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Die besten 7 im März

2025/3/1
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Bücher für junge Leser

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
I
Ines Dettmann
U
Ute Wegmann
Topics
Ute Wegmann: 我主持了德国广播电台的书籍市场节目,本期节目重点介绍了三月最佳七本书。这些书籍涵盖了儿童文学、青少年文学以及成人文学,主题涉及寻找自我、自由的意义、城市与自然、动物世界、青少年的成长以及家庭关系等多个方面。我们邀请了科隆青年文学馆馆长Ines Dettmann一起讨论这些书籍。 Ines Dettmann: 我非常荣幸能够参与这次讨论。这些书籍都非常优秀,各有特色,能够引起读者共鸣,引发思考。 Ines Dettmann: 我参与讨论的书籍涵盖了不同的主题和形式,包括绘本、图画小说和长篇小说。我将从书籍的主题、艺术风格、目标读者以及作者的创作理念等方面进行详细的阐述,并分享我个人的阅读感受。 我特别关注的是这些书籍如何展现儿童和青少年的视角,以及它们如何探讨自由、家庭、成长等重要主题。同时,我也会关注书籍的艺术表现形式,例如绘本的图文结合、图画小说的绘画风格以及小说的语言风格等。

Deep Dive

Chapters
Discussion of Sibylle Hain's picture book about freedom, its diverse characters, and its political aspects. Suitable for children and adults, it sparks conversation about the meaning of freedom and its complexities.
  • Sibylle Hain's picture book explores the multifaceted concept of freedom.
  • The book features diverse characters, including children and those with disabilities.
  • It tackles political themes like the fall of the Berlin Wall and migration.

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Deutschlandfunk, Büchermarkt. Mit Ute Wegmann. Sie hören im Büchermarkt mit der besten Liste des Deutschlandfunks die besten sieben im Monat März. Im Studio begrüße ich sehr herzlich die Leiterin des Jungen Literaturhaus Köln, Ines Dettmann. Ines Dettmann, Sie betreuen ja jetzt schon wirklich viele Jahre das Programm im Jungen Literaturhaus. 2025, was ist denn so oder was wird denn so das Highlight sein dieses Jahr?

Ich glaube, eines der Highlights ist auf jeden Fall die Preisverleihung vom Preis des Netzwerks der jungen Literaturhäuser, den wir alle zwei Jahre verleihen. Dieses Jahr am Messe Donnerstag auf der Leipziger Buchmesse und die drei Nominierten Tanja Witte, Katrin Schrocke und Josefine Mark.

reisen dann hinterher auch durch die Literaturhäuser und können natürlich auch von allen anderen gebucht werden, denn das ist eine unbedingte Literaturempfehlung. Deadline ist, glaube ich, Ende Februar, also schon vorbei, aber spannend natürlich, wer es jetzt gewonnen hat.

Bei uns geht es heute sehr stark ums Finden. Sich selbst innerhalb der eigenen Familie oder auch innerhalb urbaner Strukturen. Das Finden einer Familie, die man vorher noch gar nicht kannte. Das Sich-Finden innerhalb der Grenzen der Freiheit oder im Gewirr fremder Wörter. Und eine Position als Referent oder Referentin zu finden, wenn man es nicht gewohnt ist, so etwas vor Publikum zu machen.

Beginnen wollen wir mit der Freiheit. Die Berliner Illustratorin und Autorin Sibylla Hain, deren Charaktere wir ja aus wirklich vielen Kinderbüchern kennen, hat ein Bilderbuch gemalt zum Thema Freiheit. Freiheit, du große Wundertüte. Was bedeutet Freiheit? Alles fragen können, was man wissen will, den Menschen lieben, den man lieben will. Gras unterm Po oder Wind um die Nase. Aber es geht ja auch um Politisches. Der Mauerfall 1989.

Das Aus-der-Reihe-Tanzen in einem genormten System und sogar um die Flucht über das Meer. Vielfalt der Freiheit, sagt Sibylle Hain. Ines Dettmann, ist das jetzt ausdrücklich ein Bilderbuch für Kinder und Erwachsene? Also ich würde sagen, es ist unbedingt ein Kinderbuch für Kinder und für Erwachsene. Eigentlich für alle, die irgendwie auch austesten wollen, was ist Freiheit? Vielleicht sich darüber unterhalten wollen, Gesprächsanlässe finden. So ein bisschen so eine Basis zum Philosophieren, würde ich sagen.

