ARD Tote Winkel Hörspiel von Hermann Bohlen. Wichser. Wichser. Du bist ein Arschloch. Halt deine Fresse. Und jetzt kommt die Mutti auch noch. Was ist Ihr Ziel für unsere Sitzung hier?
mit dem Auto ins Wochenende zu fahren. Was soll denn diese Frage? Ich meine, sind Sie doch Pastoren oder was? Ich meine, ich will am Wochenende rausfahren und notfalls auch mit dem Auto. Da will ich meine Freiheit haben. Und wenn jetzt von mir diese Sache hier verlangt wird, mache ich es halt. Okay, fertig. Ja, selbstverständlich. Ja, mein Name ist Hengbart. Ich bin in der Polizei. Seit meines Lebens mit Vorgängen im Bereich Gewalt befasst.
Ich habe viele Jahre Straftäter verfolgt, darunter auch Aggressionsdelikte im Straßenverkehr, Verkehrsunfälle, vorsätzliche wie auch fahrlässige Delikte. Und mich bewegt natürlich gleichsam auch die biologisch sozial angelegte Aggressivität. Das ist ein Feld, was uns existenziell bestimmt. West von Terra 4, wir fahren ebenfalls Eigensicherung.
Ich fahre gerne Autos. Ich fahre in der Regel Fahrrad. Ich sitze auf meinem Fahrrad ganz in Ruhe. Ich bin mein eigener Herr. Ich fahre auch gerne schnelle Autos. Das ist für mich schon ein Glück. Das macht Spaß. Wir lieben wirklich unseren Volvo heiß und innig. Er heißt Wolfgang. Aber man braucht am besten irgendwo eine Landstraße. Ich fahre besser als manche anderen, die da sind.
Also ich bin ein absolut ausgeglichener, ruhiger Mensch. Auch beim Autofahren und überhaupt, wenn ich am Verkehr teilnehme. Aber bin ich ja so auch. Wir hupen nicht so viel. Also da muss wirklich schon was. Absolute Ruhe. Da wurde mir auch vom Psychologen bestätigt, dich bringt ja gar nichts aus der Ruhe. Gar nicht. Auf die Hupe trecke ich gar nicht. Ich würde mich eher so als gelassenen Menschen bezeichnen. Meditiere gerne mal, bevor ich aufs Rad steige. Weil ich bin wirklich eine frohe Natur.
Ich bin vage. Wagen sind immer harmoniebedürftig. Ich bin für meine Verhältnisse relativ entspannt. Ja. Also mich aus der Fassung zu bringen, ist, ich sag's mal vorsichtig, ganz, ganz, ganz, ganz schwer. Ich ärgere zwar viele, aber das... Naja, klar regst du dich unterwegs dann auch auf, aber... Aber naja. Dann lass die doch. Frustriert sind wir ja alle mal ein bisschen. Hör mich alles auf Kamera, du kleiner Pisser!
Es fing damit an, dass ich Leuten aufs Dach gehauen habe, also wenn die mich geschnitten haben oder so. Oder auch Leute, die sich einen gemütlichen Parkplatz auf dem Fahrradweg suchten, habe ich mal ein bisschen mit der flachen Hand so aufs Dach gehauen. Ich glaube, deswegen sitzen sie nicht hier. Naja, so fing das an und dann sind die ausgestiegen. Im Straßenverkehr ist es aus polizeilicher Sicht, außer wenn Überwachungslagen vorliegen,
bestehen relativ wenig Kontrolle vorhanden. Also ist die Anforderung an die Selbstdisziplin besonders hoch. Man hat dort eine starke Anforderung, die man auch bewusst erfüllen müsste, aber das oftmals nicht tut.
Warum gerade als Fahrradfahrer
Mit Kind. Ich fahre halt morgens zur Arbeit und da auf dem Weg bringe ich gleich meine Tochter zur Schule und da passiert es. Wie geht Ihre Frau damit um, wenn jetzt Anzeigen kommen? Die ist ja auch sauer. Die geht damit? Naja, also ich würde jetzt niemanden aus dem Auto rausziehen. Aber... Nochmal eine andere Frage. Haben Sie schon mal einen Idiotentest machen müssen wegen anderer Delikte? Ja.
Nichts. Ich habe nicht mal Punkte da im Flensburger Register. Rot über die Ampel, betrunken, Radfahrt. Aber entschuldigen Sie mal, ich bin nicht hier, weil ich bei Rot über die Ampel fahre. Ich fahre nicht bei Rot über die Ampel. Das haben Sie offenbar nicht kapiert. Ich bin der absolut allergrößte Grünfahrer, den es überhaupt gibt. Ich halte sogar nachts an einer grünen Ampel. Die Teilnahme am Verkehr hat aus polizeilicher Sicht zwei Möglichkeiten. Regellos, disziplinlos sich zu benehmen.
ein Ich zu leben, was alles darf und alles kann, gleichsam die Naturgesetze und die Moral und die Sittlichkeitsgesetze außer Kraft setzend oder wir verzichten auf den Genuss und versuchen die Einsicht in die Notwendigkeit zu leben, das heißt also der Regel zu folgen, sich selbst und anderen Gutes zu tun, indem man sich tatsächlich diszipliniert an die allgemein geltenden sittlichen und auch Verkehrsregeln haltend von A nach B bewegt. Wie soll das gehen?
Soll ich dann mit, wie die Oma da vorhin, mit 15 km/h hier durch die Stadt gucken oder was? Straßen sind für Autos gebaut. Also eigentlich Fahrradstraßen könnte es gar nicht geben, weil Straße heißt es ja für ein Auto. So, da hatte Glück gehabt, dass das da gerade so ein bisschen voll war. Ich wäre ausgestiegen.
