Stellen wir uns vor, es ist Krieg. Überall fallen Bomben vom Himmel, Granaten werden abgeschossen, unfassbare Mengen an Munition werden jeden Tag in Fabriken produziert. Und dann ist der Krieg vorbei. Was machen wir jetzt mit dem ganzen Zeug? Wie wär's mit im Meer versenken?
Wäre jetzt nicht die erste Idee, die mir kommen würde. Ist aber so passiert. Und wie sich spätestens jetzt herausstellt, war das keine so gute Idee. Naja, das konnte ich mir jetzt fast denken. Um herauszufinden, wie schlecht diese Idee war, bist du einen Tag auf einem Forschungsschiff mitgefahren. Wie war es? War es windig? Windig und schaukelig, aber natürlich auch sehr interessant. Auf dem Schiff habe ich Jens Greinert getroffen.
Greinert ist Geologe am GEOMAR, das ist das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Und dort leitet er ein großes Projekt zu Munition im Meer. Wir werden Jens Greinert in dieser Podcast-Folge immer wieder hören. Das sind Aufnahmen, die ich aus einem der Arbeitsräume an Bord der Allkorps mitgebracht habe. Wir sehen hier in dem Bild, wenn ich da reinzoome, sehe ich ja hier ist eine Kiste.
und die Kiste, ich kann messen wie die Kiste ist und da sehe ich sogar 1, 2, 3 Zylinder oder 2 zylinderförmige Sachen drin liegen
Und da kann ich sagen, das ist eine Kiste mit zwei zylinderförmigen Dingen. Und ich kann hier bei der Kiste auch messen, wie groß die Kiste ist, wie lang die Kiste ist. Die ist jetzt hier 60 Zentimeter. 60 mal 20 Zentimeter, so eine Kiste. Und da wird wahrscheinlich 20 Millimeter Geschosse drin sein oder Handgranaten. Okay, Handgranaten kenne ich. Was meint ihr mit 20 Millimeter Geschossen? Das sind Patronen mit einem Durchmesser von zwei Zentimetern, also 20 Millimetern.
Die wurden im Zweiten Weltkrieg zum Beispiel in Flugabwehrkanonen genutzt, also in dem, was man Flak nennt. Da gibt es halt unterschiedlich große Kisten, auch unterschiedliche Formen. Hier haben wir jetzt Bomben und hier habe ich ein größeres Objekt, das ist jetzt 1,30 Meter lang und hat einen Durchmesser von 55 Zentimeter. Das könnte theoretisch auch ein Torpedokopf sein.
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Woher weißt du das? Den Zeitwissen-Podcast. Ich bin Linda Fischer und wir schauen heute gemeinsam auf den Boden der Ostsee. Da liegt nämlich ziemlich viel Munition rum, die dort überhaupt nicht hingehört und die beginnt gerade Probleme zu bereiten. Für Lebewesen am Boden, im Gesamtmeer und schließlich auch für uns Menschen.
Später in dieser Folge, in der unmöglichen Kolumne, wird Christoph Drösser der Frage nachgehen, was es mit der Ostsee-Anomalie auf sich hat. Über die gibt es seit einiger Zeit ziemlich abgefahrene Erzählungen. Es hat auch was mit Aliens und UFOs zu tun.
Zunächst aber schauen wir auf die Munition. Meine Kollegin Viola Kiel hat dazu recherchiert und ist heute zu Gast bei uns im Studio. Hi, Viola. Hallo, Linda. Wie viel liegt denn da am Meeresboden? In der deutschen Nord- und Ostsee sind es geschätzt 1,6 Millionen Tonnen. Okay, also...
Kann ich mir jetzt nicht so richtig vorstellen. Jens Greinert, der Geologe, hat ein Beispiel vorgerechnet. 1,6 Millionen Tonnen, das sei ungefähr so viel wie 400.000 große afrikanische Elefanten wiegen. Und das ist übrigens ungefähr die Anzahl an afrikanischen Elefanten, die überhaupt in Afrika wild leben.
