We're sunsetting PodQuest on 2025-07-28. Thank you for your support!
Export Podcast Subscriptions
cover of episode Einzelbüro, Großraum, Zuhause? Wo der Mensch am besten arbeitet

Einzelbüro, Großraum, Zuhause? Wo der Mensch am besten arbeitet

2025/6/8
logo of podcast ZEIT WISSEN. Woher weißt Du das?

ZEIT WISSEN. Woher weißt Du das?

AI Chapters Transcript
Chapters
This chapter explores the debate between individual and open-plan offices, drawing on research and real-world examples from ZEIT's offices. It examines the impact of office design on employee well-being, communication, and productivity, using the Space Syntax method.
  • Different office designs impact employee well-being and communication.
  • Space Syntax examines sightlines and pathways to understand office design.
  • Employees are more satisfied with fewer desks in their field of vision.

Shownotes Transcript

So, ich gehe jetzt hier mal durch die Flure der Zeit. Vierter Stock. Hier sind lauter Einzelbüros mit Glastüren. Und wir wollen uns unterschiedliche Arbeitsumgebungen anschauen. Wie fühlen sich die Leute im Großraumbüro, in den Einzelbüros? Treppenhaus eine Etage runter zu den Kolleginnen und Kollegen, die sich sehr viel um die Webseite kümmern. Darf ich mal kurz stören? Ich bin Max vom Zeitwissen Podcast. Ich würde euch gerne kurz interviewen.

Wir hören hier meinen Kollegen Max Rauner bei der vermutlich kürzesten Recherchereise seines Journalistenlebens. Eine Etage unter dem Wissen Magazin sind die Hamburger Büros von Zeit Online.

Herzlich willkommen zu Woher weißt du das? Ich bin Hella Kemper von Zeitwissen. Jetzt sitzt Max Rauner neben mir in seinem eigenen Einzelbüro, in dem sich auch unser Podcaststudio befindet. Max, wie war es im dritten Stock? Sehr spannend, denn bei diesem Bürobattle Großraum gegen Einzelbüro geht es ja immer um die Frage, wo kann man sich am besten konzentrieren?

Wo gibt es die bessere Teamarbeit? Wo sind die Angestellten zufriedener? Ich hatte vorher mit einer Architektursoziologin darüber gesprochen, die hören wir auch gleich noch.

Das Thema ist sehr gut erforscht, es gibt viele Studien, aber wie wird das in der Praxis dann umgesetzt? Wusstest du, dass die Kolleginnen im dritten Stock so kleine Boxen haben, die sie zum Telefonieren nutzen? Gesehen habe ich die. Werden die viel genutzt? Ja, weiß ich nicht genau, aber als ich unten war, da saß gerade jemand drin. Ach, du bist gerade im Videocall, ne? Okay, dann will ich nicht weiter stören. Ich wollte nur hier diese tolle Telefonzelle bewundern. Du gehst hier immer rein, wenn du telefonierst? Ich gehe hier rein, wenn ich telefoniere, denn ich habe ja drei Kollegen im Büro. Wir haben ja...

Vier, fünf Leute im Büro und da will ich niemanden stören. Fühlst du dich hier wohl? Das ist ja so ein bisschen kleiner Hühnerstall. Man gewöhnt sich dran. Anfangs war ein bisschen komisch, ein bisschen beklemmend vielleicht, aber man gewöhnt sich dran. Gibt es solche Telefonzellen in vielen Firmen mit Großraumbüros? Das kann ich jetzt nicht sagen. Ich habe dazu keine Statistik. Aber ich fand interessant...

Das war mir vorher auch gar nicht so bewusst, dass wir hier bei der Zeit in Hamburg auf wenigen Etagen ganz verschiedene Arbeitsumgebungen haben, die auch in der Forschung auftauchen. Und es ist spannend, wie unterschiedlich die Leute das wahrnehmen. Also wir haben eine Mischung aus im Office arbeiten und zu Hause arbeiten. Und im Office sind wir eigentlich immer in so einer Größe, also sechs bis acht Personen.

Das ist Jasmin vom Datenteam bei Zeit Online. Die hat im früheren Job auch schon mal mit 100 Personen in einer Etage ohne Trennwände gesessen. Ich bin halt auch ein Typ, ich komme damit klar, wenn ich irgendwie Ruhe brauche für mich, dann bin ich zu Hause, habe quasi mein Einzelbüro. Und wenn wir im Team arbeiten, also wir legen uns dann extra auch Termine, wie jetzt heute, dann Großraumbüro. Ich glaube, ich würde auch nicht für ein Einzelbüro ins Office kommen.

Als ich in deren Meeting reingeplatzt bin, waren da drei Leute im Büro, Jasmin, Katrin und Philipp. Ich würde auf gar keinen Fall in einem Einzelbüro arbeiten wollen, weil ich ins Büro komme, damit ich all das mitkriege, was drumherum passiert. Also mehr als acht Leute müssten es für mich auch nicht sein.

