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"Fix it - Umbau statt Abriss"

2025/4/15
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ARD Ist die Welt noch zu retten? Das Radio 3 Klimagespräch

Genau, Wabrede zum Klimagespräch. Der Klimawandel macht sich in Europa besonders stark bemerkbar. Das ist ein Ergebnis der neuen Studie des EU-Klimawandeldienstes Copernicus. Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt, so die Forscher. Ein verantwortlicher Faktor für die Klimaerwärmung ist der CO2-Ausstoß. Und wenn dann nach Möglichkeiten gesucht wird, diesen CO2-Ausstoß zu verringern, dann kommen oft Warnschnitte.

Architektur und Bauen ins Spiel. Und dann heißt es oft Umbau statt Neubau. Warum das so ist, das versuchen wir jetzt zu klären. Der Bund Deutscher Architekten und die Organisation Architects for Future sprechen sich ganz klar für Umbauten und Renovierungen aus. Und eine aktuelle Ausstellung präsentiert sogar zurzeit erfolgreiche Modelle von solchen Umbauprojekten. Fixit.de

Umbau statt Abriss, so heißt es im Deutschen Architekturzentrum in Berlin-Mitte. Und Michael Pape, der Architekt, der jetzt bei mir im Studio ist, hat diese Ausstellung mit konzipiert. Schön, dass Sie da sind. Vielen Dank, dass ich da bin. Der Titel dieser Sonderausstellung scheint alles klar zu machen. Aber warum ist denn das so? Fixit Umbau statt Abriss. Warum ist es besser?

Also für uns ist es der schnellste und wirksamste Hebel für den echten Kleberschutz im Bausektor. Also wir wissen einfach, wenn wir das 1,5 Grad zählernst nehmen wollen, müssen wir sofort anfangen, den Bestand zu nutzen, anstatt ihn zu vernichten. Denn Umbau spart CO2, schützt Ressourcen und bewahrt vor allem Baukultur. Das ist uns sehr wichtig als Architekten, die wir quasi auch die Gesellschaft mit moderieren. Können Sie das beziffern? Also wie viel mehr CO2-Ausstoß verringert werden kann?

Gibt es da Zahlen? Es gibt gerade eine aktuelle Studie von DGNB, Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, die für hochwertige Bauprojekte nachgewiesen haben, dass wir zwei bis drei Mal mehr CO2 ausgeben für Neubauten als für gleichwertige Umbauten. Und das gilt, ich bin Laie, ich frage jetzt, das gilt für alle Gebäude? Ich könnte mir jetzt vorstellen, dass es bei manchen Gebäuden, die jetzt unter Denkmalschutz stehen zum Beispiel, schwieriger sein dürfte. Oder ist das nicht so? Nein.

Das eine ist ja, über welche Ressourcen sprechen wir? Sprechen wir über CO2 und die Emittenten dessen ins Klima oder sprechen wir auch über Baumaterialien, die abgerissen und dann entsorgt werden? Oder sprechen wir auch über kulturelle Ressourcen? Und also im Denkmalschutz geht es ja vor allem auch um sogenannte goldene Energie, also unsere Identität als Stadt und Staat, die quasi in Gebäuden sich manifestieren.

Und quasi die Herstellung von Beton und Stahl, also wenn wir über Neubauten reden, die ist halt unglaublich energieintensiv. Das ist knapp die Hälfte des Gebäudes und wenn wir zum Beispiel umbauen, können wir das alles sparen. Dass die Investition, die schon mal getätigt wurde, wiederum weiter nutzen. Aber wenn das so auf der Hand liegt, warum machen wir es denn dann?

Das ist eine gute Frage, danke. Also warum machen wir es? Es ist erstmal einfacher neu zu bauen, weil man quasi in den Produktkatalog greifen kann und man sagen kann, ich nehme das von Hersteller X und Herstellerfirma Y und füge es zusammen.

Ich habe ein Wagnis im Bestand. Das heißt, ich habe einen Investor, der schreibt sich seine Excel-Tabelle und der überlegt sich, was könnte es mich potenziell an Risiko kosten, wenn ich das Gebäude umbaue. Und es ist dann in der Excel-Tabelle einfacher zu sagen, Abrissneubau.

Wenn ich dann aber die praktischen Untersuchungen am Gebäude vornehme und feinfühlig vor Ort am Bestand arbeite, dann kann ich diese Risiken minimieren und kann quasi auch das Potenzial des Bestandes heben. Und wie weit verbreitet es diese Erkenntnis?

Also dass Neubau nicht der bessere Weg ist. Ist das in der Architektenszene irgendwie eindeutig klar? Nur die Investoren kapieren es wieder nicht? Oder was ist das Thema? Wir als Architekten sind ja auch wiederum nur ein Teil des Getriebes, also ein Moderator, so wie der Dirigent. Und wir brauchen halt...

Wir brauchen die Investoren, wir brauchen die Bestandsnutzer am Ende, wir brauchen aber auch die Handwerksfirmen, die es umsetzen und wir werben dafür, dass wir gemeinschaftlich diesen Transformationsprozess, die sogenannte Bauwende in der Bauindustrie vollziehen und dass wir gemeinsam den Weg gehen zum Erneuerung.

zur Wertschätzung des Bestandes und zum Umbau. Wie lang wird der Weg noch sein? Ach, wir gehen ihn schon eine Weile und spannenderweise ist es ja eigentlich auch ein Weg zurück. Also sozusagen natürliche Materialien zu nutzen, Bestand zu wertschätzen, schauen Sie in die Gründerzeit. Also alle Touristen, die die europäischen Städte bevölkern, lieben den Bestand, lieben die Gründerzeitgebäude, egal wo sie hingehen, ob es Berlin, Wien, Budapest ist, genau Paris.

