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Bilderbücher aus Japan und Kanada und Sabine Kranz über "Das Friedenstier"

2025/5/24
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Bücher für junge Leser

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
D
Dina Netz
J
Jan Drees
S
Sabine Kranz
S
Silke Schlichtmann
S
Svenja Kretschmer
T
Thomas Linden
Topics
Thomas Linden: 作为岩村和雄作品的评论者,我认为他的作品核心在于对家庭和自然的细腻描绘。我用一生都在描绘14只老鼠,创造了一个复杂而细致的世界,并通过这些小生物展现了一个充满爱和互助的理想社区。这个社区虽小,却蕴含着深刻的社会意义,每个人都能在其中找到自己的位置并被尊重。他的作品不仅仅是简单的儿童读物,更是一种对和谐生活的向往和对人类共同价值的思考。我通过对他的作品进行分析,试图揭示他作品中蕴含的深层含义,希望能够让更多的人了解并欣赏他的艺术。 Dina Netz: 作为主持人,我介绍了岩村和雄的生平和艺术生涯,强调了他的作品对欧洲插画艺术的借鉴以及他在日本和国际上的影响力。我概述了他的“老鼠一家”系列以及其他以动物为主题的作品,旨在为听众提供一个关于岩村和雄及其作品的整体框架。我希望通过我的介绍,听众能够对岩村和雄的艺术世界产生兴趣,并进一步探索他的作品。

Deep Dive

Chapters
This chapter explores the life and work of Kazuo Iwamura, a Japanese artist known for his 14-volume series about the Mouse family. Iwamura's unique illustrations, inspired by European art, depict a lively and democratic community of mice. His work is celebrated for its detailed settings, complex compositions, and heartwarming portrayal of family life.
  • Kazuo Iwamura's artistic work was inspired by European illustration art.
  • His 14-volume series about the Mouse Family is highly detailed and shows a democratic community.
  • Iwamura's illustrations are known for their warmth, emotional depth, and attention to detail.
  • His work is highlighted by its unique depiction of family life and nature.

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Deutschlandfunk, Büchermarkt. Bilderbücher, die unterschiedlicher kaum sein könnten und aus verschiedenen Ecken der Welt zu uns kommen. Das sind die heutigen Bücher für junge Leserinnen und Leser mit Dina Netz am Mikrofon. Zwei Bücher aus Japan haben wir im Programm, eins aus Kanada und wir sprechen über das Gemeinschaftsprojekt Das Friedenstier.

Am 19. Dezember 2024 starb der japanische Künstler Kazuo Iwamura, er wurde 85 Jahre alt. Iwamura hinterlässt ein großes künstlerisches Werk, das von europäischer Illustrationskunst inspiriert ist. Denn seine Leidenschaft für die Illustration erwachte in den 1960er Jahren, nachdem er zum ersten Mal europäische Bilderbücher in Japan gesehen hatte.

Bettina und Martin Hürlimann hatten sie dort präsentiert, die gemeinsam den Schweizer Atlantis-Verlag führten. Eine Offenbarung sei das für ihn gewesen, hat Kazuo Iwamura später gesagt. Er hat sich im Bilderbuchbereich vor allem mit der 14-bändigen Serie über Familie Maus einen Namen gemacht. In Japan wird sein Werk hoch geschätzt, bei uns ist Iwamura eher ein Geheimtipp.

Der Nord-Süd-Verlag hat zwei Reihen von ihm im Programm, in deren Zentrum Tiere stehen. Die drei Eichhörnchen Matz, Fratz und Lisettchen und eben Familie Maus. Thomas Linden würdigt Kazuo Iwamura's Bilderwelten und stellt das gerade auf Deutsch erschienene Buch Familie Maus macht waschstark vor.

Fast sein ganzes Künstlerleben hat Kazuo Iwamura mit 14 Mäusen verbracht. Sie stehen im Zentrum seines Werks und für sie erschuf er eine eigene Welt, die immer komplexer und detailreicher wurde. Nichts ist darin dem Zufall überlassen. Schon in der Anlage der Familie steckte Kalkül, wie man jetzt im Band »Familie Maus macht Waschtag« sehen kann, der unmittelbar nach Iwamuras Tod in diesem Frühjahr auf Deutsch erschienen ist.

