We're sunsetting PodQuest on 2025-07-28. Thank you for your support!
Export Podcast Subscriptions
cover of episode E wie einfach – dieses Haus soll gegen die Wohnungskrise helfen

E wie einfach – dieses Haus soll gegen die Wohnungskrise helfen

2025/6/22
logo of podcast ZEIT WISSEN. Woher weißt Du das?

ZEIT WISSEN. Woher weißt Du das?

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
A
Anne-Kathrin Barke
C
Chris Neuburger
D
David Grodon
E
Elisabeth Endres
F
Florian Nagler
H
Hella Kemper
K
Klaus Hiltl
M
Max Rauner
N
Noah Hildebrandt
Topics
Hella Kemper: 我主要负责提问,引导讨论方向,并对嘉宾的观点进行总结和评价。我关注E型建筑是否真的能降低建筑成本,以及如何在保证居住舒适度的前提下简化建筑流程。 Max Rauner: 作为记者,我深入调查了E型建筑的试点项目,并采访了建筑师、施工经理和相关专家。我认为E型建筑的核心在于打破传统建筑规范的束缚,通过简化设计和施工流程来降低成本,同时又不牺牲必要的安全和舒适性。我强调了德国建筑规范的过度复杂化,以及E型建筑在推动建筑创新和解决住房危机方面的潜力。 Klaus Hiltl: 作为施工经理,我亲身经历了建筑规范的日益复杂化,以及由此带来的成本增加。我认为许多规范是为了追求过度的舒适性,而忽略了实际需求。我主张在保证基本功能的前提下,简化建筑设计和施工流程,以降低成本。 Chris Neuburger: 作为建筑师,我积极尝试E型建筑的理念,并在实践中发现,许多规范是可以被打破的,而不会影响居住质量。我强调了在设计中减少不必要的元素,如过多的插座,以降低成本和提高效率。 David Grodon: 作为建筑师,我参与了E型建筑的试点项目,并在实践中遇到了来自建筑当局的阻力。我认为建筑当局应该更加灵活,允许建筑师在保证安全的前提下,尝试新的设计理念和施工方法。 Florian Nagler: 作为简单建筑的先驱,我通过建造研究型房屋来验证E型建筑的理念。我认为E型建筑是一种更明智的选择,它允许人们在满足基本需求的前提下,将更多的资金用于其他方面,如美学设计。 Elisabeth Endres: 作为建筑师和学者,我从科学的角度支持E型建筑的发展。我认为E型建筑的关键在于改变人们的观念,让他们相信省略不必要的元素并不意味着质量的损失。我希望通过试点项目来推广E型建筑的理念,并鼓励更多的人尝试这种新的建筑方式。

Deep Dive

Chapters
Das Pilotprojekt "Gebäudetyp E" in Bayern zeigt, wie man durch weniger Luxus, Technik und Kosten bezahlbaren Wohnraum schaffen kann. Architekten und Politiker arbeiten zusammen, um Normen zu hinterfragen und einfachere Bauweisen zu ermöglichen, was zu erheblichen Kosteneinsparungen führen kann.
  • Pilotprojekt "Gebäudetyp E" in Ingolstadt mit 15 Wohnungen
  • Vereinfachung des Bauprozesses durch Weglassen von Komfortnormen
  • Kostensenkung durch Reduktion von Steckdosen, komplexen Heizungsinstallationen und übermäßigen Schallschutzmaßnahmen
  • Bundesregierung plant gesetzliche Absicherung des einfachen Bauens

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Woher weißt du das? Der Zeitwissen-Podcast. Herzlich willkommen. Ich bin Hella Kemper vom Zeitwissen-Magazin. Heute besuchen wir zwei Orte, die Hoffnung machen. Hoffnung, dass die Mieten und Baukosten in Deutschland nicht weiter steigen wie bisher, dass sie vielleicht sogar sinken. Hoffnung auf bezahlbaren Wohnraum, egal ob man zur Miete wohnt oder ein Haus bauen will. Was ist da jetzt anders an dem Haus? Mein

Mein Kollege Max Rauner war auf einer besonderen Baustelle unterwegs. Jetzt sitzt Max Rauner neben mir im Podcaststudio. Hallo Max. Hi, hello. Max, wo ist diese Baustelle, auf der du warst und was ist da so besonders?

