Vielleicht standen Sie in letzter Zeit auch mal im Stau, weil eine Autobahn oder eine Brücke saniert wird. Oder saßen in einem Zug, der wegen Bauarbeiten einen riesen Umweg fahren musste. Gefühlt wird im Moment überall gebaut. Meistens nervt das, weil es einen auffällt.
Aber Baustellen haben auch eine andere Seite. Wenn man genau hinschaut, kann man von Baustellen ein paar Dinge für den Alltag lernen, vielleicht sogar für eine der größten Baustellen des Lebens, für Beziehungen. So eine Riesenbaustelle wie hier.
Wie managt man die? Also trifft man sich da morgens alle zusammen und macht so einen Kickoff? Hier spricht mein Kollege Max Rauner mit dem Bauingenieur Markus Just. In verschiedenen Teams. Und natürlich gibt es ganz oben jemanden, der für alles verantwortlich ist. Aber es gibt keinen, der wirklich alles bis ins Detail weiß. Das ist für der Größe Baustelle gar nicht machbar.
Die beiden stehen auf der größten Infrastrukturbaustelle Nordeuropas. Größer als 300 Fußballfelder. Hier arbeiten 2000 Beschäftigte aus aller Welt. Die Herausforderung bei so Großbaustellen ist dann eben das Interface-Management.
Dass man wirklich guckt, dass die Bereiche auch nicht, dass der eine Bereich was macht, was dem anderen Bereich dann überhaupt nicht passt. Dass man diese riesengroßen Einzelteile auch untereinander koordiniert. Dass das am Ende bei rauskommt, was man gerne haben will. Ein Tunnel, der 120 Jahre hält und funktioniert. Max, welche Tunnelbaustelle hast du hier besucht?
Das ist die Baustelle für den Fehmarn-Belt-Tunnel. Wir stehen an der Südküste von Lolland in Dänemark und hier entsteht der größte Absenktunnel der Welt. Der soll 2029 Dänemark und Deutschland verbinden und zwar sind das dann vier Autobahnspuren und zwei Eisenbahngleise nebeneinander. Absenktunnel, das heißt was?
Ja, der Viermann-Bell-Tunnel wird nicht wie sonst mit einer Riesenbohrmaschine unter Meeresgrund durchgebohrt. Hier zum Beispiel wie da vorne der Elbtunnel, die Autobahn unter der Elbe. Sondern der besteht aus 89 riesigen Betonsegmenten. Wir sehen jetzt hier ein fertig betoniertes Tunnelelement.
Also ein Tunnel-Teilstück, das dann auch so mit seinen 217 Metern Länge abgesenkt werden wird. Da sind dann die Autobahn- und Eisenbahnspuren alle nebeneinander drin, durch Betonwände getrennt. Und diese Elemente werden in Rödby auf Lolland in riesigen Hallen gebaut und dann vorne und hinten provisorisch mit Stahltoren verschlossen. Die sind dann in so einer Art Trockendock geschlossen.
Und es ist ja direkt an der Kante zur Ostsee, also werden die anschließend schwimmend aufs Meer gezogen und mit Ballastbeton befüllt. Und dann sinken die ab, werden wie Kettenglieder in einem Graben auf dem Meeresboden aneinandergesetzt und dann kommt noch eine Schicht Steine drauf und fertig. Der König von Dänemark war auch schon da und hat sich das alles zeigen lassen.
Ich bin Hella Kemper und Sie hören Woher weißt du das? von Zeitwissen. Unsere Reporter waren auf einigen der größten Baustellen Europas unterwegs und als sie zurückkamen, haben wir festgestellt, dass es zwischen dem Leben und den Baustellen interessante Parallelen gibt. Manche Menschen, die auf den Baustellen arbeiten, haben ein Erfahrungswissen, das nicht nur dabei hilft, Straßen und Brücken zu sanieren, sondern das für uns im alltäglichen Leben ebenso wertvoll sein kann. Musik
Da, Boom.
