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Bildung durch Kunst - Malen gegen die Chancen-Ungerechtigkeit

2025/2/2
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Kulturfragen

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
克劳迪娅·赛登施蒂克
卡琳·费舍尔
Topics
卡琳·费舍尔: 通过艺术和文化活动,帮助社会弱势儿童提升自信心、增强能力,并最终提高他们的冲突解决能力。Krass e.V. 的工作证明了艺术教育在促进儿童发展和社会融合方面的积极作用。该组织提供的不仅仅是艺术课程,更重要的是通过艺术活动,帮助孩子们建立自信,提升自我表达能力,并学习与他人合作。 克劳迪娅·赛登施蒂克: Krass e.V. 的创立源于我希望能为孩子们提供接触专业艺术材料和艺术家的机会,打破教育不平等。我坚信艺术是沟通的桥梁,能够打开孩子的心扉,让他们在创作过程中表达自己。通过艺术活动,孩子们不仅能学习艺术技能,更重要的是能获得自信,提升自我价值感,并最终改变他们的人生轨迹。我们通过各种方式,例如移动艺术工作室、社区合作等,将艺术带到孩子们身边,让他们平等地获得艺术教育的机会。 我们坚持聘请专业艺术家,并与各界人士合作,确保项目的可持续发展。我们也注重艺术活动对孩子们的长期影响,并通过各种方式跟踪和评估项目效果。Krass e.V. 的成功不仅在于提供高质量的艺术教育,更在于我们对孩子们的关爱和尊重,以及我们对社会公平的承诺。 克劳迪娅·赛登施蒂克: Krass e.V. 的发展历程展现了社会企业如何通过创新模式,克服资源限制,为弱势群体提供优质服务。从最初的吉尼斯世界纪录挑战,到移动艺术工作室,再到与社区的合作,Krass e.V. 不断探索新的途径,将艺术教育带到更多孩子身边。我们通过社交媒体等平台,寻求社会支持,并与各界人士合作,共同推动艺术教育事业的发展。 我们相信,艺术教育不仅仅是技能培训,更是赋权的过程。它能帮助孩子们发现自己的潜能,提升自信心,并最终改变他们的人生轨迹。Krass e.V. 的目标是让所有孩子都能平等地获得艺术教育的机会,无论他们的背景如何。我们致力于将这一模式推广到世界各地,让更多孩子受益。

Deep Dive

Chapters
Der Name des Vereins entstand spontan aus einem Arbeitstitel. Die Gründerin Claudia Seidensticker wollte mit einem großen Mal-Event für Kinder starten, um ihnen den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Sie erkannte die Bedeutung von Kunst als Kommunikationsmittel und Vehikel zur Bildung.
  • Der Name "Krass e.V." entstand aus einem Arbeitstitel für ein großes Mal-Event.
  • Der Verein wurde 2009 gegründet.
  • Das erste Event brach einen Weltrekord im Malen.
  • Kunst wird als Kommunikationsmittel und Vehikel zur Bildung gesehen.

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Am Mikrofon ist Karin Fischer. Krass ey, ein ewig jung gebliebenes Wort, nicht nur in der Jugendsprache. Krass heißt dabei, irgendwas ist sehr cool, bewundernswert, erstaunlich, ja fast unglaublich.

Wie unsere Hörerinnen und Hörer es sich gewünscht haben, stellen wir in diesem Jahr Persönlichkeiten vor, die machen statt meckern. Und haben Krass e.V. gefunden. Ein Verein, der in Düsseldorf sitzt und Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Kunst und Kultur ermöglicht.

Kindern, die sozial benachteiligt sind und so ganz wichtige Dinge lernen. Kreativität und Ausdruck, aber auch das Spielerische und den Spaß und alles zusammen macht dann mehr Selbstbewusstsein, bedeutet Empowerment und letztlich vielleicht auch mehr Konfliktfähigkeit.

Wie das alles geht, erklärt uns Claudia Seidensticker, die den Verein 2009 gegründet hat. Sie ist selbst bildende Künstlerin, wurde für ihr Engagement mit vielen Preisen überhäuft, unter anderem mit dem Landesverdienstorden Nordrhein-Westfalen. Und sie erhielt zuletzt im Dezember 2024 den Jugendkulturpreis der Sparkassenkulturstiftung Rheinland. Herzlich willkommen, Frau Seidensticker. Hallo, Frau Fischer.