Wenn man die alle hintereinander aufreihen würde, dann wäre die Elefantenkette so lang wie die Strecke Kiel-München und wieder zurück nach Kiel. Und ein anderes Beispiel ist ein Güterzug. Würde man die ganze Menge Munition in Waggons packen, dann würde der Zug von Berlin bis nach Paris reichen.
Und wo habt ihr jetzt nach dieser Munition gesucht? Wir waren in der Lübecker Bucht in der Ostsee unterwegs, nicht so weit von dem Städtchen Neustadt in Holstein.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben bei dieser Ausfahrt geprüft, ob und wie sich eine Proberäumung von Munition auf die Umwelt auswirkt. Und was genau kann ich mir unter dieser Munition vorstellen? Ich habe es gerade schon mal so ein bisschen gehört im O-Ton. Torpedos, 20 Millimeter Munition. Hast du die richtig sehen können? Über den Bildschirm, ja.
Die Forscherinnen und Forscher haben verschiedene automatisierte Tauchroboter, von denen einer auch Liveaufnahmen an Bord überträgt. Und dann sieht man Haufen aus Kisten mit alten Patronen oder Granaten. Und ich fand, es sieht so ein bisschen aus wie ein riesiger Stapel Geschenke, die das Christkind oder der Weihnachtsmann vor Jahrzehnten im Wasser verloren hat.
Und an anderen Stellen kann man eben auch Bomben sehen, Torpedos oder Seeminen. Und woher weiß man so genau, wie viel das ist? Ich fand ja 1,6 Millionen Tonnen oder 400.000 afrikanische Elefanten. Das klingt ja schon sehr konkret. Ganz genau weiß man das nicht. Die 1,6 Millionen sind eine Schätzung.
bei der die meisten Fachleute allerdings davon ausgehen, dass sie auf jeden Fall nicht zu hoch ist. Und es gibt natürlich Anhaltspunkte. Die meisten Versenkungsgebiete sind bekannt. Darüber wurde Buch geführt. Das findet sich in Akten und in Archiven. Darauf basieren diese Kalkulationen, wo zum Beispiel Bücher vom Hafenmeister gemacht wurden. Es wurde ja alles aufgeschrieben. Oder Bücher von den Alliierten, die gesagt haben, wir haben jetzt...
den Fischer XYZ siebenmal beauftragt mit sieben Ladungen Munition, Heeresmunition, 12 Tonnen in dieses Gebiet zu fahren zwischen November bis Dezember 1945. Das wurde alles klein klein zusammengetragen. Und dann wurde das aufsummiert und dann wurde gesagt, okay, in deutschen Gewässern liegen 1,6 Millionen Tonnen.
Das heißt, man weiß für bestimmte Gebiete, dass dort mit Sicherheit Munition rumliegt. In der Lübecker Bucht, wo wir unterwegs waren, gehen die Forscher zum Beispiel davon aus, dass da rund 400 Munitionshaufen auf dem Boden verteilt sind. Aber es kam wohl auch vor, dass Fischer, die mit der Verklappung beauftragt wurden und die es dann so ein bisschen sehr eilig hatten, schon auf der Hin- und Rückfahrt Kampfmittel über Bord geworfen haben.
Das heißt, Munition liegt auch außerhalb der bekannten Gebiete rum. Und man weiß für viele Gebiete nicht mit Sicherheit, dass sie nicht belastet sind. Und wo kommt das dann alles her? Der allergrößte Teil wurde nach dem Zweiten Weltkrieg absichtlich im Meer versenkt. Das war Teil der Entmilitarisierung, also der Entwaffnung Deutschlands nach der Kapitulation der Nazis 1945.
