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cover of episode Bad Kissingen - Wasser und Salz, Bismarck und Musik

Bad Kissingen - Wasser und Salz, Bismarck und Musik

2025/5/2
logo of podcast Lange Nacht

Lange Nacht

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
H
Hans-Dieter Heimendahl
R
Roman Riedl
S
Sandra Karl
Topics
Ich nehme Bad Kissingen als eine malerische, gepflegte und geschichtsträchtige Stadt wahr. Die Kurliegenschaften, insbesondere der Regentenbau und die Wandelhalle, sind beeindruckend. Die Stadt strahlt eine Ruhe aus, die es ermöglicht, dem Alltag zu entfliehen und sich zu entspannen.

Deep Dive

Shownotes Transcript

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中文

Unser Leben spielt sich ja nicht nur an unserem Wohnort ab, an dem, was Bürokraten unseren Lebensmittelpunkt nennen. Zu unserem Leben gehören noch weitere Orte, die wir besuchen und in die wir uns mitnehmen, an denen wir trotzdem aber auch andere sind. Bei Urlaub oder Kur zum Beispiel. Dabei geht es um Erholung und Genesung und um Zerstreuung und Erbauung.

Das könnte der Akkord dessen sein, was ein sehr traditionsreicher Urlaubs- und Kurort wie Bad Kissingen auszugestalten gelernt hat. Denn es ist noch gar nicht so lange her, dass der Kuraufenthalt und sein ziviler Verwandter der Erholungsurlaub erfunden worden sind. Zum Beispiel an solchen Orten.

Die lange Nacht über Bad Kissingen bietet eine tiefen Bohrung in Geschichte und Gegenwart der Stadt an der Fränkischen Saale, erzählt vom Salz, das auf erstaunliche Weise den besonderen Quellen entwunden wurde, erzählt von der Erfindung des Kuraufenthalts, zu der Bad Kissingen einiges beigetragen hat, nicht nur die Erfindung des Kurparks, und von der Musik. Musik

die mit dem Kissinger Sommer eine besondere Bühne gefunden hat. Seien Sie gespannt auf die Lange Nacht über Bad Kissingen von Cornelia de Reze. Mein Name ist Hans-Dieter Heimendahl. Ich bin der Redakteur der Lange Nacht. Sie erreichen mich wie immer unter langenacht.de. Nächste Woche erwartet Sie an dieser Stelle eine Lange Nacht über Mensch und Tier. Wir Menschen haben unsere Erfahrungen mit Tieren schon immer in Bildern und Geschichten verarbeitet. Bis heute.

Wenn wir es auch heute nicht mehr in Wandgemälden, in Höhlen tun, sondern eher im Kino. Seien Sie gespannt auf eine lange Nacht über Tierfantasien und Fantasietiere von Moritz Metz und Georg Sesle. Sie können alle lange Nächte der letzten Monate auch in der Deutschlandfunk-App nachhören. Und wenn Sie uns abonnieren, können Sie keine Sendung mehr verpassen. Bis nächste Woche.

Bad Kissingen habe ich von Anfang an als unheimlich pittoresk, sehr gepflegt, sehr traditionell natürlich, geschichtsträchtig, gleichzeitig auch interessiert, lebendig wahrgenommen. Was einen natürlich erstmal beeindruckt, das sind schon die Kurliegenschaften dieser Regentenbau. Der Max-Littmann-Saal, der komplett mit Kirschbaumholz

ausgetefelt ist. Das ist im Krieg ja alles heil geblieben. Die Wandelhalle, die Arkaden. Gleichzeitig strömt die Stadt für mich so eine gewisse Ruhe aus. Das heißt, man kommt dort an, selbst in der Festivalzeit, wenn viel los ist und kann automatisch erstmal ein oder zwei Gänge runterschalten. Musik

Ich habe mir Stellenbeschreibungen angesehen und bin dann eben darauf gestoßen, Touristinformation, Heilwasserausschank. Das hat sich sehr interessant angehört, da habe ich mich dann informiert. Ich finde Bad Kissingen sowieso eine sehr schöne Stadt. Ich komme nicht direkt aus Bad Kissingen, aber ich war immer sehr gerne als Kind und auch als Jugendliche hier, weil es eine sehr entspannende Atmosphäre ist. Und hier zu arbeiten hat sich auch sehr gut angehört. Musik

Im Moment ist es tatsächlich der Kurgarten, weil da so viel einfach zusammenkommt. Die Palmen jetzt im Sommer, es ist ja fast schon mediterranes Flair, was man da hat. Viele Gäste sagen, wenn ich hier sitze, dann denke ich gar nicht, dass ich in Deutschland bin, sondern ich bin irgendwo in Italien oder so gedanklich. Musik

Und was ich ganz schön finde, ist so, wenn man auch aus dem Büro rausgeht abends oder auch mal zur Mittagspause im Bereich des Klanggartens. Da kann man schön so diesen Landschaftsgarten, Ludwoldpark, super schön genießen, hat da die Ruhe und so einen ganz tollen Ausblick. Ich habe gerne den Ludwoldpark auch, wenn er nicht überlaufen ist, was er von der Größe her meistens nicht ist. Und zu gewissen Zeiten und Frühstunden, wenn es nicht überlaufen ist, dann auch eine andere Stimmung, eine andere Lichtstimmung, frühe Abendstunden mit Wasserspiele. Das würde ich auch im Kurgarten schön in den Kontext der Gebäude außen rum. Kissingen.

Lieblich Tal der Saale. Hier spendet Zauberin Natur mit perlenreichem Sprudelstrahle den Quell Rakozi und Pandur. Ein Postkartengedicht mit Schwarz-Weiß-Blick auf das Kurgartengeschehen. Flaneure in der Mode rund zehn Jahre vor 1900. Bad Kissingen ist als traditionelles Kurbad ein Ort mit Ausstrahlung. Noch heute.

Da ist die Aura eines historischen Erholungsortes, der von einer Zeit erzählt, in der unter Erholung noch verstanden wurde, in einem gestalteten Park spazieren zu gehen, statt von einem Physiotherapeuten mobilisiert zu werden. Trinkkuren über Wochen zu halten, statt Allergien und Unverträglichkeiten in wissenschaftlichen Tests zu analysieren. In der das soziale Leben von Standesregeln geprägt war, die nur an einem solchen Ort ein wenig aufgehoben waren.

Und in dem zur Genesung unbedingt Kultur nötig war. Konzerte vor allem. Eine Zeit, in der Erholungsurlaube noch keine schichtenübergreifende Normalität waren, sondern ein geplanter Ausnahmezustand adeliger oder wohlhabender Bürger zur Wiederherstellung nach Krankheit oder großer körperlicher oder seelischer Anstrengung. All das ist noch präsent in Bad Kissingen, in Kurpark und Regentenbau, in Heilbrunnen, Wandelhalle und Staatsbadorchester.

Und zugleich auch das Gegenteil. Modernste Rehakliniken und chemische Labore, ärztliche Kapazitäten jeglicher Fachrichtungen und Therapie-, Kur- und Diätangebote jeder Richtung für so ziemlich jedes Leiden. Bart Kissingen ist immer mit der Zeit gegangen, manchmal ihr voraus, und hat doch seine Vergangenheit zu bewahren verstanden und in ein Neues einzubringen vermocht.

Und neben den Konzerten der Staatsbadphilharmonie gibt es ein einzigartiges Musikfestival mit internationalen Stars. Den Kissinger Sommer.

Inzwischen zieht die Stadt auch eher Gäste an als Heilungssuchende. Sowohl die mit Wanderschuhen im Gepäck als auch die Klassik-Fans des Festivals im Sommer, die Lang Lang oder Cecilia Bartoli, Wilde Frank oder Igor Levit hören wollen, die hier schon auftraten, als sie noch keine großen Stars waren und aus Treue immer wiederkehren. Musik

Der Bürgermeister ist stolz auf die neuen Bildungsinstitute, das Baugewerbe und die Labortechnik-Glasmanufakturen, die sich hier angesiedelt haben. Bad Kissingen lebt aber auch von seinen ganz eigenen Festen. Darunter das dem Fürsten Rakoci gewidmete. Spoiler voraus, der ungarische Fürst, der kriegerische Rakoci, hat die Stadt nie betreten. Und doch ist eine Quelle nach ihm benannt.

Als Bronzestatue sitzt er seit 1991 auf seinem Thron vor einem Brunnenhaus und wird lebendig als Anführer des Festumzugs beim Rakocifest. Bad Kissingen ist auch ein Ort, in dem deutsche Geschichte geschrieben wurde. Bismarck hat hier 14 Mal gekurt und sein Berliner Politikbüro kurzerhand für einige Wochen nach Bad Kissingen verlegt. Und das trotz Attentat am Ufer der Fränkischen Saale.

Bismarck blieb dem Landstrich viele, viele Kurjahrgänge treu. Wer Bad Kissingen besucht, kann sich auf die Spur von hunderten Geschichten begeben. Von wahren und erstaunlichen, überlieferten und vielleicht erfundenen. Aber am Anfang? Am Anfang war das Wasser, Heilwasser, das bis heute fließt, das bis heute für Kurgäste ausgeschenkt wird. Wir stehen jetzt hier in der Brummhalle.

Ein wunderschönes Gebäude und wir haben jetzt hier ganz, ganz viele Gestänge, die hier so rumstehen. Was ist das alles? Genau, als einmal haben wir hier unsere Leitungsanlagen, die sind aus Phosphorbronze, die glänzen auch sehr schön golden. Da werden wir auch häufig von Gästen darauf angesprochen, dass es die so beeindruckt und gefällt. Und hier unten haben wir unsere Schaubrunnen, also dass man sieht, dass der Rakoczi und der Pandor entspringt.

Wer in Bad Kissingen kurt, bekommt ein bestimmtes Wasser anempfohlen. Die Badeärzte geben ganz genaue Anweisungen, wie viel Wasser, welches Wasser oder einen Wassermix. Der Weg führt dann unvermeidlich zur Wandelhalle. Hier stehen die Brunnenfrauen täglich morgens und abends hilfreich zur Seite. Man kann als Gast aber auch an einer Verkostung teilnehmen, zum Beispiel mit Sandra Karl.

Sie ist seit einiger Zeit Brunnenfrau in Bad Kissingen und nimmt sich Zeit für neugierige Gäste. Wir haben einerseits den Krakotzi und den Pandur. Sind für die Verdauungsorgane gut, sprich Magen, Darm, für die Galle, für die Leber, für die Bauchspeicheldrüse.

Je nach Temperatur ist es dann eher anregend auf die Verdauung oder beruhigend. In Bad Kissingen stehen sieben Heilquellen zur Verfügung. Drei davon werden zum Baden, Kneipen und im Spa gebraucht. Die anderen sind zum Trinken. Dann haben wir noch den Luitpolsprudel Alt. Der ist sehr gut fürs Immunsystem, hat sehr viel Eisen, wirkt belebend, wird auch genutzt für Gelenke und Knochen. Und zu guter Letzt noch der Maxx.

Den verwenden wir für die Harnwege und für die oberen Atemwege. Hat auch viel Elektrolyte. Jetzt in der Sommerzeit, wo man viel schwitzt, ist der sehr, sehr gut und wird auch gern von Sportlern getrunken. Genau, jetzt sind wir bei der Pandur-Quelle, oder? Genau, hier ist der Pandur, mit dem fangen wir an.

Oh, da ist aber richtig viel Kohlensäure drin, oder? Genau. Ich schenke jetzt mal einen Schluck mit Kohlensäure ein und dann zum Vergleich entgase ich das Wasser und dann können Sie es auch mal ohne Kohlensäure probieren. Die Kohlensäure ist von der Natur aus drin und die ist auch ganz wichtig. Wir lassen sie grundsätzlich drin, außer man hat Probleme, dass man Zerblähungen hat zum Beispiel, weil die Kohlensäure auch die Darm- und Magenschleimhaut ein bisschen anregt und somit können dann die Nährstoffe noch mal besser aufgenommen werden.

Ich mag das. Jetzt entgase ich das, indem ich das hin und her schwenke. Klarer irgendwie, ne? Die kühlere Temperatur schmeckt man stärker, finde ich. Also ich mochte es aber mit Sprudel mehr. Kommen wir zum Rakotsi. Der Rakotsi ist ja auch die Zwillingsquelle vom Pandur, ist milder. Die meisten bevorzugen den Rakotsi. Früher war der Pandur teilweise auch beliebter und der wird auch jetzt noch häufig vom Badearzt verschrieben.

Weil er eben alles ganz viel hat und so auch gegen vieles helfen kann. Möchten Sie den Rakozi auch angewärmt probieren? Oh ja, das probiere ich mal. Hier kommt es dann gleich warm aus der Leitung, ja? Die untere Leitung ist mit Warmwasser gefüllt und somit ist es wie eine Durchlauferhitze. Durch die Wärme wirkt der Rakozi beruhigend auf die Verdauung und kann auch ein bisschen gegen Entzündungen im Körper wirken.

Sprich, bei Arthrose, Arthritis wird er auch ausgeschenkt. Vanilliger. Tatsächlich haben auch schon Gäste den Rakozi mit einer Limonade verglichen. Ich schmecke das nicht raus, aber jeder hat einen unterschiedlichen Geschmack.

Wollen Sie auch das Bitterwasser? Ich gebe jetzt wirklich nur einen ganz kleinen Schluck aus, weil das Bitterwasser wirkt abführend. Das ist Rakozi-Wasser, was enteisend wird. Das Eisen wird entzogen und dafür Magnesium und Natriumsulfat zugesetzt. Könnte besser schmecken. Könnte noch Zucker hinzusetzen. So, wo gehen wir jetzt hin? Jetzt schauen wir mal zum Redkohl-Sprudel.

Wird denn viel Wasser auch gemixt oder bleibt man eigentlich so bei dieser puren Abgabe des Wassers? Ja, wir Brunnenfrauen, wir mischen das Wasser nicht.

weil dadurch die Wirkung ein bisschen verloren geht. Die Mineralstoffzusammensetzung ist ganz anders. Deswegen wird es nur pur getrunken und es sollte dann auch über einen längeren Zeitraum getrunken werden, damit man wirklich eine Änderung am Körper spürt. Also einmal testen, so wie wir das jetzt hier machen, bringt es eigentlich nichts? Ja, leider nicht. Es ist dann schon empfehlenswert, dass man eine Trinkkur macht. Die geht über drei bis vier Wochen ab.

Dass man dann frühs und abends herkommt zu uns, ein Becherchen trinkt. Und dann bei den meisten ist es so, dass nach einer Woche schon Besserungen auftreten. In und an der Wandelhalle sind immer Hähne zugänglich, aus denen das Wasser unregelmäßig sprudelt, wie es so aus der Erde quillt. Die Quellen suchen sich ihren Weg durch diverse Gesteinsschichten. Eine große geologische Tafel bebildert das Aufschlussreich. Salz- und Mineraliengeschmack auf der Zunge,

Und schon schweift der Blick ins Grün des Kurgartens, auf die regelmäßig gepflanzten Baumreihen. Gärtnerinnen und Gärtner sind häufig bei der Arbeit zu beobachten. Sie geben geduldig und gern jedem Besucher auch bei der Arbeit Auskunft und stehen dabei unter den regelmäßig gesetzten Bäumen. Sie wachsen immer höher. Damit nehmen sie auf der einen Seite den Blüten im Beet das Licht, auf der anderen Seite – Schatten ist für die Besucher auch ein hohes Gut.

Bei heißen Temperaturen wandelt und trinkt es sich sehr angenehm unterm Blätterdach. Und bei schönem Wetter gibt es regelmäßig Musik zu hören. Dann ist die Entscheidung schwer. Hinsetzen auf eine der weißen Bänke oder einfach weiter wandeln, vom Takt der Musik ein wenig angeschubst. Musik

Ohne Musik geht in Bad Kissingen nichts.

Angefangen hat das alles 1836 mit böhmischen Musikern, das waren so 15 böhmische Musiker und man muss sich das so vorstellen, Bad Kissingen gibt es ja eigentlich natürlich wegen der Heilquellen.

Und wegen der Heilquellen sind dann auch bekannte Persönlichkeiten wie die Bayernkönige hier unter anderem hergekommen. Und die haben dann diese wunderschönen, tollen Räumlichkeiten gebaut und die hatten natürlich einen ganzen Hofstaat mit sich und haben dann flaniert in der Wandelhalle, haben dann ihr Heilwasser getrunken und dazu musste natürlich Musikbegleitung sein. Ganz genau. Und so ist das eigentlich entstanden. Musik

Zu späteren Jahren kamen dann größere Orchester, so wie das Vorläuferorchester der Münchner Philharmoniker, das Keimorchester. Dann waren auch die Wiener Symphoniker einmal hier und dann später nochmal die Münchner Philharmoniker. Ganz spät, so bis in die 1980er Jahre, waren es dann die Hofer Symphoniker, die hier gespielt haben, bis man sich dann dazu entschieden hat, Anfang der 1980er Jahre wirklich ein ganz eigenes Kurensemble hier ganzjährig zu haben und zusammenzubringen.

So sind wir da geblieben, sind in große Fußstapfen getreten, aber wir tun, was wir können. Roman Riedl ist Posaunist und Orchestermanager in Bad Kissingen. Der Dienst in einem Chororchester in der Saison ist hart. Und war es schon immer. Früher gab es keine freien Tage. In einigen Saisons waren die Musiker verpflichtet, auch noch Opernabende zu spielen. Aber es gab ein regelmäßiges Gehalt. Manchmal allerdings auch Streit um das Trinkgeld.

Gioacchino Rossini berichtete, dass er bei seinem Kuraufenthalt in Bad Kissingen 1856 das erste Mal ein Werk von Richard Wagner gehört habe. Das Niveau war so hervorragend, dass die Musik in diversen Reiseführern besonders betont wurde. Sie war und ist eine der Attraktionen. Die Besetzungen wechselten.

Mal gab es ein ausgewachsenes Orchesterformat, manchmal deutlich kleiner, eher in Kammerbesetzungsstärke. Und da es so viele Schmähreden über andere Chorkapellen gab, entschied sich die Stadt Bad Kissingen 2018 für eine Umbenennung. Seitdem spielen die Musiker unter dem Label Staatsbad Philharmonie Kissingen. Der Nimbus der Gelegenheits-Sommermucke wurde damit vollkommen genommen. Das merkten die Musiker auch zunehmend, wenn sie eine Stelle besetzen mussten.

Plötzlich gab es viel mehr Interesse. Das Orchester spielt seit einigen Jahrzehnten in einer ganz bestimmten Besetzung. Ja, das ist die Besonderheit unseres Orchesters, dass wir in der sogenannten großen Berliner Salonorchesterbesetzung spielen. Also wir sind zwölf Musikerinnen und Musiker.