Was verbinden Sie denn mit dem Namen des Vereins? Was drückt er für Sie aus? Ursprünglich, als wir uns das erste Mal mit den Ehrenamtlichen getroffen haben, wollten wir das erste Event, also wo 500 Kinder 1000 Leinwände mit 60 Liter Farbe bemalt haben,

Und wir haben gesagt, okay, wir suchen jetzt einen Arbeitstitel. Und dann habe ich gesagt, Kinderriesenatelier Super Samstag. Okay. Und die Manager. Das geht nicht in eine Zeile, haben sie gesagt. Das geht nicht. Und die haben gesagt, nein, das ist viel zu lang. Und dann sagte eine von den Mitgründern, schau mal, wenn man die Buchstaben nimmt, dann erscheint dann krass. Und seitdem haben wir den Namen krass benutzt.

Dann erzählen Sie bitte doch sofort von dieser Aktion, mit der Sie tatsächlich eigentlich angefangen haben und ins Guinness Buch der Rekorde gekommen sind. Das war glaube ich noch vor 2009, noch vor der Vereinsgründung. Genau, 2008 war das.

Also alleine durch die Tatsache, dass ich selbst Mutter bin und auch viele Kinderkurse gemacht habe und die Kinder immer voller Stolz so die Malerin bewundern und die können sich das gar nicht vorstellen, dass man den ganzen Tag malt und nichts anderes arbeitet, in Anführungsstrichen, für Geld.

Habe ich gedacht, okay, ich würde gerne ein Event organisieren für Kinder, die mit echten Künstlern zusammenkommen, die mit echter Künstlerfarbe arbeiten, echte Künstlerpinsel und Leinwände, weil das kannten viele Kinder auch noch nicht. Ja, und dann habe ich eben Mitstreiter gefunden, seinerzeit noch über andere Plattformen, über Xing zum Beispiel und habe da halt gearbeitet.

einen Statusbericht gemacht und habe gesagt, ich suche ein Zelt für tausend Kinder. Da haben sich dann etliche Leute gemeldet und haben gesagt, wofür brauchst du denn ein Zelt für tausend Kinder? Und dann habe ich dann halt meinen Wunsch geäußert und

Ja, dann haben wir uns getroffen und haben diesen Schlachtplan mehr oder weniger ausgearbeitet und haben dann so ein altes Straßenbahndepot gefunden, wo Straßenbahnen schlafen, wenn die nachts nicht fahren. Und in diesem Straßenbahndepot, was riesig groß war und wunderschön von der Architektur, da haben wir eben Tische aufgebaut, haben seinerzeit noch die Leinwand selbst genäht, weil wir hatten nicht so viel Budget.

Und wir sind dann wirklich zu einem türkischen Schneider gefahren, haben Kotten gekauft, haben die aneinander genäht. Und wir hatten da schon 20, 30, 40 Ehrenamtliche, die das mit vorbereitet haben. Finally haben wir an einem Tag...

den Weltrekord gebrochen, weil ich habe mir das ausgesucht, weil die Kinder sollten auch irgendeinen Preis dafür erhalten und Kinder lieben ja die Guinness Weltrekorde. Und somit haben wir 60 Meter Leinwand bemalt mit über 500 Kindern und über 130 ehrenamtlichen Helfern, unter denen eben viele, viele bildende Künstler waren.

Also so hat es angefangen und jetzt aber nochmal an Sie, Frau Seidensticker, die Frage, warum Kunst? Was ist das Besondere an gerade dieser Aktivität oder Ausdrucksweise, auch für Sie? Weil ich aus Erfahrung wusste, dass Kinder ihre Herzen öffnen, nicht nur ihre Farbtöpfe. Dass es besonders wichtig ist, den Kontakt zu den Kindern während des Malens zu haben, weil die Kinder erzählen dann so viel und sind so enthusiastisch und

wollen einfach auch die Aufmerksamkeit. Die kriegen die nicht in der Schule oder teilweise auch nicht zu Hause. Darum war es für mich eben wichtig, bildende Kunst zu nehmen als Kommunikationsmittel. Mehr oder weniger ist die Kunst ein Vehikel

um Bildung zu vermitteln. Und wie war das, als Sie angefangen haben? Also Sie haben jetzt schon davon erzählt, Sie haben eigene Kinder. Die anderen Kinder haben eigentlich keinen Zugang zu Kunst oder Bildung. Was haben Sie vermisst? Was hat gefehlt? Wogegen wollten Sie sozusagen gesellschaftlich angehen auch womöglich? Oder wofür wollten Sie kämpfen mit Ihrer Initiative?