Ja, die Baustelle befindet sich am Stadtrand von Ingolstadt. Da baut die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft GWG ein dreistöckiges Haus mit 15 Wohnungen. Das ist erstmal nicht so ungewöhnlich, aber dieses Haus ist eines von 19 Pilotprojekten in Bayern, die das Bauen einfacher und günstiger machen sollen, auch in anderen Bundesländern. Gebäudetyp E heißt diese neue Bauphilosophie. Und das E steht für einfach?

Einfach, manche sagen für experimentell, manche sagen auch ewig ehrlich, weil die Häuser keine kompliziert aufgebauten Außenwände mehr haben sollen, sondern die sind entweder aus dickem Beton oder aus Dämmziegelsteinen oder aus Holz. Und sieht man das dem Haus in Ingolstadt von außen an?

Ja.

Wir stehen da im Rohbau im Badezimmer einer Wohnung. Da ist der Anschluss für die Waschmaschine vorgesehen. Der Bauleiter Klaus Hiltl zeigt mir einen Schlitz im Mauerwerk.

Normalerweise, also nach deutscher Industrienorm, müsste man die Wand dicker machen, damit man im Nachbarzimmer nichts hört. Genau.

Also das heißt ja, dass die Wände dann dünner sind und es hellhöriger wird in den Wohnungen. Und das will man als Mieter ja eigentlich nicht. Ja, einerseits stimmt das. Schallschutz klingt erstmal super, das wollen wir alle haben. Aber es geht hier um den Schallschutz zum Nachbarzimmer derselben Wohnung. Also solange du deine Waschmaschine nicht mitten in der Nacht anmachst und nebenan schlafen möchtest, ist das überhaupt kein Problem.

Es gibt in diesem Haus immer noch den Mindestschallschutz, aber nicht den allerhöchsten Luxusschallschutz, bei dem du schallisoliert in der Wohnung sitzt, wie in unserem Studio hier. Hier ist noch ein Beispiel. Früher hat man, ich sage jetzt bloß eine Elektroleitung, hat man eine Elektroleitung im Putz neu gelegt.

Heute verboten, darf man nicht mehr. Muss in einem Leerrohr liegen und muss eingestimmt werden und muss und muss und muss. Und das ist natürlich alles, was das verteuert hat. Klaus Hiltl ist seit 30 Jahren selbstständiger Bauleiter und er hat beobachtet, wie neue Vorschriften in dieser Zeit das Bauen immer komplizierter gemacht haben. Früher ist man mit einem Bodenaufbau mit 14 Zentimeter zurechtgekommen. Heute muss man mindestens 16 bis 18 haben, damit man die ganzen Kreuzungspunkte in den Griff kriegt. Kreuzungspunkte?

Entschuldigung vor der Technik. Heizleitung mit Elektro und so weiter. Heizleitungen oder Heizungsrohre, auch so ein Thema? Die Heizleitungen werden mit 100% isoliert.

Für mich, ja, ich weiß nicht, ob ich das so sagen darf, ein völliger Schmarrn. Ich brauche ja sowieso die Heizleistung in den Raum. Ja, dann lasse ich es halt raus. Also wenn ein Heizungsrohr durchs Wohnzimmer zum Heizkörper läuft, warum soll man es dann isolieren? Das warme Rohr wirkt ja auch wie ein kleiner Heizkörper. Ja, ich habe zum Beispiel in meiner Wohnung auch Rohre, die durch den Flur laufen und die heizen den Flur wunderbar auf.

Ja, wir haben zum Beispiel Heizungsrohre, die vom Erdgeschoss in den zweiten Stock laufen. Wir wohnen dazwischen und gut, die über uns zahlen die Rechnung. Wir haben die Teil der Heizleistung. Das ist natürlich jetzt auch nicht Sinn der Sache. Da würde ich auch sagen, komm, die sollte man jetzt eigentlich isolieren.

Also er meint, dass die Deutschen extrem vorsichtig sind?

Er meint, dass wir perfektionistisch und technikverliebt sind, dass wir in Deutschland das Bauen überfrachtet haben mit Vorschriften, Normen, Richtlinien und mit Technik. Regelungstechnik, automatisch öffnende Fenster, Lüftungsautomatik und zu allem die passenden Normen. In Deutschland gelten inzwischen rund 3900 Normen fürs Bauen.