Aber zumindest dieses, dass man immer auf halbem Ohr hört, da wird was besprochen, da wird was besprochen, da kann man sich einmischen, man kann sich einfach eine Frage rüberschmeißen. Dafür kommen wir hier ins Büro. Also hier im vierten Stock ist das jetzt so ziemlich das Gegenteil zum dritten Stock. Wir haben einen langen Gang mit Einzelbüros und die hat sich jeder individuell eingerichtet. Also ich habe ein Sofa zum Beispiel drin stehen, du hast das Podcaststudio bei dir drin, eine Bücherwand und sogar einen kleinen Schuhschrank.

Ja, du hast natürlich auch ein Fahrrad im Büro. Darfst du auch nicht vergessen beim Aufzählen. Stimmt, das würde draußen geklaut werden. Das habe ich lieber gleich bei mir. Das sind so typische Situationen, warum viele Büromenschen sagen, sie würden auf ihr Einzelbüro nur ungern verzichten.

Ganz hinten im Gang arbeitet und wohnt ein bisschen Julia vom Wissenressort. Du siehst hier die Bilder meiner Kinder, hier so ein paar Sehnsuchtsorte, die ich da an der Wand hängen habe. Was ist das? Das sind, also alles hat ein bisschen mit Wasser zu tun. Und das gibt dir natürlich ein Gefühl des Wohlbefindens, des Zuhausefühlens, ein Raum, in dem du lebst.

dass du lieber viel Zeit verbringst, als in einem Raum, in dem du dich nicht wohlfühlst. Star-Wars-Tasse. Genau, die Star-Wars-Tasse neben dem Familienbild. Ist das eine Beerdigungskerze? Nee, das ist eine Duftkerze. Das darfst du nicht aufnehmen. Max, wir dürfen noch keine Kerzen im Büro haben. Das ist eine Duftkerze.

Ja, ich habe mich nochmal rückversichert. Wir dürfen das senden und ich füge hinzu, dass Julia die Kerze nicht anzündet. Okay, aber lass uns nochmal zur Wissenschaft kommen. Was weiß die Forschung über Fluch und Segen von Einzelbüros und von Großraumbüros?

Da gibt es dutzende Studien, vielleicht auch hunderte, die sich angeschaut haben, wie die Bürosituation, die Teamarbeit und die Kommunikation der Angestellten beeinflusst. Und da kann man ungefähr alle möglichen Ergebnisse finden. Also man kann finden, dass die Großraumbüros gut sind für die Kommunikation. Kerstin Seiler ist Architektursoziologin am University College London.

Man findet aber auch entsprechend wissenschaftliche Arbeiten, die sagen, die Großraumbüros sind also überhaupt nicht gut für die Kommunikation. Da gibt es irgendwie alles und da kann man sich so aussuchen, welchem Lager man jetzt so anhängt. Also wenn jetzt eine Unternehmenschefin sagt, ab morgen stellen wir um auf Großraumbüro, weil die Wissenschaft sagt, dass das besser ist.

Dann kommt sie damit durch? Ja, da findet sie Studien, die das belegen würden. Und wenn sie von Großraumbüro auf Einzelbüro umstellen will für ihre Belegschaft, dann findet sie auch dafür genug Studien. Man muss sich die Arbeitssituation und die Büros genauer ansehen, dann wird es interessant. Einzelbüro ist nicht gleich Einzelbüro. Großraumbüros können auch sehr verschieden gebaut und eingerichtet sein. Wir haben hier Einzelbüros im vierten Stock, aber die Türen sind aus Glas.

Sind die Türen offen oder gibt es ein Glaselement, wo ich eben auch sehen kann, oh, da läuft gerade jemand vorbei und mit dem wollte ich schon seit zwei Tagen sprechen und der ist immer unterwegs und jetzt sehe ich den hier am Flur vorbeilaufen. Jetzt lasse ich mal meine Arbeit liegen und stehe auf und rufe dem hinterher. Das ist eine Gelegenheit, die durch die Raumstruktur zustande gekommen ist. Und wenn die Tür zu ist...

und es keine Glaselemente gibt, dann gibt es auch keine Möglichkeit, dass diese Begegnung zustande kommt. Also man kann nicht pauschal sagen, dass Einzelbüros die Kommunikation und Teamarbeit behindern. Man kann aber auch nicht pauschal sagen, dass Großraumbüros die Kommunikation fördern. Eine der Forschungsarbeiten, die ich gemacht habe, war über, wie groß ist denn ein Großraumbüro und was ist denn der beste Sitz in diesem Großraumbüro?

Kerstin Seiler durfte das Londoner Großraumbüro eines der Top Silicon Valley Konzerne untersuchen. Und da kommt dann eben die Situation von den Möbeln mit rein. Also wenn ich in so einem Großraumbüro sitze, ist ja immer die Frage, in welchem Eck von diesem Büro sitze ich. Also sitze ich zum Beispiel in einer Ecke, wo mein Schreibtisch sich zum Raum hin orientiert, dann sehe ich zwar viele KollegInnen, aber es läuft niemand hinter meinem Rücken vorbei.

