Helmut Gröbe ist ein Mensch, der vorsätzlich andere Leute in eine Freude noch dabei hat, wie er andere Leute in einen Unglück rein stürzt und sich dann auch noch daran weidet und noch darüber lacht. Ich war total blind und total naiv. Er war so nett. Ich kann nicht glauben bis heute, dass er dieses Schauspiel gemacht hat, aber ganz kalt. Er hat mich missbraucht, meinen Körper, meine Zelle, meine Zeit, meine Jugend.
Meine ganze Leben hat kaputt gemacht. Er hat mein Leben zerstört. Moralisch und gesellschaftlich. Geld kann man ersetzen, aber niemand kann mir meine tote Frau zurückgeben.
Als guter Christ muss ich ihm vergeben, aber als guter Soldat wird es eine Frage von Mann zu Mann.
Anatomie eines Spitzels. Die Warengeschäfte des V-Manns Helmut G. von Peter F. Müller. Eine Collage aus Originaltönen, Gerichtsprotokollen und Dokumenten von Leonhard Koppelmann. Als ich im April 1995 zum ersten Mal in den Treffpunkt Biergarten in Miami kam, wusste ich nicht so recht, was ich zu erwarten hatte. Ich wollte Helmut Gröbe treffen. Aber ich wusste nicht viel über den Münchner mit dem deutschen Lokal auf der Collins Avenue.
Eigentlich spielte er in der Geschichte, die ich gerade recherchierte, nur eine untergeordnete Rolle. Zwei Tage zuvor hatte ich im Gefängnis von Miami ein Interview mit Wolfgang Graf von Schlieffen gemacht, der in einen Kreditskandal in Deutschland verwickelt ist. Der Graf sitzt aber nicht etwa wegen der Sparkassenaffäre, sondern er soll, angeblich, in ein Drogengeschäft verwickelt gewesen sein. Bei dem Gespräch war der Name Gröbe gefallen. Mir war in dem Moment überhaupt nicht klar, wie der hier reingehörte.
Der Graf hatte etwas von einer Falle erzählt. Gröbe, stattliche 1,90, buschiger Oberlippenbart, starker bayerischer Akzent. Er machte einen netten Eindruck auf mich. Ein freundliches, gewinnendes Wesen, humorvoll. Ich habe erst sehr viel später begriffen, dass dies zu seiner Masche gehört. Und ohne viel Umschweife erzählt er mir, was er für ein erfolgreicher Agent sei. Fürs Bundeskriminalamt und für die amerikanische Drogenbehörde DEA. Undercover natürlich.
Und genau in dieser Eigenschaft habe er von Schliefen in nur vier Tagen sozusagen zur Strecke gebracht. Im Auftrag des BKA. State your name and spell your last name for the record. Helmut Gröbe. G-R-O-E-B-E. Miami, 31. Januar 1994. Helmut Gröbe sagt im Prozess gegen Wolfgang Graf von Schliefen aus. Mr. Gröbe, wie verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt?
Ich arbeite für das BKA und die American Drug Enforcement. Sie arbeiten für die DEA? Jawohl. Seit wann? Seit 1989. Wie würden Sie ein Confidential Informant, ein V-Mann? Ich arbeitete für das BKA in Südamerika und ich sandte Belastungsmaterial an das Büro in Deutschland, an den Chefvermittler.
Und dieser Fall betraf Südamerika und die USA. So wandte sich das BKA an die DEA. Und nach vier Wochen bekam ich einen Anruf, ich solle in die USA kommen und bei der DEA vorbeischauen. Die wollten mal mit mir sprechen. So würden Sie '89 eine sogenannte Vertrauensperson? Genau. Und wer war Ihr V-Mann-Führer bei der Drogenbehörde? Special Agent Lee Lucas. Special Agent Lee Lucas habe ich nie persönlich getroffen.
Er taucht in den Akten immer nur als Führungsoffizier von Helmut Gröbe auf. Monate später habe ich ihn endlich mal auf einem Polizeivideo gesehen. Und ich konnte es kaum glauben. Ein kleiner, gedrungener Mann, schulterlanges, fettiges Haar, einfach zu jung für diesen Job. Die Lukas war gerade mal 23, als er V-Mann-Führer von Helmut Gröbe wurde. Keine Polizeierfahrung, keine Deutsch-, keine Spanischkenntnisse, aber in Bolivien zuständig für Amerikas Kampf gegen die Drogenmafia.
Und für die Kontrolle und die Bezahlung seines neuen Topagenten Helmut Gröbe. Eine andere Frage. Wie viel haben Sie verdient, seit Sie Vertrauensperson bei der DEA sind? Schon um die 250.000 Dollar. Wie hoch waren darüber hinaus Ihr Spesen? Um die 140.000. Sie haben also etwa 400.000 Dollar seit 1989 von der DEA erhalten. Genau. Waren Sie jemals im Gefängnis?
Ohne V-Männer oder, wie es so schön im Amtsdeutsch heißt, VPs, die Abkürzung für Vertrauenspersonen, geht es in der Bekämpfung der organisierten Kriminalität oft nicht. Das Wichtigste ist aber eben, den V-Mann zu kontrollieren, an die kurze Leine zu legen sozusagen.
Das gilt für das BKA, wie für die amerikanische Drogengehörde. Ja, die ideale VP gibt es natürlich nicht. Oberstaatsanwalt Tillmann, Frankfurt, 19.02.1997. Man muss akzeptieren, dass man mit Leuten zusammenarbeitet, die Kenntnisse aus dem Milieu haben, die also selbst in dem Milieu mit drinstecken. Ganz plötzlich stellt sich heraus, Sie haben jemand vor sich,
der eine einschlägige eigene kriminelle Vergangenheit hat. Was würden Sie sagen, wenn Ihnen so etwas in einem Prozess passiert? Die VP ist in der Hauptverhandlung Zeuge, auch wenn sie selbst nicht vernommen wird, sondern sein Wissen über den VP-Führer eingebracht wird. Und dann ist es eben ein dubioser Zeuge, den ich wahrscheinlich dann gar nicht mehr glauben kann. Das kann zum Freispruch führen, wenn seine Angaben zur Überführung des Angeklagten notwendig wären.
und es kann zu einer erheblichen Strafmilderung führen. Helmut Gröbe wächst im beschaulichen Oberbayern auf. Doch die Idylle ist trügerisch. Familie Gröbe lebt gerne auf Kosten anderer, der Konflikt mit dem Gesetz bleibt nicht aus. Und es verwundert keinen, dass Vater Alfons Harry Mitte der 60er Jahre wegen Betruges wieder mal im Gefängnis landet. Aber Bürschi, wie sie den kleinen Helmut liebevoll rufen, lässt den Vater nicht hängen.