Und das ist jetzt ein Orchester, was auch tatsächlich sich leisten kann. Und an dieser Besetzung spielt man ohne Dirigenten. Ich sage es immer scherzhaft, unser Orchester ist so gut, dass wir auch ohne Dirigenten spielen können, ist aber auch gang und gäbe in Salonorchesterbesetzung. Und dort gibt es eine Direktionsvioline und eine Direktionsstimme am Klavier. Und die kleinste Besetzung von so einem Salonorchester sind eigentlich drei Musikerinnen und Musiker. Und das würde dann eine Violine, ein Cello und ein

Klavier sein, da kann man schon das komplette Repertoire mitspielen. Aber wir hier in Bad Kissing leisten uns natürlich die Premium-Besetzung. Das ist die große Berliner Salonorchester-Besetzung und das sind dann zwölf. Das ist die größte Salonorchester-Besetzung, die es eigentlich gibt. Das Repertoire der Kurmusik hat sich über die Zeit immer am Publikumsgeschmack orientiert. Für jeden ist etwas dabei und viele verabschieden.

Gäste kommen zum ersten Mal mit solcher Art der Musik überhaupt in Berührung, haben so Schwellenangst gehabt, mal in klassische Konzerte zu gehen. Aber wir spielen dann auch von Michael Jackson was oder aus Fluch der Karibik. Aber natürlich auch das eigentliche Stammrepertoire, das aus sehr vielen Walzern und Polkas besteht und vor allen Dingen aus Potpourris. Auch Potpourris sind ja so Madleys, Zusammenschnitte der schönsten Melodien aus einem Werk oder von einem Komponisten.

Und das lieben die Menschen einfach, diese Vielseitigkeit in unserem Repertoire. Zu Beginn spielten die Musiker in den großen Sälen in der Stadt, dann auch im Kurgarten. Später kam ein Musikpavillon dazu. Der entpuppte sich bei Wind und Wetter aber als kein ausreichender Schutz.

Die Musiker von heute müssen sich aber darüber keine Gedanken mehr machen. Unser Stammspielort, unser wunderschönes großes Wohnzimmer, sage ich immer so, ist die Wandelhalle, Europas größte Wandelhalle. Und die hat auch Besonderheiten wieder, wie so vieles in Bad Kissing. Und zwar spielen wir dort auf einer Drehbühne mit Originaltechnik noch von 1910. Und bei schönem Wetter sind wir da in den Kurgarten gedreht. Da stehen ja auch ganz viele Bänke.

Und da wird es dann richtig interessant, weil wenn wir in die Wandelhalle gedreht spielen, das ist ja einfach durch ihre Ausmaße, ist das wie eine Kathedrale, eine Kirchenakustik. Und die Leute wundern sich immer ganz oft, wenn da nur zwölf, ja ein Orchester von zwölf

Mann und Frauen sitzt auf der Bühne. Wie kann das so groß klingen? Das klingt ja wie 50 oder 60 Mann. Und da tut natürlich die Akustik der Wandelhalle ihr Übriges dazu. Ein kleiner Schreck ist es, der Moment ist es immer am Anfang, wenn wir nach draußen gedreht sind, weil das natürlich komplett akustisch anders ist und man sich dort wieder einstellen muss natürlich. Musik

Das war die Idee des einfallsreichen Architekten Max Littmann. Er hatte schon viele Theaterbauten kreiert und hat hier dem Chororchester einen einzigartigen Spielort geschaffen. Nur manchmal ziehen die Musikerinnen und Musiker um, in den Rossini-Saal. Wenn es bitterkalt ist und zu viel Luft durch die Ritzen der Orchestermuschel dringt, dann ist es nicht so, dass man hier ein Chororchester hat.

und bei besonderen Projekten. Etwa bei Stummfilmkonzerten. Überhaupt, die Spielformate sind vielfältig. Es gibt ein Wunschkonzert mit vorheriger Online-Abstimmung. Es gibt Konzerte, in denen die Musiker solistisch in Erscheinung treten. Roman Riedel stellt mit seinen Kollegen auch Themenkonzerte zusammen. Abwechslung und Spaß an der Musik sind das höchste Gebot. Musik

Eine weitere Besonderheit des Orchesters, wundern sich manchmal Gäste über unser erstes Stück immer am Beginn des Frühkonzertes. Das ist nämlich ein kirchlicher Choral zur Ehre Gottes und natürlich auch für den Frieden auf der Welt jetzt gerade ganz aktuell. Und das hat damals der damalige Konzertmeister Valentin Hamm, hieß er, 1845 hier eingeführt. Und seitdem wird immer ein kirchlicher Choral gespielt. Die Leute stehen auf dann auch und so beginnt jeder Tag.

Roman Riedl und Kollegen sorgten im Jahr 2012 für einen ganz besonderen Clou. Sie stehen seitdem im Guinness-Buch der Rekorde. Ja, uns ist einfach mal die Idee gekommen, Mensch, wir sind jetzt nicht das größte Orchester der Welt, wir sind auch nicht die Berliner Philharmoniker oder die Wiener Philharmoniker, aber was zeichnet uns eigentlich aus? Und es ist in der Tat so, dass wir einfach viele Konzerte spielen, auch wie viele andere Chorensembles und ja,

Wir zählen jetzt einfach mal die Konzerte über ein Jahr, das hat man dann gemacht und es waren damals unter Einrechnung der Urlaubszeiten, wo wir uns selbst vertreten haben, waren das 727 Konzerte, was wirklich eine Menge ist.

Die Bindung an das Publikum ist eng. Zwar kommen die Gäste jeweils nur wenige Wochen im Jahr, aber wenn sie dann da sind, werden viele Stammgäste und kommen häufig wieder. Ja, das hat natürlich auch einen Sinn. Wir haben ja die Funktion des Chororchesters und unsere Kernaufgabe ist natürlich, dass wir hier auch mit zur Gesundung der Gäste beitragen. Und eine schönere Aufgabe gibt es ja überhaupt nicht.

als nach vielen Konzerten wirklich zu hören, sie haben mir so geholfen. Ich bin jetzt zwei, drei Wochen in jedes ihrer Konzerte gegangen und mir geht es besser. Und was Schöneres könnte es geben, als wirklich so ein Kompliment und oft zu bekommen. Und das passiert in der Tat. Einige Musiker sind neben dem hohen Konzertaufkommen auch noch als Lehrer in der Musikschule tätig.

Begabte junge Bläserinnen und Bläser können dann im Jugendmusikkorps mitspielen, dem musikalischen Botschafter der Kurstadt, der schon Konzertreisen nach Frankreich und Schweden unternommen hat. Musik

Der musikalische Höhepunkt des Jahres ist der Kissinger Sommer, der im Juni und Juli Bad Kissingen eine hochkarätige, vielfältige Konzertfolge mit prominenten Musikern beschert, die typischerweise regelmäßig wiederkommen. Viele Musiker gehören inzwischen zur Kissinger Sommerfamilie. Sie erhielten hier Konzertmöglichkeiten, als sie noch keiner kannte. Langlang gehört auch dazu.

Das Festival sollte in dem Zonenrandgebiet, zu dem Bad Kissingen gehörte, in den 1980er Jahren eine kulturelle Initialzündung setzen. Es gab große und einzigartige Säle mit herausragender Akustik, aber sie wurden nicht genutzt. Die Tradition war abgerissen.

Mit dem Argument der Zonenrandförderung konnte damals finanzielle Unterstützung von der Bundesregierung mobilisiert werden. Die Organisation wurde der weitgereisten Kulturjournalistin Kari-Karl Wolfsjäger angetragen, die lange bei der Zeitschrift Kapital tätig gewesen war, sich aber zunächst kaum interessierte. Ich hatte keine Lust da in die bayerische Provinz zu fahren, aber...

Mein Mann hat mich dann am Ende überredet. Er hat erzählt von diesen tollen Sälen und überhaupt, wie großartig Kissingen ist. Ich habe es nicht so richtig geglaubt. Und natürlich war ich von diesen Sälen fasziniert. Es gibt keine andere Stadt in Deutschland, die sowas hat. Und auch ganz wenige eigentlich. England.

Gibt es Vergleichbares vielleicht? Aber es ist ja nicht nur der Regentenbau, der große. Das heißt, Regentenbau heißt ja dieses ganze Komplex. Max-Liedmann-Saal, der berühmt ist. Wir sitzen jetzt im Weißensaal, das ist eben ein wunderbarer Konzertsaal. Das ist Rossini-Saal, gleich daneben. Es gibt auch noch einen grünen Saal. Es gibt ein schönes Kurtheater, Jugendstück.

Und eine Menge Kirchen und Kultur pur. Und natürlich hat mir das gefallen, hat mich fasziniert als Journalistin auch. Ich dachte, mein Gott, da liegt so ein Juwel und nichts passiert. Denn die Räume waren in einem guten Zustand, wurden aber nicht genutzt. Erste Pläne wurden gefasst, stießen aber nicht direkt auf Gegenliebe. Es war schwierig für mich als Frau.

Die bayerischen Männer haben das überhaupt nicht einziehen können, dass da aus Bonn eine Frau kam. Und ich bin ja Norwegerin von Geburt, bin in England aufgewachsen, war später am Harvard und habe in Wien Medizin studiert. Ich war auch für die irgendein komischer Vogel. Es war schwierig. Als vielgereiste Journalistin, auch mit Bonner Abgeordneten befreundet, machte sie sich an eine Planung.

Ihr Entwurf sah zum einen Programme mit Künstlern aus dem Osten wie dem Westen vor und eine Kombination von Star- mit Newcomer-Abenden. Als sie 1985 den Festivalentwurf von der Stadt zurückerhielt, per Fax, Mail und PDF lagen noch fern, stellte sie fest, »Da sind die ganzen jungen Künstler weg. Und das hat mich wutentfremdlich.«

Ich hatte so eine Wut wie selten in meinem Leben. Ihre Unterstützer in Bonn standen hinter ihr. Cari-Karl Wolfsjäger war inzwischen wieder nach New York geflogen. Doch als sie zurückkam, stand der Festival-Jahrgang so auf dem Papier, wie sie es geplant hatte. Sie war gut vernetzt, kannte viele Stars persönlich und vermochte sie nach Bad Kissingen zu locken. Elisabeth Leonska ja etwa und Sviatoslav Richter. Sie kombinierte deren Konzerte mit Auftritten blutjunger Künstler, die noch keiner kannte.

Bei den jungen Talenten hatte sie ein gutes Händchen, beziehungsweise einen kompetenten Freundeskreis, dem sie vertrauen konnte. So kam Langlang nach Bad Kissingen. Musik

Eine Freundin von mir, eine Journalistin in New York, hatte mich gegen Morgen angerufen. Normalerweise habe ich immer mein Handy ausgestellt, aber aus irgendeinem Grund war es an und um halb fünf oder vier ging das Telefon. Dann war es meine Freundin in New York, die hat gesagt, du, ich habe jetzt keinen Geholfen, einen Jungen gehört. Der ist ganz fantastisch, ein junger Chinese, der hat ein Charisma, das glaubst du nicht.

Ich habe schon nachgeguckt, hat sie gesagt. Und er hat sogar eine Agentur in London. Und ich habe die dann angerufen und habe ihn sofort engagiert. Und wir haben ihn bekommen.

12, 15 Konzerte hat er hier gehabt. Die Einladungen von Orchestern aus der DDR und dem sozialistischen Ausland waren immer mit besonderer Bürokratie verbunden und der Angst der reisenden Dirigenten, dass ein Orchestermitglied die Möglichkeit ergreifen würde, nicht zurückzukehren. Natürlich passierte das hin und wieder. Nervenaufreibende Momente, die Cari Carl Wolfsjäger immer mit Gefasstheit vorbeiziehen ließ.

Schwierigkeiten gab es immer. Künstler, die zu spät kamen. Gergiev, der oben mit dem Hubschrauber da in der Nähe kreiste. Und Publikum saß schon im Saal da drin. Das ist zweimal passiert. Aber ich habe die Nerven behalten. Und er wusste das, wir kannten uns gut. Die hochkarätigen Künstler zogen nobles Publikum an.

Der Kissinger Sommer wurde ein Synonym für Exklusivität. Geschätzt wurde die Nähe zu den Künstlern, die man in der Stadt antraf, wie jeden anderen Gast auch. Über 30 Jahre lang engagierte sich Cari Carl Wolfsjäger für das Festival, setzte sich mit Herzblut ein und stritt auch nachts noch für ihre Programmideen. 2017 folgte ihr Tilman Schlömp, zuvor Leiter des künstlerischen Betriebs beim Beethovenfest Bonn.

Er brachte die Idee ein, den Festivaljahrgängen eigene Themen zu geben und Konzertstrecken unter ein bestimmtes Motto zu stellen. Diese Idee übernahm Alexander Steinbeiß als neuer Intendant ab 2022. Er brachte Erfahrungen aus Amerika mit. Er hatte mit dem Boston Symphony Orchestra gearbeitet und war zuvor 13 Jahre als Orchesterdirektor des Deutschen Symphonieorchesters tätig gewesen. Musik

Durch Orchesterreisen nach Bad Kissingen kam es zu ersten Kontakten. Und Steinbeiß hatte eine Ader für die Geschichte, nein, die Geschichten des Ortes. Also ich finde es erstmal unheimlich spannend, überhaupt zu erfahren, was dort alles passiert ist, wer dort alles ein- und ausgegangen ist. Bismarck, der 14, 15 Mal dort seine Sommermonate verbracht hat, der von dort aus regiert hat, der Gesetze verabschiedet hat.

Das Jahr der Kaiserkur, klar, das sind alles historische Gegebenheiten, das sind Geschichten, die dort...

Gerne nach außen getragen werden, die aber trotzdem so viele Außenstehende auch nicht kennen. Also man ist ja immer wieder überrascht. Und wenn man sich mal diese Liste der Kurgäste im Laufe der Jahrhunderte anschaut, dann ist das natürlich schon ein Who-is-who. Von Richard Strauss über Rossini, Gustav Langenscheid, Mary Shelley, Leo Tolstoy, Theodor Fontane, auch aus den unterschiedlichsten Gebieten. Das ist schon erstmal beeindruckend.

Als Intendant knüpft er genau an diese Geschichtsschichten an. Obwohl, eigentlich hatte er nach den anstrengenden Jahren beim DSO ein Sabbatical eingeplant. Aber die Möglichkeit, in Bad Kissingen tätig zu werden, reizte ihn dann doch. Er stürzte sich erfolgreich in das Bewerbungsverfahren und danach in die kulturelle Vergangenheit der Region. Ich finde es ganz wichtig, dass wir das Festival auch thematisch im Ort und in der Region verankern. Denn

Denn wenn wir einfach nur sagen, wir wollen jetzt ein hochkarätiges Klassikfestival sein, das sich vielleicht auch öffnet und innovativ ist, dann ist das schön und gut. Aber das könnte man ja zumindest theoretisch auch an anderen Orten tun. Und heutzutage ist es ganz wichtig, dass man den Menschen noch näher bringt, wieso

Weshalb, warum Bad Kissingen? Und nachdem der Ort eben so geschichtsträchtig ist, bietet sich das wunderbar an. Wien, Budapest, Prag, Bad Kissingen war ja das erste Jahr. Der Anfang der organisierten Kurmusik, das waren ja alles böhmische Musiker, die Mitte des 19. Jahrhunderts aus Prag rübergekommen sind. Dann die Aufenthalte von Rossini, klar, jetzt das Berliner Thema mit Bismarck.

Und das lässt sich natürlich auch noch beliebig fortsetzen. Das sind ganz starke Gründe und natürlich wunderbare Aufhänger, die Festival Motti entsprechend zu gestalten.

Den Mix aus Stars und vielversprechendem Nachwuchs hat Alexander Steinbeiß beibehalten. Aber im Gespräch mit den Menschen in der Stadt hat er ein ganz eigenes Ziel entwickelt. Mir war es einfach wichtig, das Festival zu eröffnen. Das heißt, auch Formate ins Leben zu rufen außerhalb der sogenannten Tempel der klassischen Musik, sprich Musik.

Musik, Projekte, Künstler dorthin zu tragen, wo sich Menschen befindet, die vielleicht nicht automatisch von sich aus auf die Idee kommen würden, sich eine Karte für ein klassisches Konzert zu besorgen.

Was ist das? Wir haben beispielsweise an Freitag und Samstagabenden um 18 Uhr an unterschiedlichen öffentlichen Orten in der Stadt Open Air die sogenannten Prelude-Konzerte. Das sind Konzerte, die dauern nur eine halbe Stunde. Es spielen entweder Formationen von den Gastorchestern, kammermusikalische Werke, das sind also Ensembles, die ohnehin gerade in der Stadt sind.

Wir haben aber auch Ensembles tatsächlich aus Bad Kissingen, die da mitmachen. Also bei diesen Prelude-Konzerten findet sich alles. Und das ist an einem Tag auf dem Marktplatz, am nächsten Tag auf der Konzertmuschel, jede Woche drauf vielleicht oben auf dem Sissi-Denkmal oder im Rosengarten. Immer woanders. Man kann spontan dorthin gehen, man kann vorbeischlendern, man kann innehalten. Und wenn man sich dann eben auch mal inspiriert fühlt,

zu sagen, oh, das gefällt mir richtig gut. Und Dannerwetter, das ist ja ein Ensemble der tschechischen Philharmonie. Und die spielen ja morgen im Max-Littmann-Saal. Dann vielleicht kaufe ich mir da mal eine Karte für. Ich glaube, dann haben wir auch eine ganze Menge erreicht. Und gleichzeitig lassen wir einfach die Stadt teilhaben damit. Musik

Die Interaktion mit dem Spontanpublikum funktionierte auch im Sommer 2024 auf dem Marktplatz mit den Bläsern des BBC Symphony Orchestra, die zur Eröffnung angereist waren. Musik

Dann habe ich den Symphonic Mob mitgebracht sozusagen aus Berlin. Den hat das Deutsche Symphonieorchester ja unter meiner Leitung damals ins Leben gebrochen. Das kommt unheimlich gut an und das ist toll zu sehen, wie das auch im ländlichen Raum einfach funktioniert. Also wie die ganzen Chöre, auch Blasmusikvereine, auch außerhalb Kissingens eben dann in die Stadt pilgern an dem Tag, um mitzumachen. Das ist wunderbar und ich bin immer wieder überrascht. Wir haben es ja jetzt dreimal schon gemacht.

Wie verdammt gut die auch alle sind. Ein Dirigent leitet dabei das bunt zusammengewürfelte Orchester Open Air. Jeder kann sich für diesen Nachmittag die Noten seines Instrumentes herunterladen, üben und dann mitspielen. Die Profi-Orchester-Mitglieder unterstützen das Ganze, aber auch Musiker der Staatsbadphilharmonie stehen in den Reihen. Überhaupt auch dieses Orchester mit einzubinden, für ein Stummfilmkonzert zum Beispiel. Für Steinbeiß eine unglaubliche Gelegenheit. Musik

Also man muss auch anerkennen, da wird hart gearbeitet und gerade für so ein Sonderprojekt müssen die sich natürlich dann auch die Zeit, um zu proben, sich aus den Rippen schneiden im wahrsten Sinne. Steinbeiß hat keine Angst, die musikalischen Grenzen auch mal zu sprengen.