Ich wollte dafür kämpfen, dass die kulturelle Bildung für jedes Kind kostenlos zur Verfügung steht. Und das ist leider nicht so. Es geht ja nicht nur um Malerei, sondern auch andere Genres. Die Kinder, die aus den Verhältnissen kommen, also aus den sogenannten sozioökonomisch schwachen Familien, die haben keine Möglichkeit, Blockflöte zu lernen, weil das kostet 85 Euro im Monat. Da haben die Eltern kein Geld für. Das war wichtig für mich.

dass auch die minderbemittelten Kinder mal die Möglichkeit haben, Klavier zu lernen oder Blockflöte oder an einer Kunstklasse teilzunehmen. Einmal in der Woche in ein Künstleratelier gehen und mit der Künstlerin malen und

Das war für mich das Wichtigste. Also dann als erstes, nachdem Sie den Verein gegründet haben, wenn ich es richtig verstanden habe, haben Sie mit dem Fahrrad in Düsseldorf Spielplätze gespottet, um da so eine Art Mal-Workshop auf die Beine zu stellen. Und dann gab es irgendwann den Bus, den Sie zum Atelier umfunktioniert hatten. Genau, genau.

Nachdem ich dann den Verein gegründet hatte und wir auch eine kostenlose Location bekamen und ein tolles Kinderatelier eingerichtet haben in einem Brennpunktstandort,

haben wir dann gemerkt, dass die Kinder nicht kommen. Die Kinder kamen nicht zu uns. Erstens, weil sie sich vielleicht auch geschämt haben, in ein kostenloses Malatelier zu gehen oder weil sie nicht die Initiative ergriffen haben, von A nach B zu gehen. Und sie wussten es ja auch nicht. Und ich habe mir dann gedacht, okay, wie kann ich denn das tolle Angebot, was ich jetzt habe und ich habe auch die nötigen Ressourcen und das Budget, wie kann ich das denn kommunizieren bei den Kindern? Und dann habe ich gedacht, ich muss dahin, wo die Kinder sind.

Und dann bin ich wirklich rumgefahren, habe mir die Spielplätze angeguckt und habe auch da Kinder gefragt. Und letztendlich habe ich dann 2011 noch seinerzeit ein geliehenes Fahrzeug bekommen vom Jugendamt der Stadt Düsseldorf. Und dann haben wir die Spielplätze besucht. Und was eben wichtig ist, auch noch für mich war, dass...

Unsere Maxime ist eben, die Künstler werden bezahlt, Ehrenamtliche unterstützen die Arbeit, weil die Kommunikation wichtig ist, nicht das gemalte Bild am Ende des Workshops, sondern die Kommunikation während des Malens. Und wir hatten nur das Budget für eine akademisch ausgebildete Künstlerin, die wir auch gut bezahlt haben, was es war mir auch noch wichtig.

Und die zwei, drei Ehrenamtliche haben die Arbeit unterstützt. Das waren Marketingleute, das waren Schreinerinnen, das waren Unternehmenskommunikationsleute, die einfach selber ihren Sinn dann auch verwirklichen konnten in den zwei Stunden, wo wir auf dem Spielplatz waren.

Vielleicht nochmal einen Schritt zurück, Frau Seidensticker. Darf man das denn einfach auch für die anderen Hörerinnen und Hörer, die jetzt vielleicht gerade ins Machen kommen wollen? Darf man so eine Initiative einfach machen? Als ich mit dem Fahrrad rumfuhr und mir die Spielplätze ausgesucht habe, habe ich mich natürlich auch erkundigt. Gibt es da vielleicht eine Gesetzeslage? Darf ich überhaupt mit so einem Bus auf den Spielplatz? Teilweise waren die ja auch verschlossen.