Kerstin Seiler hat die einzelnen Angestellten befragt und sie hat sich angeschaut, wie viele Schreibtische die jeweilige Person in ihrem Sichtfeld hatte und wie viele im Rücken. Und die Ergebnisse waren faszinierend. Und zwar sind Leute zufriedener, wenn sie mehr Tische vor sich haben als hinter sich haben. Also wenn ich in den Raum reingucke statt aus dem Raum rausgucke.

Und je kleiner der Bereich ist, also je weniger andere Schreibtische ich in meinem Blickfeld habe, desto zufriedener bin ich. Und zwar nicht nur mit Konzentration. Das könnte man ja jetzt sagen, naja gut, klar, je weniger Leute da so sind. Aber die Leute sind auch zufriedener mit der Kommunikation in ihrem Team und über Teamgrenzen hinweg und ihrer Teamkultur, wenn die Bereiche kleiner sind. In den Raum reingucken tut gut.

Und je weniger Schreibtische ich im Blickfeld habe, desto zufriedener bin ich. Das klingt jetzt ja doch fast ein bisschen Richtung Einzelbüro. Ja, nicht unbedingt Einzelbüro, aber zu kleineren Einheiten, die man ja auch dadurch herstellen kann, dass man Pflanzen oder Regale in den Raum stellt. Die Forschungsmethode von Kerstin Seiler nennt sich Space Syntax, also Grammatik des Raums und

Und da geht es eben nicht um die Frage Großraum oder Einzelbüro, was ist besser, sondern man guckt sich die Sichtachsen an und die Wege, auf denen Leute durchs Büro gehen oder zum WC und über die Flure gehen und wo sie sich begegnen. Im Fachragor ist das die Affordanz, also das Angebot, was der Raum mir gibt und was davon sich in meine Alltagsroutinen mit einspeist. Und das war so ein Büro, wo zum Beispiel viele Leute gesagt haben,

Sie versuchen, Unterhaltungen zu begrenzen, weil immer, wenn man sich mit jemandem unterhält, dann stört man ja die 30 anderen, die da um mich rum sitzen. Übrigens haben wir hier auf dem Flur ja auch jemanden, mit dem ich schon mal in einem Viererbüro gesessen habe, bei der Gründung des Zeitwissen Magazins. Wahrscheinlich Stefan Schmidt? Ja, Redakteur jetzt im Wissenressort der Zeit. Und Podcast-Host vom freundlichen Krisen-Podcast AUSB.

auch das noch. Und der hat mal im Großraumbüro eines großen deutschen Nachrichtenportals gearbeitet und jetzt hat er ein Einzelbüro. Also natürlich ist es leiser und man ist ungestörter, aber ich habe da keine großen Emotionen, Max. Also diese Glaubenskriege Großraum oder Einzelbüros, die sind mir ziemlich egal. Der perfekte Arbeitnehmer, würde ich sagen, aus Arbeitgebersicht.

Aber nicht der perfekte Kollege fanden andere. Als ich da frisch war in der Redaktion mit dem großen Großraumbüro, da haben die mir nach ein paar Tagen, hat mich jemand beiseite genommen, hat gesagt, kannst du beim Telefonieren bitte darauf achten, dass du nicht so laut sprichst. Stefan hat sich dann angepasst und wurde großraumkompatibel.

Aber du kannst halt auch Pech haben. Wenn da ein einziger Mensch dauerhaft laut ist oder eine prägnante Lache hat oder sich nicht ohne Geräusche auf seinem Rohstuhl bewegen kann, das müssen ja alle mit anhören. Und klar, man kann sich Kopfhörer aufsetzen oder so. Aber ich finde so diese Ausblendetechnik, die zeigt ja das Grundproblem. Man ist einer größeren akustischen Umweltverschmutzung ausgesetzt. Da kommt man nicht drum herum. Also wir haben ja hier auf dem Flur auch sowas wie eine Kaffee-Ecke gesetzt.

Gibt es dazu Forschung, Fördern, Kaffee-Ecken und Kaffee-Küchen, dass die Leute sich interessieren,

wohler fühlen, weil sie auch mehr Netzwerken können. Unsere Kaffee-Ecke hat ja sogar eine Sprossenwand auf deine Anregung hin. Die du hoffentlich regelmäßig nutzt. Die sieht schön aus, aber niemand benutzt die, wie du weißt. Und dich habe ich da auch noch nie hängen oder klettern sehen. Also ich würde sagen, es ist die größte Fehlinvestition in der Geschichte der Zeit wahrscheinlich. Nein, du kommst aus deinem einzelnen Büro halt viel zu selten raus, außer zum Mittagessen um kurz vor zwölf. Ja, aber niemand benutzt dieses Ding. Ich weiß gar nicht, wieso das da ist. Ich meine, es sieht toll aus.

Andererseits siehst du überhaupt jemanden dort auch auf den Sofas jemals sitzen und quatschen? Nee, ich meine, das Sofa ist ja auch weg, was damals stand. Ja, eins von zweien, das haben sich nämlich die Leute von Zeit Campus unter den Nagel gerissen. Ich will damit nur sagen, es ist jetzt nicht damit getan, dass man irgendwo hin eine Sprossenwand hängt oder ein Sofa stellt oder eine Kaffeemaschine und dann denkt so, jetzt kommen die Leute automatisch miteinander ins Gespräch, jetzt wird der Laden super kreativ.