Berliner Techno ist seit einigen Monaten Teil des immateriellen UNESCO-Welterbes. Bad Kissingen ist es auch. Und wir haben Größen der Berliner Techno-Szene für eine lange Nacht des Technos ins Kurtheater nach Kissingen geholt. Das Ganze am Eröffnungswochenende. Es war ganz toll. Und mal gucken, wie sich sowas eben weiterentwickeln lässt.

Das Festival der Kissinger Sommer vergibt jedes Jahr einen Förderpreis, den Luitpold-Preis. Dahinter steht der ausgesprochen engagierte Förderverein Kissinger Sommer, der 2022 über 1.100 Mitglieder zählen konnte.

Er ist nun auch der größte Sponsor des Musikfestivals. Der Preis geht an junge Musiker. Ab dem Moment gehören sie natürlich zur Kissinger Sommer Familie und in den allermeisten Fällen freuen sie sich natürlich auch sehr über den Preis und kommen dann gerne wieder. Also die Idee ist schon, dass man den Preis auch zum Anlass nimmt, die Beziehung dann in künftigen Jahren fortzusetzen. Ein Erfolgsmodell.

70 Veranstaltungen plant Alexander Steinbeiß pro Saison. Große, kleine, Open Air, in den Sälen, Gesprächsformate, Sonderkonzerte. Dazwischen der Klavier-Olymp, zu dem Steinbeiß eine Handvoll junge Pianisten nach Bad Kissingen einlädt. Nach dem Festival ist vor dem Festival. Alexander Steinbeiß hat schon die Pläne für die nächsten Jahrgänge im Kopf. Eine wichtige Anregung ist dabei immer wieder die große Vergangenheit.

Es gibt eine ganz interessante Geschichte, die aber umstritten ist und zwar sind möglicherweise Mitglieder der Bonaparte-Familie mal in Bad Kissingen gewesen. Zumindest ist das auf dem entsprechenden Wikipedia-Eintrag zu den Kurgästen Bad Kissingens so angemerkt. Allerdings gehen die Expertenmeinungen auseinander.

Was aber belegt ist, ist die Tatsache, dass wenige Jahre später ein ganz bekannter französischer Reiseschriftsteller in Bad Kissingen war. Es soll ihm unheimlich gut dort gefallen haben. Darüber hinaus gibt es noch weitere Verbindungen zwischen Bad Kissingen und unterschiedlichen französischen Orten. Vernon ist beispielsweise unsere Partnerstadt seit über 60 Jahren und in

Und nun sind wir ja auch im Verbund der Great Spa Towns of Europe. Das sind diese elf Heilbäder, die durch die UNESCO-Welterbeauszeichnung jetzt zusammengehören mit dem Ort Vichy, einem der gefeierten französischen Heilbäder, sozusagen miteinander verbandelt. Und das war für mich...

Grund genug zu sagen, im nächsten Sommer 2025 lautet unser Titel Je ne regrette rien. Frei nach Edith Piaf feiern wir fünf Wochen lang Frankreich.

Die Vergangenheit ist vielfältig. Die Stadtchronik ist dick. Sie beschreibt Geschehnisse aus über 1200 Jahren. In Bad Kissingen lohnt es sich besonders, sie aufzuschlagen.

Denn hier erzählt das Neue in besonderer Weise auch heute noch von dem Alten, ersetzt, widerlegt und bewahrt es, kann man eine Geschichte nachvollziehen, die glückliche Zufälle und große Erfindungen kennt, große Gönner und prominente Freunde, aber auch immer von dem ausgehen musste, was vorhanden und was möglich war. Seit Jahrhunderten wird dieser Landstrich von der fränkischen Saale durchflossen.

Sie suchte sich immer wieder ein neues Flussbett und prägte damit die Wiesen und Auen. Doch tief unter dieser freundlich wirkenden Landschaft gab es schon immer eine besondere Bewegung. Tiefenwasser sprudelt. Es sucht sich Pfade durch salzige Schichten. Als Quelle bringt es dieses mit an die Oberfläche. Am Anfang waren das Wasser und das Salz.

Und das ganz nah an einem Ort, der im Jahre 801 das erste Mal Erwähnung fand. Aus der Hand eines Mönches ist der Text einer Schenkungsurkunde überliefert. Ein Adliger, kinderlos, wollte mit der Schenkung von Land und Wiesen an das Kloster Fulda sein Seelenheil retten. Das Kloster war dem heiligen Bonifatius gewidmet. Er ist Schutzpatron des Klosters, das auch einige seiner Reliquien verwahrt.

Die Gegenleistung der Mönche für die Schenkung waren Gebete. In dieser Zeit eine unerlässliche Alters- und Nachaltersversorgung. Der Nachname des Adligen ist, mehr wissen wir nicht, ausgerechnet Hunger.

Ich, Hunger, schenke und übertrage im Namen Gottes für mein Seelenheil dem heiligen Bonifatius alles, was ich im Dorf Kitziche als freies Eigen besetze. Kitziche, daraus wurde über Umwege auch des sprachlichen Dialekts Kissingen.

Der adlige Herr Hunger hatte noch keine Ahnung, welcher Schatz in seinen Wiesen hervorquoll. Wer findet das weiße Gold in der Quelle? In Bad Kissingen gibt es ein Salzmuseum, das den Weg der Salzgewinnung erzählt, der Kissingens Geschichte geprägt hat. Seit über 1000 Jahren. Annette Späth ist die Leiterin des Museums, das in der sogenannten Oberen Saline eingerichtet ist.

Denn schon in karolingischer Zeit, belegt für das Jahr 823, wurde in Bad Kissingen aus den Heilquellen Salzgesotten gekocht. Genau in diesen Sudpfannen, die sich natürlich auch weiterentwickelt haben. Aber das Prinzip ist, dass ich das Wasser, das Sohlewasser, die Heilquelle erhitze und durch diese Verdunstung das Salz gewinne.

Und die Ablagerungen, sage ich mal, die ganzen Mineralien, die nicht in das Salz gehören, setzen sich auch als Pfannenstein in der Subpfanne ab. Und nachdem man das an mehreren Tagen natürlich wochenlang, diese Erhitzung, das solle Wasser vorangetrieben hat, kann man dann auch das Salz, nachdem das ganze Wasser verdunstet ist, gewinnen.

Und Bad Kissingen hat ja hier auch eine besondere Rolle gespielt, was die Verbesserung der Salzgewinnung im Hinblick auf die Technik bedeutet, nämlich das sogenannte Gradieren. Wir haben hier in der Sohle nur ein Gradieren.

3% Salzgehalt. Und das ist natürlich relativ wenig. Wenn man zum Beispiel nach Halle an der Saale schaut, da sind 26% Salzgehalt enthalten in den Quellen. Und das bedeutet, das ist also der höchste Sättigungsgrad von Wasser. Mehr als 26% kann Wasser an Salz nicht aufnehmen. Und mehr unter 3% waren da natürlich Wasser.

Man kann sagen, nicht so gut aufgestellt, da musste man sich was einfallen lassen. Natriumchlorid ist ein biologischer Grundbaustein. Ohne Salz und andere Mineralien keine biologischen Körperfunktionen. Salz diente seit der Sesshaftwerdung der Menschen nicht vordergründig dem Würzen, sondern dem Konservieren von Lebensmitteln. In Mitteleuropa lassen sich erste Siedlungsgründe so um das dritte Jahrtausend vor Christus nachweisen.

Schon vor dem Jahr 823 wurde in dieser Gegend Salz gesiedet und geschöpft. Klosterurkunden sind es erneut, die das bezeugen. 1290 erhält Kissingen das Stadtrecht. Salzgewinnung im Mittelalter. Ein paar Holzhütten nahe der Sohlequelle, die in Brunnen oder Schächten gefasst war. Daraus schöpfte man das Wasser und trug es zu den Siedestätten. Später setzte man dafür auch Rinnen oder Rohrleitungen ein.

Phase 1 Phase 2

Die Kristalle zog man mit einem Rechen an den Rand und füllte sie zum Trocknen und zum Transport zumeist in kegelförmige Körbe. Diese Körbe wurden gelegentlich auch zur Salzmaßeinheit. Um all das kümmerten sich die Salinenmitarbeiter, die allesamt Söder genannt wurden. Der Waldbestand in diesen Sohlegegenden nahm allerdings in kurzer Zeit enorm ab. So muss man sich das auch in Bad Kissingen vorstellen.

Die Sohle war klein, es wurde Salz nur für die unmittelbare Gegend gewonnen. An einen gewinnbringenden Salzhandel war hier also nicht zu denken. Entsprechend hat sich auch nicht viel entwickelt und die unruhigen Zeiten halfen auch nicht. In den Bauernkriegen war die Siedlung Kissingen Schlachtfeld und wurde zerstört. Die Salzquelle, die im Besitz des Würzburger Domkapitels war, blieb 30 Jahre sich selbst überlassen.

Erst 1559 befahl der Fürstbischof Friedrich von Wirsberg eine neue, eine bessere Einrichtung der Salzsiederei. Er suchte nach einer kundigen Person, die die Salzgewinnung wieder auf Vordermann bringen konnte. Und er fand sogar zwei. Zwei Kaufleute. Einer aus Augsburg, einer aus Nürnberg.

Sie packten die Geschicke neu an. Und sie hatten sich kundig gemacht, hatten einen Geschäftsplan ausgearbeitet. Sie ließen wie in der Lombardei Holzgestänge aufbauen, aufgefüllt mit Stroh, die der Salzgewinnung mehr Ertrag bringen sollten.

Die Konstruktion wurde als Lepperwerke bekannt. Ursprünglich haben diese großen Bauten die Aufgabe, durch die Verdunstung, durch Wind- und Sonneneinwirkung, das Wasser, was über diese großen Holzgestelle der Gradierbauten hinabfließt, zu konzentrieren. Das heißt, es gibt durch die Verdunstung erhöht sich der Salzgehalt im Wasser. Damit spare ich Energie aus.

und brauche weniger Holz und Brennmaterial, wenn ich das Wasser in den Sudpfannen erhitze. Sie trieben also den Salzgehalt der Sohle noch vor dem Prozedere des Auskochens hoch. Man muss sich zwei bis drei Meter hohe Holzgestänge vorstellen, in die man Stroh sortieren konnte. Dieses Stroh wurde mit dem Sohlewasser begossen. Das Wasser rieselte und tropfte durch die Strohschichten. Die hielten schon eine Menge Verunreinigungen fest.

Das Wasser, das durch das Stroh durchgesickert war, wurde unten wieder aufgefangen und erneut über das Stroh gegossen. Dabei reihten sich mehrere Holzkästen in eine Reihe. Die Idee war hervorragend. Doch trotz der technischen Innovationen, der Ertrag blieb gering. Nach nur wenigen Jahrzehnten gaben die Familien den Betrieb wieder auf. Denn das Salz aus Halle an der Saale, der thüringischen Saale wohlgemerkt, galt als wohlschmeckender und blieb einfach viel preiswerter.

Die Kaufleute hatten mit ihrem technischen Fortschritt keinen nennenswerten Gewinn erzielt. Den schaffte erst einer ihrer ehemaligen Mitarbeiter, ein Faktor, ein Angestellter der Kaufleute, Jodokus oder Jobst Deichmann. Er übernahm die Anlage, die sieben Jahre lang brach gelegen hatte. Schuld daran war wohl auch der Pestausbruch in der Kissinger Gegend. Deichmann hatte sein Vorhaben gründlich vorbereitet. Er baute die Gradierstrecken aus, stufenartig an der Saale entlang.

So entstand eine Art Rieseltreppe. War im ersten Kasten das Wasser durch das Stroh geträufelt, konnte die Sohle unten aufgefangen werden und durch den folgenden Strohkasten geschickt werden. Ebenso bei der nächsten und gleichfalls in der übernächsten Stufe. Vier dieser Kästen wurden so hintereinander verbaut. Der Vorteil, durch die stationsweise Berieselung rollte der Betrieb. Die Pfannen bekamen immer wieder neue hochprozentige Sohle.

Während diese kochte, war schon das nächste angereicherte Salzwasser im Anmarsch. Die Kästen waren so ausgerichtet, dass möglichst viel Sonne und günstiger Wind den Prozess beschleunigen konnten. Deichmann rechnete genau.

Ein Sud von rund 800 Litern Sohle brauchte nach den Rieselkastendurchläufen 16 Stunden Dauerfeuer, für das ein Viertel Klafter, also ein knapper Quadratmeter Holz benötigt wurde. Heraus kamen 8 halbe Nürnberger Metzen Salz, also 67 Liter Salz.

Deichmanns Ökonomie, der Weg des Turbo-Verdampfens und Kochens könnte man sagen, brachte den Gewinn. Man hat Hinweise darauf, dass es schon in der Lombardei diese Technik gegeben hat, aber hier belegt mit einem Dokument, nördlich der Alpen ist es erstmals hier.

Deichmanns Pacht wurde nach einigen Jahren auf das Dreieinhalbfache erhöht. Zeugnis für die Wirtschaftlichkeit der Anlage, wenn man statt 50 Gulden später 180 Gulden als Pacht herausschlagen konnte. Es blieb auf jeden Fall Gewinn für beide Seiten. Schon zu dieser Zeit registrierte man die Reste dieses Prozesses, die Kalisalze, und dachte über Verwendungsmöglichkeiten nach.

Doch vor einer Umsetzung hat ein weiterer Krieg alles verwüstet. Der Dreißigjährige Krieg. Die bescheidenen Anlagen wurden vollständig zerstört, die Saline verlassen, das Einkochen der Sohle fand ein Ende. Aber die Erinnerung blieb wach. Musik

1655 packte der Fürstbischof von Schönborn das Siedegeschäft erneut an. Ein Salinenturm wurde errichtet, in dem das Wasser hochgepumpt wurde. Doch Hochwasser der Saale überschwemmte diese Neugründung.

Schließlich wurde eine zweite Quelle in unmittelbarer Nähe ausgemacht. Neue Quelle, neues Glück für die Gegend. Neue Praktiken verbesserten die Sohleförderung. 1755 wurden Pumpenanlagen initiiert, mit riesigen Schaufelrädern, die die Wasserkraft der nahen fränkischen Saale nutzten. Sie brachten im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in das Unterfangen.

Und auch das Gradieren wurde weiterentwickelt. Man baute erneut lange Holzgestänge, die man dieses Mal nicht mit Stroh, sondern mit Reisigzweigen füllte. Mit abgebrochenen Dornreisigästen. Annette Späth?

Dornreisig fault nicht so leicht wie Stroh. Man muss das nicht immer so oft ersetzen. Und Dornreisig hat kleine Dorne. Das bedeutet, die Oberfläche wird dadurch erweitert. Und durch die Erweiterung der Oberfläche habe ich einen höheren Grad der Verdunstung. Und das hat man hier im 16. Jahrhundert auch schon praktiziert. Und bis heute sind ja diese Dornreisig

Großen Wände überall in den Kurorten, Bad Reichenhall, hier überall stehen wir ja noch. Und bei uns wird es ja gerade restauriert. Dass ein gesegnetes Salzwerk für den Staat von großem Werte sei, darf nicht erst weitläufig erwiesen werden. Ein solcher Staat erspart nicht nur sein Eigengeld, sondern gewinnt wohl gar Fremdes. Beides macht ihn reich. So der Finanzreferendar der Gegend um 1773.

Heute sind die Gradierwerke zum großen Teil abgebrochen. Der kleine erhaltene Teil beflügelt aber die Fantasie, sich die langen Holzbauzeilen vorzustellen. Das Plätschern der Saline muss das Rauschen der fränkischen Saale wohl übertönt haben. 1993/94 wurde der verbliebene kleine Teil mit neuer Statik wieder aufgerichtet. Allerdings weiß man heute, dass die modernen verbauten Materialien der Nutzung nicht standhalten.

Eine neue Sanierung, eventuell sogar Neubau, wird in der nächsten Zeit in Angriff genommen. Die Industrialisierung zog auch in Bad Kissingen ein. Holz, Räder, Rohre und Rinnen verschwanden. Pumpenanlagen gewannen die Oberhand in der Stadt.

In der letzten großen Ausbaustufe der Salinen gab es zwei Siedestandorte. Die obere und die untere Saline, also zwei Sudhaus-Gebäudekomplexe, in denen elf Sudpfannen köchelten. Das Wasser wurde nun durch metallene Rohre geschickt. 31 Pumpen waren zu diesem Zeitpunkt am Start.

Die größte Anlage ist heute ein Industriedenkmal. Die gusseiserne Freipumpe aus Nürnberg, die seit 1848 funktionstüchtig am Ufer der Saale unter freiem Himmel zu besichtigen ist. Sie pumpte frische Sohle ins Gradierwerk, versorgte die Wasserumläufe in den großen Holzreisiganlagen, brachte das gradierte Wasser zu den Sudpfannen, pumpte Wasser in andere Gebäude der Stadt. Ein Hochleistungsmotor, über 100 Jahre alt. Ein weiterer Zeuge der Zeit?

Ein langgezogener Gegenstand, der einem schlanken Glasröhrchen ähnelt. Annette Späth? Was hier aussieht wie ein Thermometer, ist so ein sogenanntes Areometer. Damit konnte man anhand der Dichte des Wassers feststellen, wie viel Prozent Salz- oder Salzgehalt, Sodegehalt in dem Wasser sich noch befunden hat. Das war natürlich wichtig, weil man diesen Prozess des Gradierens mehrfach gemacht hat.

Bis man einen zufriedenstellenden Ersättigungsgrad bis 20% konnte man hier das gradieren, sodass man da Energiekosten sparen konnte. Doch die Industrialisierung, die den Hunger nach mehr immer größer machte, brachte nicht immer den erhofften Zugewinn. Auch in der Sohlegewinnung. Wie Matthias Lotz berichtet, Leiter im Gebäudemanagement der Bayerischen Staatsbad Bad Kissingen-Gesellschaft. Die reiche Quelle hatte ungefähr 10% Sohlegehalt.

Was eigentlich relativ gut ist für eine Sohlequelle. Das war aber dann dem damaligen Pächter dieser Saline nicht genug. Und da hat man angefangen, auch da Bohrungen zu machen und hat versucht, eine höher dosierte Sohle zu fördern. Und man hat aber genau das Gegenteil damit erreicht, auch da wieder durch Erschütterung. Früher hatte man ja kein Bohrverfahren, sondern hat alles im Schlagverfahren gemacht. Musste auch in entsprechende Tiefen vordringen. Das hat dann dazu geführt, dass der reiche Boden irgendwann weg war.

Man hatte dann am Ende nur noch so einen Sondierungsbrunnen übrig, den heutigen Rundenbrunnen, der dann aber nur noch knapp über ein Prozent Sohlegehalt hatte. Und mit einem Prozent Sohlegehalt, Herr Zehn, ist natürlich die Ausbeute dann noch geringer. Das passierte 1822. In diesem Jahr nämlich wurde der neue oder Rundebrunnen in seiner Nähe erbohrt und mächtige Sohlemengen wurden erschlossen, die den späteren Untergang des Reichenbrunnens bedeuteten.

