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Gastland Norwegen, Nominierungen Deutscher Jugendliteraturpreis, Alex Wheatle

2025/3/29
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Bücher für junge Leser

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
A
Andrine Pollen
S
Svenja Kretschmer
U
Ute Wegmann
Topics
Svenja Kretschmer: 我主持了关于挪威作为莱比锡书展嘉宾国,以及德国青少年文学奖提名作品的讨论。挪威儿童和青少年文学在全球享有盛誉,其产量大且独具特色。我们讨论了挪威文学的现状、特点以及政府对文学发展的支持政策。同时,我们还分析了德国青少年文学奖提名作品的主题和趋势,例如战争、丧失、身份认同等,并探讨了图画小说在文学分类中的地位。 Andrine Pollen: 我是Norla的高级顾问,负责协调挪威在莱比锡书展的嘉宾国活动。挪威拥有庞大的读者群体,阅读在挪威文化中占据重要地位。尽管电子设备对阅读习惯造成了一定冲击,但人们仍然热爱阅读。政府的购书制度对挪威文学的发展起到了至关重要的作用,它确保了出版社能够出版各种类型的书籍,包括销量不高的诗歌和儿童文学作品,也使得作者能够创作不同类型的书籍,丰富了挪威文学的多样性。此外,政府的资助计划也惠及插画家,确保了高质量的绘本创作。挪威儿童文学的特点是敢于直面敏感话题,例如死亡、战争、种族歧视等,但同时又注重以轻松幽默的方式呈现,并给孩子们带来希望。挪威的传统文化,例如神话传说,也仍然影响着当代挪威儿童和青少年文学。 Ute Wegmann: 我分析了德国青少年文学奖的提名作品。今年的提名作品反映了当代社会的主要议题,例如战争、丧失、死亡和身份认同。许多作品都包含大量的图画,这反映了近年来儿童文学的一个趋势。今年的提名作品中,既有严肃的作品,也有充满诗意的作品,体现了高质量的文学水平。同时,我们也讨论了图画小说在文学分类中的地位,以及是否需要新增“图画小说”类别。

Deep Dive

Chapters
Die Sendung beleuchtet die norwegische Kinder- und Jugendliteratur, ihre Besonderheiten und den Stellenwert in Norwegen. Es wird über die staatliche Förderung, die Rolle von Verlagen und Autoren sowie die Themenvielfalt gesprochen.
  • Norwegen hat eine hohe Lesequote (88% lesen mindestens ein Buch pro Jahr).
  • Norla fördert Übersetzungen norwegischer Bücher in 51 Sprachen.
  • Staatliche Förderungsprogramme sichern die Produktion norwegischer Bücher, auch in Nischenbereichen wie Kinder- und Jugendliteratur.
  • Die norwegische Kinder- und Jugendliteratur zeichnet sich durch innovative und vielfältige Themen aus, die auch schwierige Themen wie Tod, Trauer, Rassismus und Gewalt beinhalten.

Shownotes Transcript

Er war Jugendbuchautor mit den wichtigen Themen Sklaverei, Kriminalität und Gewalt. Er gab den jungen Menschen eine Stimme, die selten gehört werden. Der britische Schriftsteller Alex Wheatle ist im Alter von 62 Jahren gestorben. Wir erinnern gleich an ihn. Buchmesse in Leipzig. Das heißt zahlreiche Neuerscheinungen, ein Gastland, in diesem Jahr Norwegen und die Bekanntgabe der Nominierungen zum Deutschen Jugendliteraturpreis. Über all das wollen wir heute sprechen.

Herzlich willkommen zu den Büchern für junge Leserinnen und Leser. Mein Name ist Svenja Kretschmer. Kinder- und Jugendliteratur aus Norwegen ist auf der ganzen Welt bekannt und beliebt und viele Titel sind auch ins Deutsch übertragen. Aber es gibt nicht nur eine große Produktion, vor allem ist norwegische Kinder- und Jugendliteratur durchaus besonders. Norwegen ist dieses Jahr Ehrengast der Leipziger Buchmesse. Den Gastlandauftritt organisiert Norla, Norwegian Literature Abroad, gegründet 1978.