DIN 18015 zum Beispiel empfiehlt eine Mindestanzahl an Steckdosen pro Zimmer. Jede Drei-Zimmer-Wohnung hat im Schnitt 47 Steckdosen. Können wir da nicht runter? Wir haben bei einem anderen Projekt bis aufs Messer gestritten mit dem Auftraggeber, das war die Stadt.

und dem Elektroplaner, also wie viele Steckdosen man weglassen kann. Das ist Chris Neuburger, der leitet das Architekturbüro N, B und M in Ingolstadt. Und er hat zusammen mit David Grodon das Haus entworfen, das wir uns da angeschaut haben. Und dann habe ich irgendwann entschieden, wir lassen 20 Steckdosen in diesem Gebäude mindestens weg und ich übernehme die Verantwortung, weil sonst macht es ja keiner. Und bis dato, das Gebäude ist seit über einem Jahr in Betrieb, es war nie Thema, dass da eine Steckdose fehlen würde, gar nicht.

Wenn man all diese Sachen für sich nimmt, dann sieht das aus wie Kleinkram. Steckdosen, Heizungsrohre, die Bodendicke, die Elektroleitung, das ist alles für sich vielleicht nicht so teuer, aber es läppert sich. Pro Steckdose hat man da 60, 70 Euro netto inklusive Arbeitsleistung anzusetzen, erstens. Und zweitens, wo eine Steckdose in der Leichtbauwand, da habe ich ein Schallschutzproblem.

Zwischen den Räumen. Drittens, wenn sie alle nicht gebraucht werden, dann kann man sie auch vielleicht so ein Stück weit aus gestalterischen Gründen weglassen. Ich muss ja nicht jeden Raum überinstrumentalisieren mit Plastik.

Okay, das mit den Steckdosen macht irgendwie Sinn, aber die Normen, die haben ja auch was Gutes. Die sorgen halt einfach dafür, dass gewisse Standards eingehalten werden. Und wenn sich jetzt Architekturbüros nicht mehr an die Normen halten würden, herrscht dann nicht das totale Chaos? Man muss hier unterscheiden zwischen Normen, die der Sicherheit dienen, also zum Brandschutz zum Beispiel oder die für die Statik da sind. Die will niemand antasten. Aber die allermeisten Baunormen, das sind so 80 bis 90 Prozent,

dienen als Empfehlungen für höheren Komfort. Das Problem ist, wenn Neubauten von diesen Komfortnormen abweichen, dann stufen Gerichte das im Streitfall oft als einen Mangel ein. Und das machen sich dann Pfennigfuchser zunutze. Oder es gibt Bauherren oder Käufer, Kaufinteressenten, die sagen,

sich eine Wohnung kaufen. Eigentlich kaufen sie sich erst mal einen Grundriss. Das Haus steht ja noch nicht, muss ja vorfinanziert sein. Und die erscheinen dann zu so einem Termin, wie wir ihn heute haben, auf so einem Boden mit zwei Glasmurmeln. Legen die auf den Boden und wenn die Murmel rollt, kommt der erste Mangel oder drohen sie mit der ersten Klage.

Also ehrlich gesagt, mir wäre das egal. Hauptsache der Herd steht am Ende irgendwie halbwegs eben. Ja, wenn du jetzt eine Million ausgegeben hast für eine schöne Wohnung, dann willst du vielleicht, dass die perfekt ist. Ich weiß es nicht. Das Problem liegt manchmal aber auch bei den Baubehörden. Die verstecken sich oft hinter den Vorschriften. Sogar bei dem Pilotprojekt in Ingolstadt, das ja vom Freistaat Bayern explizit unterstützt wird. Der Architekt David Grodon hat mir das im Treppenhaus gezeigt. Also für die DIN 18040-1.