Und wie ist denn das Bild-Text-Verhältnis und vor allen Dingen, welche Figuren hat sie gewählt? Es gibt eine unglaubliche Vielfalt an Figuren. Die meisten davon sind Kinder, was ich schon wichtig finde und auch eine klare Botschaft ist. Bei unserer, finde ich, sehr unterschiedlichen Gesellschaft, in der Kinder ja nicht immer eine Hauptrolle spielen. Und es sind große Bilder und wenig Text, der dann immer wieder auch von Bildern umrahmt wird. Das heißt, es ist eine Menge los auf den Seiten. Man kann sich in aller Ruhe alles angucken.

Und es sind sehr unterschiedliche Figuren. Also da sitzt zum Beispiel dann Batman einfach mal im Rollstuhl. Und da sind immer wieder so kleine Dinge, die man entdeckt, wenn man durchblättert. Und die, glaube ich, dann auch wirklich dieses Buch für Kinder total spannend machen. Und dieser politische Aspekt, wie anspruchsvoll ist der kommuniziert?

Sie gibt sich viel Mühe, das Buch nicht zu überlasten. Hat irgendwann in einem Interview vor ein paar Jahren mal gesagt, gleichzeitig findet sie, dass Kinderzimmer keine Schutzräume mehr sind. Und das, finde ich, zeigt sich in diesem Buch ganz gut. Also sie traut sich auch zum Beispiel bei dem Zitat, eigentlich ist Freiheit umsonst, aber trotzdem zahlen manche einen hohen Preis. Da sieht man eben zum Beispiel Menschen, die für die Freiheit demonstrieren und dann von Uniformierten abgeführt werden. Es sitzen viele Menschen in einem Schlauchboot, die gucken jetzt,

nicht alle total traurig. Also die Botschaft ist schon, dass Freiheit etwas Großartiges ist, aber Freiheit eben nicht immer leicht ist und das, finde ich, gelingt ihr sehr gut zu transportieren. Spielen Tiere eine Rolle?

Tiere spielen auch eine Rolle, weil ja irgendwie Kinder und Tiere immer zusammenhängen und da auch immer ganz, ganz wichtig sind und Grenzen austesten und eben auch zu Individuen werden in ihrem Buch. Das ist bei Sibylle ja sowieso so, dass auch Tiere auch gerne mal auf zwei Beinen laufen und so weiter und das vermischt sich in diesem Buch wunderbar. Aber keine anthropomorphisierten? Also in dem Buch jetzt nicht.

Freiheit, du große Wundertüte von Sibylle Hain, Fischer Verlag, 42 Seiten. Ab welchem Alter, was sagen wir? Also ich würde sagen, ab vier kann man das gut zusammen angucken. Ja, okay, ab vier.

Linda Wolfsgruber, die österreichische Illustratorin und Autorin mit vielen Preisen ausgezeichnet, hat 2020 ein wundervolles, kleinformatiges Buch gemacht mit dem Titel »Die kleine Waldfibel – Der Wald im Wandel der Jahreszeiten«. Vor mir liegt jetzt ein großes Bilderbuch und es heißt »Eine Stadt«.

Und wir finden hier im Grunde genommen genau das Gegenteil. Fenster an Fenster, Balkon an Balkon, Gebäude an Gebäude, Großstadt, Neubaufürtel. Aber dazwischen sucht sich die Natur, die Kreativität und die Individualität ihren Raum. Der Untertitel kündigt es an. Begegnungen. Innes Detmann, wer begegnet wem, wo?

Linda Wolfsgruber hat erzählt, sie ist spazieren gegangen in einem Neubaugebiet in Wien, die Seestadt, und hat auf diesen Spaziergängen diese Stadt entdeckt. Zusammen mit Linda Wolfsgruber entdecken wir jetzt im Grunde die Stadt. Wir sehen verschiedene Stadtperspektiven, die immer groß auf einer Seite gezeigt werden. Eine wirklich ganz moderne Stadt, so wie man sich, und wir wissen, Wien ist da sowieso führend, was Städtebau angeht, mit viel Grün, mit Belebtheit.

