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Ein weiblicher Houellebecq

2025/5/3
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Was liest du gerade?

AI Deep Dive Transcript
People
A
Adam Soboczynski
I
Iris Radisch
Topics
Adam Soboczynski: 我认为“大型派对很私密,小型派对没有隐私”这个说法很有道理,因为它揭示了表面社交的本质。大型派对允许匿名,人们可以隐藏自己,在短暂的交流中更真实地表达自我。小型派对则充满社会压力,人们更注重自我形象的维护,难以展现真实的自我。 此外,我认为作者在描写表面肤浅时,抓住了某些本质,即表面上的东西有时反而更真实。 Iris Radisch: 我同意你的观点。《了不起的盖茨比》出版于一百年前,它探讨了新旧财富、暴发户和传统精英之间的冲突,这在当今美国社会仍然具有现实意义。这部小说展现了某些人物类型和特征,这些特征延续至今。将《了不起的盖茨比》与《魔山》进行比较,可以看出两者都描写了走向衰败的社会,但展现的社会面貌和视角有所不同。 安妮·埃尔诺的《我无法走出黑暗》记录了她母亲患阿尔茨海默病的最后时光,以一种冷静而客观的笔触展现了疾病的残酷。这本书更像是一份记录,而非文学作品,作者以冷静客观的笔触记录了母亲患病的经过。虽然这本书不是典型的安妮·埃尔诺风格,但依然展现了她冷静客观的写作风格。作者在书中冷静客观地描写了母亲的病情和死亡过程,没有过多抒发个人情感。安妮·埃尔诺的写作风格与她的继任者不同,她更关注母女关系,而非社会批判。她的写作风格冷静客观,不带有批判性,这与她继任者的批判性写作形成对比。书中穿插了母亲和女儿的梦境描写,增加了作品的深度和情感维度。书中最后一句“我还没从黑夜中走出来”点明了主题,也暗示了梦境在书中的重要性。作者在书中表达了对自身社会地位上升的愧疚感。书中一些细节描写,例如母亲在医院的场景,以及母女在养老院的互动,都非常感人。在描写老年痴呆症患者时,常常会出现一种反差,即子女会将父母视为孩子。 雷切尔·库什纳的《创世纪之海》是一部融合了间谍、惊悚和社会评论元素的小说,其女主角是一位冷酷无情的卧底特工。小说中的女主人公是一位冷酷无情的卧底特工,其性格和写作风格类似于米歇尔·韦勒贝克。这部小说是对米歇尔·韦勒贝克作品风格的戏仿。米歇尔·韦勒贝克本人也在小说中客串出场,被女主角调侃。小说探讨了法国农业工业化对传统农业和农村生活方式的破坏。小说中的女主角被安排潜入一个激进的环保组织,揭露他们的活动。小说中描写的激进环保组织的成员生活方式混乱不堪。小说中出现了一个极端反文明的导师人物,他的理论被详细阐述。小说中导师人物认为,如果尼安德特人没有灭绝,就不会有现代文明的破坏。小说中导师人物的原型是法国思想家雅克·卡马特,他反对资本主义。小说中反复出现一句话:“人类正驾驶着一辆闪闪发光的、无人驾驶的汽车驶向灭亡”,体现了导师人物的宿命论观点。小说中的女主角逐渐被导师人物的无政府主义思想所影响。小说融合了法国无政府主义思想和美国式的冷酷风格。 《大师与玛格丽特》是一部具有里程碑意义的苏联小说,目前正在上映一部改编电影。《大师与玛格丽特》探讨了苏联时期作家和知识分子受到的迫害。《大师与玛格丽特》讲述了多个故事,其中一个核心故事是魔鬼及其随从来到莫斯科的故事。《大师与玛格丽特》中,魔鬼虽然是邪恶的,但却帮助了大师和玛格丽特。亚历山大·尼茨伯格的新译本很好地体现了原著的风格特点,营造出一种不稳定和不确定感。新译本在叙事视角和语言风格上都营造出一种不稳定感,与原著的风格相符。这部电影的上映本身就是一个奇迹,因为它能够在导演公开批评俄罗斯的情况下上映。这部电影中有很多暗指当代政治局势的元素。与托马斯·曼的《浮士德博士》相比,《大师与玛格丽特》对魔鬼的描写更现代、更具讽刺意味。《大师与玛格丽特》是一部具有反抗精神的小说,其出版历程也充满波折。《大师与玛格丽特》的成功在于它既有社会批判,也有魔幻和娱乐元素。

Deep Dive

Shownotes Transcript

Was liest du gerade? Ein Podcast über Bücher und was sie über die Welt erzählen.

Ja, herzlich willkommen zu unserem Bücher-Podcast Was liest du gerade? mit Iris Radisch, die mir heute gegenüber sitzt und ich bin Adam Soboczynski. Wir arbeiten beide für die Wochenzeitung Die Zeit. Wir beginnen wie immer, bevor wir zwei Neuerscheinungen in den Blick rücken und einen Klassiker mit einem Zitat, bei dem wir nicht ganz verraten, zunächst jedenfalls nicht, aus welchem Buch es stammt. Der erste Satz.

Ich liebe große Partys. Sie sind so intim. Kleine Partys kennen keine Privatsphäre.

Iris, ich habe das Gefühl, dass das ein doch sehr nachvollziehbarer Gedanke ist, nicht wahr? Ja, zunächst mal ist er ja eigentlich paradox. Natürlich, große Party kennen wir alle, ist mit Anonymität. Man weiß gar nicht, wer die Leute sind. Man redet mit einem kurz und man sieht, der guckt immer schon, mit wem er als nächstes reden kann und so weiter. Das kennen wir ja. Und da denkt man natürlich, man war da und hat eigentlich mit niemandem richtig geredet. Also das ist ja das Vorurteil. Man will richtig mit den Leuten reden und nicht nur...

Diese Häppchenkost und dieses Hopping von einem zum anderen. Und das dreht ja einfach um und das hat wahrscheinlich wirklich eine tiefere Wahrheit, weil man ja oft in diesen kurzen Begegnungen, in diesen Sekundenbegegnungen, weil man ja auch weiß, man sieht den gleich nicht mehr und man ist gar nicht...

Man muss es gar nicht vertiefen. Es wird schon keine Nachfrage kommen, dass man dann vielleicht erst recht Dinge sagt, die man so in einem langen, seriösen Gespräch gar nicht so schnell sagen würde. Also ich glaube fast, dass dieser Autor, dessen Identität wir natürlich gleich noch verraten hatten,

dass der in der Beschreibung dieser Oberflächlichkeit, und so viel kann ich vielleicht schon verraten, es ist ja auch ein Autor, der Lust an der Oberflächlichkeit hat und am Spiel auf der Oberfläche, dass er da eigentlich was erwischt hat,

dass das vermeintlich Oberflächliche manchmal das Authentischere sein kann. Ja, vielleicht. Das ist aber, ich glaube, in dem Satz jedenfalls noch nicht ganz drin. Denn warum sind kleine Partys nicht intim? Ja, es steht, kleine Partys kennen keine Privatsphäre, weil man natürlich viel sozialkontrollierter ist in kleineren Gruppen. Man weiß genau, man wird seziert. Meistens kennt man auch schon die Leute, die da sitzen.