Barrierefreiheit zu erreichen, brauchen wir in so einem Treppenhaus einen zweiten Handlauf.

damit jemand, der schlecht zu Fuß ist, sich gegebenenfalls beidseitig einhalten kann. Obwohl wir hier auch den Komfort haben, einen Aufzug zu haben. Und auf die Rückfrage bei der Regierung Oberbayern kam halt, da legen Sie schon Wert drauf, den hätten Sie schon gerne. Der Handlauf kostet nicht die Welt, aber darum geht es nicht. Wir suchen ja Sachen, was man weglassen kann. Genauso wie die Steckdose. Die Steckdose per se ...

eine mehr oder weniger Ursprüngliche. Aber da geht es um das Prinzip. Okay, nochmal zusammengefasst. Haus E ist kein bestimmtes Gebäude wie ein Plattenbau oder ein Reihenhaus.

Und es besteht auch nicht aus vorgeschriebenen Materialien, sondern es ist eher eine neue Philosophie des Bauens. Do it simple. Ja, es geht darum, das Bauen einfacher und sparsamer zu machen. Die Normen, die nur dem Komfort dienen, sollen ignoriert werden dürfen, ohne dass die Gerichte das gleich als Baumangel bewerten. Das wäre, glaube ich, das Allerwichtigste an dem Gebäudetyp E, dass man wieder mehr Möglichkeiten hat, Dinge zu entwickeln,

Zu hinterfragen, einfacher zu machen, ohne dass man ständig sozusagen mit einem Bein im Gefängnis steht. Das ist der Architekt Florian Nagler, Professor an der TU München und er ist der Pionier des einfachen Bauerns in Deutschland. Er hat mehrere Forschungshäuser mit Mietwohnungen nach diesem Prinzip gebaut und damit hat er einen Nerv getroffen bei den Architekturbüros und auch in der Politik.

Die Bundesregierung hat in den Koalitionsvertrag geschrieben, dass sie die rechtlichen Voraussetzungen für Gebäudetyp E schaffen will. Also das ist ja sowieso ein grandioser Verlauf gewesen, den der Gebäudetyp E da genommen hat, weil ich glaube, vor

Drei Jahre waren wir zum ersten Mal im Bayerischen Landtag und haben den Gebäudetyp E vorgestellt. Und dann haben wir alle das eigentlich bis auf die AfD für sinnvoll erachtet. Und in der Zeit, jetzt in den drei Jahren, ist das bis in die Bundesgesetzgebung, bekommt das Funde eigentlich ziemlich schnell.

Natürlich darfst du auch weiterhin ein Haus mit allem Technik-Schnickschnack bauen, das ist nicht verboten, aber du kannst eben auch darauf verzichten. Das müssen Bauherr, Mietparteien, Käufer dann im Vertrag festhalten. Florian Nagler hat sein Architekturbüro in München auch nach diesen Prinzipien gebaut, hat auch einiges weggelassen. Da ist unten das Büro und oben eine Wohnung und alles ist aus Holz.

Also wenn jemand für sich entscheidet, ich brauche das nicht, mir reicht die Decke so wie sie hier gebaut ist und gebe mein Geld lieber für etwas anderes aus, vielleicht für Schönheit auch, weil da hat man viel mehr davon als vom perfekten Schallschutz, glaube ich, dann ist das halt eine freie Entscheidung, aber man ist einfach nicht so gegängelt durch die ganzen Vorschriften. Und es gibt viele, die für sich selber schon erkannt haben, dass sie mit weniger vielleicht sogar

zufriedener oder glücklicher sind und dass man sich bei der Gelegenheit einen Haufen Geld sparen kann. Und dann sollte man das zulassen. Und das ist die Idee beim Gebäudetyp E. Da zwitschern auch gleich die Vögel im Hintergrund. Wann kann ich denn in ein Haus E einziehen?

Wenn du in Bad Aibling wohnst, im bayerischen Bad Aibling, dann sofort, da stehen die vier Forschungshäuser von Florian Nagler, da wohnen allerdings schon Leute drin. Das Haus in Ingolstadt soll im November fertig werden. Aber auch andere Bundesländer experimentieren mit dem einfachen Bauen. In Hamburg ist das unter dem Label Hamburg-Standard bekannt. Immerhin hat die neue Regierung sich das Thema zu eigen gemacht und

Alle, die jetzt Häuser bauen, können die Haus-E-Philosophie aber schon sofort umsetzen. Die müssen nicht auf das Gesetz warten. Das sagt die Architektin Elisabeth Endres von der TU Braunschweig. Ich erwarte mir eigentlich, dass irgendwann der Mut so groß wird, was wegzulassen und nicht mehr die Angst vorm Weglassen da ist.