Norla gelingt es, mit den vielfältigen Programmen norwegische Bücher und AutorInnen im Ausland bekannt zu machen. Die Organisation wird staatlich finanziert. 2023 konnte sie Zuschüsse für Übersetzungen in 51 verschiedene Sprachen gewähren. Von 553 Anträgen für Übersetzungsstipendien wurden 546 bewilligt. Kinder- und Jugendbücher machen etwa ein Viertel aller Übersetzungen aus.

Andrine Pollen, Senior Advisor bei Norla, koordiniert den Gastlandauftritt. Ich habe mit ihr über die Situation der Kinder- und Jugendliteratur aus Norwegen gesprochen. Frau Pollen, Norwegen hat ja 5,5 Millionen Einwohner und weist auch großartige Zahlen auf, wenn es um das Interesse an Literatur geht. 88 Prozent der Bevölkerung sagten in einer Umfrage 2019, dass sie mindestens ein Buch pro Jahr lesen. Das sind beeindruckende Zahlen.

Hat sich seitdem vielleicht durch Corona das Leseverhalten verändert? Ja, es kann sein, dass auch in Norwegen wie in anderen Ländern Hörbücher mehr und mehr benutzt werden. Ich glaube aber, dass Leute immer noch gerne Bücher lesen, obwohl man hat ja viele Eindrücke auch von anderen Medien immer wieder. Das Lesen ist immer noch wichtig, aber man merkt schon, dass

iPads und Spiele und alles, was dem Buch droht, auch in Norwegen, werden das Lesen unter Druck gestellt. Wir haben ja jetzt gehört, dass Norla sich sehr einsetzt dafür, Literatur im Ausland bekannter zu machen. Und in Norwegen gibt es auch seit 1979 das Norwegische Kinderbuchinstitut. Das ist ein nationales Bildungs- und Wissenszentrum für Kinder- und Jugendliteratur, sogar mit eigener Forschungsabteilung.

Hat denn die Kinder- und Jugendliteratur in Norwegen einen anderen Stellenwert, als das in anderen Ländern der Fall ist? Ich denke jedenfalls, dass in Norwegen Kinder- und Jugendliteratur wirklich wahrgenommen wird. Und es ist auch so, dass Literatur im Allgemeinen sehr wichtig in Norwegen ist, weil unsere Sprache ist ja eine kleine Sprache und wichtig.

Um die Sprache wirklich gut zu betreuen, muss man ja auch Bücher in die eigene Sprache schreiben, damit die Sprache sich entwickelt. Und dadurch haben wir ja dieses staatliche Förderungsprogramm, ein sogenanntes Ankaufsregelung. Und das sorgt dafür, dass Bücher auf Norwegisch geschrieben werden.

Und das heißt auch dann, dass Autoren, die Bücher auf Norwegisch schreiben, die norwegischen Verlage vertrauen sich, Bücher von neuen Autoren herauszugeben, obwohl die Namen dann total unbekannt sind, weil diese Ankaufsregelung dafür sorgt, dass wenn ein Buch auf eine bestimmte Qualität ist,

dann wird der Staat die Bücher einkaufen und an Bibliotheken im ganzen Land verteilen. Das heißt, dass Verlagen können auch Poesie zum Beispiel oder Kinder- und Jugendbücher oder irgendwas, was vielleicht nicht so viel verkauft wird, dann hat man eine Garantie, dass

die Verlage also nicht so viel dabei verlieren werden. Und durch diese Ankaufsregelung, dann ist es auch so, dass ein Autor zum Beispiel ein Buch pro Jahr für Erwachsene schreiben kann mit dieser Garantie und dann

können Sie auch ein Buch für Kinder und Jugendliche schreiben. Und das heißt, dass viele Autoren, die für Erwachsene schreiben, vielleicht auch für Kinder und Jugendliche schreiben. Und ich denke, dadurch gibt es so eine Vielfalt in der norwegischen Literatur, weil Autoren dann in verschiedenen Genres experimentieren.

Am Anfang war das vielleicht so, dass der Nobelpreisträger Jürgen Voss ein Kinderbuch extra geschrieben hat, um ein bisschen mehr Geld zu verdienen.

Aber die Bücher sind ja für Kinder auch interessant. Und dann ist es vielleicht so, dass Jones Böder, Krimi-Buchautor, der hat auch Bücher für Kinder und Jugendliche geschrieben. Aber bestimmt nicht, weil er das Geld gebraucht hat.

