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Frag den Experten - Alles um den Bauernkrieg

2025/5/11
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Geschichtsfenster

AI Deep Dive Transcript
People
A
André
J
Jan Martin Engelhardt
Topics
André: 我认为农民战争并非真正意义上的战争,它既不是德国的,也不是完全由农民参与的。这场运动的复杂性远超简单的‘战争’定义,参与者来自不同的社会阶层,他们的目标和动机也各不相同。 Jan Martin Engelhardt: 我同意André的观点。农民战争的参与者并非只有农民,还包括城市居民和其他社会群体。他们的参与程度和动机因地区而异。这场运动的进程也受到季节性因素的影响,例如,冬季农民工作较少,有更多时间思考反抗;战争也持续到秋季收割期结束。并非所有农民都参与了战争,许多人留在家里继续工作,战争对农业生产的影响是局部和阶段性的。 Jan Martin Engelhardt: 中世纪的‘自由’并非单数概念,而是多种具体权利的集合,农民的诉求也是如此。与其说农民战争追求单一的‘自由’,不如说他们追求的是‘正义’,尤其是在萨克森-安哈尔特地区。中世纪晚期到近代早期社会存在着深刻的不平等,不同群体享有不同的权利,因此‘人人平等’和‘人人自由’的概念并不存在。当时存在两种相互竞争的法律观念:古老的习惯法和罗马法,农民和统治者分别依据不同的法律观念来论证自己的立场。农民战争参与者的目标并非单一,可分为保守派(希望恢复旧秩序)、社会改革派(希望改变社会)、宗教派(希望自由信仰)三类。马丁·路德反对农民起义,这与他支持的世俗统治者有关,以及他个人在宗教改革运动中的处境。他依赖于世俗统治者的支持,而农民起义则威胁到了这种支持。农民战争中,农民的成功和失败都具有阶段性,早期取得了一些局部成功,后期则被残酷镇压。农民战争中,农民的装备并非像人们想象的那样简陋,他们拥有武器和一定的组织性。农民战争对贵族的经济影响是阶段性的,虽然农民起义导致贵族收入减少,但贵族主要通过残酷镇压来维持统治,并非完全依赖农民的经济贡献。一些低阶贵族同情农民,并试图调解冲突,但缺乏有影响力的领袖人物。农民战争主要发生在德意志东部和南部地区,西部地区参与较少,这可能与宗教改革的传播和政治格局有关。农民战争相关的歌曲中,只有一首歌曲的第一节歌词是当代创作的,其余歌词为后世创作。将农民战争简单地视为‘早期社会主义革命’是不准确的,尽管农民战争反映了当时社会矛盾,但其目标并非建立社会主义社会。农民战争参与者中,识字率并非为零,部分农民及其领导者拥有识字能力,足以记录、传播和组织起义。农民战争中,缺乏统一的标志或符号,这与当时社会文化背景有关。

Deep Dive

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Herzlich willkommen bei Geschichtsfenster. Mein Name ist André, das da ist Jan Martin und heute gibt es eine kleine Premiere, denn es gibt ein neues Format, frag den Experten. Ich war vor zwei Wochen in den Luther Museen zu Gast, nämlich im Sterbehaus in Eisleben und da war ich dein Gast, auch wenn du auf meinem Kanal Gast warst. Schön, dass du hierher gefunden hast. Hallo. Hallo, es ist total schön hier zu sein. Ich freue mich irre. Hallo an alle.

Und ja, du bist heute der Experte, denn du hast dich mit dem Bauernkrieg beschäftigt, obwohl es gar nicht dein Hauptthema ist. Genau, ich bin eigentlich von Hause aus Kirchenhistoriker. Ich habe mich wissenschaftlich beschäftigt mit hauptsächlich Ämterkauf, etwa 100 Jahre vor der Zeit, über die wir heute reden. Und bin dann von da rüber gewechselt, Kirchengeschichte hin zur Reformationsgeschichte und bin jetzt eben beim Bauernkrieg und Arbeit für die Luther Museen beschäftigt.

Und ich nehme an, dein Schicksal ist so ähnlich wie meins. Du musst dich ständig in neue Themen einarbeiten, darin ein kleiner Experte werden. Du hast nur mehr Zeit als ich, kannst mehr Experte werden. Aber so stelle ich mir das vor. Ja, es ist absolut so. Also wir haben praktischerweise eine kleine Hausbibliothek im Museum, das hilft. Kleine Hausbibliothek. Verstehe. Ich hatte, oder es gab vor ...

Es gab vor, ich glaub sogar ein Jahr her, von Terra X ein Format, da hatten sie sich einen Professor geholt und haben darüber gesprochen, woher kommt das schlechte Mittelalterbild. Wir wissen es alle nicht, aber das Video, das war großartig, weil es tatsächlich mal einen Historiker hatten, der reden durfte. Das hat mich so an alte Talkshows erinnert, so in den 80ern waren Talkshows nicht irgendwelche Sensationszeichen in den Dingen, sondern es war im dritten Programm, sehr langweilig, aber Leute durften reden. Außer jemand hat einen Tisch zerschlagen. Ja, außer jemand hat einen Tisch zerschlagen, das ist korrekt.

Aber ich habe gedacht, das sollte ich auch mal machen. Jetzt hat es ewig gedauert, aber heute beginne ich damit. Ich möchte bei diesem Format Zuschauer fragen, die habe ich vorher gesammelt, die wirst du gleich bekommen. Und ich werde sicherlich was beisteuern, aber im Großen und Ganzen ist die Idee, dass mal jemand redet, der richtig Ahnung hat. Es geht heute um den Bauernkrieg, der große deutsche Bauernkrieg, von dem wir letztens schon gesagt haben, er war kein Krieg im eigentlichen Sinne, er war nicht deutsch und Bauern ist auch schwierig.

Exakt. Und dann bleibt eigentlich, naja, der bleibt vielleicht, nee, eigentlich nicht. Aber das ist das Thema, der Bauernkrieg ist ja auch gerade Jubiläum und ihr habt eine großartige Ausstellung dazu auf die Beine gestellt, die ich schon vorgestellt habe, die ich sehr genossen habe. Das war sehr schön, dich als Gast zu haben und es freut mich auch, dass sie gerade dir gefallen hat. Wenn Geschichtsfenster kommt, hat man auch als Museum ein kleines bisschen Angst und ich glaube, wir hatten eine sehr tolle Zeit zusammen und

Ja. Bevor es losgeht, gibt es eine winzige Werbung eigener Sache, denn demnächst gibt es wieder den historischen Markt in Licht. Das ist kein Mittelaltermarkt, das ist eine

Living History Veranstaltung, ihr seht es schon so ein bisschen, wir verkaufen nichts, sondern wir erzählen was, ihr könnt da uns mit Fragen löchern, die sind alle so ähnlich drauf wie ich, wir werden alle in Kostümen herum sitzen, also wenn ihr an dem Wochenende 24. und 25. Mai Zeit habt, kommt nach Mittelhessen, nachlich, von 12 bis 18 Uhr an beiden Tagen ist das geöffnet und es ist wirklich eine Empfehlung, da mal hinzukommen.

Ja, fangen wir an. Auf Discord fragt MobyTigger, was geschah mit der Arbeit der Bauern? Also das Feld, die Tiere etc. Wie ist die Frage gemeint? Also geht es um die Dinge, frage ich mich gerade, sind die Dinge gemeint, die quasi, die als Abgaben geleistet werden müssen?

Nee, es geht einfach darum, Bauern müssen ja arbeiten und was passiert mit dieser Arbeit? Dieser Krieg ist ja auch über eine längere Zeit, also wir haben ja Frühjahr bis Herbst und da haben wir Aussaat, da haben wir Ernte, da haben wir viele Dinge. Ach, so rum gemeint, ja, das ergibt Sinn. Bis zu einem gewissen Punkt liegt das brach.

Ist tatsächlich ein Problem. Wir sehen aber daran, wie der Krieg verläuft, dass es diese jahreszeitliche Struktur gibt. Von Lyndall Roper ist dieses Jahr jetzt erschienen oder Ende letzten Jahres dieses tolle Buch The Summer of Fire and Blood, heißt es auf Englisch, auf Deutsch nicht so toll übersetzt, für die Freiheit, wo sie das nochmal ganz klar festmacht, dass man den Bauernkrieg, wenn wir ihn jetzt mal so nennen, anhand von Jahreszeiten festmachen kann. Also dass

Im Winter, also er bricht ja hauptsächlich im Frühling aus und im Mai, jetzt so haben wir gerade 500 Jahre die Hochphase und im Winter davor staunen sich quasi die Emotionen an und sie macht die These auf, dass es auch daran liegt, dass die Bauern eben in der Zeit weniger zu tun haben und mehr Zeit haben, sich umstürzlerische Gedanken zu machen. Und praktischerweise ist er ja dann bis zum Herbst und bis zur Erntezeit auch erledigt.

Und man muss sich vorstellen, es sind ja nicht alle, die da aufstehen, sondern es ist ja immer nur ein Teil. Also es gibt wohl diese Dörfer, die komplett leer waren, wenn man den Quellen folgt, wo sich alle den Haufen angeschlossen haben, aber...

Manche sind es auch nicht, manche bleiben auch zu Hause, manche proben nur Aufstand in bestimmten Regionen. Das heißt, es geht weiter. Irgendwie muss es ja weitergehen. Wir haben ja auch sowas wie Tierversorgung oder sowas. Man kann einfach davon ausgehen, dass nirgendwo alle Bauern aufgebrochen sind.

Ja, das stimmt. Da haben wir heute erst drüber diskutiert auf der Arbeit, dass so die Frage, kommen wir vielleicht später auch noch dazu, wer zieht da eigentlich los? Und man kann davon ausgehen, dass es also erstens nicht alle sind und auch aus allen Familien nicht alle sind, weil einen sehr großen Tross scheinen diese Haufen nicht dabei zu haben. Das heißt...

Großteil der Frauen scheint zu Hause geblieben zu sein. Das sind die Quellen sehr dürftig. Aber auch dadurch geht es ja weiter in irgendeiner Form. Weil es eben schon der Titel übrigens war, zur Freiheit oder für die Freiheit. Das ist so ein Thema, ich weiß nicht, ob wir das als Frage haben, weil es glaube ich nicht drin ist, aber

Ich habe da immer ein Problem, weil in meinem ersten Semester in der Uni hat meine Professorin mir schon den Zahn gezogen mit der Freiheit und für sie war ein ganz wichtiger Punkt im Mittelalter und da würde ich dieses halt jetzt noch mit einbeziehen, gibt es Freiheit im Singular nicht, wir reden immer von Freiheiten im Plural und auch die Forderungen der Bauern sind immer Freiheiten im Plural, nämlich ganz spezifische.

Genau, also wir in Sachsen-Anhalt, also die Kollegen in Thüringen benutzen ja für ihre Sonderausstellung und die museale Aufarbeitung, die die machen, 500 Jahre Freiheit. Für Thüringen ergibt es auch ein bisschen mehr Sinn, weil da mehr gekämpft wird. Bei uns in Sachsen-Anhalt sind es eher soziale Aushandlungsprozesse. Wir bevorzugen den Begriff Gerechtigkeit.

Und ich finde ihn als zentrale Forderung oder als Kern auch den besseren. Den Freiheitsbegriff im Singular gibt's in den Karikaturen, gibt's den ja, den Bauern mit der Freiheitsfahne und so, der eigentlich auch Buntschuhbewegung ist und vereinnahmt wird, bla bla. Aber auch da ist es eigentlich Polemik. Also ja, die Freiheit für alle gibt's eindeutig nicht, die Freiheit hin hast du schon gesagt, weil, also...

Das ausgehende Mittelalter oder die beginnende frühe Neuzeit ist eine im Kern ungleiche Gesellschaft. Das ist für die Leute völlig normal. Also Christen werden anders behandelt als Juden, Männer werden anders behandelt als Frauen, Adlige anders als nicht, Adlige als Kleriker. Und ganz wichtig, die Oberschicht im Dorf anders als die Unterschicht im Dorf. Die Oberschicht im Dorf anders als die Unterschicht im Dorf.

Tagelöhner anders als vollwertige Stadtbürger, Patricia anders als und so weiter. Und quasi diese Idee, dass alle gleich sind, die gibt's einfach nicht und deswegen sind auch nie alle frei. Und Freiheit ist ja auch so ein sehr großer Begriff, wenn man sich im religiösen Kontext bewegt, wo

eingebunden sein und dienen, einfach was Tugendhaftes ist, was das Leben durchzieht, wo man sagt, das ist was, wo man hin möchte, dann hat man auch einen anderen Freiheitsbegriff. Also nicht, dass das Christentum keine Freiheit kennt, aber mittelalterliche Religion definiert sie anders. Eine Frage von Nagul, auch auf Discord. Waren das überhaupt Bauern? Das sind wir bei dem Thema. Weder der noch große, noch Bauernkrieg, noch Deutschland. Waren das Bauern?