Elisabeth Endres begleitet die Pilotprojekte in Bayern wissenschaftlich. Sie ist in diesem Jahr Mitkuratorin des Deutschen Pavillons der Architekturbiennale in Venedig. Und sie ist auch eine der Pionierinnen im einfachen Bauen. Menschen müssen es irgendwie

anfassen können, habe ich das Gefühl. Begreifen, damit es weiterkommt, um sich zu trauen. Und deswegen erhoffe ich mir von diesen Pilotbäumen, Gebäudetyp B, dass die umgesetzt werden und dass die mit gutem Beispiel vorangehen, dass dieses Weglassen nicht mit Qualitätsverlust konnotiert ist. Dass man aus freien Stücken sagt, ich brauche das nicht. Ich war in dem Haus, ich habe mir das angeguckt, ich brauche das nicht.

Allen Skeptikern, die befürchten, dass Haus E kein richtiges Haus ist mit genügend Wohnkomfort, empfehle ich Max Rauners Artikel im aktuellen Zeitwissen Magazin. Da sehen Sie auch Fotos von Pilotprojekten, die zeigen, wie eine einfache und zugleich ästhetisch ansprechende Architektur aussehen kann. Also ich jedenfalls würde sofort einziehen, Max.

Schön. Danke, dass du hier warst. Sehr gerne. Wie schaffen wir mehr bezahlbaren Wohnraum? Man kann mehr Häuser und Wohnungen bauen oder das, was vorhanden ist an Gebäuden, verändern. Also ein bestehendes Gebäude um- oder ausbauen. In vielen Städten stehen Bürogebäude leer oder auch Parkhäuser. Könnte man die nicht umnutzen und Wohnungen aus ihnen machen?

Unser Autor Noah Hildebrandt hat ein Parkhaus in bester Immobilienlage gefunden, in dem bald Menschen wohnen sollen. Hallo Noah. Hallo Hella. Genau, ich war hier in der Nähe der Hamburger Zeitredaktion beim Gröninger Hof. Der liegt gegenüber der Speicherstadt, einem der Wahrzeichen Hamburgs und Weltkulturerbe.

Und der Gröninger Hof ist ein Parkhaus. Und ziemlich heruntergekommen obendrein und deswegen soll es umgebaut werden. Zu Wohnungen. Genau. 90 Wohnungen sollen dort entstehen in verschiedenen Größen für ein bis sechs Personen und in verschiedenen Mietklassen. Also das würde ja heißen, dass es unterschiedliche Quadratmeterpreise gibt. Ja.

Ja, die Mietpreise sind flexibel, aber nicht nach dem Standard der Mietwohnung bemessen, sondern nach dem Einkommen der Mietenden. Die Mieterschaft soll nämlich heterogen sein und auch die Nutzung. Es sollen auch Geschäfte entstehen, Gemeinschaftsflächen gebaut werden und eine Dachterrasse auf dem Gebäude sein. Wir wollen einen bunten Stadtbaustein schaffen, der Wohnen, Arbeiten, Kultur und Gewerbe vereint und Leben in die Altstadt zurückbringt. Anne-Kathrin Barke ist Architektin und eine der beiden Vorstände der Gröninger Hofgenossenschaft. Und die hat mich in dem alten Parkhaus ein bisschen herumgeführt.

Und unten im Erdgeschoss von dem Parkhaus ist auch noch eine alte Autowerkstatt mit roten und weißen Fliesen. Und wenn man da drin steht, ist es schon eine Zeitreise zurück in die 80er Jahre. Und soll dieses 80er Jahre Flair erhalten bleiben? Eigentlich nicht.

Eigentlich wäre das der Plan, aber leider geht das nicht. Die alte Werkstatt unten samt der Fliesen wird leider abgerissen. Und wie wird aus dem Haus für Autos dann ein Haus für Menschen? Also als erstes mussten natürlich die Autos rausfahren, die noch drinstehen. Das ist da jetzt schon passiert. Und alte Parkhäuser sind meistens aus sehr dickem Beton, weil sie halt fürs Parken von Autos gedacht sind. Und deswegen muss dieser Beton sehr viel Gewicht tragen können. Die Herausforderung besteht darin, dass der Beton über die Jahre korrodiert ist durch die Tausalze, die die einbringt.

