ARD Die schönste Zeit des Lebens beginnt im Monat Mai. Die Welt ist voll Musik und zärtlichem Du. Wer da nicht ganz aus Stein ist, verliert sein Herz dabei. Ein rätselhafter Zauber liegt in der Luft.
Ich bin jetzt also im Kurs für Sanitäter. Ein gutes Dutzend aus ganz Birkenau hat man ausgewählt und wird uns beinahe zu Doktoren ausbilden. Wir sollen wissen, wie viele Knochen der Menschheit, wie das Blutkreis, was ein Bauchfell ist, wie man Staphylokokken und Streptokokken bekämpft, wie man steril eine Blinddarmoperation durchführt und wozu eine Blähung gut ist. Wir haben eine sehr hehre Mission. Wir werden die Kollegen heilen, die das böse Schicksal mit Krankheit, Apathie oder Lebensunlust plagt.
Wir, ausgerechnet wir, ein gutes Dutzend Leute von den 20.000 Männern in Birkenau, sollen die Sterblichkeit im Lager senken und den Lebensmut der Häftlinge stärken. Das sagte, als er schon im Wegfahren war, der Lagerarzt. Und dann fragte er noch jeden nach Alter und Beruf. Wir gingen dann auf einem sehr schönen Weg nach Auschwitz, sahen eine Menge Landschaft. Dann teilte uns jemand irgendwo ein als Gastpfleger in einem Krankenblock.
»Mich hat das nicht sonderlich interessiert, weil ich mit Staschek, du weißt, der, der mir die braune Hose gab, ins Lager ging, um jemanden zu finden, der dir diesen Brief bringen würde. Während Staschek zur Küche und zum Magazin ging, um fürs Abendessen ein Stück Weißbrot, einen Würfel Margarine und wenigstens eine Wurst zu organisieren. Denn wir sind fünf. Natürlich fand ich niemanden, weil ich Millionär bin, und hier sind lauter alte Nummern und schauen mich sehr von oben herab an.«
Aber Staschek versprach mir, den Brief über seine Beziehung zu befördern. Nur soll er nicht zu lang sein, denn es müsse ja langweilig sein, jeden Tag sein Mädchen zu schreiben. »Also, sobald ich gelernt habe, wie viel Knochen ein Mensch hat und was ein Bauchfell ist, werde ich vielleicht herauskriegen, was du gegen deine Pyotomie tun kannst und gegen das Fieber deiner Bettnachbarin. Ich fürchte nur, dass ich es selbst dann, wenn ich weiß, wie man ein Ulkus Duodeni behandelt, nicht schaffen werde, die blöde Kretzesalbe von Wilkinson für dich abzustauben.«
denn zurzeit ist sie in ganz Birkenau nicht aufzuträuben. Bei uns pflegt man die Kranken mit Pfefferminztee zu begießen und dabei überaus wirksame Zauberformeln herzusagen, die ich hier leider nicht wiedergeben kann.
und der Wind schlägt den Menschen unter den Himmel.
Die Leute sind in Auschwitz verliebt. Stolz sagen sie: Bei uns in Auschwitz. Unas w Auschwitzu. Anlass zum Stolzsein haben sie. Um dir eine Vorstellung von Auschwitz zu machen: Nimm den Pawiak, diese schreckliche Gefängnisbude. Dazu Serbien. Nimm das Ganze mal 28 und stelle es so eng zusammen, dass zwischen den Pawiaks nur wenig Platz bleibt.
Ziehe um das Ganze einen doppelten Stacheldrahtzaun und umgebe es von drei Seiten mit einer Betonmauer. Pflastere den Schlamm, setze hier und da anämische Bäumchen und pferche einige zigtausend Leute hinein, die seit mehreren Jahren im Lager sitzen, fantastisch gelitten und die schlimmste Zeit überlebt haben. Und jetzt tragen sie Hosen mit messerscharfen Bügelfalten und gehen mit wiegenden Schritten. Dann wirst du verstehen, warum sie uns mit Verachtung und Mitleid begegnen, uns aus Birkenau.
wo es nur hölzerne Pferdebaracken gibt, keine gepflasterten Wege und statt Bädern mit heißem Wasser vier Krematorien. Der Sanitätsraum hat sehr weiße, ein wenig dörflich wirkende Wände, einen Betonboden wie im Gefängnis und viele, viele dreistöckige Pritschen. Und man hat von dort aus einen ausgezeichneten Blick auf die Straße draußen in der Freiheit.
Es gibt in unserem Sanitätsraum aber auch zivilere Dinge. Ein Kachelofen mit bunten Majolikakacheln, in dem schlauerweise Bratroste eingerichtet wurden. Von außen sieht man nichts, und doch kann man ohne weiteres ein ganzes Schweinerin braten. Auf den Pritschen liegen kanadische Decken, weich wie Katzenfell, weiße geplättete Bettlaken. Auf dem Tisch liegt eine Tischdecke, aber nur an Feiertagen und zum Essen.