Bürschi verhilft ihm zur Flucht aus dem Knast, eine Erfahrung, die Helmut Gröbe in seiner späteren Betrugs- und Gefängniskarriere gut gebrauchen kann. Bürschi hatte dazugelernt, denn 1984 wurde er wegen Betruges verhaftet, konnte aber entkommen und floh nach Brasilien. Als ihm dann die Strafverfolgungsbehörden zu dicht auf die Pelle rückten, suchte er Schutz und fand ihn beim Bundeskriminalamt. Kriminalhauptkommissar ***
für V-Männer zuständig, nahm ihn als Spitzel und Informant unter seine Fittiche. Zurück nach Miami. Ich besuche Wolfgang Graf von Schlieffen. Der schlanke, sonnengebräunte Graf tritt eine Spur zu stolz und zu arrogant auf für jemanden, der seit drei Jahren im Gefängnis sitzt. Die Gefängnisverwaltung hat uns einen kleinen, kahlen Raum zur Verfügung gestellt. Außer einem Tisch und zwei Stühlen gibt es nichts hier.
Langsam weicht die Überheblichkeit des Grafen und er erzählt mir, wie er in diese missliche Lage gekommen ist. In den Akten stand nur lapidar, wurde bei einem Drogendeal erwischt, es ging um 90.000 Dollar. Und dann spricht von Schlieffen von der dubiosen Rolle, die Helmut Gröbe dabei gespielt hat. Erst vier Tage vor seiner Verhaftung hatte er Gröbe kennengelernt und er hätte ihm mit der Drogengeschichte eine Falle gestellt.
Acht Stunden haben wir miteinander geredet und am Ende habe ich den Eindruck, dass etwas dran ist an der Geschichte des Graf. Teure Autos, Frauen, Yachten, eine gewisse Naivität im Umgang mit seinem vielen Geld hier im Haifischbecken Miami. Aber Drogen? Als ich das Gefängnis verlasse, weiß ich, dass hier etwas nicht stimmt.
1993 wurden Sie in einer Operation involviert, bei der die DEA aus Verkäufern von 6 Kilo Kokain auftrat. Ja. Wie lief das ab? Ich bekam einen Anruf vom Special Agent Lee Lucas und er sagte zu mir: Listen, go in contact with Harry Pfeil. He can introduce you to Count von Schließen. Kannten Sie Harry Pfeil schon vorher? Natürlich.
Wie haben Sie ihn kennengelernt? Ich war zwei Monate vorher mit einem Fall in Fort Lauderdale beschäftigt, wo wir ihn wegen Drogen hops genommen haben. Ich kann Ihnen die Entstehung erzählen. Miami, 21.04.95. Helmut Gröbe in seiner Kneipe, Treffpunkt Biergarten. Dieser Harry Pfeil, der war in einen Drogendeal verwickelt mit 10 Kilos. Und da wurde er geschnappt. Und die DEA hat aber so schlecht gearbeitet, dass der Staatsanwalt das ganze Verfahren verworfen hat.
Daraufhin haben wir gesagt: "So Harry, jetzt..." und der war ja immer abgebrannt. "So Harry, jetzt wirst du ein bisschen was tun für uns, ne?" "Und da wir wissen, dass du den Grafen kennst, wirst du uns jetzt einmal den Grafen vorstellen." Was taten sie, nachdem sie den Auftrag von Lee Lucas erhielten? Ich habe den Harry Pfeil angerufen und habe dann ein Treffen mit dem Grafen vorbereitet. Sehen Sie diese Person, die Sie den Graf nennen, hier im Gerichtssaal? Ja, dort.
Herr von Schlieffen, April 1993 sind Sie verhaftet worden. Was war das damals für eine Situation? Wie ist es dazu gekommen?
Herr Gruber.
Ich bin Jerry Smith, 50 Jahre alt und ich bin jetzt hier seit ungefähr neun Monaten.
16.12.1996, Coleman Correctional Institute, Jerry Smith, verurteilt zu 12 Jahren. Können Sie mir mal kurz erzählen, was damals passiert ist und wie Sie mit dem Grafen in Verbindung gebracht wurden? Ich kam am 3. April 1993 nach Miami. Meine Freundin hat mich wie immer abgeholt. Wir machten im Marco Puro.
Wir sind auf dem Weg zu einem Ort, das Marco Polo heißt. Das ist ein Hotel in der Stadt Miami.
Ich trank etwas an der Bar, als mich ein Deutscher, Harry Pfeil, wie er sich später vorstellte, auf meine Uhr ansprach. Er sagte, er arbeite für eine Vermögensberatung. Wir tauschten unsere Adressen aus und machten etwas für 9 Uhr am nächsten Tag aus. Als ich zu dieser Verabredung kam, war da ein anderer Kerl bei mir.
Ich wunderte mich. Er stellte mir dann Gröbe vor. Bei diesem Treffen mit Pfeil und Gröbe, haben Sie da je über Drogen gesprochen?
Es gab tatsächlich ein Gespräch über Kokain. Helmut fragte mich nach Kokain und ich wunderte mich. Sie waren bei diesem Treffen dabei? Ja, wir trafen uns in einem Hotel in Miami Beach zum Frühstück. Ich kann mich nicht mehr an den Namen erinnern. Wer war alles anwesend? Dieser Jerry Smith.
Ja, wir sprachen über Betäubungsmittel.
Helmut erklärte mir, deine Freundin spricht Deutsch, Französisch, könnte sie als Drogenkurier brauchen.