Autos in das Parkhaus getragen haben. Und architektonisch ist eine Herausforderung auch, dass das Parkhaus sehr tief ist und kein Sonnenlicht hat, weil das für Autos nicht nötig war und Wohnen ganz anders organisiert ist. Sachverständige haben dann den Beton des Gröninger Hofs untersucht und das ernüchternde Ergebnis war, der Beton ist porös.

Klingt so, als ob man das sanieren müsste. Genau, man müsste es sanieren, aber das geht leider auch nicht komplett, das wäre nämlich viel zu teuer. Tatsächlich wird einiges abgerissen, aber die Rückwand und das Fundament des Parkhauses können stehen bleiben. Die Umweltbilanz ist natürlich nicht so schön, wie wir sie uns gewünscht hätten. Allein dadurch, dass wir die Fundamente und die Rückwand erhalten können,

wird etwa 40 Prozent CO2 gespart im Vergleich zu einem herkömmlichen Komplettabriss und Neubau. Also selbst wenn man nur ein bisschen erhalten kann, macht es doch eine große Wirkung.

Wäre es nicht viel einfacher, ein leerstehendes Bürogebäude umzubauen und nicht ein Parkhaus? Dazu wird gerade sehr viel geforscht. Auch weil während der Corona-Pandemie und in der Folge dessen immer mehr Leute im Homeoffice arbeiten und deswegen viele Unternehmen ihre Büroflächen reduzieren können. Die Nachfrage nach Büros soll bis 2030 sogar um bis zu 12 Prozent sinken. Und im Gegensatz zu Parkhäusern haben Bürogebäude dann beispielsweise auch schon Fenster und sind ähnlich hell wie Wohnhäuser und auch besser gedämmt. Ihr Nachteil ist aber, sie liegen sehr häufig in Industriegebieten.

Okay, lass uns mal ein Gedankenspiel machen. Wenn wir in Deutschland alle leerstehenden Büros umbauen würden, wie viele Wohnungen könnten so entstehen? Das muss gar kein Gedankenspiel sein, denn das IFO-Institut hat das tatsächlich für die sieben größten deutschen Städte ausgerechnet. Dort sehen sie ein Potenzial für 60.000 neue Wohnungen für knapp 100.000 Menschen. Und sie rechnen damit einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von ungefähr 80 Quadratmetern. Laut Koalitionsvertrag sollen jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen in Deutschland entstehen.

Und wenn 60.000 aus Büroumbauten schon mal dabei wären, das wäre immerhin ungefähr ein Siebtel, ist das schon mal ein Anfang. Ja genau und das sind ja auch nur die sieben größten deutschen Städte. Und laut des IFO-Instituts sind sogar 180.000 Wohnungen in diesen sieben deutschen Städten denkbar. Das Problem dabei ist aber, nur ein Drittel der leerstehenden Bürogebäude sind auch für den Umbau wirklich geeignet, sagt das IFO-Institut. Warum?

Der Umbau kostet einfach zu viel. Die Investoren haben dann leider kein Interesse an einem solchen Projekt, in das sie so viel reinbuttern müssen und am Ende keinen Profit damit machen können. Welche Big Points gibt es denn beim Umbau von Büro zu Wohnung? Auf jeden Fall Toiletten in jeder Wohnung und nicht nur ein paar pro Etage. Und meistens auch neue Wände mit besserem Schallschutz und einer verbesserten Wärmedämmung. Und außerdem brauchst du auch ein neues Brandschutzkonzept. Die Statik muss neu berechnet werden und all das ist natürlich ziemlich teuer und schreckt deswegen private Investoren ab.

Und wer will schon in ein Industriegebiet ziehen? Das wollen die wenigsten. Und deshalb reicht es auch nicht, dass du einfach ein Bürohaus zu Wohnungen umbaust. Du musst gleichzeitig das Industriegebiet zu einem Wohnquartier entwickeln. Es braucht dafür Supermärkte, Restaurants, Arztpraxen, Kulturräume, Werkstätten oder Sportplätze und auch einfach eine gute Anbindung an den Nahverkehr. Aber das ist eine Aufgabe für die Stadt und die Kommune und halt nicht für private Investoren.