Ein Geräusch, das für Bilder im Kopf sorgt. Sie riecht nach Druckertinte, ist ziemlich groß und ist sorgfältig gefaltet. Die Zeit steckt voller Überraschungen. Preisgekrönte Visualisierungen, um Zahlen und Fakten auch wirklich zu verstehen. Inspirierende Geschichten und intensive Recherchen. All das vier Wochen gratis testen. Egal ob gedruckt oder digital in Web und App. Jetzt ausprobieren unter zeit.de slash gratis.
Max, was kann man denn vom Fehmarn-Bell-Tunnel fürs Leben lernen? Ja, ich finde, wenn man sich anschaut, wie so eine Riesenbaustelle organisiert wird, dann gibt es eine Analogie. Wenn du Riesenbaustellen in deinem Leben hast ...
ich weiß nicht, sagen wir mal, eine Beziehung geht auseinander oder du willst dich selbstständig machen oder du ziehst in eine neue Stadt, dann kannst du nicht alles planen. Du kannst nicht alles im Detail kontrollieren. Du musst dich ein Stück weit darauf verlassen, dass deine Umgebung, dass die Systeme um dich herum Eigenverantwortung übernehmen. Und das ist ein bisschen so, wie wenn Markus Just von diesen vielen Firmen erzählt, die auf seiner Baustelle arbeiten. Das sind alles Unternehmen,
Firmen in der großen Firma, die sich selber organisieren und dann natürlich alles nach oben hin. Das muss natürlich nach oben hin koordiniert werden. Aber wir sind nicht dazu da, dass wir hier jeden Tag einzelne Bewährungseisen kontrollieren.
Also auf den Alltag übertragen heißt es loslassen und vertrauen? Ein Stück weit ja. Nicht völlige Anarchie, da darf nicht jeder machen, was er will, aber Vertrauen haben, dass sich das System, also dein Umfeld oder du selbst an neue Gegebenheiten anpassen kann.
Du bist ja auch auf einer Brückenbaustelle gewesen. Das ist was Besonderes. Das ist was Besonderes, vor allem diese hier, wo ich war. Ich habe mit einer Frau gesprochen, die für eine der anspruchsvollsten Brückensanierungen in Deutschland im Moment verantwortlich ist. Wir fahren jetzt mal in Gedanken von Fehmarn Richtung Festland, die sogenannte Vogelfluglinie lang. Und da kommen wir zur Fehmarn-Sund-Brücke. Genau.
Genau, da kommt der Fehmarnsund und da ist eine Brücke, die ist einen Kilometer lang, ist eine sogenannte Bogenbrücke mit Tragseilen. Die hat den Spitznamen Kleiderbügel, wurde Anfang der 60er Jahre gebaut und muss jetzt saniert werden. Und das ist ziemlich heikel, weil diese Brücke an 80 Stahlseilen hängt, die man nun im laufenden Betrieb austauschen muss. Das ist so ein bisschen wie in so einer...
Jeder, der mal so eine ältere Wohnung saniert hat, man macht die Tapete runter und dann sieht man eigentlich erst echt, was im Bauwerk los ist. Und so ging es uns hier leider auch. Also klar wurden vorher Berechnungen erstellt, es wurde eine Nachrechnung gemacht und es wurde auch von Fachbeauftragten geguckt, ja das und das und da muss man was tun.
Aber die wirkliche Tiefe kommt erst, wenn man sich dann damit beschäftigt und wenn man dann auch wirklich da dran geht. Und ja, wir mussten da viel, viel tiefer graben als vorher. Grit Scholz ist Bauingenieurin bei der Deutschen Bahn und sie leitet die Sanierung der Brücke. Warum mussten die tiefer graben als vorher?