Ja, nach vielen Recherchen habe ich dann erfahren, dass das Gartenamt der jeweiligen Stadt immer dafür verantwortlich ist. Und da musste ich einen Antrag ausfüllen, 13 Seiten, musste begründen, warum ich das machen will und musste dann einen bestimmten Geldbetrag bezahlen, damit ich auf den Spielplatz fahren darf.

War denn Ihr Angang dann erfolgreich? Ich wollte noch mal zurück auf die Frage, wer zu Ihnen kommt, wie Sie die Kinder und Jugendlichen erreicht haben. Ich kann mir auch vorstellen, dass es so eine Art Scheu gibt, jetzt nun auf gerade diese Art und Weise Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, dass vielleicht auch Jungs das gar nicht so gerne machen. Wer kommt vielleicht auch nicht? Ja, ich habe sofort gemerkt, die erste Stunde, die wir da auf dem Spielplatz verbracht haben mit unseren Jungs,

Also wir haben ein kleines fahrendes Atelier und wir bauen Tische auf und tolle Kunstmaterialien. Und während des Aufbaus kommen die Kinder schon angerannt. Was machst du da? Kann ich helfen? Die Kinder nehmen das sofort an, auch die Jungs. Es ist nicht so, dass wir nur Mädchen am Tisch sitzen haben. Es ist wirklich auch bei den Jungs angekommen und ich habe sofort gemerkt, dass...

Das den Kindern gefällt. Die haben sich an die Tische gesetzt, haben gewartet. Die Künstlerinnen und die Ehrenamtlichen kamen gar nicht nach, die Blätter abzureißen, die die Kinder brauchten, um kreativ zu werden. Wir hatten natürlich auch tolle Pinsel und tolle Wasserfarben und tolle Gouache-Farben. Das fanden die einfach super spannend. Und wir hatten teilweise nicht genug Platz. Teilweise saßen die Kinder auch noch auf dem Boden und haben am Boden gemalt.

Und danach hat sich die Idee ja auch fortentwickelt oder Sie haben, der Verein hat immer wieder neue Ideen entwickelt, wie man Kinder ansprechen kann, damit sie sich ausprobieren können. Also es gibt die krassen Kids, die Rap tanzen. Es geht alles noch weit über die Kunst hinaus, was Sie jetzt anbieten. Ja, das hat sich seit 2011 so entwickelt, dass

2011 hatten wir schon insgesamt 18 Projekte, also vom Theaterspielen, übers Rappen, über Filmedrehen.

Weil ich denke, dadurch, dass ich so offen auch an die Gesellschaft gegangen bin und seinerzeit auch schon dann über die sozialen Medien, dass ich immer wieder gefragt habe, hey, könnt ihr uns einen Wasserfarbkasten geben? Die Kinder brauchen rote Farbe, wir haben nur noch braun. Die Spendenbereitschaft war einfach unglaublich, unglaublich. Dann haben wir Kameras gesucht. Wir wollten so ein Projekt mit Jugendlichen machen, die ihren Stadtteil erkunden wollten.

Und zuck hatten wir zehn Kameras, die die Leute ausgemistet haben, die sie vielleicht noch in der Schublade hatten. Und dann haben wir einen Dozierenden gesucht, der dann mit den Kindern dieses Projekt in den Herbstferien oder in den Sommerferien macht. Und was ist dabei rausgekommen? Ja, letztendlich ist dabei rausgekommen, dass die Kinder vielleicht einen eigenen Song geschrieben haben über ihren Stadtteil.

dass die gesehen haben, wenn wir den präsentiert haben, dass sie so ein stolzes Gefühl hatten. Also die 5B aus Düsseldorf-Garath hat diesen Song geschrieben und der wurde schon 10.000 Mal aufgerufen. Das macht die einfach stolz. Das gibt denen dieses Gefühl, hey, ich bin wer. Das, was ich da gemacht habe, hat einen Mehrwert.

Die Kinder fühlen dann diesen Stolz in sich. Und das macht natürlich auch wieder selbstbewusst. Ja, zum Selbstbewusstsein und zu den Geschichten, die die Kinder Ihnen erzählen und auch zur Nachhaltigkeit würde ich gerne noch eine Frage stellen. Hören Sie von den Kindern, dass Kunst oder Kultur auch später in Ihrem Leben noch eine Rolle gespielt hat? Oder ist es so dieser Spaß des Moments, der auch zählt vor allem? Nein, die Kinder...