Jetzt sagen Sie viel Grün, so viel Grün habe ich jetzt nicht entdeckt.

Also ich finde im Verhältnis, sagen wir, zu älteren Stadtteilen aus den 70er oder 80er Jahren, die so konzipiert und vollgebaut worden sind, finde ich, ist da schon Grün da. Es ist aber natürlich einfach auch noch ein ganz neues Viertel. Das heißt, das Grün muss sich auch erst noch entwickeln, würde ich jetzt dem Stadtteil zugute halten. Wie ist es denn handwerklich gemacht? Womit arbeitet Sie?

Sie hat erzählt, sie hat Fotos gemacht erst einmal, um praktisch die Perspektive zu entwickeln und das genau zu haben. Dann hat sie die Fotos auf Schwarz-Weiß kopiert, damit sie die Strukturen hatte und hat dann angefangen, diese Bilder mit Acrylfarbe selber zu malen. Und das ist sehr faszinierend, wenn man genauer hinschaut, denkt man nämlich auf den ersten Blick, es könnten auch einfach am Computer bearbeitete Fotografien sein.

Und dann entdeckt man halt eben diesen feinen Strich und diese Struktur, die da ist. Und sie reibt auch teilweise eben die Farben so ein bisschen auf. Also es bleibt nicht bei fotorealistischen Farben, sondern es verschwimmt dann halt eben oder verändert sich mit dem Tageslicht und so weiter. Und das ist schon sehr, sehr schön anzuschauen.

Eine Sache ist mir aufgefallen, ich weiß nicht, wie Sie es interpretieren, ich sehe die Menschen alle nur von hinten. Genau, also die meisten Menschen sind maximal im Halbporträt zu sehen oder auch immer auf einem Weg. Was ich als Perspektive eben, wenn man das selber kennt, man geht spazieren ja ganz oft einfach so ist, weil man ja Menschen zwar begegnet, aber sich ja eigentlich, außer man kennt sich nicht direkt irgendwie miteinander kommuniziert. Und dieses Moment hat sich total ausgeblendet, also alle sind in Bewegung in irgendeiner Form.

Eine Stadt, Begegnungen von Linda Wolfsgruber, Kunst an Stifter Verlag, 44 Seiten. Ab 5, sagt der Verlag. Begegnungen, darum geht es auch im weitesten Sinne im nächsten Buch. Hier begegnen sich Tiere.

Was erzählt der australische Lauffogel über den Kolibri? Was der Fuchs über die Gänse, der Maulwurf über Schnaken und der Schneeleopard über den Schneeleoparden? 20 Referate von Tieren über Tiere, so unterschiedlich wie ihre Referenten in Form und inhaltlichem Gehalt.

Die weit über die Grenzen der Niederlande hinaus bekannte Sachbuchautorin Bibi Dumontag kam auf die charmante Idee, die Tiere sprechen zu lassen. Regenwurm und Anaconda, was Tiere über sich erzählen, so der Titel. Allerdings musste man schon feststellen, dass sie sich von den Menschen in einem Punkt nicht unterscheiden. Alle sprechen auch ganz gern über sich selbst. Hatten sie ein Lieblingsreferat, Ines Dettmann?

Ich finde es schwierig. Die Tiere, wie Sie gerade erzählt haben, halten ja immer über andere Tiere ein Referat. Außerdem Schneeleoparden. Der findet sich selber am allerbesten, was ich sehr sympathisch finde. Wenn man sagt, es gibt kein anderes Tier außer mir.