Das Fenster geht auf einen Weg hinaus, den Birkenweg. Nach dem Appell gehen wir abends auf den Birkenweg spazieren. Gemessen, würdevoll und grüßen Bekannte mit einem Kopfnicken. An einer Kreuzung steht ein Wegweiser mit einer Schnitzerei. Sie zeigt zwei Männer auf einer Bank, die sich etwas zuflüstern, und ein dritter beugt sich zu ihnen herab und lauscht. Das soll zur Warnung dienen. Jedes deiner Gespräche wird belauscht, kommentiert und bei der entsprechenden Stelle gemeldet.
Hier weiß jeder alles über jeden. Wann er ein Muselmann war, was er organisiert hat und von wem, wen er erwürgt und wen er verpfiffen hat. Und jeder lächelt spöttisch, sobald du ein gutes Wort über jemanden verlierst. Ja, so ist das. Wir spazieren den Birkenweg entlang, elegant in unseren zivilen Anzügen. Doch leider sind wir Millionäre. 119.181! Rein zu jammern, dass wir nicht eine ältere Nummer erreicht haben. Einer im gestreiften Häftlingsanzug kam uns entgegen. Eine alte Nummer.
Boah, da kann einem schwindelig werden. Das ist ein ganz junger Bursche mit dem getrübten Blick des Ornanisten und dem Gang eines Tieres, das Gefahr wittert. Woher seid ihr Kollegen? Aus Birkenau, Kollege. Und dann seht ihr so gut aus? Dort ist es doch schrecklich. Naja, ein Klavier hatten wir leider nicht, aber so ließ ich sie aushalten. Wir hier, wir haben Angst vor Birkenau. Weißt du, es ist merkwürdig, dir zu schreiben. Denn so lange schon habe ich dein Gesicht nicht mehr gesehen.
Dein Bild zerstiebt in meine Erinnerung und lässt sich selbst mit großer Willensanstrengung nicht heraufbeschwören. Dabei sehe ich dich im Traum unheimlich klar und deutlich vor mir. Also der Traum ist etwas anderes als ein Bild, er ist ein Erlebnis, bei dem ich den Raum spüre und die Schwere der Dinge und die Wärme deines Körpers empfinde. Ich kann mir dich kaum auf einer Lagerpritsche vorstellen mit abgeschnittenen Haaren nach dem Typhus. Ich habe dich in Erinnerung, wie du im Paviac warst,
Ein hochgewachsenes, schlankes Mädchen mit einem angedeuteten Lächeln und traurigen Augen. In der Schuchalee saßest du mit gesenktem Kopf und ich sah nur deine schwarzen Haare, die jetzt abgeschnitten sind. Pienkny jest obraz lata. Jak kolorowa góra letnich sukienek z Berkalu jest słońca wschód i zachód. Ponad bagnami krążą gęsi wędrownych schnury i ciągną nad pastwiskami ozdrowym
Der Kurs verzögert sich noch, weil wir auf die Pfleger aus den benachbarten Lagern Janina, Jaworszno und Burna warten. Außerdem sollen Pfleger aus Gleiwitz und Mislowicz kommen, Lagern, die etwas weiter entfernt sind, aber noch zu Auschwitz gehören. Unterdessen vernahmen wir die hochtönenden Reden des schwarzhaarigen Kursleiters, des kleinen Hagren Adolf, der ist kürzlich aus Dachau gekommen und ganz mit Kameradschaft erfüllt ist.
Er wird die Gesundheit im Lager durch die Ausbildung von Pflegern heben und die Sterblichkeit dadurch senken, dass er uns erklärt, wie das menschliche Nervensystem funktioniert. Adolf ist ungemein sympathisch, aber nicht von dieser Welt. Und als Deutscher versteht er nicht, wie sich die Dinge zu den Erscheinungen verhalten. Er klammert sich an die Wortbedeutung, so als seien sie die Wirklichkeit. Er sagt Kameraden und glaubt, wir seien wirklich Kameraden. Er spricht von der Verminderung des Leidens und glaubt, das sei hier möglich. Anscheinend glauben sie wirklich daran, diese deutschen SS-Männer und Häftlinge.
Sie, die mit Luther, Fichte, Hegel und Nietzsche groß geworden sind. Einstwein findet also kein Kurs statt. Und so treibe ich mich im Lager herum, mache Landes- und seelenkundliche Exkursionen. Eigentlich sind wir dabei zu dritt: Staschek, Wittek und ich. Staschek zieht es für gewöhnlich zum Küchenblock und zum Magazin, wo er nach Leuten Ausschau hält, denen er mal etwas gegeben hat und die ihm jetzt etwas schuldig sind. Wittek zieht es zu dem Klavier. Der schwarze Kasten steht in dem Block, in dem auch der Puff ist.
Aber während der Arbeitszeit ist Spielen nicht erlaubt. Und nach dem Appell spielen die Musiker, die jeden Sonntag Sinfoniekonzerte geben. Das werde ich mir unbedingt mal anhören. Gegenüber dem Konzertsaal fanden wir auf einer Tür die Aufschrift Bibliothek. Doch nach Auskunft von Eingeweihten ist sie nur für Reichsdeutsche und enthält ohnehin nur ein paar Kriminalromane. Ich konnte das nicht überprüfen, weil die Tür ständig verschlossen ist.