Das Original stammt aus dem Jahre 1990, aber damals schon umfaßte der Familienverbund die beiden Eltern, die beiden Großeltern sowie zehn Mäusekinder. Das Verblüffende an Iwamura's Mäusezeichnung ist die enorme Beweglichkeit ihrer Körper, mit der sie kochen, arbeiten oder spielen.

Wie man Tiergestalten belebt, hatte der Japaner während seines Studiums an der Hochschule für Kunst und Musik in Tokio gelernt. Über viele Jahre führte Iwamura eine Art künstlerisches Doppelleben. Tagsüber arbeitete er als Grafikdesigner für eine japanische Kosmetikfirma, während er nachts Bildgeschichten für das Kinderprogramm des japanischen Fernsehens entwarf. Bis er sich dann für ein Leben als Illustrator von Bilderbüchern entschied.

Während Eva Mura in seiner Heimat sehr beliebt war, wurde sein außerordentliches Talent in Europa nie so recht wahrgenommen.

Immerhin verkauften sich seine Bilderbücher im Nord-Süd-Verlag über 100.000 Mal. Die Schweizer unterlegten die Abenteuer der Mäuse mit erzählenden Reimen von Rose Pflock, die sich an den Prosa-Texten von Iwamuras Original orientieren. Jetzt geht's fort in raschem Schritt. Auch die Kleinen dürfen mit, wollen bei den großen Buchen mit nach reifen Bären suchen. Vorsicht, flüstern die Libellen an dem Wasserfall dem Schnellen.

Vorsicht Mäuschen, kleines Ding, wispert auch der Schmetterling. Vergleichbar vielleicht nur mit Sven Nordquist's Pettersson und Findus, kompletiert Iwamura das Setting seiner Mäusewelt kontinuierlich.

So verfügt die Familie über ein Haus mit eigener Architektur. Es steht am Fuß eines mächtigen Baums und besitzt eine eigene Schlafebene, auf der sich die zahlreichen Betten befinden. Die japanische Badekultur schreibt ein eigenes Waschhaus vor und es gibt einen großen Tisch, an dem jeweils am Ende eines Abenteuers gemeinsam gespeist wird und jeder von seinen Erlebnissen berichtet. Iwamura liefert das Musterbeispiel einer demokratischen Gemeinschaft,

in der zwar gestritten und gezankt werden darf aber jeder für seine eigenheiten geschätzt wird und alle es genießen teil der gemeinschaft zu sein iwamua kannte sein sujet war er doch mit sechs geschwistern aufgewachsen und selbst vater von fünf kindern

In der Komposition der Doppelseiten spiegelt sich sein Lebensverständnis. Die Familien-Szenen sind jeweils um ein Zentrum herum organisiert und werden nach außen hin durch Details und Nebenhandlungen verdichtet. So muss das Auge wandern, um die Komplexität der jeweiligen Situation zu erfassen.

Das Leben in diesen Büchern, deren Geschichten weitgehend undramatisch verlaufen, findet in den einander zugewandten Gesten der Figuren statt. In den Bänden rund ums Frühstück oder den Garten arbeitet man Hand in Hand beim Bären sammeln, beim Pflanzen eines Kürbisses oder während der Organisation eines Picknicks.

So heißt es.

Was gibt's denn heut? Es duftet fein, das müsste Sprossensuppe sein. Die einen kochen schon den Schmaus, die anderen ziehen zum Badehaus. Iwamura richtete die Bände auf die jeweiligen Jahreszeiten aus. So machte er es auch mit einer zweiten Serie, deren titelgebende Protagonisten Matz, Fratz und Lisettchen drei Eichhörnchengeschwister sind, die sich im Astwerk der Bäume tummeln.

Ivamura unterschied diese Welt mit Bedacht vom Universum der Mäuse, das sich zwischen Gräsern und Mosen des Waldbodens befindet. Dazu begab er sich ganz konkret auf die Augenhöhe der Mäuse. Aus ihrer Perspektive sind diese Geschichten erzählt. Mit Aquarellfarben und Mischtechniken schuf Ivamura seine Bilder, denen eine warme Grundfarbe die emotionale Temperatur für das jeweilige Geschehen liefert.