Sondern es muss ihm Spaß gemacht haben. Und ich denke, das bereichert die norwegische Literatur für Kinder und Jugendliche, dass wir diese Unterstützung, dieses staatliche Förderungsprogramm haben. Das heißt, es durchmischt sich auch viel mehr. Das Gastland jetzt auf der Leipziger Buchmesse, das reist ja auch immer mit einer offiziellen Delegation an von AutorInnen. Kann man da sagen, in dem Fall dann überhaupt, wie der Anteil ist der Kinder- und JugendbuchautorInnen?

Ja, wir haben etwa Kinder- und Jugendautoren und Autorinnen dabei. Aber dann gibt es ja auch viele, die hier jetzt dieses Jahr als Erwachsenenautoren da sind. Aber zum Beispiel haben viele von den Autoren, die wir wirklich toll finden, so wie Maya Lunde und so wie Simon Stranger und Vigdys Jörd,

die haben alle auch Bücher für Kinder und Jugendliche vorhergeschrieben. Das heißt, jetzt sind sie da als Erwachsenenautoren, aber das heißt nicht, dass sie nicht auch Kinder- und Jugendliteratur schreiben.

Und wie wurde da die Auswahl getroffen? Ging es da nach dem Bekanntheitsgrad in Deutschland oder wie wurde das gemacht? Das wurde so gemacht, dass wir versucht haben, die Autoren, die jetzt im Frühjahr oder im Herbst 2024 aktuell sind, die wollten wir gerne einladen. Die norwegische Kinder- und Jugendliteratur gilt ja als sehr innovativ und vielfältig und mutig, was die Themenauswahl angeht.

Tod und Trauer, Rassismus, Krieg, Missbrauch, Homosexualität und Gewalt kommen ganz selbstverständlich vor. Alles das sind Themen, die es normalerweise schwer haben in der Literatur für Kinder und Jugendliche. Frau Pollen, wer ist denn hier unerschrockener? Die Verlage, die AutorInnen oder vielleicht die jungen norwegischen Lesenden?

Ich denke vor allem, das hört sich vielleicht sehr problematisch an, wenn Sie alle diese Themen erwähnen. Nur denke ich, für uns ist es halt wichtig, dass alle Kinder ihre Wirklichkeit in den Büchern ganz gewöhnlich finden sollen. Das heißt,

Wenn Maria Parr über einen Onkel schreibt, der mit einem Mann verheiratet ist, es ist wirklich nicht ein großes Thema, nur das ist zufälligerweise so. Und dann wird es dann ganz üblich irgendwie. Also nicht problematisch und auch öfters mit viel Humor und einer Leichtheit geschrieben. Und natürlich...

Ist es auch wichtig, dass man immer eine Hoffnung hat, dass alles gut geht, obwohl man über Tod und Krieg und furchtbare Sachen schreiben kann, dass man immer ein gutes Ende in dem Buch hat. Und das denke ich, das ist für Kinder sehr, sehr wichtig. Welche Rolle spielt denn Tradition in Norwegen, zum Beispiel die Sagenwelt mit Trollen und anderen düsteren Fabelwesen?

Hat das heute noch Einfluss auf die heutige Kinder- und Jugendliteratur? Ja, auf jeden Fall. Ich denke, das ist halt so wie hier in Deutschland die Gebrüder Grimm immer noch wichtig sind. Das ist ja halt...

ein Teil der selbstverständlichen Kultur, die alle Kinder kennen. Aber dann hat man ja auch Autoren wie Björn Röhrwig, der dann dieses Thema weiterentwickelt, so wie die Böckchenbande auf Deutsch ist, wo es noch populärer wird. Aber dann kennt man die ursprüngliche Geschichte, die dahinter steckt und dann spielt man weiter. Und das wird dann natürlich sehr lustig und witzig.

Die Böckchenbande Bilderbücher von Björn Rörwig und Grümörsünd haben Sie jetzt angesprochen. Da geht es, wie Sie sagen, sehr munter und lustig zu und es lugt aber immer dieser gruselige Troll um die Ecke. Diese Bücher haben ja auch über Norwegen hinaus einen immensen Erfolg. Was denken Sie, wie lässt sich dieser Erfolg erklären?

Halt an Humor und alle Kinder möchten ja gerne erschrocken werden, wenn sie nur wissen, dass alles gut geht. Humor und Spaß, finde ich, das verstehen Kinder auch in Norwegen so wie in Deutschland.