In diesem Kulturblock befindet sich neben der Bibliothek die politische Abteilung und daran angrenzend das Museum. Dort werden Fotos aufbewahrt, die man aus Briefen herausgefischt und beschlagnahmt hat. Sonst angeblich nichts. Schade, es wäre der ideale Ort für die halb gebratene menschliche Leber, von der mein griechischer Freund probiert hat, wofür er 25 auf den nackten Arsch bekam. Aber das Wichtigste befindet sich im ersten Stock. Der Puff. Seine Fenster stehen selbst im Winter halb offen.
Um den Puff steht die Lagerprominenz Schlange. Auf zehn Julias kommen tausend Romeos und bei Gott nicht die schlechtesten. Daher das Gedränge und die Konkurrenz um jede einzelne Julia. Die Romeos stehen in den gegenüberliegenden Blocks am Fenster, schreien, geben Handzeichen und locken. Unter ihnen sind der Lagerälteste und der Lagerkapo, die Ärzte vom Krankenbau und die Kapos der einzelnen Kommandos.
Manche Julia hat einen festen Verehrer. Und neben Beteuerungen ewiger Liebe, neben Versprechungen eines glücklichen gemeinsamen Lebens nach dem Lager, neben Vorwürfen und Neckereien, sind auch konkretere Gespräche zu vernehmen, in denen es um Seife, Parfum, Seidenhöschen und Zigaretten geht. Unter den Männern herrscht große Kameradschaft. Sie versuchen sich nicht mit unlauteren Methoden zu übervorteilen. Die Frauen an den Fenstern sind sehr zärtlich und verlockend. Aber wie Goldfische im Aquarium.
Unerreichbar. So sieht der Puff von außen aus. Hinein kommt man nur über die Schreibstube mit einer Karte, die man als Lohn für gute und fleißige Arbeit bekommt. Als Gäste aus Birkenau hätten wir auch hier den Vortritt. Aber wir haben verzichtet. Frauen gibt es auch anderswo. Im Block 10, wo man Versuche mit ihnen macht. Sie werden, wie man hört, künstlich befruchtet. Man impft sie mit Typhus und Malaria, nimmt chirurgische Eingriffe an ihnen vor.
Den Mann, der das leitet, habe ich flüchtig gesehen. Grüne Jägertracht, Tiroler Hut mit Sportabzeichen? Das Gesicht eines gutmütigen Satyrs. Dem Vernehmen nach ein Universitätsprofessor. Gitter und Bretter schirmen diese Frauen von der Außenwelt ab. Aber immer wieder wird dort eingebrochen und die Frauen werden befruchtet, auf ganz und gar unkünstliche Weise. Das wird den alten Professor ganz schön fuchsen. Versteh bitte, das sind keine perversen Menschen, die das tun.
Das ganze Lager spricht, sobald es satt und ausgeschlafen ist, nur von Frauen. Das ganze Lager träumt von Frauen. Das ganze Lager ist scharf auf sie. Der Lagerälteste kam auf Straftransport, weil er immer wieder durchs Fenster in den Puff gekrochen war. Ein 19-jähriger SS-Mann ertappte den Kapellmeister, einen dicken, würdigen Herrn und einige Ärzte in unzweideutigen Stellungen mit Frauen, die in die Ambulanz gekommen waren, um sich Zähne ziehen zu lassen.
und verpasste ihnen mit einem Knüppel unverzüglich eine entsprechende Tracht auf die entsprechenden Körperteile. Für die Herren war das keine Blamage. Sie hatten einfach nur Pech gehabt. Die Frauenpsycho ist im Lager, nimmt zu. Deshalb behandelt man die Frauen im Puff wie normale Frauen, spricht mit ihnen von Liebe und häuslichem Leben. Von diesen Frauen gibt es zehn, aber das Lager zählt einige zigtausend Männer. Darum wollen sie unbedingt ins FKL nach Birkenau. Diese Männer sind krank.
Und es gibt ja nicht nur das eine Auschwitz, es gibt hunderte großer Lager, es gibt Auflags, es gibt Stallags, es gibt... Weißt du, woran ich denke, während ich dir das alles schreibe? Ich denke an die Skariszewska Straße. Ich blick aus dem Fenster, sehe mein Gesicht, das sich in der Scheibe spiegelt, sehe die Nacht draußen und die plötzlich aufleuchtenden Scheinwerfer auf den Wachtürmen, die Teile von Gegenständen aus dem Dunkel entreißen. Ich schaue und denke an die Skariszewska Straße.
Ich erinner mich an den Himmel, blass und sternenhell, an das ausgebrannte Haus gegenüber und an das Fenstergitter, das wie ein Glasgemälde dieses Bild zerteilte. Ich denke daran, wie sehr ich mich nach deinem Körper sehnte in jenen Tagen. Manchmal schwunzel ich bei der Vorstellung, was für eine Riesenenttäuschung es gewesen sein muss, als sie nach unserer Verhaftung in unserer Wohnung außer meinen Büchern und Gedichten deine Parfums und den Morgenmantel fanden.