Man will sich oder wenn man sie nicht kennt, keine Blöße geben. Das heißt, man ist in einer Kontrollsphäre, in die man dann automatisch gerät. Und das ist bei großen Partys anders. Und große Partys haben den großen Vorzug, dass man sich besser verstecken kann. Ja, und dabei aber vielleicht, wie ich meine, auch die Maske manchmal ein bisschen fallen lassen kann, weil man ja unabhängig

Bei der kleinen Party hast du völlig recht, hinterher wird jeder mit jedem sprechen, was der denn wieder gesagt hat an dem Abend, weil sich ja auch alle untereinander kennen. Und das stimmt, da ist eine viel größere Kontrolle und man möchte viel mehr Bella figura machen, als wenn man eben diese, ich sag mal, diese Sekundengespräche hat. Ja, klar, völlig richtig. Es ist ein Buch, das 100 Jahre alt ist, ziemlich genau. Der Autor lautet F. Scott Fitzgerald.

Und es handelt sich um den großen Gatsby, gerade im Manesse Verlag neu übersetzt worden von Bernhard Robben. Ein wahnsinnig interessantes Buch, finde ich, vor allen Dingen vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse, wie wir sie in politischen Amerika haben, weil es geht hier um...

So etwas wie den Zwiespalt zwischen Aufsteigerbiografien, möchte gern Aristokraten, könnte man sagen, möchte gern Großbürger, andererseits sozusagen angestammtem Geld. Und wir erleben ja so...

Milieu von Leuten, die sich gerne wie der amerikanische Präsident mit wahnsinnig viel Gold umgeben. Auch das spielt irgendwo mal eine ganz große Rolle. Das sind ein bisschen so Fake-Identitäten und

Alles Gesetzte, alles Althergebrachte wird zerstört und wird durch diese Leute in ein Blendwerk übersetzt. Und dementsprechend ist das ein Roman, den man jetzt mit ganz großer Aufregung wieder lesen kann. War ganz faszinierend, als ich ihn mir nochmal vorgenommen habe. Dieser Band hat übrigens auch ein schönes Nachwort von Claudius Seidel, der das auch nochmal entfaltet. Auch sehr lesenswert. Ja, kann man sich nochmal vornehmen. Ist ein großer Amerika-Roman und er zeigt, könnte man sagen,

so bestimmte Typen, bestimmte Charakteristika, die sich bis hinein in die Gegenwart ziehen. Das ist interessant. Werbung

Listen to Wissen. Der Podcast der Körperstiftung geht in die zweite Runde. Ab dem 2. April erscheint alle zwei Wochen eine neue Folge, in der Alumni des Deutschen Studienpreises von ihrer Forschung berichten. Behandelt werden Themen wie Menschenrechte und Migration, sowie Fragen zu Krebstherapien und mentale Gesundheit. Die Forschenden liefern Antworten, darunter auch der Soziologe Aladin El Mafalani. Listen to Wissen. Die zweite Staffel. Zu hören auf allen gängigen Podcast-Plattformen.

Was mich so fasziniert hat, als ich jetzt eben auch nochmal reingelesen habe, ist, dass 1925 erschienen, wir haben ja hier im Podcast auch schon den Zauberberg gemacht, weil der ja auch 100. Jubiläum hat, wie der große Gatsby auch.

Und den Vergleich fand ich jetzt auch sehr interessant. Also ein amerikanischer Roman, der natürlich Gesellschaft, in dem Fall der Roaring Twenties, also der, was ist aus dem amerikanischen Traum geworden und so weiter, also wie du sagst.

Alles kommt ins Rutschen, altes Geld, neues Geld, die Aufsteigerfiguren. Und wir haben den Zauberberg, der jetzt natürlich vor dem Ersten Weltkrieg spielt, aber erst 1925 veröffentlicht wurde. Und da doch trotz aller Parodie und auch komischer Figuren, die da eingearbeitet sind, in Richtung Untergang gehende Gesellschaft, die aber noch das ganze alte Steife, die alten ideologischen Auseinandersetzungen, die festen Positionen,

sozial gefestigten Figuren. Also das finde ich auch einen sehr interessanten Vergleich. Man sieht da einfach noch den Unterschied zwischen Amerika und

Dem alten Europa in diesen beiden Büchern nochmal enorm. Die Amerikaner waren da und könnte man sagen, auch auf schreckliche Weise voraus. Und sind es in mancherlei Hinsicht immer noch. All die gesamten Figuren treten hier immer etwas verspätet auf. Ja, ich glaube, das wird uns auch noch im Laufe dieses Podcastes nochmal begleiten.

Es geht um soziale Mobilität.

Verfallsphänomene oder aus Richtung Europa. Und das ist eben auch in diesem Unterschied zum Zauberberg hier schon mal sehr deutlich. Ja, das ist wirklich ein guter Hinweis. Wir kommen zu einem Buch, das sehr dünn ist. Wie häufig die Bücher dieser Autorin eher dünn sind. Es handelt sich um die Autorin Annie Ernaux, Nobelpreisträgerin aus Berlin.

Und der Titel ist sehr poetisch, sehr hübsch, aber hat etwas Dramatisches zum Inhalt. Ich komme nicht aus der Dunkelheit raus, heißt er. Das Buch ist in Wahrheit schon 1997, jedenfalls in Frankreich, auf Französisch erschienen, wurde jetzt übersetzt von Sonja Fink. Und als es 1997 rauskam, spielte es wiederum in den 80er Jahren.

Und handelt von einem, ja man könnte sagen, es ist eine Art Bericht, Notizen der Schriftstellerin Ernaux über ihre Mutter, die an Demenz erkrankt ist und um die letzten Monate ihres Lebens geht es. Vor allen Dingen, nicht nur, ganz am Anfang war sie auch bei ihr untergebracht, selbst bei der Tochter geht es um ihre Demenzerkrankung und ihr Sterben und Dahinscheiden und

immer zunehmenderes Entgleiten aus dieser Welt. Es ist ein Nebenwerk, würde ich sagen, aber ein hochinteressantes Nebenwerk insofern, als dass es ja ein ganzes Buch von Annie Ernaux schon über ihre Mutter gibt.

Eine Frau, an einer Stelle heißt es in diesem Buch, was ich hier schreibe ist keine Literatur und das ist richtig, weil es sind tatsächlich, glaube ich, mehr oder weniger, es gibt ja so eine Art Vorwort, wo sie das nochmal erklärt, was sie da macht. Es sind wirklich Aufzeichnungen aus der Zeit, wo sie das mehr oder weniger protokolliert. Das ist eigentlich das Protokoll eines Schriftstückes.