Helmut, er sagte, sie kann damit gutes Geld machen. Ich saß da an diesem Tisch und wunderte mich. Das nächste Treffen fand dann am nächsten Morgen statt, mit Harry Pfeil und Jerry Smith im Büro vom Trafen. Und was war Sinn dieses Treffens? Um Mr. Smith den Platz zu zeigen. Er stimmte zu, dass der Platz gut ist, um hier den Wogenbier zu machen.
"Wird bei diesem Treffen Mengen verbraucht?" "Ja, 6 Kilo." "Was für Einzelheiten werden diskutiert?" "Die 6 Kilo, 90.000 Dollar und die 10.000 für den Graf." "Wofür sollte der Graf 10.000 Dollar bekommen?" "Nur für den Sieg am Platz, weil er sein Büro zur Verfügung stellt." 7.02.1997, Fort Worth, Texas, Staatsgefängnis. Graf Wolfgang von Schlieffen, verurteilt zu 10 Jahren. "Wie haben Sie Helmut Gröbe kennengelernt?"
der Fall der mit mir ein Prozent freiberufliches Verhältnis hatte er hatte Prozent mehr immer Konten gebracht wird für verschiedene Immobilienprojekte
Er brachte eines Tages den Herrn Gröbe plus einem Schwarzen, der mir dann als Jerry Smith vorgestellt wurde, in mein Office. Er war an einem Apartment interessiert, das er für seine Freundin kaufen wollte. Das war auch nur eine kurze Unterhaltung von 10-15 Minuten. Mit dem Herrn Gröbe habe ich eine Länge Unterhaltung geführt, denn er kam aus München, aus meiner Heimatstadt. Er kannte ein paar Leute, die ich auch kannte. Er erschien mir in irgendeiner Weise sehr vertrauenswürdig.
Im Verborgenen zieht Gröbe seine Fäden. Was für alle Beteiligten wie ein harmloses Geschäft aussieht, wird von Gröbe später als raffinierter Drogendeal hingestellt. Mit Harry Pfeil als Werkzeug, Jerry Smith als Zufallsopfer und Graf von Schliefen als ahnungslose Jagdbeute. Und diesmal ist Gröbe besonders heiß auf sein Opfer. Ich frage mich warum. Er hat natürlich hier den ganz großen Schmerz.
den ganz großen Marker gespielt. Miami, 21.04.95 Helmut Gröbe in seiner Kneipe Treffpunkt Biergarten. Es wurde nicht alles in einfacher Ausführung gekauft, sondern alles doppelt. Der hatte zwei Rolls Royce, dann hatte er einen Scirocco, dann hat er einen Maserati oder was? Lamborghini, ein weißer Lamborghini, ein ganz verrücktes Auto, nur in der Werkstätte.
Und dann hatte er noch ein Cabrio von Escalibur. Und dann hat er den ausschlagen lassen mit MCM. Und das Büro war ein Traumbüro. Aber es wurde so lange in dem Büro nicht eingeschäftet. Nicht eingeschäftet. Auch das mit 15.000 Dollar ist mir übrigens eingefallen. 15.000 Dollar hat er bezahlt für die Bosch-Sache. Das war im Zuge der Wahl.
Und da gibt es so eine, so als Wahlspenden auf gut Deutsch. Eigentlich ist es eine Wahlspende und dafür stellt sich dann der jeweilige Kandidat hin und mit auf ein Foto. Das kostet 15.000 Dollar. Und mit dem hat er natürlich sehr viel Eindruck erweckt und geschunden und hat auch Leute damit geblendet. Das stand er ganz groß in seinem Büro natürlich, Busch mit dem Grafen.
Und viele Leute wissen das ja nicht. Das ist ja nur eingeweitet, dass das geht hier in den USA. Da war nicht nur Neid im Spiel, da schimmerte sogar so etwas wie Hass durch bei Gröbe. Wenn ich vorher gedacht hatte, das Gespräch mit ihm würde schwierig, so hatte ich mich gründlich getäuscht. Da saß mir ein Mann gegenüber, der bei einem kühlen Weißbier ganz locker von seinen großen Taten als sogenannter Mitarbeiter des BKA plauderte. Der Auftrag, von Schliefen aus dem Verkehr zu ziehen, sei vom BKA gekommen.
Und dahinter stünden die Interessen der Sparkasse aus dem Kreditskandal. Über verbotene Geldwäsche wollten sie ihn kriegen. Und als das nicht klappte, sei man auf die Idee mit den Drogen gekommen. Ich traute meinen Ohren kaum. Was Gröbe da andeutete, war nichts anderes als eine Bestätigung der Vermutung, dass Graf von Schliefen eine Falle gestellt worden war. Von Schliefen, Staatsgefängnis Texas. Haben Sie in Ihrem Büro...
im Beisein von Herrn Gröbe und Herrn Pfeil oder Herrn Smith jemals über Drogen geredet? Nein, nie. Haben Sie mit Herrn Gröbe darüber geredet, dass Sie Ihr Auto verkaufen wollten? Ja, selbstverständlich. Herr Gröbe sagte, dass sein südamerikanischer Freund an dem Excalibur und an dem Lamborghini interessiert gewesen wäre. Und was ist dann passiert?
Er kam dann in das Office. Wir haben in dem Office dann noch den Verkauf der Autos diskutiert. Und dann stiegen wir in den Excalibur und sind zu dem Office, beziehungsweise zu dem südamerikanischen Freund von Herrn Gröbe hingefahren. Was ist in diesem Büro dann passiert? Ja, ich habe mich hingesetzt und dann hat der kleine Südamerikaner dann plötzlich gesagt,
hat er ein kleines Paket hervorgezogen, man konnte den Inhalt nicht erkennen. Und in dem Moment, da muss ich ehrlich sagen, da habe ich mir gedacht, jetzt auf einmal, da bist du in irgendeine Falle geraten. Ich habe gedacht, ich bin unter Drogendielern geraten.
