Sie aß ebenso schnell wie Cook.
Sie fragte ihn nach seiner Arbeit und er erzählte ihr vom Wabash-Institut. Dabei fiel ihm auf, wie zappelig sie war. Und Rita hatte ihre Hände überall. Ihr Wasserglas rückte vor und zurück, nach links und rechts. Rita fragte ihn nach seiner Arbeit für die Hammer-Agentur. Als sie seine Antwort hörte, brach sie in lautes Lachen aus.
Okay, und wie machst du das dann? Liebst du unter ihrem Ehebett und lauscht? Nein, das Schlafzimmer ist tabu. Wie heißt es im Handbuch? Oh, es gibt ein Handbuch. Es gibt ein Handbuch, ja. Die Schlafzimmeraktivitäten lassen sich anhand der Berichte, die die Beteiligten im Nachhinein abgeben, besser beurteilen als anhand eigener Beobachtungen. Oh Gott.
Ich habe noch nie anderen dabei zugesehen. Ich glaube, das haben überhaupt nur sehr wenig Leute. Dabei ist das eine so wichtige Sache und trotzdem sehen wir nie anderen dabei zu. Also, ich habe es schon oft gemacht und heute Nachmittag werde ich es hoffentlich wieder machen, aber ich habe noch nie zugesehen. Wie ist es da bei dir? Ja.
Hammer? Wir sind miteinander ins Bett gegangen, Roy. Ah, ich wusste es doch. Erzählen Sie mir davon. Was wollen Sie hören? Alles. Ich glaube, ich kann aus Ihrem Bericht eine Menge lernen. Ich bin immer noch ganz durcheinander. Rita ist im Grunde ich. Ja. Sie ist Jeremy Cook mit Busen. Schön gesagt. Ich habe mich in ihrer Gegenwart auf Anhieb wohlgefühlt. So wohl, wie Sie sich mit sich selbst fühlen? Ja, also ehrlich gesagt, sie hat bewirkt, dass ich mich...
Unsinn. Was meinen Sie damit?
Ich habe eine gewisse Distanz gespürt. Also wirklich, Jeremy, schlagen Sie jetzt keine Haken. Waren Sie nicht der Mann, der in fünf Jahren mit 16 Frauen geschlafen hat und keine von ihnen liebenswert fand? Tja, also... Ich habe diese Verabredung auf der Grundlage der Antworten in meinem Fragebogen arrangiert. Wenn Ihre Gefühle sich jetzt verändert haben, dann ist das Ihre Schuld. Weinen Sie mir nichts vor. Davon will ich nichts hören. Ich weine Ihnen ja nichts vor. Ich sage Ihnen bloß, wie ich mich gefühlt habe. Das ist ein sehr enttäuschender Bericht.
Wo wir gerade miteinander sprechen, Roy. Vierter Tag. Miss Hammer. Was soll denn das jetzt wieder heißen? Sagen Sie mir nicht, dass Sie schon fertig sind mit Hammern. Sagen Sie es nicht. Na gut, ich sag's nicht. Aber das müssen Sie ja. Wie können Sie damit schon fertig sein? Ich bin halt schnell, Roy. Hammern kann wochenlang dauern. Monatelang. Zu spät, Roy. Ich hab die Seite schon aufgeschlagen. Angesichts Ihres halsbrecherischen Tempos kann ich nur sagen...
Wenn Sie bei diesem Auftrag versagen, wasche ich meine Hände in Unschuld. Kommen Sie nicht und weinen mir was vor, wenn es schief geht. Ich werde Ihnen nichts vorweinen, Roy. Verraten Sie mir nur, was Miss Hammer bedeutet. Miss Hammer ist meine Tochter, Jeremy. Aus meiner ersten Ehe.
Als sie klein war, wollte sie immer ihre Großeltern besuchen. Die Großeltern sind die Eltern des einen Partners, aber die Schwiegereltern des anderen Partners. Miss Hammer bedeutet also, die Schwiegereltern besuchen? Klingt nicht allzu schwer. Dann haben Sie also das Gefühl, dass Sie wissen, was Sie zu tun haben? Klar, wir besuchen die Schwiegereltern. Kein Problem. Erwischt! Was? Erwischt! Ich kriege sie alle! An welche Schwiegereltern hatten Sie denn gedacht? An Beths Eltern. Dans Schwiegereltern. Warum? Warum nicht die anderen Eltern? Also, zum Beispiel...
Weil es keine zwei Eltern mehr sind. Dans Mutter ist tot. Seit wann hört mit dem Tod eines Elternteils der andere Elternteil auf, Schwiegervater oder Mutter zu sein? Ach, worauf wollen Sie denn jetzt hinaus, Roy? Heute Morgen bin ich beim Lesen auf einen neuen Denker gestoßen, einen Deutschen. Er glaubt, dass die Harmonie unserer zukünftigen Beziehungen auf den ursprünglichen Familienkonstellationen beruht. Er sagt, dass diejenigen am besten fahren, deren Ehe die geschwisterlichen Beziehungen widerspiegelt.
Der jüngere Bruder einer Schwester sollte eine Frau heiraten, die selbst einen jüngeren Bruder hat. Jeder Partner wird dann die gewohnte Rolle des Beschützers oder des Beschützten übernehmen. Die Theorie bezieht sogar unsere Freunde ein. Ein Mann, der einen älteren Bruder hat, sucht sich Freunde, die einen jüngeren Bruder haben.
Können Sie mir folgen? Was ist mit Einzelkindern? Die lassen wir jetzt mal aus dem Spiel. Also, Ihre Schwester ist älter als Sie, richtig? Ja. Dem Fragebogen entnehme ich, dass die Frau, mit der Sie sich gestern getroffen haben, Rita, jünger ist als Ihr Bruder. Na und? Ja, deswegen hat es nicht gewunkt. Wenn sie älter als Ihr Bruder gewesen wäre, hätten Sie beide perfekt zueinander gepasst. Sie hätten geheiratet.
Da klingelt irgendwas. Wollen Sie da nicht rangehen, Roy? Nein, das ist nur meine Frau. Gehen Sie ruhig rein, ich warte so lange. Ich sage Ihnen doch, es ist bloß meine Frau. Sie ruft ständig an. Sie sagen das so, als finden Sie es störend. Sie wagen es, mich zu hämmern? Finden Sie das etwa auch noch komisch? Tut mir leid, Roy. Ich dachte, Sie hätten einen Witz gemacht. Ich wollte Sie ja nicht... Die Wilsons waren zurückgekehrt. Selbst aus der Entfernung konnte Cook die Beulen in Felgen und Radkappen erkennen, über die Dan sich beklagt hatte.
Robbie und Dan waren ausgestiegen und liefen in den Garten. Er betrachtete Beth, die langsam auf das Haus zu kam. Sie machte einen niedergeschlagenen Eindruck. Wie war's? Toll. Tut mir leid, dass wir so spät zurückgekommen sind. Und wie war das Sommerlager? Toll. Robbie hat's sehr gefallen. Die Leute machen einen prima Eindruck. Also kein Problem? Kein Problem. Am Sonntag fährt er hin. Wahrscheinlich fahren seine beiden Freunde auch mit. Sie hören sich aber nicht gerade glücklich an.
Ich bin bloß müde. Haben Sie geweint? Nein, doch. Wollen Sie darüber reden? Ach, es ist die alte Sache. Nein, nicht ganz. Ich glaube, es ist vorbei. Nein. Ich glaube schon. Hast du schon deine Mutter angerufen? Nein, warum? Sie wird neugierig auf das Sommerlager sein. Wahrscheinlich ruft sie jeden Moment an. Besser wir kommen ihr zuvor.
Wir könnten meine Eltern morgen zum Essen einladen. Das ist aber ganz schön bald. Ja, sie kommen bestimmt. Ich sage Bruce auch Bescheid. Da bleibt uns aber nicht viel Zeit für die Vorbereitungen. Ach, was ist da groß vorzubereiten? Wir grillen uns Fisch und Hamburger. Ich mache einen Salat und du und Robby, ihr könnt Pfefferminzeiscreme machen.
»Haben Sie irgendwelche linguistischen Aktivitäten geplant, die diesem Galaereignis eindeutig im Weg stehen? Ich wäre Ihnen sehr dankbar.« Cook schüttelte den Kopf. »Ah, dann nicht. Beth, rufst du bei deinen Eltern an, um sie einzuladen?« Beth stand auf und ging ins Nebenzimmer. Cook war sehr zufrieden, dass Miss Hammer sich so leicht ergeben hatte. Er nahm an, dass ein Besuch der Schwiegereltern bei Dan und Beth ebenso gut war wie umgekehrt. Und wenn nicht, dann konnte Hammer sich sein Buch in den Hintern stecken.