Ich fand schon, dass es sehr schöne Momente auf jeden Fall gab, wenn die Geburtshelferkröte über den Koala referiert und feststellt, dass sie beide ihre Jungen am Körper tragen oder der Putzerfisch vom Hai erzählt, der bei ihm wie durch eine Waschstraße schwimmt. Das finde ich sind schon so Momente, die ganz großen Spaß machen und die auch dann zusammen mit den Illustrationen dann wirklich auch einen großen Spaß entwickeln, zumal es ja innerhalb dieser Erzählungen auch immer so eine Art

Diskurs in der Gruppe gibt, den wir alle kennen, wenn wir ein Referat halten müssen vor einer Gruppe oder eben Kinder vor einer Klasse, dass ja immer irgendjemand was zu dem zu sagen hat, was man sagt. Und auch dieses Moment wird mit aufgenommen in der Erzählung und lockert das Ganze unheimlich auf, sodass es eigentlich auch kein reines Sachbuch mehr ist, obwohl wir unheimlich viel mitkriegen. Und wirklich, die Referate sind total unterschiedlich, auch in ihrem Gehalt, sage ich mal, was wir wirklich erfahren. Nun haben wir auch Illustrationen von Anne-Marie von Heringen.

Genau, die macht immer ein großes Bild zur Einleitung praktisch des Tieres, über das referiert wird. Die sind auch sehr unterschiedlich in der Art, aber immer so ein bisschen, wie ich es aus dem Kunstunterricht kenne. Also man musste einen Hintergrund gestalten in einer sehr kräftigen Farbe und das Tier, um das es geht, wird dann da vorgelegt. Sehr unterschiedlich, also der Hai zum Beispiel ist eher eine Linie aus Filzstift, eine grobe Umrandung, während es dann wieder Tiere gibt, die wie gedruckt werden und ganz, ganz sauber auf dem Hintergrund sich formieren.

Und zwischendurch dann, weil es ist eher natürlich ein Referat nicht auf einer Seite zu machen, gibt es dann immer kleine Illustrationen von den Tieren, die das Referat halten und die sich gerade irgendwie mit dem Blatt Papier, was ja zum Referat dazugehört, irgendwie vor der Gruppe dann da behaupten. Ich muss noch sagen, dass ich den aufgeregten Einsiedlerkrebs am aller allerliebsten mochte, weil ich glaube, ich habe da so eine kleine Identifikation gehabt. So war ich als Kind schrecklich aufgeregt.

Viel lernen kann man bei Regenwurm und Anaconda, was Tiere über sich erzählen. Von Bibi Dumontag und Annemarie van Herringen aus dem Niederländischen von Maike Blattnik, Gerstenberg Verlag. 128 Seiten, auch dieses Buch ab 5.

Mernusch Zaeri Esfahani, Autorin und Schwester von Merda Zaeri, mit dem sie gerade das Buch Einfach Mensch auf dem besten Sieben platziert hatte, hat ein Buch über einen Neuanfang und Sprache geschrieben. Diesmal zusammen mit der Autorin Frauke Angel.

Menush Zaire Esfahani kennt sich aus, denn auch sie kam mit ihrer Familie Mitte der 80er Jahre aus dem Iran nach Deutschland und musste neu anfangen und eine neue Sprache lernen. So geht es auch Jascha, ein kleiner Junge, der erst kurz in der neuen Klasse ist. Ein Likesh für Jascha von Menush Zaire Esfahani, Frauke Angel und hier haben wir Bilder von Barbara Jung. Worum geht es?

Ja, Jascha ist halt eben in dieser neuen Klasse und er fühlt sich ein bisschen allein und unsicher, weil er die Sprache auch noch nicht so gut kann. Die Sportlehrerin sagt im Sportunterricht zu ihm, dass er mal ein bisschen trainieren müsste, damit er mehr Muskeln bekommt. Und sie schlägt ihm vor, er sollte Liegestützen machen. Jetzt wissen wir, das Wort Liegestütze ist bestimmt nicht eines der Wörter, was man auch sofort irgendwo im Sprachkurs lernt und weiß. Und Jascha ist auch furchtbar aufgeregt und versteht dann eben nur, also von dem, was er sich erinnert, bleibt dann eben dieses Liekesch über.

Und er sucht einen Likäsch. Also er muss unbedingt eins haben, findet er. Und versucht auch mit seinen Eltern zu reden, die halt eben sagen, naja, also ein Likäsch kann auch sehr teuer sein und sehr sperrig. Also wir haben nur eine kleine Wohnung, wie sollen wir das denn jetzt machen? Aber Jascha gibt nicht auf. Er macht sich auf die Suche.