Und wenn es dann aber an das eigene geht, ist dann so die Frage, mein Häuslein in der Vorstadt, das möchte ich dann als neues Gebäude. Und es ist sozusagen die Frage, was ist dann der kulturelle Wert? Wie ist die Reise? Nehmen wir doch bitte alle mit und heben die Potenziale. Apropos Potenziale heben. Ich glaube, das passiert in dieser Ausstellung, über die wir jetzt auch reden, Fixit. Da geht es ja um gelungene Bau-Umwandlungsprojekte. Haben Sie doch mal ein, zwei Beispiele, damit wir es konkret kriegen können?

Ich möchte keins hervorheben. Kommen Sie bitte, schauen Sie, es ist der Umbauatlas mit dem BDA, Bund Deutscher Architekten, entwickelt. Der ist auch online verfügbar, aber kommen Sie bitte in die Ausstellung, da können wir gerne uns das zusammen angucken und diskutieren. Aber Sie haben vielleicht ein, zwei Favoriten?

Ich persönlich aus meiner eigenen Historie bin ich natürlich auch stolz auf eigene Umbauprojekte, die sind leider noch nicht gezeigt. Okay, wie ist es denn, um mit einem aktuellen Beispiel zu versuchen, doch noch was aus Ihnen rauszulocken, mit dem Haus der Statistik in Berlin-Mitte? Da haben wir ja so einen Fall, DDR-Neubau, Riesenkasten, Riesengebäude-Komplex, Zwischennutzung durch die Kultur, gerettet durch die Kultur, durch die freie Szene, jetzt ein Umbau.

Ist das ein gelungenes Beispiel? Das ist spannenderweise genau das, wo wir hinwollen. Also die Wertschätzung von Otto Normal, von den Touristen, von denen ich gerade sprache, die wir alle im

im Bauchgefühl haben, ist ja eigentlich so die Gründerzeitstadt und das Wertschätzen des Bestandes. Aber wir wollen halt auch dafür werben, dass man 50er, 60er, 70er Jahre Gebäude auch wertschätzt als das, was sie sind, als das stadtprägende Element und dass man halt auch, wenn man als ersten Impuls sagen würde, das ist aber hässlich, das gefällt mir nicht, dann sozusagen weiterzugehen und zu sagen, nein, das hat seine Bedeutung, das hat seine Würde, es hat eine Wertschätzung an dem Ort und ist prägend und

Genau, also deswegen Haus der Statistik ein sehr gelungenes Beispiel. Na bitte, immerhin. Aber eine Frage habe ich noch und zwar in Bezug auf die Baustoffe. Da haben Sie ja eben schon ganz kurz einen kleinen Einblick gegeben, aber in dieser Ausstellung werden offensichtlich auch wertvollere Umbaubaustoffe vorgestellt und man kann sogar an einer Art Umbauwerkstatt denken.

teilhaben. Was heißt denn das? Das sind zwei verschiedene Themen, die wir versuchen haptisch darzustellen. Also es geht nicht nur darum, die gelungenen Beispiele zu präsentieren und immer zu sagen, ihr solltet und ihr müsst sozusagen, sondern auch zu fragen, wie kann ich das haptisch eigentlich erfahren? Und die

Diesen Wandel, von dem ich schon gesprochen habe, diese Industrie mitzunehmen, ist ja auch nicht nur von meinem ersten Impuls Stahl, Glas, Beton zu bauen, sondern eben auch mit biologischen Materialien zu arbeiten. Und deswegen als Alternativen zum klassischen Gips- oder Trockenbau zeigen wir zum Beispiel Strohbauplatten. Wir zeigen, wie man mit Lehm arbeiten kann.

Wir zeigen auch experimentellere Arbeiten mit Wolle wieder mehr zu arbeiten zum Beispiel oder auch einen Pilz. Also es gibt einen spannenden Baustoff, der an der TU hier in Berlin erforscht wird, wo es auch schon erste Produkte dazu gibt, dass man sozusagen...

eine Art von Pilz im Gebäude nutzen kann. Der ist nachher abgetötet, aber der quasi als Bindemittel funktioniert und da ist ganz viel am Werden. Der härtet dann aus oder wie? Der wird durch Hitze abgetötet, im Ofen gebacken, genau. Und man hat dann eben ein Bindemittel, was eben biologisch erschaffen ist und was dann keine Chemie ist, Petrochemie. Noch nie gehört. Habe ich, höre ich gerade von Ihnen zum allerersten Mal. Kommen Sie in die Ausstellung. Frau Professor Vera Meyer, ganz tolle Frau.

Ja, wunderbar. Ich danke Ihnen für das Gespräch bis hierher, Herr Pape. Vielen Dank für den Besuch im Studio. Dankeschön.

Der Architekt Michael Pape. Umbau statt Neubau, das ist das große Thema, über das wir hier gesprochen haben. Das ist auch das große Thema letztlich in der Architektur in unserer Klimawandelzeit. Fix it, Umbau statt Abriss, das ist die neue Sonderausstellung im Rahmen der ja schon laufenden Ausstellung. Die Abrissfrage und Power to the Renovation, das ist die große Ausstellung. Und Umbau statt Abriss ist die kleine Sonderausstellung. Ab morgen ist die zu sehen und zwar noch bis zum 8. Mai. Zu sehen im Deutschen Architekturzentrum Wilhelmine Gembergweg in Berlin.

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