Viele IllustratorInnen aus Norwegen sind auch in Deutschland bekannt und erfolgreich. Zum Beispiel Eivind Thurstetter, Stian Hule oder Lisa Aisatu und eben Grue Mörsund. Die sind alle mit ihren Büchern auch auf unserer Bestenliste vertreten, in der Deutschlandfunk-Bestenliste. Wie werden denn IllustratorInnen in Norwegen unterstützt? Gibt es da auch ein spezielles Programm? Ja, genau. Das würde ich auch sagen. Also dieses staatliche Förderungsprogramm,

gibt es auch für Illustratoren und Illustratorinnen. Das heißt, dass auch in Norwegen Illustratoren sich entwickeln können, weil norwegische Verlage auch für Bilderbücher Unterstützung bekommen können. Und natürlich ist es wichtig, also die Bücher werden sowieso verlegt, also es gibt keine Zensur. Aber wenn die eine bestimmte Qualität haben, dann werden sie auch eingekauft.

Also so wie mit der Abnahmeregelung, das gilt genauso auch für IllustratorInnen, die können auch ihre Projekte dort einreichen? Ja, durch den Verlagen dann. Und dadurch werden ja Verlagen aufgefördert, neue Illustratoren zu finden, damit man wirklich eine Vielfalt auch in Bilderbücher entwickelt kann.

2019 war Norwegen ja Gastland in Frankfurt auf der Buchmesse, 2022 in Warschau, jetzt dieses Jahr in Leipzig und 2026 wird Norwegen in Bologna Ehrengast sein. Das, was Sie jetzt alles erzählen, das klingt ziemlich utopisch und ziemlich toll in der Literaturlandschaft. Ist es denn bei solchen Messen dann so, dass Sie auch noch etwas für Norwegen lernen können?

Ja, natürlich. Man versucht ja immer zu sehen, was in anderen Ländern los ist. Und wir sind ja ein Teil von der ganzen Welt. Aber wir hoffen, dass wirklich auch Norwegen ein kleines Beitrag zu der Weltliteratur geben kann. Und ich muss sagen, ich finde es ja natürlich toll und ich denke wirklich, dass wir...

Ein Nobelpreisträger, so wie Jürgen Frosse, das kommt ja dadurch, dass wir diese staatlichen Förderungsprogramme haben. Der norwegische Staat hat das wirklich gut geplant, dass die norwegischen Leser ins Bibliothek gehen können und neue norwegische Literatur finden können und lernen.

Auch natürlich werden Bücher aus anderen Ländern gefördert, weil wir so eine kleine Bevölkerung haben. Das heißt, wir brauchen Inspiration und Bücher, die auch ins Norwegische übersetzt worden sind. Frau Pollen, vielen Dank für das Gespräch. Ich danke auch.

Das war Andrine Pollen von Norla über Kinder- und Jugendliteratur aus Norwegen, dem diesjährigen Gastland der Leipziger Buchmesse. Der Deutsche Jugendliteraturpreis ist die wichtigste Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur im deutschsprachigen Raum und wird dieses Jahr zum 69. Mal verliehen. Vergeben wird er in den Kategorien Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch. Eine Jugendjury prämiert ein weiteres Jugendbuch und es gibt einen Sonderpreis »Neue Talente«.

Die Preisverleihung findet jedes Jahr im Herbst auf der Frankfurter Buchmesse statt, die Nominierungen aber werden auf der Leipziger Buchmesse bekannt gegeben. Sechs Titel in jeder Kategorie und die stehen seit Donnerstag fest. Meine Kollegin Ute Wegmann hat sich die Liste angesehen. Ich habe sie gefragt, was ist denn ihr erster Eindruck?

Ja, der erste Eindruck, die Nominierungsliste spiegelt im Grunde genommen immer die Themen der Gegenwart. Das haben wir schon sehr, sehr oft festgestellt. Und so ist es auch natürlich dieses Jahr. Also Krieg und Verlust spielen im Bilderbuch, im Kinderbuch und im Jugendbuch eine große Rolle. Und mit Verlust geht in der Regel, oder damit ist natürlich gemeint,

Der Tod und damit auch die Abwesenheit eines oder mehrerer Elternteile oder Familienmitglieder. Und damit verbunden natürlich geht es auch um Trauer und Trauerprozesse. Das zieht sich, eigentlich kann man sagen, fast durch alle Spachten. Also als die gelben Blätter fielen, Anna, Himmelwärts, wohin das Licht entflieht, nur um einfach ein paar Titel zu nennen. Das ist...