Die Alliierten hatten da beschlossen, dass Deutschland keine Waffen mehr haben darf. Und man dachte, die Lösung liegt doch direkt vor der Küste im Meer. Ja, also, dass das mal Menschen für eine gute Idee hielten, ich kann es mir immer noch nicht vorstellen, aber es muss ja so gewesen sein. Ja, ich glaube, man muss dazu sagen, Meeresschutz war in den 1940er Jahren einfach wirklich kein Thema. Erst in den 70ern trat in der Bundesrepublik ein Gesetz in Kraft,
dass es verbietet, Abfall auf hoher See ins Meer zu kippen. Also das war bis dahin erlaubt. Und nach dem Krieg dachte man eben, Verklappen geht schnell und auf dem Grund der Ost- oder der Nordsee
ist so eine Kiste Munition sicher vor den falschen Händen. Was ist mit Blindgängern von Bombenangriffen aus dem Krieg? Die gibt es natürlich auch. Die machen allerdings nur einen kleinen Teil von diesen 1,6 Millionen Tonnen aus. Okay, ihr wart da jetzt auf dem Schiff unterwegs und seid wahrscheinlich zu einem Paar von diesen Haufen da gefahren, die es in der Ostsee gibt. Und habt euch die genauer angeschaut? Genau, mit der Hilfe der Tauchroboter, also der sogenannten AUVs, autonome Unterwasserfahrzeuge.
Und eins davon war der Kalle. Das ist Kalle, der macht diese Aufnahmen, der kartografiert. Und das ist dann halt, das ist ein System, das heißt Zeitscans, Seitensicht, Sonar. Also Sonar hat immer was mit Druckwellen und Hydroakustik zu tun, also Schall. Wir hören den Meeresboden, wir sehen nichts und wir hören. Wie tief hören wir da gerade auf den Meeresboden? Ungefähr 20 Meter. Genau, das ist halt die...
nicht so hoch auflösende Multibeam-Karte, wo ich sehe, Mensch, hier ist irgendwas krisseliges, pickeliges. Hier ist noch mehr und da ist noch mehr und da ist noch mehr und da ist noch mehr und da ist noch mehr und da ist noch mehr. Also hier ist ziemlich viel. Das sind dann diese 400 Haufen. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11. Alleine hier sind ja schon elf große Haufen. Das ist ja nur ein kleines Stück. Wenn ich rauszoome...
So sieht das aus. Alles was hier rot ist und so ein bisschen grün. Rot ist, wo wir denken da ist Munition. Und grün ist, was haben wir verifiziert. Da haben wir schon optisch geguckt. Hier ist auch Munition, alles Munition. Hier sieht man so schön, ist das Schiff lang gefahren und während des Fahrens haben sie links und rechts Munition rausgeschmissen. Und das haben wir halt alles kartiert. Und dann gehen wir zu diesen Haufen.
und schauen mal, was das ist. Entweder mit Blaubeer oder mit Fotos. Captain Blaubeer ist übrigens auch ein kleiner, ferngesteuerter Unterwasserroboter mit einer Kamera.
Das ist wirklich süß, diese Namen, finde ich. Warum stört die alte Munition jetzt auf einmal oder stört die eigentlich schon länger? Ja, also das Ende des Zweiten Weltkriegs ist fast 80 Jahre her und mittlerweile zeigt sich klar, das Meer ist kein Sarkophag, der alles für immer sich einschließen kann.
Das Meer ist salzig, es ist voller Bewegung und das heißt, die Munition geht kaputt. Das Metall korrodiert, es rostet, es zersetzt sich, die Kisten zerfallen. Und was sind da genau die Folgen davon? Der Sprengstoff gelangt ins Wasser und darüber gelangt er in die Umwelt und in Lebewesen. Also mein erster Gedanke war tatsächlich, dass da jetzt auch häufiger was explodieren kann. Ist das auch möglich?