Es kommt total auf die Details an. Kerstin Seiler zum Beispiel, die hat auch ein Großraumbüro untersucht, wo es so eine eigentlich ganz schöne Kaffee-Ecke gab. Da war nie irgendjemand, der sich da hingesetzt hat. Und alle haben sich immer gefragt, was ist denn jetzt da falsch dran und ist das irgendwie im falschen Bewegungsstrom und passt das irgendwie nicht? Stellt sich raus, direkt nebendran ist so ein kleiner Glaskasten, wo die Chefin von der Abteilung sitzt.

die so eine Micromanagerin ist, wenn sich jemand zum Kaffeetrinken hinsetzt und um Himmels Willen dann vielleicht auch noch lacht oder irgendwie eine angeregte Diskussion führt, das war in ihren Augen keine Arbeit. Krasse Geschichte gibt es bei uns, soweit ich weiß, nicht.

Trotzdem wird ja unsere Kaffeeecke wenig genutzt. Bisschen dunkel, bisschen stickig. Ja, da herrscht auch so ein Durchgangsverkehr. Da kommt ständig jemand vorbei. Vielleicht fühlen sich die Leute da beobachtet. Also angenommen, ich bin ein CEO und möchte, dass die Belegschaft konzentriert arbeiten kann. Aber die Angestellten sollen sich natürlich auch vernetzen und austauschen. Welche Bürolandschaft biete ich denn jetzt am besten an?

Ja.

Und was wir jetzt in der Bürowelt mehr sehen werden, auch durch Corona und Homeoffice, ist das sogenannte Activity-Based Working. Das heißt, je nachdem, was ich an einem Arbeitstag vorhabe, also ob ich alleine an irgendetwas arbeiten will oder in einem Team oder ob ich Besuch von außen habe, arbeite ich in unterschiedlichen Büroumgebungen meiner Firma.

Kerstin Seiler hat ein eher konservatives schwedisches Unternehmen beraten, das Bohrer und Feinmechanik herstellt. Irgendwo mitten in der Pampa haben die Headquotes und haben gesagt, sie haben das Problem, dass sie junge Leute nicht gut halten können. Die wollen alle nach Stockholm gehen und sie haben ein paar andere Arbeitsplätze besucht. Aber Google macht doch Effekt. In dem Fall war es Ikea und Tetra Pak, glaube ich.

die die besucht haben und die machen alle Activity-Based-Working. Und das wollte diese Bora-Feinmechanik-Firma jetzt auch machen. Das ist eine Firma mit so rund 300 Angestellten. Da haben wir wochenlang zu den Chefs gesagt, wir glauben nicht, dass ihr Unternehmen bereit ist zu diesem Schritt. Also wir glauben, das ist für ihr Unternehmen das Falsche. Und man muss nicht Activity-Based-Working machen, um irgendwie modern zu sein. Also wir haben gesagt, wir sehen nicht, wie das mit euren Leuten funktionieren soll, weil einfach der Kultursprung zu groß ist.

Aber die blieben hartnäckig und dann wurde ein Pilotprojekt gemacht und 30 Leute haben Activity-Based Working ausprobiert. Heißt keine festen Arbeitsplätze, sondern es gibt eine Reihe von diversen Arbeitsplatzoptionen und je nachdem, was auf meinem Tagesprogramm steht, setze ich mich entweder ins offene Büro oder miete mir eine kleine Zelle oder setze mich hier hin oder setze mich da hin. Das war alles noch vor Corona 2019. Da war Homeoffice noch gar nicht üblich.

Und nach diesen drei Monaten wollten die Leute dann nicht mehr ausziehen. Also wir hatten einzelne Ingenieure, die gesagt haben, jetzt wo sie kapiert haben, wie das geht und jetzt wo sie das mal ausprobiert haben, sie wollen überhaupt nicht in ihr altes Einzelbüro zurück. Okay, ich meine aber Wohlfühlen ist das eine und Arbeitsergebnisse das andere. Wurden die gemessen und verglichen? Ja, das war jetzt keine Studie, sondern eine Beratungstätigkeit von Kerstin Seiler.

Aber ich denke mal, das Management hätte dem neuen Arbeitsmodell kaum zugestimmt, wenn der Umsatz eingebrochen wäre. Kannst du dir vorstellen, so zu arbeiten? Vielleicht. Also wenn ich nach einer Recherche einen Artikel schreibe, dann habe ich gern meine Ruhe. Gut, dann könnte ich auch zu Hause bleiben.

Und wenn wir so über Themen diskutieren in der Redaktion oder die nächste Ausgabe planen, den nächsten Podcast, dann wäre auch so ein Gruppenbüro okay, denke ich. Und mit Stefan Schmidt war es ja damals eigentlich auch okay mit vier Leuten. Ich müsste nur schauen, wo ich meine Schuhe dann hinstelle.