Ich kann jetzt nicht für alle 40.000 Kinder, habe ich jetzt keine Evaluation gemacht, aber ich weiß, dass die Düsseldorfer Kinder, die wir engmaschig auch dann in anderen Gebieten gefördert haben, das heißt, wir malen ja nicht nur mit dem, sondern wir gehen auch mit den Kindern ins Museum, wir gehen ins Museum.

Wir machen andere kulturelle Sachen. Und teilweise werden die Kinder so engmaschig betreut, auch von unseren Ehrenamtlichen, dass die durch die Kunst auch inspiriert werden. Ich kann das mal anhand von einem Beispiel sagen. Führt mir gerade ein. Ein Mädchen, die besonders aufgefallen ist, da haben wir in einer Hauptschule ein Projekt gemacht. Wir haben den Schulen das ja alles kostenlos angeboten. Also wir haben die Gelder generiert und

Haben den Schulen kostenlos einen Workshop angeboten, der über ein halbes Jahr geht oder so. Und dann haben die Kinder als O-Ton nach dem Workshop-Ende gesagt, das Beste, was mir im Leben passiert ist, dass krass an unsere Schule kam und ich gemerkt habe, dass ich unheimlich gut Manga zeichnen kann.

Weil dieses Kind ist uns aufgefallen und dem Kind haben wir ein Stipendium gegeben. Das gehört ja auch zu unserem Programm. Das heißt, wir haben die Kunstschule bezahlt, die dieses Kind dreimal in der Woche betreut hat.

Und durch diese intensive künstlerische Betätigung hat dieses Kind, das war auf einer Hauptschule, muss man bedenken, die hat es dann geschafft in dem Werdegang, fünf Jahre haben wir die betreut oder sechs Jahre, in dem Werdegang hat die den Hauptschulabschluss geschafft, die hat diese Fachoberschulreife geschafft und hat an einer Fachhochschule Grafikdesign studiert.

Das heißt, die Kunst und die Begegnung mit der Kunst und dem Selbstaktivwerden war für dieses Kind ausschlaggebend. Claudia Seidensticker, die Gründerin des Düsseldorfer Vereins Krass e.V. in den Kulturfragen im Rahmen unserer Reihe Machen statt Meckern. Das ist das Motto der Deutschlandfunk Denkfabrik in diesem Jahr.

Frau Seidensticker, ich hatte den Preis, den Jugendkulturpreis der Sparkassenkulturstiftung Rheinland erwähnt. Bei dieser Preisverleihung hat Dirk Sauerborn in seiner Laudatio auf einen ganz wichtigen Punkt hingewiesen. Als ehemaliger Polizeibeamter, der auch viele Jahre im Bereich Kriminalprävention gearbeitet hat, war ihm sehr wichtig zu sagen, krass biologisch.

Bietet Orientierung, krass schafft Teilhabe, krass ist Bildung, krass wirkt präventiv. Also die Arbeit mit und an der Kunst oder Kultur trainiert auch, sagt er, zum Beispiel gewaltfreie Konfliktlösungsprozesse. Vielleicht erklären Sie diesen Zusammenhang nochmal aus Ihrer Perspektive. Starke Kinder können auch Nein sagen. Starke Kinder können auch Stopp sagen, wenn sie körperlich wehren.

Ich bin überzeugt davon, dass wenn wir Mädchen, speziell in Mädchengruppen, stark machen, diese Mädchen, die entwickeln ihre Persönlichkeit und sagen, nein, wir werden nicht mehr so stark werden.

In dem Moment merken sie, dass sie sich beschäftigen können, dass sie tanzen können, dass sie Bilder malen können. In dem Moment merken sie, dass sie Freizeitbeschäftigung haben, die sinnvoll ist und sie bewegen sich dann nicht in irgendwelchen Gefilden, die vielleicht auch mit Gewalt zu tun haben.

Also Selbstbewusstsein in einem ganz positiven Sinne. Vielleicht gucken wir nochmal in den Maschinenraum. Wir haben über Ihre Anfänge gesprochen. Was ist in Ihren Augen notwendig, wenn man so ein Projekt anfängt? Was braucht man als erstes? Worauf muss man unbedingt achten? Ja, man braucht auf jeden Fall Mitstreiterinnen, Menschen, die an die gleiche Vision glauben.

die Kinder lieben und Menschen, die auch die Welt ein bisschen besser machen wollen. Jetzt steht hinter so einem Verein ja auch nie nur eine Person, sondern ein ganzes Team von Macherinnen und Machern, die dieses Engagement auch tragen. Mit wie vielen Menschen haben Sie zusammengearbeitet oder arbeiten Sie zurzeit zusammen?