Also theoretisch schon. Also man hört ab und zu mal von solchen Geschichten. Es gab zum Beispiel 2020 einen Vorfall vor der englischen Küste, bei dem sieben Mann an Bord eines Fischerboots verletzt wurden und vermutlich bei einer Explosion von Kampfmitteln aus Weltkriegszeiten. Aber das ist sehr selten. Und eins finde ich schon wichtig, man kann immer noch unbesorgt an der Ostsee Urlaub machen und am Strand spazieren gehen und Fischbrötchen essen, wenn man das mag.
Die Munition, die auf dem Meeresgrund rumliegt, die kann nicht einfach spontan in die Luft fliegen. Also dafür braucht es eine Krafteinwirkung. Und wenn zum Beispiel ein extrem schwerer Anker runterfällt, dann kann das ganz theoretisch zur Explosion führen, aber das ist nicht wahrscheinlich. Wie gesagt, das, was die Altmunition auf dem Meeresgrund jetzt vor allem gefährlich macht, ist die Möglichkeit einer schleichenden Vergiftung der Meeresumwelt.
Okay, eine Vergiftung. Was heißt das genau? Das kommt wahrscheinlich von dem Sprengstoff? Genau. In der Umgebung von diesen Munitionshaufen am Meeresgrund hat man TNT und andere sogenannte Sprengstoff-typische Verbindungen im Wasser entdeckt.
Und die gelten als krebserregend und erbgutschädigend. Und man findet da in diesen untersuchten Gebieten tatsächlich keine Wasserprobe ohne solche Spuren. Also das wabert da die ganze Zeit so rum. Das klingt auf jeden Fall krass. Weiß man schon genauer, was das dann bei den Meereslebewesen auslöst?
TNT wurde in Muscheln und in Fischen nachgewiesen und es gibt bestimmte standorttreue Fische, bei denen es Hinweise auf ein erhöhtes Krankheitsrisiko gibt.
Okay, standorttreu. Also ich nehme an, das sind jetzt nicht Heringe, die so in Schwärmen überall mal in der Ostsee unterwegs sind. Genau. Sondern? Es gibt zum Beispiel eine Studie an Klischen. Das sind Plattfische, so braun-grau gefärbt, so ein bisschen Meeresbodenfarben. Und die sehen ganz witzig aus. Bei denen wandert auch das eine Auge im jungen Alter so mit auf die andere Seite, die dann die Fischoberseite wird. Okay.
Die Klischen leben auf dem Meeresboden und bewegen sich in der Regel auch nicht so weit von ihrem Zuhause weg. Und nach Untersuchung von ungefähr 400 Klischen vom Boden der Ostsee geht man jetzt davon aus, nicht nur Menschen bekommen von den Stoffen im TNT Krebs. Den Plattfischen am Meeresboden kann es auch so ergehen, wenn sie ihr Leben auf einer Munitionsdeponie verbringen.
Hier, ich habe mal eine Studienzusammenfassung von Forschern des Thünen-Instituts für Fischereiökologie mitgebracht. Okay, da steht, bei 25 Prozent der Klischen aus dem Versenkungsgebiet traten Lebertumore auf.
während die Tumorrate bei Klischen aus den unbelasteten Gebieten nur bei knapp 5% lag. Ein statistisch signifikanter Unterschied. Abschließend ist das alles noch nicht untersucht. Also man weiß zum Beispiel nicht, ob TNT auch langfristige nicht-tödliche Schäden verursacht und zum Beispiel die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt.
Man weiß allerdings schon, dass die Konzentration, die man im Moment finden kann, nicht gefährlich für den Menschen ist. Also dafür ist die Sprengstoffmenge, die man in den Fischen misst,
Viel, viel, viel zu gering. Dann kann man sich ja denken, also wenn das einmal in Muscheln ist und in Fischen, dann ist das eben auch in der Nahrungskette. Und irgendwann könnte auch mal ein Ostseefisch auf meinem Teller landen, der etwas von dem TNT abbekommen hat, nehme ich an. Das kann jetzt schon passieren, ja. Aber es ist nach aktuellem Stand eben nicht gesundheitsschädigend.