Dann den mal aufs Dach geklopft. Weißt du, was ich meine? Mit dem doofen Helm, die Sehne. Nee, lass ich mir nicht bieten. Also nur, weil es ein Typ ist oder so. Nee, nee. Also der eine kam mir neulich so blöd, da hab ich gleich Pfefferspray raus. Kann sich ja nicht alles bieten lassen, nur weil man eine Frau ist. Nee. Wieso heißt das eigentlich Therapie und nicht Zwangstherapie hier? Es heißt ja so Straßenverkehrstherapie oder Straßenverkehrstherapeutische Maßnahme. Und Sie wollen wissen, warum es nicht...
Zwangstherapie heißt? Ist das Ihr Ernst? Ich kriege ja nicht die Vererlaubnis zurück, wenn ich es nicht mache. Insofern ist es ja Zwang. Also es gibt tausend Gründe, sich in den Verkehr zu begeben. Man muss an Nahrung ran, man muss an Beziehungen ran, man will auch den Sexualpartner irgendwie erreichen. Wir haben immer Ehekrisen.
Wenn wir zusammen versuchen, Fahrrad zu fahren. Es gibt tausend Gründe, sich in den Verkehr zu begeben. Und von da aus versucht man natürlich, das so schnell und so elegant wie möglich zu absolvieren. Ohne Licht in der Nacht, da frage ich mich immer, wieso leben die eigentlich noch, wenn die so fahren? Das ist das Problem an der Sache. Weil die haben ja doch nicht so den Zapfen dran, wie es eigentlich sein müsste. Weil die gehen ja immer davon aus...
Ich hab's verredet, ich hab ja immer recht. Was man über die Fahrradfahrer sagen kann, ist, dass sie ziemlich mutig sind. Und die fahren dann manchmal auch über Rot drüber und da kommen dann Autos und irgendwie denken die, ich weiß nicht, was sie sich denken. Man biegt nach rechts ab und die fahren einfach geradeaus weiter, obwohl sie Rot haben, obwohl sie eigentlich stehen bleiben müssen. Die wollen nicht lange leben. Sie bleiben tatsächlich dann doch am Leben, aber ich denke mir immer komisch, warum leben die noch?
Und viele davon sind scheinbar auch die, die denken, wenn sie jetzt grün wählen, kommen sie automatisch in den Himmel. Dann kommt noch ein Faktor hinzu. Und deswegen müssen sie auch Fahrrad fahren. Dass der Straßenverkehr eine Möglichkeit ist, gottgleich zu sein. Ich sitze auf meinem Fahrrad. Keiner kann mir was, außer vielleicht natürlich irgendwelche nervigen Autofahrer. An sich kann mir keiner was. Und ich kann selber entscheiden,
was ich mache. Im Verkehr ist man wert. Da ist man noch das wirklich existenzielle Ich, das einen inneren Entwurf leben kann, in der Zeit zumindest, wenn man sich von A nach B begibt. Das ist doch Gott eher gleich als die billige kleine urbane oder auch ländliche Berufsexistenz. Schau mal, wie nett. Der lässt uns vor. Wahnsinn. Hey!
Was schlägst du dagegen? Was ist denn ein Gegenschlage, Alter? Ich halte die Hand raus, ich möchte links abbiegen. Hab ich nicht gesehen. Der macht dir Augen auf, hier ist Tempo 30, Mann. Der Quadra ist, was willst du denn? Ja? Können wir gerne ausprobieren. Ja? Geil. Ja, super. Gut. Kennst du einen? Ja. Meine Fresse. Mach den Kopf. Mann, schlag gegen das Auto. Ich schlag dir nochmal gegen das Auto, wenn du mich nochmal gefährdest. Ich mach dir auch die Hose, du Scheiße, Alter. Danke für die Bleibung. Nochmal kurz in die Kamera gucken. Dankeschön. Lässt du mich mal rum, oder was? Ich hab dir jetzt Auto geschickt.
Was ich Ihnen noch mit auf den Weg geben wollte, was eine Bedingung für unsere Treffen hier ist, dass Sie während der Zeit, in der Sie hier sind, es werden maximal 20 Sitzungen sein, dass es keine Auseinandersetzungen im Straßenverkehr gibt, dass Sie sich nicht schlagen. Das ist Ihre Aufgabe. Meinen Sie, das schaffen Sie, sich daran zu halten? Na gut. Das hört sich so an wie, na gut, dann gehe ich halt mal zu dieser Psychotante und dann ist es das.
So nach dem Motto, lass die Alte doch reden, ich will ja nur meinen Lappen behalten. Und nicht, dass es eine Einsicht geben kann zu ihren wütigen und hasserfüllten Seiten. Ich weiß jetzt nicht, was für ein Fass Sie jetzt hier aufmachen wollen. Irgendwie Kindheit oder wie? Kindheit sind wir nicht. Wir sind hier wegen der verkehrstherapeutischen Maßnahme und nicht wegen einer Analyse. Aggressionen kommen schon manchmal hoch in irgendeinem Verhältnis.
Der Big-Hin-Fettsack in seiner Blechkiste sitzt, in seiner Beheizten und meint, er muss meine Gesundheit gefährden, damit er nicht bremsen muss oder dass er eine Sekunde spart. Da kriege ich schon Hass. Da seid ihr alle viel zu schnell aufgeregt. Radfahrer. Da muss man cool bleiben. Man darf sich dann halt nicht zu irgendwas hinreißen lassen.
wo ich noch viel schneller aggressiv werde, wenn ich ein Kind dabei habe und sich dann jemand rücksichtslos verhält. Da werde ich ganz schnell zum Tier. Ich bin meistens als Radfahrer unterwegs. Und ja, können Sie sich aufschreiben, Radfahrer. Danke. Und ich habe dem einen aufs Dach geklopft. Das war so der typische Audi-Fahrer. Bisschen Geld in der Tasche, bisschen arrogant. Er glaubte auch, sehr sportlich zu sein.
