ARD Bitte beachtet, in diesem Hörspiel kommen Diskriminierung und Gewalt vor. Komm raus, Mendel Horowitz. Ist es Zeit? Ja. Wie ist der Abend? Warm. Die Straße ist leer? Ja. Die Wiese? Der Weg bis zum Baltrand? Alles leer. Es ist staubig draußen.
Es hat seit zwei Wochen nicht geregnet. Die Käfern stinken. Riechst du es? Es riecht seit Tagen so. Weißt du, wie es in den Städten riecht, wenn seit zwei Wochen kein Regen war und die Sonne war heiß? Nein. Es riecht nicht gut. Aus dem Pflaster dampft das Öl von den Automobilen. Der Pferdeurin, die Abwässer, die die Frauen aus ihren Eimern in den Rindstein geschüttet haben. Es riecht nach Gas.
Die Leute haben ihre Fenster geöffnet. Du riechst ihre Mahlzeiten. Heißes Fett und Zwiebeln und Kohl. Warum sehnst du dich danach? Ich habe es 30 Jahre so erlebt und seit 20 Jahren nicht mehr. Du kannst nicht dorthin zurück. Ich weiß es. Was Neues? Wenig. In den Städten? Auch. Erzähl mir. Irgendetwas. Heute habe ich eine Zeitung gelesen. Woher? Ich habe vergessen.
Die Zeitung war zwei Wochen alt. Wie hast du sie bekommen? Ein Trödler war in der Straße. Er kommt nicht oft, drei oder vier Mal im Jahr. Ich habe ein Stück Stoff bei ihm gekauft und er hat es mir in die Zeitung eingepackt. Was hast du gelesen? Von einem Tribunal. Wo war es? In Krakau. Sie haben es unter freiem Himmel gehalten. Gegen wen? Es war ein Jud gefunden worden. Er hat sich versteckt gehabt.
20 Jahre lang. Ja? Er ist auf einem Protest gestanden, schreibt die Zeitung. Für alle sichtbar. Sie haben ihn verhört, geschlagen, bespien. Sie haben ihn zuletzt gehängt, vor allen Augen. Hast du die Zeitung noch? Nein. Ich hätte den Bericht gern selber gelesen. Ich habe die Zeitung verbrannt. Warum? Ich wollte nicht, dass sie in deine Hände kommt. Was wäre gewesen? Genügt dir nicht, was ich erzähle?
Ich wollte nicht, dass du dich ängstigst. Du kannst nicht 20 Jahre lang ein Gefühl haben, ohne dass es verdirbt. Wie ein Kleidungsstück, wie ein Fetzen Papier. Ich habe nicht mehr viel Angst, Anna Sawatska. In der Zeitung stand noch, es wäre der letzte Jud gewesen, der von Krakau. Es war ein Irrtum gewesen, ein lächerliches Versehen. Du weißt es besser, wer der letzte Jud ist. Bin ich es?
Wo gibt es einen Ort wie den hier? Du musst fünf Stunden gehen, ehe du an einen anderen Ort kommst. Der ist auch bloß ein Dorf, ein dreckiges. Nicht viel größer als unseres. Ich weiß. Die Straße dorthin ist schlecht. Sie ist vom Schnee zugeweht im Winter und sumpfig in der übrigen Zeit. Du kannst kein Fahrrad darauf benutzen. Ich weiß. Es ist die Hölle, hier zu leben. Wer es früher getan hat, war geschlagen mit Blödheit. Aber Gott weiß, warum er sowas erschaffen hat.
Es ist Mendel Horowitz, damit du überlebst. Erzähl weiter. Ich habe mit dem Trödler geredet. Es ist jetzt keine Stadt mehr, sagt er, wo die Glocken noch läuten von den Kirchen. Wo sind die Priester? Verhaftet. Die Klöster? Sie sind öd. Wo sind die Gläubigen? In den Lagern, wo sie vorher euch Juden vergast haben.
Wenn auch die Gläubigen tot sind, sagt der Trödler, wer wird ihnen folgen? Niemand weiß es. Die Lage stehen seit 20 Jahren. Es ist, sie sind gebaut für die Ewigkeit. Unser Volk, Mendel Horowitz, wird weniger, Jahr um Jahr. Wir schrumpfen. Wir sind jetzt die Hälfte von dem, was wir waren, ehe der Krieg angefangen ist. Der furchtbare. Was war noch in der Zeitung?
Ein Bild vom Hitler. Wie sieht er aus? Alt. Ein Mann mit Falten. Er ist fett geworden. Sein Haar ist dünn und weiß. Sein Bart auf dem Bild ist wie ein blinder Fleck gewesen in seinem Gesicht. Erzähl mehr. Das Bild ist gemacht worden, weil es eine Parade gegeben hat von der deutschen Armee. Es war zur Erinnerung an den Tag...
wo es den misslungenen Putsch gegeben hat. Welchen? Den letzten, den großen. Die SS hat einen Attentat vorbereitet auf ihn. Die ganze Führung von der SS ist beteiligt gewesen. Der Hitler hat das Attentat überlebt wie die übrigen. Die, die den Putsch gemacht haben, sind erschossen worden und gehängt. Sie rotten sich gegenseitig aus. Es sind immer noch genug. Sie werden alt.