Es sind zumindest zu einem großen Teil Bauern, es sind aber nicht nur Bauern. Diesen Bauern schließen sich immer wieder auch andere Leute an. Das kann regional sehr unterschiedlich sein. Teilweise ist es im Stadtbürgertum und vor allem im niederen Stadtbürgertum gibt es große Solidarität.

Auch nicht alle in der dörflichen Gemeinschaft sind Bauern und auch gerade die, die keine Bauern sind, sondern dörfliche Unterschicht, haben je nach Region entweder ein sehr starkes Interesse, sich anzuschließen oder haben gar kein Interesse, sich anzuschließen, weil das da eher die dörfliche Oberschicht ist, die da Artikel aufstellt und was durchsetzen will, das variiert.

Und ja, dann hat man so Gruppen dabei wie die Bergleute, die in je nach Region ein wahnsinnig entscheidender Machtfaktor sein können, weil sie durchaus ordentlich zuhauen können und auch gut organisiert sind, die aber streckenweise gar kein Interesse haben, sich anzuschließen. Es gibt welche, die das tun. Es gibt auch welche, die sagen, wir haben unsere Privilegien schon.

Macht doch ihr euer Ding. Was auch ganz spannend ist, es gibt ja, wie gesagt, auch in den dörflichen Systemen gibt es ja verschiedene Gruppen und es ist ganz unterschiedlich, ob eher die dörfliche Unterschicht sich am Aufstand beteiligt oder die dörfliche Oberschicht.

Wenn ich mich nicht völlig irre, in Franken war es zum Beispiel, ich weiß nicht mehr genau, war es glaube ich Oberschicht, aber es ist wirklich in der Region unterschiedlich, weil auch die Umstände andere sind, wer davon jetzt mehr profitiert, wer eher Träger des Ganzen ist und es gibt sogar Regionen, wo tatsächlich eher das Stadtbürgertum die Bauern dazu überredet, in den Aufstand zu gehen. Also das sind ganz unterschiedliche Machtinteressen.

Genau, das Beispiel kann ich noch mitnehmen in Mühlhausen, der Stadt Mühlhausen, wo ja Thomas Münzer stark wirkt, kommt es ja zum städtischen Aufstand und die bauen sich da ihren eigenen persönlichen ewigen Rat, was übrigens ein total interessantes Konstrukt ist, weil die sich vorstellen, also

Die wollen das für sich mit mehr Mitgestaltung bauen. Und ihre ideale Vorstellung von einem demokratischen, moderner Begriff Rat ist, dass der auf Lebenszeit gewählt wird. Nicht mehr alle so und so viele Jahre, sondern auf Lebenszeit. Und wenn sich jemand schlecht verhält, wählen wir den ab. Das ist für uns eine total wilde Vorstellung. Aber das finden die gerecht. Ja, ja, ja. Ich glaube, genau das, was in den städtischen Räten verhindert werden sollte, alles klar. Schräg.

Aber anyway, jedenfalls, die solidarisieren sich zumindest teilweise mit Thomas Münzer. Nicht so sehr, wie er es gern hätte, aber sie tun es. Und als der dann nach Bad Frankenhausen zur Entscheidungsschlacht zieht, bringt er ein Kontingent aus Mühlhausen mit. Und das sind Bauern, die sich ihm da anschließen, aber die schließen sich ihm nicht aus Überzeugung an, sondern ...

deren Grundherr ist die Stadt, die sind der Stadt gegenüber wehrpflichtig und dann ruft die Stadt die zu den Waffen und dann müssen die da mitmarschieren. An Aufstand und sozialer Veränderung haben die gar kein Interesse. Wie schräg! Das ist ein städtisches Aufgebot. Die können auch für den Fürsten da hinziehen. Ich verstehe, ich verstehe.

Mehrere Fragen zur Logistik von ebenfalls auf Discord von Bobo. Was weiß man über die militärischen Kommandostrukturen der Bauern und war das bei denen alles informell? Kommt drauf an.

Und deswegen kommt es erstmal sehr regional drauf an. Es gibt im Prinzip drei Varianten, die ich jetzt nennen würde. Die erste Variante ist die seltenste und auch die, die nicht wirklich charakteristisch für den Bauernkrieg oder die Bauernhaufen ist, die aber vorkommt. Das ist wirklich klassische Mob-Struktur, Mob-Justiz. Das passiert, dass örtliche Bauern im Zuge von

Diesen Aufständen, die jetzt überall ausbrechen, sagen, wir plündern unser Kloster jetzt auch. Und das passiert gerne auch mal beim Bier und das passiert gerne mit Gruppendynamik und mit viel Hurra und Hallo und dass einer einfach sehr laut ist. Das gibt's. Wenn es um wirklich die Aufständischen geht, die ihre Forderungen zu Papier bringen, die vor Schlösser ziehen und so weiter, wird es schon schwierig, damit da braucht man Organisation und Struktur.

Da orientiert man sich an den militärischen Strukturen, die es im Landsknechtswesen und so weiter gibt. Die kennt man ja. Man wählt sich meistens Hauptleute. Die Wahlverfahren sind natürlich verschieden, je nachdem, was das für ein Haufen ist. Üblicherweise nimmt man da jemanden, der schon ein bisschen Ahnung hat. Das kommt aber auch ein bisschen darauf an, wer da gerade verfügbar ist. Also Jeklein Rohrbach zum Beispiel in Schwaben ist...

Der war wohl mal Reisiger, also musste mal Kriegsdienst leisten. Damit schließt sich es mit seiner Erfahrung auf. Michael Geismeier in Tirol hat mal Söldner angeworben und sich um den finanziellen Teil davon gekümmert, hat also ein bisschen Ahnung von Kriegslogistik und sowas.

Und wenn man jetzt jemanden wie Florian Geier, also einen Reichsritter, der auch noch Erfahrung damit hat, Landsknechte ins Feld zu führen, dann ist das natürlich der Jackpot. Und wenn die Bauern keinen haben, dann schnappen sie sich einen wie Götz von Berlichingen. Genau, der sagt, dass er gezwungen wurde und ich bezweifle das ein bisschen. Aber wir wissen es nicht genau. 100% freiwillig war es nicht genau.

Das ist so die Variante und die letzte Variante ist, dass man natürlich auf die Strukturen zurückfallen kann, die man auch als dörfliche oder sonstige Gemeinschaft schon hat. Weil nicht leibeigene Bauern sind wehrpflichtig in irgendeiner Form, die müssen Ausrüstung haben und müssen die bereitstellen und wenn die sich bewaffnen, haben die auch intern eine gewisse Struktur.

Also wir wissen das zum Beispiel von den aufständischen Bergleuten aus Böhmen, Joachimsthal und so weiter, die bewaffnen sich von sich aus und haben dann auch in sich schon Strukturen. Dann muss es ja Leute geben, die sagen, okay, ihr steht hier, ihr steht da. Und auf die Strukturen können die dann auch zurückfallen, wenn sie sie gegen ihre Lehnsherren.

Grundherrn, was auch immer, verwenden. Ich habe gerade noch eine Frage zur Freiheit eben, die ist ganz spannend. Wie geht das mit der Kirche zusammen, wo ja alle gleich vor Gott treten? Das mit der Freiheit. Großes Fass. Ich glaube, da können wir direkt bei Paulus anfangen, oder? Ja, können wir.

Also Freiheit und Christentum ist so eine Geschichte. Ich rede jetzt darüber, was Menschen im Mittelalter gedacht haben. Was Christen heutzutage denken, ist wieder eine andere Kategorie. Was Christen in der Antike, wie die den Paulus interpretiert haben, ist auch wieder eine andere Kategorie.

Grundsätzlich ist es so, ja, alle sind gleich vor Gott. Und es gibt auch den Begriff Freiheit, auch in den Briefen. Ich glaube, auch bei Paulus zur Freiheit hat er uns berufen und befreit und so. Damit ist aber gemeint, dass man sich in seiner Freiheit dann bitte schon für Gott entscheiden möge und ihm demütig dienen und ein guter Christ sein. Da gibt es eine Idee vom Haus Gottes mit den Gliedern und jeder ist in diesem Glied wichtig. Genau.

Also im Prinzip sagt er, so wie ich das damals verstanden habe, du bist wichtiger an deinem Platz, an deinem Platz. Genau, weil das ist ja der zweite Punkt, das ist ja auch neutestamentlich, gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist. Also haltet euch bitte aus den weltlichen Strukturen raus. Also ihr seid alle gleich vor Gott, aber in der Welt seid ihr schon verschieden und nehmt bitte eure Funktionen auch ein. Mhm.

Und in der mittelalterlichen Logik erfolgt dann halt, dass all diese Plätze und Aufgaben ja wichtig sind, weil irgendjemand muss ja beschützen und irgendjemand muss ernähren und so weiter und so fort. Und das ist der Punkt, den auch Luther in seiner Reformation nicht wirklich angeht. Und ich finde, da kann man sich jetzt hinstellen und sagen, die böse Kirche, die bösen Unterdrücker,

Dahinter steht natürlich bis zu einem gewissen Grad auch der Gedanke, dass eine Gesellschaft halt funktionieren muss. Also, dass auch eine Kirche, die sagt, vor Gott sind wir alle gleich und wir müssen alle ein frommes Leben führen und wir müssen alle Folgendes machen und sollen Folgendes nicht tun, auch die muss ja sagen, ja, aber irgendjemand muss ja festlegen, was passiert. Irgendjemand muss ja die Entscheidungen treffen, irgendjemand muss Gesetze aufschreiben, irgendjemand muss die durchsetzen. Dass es jetzt nicht demokratisch ist,

Und nicht so, wie wir uns das heutzutage vorstellen, steht wieder auf einem anderen Blatt. Aber diese Struktur sieht die Kirche auch vor, weil irgendeiner muss es ja machen. Und du hast eben auch die richtige Formulierung gehabt. Es ist ja nicht das, was da geschrieben ist, ob Paulus oder wo auch immer, es ist das, was zu der jeweiligen Zeit daraus gedeutet wird. Weil es wird ja immer im Sinn der Zeit interpretiert und dann werden die Worte eben so interpretiert und sorgen für eine soziale Vorstellung.

Genau, das ist, wenn man jetzt sich die Entstehungszeit der Paulusbriefe und sowas anguckt, ist das noch ganz stark. Okay, wir sind Christen, jetzt gibt es aber dieses römische Imperium, die sind saumächtig, wie gehen wir damit um? Im Mittelalter wird dann da eher draus, okay, wir sind Christen, aber irgendwie müssen wir unsere Gesellschaft halt ordnen. Könige scheinen zu funktionieren und Fürsten, dann machen wir das halt so. Ich kommentiere das nicht politisch, wir sehen das heute anders.

Und Popokat Teppel fragt auf YouTube, mich würde interessieren, ob und wenn welche Adligen besser gestellten die Bauern unterstützt haben. Florian Geier ist ja dein allgegenwärtiges Beispiel. Also klar, Florian Geier ist das prominenteste Beispiel und der, der wahrscheinlich noch am sympathischsten rüberkommt, auch in unseren modernen Vorstellungen, weil der sich ja wirklich der Sache der Bauern anschließt, jetzt im Unterschied zu Götz von Berlichingen oder so, bei dem das ja eher so eine Zitterpartie ist.

Wir erleben das manchmal, dass kleinere Adlige, niederadlige Ritter oder sowas sich den Aufständischen anschließen, weil sie ähnliche Probleme haben. Weil eins, das hatten wir ja im anderen Video relativ ausführlich besprochen, das große Problem des Jahres 1525 ist, dass Feudalismus als Gesellschaftsform an seine Grenze gerät und in der Form einfach nicht mehr funktioniert.

Und dass die Fürstenschicht, das was man vielleicht Hochadel nennen könnte oder Höhere Adel, das bildet sich ja da gerade erst raus, die machen nach unten hinzu. Und alle, die da drunter sind, die haben halt Pech. Und in dieser Schicht da drunter sind auch einige aus dem Ritterstand. Die gehören auch mit zu den großen Verlierern. Und das gibt ihnen zwei Möglichkeiten. Entweder sie dienen sich an die Fürstenschicht an.

Und versuchen da irgendwie unterzukommen. Oder sie schließen sich den Aufständischen an und versuchen sich sowas zu erzwingen. Und die erste Variante ist die häufigerere, aber es gibt beide. Und es gibt auch für beides Beispiele. Es gibt sogar noch ...