Also er ließ sein Auto stehen und lief mir hinterher. Sie haben es geschafft, jemanden so sauer zu machen. Können Sie sich vielleicht selbst vorstellen, wenn Ihnen jemand hinterherläuft, das löst ja auch ein paar Gefühle aus. Und dann habe ich einfach gedacht, so, du lässt dich hier jetzt nicht von diesem Arsch jagen. Und wenn sowas passiert, man entschließt sich irgendwie halt nicht zu fliehen, dann zeigt man am besten gleich, dass man auch sprechen. Sprechen. So. Mhm. Mhm.
Naja, man kann das vornehm umschreiben mit den Aggressor in sich wecken. Man kann es natürlich auch benennen als die Sau in sich rauslassen. Es geht um den gleichen Tatbestand, nämlich der Regellosigkeit zu frönen.
Und das geradezu genussvoll zu tun, also dabei auch Freude zu empfinden, das hat man ja bei anderen Delikten, bei anderen Straftaten durchaus auch. Nicht nur, dass man den Regelverstoß begeht, sondern da also auch Genuss dran finden kann. Deswegen ist die Wiederholungshilfe auch immer sehr hoch, weil das ja auch mit physiologischen, körperhaften Prozessen einhergeht. Also der hochrotkopfige, aggressive Autofahrer, der mag das auch.
Was er da tut, auch wenn er dann nachher müde und gestresst ist, wenn er dann aus dem Auto steigt. Du! Mann! Das ist eine Busstür! Das ist eine Busstür! Das ist eine Busstür! Das ist eine Busstür! Mach ich nicht! Fahr weiter, Junge! Da ist extra ein Fahrradweg. Da ist auf dem...
Das Schwierige ist für mich zu begreifen, dass es nicht heldenhaft ist, diesen Agro-Typen zu zeigen, du kannst auch mal in den Falschen geraten. Weißt du, wenn hier die Rennen am Kudamm am Wochenende, Freitag, Sonnabend, ja, Busspur und die normale Autospur, wenn die hier Gas geben, da schalte ich mich manchmal auch ein. Ja, mein Auto kann ja mithalten.
Und dann versuche ich die aber auch schon mal auszubremsen. Weißt du, wenn wir dann bis oben am KDW sind und ich vorne dran, irgendwie ist ja dann auch gut. Da kann ja auch was passieren. Ist ja auch vor zwei Jahren ein schlimmer Unfall kurz davor passiert. Ja, kann ich schon verstehen. Hast du Adrenalin, wenn du so Gas gibst. Aber geht ja im Straßenverkehr gar nicht. Nö, und da möchte ich dann auch schon für Recht und Ordnung sorgen. Weil, weißt du, kann ja immer was passieren. Und so wird ein bisschen ausgebremst, schon um denen klarzumachen, das geht so nicht. Neben den Autofahrern
Gibt's ja auch Fahrradfahrer, die nicht so ganz nett und ordentlich fahren. Bei Rot rüber, schneiden, verkehrt rum auf dem Radweg. Ich kenne auch die andere Seite, ja. Zu schnell auf dem Radweg. Ich habe auch mal ein paar Radfahrer ein bisschen geschubst. Radfahrerinnen, die fuhren nebeneinander. Schmalen Bürgersteig, quatschten miteinander und haben nicht gesehen, dass ich vielleicht auch ein bisschen Platz brauche.
Ich sollte wahrscheinlich noch zur Seite treten oder so. Dann klappte mein Ellbogen so ein Stückchen raus. Fast wie fremdgesteuert. Und dann ist die hingesiegelt. Dann ist alles nicht so aggressiv. Und bei all dem Stress, dieser Hektik und dieser Aggressivität, da vergisst man ja auch, dass Fortbewegung ja was total Schönes ist.
Es gibt einem so ein Gefühl von Freiheit. Ja, eigentlich eine schöne Sache, ja. Morgen. Morgen. Paradiesisch, oder? Hallo, Rosita. Hallo. Alle lächeln sich gegenseitig an. Die Kinder können spielen, ohne dass es gleich überfahren wird. Ich stelle mir das manchmal vor.
Allein auf der Straße, Parkplätze, keine Radarkontrollen, sozusagen Freiheit. Ja, und dann kommst du auf einmal irgendwo an, da ist es dann ruhig schön grün,
Wenn sie wirklich die Chaoten alle wegsperren würden und du wirklich in Ruhe fahren könntest. Die lassen die Fußgänger vor, die lassen die Radfahrer vor. Auch dass der Radfahrer eben mal schön stehen bleibt, vielleicht nett grüßt. Selbst auf dem Radl bleibe ich dann stehen, mache dann eine nette Geste zur alten Dame und bitte nach ihnen. Und die sagt dann, junger Mann, Sie sind aber nett. Alte Schule.