Was ihn mehr beschäftigte, war der plötzliche Kurswechsel. Eben noch hatte Beth erklärt, es ist vorbei. Und im nächsten Augenblick plante sie eine kleine Einladung zum Essen. Wissen Sie, Jeremy, wenn man so kleine Dinge in den Griff kriegen kann, dann schafft man es auch, eine Beziehung wieder in Ordnung zu bringen. Es sind nicht die großen Dinge, die eine Beziehung kaputt machen, sondern ein Haufen kleiner Sachen. Er kehrte in sein Zimmer zurück und las bis tief in die Nacht. Er kam sich vor wie ein Arzt im Bereitschaftsdienst.
Doch niemand brauchte ihn. Das änderte sich auch am nächsten Tag nicht. Abends trafen die Gäste ein. Beth hatte alle auf die Veranda gebeten. Beth? Wo hast du diese Garnelen her? Vom Markt. Haben sie dir gesagt, die wären frisch? Nein. Sind sie nämlich auch nicht. Die waren tiefgekühlt. Was meinen Sie? Ich kann's nicht sagen.
Aber wenn Sie müssten? Nee, ich kann's wirklich nicht sagen. Wenn Ihr Leben davon abhängen würde. Ich halte Ihnen eine Schrotflinte an den Kopf. Wenn Sie sich weigern zu antworten, schieße ich. Also, tiefgefroren oder nicht? Cook wollte zweierlei. Erstens Bruce Schrotflinte entkommen und sich zweitens ein genaueres Bild von Beths Eltern machen. Das war ja wohl eigentlich der Sinn von Miss Hammer.
Beths Vater hatte etwas Distanziertes, aber Cook vermochte nicht zu sagen, ob aus Überheblichkeit, Schüchternheit, altersbedingter Unkonzentriertheit oder Verwirrung darüber, dass Cook bei diesem Familien-BBQ anwesend war. Was Beths Mutter betraf, so hatte er den Eindruck, dass sie absolut konventionell war. Dan stand am Grill und starrte in die glühenden Holzkohlen. Habt ihr auch Hamburger oder so für die Kinder? Scheiße!
Der gute alte Danny. Er findet es zum Kotzen, die Familie zu Besuch zu haben. Schon immer. Und jetzt sehen Sie sich an, was er macht. Er vergisst die Hamburger und tut als erstes den Fischabsfeuer. Wenn man etwas macht, sollte man mit dem Herzen dabei sein, sonst kann man es besser gleich lassen. Habe ich recht? Ja, Sie haben recht, ja. Cook stimmte nur ungern eine Aussage zu, die von Bruce kam. Knie dich rein oder halt dich raus. Das ist mein Wahlspruch. Zum Beispiel die Firma. Ich wusste, dass ich sie eines Tages übernehmen könnte, wenn ich wollte. Aber wollte ich...
Ja, verdammt, ich wollte. Weil ich die Druckerei nämlich faszinierend fand. Schon als kleines Kind. Und im Laufe der Zeit ist es meine geworden. Es ist, als hätte ich sie selbst aufgebaut. Weil ich mich reingekniet habe. Das muss man nämlich. Wem gehört denn die Druckerei eigentlich? Pa, Beth und mir. Er übergibt sie uns nach und nach. Es ist schwer für ihn, das Geschäft aufzugeben.
Versetzen Sie sich mal in seine Lage. Er begibt alles, was er sich aufgebaut hat und wer weiß, vielleicht richten wir den Laden innerhalb von einem Jahr zugrunde. Wahrscheinlich ist er stolz. Ich meine, wenn das Geschäft gut läuft... Ja, ja, ja, es läuft gut. Aber man weiß ja nie. Welche Aufgabe hat denn Dan in der Druckerei? Warum wollen Sie es wissen? Ich bin nur neugierig. Der gute Danny ist ein Versager. Ich sage Ihnen auch warum. Er saugt Fachwissen auf wie ein Schwamm. Als er bei uns eingestiegen ist, hat er sich nicht mal in einem halben Jahr alles angeeignet, was ich wusste.
Er macht mich verrückt. Ich kannte das Geschäft von Kindesbeinen an und dann kam Dan und hat es innerhalb von sechs Monaten im Griff. Und dabei war es nicht ich, der ihm das alles beigebracht hat. Nicht mal das kann ich behaupten. Er hat bloß aufgepasst und allen unzählige Fragen gestellt und alle fanden es toll. Die Drucker, die Verkäufer, alle. Sie fanden es toll und haben ihm alles erklärt. Paar ebenfalls. Er hat ganze Abende mit ihm verbracht und ihm gesagt, wie das Geschäft funktioniert.
Und all das macht ihn zum Versager? Es macht ihn zum Versager, wenn er alles wegschmeißt. Er ist ein Naturtalent, aber er will aufhören. Wie meinen Sie das? Er will aussteigen. Er will Lehrer werden. Grundschullehrer. Denken Sie bloß mal daran, wie viel weniger er da verdient. Sind Sie sicher? Ich habe das Vergnügen, der Einzige zu sein, der es weiß. Er ist noch dabei, seinen Mut zusammenzunehmen, um das Beste zu sagen. Und Paar. Offiziell bin ich seit einem Monat im Bilder, aber ich habe es schon lange kommen sehen. Sie? Sie wussten es offenbar auch nicht, hm?
Und jetzt habe ich es ihm verraten. So dumm aber auch was. Die ganze Sache ärgert mich einfach. Wenn er nicht glücklich ist mit seiner Arbeit, dann hat er doch das Recht aufzuhören. Das ist ein idiotischer Entschluss. Machen Sie sich deswegen so viele Sorgen um die Firma, weil er weggeht? Dan kam mit einem Teller Hamburger auf die Terrasse. Cook sah ihm mit Unbehagen entgegen. Alle möglichen Fragen gingen ihm durch den Kopf. Wann wollte Dan aufhören? Wie würde Beth auf seinen Entschluss reagieren? Warum hatte er ihr noch nichts gesagt?
Beths Eltern saßen am Tisch. Um mehr über sie zu erfahren, setzte er sich zu ihnen. Aber sie beachteten ihn kaum. Beths Mutter warf einen abfälligen Blick auf die Klimaanlage unter dem Fenster. Ein lautes Gerät, das einen starken Strom kühler Luft in den Raum blies. Sie fragte sich laut, wann Dan und Beth endlich eine zentrale Klimaanlage installieren lassen würden. Und zwar in einem so pikierten, anmaßenden Ton, dass Cook am liebsten sein Wasserglas auf ihrem Kopf geleert hätte.
Er blickte sich nach Beths Vater um, aber der ignorierte seine Frau. Beth kam mit einer Schüssel Salat aus der Küche und Bruce brachte die Vorlegeplatte mit dem gegrillten Fisch und den Hamburgern. Dan erschien, bedachte Cook mit einem rätselhaften Zwinkern und setzte sich ans Ende des Tisches gegenüber seinem Schwiegervater. Die nächste halbe Stunde blieb die Themenauswahl streng auf örtliche Neuigkeiten und Familiennachrichten begrenzt.
Immer wenn eines angeschnitten wurde, das Cook etwas breiter angelegt schien, beim ersten Mal ging es um Lokalpolitik, beim zweiten Mal um Imageprobleme eines hier ansässigen Konzerns, stellte sich heraus, dass es eine persönliche Verbindung gab. Bruce oder sein Vater oder seine Mutter kannten die betreffenden Leute. Anfangs bemühte man sich noch, Cook in die Unterhaltung einzubeziehen. Namen wurden erläutert, Personen, die die Bühne betraten, wurden mit einem Hintergrund versehen.
Doch nach einer Weile ließ man diese Höflichkeiten bleiben. Und die Familie widmete sich der Unterhaltung auf ihre gewohnte Weise. Den Kurs bestimmte weitgehend Beths Mutter. Sie hatte einen kleinlichen, eng umrissenen Begriff davon, was sich in einer Unterhaltung gehörte und was nicht. Zum Beispiel durfte man nicht zu lange bei einem Thema verweilen. Das war für sie ein Zeichen von mangelnder Gewandtheit. Wenn es ihr nicht gelang, Fließen zu einem anderen Thema überzuleiten, verlangte sie einen Themenwechsel.