Das kann ein dunkles Grün sein, wenn der Tag noch frisch ist und mit dem Frühstück beginnt, oder ein Gelb, wenn im Herbst die Ernte ansteht, und sogar ein Orange, das im Winter einen wohligen Kontrast zum Weiß des Schnees bildet. Wobei Evamora präzise wie ein Naturkundler zeichnete und man stets im Bild erkennen kann, ob sich ein Blatt an der Oberfläche geschmeidig und weich oder hart und spröde anfühlt.

In seiner Heimat baute sich Kazuo Iwamura ein eigenes Museum, das wie ein Bilderbuch funktionieren sollte. Es steht auf dem Bilderbuchhügel und zeigt nicht nur die Werke von Iwamura, sondern es ist so angelegt, dass man aus allen Himmelsrichtungen eine Aussicht auf die umliegende Landschaft hat. Darin kommt Iwamuras Anliegen zum Ausdruck, Kinder für den Reiz der Naturbeobachtung zu gewinnen.

In den klassischen Kanon der Bilderbuchkunst wird Kazuo Iwamura's Werk nicht allein wegen der außerordentlichen Qualität seiner Illustrationen eingehen, es ist auch der liebevolle Blick für menschliche Eigenarten, der seinen Illustrationen zeitlose Aktualität beschert. Das sagt Thomas Linden über das Werk Kazuo Iwamura's. Im Nord-Süd-Verlag ist gerade »Familie Maus macht Waschtag« erschienen, gereimt von Rose Pflock, empfohlen ab zwei Jahren.

Akiko Miyakoshi ist ebenfalls Japanerin, 1982 geboren. Sie hat bereits mehrere preisgekrönte Bilderbücher veröffentlicht, die ins Französische, Spanische und Chinesische übersetzt worden sind. Sie hatte Einzelausstellungen in Tokio. Jetzt endlich können wir Akiko Miyakoshis Kunst auch auf dem deutschsprachigen Buchmarkt entdecken. Ende der 2000er Jahre hat die Illustratorin in Berlin gelebt.

Und als sie dort mit Freunden einen Spaziergang machte, lief ihr eine Spitzmaus über den Weg. Das war der Anstoß für das jetzt erschienene Bilderbuch »Die kleine Spitzmaus«. Mein Kollege Jan Drees sagt, worum es geht. »Einsamkeit ist in Industriegesellschaften ein großes Thema. Deshalb gibt es in zahlreichen Ländern staatliche Anlaufstellen, die sich um Menschen kümmern, die keinen Partner und auch keine Freunde an ihrer Seite haben.«

Das deutsche Familienministerium unterstützt Modellprojekte für Menschen mit erhöhtem Einsamkeitsrisiko. Interessanterweise sind hierzulande vor allem jüngere Menschen von Einsamkeit betroffen. Man kann keinesfalls zu früh diese spezifische Form der Unverbundenheit literarisch thematisieren.

Die Japanerin Aki Kumiakoshi stellt in ihrem Bilderbuch die kleine Spitzmaus vor, ein putziges, ebenfalls einsam wirkendes Tierchen, das sein Leben der Erwerbsarbeit unterordnet. Ein Tag in ihrem Leben verläuft ungefähr so. Wenn ihr Wecker um sechs Uhr klingelt, geht sie zuerst auf die Toilette. Dann schüttet sie Wasser in ein Glas und trinkt es. Zum Frühstück isst sie Honigkekse, drei Stück.

Sie isst sie von ihrem Lieblingsteller. Dann verschließt sie die Tüte mit den Keksen sorgfältig mit einer Klammer und legt die Tüte in ihren Brotkopf. Bei all diesen Tätigkeiten ist die Spitzmaus allein. Allein steht sie vorm Badezimmerspiegel und bürstet ihr Fell. Allein verlässt sie im Dämmerlicht die kleine Wohnung. In der U-Bahn versteckt sie sich allein hinter einer riesengroßen Tageszeitung. Allein.

Aki Kumiyakoshi zeigt ihr Wesen in zarten, zum Teil aquarellierten Kohlezeichnungen. Die Spitzmaus wird oft in der Rückansicht gezeigt, konfrontiert mit einer Welt, die ihr schlechterdings zu groß erscheinen muss. Auf der Arbeit beweist sich das Tier als äußerst fleißiges Mäuschen. Nur während der Mittagspause speist es gemeinsam mit dem menschlichen Kollegen Tom.