Keine leichte Kost, aber es sind einfach alles sehr gute, tolle Titel. Ein weiteres Thema, das sich auch nun schon seit Jahren und natürlich auch nicht überraschend durch die Kinder- und Jugendliteratur zieht, ist das Thema Identität. Vor allem bezieht sich das auf die Kinder eingewanderter Familien aus unterschiedlichen Ländern und somit auch mit unterschiedlichen Anknüpfungspunkten. Ob sich jetzt ein Kind fragt, ob es womöglich adoptiert ist bei Kinder,

In a Kurs von hier aus kann man die ganze Welt sehen oder sich ein iranischer Jugendlicher mit seinen Vorfahren und seiner Kultur auseinandersetzt und mit seiner Queerness in nur dieser einen Augenblick von Abtineh Samian oder eine Jugendliche, die sich eine blonde Perücke aufsetzt, wenn sie ihren Kiez verlässt in Anna Dimitrovas' Cannakids. Also das sind so Themen, die immer wiederkehren. Was auch interessant ist, es gibt einen sehr hohen Bildanteil

Also kaum ein Buch, jetzt mal die Jugendromane ausgenommen, kaum ein Buch, das ohne Bilder daherkommt. Das ist ein Trend, den wir schon ein paar Jahre beobachten können, der sich fortsetzt und der sich auch steigert, meiner Meinung nach. Im Sachbuch haben wir das ja sowieso gesehen.

Beim Sachbuch ist mir aufgefallen, dass die Fokussierung so ein bisschen auf jüngere Lesende ist dieses Jahr. Wir haben viele Übersetzungen aus dem Englischen, auch das ist meistens so oder oft so. Und was mir vor allen Dingen auch aufgefallen ist, das fand ich sehr schön, dass 20 Titel dieser nominierten Titel wirklich beste sieben Titel waren. Also diese Titel waren auf der besten Liste des Deutschlandfunks.

Dann muss man natürlich auch sagen, wir haben nicht nur schweres, sondern wir haben auch wunderbar poetisches wie Auf dem Weg von Janisch und Bansch oder Jens Rasmus Regentag, ein großartiges Erstlesebuch über eine Gurkentruppe und so weiter. Also es ist eine gute Mischung. Die Graphic Novel Anna, was die Zeit nicht heilt von Christina Laube und Merda Zaeri haben Sie jetzt gerade schon ein paar Mal angesprochen. Die ist nominiert in der Kategorie Bilderbuch. Was sagen Sie denn dazu?

Ja, ich finde, das zeigt jetzt nochmal, wie kompliziert diese Kategorien sind, weil wir haben ja in Deutschland so eine ganz klare Einteilung und Bilderbuch ist eigentlich immer ein Buch für jüngere Lesende.

Ab wann ist ein Bilderbuch ein Bilderbuch und wann ist es eigentlich ein Kinderbuch? In der Kategorie Kinderbuch zum Beispiel ist das herausragende Buch Der Vogel in mir fliegt, wohin er will, mit einem sehr, sehr hohen Bildanteil. Das ist jetzt in der Kategorie Kinderbuch nominiert. Also da weiß ich nicht genau, warum die Jury so entschieden hat, wie sie entschieden hat. Also das finde ich nach wie vor ein bisschen schwierig.

Sind die Kategorien denn dann überhaupt noch angemessen oder brauchen wir vielleicht eine neue Kategorie, Graphic Novel oder vielleicht ein ganz anderes System? Ja, da streiten sich genau die Geister. Also ich war eine Zeit lang wirklich fest davon überzeugt, dass wir...

Um dem Genre Graphic Novel oder Comic gerecht werden zu können, eine neue Kategorie brauchen. Ich bin mir aber jetzt nicht mehr wirklich sicher, obwohl ich denke, dass wir vier weitere sehr gute Comics neben Anna und Celeste gefunden hätten.

Aber es gibt auch Illustratorinnen, die sehen das ganz anders. Die möchten nicht durch diese Form herausgehoben werden, sondern die möchten aufgrund ihrer Themen beachtet werden und möchten sich lieber einreihen und so ihre Anerkennung genießen. Also ebenbürchtig sein neben der Prosa und dem Bilderbuch. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob wir wirklich eine Kategorie brauchen oder ob wir vielleicht diese Kategorien irgendwie aufbrechen sollten. Das wäre ein gutes Diskussionsthema.