Das ist es. Manche haben es noch drauf. Bitte gerne nach ihnen. Bitte fahren Sie doch schon mal. Dass der Radfahrer sagt, komm fahr du weiter, bevor du wieder in Schwung kommst. Ich komme mit meinen Pendalen dreimal wieder schneller in Schwung. Und wir sparen auch die Umwelt damit, wenn ich wieder anfahren muss. Das heißt, das wäre so eine Sache, wo du sagen würdest, gut, die haben es weg. Alles easy. Das Paradies muss natürlich eigentlich, das ist ohne Autos. Die Vorstellung, wenn du kein Auto hättest,
Ohne Autos. Die radikale Reduktionspolitik der Ministerien, auch der Innenministerien, hat natürlich dazu geführt, dass in der Bevölkerung die Regellosigkeit zur Normalität geworden ist. Das heißt also, niemand hält sich mehr für normal.
an Regeln im Verkehr beispielsweise, aber auch im allgemeinen sozialen Leben, die jetzt durch die Juristen als Ordnungswidrigkeit bezeichnet werden. Also man begeht Ordnungswidrigkeiten wie das täglich Brot essen. Das ist ganz normal. Man fährt mit dem Rad aus dem Hausflur raus, um zu gucken, ob da eine alte Oma langläuft. Wird man dabei ertappt durch den Kontaktbereichsbeamten beispielsweise, beschimpft man den noch, schlägt ihm die Mütze noch vom Kopf.
Alter du Hurensohn! Was? Ich steh da, du Ficksau! Du Hurensohn! Pass du schon rein, man! Halt deine Fresse! Ich schwöre, ich hau dich kaputt, Alter! Seh zu, dass du Land gibst! Ich schwöre, ich hau dich vor den Leuten! Es ist egal! Bist du irgendwie behindert? Bist du irgendwie behindert, du dumme Mutte? Dumme Hure, oh mein Gott! Dumme Nutte! Scheiße! Scheiße! Scheiße! Scheiße!
dass hinterm Hindernis bist und nicht eher dahinter. Schulterblick. Ja? Ja, nicht gemacht. Schulterblick, gucken, ob frei ist, okay? Ich war in der rechten Spur. Dumme Nutte. Und das zieht sich dann bis rein in das Justizwesen. Verfahren werden nicht mehr durchschlagend bearbeitet. Ermittlungsverfahren werden lang anhaltend geschleppt in der Ermittlung, in der Ausermittlung. Und so wird die Dysfunktion zur Grundqualität der Gesellschaft.
Wissen Sie was? Ich müsste gar nicht so gesetzesuntreu sein, wenn die Polizei ihre Arbeit einfach mal machen würde. Und richtig machen würde. Und nicht mich hier hinschicken würde, sondern mal diese ganzen Akrotypen, die da draußen unterwegs sind mit ihren Schleudern. Da haben Sie recht. Und wen fischen Sie sich raus? Also ich bin schon zwei oder dreimal als völlig harmloser Radfahrer einfach so...
zur Rechenschaft gezogen worden mit einem Bußgeld. Nur weil ich zum Beispiel auf dem Bürgersteig gefahren bin. Das ist das, was mich am meisten provoziert. Die Rotzfrechheit der Polizei. Der wohnt da sogar. Der ist sogar bekannt im Polizeiabschnitt, dieser Falschparker. Der wohnt an direkt dieser Kreuzung. Er hätte mal hingehen können, klingeln können, sagen können, fahren Sie einen LKW weg. Das haben die nicht mal gemacht. Und da hat mir sogar eine Polizistin, die mir auf Twitter folgt, so gesagt, also manchmal schämt man sich wirklich für die Kollegen.
Das macht mir als Bürger große Sorgen. Das ärgert mich regelrecht. Das lässt mich nicht nur an der Qualität einzelner Politiker zweifeln, sondern das impliziert zweifelarmes System. Da muss sich Politik intensiver mit beschäftigen. Funktionalität von Staatlichkeit ist das erste Gebot einer funktionierenden Demokratie. Ja, und das ist dann wieder, was mich dann ärgert, wenn auch die Polizei nicht mehr für den Staat die Stärke zeigt, also nicht mehr recht durchsitzt.
Wir haben genug Regelwerk, wir haben eine Straßenverkehrsordnung. Und wenn die missachtet wird, dann muss man gucken, dass sie wieder beachtet wird. Sie sind als Autofahrer im Straßenverkehr unterwegs, als Radfahrer, wahrscheinlich auch als Fußgänger. Also wie sieht es da aus? Können Sie sich da normal im Straßenverkehr verhalten? Das kapieren Sie offenbar nicht, dass ich...
gesetzesgläubig bin oder wie man das nennen will. Kann ich das so verstehen, dass Sie da eine ganz angepasste Seite haben? Eigentlich bin ich total angepasst. Und ich habe auch keine Schwierigkeiten, Regeln zu befolgen. Bis auf ein paar Ausnahmen. Ja gut, die Straßenverklärungsregel, du sollst nicht anderen Leuten auf die Schnauze hauen, die gibt es nicht. Aber jetzt sozusagen die Schilder und so, die befolge ich. Und auch wenn ich parke. Ich parke nicht einfach so...
an der Ecke, sodass dann... Nicht auf dem Radweg. Auf dem Radweg schon gar nicht. Sich an die Regeln haltende Person. Absolut. Umso interessanter ist es ja, dass Sie dann die Regel so was von massiv brechen und sich im Straßenverkehr tätlich auseinandersetzen. Auch noch im Beisein Ihrer Tochter. Das war mit dem Audi-Fahrer, der mir hinterhergelaufen ist. Da geht es nämlich nochmal um meine Frage. Es geht dann nicht, sich...
innerlich zusammenzureißen, zu sagen: "Okay, ich bin jetzt total wütend und sauer. Ich muss es aber hinkriegen, mich nicht täglich auseinanderzusetzen. Ich habe auch schließlich meine Tochter neben mir und habe Vorbildfunktion." Also da war ich schon ein Stück weit entsetzt. Und sie überhaupt kein Recht zu. * Musik *
So jetzt merkt sie jetzt Stocks und wenn solche nervösen Situationen kommen, dann kommen die Fahrradfahrer und wuseln die einfach hier vorbei. Ja fahr doch einfach genau durch. Was sagst du? Ja dann fahr halt durch man. Blödes Arschloch. Was denn? Dein scheiß Bonzenauto. Ja. Also sie haben gesagt, es ist einmal aufgetreten im Beisein mit ihrer Tochter.