Allein nimmt es den Heimweg, kauft das Nötigste ein und sitzt abends ohne Gesellschaft am runden Küchentisch. Danach beschäftigt es sich mit einem Zauberwürfel. Um neun ist es fast Zeit, ins Bett zu gehen. Die kleine Spitzmaus nickt sanft, legt ihren Zauberwürfel vorsichtig beiseite und klettert ins Bett.

Als Karoshi wird in Japan der Tod durch Überarbeitung bezeichnet. Das Wort Hikikomori steht wiederum für Personen, die sich daheim einschließen und den Kontakt zur Außenwelt meiden. An beiden Phänomenen schrammt Akiko Miyakoshis kleine Spitzmaus Harsha vorbei. Überschrieben sind die drei Kapitel mit ein Spitzmaustag, der Spitzmaustraum und die Spitzmausfreunde.

Der leuchtende Traum von einer Südseereise muss vermutlich Illusion bleiben. Die Tage wirken normiert. Kinder wie Erwachsene können während der Lektüre überlegen, wie sie die Lebensführung des Nagers einschätzen. Ist das Tier unglücklich, genügsam, weiß es nichts von seiner Einsamkeit? Erst am Ende des Jahres bekommt die Spitzmaus Besuch. Am nächsten Morgen steht die kleine Spitzmaus früh auf und geht in die Stadt, um einzukaufen.

Als sie zurück ist, macht sie sich daran, eine Suppe zu kochen. Sie macht besonders gut sauber und dekoriert sogar ein Zimmer. Schließlich wird es dunkel. Sie zündet ein Feuer an, um sich die kalten Finger zu wärmen. Die Freunde bleiben an diesem Abend nur einige Stunden, dann verabschieden sie sich. Es ist plötzlich ganz still in der verlassenen Wohnung. Die kleine Spitzmaus ist jetzt müde und treibt sich die Augen.

»Dieses Jahr war ein gutes Jahr«, murmelt sie. Klaglos akzeptiert das Tier die Mühsal des Lebens, als wollte es unbedingt der kantischen Neigung zur Pflicht nachkommen. Zugleich bewahrt es sich eine rührende Achtsamkeit für die kleinen Freuden des Alltags, für den erfrischenden Duft eines Apfels, für eine Unterseesszene im TV-Programm, für das Nachspüren zarter Sehnsucht, für ein Glas Kirschblütenhonig aus dem lang zurückliegenden Frühjahr.

So ist Akiko Miyakoshis Bilderbuch »Die kleine Spitzmaus« dreierlei. Eine zärtliche Moos-Faber-Fabel, ein Versuch über die Achtsamkeit und ein kindgerechter Einblick in das Leben so vieler Eltern, die sich entgegen aller Diskussionen über unbezahlte Krankheitstage und angeblich zu geringe Arbeitsstunden Tag für Tag den Buckelmäuse krummschuften.

So Jan Drees Lesart von Akiko Miyakoshis Bilderbuch »Die kleine Spitzmaus« aus dem japanischen und englischen von Paula Weber und Nicola T. Stewart, Verlagshaus Jakobi & Stewart ab fünf Jahren.

An vielen Orten auf der Welt ist Krieg. Jeden Tag hören oder sehen wir in den Nachrichten davon und fühlen uns oft hilflos. So ging es auch den Illustratorinnen Friederike Ablang, Merle Goll und Sabine Kranz. Sie tauschten sich aus über dieses Gefühl. Und gemeinsam kam ihnen dann doch eine Idee, wie sie etwas tun könnten.

Die Idee für das Friedenstier war geboren. Ein Bilderbuch, das jetzt bei DTV erschienen ist und dessen Erlöse und Honorare komplett an Ärzte ohne Grenzen gespendet werden.

Die Illustratorin Sabine Kranz habe ich vor der Sendung gefragt, wie wurde aus der Idee, die sie zu dritt hatten, dann ein konkretes Buchprojekt? Zuerst haben wir uns kennengelernt auf der Buchmesse 2023. Damals war gerade in Israel der Angriff der Hamas, in Syrien war Krieg, anderthalb Jahre schon Ukraine und

Und dann kamen wir schnell auf das Thema Krieg und Frieden zu sprechen. Und Friederike hatte ein Skizzenbuch dabei, in das sie andere Kollegen, die vorbeikamen, eine Friedenstaube reinzeichnen hat lassen.

