Deutschlandfunk, Kulturfragen. Heute mit Nils Schniederjan am Mikrofon. Herzlich willkommen. Dass die Folgen des Klimawandels zunehmen, das hören wir seit Jahren immer wieder. Zunehmend kann man diese Folgen aber selbst in Deutschland am eigenen Leib spüren. Im Sommer in der Großstadt, wenn die Wohnung entweder unerträglich heiß wird oder man sie nicht mehr verlassen will, weil es draußen keinen Schatten gibt.
Oder wenn die Preise von Obst und Gemüse steigen und das entweder an einer Dürre oder einer Starkregenperiode liegt.
Und trotzdem scheint sich bei vielen derzeit ein Gefühl bereit zu machen, dass gegen den Klimawandel eigentlich nichts mehr zu machen ist. Und das ist ja auch nicht ganz an den Haaren herbeigezogen. Trump ist gleich am Tag 1 seiner zweiten Präsidentschaft wieder aus dem Klimaabkommen ausgestiegen. Die wichtigste Industrienation der Welt wird also in den nächsten vier Jahren quasi nichts gegen den Klimawandel tun.
Wie also darauf reagieren? Im Privaten sagen sich viele, egal, dann fliege ich jetzt eben wieder ohne Reue, wohin ich will und genieße das Leben, solange es eben noch geht. Und auch politisch wird immer häufiger gefordert, dass man sich weniger um Klimaschutz und mehr um Klimaanpassung kümmern sollte.
Um zu verstehen, wie das aussehen kann und inwiefern sich diese Optionen eigentlich ausschließen, habe ich die Leiterin des Zentrums Klimaanpassung, einer vom Bundesumweltministerium geförderten Einrichtung, zum Gespräch eingeladen. Hallo Andrea Fischer-Hotzel, herzlich willkommen. Dankeschön für die Einladung. Ich habe ja eben erwähnt, dass mein Eindruck ist, dass sich immer mehr das Gefühl verbreitet, es ist doch eh alles egal. Können Sie dieses Gefühl nachvollziehen?
Ich kann dieses Gefühl durchaus nachvollziehen, auch wenn ich es nicht teile, weil die Zusammenhänge zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung und auch die Wirkungszusammenhänge im Klimaschutz teilweise doch sehr abstrakt sind und für den Einzelnen schwer greifbar. Können Sie das nochmal genauer erklären, was Sie damit meinen?
Beim Klimaschutz ist es so, dass ich lokal handel, aber die Folgen davon, also die Ergebnisse, die Erfolge quasi, die sind eigentlich nur global messbar und auch das erst in der Zukunft.
Das macht es manchmal schwierig, Klimaschutz zu vermitteln. Also warum sollen wir uns jetzt Mühe geben, wenn es uns doch nicht mehr betrifft? Dabei betrifft uns ja jetzt der Klimawandel bereits. Sie hatten die Folgen des Klimawandels angesprochen und es gibt eine ganze Menge Gegenden in der Welt, denen geht es noch erheblich schlechter als uns. Bei denen geht es nicht um ein paar warme Tage oder heiße Nächte im Sommer, sondern deren Existenz ist durch den Klimawandel bedroht.
Und das heißt, diese Verbindung von dem Handeln zu den Effekten, die ist bei der Klimaanpassung eine andere als beim Klimaschutz. Da ist es konkreter spürbar, was man eigentlich leistet. Genau, bei der Klimaanpassung ist es so, ich handel lokal und ich kann lokal die Ergebnisse sehen, also vermitteln.