Und die Suche führt ihn dann in einen Sportladen, weil er sich natürlich denkt, wenn die Sportlehrerin was sagt, wird es ein Sportgerät sein und da trifft er auf Frank und Frank ist erwachsen und die beiden werden Freunde auf eine ganz besondere Art und das ist, finde ich, eine sehr, sehr schöne Geschichte, die aber auch von ihren Illustrationen lebt, muss ich sagen.

Ein Gespräch mit Frauke Angel führte meine Kollegin Dina Netz am 15. Februar im Büchermarkt. Das finden Sie in unserer App. Ein Likesch für Jascha von Mernusch Saeri Esfahani, Frauke Angel und mit Illustrationen von Barbara Jung, Gerstenberg Verlag. 72 Seiten ab 6.

Neuanfang hat auch immer damit zu tun, seinen Platz zu finden und sich nicht wie ein Niemand zu fühlen, so wie es den Protagonisten des nächsten Romans ging. Wir kommen nun zur Literatur für jugendliche Lesende. Lauder than Hunger vom amerikanischen Autor John Schuh, Kinderbibliothekar und Dozent. Er hat in diesem Roman geschrieben in lyrischer Prosa seine eigenen Erfahrungen mit dem Thema Magersucht verarbeitet.

Die Diagnose und der Verlauf der Therapie, alles das lesen wir hier auf besondere Weise. Wie ist es geschrieben, Ines Dettmann? Erstmal haben wir 500 Seiten, also einen wirklichen Klotz in der Hand, muss man sagen, also beeindruckend. Und dann kann man jetzt direkt beruhigend hinterher schieben, für alle, die nicht so gerne lesen, ist das eigentlich ein perfektes Buch. Denn es räumt sich gut, würde man beim Stricken sagen. Das heißt,

Es ist halt dadurch, dass die Seiten eben in dieser lyrischen Form geschrieben sind, ist auf manchen Seiten halt teilweise sind da drei Wörter drauf. Und das wiederum drückt aber aus, wie Jake, der Protagonist, in diesem Buch sich fühlt. Also er hat einen ganz, ganz langen Weg vor sich vom Mobbing, was in der Schule beginnt, als er jünger ist. Und dann diese Wortsteine, wie er sie beschreibt, was ich ein sehr, sehr schönes Wort finde, bei ihm langsam diese Essstörung auslösen, weil eine innere Stimme ihm immer wieder sagt, du sollst nicht essen, du sollst dich nicht gerne haben, du sollst Sportlosen.

Also er macht dann immer auch heimlich im Badezimmer weiter Sport. Diese Entwicklung führt ihn schließlich eben in eine Klinik, in der man ihm versucht zu helfen und diese Stimme aber in dieses Innenleben gucken wir immer wieder rein und erleben halt alle Höhen und Tiefen, die Jake in dieser ganzen Therapie, die ihm sehr, sehr lange dauert, dann durchlebt. Und das ist einfach eine Form, wo man sagen muss, wenn man eben als Jugendlicher sagte, ich will meine Eltern vielleicht auch mal beeindrucken und ein dickes Buch lesen, dann ist das eines der Bücher, was man garantiert schafft.

Jetzt haben Sie gerade die Stimme schon erwähnt. Also er wird geplagt von einer Stimme, die ihm immer sagt, er soll eben nichts essen, obwohl seine eigene Stimme ihm immer sagt, er soll natürlich essen. Er weiß, er bringt sich in große Gefahr. Nun liest man auch, wenn man die 500 Seiten liest, dass ihm die Literatur immer wieder geholfen hat. Er zitiert Schriftstellerinnen und Schriftsteller, unter anderem Shel Silverstein, Lois Lurie.

Also die Literatur war für ihn auch wichtig?

Und Literatur und auch dieses Tagebuch führen, was im Grunde dieser Blick auf diese 500 Seiten nämlich ist, Teile von Jakes Tagebuch, das gibt ihm eine unheimliche Sicherheit. Und eben auch merkt er, dass er Andockpunkte findet zu anderen Menschen, die ihn halt eben als Jake sehen und nicht irgendwie als Opfer oder irgendwie negativ bewerten. Ein Roman in Versprosa, Sie haben es schon gesagt, der Ängste und Verzweiflung transparent macht und der wirklich...

finde ich die Qualen der Krankheit Magersucht verdeutlicht. Wenn man Jean Chou googelt, dann findet man seine Webseite und da zeigt er sich als engagierter Vorleser vor Schulklassen und man weiß, es ist ihm wirklich ein Anliegen, mit diesem Roman an die Jugendlichen heranzutreten und dieses Thema mit Jugendlichen zu diskutieren. Lauder than Hunger von Jean Chou aus dem Englischen von Maren Illinger, Fischer Verlag, 526 Seiten, ab 13.