Beim Jugendbuch gibt es ja die Besonderheit, dass wir insgesamt zwölf Nominierungen haben, nämlich sechs von der Fachjury und sechs von der Jugendjury. Die setzt sich aus jugendlichen Leseclubs zusammen. Was zeigt sich denn an der Auswahl? Also ich habe mich total gefreut über die hohe literarische Qualität. Da haben wir zum Beispiel im Jugendbuch Kimberly Rebecca Bradley, Gras unter meinen Füßen. Das ist wirklich ein ganz herausragendes Buch gewesen im letzten Jahr oder auch R.G. Palacio mit Pony.

Also ich habe mich ein bisschen gefühlt wie früher, als wir wirklich so beste Qualität hatten, außergewöhnliche Geschichten, spannende Settings, starke Figuren, kein Klischee nirgends. Also das ist schon sehr toll.

Eine Überschneidung gibt es auch, nämlich Sarah Jäger und die Welt, sie fliegt hoch. Da habe ich mich gefragt, ob das vielleicht auch, dass das jetzt zweimal auftaucht, der Form, also der ungewöhnlichen Form geschuldet ist. Das ist ja so eine Art Sprachnachrichtendialog über elf Tage zwischen zwei Jugendlichen, die sich kennen oder auch nicht, man weiß es nicht genau, sich annähern oder vielleicht auch nicht, ehrlich sind oder auch nicht, also.

Beide sitzen in ihren Wohnungen, verlassen das Haus aus unterschiedlichen Gründen nicht. Es ist ja ein großes Thema zwischen Eltern und Pubertierenden und meiner Meinung nach nicht erst, seitdem wir Handys besitzen. Also das scheint einfach ein Thema zu sein, was viele angesprochen hat und dann durch die neue Form. Auch das ist ja einer der wenigen bebilderten Jugendromane. Wahrscheinlich was Besonderes. Bei der Jugendjury-Auswahl kann man darüber hinaus feststellen, dass hier Themen wie Idealismus,

natürlich auch aufgegriffen werden. Aber auch noch mal Klima, was natürlich sehr, sehr wichtig ist. Und wir ja ständig in den Nachrichten hören, Klima insofern, wie weit kann man gehen auch als aktivistische Person? Und dann geht es um das erste Mal, was auch immer das heißt. Die hat Eva Rottmann viele Stimmen zusammengeführt. Und es geht um die Macht der Poesie im Alltag, zum Beispiel unerwartet auf Gullideckeln und was ein Gedicht bewirken kann. So liest man bei Martin Gries freilaufende Dichter, Doppelpunkt innen.

Das Sachbuch, kommen wir da mal zu, ist das denn repräsentativ vertreten? Also es wurden Sachbücher ausgewählt, die nicht nur eine brillante illustratorische Umsetzung haben, sondern in denen mir ein weiteres Element aufgefallen ist, sie sind erzählerischer als früher. Also ob man jetzt das Buch nimmt zum Zauberwürfel oder...

Oder auch Fahrrad, wo das Fahrrad oder das Fahrradfahren wirklich in der ganzen historischen und kulturellen Bedeutung aufgegriffen wird. Und auch explizit in Celeste, was ich vorhin schon angesprochen habe, hier erzählt die ältere Celeste ihre Geschichte, die sie als

zehnjähriges Mädchen in der Schweiz erlebte. Das ist interessant, das ist ein Buch, das ein historisches Thema aufgreift, nämlich das Thema der italienischen Saisonarbeiter nach dem Zweiten Weltkrieg in der Schweiz, die immer nur drei Monate bleiben durften, danach nach Hause mussten und denen der Zuzug ihrer Familien verwehrt war. Und somit ist das natürlich ein hoch aktuelles Thema im Grunde genommen.

Celeste, das versteckte Kind, ist ein Sachbuch nach einer wahren Geschichte. Und dann ist nominiert Hallo Plankton. Das haben wir ja auch hier im Deutschlandfunk mehrfach, glaube ich, sogar besprochen. Das ist ein Feuerwerk an Infos, genial in Text und Bild.