Rot wie der Burkhardt auf den Bildern von Velazquez, schwer und lang. Ich mochte ihn sehr. Wunderbar hast du in ihm ausgesehen, auch wenn ich's dir nie gesagt habe. Ich denke daran, wie reif du warst, wie für guten Willen und, verzeih, dass ich es dir jetzt erst schreibe, Hingabe du in unsere Beziehung eingebracht hast, wie gutwillig du in mein Leben getreten bist, in das kleine Zimmer ohne Wasser, die Abende bei kaltem Tee mit den halbverwägten Blumen,
mit dem Hund, der jeden biß, mit der Petroleumlampe bei meinen Eltern. Daran denke ich. Und ich lächle nachsichtig, wenn man mir von Moral, Recht, Tradition und Pflicht spricht oder wenn man jeglicher Weichheit und Sentimentalität eine Absage erteilt und mit geballter Force vom Zeitalter der Härte spricht. Ich lache und denke, dass der Mensch immer wieder einen anderen finden wird durch die Liebe und dass das das Wichtigste und Beständigste ist, was es im menschlichen Leben gibt. Daran denke ich.
Und ich erinnere mich an die Zelle im Pawiak. In der ersten Woche konnte ich es nicht fassen, dass es einen Tag ohne Buch geben sollte. Ohne den abendlichen Lichtkreis der Lampe. Ohne ein Blatt Papier. Ohne dich. Der Welt öffnet sich wie eine Hand. Lange hinter der Warte ist ein schwarzer Wald. Und im Wald sind rote, süße Ecken.
Heute ist Sonntag.
Vor dem Mittagessen waren wir spazieren, haben uns von oben den Block angesehen, wo die Versuche an den Frauen gemacht werden. Sie stecken den Kopf durch die Gitter genau wie die Kaninchen meines Vaters. Du weißt noch, die grauen. Sie hatten ein Ohr heruntergeklappt. Dann haben wir uns den Eskalblock genau angesehen. Im Hof befindet sich die schwarze Wand, an der früher Exekutionen stattfanden. Jetzt machen sie das leiser und diskreter. Im Krematorium.
Wir sahen ein paar Zivilisten. Zwei verängstigte Frauen im Pelzmantel und ein Mann mit zerknittertem, übernächtigtem Gesicht. Ein SS-Mann führte sie zum hiesigen vorläufigen Arrest, der sich im SK-Block befindet. Diese Zivilisten sind zum Lachen. Sie reagieren auf das Lager wie ein Wildschwein auf den Anblick eines Gewehrs. Sie begreifen nicht den Mechanismus unseres Lebens und wittern hinter alledem etwas Unfassbares, Mystisches. Etwas, das die Kräfte des Menschen übersteigt.
Das Unfaßbare und Mystische ist uns heute vertraut. Wir haben alltäglich das Krematorium, tausende Fälle von Phlegmonen und Tuberkulose. Wir haben gelernt, was das ist: Regen und Wind, Sonne und Brot und Rübensuppe und Arbeit. Wir haben gelernt, was man macht, um nicht aufzufallen. Wir kennen die Sklaverei und die Macht, denn wir gehen, wenn ich so sagen darf, mit der Bestie Arm in Arm. Und so betrachte ich diese Zivilisten mit einer gewissen Nachsicht wie einen Gelehrter den Laien.
wie ein Eingeweihter den Unkundigen. Schäle aus den täglichen Ereignissen das Alltägliche heraus, wirf das Entsetzen und den Ekel und die Verachtung von dir und finde für das alles eine philosophische Formel für das Gas und das Gold, für die Appelle und den Puff, für die Zivilisten und die alten Nummern. Wenn ich dir damals, als wir bei orangefarbenem Licht in dem kleinen Zimmer miteinander tanzten, gesagt hätte, hör mal,
Nimm eine Million Menschen oder auch zwei, drei Millionen, töte sie so, daß niemand davon erfährt, nicht einmal sie selbst. Nimm einige hunderttausend Menschen gefangen, zerbrich ihre Solidarität, hetze einen Menschen auf den anderen und du hättest mich für verrückt gehalten und womöglich nicht weiter mit mir getanzt, aber das hätte ich natürlich nicht gesagt, selbst wenn ich schon das Lager gekannt hätte, denn es hätte die Stimmung verdorben. Schau dir das hier an. Zuerst war es eine weiß getünchte Scheune,
und darin werden Menschen vergast. Dann vier größere Bauten, 20.000, weg wie nichts. Ohne Zauberei, ohne Gift, ohne Hypnose. Ein paar Leute regeln den Verkehr, damit es keinen Stau gibt, und die Menschen fließen wie Wasser, wenn der Hahn aufgedreht ist. Das geschieht zwischen den anämischen Bäumchen eines verräucherten Wäldchens. Gewöhnliche Lastwagen karren die Leute herbei, machen Kehrt wie am Fließband und schaffen neue herbei. Ohne Zauberei.