Allerdings könnten die Konzentrationen in den Fischen in Zukunft steigen und je mehr die Munitions- Altlasten korrodieren, desto wahrscheinlicher wird es, dass die toxischen Stoffe dann auch in einer irgendwann gefährlich hohen Dosis in die menschliche Nahrungskette gelangen. Das wiederum heißt ja, wenn wir uns beeilen, dass
Das alles rauszuholen, dann können wir noch die schwerwiegendsten Folgen verhindern. Geht das überhaupt? Alles rauszuholen, das geht wahrscheinlich nicht, aber man fängt jetzt zumindest mal an. Und die Bundesregierung stellt dafür 100 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist ein Aufräumprojekt, das soll mehrere Phasen beinhalten, das Erkunden, das Kartieren dieser Gebiete, das Bergen von Munition und das Sortieren und dann das Entsorgen.
Und wie weit sind wir da jetzt? Im Moment gibt es eben dieses Pilotprojekt in der Lübecker Bucht. Da wurde schon ziemlich viel erkundet und kartiert. Und da gab es vor kurzem auch die Proberäumung, bei der die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geguckt haben, ob das Bewegen der alten Munition selber dann wieder nicht neue Probleme verursacht. Die haben Wasserproben genommen, Aufnahmen vom Untergrund gemacht und haben auch Fische beprobt. Beprobt, Fische beprobt, was heißt das? Ja, das...
Klingt netter, als es ist für die Fische. Die wurden gefangen, betäubt in einem Bad aus Nelkenöl.
Und getötet und aufgeschnitten und auf Sprengstoff und Krankheiten untersucht. Das tut mir leid. Du hast wahrscheinlich ein bisschen dabei zugeschaut, oder? Ja, für diese einzelnen Fische kann es einem ein bisschen leid tun. Aber man kriegt anders schwer raus, wie gefährdet die Art oder die Gruppe der Fische wirklich ist. Und das ist eben Teil dieser Fähigkeit.
großen Idee eine Lösung für ein sehr teures und sehr aufwendiges und auch nicht ungefährliches Problem zu finden, wie man eben 1,6 Millionen Tonnen Munitionsschrott entsorgt.
Die Bundesregierung wünscht sich dafür eine Lösung, die sich skalieren lässt. Also einen Mechanismus, mit dem man später schneller und mehr Munition auch an anderen Orten entsorgen kann. Und warum ist man da so vorsichtig? Kann man die alte Munition nicht hochbaggern und dann erst an Land bringen? Oft ist Munition nicht mehr transportfähig. Und dafür, dass man dann gefährliche, explosive Stoffe an Land bringt, da gibt es sehr strenge Auflagen.
Und die Stellen, wo Munition entsorgt werden könnte, die liegen oft auch nicht direkt am Strand. Und dann will aber natürlich auch niemand, dass über Jahre oder Jahrzehnte jeden Tag LKW mit alter Munition durch zum Beispiel den Elbtunnel rollen. Das geht also nicht.
Ja, das verstehe ich. Bei Fliegerbomben, die zum Beispiel hier in Städten auf Baustellen gefunden werden, da kenne ich das so, dass die kontrolliert gesprengt werden. Das ist ja auch so eine Maßnahme in solchen Fällen. Kann man sowas in die Richtung auch mit der alten Munition machen? Nicht im Regelfall. Also bei einer Explosion gelangt sehr viel giftiger Sprengstoff ins Wasser. Und sie kann auch aus einem anderen Grund noch gefährlich für Meerestiere sein.