Wenn in einer dicht bebauten Straße Bäume zur Beschattung gepflanzt werden, dann sehe ich die Bäume sofort und die Beschattung, naja, die kann ich in den ersten Jahren vielleicht noch nicht so ganz wahrnehmen, aber immerhin schon in den, also nach einigen Jahren, wenn der Baum eben seine volle Leistungskraft entfaltet hat, dann ist sie da. Und auch sofort sehe ich einfach, der Baum steht, er kühlt bereits, er kühlt auch, wenn er noch jung ist.
und verbessert mein Lebensumfeld. Das macht die Klimaanpassung natürlich wesentlich greifbarer als den Klimaschutz, jedenfalls wenn wir im Sinne von CO2-Emissionen denken. Das müssen wir aber nicht. Ja, denn wenn wir Klimaschutz machen, was machen wir denn, wenn wir jetzt in der Kommune so baulich-technischen Klimaschutz machen? Dann
Sanieren wir Gebäude energieeffizient. Wir reduzieren den motorisierten Individualverkehr, also jedenfalls so lange, wie wir nicht versuchen, jeden Verbrenner eins zu eins durch ein Elektroauto zu ersetzen. Das ist alles Klimaschutz in der Kommune und der hat natürlich Sofort-Effekte, die ja auch im Leben der Einzelnen spürbar sind. Also in einem energieeffizienten Haus muss ich einfach weniger Geld für Strom und Wärme ausgeben.
Und in einer Stadt, in der weniger Straßenraum durch Autos in Anspruch genommen wird, kann ich mich als Person auf dem Fahrrad oder zu Fuß viel leichter bewegen. Ich habe eine geringere Feinstaubbelastung. Ich habe einfach insgesamt eine höhere Lebensqualität. Das sind Effekte des Klimaschutzes.
die sofort spürbar werden, aber natürlich ist es nicht das Ziel des Klimaschutzes. Das Ziel des Klimaschutzes ist es ja, weltweit die CO2-Emissionen zu senken und nicht die Stadt lebenswerter zu machen. Deswegen ist auch dieser Zusammenhang, sagen wir mal, etwas komplexer manchmal zu vermitteln.
Und lange haben Klimaexperten ja befürchtet, dass es ein Fehler wäre, sich jetzt zu sehr auf Klimaanpassungsmaßnahmen zu fokussieren, weil das dann den politischen Willen zum Klimaschutz schwächt. Im Sinne von, warum sollen wir denn überhaupt das Klima schützen, wenn wir uns anpassen? Haben Sie den Eindruck, das hat sich in den letzten Jahren verändert? Das hat sich definitiv geändert. Das hat sich auch inzwischen ja bei den Umweltverbänden geändert, diese Einstellung dazu.
weil einfach die Folgen des Klimawandels dazu schon zu stark spürbar sind. Also die Hitzetage und Tropennächte, die nehmen ja zu, die Durchschnittstemperaturen steigen weiter an. Das betrifft uns gerade in den Städten, in den dicht besiedelten Städten ganz massiv. Das ist spürbar für jeden Einzelnen. Die Starkregenereignisse nehmen zu und zwar sowohl an Intensität als auch an Häufigkeit, also Höhen.
2021 gab es ein Starkregenereignis, das die Medien und die Öffentlichkeit beschäftigt hat und 2024 waren es dann drei oder vier Starkregenereignisse.
Und jetzt klingt das bei Ihnen aber so, als wären Klimaschutzmaßnahmen und Klimaanpassungsmaßnahmen immer nur schön für Kommunen. Als gäbe es da gar keine Konflikte oder auch Zielkonflikte. Aber es gibt doch durchaus Maßnahmen, bei denen sich dann Klimaanpassung und Klimaschutz widersprechen, oder? Also ich denke da zum Beispiel ganz pragmatisch an Klimaanlagen, um sich vor den heißen Tagen zu schützen. Das stimmt, es gibt Maßnahmen.
Bestimmte Maßnahmen, die stellen Zielkonflikte dar. Und Klimaanlagen gehören klassischerweise dazu, auch wenn ich das gerne differenzierter sehen möchte. Inwiefern?
Naja, wir haben einen Sanierungsrückstau beispielsweise in Krankenhäusern und Pflegeheimen, wo die Schwächsten unserer Gesellschaft sich aufhalten und die Personen, die sich um diese Leute kümmern. Und dort ist es heiß drin im Sommer. Da sehe ich dann durchaus eine Klimaanlage für gerechtfertigt, wenn ich einfach mit dem Sanieren nicht hinterherkomme. Natürlich wäre es schöner, eine dichte Gebäudegehülle zu haben, eine weiße Fassade und einen Baum vorm Fenster.