Und dann haben wir gedacht, ja, das könnten wir doch irgendwie als Projekt machen. Wir könnten das auf Instagram posten. Und wir haben gedacht, ja, Friedenstaube, das gibt es halt schon. Lassen wir doch die Leute alle ein Friedenstier zeichnen. Mit etwas Grünem im Schnabel und mit Flügeln auf dem Rücken. Und ansonsten ganz frei, wie sie das gerne machen wollen. Und dann sind wir ausgeschwärmt auf der Messe und haben Kollegen gefragt, Kolleginnen. Und fast alle haben zugesagt.

Das Friedenstier, so die Vorgabe, sollte ein Tier sein mit etwas Grünem im Schnabel. Sie haben es gerade schon angedeutet und da rausgekommen sind weit mehr als nur Tauben. Vielleicht erzählen Sie mal anhand der Bandbreite der Tiere, was sich da illustratorisch heraus ergeben hat. Ja, da ist alles eigentlich dabei. Also es gibt Fische, es gibt Meerschweinchen, es gibt Ameisen, Würmer, Hühner, Frösche. Also alles, was man sich so vorstellen kann in der Tierwelt.

Es gibt natürlich auch viele Vögel. Es gibt Tauben. Eine Taube, das ist zum Beispiel so eine ziemlich faule Taube, die im Friedensbuch liest und Tee trinkt, aber nicht so aktiv wird. Andere sind sehr dynamisch. Also da haben sich alle sehr viel einfallen lassen. Vielleicht beschreiben Sie, Frau Kranz, mal Ihre eigene Illustration. Das ist ein Friedenstier mit großer Mütze.

Genau. Also ich dachte, ein Tier reißt nicht, um den Frieden zu bringen. Und deswegen habe ich eine Mütze für den Winter gezeichnet und mit Ohren dran. Und darunter verbergen sich viele Tiere. Also ein Bär könnte es sein, ein Tiger, eine Ratte, ein Elefant.

Und im Sommer fliegt das Friedenstier mit Sonnenhut und Propeller obendrauf. Und da gucken eben auch unten die Füße und die Schwänze von den Tieren raus.

Es sind ja nun nicht nur wirklich wunderbare Friedenstiere abgebildet, zum Beispiel Axel Schäffler will ich noch erwähnen, der hat ein Schaf beigesteuert, das mit einem grünen Zweig im Maul über einen abgebrannten Wald hinwegfliegt. Es gibt dazu auch Texte und wir hören jetzt mal ein Gedichtbeispiel von Silke Schlichtmann, die Friedensfrage. Vielleicht ist's die schwerste aller Fragen. Wie kommt der Frieden? Und bleibt dann auch?

Ich weiß nicht wie. Oder müssen wir's einfach nur wagen? Fragen, grübeln, träumen bringt da nix. Machen, sonst kommt der nie.

Das Gedicht »Die Friedensfrage« von Silke Schlichtmann, das ist überhaupt was, was sich durchs Buch zieht, der Appell selbst zumindest in seinem kleinen Umfeld etwas für den Frieden zu tun. Und viele Texte und Bilder, die transportieren weniger die Schrecken des Krieges als vielmehr die Hoffnung auf eine zumindest friedlichere Welt. War das Teil Ihrer Vorgaben, Frau Kranz, oder hat sich das so ergeben?

Ja, also wir wollten schon ein positives Bild zeigen, also eine Hoffnung auf Frieden. Und wir haben gemerkt, dass die Teilnehmenden auch sich sehr gefreut haben, in einer Gemeinschaft zu sein. Viele haben sich bei uns bedankt und gesagt, ja, das ist so ein tolles Projekt und ich bin so froh, Teil dessen zu sein. Und auch wenn man nur etwas Kleines tut, wirkt sich das trotzdem aus und man fühlt sich besser in dieser Welt hinein.

mit so viel Aufrüstung Krieg, also Aufrüstung, um den Frieden zwar zu erhalten, aber vielen Menschen macht es einfach Angst. Und durch dieses Buch hoffen wir halt, dass nicht nur die Teilnehmenden, sondern auch die Leserinnen gutbestimmt und fröhlicher werden und den Mut haben, etwas zu tun. In dem Buch ist ja wirklich alles vertreten, was in der Illustrator:innen- und Autor:innen-Szene Rang und Namen hat.