Andere prominente Beispiele, die heute gar nicht mehr so im Fokus stehen, aber hier mal zum Beispiel Herzog Ulrich von Württemberg, der letztlich, der ist vertrieben worden aus Württemberg, der ist gerade nicht im Sattel und sieht die Bauernaufstände als Möglichkeit, verbündet sich mit ihnen, belagert dann sogar seine eigene Residenzstadt Stuttgart.

lässt sie danach aber irgendwie auch wieder fallen und kommt erst Jahre später wieder an die Macht. Am Ende schafft das tatsächlich, wieder an die Macht zu kommen und die Reformation in Württemberg durchzusetzen. Aber da sieht man, wie komplex diese Sachen sind. Also gerade so der Württemberg-Bauernaufstand, dann siehst du auf einmal der Herzog und die Bauern gegen was?

Ja, an dem Punkt wird es dann immer wirrer. An dem Punkt, an dem die Adligen, die eigentlich den Bauernaufstand gerne niederschlagen würden, nochmal sich händereibend angucken, wie der Bauernaufstand das örtliche Kloster stürmt. Weil da kann man dann im Nachhinein einrücken und das idealerweise noch für sich selber besetzen. Und all diese Dinge...

die da sich eben nicht in diese beiden Seiten einordnen lassen. Es gibt auch jetzt auf der gemäßigteren Seite, ich weiß jetzt von einem Ritter, dessen Namen ich total professionell gerade vergessen habe, hier in Mitteldeutschland, der sich explizit beruflich immer wieder einsetzt und sagt, Leute, geht doch auf die Forderungen dieser Aufständischen zumindest zu einem Grad ein. Die haben objektiv recht, deren Lage ist gerade nicht gut. Und warum macht er das? Nicht, weil er so ein netter Typ ist. Also ist er vielleicht, er wirkt in seinen Briefen ganz freundlich. Aber ...

Weil er dieselben Probleme hat, weil das seine Untertanen sind und weil, wenn die wenig erwirtschaften, auch er mit Pech hat und weil er auch ein landwirtschaftlicher Unternehmer in irgendeiner Form ist, mit ähnlichen Krisen zu kämpfen hat. Und im Nachhinein macht er sich dann auch stark dafür, als er aufstand niedergeschlagen ist, zu sagen, ja, bitte bestraft ihn nicht so hart, weil abgehackte Hände ziehen keinen Pflug. Wir müssen doch jetzt hier weitermachen. Wichtiger Punkt. Ja.

Und andersrum haben wir auch Beispiele von kleineren Rittern, jetzt auch hier im mitteldeutschen Raum weiß ich, im Vorfeld der Bauernkriege, die schon mal im vorauseilenden Gehorsam und ohne allzu viel Absprache Anhänger von Thomas Münzer, die auf dem Weg zum Gottesdienst sind, überfallen und in deren Dörfer plündern, weil das Plündergut kann man ja mitnehmen und im Nachhinein kann man noch sagen, man hätte es ja für die gute Sache gemacht. Also die fallen wirklich ganz stark in beide Lager, weil sie sich...

Auch in einer schwierigen Lage sehen und entweder man hängt sich an die oben oder man schließt sich den unten an. Weil wir gerade beim Thema sind, eine Frage von Melanie Münzer auf Discord. Wie klar lassen sich die Fraktionen eigentlich trennen oder vereinfachen wir es in der Rezeption zu sehr? Spielt ja ein bisschen in dieselbe Richtung. Erstmal Glückwunsch zum passenden Nachnamen für die Frage. Das finde ich großartig.

Also ja, das spricht genau das an, dass wir es eben nicht trennen können, dass es kein ganz klares Oben gegen Unten ist, sondern dass wir so Leute wie einmal Rittertum und Niederadel haben, die sich dann nicht klar in Schubladen packen lassen. Dass wir ambivalente Gruppen haben, wie die Stadtbürger zum Beispiel, die bis zu einem gewissen Punkt auch an Reform interessiert sind, aber denen dann auch ...

Also

Man tendiert schon schnell dazu, das zu vereinfachen, weil die Geschichte von Aufstand lässt sich halt schöner zählen, als es gibt welche oben und es gibt welche unten und dann wird das Schloss gestürmt. Wir leben halt im 16. Jahrhundert in einer Gesellschaft, in der es verschiedene Stände, verschiedene soziale Gruppen gibt, die alle immer wieder aufeinander bouncen. Mhm.

Und natürlich finden die sich am Schluss in diesem Konflikt irgendwie auf zwei Seiten wieder. Aber auch nur sehr kurzzeitig und danach auch sehr schnell wieder nicht mehr. Auch die Fürsten sind sicher nicht grün. Da gibt es Katholiken und Protestanten und das dauert sehr, sehr lange, bis die sich mal einig werden, wie man jetzt eigentlich vorgeht. Die

Beide großen Seiten sind aber eben auch ziemlich heterogen. Also wir haben ja nicht die Bauernfraktion, sondern wir hatten das im Video schon, wir hatten verschiedene Haufen, wir haben verschiedene Gruppierungen und auch die gegenseitige. Wir haben zwar sowas wie den Schwäbischen Bund, der im Süden sehr stark ist, wir haben verschiedene Vereinigungen von Adligen, wir haben dann noch den Bauernjörg, der dezentral finanziert wird quasi, aber das sind alles Flickwerke. Also es ist keine Gruppe, wo du sagen kannst, das ist die Gruppe der Bauern oder das ist die Gruppe der Gegner. Selbst das funktioniert schon nicht.

Ja, was natürlich auch in der Struktur liegt, weil das Reich zu dem Zeitpunkt einfach schon wahnsinnig fragmentiert ist. Also reden wir vielleicht nachher auch noch drüber, in England im Tyler-Aufstand marschieren die dann nach London. Wo sollen die denn vereint hinmarschieren? Ist ja keine Hauptstadt, Wien ist weit. Auch von Nagel, schließt sich gut an. Was wollten die Revolutionäre überhaupt? Revolutionäre muss man da schon sehr vorsichtig sein, weil eigentlich sind es keine. Gab es ein Endziel, eine neue Staatsform, eine neue Gesellschaftsform? Jetzt sind wir wieder bei Münster.

Ja, genau. Ich würde mal differenzieren in drei verschiedene Gruppen. Disclaimer voraus, dass die Zeitgenossen das nicht machen würden. Die würden es nicht so klar abgrenzen, weil Menschen dazu tendieren, kompliziert zu sein und

Sachen und sich nicht in Schubladen stecken zu lassen. Aber grundsätzlich gibt es drei Gruppen. Die erste und größte würde ich sagen, ich nenne sie jetzt mal die Konservativen. Das sind die, die ihre Rechte zurück wollen. Du hast es so schön im Video gesagt, der Bauernkrieg ist wahrscheinlich der einzige Krieg, auf dem Konservative gegen Konservative standen. Absolut.

Machen wir das, wie wir das schon immer so gemacht haben. Nein, wir machen das so, wie wir es jetzt machen. Super. Die wollen ihre alten Rechte zurück. Die fühlen sich durch Veränderungen, die die Oberschicht zu dem Zeitpunkt durchsetzt, in ihrem alten Recht beschnitten und die wollen das wiederhaben. Das sind die Leute, die so Sachen in den zwölf Artikeln schreiben wie, wir wollen unser Gemeindeland zurück und wir wollen...

weiterhin das Recht, die Teiche benutzen zu dürfen und so weiter. Das ist der größte Teil. Die hätten einfach nur gern, dass es wieder so war, wie sie es sich vorgestellt haben, dass es vor ein paar hundert Jahren war. Dann gibt es den zweiten Teil. 100 Jahre geht es sogar. Eigentlich sind es so zwei Generationen im Groben. Und natürlich ist es bis zu einem gewissen Zeitpunkt auch wieder projiziert, weil nach alter Väter Sitte ist es immer so ein tolles Argument, wenn man was gerne hätte.

Ah, das sind die. Und dann der zweite Teil, die nenne ich jetzt mal die sozialen Veränderer. Die wollen wirklich, dass sich was verändert. In einem kleinen Maß, aber die wollen Sachen, die gab es bis dahin nicht. Die wollen zum Beispiel einen Pfarrer selber wählen dürfen. Und die wollen, dass ihnen das Evangelium auf Deutsch gepredigt wird. Und die wollen, dass die Leibeigenschaft abgeschafft wird. Gut, das gab es schon mal, aber das ist ja schon ein Veränderungswunsch, klarer. Die sind deutlich weniger verantwortlich.

Aber die gibt es auch. Und dann der dritte Punkt, der so ein bisschen an die anderen beiden andockt, die nenne ich jetzt mal die religiösen. Da gehört Thomas Münzer.

als zentrale Figur ganz deutlich dazu. Denen sind die sozialen Veränderungen eigentlich erstmal egal, die wollen vor allem ihren Glauben leben. Thomas Münzer in seiner Radikalisierungsgeschichte kommt daher, dass er das Evangelium auf Deutsch predigt und der predigt das in Allstädt. Und eine kleine Stadt, Stadtmauern, ist kurssächsisch, hat einen Verwalter eingesetzt.

Ist aber so eine Enklave, das heißt, das ist ordentlich weit weg. Die können sich relativ gut selber verwalten erstmal. Und die Landbevölkerung aus dem Umland kommt jetzt in die Stadt und will sich das auch anhören, dass da einer auf Deutsch Messe hält und so weiter. Das finden die ganz toll. Das Umland ist jetzt aber noch altgläubig katholisch. Und dann hindert der örtliche Graf, seine Leute da hinzukommen. Auch mit Gewalt.

Und dagegen predigt Münzer jetzt und sagt, das geht nicht, dass eine Obrigkeit das macht. Das ist tyrannisch quasi, weil der hindert die in seiner Vorstellung ja dann dran,

das Evangelium so zu hören, wie es von Gott gewollt ist, Münsters Vorstellung. Und damit hindert er dich ja dran, in den Himmel zu kommen. Und Obrigkeiten dürfen ja viel, aber das dürfen sie nicht. Du darfst nicht jemanden dran hindern, sein Seelenheil zu erlangen. Und dann sagt er, Leute, die das machen, Obrigkeiten, die das machen, das sind gottlose Tyrannen, sagt er. Und gottlose Tyrannen sind keine Christen, sagt er. Und deswegen darf man die stürzen. Gottlose, nicht Christ, das...

Klingt irgendwie nachvollziehbar. Genau. Also er zieht dann auch Parallelen. Ich würde dazu tatsächlich gerne nochmal was schreiben. Münzer und Kreuzzugsrhetorik fände ich total spannend, müsste ich mal tiefer reingehen, weil er dann auch sagt, diese gottlosen Tyrannen, sagt er, sind wie die Türken, schreibt er, also Muslime, ist ja ein Sammelbegriff in dem Fall, und das sind Feinde der Christenheit, die darf man stürzen.

Und diese drei Gruppen schwimmen da so miteinander mit und die stellen sich natürlich was sehr unterschiedliches vor. Also die sozialen Veränderer, die wollen, dass danach die Gesellschaft in ihrer Vorstellung ein bisschen gerechter ist. Die wollen zum Beispiel einen ewigen Rat, den sie abwählen dürfen, statt dem Rat, den sie vorher haben, den sie als korrupt erleben. Die Konservativen wollen das...

ihre soziale Situation wieder so ist, wie sie mal war. Und den Religiösen ist eigentlich egal, was gesellschaftlich passiert, weil gerade Thomas Münzer stellt sich eh vor, dass noch zu seinen Lebzeiten die Apokalypse kommt und dann werden alle gerichtet. Der will nur, dass bis dahin möglichst viele sich zu seiner Vorstellung von Christentum bekennen. Und da muss man sagen, diese religiöse Idee, wir wollen zurück zum Ursprung, das ist ja genau das, was wir in der Reformation schon haben, das ist ja immer unklar, warum die sich

Also wir wissen schon, es geht auch um Macht und ähnliche Dinge, aber warum die nicht mehr zusammengekommen sind, das ist aber im Mittelalter vollkommen normal, weil wir haben diese, wir wollen zurück zum wahren Christentum etwa alle 100 Jahre einmal. Absolut. Meistens wird daraus ein neuer Mönchsorden. Da gibt es ja auch so die schönen Thesen, dass...

Franz von Assisi und Martin Luther eigentlich nur eine kirchliche Akzeptanz trennen. Das ist alles näher beieinander, als man denkt. Was ja bei den Franziskanern auch hauchdünn gewesen ist. Ja, klar. Auch Benedikt von Nursia mit seiner Reformbewegung ist ja auch genau in dieselbe Richtung.