Wir wissen nicht, ob das nochmal auftritt. Und das wäre ja nicht gut, dass Ihre Tochter Sie ausrastend miterlebt. Nee, das stimmt. Ich habe ihr das schon erklärt. Und ich glaube, sie war auch erleichtert, dass ich oben war und nicht er. Also Sie haben sich richtig geklappt vor Ihrer Tochter. Ich habe den zu Boden gebracht und ihn verpasst. Sie haben die ganze Zeit über Ihre Ohnmacht gesprochen. Als seien Sie das Opfer.
Sie sind in dem Moment auch Täter. Sie kloppen sich im Straßenverkehr. Da habe ich Defizite. Die interessante Frage ist doch, warum gerade der Verkehr dazu führt, dass Leute sich derartig enthemmt im öffentlichen Raum wieder benehmen und ihre ganze Erziehung vergessen und alles tun, was ihnen ihre Mütter jahrelang verboten haben. Warum passiert das gerade im Straßenverkehr? Ich habe Respekt an Polizei, Beamten und solche Sachen. Ich versuche immer nett zu bleiben.
Glaub mir, ich habe immer nicht geblieben. Aber wenn die versuchen, meine Rechte zu klauen, danach bin ich natürlich wie ein Löwe. Wenn ich Löwe bin, was mache ich dann? Das heißt nicht gleich, ich schlage oder ich mache das so und so. Ich suche mein Recht. Aber wenn ich sehe, er kommt zu hart zu mir, ich versuche ihn zu schlagen erstmal, aber mit Reden erstmal. Was soll ich sagen? Also Sie haben da eine...
schöne weiße Seite, ganz gesetzestreu und eine schwarze Seite, die sie aber negieren. Deswegen sind sie hier, nicht weil sie nachts um 12 an der roten Ampel halten. Wenn man dafür Punkte kriegen würde, also Pluspunkte, dann müsste ich nicht hier sein. Wir sind immer bei den Bienchen und Sternchen. Ich komme mir vor wie in China hier. Dadurch, dass ich mich nicht so sehr an die Verkehrsregeln halte, bin ich meistens der Schnellste.
Weil die anderen ja an der roten Ampel warten und ich fahre halt dran vorbei. An die kann man sich halten. Ich halte mich da nicht so dran. Ich fahre auch bei Rot, weil ich bin Münniger Bürger und wenn dann kein Auto da kommt und ich kann das ja überblicken, fahre ich auch bei Rot. Gebe ich zu, finde ich aber richtig. Also wenn jetzt ein Radfahrer sich rücksichtslos verhält und über rote Ampeln fährt und so, dann wird er damit selten anderen Menschen Schaden zufügen können, sondern vor allen Dingen sich selbst. Und ich würde das auch meinen Kindern so beibringen.
Ja, man muss doch den Kindern beibringen, guckt nach rechts und links und nicht wartet, dass es grün wird. Weil irgendwelche Assis fahren dann auch mal bei Rot. Wenn die angesoffen sind, gibt ja genug, die das machen. Und ein Kind muss entscheiden können, kommt da ein Auto, ja oder nein. Die Farbe ist sekundär. Gibt es denn auch mal Streit zwischen Ihrer Frau und Ihnen? Ich habe meine Frau neulich angezeigt. Ich habe mit ihr über das Thema Parken schon echt oft gesprochen.
Wenn sie das Auto hatte, dann finde ich es am nächsten Morgen in zweiter Reihe oder irgendwo an der Straßenecke. Habe ich ihr x-mal gesagt, bitte pack das Auto nicht an solchen Punkten, wo du Leute damit gefährdest, die dann eben auf die Gegenseite ausweichen müssen. Kann auch mal sein, dass es ein Kind ist, das auf der Straße fährt oder irgendwie über die Straße will und weil deine scheiß Kiste da steht, läuft es in ein Auto rein. Hat sie drüber gelacht.
In vielen Sachen ist sie wie jeder. Wie der x-beliebige, dem ich im Straßenverkehr begegne. Rücksichtslos. So soll ihre Frau nicht sein. Nee, so soll die nicht sein. Und dann habe ich ihr gesagt, pass auf, wenn du das nochmal machst, zeige ich dich an. Dann hat sie gelacht. Die Beamten haben auch gelacht, weil die gucken ja dann irgendwie in ihren Computer da rein und dann sehen sie, Fahrzeughalter bin ich ja.
Sie sind so entsetzt darüber, dass Ihre Frau andere im Straßenverkehr gefährdet. Und wenn Sie Ihre Frau bitten, das nicht zu tun und sie hält sich nicht daran. Also da sind wir wieder bei den Regeln, so wie wir das schon vorletzten Stunde hatten. Es ist wichtig, die Regeln einzuhalten. Dann fühlen Sie sich sicher. Der Autofahrer bremst, die Reifen quietschen.
Und dann schimpfen die verdammten Fußgänger noch mit dem Autofahrer, warum er so einen Krach macht. Diese scheußlichen Fußgänger, die haben ihren Fußweg. Fußgänger? Komm mal, was der wolle. Die haben immer einen geschützten Raum. Man tut ja auch als Fußgänger das ausprobieren. Bremst er oder bremst er nicht? Überhaupt finde ich, sollten das Fußgänger genauso renitent gegenüber Radfahrern sein, wie Radfahrer gegenüber Blechkistlern. Und wenn du die Spiegel abdrückst vom Auto...