Und wie ging das dann zu Ende da? Die haben mir dann das Geld rübergeschoben und dann auf einmal, wie ich angefangen habe zu zählen, sind auf einmal so eine 10, 15 Leute in den Raum reingestürmt mit Gewehren und ich sah einen Pistolenläufer und dann haben sie mich auf den Boden geschmissen, haben mich halb verprügelt, haben mir die Arme hinter, haben mir die Arme ausgerenkt und in dem Moment dachte ich, jetzt ist alles aus.
Der Vorwurf lag darin, von der Staatsanwaltschaft, dass ich der Broker im Zusammenbringen der Parteien Smith und Gröbe war. Und das stimmt ja nicht. Der Gröbe ist ja mit dem Smith und dem Harry Feil in mein Office gekommen. Wie kann ich da der Broker sein?
Haben Sie jemals in Ihrem Leben etwas mit Drogen zu tun gehabt? Nein, nie. Ich hasse Drogen. Ich habe Kinder. Und ich bin mir der Verantwortung meiner Kinder gegenüber bewusst. In any country, prison is where society sends its failures. But in this country, society itself is failing. Es gibt ja ein schönes Sprichwort hier in Miami, wenn du ein kleines Vermögen machen willst, musst du ein großes mitbringen. Er war dumm, würde ich nicht sagen, aber er war nicht gelber genug.
Er hat gedacht, graf und 10 Millionen, damit kauft er die ganze Welt. 16.12.1996. Coleman Correctional Institute, Jerry Smith, verurteilt zu zwölf Jahren. Was würde passieren, wenn Sie Grobe treffen? Ich bin nicht wirklich wütend auf ihn. Er ist Teil des Systems. Wütend bin ich auf das System, das zulässt, dass er lügt.
Für das BKA gibt es Freiräume. Inwieweit diese Freiräume zum Nachteil eines Ermittlungsverfahrens genutzt werden, kann ich generell nicht sagen. Oberstaatsanwalt Tillmann, Frankfurt, 19.02.1997. Es gibt in jeder Dienststelle solche Beamte und solche Beamte. Und da muss man eben als Staatsanwalt darauf achten, dass die Beamte, die beantragt,
die Staatsanwaltschaft zu früheren Zeiten eben nicht lückenlos informiert haben, dass man da besonders vorsichtig ist und da besonders nachfragen muss. Die Staatsanwälte wissen sehr genau über den problematischen Umgang mit V-Männern vom Schlage Gröbes Bescheid, auch wenn sie es vorsichtig formulieren müssen. Und Gröbe selber und sein V-Mann für A... sind bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt, weiß Gott, keine unbeschriebenen Blätter. Bekannt für unsauberes Arbeiten.
Mit solchen Fällen kennt Gary McDaniel sich aus. Ich treffe den Privatdetektiv in Palm Beach. Ein gemütlicher Mit-40er, der nun so gar nicht in das übliche Klischee des versoffenen, schmuddeligen Schnüfflers passt. Ich war beeindruckt von der Hartnäckigkeit und Unbestechlichkeit dieses Profis. In seiner 20-jährigen Laufbahn hat Gary schon oft mit V-Leuten zu tun gehabt. Helmut Gröbe beschäftigt ihn nun schon seit über zwei Jahren.
Gleich drei Klienten, alle Opfer von Gröbe, haben ihn engagiert, um Material über die Machenschaften des V-Manns zu sammeln. Für viele sind sie vertrauliche Informanten. Manche nennen sie Verräter. Manche sagen Ratten zu denen. So gesehen ist Gröbe eine Königsratte. Er ist ein Mann ohne Werte, hat keine Informationen aus erster Hand, alles konstruiert er selbst. Und wegen seiner Vergangenheit
ist ihm nicht zu kaum. Ich möchte Ihnen eine Frage zu seinem V-Mann-Führer stellen. Das ist doch interessant. Ein so junger Mann wird Verbindungsbeamter von einem Typen wie Grobe.
Er spricht noch nicht mal die Sprache, mit der er gearbeitet hat, wie Spanisch. Wie bewerten Sie das? Das ist schon komisch. Können Sie sich einen 22 Jahre alten Polizisten ohne einschlägige Berufserfahrung vorstellen, wie er einen erfahrenen Betrüger wie Gröbe kontrolliert? Was dessen Frau nicht geschafft hat, seine Verwandten nicht.
Das soll einem 22-jährigen Polizisten gelingen? Helmut führt die Beamten, nicht die Beamten ihn. Jerrys erster Gröbefall war der des bolivianischen Koronels Rico Toro. Wir besuchen ihn in Cochabamba, einer Provinzstadt in Zentral-Bolivien, die immer noch ein Hauch kolonialen Flares durchweht.
Obwohl wir mit über vier Stunden Verspätung mitten in der Nacht ankommen, hat Rico Toro das Restaurant des vornehmen Clubs in Cochabamba für uns offen gehalten. Er empfängt uns als wahrer Gentleman. Am nächsten Tag erleben wir, mit welchem Respekt die Menschen in seiner Stadt dem Colonel begegnen. Sie verehren Rico Toro als eine Art Held. Der Colonel hatte es gewagt, den ungeliebten Amerikanern die Stirn zu bieten. Die Geschichte, die Gary McDaniel über Rico Toro erzählt, ist einfach unglaublich.
Als ehemaliger Minister unter dem linken Präsidenten Paz Zamora kämpfte er gegen den amerikanischen Einfluss in Bolivien. Den Amerikanern war er immer schon ein Dorn im Auge. Als Rico Toro dann auch noch zum Chef der bolivianischen Drogenbehörde ernannt wurde, reichte es der Regierung in Washington. Salopp gesagt, der Mann musste weg.
Das Team Gröbe-Lucas trat in Aktion. In der Stadt Cochabamba hatten wir dienstags immer eine Versammlung in der Kathedrale. Nach den Töpfen fuhr ich wie immer zu den Markthallen, um Möhren für meine Pferde zu kaufen.
Auf dem Weg bemerkte ich, dass ich verfolgt wurde. Aber ich habe mir nichts dabei gedacht und setzte meinen Weg fort.
Auf dem Markt fand ich, was ich brauchte. Als ich gerade dahin wollte, wurde ich von vier Personen überrascht. Man setzte mir eine Pistole an den Hals, die anderen drehten mir die Hände auf den Rücken und stülpten mir einen Sack rüber. Sie verfrachteten mich auf den Rücksitzen meines Autos und fuhren mich an ein mir unbekannte Ort.