Das ist jetzt hier nur eine Metapher, also da hat niemand gegraben, sondern die mussten einfach tief in die Pläne rein, die mussten sich die Stahlseile angucken, die mussten einfach, konnten nicht nur an der Oberfläche bleiben, sondern haben gemerkt, sie müssen da genau gucken, was ist marode, wo ist es rostig, welcher Kunststoff, welche Metalle wurden da eingesetzt. Und die Bahnen, weil auch Züge über die Brücke fahren. Genau, also da gibt es eine Autospur und Züge nebeneinander.
Das ist wie so ein Nadelöhr, also ist eigentlich der einzige Zugang nach Fehmarn. Deswegen ist das auch so heikel und muss alles im laufenden Betrieb passieren. Grit Scholz ist ganz viel vor Ort präsent, spricht mit den Firmen und ist auch die Ansprechpartnerin für die Kommunen dort. Hier ist etwas, was man vom Baustellenmanagement auch noch aufs Leben übertragen kann. Kommunikation, nehmen alle mit, die von der Baustelle betroffen sind.
Und ganz wichtig ist mir auch einfach ein gutes Arbeitsklima. Man hat mehrere Firmen auf so einer Baustelle. Wir haben alle zwei Wochen mit allen eine Besprechung, wo wirklich jeder seine Sorgen und Nöte loswerden kann, damit sich da gar nicht erst Unstimmigkeiten entstehen, wo man sich aufeinander abstimmt und das auch immer wieder kontrolliert. Stimmen die Wege zwischeneinander? Stimmt das Miteinander? Ist jeder aufeinander abgestimmt? Fühlt sich irgendeiner nicht mitgenommen? Also
Das ist wie in einer Beziehung, oder? Redet miteinander und zwar rechtzeitig und ehrlich und zwar bevor die Probleme zu Monstern werden.
Kann man sagen, wie in einer Beziehung. Und dann gibt es noch eine Erkenntnis, zweite Erkenntnis von Grit Scholz, sei kein Sturkopf. Könnte man auch in einer Beziehung anwenden. Behaare nicht immer auf deinem Recht. Da gab es zum Beispiel mal Ärger an einem Wochenende auf Fehmarn war ein Bulli-Festival und an dem Tag gab es einen Reparaturschritt, der einen ziemlich langen Stau verursacht hat.
Dann muss man aber auch so ein paar Nehmerqualitäten haben. Ich hätte mich ja auch hinstellen können, ihr kanntet eure eigenen Termine nicht. Nein, wir haben uns da eine Toll, ich habe Besserung gelobt und dann muss man halt auch mal sein eigenes Ego wirklich hinten anstellen und sagen, eigentlich, ich weiß, dass ich eigentlich im Recht bin, aber ich sage es jetzt halt einfach mal nicht. Und diese diplomatischen Fähigkeiten brauchen wir als Projektleiter ganz dringend.
Und dann ist da noch eine Erkenntnis, der ich häufiger auf gut funktionierenden Baustellen begegnet bin. Entscheide zügig. Auch wenn du nicht sicher bist, schiebe Entscheidungen nicht auf die lange Bank. Dass man sich auch immer wieder überprüft, also immer wieder fragt, ist das der richtige Weg?
Meiner Meinung nach ist es auch immer wichtig, Entscheidungen zu treffen. Viele Baustellen brauchen ganz lange, weil keine Entscheidungen getroffen werden. Ich treffe lieber vielleicht auch mal eine falsche Entscheidung, habe mich aber dann für einen Weg entschieden, kann dann erkennen, das ist nicht der richtige Weg, dann mache ich es halt jetzt richtig und habe dann ein gutes Endergebnis. Es gibt da noch eine Riesenbaustelle der Deutschen Bahn zwischen Mannheim und Frankfurt. Also normalerweise fahren da 300 Güter- und Personenzüge pro Tag zusammen.
