Max Birk-Gemassmer: Als Allgemeinarzt habe ich in den letzten Jahren eine Zunahme von Hitzebeschwerden bei meinen Patienten festgestellt. Früher wurde das Problem unterschätzt, aber jetzt erkennen wir, dass viele Beschwerden direkt mit der Hitze zusammenhängen. Es betrifft junge Menschen mit Kreislaufproblemen, Kinder, die kollabieren, und ältere Menschen, die ihr Haus nicht mehr verlassen können. Es ist wichtig, dass wir als Ärzte und die Gesellschaft insgesamt das Problem ernst nehmen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Gesundheit der Menschen zu schützen.
Hitze wird besonders gefährlich, wenn die Temperaturen über mehrere Tage 32 Grad übersteigen oder sogar 38 Grad ohne nächtliche Abkühlung erreichen. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, kleine Kinder, Schwangere, Obdachlose und Sportler. Wir haben das Aktionsbündnis Hitzeschutz gegründet, um den Gesundheitsbereich stärker in die Hitzeschutzpläne zu integrieren. Mittlerweile sind über 100 Organisationen beteiligt, die erkannt haben, dass Hitze eine ernsthafte Gefahr darstellt. In Deutschland sterben jährlich Tausende Menschen an den Folgen von Hitze, was durch besseren Hitzeschutz vermeidbar wäre.
In Städten sind Wärmeinseln ein besonderes Problem, vor allem für ältere und ärmere Menschen, die in schlecht belüfteten Wohnungen leben. Aber auch ländliche Regionen können Hitzerootspots haben. Wichtig ist, dass wir die Menschen informieren, wie sie sich schützen können: Hitze vermeiden, kühle Orte aufsuchen, ausreichend trinken und sich aktiv kühlen. Besonders wichtig ist auch die soziale Komponente: Wir müssen auf unsere Mitmenschen achten, da Hitze die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen kann. Nachbarschaftliche Hilfe und die Unterstützung durch Angehörige sind hier entscheidend.
Um einen wirksamen Hitzeschutz zu gewährleisten, muss dieser verpflichtend und gesetzlich verankert werden. Es braucht finanzielle und personelle Ressourcen, da Hitzeschutz letztendlich Kosten spart. Der Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich müssen in die Hitzeschutzplanungen einbezogen werden, da sie über die notwendige Expertise verfügen. Und natürlich müssen wir auch politisch daran arbeiten, die Erderwärmung zu stoppen.
Der Arzt Max Birk-Gemassmer beschreibt seine Erfahrungen mit Hitze-bedingten Beschwerden bei Patienten. Er erklärt, ab welchen Temperaturen Hitze gefährlich wird und welche Personengruppen besonders gefährdet sind.
Hitzebedingte Beschwerden nehmen zu
Besonders gefährdet: Ältere Menschen, Kinder, Schwangere, Obdachlose, Sportler
Gefährliche Temperaturen: über 32 Grad an mehr als zwei Tagen oder über 38 Grad an zwei Tagen ohne nächtliche Abkühlung
Die ersten sehr warmen Temperaturen haben wir in Berlin und Brandenburg schon erlebt. Und für dieses Jahr ist ein heißer und trockener Sommer angekündigt worden. In unserer schon seit jeher trockenen und heißen Region ein großes Problem. Morgen ist "Hitzeaktionstag". Er steht unter dem Motto "Hitzeschutz für alle". Ein Bündnis von über 50 Organisationen weist auf die Folgen für die Gesundheit jedes Einzelnen und auf das gesamte Gesundheits- und Sozialsystem durch starke und lang andauernde Hitze hin. Shelly Kupferberg spricht im radio3 Klimagespräch mit dem Arzt und Mitbegründer des Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin Max Bürck-Gemassmer über sinnvolle Maßnahmen zum Gesundheitsschutz.