Bist du selbst justiz? Eigentlich sehe ich das so, dass man damit den Autofahrer, falls es zu einem Prozess kommt, in die Position jonglieren kann, dass er zu knapp überholt hat. Der hat meinen Autobügel angefasst. Ja, dann waren es höchstens 30 Zentimeter Seitenabstand. Die Straße ist für Autofahrer der Fußgänger den Fußgänger. Wenn der Fußgänger rüber geht, hat er rüber zu gehen und gut.
So entstehen oder sind entstanden rechtsfreie Räume, wo eine geordnete, spontan geordnete Anarchie stattfindet. Also das geht nach naturgesetzlichen Regeln dann ab, nicht mehr nach sozialen Regeln. Und dementsprechend regiert dann das Recht der Stärkeren. Ich meine, man muss sich ja irgendwie zur Wehr setzen. Es gehen ständig irgendwelche Autotüren auf. Man ist total ausgeliefert, was die Leute in diesen blöden Blechkarren auch nicht kapieren. Sie haben die Macht...
Egal, was für ein tolles Fahrrad du hast, du hast niemals eine Chance gegen so eine Blechkarre. Egal, wie sehr du dich mit Protektoren anhochst und welche Gelbwesten du trägst und wie viele Helme du aufhast. Als Fahrradfahrer kann ich vielleicht einen Fußgänger bedrohen, aber jetzt für einen Autofahrer bin ich halt nicht wirklich eine physische Bedrohung. Du hast gegen ein Auto keine Chance. Und du musst dich irgendwie zur Wehr setzen. Und wenn es denn Not tut, musst du halt mit deinem Schloss den Autospiegel abruppen. Oder halt mal aufs Auto spucken. Wenn ich denn...
was zu spucken habe und die sind da gerade, dann ist das, glaube ich, so eine kleine Freude, ja. Damit kannst du auch schon viel bewirken. Im Zweifel einfach nur Wut bei dem anderen, aber du machst dich bemerkbar. Wild parken, wild spucken auf Straßenwegen und Plätzen,
Das zeigt, ich sage jetzt mal drastisch, den zivilisatorischen Mangel. Nicht nur des Einzelnen, sondern auch all jener, die diese Spucknen umgibt. Aber es ärgert mich natürlich. Warum steht der nicht wie die anderen da? Ja, es ärgert mich, dass der so steht.
Seit es Menschen gibt, gibt es Spucken. Das ist ja auch was, was im menschlichen Körper quasi ganz tief verankert ist, das Spucken. Ja, wir spucken ja unsere Körperflüssigkeit aus, also etwas ganz Ureignes, was eigentlich zu uns dazugehört. Wir geben also auch was von uns ab in die Außenwelt, indem wir spucken.
Und gleichzeitig ist Spucken ja aber auch sehr ambivalent. Also das ist ja so eine ganz vieldeutige Geste, dieses Spucken. Man gibt was, wenn man allein mal dran denkt, dass Männer spucken ja eher so, um ihr Revier abzustecken. Also wenn man jetzt an einen Fußballer, fällt mir spontan ein, Fußballer spucken doch immer so, wenn die auf den Rasen kommen. Warum machen die das? Zum einen sicher, um ihr Revier abzustecken, zum anderen aber auch, um Aggressionen loszuwerden, bevor die Aggression überhaupt auftaucht.
Das ist ja sehr interessant. Also die sondern da sowas von sich ab. Frauen spucken aus ganz anderen Gründen. Nämlich Frauen spucken zum Beispiel in Taschentüchern und wischeln ihren Kindern damit im Gesicht rum, wenn was Schmutziges entfernt werden soll. Das ist ja sehr interessant. Also Frauen würden ja jetzt nicht ein Auto anspucken. Aber ich würde am liebsten anhalten und würde ihnen einen aufs Maul hauen. Aber ich mache es halt nicht.
Die gesamte Entwicklung, dass sich rechtsfreie Räume herausbilden in der Gesellschaft, das hat natürlich auch zur Folge, dass die Betroffenen, die an einem stabilen, ordnungshaften Zusammenleben interessiert sind, dass sie sich in einer solchen Atmosphäre nicht wohl fühlen, dass sie sich bedrängt fühlen und dass diese auch Ausgangspunkt für Aggressionen dieser Leute werden, dass sie sagen:
Der Staat macht nicht das Gebotene. Die Justiz ist unfähig, Ordnung zu schaffen. Und dann entspringt so was, wie man in der Fachsprache sagt, Vigilantismus, Neigung zur Selbstjustiz, die durchaus seinen Grund hat. Das ist ja nicht eine psychogene Neigung, die irgendwo nur am Kopf des Einzelnen wächst, sondern einen gesellschaftlichen Zustand ausdrückt. Das heißt, Selbstjustiz wird eigentlich zu einer logischen Strategie. In so einer Phase befinden wir uns.
Das war auch so ein Punkt, wo ich dachte, gut, dann organisieren wir uns jetzt selber. Warum nicht? Wenn das Ordnungsamt schon nicht reagiert. Wir alle lernen, wenn wir mal was auf die Fresse kriegen. Wenn jede Stadt über so eine Art beradelten Schläger-Trupp verfügen würde, die ganz gezielt Autofahrern auflauern würde, die irgendwie sich nicht verletzen.
ja, regelkonform, da haben wir schon drüber gesprochen, es ist ja nicht unbedingt Notwendigkeit, aber die sich einfach nicht menschlich verhalten im Straßenverkehr, wenn die auf die Fresse kriegen würden und sich das rumsprechen würde, dann würden sich Leute anders verhalten. Das würde Schule machen, dieses Konzept. Man sieht sich ja wieder, hier in der Stadt jedenfalls. Die denken immer, wo zieht er auf seinem Fahrrad? Den überhole ich mal eben noch. Und wenn sie jetzt aber an der nächsten Ampel stehen, dann bin ich wieder neben ihnen. Dann kann ich mal kurz Hallo sagen.