Das ist aber praktisch wahrscheinlich nicht so schnell umsetzbar. Aber da hätten Ihnen doch jetzt klassischerweise Klimaschützer sofort widersprochen und gesagt, nein, damit heizen Sie den Klimawandel, der ja gerade die Gefahr ist, doch immer weiter an. Das stimmt, aber solange wir dieses marode, also dieses fiktive marode Krankenhaus oder Pflegeheim haben,
von vollverglasten Bürogebäuden umgeben ist, um es jetzt mal ein bisschen überspitzt darzustellen.
die massiv mit Klimaanlagen operieren, damit die Menschen, die dort drin sind, auch bei 35 Grad Außentemperatur einen Anzug tragen können. Solange, denke ich, ist es durchaus gerechtfertigt, in diesen Ausnahmefällen über Klimaanlagen nachzudenken. Großflächig sollten wir natürlich versuchen, auf Klimaanlagen zu verzichten.
Und wie ich es gerade schon dargelegt habe, die energetische Sanierung ist ja ein Weg dahin. Also ein Gebäude, in dem Wärme drin behalten werden kann im Winter bei Kälte, kann nämlich auch die kühle Luft drin behalten werden im Sommer, wenn es heiß ist.
Und Sie beraten ja mit dem Zentrum Klimaanpassung vorrangig Kommunen. Haben Sie den Eindruck, dass sich da in den Kommunen auch in den letzten Jahren etwas gewandelt hat, dass der Blick etwas pragmatischer geworden ist auf Anpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen, so wie Sie das jetzt gerade darstellen? Ich denke, das Bewusstsein in den Kommunen hat sich allgemein gewandelt und ist geschärft worden. Also die Kommunen sind jetzt sensibilisiert für den Klimawandel.
Viele Kommunen suchen nach Wegen, wie sie Klimaanpassung bei sich umsetzen können. Das sind sehr unterschiedliche Wege. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob pragmatisch der richtige Ausdruck ist, aber natürlich suchen alle Kommunen auch nach Maßnahmen, die bezeichnet man als No-Regret- oder Low-Regret-Maßnahmen, also Maßnahmen, die man sowieso nicht bereut, weil sie sowieso...
anstehen oder keinen Schaden anrichten oder schön sind, die Kommune aufwerten oder Maßnahmen, wo es zumindest sehr wahrscheinlich ist, dass das mal so werden wird. Also wenn Wartehäuschen an Bushaltestellen verschattet oder begrünt werden, das bringt im Zweifelsfall vielen Leuten was, nämlich denen, die dort warten müssen, aber es schadet auch nichts.
Aber die Kommunen machen sich sehr viel umfangreicher natürlich auf den Weg und das sollten sie auch, weil die Klimaanpassung schon eine Mammutaufgabe ist, eine gesamtgesellschaftliche, eine sehr herausfordernde und kleine Lösungen, so wünschenswert wie sie sind, eben die Kommune insgesamt nicht so viel weiterbringen, wie sie halt weitergebracht werden oder sich selbst weiterbringen müsste.
Das sind schon sehr große und umfangreiche Prozesse, die dort teilweise in den Kommunen angestoßen werden.
Man sieht das ja zum Beispiel auch in der Klimaanpassungsstrategie, die die Ampelregierung letztes Jahr zum ersten Mal beschlossen hat und an die sich auch die neue schwarz-rote Koalition halten will. Diese Strategie stellt wirklich eine große Menge an Aufgaben an die Kommunen. Also sie sollen Flächen entsiegeln, Dächer und Fassaden begrünen, Hitzeaktionspläne erstellen, am besten auch noch die Bürger alle darüber informieren und sensibilisieren, damit die dann auch noch selber aktiv werden.