Also das passiert wirklich alle 100 Jahre ist fast ein niedriger Griff und alle 100 Jahre kommt so die Welle, wie wir wollen. Das wahre Christentum, die Kirche an sich, die ist fett und feist geworden und lebt nicht mehr das wahre Wort und sie gehen halt unterschiedlich aus und wie du gerade gesagt hast, die Reformation ist halt die eine, bei der am Ende kein Konsens in irgendeiner Art und Weise steht. Das stimmt. Ich glaube, wir machen uns das als moderne Menschen auch zu selten bewusst, wie sehr das einfach ein Denkmuster in der menschlichen Psyche ist, dass man

in die Vergangenheit was Positives projiziert. Also unsere Gesellschaft ist ja sehr darauf aus, dass wir Fortschritt irgendwie als so einen zentralen Punkt sehen, als ein zentrales Denken muss, das geht nach vorne, es wird alles besser. Und klar, das ist da, aber auch in uns und in unserem Denken ist ja diese Vorstellung von einem idealisierten Früher, wenn man mal ein bisschen seine eigenen Gedanken hinterfragt, immer noch sehr, sehr stark da und

Das Mittelalter und die frühe Neuzeit kennen das halt noch viel, viel mehr. Weil die gute alte Zeit kennen wir auch. Das ist eine Zeit, die es nie gegeben hat, die irgendwie, da fällt die Werters echte Werbung mit irgendwelchen Kindheitsändern zusammen und es wird irgendwas Positives draus, wo jeder glücklich war und so. Warum soll es damals anders gewesen sein? Ja, klar. Sehr schöne Frage von Iwan, einem meiner Moderatoren. Wer hatte eigentlich Recht nach damaliger Rechtsauffassung? Die fand ich so...

Die ist super. Und die traurige Antwort ist beide, je nachdem, wen man fragt. Weil es zwei Rechtsauffassungen gibt. Es gibt einfach legitim zwei Rechtsauffassungen und beide Fraktionen berufen sich auf eine jeweils andere. Es gibt die ältere Forschung sagt, alte, ich bin damit immer ein bisschen vorsichtig. Aber es gibt die Rechtsauffassung, die alte Forschung sagt, germanisches Recht mit dem Begriff muss man ein bisschen vorsichtig sein.

Ich sage lieber altes Recht. Das ist die Idee, dass Recht etwas ist, was grundsätzlich entsteht von Gott oder wenn man noch weiter zurückgeht von den Göttern. Und Recht kann nicht...

quasi sich ausgedacht werden, sondern nur gefunden werden. Es ist schon in der Welt, was gerecht ist. Wir alle haben ein intuitives Verständnis davon, dass Mord und Diebstahl schlecht sind, so diese Vorstellung. Und was ein Richter oder ein Rechtsfinder macht, ist, dass er sich daran möglichst annähert. Das kennen wir heute noch. Das US-Rechtssystem ist noch ganz stark davon beeinflusst. Das Englische auch. Das ist ja angloamerikanisch. Genau.

Die sagen ja auch angelsächsisches Recht, sagen die dann auch, da will ich mich jetzt nicht versteigen, wie historisch das ist, nicht mein Fachgebiet. Aber da wird ja immer alles mit Präzedenzfällen und so weiter geurteilt, weil eben es wird nicht was Neues aufgeschrieben und das gilt jetzt, sondern es wird anhand dessen, was schon ist, was Neues raus extrapoliert. Und das ist das, worauf sich die Aufständischen berufen.

Da gehören so Vorstellungen dazu, wie dass es eine faire Menge an Abgaben gibt und die ist festgelegt zwischen Obrigkeit und Bevölkerung. Ich versuche die allgemeinen Begriffe zu nehmen, weil es so riesig kompliziert ist. Und die besteht quasi zwischen diesen beiden und die darf auch nicht geändert werden.

Sondern sie muss dieses, wie viel das ist, wie gerecht es ist, muss immer wieder neu gefunden werden. Durch Absprachen und durch sich annähern, wie das früher war und sowas. Die konkurrierende Rechtsvorstellung, die römische Rechtsvorstellung ist die, dass Recht etwas ist, was einmal aufgeschrieben wird von einem Staat als Gesetzgeber und dann gilt das für alle. Das kann dann jeder einsehen, da kann sich jeder drauf berufen. Das ist sowas wie unsere Idee vom Grundgesetz, wo die herkommt. Und

Das gibt es auch schon sehr, sehr lange. Die beiden existieren im Mittelalter nebeneinander. Die erste ist ein bisschen stärker als die zweite, aber die existieren beide. Gerade im Kirchenrecht haben wir ja durchaus schon ganz früh so Kodifizierung von Sachen. Und die sind jetzt auch nicht ganz klar getrennt. Also dass sich da jemand hinsetzt und sagt, ich bin Anhänger dieser Rechtsschule oder ich bin Anhänger jener Rechtsschule.

Sondern die Meandernden nebeneinander hin. Deswegen studiert man im Mittelalter beide Rechte. Und wenn ich kurz reinkrätsche, so für die Zuschauer, wo es wirklich bekannt ist, der Sachsenspiegel, kennen ja viele, ist eben so ein Aufschreiben alter Rechte. Eike von Repco sagt doch, ich mach kein neues Recht, ich schreibe nur altes Recht auf.

Während im kirchlichen Bereich tatsächlich schon römisches Recht verbreitete ist, nicht ausschließlich, aber da hat man eben schon solche Ansätze. Und genau die Zeit der Bauernkriege ist letztlich der Punkt, wo sich diese neue Rechtsidee, diese römische Rechtsidee durchsetzt und auch mit der Landfriedensbewegung verbindet. Wir haben ja den ewigen Landfrieden und damit ist auch klar, wir haben die Idee, die Beginnidee eines Staates und da ist gefälligst Frieden, wer dagegen verstößt.

Der ist ein Rechtsbrecher, während nach dem alten Recht, ja, Entschuldigung, ist dein Recht eine Fehle zu führen, du brichst da keinen Frieden, go void. Da merkt man, wie stark diese Ideen teilweise sich auch gegenüberstehen und wie dieser Kampf zwischen den beiden Ideen noch aktuell ist.

Absolut, weil auch eine, also wir stellen uns das römische Recht, erscheint uns ja heute als das deutlich idealere quasi. Es gibt ein Gesetzbuch, auf das können wir uns alle berufen und dann sind wir ja alle gleich. Das gibt aber natürlich auch der Person, die dieses Gesetzbuch aufschreibt, eine wahnsinnige Macht. Und die Möglichkeit, die ich vorher, die ich im alten Recht habe, dass ich zu meinem Grundherrn hingehen kann und sagen, ich mache es jetzt ein bisschen überzogen, hey, pass auf, die Ernte lief mies dieses Jahr, meinen Kindern geht es nicht gut.

machst du ein bisschen weniger, du bist doch ein anständiger Typ, die habe ich dann nicht mehr, weil mein Gründer kann dann sagen, ja pass auf, hier schwarz auf weiß, so viel ist es, das zahlst du mir jetzt. Und das geht dann verloren und öffnet bis zum gewissen Maß auch die Tür für Willkür. Und während die Obrigkeiten jetzt immer mehr an sich ziehen in diesem römischen Recht,

sehen sich vor allem die Bauern eben da ihrer Rechtsvorstellung beraubt. Und dann wirft man sich gegenseitig vor, Rechtsbrecher zu sein. Und Willkürt, das klingt dann wieder so, tatsächlich ist die Willkürt manchmal auch etwas Positives, weil der Grundherr, der direkt in der Nähe seiner Bauern lebt, kann sagen, ja,

Du hast es nicht, was soll ich tun? Während dann in diese entstehende Staatlichkeit dann der Amtmann kommt, der irgendwie von ganz weit weg kommt und sagt, nee, deine Abgaben müssen jetzt kommen, weil Willkür kann auch positiv sein. Ja, absolut. Ich mache mal ein modernes Beispiel. Ich finde, daran kann man es gut erklären. Ich glaube, viele von uns, ich weiß nicht, wie alt deine Zuschauer im Durchschnitt sind, aber viele von uns sind in einem Arbeitsverhältnis. Und

Da steht jetzt in meinem Arbeitsvertrag, dass ich acht Stunden arbeiten muss. Jetzt gibt es Betriebe, wo das heißt, das steht im Vertrag, du kommst jeden Morgen um sechs und dann arbeitest du acht Stunden und dann gehst du nach Hause. Und dann gibt es Betriebe, wo es heißt, ja, heute ist nicht viel zu tun, geh nach vier Stunden. Und heute ist super viel zu tun, bleib doch mal bitte zehn. Und dieses zweite System kann bei einem Chef, mit dem ich mich gut verstehe, ideal sein, weil...

Und bei einem Chef, der ein Misskerl ist, furchtbar. Ja, ja, ja. Und zu dem ersten System, dann gibt es auch noch die, sie waren heute aber sechs Minuten auf der Toilette, das wird nachgearbeitet. Also beide Systeme können kunstmiserabel funktionieren. Genau, genau. Zwei Fragen, Dohama Errako auf YouTube. Erstens, gab es besondere Erfolge der Bauern, militärisch wie gesellschaftlich, wenn ja, welche?

Ich glaube, man muss zeitlich trennen, weil es eine sehr deutlich erfolgreiche und dann eine nicht so erfolgreiche Periode dieses Aufstandes gibt. Weil in der ersten Hälfte des Aufstandes gibt es durchaus Erfolge, einfach weil die Obrigkeiten noch überfordert sind und das absolut nicht kommen sehen. Ihre Kräfte noch nicht konsolidiert haben, noch keine Söldner zusammengezogen haben etc. pp.

In der Zeit gibt es erfolgreiche Plünderungen, allen halben, aber mehr im Kleinen. Es gibt jetzt nicht so die große, entscheidende Schlacht, die gewonnen wird. Ich kann jetzt natürlich sagen, irgendwie die Bluthardt von Weinsberg, wo dieses Schloss eingenommen wird und dann der Graf von Helfenstein, der besonders verhasst ist, grausam ermordet wird. Ob das jetzt ein Erfolg ist, mhm.

Es gibt da auch Zugeständnisse von Obrigkeitsseite, wo dann gesagt wird, ja, pass auf, wir hören uns die Artikel mal an. Wir setzen uns mal damit auseinander. Man muss aber ehrlich sagen, der Großteil davon sind Hinhaltetaktiken. Und in der zweiten Hälfte dieses Aufstandes gibt es nur noch die brutale Niederschlagung und dann gibt es auch eigentlich keine Erfolge mehr zu verzeichnen. Ausnahme ein bisschen...

Würde ich wieder die Schweiz nehmen, weil was die Aufständischen langfristig auf keinen Fall verhindern können, ist, dass sich dieses römische Recht durchsetzt. Sie können aber teilweise erzwingen, dass sie beim Aufschreiben dieses Rechts mit dabei sind. Das passiert zum Beispiel in der Schweiz, wo gesagt wird, okay, wir schreiben das jetzt auf, eure Forderungen sind aber gehört, ihr dürft mitschreiben.

Und dann schicken die da auch ihre Rechtsgelehrten hin. Das sind natürlich viel weniger und die sind viel schlechter ausgebildet und die werden da gnadenlos runterverhandelt. Aber da kriegen sie zumindest einen Platz mit am Tisch. Das ist as best as it gets. Wobei es gibt tatsächlich auch gebildete auf Seiten der Bauern. Ich glaube, in Württemberg gibt es diesen Bauernsekretär. Ist ganz bekannt. Aber es sind halt wenige. Genau, genau. Also die gibt's. Thomas Münzer spielt ja auch deswegen überhaupt nur eine Rolle, weil er halt studierter Mann ist und Briefe schreiben kann.

In Tirol, Michael Geismeier ist städtischer Beamter. Der hat richtig Ahnung von Logistik, von Militärwesen, auch von Diplomatie.

Der schreibt ja am Vorabend, bevor er sich dem Aufstand anschließt, schreibt er noch seinem aktuellen Dienstherrenbericht, das ist übrigens Aufstand in der Stadt, der macht das hauptberuflich. Also die gibt's, klar. Sind halt nur weniger. Sehr gut, dazu passende Frage von HedgeSchnite auf Discord. Warum wurden Söldner angehört? Wir hatten ja im ersten Video hatten wir Beispiele, wo die Bauern Söldner dabei haben.

hatten die Adligen nicht selber genug Soldaten? Weil wir waren ja gerade bei dieser ersten Phase, in der sie relativ hilflos sind. Und wenn wir uns das übliche Bild des Mittelalters, so das Kinderbuch-Mittelalter anschauen, jeder von diesen Rittern hat ja seine Soldaten. Warum hat er die nicht dagegen geschickt? Das hat er, wenn er welche hatte. Wir sind da genau an der Kante, dass...

quasi stehendes Herwesen in der Form gibt es noch nicht. Das beginnt sich jetzt ganz langsam rauszubilden aus dem Söldnerwesen heraus, dass man sagt, okay, ich habe Söldner in meinen Diensten und die entlasse ich nicht mehr. Das sind dann irgendwie meine Mannen, die ich habe. Das ist aber noch sehr, sehr, sehr wenig. Das meiste, worauf man sich stützt, sind

In den Gegenden, wo das möglich ist, wo es keine Leibhaltenschaft ist, sind wehrpflichtige Bauern und die kann man ja jetzt nicht rufen, weil blöd. Die sind ja gerade vor der Burg und proben ja Aufstand. Dazu kommt halt auch, dass diese Burgbesatzungen dieser Adligen furchtbar klein sind. Also da gibt es ja Zahlen, da wissen wir einiges drüber und die sind echt nicht groß.

