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cover of episode Rotkäppchen und der Wolf - Fantastische Geschichten von Tieren und Menschen

Rotkäppchen und der Wolf - Fantastische Geschichten von Tieren und Menschen

2025/5/9
logo of podcast Lange Nacht

Lange Nacht

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
A
Alexandra Tretakow
H
Hans-Dieter Heimendahl
M
Markus Wild
R
Roland Borgerts
U
Unknown
通过Ramsey Network的播客节目,提供实用财务建议和生活指导。
Topics
Hans-Dieter Heimendahl: 我认为人与自然的关系体现在人与动物的关系上,既有对动物的爱,也有对动物的恐惧和妖魔化。本期节目将探讨从童话到电影中人与动物关系的文化历史。 Markus Metz und Georg Seslen: 我们认为人类通过文化手段来处理对动物的妖魔化,试图通过图像和故事来控制恐惧,并赋予动物力量和狡猾的幻想。在人类文化史中,动物始终以双重形式存在:既有实用和界限划分,也有奇幻和象征意义的提升。 Markus Wild: 我认为动物哲学不仅包括动物伦理,还包括对动物智力的研究,例如动物的意识和道德。动物哲学将其他生物纳入哲学问题的考量范围。 Alexandra Tretakow: 我认为“动物转向”是一种跨学科的范式转变,重新评估人与动物的关系,承认动物是社会、文化和生态环境中的积极参与者。“动物转向”挑战了人类中心主义的视角,重新定义动物在人类历史和文化中的作用。 Roland Borgerts: 我认为“动物转向”模糊了人与动物之间的界限,使叙事方式更加多样化。传统上,人与动物的关系被认为是二元对立的,人类总是优于动物。但是“动物转向”打破了这种传统观念。

Deep Dive

Chapters
Diese Passage untersucht die ambivalente Beziehung zwischen Mensch und Tier, von Liebe und Nutzbarkeit bis hin zu Angst und Dämonisierung. Sie beleuchtet die kulturelle Darstellung von Tieren in Mythen und Legenden, basierend auf Ängsten und Fantasien des Menschen.
  • Ambivalentes Verhältnis des Menschen zu Tieren (Liebe und Angst)
  • Kulturelle Dämonisierung von Tieren
  • Verwendung von Tieren in Symbolen und Geschichten

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Auf eine wirklich interessante Weise spiegelt sich das Verhältnis des Menschen zur Natur in seinem Verhältnis zum Tier und spannt sich auf zwischen einer großen Liebe zu Tieren und deren Einbeziehung in das eigene Leben als Nutztiere oder als Gefährten bis hin zu einer großen Angst vor Tieren und deren Dämonisierung als Verkörperung des Bösen.

Besonders die Dämonisierung ist deshalb auch ein großes Thema des kulturellen Umgangs mit Tieren. Durch den, angefangen von der ersten Höhlenzeichnung, wir versuchen zu bannen, wovor wir uns fürchten und was sehr oft mit dem Tier gar nichts zu tun hat. Dass wir zum Mittelpunkt eines Bildes oder einer Geschichte machen. Aber nicht nur Ängste, auch Fantasien von großer Stärke oder Klebbernis stülpen wir Tieren über.

Löwen oder Adler für Wappen oder Staatssymbole. Oder Füchse als Listige oder Eulen als weise Ratgeber in Fabeln und Märchen. Oder erfindende Tiere wie etwa Drachen oder den speziellen Monster Saurier Godzilla. Markus Metz und Georg Seslen nehmen sich unserer tierischen Fantasien an.

Und erzählen dabei eine kleine Kulturgeschichte unserer Naturgeschichte. Vom Märchen bis zum Kino. Und weil wir tatsächlich schon früh als Kinder in unsere kulturelle Tierwelt eintauchen, haben wir die Lange Nacht mit dem Titel Rotkäppchen und der Wolf überschrieben. Seien Sie gespannt auf die Lange Nacht über fantastische Geschichten von Tieren und Menschen. Mein Name ist Hans-Dieter Heimendahl. Ich bin der Redakteur der Langen Nacht.

Sie erreichen mich wie immer unter langenacht.de. Nächste Woche erwartet Sie eine lange Nacht über den großen italienischen Filmemacher Federico Fellini, der mit seinen filmischen Traumbildern großen ästhetischen Einfluss auf das Kino und auch auf unsere Vorstellungswelt genommen hat. Oder können Sie sich vorstellen, am Triviso-Brunnen in Rom zu stehen

Ohne daran zu denken, wie Anita Eckberg ihn in Fellinis La Dolce Vita zum Baden nutzte? Seien Sie gespannt auf die lange Nacht über Federico Fellini von Josef Schnelle. Sie können alle lange Nächte der letzten Monate auch in der Deutschlandfunk-App nachhören. Und wenn Sie uns abonnieren, können Sie keine Sendung mehr verpassen. Bis nächste Woche.

Miau, miau, miau, miau. Miau, miau, miau, miau. Miau, miau, miau, miau. Miau, miau, miau, miau. Miau, miau, miau, miau.