Jedes Mal setzte sie sich durch. Allerdings, wie Cook spürte, einige Male gegen den Willen der anderen. Auch ihrer Vorstellung davon, wie viel Persönliches in einer Unterhaltung vorkommen dürfe, waren sehr knappe Ober- und Untergrenzen gesteckt. Fasziniert beobachtete Cook, wie ein Thema nach dem anderen hervorgeholt wurde, ein grausam kurzes Leben führte und dann ohne viel Federlesens beerdigt wurde. Die ganze Zeit machte Beths Vater kaum den Mund auf.
Er hörte mit funkelnden Augen zu und sagte hin und wieder etwas, aber im Vergleich zu seiner Frau sprach er langsam und sie hatte die Angewohnheit, angefangene Sätze für ihn zu vollenden. Dan sagte gerade genug wie ein Schüler, der sich nicht wegen Nichtbeteiligung am Unterricht die Note verderben will. Als sie zu Ende gegessen hatten, gingen Dan und Robbie das Eis holen und die Frauen räumten den Tisch ab. Cook fragte Beths Vater nach der Firma. Er hörte eine Weile zu. Zweierlei wurde sogleich deutlich.
Beths Vater hatte tatsächlich keine Ahnung von Danes Plan, aus der Firma auszusteigen. Und Dan war unersetzlich. Beths Vater umschrieb die Aufgabenteilung mithilfe der Begriffe »Der Mann für drinnen« und »Der Mann für draußen«. »Der Mann für draußen« kümmert sich um den Verkauf. Er ist derjenige, der mit den Zulieferern verhandelt, mit den Herstellern und so weiter. »Der Mann für drinnen« bestimmt die Arbeitsabläufe und den Zeitplan und kümmert sich um das Personal.
Bei einem Geschäft von dieser Größe braucht man dafür zwei Leute. Ich habe das 40 Jahre lang allein gemacht. Und wer ist wer? Dan ist der Mann für drinnen. Bruce ist der Mann für draußen. Sie haben das perfekt aufgeteilt. Perfekt? Ist eine dieser Aufgaben denn wichtiger als die andere? Ach, die sind ein ideales Paar. Das habe ich ja von Anfang an gewusst. Der arme Bruce ist ein Schwarzseher. Jeden Morgen, wenn er aufwacht, rechnet er damit, dass eine Katastrophe passiert.
Aber Dan, soweit ich das beurteilen kann, wacht er mit einem Grinsen auf. Er erwartet immer nur das Beste. Ein gutes System. Ein Gleichgewicht der Kräfte. So soll's ja auch sein. So einbezogen in die familiären Gespräche hatte Cook mit einem Mal das Gefühl, als würde er die Familie seit Jahren kennen. Als wäre er tatsächlich ein alter Studienfreund von Dan. Jetzt, wo Dan da ist, wird die Nachfolgeregelung natürlich sehr viel... Sehr, sehr viel einfacher. Ja.
Tatsächlich? Ja, so etwas ist knifflig. Verdammt knifflig.
Ursprünglich sollten Beth und Bruce gleiche Anteile erhalten. Aber wenn man genauer hinsieht, merkt man, was das für Probleme bringt. Bruce arbeitet in der Firma. Er trägt Verantwortung. Wenn das Geschäft gut geht, sollte dann nicht er davon profitieren? Und wenn es anders läuft, wenn er Mist macht, sollte dann nicht er derjenige sein, der die Sache auslöffeln muss? In diesem Fall sollte Beth nicht dafür bestraft werden, finde ich. Sehen Sie das Problem? Ja.
Eine Lösung wäre gewesen, die Firma zu dem Zeitpunkt, wo ich mich aus dem Geschäft zurückgezogen habe, taxieren zu lassen. Dann hätte Ruth Bess zum halben Schätzwert rauskaufen können. Aber jetzt, wo Dan da ist, machen wir das anders. Dan und Bruce sind zu gleichen Teilen beteiligt, für alles, was passiert.
sind sie zu gleichen Teilen verantwortlich. Ich habe einen neuen Vertrag aufsetzen lassen. Und jetzt muss ich bloß noch meinen Schwiegersohn dazu bringen, mal vorbeizukommen und ihn zu unterschreiben. Dann gehört Dan also die Hälfte der Firma. Ja. Was ist denn, wenn was passiert? Wenn zum Beispiel Beth und Dan sich scheiden lassen? Was redet ihr denn da? Wann kann dein Mann mal vorbeikommen?
»Und den Vertrag unterschreiben?« »Ja.« »Jederzeit?« »Ich will das bald erledigt haben.« »Reg dich nicht immer so auf! Das ist nicht gut für deinen Blutdruck.« »Ja.« »Hast du schon deine Medikamente? Oh Gott, wie spät es ist. Wir sollten uns langsam auf den Weg machen.«
Dann ließ er Beth mit ihren Eltern allein und kam ins Haus. Bruce hat mir gesagt, dass sie aus der Firma aussteigen wollen. Was? Scheiße. Und sie wollen unterrichten? Scheiße, nageln Sie mich nicht fest. Ich bin noch nicht so weit, dass ich darüber reden kann. Außerdem, da kommt Beth. Kein Wort zu ihr darüber, ja? Beth kam herein, lächelte ihnen kurz zu und ging in die Küche. Sie begann aufzuräumen. Cook folgte ihr. Geht es Ihnen gut? Eigentlich nicht.
»Ach, und bevor ich es vergesse, Robbie will mit Ihnen sprechen. Er hat mich gebeten, es Ihnen zu sagen. Wie fanden Sie meine Familie?« »Sie haben keinerlei Ähnlichkeiten mit denen.« Auf dem Weg zur Treppe hörte er, wie Beth das Wasser abstellte. Doch er konnte noch ein anderes Geräusch hören. Sie weinte. Er wollte zu ihr gehen, aber er konnte nicht. Es würde die Sache nur schlimmer machen, so als wüsste er, was sie brauchte, auch wenn Dennis nicht wusste. Er wartete darauf, dass sie aufhörte zu weinen,
Und schließlich tat sie das auch. Die Schwiegereltern waren zwar ein Horror, kein Zweifel, aber der größere Horror war Dan, der nicht imstande war, Beth im Umgang mit ihnen zur Seite zu stehen. Der nicht imstande war, einfach nur bei ihr zu sein, wenn sie ihn brauchte. Er zog den Horror aus der Tasche und schrieb seine neue Erkenntnis hin. Dan. Dann ging er hinauf zu Robbie.
Die Tür des Fernsehzimmers war angelehnt und schwang auf, als er anklopfte. Ein Lügner braucht ein gutes Gedächtnis. Was? Kommen Sie mit. Cook trat zur Seite, um ihn vorgehen zu lassen. Robbie stieg die Treppe zum zweiten Stock hinauf. Cook folgte ihm in sein Zimmer und zu seinem Schreibtisch, wo Robbie ohne ein Wort der Entschuldigung die Schreibtischschublade aufzog. Er nahm das Hämmerbuch heraus und knallte es auf den Tisch. Seine Hände zitterten.
Bei all seinem Selbstvertrauen war Robbie kein Junge, der einen Erwachsenen so ohne weiteres zur Rede stellte. Er war wütend, aber er hatte auch Angst. »Ja, ich bin hier, um deinen Eltern zu helfen. Um ihnen mit ihrer Ehe zu helfen.« »Sie haben mich angelogen.« »Ja.« »Ihr habt mich alle angelogen.« »Deine Eltern dachten, dass du Angst bekommen würdest, wenn sie dir die Wahrheit sagen würden. Vielleicht war das ein Fehler, denn es lässt die Dinge schlimmer erscheinen, als sie eigentlich sind.«
Dass ich hier bin, das heißt ja noch nicht, dass deine Eltern sich scheiden lassen werden. Sie versuchen, sich nicht scheiden zu lassen. Sie versuchen, verheiratet zu bleiben. Und was ist ihre Rolle bei dem Ganzen? Manchmal, da braucht man eben eine Hilfe von außen. Wie bei einem Arzt. Deine Eltern, die sind mit ihrer Ehe zu mir gekommen, damit sie wieder gesund wird. Manchmal sterben auch Leute. Und manchmal gehen Ehen auseinander.
Aber wenn die Leute daran arbeiten, so wie es dein Vater und deine Mutter tun, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass es hält, größer. Fahren Ma und Pa wirklich nach Italien? Ja klar. Was glaubst du denn? Nichts. Na los, jetzt sag schon, was glaubst du? Nichts. Na los, Robby, sag schon. Ich dachte, sie würden irgendwo hinfahren und sich scheiden lassen. Du liebe Zeit, Robby.