Sie werden aussterben. Sie wachsen nach. Sie haben ihre Kinder gezüchtet wie Vieh. Blonde Menschen mit weißen Zähnen und glänzenden Stirnen. Sie wachsen hinein in ihre Uniformen. Sie werden Jahr um Jahr aus Deutschland hinausgeschickt. Viele tausend. Sie nisten sich ein in den anderen Ländern. Erzähl mehr.
Auf der Parade, das ist unter dem Bild gestanden, haben sie ihre neuen Waffen gezeigt. Welche? Das sind Bomben. Sie können ein halbes Land auslöschen mit einer davon. Die Erde danach ist nicht mehr bewohnbar. Du verfaulst, wenn du einen Fuß darauf setzt. Was ist geworden aus unserem Erdteil? Die Deutschen haben ihn zugerichtet. Wie muss er jetzt aussehen?
Es sind blanke, breite Straßen gebaut, vom Ural bis weit in den Westen. An den Straßen aufgereiht sind Festungen. In denen sitzen sie mit ihren Waffen, mit ihren bösen Gehirnen. Warum wehrt sich niemand mehr gegen sie? Früher hat es manchmal einen Aufstand gegeben. Im Gebirge, in den Sümpfen. Die Deutschen haben die Felsen gesprengt daraufhin. Sie haben Feuer über die Sümpfe gegossen.
Sie haben die Menschen zertreten wie Läuse. Wie sieht es aus in den Städten? Es heißt, du musst vom Gehstreck herunter in den Dreck. Wo du nicht blond bist und trägst eine schwarze Uniform. In jedem Haus sitzt ein Spitzel. Die Straßen sind kahl. Nur auf den Plätzen stehen Denkmäler. Neue, riesige und Wachen stehen davor. Deutsche. Wie sehen die Kinder aus? Elend. Sie spielen Verbrennungslager im Hof. Das ist ein alltägliches Spiel.
Unsere Sprache stirbt aus. Sie wird nicht mehr gelehrt in den Schulen. Wie sind die Tage? Die Leute müssen arbeiten. Zwölf Stunden. Manchmal mehr. Die meisten sind in den Fabriken, wo die Waffen gemacht werden. Für den neuen, großen Krieg. Wie leben Sie sonst? Sie reden nicht viel. Sie haben Angst. Sie denunzieren einer den anderen für einen kleinen Vorteil. Wie sind die Nächte? Unruhig.
Es wird häufig geschossen. Am Morgen liegt irgendwo ein Toter. Es verwundert niemand. Die jungen Leute lieben sich nicht mehr. Sie haben sich alle einer Kontrolle unterziehen müssen auf ihre Fortpflanzung. Die meisten sind sterilisiert. Was wird morgen sein oder übermorgen? Irgendwann, vielleicht bald, wird es den großen Krieg geben gegen Amerika und die übrige Welt. Vielleicht ist es dann ein Ende.
Mit dem Hitler. Aber das wird ein Ende für uns auch. Vielleicht sieht danach die ganze Erde so aus wie unser geschundenes Polen. Wenn du kein Jud wärst, Mendel Horowitz, du würdest nirgendwo anders leben können als hier. Vielleicht lebst du hier besser. Setz dich, Mendel Horowitz. Wird uns keiner sehen. Hinter uns beginnt der Sumpf. Dort ist niemand. Wenn jemand über die Wiese kommt, sehen wir ihn rechtzeitig.
Es ist Zwielicht. In einer Stunde ist Nacht. Wie oft haben wir hier gesessen? Ein paar tausend Mal, wenn du nachdenkst. Die meisten Tage im Sommer, manche Tage im Winter. Erinnerst du dich, Anna Sawacka, wie ich zu euch gekommen bin? Ich erinnere mich gut. Wer war ich? Ein junger Mensch, etwas verhungert, sehr schmutzig. Manchmal träume ich noch davon, immer seltener.
»Ich hatte ein großes Geschäft in Krakau. Ich hatte es ererbt von Leib Horowitz, meinem Vater, der es aufgemacht hat als junger Mensch. Meine Räume sind dunkel gewesen, Anna Sawatska. Schwarzer Teppich und dunkle Sessel und schwarzer Sand für die Auslage. Das ist, damit du den Schmuck besser siehst, wie raffiniert er gemacht ist. Der schwarze Untergrund ist günstig für den Glanz. Ich hatte ein feines Sortiment, Anna Sawatska.«
Mein Lager war über 500.000 in meiner besten Zeit. Mein Geschäft ist günstig gelegen. Ich habe im schwarzen Anzug gestanden hinter meinem Geschäftstisch, die weißen Finger gestützt auf die Glasplatte. Ein feines Leben. Habe ich gedacht. Und hat jeder. Im Sommer bin ich nach Zoppert gefahren. Ich bin einmal in London gewesen, als ich 20 war. Später in Amsterdam. Namen.