Das ist, wenn ich jetzt dran denke, auch wieder hier bei uns in Mitteldeutschland in der Gegend, gibt es das Massaker von Osterhausen, wie man sagt. Das ist ein kleiner Ort hier in der Nähe. Die Vorgeschichte dazu ist, der örtliche Graf Albrecht von Mansfeld ist schon zur Reformation, übrigens eine der Spielfiguren bei uns in der Ausstellung, als der kann man spielen und super gräflich-tyrannische Entscheidungen treffen, macht Spaß.

Der Albrecht ist schon zur Reformation übergetreten. Mhm.

Und bekommt, außerdem sieht er sich selber als reichsunmittelbar, das wollen die Sachsenherzöge und Kurfürsten nicht so ganz akzeptieren, das ist so ein bisschen eine Grauzone. Und der bekommt jetzt immer wieder Briefe von Georg von Sachsen, dem Herzog, das ist nicht der Kurfürst, sondern der andere. Der ist noch altgläubig, also katholisch, und der schreibt ihm, hey, bei dir gibt es doch Aufstände, mach da mal was dagegen, wir müssen alle was machen, sage ich. Und

Aldrich findet es am Anfang auch gar nicht so gut, weil der ist ja Katholik und außerdem will ich mich eigentlich von dem emanzipieren. Aber irgendwann merkt er dann so, okay, wir müssen was machen. Und dann zieht er halt so ein paar reißige, so ein paar Dienstmannen, die er hat, zusammen und überfällt in einem Dorf ein paar Leute, die sich eventuell dem Aufstand anschließen wollen. Das ist super klein und lokal, weil der nicht mehr Leute zur Verfügung hat. Ja.

Dazu kommt noch ein kleines Problem, weil wir sind ja, wie gesagt, in diesem entstehenden System, auch so die Gewalthaufen und die Gefirthaufen und solche Dinge, da hat es natürlich Söldner, die könnten die Adligen anwerben. Es gibt da nur ein klitzekleines Problem, die Söldner, hatten wir im ersten Video auch, sind gerade in Italien und kämpfen da. Da sind sie halt gut beschäftigt. Und als sie nach der Schlacht von Pavia zurückkommen, ist das auch eigentlich so einer der Punkte, an denen es für die Bauern zappenduster wird.

Ja, weil auf einmal geht es halt mit der Anwerbung und so weiter und so fort. Es gibt aber natürlich, wie gesagt, nicht nur das Söldnerwesen. Ich hatte ja vorhin schon die städtischen Aufgebote, die eine ganz große Rolle spielen. Und wie gesagt, ein Großteil der Wehrpflichtigen ist aber halt leider beim Aufstand proben und kann dementsprechend nicht verwendet werden. Und bis wir sowas wie stehendes Heerwesen haben, das beginnt sich ja wirklich genau jetzt zu entwickeln. Also ...

Ich bin jetzt kein Militärhistoriker, aber ich würde sagen, 50 Jahre später hätte es wahrscheinlich schon ein bisschen anders ausgesehen und 100 Jahre später nochmal deutlich anders. Das ist dann halt auch diese Staatlichkeit, die entsteht, ja, was wir eben in der Verwaltung, im juristischen Wesen bereits haben, dass da eben Beamte quasi sind, das werden wir auch beim Militär immer mehr sehen, da kommen auch so lange so halbstehende Heere, dass auch irgendwie sowas wie die Stadtwache tatsächlich teilweise, weil die Städte eben nicht mehr unabhängig sind, bekommen werden, aber wie du sagst, wir sind genau davor, sowas gibt es eigentlich noch nicht.

Und ich habe gerade im Chat eine sehr schöne Frage von Turmwart. War der Bauernkrieg hauptsächlich nur im Osten und Süden Deutschlands oder gab es auch Auseinandersetzungen im Westen? Und da haben wir eben hier eine Karte, die ist von Wikipedia. Man darf sie verwenden, bin ich sehr dankbar. Und die zeigt mal sehr schön die Ausbreitung dieser Bauernkriege, auch mit ein paar Nebenschauplätzen. Und die zeigt eigentlich sehr gut, tatsächlich sind weite Teile von Deutschland überhaupt, oder vom heutigen Deutschland, damals vom Heiligen Römischen Reich, überhaupt nicht betroffen.

Genau, es gibt dieses bayernförmige Loch, das in der Karte klafft und dann Nordwesten absolut noch weniger. Warum das so ist, streiten wir uns gerade noch drum tatsächlich. Also es gibt noch keine definitive Aussage dazu. Es gibt konkurrierende Thesen. Es hat definitiv was mit der Reformation zu tun. Also man sieht ja so zentral-katholische Orte wie eben das Herzogtum Bayern oder auch

Köln ist ja auch nichts, was man jetzt hier sieht. Da ist es deutlich weniger. Die Forderungen der Bauern sind ja was, was aus der Reformation erwächst, auch wenn Luther ein Problem mit denen hat. Aber da steht ja schon die Idee dahinter, dass man sagt, okay, Luther hat uns jetzt die Bibel auf Deutsch gegeben und Luther lehrt uns, wir dürfen aus dieser Bibel uns selbst eine Meinung bilden und das tun wir jetzt.

Und das tun wir, indem wir sagen, wir stellen jetzt diese politischen Forderungen auf und all diese politischen Forderungen sind im Einklang mit der Heiligen Schrift, mit dem Evangelium, also dürfen wir das. Und das geht natürlich nur da, wo reformatorisches Gedankengut verbreitet ist. Und das ist ja auch eindeutig ein Cluster. Ein anderer Faktor ist, da sind viele Gegenden, die politisch fragmentiert sind.

Also in Zentralstaatlichkeit ist zu viel gesagt, aber Bayern als Herzogtum zum Beispiel hat schon deutlich festere Strukturen. Oder die Erzbistümer, also das sieht sich auch ganz gut, Köln und Trier. Mainz hat irgendwas falsch gemacht? Ja, Mainz ist eigentlich interessant, müsste man sich mal damit beschäftigen. Könnte was damit zu tun haben. Mainz hat ja auch relativ viel Besitzung im heutigen Ostdeutschland. Ja, auch im Franken gibt es ja auch. Ja, genau.

Also wir sehen, das sind lauter Gebiete, die fragmentiert sind. Das sind heutiges Ostdeutschland mit den Kursachsen, die zu dem Zeitpunkt gespalten sind und den vielen kleinen lokalen Grafen. Das ist Franken, was ja sowieso, ich komme daher, ich darf das sagen, absoluter Clusterfuck ist. Und das heutige Baden-Württemberg hat ja seine eigenen Probleme. Du hast es schon angesprochen mit Streit um diesen ...

Um diese Herrschaft und dem, wie heißt er, der, der sich den Bauern anschließt? Ich kenne mich nicht so gut aus in Baden-Württemberg. Götz? Götz von Mellich? Nein, nicht Götz, sondern der Herzog. Ah, Herzog Ulrich, ja, ja. Ulrich heißt Herr Ulrich, danke. Anschließen ist zu viel. Er verbündet sich für seine Zwecke. Aber jedenfalls auch da haben wir diese politisch nicht ganz stabile Lage. Und das heißt natürlich, je näher...

mein direkter Adliger dran ist, der dann auch jemand, nicht nur irgendein Vogt ist, sondern jemand, der direkt dran ist, desto eher kann ich ja bei dem vor's Schloss ziehen, bewaffnet und sagen, pass auf, Forderung im Katalog. Und das spielt auch eine Rolle. Was ganz spannend ist, weil im Mittelalter, ich betone ja immer wieder, das Mittelalter ist eine Zeit der Personalbeziehung und so Reisekönigtum, überhaupt Herrschaft, funktioniert so, dass man ständig herumreist und ständig

die Leute aufsucht. Jetzt sind wir in einer Zeit, wo das aufhört, wo der Herrscher ein zentralisierter Territorial-Adliger ist und schwupps, funktioniert's nicht mehr. Zack, instant und es hängt eindeutig zusammen. Das wird dann erst aufgefangen durch ein noch effektiveres Beamtentum.

Wir sind hier an der Zeit, wo wir das Mittelalter verlassen, aber die Strukturen haben sich eben noch nicht rausgebildet. Wir haben noch nicht die effiziente Verwaltung, die einen echten Territorialstaat möglich machen würde. Wir haben das Heerwesen noch nicht, das sowas möglich machen würde, sondern wir sind halt an der Übergangsphase und da kracht's. Das eine System ist in der Krise, das kann es nicht mehr tragen, das andere ist noch nicht in place und dann passiert sowas.

Weil wir gerade auch bei dem Thema dran sind, die Ausrüstung der Bauern. Das hatten wir im Hauptvideo schon, dass da ganz falsche Vorstellungen herrschen. Ich hab damals auch schon auf das ...

Sehr, sehr, sehr gute Buch von Mathis Herzer hingewiesen. Kleine Werbeeinblendung. Aber hier drin ist halt auch die Forschung dazu. Das ist 50 Jahre früher. Aber hier sehen wir eben Ausrüstungslisten von Bauern. Und es hat sie eben auch schon gesagt, dass auf den Dörfern Waffen vorhanden waren. Denn es gab genug Bauern, die wehrpflichtig waren. Und die mussten Waffen und Rüstungen besitzen. Und die müssen die auch vorzeigen. Das ist auch in dem Buch von Dindelroper, über das ich gesprochen habe, die hat die ...

Ich glaube, es ist sogar eine Originalquelle. Ich weiß es nicht, wo es genau her ist, aber der hat diese großartige Formulierung abgedruckt, dass sich die Bauern total legitim, wie es auch vorgeschrieben ist, bewaffnet und versammelt haben und zu ihren Herren gezogen sind. Nur leider nicht um die Treue zu schwören, sondern um Aufstand zu proben. Aber bis dahin waren alle Schritte korrekt. Und hier haben wir auch tatsächlich, das ist wirklich ein Druck von 1525. Das ist eine Ausgabe der zwölf Artikel aus Memmingen.

Und ich finde es sehr spannend, weil hier sehen wir genau diese Bauern und wir sehen hier auch Waffen. Wir sehen zum Beispiel diese Stachelkeule im Hintergrund, wir sehen so einen Kriegspflegel, aber ansonsten sehen wir Helmbarten, wir sehen Spieße, wir sehen Brustplatte und Eisenhut und zwar mehrere. Das ist so das, was man sich in der Zeit unter den Bauern vorgestellt hat und ich finde es ein unfassbar gutes Bild, weil es tatsächlich wiedergibt, wenn da sich Bauern zusammenrotten, muss man einfach davon ausgehen, da stehen auch welche mit Waffen.

Plattenrüstungsteilen dabei, unterschiedlich stark, das kennen wir aus den Quellen wieder. Armbrüste haben wir relativ viele. Und diese Abbildung der Erstürmung des Klosters Weißenau, da sieht man halt auch Büchsen, Arkebusen, frühe Musketen, wie immer man es nennen möchte, die sind ordentlich bewaffnet.

Und die sind auch, also nicht nur bewaffnet, sondern auch organisiert. Also die laufen ja in einer Art Formation da. Also die wissen, was sie tun. Das ist kein Mob. Es gibt ja auch tatsächlich darunter auch Leute mit Kriegserfahrung. Du hast ja kleinen Rohrbach schon benannt, der ich glaube für Heilbronn in den Krieg gezogen ist. Ich glaube, da war er abgestellt. Und wir haben einfach da auch Leute, die zumindest eine gewisse Kriegserfahrung haben.

Also diese Vorstellung, dass da irgendwie ein unorganisierter Haufen ist, das hat es sicherlich an einigen Orten gegeben, so die frühen Klosterplünderungen. Aber was dann so ein großer Haufen durchs Land zieht, wir hatten es im Hauptvideo Schlacht bei Frankenhausen, das geht fies in die Hose, weil sie eben keine Profis sind, aber sie sind auch nicht völlig unbeleckt.