Hallo. Sie haben mich gerade geschnitten. Sprechen? Ja. Das reicht ja schon einigen Leuten. Da braucht ja gar nicht mehr zu passieren. Brauch ja nur so: Tok Tok. Ist es tatsächlich ein Tok Tok? Hallo du Arschloch! Und siehe da: Letztes Jahr brannten in Berlin 580 Autos.
Es gibt zwei Phänomene, die den Aggressor gegenüber früheren Zeiten als erfolgreich erscheinen lassen. Das heißt, wer schreibt, der bleibt und Angriff ist die beste Verteidigung. Das sind die zwei Grundstrategien, die heute sehr gut kommen und Erfolg versprechen. Gegen Aggressivität in allen Alltagssituationen sind die Menschen heute schwerer als früher trainiert.
Die Ordnungsmacht weicht zurück. Das kenne ich aus meiner frühen Zeit auch als Polizist nicht. Dort wurde durchaus konsequent geahnet und auch mit Gegengewalt geantwortet. Also ich kann mich noch entsinnen als ganz junger Mensch.
gab es noch Polizeieinheiten, die nannte man Einsatzkommandos. Die hatten offene Wagen, da saßen Polizeibeamte drauf. Die waren also durchaus mit Aggressionsmitteln beworfen, mit Schlagstecken und anderen Gerätschaften. Und die fuhren dann an Einsatzorte, wo Schlägereien waren. Und die Schlägerei wurde ohne längere Debatten und Rechtserörterungen relativ zügig beendet.
Ja, und wie kriege ich das nun hin, das Akzeptieren von diesen anderen Seiten? Ich glaube, erst einmal, indem wir hier immer wieder darüber reden, dass das Wütige zu Ihnen gehört. Naja, wenn ich das verteidigt habe vor Ihnen, dann haben Sie aber gleich Kontra gegeben. Warten Sie doch mal, weil Sie es tätlich machen. Sie können es in Ihrer Fantasie ausleben, aber Sie dürfen nicht handeln. Das kapiere ich nicht so ganz. Wenn ich jetzt was in der Fantasie mache, das ist doch sozusagen die Einübung der Wirklichkeit.
Weil es in der Vorstellung und in der Fantasie bleibt und nicht in die Tat umgesetzt wird. Da haben Sie, glaube ich, eine eigene Theorie. Ich weiß nicht, wo Sie das gelernt haben, aber wenn ich mir was vorstelle, dann kann ich das hinterher noch besser. Wenn ich irgendwie ins Schwarze schießen will, dann stelle ich mir vor, dass ich genau ins Schwarze schieße beim Schießen. Haben Sie mal geschossen? Beim Schießen ist es einfach so, man stellt es sich vor. Man legt an, stellt sich vor, ich schieße genau ins Schwarze.
Und dann trifft man auch. Wenn ich mir jetzt aber vorstelle, ich schenke ihm einen, dann tue ich es auch. Stunde vorbei. Noch nicht, wir haben noch Zeit.
Das ist ja sehr interessant. Also der Verkehr ist ja eigentlich so die angewandte Zivilisation und auch so ein Triebzämmer dann dadurch natürlich. Freud das ja sehr schön in dem Unbehagen in der Kultur beschrieben hat, aber gleichzeitig will man natürlich dieses Regelwerk ständig aufbrechen, weil starke Emotionen dadurch im Verkehr auch.
ständig provoziert werden. Also der eine darf nach rechts, der andere muss nach links und einer muss warten. Das ist interessant, aber damit sind ja nicht die damit verknüpften Emotionen, die jeder in seinem jeweiligen Gefährt mit sich herumfährt, geregelt. Also die Schwächsten sind wahrscheinlich die Fußgänger erstmal, dann kommen die Radfahrer, dann kommen die
Autofahrer, dann die LKWs. Das finde ich sehr interessant. Also das rein von der Power, die dahinter steckt, kann ja einer den anderen platt machen. Aber um zu signalisieren, dass man mit einem Verhalten nicht zufrieden war, kann man unter Umständen auch mal die Reifen zerstächen. Also nochmal anders überlegt, wo könnten Sie Ihren Dampf anders ausleben, außer spucken und hauen und zu zerstören? Könnten Sie vielleicht
Musik hören gehen, joggen gehen, Yoga machen. Naja, man kann natürlich sagen, die Ohnmacht, die gewissermaßen als Anfangsbegründung dieser Lackkratzereien hergehalten hat, die wird ja im Grunde nicht geringer.
weil ich kann mich nicht als Individuum sicher fühlen und mächtig, indem ich sozusagen alles mit Gewalt regle. Das muss das Gefühl der Bedrohung und der Ohnmacht erhöhen. Ich muss ja ständig gewaltbereit werden dann, auch wenn ich mal erwischt werde, dann eskaliert das ja. Wenn diese Grenze quasi, dass es auch so ein Broken-Window-Effekt ist, ich habe die
Rücksicht auf den Lack schon mal gebrochen. Und ich glaube, wenn sich das rumspricht, das könnte zielführend sein, dass du Leuten, indem du ihnen Schiss machst, das auf die Fresse kriegen, sich einfach mal benehmen. Ja, ich würde mal sagen, die beiden, mit denen ich da zuletzt aneinander geraten bin, die werden nicht nochmal einen Radfahrer so knapp überholen wie mich. Ja, dann ist es auch egal. Da kann ich auch gleich das ganze Auto abbrennen. Hat er ja verdient.