Was ist denn Ihr Eindruck, sind die Kommunen überfordert von dieser Vielzahl der Anforderungen an sie? Wir haben tatsächlich im Augenblick einen rechtlichen Rahmen für die Klimaanpassung, in dem es für die einzelnen Kommune schwer sein kann, sich zu bewegen. Also das Klimaanpassungsgesetz des Bundes legt ja fest, dass Kommunen in Deutschland flächendeckend Klimaanpassungskonzepte erstellen sollen.
und trägt dann den Ländern als Hausaufgabe auf, dass die sich jetzt um die Details kümmern sollen. Viele Länder sind jetzt noch nicht so weit mit ihrer Landesgesetzgebung. Das heißt, die Kommunen wissen, da kommt eine große Aufgabe auf sie zu. Sie wissen aber nicht, wie sie diese Aufgabe konkret umsetzen sollen.
Ist denn bloß die Planungssicherheit ein Problem oder ist auch die Finanzierung all dieser Dinge ein Problem? Oder hat sich das jetzt durch das Sondervermögen Infrastruktur völlig aufgelöst, weil da voraussichtlich ja viele Milliarden auch in die Klimaanpassung fließen werden? Einerseits ist jetzt natürlich viel Geld angekündigt, andererseits ist es praktisch noch nicht bei den Kommunen angekommen und auch nicht,
Die Finanzierung der Klimaanpassungskonzepte gemäß Klimaanpassungsgesetzes Bundes. Die Länder sind zuständig. Woher die das Geld nehmen sollen, das ist noch nicht so ganz klar. Aber auch für investive Maßnahmen ist natürlich viel Geld nötig. Klimaanpassungsmaßnahmen sind teuer. Hier auch nochmal der Appell für den Klimaschutz. Alles, was wir jetzt nicht an Klimaschutz machen, bezahlen wir in ein paar Jahren bei der Anpassung und Klimaschutz.
Nachhaltige Klimaanpassungsmaßnahmen, das sind ja meistens naturbasierte Lösungen, grün-blaue Lösungen, das bedeutet einen umfangreichen Umbau der kommunalen Infrastruktur und das kostet sehr viel Geld und im Augenblick ist es schwer für viele Kommunen sowas zu finanzieren.
Und wie misst man denn eigentlich den Erfolg bei solchen Klimaanpassungsmaßnahmen? Also beim Klimaschutz, da kann man ja zumindest die Senkung der CO2-Emissionen relativ zweifelsfrei messen und als Maßstab nehmen. Aber ein Dorf, das jetzt nicht geflutet wird oder ein Rentner, eine Stadt, der auch im Sommer das Haus weiterhin verlassen kann, die lassen sich statistisch ja doch eher schwer messen, oder?
Man kann das durchaus tun. Also die Bundesregierung hat sich ja mit der deutschen Anpassungsstrategie 2024, die ja auch eine Fortschreibung der bereits bestehenden deutschen Anpassungsstrategie ist, hat sich ja messbare Ziele gesetzt. Ansonsten ist das Monitoring der Klimaanpassung aus der Sicht der Kommunen tatsächlich ein Feld, was sich gerade noch entwickelt.
Und da sind aber schon verschiedene Indikatoren einfach denkbar. Also man könnte ja beispielsweise die Zahl der Hitzetoten oder der Krankenhauseinweisungen an Hitzetagen, die kann man ja erfassen. Viele Kommunen tun das noch gar nicht und haben gar nicht die Ressourcen dafür, das extra zu erfassen.
Aber das wäre ja eine Möglichkeit. Die Schadenssummen bei Starkregenereignissen ist ein ganz wichtiger Punkt. Also der Starkregen kommt so oder so, aber wie hoch sind dann die entstandenen materiellen Schäden?
Das sind alles Sachen, die kann man messen. Und jetzt sind es aber ja nicht nur die Kommunen, die sich ans Klima anpassen wollen und sollen. Wie wichtig ist denn da jetzt die Privatwirtschaft oder kann man da sagen, naja, wer sich anpasst, gewinnt und wer sich nicht anpasst, verliert eben in den nächsten 10, 20, 30 Jahren?