Nein, das sind sie auf keinen Fall. Da will ich zum einen eingehen auf, nochmal, ich hatte ihn vorhin schon erwähnt, den Michael Geismeier aus Tirol, weil der eine wahnsinnig spannende Figur ist. Ich weiß gar nicht, ob ich den im Hauptvideo erwähnt hatte. Der, wie gesagt, Beamter ist, sag ich jetzt mal vereinfacht, also arbeitet für mehrere Herren, aber...

Ist gebildet, macht Verwaltungskram und wirbt dann auch Söldner an und kann Logistik. Und wird dann zum Anführer im Aufstand. Muss dann fliehen und nimmt den harten Kern seiner Aufständischen mit und geht nach Venedig ins Exil. Und die werden dann Söldner für den Dogen. Also die sagen, pass auf, wir können gegen die Kaiserlichen kämpfen, das machst du auch die ganze Zeit. Und sind offensichtlich so gut organisiert, dass die mehrere Jahre...

für Venedig als militärische Einheit fungieren. Das ist das Gegenteil von einem unorganisierten Mob. Das sind eiskalte Profis. Auch eine schöne Frage. Wie viel Verheerung wurde in den einzelnen Regionen angerichtet von Honde-Besitzer auf YouTube? Es kommt auf jeden Fall deutlich auf die Region an. Im Südwesten mehr als in Mitteldeutschland.

Und es kommt ein bisschen drauf an, was man unter Verheerung versteht. Das wäre auch meine Antwort. Weil Verheerung, denkt man oft an irgendwie zerstörte Felder. Und ihr könnt euch fast denken, da sind die Bauern gar nicht dran interessiert. Ja, es ist einfach dieses Bild aus dem Ersten Weltkrieg ist in unseren Vorstellungen von Krieg und Vernichtung so stark, dass man halt irgendwie so diese Mordor-Landschaft hat. Genau. Die kennt das Mittelalter ja nur bedingt. Also klar, Felder gehen kaputt, wenn du da mit Kavallerie durchgehst. Aber ...

Ja, die Bauern sind daran nicht so interessiert. Die machen das punktuell und sehr gezielt. Also die zerstören Klöster und gelegentlich Schlösser und Burgen. Das hat auch einen symbolischen Wert. Also bei Klöstern werden, habe ich Studien gesehen aus Mitteldeutschland, werden immer rituell die Dächer abgedeckt, dass es da reinregnet. Das hat jetzt mit Blinder Zerstörungswut gar nichts zu tun, sondern ist einfach nur eine Kampfansage, dass man diese Art von Religion nicht mag. Mhm.

Bei den Schlössern geht's natürlich um eine Kontrollfunktion, die man da wegnehmen will und sowas. Aber ich glaube, die Menge ist auch unterschiedlich. Also ich glaube, ich hab's in der Vorbereitung, in Franken sollen irgendwie 200 Burgen zerstört worden sein, wobei ich da mehr von Kleinburgen und Adelsitzen ausgehe, ein paar große waren auch dabei, aber 200 ist eine Hausnummer.

Das ist ordentlich. Das ist eindeutig auch dieses militärische oder semi-militärische ... Wir wollen diese Kontrolle nicht vor der Nase sitzen haben. Wir wollen nicht, dass wir jederzeit hier angreifbar sind. Und dagegen ... Das ist auch wieder sehr planvoll eigentlich. Und dann in der Reaktion ist es so, es wird immer gern von den niedergebrannten Dörfern erzählt. Also, dass die Fürstenallianzen in ...

oder als Racheakt die Dörfer der Aufständischen niedergebrannt hätten. Das passiert, aber weniger häufig, als man denkt. Ich geh noch mal auf diese Osterhausen-Geschichte ein, was, wie gesagt, bei uns um die Ecke ist, wo das auch immer Teil der Erzählung ist. Und dann hätte der Graf danach noch aus Rache das Dorf angezündet. Wahrscheinlich nicht. Warum sollte er? Es ist tatsächlich nicht sein Dorf. Er ist praktischerweise in den Nachbarkreis zum Plündern gegangen. Aber ...

Aber sehr schöne, wobei da hätte er wahrscheinlich rechtlich auch mit Schadensersatzforderungen seines Nachbarns rechnen können. Sehr schöne Frage. Ich wollte nur sagen, tatsächlich ist das Dorf wahrscheinlich angezündet worden, aber von vermutlich Räubern oder ähnlichem eine Weile davor. Und ja, das ist auch wieder, man macht sich nicht die eigene ökonomische Grundlage kaputt.

So ein Georg Truchsters kann hin und wieder mal da auch wirklich fies und rabiat vorgehen, weil der muss ja nicht von den Einkünften leben. Aber die Örtlichen wollen das nicht.

Eine sehr schöne ergänzende Frage hier von Suronaut. Gab es für den Adel verheerende Folgen durch ausbleibende Abgaben währenddessen und danach? Und jetzt, inwieweit hat sich der Adel damit ins eigene Fleisch geschnitten? Das ist eine ganz fantastische Frage. Das ist eine fantastische Frage, weil es im Prinzip schon das alles vorweg nimmt, was ich jetzt gerade schon erzählt habe. Natürlich, der Adel hat wenig Interesse daran, da jetzt großflächig die Leute, die seine produzierenden Kräfte sind, umzubringen.

Was er macht, ist, dass er die Anführer wahnsinnig grausam bestraft. Das ist der Versuch, dass man sagt, ja, denen stechen wir die Augen aus und die verbrennen wir und die köpfen wir und stecken die Köpfe auf Spieße und all diese Scheußlichkeiten. Und danach ist dann auch Schluss. Also es gibt dann noch Strafzahlungen, aber danach muss das Leben weitergehen. Ah ja, wir haben Jekyll und Rohrbach, super. Wo eben genau das passiert. Also verbrennen, man denkt ja mal an Scheiterhaufen. Das hier ist das, was wir tatsächlich in der Zeit haben und

Ich nehme an, also der verbrennt ja nicht, der erstickt ja oder sowas. Ich bin ja kein Experte, aber wird eben nicht auf den Scheiterhaufen gestellt. Das dürfte eine ziemlich grausame und lange Strafe gewesen sein. So kann man ausgehen. Also bei Thomas Münzer ist es ja durch das Schwert, das geht schneller, aber es ist auch ohne Prozess, was ja auch eine Ansage ist. Könnte aber auch sein kleines Kalastand mit zu tun gehabt haben, vielleicht.

Er ist ein bisschen nebulös, weil so super viele Leute an dem rumgefragt haben, weil so viele Leute verschiedene Interessen dran hatten. Das ist sau interessant bei Thomas Münzer, dass der schon, also Thomas Münzer, ich hab's ja schon gesagt, ist kein Anführer in dem Sinne, sondern der ist Prediger und in kleinerem Sinne Diplomat, der ist da halt dabei.

Und schon zu noch seinen Lebzeiten wird er versucht, zu einem Anführer aufgeblasen zu werden. In den Verhören geht relativ klar daraus hervor, dass die ein Geständnis aus ihm raushaben wollen, wo er sagt, ja, ich war der Kopf dahinter, ich hab mir das ausgedacht. Weil die wollen einen Hauptursächer, den sie dann umbringen können, damit sie dann sagen können, ja, jetzt ist es erledigt. Und das funktioniert nur so bedingt. Weil Thomas Münzer auch unter Folter halt seine theologischen Vorstellungen, seine Ideologie immer wieder erzählt.

Aber er ist halt nicht der Kopf dahinter. Ja. Ja, und wir sind ja gerade beim Thema Adel noch. Ich würde die Frage auch nochmal aufteilen, denn der Niederadel, der ist ja sowieso schon in einer Krise. Man kann wirklich sagen, diese Zeit ist die Krise des Kleinadels, Niederadel. Das Rittertum in der alten Form geht zu Ende. Die Familien verschwinden nicht. Ich sage immer, die Ritter, die Familien gibt es bis heute, die finden ihre Plätze. Aber die Ritter oder überhaupt der Niederadel, der

profitiert davon nicht wirklich. Wer extrem davon profitiert, sind die Territorialadeligen und auch das sind Sachen, die dieser Staatenbildung Vorschub leisten, weil die sind am Ende relativ fein raus.

Genau, die sind die absoluten Gewinner. Ich würde als Verlierer noch den, zumindest in den protestantischen Gebieten, den Ordensklerus mit aufzählen. Die sind die einzigen, die von den Aufständischen so richtig eine mitbekommen und sich davon nicht mehr wirklich erholen. Auch da wird in der Forschung diskutiert, dass

Es ist nicht ganz klar, ob der Bauernkrieg wirklich der Auslöser dafür ist. Die moderne Forschung sagt eher, er ist ein Beschleuniger für einen Prozess, der sowieso schon passiert, weil in den Klöstern einfach nicht mehr so viele Leute leben, weil das einfach keine attraktive Lebensform mehr ist. Es gibt ja auch davor die Klagen jetzt aus dem mitteldeutschen Raum. Der Herzog Georg, den ich schon erwähnt habe, wie gesagt, strenger Katholik, dem ist das alles sehr wichtig, der lässt sich gerne mal Berichte schicken, wie das in den Klöstern läuft. Mhm.

Und dann kriegt er immer so traurige Berichte wie, ja, da wohnen vier Mönche und der Abt und der Abt hat zwei Mätressen. Und dann ärgert er sich immer ganz furchtbar und sagt, schick da mal einen neuen Abt hin. Aber das ist alles nicht so einfach.

Also der Niedergang ist schon da, aber der wird auf jeden Fall massiv beschleunigt. Was auch eben auf den Ritterstand zutrifft, der Niedergang ist auch schon da und die Städte sind ja auch in der Phase, in der die städtische Freiheit langsam, also die Städte werden immer weniger selbstverwaltet, die fallen zurück an die Territorialherren und auch da ist es ein Beschleuniger, weil gegen etliche Städte auch Strafen verhängt werden und auch Rechte wieder eingezogen werden.

Ja, klar. Und ja, die Territorial-Adeligen der Fürstenstand, das sind die klaren Gewinner. Und der mittlere Bereich, so Grafen und Herrenstand, die schaffen es entweder noch nach oben oder sie fallen runter. Eins von beiden. Kann man wunderbar sehen, die Grafen, die nach oben kommen, die werden später sogenannte gefürstete Grafen und die anderen fallen hinten über.

Das sind dann die, die First heißen und deswegen ist First ein Titel und ein Sammelbegriff und das ist alles super verwirrend und man kann es den Leuten immer ganz schlecht erklären. Ich habe gerade einen sehr schönen Kommentar auf Twitch von einem User, der heißt Derabt2020 und der fragt, was soll ich? Ja, wir wissen genau, was du so tust.

Wir sehen dich, wir schicken einen Diktatoren vorbei. Gab es auf der anderen Seite, also nicht der Bauernseite, auch Fürsprecher für die Bauern? Eventuell auch in den Truppen, die die Aufstände zerschlagen haben? Also wie ist so außerhalb der wirklich Aufstände-Szene, gibt es da große Unterstützer, gibt es da namhafte Unterstützer?

Es gibt die auf jeden Fall im, was ich vorhin schon angesprochen hatte, im Rittertum. Da gibt es immer wieder welche, die sagen, macht mal langsam, hört da mal bitte drauf, wir müssen doch irgendwie miteinander zurechtkommen. Die, die gerade noch in diesen alten Rechtsvorstellungen verankert sind. Das sind jetzt keine großen Namen, weil es halt eher die kleineren Adressen sind. Aber ganz große Namen gibt es da nicht?

Zumindest keine, die ich kenne. Keine für den mitteldeutschen Raum. Im Südwesten, wo ich mich nicht ganz so gut auskenne, weiß ich es nicht. Ich frage, ob man jetzt jemanden wie den Ulrich mit reinnimmt. Und auch bei so Leuten wie Götz von Berlichingen, der ja die Seiten wechselt, lässt es sich halt relativ schwer sagen. Aber wie gesagt, gerade im Niederadel haben wir das. Auf theologischer Seite gibt es

Da hängen auch ganz viele Irrglauben dran, aber seitens Martin Luther wird am Anfang in seiner Ermahnung zum Frieden, sagt er zwar schon direkt, dass er Aufstand in jeglicher Form ablehnt und dass er auch das Verfassen von Artikeln auf Basis des Evangeliums ablehnt, das nennt er selbstsüchtig.

