Die Radiokünstlerin und Komponistin Elisabeth Schimana hat auf ihren Reisen in den letzten Jahren akustische Eindrücke gesammelt und bündelt diese nun in einem neuen Hörstück, das wir Ihnen heute als Radiopremiere präsentieren dürfen. Begleitet wird das Stück von Videos, die die Medienwerkstatt Wien produziert hat.
Sehr eindrucksvolle Bilder von Elisabeth Schimana, teils mit ruhiger Kamera eingefangen, teils aus dem fahrenden Auto gefilmt, von trosenden Wellen, weiten Feldern und wummernden Straßenschluchten. Wir haben den Link auf der Ö1-Website bereitgestellt. Und das ist die Route unserer heutigen Weltreise.
Vom Indischen Ozean in Yogyakarta nach Silandia, einer Simulation der Welt ohne Säugetiere und benannt nach dem nicht anerkannten geologischen Kontinent im Pazifischen Ozean, zu dem auch Neuseeland gehört.
weiter nach Mexico City und nach Oaxaca, die mexikanische Stadt, in der die Musik auf der Straße wohnt, in die Schluchten São Paulo, über das litauische Grenzland zu Belarus und über Moskau und Odessa auf den europäischen Kontinent und wieder zurück in den Südosten der indonesischen Insel Java nach Chogcha und Pachitan.
Einmal fast um die Welt. Ein akustisches Tagebuch von Elisabeth Shimana. Versinken. Andong Beach, Gunung Kidul, Yogyakarta, Indonesien, 2019. Die Schönheit, aber auch die Gewalt des indischen Ozeans sind berührend. Die Wellen der Mittagszeit strukturieren diese Aufnahme.
Zelandia. Eine prähumane Utopie. Die Simulation einer Welt ohne Säugetiere. Wellington, Neuseeland, 2019. Eine Residenz führte mich nach Wellington, Neuseeland und nach Zelandia.
benannt nach dem nicht anerkannten geologischen Kontinent im Pazifischen Ozean, zu dem auch Neuseeland gehört.
Zelandia ist das weltweit erste vollständig eingezäunte städtische Ökosystem mit einer außergewöhnlichen 500-Jahres-Vision, die darauf abzielt, die Wald- und Süßwasserökosysteme eines Wellingtoner Tals so weit wie möglich in den Zustand vor der Besiedelung zurückzuversetzen.
Das 225 Hektar große Schutzgebiet ist ein bahnbrechendes Naturschutzprojekt, das 18 Arten einheimischer Wildtiere wieder in dem Gebiet angesiedelt hat, von denen einige seit über 100 Jahren nicht mehr auf dem neuseeländischen Festland zu finden waren.
El Radio oder der akustische Radius einer Umgebung. Mexico de Efe und Oaxaca. Mexico 2015. Auf meiner Reise durch Mexiko, von Stadt zu Stadt, definiere ich den jeweiligen Wohnort als Zentrum. Im akustischen Radius der jeweiligen Umgebung suche ich nach Momenten der Differenz im Gleichklang des globalen Lärms. Mexico de Efe.
und Musik auf den Straßen. Musik
Musik
Musik
Schluchten. Sao Paulo. Brasilien. 2016. Ich bewege mich durch Schluchten von Hochhäusern. Es ist laut. Private Helikopter am Himmel. Straßenlärm. Massen von Jugendlichen im Park.
Ruhelos. Verstummte Obdachlose auf den Gehsteigen liegend. Und doch: Zikadenschwärme singen. Die Echos der Trommeln des Streiks ziehen über die sonntägliche Paulista. Weites Land Episode 2: Waldrauschen Droskyninkaj, Litauen, 2017
In Episode 2 sind es binaurale Aufnahmen im Grenzland zu Weißrussland und in den Wäldern rund um Truskininkai, die verwendet werden. Eine Reise mit meinen artifiziellen Ohren in die lebendige Stille der Wälder. Diese Klänge verlangen nach Hingebung, der Bereitschaft hineinzuhören und dabei diese lebendige Stille zu genießen.