Und es hat, finde ich, durchaus sehr viel Anrührendes, einfach nur durch eine gewisse Kälte, doch Sachlichkeit eigentlich der Beschreibung häufig.

die dann aber in den Details einfach sehr funkeln, auch sehr grausam funkeln. Also wenn ich dabei denke, wie sie beschreibt, wie ihre Mutter, die schon nur noch halb in dieser Welt ist, sich an so etwas klammert wie ein Kulturbeutel, die ganze Zeit, den sie überall herumträgt, einfach weil das das Letzte ist, womit man sich verorten kann. Und das ist natürlich vor dem Hintergrund zu verstehen. Ich finde es interessant, dass sie es schon so früh, dieses Thema, hier geht es glaube ich um...

um Alzheimer im engeren Sinne, aber auch diese gesamten Demenzbücher, die es gibt.

hatten ja eine unglaubliche Konjunktur so etwa vor zehn Jahren. Nicht, wenn man an Inge Jens denkt, Langsames Entschwinden, wo es um Walter Jens, den großen Schriftsteller und Germanisten geht, der auch erkrankt ist. Einfach, weil wir eine alternde Gesellschaft sind und wir diesen und viel älter werden als früher durch die Medizin und dadurch natürlich mit ganz anderen Krankheiten konfrontiert sind, die früher natürlich auch schon da waren. Aber ja. Nee, ich finde, du hast völlig recht. Das reiht sich ein in eine

fast Flut, kann man sagen, von Alzheimer berichten, die es wirklich schon seit einiger Zeit gibt. Sehr gute und auch weniger gute. Also das ist natürlich wie bei allem, gibt es da eine große Bandbreite. Ich habe jetzt vor allen Dingen auch noch mal gedacht an Arno Geiger. Der alte König in seinem Exil. Das war ein großer Erfolg über die Demenz seines Vaters.

Dann hast du Inge Jens erwähnt, aber es gibt auch von Tilman Jens, von dem bereits verstorbenen Sohn des Ehepaars Jens, ein Buch, das heißt Demenz, Abschied von meinem Vater, der...

Das sehr brutal war und auch eine Art Abrechnungsbuch mit dem kranken Vater war. Es gibt ja wie meine Mutter in die Wolken entführt wurde. Es gibt sehr, sehr viel. Das ist ein Phänomen, mit dem man umgeht und sehr zu Recht wird es dann auch in der Literatur behandelt.

Dieses hier hat mir sehr, sehr gut gefallen und ich finde auch, du hast recht, dass es kein typisches Annie Ernaux Buch ist.

Wobei, und das ist jetzt glaube ich für die Ernaux-Spezialisten sehr interessant, im Grunde ihr Stil, also das, was sie eben diesen extrem sachlichen, faktischen Stil, der ja auch ihre, ich sag jetzt mal Hauptliteratur, so kennzeichnet, sieht man, dass das auch hier, also in so Notizen bereits ursprünglicherweise bereits vorhanden ist. Also dass das eigentlich ihre Intuition ist, so völlig, ich würde sagen, entgegengelegt.

unsentimental zu schreiben. Sie erlaubt sich hier kaum Kommentare. Das macht auch die Lektüre so eindringlich. Es ist nicht ihre eigene Verstörung und der Schmerz, obwohl es wirklich ein brutales Stationen-Drama des Erlöschens ist. Dass es ihr selbst sehr schlecht geht, das sagt sie ja auch nicht. Das, was ihrer Mutter widerfährt...

auf sich selbst bezieht. Sie sieht sich selbst an mehreren Stellen in diesem Buch dort liegen als sterbende Frau. Aber es stimmt, es wird nicht weiter ausgedeutet. Es ist auch in anderer Hinsicht ein untypisches Buch, weil es noch nicht überfrachtet ist mit einer ganz bestimmten gesellschaftlichen Anklageanalyse oder sonst irgendetwas. Das ist ja bei ihr, kommt das ja in anderen Büchern raus.

Zumindest ansatzweise vor, würde ich sagen. Würde ich dir gerne widersprechen, wenn du fertig bist. Sprich mal aus. Vielleicht vermischt sich das bei mir mit ihrem gesellschaftlichen Engagement sehr häufig. Hier ist es etwas, wo sie sich ganz konzentriert, komplett konzentriert auf dieses Mutter-Tochter-Verhältnis.

Ja, ich würde widersprechen, dass ihr gesellschaftliches Engagement, was ja ohne Frage, was wir kennen, was ja auch sehr grenzwertig ist inzwischen, weiß ich nicht, ob wir das hier noch länger ausführen wollen, aber sie hat sich ja mehrfach jetzt eher unangenehm politisch geäußert und das Letzte, wo ich mich dann auch wirklich...

gefragt habe, wie weit es um ihren politischen Verstand geht, war ja, als sie gesagt hat, man kann in Deutschland, weil Deutschland offizieller Maßen so israelfreundlich ist, dürfe man nicht mehr auftreten. Eigentlich auch die Bücher nicht mehr verlegen, was sie dann aber trotzdem tut. Sie hat da entsprechende Resolutionen unterschrieben und da hat es für mich ein bisschen aufgehört, was ihre politische Vernunft eigentlich angeht.

Aber das, glaube ich, kann man jetzt für das literarische Werk eben genau deswegen ausklammern, weil es nicht Thema ist und

Da unterscheidet sie sich für mich auch sehr von ihren Nachfolgern. Also Didier Eribon, der sich ja sehr auf Annie Ernaux immer bezieht und vor allen Dingen wieder der Nachfolger von Didier Eribon, Edouard Louis, der natürlich auch ein großer Annie Ernaux-Nachfolger ist. Die kommen eben beide auch aus dem Kleinbürgertum bzw. aus...

aus dem Proletariat, wie Annie Ernaux auch, die Krämer-Tochter aus dem Norden Frankreichs, die sich durch Bildung hochgeschrieben hat und so weiter. Aber diese beiden Nachfolger, die klagen an. Die klagen in ihren Elternbüchern die französische Gesellschaft an. Louis klagt Macron an. Die sind richtig engagiert. Das ist richtig klassisch engagierte Literatur. Annie Ernaux klagt nie an.

Im Gegenteil, die geht auch ganz liebevoll mit ihrer Herkunft und ohne jede Ronkün, also kein Hass, keine Abrechnung. Es war, wie es war. Sie hat sich hochgearbeitet, ihre Eltern sind ihr fremd geworden. Und diese Nüchternheit, mit der sie das beschreibt, die macht die Literatur ja eher interessant. Wohingegen mir diese Klagehaltung der anderen beiden manchmal ein bisschen zu...

dick aufgetragen ist, finde ich, die ganzen Elternbücher, und es gibt ja viele auch über den Vater, der Platz und so weiter. Sie sagt ja an einer Stelle ganz konkret, am Anfang sagt sie ja auch, dass es ihr nicht darum geht, hier Institutionen anzuklagen. Genau, tut sie auch nicht. Und sie beschreibt, also sie klagt nicht an, obwohl ich finde auch, es ist manchmal ein bisschen an der Grenze dessen, was man über die Mutter wissen will. Aber das gilt für viele dieser

Dieser Demenzbücher. Die werden sehr entkleidet, die Leute. Niemand hat die Mutter gefragt, ob sie in Windeln porträtiert werden möchte. Oder wie sie uriniert, wie sie sozusagen Kot verschmiert ist. Das galt auch damals für das Buch von Tilman Jens, wo mich das sehr gestört hat, dass der Vater, der ja nun wirklich eine intellektuelle Figur der alten Bundesrepublik war,

Hat man ihn gefragt, ob er da als der sabbernde Alte in Windeln ist? Niemand konnte ihn mehr fragen. Das ist, was mich an diesen Büchern immer ein bisschen abstößt, dass auch ich als Leserin ungefragt zur Voyeurin gemacht werde. Das sind immer Grenzbereiche. Andererseits kann sie nur so an wirklich das schildern, was sie da umgetrieben hat. Wenn sie das auslassen würde und eben auch die...