Eine Qual ist es auch, wenn man einem Geheimnis nicht auf die Spur kommt. Anders geht es zu einer sehr besonderen Familie, vier Schwestern mit ihren fünf jugendlichen Kindern, die sich erst im Haus des bettlägerigen Großvaters zum ersten Mal begegnen, da die Schwestern den Kontakt in den letzten Jahren vermieden hatten.

Die Schwestern fragen sich nun, wer sind eigentlich diese Dorfmenschen, die mit Aufläufen bewaffnet das Haus okkupieren und den alten Kranken mit Medikamenten versorgen? Woher kommen die nächtlichen Geräusche? Was bedeuten die im Haus verteilten eingravierten Buchstaben? Und warum weint der Klempner immer, sobald er das Haus betritt? Fragen über Fragen.

Susan Kreller, die renommierte Schriftstellerin, hat diesen Roman mit einem hochspannenden Personal und einer besonderen Geschichte geschrieben. Ines Dettmann, wir werden natürlich nicht die Antworten auf all diese Fragen geben, aber wir verraten, wie und was Susan Kreller gemacht hat.

Genau, Susanne Kreller hat einen ganzen Haufen Menschen, wie Sie gerade schon gesagt haben, also vier Schwestern und fünf Jugendliche in einen Kaff gepackt, würde ich sagen. Also Camp Cornell, in dem diese Geschichte spielt, ist ein winzig kleiner Ort, in dem sich dafür, wie klein er ist, aber sehr viele Menschen bewegen, die sich dann eben auch immer in das Haus des Großvaters bewegen, der da blass in einem Bett liegt und betüddelt wird von allen möglichen Menschen. Und die fünf Jugendlichen fragen sich eigentlich,

was sie da jetzt sollen in diesem Ort. Und kommen dann ganz, ganz langsam jeder für sich eben einem Geheimnis auf die Spur, was ihre Mütter auch lange Zeit bewahrt haben. Nämlich sind sie nicht ohne Grund aus diesem Ort weggegangen. Was genau die Gründe sind, das entwickelt sich dann ganz langsam in der Geschichte. Und auch die Jugendlichen alle auf ihre Art und Weise kommen erst überhaupt ganz, ganz langsam auf die Spur dieser Fäden, die sich sehr, sehr weit durch dieses kleine Dorf verwoben haben. Ich habe den Titel noch gar nicht genannt, Das Herz von Camp Cornell. So ist der Titel.

Kann man denn sagen, ist das eine Geschichte, die auch vor Sekten und Verschwörungstheoretikern warnen will? Also ob sie direkt davor warnen will, weiß ich nicht. Es geht aber auf jeden Fall mit um die Frage natürlich auch, was ist Glück? Und dieses Glück wurde in diesem Dorf von einer kleinen Gruppe von Menschen, die sich zusammengefunden haben und dieses Glück gesucht haben, über eine Art Sekte oder Zusammenschluss definiert.

Dieses Glück wird vor allen Dingen am Ende dann nochmal sehr in Frage gestellt, weil eben das Glück des einen unter Umständen halt für den anderen eine totale Tragödie ist. Und da merkt man bei Susanne Kreller, dass sie auch mit einem Perspektivwechsel, denn sie erzählt zum ersten Mal aus der Perspektive des allwissenden Erzählers. Dadurch kommen auch diese ganzen vielen Figuren, die alle Melitzki mit Nachnamen heißen, was einem beim Lesen teilweise wirklich sehr konzentriert sein lassen muss, weil man ansonsten total den Faden verliert.