Glaubst du nicht, dass sie zuerst mit dir darüber reden würden? Glaubst du wirklich, das würden deine Eltern vor dir verheimlichen? Sie haben sie ja auch heimlich hier reingebracht. Das ist doch was völlig anderes. Wieso? Ist es eben.
Zu Cooks Überraschung schien sich Robbie mit diesem kindischen Beharren zufrieden zu geben. Hör mal, Robbie, willst du jetzt vielleicht mit deiner Mutter und deinem Vater über diese Sache reden? Nein. Ich glaube aber, das solltest du. Dann würde es dir besser gehen. Nein. Sagen Sie ihnen nicht, dass ich Bescheid weiß. Das muss ich aber. Nein, müssen Sie nicht. Ich will nicht, dass sie wissen, dass ich Bescheid weiß. Schon gut. Aber lass in Zukunft die Finger von meinem Schreibtisch. Okay.
Sind Sie noch da, wenn ich aus dem Ferienlager zurückkomme? Weiß ich noch nicht. Aber falls ich nicht mehr da bin, dann komme ich euch auf jeden Fall besuchen. Okay. Cook sah ihm nach. Das Leben bei den Wilsons wurde von Minute zu Minute komplizierter. Eine traurige Frau, die an der Spüle stand und weinte, ein unglücklicher Mann und ein ängstlicher Junge, der Cooks Schreibtisch nach Hinweisen auf die Zukunft seiner Familie durchsuchte. Was würde als nächstes kommen?
Hammer. Roy. Roy Hammer Jr., was zum Teufel? Ist Miss Hammer zufrieden? Sie ist außerordentlich glücklich, ja, glauben Sie mir. Jetzt zu Roy Hammer Jr., ich höre. Hammer Jr. ist mein Sohn, Jeremy, aus meiner zweiten Ehe.
Als Junge hat er immer Streiche ausgeheckt. Ein richtiger Lausbub. Er hat Schlangen und Spinnen an den unmöglichsten Stellen versteckt. In meinen Schuhen, unter meinem Kopfkissen. Solche Sachen eben. Klingt großartig, Roy. Oh ja, es war immer etwas los, das kann ich Ihnen sagen. Das war, bevor seine Mutter ihn einpackte und aus meinem Leben verschwand. Das tut mir wirklich leid, Roy. Das braucht es nicht.
Was? Natürlich. Ja.
Sie haben ja nun schon eine Weile herumgeschnüffelt, also müssen Sie auf einige Schlangen und Spinnen gestoßen sein. Schmuggeln Sie sie an unerwarteten Stellen in die Unterhaltung ein, zum Beispiel in einem nachgeordneten Nebensatz oder, das ist mein persönlicher Favorit, in einem absoluten Nominativ.
Doch wenn ich jetzt zu etwas Angenehmeren überleiten dürfte? Wir müssen über Ihre nächste Verabredung sprechen. Diesmal werden Sie keinen Anlass zur Klage haben. Ganz egal, was passiert, Sie werden mir nichts vorweinen können. Seien Sie sich da mal nicht so sicher, Roy. Wer ist denn das nächste Schätzchen? Auf der anderen Seite des Flusses in Illinois gibt es eine Menge schöner Apfelfarmen.
Ich soll mich also mit einer Apfelfarmerin treffen? Nein, nein, hören Sie zu. Im Herbst fahren viele Leute aus St. Louis dorthin, um sich Äpfel zu pflücken. Ich werde es mir merken. Ein heißer Tipp. Ich weiß das sehr zu schätzen. Die Besitzer dieser Farmen stellen dann Schilder auf, auf denen steht, suchen Sie selbst aus. Tolle Idee, Roy. Na, fällt Ihnen dazu nichts ein? Ich muss passen, Roy. Dasselbe sage ich jetzt zu Ihnen, Jeremy. Suchen Sie selbst aus. Soll das heißen, dass ich mir meine Partnerin selbst aussuchen soll? Genau.
Das konnte ich doch schon immer. Ich habe es in letzter Zeit zwar nicht gerade oft gemacht, aber... Natürlich konnten Sie, aber ich biete Ihnen mehr. Ich sage Ihnen, dass Sie sich jede Frau auf dieser Welt aussuchen dürfen. Die Hammer-Agentur steht Ihnen zu Diensten.
Jede? Jede. Ich werde Kontakt mit ihr aufnehmen und alle Kosten übernehmen. Denken Sie an die Frauen, die Sie aus der Entfernung bewundert haben. Frauen, die weit über Ihnen stehen. Mich interessiert, was geschieht, wenn Ihre Fantasien Wirklichkeit werden. Lassen Sie sich Zeit. Denken Sie an Filmstars, Ballerinas, Musikerinnen. Es sind Ihnen keine Grenzen gesetzt. Dann will ich, dass Sie Paula finden. Wen? Paula Annette Nouvel.
So heißt sie. Oh, ein schöner Name. Ist sie Französin? Einer unserer Mitarbeiter hat sich in eine italienische Schauspielerin verliebt, die uns eine Stange Geld gekostet hat. Aber ich habe Ihnen ja versprochen. Nein, Roy, sie ist keine Französin. Sie ist eine alte Freundin von mir aus, Indiana. Ich weiß nicht, wo sie jetzt ist. Sie müssen sie aufspüren. Hammer schwieg so lange, dass Cook vergaß, wo er war und was er tat.
Er saß den Hörer ans Ohr gepresst da, dachte an Paula und fragte sich, wie Hämmer sie wohl ausfindig machen würde. »Ich glaube, Sie mögen mich nicht, Jeremy. Sie frustrieren mich bei jeder Gelegenheit. Ich habe zwei Verabredungen für Sie arrangiert, und Sie haben sich bei mir beschwert. Jetzt biete ich Ihnen jede Frau, die Sie wollen, jede! Und Sie machen sich über mich lustig, indem Sie an den Wäschekorb gehen und sich ein schmutziges Hemd von gestern herausziehen!«
In der ganzen Geschichte der Hammer-Agentur hat es nicht einen einzigen gegeben, der sich mit einer ehemaligen Freundin treffen wollte. Genau das will ich aber, Roy. Sie haben es mir versprochen. Haben Sie was zum Schreiben? Also hören Sie gut zu. Ich sage Ihnen jetzt, was ich über Sie weiß. Ich habe eine Postkarte von ihr. Warten Sie, ich hole sie schnell und sage Ihnen, wo sie abgestempelt ist. Da können Sie anfangen. Cook ließ Roy Hammer Jr. das kleine Monster erst frei, nachdem sie Robbie ins Sommerlager gebracht hatten.
In Gedanken arrangierte Cook seine Spinnen und Schlangen paarweise. Dan, Beth hält sie für einen Versager. Beth, sie haben Dan so oft vermittelt, dass sie ihn für einen Versager halten, dass er sich inzwischen tatsächlich wie einer fühlt. Dan, sie wissen genau, wann Beth sie braucht, aber sie sind dann einfach nicht für sie da. Beth, sie haben eine ständige Wut, weil sie von Dan nicht bekommen, was ihnen zusteht. Aber diese Wut kommt immer zum falschen Zeitpunkt zum Ausdruck und das macht sie zu einer Zicke.
Dieses Paar würde sicher einigen Diskussionsstoff abgeben. Es gab noch andere Kandidaten, aber die hielt Cook bis auf Weiteres noch in ihren Käfigen. Ich bin traurig. Mir fehlt Robby jetzt schon. Ja. Versuche dir vorzustellen, wie er Krach oder Unordnung macht. Das hilft. Wahrscheinlich. Hat er dir irgendwas darüber erzählt, was gestern eigentlich los war? Nein. Warum? Finden Sie es so komisch, wenn wir uns Gedanken über Robby machen? Nein. Tut mir leid. Was dann?
Nichts. Verdammt nochmal. Tut mir wirklich leid. Ich lache, weil dieselbe Situation immer wieder passiert. Einer will reden, der andere nicht. Meistens ist es Beth, die reden will, sie nicht. Und das finde ich komisch. Das ist einfach so banal. Ach, suchen Sie sich einen anderen Job. Ich habe einen Job. Und Sie? Ich auch.