Und übrigens, es gibt auch eine Abteilung hier im Haus, die hat vor kurzem auf so eine Art Activity-Based-Working umgestellt. In der IT, oder? Nee, Unternehmenskommunikation war das. Gleich hier um die Ecke. Stefanie? Es funktioniert so, dass wir wirklich schauen, welcher Schreibtisch ist frei. Wir schnappen uns unsere Box, wo all unsere Sachen drin sind und ziehen jeden Tag an einen anderen Schreibtisch rum.

Oft dann nach, je nachdem mit welchem Partner wir gerade zusammenarbeiten, in welchem Projekt. Und die Habseligkeiten muss sie dann auf so eine Plastikkiste reduzieren? Das ist meine Box, genau. Passt gar nicht so viel rein? Nee, und die steckt in einem Spind, da passt noch ein bisschen mehr rein, aber man muss schon eher auf ein minimalistisches Konzept umstellen. Die haben vor drei Monaten umgestellt. Sie reden hier nicht von Activity-Based Working, sondern von Shared Desk.

Und Steffi zumindest, die ist zufrieden damit. Mir gefällt das Sheldon-Desk besser. Einfach dieses flexible, ich sitze heute mit Kai zusammen, weil wir gestern den Helmut Schmidt Zukunftspreis zusammen gemacht haben. Nächste Woche sitze ich mit Jule zusammen, weil ich die nächste Podcastaufnahme plane. Das funktioniert für mich besser, ja.

Für die einen funktioniert es, aber jedem recht machen kann man es eben nicht. Und die einen sind flexibler als die anderen. Max, vielen Dank für deinen Einblick in die Büroweltenforschung. Sehr gerne. Und wenn Sie in einem Büro arbeiten, schreiben Sie uns gerne, welche Erfahrungen Sie gemacht haben. Und wir bedanken uns auch für die vielen Zuschriften, die reagiert haben auf unseren letzten Podcastbeitrag.

zu den Geburten per Kaiserschnitt. Den Artikel von Max Rauner über Büroforschung mit Links zu Studien und Fallbeispielen finden Sie in den Shownotes.

Ich gehe dann mal wieder in mein Einzelbüro, das jetzt ja ein Zweierbüro geworden ist. Danke Max. Danke dir. Nach der Werbung schauen wir uns ein weiteres Forschungsprojekt aus der Arbeitswelt an. 41 Unternehmen haben sechs Monate lang die Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich ausprobiert. Weniger arbeiten bei gleichem Gehalt. Für die Angestellten ist das super, aber zahlt sich das auch für die Unternehmen aus? Werbung

Mein Name ist Sabine Rückert, hallo, mir gegenüber sitzt Andreas Sendker, wir beide machen den Podcast Zeitverbrechen und jetzt, lieber Andreas, haben wir eine Neuigkeit. Genau, wir gehen auf Tournee und zwar gemeinsam mit unseren Kollegen Anne Kunze und Daniel Müller.

Wir haben zwei Fälle jeweils im Gepäck und wir reisen an vier Städte. Wir beginnen in Berlin über Düsseldorf und München, zieht es uns zurück nach Hamburg in die Pressestadt. Die Tickets für uns gibt es bei eventim.de oder an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Bis bald. Ja, hoffentlich.

Es wird zurzeit oft darüber diskutiert, ob wir mehr oder weniger arbeiten sollten. Vor allem bei jüngeren Menschen wächst der Wunsch, weniger zu arbeiten, aber das bei vollem Lohn. Kann das funktionieren oder leiden darunter Unternehmen und damit auch die gesamte Volkswirtschaft?

Mein Kollege Noah Hildebrandt hat sich neue Studien angesehen, die untersuchen, welche Vorteile es haben kann, weniger zu arbeiten, aber nicht weniger zu verdienen. Hallo Noah. Hallo Hella. Was hast du herausgefunden? Wenn man so will, habe ich Hoffnung herausgefunden, weil im Kern steht die Frage, ist es möglich, einen Tag weniger in der Woche zu arbeiten, ohne die Stunden an einem anderen Tag dann nachzuholen und dabei auch den Lohn einer ganz normalen Fünf-Tage-Woche ausgezahlt zu bekommen. Das klingt erstmal gut, aber...

Erinnert mich ein wenig an die Zeit, als ich jeden Tag pünktlich um halb drei die Redaktion verlassen habe, um meine Tochter von der Kita abzuholen. Nach drei schaffe ich heute auch nicht mehr so viel. Aber ernsthaft, gibt es Studien dazu, ob die Vier-Tage-Woche wirtschaftlich funktioniert?

Ja, die gibt es unter anderem aus verschiedenen Industrienationen und seit letztem Jahr auch in Deutschland. Da hat nämlich eine Forschungsgruppe von der Universität Münster eine Pilotstudie gemacht, an der 40 Unternehmen ein halbes Jahr lang die Viertagewoche getestet haben. Was für Firmen haben da mitgemacht? Ganz unterschiedliche. Also da war eigentlich alles dabei. Ein Drittel der Unternehmen kam aus dem Dienstleistungssektor, also zum Beispiel sowas wie Kettensystem.

Friseursalons oder auch größere Datenfirmen, die halt was mit IT machen. Aber es gab auch ganz normale Handwerksbetriebe, Pflegedienste, Medienunternehmen oder Bildungseinrichtungen. Und in diesen Unternehmen haben dann alle freitags frei gemacht? Ja, also in vielen schon. Gerade in so Bürounternehmen, wo halt zum Beispiel alle Leute entweder im Office oder im Homeoffice arbeiten, macht es halt Sinn zu sagen, wir machen jetzt alle kollektiv den Freitag frei und alle arbeiten an dem Tag weniger oder halt auch den Montag.

In anderen Unternehmen ergibt es aber auch nicht so viel Sinn. Das geht natürlich nicht, wenn man Freitag jetzt einfach trotzdem arbeiten muss, sagen wir mal in der Pflege oder so. Da kann man jetzt natürlich nicht einfach den Freitag frei machen. Felix Hoch ist einer der wissenschaftlichen Leiter der Pilotstudie. Und in dieser Pilotstudie wurden mehr als zwölf verschiedene Modelle der Viertagewoche ausprobiert. Die Gemeinsamkeit für alle Modelle war aber weniger Wochenarbeitszeit bis zu maximal 80 Prozent der Wochenarbeitszeit bei 100 Prozent des Lohns. Und das Interessante daran ist...

Die durchschnittlichen monatlichen Umsätze und Gewinne der Unternehmen sind leicht gestiegen. Wie erklären sich das die Forscher? Die Forscher haben festgestellt, dass effizienter gearbeitet wurde. Und zwar so viel effizienter, dass man den ganzen Arbeitstag kompensieren konnte. Und um das zu schaffen, wurde die sogenannte Prozessoptimierung angewandt.

Das klingt jetzt ein bisschen nach Unternehmensberatung. Was wurde konkret geändert? Also konkret haben sich in den teilnehmenden Betrieben die Arbeitgebenden, die Arbeitnehmenden und ein Team einer Unternehmensberatung zusammengesetzt und ausgearbeitet, was in den jeweiligen Betrieben für eine erfolgreiche Viertagewoche nötig ist.

In den klassischen Bürojobs zum Beispiel kann man dann sagen, wir machen verschlankte Meetings, wir laden nur die Leute ein, die wirklich wichtig sind. Wir machen seltenere Meetings, zum Beispiel einmal im Monat statt jede Woche und dann gibt es auch noch die Möglichkeit, dass die Leute Apps auf ihrem Handy haben, die alle Benachrichtigungen unterdrücken, während sie in der Fokuszeit sind. Und das kam anscheinend gut an, weil knapp 90 Prozent der teilnehmenden Angestellten danach die Viertagewoche beibehalten wollten.

Aber bedeutet das für die Angestellten nicht mehr Stress, wenn sie dieselbe Arbeit in vier statt in fünf Tagen schaffen müssen? Das haben sich die Forschenden auch gefragt und deswegen vor, während und nach der Studie medizinisch-psychologische Untersuchungen durchgeführt. Und festgestellt wurde, die Angestellten empfinden sogar weniger Stress. Und das, obwohl das Arbeitstempo erhöht werden musste.

Es wurde zum Beispiel festgestellt, dass die geistige und körperliche Gesundheit besser war, weil die Teilnehmenden auch wegen der 4-Tage-Woche mehr Zeit für die schönen Dinge hatten, die sie in ihrem Leben so haben. Zum Beispiel ihre Familie, soziale Kontakte, Sport oder Hobbys. Ein wichtiger Punkt neben der Arbeit ist ja auch die Arbeit zu Hause, sprich Kinderbetreuung oder die Pflege von älteren Angehörigen.

Gibt es da eine Beobachtung der Forscher, die feststellt, dass zwischen den Geschlechtern es gleichberechtigter wird durch die Viertagewoche? Ja, genau das hat man herausgefunden. Also in der Theorie war das schon immer ein Wunsch, der da vorhanden war und jetzt mit der Studie konnte es auch nochmal belegt werden, dass es möglich ist.

durch die Viertagewoche, die Carearbeit gleichmäßiger zwischen den Geschlechtern aufzuteilen. Es wurde aber auch festgestellt, hat mir Dr. Hoch erzählt, dass manche Leute, gerade die Männer, irgendwann genervt von der ganzen Zeit waren, die sie dafür hatten.

Und da dann der Wunsch war, ah ja, vielleicht doch wieder mehr arbeiten. Am Ende des Tages war es dann so, dass viele Männer am Anfang noch sich sehr gefreut haben. Ja, ich kann jetzt mehr Zeit mit der Familie verbringen und kann jetzt auch im Haushalt helfen. Und am Ende haben sie sich dann schon eher gewünscht, dass sie jetzt ein bisschen weniger wieder machen. Noah, warum haben denn Unternehmen überhaupt ein Interesse daran, eine Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich einzuführen?

Für die Unternehmen ist das Wichtigste gerade, ihre Attraktivität als Arbeitgebende zu steigern. Sowohl ausgebildete als auch nicht ausgebildete Arbeitskräfte sind derzeit Mangelware. Und das ist besonders im Handwerk und in der Pflege ein großes Problem. Viele Stellen sind dadurch unbesetzt und die mit Jobs sind in der Regel sehr anstrengend, nicht gut bezahlt oder Angestellte fallen stressbedingt häufiger aus. Und wenn man weniger arbeiten muss, einen ganzen Tag weniger in der Woche, ist einerseits die Belastung geringer und andererseits ist der Arbeitsplatz auch attraktiver, weil es halt mehr Wochenende gibt.

Und wie fanden die Unternehmen dann die 4-Tage-Woche? Insgesamt ganz gut. Also 16 der 41 teilnehmenden Unternehmen hat die 4-Tage-Woche nach der Pilotstudie dann ganz eingeführt und weitere 14 haben gesagt, wir probieren nochmal länger aus mit dieser Testphase und gucken, ob das was für uns ist.

Sind aber auch Unternehmen darunter, die eine Viertagewoche nicht gut fanden und sogar fanden, dass sie sich nachteilig auswirkt? Das habe ich Felix Hoch gefragt und er meinte zu mir relativ simpel, was läuft, das läuft. Wenn ein Unternehmen funktioniert, gibt es auch eigentlich keine Notwendigkeit, eine Viertagewoche einzuführen.

Also wenn sie weder Potenziale für Produktivitätssteigerungen sehen, noch mit Fachkräftemangel zu kämpfen haben, noch irgendwie Probleme mit einem hohen Krankenstand oder einer hohen Fluktuation oder so haben, dann ist es wahrscheinlich nicht das Richtige, jetzt die Arbeitszeit zu reduzieren. Und auch wenn die Hälfte der Unternehmen die Vier-Tage-Woche im Anschluss der Studie fortgesetzt hat, hat ja auch die andere Hälfte spätestens nach Abschluss der Studie wieder die Fünf-Tage-Woche eingeführt.

Und laut Felix Hoch ist da die Vier-Tage-Woche halt keine One-Size-Fits-All-Lösung für alle Unternehmen. Und einige Unternehmen haben das Pilotprojekt ja auch mittendrin sogar abgebrochen. Ein Grund zum Beispiel war, dass die gesamte finanzielle Lage des Unternehmens zum Zeitraum der Studie dann doch schlechter war als erwartet und man das Risiko nicht eingehen wollte, jetzt was Neues auszuprobieren. Und in einem anderen Unternehmen gab es auch einen längerfristigen Personalmangel, wo man dann gesagt hat, wir haben gerade zu wenig Leute, um jetzt eine Vier-Tage-Woche zu machen.

Okay, fassen wir nochmal zusammen. Die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohn lohnt sich für Arbeitgeber, wenn die Attraktivität gesteigert werden soll, weil man Schwierigkeiten hat, die offenen Stellen zu besetzen. Und sie ist dann nicht sinnvoll, wenn alles schon gut läuft, so wie es gerade läuft. Also wenn es keinen akuten Personalmangel zum Beispiel gibt.

Dann muss sich als Unternehmer auch nicht sofort was ändern. Okay, aber dann kann man sich ja auch noch die Vier-Tage-Woche vorstellen ohne Lohnausgleich. Genau, und das wünschen sich tatsächlich sehr viele Menschen in Deutschland. Das hat eine Studie von Jan Behrens und Till van Treke gezeigt, die jetzt gerade veröffentlicht wurde. Im Durchschnitt wünschen sich zwei von drei Befragten eine Vier-Tage-Woche auch ohne Lohnausgleich.

Die Gefahr, die viele Ökonomen bei dieser Vier-Tage-Woche sehen, ist, dass das Wirtschaftswachstum, also das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, dadurch sinken würde. Aber diese rein ökonomische Betrachtungsweise lässt da häufig die sozialen Bedürfnisse der Menschen außer Acht. Ein in den Sozialwissenschaften bekanntes, aber in der öffentlichen Debatte häufig übersehendes Konzept ist das Easterlin-Paradox.

Das eben zeigt, dass zumindest in den reichen Ländern es zwar immer so ist, dass Personen mit einem hohen Einkommen im Durchschnitt zufriedener sind mit ihrem Leben als Personen mit einem geringen Einkommen, dass wenn aber die Einkommen aller steigen, also die durchschnittlichen Einkommen steigen, das Bruttoinlandsprodukt steigt, dass das nicht mehr verbunden ist mit einem durchschnittlichen Anstieg der Zufriedenheit in der Gesellschaft.

Til van Treek ist Sozioökonom von der Universität Duisburg-Essen. Und er vertritt die Meinung, dass eine bundesweite Viertagewoche weniger Wirtschaftswachstum bedeuten kann, aber Deutschland als eine der stärksten Wirtschaftsnationen der Welt eine Art Puffer hat. Da bedeutet ein geringeres WIP-Wachstum oder ein geringeres Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zu anderen Weltregionen nicht unbedingt sofort, dass man geopolitisch abhängt.

Und zusätzlich sehen wir ja auch gerade, dass zum Beispiel in der Autoindustrie viele Stellen abgebaut werden sollen, weil es gar nicht genügend Arbeit gibt für die ganzen Angestellten. Und eine Viertagewoche ohne Lohnausgleich könnte da dann auch viele Entlassungen ersparen. Was wir nicht erklären können. Die unmögliche Kolumne von Christoph Drösser.

Warum ist eine Sieste am Nachmittag gut fürs Herz?

Der Deutsche arbeitet durch, nutzt die Mittagspause allenfalls zum Essen. In anderen Ländern ist es dagegen üblich, am Mittag ein Nickerchen zu machen. Entweder, wie in manchen asiatischen Ländern, direkt am Arbeitsplatz mit dem Kopf auf dem Schreibtisch. Oder man geht, wie in mediterranen Ländern, sogar nach Hause, isst im Kreis der Familie, legt sich dann kurz hin und macht die Augen zu. Das Problem

Es gibt Studien, die sagen, so ein Mittagsschlaf oder eine Siesta ist gut für die Gesundheit, insbesondere fürs Herz. Warum ist das so? Mittagsschlaf ist nicht gleich Mittagsschlaf. Wer mehr als eine halbe Stunde schläft, der muss, das sagen viele Studien, mit negativen gesundheitlichen Folgen rechnen.

So kam eine große Untersuchung an über 12.000 schwedischen Zwillingen zu dem Ergebnis, dass ein längerer Schlaf am Nachmittag das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Gefahr eines frühen Todes erhöht. Andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Die Mittagsschläfer haben einen höheren Blutdruck, ihre Adern verkalken häufiger. Positive Forschungsergebnisse gibt es dagegen, wenn der Mittagsschlaf kurz gehalten wird.

In vielen mediterranen Ländern ist so eine kurze Siesta üblich und eine griechische Studie kam 2007 zu dem Ergebnis, dass Mittagsschläfer ein um 37 Prozent geringeres Risiko hatten, an einem Herzinfarkt zu sterben, als diejenigen, die wach blieben. Insbesondere bei körperlich hart arbeitenden Männern fand man einen positiven Effekt.

Und die NASA empfiehlt Power-Napping wie ein Astronaut. Sechs Minuten Zeit zum Einschlafen und dann 26 Minuten Mittagsschlaf. Die Forschungen legen eine Art Hockeyschläger-Kurve nahe. Ein kurzer Mittagsschlaf senkt zunächst einmal das Herzrisiko. Bei etwa einer halben Stunde ist das Optimum erreicht. Danach steigt die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wieder steil an.

Wieso? Dafür gibt es nicht wirklich befriedigende Erklärungen. Hat der positive Effekt bei den Griechen zum Beispiel etwas damit zu tun, dass sie nicht einfach nur schlafen, sondern zum Mittagessen nach Hause gehen, dort das berühmte herzfördernde mediterrane Essen zu sich nehmen und sich im Kreis der Familie entspannen? Ist das vielleicht eher ein ganzheitlicher Effekt durch reduzierten Stress, insbesondere weil die Siesta die Arbeit während der heißesten Stunden des Tages vermeidet?

Dort, wo der Mittagsschlaf nicht so sehr kulturell verankert ist, könnte es sein, dass die Menschen, die in der Nacht nicht genügend Schlaf bekommen, versuchen, das am Nachmittag zu kompensieren, aber das ist letztlich nicht wirklich möglich, zeigt die Schlafforschung. Und ein Schlafdefizit wird generell mit allerlei Krankheiten in Verbindung gebracht. Bei kurzen Nickerchen von weniger als einer halben Stunde gerät der Mensch nicht in die Tiefschlafphase, fühlt sich beim Aufwachen nicht groggy.

Der kurze Schlaf gibt dem Gehirn eine Chance, Erinnerungen zu konsolidieren und neue Eindrücke zu verarbeiten. Das Level von Stresshormonen wird reduziert. Aber warum hat ein längerer Mittagsschlaf dann plötzlich so negative Folgen? Darüber gibt es im Moment nur statistische Daten, die eine Korrelation zeigen und nichts über die Ursachen aussagen. Wir werden also noch eine Weile darüber rätseln, was genau die optimale Mittagsschlaflänge ist und warum das so ist.

Ich darf Ihnen einen Text empfehlen von meiner Kollegin Katrin Zeug. Im aktuellen Zeitwissen-Magazin schreibt sie einen Artikel über Moneten, die Flügel verleihen. Warum der Mensch krampfhaft versucht, wenn es um Geld geht, rational zu bleiben. Und die Psychologin Eva Wlodarik hat einen Test für Sie entwickelt. Sie können herausfinden, welche Beziehung Sie zum Geld haben. Welcher Geldtyp sind Sie? Und was ist das, was Sie tun?

Und noch ein Veranstaltungshinweis. Am 28. Juni nehmen wir in Hamburg eine Folge des Zeitwissen-Podcasts live auf. Gedanken lesen, Gedanken steuern. Von Science Fiction zur Therapie. Das ist das Thema. Ein Gespräch mit dem Hirnforscher und Professor für Neurotechnologie Suryo Sukadar von der Berliner Charité. Den Link zu der Veranstaltung und den Tickets finden Sie in den Shownotes. Vielleicht sehen wir uns. Musik