Schöne Städte, Anna Sawatska. Viel Leben und Geld und Lärm. Damals. Du hast recht. Wenn ich jetzt hier herauskäme, möchte ich sie noch sehen. Du kommst nicht heraus. Vielleicht ist das gut. Nicht nur, weil sie mich sonst hängen würden. Das Haus, wo mein Geschäft war, was wird sein damit? Sie hatten mir gut an die Tür geschrieben und die Scheiben zerbrochen.
Ich habe ein feines Leben gehabt, Anna Sawatzka. Wie lange? Du hast es gehabt. Ich habe immer so gelebt wie jetzt. Vielleicht noch elender. Ich bin zweimal in meinem Leben in der Kreisstadt gewesen. Die war öd und voll Schmutz. Das ist noch vor dem Krieg gewesen. Ich habe einen Mann geheiratet, Sawitzki. Du hast ihn gekannt. Er war nie anders als zu dieser Zeit. Er war böse. Sonst wäre er umgekommen.
Das Gutsein, Mendel Horowitz, ist ein Luxus. Ihr habt mich gerettet. Du hast uns bezahlt, Mendel Horowitz. Es war ein Geschäft. Wo ich geflohen bin aus Krakau, war mein Lager noch hunderttausend. Ich habe zusammengerafft, was ich konnte. Ein Jud in einem guten Anzug, noch jung, verhärmt, die Taschen voller Goldschmuck. Wie bin ich fortgekommen?
Im Judenviertel, wo ich nicht gewohnt habe, sind die Wagen vorgefahren. Ich habe es gehört. Die Leute haben gerettet davon. Ich habe fünf Verwandte gehabt in Krakau. Sie sind schon auf dem Transport gewesen. Ich habe eine Fahrkarte gekauft am Bahnhof und bin fort mit dem nächsten Zug. Bei jedem Halt ist der Bahnsteig voller SS gewesen. Und ich habe gezittert. Ich habe den Zug gewechselt. Vier oder fünf Mal.
Wo ich einmal in eine Stadt gegangen bin, ist eine Razzia gewesen auf dem Bahnhof. So bin ich erknappend. Ich habe Furcht gefühlt, daß ich wieder mit der Bahn... Ich habe einem Mann mit einem Lastwagen einen großen Geldschein, daß er mich mitnimmt. Ich habe oft den Weg gewechselt und bin auch auf Fuhrwerken gefahren. Jeder Werst hat mich etwas gekostet. Geld? Einmal eine Brosche. Überall ist das Geräusch gewesen vom Krieg, Motoren und Schüsse.
Ich hab auch die Toten gesehen am Straßenrand, das zerschossene Metall. Ich bin zuletzt den langen Weg gegangen, den sumpfigen. Ich bin in das Dorf gekommen. Euer Haus war abseits gelegen. Ich bin hineingegangen. Ich hab geklopft. Es ist Abend gewesen, noch nicht dunkel. Ich bin zur Tür gegangen und hab dich gesehen.
Du bist verschmutzt und dreckig gewesen in deinem feinen Anzug. Ich hab gesagt, haben Sie ein Stück Brot für mich und ein Glas Milch. Ich bin sehr hungrig. Ich hab gesagt, wir sind arm. Wir verschenken nicht. Ich hab gesagt, bitte, ich kann zahlen. Gutes Geld, wenn Sie wollen. So hab ich gesagt, gut. Und hab dich hereingelassen. Ich hab deinen Blick gesehen, mit dem du uns gemustert hast und das Zimmer. Du warst so was nicht gewohnt. Auf der Milch, ich erinnere mich,
Ist etwas Schmutz gewesen. Vielleicht hast du dich geekelt. Ich weiß nicht. Sawicki hat dich betrachtet. Er hat gesagt, leg das Geld auf den Tisch. Ich habe ihm eine Banknote gegeben. Es war sehr viel. Was hätten wir kaufen sollen damals? Wo? Ich habe gesagt, bitte, kann ich eine Nacht hierbleiben? Ich bin sehr müde. Sawicki hat gesagt, das geht nicht. Das bringt Ärger. Ich habe gesagt, der Mann ist herunter. Wo soll er bleiben?
Sawitzki hat gesagt, er ist gut. Ich habe gesagt, bitte, ich habe nicht bloß Geld. Das kann verfallen. Ich habe Schmuck bei mir. Ringe, Ketten. Ich habe ein Schmuckgeschäft besessen. Sawitzki hat gesagt, zeigen Sie. Ich habe ihm eine Tasche geöffnet. Sawitzki, habe ich gesagt. So etwas behält seinen Wert. Es ist eine Gelegenheit. Wer soll ihn bei uns finden? Sawitzki hat sich die Lippen geleckt. Er hat nichts mehr gesagt, aber er hat geneckt. Sawitzki ist aufgestanden.