Das ist ja fast schon eine provokative Aussage, aber letztendlich ist es für die Privatwirtschaft, ist die Klimaanpassung natürlich auch ein ganz großes Thema. Also das, woran man zuerst denkt, das sind natürlich die Lieferketten. Wenn die Binnenschifffahrt aufgrund niedriger Flusspegel über Monate lang brach liegt, dann ist es natürlich ein schwerer Schlag für die Chemieindustrie beispielsweise in Südwestdeutschland oder eben für alles andere, was über die Flüsse transportiert wird.
Das andere ist der Punkt, dass die Unternehmen natürlich auch darauf achten sollten, dass Arbeitssicherheitsstandards auch in Hitzeperioden beispielsweise eingehalten werden können und dementsprechend ihre Liegenschaften anpassen.
Wenn man jetzt mal auf die politische Entwicklung bei uns schaut, dann hat sich das Thema Klimaanpassung in eigentlich allen Wahlprogrammen gefunden, bis auf die FDP und die AfD. Jetzt im Koalitionsvertrag heißt es bloß, man wolle die Klimaanpassungsstrategie der vorherigen Bundesregierung weiterhin umsetzen. Hätten Sie sich da mehr erhofft oder sind Sie eigentlich ganz froh, dass zumindest diese eben erst beschlossene Strategie nicht angetastet wurde?
Ich bin ganz froh, dass diese Strategie fortgeführt werden soll, denn ich halte sie für den richtigen Weg. Die entscheidenden Punkte sind da das Klimaanpassungsgesetz des Bundes, das ja sowieso weiter Bestand gehabt hätte, aber jetzt eben auch dem aktiv zur Wirkung verholfen wird.
Das andere bei der deutschen Anpassungsstrategie, da stecken ja auch so Ziele drin oder Indikatoren wie grünen Volumen und grüne Erreichbarkeit in den Kommunen. Das heißt, die Verbesserung der grünen und blauen Infrastruktur in den Kommunen, da ist die Sensibilisierung der Bevölkerung für Hitze und Hitzeaktionsplanung mit dabei. Das ist schon ein guter Weg.
Den überhaupt erst mal zu beschreiten und anzufangen, scheint mir doch sehr sinnvoll, als sich jetzt wieder was komplett Neues zu überlegen. Und trotzdem frage ich mich, bei Ihnen klingt das jetzt alles so, als ob Klimaanpassung, Klimaschutz, als wäre das alles einfach nur positiv und einfach nur eine positive Vision für Kommunen, für die Bevölkerung.
Aber können im Rahmen der Klimaanpassung nicht auch noch schärfere Konflikte auf uns zukommen, als das jetzt bei Klimaschutzmaßnahmen der Fall ist? Also beim Klimaschutz stellt man vielleicht mal ein Windrad irgendwo hin. Aber bei der Anpassung, da heißt es ja dann vielleicht auch mal, eins der Dörfer, das in Küstennähe liegt, muss jetzt weichen, um Flächen zu haben, die bei einer Flut volllaufen können. Das mag sein, aber das passiert eben auch, wenn ich keine Anpassung mache.
Die Frage ist immer, was passiert, wenn ich nicht handel? Wenn ich als Staat oder als Kommune oder als Land nicht handel? Und die Schäden, die sind eben auch beträchtlich. Wir müssen uns durchaus vielleicht mit dem Gedanken anfreunden, dass das ein oder andere Küstengebiet einfach auch dauerhaft nicht zu halten ist. Aber das passiert wie gesagt auch, wenn wir nichts tun. Insofern ist eigentlich alles, was wir für die Anpassung tun, trägt eigentlich zur Verbesserung der Verhältnisse bei.