Ich habe einen bedeutend besseren Job als Sie. Schatz. Da habe ich aber was ganz anderes gehört. Es wird Sie interessieren, Beth, dass Dan vorhat, aus der Familienfirma auszusteigen und Lehrer zu werden. Halten Sie den Mund! Was? Was soll das? Ich spiele mit dem Gedanken. Ich überlege noch. Bruce sagt, es steht fest. Halten Sie verdammt nochmal die Fresse! Moment, wovon redet ihr? Ich überlege mir, aus der Firma auszusteigen. Das kann ich jetzt nicht glauben. Das solltest du aber.
Das kann doch nicht wahr sein. Ist es aber. Hör mal, das ist doch was ganz Normales. Alle möglichen Leute suchen neue Jobs. Mein Gott, du meinst es wirklich ernst? Was willst du denn dann machen? Ich will Lehrer werden.
So wie du. Ich glaube, mir wird schlecht. Nein, dir wird nicht schlecht. Du wirst dich dran gewöhnen. Ach ja? Und wo? In einem kleinen, popeligen Haus vielleicht? Weißt du, was du als Lehrer verdienst? Was es für ein Unterschied zu deinem jetzigen Gehalt ist? Wir werden uns einschränken müssen, ja. Aber das wird schon gehen.
Es ist alles schon total entschieden, was? Du redest, als wäre alles schon total klar. Bruce weiß es. Jeremy weiß es. Und wann wolltest du es mir sagen? Nachdem du es Robbie gesagt hast? Ich wollte bis nach unserem Urlaub warten. Toll, wie rücksichtsvoll. Ich kann es gar nicht glauben. Nach all dem, was sie für dich getan haben. Würdest du dir bitte mal überlegen, was du da sagst?
Würdest du das bitte verdammt nochmal tun? Du weißt, dass ich für die Firma genauso viel getan habe wie umgekehrt. Das weißt du. Sie hätten dich nicht zu nehmen brauchen. Zu nehmen brauchen?
Ich habe den Job bekommen, weil sie wussten, dass ich gute Arbeit leisten würde. Und das habe ich auch getan. Und jetzt, jetzt, jetzt will ich halt was anderes machen. Dan, Beth hat das nur gesagt, weil sie insgeheim glaubt, dass Sie ein Versager sind. Los, Jeremy. Steigen Sie aus. Moment, wie können Sie sowas sagen? Ich denke das doch gar nicht. Beth war herumgefahren und sah Cook mit einem harten, kalten Blick an. Cook saß unbeweglich da. Diese Roy Hammer Junior Sache war ein harter Brocken.
Miss Hammer hatte ihm wesentlich besser gefallen. »Ich bin mit meiner Arbeit einfach nicht glücklich. Das weißt du.« »Du hast aber nie gesagt, dass du was anderes machen willst. Und ausgerechnet Lehrer? Du hast nie ein Wort davon gesagt, dass du gerne Lehrer wärst.« »Doch, das habe ich wohl. Du hast nur nicht zugehört.« »Du willst mich doch nur bestrafen.« »Nein, warum sollte ich dich bestrafen?« »Hat Jeremy recht? Hältst du mich für einen Versager?« »Natürlich nicht.« »Das glaube ich dir nicht.« »Was?«
Du hältst mich für einen Versager. Du schlägst jetzt um dich, weil du Schuldgefühle hast. Sieh dir doch nur mal deinen Vater an. Er war ungeheuer erfolgreich. Er ist der große amerikanische Held in eurer Familie. Das Vorbild. So sollte ein Mann sein. Und dann sieh dir Bruce an. Er orientiert sich an diesem Vorbild. Er ist ein Sklave dieses Vorbilds. Und darum ist er auch so kaputt.
»Und auch du idealisierst dieses Vorbild. Und weil ich anders bin, ja? Weil ich anders bin, bin ich für dich kein ganzer Mann.« »Das ist ja jämmerlich, dich so reden zu hören.« »Als wir uns kennengelernt und ineinander verliebt haben, war ich alles für dich. Ich konnte alles machen und du fandest mich einfach wunderbar. Und dann, im Laufe der Jahre, ist uns das verloren gegangen. Jetzt bin ich in die Firma eingestiegen, du vergleichst mich mit anderen und ich schrumpfe zusammen.«
Ich will doch nur, dass du mich wieder so siehst, wie du mich früher gesehen hast. Wir sind inzwischen erwachsen, Dan. Leute mit zehnjährigen Kindern sollten langsam wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen. Ja, und Frauen, die ihre Männer lieben, sollten ihnen die Freiheit geben, zu tun, was sie tun wollen. Ich sage dir, dass ich nicht glücklich bin mit meiner Arbeit. Und du?
»Du fängst an zu jammern, dass du dann in ein popeliges kleines Haus ziehen musst. Deine erste Reaktion ist egoistisch. Das ist immer so bei dir. Immer kommt als erstes, und was ist mit mir?« »Weißt du was? Jetzt reicht's. Das muss ich mir nicht weiter anhören. Ich glaube, ich spinne!« »Beth!« Sie sprang hinaus und rannte davon. Cook sah sich um und fragte sich, wo sie eigentlich waren. Er erkannte die Leihbücherei gegenüber.
Beth hatte es nicht weit bis nach Hause. Sie haben mal gesagt, dass sie manchmal mitten in einem Streit aufsteht und einfach weggeht. Seien Sie doch einfach still! Sie sahen Beth nach. Scheiße! Sie, Sie, Sie fahren den Wagen nach Hause, okay? Wissen Sie, wo wir sind? Wo gehen Sie hin? Ich gehe Beth nach, Sie Idiot! Warum? Weil es ihr nicht gut geht! Dan stieg aus und rannte ihr nach. Beth, warte bitte!
Als beide eine halbe Stunde darauf nach Hause kamen, diskutierten sie noch, was Cook grundsätzlich als positives Zeichen deutete. »Es ist hoffnungslos.« »Nein, ist es nicht.« »Ich kann überhaupt nichts sagen. Kann es nicht. Ich weiß, was ich sagen sollte. Wie du willst, was du auch machen willst, Schatz. Such dir eine Arbeit, bei der du glücklich bist. Ich sollte sagen, wenn deine Arbeit dich nicht glücklich macht und du lieber Lehrer sein möchtest, dann stehe ich dazu und helfe dir.«
Aber ich kann es nicht. Aber du hast es doch gerade gesagt. Du hast es ganz wunderbar gesagt. Oh Gott. Beth und Dan gingen an Cook vorbei ins Schlafzimmer und knallten die Tür vor seiner Nase zu. Wie konnten sie ihn in einer solchen Situation ausschließen? Sich ins Schlafzimmer zurückzuziehen war ein schmutziger Trick. Von Roy Hammer Jr., diesem kleinen Scheusal, hatte Cook eindeutig die Nase voll. Er war froh, dass er im Hammerbuch eine neue Seite aufschlagen konnte.
Sechster Tag. Mrs. Hammer. Roy Hammer ging nicht ran. Cook ging ans Fenster und sah, wie Beth in ihren Wagen stieg. Er sah ihr nach, als sie davonfuhr und ging nach unten. In der Küche traf er Dan, der sich gerade einen Tee eingoss. »Es ist was passiert.« »Was? Wohin ist Beth gefahren?« »Bloß zum Drugstore. Sie braucht noch ein paar Sachen für den Urlaub. Nein, das habe ich gar nicht gemeint. Es hat sich was getan. Sie ist auf meinen Standpunkt eingestiegen.«
Sie ist immer noch ziemlich neben der Spur, aber sie versteht jetzt, was ich will. Ich wusste es ja. Sie haben gesagt, dass sie mitten in einem Streit weggeht, wenn sie das Gefühl hat, dass sie recht haben. Darum ist sie ausgestiegen. Ich wusste, dass sie plötzlich ihren Standpunkt begriffen hat. Sie hatten recht, Dan. Beth...
sehr traditionelle Ansichten. Amerikanische Durchschnittsansichten. Ja! Beschissen, was? Sie muss sich ändern. Ja! Ich glaube, sie wird sich auch ändern. Sie hat halt einen unheimlich starken Charakter. Aber vorher müssen Sie sich ändern. Hä? Beth ist auf dem Holzweg und darum muss ich mich ändern?
Lassen Sie es mich erklären. Nein. Beth hat diese Schwäche. Diese große, große Schwäche. Aber Sie müssen stark genug sein, ihr diese Schwäche zuzulassen. Im Augenblick, ja? Da trifft Beths schwacher Punkt. Sie genau da, wo Sie ohnehin unsicher und verletzlich sind. Und darum schlagen Sie zurück und wollen Sie niedermachen. Und das wiederum lässt Sie zurückschlagen. Aber jetzt, jetzt schlagen Sie sich nicht mehr ständig gegenseitig zurück, sondern gehen Sie zu ihr. Sie beruhigen Sie.