Aber von Juli bis Dezember war die gesamte Strecke gesperrt. 800 Arbeiter müssen eng getaktet alles auf einmal erneuern. Und der Mann, der bei der Deutschen Bahn dafür verantwortlich ist, das ist Gerd Dietrich-Bolte. Und der hat zum Thema Entscheiden etwas ganz Ähnliches gesagt wie Grit Scholz. Der Erfolgsfaktor ist auch, es wird jeden Tag sofort entschieden. Weil wenn Sie so eine Baustelle haben, können Sie sich eigentlich keine...
nicht leisten, dass Entscheidungen auf die lange Bank geschoben werden. Das mag bei einer Großbaustelle über fünf, sechs Jahre gehen, da können Sie mal was aufschieben. Aber wenn Sie eine vertaktete Baustelle haben, wo jeder Tag zählt, müssen Sie jeden Tag entscheiden und zwar schnell. Schnell entscheiden, schnell bauen. Also wir haben jetzt hier lange über die Bahn gesprochen, Max. Was ist mit den Straßen, mit Autobahnen?
An Autobahnbaustellen ist interessant, da fährt man manchmal lang und denkt, hier passiert ja nichts. Bei der Bahn, da siehst du aus dem Fenster immer, ach, da stehen die Leute in orangener Kleidung, da weiß ich, da wird gearbeitet. Bei Autobahnbaustellen kann das über Wochen ganz anders sein. Warum sieht man da niemanden?
Einen Grund, den hat man in letzter Zeit öfter gehört, das ist vor allem bei Brückenbauarbeiten der Fall, man sieht die Arbeiten an der Brücke nicht unbedingt. Die können unter der Brücke stattfinden oder auch im Brückenholkasten. Das ist Andreas Kummerns von der Bundesanstalt für Straßenwesen. Das zweite ist, dass Asphaltfahrbahnen, aber vor allem auch Betonfahrbahnen aushärten müssen. Also bei Betonfahrbahnen dauert das bis zu drei oder vier Wochen lang.
bis die Fahrbahn so hart ausgehärtet ist, um sie wieder zu belasten.
Daraus kannst du auch etwas fürs Leben lernen. Du hast, sagen wir mal, eine Kollegin oder einen Kollegen und denkst, die arbeitet ja gar nicht. Was mache ich hier eigentlich den ganzen Tag? Ich mache die Arbeit und mein Kollege legt im Homeoffice die Füße hoch oder was? Dann würde ich sagen, können wir von Autobahnbaustellen lernen. Schau mal genauer hin. Frag doch mal, was unter der Oberfläche passiert, was man vielleicht nicht sofort sieht. Vielleicht muss da quasi gerade Beton aushärten.
Mich interessiert noch etwas ganz anderes, Max, was aber damit zu tun hat, ob man den Bauarbeitern quasi zusehen kann bei der Arbeit. Es gibt ja einerseits Sanierungen im laufenden Betrieb, dass man ein Gleis oder eine Spur sperrt und der Verkehr fährt auf der zweiten Spur weiter. Oder man macht eine Komplettsanierung wie zwischen Mannheim und Frankfurt, dein Beispiel eben. Was ist eigentlich besser?
Bei Autobahnen ist Komplettsperrung total selten. Eigentlich nur im Notfall, wenn eine Brücke so marode ist, dass die gesperrt werden muss. Bei der Bahn gibt es jetzt einen Paradigmenwechsel. Da ist eine Generalsanierung von 41 Strecken geplant, also Komplettsperrung.
weil man erkannt hat, dass man für eine Sanierung im laufenden Betrieb, also unter rollendem Rad, viel zu lange braucht. Wenn die Infrastruktur aber mal in einem Zustand ist, wie sie heute ist, dann ist das unter rollendem Rad unmöglich. Das dauert länger, viel zu lange.