Im Moment, also das ehrenamtliche Engagement ist unglaublich. Ich habe also drei Bewerbungen von Ehrenamtlichen pro Woche, die gewillt sind, ein sinnvolles Engagement zu bieten. Insgesamt habe ich vielleicht mit 5000 Ehrenamtlichen zusammengearbeitet in verschiedenen Projekten.

Wir haben ja nicht nur in Düsseldorf, sondern wir haben auch in Hamburg und in Lüneburg Standorte, in Trier. Und die Vision und die Mission ist ja ganz klar, sodass wir einen Ansturm haben, auch von Ehrenamtlichen, die bei uns mitarbeiten wollen, weil das für sie wichtig ist.

Ja, eben sinnstiftend ist. Das heißt, wenn man so einen Verein gründen will, braucht man erstmal eine Vision und man braucht ganz viel Energie. Unglaublich viel Energie, unglaublich viel. Man muss Leute suchen aus dem Finanzbereich, aus dem Marketingbereich, aus dem Strategiebereich, weil ich konnte nichts anderes als malen und Kinder und Kunstvermittlung. Das heißt, alle Bereiche mussten abgedeckt sein und

Diese Menschen, die mit Feuer dann auch dabei sind, das sind die Menschen, die den Verein dann eben auch nach vorne bringen. Das heißt aber Vernetzung ist wahrscheinlich auch ein Schlüsselwort für solche Aktivitäten im sozialen Bereich, oder? Also wie wichtig sind Kooperationspartner für Sie und wie kriegt man die?

Das Wichtige sind Kooperationspartner. Das ist unglaublich wichtig, vor allen Dingen, um die Kinder zu erreichen. Das erreichen wir nur über die Außenkommunikation. Wir haben also ständig, ständig...

Ständig haben wir die Presse bei uns gehabt. Wir wollten also Kass auch zu einer Marke machen, sodass jeder weiß, hey, da ist mein Geld gut angelegt und die machen was Sinnvolles mit den Kindern. Und wir haben viele Dauerspender. Dieser erste Bus, der wurde uns zum Beispiel von einem Unternehmer geschenkt. Ich wollte einfach nur Wasserfarbe von dem haben. Der hat angerufen und wollte was spenden. Und finally ging der mit einem

dass er uns eine große Freude machen kann, uns einen Bus zu schenken und hat uns dann auch noch die jährlichen Unterhaltskosten, die der Bus natürlich dann auch hat. Verkaufszeug, Steuer, Benzin, Kunstmaterialien. Das macht er schon seit über 13 Jahren. Das sind die Menschen, die wir auch brauchen. Natürlich brauchen wir Leute mit Geld, Leute, die auch mitmachen,

mit ihren finanziellen Möglichkeiten die Welt ein bisschen besser machen. Ja, und jetzt ist diese Marke Krass e.V., von der Sie gerade gesprochen haben, natürlich längst bekannt über Düsseldorf hinaus. Sie haben Hamburg und Trier erwähnt. Wir müssen sagen, dass Ihre Vision auch war und ist, Kindern weltweit den Zugang zur Kunst und Kultur zu ermöglichen. Also ist es nicht nur der Düsseldorfer Süden gemeint. Es gibt bereits den Export-

von Kras e.V. in viele deutsche Städte, das habe ich gesagt, und sogar bis Shanghai und Peking? Nee, Shanghai, wir haben einen Standort in Shanghai und wir haben einen Standort in Athen und wir haben einen Standort in Kurdistan, Irak. Und zwar sind das die Multiplikatoren, die uns angesprochen haben und gesagt haben, hey, ich möchte gerne sowas machen, aber ich möchte keinen Verein gründen.

Und seinerzeit habe ich diese Leute dann getroffen und wir haben uns unterhalten und ich habe gesagt, ja dann übernimm doch einfach das Konzept. Ich habe auch ein Handbuch geschrieben, 92 Seiten lang, wo genau detailliert geschrieben wird, was braucht man, um eine NGO zu gründen oder was sind die Richtlinien, was sind die Gesetzeslagen.