Sie sagen, der Fall basierte lediglich auf zwei angeblichen Zeugen?
Und die hatten keine anderen Beweise für Rikotoros Beteiligung bei dieser Drogensache? Genau. Und ich werde Ihnen jetzt mal zeigen, wie falsch die Behörden hier spielen. Die Drogenbehörde sagte uns, sie hätten 500 Tonbandaufnahmen, 14 Videos und 20 Leute, die aussagen wollten.
In Wahrheit hatten sie nichts, gar nichts. Seine Stimme war auf keinem der 500 Bänder, sein Gesicht auf keinem der Videos, noch auf irgendeinem Foto. Und keiner war willens gegen ihn auszusagen. 28.01.1997, Juan Padilla Burela zum Fall Rico Toro. Auf einmal erschien Lee Lucas hier.
Sie kamen zu diesem Haus hier und versprachen, dass sie etwas für mich tun, wenn ich gegen Rico Toro gehe.
Ich sagte, das kann ich nicht, weil ich ihn gar nicht kenne. Also, er versuchte, sie dazu zu bringen, gegen Riccardo auszusagen, obwohl sie diesen Mann noch nie getroffen haben?
Sie versuchten, mich dazu zu bringen, ihn zu belasten. Später wurde Rico Toro beschuldigt, er hätte an einem Treffen teilgenommen, bei dem es um Drogensachen ging.
Und das Treffen soll hier in Ihrem Haus stattgefunden haben. Ich kann beweisen, dass ich in den Jahren 1991, 1992 gar nicht in Santa Cruz war, bis auf zwei Tage. Und ich glaube, Ricottoro hat das ebenfalls für sich bewiesen.
Rico Toro, Bolivien, Januar 1997. Alle waren überzeugt, dass ich unschuldig war. Aber nach anderthalb Jahren Untersuchungshaft hat mich mein Anwalt in den USA davon überzeugt, dass ich überhaupt nur eine Chance hätte, darauf zu kommen. Ich sollte mich auf einen Handel einlassen. Als Unschuldiger würde ich die USA niemals verlassen.
Plea agreement in the criminal case United States of America versus Faustino Rico Toro.
In Ricos Fall hatten sie den Mann schon für knapp zweieinhalb Jahre eingesperrt. Gary McDaniel, Privatdetektiv, Miami, 11.02.1997. Er war finanziell am Ende. Er hatte zwei Möglichkeiten. Entweder 75.000 Dollar zusammenkratzen, um gegen die Drogenbeamten einen Prozess zu führen,
Oder er schluckt seinen Stolz runter, erklärt sich schuldig ohne Prozess, ist in neun Monaten wieder zu Hause und kann anfangen, sein Leben neu aufzubauen. Bei allen Nachforschungen, die Sie über Gröbe angestellt haben, gab es da einen echten, sauberen Fall? Einen echten, sauberen Fall?
Das Interessante an den 14 Fällen in den Vereinigten Staaten, die ich überprüft habe, und den zusätzlichen sieben in Deutschland ist, da gab es immer das gleiche Muster. Jeder Fall wurde von Grobe konstruiert. Er ist der Hauptbelastungszeug. Selbst wenn sie ein paar Indizien haben, so kommen sie nur mit ihm als Belastungszeugen zu einer Verurteilung.
Es ist ja nicht so, dass sie hunderte von Kilos Kokain beschlagnahmen. In Gröbes Fällen kamen die Drogen immer von der Behörde, nicht von den Bad Guys. Das ist sehr ungewöhnlich. Genau wie Rico Toro wurde die Bolivianerin Helena Abuavat ein Opfer von Gröbe. Zwei Jahre lang war sie die Geliebte des deutschen Kopfgeldjägers. Obwohl gerade mal wieder frisch verheiratet, versprach der Heiratsschwindler Gröbe auch Helena die Ehe.
Natürlich kam es nicht so weit. Am Fall Helena Abu-Abbad lässt sich eindringlich eine andere, besonders niederträchtige Spielart gröbischer Machenschaften demonstrieren. Die Opfer sind weiblich, attraktiv, wohlhabend und merken erst immer viel zu spät, von wem sie da ausgenutzt worden sind. Er kam nach Rio und lebte in Rio.
Und in 1992, er sagte mir, Helena, wir werden heiraten. Ich will Geld machen, um zu heiraten, weil du ein so schönes Leben führst und ich nicht möchte, dass du irgendwas entbehrst. Ich habe eine Möglichkeit, an Geld zu kommen, aber du musst mir helfen. Und er überredete mich, ihm zu helfen. Das war eine Gehirnwäsche. Und dann, er sagt, du musst über Geld sprechen.
Und dann sagte er, du musst über Geldwäscherei reden. Und er nutzte dieses Wort. Ich sagte, ich muss sie überzeugen, Geld zu reinigen? Ich kannte nicht mal den richtigen Ausdruck dafür. Wie hat er es Ihnen Deutsch erklärt, was Sie sagen sollten?
"Du musst freundlich sein zu meinen Leuten. Sie sind sehr reich. Sie kennen mich, sie vertrauen mir. Ich bin sein Mann."
Wenn du sprichst und möchtest Schauspiel wegen der Geldwascherei und du bekommst dieses Geld, du brauchst keine Angst mit mir haben. Es gibt keine gefährliche Sache für dich. Mache keine Sorge. Ich liebe dich. Und dann sind sie verhaftet worden. Logisch, ich war verhaftet. Judgment in the criminal case United States of America versus Helena Abouad.
Was ist danach mit Ihnen passiert? Sie sind verurteilt worden, Sie sind ins Gefängnis gekommen. Ja, logisch. Und ich habe geblieben vier Jahre im Gefängnis für dieses Schauspiel. Verhaften, verurteilen, kassieren.