Er hat mir genickt, dass ich aufstehe. Er ist hinausgegangen mit mir und hat mich in den Verschlag gelegt. Ich habe Decken geholt und einen Sack voll Stroh, damit du dich legen kannst. Ich habe dir gesagt, dass du nicht herauskommen darfst. Jemand könnte dich finden. Ich habe mich hingelegt. Ich erinnere mich. Es ist Zwielicht gewesen. Ein Abend wie jetzt. Ich bin schnell eingeschlafen, aber mein Schlaf ist schlecht gewesen.
Ich hab Läuse gefunden an meinem Hals. Sie waren voll von meinem Blut. Ich hab sie zerquetscht. Es hat mich geekelt. Am Morgen sind wir zu dir gekommen, Sawicki und ich. Du hast uns einen Schmuck gezeigt, einen Armreif. Sawicki hat gesagt, für wie lange? Ich hab gesagt, der Reif ist 700. Sawicki hat gesagt, zwei Monate. Bitte, hab ich ihm gesagt, 700, bedenken Sie.
Fünf Monate. Ihr habt gefeilscht. Das ist lange gegangen. Es sind vier Monate geworden für den Armreif. Du hast das Handeln besser gelernt. Es hat einen neuen Handel gegeben nach vier Monaten.
Einen neuen nach vier oder fünf. Ich weiß nicht. Du hast genug bei dir gehabt. 28 Stück. Sehr gute Ware. Du hast sie gut verkauft. Was habt ihr gemacht mit dem Schmuck? Wir haben ihn weiterverkauft. Er ist 50.000 gewesen. Was habt ihr gemacht mit dem Geld? Wir haben heimlich handeln müssen. Es hat uns Verlust gebracht. Trotzdem. Frag nicht, Mendel Horowitz. Du lebst. Wo lebe ich? In einem Verschlag.
Gemacht wie ein Vieh. Er ist so anständig wie ein Zimmer. Wir haben einen Ofen hineingestellt. Sawicki hat ihn mit Farbe gestrichen. Das Fenster ist blind. Du weißt warum, Mendel Horowitz. Es soll niemand hineinsehen. Ich liege auf dem Bett, das du gemacht hast. Ich sitze auf dem Schemel, den ihr mir hineingestellt habt. Ich warte auf einen Eimer mit Wasser zum Waschen. Ich warte aufs Essen. Ich sitze und betrachte meine Hände. Ich sehe eine Falte mehr auf dem Handrücken.
Eine andere Ader, die dick wird und sich krümmt. Zwanzig Jahre, Anna Sawatzka. Wir gehen abends, wenn das Wetter gut ist, aus dem Haus und gehen hierher. Wir reden. Es ist, worauf ich warte, einen ganzen Tag. Ist es nichts? Ist es viel? Mendel Horowitz, du bist undankbar. Im zweiten Jahr, wo du hier warst, ist jemand misstrauisch geworden im Dorf.
Wir haben Mühe gehabt, dass wir ihn ablenken. Wir haben ihm zahlen müssen, dass er nicht redet. Ich weiß. Du bist krank gewesen. Ich hab dich gepflegt. Wir hätten keinen Arzt haben können. Ich habe gezittert, Mendel Horowitz, dass du stirbst. Du bist gesund geworden. Unter meinen Händen. Ich weiß. Zweimal ist der Krieg nah herangekommen an die Sümpfe. Wir haben das Schießen gehört. Du hast es gehört. In den anderen Häusern sind die Leute fortgelaufen aus Angst. Sie sind wiedergekommen oder nicht.
»Wir sind geblieben. Deinetwegen.« »Ich weiß.« »Es ist wahr. Sawicki hat dich aufgenommen, weil du reich warst. Wir haben uns aber Mühe gegeben mit dir. Es war ein ehrliches Geschäft.« »Ich weiß.« »Die Deutschen haben ein Land genommen ums andere. Alles ist elender geworden mit jedem Jahr. Vielleicht hat es am Anfang noch viele gegeben wie dich. Sie sind gefunden worden. Zuletzt der von Krakau. Du bist der Letzte.«
Mendel Horowitz. Ich weiß. Sawicki ist gestorben. Vor zehn Jahren. Ich bin nicht kräftig. Ich hätte sagen können, es reicht, dass ich für mich selber sorge. Du lebst heute noch bei mir, Mendel Horowitz. Und ich komme für dich auf. Warum? Du hast uns bezahlt. Mein Vermögen ist verbraucht seit acht Jahren. Ich zahle nicht mehr. Hätte ich zulassen sollen, dass du fortläufst? In deinen Tod? Der Verschlag...