Die müssen viel zu häufig in die Fahrpläne eingreifen und es wird auf Dauer auch viel, viel teurer. Das ist Berthold Huber im Vorstand bei der Deutschen Bahn für die Infrastruktur zuständig. Den habe ich bei einer anderen Baustelle getroffen, bei der Elektrifizierung der Eifelbahn. Deswegen ist die Zukunft des Bauens in Deutschland, und ich will das mal ein bisschen beobachten,
Weiter fassen, das gilt nicht nur für die Eisenbahn. Die Eisenbahn ist ja nur eine unter vielen Infrastrukturen, die kaputt ist. Wenn wir die Infrastruktur in absehbarer Zeit, also für die nächste Generation, wieder in Ordnung bringen wollen, werden wir diese Form von ständigen und überall gleichzeitig Bauen nicht durchhalten. Das wird nicht funktionieren. Da bin ich mir ganz, ganz sicher.
Und das ist vielleicht das Wichtigste, was wir von Baustellen fürs Leben lernen können. Kümmer dich um Dinge, während sie noch funktionieren, statt zu warten, bis sie kaputt gehen. Das kann man auf Beziehungen übertragen. Denk nicht, hier läuft ja alles super, hier brauche ich mich nicht zu kümmern, sondern denk jeden Tag daran, was du tun kannst, damit es weiter gut läuft. Sonst passiert das, was gerade mit Deutschlands Infrastruktur passiert. Die großen Infrastrukturen sind in der Bundesrepublik, übrigens auch in der ehemaligen DDR, in den
50er, 60er, 70er Jahren entstanden. Und diese Infrastrukturen, die gehen ja jetzt alle gleichzeitig kaputt. Also man kann sagen, meine Generation, die sind viel jünger als ich, hat sozusagen ihren Wohlstand
Haben auch darauf begründet, dass wir die bestehende Infrastruktur verkonsumiert haben. Wir haben nicht zurückinvestiert, sondern wir haben sie ausgecashed, würde man sagen. Also wenn wir das nächste Mal in der Bahn sitzen und die hat Verspätungen wegen einer Baustelle. Berlin-Hamburg gerade. Berlin-Hamburg. Dann lass uns cool bleiben. Das ist für die nächste Generation. Und hoffentlich sind die dann ein bisschen schlauer und halten die Sache am Laufen.
Danke Max, dass du hier warst und du hast im aktuellen Zeitwissen Magazin einen Text über Baustellen geschrieben und da gibt es den klugen Satz, jedes Land hat die Baustellen, die es verdient.
Wie überprüft ihr bei der Zeit eigentlich Fakten? Worüber wird gestritten? Das sind Fragen von euch, um die es im nächsten Zeitleserparlament gehen soll. Am 7. Mai im Theaterhaus Stuttgart. Chefredakteur Giovanni Di Lorenzo gibt einen abendlangen Einblick in die Redaktionsarbeit. Seid dabei!
Wenn Kinder an Baustellen vorbeilaufen, dann bleiben viele von ihnen stehen und lieben es, den Baggern, Schaufeln und Bauarbeitern zuzusehen. Das Wort Radlader habe ich übrigens von einem Vierjährigen an einer Baustelle gelernt. Diese kindliche Faszination geht leider im Laufe der Jahre verloren und wir sehen meistens nicht mehr das Aufregende, nur noch den Ärger darüber, dass sie uns aufhalten.
Aber wie sieht das eigentlich bei den Menschen aus, die auf einer Baustelle arbeiten? Bleibt ihre Faszination bestehen oder ärgern sie sich über den Ärger, den sie abkriegen? Merlin Menze und Dominik Kotzur haben Baustellen in Hamburg besucht und die Bauarbeiter dort gefragt, wie es ihnen geht. Merlin, was habt ihr erlebt?
Ja, ich muss sagen, wir haben wirklich schon einen frischen Blick bekommen. Man kennt das ja, wenn man an einer Baustelle vorbeifährt und die ist im Weg mit dem Fahrrad zum Beispiel. Das nervt. Dann ist sie auch noch laut und irgendwie stresst einen das alles. Aber ich weiß halt auch und wir alle wahrscheinlich Baustellen haben auch einen Grund. Die sind dann nicht einfach so...