Selten ist es geworden, eine akustische Landschaft ohne Fluglärm im Minutenabstand erleben zu dürfen. Selten ist es geworden, dass Menschen sich Zeit nehmen, kleine Veränderungen wahrzunehmen. Moskau, Russland, 2002, 2003. M-U-S-K-W-S.
Meine Ohnmacht sendet kalte Wärme aus. Moskau, Stadt ohne Herz. Eine Liebesgeschichte. Zwei Jahre Leben in Moskau und immer noch scheint es unmöglich, für diese Stadt die richtigen Worte zu finden. Eine Stadt der Gegensätze, der sich überlagerten und aneinander aufprallenden Systeme. In aller Härte. Dröhnende Metroklänge,
werden von frisch verschneiten Winterlandschaften und deren leisen Klängen abgelöst. Urinstrumente der elektronischen Musik wie der ANS-Synthesizer, das Rhythmikon oder das Theremin und die russische Seele. Die Wege sind geschlossen. Die nächste Station ist Voropiovo. Die nächste Station ist Universität.
* Musik *
Musik
* Musik *
Samstag, 21. April 2012. Auf der Treppe sitzen, 9 Uhr. Durch die Straßen schlendern. Sieben Tage und sieben Nächte Odessa. Ein akustisches Tagebuch. Odessa, Ukraine 2012. Und jeden Tag sitzen auf der Stiege.
Immer Schritte, immer Füße. Und jede Nacht aus dem Hotelzimmerfenster schauen. Stimmen, Vögel, Musiken. Und manchmal durch die Straßen schlendern oder am Meer entlang wandern. Die Stiege ist die Potemkinsche Treppe in Odessa. In Sergei Eisensteins Film Panzerkreuzer Potemkin ist sie Schauplatz der berühmten Massaker-Szene. Sprecherin Anna Suchek.
Sonntag, 22. April 2012. Aus dem Fenster hören, 17 Uhr. Musik
Musik
Dienstag, 24. April 2012. Auf der Treppe sitzen, 13 Uhr.
Durch die Straßen schlendern, auf das Meer hören. Mittwoch, 25. April 2012. Auf der Treppe sitzen, 18 Uhr. Aus dem Fenster hören, 5 Uhr. Durch die Straßen schlendern, den Hafen hören, auf das Meer hören.
Dema Dabuhan
Jogjakarta Stadt und Goa Dabuhan im Dorf Waring in Pachitan, Indonesien 2024. Gemma bedeutet auf Indonesisch Echos. Die Echos der Höhle Goa Dabuhan aus meinem ersten Besuch 2019 haben sich manifestiert.
Vorbereitungsarbeiten für meine Performance in der Höhle im Studio von Art Music Today in Chogchakar der Stadt werden begleitet von Frosch- und Gebetskonzerten. Aufgenommen in meinem vor einem Reißfeld gelegenen Homestay in offener, traditioneller, indonesischer Bauweise. Und dann Goa Dabuhan, wo das Licht des Tages und die Dunkelheit der Höhle zusammentreffen.
am Morgen im Gästehaus des Museums Vogelkonzerte und am Tag der abendlichen Aufführung meiner Performance in der Höhle ein rauschendes Fest, begleitet vom Rauschen kurzer, aber heftiger Regenbüsse. Es ist Regenzeit. Musik
Musik
Musik
* Musik *
Heute in Kunst zum Hören. Einmal fast um die Welt. Ein akustisches Tagebuch von Elisabeth Schimana. Technik Elmar Peinelt.
Die Zitate hat Ursula Scheidle gelesen. Auf OE1, ORF, AT sind die Stationen dieser akustischen Weltreise zu finden und auch ein Link zu den zugehörigen Videos, die von der Medienwerkstatt Wien produziert wurden und sehr sehenswert sind. Alle Bild- und Tonaufnahmen Elisabeth Schimana, mit Ausnahme der historischen russischen Instrumente aus dem Archiv von André Smirnov.
Die Klangmischungen und Klangbearbeitungen entstanden im Rahmen von Ö1 Kunstradiosendungen und Kunst zum Hören. Redaktion Elisabeth Zimmermann. Am Mikrofon verabschiedet sich Anna Socek.