Besonders Meeressäugetiere wie zum Beispiel die seltenen Schweinsfahle, die leiden durch die Druckwellen einer Explosion. Und die können davon selbst, wenn sie weit entfernt sind, Hörschäden oder Lungenschäden bekommen und sogar sterben. Und Sprengungen sind daher die Ausnahme. Und nur bei Blindgängern von Fliegerbomben oder Seeminen, die noch scharf sind,
Wirklich so das Mittel der Wahl. Und der Großteil der Munition in den Versenkungsgebieten lässt sich vermutlich mit geeigneter Technologie bergen und entsorgen, ohne dass gesprengt werden muss. Machen kann man es. Überhaupt kein Problem.
Nach meiner Meinung ist es auch lohnenswert. Man muss immer abwägen, lasse ich es liegen, lasse ich es nicht liegen. Ich würde sagen, was ich oben jetzt sehe, sollte man mal anfangen wegzuräumen. Ob ich dann sage, ich muss noch in den dritten und vierten, fünften Stock, würde ich sagen, muss man dann gucken. Aber das Zeug da oben würde ich dekoren.
Aus mehreren Gründen. Einmal wegen Umwelteinflüssen, aber auch wegen Sicherheitsfragen. Okay, also geeignete Technologien. Technisch scheint das ja möglich zu sein. Wie soll die Munition denn im besten Fall dann entsorgt werden? Darüber wird gerade nachgedacht. Und vor allem stellt sich die Frage, ob man ein System findet, das man dann überall anwenden kann. Und eine Idee ist,
ist es eine Entsorgungsplattform auf See zu bauen, auf der die Munition direkt dort verbrannt und vernichtet werden kann. Verschiedene Anbieter, auch darunter bekannte Rüstungsfirmen, arbeiten an Entwürfen, wie sowas aussehen könnte. Und ich finde, manche davon sehen so fancy aus, dass man sich schon ein bisschen fragt, wie praktisch das dann ist und auch wie das jemals bezahlbar sein soll und wie viele Leute das für den Betrieb braucht und so.
Im Idealfall findet man aber auf der Ostsee eine Lösung, die man dann auch in der Nordsee nutzen kann, weil da ist alles eigentlich viel schwieriger. Die Sicht ist schlechter, der Wellengang ist stärker, die Gezeiten und gleichzeitig ist das Problem dort noch größer. Also in der Ostsee sind es 300.000 Tonnen.
Und in der Nordsee 1,3 Millionen Tonnen Altmunition. Aber wenn das gelingt, eine Entsorgungstechnologie zu entwickeln, so die Hoffnung, dann wird die Munitionslösung made in Germany zu einem Exportgut für die ganze Welt. Denn Munition liegt leider in fast allen Weltmeeren rum. Werbung
Vor fünf Jahren begann in Deutschland der erste Corona-Lockdown. Zwei Jahre lang waren wir im Ausnahmezustand und das hat Spuren hinterlassen bis heute. Was können wir aus der Zeit lernen? In unserem neuen Podcast WADA WAS? Geschichte einer Pandemie diskutieren wir drüber. Unter anderem mit dem Virologen Christian Drosten, mit dem damaligen Chef des RKI Lothar Wieler und mit der Ethikerin Alena Bück.
Ich bin Maria Mast, Wissensredakteurin bei ZEIT online und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie reinhören. War da was, hören Sie auf ZEIT online und überall da, wo es Podcasts gibt. Was wir nicht erklären können. Die unmögliche Kolumne von Christoph Drösser. Heute, was steckt hinter der geheimnisvollen Ostsee-Anomalie?