Sie sagen, na komm, es wird ja alles gut. Das haben sie doch getan, als sie ausgestiegen sind und ihr nachgerannt sind. Ich hab nicht gesagt, na komm, jetzt wird alles gut. Ja, aber sie sind ihr ja nachgerannt. Sonst haben sie das nicht gemacht. Sonst haben sie sich zurückgezogen und irgendwelche Renovierungsarbeiten im Haus gemacht. Wie so ein echter Arsch.
Wie ein echter Arsch. Nein, Sie müssen aufhören, ein unsensibler Klotz zu sein, der alles allein schaffen will. Sie müssen groß und stark für Sie sein. Sie müssen so groß und stark sein, dass Sie in Ihrer Beziehung weiblicher sein können. Hat sie Ihnen das erzählt? Nein, eine Frau. Die würde es vielleicht anders ausdrücken, aber Frauen sehen es auch als Stärke, wenn ein Mann sich traut, weiblich zu sein. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, denn plaudern Sie.
Nein, ich meine es ernst. Plaudern Sie. Das machen Leute, wenn sie mit anderen Leuten zusammen sind. Sie plaudern. Ich will aber nicht plaudern. Ich finde das zum Kotzen, ehrlich gesagt. Ja, wahrscheinlich haben Sie es ja auch noch nie probiert. Meinen Sie damit, ich soll über das reden, worüber Sie reden will? Naja, wenn Sie mit ihr zusammen sind, worüber möchten Sie dann reden? Über nichts. Und was wollen Sie? Allein sein? Ist es das? Ich...
Ich will einfach mein Leben leben. Gehört Beth dazu? Zu ihrem Leben? Ja, nicht so, wie sie es sich wünscht. Sie will, dass ich nur an sie denke. Was wollten Sie ursprünglich sagen? Ich wollte sagen, dass sie das Wichtigste in meinem Leben sein will. Warum haben Sie es nicht gesagt? Ich merke, dass ich nicht die Gefühle habe, die ich haben sollte und dafür verabscheue ich mich. Aber Sie können sie doch haben.
Sie müssen den tagtäglichen Kleinkrieg hinter sich lassen und überlegen, was wirklich das Wichtigste ist.
Eines Tages wird Beth Dinge sagen, die sie früher einmal verletzt haben. Und dann werden sie sie in den Arm nehmen und sagen können, na komm, Schatz, es wird ja alles gut. Und all das andere Zeug wird auch bloß noch ein müder Witz sein. Vom Park her näherte sich Beths Wagen der Einfahrt. Cook zeigte aus dem Fenster. Eines Tages werden sie, wenn sie vor dem Haus hält und mal wieder die Reifen am Bordstein entlang schrammen lässt, sagen können, da kommt Beth.
Wie schön, sie ist wieder da. Sie beobachteten, wie sie ohne herunterzuschalten um die Ecke bog. Als sie danach wieder Gas gab, klingelte und ächzte der Motor. Sie hielt am Bordstein und sie hörten das malende, schleifende Geräusch von Gummi und Radkappenblech. Cook sah Dan an. Sein Mund und seine Augen waren weit aufgerissen und zu einer Maske der hellen Begeisterung erstarrt. Cook war sich nicht sicher, ob Dan sich über seine Prophezeiung lustig machte oder versuchte, sie Wirklichkeit werden zu lassen.
Während Dan und Beth redeten und packten, verbrachte Cook ohne jeden Erfolg eine Menge Zeit am Telefon und versuchte herauszubekommen, was Mrs. Hammer bedeuten sollte. Jedes Mal, wenn Dan oder Beth aus dem Schlafzimmer kamen, um irgendetwas zu holen, hörte er Satzfetzen. Im Übrigen aber blieb die Tür geschlossen. Die beiden machten eine radikale Linguisten-Entziehungskur.
Cook setzte sich ins Wohnzimmer, um die Zeit totzuschlagen. Etwa eine halbe Stunde später kam Dan herein und nickte Cook zu. Er setzte sich aufs Sofa. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen. Einen Augenblick später erschien Beth und blieb neben dem Sofa stehen. Sollen wir es ihm sagen? Ist doch bloß eine Lappalie. Ja, finde ich auch. Aber er sollte es wissen. Vorhin haben wir versucht, also wir haben... Es war ein fehlgeschlagener Vögelversuch. Bitte? Ja, sowas kommt vor. Ja.
Er lacht nicht so. Er wollte einfach nicht. Also haben wir es gelassen. Also im Augenblick ist zwischen uns alles in Ordnung. Ich weiß auch nicht, was da schiefgelaufen sein könnte. So was kommt eben vor. Oh Mann, jetzt kommen wir miteinander klar, aber können nicht mehr vögeln. Eine lange Pause trat ein. Sie schienen darauf zu warten, dass Cook etwas sagte. Wie weit sind Sie denn gekommen? Och, ich würde sagen, es waren noch genau neun Minuten bis zum Orgasmus.
Im Ernst jetzt. Was geschah in dem Augenblick, als klar war, dass es nicht ging? Beth sah Dan an und Beth Dan. Eine ganze Konversation spielte sich in ihren Blicken ab. Können Sie das auch in Worte fassen? Ich habe gesagt, wo bist du? Ja, ja genau. Also du hast dich beschwert, dass ich nicht ganz bei der Sache war. Nein, nein, nein, nein. Du hast mich missverstanden. Ich wollte wissen, wie erregt oder nicht erregt du bist. Ich wollte wissen, was du als nächstes willst. Oh, okay.
Tja, normalerweise fragst du mich das nicht. Also, ich meine, normal ist das nicht. Ich dachte halt, wir sollten vielleicht ein bisschen mehr miteinander reden. Hm, schöner Versuch. Und du dachtest, ich wäre ungeduldig oder so. Wo bist du? So wie, wo bist denn du eigentlich? Denn du bist ja offenbar nicht bei der Sache, oder? Ja, aber hast du das nicht gemerkt? Wenn ich mich geirrt habe, warum hast du mich nicht einfach aufgeklärt? Hm.
Weil ich dachte, dass du mir damit sagen willst, du wärst nicht richtig bei der Sache. Oh je. Sind schon ein paar was. Komm, einfach auf zur nächsten Runde. Beth lächelte und nahm seine Hand. Cook nickte befriedigt, als sie hinausging. Gar nicht so schlecht, dachte er. Später aßen sie ein letztes Mal zusammen zu Abend. Danach packten Dan und Beth die letzten Sachen für die Italienreise zusammen.
Am nächsten Morgen versuchte Cook wieder Hammer zu erreichen. Vergeblich. Cook geriet langsam in Panik. In ihm hatte sich eine Überzeugung festgesetzt, die er sich nicht mehr ausreden konnte. Dass Hammer der einzige Mensch auf der Welt war, der imstande war, Paula zu finden. Wenn Hammer es nicht schaffte, würde Cook Paula nie mehr wiedersehen. Cook fuhr die Wilsons zum Flughafen.
Dan wollte von Cook unbedingt das versprechen, dass er sie bei der Rückkehr wieder am Flughafen abholen würde. Zwischenzeitlich sollte er auf das Haus aufpassen und die Blumen gießen. Also ich werde Ihnen nach unserer Rückkehr über jede Kleinigkeit Bericht erstatten. Und Sie? Werden Sie jetzt Paula wieder treffen? Ich hoffe es.
Wie schön. Machen Sie diesmal keinen Mist. Dan überraschte Cook mit einer Umarmung. Auch Beth umarmte ihn. Und als sie im Flughafengebäude verschwanden, sah er ihn nach und winkte, bis ein Polizist kam und ihm sagte, er solle in den Wagen steigen und wegfahren. Gut, dass ich Sie erreiche. Ich wollte Sie... Hallo, Jeremy. FF Sweet kommt nach St. Louis. Roy, ich...
Was haben Sie gesagt? FF Sweet kommt nach St. Louis. Er signiert seine Bücher, steht in der Zeitung. Können Sie alles nachlesen? In der Zeitung? FF Sweet kommt nach St. Louis und FF Sweet ebenfalls. Was? FF Sweet und FF Sweet kommen nach St. Louis. Verdammt nochmal, Roy. Sie wissen doch ganz genau, dass man Korreferenzialwörter nicht miteinander verbinden kann. Wovon reden Sie da überhaupt? Von FF Sweet und FF Sweet? Roy, Schluss damit! Sechster Tag. Mrs. Hammer. Was soll das bedeuten? Ha, ha, ha!