Okay, das Problem hat der Gröninger Hof jetzt ja nicht. Der liegt ja sehr zentral, in bester Lage quasi zwischen Hauptbahnhof und Elbphilharmonie. Wie hoch werden die Mieten sein? Die Mieten sollen zwischen 7 Euro und 16 Euro pro Quadratmeter liegen.

Es ist in dieser Lage weit unter dem Durchschnitt von 19 Euro Netto-Kaltmiete. Und das funktioniert auch deshalb, weil hinter dem Gröninger Hof eben eine Genossenschaft steht, die, anders als ein privater Investor zum Beispiel, nicht auf Profite aus ist. Wer da einzieht, muss Mitglied der Genossenschaft werden. Und das Projekt wird dann öffentlich gefördert, auch weil energieeffizient gebaut wird. Wir bauen 100 Prozent geförderten Wohnraum. Hier wird es keine Eigentumswohnungen geben und keine Wohnungen, die zu einem sozusagen freien Marktpreis vermietet werden.

Das schaffen wir darüber, dass wir von der Stadt mit einem großzügigen Baukredit gefördert werden. Und das schaffen wir, weil das Grundstück

auch in Hand der Stadt Hamburg bleibt und wir es für 75 Jahre pachten. Die Förderung der Wohnungen hängt dann vom Einkommen der Bewohnenden ab. Wer wenig verdient, zahlt auch weniger für die Miete. Das soll so ein bisschen den Hamburger Bevölkerungsschnitt spiegeln. Und je nach Einkommen wird dann die Wohnung ein bisschen gefördert, stark gefördert oder überhaupt nicht gefördert.

Das klingt gut. Wo ist der Haken? Der Haken ist, dass du wie bei jeder Genossenschaft Anteile kaufen musst und beim Gröninger Hof sind das gar nicht mal so wenige. Erstmal gibt es 1000 Euro Sockelbetrag, um in die Genossenschaft einzutreten und dann musst du auch noch 600 Euro pro Quadratmeter Wohnraum zahlen, den du beziehst. Das heißt zum Beispiel bei einer 50 Quadratmeter Wohnung musst du Anteile im Wert von 30.000 Euro kaufen.

Das Geld wird auf jeden Fall verzinst und du kriegst es am Ende wieder, wenn du ausziehst und deine Anteile dann verkaufst. Trotzdem musst du das Geld erstmal haben. Genau, oder halt einen Kredit aufnehmen und das kann ja auch nicht jeder Mensch. Und außerdem sind es dann auch keine Eigentumswohnungen. Eine Genossenschaft ist im Grunde eine Selbsthilfegruppe. Also alle Genossen und Genossen schmeißen Geld zusammen, um gemeinsam dieses Projekt zu stemmen. Das heißt, man kauft Anteile an der Genossenschaft zusammen.

nicht eine Wohnung. Am Ende kann man hier wohnen wie ein Mieter oder eine Mieterin, ist auch unkündbar.

Aber die Wohnung gehört dir nicht. Du kannst sie nicht vererben oder verkaufen. Du kannst damit nicht spekulieren oder Gewinn machen. Und genau das ist ja auch einer der Gründe, warum das Wohnen in Deutschland so teuer geworden ist. Weil Investoren und Immobilienfonds natürlich auf Gewinne spekulieren. Und wenn man jetzt wieder mehr genossenschaftliches Bauen hat und auch mehr umbaut, statt neu zu bauen, dann könnten die Mieten stabil bleiben oder vielleicht sogar sinken. Und nachhaltiger wäre das ja auch. Musik

Was wir nicht erklären können. Die unmögliche Kolumne von Christoph Drösser. Heute, warum fühlen wir uns in einem Holzhaus wohler als in einem Steinhaus? In deutschen Städten werden die meisten Häuser aus Stein oder Beton gebaut. In anderen Ländern, etwa in den USA, ist Holz das bevorzugte Baumaterial.

Beide Baustoffe haben ihre Vor- und Nachteile. Was ist besser fürs menschliche Wohlgefühl? Viele Menschen sagen, in einer Umgebung mit viel Holz fühle ich mich wohler, bin weniger gestresst. Ist das auf die physikalischen Eigenschaften von Holz zurückzuführen oder liegt es daran, dass Holz ein natürliches Material ist?