in dem ich lebe, hat viele Insekten im Sommer. Ich lass die Tür einen Spalt offen und hab Fliegen und Wespen über dem Bett. Es gehen Ameisen über den Boden, eine kleine Straße. Ich betrachte sie, jeden Sommer. Manchmal versperre ich ihnen den Weg, mit meinem Fuß, mit einem Gegenstand. Sie zögern zuerst, dann verändern sie ihren Weg. Sie nehmen einen Bogen um das Hindernis. Ich hab ihren Ausgang verstopft,
Sie haben einen neuen Ausweg gefunden. Ich habe ihr Nest zerstört. Sie waren aufgeregt. Dann haben sie ihre weißen Klümpchen davongetragen und einen neuen Ort gesucht. Sie sind unermüdlich. Ich liege auf meinem Bett und betrachte sie. Alle Dinge um mich haben ihre Kontur verloren. Nur die Ameisen auf dem Boden sind mir deutlich vor Augen. Sehr groß. Ich fühle, das Innere von meinem Körper wird kleiner.
Die Haut ist eine klappernde Hülse. Er macht es keine Schwierigkeit, herauszugelangen. Ich werde aus ihr herausschlüpfen und mich unter die Insekten mischen auf dem Boden. Ein kleines, gekerbtes, schwarzes Tier, beschäftigt mit dem Tragen von winzigen Gegenständen. Ich verlasse das Bett. Meine vielen Gliedmaßen sind mir so ungewohnt wie mein bewegungsloser Kopf, der in der Brustkörbe hängt. Ich bin noch groß,
Ich trage noch schwer an meinem menschlichen Gehirn. Es schrumpft so langsam. Zu viele Gelenke, zu viele Erinnerungen. Die anderen Tiere stacheln mich an. Sie haben innegehalten auf ihrem Weg. Ich versuche, voller Anstrengung mich ihnen anzugleichen. Es gelingt mir, meinen Leib zu krümmen. Die anderen haben ihren Weg fortgesetzt. Ich arbeite mit ihnen. Es ist eine Lust am Anfang. Freilich, es gibt Gefahren.
Wir sind klein, aber wir sind zahlreich. Man kann uns nicht vernichten. Ich ziehe ein in das Labyrinth unseres Nestes. Hier herrschen strenge Gesetze. Meine Freiheit ist klein. Ich werde die gefräßigen Larven versorgen, unseren Nachkommen. Ihre fetten und hellen Gesichter sind noch voll Hoffnung. In ihren Kammern sitzen die Geflügelten, fürs Begatten gemacht und fürs Nichtstun.
Wir mit den ärmlichen Resten unserer Flügel sind ihre Demütig und Ergebenen. Wir jeden die Pilzplantagen, wir schaffen Vorräte zum wenigsten für uns. Wir sind die Niedrigsten unseres Volkes und wir sind doppelt erniedrigt, denn ein anderes Ameisenvolk, große rötliche Tiere, ist eingedrungen in unser Nest.
Es besetzt unsere Gänge, es plündert unsere Speicher, es tötet viele von uns mit Bissen. Es vernichtet uns nicht völlig, vielleicht werden wir weniger mit der Zeit, vielleicht werden wir aussterben allmählich. Noch ist der Weg über den Boden vor allem von schwarzen Tieren begangen. Nur wenige der rötlichen bewegen sich zwischen uns. Mein Gehirn ist längst geschrumpft, die Erinnerung an das Menschliche ist gering und unwichtig.
Ich versehe meine Verrichtungen. Ich begegne meinesgleichen. Ich habe keine... Mendel Horowitz, warum erzählst du das? Ich habe es so erlebt. Du bist krank gewesen. Du hast hohes Fieber gehabt. Was ändert das, wenn ich die Ursache weiß? Es ist dir durcheinandergegangen, was wirklich war und was du träumst. Ist da ein Unterschied? Ja. Du sitzt neben mir an einem Waldrand.
Vor uns ist eine Wiese, ein paar Häuser, dahinter wieder ein Wald. Die Sonne ist untergegangen, der Himmel ist braun. Aus dem Orast steigen die Mücken auf. In den Kiefern hocken die Schwalben, es riecht nach trockenem Gras. Das, Mendel Horowitz, ist wirklich. Ist es wirklich? Du hast deinen Leib gerettet vor den Deutschen. Du hast deine Unterkunft gefunden, du lebst. Du hast deinen Kopf, Hände, Füße, du hast deinen Mund, der redet. Mendel Horowitz, du bist ein Mensch. Weiß ich es? Du weißt es.
Was ist ein Mensch, Anna Sawatzka? Jemand wie du. Ein lebendiges Wesen. Ich habe Gliedmaßen, gut. Ich habe Fleisch an den Knochen. Bin ich mehr als ein Tier? Ein Mensch kann arbeiten. Kann ich es? Ein Mensch lebt für eine Zukunft. Wofür lebe ich? Was wäre...