Nachdem Gröbe zwei Jahre lang auf Kosten dieser Frau gelebt hatte, kassierte er am Ende auch noch ein Kopfgeld von der amerikanischen Drogenbehörde für das Dingfestmachen dieser acht so gefährlichen Verbrecher. Als ich ihrem Apartment mit Blick auf den Zuckerhut in Rio de Janeiro gegenüber sitze, bricht sie immer wieder in Tränen aus. Sechs Jahre ist es her, dass sie verhaftet wurde und Gröbe stand daneben. Sie kann immer noch nicht erklären, warum er ihr das angetan hat.
Ein Polizeivideo macht die Absurdität dieses Schauspiels deutlich. Michael Levine, Ex-Drogenfahnder, Washington, 6.2.1997. Was Sie hier sehen, ist so etwas wie ein Menschenmord. Diese Frau wird in Kürze verhaftet werden. Neben ihr sitzt ihr Liebhaber, der zügig ein bezahlter Informant ist. Mit einer Menge Erfahrung, wie man Leute kriminell erscheinen lässt.
Hier sitzt ein Undercover-Agent und hier noch ein weiterer. Diese Frau sitzt in der Falle wie ein Opfer. Man will ihr was ansehen, es ist wirklich verwerflich. Das ist eine der schlimmsten Beispiele, die ich je gesehen habe. Michael Levine weiß, wovon er spricht.
Der Mann sieht mit seinen fast 60 Jahren immer noch aus wie ein durchtrainierter Schwergewichtsboxer. Er ist Amerikas höchst dekorierter Drogenfahnder und er ist verantwortlich für die Verhaftung von mehr als 3000 wirklichen Drogenhändlern. Als ich ihm das Video mit Helena zum ersten Mal vorgespielt habe, war er sichtlich betroffen.
Nicht etwa wegen des angeblichen Verbrechens, nein, wegen des amateurhaften Auftretens der amerikanischen Drogenpolizisten und ihres Topagenten Helmut Gröbe. Divine weiß genau, wo die Schwachstellen in diesem System der Polizeiarbeit liegen. Unsere Welt wäre so viel sicherer, wenn wir Leute wie Helmut Gröbe einsperren würden. Helmut Gröbe lebt buchstäblich den amerikanischen Traum.
Ein cleverer Spitzel kann hier im wahrsten Sinne des Wortes außerhalb der Gesetze leben.
Ganz anders als jeder normale Bürger, der sich an die Gesetze halten muss. Aber ein cleverer Spitzel der Regierung käme selbst mit Mord davon. Mit der Macht und Stärke Amerikas im Rücken kann er in der ganzen Welt Verbrechen begehen, wann und wo er will. Und all das nur aus einem Grund. Der Agent will gut dastehen, Amerikas sogenannte Feldzug gegen die Drogen muss in der Welt gut dastehen.
Aber letztlich geht es nur um eins: Geld. Sie bestreiten Ihren Lebensunterhalt aus Informant und aus Filmen für die amerikanische Drogenbehörden und das BKA. Sie haben nie für Ihren Einnahmen in irgendeiner Form Einkommensteuer in den Vereinigten Staaten abgeführt. Nein. Sie zahlten also keine Steuern. Sie konnten alles investieren oder ausgeben, richtig?
Ja? Das ist die Wahrheit und gilt für die gesamten 411.000 Dollar. Sie dürfen nur die 250 rechnen. Der Rest war Spesen. Sind Sie jemals mit einem Foul-Rubber gekommen und haben Ihnen verschiedenen Behörden angeboten, um zu sehen, mit wem Sie das beste Geschäft machen können? I object to the form. Overall? Nie. Das haben Sie nie getan? Nie. Mal ehrlich. Wer entscheidet, wie viel Geld Sie bekommen?
Das weiß ich nicht. Nun, da wird doch jemand bei der Drogenbehörde sein, der das entscheidet, oder nicht? Na klar, die DEA. Gut. Die DEA ist Ihr Boss, oder nicht? Oh? Sie wollen einen glücklichen Boss. Ja, mit Sicherheit. Gut Job. Nehmen wir zum Beispiel Ihre Zeugenaussage heute hier vor diesem Gericht.
Sie wollen doch, dass die DEA mit Ihrer Aussage heute glücklich ist. I object to the form of the question. I'm trying to establish his state of mind. I don't know if happiness is the right word. Okay, I will rephrase the question. Sie möchten die DEA zufriedenstellen. Ja, natürlich wollen wir erfolgreich sein, aber vor dem Gericht sage ich nur die Wahrheit.
Meinheit wird mit zehn Jahren Haft bestraft.
Dieser Mann müsste ins Gefängnis landen. Er ist eine wirkliche Gefahr für die amerikanische Gesellschaft und für unsere Demokratie. Einer von Gröbels spektakulärsten Fällen beschäftigt heute noch das Landgericht in München. Hermann Sterbe streitet gar nicht, dass er ein verurteilter Gangster ist, auch wenn er sich selber für einen Edelgauner hält. Stehlen ja, Gewalt nein. Aber die Banküberfälle, wegen derer er sich zur Zeit vor Gericht verantworten muss, bestreitet er hartnäckig.
Seine Version der Geschichte hat Hermann Sterr für seine Freundin Nelma in Brasilien aufs Turmbank gesprochen. Die Sache ist folgende. Ich werde angeklagt, zwei Banken überfallen zu haben. Aber ich habe das nicht gemacht. Alles war eine Intrige von Helmut.
Der Helmut hat mit der deutschen Polizei zusammengearbeitet und sogar Geld dafür bekommen, obwohl er selbst von der Polizei gesucht wurde. Hartmut Wechtler, Sterrs Rechtsanwalt, 13.02.1997. Herr Wechtler, können Sie uns mal in ganz kurzen Sätzen zum Einstieg mal ganz kurz erläutern, worum geht es in dem Verfahren gegen Hermann Sterr?
Hermann Ster soll zusammen mit einem anderen im Jahr 86 zwei Bankenüberfälle versucht haben. Einen versucht, einen vollendet. Und es gibt eigentlich keine Sachbeweise, es gibt keine Spuren. Es gibt lediglich zwei Zeugen vom Hörensagen. Auf die stützt sich im Wesentlichen die Anklage. Das eine ist ein älterer Recherche.