Roy? Ist alles in Ordnung? Roy! Es gibt keine Mrs. Hammer. Was meinen Sie damit? Eine Änderung im Ablauf? Wenn es nur das wäre. Was meinen Sie denn dann? Es gibt keine Mrs. Hammer. Sie hat mich verlassen. Nein, aber... Oh je. Es tut mir leid. Sie sagt, ich bin immer nur im Büro. Sie sagt, ich kümmere mich nicht um sie, nur um meine Arbeit. Sie hat geweint. Sie hat mich einen gefühllosen Menschen genannt. Sie hat Sachen nach mir geworfen. Sie ist zu ihrer Mutter gefahren, Jeremy.
Sie hat den Koffer gepackt und sich in einen Bus gesetzt. Es tut mir leid, Roy. Ich bin verdammt nah dran, den Kram hinzuschmeißen, Jeremy. Nein, Roy, das tun Sie nicht. Sie sollten doch besser als jeder andere wissen, dass jede Ehe in ihre Höhen und Tiefen hat. Ehe? Ich spreche nicht von meiner Ehe. Meine Ehe ist tot, Jeremy. Mausetot. Ich spreche von der Hammeragentur. Das hat doch jetzt keinen Sinn mehr. Roy, Sie retten Ehen. Ist Ihnen das denn nicht klar? Ha!
Ich kann ja nicht mal meine eigene retten. Das wissen Sie doch gar nicht. Vielleicht kriegen Sie das alles wieder ins Lot. Und selbst wenn, ich meine, ich glaube zwar nicht, dass es so weit kommt, aber nehmen wir es nur mal an, ja? Dann heißt das doch noch lange nicht, dass Sie alles hinschmeißen sollten. Sie leisten doch gute Arbeit, Roy. Sie haben bloß Angst, dass Sie Ihre hübsche Freundin nie wieder sehen. Das ist nicht fair. Ich mache mir hier Sorgen um Sie. Und ich denke auch an die Wilsons. Was soll ich denn jetzt bei Ihnen als nächstes machen? Wen kümmert das schon? Vergessen Sie es. Die Wilsons sind zum Scheitern verurteilt. Alle.
sind zum Scheitern verurteilt. Und was ist jetzt mit meiner Verabredung? Haben Sie die auch immer noch vor zu arrangieren? Ob ich das noch vorhabe? Nein. Ich habe es nicht vor, weil ich es schon längst arrangiert habe. Sie erwartet sie. Was? Wo? Das dürfte doch wohl auf der Hand liegen. Aber Sie brauchen sich nicht die Mühe zu machen, mir Bericht zu erstatten. Das alles ist mir jetzt egal. Wo zum Teufel ist sie? Viel Spaß. Ich wünsche Ihnen viel Spaß, solange Sie noch Spaß haben können. Irgendwann werden Sie Bekanntschaft mit dem Horror machen.
Dann werden Sie sich wünschen, mit Roy Hammer in der Kalahari knifflige Konsonanten zu transkribieren. Auf Wiedersehen, Jeremy. Roy, warten Sie. Sie müssen es mir sagen. Was sagen? Was Mrs. Hammer bedeutet? Der Ordnung halber. Was? Sie sind ein richtiger Systematiker, Jeremy. Die erste Mrs. Hammer hat mich verlassen. Ihr zu Ehren trägt das Programm für den sechsten Tag ihren Namen. Sie ist einfach gegangen.
Zufällig haben die zweite, die dritte und jetzt die vierte Mrs. Hammer dasselbe getan. Also, was bedeutet Mrs. Hammer? Roy, ich habe wirklich keine Lust mehr auf Ihre Ratespielchen. Na gut, dann sage ich es Ihnen. Mrs. Hammer bedeutet, verschwinden Sie. Verschwinden Sie? Sie sind fertig bei den Wilsons. Der Fall ist abgeschlossen. Die Agentur wird geschlossen. Aber was ist mit Paula? Roy, das können Sie nicht tun. Das können Sie nicht tun.
Das kann er nicht tun.
Vielleicht hatte Hammer bereits angefangen, die Agentur aufzulösen und als erstes den Telefonanschluss gekündigt. Cook fuhr ins Oberon. Möglicherweise hatte sich der Oberkellner geirrt. Möglicherweise war Paula doch dort. Oder sie wartete in der obersten Etage vor der Tür des Aufzugs, die vom Restaurant aus nicht zu sehen war auf ihn. Oder vielleicht war sie auch in der Eingangshalle. Jedenfalls musste er sie finden.
Der Oberkellner erkannte Cook wieder und bemühte sich nach Kräften, Paula zu finden. Zweifellos war er neugierig, wie die dritte Verabredung dieses neuen Stammkunden wohl aussehen mochte. Aber Paula war nicht da. Damit war Cooks einziger Plan dahin. Auch sein Wagen war weg. In der Eile und in seiner Angst, er könnte Paula verpassen, hatte er es nach einer Runde um den Block aufgegeben, einen legalen Parkplatz zu suchen und in einer Seitengasse zwischen ein paar Mülltonnen geparkt.
Sein Wagen war so schnell abgeschleppt worden, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Erbittert machte er sich auf den Weg nach Hause. Ein Fußmarsch von zwei Meilen. Er würde sich mit der Flughafeninformation in Verbindung setzen und Paula ausrufen lassen oder eine Nachricht für sie hinterlassen. Etwas in der Art wie, wenn du die Stadt verlässt, sterbe ich. Er würde zum Flughafen fahren und wenn dann noch ein bisschen Zeit blieb, würde er Hammer in seinem Büro aufsuchen und ihn ein wenig durchschütteln.
Sein Weg führte ihn vorbei an der Leihbücherei. Im Fenster hing ein Schild, das seelenruhig verkündete: "FF Sweet, der Autor des Buches "Ein Valentinsgeschenk für Val" werde Exemplare seines neuen Buches "Noch ein Valentinsgeschenk für Val" signieren." Cook schnaubte unwillkürlich. Er betrachtete das Schild, hatte aber Mühe sich zu konzentrieren.
Er las das Datum und die Zeit dieses herausragenden Ereignisses und als er feststellte, dass es genau jetzt stattfand, hatte er das Gefühl, als hätte ihm jemand mit beiden Händen gleichzeitig ins Gesicht geschlagen. Er lugte durch das Fenster. Vor einem Tisch hatten sich viele Menschen in einer Schlange aufgestellt und es herrschte ein lautes, geschäftiges Treiben. Geh da nicht rein, Jeremy. Paula, Paula.
Er packte, umarmte und küsste sie. Und dann führte er sie über die Straße zu einem Eissalon. Er setzte sie an einen Tisch vor dem Salon, ging hinein, bestellte ihr eine Waffel mit drei Kugeln und musste den Verkäufer, einen knickrigen Dummkopf, der von Herzensangelegenheiten keine Ahnung hatte, anweisen, extra viel Erdnuss-Sirup darüber zu geben. Während er wartete, drehte sich Cook immer wieder zu ihr um. Sie sah aus, als sei sie gerade von einer Safari zurückgekehrt.
Er überreichte ihr die Waffel, setzte sich und sah zu, wie sie ein großes Stück Eis abbiss. Hatte er einen entscheidenden Fehler gemacht, indem er ihr seine Freude zu sehr gezeigt hatte? Er beschloss, sich im Zaum zu halten. Dafür war er ja Experte. Was machst du hier? Ich habe nach dir gesucht. Aber wie konntest du überhaupt wissen, dass ich hier sein würde? Dein komischer Chef, Mr. Hammerer, hat mir das gesagt. Hammerer?
Wie konnte er das überhaupt wissen? Von was für einer Firma ist er eigentlich, der Chef, Jeremy? Was für eine Agentur ist das? Was tust du jetzt? Bist du Eheberater oder so? Das hat jedenfalls dein Chef behauptet. Ja, komm, sag schon was! Nein, du wirst mich auslachen. Na und? Ja, und dann werden wir uns streiten. Ich hoffe doch nicht! Und du wirst wieder gehen. Warum sagst du das? Du bist schon einmal gegangen. Du wolltest das ja selbst so. Ich wollte... Du kannst es nicht leugnen! Ich hab die ganze Zeit das Gefühl, als müsste ich weinen.