Ohne Gift, ohne Hypnose. Wie ist es möglich, dass keiner aufschreit, ihnen ins Gesicht spuckt, sich auf sie stürzt? Dass wir vor den SS-Männern die Mütze ziehen, wenn sie uns aufrufen? Dass wir ihnen folgen, in den Tod, und nichts passiert? Wir hungern, werden vom Regen durchnässt, sie nehmen uns unsere Liebsten. Siehst du, das ist das Mystische. Das ist die seltsame Besessenheit des Menschen durch den Menschen.
Das ist die grausame Trägheit, gegen die nichts ankommt. Und die einzige Waffe ist unsere große Zahl. Wir sind zu viele. Die Kammern fassen uns nicht. Weißt du, wann zum letzten Mal Aria fürs Gas selektiert wurden? Am 4. April. Und weißt du noch, wann wir ins Lager gekommen sind? Am 29. April. Was wäre wohl mit deiner Lungenentzündung geworden, wenn wir drei Monate früher gekommen wären? Du siehst, es ist wieder später Abend nach einem Tag,
voller merkwürdiger Vorkommnisse. Am Nachmittag ging ich zum Boxkampf in die große Baracke mit dem Waschraum, dort, von wo anfangs die Transporte zum Gas abgingen. Man ließ uns ohne Weiteres ein, obwohl der Saal schon proppenvoll war. Im großen Warteraum war ein Ring aufgebaut, Beleuchtung von oben, ein Schiedsrichter, es war übrigens der polnische Olympiaschiedsrichter, international bekannte Boxer, aber nur Arier, denn Juden dürfen nicht auftreten.
Und dieselben Leute, die anderen Tag für Tag die Zähne ausschlagen, Leute, von denen mancher selbst zahnlos ist, begeistern sich für Czortek, für Walter aus Hamburg und für einen jungen Kerl, der im Lager zum erstklassigen Boxer trainiert wurde. Nach dem Boxkampf ging ich gleich zur Konkurrenz, ins Konzert. Ihr in Eulenbürgner habt keine Ahnung, was sich hier für Wunder an Kultur ereignen. Ein paar Kilometer von den Kaminen entfernt. Stell dir vor,
Sie spielen die Overtüre zu Tancred und etwas von Berlioz. Und dann noch finnische Tänze eines Komponisten, der viele A's in seinem Namen hat. So ein gutes Orchester findest du in ganz Warschau nicht. Du machst dir keine Vorstellung, wie gewaltig ein Sinfonieorchester von 30 Mann in einem großen Zimmer klingt. Das Fagott übertönte alles. Vielleicht, weil ich unmittelbar daneben stand. Aber der Kontrabass...
15 Zuhörer, mehr gingen nicht hinein, versenkten sich kennerisch in die Musik und belohnten das Orchester mit spärlichem Beifall. Jemand hat unser Lager Betrugslager genannt. Eine schüttere Hecke neben dem weißen Haus, ein Hof, der einem Dorfplatz ähnelt, Schilder mit der Aufschrift Bad. Das reicht schon, um Millionen Menschen zu täuschen, bis in den Tod zu täuschen. Ein bisschen boxen,
Kleine Rasenflächen bei den Blocks, zwei Mark im Monat für die fleißigsten Häftlinge, Senf in der Kantine, wöchentliche Entlausung und die Overtüre zu Tankrett genügen, um die Welt zu täuschen. Und uns. Draußen denkt man, das sei entsetzlich, aber doch nicht so schlimm, denn es gibt ja ein Orchester und Boxkämpfe und Rasenflächen und Decken auf den Pritschen. Betrug ist die Brotration, denn um zu überleben, muss man sich noch was dazustehlen.
Betrug ist die Arbeitszeit, denn man darf weder reden noch sich hinsetzen oder ausruhen. Betrug ist jede Schaufel Erde, die wir nicht ganz voll aus dem Graben auf den Wall werfen. Schau dir das alles genau an und verliere nicht den Mut, wenn es dir schlecht geht. Denn von diesem Lager, dieser Zeit des Betrugs, werden wir vielleicht einmal den lebenden Bericht erstatten und die Toten verteidigen müssen. Einmal kehrten wir mit den Kommandos ins Lager zurück. Ein Orchester spielte im Takt der marschierenden Trupps.
Dann kamen die Leute von den DAW und Dutzende anderer Kommandos und warteten vor dem Tor. Zehntausend Mann. In dem Moment rollten Lastwagen vom FKL heran, vollgeladen mit nackten Frauen. »Rettet uns! Wir fahren ins Gas! Rettet uns!« Und sie fuhren an uns vorbei, an zehntausend schweigenden Männern. Nicht einer rührte sich, nicht eine Hand hob sich, weil die Lebenden immer Recht haben, die Toten nie.
Aber was ist der Angst der Menschen und der krankhafte Nürn? Wenn man in der Nacht schaut, erinnert man sich? Feuerlich und klingelnd pulsiert in den Beinen die Blut und brennt mit Strom die Stoffe und brennen die menschlichen Stöße wie die schmolzen Lüge.