Krimineller, der selbst ein großes Verfahren wegen einem Überfall hatte und versucht hat, Punkte zu machen bei der Polizei, indem er Hermanns Sterbe belastet hat. Das ist ein Zeuge, der uns weniger Kopfzerbrechen macht. Und dann gibt es einen interessanten Zeugen namens Gröbe, der als V-Mann der Polizei in dieser Geschichte tätig geworden ist. Herr Gröbe!
Zu Beginn Ihrer Aussage möchten wir wissen, wann und wie Sie Hermann Sterr kennengelernt haben. Also zuallererst erkläre ich Folgendes. Seit geraumer Zeit bin ich für das Bundeskriminalamt im In- und Ausland tätig. In diesem Zusammenhang lernte ich Hermann Sterr kennen. Ich traf ihn im Herbst 1988 in Rio de Janeiro in einer deutschen Bahn namens Ibiza. Kriminalhauptkommissar ***
Sie sind der V-Mann, Führer von Helmut Gröbe, VP 572. Ich war drei Jahre als sogenannter Rauschgiftverbindungsbeamter für das BKA in Peru tätig. Im Oktober 1988 bin ich in Drogenangelegenheiten nach Rio de Janeiro gereist. Anlässlich dieser Dienstreise erteilte ich der V-Person 572 den Auftrag, sich nach Sterr umzusehen.
Bereits kurze Zeit danach gelang es der VP 572, Hermann Sterr in einem überwiegend von Deutschen besuchten Lokal aufzutreiben und zu ihm Kontakte zu knüpfen. Nach entsprechenden Absprachen wurde die VP 572 darüber unterrichtet, dass eine Festnahme in Brasilien nicht in Frage komme.
VP572, seinerzeit teilweise auch in Lima, Peru lebend, sprach Hermann Sterr daraufhin bezüglich eines eventuellen Besuches in Lima an, zumal Sterr geäußert hatte, dass er aus beruflichen Gründen, gemeint war wohl eine Absprache wegen zukünftiger Kokaingeschäfte, nach Bolivien reisen müsse.
Die Besuchsreise von Ster bei VP 572 in Lima war dann für Februar 1989 geplant. Also Helmut hat mich davon überzeugt, nach Lima zu fahren. Alles.
Es war vorgesehen, diese Reise zu machen, damit sie mich in Lima verhaften konnten, weil die Auslieferung nach Deutschland aus Peru leichter sein würde. Denn ich habe in Brasilien einen Sohn, den kleinen Hermann.
Alles war im Plan der deutschen Polizei und von Helmut. Als ich dann in Lima im Gefängnis war, kam Helmut mich besuchen, brachte mir Geld und Essen.
und sagte mir, dass er mich befragen wollte, weil er sich schuldig fühlte, dass er mich eingeladen hatte, mit nach Lima zu kommen. Herr Gröbe, in Lima? Unterhielten Sie weiter Kontakt zu Sterr? Ja, während Hermann Sterr in Lima in Auslesungshaft saß, kümmerte ich mich um ihn.
Während der Kontakte erfuhr ich dann von ihm, dass er seine Flucht plante. Und diese gelang ihm dann im Juli 1989. Zusammen mit einem Wärter, den er bestochen hatte, setzte er sich nach Rio ab und wohnte dann in meinem Appartement. In Wahrheit hat es sich ganz anders abgespielt. Gröbe war es, der die Flucht organisiert hat. Dass es darüber zahlreiche eidesstattliche Versicherungen von Beteiligten gibt, stört Gröbe nicht weiter.
Einem erstaunten Gericht in München tischte der V-Mann seine Lügengeschichte auf. Nur vergaß er zu erwähnen, dass er reichlich dafür kassiert hat. 100.000 Dollar ließ er sich von Sterr versprechen. Das BKA zahlte die Kopfprämie für Sterrs Verhaftung. Ich brauchte Tage, bis ich eine völlig verängstigte Nelma Pereira, die Freundin Sterrs in Rio endlich gefunden hatte.
Sie weiß, welche Rolle Gröbe bei Sterrs Flucht in Lima spielte. Er hat eine Flucht finanziert, damit er ihn in Brasile kommen konnte. Er hat alle bestochen, um ihn dort herausholen zu können. Angeklagter Sterr, Sie sagen, Sie seien nur mit Hilfe der VP Gröbe herausgekommen. Die VP hat mindestens drei oder vier Versuche unternommen, um mich aus dem Gefängnis herauszubekommen. Ich selbst wäre nie herausgekommen.
Sein erster Versuch war, die Richter, die für mich zuständig waren, zu bestechen. Die Richter haben zwar kassiert, aber nichts unternommen. Sein Schwiegervater hat einen der höchsten Richter von Peru gekannt. Dieser Richter sollte die Richter, die mich vorher nicht freigelassen haben, beeinflussen, dass sie mich doch freilassen. Er wurde von der VP bezahlt.
Das hat aber auch nichts genutzt.
Alle Informationen, die wir hier bekommen haben, deuten darauf hin, dass Hermann Sterr die Flucht nicht hätte erglücken können, ohne dass er von Gröbe tatkräftig unterstützt wurde. Hartmut Wechtler, Sterrs Rechtsanwalt, 13.02.1997. Können Sie sich vorstellen, als Anwalt, dass sich das BKA an einer solchen Fluchthilfeaktion beteiligt? Vor diesem Prozess habe ich mir das nicht vorstellen können.
Nach dem, was ich jetzt im Laufe dieses Verfahrens erfahren habe, müssen wir alles für möglich halten. Herr Gröbe, im September 1989
Flog dann Hermann Stern nach Frankreich, um dort finanzielle Dinge zu regeln? Ja, und im Rahmen meiner Zusammenarbeit mit dem BKA wurde Hermann Stern dann erneut am 20.09.1980 in Nizza festgenommen. Wäre es übertrieben zu sagen, Helmut Gröbe hat quasi in den Augen der Polizei...