Die Härten, das Erbärmliche, das Schreckliche so eines Abschieds. Es gibt da auch gute Vorbilder. Also zum Beispiel Simone de Beauvoir hat sowohl über den Abschied von ihrer Mutter als auch das Adieu von Sartre war von einer Schonungslosigkeit. Also das ist in der französischen Literatur durchaus auch, hat das eine gewisse Tradition, so schonungslos über solche Dinge zu schreiben.

Hier kommt, finde ich, trotzdem noch was sehr Schönes dazu. Das sind die Träume. Das ist ganz schön. Es werden immer wieder sowohl Träume der Mutter als auch Träume der Tochter geschildert, in denen die Dinge nochmal verarbeitet werden und nochmal eine andere Tiefendimension bekommen.

Und das ist auch ein bisschen in dem Titel, der auf Französisch nämlich etwas anders heißt. Der heißt da, je ne suis pas sortie de ma nuit. Ich bin aus meiner Nacht nicht mehr herausgekommen. Das heißt natürlich auch, ich bin in den Träumen. Und das ist ja übrigens auch sehr schön. Der letzte Satz, den die Mutter überhaupt noch... Ist dieser Satz, genau. Schreibt... Sie wollte einen Brief anfangen zu schreiben. An ihre Freundin, liebe Paulette. Und dann schreibt sie diesen einen Satz. Ich bin nicht mehr aus meiner Nacht rausgekommen.

Ich weiß gar nicht, warum das jetzt, ich komme nicht aus der, aus der Dunkelheit ist ja was anderes als meine Nacht eigentlich, wie auch immer. Ist trotzdem eine sehr schöne Übersetzung. Aber da sieht man eben, dass diese Traumdimension, in der sich Mutter und Tochter irgendwie auch nochmal berühren und sie schreibt dann auch schöne Sätze. Sie sagt, meine Mutter war mehr denn je meine Mutter in diesem Zustand. Also wie sie ihr auch,

existenziell in diesem Sterben nochmal nahe gekommen ist, wie sie ihren Körper nochmal in einer Intimität erlebt hat, den Mutterkörper, wie man das natürlich mit einer Mutter, die nicht krank ist, niemals getan hätte. Es kommt immer wieder ein Wort vor in diesem Buch, was man, finde ich, in dieser Kürze, man kapiert das überhaupt erst dann, wenn man

ihr anderes Werk über das Elternhaus kennt, immer wieder vorkommt, dass sie Schuldgefühle hat. Das kommt immer wieder vor. Wegen ihres Aufstiegs. Und das hängt damit natürlich zusammen, dass sich mit der Zeit ein Milieuwechsel vollzogen hat. Und jetzt sozusagen diese

elegante, aber einfache Frau, nicht einfache, aus einfachen Verhältnissen stammende Frau, natürlich im Milieu selbst dann dem entstiegen ist und jetzt auf einmal auch damit konfrontiert wird. Damit hängt es natürlich auch zusammen, dieses Buch. Es gibt auch sehr anrührende Stellen, wenn es immer wieder so Momente der Klarheit gibt, der Mutter, wenn sie dann auf einmal sagt,

Nimm mich mit im Krankenhaus. Und sie weiß, es geht nicht und sie kann es nicht. Aber es gibt, das ist eigentlich vielleicht sogar, sind das Szenen, die vielleicht sogar noch etwas stärker sind als sozusagen die Beschreibung des Körperlichen verfallt. Ja, oder was mich auch so berührt hat, ist, was wiederholt vorkommt,

Wenn die Mutter sie zum Fahrstuhl bringt und dann schließen sich die Türen. Und dann sieht sie, wie sie die Mutter da zurücklässt. Und wie ein Theatervorhang gegen diese Fahrstuhltüren zu. Ja, das ist, hast du recht, das ist sehr, sehr berührend. Oder so Szenen, wie sie mit anderen Frauen Hand in Hand wie zwei Mädchen auf dem Spielplatz miteinander da durch diese Einrichtung gehen. Und solch sehr, sehr anrührende Szenen. Das ist natürlich auch eine Ebene, die ich mir auch immer erinnere.

die eh drin ist und die oft in diesen Büchern über Parkinson, sage ich schon, über Alzheimer und Demenz vorkommen, das ist, dass man auf einmal...

die eigenen Eltern als Kinder erlebt. Sagt sie auch. Sie ist meine kleine Tochter, aber ich kann nicht ihre Mutter sein. Diese paradoxe Empfindung. Schön. Ein durchaus sehr anrührendes und lesenswertes Buch, finde ich schon. Das nächste Buch ist

Eben, das schon ein bisschen angekündigte Buch aus Amerika, was einen Blick aber auf sehr europäische, beziehungsweise in dem Fall jetzt französische Verhältnisse wirft. Das Buch heißt See der Schöpfung, sehr merkwürdiger, geheimnisvoller Titel und ist von Rachel Kushner und ist jetzt aus dem englischen Übersetz, gerade erschienen bei Rowold, von Bettina Ababanelle.

Ja, was ist das? Das ist ein, man könnte fast sagen, ein Agentenroman. Das ist es jedenfalls zum Teil. Es ist auch ein Krimi-Spionageroman, ist aber auch ein Ideenroman. Also es ist ein Buch mit vielen, wie ich finde, sehr interessanten Ebenen.

Ganz besonders interessant ist die weibliche Erzählerin. Das ist nämlich eine Undercover-Agentin namens Sadie Smith. Also ob sie so heißt, weiß man nicht, weil sie ist hier natürlich unter ihrem Undercover-Namen unterwegs. Und die ist für mich wirklich so etwas...

wie ein weiblicher Ulbeck oder wie eine Satire aus weiblicher Perspektive auf die ja auch sehr kalte, zynische Schreibweise, mit der Ulbeck so berühmt geworden ist. Das greift sie hier auf. Sie ist vielleicht noch viel kaltblütiger, noch

Noch viel arroganter. Und macht daraus aber ein bisschen einen Spaß. Es macht daraus eigentlich eine Parodie. Man kann die eben wie eine Agentin, kann man die auch als Erzählerin... Ja klar, es ist eine Parodie. Man könnte auch sagen, es ist

eine Persiflage auf französische Romanen von einer Amerikanerin, die Rachel Kushner ist. Ja, ja, nee, sicher. Es ist ein bisschen eine Udek-Parodie. An wen du jetzt noch denkst, wäre noch so kaltblütig und arrogant. Nee, vor allen Dingen.