Wenn die Kranken und diejenigen, die gearbeitet haben, schlafen gehen, spreche ich mit dir aus der Ferne. Du bist ein Teil meines Schicksals. Nur hast du Hände, die nicht für die Spitzhacke gemacht sind und dein Körper ist nicht an die Kretze gewöhnt.
Uns verbindet unsere Liebe und die grenzenlose Liebe derer, die übrig geblieben sind, die für uns leben und unsere Welt ausmachen. Die Gesichter der Eltern und Freunde, die Formen der Dinge, die übrig geblieben sind. Und das Wertvollste, das wir miteinander teilen können, unsere Erlebnisse. Und wenn man uns auch nur den Körper auf der Spitalpritsche gelassen hat, so bleiben uns doch unsere Gedanken und Gefühle. Und ich glaube, dass die Würde des Menschen...
auf seinen Gedanken und Gefühlen beruht. Wenn die Wände der Baracken wegfallen würden, hingen tausende von Menschen dicht gedrängt auf ihren Pritschen in der Luft. Nichts erschüttert den Menschen so sehr wie der Anblick eines anderen Menschen, der auf seinem Stück Pritsche schläft, jenem Ort, den er braucht, weil er einen Körper hat.
Eigentlich sind wir schon lange im Kurs, aber ich hab dir nichts davon geschrieben, weil ein Dachgeschoss stattfindet und es dort sehr kalt ist.
Wir sitzen auf Hockern, die wir uns besorgt haben, und amüsieren uns großartig, speziell mit den großen Modellen des menschlichen Körpers. Die Wissbegierigen schauen hin, aber Wittek und ich bewerfen uns mit dem Schwamm und fechten mit den Linealen, was den schwarzen Adolf zur Verzweiflung treibt. Er fuchtelt in unsere Richtung und redet von Kameradschaft und Lager. Wir setzen uns still in eine Ecke. Wittek holt ein Foto seiner Frau hervor. Im Paviac war er Abteilungsaufseher oder Bademeister, so eine Art Piepel bei Kronschmidt.
der während jeder Wache zusammen mit einem Ukrainer Juden peinigte. Kennst du die Keller des Paviaks? Die eisernen Böden? Darauf mussten die Juden nach dem Bad, wenn die Haut erhitzt war, nackt hin und her kriechen. Immer wieder. Hast du schon mal Soldatenstiefel von unten gesehen? Die genagelten Sohlen? Weißt du, wie viele Nägel das sind? Damit stellte Kronschmidt sich auf den nackten Körper der kriechenden Juden und ließ sich umherfahren.
Arie hatten es leichter. Ich musste zwar auch kriechen, aber in einer anderen Abteilung. Und keiner hat sich auf mich gestellt. Und sie ließen mich auch nicht aus Prinzip kriechen, sondern wegen einer verkehrten Meldung. Für uns gab es Gymnastik. Eine Stunde, alle zwei Tage. In der Stunde liefen wir um den Hof herum und wir machten Liegestützer. Es war eine gute Übung aus der Schule. Mein Rekord 76 Mal an einem Stück. Danach tat mir die Arme weh. Bis zum nächsten Mal. Du siehst, es ist alles unwahrscheinlich.
Kilometerweit Purzelbäume schlagen wie in Sachsenhausen, sie stundenlang am Boden wälzen, hunderte von Kniebeugen machen, Tage und Nächte lang unbeweglich auf der Stelle stehen, hunderte lang im Bunker in einem Betonsack sitzen, mit zusammengebundenen Händen an einem Pfosten hängen oder an einer Stange, die über zwei Stühle gelegt ist, wie ein Frosch hüpfen oder wie eine Schlange kriechen, eimerweise Wasser trinken, bis man erstickt, mit tausenden unterschiedlichster Peitschen und Knüppeln von tausenden unterschiedlichster Menschen geschlagen werden,
Begierig höre ich Geschichten über Provinzgefängnisse, die keiner kennt. Maukinia, Suwauki, Radom, Boave, Lublin. Eine entsetzlich entwickelte Foltertechnik und ich vermag nicht zu glauben, dass sie plötzlich dem Kopf des Menschen entsprungen ist, wie einst Minerva dem Kopf des Jupiter. Ich kann diesen plötzlichen Mordrausch, diesen Ausbruch eines offenbar vergessenen Atavismus nicht verstehen. Und noch etwas. Der Tod.
Ich hörte von einem Lager, in dem täglich Transporte neuer Häftlinge ankamen, jeweils mehrere Dutzend. Die Zahl der Rationen für dieses Lager stand jedoch fest. Wie viele, weiß ich nicht mehr. Vielleicht zwei oder dreitausend. Und der Kommandant wollte nicht, dass die Häftlinge hungerten. Jeder Häftling sollte seine Ration kriegen. Folglich waren jeden Tag mehrere Dutzend Menschen zu viel im Lager.
Allabendlich wurde in jedem Block mit Karten oder mit Brotkugeln gelost und die Ausgelosten gingen am nächsten Tag nicht zur Arbeit. Sie wurden mittags aus dem Lager geführt und erschossen. Und in diesem Ausbruch von Atavismus steht ein Mensch aus einer anderen Welt. Einer, der konspiriert, damit es keine Ränke mehr zwischen den Menschen gebe. Einer, der stiehlt, damit es keinen Raub mehr auf Erden gebe. Einer, der tötet, damit Menschen nicht mehr ermordet werden.