Die neue Quelle schien die alte zum Versiegen gebracht zu haben. Der reiche Brunnen hörte auf, ein reicher Brunnen zu sein. 1826 versiegte er ganz. Die industrielle Habgier bekam eine trockene Quittung. Doch neben der industriellen Entwicklung hatte sich auch die Wissenschaft entwickelt.

Schon 1784 hatte in Würzburg, also nicht so weit weg, der Chemieprofessor-Medizinalrat Johann Georg Pickel vom Fürstbischof das Privileg erhalten, aus der Kissinger Mutterlauge Bittersalze, Salmiak und blaue Farbe zu bereiten. Dabei wurde erkannt, auch die Abfallprodukte der Salzherstellung hatten ihren Wert.

Schmergel und Pfannenstein zum Beispiel, das eine die obere Haut, das andere der Bodensatz in der Pfanne, waren perfekt als Düngesalz geeignet. Es wurde kübelweise verkauft und kam auf den Feldern zum Einsatz. Und der Dornstein, also jene Kruste, die sich an den Reisigästen verfestigt hatte, konnte teilweise abgeschlagen werden und fand ebenso als Dünger seine Verwendung. Beide Salinen, die obere und die untere, stehen heute noch.

Der letzte Sud in der unteren Saline fand 1968 statt. Ihre Vierhofanlage kann man noch deutlich erkennen. In der unteren Saline kann man die einfach stillgelegten Sudpfannen durch eine kleine Tür noch besichtigen. Es gab Wohnungen für den Werksmeister und die Angestellten, eine Schmiede, Trockenböden. Schließlich rückte die medizinische Nutzung der Sohle immer mehr in den Blick. Es wurde erkannt, dass dieses Wasser mit seinen Mineralien bei diversen Beschwerden helfen konnte.

Mangelerscheinungen und Magenprobleme konnten mit diesem Wasser gelindert werden. Damit erschloss sich ein neuer Markt für die gewonnenen Salze. Die Kissinger Sohlen stellten schließlich Badesalz für die Kur her. Von der Schöpfkelle zum geschliffenen Glas. Musik

Seit 1520 ist es amtlich. Bad Kissingen hatte Zugkraft bei Heilungssuchenden. Am Samstag, den 28. April 1520, hat Herr Dietrich von Thüngen um die Erlaubnis gebeten, in das Bad nach Kissingen fahren zu dürfen. Die Erlaubnis hat er bekommen. Musik

Der Kissinger Sauerbrunnen lag außerhalb der Stadtmauern, die Straßen unbefestigt. Nur bei gutem Wetter waren diese feldwegartigen Routen zu meistern. Oft war es bis Kissingen eine beschwerliche Fahrt. Der Brunnen? Ein gezimmertes Bretter rundum, immerhin mit Sitzgelegenheit um den Brunnen für die Trinkenden und in dem Brunnen für die Badenden. Das Wasser? Nicht eisig, aber auch nicht wirklich warm, um die 15 Grad herum.

Eine große gusseiserne Schöpfkelle war an die Fassung geschmiedet. Damit konnte sich jeder Vorbeigehende, ob Durstiger, ob Kurgast, an dem Wasser bedienen. Am Brunnen gab es lange auch eine Viehtränke. Bauern waren also immer wieder zugegen, die das Wasser ebenso benutzen durften. Sie zapften es ab, um z.B. ihre Kartoffeln darin zu kochen. Salz war ja schon inkludiert.

Eine erste Monografie zur Quelle entstand 15 Jahre nach diesem Fürstenantrag. Die Beschreibung der Umgebung und auch die ersten Kurregelungen wurden darin notiert. Von Johann Wittig, Leibarzt des Grafen Albert VII. von Schwarzberg sowie Stadtarzt von Arnstadt.

Aphoristischer Extrakt und kurzer Bericht des mineralischen Savabrunns zu Kissingen im Fürstentum Franken. Durch ihn wissen wir, wie eine Kur, die sich gehobene Häupter und auch mittlere Stände gönnten, ausgesehen hat. Kissingen war noch ein unbedeutender Fleck, eine Kleinststadt mit Mauern und Toren versehen. Denn bis zum Brunnen waren es, laut Beschreibung, rund 60 Schritt, wenn man südlich die Stadt verließ.

Das ist das älteste Ratsbuch von 1585, das wir hier haben. Das ist Archiv, Stadtarchiv Kissingen. Und das sind die ältesten Überlieferungen des Stadtrates, der hier eben seine Protokolle erfasst hat. Und da sind wir bei diesem Gedächtnis. Was hat sich getan? Und was wurde beschlossen? Was hat sich entwickelt? Das kann man darauf entnehmen zum Beispiel. Historiker Peter Weidisch vom Stadtarchiv Bad Kissingen.

Also verlustfreie Archivalien. Kein Feuer, keine Kriegsschäden, kein Wasserschaden oder Gebäudebruch. Alles noch da. Alles. Wer hat das schon zu bieten? Für das Jahr 1585 belegt das älteste Ratsbuch 160 Herdstätten. Damit kann man die Zahl der Einwohner auf etwa 700 bis 800 schätzen.

Rund 50 Gewerbetreibende, darunter Schuster, Büttner, Müller, ein Schmied, ein Schreiner, ein Metzger, Schlosser, Seiler, Gerber. In dieser kleinen, auf Landwirtschaft basierenden Stadt trifft nun der Kurgast ein. Sonderlich ist die beste und bequemste Zeit, den Kissinger Savabrunn zu trinken und darin zu baden, vom Ende des Maimons an bis zum Anfang der Hundstage. Musik

Die Saison erstreckte sich also in den Sommermonaten. Bevor man allerdings die Kur antreten sollte, müsse sich der Reisende von seinen Strapazen erholen. Ein, zwei, drei Tage akklimatisieren, erst dann. Soll man den Saarwebrunn täglich zweimal zum Arzneitrunk gebrauchen. Nämlich des Morgens mit dem frühesten, wann die Sonne aufgangen ist, nachmals um drei zur Vesper. Musik

Bis heute ist es in Kissingen Brauch, die Quellen am frühen Morgen aufzusuchen und das Heilwasser auf nüchternen Magen zu trinken. Auch sportliche Betätigung war schon Teil der Kur. Von Reiten, Steinwerfen und Kugelschieben wird in den Dokumenten berichtet. Ebenso wird Palschlagen empfohlen, ein ritterlich anmutender Kampf mit Stöcken, der zur körperlichen Ertüchtigung und zum Training im Umgang mit Säbel und Degen diente. Kampfsport ohne Verletzungsabsichten also.

Allerdings wird von einer körperlichen Belastung dringend abgeraten. Und weil er den Savabrunn gebrauchet, sich der ehelichen Werk durchaus enthalten. Kurschatten ade um 1589. Wer mit Gicht und Rheuma geplagt sich nicht bewegen kann, mag, soll, dem werden Massagen angeraten. Damals unternahm man das mit einem rauen Tuch. Das galt als guter Ersatz fürs stundenlange Spazierengehen.

Innerhalb von vier Stunden sollte das Wasser den Körper, wie auch immer, verlassen haben. Und auch die Anwendungsdauer ist im Skript fixiert. Soll man denselben zum wenigsten 21 oder 25 Tage, auch wohl einen ganzen Monat lang oder gleich etwas länger trinken? Auch einen Diätplan hat Dr. Johannes Wittig gleich mitgeliefert.

Die Liste der erlaubten wie der verbotenen Speisen war lang. Zusammengefasst, kein Fett, keine Schärfe oder Säure, überhaupt nur wenig gewürzt. Fleisch war erlaubt, allerdings nur das von jungen Tieren. Rohes Obst, auch Salat, untersagt. Dem jungen Gemüse sei der absolute Vortritt zu geben.

Gut war alles, was gut entsaftet und leicht verdaulich ist. Die Kuren sprachen sich herum. Kissingen wurde in gewissen Kreisen bekannt. Der Brunnen erhielt immerhin eine Steinfassung, Tiere wurden nun ausgeschlossen. Aber Kissingen war trotzdem nicht auf großen Zulauf eingestellt. Das Verköstigen und die Unterbringung adliger Gäste stellten das kleine Landstädtchen vor Probleme.

Es gab nur ein sogenanntes Schlundhaus, die städtische Schenkstätte, die gleichzeitig Versammlungsort der Bürger war. Ausschankzeiten waren knapp bemessen. Verköstigung von Zugereisten? Fehlanzeige. Zwei Bürger erbaten schließlich beim Bürgermeister, außerhalb der Würzzeiten und Orte Wein und Bier an die Gäste ausschenken zu dürfen. Die Stadt lehnte ab. Die nächste Instanz, der Würzburger Fürstbischof, zeigte Verständnis und erteilte die Genehmigung.

Und da er der Stadt Kissingen gegenüber ohnehin weisungsbefugt war, wurde gleich verfügt, dass mehr gebacken wurde, und zwar aus weißem Mehl. Und der Fürstbischof trat der Stadt Land außerhalb der Stadtmauern ab, damit für die Gäste Gemüse und Kräuter angebaut werden konnten. Die Bedürfnisse der Hohengesellschaft wurden ernst genommen. Schließlich zählte man sich selbst dazu und kam zum Kuren in die Stadt.

Die Bischöfe gestatterten auch Damen hier die Kur. Auch ihre Leiden, gerade die Fruchtbarkeit betreffend, wurden ausführlich erwähnt. Schließlich sollte der Brunnen dauerhafter und schöner in Stein gefasst werden. Es wurde ein einfacher, runder Brunnenbau errichtet, darum eine ebenfalls runde Steinbank mit hoher Lehne, die den Brunnen wie eine kleine Mauer umfasste. Historische Bilder zeigen den Sauerbrunnen, der schließlich auch der Rundebrunnen genannt wurde.

Dazu sollte ein Kurgarten um den Brunnenplatz angelegt werden. Die Stadt sah sich mit dem Unterhalt der Gärten aber überfordert. So übernahm der Fürstbischof das siebenmorgengroße Kurgartengelände. Die Stadt Kissingen erhielt zum Ausgleich Wiesen und das Recht für ihre Bürger, den Quellen auf ewige Zeiten unentgeltlich Wasser entnehmen zu dürfen.

Das Wasser aus Kissingen wurde als Heilmittel beliebt. Selbst zum Brunnen zu reisen, konnte aber im 16. und 17. Jahrhundert wegen der vielen kleinen Staaten in Deutschland eine mühsame Angelegenheit werden. Und manchmal auch eine gefährliche, denn die Wege waren nicht sicher.

Der Graf von Arnstadt wandte sich deshalb an Dr. Wittig, er möge ihm das Wasser beschaffen und nach Arnstadt bringen lassen. Der Arzt nahm den Auftrag an und schlug für den knapp 100 Kilometer langen Transportweg jeweils 30 Kilometer lange Etappen vor, auf denen Booten das Wasser jeweils nachts weiterzugeben hatten, da es tagsüber an Qualität verliere. Wittig nutzte dafür große Tonkrüge, die Öffnung mit einem nassen Filz umwickelt, um das Wasser frisch zu halten.

Dieses Wasserholen über viele Kilometer organisierten die Käufer wie der Graf von Arnstadt selbst. In Kissingen wurde das Amt des Brunnenmeisters eingeführt. Unter seiner Aufsicht wurden die Flaschen gekennzeichnet, auch größere Mengen in Fässer für Heilbäder gefüllt. Krüge und Fässer verließen Kissingen Richtung …

Professionell aufgezogen wurde der Heilwasservertrieb einige Jahrhunderte später, als das italienische Brüderpaar Bolzano die Kissinger Kurbühne betrat. 1824 war das. Sie investierten gehörig in die Stadt, auch in eine professionelle Zapf- und Versandstation für das Sauerbrunnenwasser.

Sie konnten die Verbreitung des Wassers in neue Dimensionen schrauben. Das von ihnen genutzte Haus steht heute noch und gehört zum wichtigen historischen Baubestand. Matthias Lotz, Gebäudemanager. Hier wurde dann im Prinzip in Tonkrüge das Seilwasser abgefüllt und dann über Land und Seeweg weltweit verschifft. Bis zum Beispiel nach Brasilien ist das verschifft worden.

Auch nach Paris, London oder St. Petersburg. Wasser als Werbeträger Kissingens für die Welt. Und das äußerst erfolgreich. Zuerst wurden die traditionell gebräuchlichen Tongefäße von den Brüdern Bolzano verwendet. Sie wurden in der Nähe hergestellt, mit Etikett, das noch in den feuchten Ton gedrückt wurde. Doch die Unternehmer merkten bald, die Tongefäße waren oft ungeeignet für die lange Reise.

Und so setzten sie bald auf mundgeblasene Glasflaschen. Sie waren dickwandig und ebenso lichtundurchlässig, sodass Tageslicht nicht die Wasserqualität mindern konnte. Das Kissinger Mineralwasser wurde in größeren und kleineren Flaschen versendet. Im Internet kann man solche historischen Gefäße mit den Flaschenbodendurchmessern 7 und 9 Zentimeter manchmal noch ersteigern. Oder man fragt im Kissinger Stadtarchiv danach.

Peter Weidisch kann ein solches Gefäß im Archiv ausfindig machen. Wenn man so will, waren das die Einweggosen des 19. Jahrhunderts. Es kam mal ein Kurgas, der war Taucher und hat uns dann eine etwas angebrochene Jakuzi-Krug gebracht. Und zwar hat er den gefunden im Starnberger See.

Wurde also auch im Münchner Raum gedruckt und dann wurde es in den See geworfen und dann findet es ein Taucher Jahrhunderte später wieder. Und es ist schon aufwendig dann, diese Form damals des Einwegproduktes. Man hat sich überlegt, dass in allen Großstädten der Welt, das waren ungefähr 80 Niederlassungen,

Die eingerichtet wurden. Es zeigt auch, wie präsent der Name Kissingen in der Welt war und wie stark es auch nachgefragt worden war. Ob Sie jetzt in New York sind oder in St. Petersburg, Sie konnten überall das Kissinger Wasser. Die findigen Italiener gründeten dazu noch eine Zeitschrift, in der ihr Wasser ganz im Mittelpunkt stand. Ein Wassermagazin, das en vogue wurde.

So kam's. Die Quelle sprudelte und das Geld klingelte. Wie der Arzt und Publizist Gottfried Eisenmann 1837 beobachtete und in einem Artikel bestätigte. Dass das Kissinger Bad durch den Betrieb und die Regsamkeit der Brüder Bolzano gewonnen habe. Ich setze aber auch gerne bei, dass die genannten Badpächter bei ihrer Regsamkeit keine anderen Motive hatten als die Katze bei ihrem Mausfang, nämlich ihren Vorteil. Aber was macht das?

Am ersten Brunnen der Sauerquelle hing noch eine gusseiserne Schöpfkelle. Doch das wertvolle Wasser rief nach einem wertigeren Trinkgefäß aus edlerem Material. Ton war die nächste Wahl. Doch als der Adel häufiger kam, die Kur-Tabelle sich füllte, kamen Gläser für die Brunnen in Gebrauch. Glasprodukte waren zunächst ein Luxusgut, später aber für breitere Gesellschaftsschichten erschwinglich.

In Kissingen wurde schließlich jedem Kurgast ein Glas direkt am Brunnen zur Verfügung gestellt. Doch einige bevorzugten einen persönlichen Becher. Den konnten sie erwerben in böhmischen Geschäften, die sich auch in Bad Kissingen ansiedelten.

Anna-Maria Boll im Stadtarchiv hat auch eins dieser Gläser aus der städtischen Sammlung hervorgeholt. Auch ein ganz wichtiges Objekt, was viel über die Geschichte von Bad Kissingen erzählt. Trinkkur war schon immer sehr wichtig in Bad Kissingen. Und dieses Brunnenglas, was wir jetzt hier haben, ist im Kern ein klares Glas. Und dann ist da so ein rubinroter Überfang drüber, innen und außen. Und eine Gravur, in der Mitte sieht man den alten Brunnenpavillon.

Den Gusseisernen, und da steht Rakozi in Kissingen. Das ist die Quelle. Hier ist es im Problem. Und ringsherum sind noch so Weinblätter links und rechts. Und damit konnte man dann das Heilwasser sich holen. Viele Gläser waren farblich gestaltet. Mal goldgelb, dann rubinrot. Blau oder in der Farbe des Amethyst, mit leichtem Lila-Stich. Es wurde graviert, gebeizt oder mit Transparentmalfarben gearbeitet.

Die Glashersteller ließen auch freie Felder im Glas zu, in die dann ganz individuell ein Text, die Kurdauer oder ein Name, Initialen, eingeschrieben werden konnte. Die Mehrzahl dieser Becher mit zierlichen Motiven beförderte vor allem die Andenkenkultur. Sie wurden als Mitbringsel für die heimische Vitrine erworben. Böhmische Familien kamen im Sommer in die Stadt, um ihre Waren zu verkaufen.

Auch heute noch gibt es ein Brunnenglas von der Bayerischen Staatsbad GmbH. Natürlich in moderner Form heute, ein bisschen höher, mit dem Logo der Bayerischen Staatsbad bei Kissingen GmbH drauf und so Eistrichen, dass man auch weiß, wie viel Wasser man trinkt. Also diese Tradition gibt es bis heute, wird fortgeführt und auch heute noch gibt es das Ganze als Souvenir und kann man auch mitnehmen und kaufen und damit dann auch zu Brunnen gehen natürlich.

Das Sohlewasser landete auch in Haarwässerchen, Zahnpasta und Seifenprodukten. Das Salzduschbad ist noch heute im Handel und bringt Duft und Erinnerungen an Bad Kissingen in ganz verschiedene Orte. Bad Kissingen wurde zu einer der angesagten Heilstätten. So hat die Stadt sich schließlich von der Salzgewinnung abgewandt und sich ganz dem Kurgedanken verschrieben. Was braucht ein Kurgast? Was soll er haben? Musik

Die Chronik ist aufgeschlagen, beim Jahr 1745. Noch war es vor allem das Salzgeschäft, das die Akten der Stadt und der Fürstbischöfe füllte. Das sollte sich ändern. Ein wilder Husar im Kurgarten, die Entdeckung einer Quelle. 1745 ist gerade ein Fürstbischof in Amt und Würden, der ein Gespür für den Ort entwickelte. Er ahnte Potenzial. Er knöpfte sich die Umstände in Kissingen vor.

so forderte er von der stadt einen zuvorkommenden umgang mit den badegästen saubere straßen sollte es geben und das bei einem kleinen ort der vor allem von der landwirtschaft lebte und umgeben war von groben feldwegen es gab noch keine straßen viele tiere lebten mitten in der stadt

Geräumige Quartiere waren einzurichten, forderte er. Denn es sei ... Er will die Weinqualität für die Gäste verbessern.