Er argumentiert, ja, ich habe gesagt, macht euch aus dem Evangelium eure Meinung, aber halt zum Thema Religion und bitte nicht zum Thema Politik und nicht zum Thema euer eigener Stand. Da ist es wieder, er nennt die selbstsüchtig, er sagt, ja, ihr wollt da was für die Bauern, aber die Heilige Schrift ist ja für alle da, das argumentiert er. Er sagt dann aber auch, ja, es hat ja einen Grund, dass diese Forderungen aufgestellt werden und liebe Obrigkeiten, Gott hat euch eingesetzt, jetzt

Macht auch mal was. Verhaltet euch dem angemessen. Das gibt es auch mehrmals von, also Luther ist jetzt ein prominentes Beispiel, das gibt es auch öfter mal, dass das so formuliert wird. Das kippt natürlich in dem Moment, in dem die Aufstände dann wirklich ausbrechen und man sich bedroht sieht. Weil wir gerade beim Thema Luther sind, ich habe hier drei Fragen zum Thema Luther, die ich jetzt alle einmal gesammelt vor den Latz knalle.

Juliana Ruffini fragt, Luther war ja dagegen, es störe die göttliche Ständeordnung, gleichzeitig hat er sie mit der Reformation motiviert. Wie passt das zusammen? Also ein Teil hatte ich ja vorhin schon ein bisschen darüber geredet, dass eben Luther...

erstmal die Vorstellung hat, alles was ich hier mache gilt für die geistliche Ordnung, da sollen alle gleich sein vor Gott, da soll es keine Hierarchien geben, soll kein Papst geben, der in Gottes Namen spricht, aber eine weltliche Ordnung muss es in Luthers Weltbild trotzdem geben, weil irgendjemand muss ja die Gesetze machen, irgendjemand muss ja die Verbrecher bestrafen, das ist für ihn Kern davon und das leitet er auch biblisch ab, weil es es wie gesagt in den Briefen und dem Neuen Testament auch in den Evangelien ja gibt. Mhm.

Das ist so Punkt 1. Punkt 2 ist aber so ein bisschen politische Sachzwänge. Ich würde es mal in zwei Bereiche aufteilen. Das erste ist so ein bisschen der persönlichere.

Wenn man sich in den armen Martin Luther mal reinversetzt, und ja, kein sympathischer Mensch, ich sage in dem Fall trotzdem der arme Martin Luther, weil da ist er echt nicht zu beneiden. Der stellt da seine radikalen theologischen Ideen auf und gerät komplett ins Visier. Der muss sich verstecken, der muss um sein Leben fürchten. Und dann findet er endlich jemanden, der ihn unterstützt. Der findet den Kurfürsten von Sachsen und dann noch ein paar andere lokale Adelige Stück für Stück, die sagen, okay, wir finden diese Ideen gut, wir unterstützen dich da drin.

Und mit deren Hilfe kann er jetzt erstmalig ein bisschen aufatmen, hat ein klein bisschen Oberwasser und kann sein Projekt Reformation, das er jetzt angestoßen hat, das ihn in dieser Phase übrigens heillos überfordert. Der hat halt theologische Ideen in die Welt gestellt und plötzlich wird von ihm erwartet, dass er das jetzt organisiert und umsetzt gegen Widerstand. Das ist eine Menge Druck. Und er hat endlich Leute, die ihn dabei unterstützen, die ihm halbwegs Sicherheit gewähren.

Und dann kommen da so ein paar Leute daher und sagen, ja, auf Basis der Schriften von Herrn Martin Luther sage ich Thomas Münzer jetzt, dass Umrichtkeiten abgesetzt werden dürfen. AKA die einzigen Leute, die Martin Luther gerade unterstützen. Das ist fies. Ja, ja, ja. Das ist fies, da jetzt zu sagen, ja klar. Und die einzige Krücke sich wegzunehmen, die man hat. Und der zweite Punkt ist, und das ist eine ...

großes Problem an Luthers Theologie, dass er sich gegen das Papsttum und die altgläubige Hierarchie wendet und sagt, das schaffen wir alles ab. Es darf niemand mehr in Gottes Namen sprechen. Wir sind alle gleich vor Gott. Coole Sache. Konkrete Frage, lieber Martin, wer setzt dann die Pfarrer ein? Uh, blöd. Und dann sagt er, ähm, äh, äh, äh, macht erst mal der Fürst.

Womit wir dann einen ganz wichtigen Schritt haben in der Reformation, weil die gerade entstehenden Territorialfürsten sagen, oh, ich bin jetzt auch mein eigenes Kirchenoberhaupt. Ja, das ist eine Idee, der kann ich mich anschließen. Und dann haben wir ein Konstrukt namens Landesherrliches Kirchenregiment. Und das heißt, ja, jetzt haben wir eine unglückliche Allianz zwischen

Neuen Territorialadligen und Luther. Und damit sichert er, dass seine Reformation Bestand hat. Das muss man ihm zugutehalten. Er hat da eindeutig aufs richtige Pferd gesetzt. Aber es kommt natürlich zu dem Preis, dass er sich da massiv gegen die Aufständischen wendet. Und das Jahr 1525 nagelt das fest. Letzter Punkt, den ich noch anwenden würde, ist ...

Also wie gesagt, er sagt das von Anfang an, dass er gegen Aufstand ist und Obrigkeiten gut findet. Dass er in seinen wieder die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern so hasserfüllt schreibt, liegt auch daran, dass Luther eine sehr emotionale Persönlichkeit ist. Also man sieht es in allen seinen Schriften, dass er...

Er kann sehr schlecht an sich halten, seine Emotionen kommen immer wieder durch und er schreibt es offensichtlich unter dem Einfluss, der Blut hat von Weinsberg, wo dieser Graf ermordet ist. Das muss man auch einfach sagen. Es hat einen riesigen Impact, ganz viele Sympathien gehen verloren, weil das ist so ein Punkt, an dem sich sehr viele auch gegen die Bauern und die Aufständigen stellen.

Was eine einmalige Sache ist. Sowas passiert sonst so gut wie nicht. Aber diese eine Sache reicht. Wir sind im Zeitalter des Buchdrucks und das Medienecho, würde man heute sagen, ist riesig. Und in dieser Zeit, unter dem Eindruck davon, schreibt er dann diese Hassschrift, muss man sagen. Jeder mag sich jetzt sein eigenes, persönliches Gegenwartsbeispiel denken, wo ...

eine kleine Tragödie sehr große Sympathie auslöst und das vielleicht auch nicht angemessen ist zu dem, wie groß die Tragödie ist im Vergleich zu anderen Tragödien. Wir alle haben jetzt Beispiele, die wir uns da ausdenken können. Ja, was spannend ist, dass diese Bluttat damit auch in dieser Medienkrieg, weil es ist ja ein Medienkrieg, hatten wir auch im Hauptvideo schon,

Dass so eine Einzeltat überhaupt so einen Umschwung hervorrufen kann, das zeigt eben auch diese mediale Wirkung. Es passiert ja heute irgendwie etwas passiert, es wird in den Medien und im Internet einmal durchgekaut und auf einmal gibt es einen riesigen Umschwung. Waren in Kanada gerade, hatte ja so einen Grund, warum da plötzlich Umschwung war. Ein Einzelereignis kann man relativ gut rausheben. Das ist schon ein gutes Beispiel dafür, dass die Bauernkriege oder der Bauernkrieg ein mediales Ereignis ist. Absolut. Also,

Das sind sie. Und Luther schreibt hier ganz klar unter dem Einfluss. Und ich finde es interessant, dass er in diesem Medienkrieg ja sowohl Verfasser von Schriften ist, sowohl Impulsgeber ist, als auch ...

Opfer von Propaganda in gewissem Maß, weil die bewegt ihn ja auch emotional und er schreibt da auch in irrationaler Wut unter dem Eindruck davon. Also er ist beides. Und auch das gibt es ja heutzutage noch, wenn US-Präsidenten Sachen auf Twitter sehen, die sie wütend machen und dann Sachen auf Twitter schreiben, die andere Leute wütend machen. Oder inzwischen nicht mehr auf Twitter. Ja.

Marc Leonbacher sagt, oh ja, auch eine spannende Frage, weil, also eigentlich sogar schon wieder eine Doppelfrage, erst im Detail, dann im Groben, weil Bauernkriege wurde ja auch später immer wieder romantisiert, instrumentalisiert und ähnliches und sehr bekannt sind aus der Zeit zum Beispiel die Bauernlieder, teilweise auch Landsrechtslieder gesehen, zum Beispiel das Geiers Schwarzer Haufen oder so etwas. Da gibt es ganz viele von und man ahnt es schon, ein paar davon sind

später entstanden von Organisationen, die nicht so doll waren. Es gab ja auch eine SS-Division, die entsprechend benannt wurde. Wie viele von diesen Liedern sind zeitgenössisch? Eins. Eine Strophe von einem. Eine Strophe von einem. Die erste Strophe von »Unser liebe Frau«

Was auf YouTube auch einen Haufen Klicks hat. Also kann man kennen oder man kann zumindest mal danach gucken. Die erste Strophe ist tatsächlich ein Landsknechtslied. Das ist vermutlich ein umgedichtetes Wallfahrtslied. Weil das ist unsere liebe Frau vom kalten Bronnen, bescherensarmen Landsknecht, eine warme Sonne. Ist vermutlich eine Parodie oder einfach eine Nonsens-Umdichtung von einem Wallfahrtslied zu einer Liebfrauenkapelle. Die anderen Strophen, die dieses Lied hat, sind schon wieder...

Nicht mehr zeitgenössisch, sind 19. Jahrhundert, frühes 20. Jahrhundert teilweise. Man erkennt es so ein bisschen daran, finde ich ganz interessant, dass man, wenn man schon den Gedanken hat, ich habe hier ein Landsknechtslied und dann dichte ich Strophen dazu. Und die erste Strophe ist wie gesagt authentisch und in einer von den anderen Strophen heißt es dann...

Ich hab ein Lieb zu Hause, die weinte, wenn ich stirb. Und das ist eindeutig ein 19. bis 20. Jahrhundert Soldatentoppos, dass irgendwie die Frau zu Hause ist und traurig ist, wohingegen der Landsknecht seine Frau ja dabei hat. Die ist ja im Tross. Ja, ja, ja.

Zumindest zum Teil. Ja. Ja, und auch eben diese ganz bekannt, eben der Sky-Schwarzer Haufen, das ist aus der bündlichen Jugend zwischen 19 und 20 entstanden. Also da gibt es tatsächlich nicht viel. Aber überhaupt dieses Thema der Nutzung, weil die Bauernkriege haben da so eine Besonderheit, die haben alle instrumentalisiert. Die Nazis, die Kommunisten, jeder fand die Bauernkriege irgendwie anschlussfähig.

Das ist ganz praktisch, wenn du eine Revolution oder wenn du ein Aufstand bist, in dem nur Konservative beteiligt sind, weil dann können beide Seiten. Du kannst sagen, ja, das ist ein Aufstand, da soll soziale Veränderung erstrebt werden, da können wir als

In der 48er-Revolution Radikaldemokraten oder später als Linke, Sozialisten, Kommunisten. Kannst du da anknüpfen? Du kannst aber auch sagen, das ist die Bewahrung alter Rechte. Ihr wird irgendwie... Wie gesagt, germanisches Rechtssystem ist der alte Begriff, deswegen verwende ich den ungern. Du kannst dich da drauf stützen und sagen...

Das richtet sich gegen eine neue Klasse, die weit weg zentralisiert Entscheidungen trifft. Und das sind die rechtsradikalen Klischees dann nicht mehr weit. Ist auch tatsächlich ein großes Problem in der Bauernkriegsforschung, dass viel der alten Forschung ideologisch geprägt ist in beide Richtungen. Also ganz klar, dass es sehr viel DDR-Forschung gibt, die ideologisch überprägt ist. Aber auch das zentrale...

Die zentrale Quellensammlung, die viele Jahre gegolten hat für den Deutschen Bauernkrieg, die mal jemand zusammengestellt hat, das war Günther Franz und der war Nazi. Und das muss man sich bewusst machen, wenn man das liest und sich damit beschäftigt. Also es funktioniert, diese Vereinnahmung in beide Richtungen. Also wir haben ja eben mitbekommen, bündig Jugend, das ist auch schon ein Thema, aber wenn wir mal davor gehen, also so

Von Napoleonik und Befreiungskriege bis Romantik im späten 19. Jahrhundert, das sind ja die Punkte, wo wir immer sehr gerne Verklärung von Historie haben, spielen da die Bauernkriege eine große Rolle? Nicht wirklich. Es gibt keinen Feind zu bekämpfen oder keinen äußeren? Ja, also es ist halt ein inneres Thema. Also in der bündischen Jugend ist es dann da, aber quasi ...

So eigentlich erst mit dem aufkommenden Nationalismus, wo man irgendwie so ein Wir-Gefühl haben möchte. Ja, aber auch der Nationalismus, da ist es ja nicht so passend, weil es ist ja kein Nationenkonflikt. Also wir haben, wie gesagt, revolutionäre Bewegungen, egal linksradikal oder rechtsradikal, können was mit Wir gegen die da oben anfangen. Aber der Nationalismus, der ja im frühen Nationalismus ganz viel ist, es ist ja keine andere Nation involviert. Genau, es funktioniert nur dann, wenn es ein ...