Da merkt man, dass es so ganz, ganz langsam halt eben so ist, dass diese Gruppe versucht halt eben dann ihr Glück zu definieren und die Jugendlichen auch wiederum versuchen, einem Geheimnis auf die Spur zu kommen, was aber Jahre zurückliegt. Also das heißt, es gibt sehr viele tragische Geschichten, die gut auch hinter Mauern verborgen geblieben sind. Wenn Sie es jetzt einordnen müssten, wie würden Sie es einordnen? Welches Genre haben wir hier?

Also ich würde sagen, wir haben eine tragische Familiengeschichte, die durchaus Züge von den Bodenbrocks hat und wo man bei Susanne Kreller merkt, wie viel Spaß sie daran hat, auch Fäden zu spinnen, die sie gar nicht unbedingt weiterführt, denn wir lernen auch nicht alle Protagonisten gleich intensiv kennen. Und wir haben aber auch definitiv Elemente eines Thrillers, denn es ist wirklich eine sehr, sehr tragische und auch sehr geheimnisvolle Geschichte, der wir da auf die Spur kommen. Wenn ich jetzt aber nur Thriller sagen würde, finde ich, würde ich dem Buch nicht gerecht werden.

Es geht auch ein bisschen um Liebe, so viel kann man auch verraten. Genau, es geht auch um Liebe. Es geht um Glück, was wir gerade eben gesagt haben. Es geht um Irrwege.

Und es geht auch um Vergangenheit immer ganz, ganz wichtig vor allen Dingen. Also wie geht man mit seiner Vergangenheit um? Wie arbeitet man Dinge auf? Und es ist auch an manchen Stellen durchaus heiter. Ja, es ist sehr lustig. Also Susanne Kreller genießt es sehr, auch mit Sprache zu spielen, Wortwitz mit reinzubringen. Es gibt zum Beispiel zwei Drillinge in der Geschichte, was sehr, sehr schön ist und was jetzt alleine vom Wortsinn eigentlich überhaupt keinen Sinn macht.

Spannung und viel Humor in dieser bizarren Familiengeschichte, wo jeder auf seine Art sein Glück sucht und vielleicht auch findet. Das Herz von Camp Cornel von Susan Kreller, Carlsen Verlag, 288 Seiten, ab 14. Um ein ähnliches Thema, also ums Glück, geht es auch in unserer Graphic Novel. Frank, 14, und schüchtern, merkt, dass er schwul ist. Seine gezeichneten Monster, er ist ein großartiger Illustrator, sind begehrt in der Schule, bei den coolen Jungs vor allen Dingen.

Seine Mutter überfordert mit der Depression des Vaters, sucht Hilfe bei einer esoterischen Heilerin. Diese Frau gibt nicht nur den Eltern.

Eine neue Hoffnung, auch der verunsicherte Frank findet Sicherheit in ihrem scheinbaren Geheimwissen, bis sie ihn für die Krankheit des Vaters mitverantwortlich macht. »Pinke Monster«, ein Debüt von Klaus Daniel Herrmann. Ist das eine Coming-of-Age- oder Coming-out-Geschichte oder eine Anti-Esoterik-Story?

Also ich würde sagen, es ist beides und gleichzeitig irgendwie einfach die Geschichte eines Jugendlichen. Also die Geschichte von Frank, der diese ganzen Dinge erlebt, die ja auch teilweise etwas absurd wirken und die aber so wie Klaus Daniel Herrmann diese Geschichte aufbaut, einfach in dem ganzen Sinn machen. Also da ist diese Thea, die sehr rund ist, also die Geschichte ist in Grau gehalten, grauer Bleistift.

Und da kommt dann Thea ins Haus und sie ist pink. Also ihr Pulli ist pink, sie ist rund und sie strahlt und sie ist wahnsinnig sympathisch und sie hat scheinbar Lösungen. Und die Familie verlässt sich auf sie und Frank verlässt sich auch auf sie, auch weil es ihm die Ruhe in seiner Familie auf einmal Sicherheit gibt.

Und dann ist da diese Verletzung, dieses, du bist mit deinen Bildern, die du jetzt pink übermalen musst, also er wird dann gezwungen, diese Monsterbilder pink zu übermalen, du störst hier und du bist dafür mitverantwortlich, dass es deinem Vater nicht gut geht. Und da ist es natürlich schon dann auch eine Geschichte, die vor...