Es gibt Konflikte. Klimaanpassung kostet unwahrscheinlich viel Geld. Es gibt Flächenkonflikte. Klimaanpassung braucht oft Fläche. Fläche ist aber ein begrenztes Gut. Wir brauchen genauso gut auch Wohnraum und wir wollen auch Infrastruktur haben. Aber das sind gesellschaftliche Konflikte.
die dann eben politisch ausgehandelt werden müssen. Zielkonflikt gibt es in allen möglichen Bereichen und dazu gibt es unser demokratisches politisches System, in dessen Rahmen wir das aushandeln können, in dessen Rahmen wir Kompromisse finden können. Das werden nicht immer ideale Kompromisse sein, die dauerhaft Bestand haben, aber auch das ist ja ein ganz normaler Teil der politischen Diskussion, des politischen Verhandelns. Es gibt dann eben Lösungen, die sind,
annehmbar. Vielleicht sind sie nicht ideal, aber vielleicht sind sie annehmbar für alle Beteiligten. Vielleicht haben sie nicht dauerhaft Bestand, aber sie haben für ein paar Jahre Bestand und müssen dann neu verhandelt werden. Aber das liegt in der Natur der Sache, gerade bei so großen gesellschaftlichen Konflikten. Aber gibt es nicht doch einen strukturellen Unterschied, nämlich insofern, als dass man dann bei einer erfolgreichen Klimaanpassungsmaßnahme
im Idealfall ja kein Ergebnis sieht, oder? Also das Haus ist sozusagen nicht geflutet worden oder der Rentner ist nicht gestorben. Also das sind doch dann alles Effekte, die man im Idealfall gar nicht mitbekommt. Das sehe ich anders, weil wir das Klima bzw. das Wetter ja schon mitbekommen. Das heißt, wir bekommen mit, es gibt eine Hitzeperiode, es gibt jetzt zwei oder drei Wochen am Stück Temperaturen tagsüber über 30 Grad und
und nachts kaum unter 20 Grad. Aber ich merke beispielsweise, dass ich trotzdem, obwohl ich in der Innenstadt lebe, in einem Haus lebe, in dem nachts die Temperatur dann doch so ist, dass ich schlafen kann. Ich merke auch, es findet ein Starkregen statt, das kann ich sehen. Ich kann aus dem Fenster gucken, ich sehe, es kommt sehr viel Wasser runter. Ich sehe hohe Flusspegel.
Ich sehe aber auch, dass es im Idealfall, dass diese Pegel keinen Schaden mehr anrichten, dass es keine solchen Überflutungen gibt, dass Häuser zerstört werden und Menschenleben gefährdet sind oder verloren werden.
Das ist sowas wie Übersterblichkeit in den Sommermonaten, kriege ich vielleicht nicht so gut mit, aber ich weiß, ich merke, dass ich, ich merke, dass meine älteren Angehörigen, dass meine Kinder, dass wir alle entspannter durch die Sommermonate kommen, als wir das im Augenblick tun oder als wir das Gefühl hätten. Also man merkt es ja, man geht raus, es ist heiß, ja, es ist ganz heiß, man fühlt sich unwohl, wenn man in der Sonne steht.
Man merkt aber, man kann irgendwo hingehen, da ist Schatten und man kann sich so verhalten, dass man trotzdem durch diese Hitzeperiode durchkommt bei einigermaßen Wohlbefinden oder zumindest keinen allzu großen gesundheitlichen Schäden. Ich denke, das ist durchaus spürbar, weil wie gesagt, das Wetter, das geht nicht weg.
Sie sind ja jetzt seit vier Jahren beim Zentrum für Klimaanpassung. Seit letztem Jahr leiten Sie es auch. Damals, vor vier Jahren, als Sie da hingekommen sind, war das Thema Klimaschutz ja wirklich noch in aller Munde. Inzwischen sieht das durchaus etwas anders aus. Nehmen Sie auch diese Veränderung wahr, zum Beispiel was die Nachfrage bei den Kommunen angeht?