Und das war nur ein Streitpunkt mit dem Rat der Stadt. Man zankte sich auch um die Kosten eines Vergnügungsspiels für die Gäste, die die Stadt zu leisten hatte. Es scheint redlich zu sein, mit der Anschaffung eines Billard eine längere Zeit nicht zuzuwarten, da zumal dieses ein solchen Spiel ist, welches in einem Kurort eigentlich erfordert wird. Gemahnt, beschafft. Die Ausrichtung auf die Kur war der Stadt lange nicht bequem.

Störrisch zwar und langsam, aber sie folgt der Vision des Fürstbischofs. Balthasar Neumanns Visitenkarte im Land ist der Residenzbau zu Würzburg. Bis heute. Nach Bad Kissingen wird er gerufen, weil der Fürstbischof in Bad Kissingen Probleme hatte.

Eine Kirche musste restauriert werden, eine ordentliche Kurgastunterkunft sollte entstehen und der Machthaber fürchtete um die Heilquelle vor der Stadt. Die fränkische Saale, die so beschaulich im Sommer durch die Gegend plätschert, wurde in anderen Jahreszeiten zur Gefahr für seinen Sauerbrunnen. Die Erfahrung hatte immer wieder gelehrt, dass die Saale sich durch Überschwemmungen mineralische Quellen einverleibt.

Neumann sollte es richten und packte ein riesiges Projekt an. Er verlegte einen ganzen Fluss. Der Fränkischen Saale zwang er ein neues Flussbett auf, das weit genug vom Brunnen lag. Diese Umgestaltung war der Grundstein für ein richtiges Kurgelände. Stadtführer Horst Ferrari steht neben seinem Denkmal nahe am Rosengartenspringbrunnen. Walter S. Neumann hat hier in Kissingen den Auftrag bekommen, die Saale zu verlegen und dadurch

hat man auch eine Erhöhung gemacht für den Kurgarten. Das ist also der erste richtig angelegte Kurgarten weltweit, wurde von den Fürstbischöfen in Würzburg gemacht, über den Balthasar Neumann. Gab es vorher nicht, es gab früher keine zu diesem Zweck angelegten Kurgärten. Aber das war der erste halt. Und so ist das entstanden, mit dieser höheren Anlage, damit die geschützt waren vom Hochwasser und von der Saale, da musste man die Saale nach Westen verlegen, hat dann die Brücke gebaut, die neue,

Und durch den Zuge der Quellenfindung hat der Georg Anton Boxberger, der Apotheker in Kissingen war, hat die Quellen analysiert. Und hat dann gesagt, Mensch, das sind ja tolle Werte, die muss man doch trinken. Und hat sich dann dafür eingesetzt, dass die Quellen ordentlich gefasst wurden. Georg Anton Boxberger. Er war der erste Apotheker in der Stadt. Auch so eine Kurgastverbesserungsinitiative des Fürstbischofs.

Er stand dem Barockbaumeister eng zur Seite. Und genau so sind sie heute im Rosengarten von Bad Kissingen auch zu sehen. Zwei barock gekleidete Männer im vertrauten Gespräch. Neumann und Boxberger, sie sind die Väter der Kuranlagen. Eine Investition, die sich vielfältig auszahlen sollte. Zwei Quellen wurden gefunden, als das ehemalige Flussbett der Saale trocken war. Erst jetzt wurde man gewahr, dass es da sprudelte und quoll.

Ihre offiziellen Namen? Trinkbrunnen und Badebrunnen. Das entsprach ihren allerersten Bestimmungen, die sich aber bald nach der säuberlichen Einfassung änderten. Auch dank Boxberger. Die neuen, äußerst ergiebigen Quellen wurden schnell Thema unter den Gästen und erhielten bald Spitznamen. Keiner weiß so richtig, wie sich das eingeschlichen hatte. Eine ziemlich glaubwürdige Vermutung ist die. Kurende Veteranen des Würzburger Dragona-Regiments verpassten der Quelle die Bezeichnung »Rakotzig-Quelle«.

Sie hatten in Ungarn an der Seite von österreichischen Truppen gegen jenen Fürsten, gegen Ferenc II. Rakoczy kämpfen müssen. Er war ein Anführer eines ungarischen Bauernaufstandes. Sie zogen Vergleiche zwischen dem Quellverhalten und seinem reizbaren Wesen, seinem turbulenten Lebenslauf. Die Schwesterquelle wurde kurzerhand Pandorquelle genannt. Auch sie mit beißendem Geschmack.

Diese verglich man mit dem Pandor-Regiment, das höchst zerstörungswütig und wild durch Bayern zog. Manche behaupteten auch, Pandor hieß das Pferd des Fürsten Rakoczi. Auf jeden Fall bezog man sich irgendwie auf das Ungestüme, auf das ununterbrochene Sprudeln und auch die schnell eintretende Wirkung der beiden Wasser, die den Magen bis heute ordentlich in Aufruhr versetzen können. Ab 1802 wurden die Namen dann auch offiziell.

Inzwischen sitzt ein ziemlich entspannt wirkender Rakotsi als bronzenes Denkmal in der Nähe des Quellenausschankes.

Ein beliebtes Motiv. Ohne Rakotze-Foto ist man nicht in Bad Kissingen gewesen. Diese zwei Quellen haben tatsächlich dann nochmal massiv zum Aufstieg Kissingen zu einem überregional bedeutenden Kurbad freigetragen aufgrund dieser chemischen Zusammensetzung. Und bis heute hat auch der Name Rakotze tatsächlich eine wichtige Bedeutung in Kissingen.

Die unterschiedlichen Besitzstände, da die Stadt, dort der neue schicke Kurgarten des Fürstbischofs, waren lange auch baulich manifestiert. Der Kurgarten mit den Brunnen vor den Toren der Stadt. 14 Türme schienen skeptisch auf das Badewesen zu schauen. Die Mauern zeigten klare Grenzen. Das sollte sich um 1818 ändern. Mauern und Türme verschwanden peu a peu. Der Küh-Turm, der Gänse-Turm, der Seu-Turm.

Die ausgesprochen ländliche Prägung des Lebens spiegelte sich in diesen Namen wieder. Allein der Hauptturm blieb bis heute erhalten. Hier zog ein Türmer ein und wachte über die Stadt, denn nun war er der Feuerturm. Der muss über alle Generationen gute Arbeit geleistet haben. Einen Stadtbrand gab es nie. Die fränkischen Zeiten, die Macht der Fürstbischöfe, nahmen Anfang des 19. Jahrhunderts ein Ende.

Für die Region war das Jahr 1814 ein markantes Jahr. Denn nach dem Wiener Kongress wurde der Landstrich dem Königreich Bayern zugesprochen. In vielen Städten eine Zeitenwende, eine demütigende. In Bad Kissingen aber erfuhr man eine große Förderung durch das Bayerische Königshaus. Das neue Tor hieß Fortschritt. Innerhalb kürzester Zeit veränderte sich die Stadt grundlegend.

Maximilian I., der erste bayerische König, der Zugriff auf die Liegenschaften in Bad Kissingen hatte, ließ gleich den Kurgarten vergrößern und verschönern. Die Brunnen erhielten schmucke neue Einfassungen im Stile der Zeit. Er besuchte den Ort samt Familie.

Sein Sohn, Ludwig I., kannte und mochte Bad Kissingen. Er führte den Weg des Vaters fort und notierte, Bei so wirksamen Bädern ist es staatswirtschaftlich auf Zinsen gelegtes Geld für die erforderlichen Baulichkeiten zu sorgen. Ich wünsche demnach, dass bebaut und dass gut gebaut werde, nicht prächtig.

Dieses Vorhaben setzte der Architekt Friedrich von Gärtner um. Er plante und errichtete den repräsentativen Arkadenbau mit Kursaal, den heutigen Rossinisaal. Es war das erste repräsentative Kurgebäude der Stadt. Die Brunnen Rakoczi und Pandor wurden zudem überdacht. Ein absoluter Hingucker in der Zeit.

Anna-Maria Boll aus dem Stadtarchiv betont, Der Brunnenpavillon, der genau über den beiden Quellen Pandur und Rakochi erbaut, von Friedrich von Gärtner damals auch, ein ganz besonderer Bau, dass da so ein großes Gebäude in einem repräsentativen Stil in Gusseisen errichtet wurde, sind uns keine anderen Beispiele zu der Zeit bekannt. Ein Pionierentwurf der Ingenieurskunst.

Ludwig I. konnte in Bad Kissingen nun auf der einen Seite Finanzquellen erschließen und auf der anderen Seite seine staatliche Repräsentation zusammenführen. Der alte Groll zwischen Stadt und Chorgeschehen wurde überbrückt. Ein Zeichen dafür das Denkmal Ludwig I. vor dem Arkadenbau. Auf dem Sockel ist in Stein geschlagen »Errichtet von den dankbaren Bewohnern der Stadt«.

Denn die florierte in allerhand Geschäften und Gewerben. Die Brüder Bolzano, von denen schon die Rede war, bauten nicht nur eine Logistik für den Heilwasserhandel auf. Sie finanzierten auch den Bau des sogenannten Logierhauses, statteten es mehr als nobel aus und holten die ersten Musiker in die Stadt. Für die Sommermonate. Eine Tradition, die sich verfestigte.

Sie setzten sich auch für die Spielbank ein. Auf die kommt Stadtführer Horst Ferrari auch zu sprechen. Die war ganz toll. 1830 wurde die schon eröffnete Spielbank. Es gab schon die ersten Roulette-Tische und die ersten Spielanlagen da. Und der Max, der hat das dann verboten, der König, der wollte damit nichts zu tun haben mit diesem Spielzeug. Und der nächste König hat es gleich wieder eröffnet, weil er Geld gebraucht hat. Doch das waren nicht die einzigen Unternehmungen, die sich nun in der Stadt für die Gäste eröffneten.

Gleich hinter dem Kurgarten am Rosengarten vorbei ... ... ist der Tattersall. Das ist eine Reithalle, ein Reitstall. Und zwar benannt nach dem berühmten Erfinder von diesen ganzen Reitstellen, dem Richard Tattersall aus England. Der hat diese Sachen erfunden.

Und Giesingen hat natürlich auch einen gebaut, weil es kamen ja unheimlich viele Touristen aus England hierher und aus ganz Europa. Und die wollten ihren Reitsport ausüben und da konnte man sich hier dann am Pferd leiden und konnte dann hier über diesen Reitersteg, da ging ein Reitersteg drüber, konnte man gleich in die Au ausreiten. Es kamen viele Menschen aus der ganzen Welt hierher und die haben ihre Sportsachen hier auch ausüben wollen. Die blieben ja nicht weg.

Zwei Wochen oder drei Tage sind die geblieben, ein Vierteljahr hier. Früher hat man gesagt, man fährt in Urlaub und blieb lange. Etwas später kam die Attraktion des Dampferle dazu. Zwei Schiffchen auf der Fränkischen Saale, die hin und her von der Stadt zur Saline fuhren. Das ist also die Anlegestelle vom Saale, Dampferle. Und ein findiger, preußischer, pensionierter Eisenbahner,

hat die Idee gehabt, hier ein Dampfschiff fahren zu lassen nach dem 1883 oder sowas. Und dann hat der König gesagt, ja, ist eine gute Idee, das machst du mal. Und fährt bis heute. Und ist heute noch in Familienbesitz. Alles noch immer dieselbe Familie. Heute via Dieselkraft. Damals wie heute ein kleiner, kühler Moment. Mit Libellenbegleitung in entschleunigtem Tempo.

Obwohl man die zwei Kilometer auch durchaus laufen könnte. Die Kurgastzahlen stiegen steil an. 1819 waren es 500 Kurende und Gäste. 1850 schon über 5000. Und brachten neben den sportlichen auch religiöse Bedürfnisse mit. Auch denen wollte man in der sich entwickelnden Kurgastfreundschaft Rechnung tragen. Und entwickelte eine erstaunliche Glaubenstoleranz. Bad Kissingen war ursprünglich eine katholisch geprägte Stadt...

Doch die Weitgereisten brachten das Bedürfnis, mit ihrem Glauben auch während der Kur nachzugehen. Und das bot die Stadt. Fünf verschiedene Gotteshäuser für fünf Glaubensrichtungen. Neben der katholischen Pfarrei gab es einen Gebetsraum, später auch eine Kirche für die evangelische Gemeinde. Die war eigentlich sehr klein, aber die Ehefrau vom Bayernkönig gehörte dazu, denn Ludwig I. war mit einer evangelischen Prinzessin verheiratet.

Und der Pavillonarchitekt Friedrich Gärtner entwarf eine Kirche, die später nochmals vergrößert wurde. Die israelische Gemeinde, schon seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar, wenn auch immer wieder Repressionen ausgesetzt, bot Möglichkeiten zum Gebet. Ihre alte Synagoge wurde um 1900 durch eine große, weit sichtbare neue ersetzt. Die Gäste aus Großbritannien waren Motor für den Bau einer anglikanischen Kirche.

Und auch die russischen Gäste bis hin zum Zarenpaar hatten den Wunsch nach einer eigenen Kirche. Das war ja das Wichtigste in so einem Kurort, dass jeder nach seiner Fasson auch den Glauben ausleben konnte. Man wollte den Leuten einfach entgegenkommen und es bieten. Und die darf ja nur auf russischer Erde geweiht werden. Deswegen wurden da Waggonladungen von Erde hierher gepaart aus Russland und da wurden die Fundamente drauf gesetzt und dann wurde die erst geweiht, damit das alles Hand und Fuß hat.

Aber ich finde es klasse, dass das Kissingen immer noch hat. Dass es über die vielen, vielen, vielen Jahrzehnte und auch Jahrhunderte mittlerweile einfach nicht kaputt gegangen ist, sondern immer noch existent ist und immer noch Kirche stattfindet, immer noch Gottesdienste stattfindet. Der Blick auf die Kirche eröffnet sich heute auf dem Weg an der Saale vorbei nur kurz. Denn viele Kurvillen versperren regelrecht den Blick.

Die stattlichen, mehrstöckigen Quartiere zeichneten sich darin aus, dass Gastgeber, die auch in dem Haus lebten, Zimmer vermieteten, gern auch so geschnitten, dass man zwei oder drei Zimmer zu einer Wohneinheit zusammenführen konnte. Genügend Zimmer auch für das mitreisende Personal, oft in der Mansarde. Manchmal gab es Gemeinschaftsräume. Die Küche war groß, denn es kam auch vor, dass Koch und Köchin mitreisten. Ein großer Garten war ein Muss.

Und noch etwas war unabdingbar. Man sieht auch, dass es von vornherein für Kurgäste gebaut war, weil Balkone angebracht sind. Die Kieslinger mussten ja arbeiten, die hatten keine Zeit, sich auf den Balkon zu setzen. Die mussten also schaffen, die konnten sich nicht draußen hinsetzen und da flanieren, das ging nicht. Also war das von vornherein schon mal angelegt, den Kurgästen ein Unterkunft zu bieten, einen Aufenthalt zu bieten, damit sie sich also da wohlfühlen können.

Eine beliebte Unterkunft war ein Haus, in dem auch der Arzt lebte. Ein Zwischending zwischen Hotel und Klinik, betreutes Wohnen im sogenannten Kurhaus beim Brunnen- bzw. Badearzt. Der Badearzt, eine neue Instanz. Der gehörte zu einem neuen Stand, der in Bad Kissingen unglaubliche Reputation genoss.

Bis ins Jahr 1834 hatte Bad Kissingen genau einen Arzt, der Ansprechpartner zugleich für Hebammen, Apotheker und fahrende Medizinalienhändler war. Der Gästezulauf nach Bad Kissingen ermöglichte, dass nach nur sechs Jahren nicht einer, sondern sechs Ärzte in Kissingen tätig waren. Tendenz deutlich steigend. Ein Name ist in die Erinnerung Bad Kissingens tief eingraviert. Franz Anton Balling. Später von Balling. Warum?

1834 kam er, promoviert in Würzburg, weitgereist durch Paris und Wien in der kleinen Stadt an. Seine Sympathien für die liberale Bewegung hatten ihn in Würzburg seinen Job gekostet. Bad Kissingen war also ein Neuanfang für ihn. Doch er akklimatisierte sich schnell und erfolgreich. Nach zwei Jahren heiratete er eine angesehene Kaufmannstochter und verlegte seine freie Praxis schließlich ins groß angelegte Ballinghaus.

Das erste seiner Art im Ort, wo Heilsuchende und Heilkundler unter einem Dach lebten. Zumindest für ein paar Wochen. Sein Verdienst lag aber nicht nur in der Arbeit als Arzt vor Ort. Er trug den Namen Bad Kissingen mit einem Buch in die gesamte Welt.

Anna-Maria Boll tätig im Bereich Archiv, Kultur und Bildung als auch Welterbe-Koordinatorin zusammen mit Welterbe-Initiator und Leiter des Stadtarchives der Stadt Bad Kissingen, Peter Weidisch. Wir haben hier den schönen Badeführer von Dr. Balling aus dem Jahr 1865, auch ganz schön eingebunden und sehr kompakt eigentlich zu bezeichnen.

15 Zentimeter hoch, vielleicht 10 Zentimeter tief. Und das ist im Prinzip eigentlich wie heutzutage der Lonely Planet oder so. Also wirklich ein Führer durch die Stadt, aber mit dem Zusatz eben auch, er ist ja Badearzt gewesen in Bad Kissingen, dass er eben auch die Quellen beschreibt, deren Anwendungen, welche Krankheiten hier behandelt werden können,

Und zusätzlich dann eben die ganzen Ausflugsziele, wo man gutes Essen bekommt, wie man sich verhält in der Kurstadt. Da sind auch so schöne Stiche drin, zum Beispiel von dem alten Brunnenpavillon. Ja, wo gibt es heute sowas noch, dass wirklich die Ärzte auch gleichzeitig Reiseführer sind? Ja, auch mit einem...

medizinischen Expertise, wie sind die Heilquellen zu gebrauchen, Analyse auch der Heilquellen und welche Therapien kann man daraus ableiten?

Also das ist so eine interessante Mischung aus Reiseführer, was erwartet mich vor Ort, was kostet es denn, bis hin zu den Sicherheitsaspekten, bin ich da sicher, was für Gastronomie gibt es, wo gibt es guten Wein, was kosten die Hotels, was kosten die Unterkünfte, bis hin zu den therapeutischen Ansätzen, die hier der Dr. Balling analysiert hat und dann hier gedruckt hat.

Erster Teil, Charakter der Gegend und geschichtlicher Abriss. Zweiter Teil, physische wie chemische Eigenschaften und Wirkung der Heilquellen. Dritter Teil, Anwendung der Heilquellen. Vierter Teil, polizeiliche, kirchliche, ökonomische Verhältnisse.

Franz Anton Balling gab ausführlich Auskunft im Taschenbuchformat über alles Mögliche. Kutschen, Bügel und Badepreise, betont die Ausgehsperre ab 22 Uhr, listet diverse Vergnügungen auf. In seiner Zeit war allerdings das Glücksspielcasino nicht mehr erlaubt. Die neu eingeführte Jagdkarte sei teuer geworden, schreibt er weiter. Eine Jagdkarte kostet acht Gulden.