Aber er ist natürlich sehr paradigmatisch. Und das Lustige ist, ich habe jetzt den Inhalt noch gar nicht richtig erzählt, aber ich greife an der Stelle mal vor, dass eben Ulbeck am Ende des Romans, im letzten Drittel, ja auch wirklich auftaucht in diesem Roman. Und zwar auch lustigerweise unter seinem echten Namen, während die Erzählerin ja unter einem Decknamen unterwegs

taucht Ulbeck hier unter seinem wirklichen Namen. Er heißt ja eigentlich Michel Thomas. Das ist sein eigentlicher Name. Ulbeck ist ja nur der Name seiner Großmutter, den er als Künstlername adoptiert hat. Taucht er auf und zwar sehr witzig. Eben als der, der er eigentlich ist. Mit dem Gebiss, was immer ein bisschen klappert oder nicht drin ist. Und sie sagt irgendwie, mit dem sexuellen Charme einer alten Frau.

die einer alten Großmutter die knochendichte Probleme hat. Sie nimmt ihn auch sehr lustig auf die Schippe, arbeitet aber mit seinen Themen. Und jetzt muss ich ein bisschen zum Inhalt kommen. Die Themen von Ulbeck in mehreren seiner Romane ist ja auch französische Agroindustrie, also die massive Verwaltung

Das ist jetzt aus der Perspektive der beiden Romanautoren gesprochen, massive Zerstörung der französischen Landschaft.

Zerstörung der französischen Kleinbauern. Also dass es eben jetzt nur noch, glaube ich, 2% Kleinbauern in Frankreich gibt und natürlich vor dem Krieg noch 50 und so. Also dass diese Massenindustrie im Grunde eine wichtige französische Lebensform, nämlich die bäuerliche, völlig zerstört hat. Und

Dass das Land, wie ja auch in Deutschland, unter diesen riesen Maisfeldern völlig zusammenbricht. Dass es keinen diversen Anbau mehr gibt. Also wirklich ein echtes Anliegen. Was ist die Zerstörung alter Lebensformen, alter Lebenskulturen, alter Landwirtschaftlichen Kulturen? Wobei das Interessante ist, sie ist ja, um es kurz zu machen, wird ja von irgendeinem dunklen Auftraggeber dazu gebracht, sich in eine öko-radikale Ökogruppe einzuschleusen und dort deren Machenschaften aufzudecken, die nämlich auch...

Vielleicht, man weiß es nicht, Anschläge verüben könnten auf industrielle, landwirtschaftlich-industrielle Anlagen. Und da geht sie halt hinein und recherchiert darum, bekommt Dossiers über diese einzelnen Leute. Ist so, dass sie sich auf dem Umweg einer Scheinbeziehung zu einem Filmregisseur Lucien, den sie in Wirklichkeit scheußlich findet,

mit dem zusammenlebt und über diesen Weg gerät sie in dieses Milieu hinein. Das ist so eine Art Kommune, wie die da leben, ziemlich schrecklich dargestellt, nämlich in Wahrheit, wie so viele soziale Experimente etwas latent verwahrlost, wie dort gelebt wird. Und man weiß, es ist ein tolles Buch, ich mag es wahnsinnig gerne, weil man tatsächlich so ein bisschen auf guter

auf gute Weise schwimmt. Man weiß nicht genau, was ist daran Satire, was ist ernst zu nehmen. Beispielsweise gibt es ja einen Guru, der hinter allem steckt. Bruno Lacombe. Genau, der ist ja jemand, der extrem zivilisationskritisch ist, in irgendeiner Art Neandertaler Höhle vor sich hin lebt und ab und zu Mails an seine Jüngerschaft schreibt, der

Dessen Theorien werden auch sehr schön auseinandergebreitet und zwar hat er eine fast schon, man könnte sagen, kosmische Perspektive, nämlich das

nichts anderes ist, um einen berühmten Dichter Französischen auch wieder zu zitieren, nämlich Cioran, dass er nichts anderes ist als eine verfehlte Schöpfung. Aber er hat noch, also er hat einen, jedenfalls zwischenzeitlich, hat er noch einen Lichtblick und sagt, eigentlich war der Neandertaler, der war eigentlich, der war der kreative Kopf, wenn der Neandertaler nicht ausgestorben wäre.

dann wäre das Ganze mit dieser Agroindustrie und mit der Zerstörung des Planeten gar nicht passiert. Wenn der böse moderne Mensch ihn nicht... Der Homo sapiens ist eigentlich das Übel. Und da muss in vorzeitlicher Zeit irgendwo der Keim des Bösen in die Welt gekommen sein.

und diese milde Form des Menschen verdrängt haben. Am Ende wird er noch trauriger und sagt, ja, vielleicht ist es nicht mal das. Aber es ist so ein zwischenzeitlicher Lichtblick, dass man vielleicht an dieses, irgendwas vom Neandertaler steckt ja vielleicht noch in uns, wenn wir das nochmal wiederfinden, dieses eigentlich kreative Geist,

Dieses Gehen, was nicht so habgierig ist, was nicht so auf Besitz und Zerstörung aus ist. Aber eigentlich ist dieser Bruno Lacombe, für den es übrigens ein reales Vorbild gibt, eine sehr interessante Figur, nur in Klammern, das ist nämlich Jacques Camatte.

der wirklich da im Südwesten Frankreichs nur mit seiner Tochter so eine Art Anarchoprimitivismus verbreitet hat und auch Bücher geschrieben hat, die sehr ähnlich sind. Also es gibt dieses reale Vorbild. Der ist gerade vor ein paar Tagen mit 90 Jahren verstorben, dieser Kamat. Und der ist eben wie Bruno Lacombe davon überzeugt,

Dass der Kapitalismus nicht mehr reformierbar ist, dass man da auch dieses ganze Einhegen des Kapitalismus am Ende zu nichts führen wird, dass eher die Welt als der Kapitalismus untergehen wird. Da gibt es so einen schönen Satz, der mehrfach wiederholt wird. Das ist eben ein bisschen das Glaubensbekenntnis dieses Kapitalismus.

