Ist die Welt noch zu retten? Das Radio 3 Klimagespräch.
Bei den Folgen des Klimawandels haben wir meist überflutete Dörfer oder brennende Wälder vor Augen. Aber die Auswirkungen des Klimawandels besprengen sich nicht nur auf einzelne Naturkatastrophen. Die können in einem viel größeren Kontext gesehen werden. Das ist jetzt detailliert in der ersten deutschen Studie zu den Risiken für die nationale Sicherheit erforscht worden. Der Klimarisikoeinschätzung unter dem Namen Nike beschreibt,
Beteiligt daran waren unter anderem das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der Bundesnachrichtendienst BND und die Universität der Bundeswehr. Und ich bin jetzt hier auf Radio 3 mit Dr. Fanny Thornton verbunden vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Ich grüße Sie, hallo. Ja, schönen guten Abend. Schön, dass ich hier mit dabei sein kann.
Frau Thornton, Sie sind Mitautorin dieser Nike-Analyse. Eine Schlussfolgerung der Studie seitens des BND ist, dass die Folgen des Klimawandels neben einem aggressiv-expansiven Russland, weltpolitischen Ambitionen Chinas, zunehmenden Cyber-Gefahren sowie dem internationalen Terrorismus als eine der fünf großen externen Bedrohungen für unser Land angesehen wird. Das klingt tatsächlich bedrohlich. Können Sie uns das ein bisschen genauer erklären?
Na klar, gern. Also ich würde das auch als Schlussfolgerung des ganzen Konsortiums sehen, zusammen mit dem BND. Ja, genau, also Klimawandel als Bedrohung. Wir präsentieren das schon auf einer Ebene mit anderen Sicherheitsbedrohungen, sagen wir mal so als eine Art atmosphärische Bedrohung vielleicht, weil es ja auch mit dem Klimawandel durchaus schwere Folgen für menschliche Gesundheit und Leben gibt, sowas.
wie auch Schäden für Infrastruktur, Volkswirtschaften. Und das erleben wir auch alle jetzt eigentlich schon auch in Deutschland. Es geht hier also nicht nur um eine theoretische Bedrohung, sondern eine, die wir jetzt erleben und die wohl auch schlimmer werden dürfte. Es gibt halt stärkere und längere Hitzewellen, mehr Starkregenereignisse und so weiter. Und die Folgen davon, die schwächen auch gesellschaftliche Resilienz und die Möglichkeiten,
auf Klimafolgen zu reagieren. Und aus all dem ergibt sich dann ein Sicherheitsproblem. Und genau das sind wir eben in dieser Nike-Studie dann angegangen. Meistens schaut man ja beim Klimawandel doch auf die konkreten Folgen für Natur und Mensch, Überflutung, Stürme, Dürre.
Die nationale Sicherheit war bisher nicht im Fokus. Ihre Studie ist die erste, die sich ganz konkret damit befasst für den Zeitraum bis zum Jahr 2040. Wie sind Sie dabei vorgegangen? Welche Faktoren standen da im Mittelpunkt oder haben Sie in Erwägung gezogen?
Ja genau, also es ist die erste Studie dieser Art für Deutschland. Da sind wir auch ganz stolz drauf. In ein paar anderen Ländern gibt es sowas oder sowas ähnliches auch schon. Aber ja, also in unserem Bericht, da sind auch vor allen Dingen sehr, sehr viele wissenschaftliche Studien eingeflossen. Das ist auch der Beitrag, den wir vom PIK geleistet haben. Es war uns halt wichtig, dass wir präsentieren und argumentieren hier auch mit Begleitern,
mit Dingen, die Hand und Fuß haben und das alles auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand ist. Und dann war es uns, wie gesagt, auch sehr wichtig, das haben Sie auch schon angesprochen, dass wir nicht nur die direkten Folgen des Klimawandels ansprechen. Also das machen wir auch, ein bisschen Dürren, Starkregen und so weiter. Aber insbesondere war uns wichtig, mal die Folgen sich anzuschauen, die auch von einer Sicherheitsperspektive her relevant sind. Also Nahrungssicherheit oder Unsicherheit, Wirtschaftseinbrüche, steigende Migration, Kohlenstoffe,
Konfliktpotenzial, aber auch so Folgen für die internationale Ordnung, gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland, also zum Beispiel trotz Klimaschäden. Wie halten wir noch zusammen? Wie halten wir zusammen, trotzdem wir die große Aufgabe der Energiewende haben?