Wenn du jetzt aufstehen könntest und du gingst fort. Die Deutschen würden mich fangen und töten. Stell dir vor, die Deutschen sind fort aus diesem Land. Sie haben den Krieg verloren. Hitler ist tot. Er ist nicht. Du kannst aus deinem Verschlag herauskommen am Tag. Du kannst das Haus verlassen und das Dorf. Du kannst zurückgehen. Ich kann nicht. Du kannst wieder über den sumpfigen Weg gehen.
Ich habe dir Sloty gegeben. Genug für eine Eisenbahnfahrt. Wohin fährst du? Nirgends. Was für einen Plan hast du? Keinen. Was wirst du aus deiner Zukunft machen? Nichts. Es gibt keine Furcht mehr. Keinen Hitler. Keine SS. Es gibt sie. Versuch dir vorzustellen. Ich kann nicht. Mendel Horowitz, du lebst seit 20 Jahren bei mir.
Wir sind, wenn es möglich war, jeden Abend hierhergegangen und haben geredet. Du hast mich gefragt, was draußen ist in der Welt. Ich habe dir geantwortet. Du hast mir erzählt, wie du früher warst und wie du begonnen hast zu fliehen. Wir haben uns erinnert, wie es war, als du angekommen bist. Es sind immer dieselben Fragen gewesen, dieselben Antworten, dieselben Sätze. Kein Wort ist gewesen, das wir nicht hundertmal ausgesprochen haben. Du und ich. Ja? Ja.
Du hast mich gefragt, was mit dem Schmuck geworden ist, den du uns bezahlt hast. Ja? Du hast recht, er ist dein Vermögen wert. Wir hätten reiche Leute sein müssen, Sawitzki und ich. Du siehst mich so armselig wie damals. Erzähl weiter. Wir haben ein Stück verkauft.
Es hat so viel Geld gebracht, dass wir dir einen Anzug haben kaufen können und zusätzlich Essen in den Jahren, wo Krieg war. Wir haben uns ungeschickt benommen beim Verkaufen. Wir haben keine Übung gehabt. Wir sind sofort aufgefallen. Wir haben uns viele Lügen ausdenken müssen, um den Verdacht wieder fortzuschieben von uns. Weiter. Wir haben Furcht gehabt, sowas noch einmal zu tun. Wo ist der Schmuck? Ich habe ihn versteckt im Haus unter den Dielen. 26 Stück.
Er behält seinen Wert. Du bist reich, Anna Sawatzka. Der Schmuck gehört mir nicht. Wem sonst? Er gehört dir. Ich habe damit bezahlt. Du hast zu viel bezahlt. Ich lebe. Du würdest sowieso leben. Ich verstehe nicht. Mendel Horowitz, ich habe dich belogen. Wann hast du? Die meisten Jahre. Wie? Ich habe dir gesagt, die Deutschen haben den Krieg gewonnen. Sie beherrschen unser Land. Sie beherrschen den Erdteil.
Es war eine Lüge. Der Krieg hat noch fünf Jahre gedauert, nachdem du zu mir gekommen bist. Die Deutschen haben ihn verloren. Was ist mit Hitler? Tot. Die Verbrennungslager? Es gibt sie nicht mehr. Die Juden? Es sind viele umgekommen. Die anderen leben hier und anderswo. Sie leben. Die Straßen vom Ural bis in den Westen, die Festungen, das schreckliche Leben in den Städten. Eine Lüge.
»Warum, Anna Sabatska, hast du gelogen?« »Ich habe viele Antworten darauf.« »Sag sie.« »Sawitzki hat es gewollt. Ich habe mich gewehrt dagegen. Er hat mich überredet, er hat mich beinahe zwingen müssen. Sag nichts gegen Sawitzki. Er hat ein elendes Leben geführt. Wir haben uns gewehrt gegen Insekten und Unkraut. Sloty war ein großes Wort für uns.«
Früher haben wir gewünscht, dass wir zwischen den Sümpfen hindurchgehen würden und niemals zurückkommen. Wir hätten gehen sollen. Gut. Hier haben wir ein Haus gehabt, eine Ziege, ein Stück Land mit Zwiebeln und Kohl. Wir wollten zusammen zwischen den Sümpfen hindurchgehen, wenn wir Geld hatten. Es ist euch um den Schmuck gegangen. Ja. Wenn ihr zu mir gekommen wärt, vor 15 Jahren, und hättet gesagt, die Deutschen sind fort, du kannst gehen...
»Du musst keine Angst mehr haben. Ich hätte euch meinen Besitz geschenkt. Ich hätte euch überschüttet damit, vor Freude.« »Sawitzki hat nicht damit gerechnet.« »Wofür hat er mich gehalten?« »Er hat geglaubt, du gehst fort, du zeigst uns an, du behauptest, der Schmuck wäre unter Zwang verhandelt.« »Sawitzki hat Furcht gehabt, er würde alles wieder hergeben müssen.« »Das wäre nicht gewesen.« »Sawitzki war misstrauisch. Er hat nie jemanden gesehen, der anders war als er selber.« »Dich?«
Ich bin so gewesen wie er. Immer? Vielleicht nicht. Was ändert das? Warum hast du mir heute die Wahrheit gesagt? Irgendwann hätte ich sie sagen müssen. Warum hast du sie nicht vor zehn Jahren gesagt? Ich hätte euch alles gelassen. Ich habe sie nicht sagen können, solange Sawicki gelebt hat. Warum hast du sie nicht gesagt, als er tot war? Ich hatte Angst. Ich hatte jahrelang eine feine Lüge zustande gebracht. Das hat mir ihr gekostet.