Ja, Guru weiß ich gar nicht, aber eben dieses, ja, Bruno Lacombe. Die Menschheit rast in einem funkelnden, führerlosen Wagen auf ihre Auslöschung zu. Das ist eigentlich, was er sagt und da ist auch keine Utopie mehr. Nein, nein, nein, das ist totaler Fatalismus. Ich meine, es gab immer wieder diesen Strang, auch im Gefolge durchaus der 68er, die diesen stark sozusagen dramatischen und

endzeitlichen Visionen auch gefolgt ist. Es geht ja hier auch durchaus um den Versuch, eine neue Lebensform zu entfalten, zu entdecken. Es geht um Gewalt, eigentlich klassische Themen, die seit den 68ern sehr stark im Fokus stehen der modernen Gesellschaft. Und das wird hier noch einmal in leicht satirischer Form des Spionageromans entfaltet, auch durchaus

Insofern auch Spionageroman, als dass es auch zwischendurch tatsächlich geschrieben wird. Es gibt ja auch einen Handlungsplot, der auch durchaus voranschreitet. Es hat ja auch was von thrillerhaften Zügen, dieses Buch, was finde ich ganz schön ist. Ja, das kann man ja auch noch ein bisschen weiter ausbreiten, weil das eben auch wichtige Anknüpfungen an französische Gegenwart hat. Also diese Kommune, die ja anders als der Bruno Lacombe durchaus daran glaubt,

das noch etwas zu bewegen ist, dass man also zum Beispiel aufhalten muss, dass in dieser Gegend riesige Wasserbassins, industrielle Wasserbassins, das Grundwasser abschöpfen und die das aufhalten wollen und die da auf einer Landwirtschaftsmesse dann eine große Demonstration starten usw.,

Diese Leute, die sind ja nachgebildet diesem merkwürdigen Komitee der kommende Aufstattung. Das war ein Buch, was so vor zehn Jahren auch in Deutschland Furore machte. Kuschner hat das übersetzt übrigens. Der Mann von Kuschner, Mr. Smith, der wirklich Mr. Smith heißt. Ich glaube Jason Smith, der hat das übersetzt und

Und das war eben eine Gruppe in Tarnac, also wirklich da im Südwesten Frankreichs, wo man inzwischen auch weiß, wer das war, die eben angeblich, aber die sind alle freigesprochen worden, dann auch Terrorakte begangen haben sollen, haben sie aber nicht, konnte ihnen nicht nachgewiesen werden, dass sie die TGV-Trasse Paris-Marseille wirklich gestört hatten an Tarnac.

All diese Prozesse sind ins Leere verlaufen. Aber dieser Aufruf und wir haben übrigens, Adam, als wir Feuilleton-Chefs der Zeit waren, haben wir, vielleicht erinnerst du dich, 2015, haben wir ein schriftliches Interview mitgebracht.

mit dieser Gruppe gemacht und haben denen Fragen vorgelegt, wie sie sich das denn eigentlich vorstellen und ob denn wirklich keine Hoffnung sei und wie man denn den Kapitalismus vielleicht doch einheben könnte. Da haben wir denen lauter Fragen geschickt und die haben uns lustigerweise nur durch Zitate geantwortet und zwar durch ganz viele Zitate von Franz Kafka. Aber auch anderen Karl Marx und ich weiß nicht, es war ein

auch ein großes Spiel und ein sehr interessantes Interview und die sind das Vorbild. Die sind das Vorbild für diese Gruppe, ganz klar. Und da gibt es auch viele Anspielungen, die immer wieder... Was natürlich oft beschrieben wird,

wird in diesen Gruppen, worüber sie sich ja auch ein bisschen lustig macht, dass das so diese Pariser Milchbubis sind aus besserer Gesellschaft, die jetzt einfach ein bisschen Terror machen wollen. Aber in Wahrheit nur zu Mami. Es ist ja auch tatsächlich, auch immer wieder gibt es auch so diese

desillusionierte, französische, ueckhafte, schonungslose Analyse. Ja, von mir aus steht an einer Stelle, die haben irgendwelche Träume, die Welt zu verbessern. In Wirklichkeit geht es immer nur darum, Einsamkeit zu vermeiden, irgendeine Art von Stabilität zu gewinnen. Das ist lustigerweise...

Das ist lustigerweise die Philosophie dieser doch sonst so ungreifbaren Erzählerin. Das fand ich ganz interessant, weil die nährt sich, da ist nämlich doch auch eine interessante Entwicklung in dem Buch, die nährt sich eigentlich immer mehr oder wird immer überzeugter von diesen Mails, dieses Bruno, dessen Perspektive dann plötzlich, und das ist interessant, diese mega französische Anarcho-Perspektive,

Die übrigens, das muss man jetzt einfach auch noch erwähnen, dieses Buch ist eben sehr reich mit französischer Theorie durchsetzt. Dieser Bruno war ein Freund des französischen Situationisten, den es eben wirklich auch gab, Guy Debord.

der eben auch so ein Anarcho-Theoretiker in den 68er war, der zum Beispiel die klassische Formulierung in Paris in die Rue de Seine an die Wände geschrieben hat, ne travaillez jamais, arbeitet nie. Also auch gar keine so...

irgendwie klassisch Linke, wir müssen nur die Arbeit gerechter verteilen. Es gibt ja ein berühmtes Buch von ihm, wie heißt das nochmal? Die Gesellschaft des Spektakels. Das wird alles hier mitverarbeitet. Also, ich habe jetzt aber eine große Klammer gemacht, die ich noch zu Ende führen muss. Diese klassisch linken Anarchopositionen aus Frankreich,

also die hier von Bruno und Guy Debord vorgetragen werden, die wären kurzgeschlossen mit so einer ultraamerikanischen Coolness, die ja eigentlich diese Erzählerin mitbringt, die ja so eine Art Spider-Woman ist, völlig artig.

moralisch. Und trotzdem treffen die sich in diesem anarchischen Impuls. Die sagen, diese ganzen Ideologien, das ist alles Quatsch, das führt alles zu nichts, diese Reform führt alles zu nichts. Und dann eigentlich sowas wie

wir selber müssen aussteigen, aus dieser Wirklichkeit aussteigen, wie auch immer. Also im Grunde eine ganz anarchische Position, die sie dann auch einnimmt. Weil alle anderen wollen sich im Grunde nur profilieren. Auch die Linken, die da ihre Utopien haben. Natürlich, die verlogenste Figur, die nämlich die Inkognito auftritt, will natürlich die Wahrhaftigste sein, letztlich am Ende des Tages. Ja, aber dann gibt es eben schöne...

Wo man auch sagt, ja, das klingt ja auch jetzt ein bisschen sehr hochgegriffen. Also wir müssen eben wieder etwas in uns ausloten. Das ist eigentlich, was nachher auch ihre Position ist. Wir müssen die Tiefen in uns ausloten. Na, sie verändert sich ja durchaus. Sie nährt sich immer mehr dieser Anarchoposition an und sagt dann eben auch, ja, wir müssen...

Eine Essenz, das sagt jetzt Bruno, eine Essenz tief im Inneren des Menschen finden. Und sie sagt dann, das finde ich auch sehr cool und amerikanisch, das ist eben das Salz des Menschen. Jeder ist im Grunde eigentlich nur Salz. Alles ist das Salz.