Und ich finde es irgendwie unfair, nur negativ auf sie zu schauen. Und was wir auch herausgefunden haben, als wir einen Tag lang in Hamburg auf den Baustellen unterwegs waren, war, dass sie auch für einige Bauarbeiter schön sein können. Auf einer Baustelle haben wir mit einem Maurer gesprochen. Ja, ich arbeite auf der Baustelle, weil ich kein Büromensch bin. Ich bin gerne draußen, an frischen Leuten, mit Leuten zusammenarbeiten, Leute kennenlernen an den Häusern und so. Ich bin gelernter Maurer eigentlich. Weil wir im Tiefbau momentan so viele Leute haben, helfe ich hier aus.
Ich arbeite nun mal gern draußen. Und wir haben auch mit zwei Meistern gesprochen, die schon seit mehr als 36 Jahren auf der Baustelle arbeiten. Beide sind in einer mittelständischen Firma angestellt und möchten eigentlich nirgendwo anders arbeiten. Ja, also das Schöne ist immer, wenn man eine Baustelle irgendwann fertig hat oder danach dann die Ergebnisse sieht, wie es vorher aussah, wie es hinterher aussah. Das ist so...
was einen auch erfüllt oder auch abends zu Feierabend, wenn man morgens angefangen ist, sondern sieht, oh Mensch, heute haben wir mal den Fußweg da fertiggestellt, es sieht richtig gut aus. Das ist Andreas Jander. Das ist schon ein Teil ein bisschen Familie, weil ich verbringe mit den Leuten mehr Zeit als mit meiner Frau und meinen Kindern zu Hause. Wir haben teilweise, wie gesagt, fast jeden Tag einen Zehn-Stunden-Tag, den wir unterwegs sind. Janders Meisterkollege Norbert Kuffer sieht das ganz ähnlich. Deswegen sind wir ja auch so lange hier und bleiben hier und
Weil auf der Baustelle das anders ist als im Büro, finde ich. Im Büro ist man da doch mehr anonym und geht weg. Wir kennen sich am meisten gar nicht. Hier ist es wirklich so, dass wir auch miteinander reden. Und wenn es einem nicht gut geht, der erzählt, warum es ihm nicht gut geht.
Das ist eben halt schön hier. Aber ist es wirklich immer so schön, wie die beiden es hier beschreiben? Die Arbeit ist doch unglaublich hart. Ja, also die Bauarbeiter haben auch mit großen Problemen zu kämpfen. Als wir auf den Baustellen unterwegs waren, ist uns aufgefallen, dass viele Menschen auch mit uns über diese Härte der Arbeit gesprochen haben und natürlich auch die körperlichen Probleme, die nach einer Zeit auftreten. Ja, das ist...
Der Lauf der Dinge, wenn man im Straßenbau arbeitet. Das Material ist schwer, das hält der Körper nicht aus.
Und wenn man das 30 Jahre gemacht hat, ist irgendwann der Rücken auch kaputt. Wie er haben uns viele von Rückenproblemen berichtet und auch von Gehörproblemen. Also zum Beispiel Tinnitus, so wie der Munitions- und Bombensucher Jürgen Geller. Ja, selber bin ich, bin 58 zur Zeit und selber habe ich Tinnitus durch Baustellenlärm. Ja, damit muss man eben halt leben und umgehen können.
Neben den langfristigen Folgen gibt es natürlich auch die akute Unfallgefahr. Und in den letzten Jahren haben sich jeweils um die 100.000 Bauarbeiter bei der Arbeit verletzt. 100.000? Ja, das ist echt krass. In keiner anderen Branche gibt es so viele Unfälle wie auf dem Bau. Besonders betroffen sind dabei Mitarbeiter mit ausländischem Pass. Warum?
Du bist ein Bauernlehrer.