Sie haben da offenbar vielen aus der Seele gesprochen. Also zuerst war es ja eine Aktion auf Instagram, aber wir haben dann erst später die Autoren und Autorinnen gefragt, weil wir eben ein Buch draus machen wollten und Spenden akquirieren wollten.

Und auf Instagram haben das halt auch viele gesehen und haben dann uns gefragt, ach, kann ich da auch noch mitmachen? Und so ist eben eine riesige Anzahl an Friedenstieren zusammengekommen und wir wollten einfach alle mit ins Buch bringen.

Dieses Buch, das Friedenstier, funktioniert ja auf zwei Ebenen als Friedensprojekt. Einmal inhaltlich, indem es, wie Sie schon beschrieben haben, selbst Hoffnung macht auf Frieden. Dann aber eben auch, indem der Erlös gespendet wird. Bitte erklären Sie doch nochmal, wie das jetzt funktioniert. Was genau bekommt jetzt Ärzte ohne Grenzen durch Ihr Buch? Also die TV hat ja gleich zugesagt, dass der Verlag auch seine Erlöse spendet. Und sämtliche Autoren und Illustratorinnen haben auch das Friedenstier gespendet.

Wir bekommen ja Tantiem, also Prozente vom Buchverkauf normalerweise als Illustratorin, als Autorin oder als Herausgeberin. Und diese Erlöse, so wie halt der Erlös vom DTV-Verlag, gehen dann an Ärzte ohne Grenzen. Im Herbst auf der Buchmesse wird dann der erste Scheck überreicht. Und dieses Friedenstier, das bleibt ja nicht nur beim gebundenen Buch, es nimmt noch eine weitere Flugbahn. Vielleicht beschreiben Sie mal, wie es jetzt noch weitergeht.

Also viele der Teilnehmenden sind sehr aktiv und haben auch in ihrem Umfeld gefragt, ob vielleicht Buchhandlungen eine Aktion dazu machen wollen. Es gibt kleine Ausstellungen, es gibt Workshops mit Kindern, die dann selbst Friedenstiere zeichnen. Eine Teilnehmerin hat sogar einen Friedenssong geschrieben, das ist Ann-Kathrin Bähl.

Also ich bin guter Hoffnung, dass das Friedenstier noch weitere Regeln in die Welt findet. Die Illustratorin Sabine Kranz über das Friedenstier. Sabine Kranz, Merle Goll und Friederike Ablang haben das Buch herausgegeben, Untertitel mit Stift und Flügeln für den Frieden. Es ist bei DTV erschienen, empfohlen ab fünf Jahren und der Erlös geht, wie gesagt, an Ärzte ohne Grenzen.

Sid Sharp aus Kanada hat es mit Märchen. Schon das Debüt der Wolfspelz spielte mit der Form, löste sich dabei aber von klassischen Märchenstrukturen. In der Geschichte für Kinder ab sechs Jahren zieht sich ein Schaf einen Wolfspelz über, um im Wald nicht gefressen zu werden. Es geht um Anpassung, Angst, um Freundschaft und um Freiheit. Der Wolfspelz ist eine Mischung aus Bilderbuch und Graphic Novel und war vergangenes Jahr für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Sitchabs zweites Buch für Kinder ab acht Jahren ähnelt formal und mit seinem düsteren Stil dem Debüt und hat wiederum etwas von einem Märchen. Svenja Kretschmer beginnt ihre Besprechung von »Moor, Myrte und das Zaubergarn« mit den ersten Sätzen des Buches.

Am Rande der Stadt lebten zwei Schwestern in einem hässlichen, alten, zugigen Haus. Eine hieß Beatrice. Hallo. Und die andere Magnolia. Sie waren so arm, dass sie zum Frühstück Ratten aßen und zu Mittag Kakerlaken. Obwohl sie Schwestern waren, unterschieden sie sich sehr.

Beatrice hatte Spaß am Singen und beobachtete heimische Tiere, wohingegen Magnolia mit Vorliebe Mürre schaute und Spinnen die Beine ausriss. »Mormyrte und das Zaubergarn« beginnt zwar nicht mit »Es war einmal«, aber wie im klassischen Märchen ist auch hier das Setting sofort klar. Da sind zwei Schwestern, eine gut, eine böse, und ihnen fehlt das Geld.