Ist alles in Ordnung, Jeremy? Ist jemand gestorben? Geht es dir gut? Es ist nicht wiederzusehen. Sie sah ihn mit einem eigenartigen Blick an. Zunächst hatte sie wohl gedacht, er mache einen Witz, denn sie erstarrte. Dann entspannte sie sich etwas. Was starrst du denn so? Ich sehe dich an. Warum? Das sieht dir eigentlich nicht ähnlich. Cook wollte sagen, weil ich dich liebe.
Und mehr noch. Er wollte ihr sagen, dass er ihr auf den Knien folgen wolle, wohin sie auch gehen würde. Und er würde jetzt gleich damit anfangen. Er würde auf die Knie fallen und unter dem Tisch hindurchkriechen und ihre braun gebrannten Beine umarmen. Das würde er tun. Aber stattdessen sagte er, Wie hat mein Chef dich dazu gebracht, herzukommen? Erzähl ich dir gleich. Sag du mir erst, was du machst. Was soll's, dachte Cook und erzählte es ihr.
Paula lachte tatsächlich und nicht gerade wenig, aber nur dort, wo sie lachen sollte. Und er erzählte ihr immer mehr Dinge, die sie zum Lachen brachten. Er wusste, wie das ging. Er stellte fest, dass er Hämmer ganz gut imitieren konnte. Wie viel Freude es ihm machte, das, was er mit diesem Mann erlebt hatte, mit ihr zu teilen. Doch selbst als sie lachte, konnte Cook spüren, dass sie sich dafür interessiert hat, was jetzt aus Dan und Beth würde. Und wie geht's bei denen jetzt weiter?
Ich glaube, sie haben es überstanden. Und Dan, er weiß, dass er sich ändern muss. Kann er das denn? Klar, warum nicht? Männer hassen es, sich zu ändern. Jeder hasst es, sich zu ändern. Würdest du dich gerne ändern? Ich brauche mich gar nicht ändern.
Du wolltest mir doch erzählen, wie Hammer dich dazu gebracht hat, herzukommen. Er hat gesagt, wenn ich nicht nach St. Louis fahre, bringt mich jemand vor Gericht. Ja, und wer? FF Sweet. In der neuesten Nummer von Linguistic Inquiry steht ein Artikel über deine Veröffentlichungen über Kickapoo-Adverbien. Was du nicht sagst. Na, dann kennst du ihn ja. Der Autor ist ein gewisser FF Sweet. Meinst du, das wäre mir nicht aufgefallen? Hast du den Namen erkannt? Das ist derselbe Hohlkopf, der das Buch über diesen blöden Indianerjungen und seine blöden Valentinsgeschenke geschrieben hat.
Ein Valentinsgeschenk für Val. Doch in Wirklichkeit hat jemand anderes den Artikel geschrieben und nur FF Sweets Namen benutzt. In Wirklichkeit habe ich den Artikel geschrieben. Du? Warum? Deine Theorie war falsch. Das habe ich dir ja damals schon gesagt, denn ich war durch mein Material über die Potter-Waterme-Sprache darauf gekommen, was mit deiner Kickapoo-Theorie nicht stimmte. Aber vor allem war ich wütend auf dich. Kannst du dich an die Pointe von diesem alten Kickapoo-Witz erinnern?
Eine Frau, der unrecht widerfahren ist, kann einem Mann das Gefühl geben, ein Haufen Mist zu sein. Und genau das wollte ich. Aber in erster Linie ging es mir um eine Entscheidung in dem Wettkampf zwischen deinem Hirn und meinem Hirn. Und?
Hat's funktioniert? Cook starrte sie an und hatte Schwierigkeiten zu verstehen, was sie sagte. Ich habe FF Sweets Namen benutzt, weil in seinem Buch ein schöner Satz steht, in dem es darum geht, dass man jemandem etwas Liebes tut und es zehnfach zurückbekommt. Ich fand es immer ekelhaft, wie du dich darüber lustig gemacht hast. Und ich dachte, mit dieser Unterschrift würde der Artikel vielleicht besonders wirkungsvoll sein. Hatte ich recht? Recht?
Ich weiß nicht. Du hast wirklich... Die Redakteure des Linguistic Inquiry haben sich gefreut. Sie meinten, eine solche Kritik sei schon lange überfällig. Aber dein Chef wollte mir Schwierigkeiten machen. Er rief mich an und sagte, der echte FF Sweet spiele mit dem Gedanken, mich zu verklagen, weil ich seinen Namen benutzt habe. Und darum müsste ich nach St. Louis kommen und eine eidliche Aussage oder sowas machen.
Das geschieht dir recht. Ich dachte zuerst, es wärst du, der sich als Rechtsanwalt ausgibt. Ich hatte gehört, dass du in St. Louis bist und nahm an, du hattest rausgekriegt, wer den Artikel geschrieben hat und wolltest dich jetzt an mir rächen. Das traust du mir zu? Ja, also hab ich gesagt, jetzt hör schon auf, Jeremy. Und als ich deinen Namen genannt hab, da war dein Chef anscheinend ziemlich verblüfft. Und dann hat er mir erzählt, worum es in Wirklichkeit ging. Ich glaube, ich hab es verstanden. Er hat dir versprochen, eine Verabredung mit irgendeiner Frau deiner Wahl zu arrangieren, stimmt's? Und du wolltest mich. Ähm...
Er hat mir gesagt, ich solle heute um eins in der Leihbücherei sein. Er wollte die beiden FF-Suites zusammenbringen. Er hat gesagt, dass du solche Überraschungen liebst. Und ehrlich gesagt hat mich das wiederum ein wenig überrascht. Das Einzige, was ich nicht weiß, ist, wie er rausgekriegt hat, dass ich den Artikel geschrieben habe. Er hat eben fantastische Verbindungen. So, so. Und dein Ehepaar ist also unterwegs nach Europa. Bist du bei ihm fertig? Paula, du hättest all das nicht tun müssen, was du getan hast. Ich weiß.
Aber es war der beste Weg, dir zu zeigen, dass ich das, was dich deiner Meinung nach zu einem tollen Menschen macht, einfach wegwischen und dich trotzdem lieben kann. Das war Cook zu theoretisch. Liebte sie ihn noch? Er verstand ihren Satz nicht. Was glaubst du, ist der Horror in der Ehe der Wilsons? Cooks Hand fasste automatisch in die Hemdtasche. Der Zettel war noch da. Er zog ihn heraus, faltete ihn auseinander und legte ihn auf den Tisch. Irgendetwas stimmte damit nicht.
Hämmer hatte gesagt, tief im Inneren einer jeden Ehe gebe es einen Horror. Und es sei immer derselbe Horror. Aber Dan war nicht in jeder Ehe. Offenbar musste man eine allgemeingültige Aussage finden. Cook seufzte, holte seinen Stift hervor, strich Dan durch und schrieb seine abschließende Theorie zu diesem Thema hin. Der Mann. Was machst du da? Was ist das? Er konnte es ihr nicht sagen. Sie würde es als Eingeständnis betrachten, dass er an ihrer Trennung schuld war.
Sie würde es ihm unter die Nase reiben. Ihr Konkurrenzdenken war so verdammt stark entwickelt. Das war ihr schwacher Punkt. Das war es, was er würde auffangen müssen. Wenn sie ihn noch wollte. Jetzt sag schon. Der Horror ist die Unfähigkeit zu glauben, dass der andere sich ändern kann. Tatsächlich? Ja. Ich glaube, das ist wirklich wichtig. Paula, ich liebe dich. Und ich möchte für immer bei dir bleiben. Was? War das ein Zitat? Soll ich raten, von wem?
Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Gut, also dann, sag es noch einmal. Ich liebe dich, Paula. Liebst du mich auch? Von Anfang an. Und wie lange bleibst du? Bis ans Ende. Die ganze Katastrophe von David Karkit. Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren. Erzählerin Marlene Meissner. Jeremy Cook, Karl Bruchhäuser. Dan, Slim Weidenfeld.
Beth Asia Pritchard Hämmer Guido Gallmann Paula Maria Müsatschenko Frau in der Agentur und Model Antje Hamer Rita Leonie Huber Robby Milan Neustein Farmer Stefan Peters Henke Daniel Müller Bruce Valentin Schreier Beths Mutter Regine Andratschke Beths Vater Rolf Berg Tonmeister Nils Steinkamp
Musik Rainer Quade Bearbeitung und Regie Sascha von Donath Eine Produktion der Opernwerkstatt am Rhein