Im Grunde gibt es sowas wie eine Ursubstanz, das ist das Salz im Menschen, das ist eben das, was dann die Franzosen eher die Essence nennen würden. Und alles andere ist Kokolores, da will man sich wichtig machen, da verteidigt man seinen sozialen Status. Also

Ich mag das Buch auch deswegen sehr, weil es eben diese anarcho-existenzialistischen Themen so wunderbar spielerisch verarbeitet, wie ich das lange in keinem Buch hatte. Dass also sowohl so eine anarchische Philosophie als auch so eine anarchische Philosophie

als auch Spionage und Thriller, wie das so toll zusammengebracht wird. Das ist so ein Genre-Mix, der ganz schön ist. Nee, mehr als ganz schön. Ich muss sagen, so was Tolles habe ich sehr lange nicht gelesen. Ja, es stimmt. Es hat vielleicht da ein bisschen Schwächen, wo so die Thriller-artigen

Passagen so ein bisschen sehr routiniert geschnitten und runtergespielt werden. Aber das ist auch immer lustig, weil es ja auch sehr viel Parodie des Genres selber wieder hat. Mir hat es auch gefallen. Es ist ein wahnsinnig kurzweilig, auch interessanterweise wirklich so ein interessantes transatlantisches Buch, in dem bestimmte Stilrichtungen zusammengeführt werden. Werbung

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Wir sind heute sehr weltumspannend, muss man sagen, mit ein bisschen Schwerpunkt so französischen Folklore, aber kommt uns ja allen entgegen. Wir müssen ein bisschen in den Osten gehen mit unserem Klassiker, nämlich wir kommen zu sprechen auf Michael Bulgarkows Roman »Meister und Margarita«.

Ja, das ist ein großer Klassiker, geschrieben worden 1928 bis 1940. Ich habe den ausgesucht aus einem ganz bestimmten Grund, weil gerade eine wahnsinnig interessante Verfilmung im Kino läuft. August Diehl spielt darin den Teufel Wolland und

ist interessanterweise eine russische Produktion, die schon fast abgeschlossen, russisch-amerikanische Produktion ursprünglich gewesen, die abgeschlossen, schon fast abgefilmt gewesen ist, dann aber nicht erscheinen konnte zunächst, weil der Ukraine-Krieg sozusagen für ziemlich viel Wirbel gesorgt hat und zu einer Verschiebung des Veröffentlichungspunktes und es war so, dass

natürlich überhaupt offen stand, ob der jemals in die Kinos kommen würde. Offenbar hatte man schon zu viel investiert. Der Film wurde wahnsinnig kritisiert von vor allen Dingen Nationalisten in Russland, kam dann trotzdem in die Kinos, vermutlich auch, weil das mit sehr viel Erwartung besetzt gewesen ist und weil Meister und Margarita...

ist einer der vielleicht sogar wichtigsten und mythenbesetztesten und modernen Romane der Sowjetunion Russlands gewesen.

Das heißt, das ist ein Kulturgut gewissermaßen, hat aber natürlich für ziemlich viele Kräfte in Russland das kleine Problem, dass es hier um staatliche Herrschaft geht, die hier vor allen Dingen einen Schriftsteller, einen Intellektuellen drangsaliert. Das ist ja im Wesentlichen dieses Thema. Der Meister bei Bulgakov ist ja ein Kulturgut.

Ein Schriftsteller, der schließlich im Irrenhaus landet, weil er hat sein Roman über Pontius Pilatus, ist verfemt, er wird drangsaliert und gerät in ein totales Unglück. Und wir bekommen, das ist nur ein Strang, es gibt mehrere Stränge, unterschiedliche Zeitebenen. Es ist ein großes Buch, auch ein umfangreiches, ein wildes Buch. Es geht nämlich vor allen Dingen darum, und das ist der Kern, es spielt in den 30er Jahren,

In Moskau, also in der stalinistischen Epoche und es kommt der Teufel nach Moskau mit seinem gesamten Gefolge, mit dicken fetten Kater und anderen seltsamen Figuren und eben mit Wohland, einem Professor für schwarze Magie, ein Ausländer wie es heißt.

der dort sein Unwesen treibt. Und wir wissen aus dem Faust, Mephisto ist ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Und das wird hier sehr, sehr wörtlich genommen, weil diejenigen drangsaliert werden,

die besonders feige, böse, kleine Apparatschiks sind oder größere Apparatschiks sind in Moskau. Der Meister hat ja eine große Liebe, das ist eben Margarita. Man könnte fast meinen, gegen Ende des Buches, eigentlich steht der Teufel mit ihnen im Verbund und

obwohl er böse ist, schafft er damit etwas Gutes und erlöst sie aus dieser Knechtschaft. Das wäre so im Wesentlichen das, was man zusammenfasst. Also ich wäre sehr gespannt auf diesen Film.

Weil ich muss sagen, für mich war die Lektüre vor allen Dingen jetzt in der neuen Übersetzung von Alexander Nitzberg, die er erst hatten. Seit zehn Jahren. Es gibt noch zwei weitere, die neu erschienen sind. Aber das finde ich wirklich eine Übersetzung, die aufsehenerregend ist. Auch jetzt hier rausgegeben als Taschenbuch mit einem schönen Nachwort von Felicitas Hoppe. Und er erklärt im Nachgang auch, warum seine Übersetzung oder was sie auszeichnet. Das ist...

dass er wirklich im Stil nachbilden kann, warum man hier schon literarisch ständig den Boden unter den Füßen verliert. Natürlich ist das, wie du das gerade beschrieben hast, ja auch auf der Handlungsebene so, weil der Teufel ja die Wirklichkeit ständig zum Schweben bringt. Also der reißt Leuten Köpfe ab und setzt sie wieder auf. Der lässt Geld regnen und sammelt das wieder ein. Der macht ja alle verrückt.

mit seinen Zauberkunststücken. Also da gerät diese scheinbar so geordnete und überwachte stalinistische Wirklichkeit schon mal teuflisch ins Schweben, aber eben auch auf der Stilebene. Und da habe ich auch wirklich, als ich diese Übersetzung jetzt las,

oft Schwindelgefühle bekommen, weil, und das erklärt er, er sagt, im Russischen gibt es eben keine indirekte Rede, kein Konjunktiv. Ein Satz kann sowohl in indirekter Rede als auch in direkter Rede wiedergegeben werden und er entscheidet sich hier immer für die direkte Rede, sodass man immer aus dem Inneren der Figur, in so einem Personalstil heraus die Sachen präsentiert bekommt und da gerät schon die Erzählperspektive ins Schwanken, weil die Leute ja so verunsichert sind.