Sitchab arbeitet mit Wasserfarbe oder Gouache. Die Details werden mit Buntstiften hinzugefügt. Besonders dominant ist das Tintenschwarz. Die anderen Farben sind leuchtend und bunt. Die Mischung aus analoger Technik und klaren, beinahe grafischen Formen unterstreicht die märchenhaft stereotypen Figuren. So hat Beatrice einen leuchtend roten, runden Körper, während Magnolia matschgrün und eckig daherkommt.

Magnolia friert und ihre gutmütige Schwester fasst den Plan, im Wald nach Gegenständen zu suchen, von deren Erlös sie Wolle für einen wärmenden Pullover kaufen kann. Aber Magnolia freut sich nicht darüber. Das ist lächerlich. Jeder weiß, dass man nicht einfach etwas aus dem Wald wegnehmen darf, weil die alte Frau aus dem Moor dich sonst in eine Fliege verwandelt und aufisst. Und jetzt verschwinde und lass mich für den Rest des Tages in Ruhe.

Beatrice lässt sich nicht beirren. Allerdings will der Wolleverkäufer ausschließlich Geld, weshalb Beatrice die Gegenstände wieder in den Wald zurückbringt. Dort trifft sie auf die Frau, vor der sie gewarnt wurde, Moor Myrte, eine riesige Spinne, die sie jetzt tatsächlich in eine Fliege verwandeln will.

Die düsteren Illustrationen in Comic-Panels mit Sprechblasen tragen maßgeblich zu Grusel und Spannung bei dieser Begegnung bei. Doch Moor Myrte entpuppt sich nicht als Monster, sondern als konsequente Naturschützerin. Als sie merkt, dass Beatrice den Wald schätzt, lässt sie sie frei und gibt ihr ein besonderes Geschenk. Zauberseide. Das könnte die Lösung für die frierende Magnolia sein, doch stattdessen spitzt sich mit der wertvollen Seide die Situation weiter zu. Magnolias

Magnolia will mehr. Sie wittert ihre Chance auf Reichtum und gründet ein Zauberpullover-Unternehmen, bei dem sie Beatrice und die Helferspinnen ausbeutet. Sprechen verboten, krank werden verboten, auf die Toilette gehen verboten. Bis die Spinnen zu streiken beginnen und Beatrice sich ihnen anschließt.

Dieser Dialog der Schwestern ist eines von vielen Beispielen für Sitcharps scharfen und düsteren Humor. »Tut mir leid, Magnolia. Solange gestreikt wird, kann ich nicht arbeiten. Dann wäre ich eine Streikbrecherin und das wäre unfair.«

»Das ist eine Katastrophe. Was mache ich bloß?« »Du könntest freundlicher sein.« »Vielleicht könnte ich die Arbeit rausgeben. Meinst du, ich könnte Lagerarbeiter einstellen und sie in Ratten bezahlen?« »Ich glaube, es wäre leichter, einfach freundlicher zu sein.« »Ach, das ist sinnlos. Alles läuft schief. Heutzutage will niemand mehr arbeiten.« Mehr sei nicht verraten, als dass Magnolias Gier und Egoismus ihr noch zum Verhängnis werden.

Sid Sharp hat mit Moor Myrte und Das Zaubergarn ein modernes Märchen geschaffen. In der gruselig spannenden und schrägen Geschichte steckt eine große Portion Kritik an Konsum und Kapitalismus. Und im Speziellen an der damit einhergehenden Ausbeutung der Natur, der Feindseligkeit gegenüber denjenigen, die die Natur schützen wollen, an schlechten Arbeitsbedingungen und am Profit weniger. Und all das mit ausdrucksstarken Bildern, präzisen Figuren und einer Menge Witz.

Svenja Kretschmer überzeugt von Sid Sharps Buch Moor, Myrte und das Zaubergarn. Alexandra Raag hat es aus dem Englischen übersetzt. Nord-Süd Verlag ab acht Jahren. Und das war das letzte unserer heutigen Bücher für junge Leserinnen und Leser. Ich empfehle Ihnen jetzt noch direkt im Anschluss Computer und Kommunikation. Am Mikrofon war Dina Netz. Ein schönes Wochenende.