Dagegen ist in dem Schießhause alle Gelegenheit, sowohl für Herren als Damen geboten, sich im Schießen zu üben. Büchsen, Pistolen und Vergleichbares hat Büchsenmacher Steinbach im Vorrat. Pflichten der Vermieter, Wäschewechsel täglich der Handtücher, wöchentlich des Bettzeuges.

Pflichten des Neuankömmlings, genau geregelte Kurtaxe. Doch zuvor noch die rechtzeitige Meldung der Ankunft. »Der Quartiergeber muss den Pass oder die Passkarte längstens binnen drei Stunden nach Ankunft des Fremden oder wenn diese in der Nacht erfolgte, spätestens bis zum anderen Morgen 9 Uhr an das königliche Landgericht abliefern. Diese Bestimmungen sind deswegen getroffen, um die Kurlisten so schnell und genau als möglich liefern zu können.«

Auch Balling betont den Fortschritt in der kleinen Stadt.

Jedes Frühjahr werden die besonderen für das Bad getroffenen Anordnungen über die Ankunft und den Abgang der Briefposten und der Eilwagen sowie der Anschlüsse an die Eisenbahnen bekannt gemacht und im Vorplatz jedes Hauses angeheftet. Und? Im Sächsischen Hof und mit der Post verbunden befindet sich auch der Telegraf, durch den man nach allen Richtungen hin korrespondieren kann. Kissingen zeigte sich endlich auf der Höhe der Zeit.

Dr. Ballings Band mit dem schlichten Titel Ballings Kissingen wurde achtmal neu verlegt und ins Französische übersetzt. Sein Buch brachte die Entwicklung der sogenannten Balneologie, der Kurmedizin nach Kissingen. Weitere Ärzte zogen nach, ganze Institute entwickelten sich am Ort, die Inhalations- und Badevorgänge erforschten, Krankengymnastik, Thermal-, Elektro- und Lichtbehandlungen etablierten.

Konkurrenz ängstigte Balling nicht. Freimütig erwähnt er die Kollegen in seinem Band. Die Gastzuwächse waren so enorm, hier hatte jeder genug zu tun und bekam sozusagen einen bekannten Namen ab. Berühmte Ärzte betreuten also berühmte Häupter in groß angelegten Häusern. Horst Ferrari verweist auf einen schicken Bau am Saaleufer, auf den sogenannten Fürstenhof. Betrieben von Freunden der Ballings, der Familie Sortier. Und da drin ...

Da waren dann im Laufe der Zeit ganz bekannte Badeärzte, die Familie Sautier, Dr. Sautier, Vater und Sohn. Und die haben da also eine Praxis geführt und haben da ganz bekannte Persönlichkeiten versorgt. Unter anderem war da drin auch Kaiser Wilhelm, der war der Hausarzt oder der Vertrauensarzt von dem Kaiser Wilhelm.

Und hier drin, in diesem Haus, da waren nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 auch die Familie der Hohenzollern untergebracht aus Berlin. Die waren ausgebombt und mussten da fliegen und sind dann hier untergekommen bei dem befreundeten Ehepaar Sautier und haben dann in der Dachkammer wohnen können nach dem Krieg. Und da ist auch einer der Kinder geboren, ich glaube der Christian Wilhelm, einer von den Söhnen ist da drin noch geboren.

Nach dem Krieg, ja. Und die kamen auch lange Jahre, kamen die hierher, solange die Familie Sautier hier noch gewohnt hat und auch gelebt hat. Die sind ja dann alle verstorben. Und in dem Haus war 1911, auch gab es mal so eine Marokko-Krise. Ich weiß nicht, ob man das schon mal gehört hat. Marokko-Krise, da hat man dann mit Kanonenboot Politik gemacht und so weiter. Und da kam eine...

Zusammenkunft hier dann mit dem Betmann Holweg, das war glaube ich damals der Außenbeauftragte des Reiches, sagen wir mal so, mit den französischen Gesandten und den englischen Gesandten, die kamen also hier im Fürstenhof zusammen, um diese Marokko-Krise zu lösen und da eine Einigung zu erzielen. Also ein ganz bekanntes Haus. Eine historisch bemerkenswerte Konstellation. Weltpolitik im Haus des Badearztes. Die Ärzte lebten gut mit und durch ihre Patienten, die die salzigen Quellen genossen.

Und hier wird deutlich, die zuvor völlig getrennten Bereiche Salz- und Badegewerbe näherten sich immer mehr an. Das Salz wurde inzwischen auch in Apotheken für diverse Pillenproduktion benutzt. Diese Entwicklung fand ihre Entsprechung in der Erhebung der Stadt in ein offizielles Bad. Aus Kissingen wurde Bad Kissingen. Und zwar zu einer Zeit, als die Badekultur längst eine Hochblüte hatte.

Auch entstanden im Zuge der balneologischen Welle große Badeanstalten an den Salinen. Dazu ein großes Wasserreservoir, um das nachts bevorratete Wasser am Tag zu den Bädern oder in die Quartiere in ausreichender Menge liefern zu können. Die Gradierwerke, die eigentlich für die Salzgewinnung entstanden waren, wurden zu Luftkurstationen. Die salzgetränkte Luft konnte man also auch in Kissingen einatmen. Gern direkt am Holzgestänge, wo Bänke und überdachte Arkaden errichtet wurden.

Lokaldichterin Lina Schonder fing das, nun sagen wir mal ein wenig zu poetisch, in einem ihrer Gedichte ein. Am Gradierbau, seht diesen Bau, in gewaltiger Länge Zweige des Schwarzdornes zur Höhe geschichtet. Menschliche Kräfte in endlosem Fleiße, hätten sie diesen zum Spiele errichtet? Lasst mich atmen von salziger Kühle, trinken die Ruhe die Heilende ein.

Die Reise an die See konnte man sich also sparen und das Geld lieber im Salinencafé ausgeben. Oder besser noch, in die aktuelle Ausgabe des Kissinger Badanzeigers investieren. Hier konnte man nach Geschäften stöbern. Das Blatt bestand zu großen Teilen aus Anzeigen. Parfümerien zeigten ihre Adresse an, Schuhkontore, Sonnen- und Regenschirmgeschäft, Blumenhändler. Ein unermesslicher Fundus.

Jede Ausgabe im Stadtarchiv erzählt eine eigene Geschichte. Auffällig auch die vielen Angebote für das Tableau d'Hôte, oft in den Inseraten auf 1 Uhr angezeigt. Hier boten Hotels und andere größere Häuser mit eigener Küche eine Art Mittagsbuffet an.

Vorteil, diese Tafeln waren standesfrei für jeden zugänglich, im Gegensatz zum Kurgarten. Der war den hohen Ständen vorbehalten. Zudem waren die Bänke und Areale streng nach Ständen gegliedert. So wurde der Kurgarten oft als Heiratsmarkt genutzt. Denn hier war klar, wer welchem Stande zugehörte und in welchen Reihen man sich entsprechend umzuschauen hatte.

In den Restaurants ging es zunehmend anders zu. Geld und Geburtsadel und jene, die gern dazugehören wollten, hatten hier Zutritt. Und so speiste der Bankdirektor mit der Gräfin und die Kaufmannstochter mit dem adeligen Junggesellen. Wer viele Sprachen konnte, hatte hier ein unterhaltsames Spiel. Und wenn man dann noch wusste, wer gerade in der Stadt war, konnte man sogar die Augen aufhalten, sich gezielt umschauen nach einer Persönlichkeit.

Im Anzeiger gab es ja die aktuelle Kurliste. Jeden Tag wurde öffentlich gemacht, wer sich wo ein- oder auch wieder ausquartiert hatte. Wer also Glück hatte, traf die Berühmtheit dann einfach bei Tisch. So konnte man dem Maler Menzel begegnen, dem Komponisten Rossini, dem Dichter Theodor Fontane oder auch Sissi. Auch sie liebte die Brunnenkur Pandor und Racozi, die mitten im Kurgarten sprudelten.

Und den Sauerbrunnen, der längst nach dem Bayernkönig Max I. benannt wurde, seit 1815, um genau zu sein. Bad Kissingen wurde ein einschlägiger Treffpunkt des deutschen Adels und begann im 19. Jahrhundert weit über Franken und Bayern hinaus zu leuchten. Musik

Musik

Als nach dem Wiener Kongress Bayern Franken übernahm, hob das Bayerische Königshaus Bad Kissingen auf eine europäische Ebene. Neue, moderne Bauten kamen hinzu. Der europäische Adel kam zur Kur. Jeder Bayerische König, sechs an der Zahl, prägte Bad Kissingen auf seine eigene Weise. Am deutlichsten griff Prinzregent Luitpold ins Stadtbild ein. Er hatte einen Star-Architekten für Bad Kissingen im Blick, Max Littmann.

Er sollte dem Kurviertel mit seiner Gestaltungskunst noch mehr Generosität verleihen. Doch bevor Prinzregent Luitpold ihn engagierte, prüfte er sein Organisationstalent und seine Bauerfahrung. Matthias Lotz, der für den gesamten Komplex heute verantwortlich ist, erzählt davon augenzwinkernd. Und er musste sich auch erstmal dafür würdiger weisen, dass er sowas überhaupt bauen durfte.

Und das hat man damals nicht so gemacht, dass man sich irgendwo Referenzen angeschaut hat am Königshaus, sondern man hat Max Littmann den Auftrag gegeben, ein Referenzobjekt zu bauen. Und das war damals das königliche Kurtheater. Das ist als erstes Objekt von Littmann hier am Standort errichtet worden. Und das war quasi seine Eintrittspfort- oder Eintrittskarte, hier weiter tätig sein zu dürfen. Genau, und heutzutage macht man ja vieles bei öffentlichen Bauvorhaben ganz anders. Es war auch so,

dass er seine eigene Baufirma auch mitgebracht hat. Und dadurch sind halt auch viele Bauprojekte jetzt hier innerhalb kürzester Zeit entstanden. Große Wandelhalle mit der Brunnenhalle in zwei Jahren, der Regentenbau in zwei Jahren, das Kurtheater in anderthalb Jahren. Das würde man heutzutage bei öffentlichen Bauvorhaben ja gar nicht mehr schaffen, weil Planung und Ausführung immer getrennt sein muss voneinander. Das gab es damals halt nicht so. 1905 wurde das Haus eröffnet. Littmann demonstrierte erfolgreich, zu was er in der Lage war.

Für die Zuschauer im Parkett kreierte er ein ansteigendes Parkett. So hatte jeder einen guten Blick auf das Bühnengeschehen. Entgegen seiner Intention stattete er den Zuschauerraum auch mit Logen aus, mit Rücksicht auf die Wünsche des ausländischen Publikums. Das Theater gefiel. Die Bauweise, die Arbeitsweise auch. Also ging ein Großauftrag an Littmann. Er gab dem Max Brunnen eine neue, tempelartige Fassung.

Den Prinz-Regenten-Bau konnte er auf der Freifläche ehemaliger Tennisplätze konzipieren. Matthias Lotz, Gebäudemanager mit einer langen Liste von Verantwortlichkeiten, Klima, Wasser, Feuerschutz, Veranstaltungsermöglicher, Sicherheitsbeauftragter, erkennt das Haus in- und auswendig. Der größte Raum unter seiner Verantwortung ist der Max-Littmann-Saal im Prinz-Regenten-Bau, den er regelmäßig inspiziert. Der Saal an sich ja...

Ist ja mal gewählt worden als SIP-Bester Konzertsaal der Welt. Von der Akustik her gesehen ist es konzipiert worden von Marc Sittmann ja als rein klassische Musikbühne. Also klar kann man hier auch andere Veranstaltungen heutzutage machen. Wir hatten ja auch schon Kabarett und Theater. Ist ausgelegt auf die klassische Musik und ist von der Raumbeschaffenheit oder Oberflächenbeschaffenheit hier ja, ich sage mal, ist wie ein großer Geigenkasten. Wir sind halt hier komplett holzvertefelt. Wir haben hier

Das helle Holz, was Sie sehen, ist Kirschholz und die Intarsien außenrum ist Ebenholz. Und insbesondere eben über diese Oberflächenbeschaffenheit kommt eben auch diese tolle Raumakustik zustande.

Tolle Raumakustik heißt, wir haben eine ganz besondere Nachhallzeit oder eine Halligkeit hier. Also die ist nicht überhallig, aber auch nicht zu trocken. Aber an jedem Platz habe ich die gleich gute Akustik. Littmann verzichtete auch hier nicht ganz auf die Konvention. Eine Königsloge ist vorhanden, aber ziemlich schlecht. Wenn wir Konzertveranstaltungen haben, passen hier bei voller Auslastung um die 1300 Leute rein, um 1300 Gäste, finden hier gut Platz. Und wenn wir

Auch Bankettveranstaltungen haben, dann sind wir so bei 700 Gästen, die hier auch schön an großen, runden Tischen hier schön Platz finden. Der Saal wird von großen Lüstern mit Licht versorgt. Matthias Lotz erklärt, dass er diese in verschiedene Höhen bringen kann. Lüster, die jetzt hier die Grundbeleuchtung in den Saal bringen, lassen sich auch über ein Seilzugsystem einsetzen.

Auf- und abbewegen, also je nachdem, was ich auch für eine Veranstaltung hier habe. Wenn ich zum Beispiel ein Bankett habe, ist es teilweise gemütlicher, wenn ich die ein bisschen runterlasse, dann habe ich einfach einen gemütlicheren Raumeindruck, weil der Raum ja doch an sich relativ hoch ist. Ich glaube genau 15,88 Meter. Der Schutz des Denkmals muss mit aktuellen Vorschriften in Einklang gebracht werden. Beim Brandschutz etwa darf es keine Abstriche geben. Und auch die Leuchtmittel müssen nach den EU-Richtlinien heute LEDs sein.

Für manche Herausforderungen hat es zur Bauzeit schon interessante Lösungen gegeben, für die sich Matthias Lotz begeistern kann. Hier ist zum Beispiel in der Holzvertieflung so ein Messingstutzen. Da würde man jetzt als normaler Besucher vorbeilaufen und denken, schön, dass das da ist, jetzt vielleicht ein Stolperfall. Aber da hat sich Herr Littmann was gedacht. Das ist eine sogenannte Entstaubungsanlage. Heutzutage würde man sagen, eine zentrale Staubsaugeranlage. Und die war jetzt hier 1913 schon im gesamten Regentenbau eingebaut.

Das finde ich auch total phänomenal. Das ist jetzt so erhalten geblieben. Die Installation an sich existiert nicht mehr. Aber ich finde es trotzdem als Ansicht immer noch ganz toll. Der Prinz-Regenten-Bau birgt neben dem nach dem Architekten benannten Max-Littmann-Saal auch noch den grünen und den weißen Salon. Darüber hinaus hat der Architekt noch ein weiteres markantes Gebäude in den Kurgarten setzen dürfen –

Dazu ließ er erst einmal den viel gerühmten Eisenpavillon abreißen, der auf so vielen alten Kissinger Badabbildungen zu finden ist. Wir würden heute von einer erschreckenden Unbekümmertheit gegenüber der historisch relevanten Ingenieursarbeit sprechen. Doch Littmann hatte offenbar freie Bahn und konzipierte eine riesige, vollkommen wettergeschützte Wandelhalle für die Kurgäste. Im Inneren glaubt man, in einer Basilika zu stehen. Sie ist das Zuhause eines komplizierten Wasserhahn-Systems, das die Brunnenfrauen bedienen dürfen.

Und es ist das Zuhause der lebendigen Kurphilharmonie, die bis heute hier auf der Bühne spielt. Spazieren gehen mit Musikuntermalung, ein wichtiger Moment an jedem Kurtag. Und das mit Blick auf den Kurgarten und das ehemals vom Adel bewohnte Viktoria Hotel. Dieses einmalige Ensemble wurde Vorbild für viele andere europäische Bäder. Mochte der Beginn auch noch so ruckeln, in Bad Kissingen ist ein europäischer Prototyp entstanden.

Diese Einmaligkeit hat die Stadt angespornt, sich um die Anerkennung als Welterbe zu bemühen. Peter Weidisch aus dem Stadtarchiv Bad Kissingen berichtet, wie 2010 der zehn Jahre währende Bewerbungsmarathon mit dem Ziel startete, als eine der Great Spa Towns of Europe nominiert zu werden. Das heißt sieben Staaten mit jetzt elf Städten.

die sich hier zusammengefunden haben. Was haben wir dann gemacht? Es schlossen sich Jahre der intensiven Arbeit an. Die Bewerbungsunterlagen mussten erarbeitet werden, das sogenannte Nomination-Dossier. Und es galt ja nicht nur zu beschreiben, was das Welterbe, was das Erbe ausmachen soll und wie es geschützt werden kann, sondern es galt ja auch, diese sieben Städte zusammenzubringen. Wer hat welche Stärke?

Wir haben dann sehr stark wissenschaftlich gearbeitet. In Bad Kissingen haben wir zwei internationale Symposien ausgerichtet, 2014 Kurort und Modernität und dann Baldelogie und Kurort Medizin 2019. Das sind alles Beiträge, die hier eingeflossen sind in diese Bewerbungsunterlagen und die weiterhin flankiert wurden durch wissenschaftliche Bewerber.

Detailstudien, so zum Beispiel in Bad Kissingen zum königlichen Logierhaus, dann natürlich zum Stararchitekten Max Littmann und zur historischen Einordnung und zentralen Bedeutung des Kissinger Kurgartens von 1738. Also sozusagen die Grundlage, was ist ein Kurgarten? Diese Grundlagen, die Grundidee, diese Konzeption wurde in Bad Kissingen

Erdacht und erstmals umgesetzt. Und das war dann sozusagen die Blaupause für andere Bäder, die das dann eben auch nachgemacht haben, weiterentwickelt haben.

Die Argumentation überzeugte. In Bad Kissingen kann man in einer spitzen Ausprägung nachvollziehen, wie ein Kurgarten konzipiert wurde, wie sich das Bad daraufhin weiterentwickelte und sich zum Beispiel von einer Saisonkur auf eine Jahreskur einstellte. Und dann kam der große Tag, 24. Juli 2021, also mitten in der Corona-Pandemie, dann die Entscheidung des Welterbekomitees,

Jawohl, Bad Kissingen ist mit den anderen zehn Bälern UNESCO-Welterbe. Und das zusammen mit Orten wie Bath, Vichy und Baden-Baden, Spa, Karlsbad und Monte-Cartini-Therme. Das Ziel ist erreicht und Bad Kissingen mit amtlichen Weihen ein Bad höchsten historischen Ranges. Der Stolz ist groß.

Aber nun stellt sich die Aufgabe, dem Titel gerecht zu werden. Schutz und Erhalt sind eine offizielle Verpflichtung, aber auch Vermittlung und Weiterentwicklung im Verbund der elf Städte. Anna-Maria Boll ist im Management und sucht nach Wegen, mit den Menschen der Stadt gemeinsam dem Welterbe besondere Aufmerksamkeit zu ermöglichen. Die ersten Projekte laufen, ein Buch ist erschienen, im Stadtbereich gibt es an vielen Orten kleine Tafeln mit Erklärungen und das zu Details, die überraschen.