Ich habe in meinem alten Kopf eine schreckliche Welt erfunden. Ich habe Leute, Geschichten, Kriege ausdenken müssen. Es hat alles so sein müssen, dass du es glaubst. Manchmal habe ich selber daran geglaubt. Wir leben jetzt allein hier, Mendel Horowitz. Du und ich. Einmal in der Woche bin ich in das andere Dorf gegangen, um Einkäufe zu machen. Jedes Mal habe ich gezittert, dass du das Haus verlässt und alles entdeckst.
»Sonst ist es ganz einfach gewesen, zuletzt die Lüge fortzuerzählen. Wer hat sie mir bestritten? Kein Mensch, kein Gegenstand, kein Ereignis. Ich habe nie selber so sehr an meine Lüge geglaubt wie jetzt.« »Du zitterst, Anna Sawatzka.« »Die Anstrengung. Du kannst gehen, Mendel Horowitz.« »Wohin?« »Wohin du willst. Wir werden jetzt zurückkehren ins Haus.«
Wir brauchen uns nicht mehr umzusehen aus Furcht. Es ist niemand hier. Selbst wenn uns jemand sehen würde, was sollte er uns tun? Ich werde die Diele aufbrechen. Ich werde dir dein Eigentum zurückgeben. Ich werde dir ein paar Sloty schenken, damit du bares Geld hast. Vielleicht wirst du noch eine Nacht schlafen wollen in meinem Haus. Morgen wirst du in die Stadt gehen und eine Eisenbahnfahrkarte kaufen. Warum springst du nicht auf, Mendel Horowitz?
Warum beschimpfst du mich nicht? Bespeih mich, Mendel Horowitz! Warum sollte ich? Ich habe dir 15 Jahre von deinem Leben gestohlen. Sie sind vergangen. Ich verstehe dich nicht mehr. Ich habe Furcht gehabt vor diesem Augenblick. Ich habe gewusst, dass er kommen wird. Ich habe ihn immer wieder hinausgeschoben, einen Tag um den anderen. Als du krank warst, Mendel Horowitz, habe ich fürchten müssen, dass du stirbst und du erfährst nie mehr die Wahrheit. Ich hätte das nicht ertragen.
Du bist wieder gesund geworden. Ich habe den Augenblick wieder hinausgeschoben. Sag etwas! Mich friert. Die Luft ist feucht geworden. Wir müssen zurückgehen. Sieh dir alles noch einmal an. Ich kenne es. Jede Mulde, jede Färbung des Himmels, jeden Geruch. Morgen wirst du wieder in einer von den Städten sein. Es wird wieder die alten Gerüche geben von Benzin und Gas und scharfen Mahlzeiten.
Vielleicht. Die Städte sind so wie früher. Es gibt keinen Grund, dass sie anders sind. Sie haben sieben Jahre gelitten. Sie haben 15 Jahre Zeit gehabt, dass sie sich erholen. Du hast sicher recht. Du wirst es erleben. Werde ich? Willst du nicht zurück? Warum sollte ich? Du sollst leben, Mendel Horowitz. So gut ich kann, lebe ich. Du wirst doch besser leben. Ich weiß nicht. Früher hast du zurückgehen wollen. Weiß ich, ob ich gegangen wäre.
Hätte ich mein Geschäft aus den Trümmern ausgraben sollen? Hätte ich Schmuck verkaufen sollen in einer Stadt, wo die Toten in der Sonne verfaulen? Meine Familie ist ins Gas gekommen. Hätte ich heiraten sollen und viele laute, schwarzeugige Kinder zeigen? Hätte ich nach Amsterdam oder London fahren sollen mit meinen Erinnerungen? Ich fang an zu verstehen, Mendel Horowitz.
Du schreist nicht, du schlägst mich nicht. Du hast dir eine feine Rache ausgedacht. Du willst mich quälen mit deiner Ruhe und Hoffnungslosigkeit. Du willst es täglich tun. Geh fort, geh morgen und geh nach Krakau. Wünschst du das wirklich? Ja. Wie werden deine Tage aussehen? Keine Unruhe mehr, dass etwas Unverhofftes geschieht? Niemand mehr in diesem Verschlag, dem du einen Eimer mit Wasser bringst und eine Schüssel mit Essen? Nicht mehr diese Gespräche?