Auf jeden Fall vor falscher Esoterik und vielleicht auch vor falschem Vertrauen waren. Denn Thea ist bestimmt nicht bösartig, aber sie ist auch nicht nur um das Wohl der Familie besorgt, würde ich sagen. Denn ansonsten würde sie so etwas nicht sagen. Das weiß jeder Therapeut, dass es vollkommen falsch ist, einen Jugendlichen für die Probleme des Vaters verantwortlich zu machen. Frank wird es gelingen, sich daraus zu entwickeln und sich zu emanzipieren. Wie ist denn der Strich von Klaus Daniel Herrmann?

Es ist ein ganz weicher Bleistiftstrich. Er hat es am Tablet dann gezeichnet, aber mit einem ganz groben Bleistiftstrich, der aber gleichzeitig unheimlich detailliert ist. Also wir sehen sofort, das spielt irgendwann in den späten 80ern, frühen 90er Jahre. Es gibt Dinge wie ein Gameboy zum Beispiel, den Frank hat und es gibt bestimmte Autos, die in der Straße stehen. Also ich finde da sehr Teile meiner Jugend auch wieder in dieser Graphic Novel.

Eben dann setzt er ganz starke pinke Akzente, auch je nachdem, wie die Stimmung ist, wie sich Frank fühlt. Also zum Beispiel lernt er dann halt eben einen Freund kennen und sie fahren zusammen in die Disco und er fühlt sich wahnsinnig gut. Und auf einmal ist alles rundherum pink und ganz entspannt. Dieses Pink, das setzt er sehr akzentuiert und sehr geschickt

ein, sodass man immer wieder nicht nur so Farbtupfer hat, die herausstechen, sondern dass man immer wieder auch merkt, wie ist die Stimmung eben in dem Buch, so wie wir es eigentlich auch teilweise eben aus dem Jugendlichsein kennen, dass es halt eben, ja, der Alltag sehr monoton sein kann und das gelingt ihm sehr, sehr gut mit diesem grauen Bleistiftstrich. Welche Bedeutung haben denn, das interessiert mich jetzt noch, die Monster?

Ja, die Monster sind ein ganz wichtiger Punkt, nämlich Frank, der so gut zeichnen kann, der merkt, dass er dadurch Anerkennung bekommt und auch der Junge, in den er sich dann verliebt, der wünscht sich von ihm immer wieder Monster und das ist erst so eine Art Liebesbrief, also eine Art Liebesbeweis, dieses Monster sich wünschen. Es gibt Monsterkarten, die man so gesammelt hat und diese Karten bekommt dann Frank immer und soll die abzeichnen, das kann er wahnsinnig gut.

Also diese Liebe wird ja auch erwidert. Das ist sehr, sehr schön, finde ich, in der Geschichte, dass Frank nicht hinterher da irgendwie fallen gelassen wird, sondern dass es eine Liebeserwiderung ist. Und diese Monster sind eigentlich, glaube ich, für ihn so eine Art Katharsis, um auch diese Probleme, die es zu Hause gibt, einfach rauszulassen und irgendwo Anerkennung zu finden jenseits des Kinderzimmers oder des eigenen Zuhauses, wo er halt immer nur der Sohn ist, der jetzt eigentlich bitte mal ruhig sein soll, weil es dem Vater nicht gut geht.

Pinke Monster. Ab welchem Alter? Also ich würde sagen, ab 14 kann man das gut lesen. Das ist so die Phase, in der Frank ja eigentlich auch selber drin ist. Pinke Monster von Klaus Daniel Herrmann, Reproduktverlag, ein Debüt hatte ich glaube ich schon gesagt, 208 Seiten.

Das waren die besten sieben im März. Ich bedanke mich natürlich bei der Jury fürs Abstimmen, im Besonderen bei Ihnen, Ines Dettmann, fürs Lesen und ins Studio kommen, alles nachzuhören in unserer Deutschlandfunk-App, auch als Podcast. Nächste Woche hier der erfolgreiche Tierfilmer Gamanda Lopez und seine Schwester Una Lopez. Die beiden haben zusammen ihr erstes Buch geschrieben, Moments in Nature. Jetzt folgt Computer und Kommunikation. Guten Start in den Frühling, wünscht Ihnen Ute Wegmann.