Wittek war einer von diesen Menschen aus einer anderen Welt. Und er war Hilfskapo bei Kronschmidt, dem schlimmsten Henker des Paviak. Und jetzt sitzt er neben mir und hört, was es alles gibt im Menschen und wie man, wenn dies oder das kaputt geht, mit Hausmitteln dagegen angeht. Wenn du dies liest, wirst du denken, ich hätte die andere Welt, unser Zuhause vergessen.
Ich schreibe und schreibe nur vom Lager, von seinen kleinen Vorkommnissen, deren Sinn ich zu ergründen suche, so als würde uns nichts anderes mehr erwarten. Erinnerst du dich noch an unser Zimmer? Die ein Liter Thermosflasche, die du mir gekauft hast? Sie paßte nicht in meine Tasche und wanderte schließlich unter das Bett, worüber du sehr empört warst. Und die Geschichte mit der Razzia in Julie Borsch, von der du mir den ganzen Tag per Telefon berichtet hast?
Wie sie die Leute aus den Straßenbahn holten, aber du warst eine Haltestelle vorher ausgestiegen. Und wie sie den Häuserblock umstellten, aber du entkamst ihnen und gelangtest bis an die Weichsel. Und wie du, als ich über den Krieg und die Barbarei klagte, darüber, dass es uns eine Generation von Unwissenden würde, gesagt hast, was ich damals sagte, war sehr naiv, unreif,
und von meiner Bequemlichkeit diktiert. Aber ich glaube nicht, dass wir unsere Zeit vergeudet haben. Trotz des Wahn des Krieges lebten wir in einer anderen Welt, vielleicht für jene Welt, die noch kommen wird. Verzeih mir, wenn dir diese Worte zu kühn vorkommen, aber dass wir jetzt hier sind, dient wohl auch jener Welt. Glaubst du, wir würden im Lager auch nur einen Tag überleben, wenn nicht die Hoffnung wäre, dass diese andere Welt kommen wird, dass die Menschenrechte wiederhergestellt werden?
Gerade die Hoffnung lässt die Menschen apathisch in die Gaskammer gehen, lässt sie vor dem Aufstand zurückscheuen, lässt sie in Apathie versinken. Gerade die Hoffnung zerreißt die Familienbande, lässt Mütter ihre Kinder verstoßen, lässt Frauen sich für ein Stück Brot verkaufen und bringt Männer dazu, andere zu töten. Die Hoffnung lässt sich um jeden Tag Leben kämpfen, denn vielleicht bringt ja schon der nächste Tag die Befreiung. Vielleicht nicht einmal die Hoffnung auf eine andere, bessere Welt,
sondern bloß noch die Hoffnung auf ein Leben, in dem es Ruhe und Frieden gibt. In der ganzen Menschheitsgeschichte war die Hoffnung im Menschen nie stärker, aber nie hat sie auch so viel Unheil angerichtet, wie in diesem Krieg, wie in diesem Lager. Wir haben nicht gelernt, der Hoffnung zu entsagen. Und deshalb sterben wir im Gras. Schauen, was für eine originelle Welt wir leben. Wie wenig Menschen gibt es in Europa, die keinen Menschen getötet haben.
Und wie wenig Menschen gibt es, die andere nicht gern ermorden würden. Ich fürchte, wir werden das alles nicht mehr los. Ich weiß nicht, ob wir es überleben werden. Aber ich wünschte, dass wir einmal wieder so weit sind, dass wir die Dinge beim richtigen Namen nennen. Und so, der Mann, der auf dem Bruch des Barracks liegt, und ich schaffe, wie ein Pferd die Legende und den Myth in die Hand, und in die Augen der Menschen schaue, um einen Zeichen zu suchen,
Demnächst endet unser Kurs. Bei uns in Auschwitz nimmt man heute den ganzen Tag Abschied von uns. Franz, der aus Wien, hielt mir seinen letzten Vortrag über den Sinn des Krieges. Ein wenig stockend sprach er von Menschen, die arbeiten und Menschen, die zerstören. Vom Sieg der Ersteren und der Niederlage der Letzteren.
Davon, dass unser Generationsgenosse aus London und Uralsk, aus Chicago und Kalkutta, vom Kontinent wie von der Insel, für uns kämpft. Von der kommenden Brüderschaft der schaffenden Menschen. Hier entsteht inmitten von Zerstörung und Tod wieder einmal ein Messianismus. Der übliche Weg des menschlichen Denkens. Dann machte Franz sein Päckchen auf, das er gerade aus Wien bekommen hatte, und wir tranken unseren abendlichen Tee. Franz sang österreichische Lieder.
Und ich trug Gedichte vor, die er nicht verstand.