Liegt auf dem Meeresgrund der Ostsee ein prähistorisches UFO? Sind hier vor 10.000 Jahren Außerirdische gelandet und haben ihr Fluggerät zurückgelassen? Die Rede ist von der Baltic Sea Anomaly, zu Deutsch Ostsee-Anomalie, die seit 2011 die Fantasie von Meeresforschern und Grenzwissenschaftlerinnen beflügelt. Das Problem
Im Jahr 2011 machte das Schiff der schwedischen Schatzjäger Peter Lindberg und Dennis Orberg Sonaraufnahmen des Meeresbodens im bottnischen Meerbusen. Das Team war auf der Suche nach Schiffswracks. Aber auf einem Bild zeichnete sich eine seltsame, kreisförmige Struktur von 60 Metern Durchmesser ab. Was steckt hinter dieser seltsamen Formation? Musik
Die Ostsee ist ein ziemlich flaches Gewässer. Die mysteriöse Scheibe liegt in 80 Metern Tiefe. Zum Vergleich, das Wrack der Titanic liegt 3.800 Meter unter der Meeresoberfläche.
Das Objekt, das vom Sonar erfasst wurde, ist eine drei bis vier Meter hohe Scheibe. Lindbergh berichtete, dass in dem Moment, als sich das Schiff genau darüber befand, die Bordelektronik ausgefallen sei, auch Handys funktionierten nicht mehr. Auf dem unscharfen Bild waren rechtwinklige Strukturen erkennbar und eine rechteckige Aussparung. Manche erinnerte die Aufnahme an den Millennium-Falken aus Star Wars.
In der Folge machten künstlerische Interpretationen des Gebildes die Runde im Internet, die von vielen für Fotos gehalten wurden. Bei einem Tauchgang wurden Proben des Gesteins genommen, vorwiegend Granit, Gneis und Sandstein. Mineralien, die man nach Auskunft eines schwedischen Geologen, der mit ihrer Untersuchung beauftragt wurde, durchaus am Boden eines Meeres erwarten würde, das wie die Ostsee durch die Bewegung von Gletschern entstanden ist.
Die schwedischen Abenteurer versuchen seit ihrer Entdeckung vor 13 Jahren immer wieder mystische Erklärungen für die Ostseeanomalie zu lancieren. Sie haben durchaus ein kommerzielles Interesse daran, sie bieten Tauchfahrten an und vertreiben Dokumentarfilme. Deshalb sollte man ihre Ausführungen mit Vorsicht genießen.
Hier sind ein paar spekulative Erklärungsversuche. Könnte es sich um Überreste der sagenumwobenen Insel Atlantis handeln? Das wäre faszinierend, raunt Lindbergh. Oder war es das Werk einer alten, verschollenen Zivilisation, die vor der Eiszeit vor 12.000 Jahren existierte, als die Ostsee entstand?
In den Weiten des Internets sprießen natürlich noch viel wildere Erklärungsversuche für die seltsame Scheibe. Es gibt die UFO-Theorie und einige vermuten, an dieser Stelle sei eine fliegende Untertasse ins Meer gestürzt, die Teil eines geheimen Waffenprojekts der Nazis gewesen sei. Skeptische Forschende dagegen schütteln nur den Kopf über derlei Fantasien.
Ihre Kritik beginnt schon bei der ersten Sonaraufnahme der Schweden. Das Foto wimmelte von Artefakten, weil die Schatzsucher mit einem sehr billigen Gerät gearbeitet hätten. Und eigentlich gäbe es keinen Anlass für wilde Spekulationen über den Ursprung der Scheibe. Die Natur schafft alle möglichen Gesteinsformationen und manchmal haben sie rein zufällig eine Form, die annähernd einem regelmäßigen geometrischen Objekt entspricht. Keine Anomalie also, sondern etwas ganz Normales.
Das wird natürlich die Spekulationen über den Ursprung der Ostseeanomalie nicht beenden. Kann die Wissenschaft das Phänomen erklären? Die meisten Forschenden sagen, vorerst gibt es hier gar nichts zu erklären. Musik
Das war's für diese Folge. Vielen Dank, dass Sie bei diesem Ausflug in die eigentlich so schöne Ostsee dabei waren. Wir freuen uns über Fragen, Kritik oder auch Themenwünsche. Schreiben Sie sie gern an podcast.zeit-wissen.de. Danke und bis zum nächsten Mal. Tschüss.