Weil er ein so guter Spitzel ist, zweimal für die Verhaftung von Hermann Sterr gesorgt. So steht es auch offiziell in den Akten. Und ist entsprechend wahrscheinlich auch zweimal dafür entlohnt worden. Davon gehen wir aus. Kriminalhauptkommissar Schrapp. Unter welchen Kriterien erfolgt die Bezahlung eines V-Mannes? Meine Genehmigung erstreckt sich nicht auf die Beantwortung solcher Fragen. Wurde zum Zeitpunkt der Verhaftung von Sterr gegen die VP 572 Röbe gefahndet?
Ab 1984 befand sich die VP im Ausland. Sie war auf der Flucht. Gegen die VP lief seinerzeit ein Ermittlungsverfahren in Deutschland wegen Verdachtes des Betruges bzw. Heiratsschwindels. Deshalb fand gegen die VP letztes Jahr ein Prozess statt, wo sie zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde.
Das Urteil ist jedoch nicht rechtskräftig, weil ein Rechtsmittel ergriffen wurde. Ist Ihnen bekannt, dass während die VP für das BKA gearbeitet hat, gleichzeitig gegen Sie gewandert wurde? Vor Beginn der Zusammenarbeit mit der VP erfolgte von meiner Seite ein Gespräch mit der Staatsanwaltschaft München, die ihre Genehmigung für die Zusammenarbeit erteilte. Die einschlägige Bestimmung in Bezug auf VPs äußert einen großen Vorbehalt gegen solche VPs. Diese Bestimmung ist mir nicht bekannt.
Im Übrigen habe ich die Genehmigung für den Einsatz der VP. Auch das Handbuch des Polizeirechts äußert Vorbehalte gegen solche VP. Das BKA verfügt über kein eigenes Polizeirecht. Herr ***, sein V-Mann-Führer ist vernommen worden in Ihrem Prozess. Wie erklärt er das selber denn? Was sagt er dazu? Der Tenor der Aussage dieses V-Mann-Führers war, dass er nicht so genau nachgefragt hat.
ob das alles richtig war, was ihm gesagt worden ist. Glauben Sie, dass der V-Mann-Führer das alles wirklich nicht gewusst hat oder hat er sich wissentlich instrumentalisieren lassen? Entweder hat er sich instrumentalisieren lassen, ohne dass er es gemerkt hat. Das wäre dann kein gutes Licht auf seine Qualität als Polizeibeamter. Oder er hat heute im Gericht eine falsche Aussage gemacht. Das wäre natürlich auch nicht schön.
Die Spitzeltätigkeit, die V-Mann-Tätigkeit eines Helmut Gröbe, so wie sie sich in diesem Falle darstellt, halten Sie so etwas für normal? Je länger ich gerade mit V-Leuten zu tun habe und gerade von dem Kaliber des Helmut Gröbe, der also auch international tätig ist und der in vielen Verfahren schon aufgetreten ist, desto mehr befürchte ich, dass das zunehmend Normalität wird, was wir hier erleben.
Es ist unheimlich schwer später im Prozess nachzuvollziehen, wo bedient uns der V-Mann mit der Wahrheit und wo verkohlt er uns aus eigenen Interessen, Geldinteressen oder auch, dass er Vorteile in seinen eigenen Verfahren haben will. Weil wie bei Gröbe praktisch bei allen V-Leuten die Situation gegeben ist, dass sie selbst eigene Strafverfahren haben, wo sie möglichst günstig davon kommen wollen.
Das ist eine ganz fatale Interessenlage und die würde es an sich erforderlich machen, die Leute an der ganz kurzen Leine zu führen und jederzeit kontrollierbar zu machen, was passiert ist. Der aktuelle Stand in der Geschichte VP 572. Der Prozess gegen Hermann Sterr in München läuft immer noch. Helmut Gröbe und sein V-Mann Führer sind als Kronzeugen aus dem Prozess ausgeschlossen worden. Selbst dem Staatsanwalt und dem Richter waren die Lügengeschichten der beiden zu dick.
Bei der Staatsanwaltschaft München ist Anzeige gegen Gröbe wegen Mayneides erstattet worden. Gegen seinen Vormannführer läuft ein Untersuchungsverfahren im BKA. Im Bundestag gibt es seit Monaten ein parlamentarisches Nachspiel, bei dem die Bundesregierung basierend auf den Antworten des BKA in einigen Punkten hartnäckig die Unwahrheit sagt. Dass gegen Gröbe zwei offene Haftbefehle wegen Betruges vorliegen, weiß das BKA angeblich bis heute nicht.
Erst im August 1997 hat das BKA dem V-Mann die Tarnpapiere entzogen, obwohl er angeblich schon seit 1993 nicht mehr für das Bundeskriminalamt arbeitet. Graf von Schlieffen sitzt immer noch in den USA in Haft und betreibt die Wiederaufnahme seines Verfahrens. Helmut Gröbe hat seinen Biergarten inzwischen für 450.000 Dollar verkauft und bereitet sein Verschwinden vor.
In Lima wurde gerade ein Mordkomplott vereitelt, als eine mit Maschinenpistolen bewaffnete Gruppe von vier Männern eher per Zufall verhaftet wurde. Bei ihrer Vernehmung sagte das Killerkommando aus, von Helmut Gröbe geschickt worden zu sein, um sich um eine gewisse Carmen zu kümmern. Carmen hatte zuvor in einer Aussage Gröbe schwer belastet. So soll er selber in Rauschgiftgeschäfte und umfangreiche Versicherungsbetrügereien verwickelt sein. Helmut Gröbe.
Wenn ich ein guter Christ bin, ist es denkbar, dass ich ihm vergeben. Aber als guter Soldat ist es eine Frage von Mann zu Mann.
Er hat mein Leben zerstört. Moralisch und gesellschaftlich. Geld kann man ersetzen, aber niemand kann mir meine tote Frau zurückgeben.
Es sprachen Gunther Maria Halmer, Calvin Burke, Alexander Grill, Thomas Lang, Monika Kaufmann, Peter Lieg, Sabina Droger, Anne-Marie Wendel, Tom Zahner. Technische Realisation Jürgen Glosemeyer und Elke Trattnig. Regieassistenz Thomas Wolferz. Regie Leonhard Koppelmann. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks Köln 1998. Redaktion und Dramaturgie Martina Müller-Wallraff.