Ja, es gibt am Bahnhof eine Station zu Zäunen zum Beispiel, zu kleinen Details im Stadtbild, wie eben auch gerade in diesen Villenvierteln die Einfriedungen und die Zäune einfach wirklich zum Stadtbild beitragen und da auch wichtig sind. Da denkt man vielleicht auch nicht als erstes dran, wenn man es ans Welterbe denkt. Aber auch solche kleinen Dinge sind eben sehr wichtig, dass wir die erhalten, dass wir dann auch vielleicht bei Neubauten moderne Interpretationen davon finden und einfach diese Tradition auch dann in irgendeiner Form weiterführen.

Für weit gereiste Gäste war Bad Kissingen und sein nun zum Welterbe aufgestiegener Kurpark schon lange eine Attraktion. Die Liste prominenter Besucher ist lang. Könige und Politiker, Schriftsteller, Komponisten und Astronauten, Sängerinnen, Maler, Wissenschaftler, Poetinnen, Erfinder, Geschäftsmänner. Viele haben mit ihren Besuchen Spuren hinterlassen, auf Wegen, in Gedichten, in Musik oder Briefen.

Nicht alle waren begeistert. Je nachdem, in welchem Jahr sie zu Besuch waren, haben sie Bad Kissingen aber auch in einer verschiedenen Phase kennengelernt. Ein buntes Kapitel ist das. Eine gewisse Reserve der Stadt gegenüber der Kurgeschichte scheint sich lange gehalten zu haben in Bad Kissingen. Die Bürger stellten sich wohl nur langsam auf die Ansprüche der Gäste ein. So empfand es zumindest ...

1842 war sie in Kissingen. Mit absolut mäßiger Begeisterung. Sie war gleichzeitig mit der Königin Pauline von Württemberg vor Ort. Die brauchbaren Quartiere waren damit belegt. Die Zimmer fand sie schlecht möbliert und nicht besonders sauber. Das Essen eine Katastrophe. Daumen runter bei der Autorin. Ein Jahr später kommt die Nachtigall des Nordens in die Stadt.

Jenny Lind, gefeierte Starsopranistin. Sie spendete enorme Summen für das evangelische Pfarrhaus. Spricht wohl eher für Daumen hoch. Max Liebermann, Maler. Er reiste 1884 mit der Verlobten an, die er zwei Monate später heiratete. In Bad Kissingen, so erinnerte sich ein Gast, begrüßte er seine junge Braut jeden Tag mit einem großen Blumenstrauß. Quasi Vorflitterwochen im Churpark. Daumen hoch.

Auch er war 1884 in Bad Kissingen. Er kam regelmäßig wieder. Daumen hoch. Er zeichnete viel im Kurgarten. In seiner Lieblingsweinstube am Markt saß er oft in einem ganz bestimmten Erker. Inzwischen Menzel-Erker genannt. Die Lieblingsgeschichte der Nachtwächter-Touristenführer? Menzel verwechselte sturzbetrunken die Türen. Statt zum Klosett zu gelangen, stürzte er in den Weinkeller.

Via Menzeln heute wurde in Bad Kissingen zum geflügelten Wort für offengelebten Müsiggang. Dazu gehörte bei Menzeln auch mal ein Nickerchen auf einer Parkbank. Davon ist ein Foto überliefert. Pitorreska hätte er es selbst nicht erfinden können. Google hilft hier weiter. Menzeln, schlafend, Bad Kissingen. Menzeln war so oft da, er verewigte sich im goldenen Buch der Stadt und wurde Ehrenbürger. Joachim Rossini.

Er wohnte in einem Haus, das heute direkt gegenüber dem Regentenbau liegt. Die Kurkapelle spielte ihm zum Gefallen Auszüge aus seinen Werken. Er erholte sich hier so prächtig, dass er sogar ein klein wenig wieder anfing zu komponieren, obwohl er das eigentlich schon aufgegeben hatte. Seine Visitenkarte ist erhalten, auf der er außerdem eine kleine, ja sagen wir, Kissinger Melodie festhielt. Eher Daumen hoch.

Jenny Rabe von Pappenheim soll 1837 hier gewesen sein. Sie schreibt nach Hause, ...

Heute trieb ein Hirte seine Herde durch den Kurgarten, den man eher einen zoologischen Garten nennen müsste. Denn neben anderen Tieren zeigen hier seit drei Tagen zwei Tanzbären ihre Kunststücke. Das ist wohl eher ein Daumen runter. Diese Liste könnte man unendlich fortsetzen. Richard Strauss weilte hier, Theodor Fontane, Klavierbauer Sohn Steinway war vor Ort. Ferdinand Graf von Zeppelin erhielt wohl seine Post via Luftschiffabwurf. Alfred Nobel.

Von überall kamen Kurgäste nach Bad Kissingen. Wer hatte die längste Anreise? Die Zarin von Russland. Bei weitem nicht. Sie kam aber dreimal nach Bad Kissingen. Hin und zurück mal drei. Die beiden großen Kaiserkuren könnte man ruhig doppelt nehmen. Trotzdem wird sie übertrumpft.

Großer Name. Aber der Astronaut kam nicht direkt vom Mond und er war hier nur zur Stippvisite mit dem Flugzeug, nicht zum Kuren. Okay, okay. Ein Punkt für die Zarin. Aber es waren auch Reisende aus Indien hier, aus China. Das kleine Bad Kissingen mit Gästen aus der großen, weiten Welt.

Doch zwei Gäste haben seit jeher allergrößte Aufmerksamkeit genossen. Kaiserin Sissi und Otto Graf von Bismarck. Kaiserin Elisabeth von Österreich. Sechsmal war sie in Bad Kissingen. Unter Pseudonym, als Gräfin von Hohenems. Graf von Hohenems war auch einige Male mit dabei. Kein geringerer als der Kaiser. Im Stadtarchiv liegen die Kurlisten, in denen ihre Anwesenheit so vermerkt ist. Peter Weidisch.

Sie war hier sozusagen anonym hier. Das wollte sie eigentlich sein. Natürlich wusste jeder in der damaligen Zeit, wer sich hinter der Gräfin von Hohenems verbirgt. Aber das war ein Kunstgriff, um aus der Hofetikette herauszukommen. Denn damit waren die Menschen freier. Also ein Weltbad ist hier ein freier Raum. Raum für Freiheit,

Freiheit von den Zwängen der Konvention, der Etikette des Hofzeremonials. Und das haben gerade die Spitzen des Adels, gerade die gekrönten Häupter natürlich gesucht, indem sie hier nach Bad Kissingen gekommen sind und sich hier freier bewegen konnten mit einer kleinen Entourage und eben nicht an diese alltäglichen Zwänge am Hof eingebunden waren. Und trotzdem...

Es ist ein offizieuser Charakter. Es ging eben nicht nur um das Private, sondern Weltspäter wie Bad Kissingen waren immer auch Städte des Austausches, des informellen Gesprächs und das auf vielen Ebenen, also Politik, Wirtschaft, Soziales, Kunst und Kultur.

Die Zeitungen berichteten, Damit war die Stadt ebenso von ihren protokollarischen Pflichten entbunden. Keine offizielle Begrüßung, keine Ehrenwache. Ihre erste Kur im Jahr 1862 stand im Zeichen einer gesundheitlichen Besserung, die sich auch einstellte.

War die Kaiserin in den Süden bis nach Corfu gereist, um sich zu erholen, so gelang dies ähnlich gut mit Hilfe der nahen Heilquellen. Bei der Ankunft musste die Kaiserin ins Haus getragen werden. Nach sechs Wochen gab es Grund für Festgedichte zur Genesungsfeier der Hohen Frau. Ein Jahr später die zweite Kur. Nun bewegte sich Elisabeth viel freier, war früh auf den Beinen und ging stundenlang spazieren.

Im Aussingeranzeiger wurde veröffentlicht, was angeblich ein junges Mädchen als privaten Brief geschrieben haben soll. Sie ist auch in ihrem Benehmen gegen jedermann ganz besonders lieb und herzig. Gegen den blinden Herzog von Mecklenburg, der ebenfalls hier weilt, benimmt sie sich wie eine Schwester.

Sie führt ihn sorgsam über Stufen hinauf, begleitet ihn vorsichtig zu einer Bank und verlässt ihn erst dann, wenn sie imstande ist, ihn anderen sicheren Händen zu übergeben. Das Sissi-Denkmal auf dem Altenberg spricht von den ausgedehnten Spaziergängen, die sie gern unternahm. Ein Jahr später ist sie Teil der ersten Kaiserkur. König Ludwig II. kam, dazu das russische Zarenpaar.

Die Souvenirläden in Bad Kissingen hatten in diesem Jahr ihren Verkaufsschlager mit Kaiserporträtgruppierungen. Die Zeitungen überschlugen sich mit Berichten, wer wann wo gesehen wurde, wer was trug und welche Kämpfe die Modistinnen, also Schneiderinnen, untereinander austrugen. In Bad Kissingen liegen im Stadtarchiv aber auch medizinische Dokumente. Zu Sisi haben wir dann noch die Krankenakte, »Kaiserin Elisabeth«.

Das heißt, wir haben die Dokumentation der Behandlung durch den kaiserlichen Arzt, Dr. Sautier, hier in Bad Kissingen, während ihrer Aufenthalte in Bad Kissingen, einschließlich der Rezepte. Das ist schon ein Fundus, mit dem wir dann auch wissenschaftlich sehr gut arbeiten konnten. Analytisches Laboratorium, Bericht über eine Harnuntersuchung, Blatt Nummer 4.499.

Ansehen? Am Boden des Gefäßes ein wenig feiner roter Harnsand. Gallenfarbstoffe sind nicht nachzuweisen. Delikate Akten, die aber beweisen, dass die Kaiserin hier in aufmerksamen Händen war. Zum letzten Mal kam Sissi 1898. Beobachtet auf Schritt und Tritt gelang einem unverschämten Fotografen ein Schnappschuss, der ebenfalls im Archiv aufbewahrt wird.

Das Foto zeigt die schlanke Gestalt der Kaiserin, wie sie ... ... mit ihrem Mann durch den Kurgarten geht, mit dem Kaiser. Gemeinsam ging beide, das Ehepaar, das Kaiserpaar, durch den Kurpark und wird dabei von einem Paparazzo fotografiert. Und das haben wir hier sowohl als Glasplatte als natürlich auch als Abzug dann, sodass wir das hier haben. Es ist die letzte Fotografie vor dem tödlichen Attentat, dem die Kaiserin noch im gleichen Jahr erliegen sollte.

Sissi kann man nachspüren auf den langen, ausgedehnten Wander- und Spazierwegen. Ihre Quartiere sind inzwischen mehrfach renoviert worden. Das Kur- und Wohnhaus eines anderen prominenten Gastes ist vollständig erhalten. Man kann ihn besuchen. Otto von Bismarck, Kanzler des Deutschen Reichs 1871.

Um zum Bismarck-Museum zu gelangen, muss man sich auf den Weg begeben. Etwas außerhalb des Kurgartens und der Altstadt, Richtung Grenadierbau. Ziel, obere Saline. Horst Ferrari ist hier mit seinen Gästen regelmäßig unterwegs. An diesem Haus war früher ein Sanatorium von Dr. Dieruf. Und da hat er für das Bismarck die erste Kur gemacht, in diesem Haus. Und da wurde gleich auf ihn geschossen, sofort. Wo der da war, am ersten Tag haben sie gleich auf ihn geschossen.

Und da haben alle gedacht, jetzt kommt der nie wieder, der Bismarck. Und da wurde er aber nur leicht verletzt an der Hand. Der Schütze war nicht sonderlich versiert. Und er hat sich auch hingestellt auf dem Balkon dann zur damaligen Zeit und hat gesagt, ja, das bringt das Geschäft halt so mit sich. Wenn man unbequem ist und den Leuten auch Forderungen stellt, dann muss man halt rechnen, dass man nicht jedem genehm ist und dass man da schon mal ein Risiko eingeht. Das ist halt so passiert. Und der Attentäter war ein strenggläubiger Katholik. Und der hat damals ja ziemlich...

aggressive Politik gemacht mit diesen katholiken Gesetzen und allem Möglichen. Und deswegen ist das passiert. Aber es ist nichts weiter passiert. Er ist dann noch 14 Mal zur Kur gekommen nach Kissingen und hat sich immer wohlgefühlt. Nur nicht mehr hier, sondern in der oberen Saline, wo wir jetzt hinfahren. Eine ehemalige Salzförderstätte mit fürstlichem Quartier. Ein Vierseitenhof, damals mit überdachter Kutscheinfahrt. Stadtliche Räume mit Stuck und großen Fenstern.

Annette Späth sitzt in genau diesem Vorraum. Man hat hier auch eine Telegrafenstation eingerichtet für ihn. Extra eine Telegrafenleitung, hier rausgelegt von der Stadt.

damit er hier auch seinen heißen Draht nach Berlin immer hatte. Das brauchte er, er konnte ja nie abschalten. Er war ja immer irgendwie auch Reichskanzler. Und hier auch in einem Gendarmerie-Posten, ein bayerischer und ein preußischer Gendarm waren hier. Wir würden heute sagen, die Bodyguards, die darauf aufgepasst haben. Und was ihm natürlich auch gefallen hat, glaube ich, war die schon etwas abgelegenere Lage. Denn wenn er sich als der prominenteste Kurgast von Bad Kissingen in der Zeit befindet,

irgendwo gezeigt hat, haben sich ja sofort Menschentrauben gebildet und wollten mit ihm in Kontakt kommen. Und hier an der oberen Saline, er ist ja immer zum Salinenbad, unteren Saline war der Salinenbad, da ist er immer hinausgefahren.

Aber man hat ihm sogar einen eigenen Steg über die Saale gebaut, damit er zu seinem Lieblingsgasthaus am Altenburghaus bequem über die Saale schnell hinüber gelangen konnte und auch ohne große Kontakte mit anderen Kurgästen, die neugierig auf ihn gewartet haben. Die Wohnung ist komplett erhalten.

Schon zu Lebzeiten wurden diese Räume in den Monaten seiner Abwesenheit gegen Eintritt interessierten Besuchern geöffnet.

Große, repräsentative Räume. Ein ehemals fürstlicher Festsaal mit Stuck, hoher Decke und einer Art Ahnengalerie. Ein Piano, Tisch mit Stühlen. Und mittendrin ein Sofamöbel, gekrönt von einer jungen Figur. Eine Berliner Künstlerin, die diese Figur dem Bismarck geschenkt hat. Der kleine Junge in Lederhosen hält zwei Blumenübertöpfe in der Hand.

Die waren natürlich dann immer auch gefüllt mit Blumen, wenn Bismarck hier war. Es gibt ja, wie auf den historischen Fotos zu sehen, die Information, dass Bismarck, wenn er sich im Kurviertel aufgehalten hat und Menschen ihm begegnet sind, die waren ja so begeistert von ihm und haben ihm Blumensträuße zugeworfen. Und ein Teil des Blumenschmuckes fand dann auch hier im Festsaal in diesen kleinen Eimerchen des Jungen einen Platz gefunden.

Im Arbeitszimmer Schreibtisch und Lederstuhl. Alles noch vorhanden. Hier saß er oft und hat auch Zeitungen gelesen. Und in dem Raum hat er auch seinem Sohn Herbert gelesen.

Ja, einiges Wichtiges diktiert unter anderem auch das Kissinger Diktat 1877, wo Bismarck sich zur Positionierung des Deutschen Kaiserreichs innerhalb der europäischen Außenpolitik äußert. Ein wichtiges Dokument für die deutsche Geschichte, das sich im Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin befindet.

Und also hier an diesem Schreibtisch und dieser Stuhl, wenn man das so sieht, ist wirklich auch Geschichte gemacht worden. Bismarck formulierte hier seine auf ein friedenserhaltendes Kräftegleichgewicht ausgerichtete außenpolitische Strategie. Auch die Überlegungen zum Krankenkassenversicherungswesen reiften an diesem Platz. Wichtige Konzepte der deutschen Politik. Auch das wog viele Jahre später bei der Entscheidung über den UNESCO-Welterbetitel für Bad Kissingen.

Eigentlich sollte sich Bismarck hier erholen. Dieses Zitat, ich habe nicht schlafen können, ich habe die ganze Nacht gehasst, Bismarck gegenüber Christoph von Tiedemann, das war eben der Leiter der Staatskanzlei. Das zeigt natürlich auch, warum Bismarck denn hier auch zur Kur musste, denn Abschalten war für ihn relativ schwierig und er hat geholfen.

Ja, über Dinge dann noch nachgedacht, die schon längst vorbei waren und hat halt sehr lange gebraucht, um das zu verarbeiten, sage ich mal. Wenn er sich geärgert hat, dann hat er sich richtig geärgert. Ja, ein Gesundheitszustand war ja angegriffen. Gut, dass er hierher kam. Trinkkuren und vor allem erfolgreiche Abmagerungskuren hat er hier vollzogen.

Das skurrilste Objekt der Ausstellung, neben vielen Fotos aus der Zeit und von ihm selbst, eine große Personenwaage, auf der man mithilfe von Wagenpersonal sein Gewicht ermitteln konnte. Wie wir das kennen, dass man sich zu Hause im Bad auf die Waage stellen kann und das Gewicht in aller Stille kontrollieren kann, das war damals nicht gegeben, das war ein öffentlicher Akt. Und Bismarck wurde eben auf dieser Waage hier auch gewogen.

Nachdem eben auch sein Leibarzt Dr. Schwenninger hier das Regiment übernommen hat und bei den Kuren auch persönlich anwesend war, dann hat die Kur auch gewirkt. Also Bismarck hat ihn ja dann auch anerkannt als seinen Leibarzt und ihn als seinen ärztlichen Machthaber bezeichnet. Also er hat schon erkannt, dass was der Schwenninger sagt,

und ihm zu sagen hat, dass es wichtig ist für seine Gesundheit. Und so wurde er täglich auf dieser Waage hier gewogen. Und das Gemeine, würden wir heute sagen, ist, dass sein Gewicht auch dann immer in der Saale-Zeitung, also in der örtlichen Lokalzeitung, veröffentlicht wurde. Da haben natürlich alle geguckt. Wie viel wiegt er denn wieder? Hat schon wieder zugenommen. So war es nur zum Thema Privatsphäre. Musik

Das Museum rückt die Zeit um Bismarck näher. Auch wie schnell der Personenkult um ihn herum sich entwickelte. Wie Fremde versucht haben, hier Einlass zu finden. Die Bismarck-Verehrung kulminierte in Bad Kissingen in täglichen Zeitungsberichten und der Errichtung eines Denkmals. Auf dem Weg zwischen der Stadt und Saline. Und das Denkmal wurde gebaut, da hat er noch gelebt, der Bismarck. Aber er war selber nie hier.