Es gibt einige handfeste physikalische Unterschiede zwischen Holzhäusern und Steinhäusern. Stein leitet die Wärme besser als Holz und kann erheblich mehr davon speichern. Je nach Situation kann das positive wie negative Effekte haben.

Kommt man zum Beispiel im Winter nach langer Abwesenheit zurück in eine ausgekühlte Wohnung, dann muss man im Steinhaus sehr lange heizen, um es wohlig warm zu bekommen, weil die Wände erst einmal einen großen Teil der Heizwärme schlucken und sich noch lange kalt anfühlen. In einem Holzhaus, zum Beispiel einer Skihütte, wird es dagegen schnell warm, wenn man den Ofen oder Kamin anheizt.

Steinerne Wände können von Vorteil sein, wenn es einen großen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht gibt. Dann strahlen sie in der Nacht die Wärme ab, die sie am Tag aufgesogen haben, und kühlen tagsüber. Es herrscht eine gleichmäßigere Innentemperatur. Holz dagegen kann besser mit Schwankungen der Luftfeuchtigkeit umgehen. Es nimmt Feuchtigkeit auf, wenn es schwül und feucht ist, und gibt sie bei trockener Luft ab. Stein kann das nicht.

Gute Architekten wissen, wie sie die Vor- und Nachteile der beiden Baustoffe miteinander kombinieren können. Aber dann gibt es auch noch Wirkungen von Holz, die über die rein physikalischen Eigenschaften hinausgehen. Das Stichwort heißt »biophiles Design«.

Dieser Ausdruck wurde von dem berühmten Biologen E.O. Wilson geprägt. Demnach fühlen wir uns zu lebenden Dingen hingezogen, zu Wiesen und Wäldern, zu Tieren. Ein Spaziergang im Wald kann Stress abbauen und unsere Lebensgeister wecken. Auch der Anblick von Holz in der Wohnung oder etwa in einem Krankenhaus-Wartezimmer kann unsere Psyche beeinflussen, das haben viele Studien gezeigt.

Wobei das sicherlich auch eine Frage der Dosis ist. Nicht jeder möchte, dass seine Wohnung aussieht wie eine Holzfällerhütte. Eine Studie, die ich gefunden habe, sagt, optimal ist es, wenn die Wände zu 45% mit Holz verkleidet sind.

Aber in all den Studien zum biophilen Design geht es um sichtbare Veränderungen der Räume, mit Topfpflanzen oder eben Holzpanelen. Hat das Holz darüber hinaus noch einen geheimnisvollen Effekt auf uns, der nicht mit seinen physikalischen Eigenschaften erklärbar ist? Das müsste man in einem kontrollierten Blindversuch in zwei identisch aussehenden Räumen testen, deren verkleidete Wände aus Holz bzw. Stein oder Beton sind.

Wenn dabei ein Effekt auf das Stresslevel oder das allgemeine Wohlbefinden herauskäme, dann wäre das tatsächlich ein Ergebnis, das wir mit unserem bisherigen naturwissenschaftlichen Wissen nicht erklären können.

Träumen Sie auch manchmal davon, nichts, absolut nichts zu tun? Im aktuellen Zeitwissen-Magazin schreibt unser Autor, der Philosoph Tobias Hürther, über die Weisheit der Pause. Er empfiehlt die Pause nicht nur als Phase der Regeneration. Eine Pause kann nämlich viel mehr. Sie kann sogar die Welt verändern. Wir müssen sie nur machen lassen. Am

Am 28. Juni sind wir übrigens mit unserem Podcast bei der Langen Nacht der Zeit in Hamburg. Unser Gast ist der Hirnforscher Suyo Surkadar von der Charité in Berlin. Den Link zu den Tickets stellen wir Ihnen in die Shownotes. Eine kostenlose Probeausgabe des Zeitwissen Magazins können Sie bestellen unter zeit.de slash wissen-testen.

Über Feedback und Kritik freuen wir uns. Am besten erreichen Sie uns unter podcast-wissen.de. Ich bin Hella Kemper. Bis zum nächsten Mal beim Zeitwissen Podcast.