Er sagt hier, dort wo die Jobs sind, fahren wir hin. Wir machen dann einen tollen Job und fahren dann weiter, auch in eine komplett andere Richtung. Manchmal fahren wir sogar 500 Kilometer. Du fährst in die andere Richtung. Du kannst 500 Kilometer in die andere Richtung fahren.
Andre hat in unserem Gespräch auch viel davon erzählt, was man alles aufgeben muss, wenn man aus dem Ausland zum Arbeiten herkommt und worauf sich manche auch einlassen müssen. Du denkst, das wird...
Sie fahren auch nicht so oft nach Hause, sagt er, weil es einfach zu weit weg ist. Sie versuchen einmal im Monat, alle zwei Monate die Familie zu besuchen, um mit ihnen Zeit zu verbringen. Er sagt, sie vermissen sie natürlich sehr, aber man kann nicht alles haben.
Und manche, mit denen wir gesprochen haben, haben uns auch erzählt, dass sie sich manchmal wirklich wie die Sündenböcke fühlen. Dann meckern sie rum, gehen vorbei, oh, wieder dies, die machen wieder das. Ja, aber letztendlich haben wir ja einen Auftrag, den wir erfüllen für die Stadt. Ja, das ist das, was wir tun.
Aber wir empfinden ja nicht die Baustellen, wie sie gebaut werden sollen. Also das ist dann so der Hintergrund dabei, was sie dann eben halt nicht verstehen können. Sie machen schließlich auch nur ihren Job und wünschen sich mehr Mitgefühl und auch Verständnis für ihre Arbeit. Wenn man irgendwo ist, wo Einfamilienhäuser sind, wünscht man sich einfach mal, dass die Leute auch rauskommen und mal einen Kaffee vorbeibringen und sagen, ja, ich meine, so ein Kaffee kostet heute auch 2,50 Euro.
Und das ist auch viel Geld für uns. Manchmal wird aber nur genervt und gemeckert. Was machen die Bauarbeiter dann? Entspannt bleiben, immer entspannt bleiben, ruhig bleiben.
Du hast manche Leute, die verstehen das einfach nicht, die sind dann aggressiv. Du hast aber andere Leute, die sind total nett. Die kommen raus, geben Kaffee aus oder eine Zelte und sowas. Wenn es warm ist, kommen sie auch mal mit dem Eis an. Also das ist schon so eine Sache. Aber wie gesagt, das liegt immer an den Menschen selber. Also sind Baustellen nicht nur lästig, sie machen im besten Fall unser Leben auch besser und angenehmer. Sie sind also so eine Art Versprechen. Naja, natürlich ist es eine Einschränkung zur Zeit dann für die Bevölkerung. Aber am Ende wird ja die Lebensqualität in der Stadt gesteigert.
natürlich erhöht. Was wir nicht erklären können. Die unmögliche Kolumne von Christoph Drösser. Heute, wozu wurde Stonehenge gebaut? Stonehenge ist das bekannteste noch erhaltene Großbauprojekt aus der Jungsteinzeit.
Ein rätselhafter Kreis von tonnenschweren Steinsäulen in der englischen Landschaft, der noch heute Touristinnen und New Age Jünger anzieht.
Die Erbauer von Stonehenge kannten keine Schrift, sie hinterließen keine Malereien. Man sieht den Steinblöcken nicht an, wieso sie dort aufgestellt wurden. Warum also haben die frühen Briten diese unsagbaren Mühen auf sich genommen und die Steine aus teilweise 200 Kilometern Entfernung herangeschleppt? Was wir schon wissen. Musik
Der Bau von Stonehenge wurde etwa zur selben Zeit begonnen wie der der ägyptischen Pyramiden, aber der Prozess dauerte in mehreren Phasen erheblich länger, insgesamt etwa 1500 Jahre, fast 100 Generationen. Und wie bei den Pyramiden stellt sich die Frage, wie die teilweise 25 Tonnen wiegenden Steine transportiert wurden.