Also als wir vor vier Jahren mit dem Zentrum Klimaanpassung angefangen haben, da mussten wir das natürlich überhaupt erstmal aufbauen, das Zentrum Klimaanpassung. Und wir mussten auch noch bei sehr vielen Kommunen sehr viel grundsätzlichere Sensibilisierungsarbeit leisten als jetzt. Die Nachfrage ist dann durch das Ahrtal-Hochwasser in unserem Gründungsjahr durch einen traurigen Anlass sehr plötzlich sehr stark gestiegen.
Das heißt, auch die Sensibilisierung ist durch diese furchtbare Katastrophe bei den Kommunen ganz stark gestiegen. Ich würde das aber nicht sagen, dass das auf Kosten des Klimaschutzes gegangen ist, sondern man muss es auch so sehen, Klimaschutz in den Kommunen, das ist etwas, was die Kommunen seit vielen, vielen Jahren machen, wo sie jetzt auch schon sehr, sehr fortgeschritten einfach sind in ihren Maßnahmen, in dem, was sie schon für sich ausgelotet haben bei der Klimaanpassung.
stecken sie noch am Anfang. Das heißt, Klimaschutz ist jetzt auch schon in den Kommunen schon viel Routine geworden und ist deswegen vielleicht nicht mehr so ganz sichtbar. Die Klimaanpassung ist tatsächlich ein Thema, das hat enorm an Fahrt aufgenommen über die letzten vier Jahre. Und die Nachfrage an unseren Angeboten und Unterstützungsmöglichkeiten, die ist wirklich enorm gestiegen.
Wenn wir jetzt mal ein paar Jahre in die Zukunft blicken, vielleicht fünf oder zehn Jahre, glauben Sie, dass die Vision einer gelungenen Klimaanpassung neue Hoffnung, vielleicht auch für eine neue Generation Klimabewegter wecken kann? Ich denke, dass die Klimaanpassung im Idealfall insofern Hoffnung wecken kann,
dass es jetzt schon Folgen des Klimawandels gibt, die nicht mehr aufzuhalten sind. Also selbst wenn jetzt die USA wieder voll in den Klimaschutz einsteigen würden und China gleich mit und Deutschland dann nachziehen würde. Es gibt Folgen, die sind jetzt schon da, die kann man nicht mehr aufhalten. Und dann ist natürlich die Vision einer lebenswerten Stadt gezwungen,
einer lebenswerten Kommune, einer lebenswerten Umwelt schon etwas, was Hoffnung gibt, dass es weitergeht, dass der Klimawandel nicht in der Katastrophe endet. Andererseits ist die Klimaanpassung natürlich einfach auch viel Tagesgeschäft in den Kommunen. Es ist viel Technik, es hat viel mit Bauen zu tun. Ich weiß nicht, ob es so griffig ist wie der Klimaschutz. Gibt es denn Möglichkeiten, das Thema noch griffiger zu machen?
Ich denke, was uns hier vor allem weiterbringt, sind gute Beispiele. Also wenn wir beispielsweise uns mal Paris angucken, die Stadt Paris, wie sie sich auf die Olympischen Spiele vorbereitet hat letztes Jahr mit Verkehrsberuhigung und Begrünung. Plötzlich war Paris in aller Munde als Vorreiterstadt oder die Stadt Kopenhagen beispielsweise.
Die Vorstellung einfach in solchen Städten zu leben, in denen es sich lohnt zu leben, in denen es schön ist, in denen man es aushalten kann und sich gerne aufhält, auch im Sommer. Ich glaube, wenn wir diese Vorstellung in der Praxis stärker umgesetzt sehen, wenn wir auch Beispiele bei uns vor der Haustür haben, ich glaube, dass das schon etwas ist, was den Menschen Hoffnung machen kann und dass es schon auch etwas ist, wo man sich als klimaaktiver Mensch identifizieren kann.
Sagt Andrea Fischer-Hotzel, Leiterin des Zentrums Klimaanpassung in diesen Kulturfragen. Am Mikrofon war Nils Schniederjan und nach uns geht's gleich weiter mit Kultur heute. Bleiben Sie dran.