Die unwirklichen Menschen werden ausziehen aus den verfallenen Häusern. Das Dorf ist leer. Du wirst dich fürchten davor. Vielleicht gehe ich fort. Du bist alt. Ich bin nicht älter als du. Ich werde fortgehen können wie du. Ich werde nicht fortgehen. Starr mich nicht an. Mein Leib ist voll von Erinnerungen. Es ist zu spät für mich. Du willst weiter hier leben? Ja. Immer? Ja.
Du wirst mich jeden Tag daran erinnern, dass ich dich daran gehindert habe, fortzugehen. Du wirst mich töten mit deinen Vorwürfen. Ich werde keinen Vorwurf aussprechen. Du brauchst nicht. Ich werde ihn trotzdem täglich hören. Du hast keinen Grund dazu. Doch. Du hast keinen Grund. Ich habe gewusst, dass du mich belügst. Das sagst du jetzt. Nein. Wie willst du es erfahren haben? Aus hundert Kleinigkeiten.
Du warst nicht aufmerksam und vorsichtig genug, Anna Sawatska. Ich habe das Fenster, das Blinde ein Stück eröffnet. Ich habe Menschen gesehen. Sie haben gelacht. Sie sind fortgegangen mit einem Wagen voller Gepäck und Hausrat. Es waren Menschen aus den anderen Häusern. Ich habe den Fetzen von einer Zeitung gefunden. Ich habe ihn gelesen. Seit wann weißt du? Seit ein paar Jahren. Warum hast du mich weiter meine Lügen sagen lassen? Warum habe ich...
Wir sind in eine finstere Zeit geboren, Anna Sawatska. Wir haben sie nicht verschuldet. Ich war ein Jud und hab sterben sollen. Ich hab versucht, mein Leben zu halten. Du hast mir geholfen. Du hast es getan auf deine Weise. Ich habe etwas Wärme gefunden in einer finsteren Zeit. Ich habe sie gebraucht. Ich habe gewusst, dass ich sie besitze. Ich bin dir dankbar gewesen und du hast es gewusst, Anna Sawatska. Vielleicht hat es dir gut getan.
Das Schreckliche war nicht schrecklich genug, um das auszulöschen. Hier, Anna Sabatska, ist unsere Wahrheit gewesen. Die unumstößliche. Sie war einen großen Preis wert. Warum hast du mich weiter meine Lügen sagen lassen? Ich weiß nicht, ob es Lügen waren. Du hast es gewusst. Hab ich? Du hast den Blick durch das Fenster gehabt.
Du hast den Fetzen aus der Zeitung gelesen. Was sagt ein Blick aus einem geöffneten Fenster, Anna Sawatzka? Ich habe Leute gesehen, die lachen. Ich habe Leute gesehen, die fortgehen. Was bedeutet das wirklich? Was bedeuten herausgerissene Worte auf einem Fetzen bedruckten Papiers? Vielleicht bedrückt mich jetzt auch meine Erinnerung. Vielleicht habe ich alles nur gesagt, um dich zu beruhigen. Du täuscht mich, Mendel Horowitz. Wir täuschen uns beide. Wir haben uns beide getäuscht.
Bist du sicher, Anna Zawadzka, dass du zuletzt die Wahrheit gesagt hast? Ja. Bist du sicher, dass Hitler tot ist und die Deutschen haben den Krieg verloren und unsere Städte sind frei? Bist du sicher, dass der Schrecken vorüber ist? Es ist die Wahrheit. Kannst du es beweisen? Ich weiß sie. Du weißt sie woher? Ich habe sie gehört. Ich habe sie gelesen. Alle haben es so gesagt. Sie können alle gelogen haben. Warum sollten sie?
Weil sich Lügen manchmal einfacher aussprechen lassen als Wahrheiten. Weil wir so oft die Wahrheit mit Lügen durchdrängt haben und die Lügen mit Wahrheit. Weil ich sie beide nicht mehr voneinander trennen kann. Weil ich selber so lange den Schrecken erfahren habe. Den wirklichen, den unwirklichen. Aber weiß ich, ob er so unwirklich war? Es ist kalt geworden, Anna Sabatska. Es ist dunkel. Wir müssen zurückgehen. Ja.
Wie oft sind wir hier gegangen? Ein paar tausend Mal, wenn du nachdenkst. Die meisten Tage im Sommer, manche Tage im Winter. Wird uns niemand sehen? Es hat uns niemand gesehen. Wird uns jetzt niemand sehen? Nein. Der Weg zurück ist leer? Ja. Jemand könnte uns hören? Wir sprechen leise. Der Weg ist schwierig. Wurzeln, Gestrüpp, eine Wasserstelle.
Wenn jemand da ist, werden wir ihn eher hören, als er uns hört. Du hast mir von der Zeitung erzählt und von dem Jud, den sie in Krakau gefunden haben und gehängt. Ja. Erzähl mehr von ihm. Die Zeitung hat nicht viel geschrieben. Hat er geschrien? Wie ist er gestorben? Lautlos.