Ich sag mal vorsichtig, demokratischer Nationalismus ist also so der linke Flügel in der 1848er Revolution, die finden das ganz spannend, weil die können sagen, es sind wir gegen die kleinstaatlichen Fürsten. Okay.

Vielleicht kennt das jemand eins von den bekanntesten Revolutionsliedern aus der 1848er-Revolution, das Hackerlied. Hat die Zeile Schmiert die Guillotinen mit Tyrannenfett. Und das ist eine Mischung aus ... Die Guillotinen sind natürlich eine Anspielung auf die französische Revolution. Schmiert das mit Tyrannenfett stammt aus der Ansprache von Margarete Renner, der Schwarzen Hofmänner. Das ist der aufständische Bauernkrieg Baden-Württemberg. Das ...

Ist auch ein Lied aus dem schwäbischen Raum. Und da bedient man sich dessen so das erste Mal. Also halt immer dann, ja, wenn es ein internes, die da oben gibt. Ja, verstehe. Also, lustig ist auch, dass dieser Tyrannenbegriff so eine Rolle spielt im Bauernkrieg. Weil das ist ja irgendwie, da sind wir auch schon wieder Humanismus, sogar ein bisschen Renaissance. Weil das ist ja eigentlich ein Begriff, der im Mittelalter ...

auftaucht, aber nicht so eine unfassbare Rolle spielt, aber dafür eben Antik ganz wichtig war. Das stimmt. Und für Münzer ist der halt zentral. Also alles bei ihm ist rund um den Tyrannenbegriff aufgebaut. Also seine Theologie begründet er ganz viel mit dem Buch Daniel und nimmt dann halt die biblischen Beispiele für babylonische Könige und Pharaonen und so weiter und ist immer wieder der Begriff des gottlosen Tyrannen, auf den er alles zurückführt. Und ja, das ist ein neuer Gedanke. Mhm.

Der natürlich auch wieder was zu tun hat mit dieser Idee von Zentralstaatlichkeit. Da sind wir ja wieder dabei. Anschließend noch so in die ähnliche Richtung von Flohsohn. Aber es gibt ja diese spätere Rezeption der Bauungkriege in der DDR als frühsozialistische Revolution. Wäre interessant, in welchem man sowas reden kann oder wo es total falsch ist. Und da kann man eigentlich sagen, in Bezug auf Münzer, ja, der hat sowas gesagt. Ansonsten ziemlicher Unfug, oder? Ja.

Ich muss jetzt sehr vorsichtig sein mit dem, was ich sage. Weil da noch gestritten wird. Ah, verstehe. Es ist natürlich erst mal so, dass sozialistische Geschichtsschreibung halt erst das Ergebnis hat und dann forscht. Das ist immer ein Problem. Ja. Der Teil ...

Der da draußen in der modernen Bauernkriegsforschung übernommen ist und der nicht ganz von der Hand zu weisen ist, ist der, den du auch schon angesprochen hast, dass es eben kein klassisch mittelalterlicher Aufstand ist, sondern dass es Feudalismus in Krise ist. Und sozialistische Geschichtsschreibung hat ja diese Idee, ein System besteht so lange, bis es nicht mehr tragbar ist und dann kommt es zur Revolution und es entsteht ein neues System. Das ist eine von den Grundkrisen von Marx. Genau, das ist...

Und das ist ja tatsächlich, was passiert, das ist nicht von der Hand zu weisen, dass das ein System ist, das bis zum Krachen ausgelastet ist und dann entlädt sich das in der Revolution. Und es gibt den Paterna, heißt der, das ist einer von den ganz frühen sozialistisch geprägten DDR-Historikern, der was zum Bauernkrieg gemacht hat, das ist alles super verbrämt und alles voller Nebensätze und Klassenbewusstsein, aber der ist einer der ersten, der richtig nah an die Quellen rangeht.

Und diese Erkenntnis, die kann man nicht ganz wegleugnen, dass es eben an der Grenze eines Systems ist. Und auch, und das ist der zweite Punkt, ich würde da jetzt keinen Klassenkampf reininterpretieren, das ist zu viel, aber wir sind trotzdem in einer Zeit, in der die Obrigkeiten mehr und mehr beginnen, ökonomische Konkurrenz zu sein für Menschen.

Die Bauern, sag ich jetzt mal, indem sie da stärker drin einsteigen, zum Beispiel Schafherden haben, die dann das Almendeland abgrasen und sowas. Und diese ökonomischen Faktoren, dass die mit auf dem Tisch sind, das ist auch was, was aus dieser Geschichtsschreibungstradition kommt. Wir müssen sehr vorsichtig sein mit allem, was wir da haben, keine Frage. Mhm.

Aber diese Faktoren haben wir daher. Mit dem Revolutionsbegriff wäre ich vorsichtig. Ich finde auch, der Revolutionsbegriff funktioniert da, wo wirklich gesagt wird, man will etwas anschreiben. Und wie gesagt, das haben wir in Details.

Aber im großen Ganzen hatten wir auch schon im Hauptvideo schon, die wollen gar keine Revolution, die wollen zurück zu dem, was sie für gerecht halten, was früher da war. Also eigentlich, entschuldigen, der Begriff ist ja immer furchtbar missbraucht, aber die Bauern fordern wortwörtlich eine Reformation.

Im Wortsinn. Ja, das würde ich so unterschreiben. Weil Reformation bedeutet ja nicht, heute benutzen wir das immer, ich verändere etwas, ich reformiere etwas, ich mache etwas anders. Aber Reformation bedeutet ja einfach, ich kehre zurück zu dem, was mal war. Und das wollen die Bauern. Und ich finde es immer jetzt ideengeschichtlich, jetzt mit den Gerüstbegriffen, aber finde ich das immer ganz schwierig, das zu trennen, weil wir das fast immer zusammendenken. Die Idee von

Wir wollen es besser machen, wir wollen was Neues und was anderes machen. Was nimmt man denn da als Referenz? Ja, was man kennt. Ich finde es immer ganz schwierig, das voneinander abzugrenzen, zu sagen, das ist jetzt progressiv oder das ist jetzt konservativ in historischen Begrifflichkeiten, weil Menschen halt kompliziert sind. Auf Twitch Germantl fragt, wie viele bei den Bauern konnten lesen? Und dazu haben wir eine ganz spannende Antwort. Die Antwort ist einige. Erschreckend viele.

Das kommt, meine Lieblingsantwort, das kommt darauf an. Aber es gibt definitiv auf Seiten der Bauern, es gibt, oder auf Seiten der Aufständischen muss ich sagen, in dem Fall wirklich, weil es sind ja nicht nur Bauern, es gibt ja Stadtbürger, es gibt Gelehrte, es gibt Kleriker, die können das sowieso alle.

Und von denen, die da jetzt, ich sag mal, die breite Masse sind, können es zumindest einige. Die Zahlen variieren, es kommt drauf an, auch wie gut die das können. Da kannst du wahrscheinlich mehr dazu sagen als ich, was so allgemeine Alphabetisierungsraten und sowas betrifft. Aber es gibt auf jeden Fall immer intellektuelle Gruppen, die das, was die Aufständischen wollen, in Worte fassen können. Ja.

Meistens Rechtsgelehrte. Ja, hier Jäcklein Rohrbach, den wir vorhin hatten, der war ja Bauer, der hat irgendwie zwei Höfe behandelt. Das ist übrigens auch ganz lustige Geschichte von dem, der hat auch eine Fede geführt. Als Bauern hat er eine Fede erklärt, vorhin auch in Haft genommen wurde. Aber von dem ist zum Beispiel bekannt, er muss irgendwo eine schulische Bildung bekommen haben als Bauernsohn, weil er konnte lesen und schreiben. Schulwesen beginnt ja in der Zeit auch schon, dass man zumindest ein bisschen Schulbildung mitbekommt. Und ja, da sind wir auch wieder bei dem

Das ist jetzt ein großes Thema. Ich weiß nicht, wie weit ich das hier aufmachen will, aber wir stellen uns das Mittelalter ja immer als diese analphabetisierte Gesellschaft vor. Aber wenn jeder jemanden kennt, der lesen und schreiben kann, das sind nicht viele Leute. Aber das ist funktional eine alphabetisierte Gesellschaft. Ja, im Laufe der Zeit, im Späten Mittelalter kommt das eben, aber dann hast du einen, nicht unbedingt Pfarrer, aber du hast einen Kaplan, du hast in der Oberschicht der Dörfer, also die Schöffnbahnen und sowas. Es gibt dann Leute, die lesen und schreiben können.

Es müssen keine 100% sein, aber es wird deutlich mehr in der Zeit. Reicht ja, dass du zu einem hingehen kannst, der verfasst dir was, der liest dir das vor und die Person, mit der ich kommuniziere, kann das auch. Das ist ein bisschen umständlicher als heutzutage, aber es funktioniert ja. Noch eine Frage auf YouTube von Jakob Meier. Gab es im Bauernkrieg Abzeichen wie in der französischen Revolution? Wir hatten ja schon die Regenbogenfahne, wir hatten den Bundschuh, aber die Regenbogenfahne ist speziell Münzer, der Bundschuh spielt eigentlich gar keine Rolle. Gibt's da was?

Auch da habe ich nicht viel Ahnung, nichts, was mir jetzt bewusst wäre. Wenn, dann individuelle Sachen. Also ich glaube, der Begriff schwarzer Haufen für die Leute von Florian Geier ist, glaube ich, ein historischer. Was hatten die? Also dieser Begriff, der schwarze Haufen. Und ich vermute, dass das auf irgendwas zurückgeht, Richtung Farbe oder sowas.

nichts, das mir bekannt ist. Aber das finde ich sehr spannend, weil es ist ja auch so eine Sache, die oft Leute im Mittelalter nicht verstehen, dass die ganzen Truppen keine Abzeichen haben, dass die nicht irgendwie, also es gibt ja irgendwann Sachen, gibt es ja so einzelne Symbole wie irgendwie Andreas Kreuz oder ähnliches auf der Kleidung genäht, aber im Grunde genommen gibt es da keine. Und gerade ein Krieg, bei dem wir im Hauptvideo auch schon gesagt haben, ist eigentlich ein medialer Krieg, dass die das nicht haben. Dass wir abgesehen von so ein paar Fahnen gar keine Zeichen haben, das zeigt

zeigt schon, dass da eine Mentalität ist, die uns so ein bisschen fremd ist, weil das wäre doch das Erste, was wir tun würden. Auf jeden Fall ein Symbol malen, klar. Und ich glaube, ich würde noch mal, städtische Kontingente können natürlich sich als solche auszeichnen, wenn die irgendwo hingehen.

Und die, wenn Städte beschließen, dass sie im Bauernkrieg eingreifen, jetzt egal auf welche Seite und egal wie, dann tun sie das auch immer geordnet und in voller Mannstärke und treten dann auch als ihre Stadt auf. Davon gibt es auch bildliche Darstellungen. Das fällt mir ein. Die haben natürlich ihre Erkennungszeichen. Aber da es nicht den Bauernkrieg gibt, gibt es jetzt auch kein so allgemein verbreitetes Symbol. Ja, dann würde ich sagen,

Ich danke dir, dass du dabei warst. Liebe Zuschauer, das Ganze wird noch als Video kommen. Also Sonntag kommt das Ganze nochmal als Zusammenschnitt. Die besten Fragen rausgepickt, der ganze Kram dazwischen nicht drin, etwas gekürzt. Ich sag mir unbedingt, ob ihr sowas mehr wollt. Also die Zuschauerzahlen sind nicht so berauschend. Wir sind so bei 500. Es gibt Themen, die besser laufen. Gerade bei Twitch bin ich heute ein bisschen ...

Liegt nicht an YouTube, liegt vielleicht eher am Thema, aber trotzdem sagen, ob ihr sowas wiederhaben wollt. Und dir vielen lieben Dank, dass du dabei warst. Hat mich sehr gefreut. Vielen, vielen Dank, dass ich da sein durfte. Es hat mir großen Spaß gemacht. Es war jetzt einfach ein lustiger Abend und ich rede gerne über mein Lieblingsthema. Und danke, dass ich hier die Plattform dafür haben kann. Danke, dass wir als Historiker und als Histotainer, wenn ich das so sagen darf, dass wir miteinander reden, dass wir zusammen Sachen machen. Danke, dass du bei uns warst und dass ich jetzt bei dir sein darf. Sehr gerne.

Und um Nerdismus geht es ja. Also wenn ich Geschichtsnerds hier habe, dafür ist der Kanal ja da.