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cover of episode Ayşe Klinge: "Der Zahn"

Ayşe Klinge: "Der Zahn"

2025/6/21
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Bücher für junge Leser

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
A
Aishe Klinge
J
Judith Leister
Topics
Aishe Klinge: 作为作者,我曾经对吸血鬼感到恐惧,但现在我对它们充满了迷恋。这种转变激发了我创作吸血鬼故事的灵感,因为吸血鬼提供了无限的可能性。创作关于这些奇妙生物的故事让我感到非常快乐。在《牙齿》的关键场景中,卡拉掉落了一颗牙齿,这象征着成长的身体变化。这个脱落的牙齿看起来像一个血淋淋的卫生棉条,代表了许多孩子感到恐惧和困惑的身体变化,例如初潮或身体意识的增强。我的漫画也反映了当今儿童的现实,许多孩子因为父母工作繁忙而感到孤独,这与儿童媒体中常见的传统家庭模式不同。我自己的移民背景也影响了我的作品,特别是关于多样性的主题。我经常在作品中探讨多样性,因为我本身就有移民背景,这在某种程度上是一种自传式的虚构。

Deep Dive

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Deutschlandfunk, Büchermarkt. Vampire haben in den letzten Jahrzehnten einen Wandel durchlaufen. Seit Bram Stokers Dracula-Roman geisterten die Vampire als ruhelose Blutsauger durch Bücher und Filme. Seit einiger Zeit aber nehmen sie menschlichere Züge an, werden geradezu sympathisch. Auch im Kinderbuch kennt man menschelnde Vampire, nicht zuletzt von Angela Sommer-Bodenburgs Geschichte um den kleinen Vampir Rüdiger und seine Freundschaft mit dem menschenjungen Anton.

Die Hamburgerin Aishe Klinge erzählt jetzt auch eine sympathische Vampirgeschichte, und zwar als Comic. Klinge hat sich bisher als Illustratorin einen Namen gemacht. Für ihren Comic Der Zahn hat sie zum ersten Mal auch Storylining und Text übernommen. Judith Leister hat Der Zahn gelesen und mit Aishe Klinge gesprochen.

Vampirmädchen wie Carla haben es nicht leicht. Sie dürfen zu Hause keinen Besuch haben, weil die Normalen sich sonst wundern würden, dass in der Familie alle schwarze altmodische Gewänder tragen. Vampirmädchen müssen auch verschweigen, dass sie sich vom Blut ernähren. Hübsch angerichtet in edlen Gläsern und Suppenterrinen oder als Pudding, aber eben Blut.

Und kleine ebenso wie große VampirInnen dürfen in der Öffentlichkeit nicht fliegen, obwohl sie das unendlich gern tun. Denn dann könnten die Normalsterblichen sie sehen, was die Vampirgemeinde fürchtet. Es gilt die Regel, bloß nicht auffallen. Man ahnt es schon, das Vampirdasein ist ein echtes Problem für Carla, die Hauptfigur in Aishe Klinges Comic »Der Zahn«.

Doch wie kam die 1990 geborene Hamburger Zeichnerin überhaupt auf Vampire? Als Kind hatte ich große Angst vor Vampiren. Ich kann mich nicht an den Ursprung dieser Angst erinnern, aber sie hat mich sehr lange beschäftigt. Mittlerweile habe ich eine große Faszination für Vampire und da hat man ja unendliche Möglichkeiten. Und deswegen macht es ja auch so einen Spaß, Vampire zu sehen.

Geschichten zu schreiben mit diesen fantastischen Wesen. In der Schlüsselszene von Der Zahn zuckt Carla erschrocken zusammen, als sie einen Milchzahn verliert. Im Bad entdeckt sie stattdessen ein spitzes Vampirzähnchen in ihrem Mund.

Carlas Mutter Walpurga, eine Vampirschönheit wie aus der Addams Family, verkündet der Familie stolz, dass ihre Tochter nun erwachsen wird. Es sei kein Zufall, sagt Aishe Klinge, dass der ausgefallene Zahn ein bisschen aussehe wie ein blutiger Tampon. Es repräsentiert schon die vielen körperlichen Veränderungen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt. Vielleicht auch die erste Periode oder das Wachsen von Körperwahrung.

Dinge, die viele Kinder als beängstigend und verwirrend empfinden. Dass das auch Veränderungen in ihrem Leben mit sich bringt. Für Carla bedeutet der neue Zahn, dass sie wahrscheinlich, so jedenfalls der Wunsch ihrer ehrgeizigen Mutter, die alte Schule verlassen und auf die Vampirakademie wechseln muss. Und das ausgerechnet in dem Moment, als sie in ihrer Klasse eine Freundin gefunden hat. Mila, eine Außenseiterin wie sie selbst,

Doch Mila hat schreckliche Angst vor Vampiren.

Neben den Vampirproblemen hat Carla auch noch ganz normale Mädchenprobleme wie Eifersüchteleien oder Mobbing. Die meisten Eltern tragen in diesem Comic wenig Hilfreiches bei. Einfach, weil sie keine Zeit haben, sagt Aishe Klinge. Es gibt Kinder, die viel alleine sind, deren Eltern viel arbeiten. Das sind auch die Realitäten von Kindern. Das, was ich häufig in Kindermedien sehe, ist diese sehr traditionelle Familie mit Mutter, Vater, Kindern.

Das ist so ein Muster, das ich selten gesehen habe. In Karlas Vampirfamilie ist zumindest das anders. Hier leben vier Generationen in einem burgartigen Gemäuer mitten in der Großstadt unter einem Dach. Einsam ist Karla also nicht. Aber die uralten Vampirtraditionen setzen das Mädchen gehörig unter Druck.

In diesem Comic wird das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Lebensentwürfe und Lebensweisen ganz grundsätzlich verhandelt. Es geht um das Verhältnis von Mehrheitsgesellschaft und Minderheiten, um Projektionen und soziale Ängste, Misstrauen und erste Schritte aufeinander zu.

Themen, mit denen sich Aishe Klinge schon oft beschäftigt hat. Ich habe viel gemacht im Bereich Diversity, weil ich ja selbst einen Migrationshintergrund habe. Das ist ein kleines bisschen Autofiktion. Der Zahn ist aber nicht nur ein weiteres Kinderbuch über Diversität. Dadurch, dass Aishe Klinge das Anderssein ins Fantastische verlagert, gelingt es ihr, übliche Zuschreibungen und Stereotype zu unterlaufen.

Im Gegensatz zur Welt der Normalen ist die Vampirwelt voller humorvoller Details. Von den Ahnenporträts im erzkonservativen Zuhause bis zur bettlägerigen Urgroßmutter, die an einer Blutkonserve saugt.

Klinger hat einen betont kunstlosen und kindlich wirkenden Stil entwickelt. Farblich gedeckte Buntstiftzeichnungen und Schraffuren, die durch Vollflächen ergänzt werden. Ihre Figuren schauen mit kreisrunden Augen in die Welt, als kämen sie aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Entstanden ist ein charmantes Buch mit altersgerechtem Erzähltempo, das sich ganz auf die Charaktere und ihre Perspektive konzentriert. Der Zahn ist ein liebenswürdiger, ein versöhnlicher Comic, dem bei seinem beachtlichen Umfang von über 200 Seiten allerdings noch etwas mehr grafische Abwechslung, mehr Mut zum gestalterischen Experiment gut getan hätte.

Die Meinung von Judith Leister. Sie sprach mit Aishe Klinge über deren Kindercomic-Debüt Der Zahn. Kiebitz Verlag, ab sechs Jahren.