Es sind aber inzwischen ein paar Experimente gemacht worden, die zeigen, dass es möglich war. Zwar mit Hunderten von Arbeitskräften über Jahre hinweg, aber es geht. Wir können also die Theorie vernachlässigen, dass nur Aliens dazu in der Lage gewesen wären. In und um Stonehenge haben in den ersten 700 Jahren viele Feuerbestattungen stattgefunden, deren Überreste man identifiziert hat.
Die Toten kamen teilweise aus weit entfernten Gegenden. Es scheint also tatsächlich am Anfang eine zeremonielle Grabstätte gewesen zu sein. Es gibt eine Reihe von Theorien über den späteren Zweck von Stonehenge.
Eine eher abseitige Vermutung, ein Mediziner sieht in der Anordnung der Steine das Abbild einer weiblichen Vulva und interpretiert das Monument als einen Tempel der Mutter Erde. Da ist aber wohl die Fantasie mit ihm durchgegangen. Einen religiösen Zweck haben auch andere vermutet, etwa eine frühe Versammlungsstätte der Druiden, aber dieser Kult kam erst zwei Jahrtausende später auf.
Es könnte sein, dass Stonehenge als eine Heilstätte angesehen wurde, ähnlich wie heute der französische Wallfahrtsort Lourdes. Menschen haben Splitter der Säulen abgeschlagen und mit nach Hause genommen, vielleicht als heilende Steine. Sehr bekannt ist die Theorie von Stonehenge als einem astronomischen Observatorium. Am Tag der Sommersonnenwende weist das Haupttor genau auf den Sonnenaufgang, bei der Wintersonnenwende auf den Sonnenuntergang.
1965 fand ein Astronom 165 Punkte an dem Monument, die er mit astronomischen Phänomenen korrelieren konnte. Kritiker sagen, die damaligen Menschen hatten weder die Instrumente noch die Kenntnis, die Geschehnisse am Himmel so genau zu beobachten.
In jüngerer Zeit hat die Vorstellung von einer Art nationalem Monument die größte Unterstützung. In der Jungsteinzeit erlebte die Insel eine Art kulturelle Vereinheitlichung, gleichzeitig aber auch einen Bevölkerungsschwund. Man hatte das Bedürfnis, zusammenzurücken, so die Erklärung.
Eine Menge Theorien, die sich aber auch gegenseitig gar nicht ausschließen. Die Ausrichtung auf den Lauf der Sonne kann ja zum Beispiel den Glauben an die Heilkraft begründet haben. Und Stonehenge kann in seiner langen Geschichte seinen Zweck mehrmals gewandelt haben. Am Ende war es vielleicht eine Art Mehrzweckmonument für die Stämme der Jungsteinzeit. Genaueres kann die Wissenschaft aber bisher nicht mit Sicherheit sagen. Musik
Aus dem aktuellen Zeitwissen-Magazin möchte ich Ihnen den Artikel von Elke Heidenreich empfehlen. Ich möchte das lieber nicht, schreibt die bekannte Autorin und Literaturkritikerin Elke Heidenreich. Von ihr zu lernen heißt, seine Grenzen zu erkennen und sie anderen klarzumachen. Um Hoffnung geht es in zwei anderen Artikeln. Die Palliativmedizinerin Claudia Bausewein spricht davon, wie man auch im Angesicht des Todes die Hoffnung nicht aufgibt.
Und wir waren beim berühmten Paartherapeuten Erik Hegmann. Das Paar, dem er hilft, eine Frau und ihr Smartphone. Eine kostenlose Probeausgabe können Sie bestellen unter zeit.de slash wissen-podcast. Und wir freuen uns über Ihr Feedback und Ihre Kritik. Am besten erreichen Sie uns unter podcast-wissen.de. Ich bin Hella Kemper und wir hören uns bald wieder.