Er hat gesagt, das fühlt sich komisch an. Wenn das jemand sagt, denkt man, steht das Villa also nicht. Das fühlt er sich fremd, das wollte er nicht. Also hat er sich nie hier hingestellt, hat das nie gesehen. Sagt man jedenfalls, dass er es nie gesehen hat. Ich weiß es nicht, ob er mal da war. Blick ins Tal, wie die Perle in der Schale, liegst du, zauberhafte Stadt, anmutig im weiten Tale. Immer möchte ich stehen und schauen, reich beschenkt in diesem Tal, bis die Augen übertauen.

Die Häuser in Bad Kissingen sind zwar im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört worden, bis auf die Synagoge, die abgebrannt worden war. Aber in jeder anderen Beziehung hat in Bad Kissingen der Krieg die Menschen genauso in Mitleidenschaft gezogen wie in allen anderen Teilen Deutschlands.

Das Kriegsende war für die Kinder in der Stadt traumatisch. Leblose Körper auf den Straßen, leblose Körper an Häuserschluchten hängend, Angst, Verwirrung, eine gesprengte Saalebrücke. Schon während des Krieges und erst recht danach Flüchtlingsströme, Frauen, Kinder, zerrissene Familien. Sie alle brauchten rudimentär ein Dach und eine hinlängliche Versorgung.

So entstanden die Fotos vom Luxushotel Fürstenhof, vor dem sich Bretterbuden reihen. Dazwischen Wäscheleinen und säuberlich gestapelte Holzbünder. Dann die Ankunft der Amerikaner, die die Wandelhalle mal eben zu einer Werkstatt umfunktionierten. Durch die Teilung Deutschlands wurde Bad Kissingen zum Zonenrandgebiet und lebte mit der Präsenz des Militärs.

Der heutige Oberbürgermeister Dirk Vogel, geboren 1977 und aufgewachsen in Bad Kissingen, erinnert sich. Für uns waren die Amerikaner selbstverständlich da. Und ich habe ja 1988 noch dieses NATO-Reforger, glaube ich, das war ein großes Manöver, 1988 erlebt. Da ist man dann als Junge in die Schule gelaufen und dann kam ein, die...

ganz normal 15, 20 Amerikaner mit Maschinengewehren entgegen und dann sind hier in den Stadtteilen dieser Stadt sind die Schauber gelandet und haben Manöver abgehalten. Also das war selbstverständlicher Teil der Identität auch der ganzen Region, glaube ich, hier, dass amerikanische, US-amerikanische Soldaten hier in der Nähe waren. Und man hat für mich nach wie vor sehr kurioserweise nicht damit in Verbindung gebracht, dass das

zur Grenze nicht weit ist und dementsprechend auch gefährdet ist, schlussuntergreifend. Man weiß ja heute auch über Fulda-Gap, dass es ja Einmarschpläne explizit hier auch in der Nähe gegeben hat, was nicht weit weg gewesen wäre. Und die Folge wäre natürlich verheerend für Nordbayern gewesen, genauso wie für die hessische Region rund um Fulda. Und kurioserweise hat man das nicht so in dem Lebensgefühl, zumindest meiner Ansicht nach, nicht wirklich zusammenbekommen.

Und dann fiel die Mauer, kamen die Trabis.

und befreiten Bad Kissingen aus der Zonenrandlage. Da haben wir dann gemerkt, dass wir doch recht nahe an der damaligen DDR gewohnt und gelebt haben. Dass dann plötzlich lange Schlangen, wir waren ja einer der ersten Orte, an dem man herfahren konnte. Da weiß ich heute noch, wie die Trabis die ganze Erhardstraße runtergefahren sind, hunderte Meter lang und mit ihren Auspuffen und wir alle geguckt haben. Und ah ja, also so ist es jetzt, schön. Also war wirklich eine Kreatur.

Wir fanden das toll, dass das jetzt so ist und eine spannende, verändernde Zeit. Ich bin dann auch mal mit dem Fahrrad zu dieser Grenzzone dann gefahren und dann, ich weiß noch, ich glaube, das war erst zwei oder drei Monate, nachdem die Mauer gefallen ist, da war noch gar nicht der Status klar, dass die DDR in der Bundesrepublik Deutschland aufgehen sollte. Wir sind mit unserem Tennis-Club aus Bad Kissingen rübergefahren und haben da Tennis gegen die gespielt. Ich weiß heute noch nicht, wie das zustande kam. Also es war

Und da weiß ich noch, da hat man es mal so gerochen, gespürt, gesehen, wie das Land so war. In dem Schullandheim war man halt mal dort und hat mal auf die Grenze geguckt, wo dann die Lichter an waren und dann die Grenze einem gezeigt haben, ah, hier drüben ist jetzt die Grenze. Bad Kissingen ist ein lebendiger Ort, der sein Erbe liebt. Ein Kurort, natürlich. Das ist eine traditionelle Stärke dieses Ortes, aber auch ein Grund für Vorurteile.

Bad Kissingen hört man dann. Das ist doch eine Stadt für alte Menschen. Das ist ja auch gut so. Wir sind ja auch froh, dass die hier sind. Wir sind ja froh, dass Menschen hier in der Rehabilitation hier bei uns sind, in diesem hohen Maß. Wir sind ja froh, dass sich Menschen hier wohlfühlen. Ich finde das auch so ein bisschen, wenn ich das sagen darf, befremdlich,

dass wir immer sehr vorsichtig sind und alle müssen geschützt werden. Aber komisch, weil über ältere Menschen darf man so despektierlich sprechen. Das finde ich immer so ein bisschen schwierig. Viele junge Leute finden gute Ausbildungsangebote und gute Arbeitsmöglichkeiten in Bad Kissingen. In der Gastronomie, aber auch in handwerklichen Berufen. Gesundheits- und Kureinrichtungen sind ein großes Cluster. Auch das Landesamt für Gesundheit und weitere Landesbehörden hat der Freistaat Bayern in Bad Kissingen angesiedelt.

Aber auch andere Wirtschaftsbereiche werden gefördert und entwickelt, etwa der Baubereich, nicht zuletzt für die vielen Vorhaben in der Stadt. Bäder werden saniert oder liegen brach. Die Eislaufhalle soll wieder instand gesetzt werden. Das Turniergebäude an der Saale will saniert werden. Der Welterbestatus verlangt nach Unterstützung der Stadt. Klimastrapazen belasten auch hier den Haushalt. So hat Bad Kissingen vor einiger Zeit einen groß angelegten Hochwasserschutz installiert, der immer wieder gebraucht wurde.

Und auch der Zuzug neuer Einwohner erfordert Anstrengungen. Mehr als 1000 Geflüchtete haben Zuflucht gefunden. Der Oberbürgermeister will den Grundcharakter der Stadt erhalten. Deshalb setzt er sich für die Entwicklung von Hotels ein. In der Nähe des Kurgartens ist eine Art Schutzterritorium eingerichtet worden, das ausschließlich für Übernachtungen genutzt werden soll.

So soll eine Umwandlung in Wohnungen und einer Immobilienspekulation vorgebeugt werden. Weil wir weiterhin Kurort sein wollen. Wir wollen nicht, wie es zum Beispiel ja in Karlsbad auch teilweise so ist, dass nur noch reiche Menschen sich hier einmieten und dann eine Wohnung wie einen goldenen Ring am Finger haben, ab und zu mal kommen und wieder wegfahren. Weil wir weiterhin wollen, dass eine fremdenverkehrsspezifische Nutzung damit assoziiert wird, um eben diesen Weltbadstatus zu haben.

Für das Kurviertel ist Silvi Thormann zuständig. Sie ist Kurdirektorin der Stadt und betont gern, dass weit mehr Gäste als Heilungssuchende in die Stadt kommen. Wir haben ja so grob im letzten Jahr 250.000 Gästeankünfte gehabt und konnten 1,5 Millionen Übernachtungen durchführen.

Und wie Sie gerade schon angedeutet haben, ist eben der größte Teil der Ankünfte tatsächlich im touristischen Bereich zu sehen. Dann haben wir eben, was die Ankünfte angeht, noch einen großen Teil im Bereich der Reha-Kliniken, Reha-Patienten letztendlich und dann eben noch einen ganz kleinen Anteil Tabungsgäste tatsächlich auch.

Und ja, was sind das für Gäste, woher kommen die tatsächlich? Liegen wir mit diesen Übernachtungszahlen in Bayern ganz weit vorne unter den Top 5?

In Franken sogar sind wir an zweiter Stelle direkt nach Nürnberg, was die Übernachtungszahlen angeht. Also schon eine große Bedeutung, die wir als touristischer Ort auch haben. Und die Gäste kommen hauptsächlich aus Deutschland, also über 90 Prozent kommen tatsächlich aus Deutschland und da hauptsächlich eben aus Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, also tatsächlich auch aus dem näheren Umfeld.

Wer einmal hier war, ob für eine Reha-Maßnahme oder als Urlauber, soll wiederkommen und von seinem Aufenthalt erzählen.

Bad Kissingen will seinen Gästen etwas bieten. Bloß nicht langweilen. Da liegt definitiv ein Schwerpunkt momentan im Bereich der Veranstaltungen. Auch da sind wir permanent dabei, Veranstaltungen weiterzuentwickeln. Die eigenen Veranstaltungen, wir haben neben dem Kissinger Sommer, der von der Stadt Bad Kissingen veranstaltet wird, in Zusammenarbeit mit uns, zwei große Veranstaltungsreihen. Das ist einmal der Kissinger Winterzauber, ein Festival des Sommerfestes,

ja, für das wir manchmal die kleine Schwester vom Kissinger Sommer nennen, was eben so ein bisschen vom Programm her gemischter ist, um da eben auch eine ganz breite Zielgruppe anzusprechen und die findet über den Jahreswechsel statt, also sprich kurz vor Weihnachten bis ins neue Jahr hinein, um eben gerade auch die Gäste, die

die über die Feiertage hier sind, um denen ein schönes abwechslungsreiches Programm zu bieten. Und die zweite Reihe ist der Kabarettherbst, der Ende September, Oktober stattfindet. Das sind so die großen Veranstaltungen neben dem großen Akotschi-Fest, die wir selber als Veranstalter betreuen.

Ein ständiges Thema ist die Pflege und Weiterentwicklung der Parkanlagen. Holger Paff ist der Chef der Kurgärtnerei. Sein Herz schlägt für 85.000 Quadratmeter Freifläche.

Das Schöne an Bad Kissingen, dass wir eben sehr, sag ich mal, Flächen haben, wo dann wirklich Schaubäde auch sind und traditionelle Bäde, bepflanzt mit Wechselflor. Wir haben aber im Anschluss und direkt im Übergang dann auch wirklich Parkanlagen, also so angelehnt in dem englischen Landtagsspiel wie der Ludpolpark eben, wo dann wiederum in waldartige Flächen übergehen, durch den wir ja hier auch in den Umfeld der Natur eingebunden sind, die Rhön.

Und damit haben wir natürlich mit einem Schlag Bereiche, die andere oft nur einzeln haben, sehr kompakt auch beieinander für die Gäste. Und das macht eigentlich den Reiz auch aus, diese fließenden Übergänge in alle Bereiche. Manchmal werden Farben oder Themen in den Schaubäten umgesetzt, im Laufe des Jahres. Zum Beispiel Früchte. Dann werden Blüten in Form von Früchten arrangiert, Pflanzen gesucht, die Früchte ins Beet bringen.

Auch neue Züchtungen werden ausprobiert. Erst auf kleinen Flächen und, wenn es gut läuft, auch im größeren Maßstab. Im Herbst 2024 hat Bad Kissingen eine Klima-Managerin eingestellt. Sie hat auch in den Gartenanlagen zu tun. Denn der Klimawandel greift massiv den Baumbestand an, stört die Wasserstruktur und damit auch den Baugrund.

Momentan ist ein großes Leiden bei den Buchen, was vor einigen Jahren noch als sogenannter Klimabaum, da muss man aufpassen, propagiert wurde, was sich aber jetzt doch mit der Entwicklung als eigentlich falsch herausstellt, kann man vielleicht nicht sagen, oder ungünstig herausstellt.

Aber das ist eine dynamische Entwicklung, da kann man oft nicht voraussehen, wo das alles Folgen hat und was noch für Auswirkungen kommen, über welche Akteure auch immer, ob das über Insekten, Schädlingsbefall ist. Es ist ja oft die Ursache, letztendlich das Symptom, das man am Baum dann sieht oder das Krankheitsbild ist ja meistens dann die Ursache vieler Auswirkungen und Symptome. Vorstress und alles, was dazu zählt. Musik

Das vielleicht größte Fest im Jahr ist das Volksfest, das die Menschen in Bad Kissingen miteinander feiern. Das Rakoczi-Fest. Musik

Seit gut 70 Jahren feiert die Stadt im Juli den Namenspatron ihrer wichtigsten Quelle, die so viele berühmte Häupter in die Stadt gezogen hat. Musik

Also gefeiert wird es seit 1950 und zwar ist nach dem Zweiten Weltkrieg oder während dem Zweiten Weltkrieg ist die Kur natürlich dargelegen, ist nicht so viel los gewesen und dann hat der damalige Bürgermeister und Stadtrat Kohlhepp dann die Idee gehabt, um die Kur auch wieder, um das Leben auch wieder attraktiver zu gestalten, hat er die Idee gehabt mit dem Stadtrat.

ein historisches, geschichtliches Stadtfest zu machen, hat den Auftrag dann gegeben. Und einfach auch die Geschichte von früher mit den Königen, Kaisern und Besuchern, berühmten Kurgästen dann eben auch aufleben zu lassen. Bruno Heinen, Leiter der Veranstaltungsabteilung der Bayerischen Staatsbadgesellschaft Bad Kissingen.

Unter seinen Fittichen auch das Rakuci-Fest. Also das Fest ist sicherlich damals gegründet worden als Heimatfest für die Einwohner, hat sich aber natürlich sehr schnell dann eben auch als Besuchermagnet etabliert, weil ja die Kur dann sehr stark gestiegen ist ab den 50er, 60er Jahren dann wieder und der Tourismus dann auch. Also es ist...

Beides ist sowohl ein touristisches Magnet wie ein Heimatfest. Sehr viele kommen auch extra wieder zurück, wo dann in ganz Deutschland verteilt sind, um dann eben auch mit den Schulkameraden und Kameradinnen wieder zu feiern, die Familie zu besuchen. Der Ex-Schweizer und inzwischen Vollblut-Kissinger hat das ganze Jahr zu tun, um drei Tage volles Programm zu organisieren. Man hat ja mit ganz unterschiedlichen Thematiken zu tun, Festumzugssicherheit,

Gastronomie, Festball, Technik, dann mit den ganzen Sicherheitskräften, Feuerwehr, Polizei, Wasserwacht etc. Also die ganzen Menschen auch drumherum das zu organisieren, weil es einfach sehr umfangreich ist und teilweise in den stärksten Jahren bis zu 100.000 Besucher über drei Tage haben.

Die kommen zu den Konzerten in der ganzen Stadt, zum Festball mit berühmter Gläser-Polonaise durch den Kurgarten, Rosengarten-Illumination, zum Festumzug der Persönlichkeiten und dem finalen Abend. Das Team von Bruno Heinen besteht aus sechs Leuten, die am Ende um die tausend Beteiligte einbinden.

Darunter Feuerwehrleute, Sicherheitsmannschaften, Gastronomen, Gärtner, die die Rasen- und Bepflanzungsflächen vorbereitend schützen, Nachhaltigkeitskonzepte ausarbeiten, zur Müllvermeidung zum Beispiel. Auch die Betreuung des Kutschenumzugs gehört dazu. Also erstens mal achten wir sehr stark darauf, dass wir festzugsgeeignete Pferde haben. Also das ist ein Kriterium, also das sind keine jungen Pferde, das sind erfahrene Pferde.

die auch immer wieder solche Umzüge mitmachen. Das ist ganz wichtig. Dann ist es auch wichtig, dass sie neben den Pferden auch eine Begleitperson haben, die am Zaun sind, also in der Nähe vom Pferd gleich, dass sie eingreifen können. Wir haben eine Tierärztin da, die die Pferde auch vor dem Festumzug untersucht, anguckt. Sicherheit ist oberste Priorität.

In den Kutschen sitzen die wichtigsten Personen des Festes, übrigens in liebevoller Kleinarbeit von den Gärtnern ausstaffiert. Die historischen Persönlichkeiten. Fürst Rakozi, Kaiserin Sissi, Barockmeister Balthasar Neumann, Bismarck, Fontane und viele mehr. Bruno Heinens Aufgabe ist es, die historischen Persönlichkeiten zu casten.

Ein schöner Moment, wenn er eine Zusage erteilen kann. Den Menschen bedeutet diese Rolle viel. Sie werden damit eine Berühmtheit in der Stadt. Burkhard Aschall, Kantor der Stadt, stellt schon seit vielen Jahren den Komponisten Gioacchino Rossini dar. Sein Beruf, seine musikalische Ausbildung haben ihm für die Auswahl sicher Pluspunkte gebracht. Jeder, der eine Rolle übernimmt, beschäftigt sich mit der Biografie seiner Figur. Lernt sogar dessen Unterschrift, denn es gibt eine große Autogrammstunde im Kurgarten.

Wie in der überlieferten Visitenkarte gibt's bei Rossini oft auch ein paar Noten mit dazu. Kantor Burkhard Ascherl hat auch eigene Konzerte etabliert.

Immer wenn das Rakoczi-Fest naht, gibt er ein Orgelkonzert mit Werken von Rossini. Besonders schön ist immer beim Festumzug, wenn einem dann die Leute zujubeln. Man merkt immer genau, wenn da eine bestimmte Ecke ist, die einfach den Rossini als Komponisten schätzen oder mögen, dann rufen die Bravo, Mestro, Bravo.

Bravo, Rossini und dann verbeugt man sich und lacht ihnen zu. Das ist zum Beispiel so. Aber das passiert öfter mal beim Festumzug. Oder Jürgen Bock. Erst vor kurzem hat er den Job bekommen, in die Rolle von Dr. Franz Anton von Balling zu schlüpfen. Eine sehr hohe Auszüge erhielt ich bzw. Dr. Balling im Jahr 1865. Da wurde ich oder er zum Ehrenbürger der Stadt Bad Kissingen ernannt.

Und wenn für mich eine Büste, die aufgestellt ist und ich Ehrenbürger wurde, dann ist das schon eine besondere Wertschätzung. Musik

Sie hörten Wasser und Salz, Bismarck und Musik. Eine lange Nacht über Bad Kissingen.

Nächste Woche erwartet Sie an dieser Stelle eine lange Nacht über Mensch und Tier.

Wir Menschen haben unsere Erfahrungen mit Tieren schon immer in Bildern und Geschichten verarbeitet. Wenn wir es auch heute nicht mehr in Wandgemälden, in Höhlen tun, sondern eher im Kino. Seien Sie gespannt auf eine lange Nacht über Tierfantasien und Fantasietiere von Moritz Metz und Georg Seestl. Sie können alle langen Nächte der letzten Monate auch in der Deutschlandfunk-App nachhören. Und wenn Sie uns abonnieren, können Sie keine Sendung mehr verpassen. Bis nächste Woche.