Wir sind inzwischen zurück. Ich ging wie gewohnt zu meinem Block, bestrich die Leute, die an Krätze litten, mit Pfefferminztee. Und heute früh haben wir gemeinsam den Fußboden gescheuert. Danach stand ich mit kluger Miene neben dem Doktor, der eine Punktion machte. Dann nahm ich die beiden letzten Prontosil-Ampullen. Ich schicke sie dir. Und jetzt...
Schau ich mir noch die Landschaft an. Es hat sich nichts geändert. Nur der Schlamm hat sich auf wunderbare Weise vermehrt. Es duftet nach Frühling. Die Leute werden im Schlamm versinken. Vom Walde her riecht es mal nach Fichten, mal nach Rauch. Mal fahren Lastwagen mit Lumpen vorbei, mal die Muselmänner von Buna. Mal wird das Essen zu den Effekten gebracht, mal fahren SS-Männer zur Wachablösung.
Ja, so ist das. Es hat sich nichts geändert. Weil gestern Sonntag war, waren wir im Lager zur Läusekontrolle. Im Winter sind die Blocks entsetzlich. Die Pritschen sind dreckig. Der Boden ist gekehrt, aber das riecht nach abgestandenen menschlichen Ausdünstungen. Die Blocks sind vollgepfropft mit Leuten, aber nicht einer einzige Laus. Nicht umsonst zieht sich die Entlausung über ganze Nächte hin.
Als wir nach der Kontrolle aus den Blocks traten, kam das Sonderkommando vom Cremo ins Lager zurück. Sie wirkten aufgedunsen, feist und fett und trugen schwer an den Bündeln. Sie dürfen alles mitnehmen, außer Gold, aber davon schmuggeln sie am meisten. Aus der Menge vor den Blocks lösten sich kleinere Grüppchen, stürzten sich auf das marschierende Kommando und entrissen den Leuten ihre Bündel. Es entstand ein Getümmel: Schreie, Flüche und Schläge.
Schließlich verschwand das Sonderkommando im Tor des Hofes, der vom Rest des Lagers durch eine Mauer abgetrennt ist. Doch sogleich stahlen sich einige Juden fort, um zu handeln, zu organisieren und Besuche zu machen. Ich sprach einen von ihnen an, mit dem ich von unserem früheren Kommando befreundet war. Ich wurde damals krank und kam in den KB. Er hatte mehr Glück und kam zum Sonderkommando. Immer noch besser als für eine Schüssel Suppe mit der Schaufel zu arbeiten.
Er drückte mir herzlich die Hand. »Ach, du bist noch da. Brauchst du was, wenn du Äpfel hättest?« »Nein, Äpfel habe ich keine. Lebst du noch, Abramek? Was gibt's Neues?« »Oh, nichts Besonderes. Wir haben die Tschechen vergast.« »Ach, das weiß ich auch ohne dich. Und? Persönlich?« »Persönlich, ja.«
Was kann es bei mir schon Persönliches geben? Kamin, Block und wieder Kamin. Ich habe hier ja niemanden. Ach doch, was Persönliches, wenn du es wissen willst. Wir haben uns eine neue Methode der Verbrennung im Kamin ausgedacht. Weißt du, welche? Es geht so. Wir nehmen vier Kinder mit langem Haar, legen sie Kopf an Kopf und stecken die Haare an. Das brennt dann von selbst und ist gemacht. Gratuliere. Du...
Pfleger, bei uns in Auschwitz müssen wir uns doch irgendwie amüsieren, nicht? Wie würde man es denn sonst aushalten? Bei uns in Auschwitz. Hörspiel nach der Erzählung von Tadeusz Borowski aus dem polnischen von Friedrich Griese. Es sprachen Tadeusz, Vincent Leitersdorf, Maria, Patricia Ziolkowska, Abramek, Otto Mellis, Witek, Andreas Schmidt, Häftling 27.000, Sven Plate. Ton
Martin Selig und Iris König. Regieassistenz Teresa Schomburg. Dramaturgie Juliane Schmidt. Tonaufnahmen in der Gedenkstätte und dem Museum Auschwitz-Birkenau. Hörspielbearbeitung und Regie Kai Grehn. Eine Produktion des Rundfunk Berlin Brandenburg mit Radio Bremen 2008. Draußen ist Nacht. Die Sterne glühen. Im Dunkel brüllen die Gendarmen.
Ein hartes Tuck an der Aeroplane. Und wildes Stampfen, gestöhne Pflastersteine auf den getretenen Straßen. Steppen brennen. Und wieder sind Flutzorn-Zeiten, so pulst die Nacht mit dem Geschrei der Sieger. Eine Herausforderung dem kommenden Jahrhundert.
Das schlichte Wort.
dass ich dich folgt. Der Mensch, der nach uns kommt, wird vergessen, was wir gesungen haben. Ruf und Klage der Heloten wird er zu hassen lernen, aber dann, wenn du ihm dann entgegenkommen wirst, als scheinbar andere und doch die gleiche, empfindsam und sehr unbegrenzt,
Wundersam wird er die Hand, als wolle er sich vor den Sternenschützen heben und ihr sagen, ich habe dich gefunden. Und wird mit meinen Worten sprechen. Mit meiner Liebe. Lieben.