Und man schaut auch auf aktivistische internationale Aktionen, auch historisch, wie der Streik der Frauen in Island 1975 um ihre Rechte. Hier und bei allen anderen Sachbüchern kann ich nur sagen, habe ich als Erwachsene irrsinnig viel gelernt. Ich kenne ja viele dieser Bücher, weil ich sie für die besten sieben gelesen habe. Aber den Zauberwürfel, den habe ich immer noch nicht kapiert, lieber Daniel Fähr, aber ich glaube, das liegt an meinem Kopf.

Der Sonderpreis Neue Talente wird in diesem Jahr an eine Illustratorin vergeben. Das wechselt sich ja immer ab mit Übersetzung und AutorInnen. Nominiert sind Maren Amini mit Amajan und der Wiedehopf, Karin Exner mit Hüte und andere Kopfbedeckungen aus aller Welt und Lena Hellmeier für Klimaangst und Wandelmut.

Was sagen Sie denn dazu? Das sind drei herausragende Illustratorinnen, finde ich. Also Hüte haben wir ja auch schon ganz oft besprochen. Karin Exner hat dafür auch schon Preise gewonnen. Sie arbeitet ja in der Öl-Kreide-Kratz-Technik. Maren Amini, die die Lebensgeschichte ihres Vaters erzählt, der 1972 aus Afghanistan nach Deutschland kam, arbeitet in verschiedenen Techniken, ist sehr abwechslungsreich, ist ein umfangreicher Comic, der in den Schwarz-Weiß-Sequenzen auch ganz oft an Saint-Pierre tatsächlich erinnert.

Und Lena Hellmeier macht auch was sehr Persönliches, Klimaangst und Wandelmut heißt ihr Buch. Das ist eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit der Klimakrise und den vielen Fragen, die man sich selber stellt, was man eigentlich tun kann. Und auch sie ist sehr abwechslungsreich in ihren stilistischen Mitteln. Also drei tolle Illustratorin, ich würde allen drei den Preis geben, ehrlich gesagt.

Schade, dass das nicht geht. Hat Sie denn sonst noch etwas überrascht oder erfreut? Abschließend kann ich einfach nur sagen, wieder mehr Qualität vor pädagogischer Wirksamkeit, das finde ich sehr erfreulich. Das war Ute Wegmann zu den Nominierungen für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Die vollständige Liste mit allen Nominierten können Sie unter www.jugendliteratur.org nachlesen.

2024 stand sein Buch, Cane Warriors – Niemand ist frei, bis alle frei sind, auf der Nominierungsliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Jugendbuch.

Alex Wheatle wurde im Londoner Süden als Sohn jamaikanischer Eltern geboren. Aufgewachsen ist er größtenteils in einem Kinderheim, wo er Gewalt und Missbrauch erlebte. Während des Brixton-Aufstands im April 1981 wurde Wheatle verhaftet. Bei den Aufständen ging es vor allem um die schlechten Lebensbedingungen der afrikanisch-karibischen Community. Wheatle verbrachte vier Monate im Gefängnis. Während seiner Haft las Wheatle zahlreiche Bücher und entdeckte sein Interesse für die Literatur.

Die Literatur hat mir das Leben gerettet. Wenn ich nicht begonnen hätte zu lesen, als ich mit 18 im Gefängnis saß, hätte ich nie geglaubt, dass ich der Gesellschaft irgendetwas zu geben hätte. Durch das Lesen habe ich Empathie für andere Menschen entwickelt. Ich lese ihre Geschichten und denke, wir sind gar nicht so unterschiedlich, wie man uns glauben machen will.

Wir wollen alle dasselbe. Wir wollen mit unseren Nachbarn auskommen, einander verstehen und helfen. Das habe ich beim Lesen gelernt. Alex Wheatle, der britische Jugendbuchautor, ist im Alter von 62 Jahren an Krebs gestorben. Sie hörten einen Auszug aus einem Lesart-Beitrag über ihn aus dem Jahr 2019.

Das waren die Bücher für junge Leserinnen und Leser in dieser Woche. Nächsten Samstag hören Sie um diese Zeit Ute Wegmann und Karin Fach im Gespräch über die Deutschlandfunk-Bestenliste Die besten sieben im April. Hier folgt jetzt im Anschluss Computer und Kommunikation. Mein Name ist Svenja Kretschmer und ich wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende.