Rund ein Drittel der über 16-Jährigen in Deutschland trägt eine Smartwatch. Bei den jungen Erwachsenen sind es sogar schon zwei Drittel. Diese Uhren zeigen bekanntlich nicht nur Nachrichten an, sondern sie messen auch immer mehr Fitness- und Gesundheitsdaten. Einige Funktionen sind sogar von Arzneimittelbehörden zugelassen. Es gibt aber auch Messwerte, denen man überhaupt nicht trauen kann.
Welche Gesundheitsdaten zuverlässig sind und welche nicht, hat unsere Medizinreporterin Insa Schiffmann recherchiert. Hallo Insa. Hi Max. Du arbeitest im Hauptberuf ja als Ärztin an einer norddeutschen Universitätsklinik. Nutzt ihr im Alltag solche Gesundheitsdaten von Smartwatches? Also in Studien nutzen wir das schon, aber so im Klinikalltag ist es mir persönlich noch nicht begegnet.
Ich habe aber mal ein bisschen rumgefragt und habe tatsächlich einige Hausärzte gefunden, die Smartwatches regelhaft empfehlen und zwar zur Erkennung von Herzrhythmusstörungen.
Und es kommen auch immer wieder PatientInnen mit auffälligen Werten zu Ihnen und bringen zum Beispiel den Ausdruck eines EKGs mit. Und jetzt gerade vorgestern hat mir ein Kollege noch eine ganz lustige Geschichte erzählt. Der war bei einer öffentlichen Veranstaltung und da ist ein Mann aus den Latschen gekippt. Und er wurde dann als Arzt dazugerufen. Es war auch eine Krankenschwester anwesend. Und als er dann noch so überlegte, was er jetzt mit diesem Patienten machen soll und was wohl los ist, da hat diese Krankenschwester direkt die Smartwatch ausgelesen und Puls- und Blutdruck des Patienten gecheckt.
Und ja, auf die Idee wäre er auf jeden Fall nicht gekommen. Und diese Krankenschwester, die scheint im Alltag schon damit zu tun zu haben. Vielleicht ist es also in anderen Kliniken anders. Ich bin Max Rauner und Sie hören Woher weißt du das? von Zeitwissen. 2009 brachte die Firma Fitbit einen Schrittzähler auf den Markt, der die Daten mit einer Webplattform synchronisieren konnte. Seitdem ist der Markt der Wearables, also das sind die tragbaren Gadgets, Smartwatches, Fitness-Tracker, regelrecht explodiert.
Wir geben heute eine Übersicht. Welchen Werten kann man trauen und welchen nicht? Das ist für Sportlerinnen und Sportler interessant, aber auch für alle, die Krankheitsrisiken erkennen wollen. Es gibt eine große Metastudie von irischen Forschern, die hat untersucht, wie genau oder ungenau die Smartwatch-Daten sind. Vom Kalorienzählen über Schlafscores bis zu den Herzdaten. Wir sprechen mit dem Studienleiter und wir haben auch neue Ergebnisse zum Datenschutz der unterschiedlichen Hersteller mitgebracht.
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Ich heiße Sabine, bin 62 Jahre alt und bin jetzt sportlich nicht so aktiv gewesen. Seit kurzem mache ich wieder etwas mehr und zwar zweimal in der Woche Trampolin-Yoga. Wir haben ein paar Menschen gefragt, welche Fitnessmessungen ihrer Smartwatches sie besonders interessieren.
Auf dieser Uhr ist ja der Pulsmesser, der Sauerstoffgehalt im Blut wird gemessen und der Schlafwert, die nutze ich auch alle drei. Insbesondere eben halt den Schlafwert, weil ich dann am nächsten Morgen erfahre, wie tief ich geschlafen habe.
wie lang dieser Leichtschlaf oder der REM-Schlaf war. Also das finde ich jetzt für mich persönlich ganz interessant. REM-Schlaf, das steht für Rapid Eye Movement und das ist die Schlafphase, in der wir typischerweise träumen. Überrascht bin ich eigentlich immer von diesen Schlafdaten, die da kommen. Also dass ich eben wirklich eine relativ kurze Tiefschlafphase habe.
Das erschreckt mich dann doch hin und wieder, dass ich tatsächlich so wenig tief schlafe und mein Leichtschlaf da so viel höher ist. Insa, lass uns mit dem Schlaftracking mal anfangen. Ich kann mich in dem, was Sabine hier sagt, total wiedererkennen. Ich habe seit einigen Monaten diese Smartwatch hier von Garmin. Letzte Nacht hatte ich, wenn ich hier auf Gesundheit gehe und dann auf Sleep Score...
Eine Stunde und vier Minuten Tiefschlaf, behauptet die Uhr, und eine Stunde 25 Minuten REM-Phase. Wie zuverlässig sind die Zahlen? Ja, Schlaf ist gar nicht so einfach zu messen. Das wird vielleicht klarer, wenn man sich einen sehr greifbaren Parameter anschaut wie den Puls.
Die misst so eine Uhr, den Puls, die sendet ein grünes Licht an der Unterseite aus und das trifft dann auf den roten Blutfarbstoff, Hämoglobin, und wird von dem absorbiert und an Teil wird zurückgeworfen. Und das kann von dem Sensor gemessen werden. Hier ist dieser, guck mal, das grüne Licht. Ist unten drunter, ne? Ja. Genau, genau das meine ich.
Und dadurch kann die Uhr dann feststellen, wie viel Blut durch die Adern fließt. Und immer wenn das Herz das durchpumpt, dann kann es eben diesen Herzschlag zählen. Und jetzt fragt man sich natürlich, wie kann denn eine Uhr am Handgelenk feststellen, dass jemand schläft? Es gibt kein einziges Biometrisches Signal, das wir da messen wollen. Wie sagst du, dass jemand schläft?
Das ist Calvin Doherty von der Universität Dublin, Professor an der School of Public Health, Physiotherapy and Sports Science. Und er sagt, es gibt eben kein eindeutiges biologisches Signal, mit dem man messen kann, ob jemand schläft oder nicht. Du müsstest im Prinzip jemanden aufwecken und fragen, um das festzustellen. Ja, genau. Das wäre ja nicht so sinnvoll. Allerdings, es gibt doch die Messung der Gehirnströme. Da kannst du es auch sehen. Ja, das ist ein sehr guter Punkt.
Das geht aber so richtig präzise nur mit einem Elektroenzyphalogramm, einem EEG, zum Beispiel in einem Schlaflabor. Da würdest du dann Elektroden auf den Kopf bekommen, die deine Hirnströme messen. Im Schlaflabor werden neben den Hirnströmen noch viele andere Körperfunktionen aufgezeichnet, zum Beispiel Muskelbewegungen, Atmung und EKG. Eine solche professionelle Schlafüberwachung wird dann Polysomnographie genannt.
Man braucht also eigentlich einen ganzen Haufen Geräte, um den Schlaf richtig zu vermessen. Und trotzdem versuchen die Smartwatches, die Schlafdauer und die unterschiedlichen Schlafphasen abzuschätzen. Er redet hier allgemein von Wearables. Darunter fallen Smartwatches, aber auch smarte Ringe, Fitnessarmbänder und ähnliches.
Die messen also deine Bewegung, deine Herzrate und die Variation der Herzfrequenz und schließen daraus, ob du schläfst oder nicht. Photoplethysmographie, das ist der Fachbegriff für die Pulsmessung mit dem Licht. Und manche Uhren messen zusätzlich noch die Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung und die Körpertemperatur, um Schlafparameter abzuschätzen. Wie genau sind diese Schätzungen jetzt?
Ja, da gab es zum Beispiel eine Übersichtsarbeit von 2023. Da haben forschende Fitness-Tracker von Fitbit, Garmin und Whoop angeschaut und mit dieser professionellen Schlafüberwachung der Polysomnographie verglichen. Und je nach Hersteller haben die da unterschiedliche Stärken und Schwächen gefunden. Das Whoop-Armband zum Beispiel hat den Leichtschlaf und Tiefschlaf jeweils rund 10 Minuten zu wenig angegeben und bei der REM-Schlafphase 20 Minuten zu viel, hat aber die gesamte Schlafdauer eigentlich ganz gut eingeschätzt.
Und das Garmin-Modell, das aber ein anderes als das, was du jetzt hast, das hat die Schlafdauer eine dreiviertel Stunde überschätzt. Fitbit wiederum hat den Leichtschlaf 40 Minuten überschätzt und den Tiefschlaf 20 Minuten unterschätzt. Ich würde sagen, das sind ganz schön krasse Abweichungen, oder? Ja, total. Also beim Schlaftracking sind Smartwatches einfach nicht so gut. Carl Vidoherty hat mit seinem Team mehr als 400 Studien gesichtet und eine riesen Meta-Analyse zu allen möglichen Smartwatch-Funktionen gemacht.
Insgesamt sind da Daten von mehr als 400.000 Versuchspersonen berücksichtigt. Was haben wir gefunden? In Bezug auf das Detekten des totalen Schlafzeits oder das Verständnis zwischen Schlaf und Wachstum,
Die Schlafdauer können die Uhren also ganz gut abschätzen, aber bei den Schlafphasen, also ob du im Tiefschlaf bist oder leicht schläfst, da wird es problematisch. Die Schlafphase ist eine sehr wichtige Frage.
Nehmen wir an, du schläfst 10 Minuten im Tiefschlaf. Wenn eine Smartwatch eine Sensitivität von 60% für Tiefschlaf hat, dann erkennt sie im Schnitt nur 6 dieser 10 Minuten korrekt als Tiefschlaf.
In meiner Familie gibt es eine Person, die sich ein bisschen lustig macht. Die sagt, sie spüre morgens auch ohne Uhr, wenn sie zu wenig Schlaf hatte. Welchen Nutzen haben die Schlafdaten überhaupt, wenn sie so ungenau sind? Es gibt tatsächlich einen medizinischen Nutzen, aber es gibt auch ein Risiko. Das Risiko ist nämlich, dass du so auf deine Schlafdaten fixiert bist, dass du alleine dadurch schon schlechter schläfst. Ich weiß nicht, was der Term in Deutsch ist, aber...
Orthosomnie würde man auch im Deutschen sagen, denke ich, oder? Ja, die Besessenheit vom Schlaf. Das heißt, du versuchst krampfhaft einen guten Schlafscore zu erzielen und erreichst dadurch genau das Gegenteil.
Ich hatte heute Morgen einen Schlafscore von 86 und die Uhr schreibt, du hattest einen langen und durchgehenden Schlaf. Gute Arbeit, Ausrufezeichen. Ja, gut gemacht, Max. Bisschen absurd, dass Schlaf hier als Arbeit gelabelt wird, finde ich. Voll in diesem Selbstoptimierungsklischee. Warn. Ja.
Ja, Calvin Doherty rät dazu, die Werte zum Schlaf nicht allzu ernst zu nehmen.
Ja, also anstatt so sehr auf die Werte zu gucken, einfach mal in sich reinhorchen und schauen, ob man sich ausgeruht fühlt. Das war jetzt das Risiko und jetzt der medizinische Nutzen. Genau, es gibt eine interessante Anwendung zur Selbstdiagnose und zwar beim Thema Schlafapnoe.
Schlafapnoe, das ist eine Erkrankung, da haben die Betroffenen nächtliche Atemaufsetzer und sie schnarchen auch oft sehr laut. Das ist dann nervig für die Angehörigen, aber diese Atemaussetzer, die können richtig gefährlich werden. Die können sehr lang sein und da kommt es dann auch zu einem Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut.
Tagsüber fühlt man sich dann müde, weil man gar nicht in diese Tiefschlafphasen reinkommt. Und langfristig kann die Gesundheit richtig Schaden nehmen. Zum Beispiel, weil Schlafapnoe das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht. Und das ist super häufig. Es gibt wahrscheinlich in Deutschland ungefähr 26 Millionen Menschen, die eine Schlafapnoe haben. Wow. Letztes Jahr hat die FDA, die amerikanische Zulassungsbehörde, Smartwatch-Features zur Erkennung einer Schlafapnoe von Apple und Samsung zugelassen.
Auch ein Smart Ring wird hier geprüft, der könnte auch demnächst diese Funktion bekommen. Weißt du, was die Uhren da messen?
Ja, unter anderem zum Beispiel die Atemfrequenz und die Sauerstoffsättigung. Genau, und diese Hersteller, die geben an, dass ihre Geräte 67 bis 85 Prozent der Menschen mit Schlafapnoe tatsächlich erkennen und auch nur wenig Fehlalarme erzeugen. So eine gute Quote ist es aber nicht, 67 Prozent. Ja, das ist bei weitem nicht perfekt, aber hier ist die Sache ein bisschen anders als bei diesen Schlafphasen.
Denn die Uhr macht sich ja auf die Suche nach einer Erkrankung, die sonst vielleicht gar nicht entdeckt werden würde. Das heißt, jeder Fall von Schlafapnoe, der gefunden wird, ist ein Gewinn. Wissenschaftler schätzen, dass nur etwa 10 Prozent aller Betroffenen wissen, dass sie eine Schlafapnoe haben. Und weil Smartwatches so weit verbreitet sind, weil man die sich kauft, um seine Schlafphasen zu tracken oder zu gucken, wie gut der Puls beim Joggen ist, könnten die unglaublich viele Menschen mit Schlafapnoen alarmieren.
Und wenn das passiert, heißt das, ab zum Arzt. Denn diese Schlafapnoe-Features, die sind Screening-Methoden. Eine echte Schlafuntersuchung kann eine Smartwatch nicht ersetzen. Ich bin Michael. Ich habe viel Triathlon gemacht, über zehn Jahre lang und dafür intensiv nach Trainingsplänen gearbeitet und dafür natürlich eine Uhr benutzt, um unterschiedliche Trainingsintensitäten aufzeichnen zu können und mich dann an die
notwendigen Rahmenwert auch halten zu können. Ja, wir kommen vom Schlaf zum Herz-Kreislauf-System. Michael hat lange Zeit mit einer Smartwatch trainiert. 2021, als er 54 Jahre alt war, hat er gemerkt, irgendetwas stimmt nicht. Nein, ich habe erkannt, dass etwas anders ist. Also wenn du überlegst, wenn man Tempotraining macht, guckst du ja immer auf eine bestimmte Zeit, die du pro Kilometer läufst.
Bei mir war die dann plötzlich eine Minute langsamer als gewohnt, was gemessen an dem, wenn man so viereinhalb Minuten läuft pro Kilometer oder vier, ist eine Minute halt schon richtig viel. Das ging dann ein paar Wochen lang so und bei einem Wettkampf musste ich halt nach dem Radfahren aussteigen. Ich habe dann für die ersten beiden Disziplinen so lange gebraucht wie bei dem gleichen Wettkampf ein Jahr davor für die komplette Zeit abzulegen.
Da war dann schon klar, irgendwas ist falsch. Er geht zum Arzt und der stellt fest, Michael hatte eine Lungenembolie. Ich habe von der Lungenembolie deswegen nicht so viel mitbekommen, weil ich halt so gut trainiert gewesen bin. Deswegen konnte ich immer noch gut Treppen steigen, aber ich habe es halt schon gemerkt beim Laufen. Ich war...
30 Prozent langsamer von heute auf morgen. Er war dann in der Reha und macht heute auch weiter Sport. Er nutzt auch noch seine Smartwatch, aber nicht mehr, um Bestzeiten aus sich rauszuholen. Ja, ich bin misstrauischer geworden, weil ich gemerkt habe, dass ich manchmal ungewöhnlich hohe Pulswerte hatte. Dann ist das für mich natürlich etwas, wo ich genau gucke, verschlechtert sich das? Muss ich auf irgendwas aufpassen? Und die Uhr dient dann der Reflexion zu sehen, okay,
Ist das jetzt noch so wie früher? Ist es besser, ist es schlechter? Insa, die einfachste Herz-Kreislauf-Funktion, die Smartwatches messen, ist der Puls. Wie genau ist diese Messung? Ja, die Pulsmessung, das ist tatsächlich eine der ältesten Funktionen der Wearables. Und es gibt verschiedene Messmethoden. Brustgurte leiten zum Beispiel die elektrische Aktivität des Herzens direkt ab. Und Smartwatches, die messen den Puls mittels dieser Fotopletismographie, die wir vorhin schon besprochen haben.
Wenn man sich die Zahlen anschaut, dann sind diese Handgelenksmessungen durch Lichtabsorption bei bestimmten Aktivitäten ziemlich gut. In unserem Systematischen Review, das Daten aus hunderten Studien zusammenfasst, haben wir herausgefunden, dass PPG-basierte Rüsten, also Rüsten, die auf Licht, anstatt elektrische Aktivität, wie ein Schlauch, zu messen,
Das zeigt eine gewisse Ergänzung von 4-6% für Herzschwäche während eines niedrigen bis mittleren Übungsstoffs. Das ist also eigentlich ziemlich gut.
Er sagt, Smartwatches haben bei leichter bis moderater Aktivität eine Ungenauigkeit von 4 bis 6 Prozent. Aber wenn du High-Intensity-Training machst oder Sportarten mit starker Handgelenkskrümmung und Armbewegung, zum Beispiel Gewichtheben, dann ist ein Brustgurt viel genauer.
Eine andere Funktion aus diesem Bereich, Herzratenvariabilität. Jeden Morgen liefert mir die Uhr so eine Zahl in Millisekunden und dann sagt sie sinngemäß, entweder das ist im grünen Bereich oder schon dich lieber heute mal. Was sagt diese Zahl? Ja, die Uhren messen den Abstand zwischen zwei Herzschlägen und der ist nicht immer genau gleich, sondern dieser Abstand hat eine gewisse Variabilität.
Dieser Schwankungsgrad, den kann man in einen Wert umrechnen. Ja, wenn man den Puls messen kann, dann kann man auch die HRV bestimmen.
Und das ist der neue Trendparameter. Hohe Werte weisen darauf hin, dass das Herz-Kreislauf-System sich gut an unterschiedliche Anforderungen anpassen kann und niedrige Werte auf eine eingeschränkte Regulationsfähigkeit. Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass chronischer Stress oder schlechter Schlaf die HRV erniedrigen kann und im Gegensatz dazu regelmäßiges Training erhöht die HRV. Aber hier ist wichtig, die absoluten Zahlen, die sagen nicht viel aus.
Denn die HRV ist von Mensch zu Mensch und sogar je nach Tageszeit sehr unterschiedlich.
Selbst was du denkst, kann die Herzratenvariabilität beeinflussen? Ja, ich weiß jetzt auch nicht so genau, was er damit meint, aber Koffein, Alkohol und Körperhaltung, die beeinflussen den Wert.
Und beim Puls kennen wir ja typische Werte für trainierte und untrainierte Menschen, also Normwerte, bei der HRV aber nicht. Ja, die HRV ist sehr individuell, sagt er.
Aber trotzdem ist es nicht komplett unsinnig, die zu messen. Aber die Hersteller machen das sehr unterschiedlich. Dann, wenn man Fitbit oder Garmin schaut, was sie meistens tun, ist, eine Vier-Hour-Winsel zu schauen, an einem bestimmten Zeitpunkt in der Nacht, in der letzten Teil der Nacht, um die Wertungsverhältnisse zu messen. Und dann benutzt Apple einen völlig anderen Algorithmus und abgibt auch die Wertung den ganzen Tag.
Und das ist wahrscheinlich nicht der beste Weg, um die Herzstärkevergleichbarkeit zu messen. Die HRV über den ganzen Tag zu mitteln, überzeugt Doherty überhaupt nicht. Und auch ein Zeitraum in der Nacht ist ihm zu willkürlich. Er schlägt vor, wenn man diesen Parameter wirklich sinnvoll nutzen will, immer morgens nach dem Aufstehen zu messen. So machen es die Profis. Es gibt einige wissenschaftliche Studien von Athleten, die die Herzstärkevergleichbarkeit zu messen haben, um ihre Trainingsstücke zu bewegen.
Ich heiße Jean-Marc, ich bin jetzt 63 und ich
Ruder in Hamburg auf der Alster seit 2011. Meine Kollegin Hella Kemper hat ihren Rudertrainer interviewt, der sich zu Gesundheitszwecken eine Smartwatch zugelegt hat. Weil ich seit 2017 innerhalb einer Routineuntersuchung bei meinem Arzt, eine Fitnessuntersuchung festgestellt worden ist, dass ich Vorhofflimmern habe.
Das ist eine Herzrhythmusstörung. Und ich musste dann eine gewisse Zeit danach Beta-Blocker nehmen und Blutverdünner. Und dann stand die Frage im Raum, wie er weiter Sport machen kann, ohne sein Herz zu überlasten. Der Kardiologe, bei dem ich war, der war skeptisch. Aber als ich dann ihm einige Sachen erklärt hatte, bei dieser Apple Watch ist es so, ab Version 7, glaube ich, war es, da misst die Apple Watch kontinuierlich
Den Herzrhythmus sozusagen. Aber man kann auch ein EKG erstellen. Der Kardiologe hat das dann auch eingesehen. Er hat gesagt, das ist eine unterstützende Maßnahme, weil es einen Hinweis gibt, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Insa, was taugen Smartwatches, wenn man sie für die Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten einsetzt? Ja, ich würde sagen, die wichtigste und auch am besten getestete Gesundheitsfunktion von Wearables ist die Erkennung von Vorhofflimmern.
Das ist eine Herzrhythmusstörung und die betrifft 1-2% aller Deutschen. Und je älter wir werden, desto häufiger wird die auch. Bei über 65-Jährigen sind sogar 10-20% betroffen. Und das Problem ist beim Vorflimmern, da kann sich ein Blutgerinnsel im Herzen bilden und dann durch die Gefäße ins Gehirn schießen und einen Schlaganfall machen. Und deshalb haben Menschen mit Vorflimmern ein fünffach erhöhtes Schlaganfallrisiko. Wie findet man das normalerweise raus?
Ja, zum Beispiel, indem man zum Hausarzt geht und ein Langzeit-EKG machen lässt, wo man dann 24 bis 72 Stunden verkabelt wird. Wie gut schneiden jetzt die Uhren ab, die sowas messen oder detektieren sollen? Ja, mittlerweile gibt es unzählige Studien, die das untersuchen. Aber die erste und größte, die ist 2019 veröffentlicht worden, die Apple Heart Study. Und die hat richtig Schlagzeilen gemacht. Allein schon, weil 400.000 Menschen daran teilgenommen haben. Und die haben dem Konzern und Forschenden von Stanford erlaubt,
Daten eines neuen Features zur Vorflimmernerkennung auszuwerten. 2000 der Teilnehmenden haben dann tatsächlich von ihrem Gerät eine Warnung bekommen, dass vielleicht ein Vorflimmern vorliegt. Und von denen haben dann knapp 500 ein tragbares EKG-Gerät nach Hause geschickt bekommen, das den Herzschlag dann für eine Woche parallel zur Smartwatch überwacht hat. Bei einem Teil dieser 500 Menschen wurde dann tatsächlich auch im EKG ein Vorflimmern aufgedeckt. Und in rund 80 Prozent der Fälle hat die Smartwatch das dann auch richtig erkannt.
Jetzt gibt es eine neue Generation dieser Apple Watch, die kann sogar ein Ein-Kanal-EKG aufzeichnen. Ist noch ein bisschen besser dann oder zuverlässiger? Ja genau, Geräte von Samsung, Fitbit und anderen Marken können das mittlerweile auch.
Und dafür haben diese Uhren dann einen Sensor an der Seite, da legt man den Finger drauf, dadurch entsteht dann ein geschlossener Kreislauf und die Uhr kann die elektrische Aktivität des Herzens messen. Tatsächlich hat die FDA, die amerikanische Zulassungsbehörde, auch einige dieser Uhren als Medizinprodukt zugelassen. Aber es ersetzt nicht den Arztbesuch, müssen wir immer dazu sagen, ne? Natürlich nicht. Wir sollten zum Schluss noch was zum Datenschutz sagen. Das sind ja alles recht heikle Daten, die man auch nicht mit jedem teilen möchte.
Ja, einmal das und die Frage ist auch, wem gehören die Daten eigentlich? Also musst du bald ein Abo abschließen, um an deine eigenen Daten zu kommen? Calvin Doherty testet gerade selber einen Smart Ring von der Firma Aura. Seine Forschungsgruppe hat sich die Datenschutzpraxis unterschiedlicher Hersteller angeschaut
Vorbildliche Unternehmen hat er uns schon mal genannt, aber die schwarzen Schafe noch nicht. Da will er noch abwarten, bis die Studie veröffentlicht wird. Apple und Google came out on top, closely followed by Garmin, Aura und Polar. But certain companies' data sharing and data management practices are really unethical. Insa, vielen Dank für deine Recherche und dass du uns so viele Zahlen mitgebracht hast. Ja, gerne. Danke für die Einladung.
Was wir nicht erklären können. Die unmögliche Kolumne von Christoph Drösser. Heute, warum können manche Menschen ihren Herzschlag besser spüren als andere? Gleich werden Sie 10 Sekunden Stille hören. Horchen Sie doch mal in dieser Zeit in sich hinein. Können Sie Ihren Herzschlag wahrnehmen?
Und, was haben Sie gespürt? Gar nichts? Oder konnten Sie Ihren Puls wahrnehmen? Wir alle haben schon einmal Herzklopfen erlebt, etwa wenn wir uns sehr angestrengt haben, wenn wir unter Stress stehen oder wenn wir mitten in der Nacht aus einem Albtraum erwachen. Das Gehirn überwacht ständig unseren Herzschlag, aber es macht ihn uns normalerweise nicht bewusst, schließlich erfordern andere Dinge unsere Aufmerksamkeit. Das Problem
Manche Menschen sind in der Lage, auch in Situationen, in denen das Herz ganz gewöhnlich vor sich hinschlägt, dessen Rhythmus wahrzunehmen. Sie sind sozusagen ihre eigenen Fitnessträger. Warum haben sie diese Fähigkeit und andere nicht? Was wir schon wissen
Mit Interrozeption bezeichnet man die bewusste oder unbewusste Wahrnehmung von Vorgängen in unserem Körperinneren. Das kann die Information über den Füllstand unseres Magens sein, aber eben auch die Rate des Herzschlags. Wie gesagt, das meiste davon wird uns nicht bewusst. Wir müssen nicht ständig denken, einatmen, ausatmen, um am Leben zu bleiben. Die bewusste Wahrnehmung des Herzschlags wird auch Palpitation genannt.
Solche Palpitationen haben wir meist in Situationen, in denen das Herz nicht normal schlägt, also besonders stark oder besonders unregelmäßig. Wie stark Menschen den ganz normalen Herzschlag wahrnehmen können, kann man mit Experimenten messen. Da bittet man Probandinnen und Probanden zum Beispiel, mit dem Finger ihren Puls mitzuklopfen. Diese Fähigkeit ist äußerst ungleich verteilt und manche Menschen sind überzeugt, dass sie das sehr gut können, liegen aber mit ihrem Klopfrhythmus total daneben.
Und wenn man fälschlich annimmt, das Herz würde schneller schlagen, kann man mit Panik reagieren und dann tatsächlich Herzrasen bekommen. Warum haben manche Menschen eine bessere Interzeption des Herzens als andere?
Es kann einen ganz banalen Grund geben. Dünne Menschen spüren ihr Herz besser als dicke, weil es nicht mit so vielen schalldämpfenden Polstern umgeben ist. Blinde Menschen haben eine bessere Körperwahrnehmung als Sehende. Sie schneiden ja auch bei den Tests für andere Sinne besser ab. Außerdem scheint es einen Zusammenhang zwischen der Gefühlswelt und der Interrozeption zu geben. Probanden, die beim Herzschlagtest gut abschneiden, sind im Allgemeinen emotionaler.
Autisten haben häufig eine schlechte Körperwahrnehmung, Patienten mit Zwangsstörungen eine übertrieben gute. In letzter Zeit hören wir viel über die Herzratenvariabilität, ein Maß dafür, wie stark unsere Herzfrequenz schwankt. Eine hohe Variabilität ist nicht etwa ungesund, sondern ein Zeichen für ein sehr anpassungsfähiges Herz. Und Menschen mit einer hohen Variabilität können auch ihren Herzschlag besser spüren.
Eine schlechte Wahrnehmung des Herzschlags muß auch kein Schicksal sein. Durch Meditation und das Hineinhorchen in den Körper kann man die Fähigkeit verbessern. Die Wissenschaft von der Interozeption steckt noch in den Kinderschuhen. Bisher untersuchen die Forschenden vor allem in Experimenten, wie psychische Leiden mit dieser körperlichen Fähigkeit korrelieren.
Aber physiologisch ist die Wahrnehmung des Herzschlags noch nicht wirklich geklärt. Man hat die neuronalen Bahnen noch nicht identifiziert, über die das geschieht. Und solange wir die nicht kennen, gibt diese spannende Fähigkeit der Forschung noch viele Rätsel auf. Musik
Der Artikel von Insa Schiffmann über die Selbstdiagnose mithilfe von Smartwatches und Wearables ist im Zeitwissen-Magazin erschienen und man kann ihn auch online lesen. Den Link stellen wir in die Shownotes. Da finden Sie auch die Metastudie vom University College Dublin. Eine kostenlose Probeausgabe des Magazins Zeitwissen können Sie bestellen unter zeit.de slash wissen-testen.
Die aktuelle Titelgeschichte schreiben Tobias Hürther und Nils Boing über Humor, den Schatz, der das Leben leichter macht, auch wenn es auf den ersten Blick nichts mehr zu lachen gibt. Die Wissenschaft hat vier Arten von Humor destilliert und das ist eigentlich schon der erste Witz der Geschichte. Wir freuen uns über Feedback und Kritik. Am besten erreichen Sie uns unter podcast.zeit-wissen.de. Ich bin Max Rauner. Bis bald.