Und so starke Emotionen haben. Und das wird eben nicht mit Distanz erzählt. Also er war, man sah ihm das an und so weiter, sondern man ist mittendrin in dem Kopf dieser Figuren. Und da, ich muss wirklich sagen, das ist eine...

ein satirisches Feuerwerk, also ein richtiger Satansball, wirklich eben sowohl auf der stilistischen als auch dann auf der Handelsebene. Und deswegen bin ich sehr interessiert, du hast den Film ja bereits gesehen, ob man von diesem Schwanken und von diesem Feuerwerk der Unsicherheiten, ob man davon im Film dann auch was spürt. Es ist ein wirklich interessanter und starker Film, der

erscheinen konnte, obwohl der Regisseur Michael Loksching ein vehementer Kritiker der russischen Politik ist und auch massiv angegriffen worden ist, dass der erscheinen konnte, ist eine Grenze an ein Wunder. Es ist auch so, dass er vollständig durchsetzt ist

mit Verweisen auf die gegenwärtige politische Lage. Das kommt immer wieder vor, so ein bisschen dunkel, ein bisschen angespielt. Ja klar, der setzt an damit, dass wir es mit einer unsichtbaren Hexe zu tun haben, nämlich Margarita, die durch Moskau, sie geht hier in einen Bund mit dem Teufel ein und zertrümmert dort erst einmal die Wohnung eines Kritikers, der eigentlich ein Funktionär ist, also ein super angepasster Ungeheuer.

Und hat eine enorme Präsenz in diesem Film. Und ganz herausragend, finde ich, ist Wohland, also der Teufel. Wohland wird ja schon auch an einer Stelle bei Faust Goethes genannt, der Teufel. Der August Diehl spielt ihn und der macht das mit so einer ganz großen, bösartigen Vornehmheit, könnte man sagen. Das ist wirklich...

wirklich herausragend gespielt, weil man, der Teufel kommt ja einem immer erst einmal sehr höflich und sehr freundlich und entgegenkommt. Entgegen, ja. Aber schon in dieser Freundlichkeit mischt sich schon etwas hinreichend Bestialisches hinein, sodass man Angst bekommt. Und was ganz toll ist, ist, dass in diesem Film durch entsprechende Computeranimationen

dass Moskau der 30er Jahre wieder komplett wieder aufersteht. Das war nämlich eine Phase natürlich auch des enormer Bautätigkeit. Entstanden ja im

Wahnsinnig viele Hochhäuser. Also es ist ja ein sehr sehenswerter Film. Aber ich finde eben auch, das Buch ist von einer Modernität auch wieder, auch da würde ich wieder sagen, wir haben ja am Anfang den Zauberberg ins Spiel gebracht, als wir vom großen Gatsby sprachen. Hier wäre das deutsche Parallelbuch ein bisschen auch Dr. Faustus von Thomas Mann, wo es ja auch um den Teufel und um sein Wirken jetzt geht.

Bei deutschen Intellektuellen und in den Köpfen von deutschen Künstlern. Und da muss ich hier auch wieder sagen, da muss ich sagen, also...

Thomas Mann in allen Ehren. Aber das ist so ein mittelalterlicher Teufel. Der ist dann symbolisiert durch das Dämonische. Und dann natürlich auch durch das Erotische, durch das Weib. Was dann das Teuflische für den armen deutschen Intellektuellen und deutschen Kündigen. Der wird dann verführt durch das Weib. Ich finde schon sehr altertümliche, altväterliche Vorstellungen. Und hier ...

ist das eben so fantastisch und so satirisch. Und der Teufel ist eigentlich nicht unbedingt der Böse, der eben auch das Gute schafft. Und der ja hier auch diese, wird ja nie von Stalinismus geredet, aber man denkt es sich natürlich, der auch die stalinistische Ordnung, diese stalinistische Planbarkeit, diesen stalinistischen Materialismus schafft.

völlig durcheinander wirft und so etwas wie reale Fantastik in die Welt bringt. Und das ist natürlich, finde ich, schon alles sehr viel moderner als eben dieses Vergleichsbuch Dr. Faustus von Thomas Mann. Ja, natürlich, weil jedes teuflische in die Handlung selbst überführt wird und in Stil könnte man auch sagen, allerdings

implementiert ist und nicht das Äußere ist und auch nicht metaphorisiert ist, nicht zwangsweise metaphorisiert wird als irgendetwas Dunkles oder irgendwie Schweres oder sonst irgendetwas und schon gar nichts, sondern das Buch wäre auch ein richtiges Kultbuch. Ja.

Es hätte ja als reines dissidentisches Buch, was es zum Teil ist, man darf nicht vergessen, Bulgakov selbst konnte das Buch ja auch gar nicht veröffentlichen, sondern es wurde erst posthum Ende der 60er Jahre in einer Zeitschrift und da auch verstümmelt wiedergegeben erst einmal, kam dann aus dem Überlebensverfahren.

über die Wege des Auslandes dann schließlich in immer vollständigere Fassungen zutage. Übrigens auch wahnsinnig spannend, die gesamte Editionsgeschichte ist in dem Fall interessant, weil es mit Unterdrückung zu tun hat und ganz vollständig ist er auch nicht.

Ist ein bisschen, um das ganz kurz einzuwerben, ist ganz ähnlich, als hätte er das vorausgesehen. Es gibt ja ein Buch im Buch und das geht um Pontius Pilatus und das ist ein Buch, was eben der Meister geschrieben hat und was ja auch nicht erscheinen darf und was auch am Ende...

halb verbrannt ist und nur als ein Kapitel mal erschienen ist. Das zeigt ja auch, die Lage des Künstlers ist ja da auch kommentiert in dieser ganzen Verbrennungs- und Verbotsgeschichte dieser Pontius Pilatus Geschichte. Ja genau, aber mein Punkt ist natürlich, hätte er nicht gleichzeitig einen Roman geschrieben, der auch diese enormen

anarcho-unterhaltenden, magischen Elemente hätte, die auch gefallen als Selbstzweck fast schon, man hat ja Spaß daran, dann wäre es glaube ich trotzdem nicht so ein legendäres Buch geworden, wie wir es heute haben. Stimmt. Er befreit sich eben immer wieder von

einer 1 zu 1 Botschaft gesellschaftskritischer, beziehungsweise hier in dem Fall natürlich politkritischer Natur. Ich finde es eben auch ein sehr russisches Buch, wenn man Gogol gelesen hat, wenn man Daniel Chams gelesen hat, da kennt man natürlich diese Lust der russischen Literatur an der absurden Pointe, an der voll

vollkommen absurden Übertreibung. Also diese Spiellust auch, die hier so wunderbar ist. Das empfinde ich schon so eine Spezialität der russischen Literatur. Ja, die sich ja sehr stark ohnehin am Vordergrund

am Faust natürlich orientiert und am Faustmüder am Teufel, das sind schon die toten Seelen, von Gogol spielen da mit. Das ist ein ganz bedeutender Zweig. Es gibt glaube ich kaum ein Land, das so stark fokussiert ist auf die deutsche Literaturgeschichte. Ja. Auf die Klassik und Romantik. Also das ist etwas, was die

wo es viele Gemeinsamkeiten gibt tatsächlich. Ja, man könnte hier auch an E.T.A. Hoffmann denken. Also wir haben hier letztlich einen Transfer, hier in dem Fall sozusagen eine russische Literatur, die sich auf deutsche Traditionslinien beschränkt. Und wir hatten eben ein amerikanisches Buch, das die Franzosen auseinander nimmt. Interessant, ja. Und nur Anni Ernau tritt nicht aus der