Ich bin ja so ohnmächtig. Haben Sie mal Autos angezündet? Hab ich nicht. Komisch, dass ich das nicht so glaube. Ist ja auch dann kein kleines Deliktchen mehr, wenn er noch das Nebenauto auch mit anfängt zu brutzeln. Außerdem stinkt es und belastet die Umwelt. Also, so wie Sie Nein gesagt haben, habe ich das Gefühl, Sie weichen aus. Ich bin sauber. Sie sind sauber. Darum hatte ich Sie ja gebeten.
Ich habe aber auch noch im Kopf, dass sie gesagt haben, ich mache auch mal so meine heimlichen Sachen. Ach, in der ersten Stunde, ja. Ja, ja, aber das habe ich noch im Kopf. Na, da schenkt man sich doch irgendwie so ab. Also ich habe schon gefragt, ob ich unter Schweigepflicht stehe. Wenn sich jemand so daneben benimmt, beim nächsten Mal muss er wissen, wenn ich das nochmal mache...
Aber ich würde nie auf den Gedanken kommen, jemanden zu verprügeln, weil ich Angst hätte, dass der dann vielleicht stärker ist als ich. Und ich als Musiker bin ja irgendwie darauf angewiesen, dass meine Finger zum Beispiel gesund sind und dass meine Schnauze noch gerade ist und so weiter. Das kann ich mir nicht leisten, sowas. Also Prügeleien. Du brauchst eine Straße, die jetzt nicht überbevölkert ist, sodass du dich irgendwie ungesehen ans Auto heran machen kannst? Ja, ja, ja. Nein!
Das weißt du nicht? Nee, wirklich. Du kaufst eine Packung Kohlendienstanzünder, da sind 40 Stück drin von diesen weißen Speed-Dingern. Für den Grill, den du benutzt. Genau. Zündest in der Hand an, setzt es auf ein Hinterrad und gehst weiter. Und bis sich genug Hitze und so weiter entwickelt hat, sind 15 Minuten vergangen. Und dann geht es eigentlich ganz schnell. Flix, flax, Florian. Und dann wartest du und dann kannst du, am besten nimmst du ein Futterbreit mit, damit du noch ein bisschen...
was hast, was du dann auch im Bekanntenkreis zeigen kannst. Man ist ja auch ein bisschen stolz. Wir haben keine Taschenlampen an. Nein, negativ. Hier war die Kamera, die hat es ausgemacht. Moment jetzt. So, jetzt müsste es... Ja, mein Name ist Hengbart, wie schon gesagt. Ich leite den Einsatzbereich der Brandstiftungen an Kraftfahrzeugen. Attacken auf Kfz durch chemische Stoffe und natürlich auch Cyberattacken.
Einmal bin ich irgendwie in einer ganz stillen Straße abgeguckt und bin bei wo drüber gefahren. Da musste ich Buße bezahlen. Andererseits, finde ich, kümmern die sich viel zu wenig um diese ganzen Autos, die da stehen, wo sie wirklich... Oh, das ist ja neu. Mensch, das ist ja... Das ist ja... Ja.
Das Problem ist, dass heute nicht nur Brandstiftungen einfacher Art begangen werden, sondern ganze Raumzonen komplex in Brand gesetzt werden. Das hat natürlich die Bewandtnis, dass die Gefahr für alle dort lebenden Menschen und auch die Sachwerte erheblich ist. Es kann Flux passieren, 5, 8, 10 Autos zeitgleich in Brand gesetzt. Das hat natürlich dann zur Folge, dass das gesamte System überlastet wird.
Wie stehen Sie dazu? Ich versuche keine Selbstjustiz zu machen. Ich versuche im Kopf nur Selbstjustiz zu machen. Ja. Also... Ich glaube trotz allem gibt es noch eine Seite, die Sie mir verschweigen. Eigentlich kriegst du alles gezeigt im Fernsehen. Das stimmt. Du musst nur aufpassen. Keiner kriegt es mit. Legen das Ding hin und dann... Wiedersehen. Dann müssten Sie den Kohlenanzünder entweder teurer machen...
Oder halt sagen, es gibt nur noch Kohlenanzünder ab 60 Jahren. So geht es jedenfalls nicht. Krieg auf den Straßen, in den Autos, unter den Autos, auf den Autos. Das geht so nicht. Das Auto ist brennend. Das kommt nicht in Fahrt. Das mache ich nicht. Nein, auf keinen Fall. Obwohl mich das Schwein vor mir ärgert. Schön ist es nicht, aber es ist halt was Bleibendes. Und...
Vielleicht denkt er das nächste Mal ein paar Sekunden länger drüber nach, ob er einem Rollstuhlfahrer den abgesenkten Wortstein zuparkt. Tote Winkel, Hörspiel von Hermann Bohlen. Therapeutin Anne-Marie Cordes, Patient Hermann Bohlen, Polizist, Kriminalkommissar Hegenbach. In weiteren Rollen.
Thomas Benzler, Hamze Bütici, Peter Galle, Andrea Gerk, Rita Grundmann, Erhard Grundmann, Max Hoppe, Hartmut Hoppe, Sophia Littkopf, Judith Lorenz, Hanni Lux, Arne Meissner, Matthias Paetsch, Oliver Posener, Andreas Schwede, Veli Veli und Dominik Wollenweber.
Erste Posaune und Klavier Moritz von Wöllwarth. Zweite Posaune Hermann Bohlen. Kinderchor, Staatsoper unter den Linden. Technische Realisation und Regie Hermann Bohlen. Dramaturgie Christina Hänsel.
Produktion Westdeutscher Rundfunk 2019