Und ich habe es einfach gegeben, weil ich wollte ja weltweit den Kindern helfen. Und das gelang mir ja nur, indem ich dann eben auch skaliere. Das war 2010. Seinerzeit waren da noch nicht viele Spieler auf dem Markt. Social Franchise ist das Konzept. Das Wort habe ich heute neu gelernt. Ja, und zwar 2010 gab es die ersten Social Franchise Standorte dort.

Von Vereinen, seinerzeit war das der Hamburger Verein Wellcome. Die Gründerin habe ich angerufen und sie hat mir dann genau gesagt, an wen ich mich wenden kann, welche Auflagen sind und was ich machen muss. Unter anderem eben dieses Handbuch schreiben, den Vertrag machen, den rechtssicheren Vertrag mit dem neuen Standort und eben unsere Maxime, dass die Kinder bekunstet werden oder betanzt werden oder

in allen Projekten von akademisch ausgebildeten, professionellen Künstlern und Künstlerinnen. Das war mir wichtig. Das müssen die auch so machen. Und ja, so hat sich das eben ergeben in Shanghai. Ich bin selber 2012 nach Shanghai mit meinem Mann umgezogen. Und wir waren da Experts. Mein Mann war trotzdem viel geschäftlich unterwegs. Und ich habe dann so ein Haus gehabt und habe dann gedacht, okay, ich mache da jetzt in der ersten Etage eine kleine Malschule raus und

Und habe dann so die Mitarbeiter oder die Leute im Kiosk gefragt, hey, wo sind denn deine Kinder? Und dann haben die mir halt erzählt, dass Wanderarbeiter kein Recht auf Bildung haben in Shanghai, dass die auch kein Recht auf Gesundheit haben. Dann habe ich dann diese Kinder zusammengetrommelt und hatte dann in der ersten Etage so ein Atelier eingerichtet und war mit den Kindern im Museum, habe gesprungen.

Alles gemacht, allerdings alles auf Englisch, weil ich dachte, okay, wenn diese Kinder wenigstens schon die Sprache Englisch verstehen und sprechen und dann eine englischsprachige Putzfrau jetzt zum Beispiel werden in Shanghai, dann kriegen die 7,50 Euro und eine nicht englischsprachige Putzfrau kriegt 2,50 Euro. Darum habe ich gedacht, nee, dann machst du alles auf Englisch und habe dann auch noch einen Englischlehrer, eine chinesische Englischlehrerin gefunden, die

die mit mir dann mehr oder weniger den Standort aufgebaut hat. Wir sind dann auch in die Schulen gegangen und sind ins Ministerium gegangen. Und seinerzeit war es eben verboten, eine NGO in Shanghai zu gründen. Ich bin dann nach Hongkong geflogen, habe die dann da registriert, weil ich auch immer so auf der rechtlichen Seite sicher sein wollte. Und wir haben so vielen Kindern da Kunst vermittelt. Und so viele Kinder haben zum ersten Mal in ihrem Leben ein Museum gesehen.

Das gehört ja auch zur kulturellen Bildung dazu, dass Kinder am kulturellen Leben teilnehmen. Dass sie mal ins Zirkus gehen, dass sie mal ins Kino gehen, dass sie mal ins Museum gehen. Und Sie würden insgesamt sagen, Kunst und Kultur ist auf jeden Fall was, was Mut macht und Selbstbewusstsein und absolut lebensnotwendig ist. Auch schon für Kinder, niedrigschwellig und kostenfrei. Natürlich. Wir sagen ja, Bildung beginnt mit Kunst.

Das Erste, was ein Baby macht, wenn es ein Jahr alt ist und man dem Baby den Stift in die Hand gibt, fängt es an zu malen. Claudia Seidensticker, die Gründerin von krass e.V., danke für Ihre Erzählungen und das Mutmachen. Vielen Dank für die Einladung, Frau Fischer.

In den Kulturfragen werden wir immer mal wieder solche produktiven Projekte und Vereine vorstellen. Für heute weise ich noch hin auf die Sendung Kultur heute, gleich im Anschluss. Und mein Name ist Karin Fischer. Ich danke für Ihr Interesse.