Ein bisschen haben wir uns auch angeguckt, also so traditionelle Sicherheitsbereiche wie die Verteidigung und wie sich der Klimawandel da auswirkt, auf die Verteidigungsinfrastruktur, aber auch welche neue Aufgaben auf die Verteidigung zukommen. Also doch eine sehr breite Reihe an Themen, die wir uns vorgenommen haben. Sehr breit. Können Sie uns doch mal kurz anhand eines Beispiels schildern, wie Sie da vorgegangen sind? Ja.
Ja, also natürlich war unser Rahmen, sich das bis 2040 anzugucken. Also wir wollten das vor allen Dingen uns angucken, vorausschauend, aber auch nicht zu weit vorausschauend. Also ja, wir haben uns zum Beispiel angeguckt auch das Thema Klimamigration. Also da haben wir uns angeguckt, wie sieht das jetzt schon aus? Was wissen wir darüber? Aber wie sieht das auch aus aktuell?
In der Zukunft, wo sind die Hotspots, was hat das auch für einen Einfluss auf Deutschland? Wir befinden uns ja vielleicht nicht direkt in einer Hotspot-Gegend für die Klimamigration, aber trotzdem, was könnte das auch für Deutschland bedeuten? Und welche Prognosen haben sich hierfür ergeben?
Also erstmal ist es so, dass auch zum Thema Klimamigration, wir wissen, dass viel davon intern ist. Wir wissen, dass der Klimawandel dazu beiträgt, dass immer mehr Menschen unterwegs sind. Aber vieles davon ist eben eher in ihren eigenen Gebieten. Das dürfte sich aber ändern. Also der Klimawandel trägt auch zu Flucht bei und auch Flucht, die dann auch über die Grenzen geht. Wir können das eigentlich auch recht genau berechnen für verschiedene Gebiete.
Mit einem 1-Grad-Temperaturanstieg kriegen wir dann so und so viel Prozent mehr Klimaflucht in einem Land wie Somalien usw. Das sind jetzt alles Dinge, die Sie gerade in puncto Migration genannt haben, die eigentlich so neu nicht sind. Aber eben unter einem anderen Gesamtkontext mal betrachtet. Die Analyse will Wege für vorausschauendes Handeln aufzeigen, wie Sie schreiben,
Was wäre das richtige Handeln auf nationaler Ebene? Also ich glaube, da gibt es sehr viel, was man ansprechen könnte. Vielleicht konzentriere ich mich hier erstmal auf zwei Aspekte. Also erstens ist es uns ganz wichtig mit diesem Bericht, dass Klimawandel und Sicherheit zusammen gedacht wird. Das war eigentlich auch unsere Hauptaufgabe, dass es überhaupt erstmal auf der Agenda steht, dass es da einen Zusammenhang gibt, an den auch verschiedene Institutionen und Entscheidungsträger denken sollten.
Also vielleicht in der Hinsicht wäre es auch ganz gut, auch in Deutschland wie in anderen Ländern an einen nationalen Sicherheitsrat zu denken. Das ist auch im Wahlprogramm von mindestens einer Partei, jetzt zur Bundeswahl drin. Also es in so einem Sicherheitsrat zu verankern, das könnte gewiss helfen. Das sind wahrscheinlich die Grünen, wenn ich mal raten darf. Nein, nicht die Grünen, eine andere Partei in der CDU. Und zweitens...
Ja, also ist es uns wichtig mit diesem Bericht, dass halt Klimaresilienz und die Energiewende in allen gesellschaftlichen Bereichen, dass die so ausgebaut wird, dass ein fairer Ausgleich stattfindet und das Konfliktpotenzial reduziert wird. Weil ich meine, wir haben wichtige Aufgaben vor uns, aber die haben eben auch ein großes Spaltungsvermögen in der Gesellschaft. Und ich glaube, es ist sehr wichtig, das auch immer aus dieser Perspektive zu betrachten und anzugehen.
Einige Punkte aus der Studie Nike zur Klimarisikoeinschätzung. Darüber gesprochen habe ich auf Radio 3 mit Dr. Fanny Thornton vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, kurz PIK. Ich danke Ihnen, Frau Thornton. Vielen Dank. Schönen Abend noch.