Ach, wie nett. Die Bremer Stadtmusikanten. Und der Show-Effekt. Unten der Esel, darauf der Hund, dann die Katze und oben drauf der Hahn. Beeindruckende Dressurleistung. Wenn man nur wüsste, was die damit sagen wollen. Na, ist eben Show-Business. Muss nichts bedeuten.

Tiere sind immer nett, wenn sie Kunststückchen machen. So, gelehrig. Aber vielleicht hat das Lied doch einen Text, eben einen tierischen Text, den unser einer nicht versteht. Ach, Tiere sprechen doch nicht. Na, wer weiß. Sie hören doch. Die haben eben ihre eigene Sprache. Das ist keine Sprache. Das sind bloß Laute. Soll man ihnen nicht einen Euro spendieren für ihren, naja, Gesang?

Ich wüsste gar nicht. Tiere haben kein Geld. Die wissen gar nicht, was Geld ist. Das ist der Unterschied. Tiere können nicht einkaufen, Tiere haben kein Bankkonto. Da können sie noch so gut riskiert sein. Aber wieso strengen die sich denn sonst so an? Na, wegen Futter. Tiere wollen gefüttert werden. Na schön, dann sollen sie eben etwas haben.

Hier, ein Würstchen für den Hund. Was für die Katze. Miau. Und den Esel. Und für den Hahn. Klappen tut das immer.

Ein echtes, echtes Wienerle. Das gefällt mir. Sardinen in Öl. Und Sie? Ich gräße nur ungern. Maiskörner. Aber ein bisschen deprimiert bin ich doch, ehrlich gesagt. Warum das denn? Weil die Menschen glauben, wir seien nur dressiert.

Dabei haben wir doch wirklich etwas zu sagen. Rein, rein, rein künstlerisch. Auch so. Haben Sie vergessen, wovon unser Lied handelt? Von Tierrechten? Vom Animal Turn. Davon, dass wir Personen sind und keine Sachen. Partner und keine Sklaven. Na ja, wenn es die Menschen nun aber nicht hören wollen. Oder können. Oder beides. Ja.

Weil sie glauben, nur sie hätten eine Sprache. Menschen sind so eingebildet. So kurzsichtig. So taub. So geruchsblind. Was die Sinne anbelangt, die reinsten Analphabeten. Direkt Mitleid könnte man für die Inhaben. Wenn sie es denn verdient hätten.

Wir können ja noch von Glück reden. Wie das denn? Weil wir ein paar Menschen haben, die für uns sprechen. In ihrer Sprache. Ob das ein Glück ist? Ich habe da nicht die allerbesten Erfahrungen. Ich kann Ihnen sagen, wenn Menschen als Esel sprechen, das ist nicht sehr schmeichelhaft. Katzen sind ja immer schlau. Und manchmal fies. Und Hunde immer treu. Und manchmal fies.

Treudoof. Gockel sind eitel und angeberisch. Und wetterfühlig. Schon klar, schon klar. Wenn Menschen über Tiere reden, dann reden sie in Wahrheit doch nur wieder von sich selbst. Oder davon, wie sie uns gern hätten. Oder davon, was ihnen fehlt. Oder davon, wovor sie Angst haben. Angst machen, das kann ich. Ich kann knurren. Ich kann picken. Ich kann treten.

Naja, Angst ist irgendwie auch keine Lösung. Respekt würde schon reichen. Die Menschen meinen, dass Tiere nichts lieber täten als selber Menschen werden. Dabei wären viel mehr Menschen lieber Tiere. Sie träumen viel, diese Menschen. Und sie, und sie...

Erzählen viel. Sie glauben viel. Die spinnen, die Menschen. Vor allem, wenn sie von Tieren sprechen. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Menschen auch bei uns es gewohnt waren, nicht nur Alltag und Nutzen im Blick zu haben, sondern auch hinaus aus der rauen und manchmal langweiligen Wirklichkeit den Mythos, die Magie, die Welt der Geister und der Seelen.

So sah man auch die Tiere auf zwei sehr unterschiedliche Arten. Nämlich zum einen mit materialistischem Blick, in dem es eine vergleichsweise einfache Ordnung der Tiere gibt.

Haustiere, Nutztiere, nützliche Tiere, wilde oder gezähmte Tiere, Beutetiere, gefährliche Tiere, lästige Tiere, Tiere mit heilender Wirkung. Vielleicht noch so etwas wie schöne Tiere und hässliche Tiere. Auf der anderen Seite aber sah man die Tiere auch mit dem Blick von Totem und Tabu, dem Blick der Märchen, der Legenden, der Fantasie und des Traums.

Nur im ersten Moment erscheint es so, dass in der modernen Welt nur der materialistische Blick übrig geblieben wäre, erweitert durch einen ökologischen, einen biologischen, vielleicht auch um einen ethischen Aspekt.

Das andere Tier, das fantastische und mythische, hat man in den Bereich der Kinderspiele, der Fiktion, der Parabeln und der Kunst verbannt. In den Zirkus, in den Zoo, in die Literatur und ins Kino. Ins Romantische, ins Melodramatische, ins Heitere oder ins Dämonische. Was die praktische Seite der Beziehung zwischen Menschen und Tieren anbelangt, so hat man seit der griechischen Antike eine nützliche Ordnung eingeführt.

Aristoteles hat das ziemlich klar ausgedrückt. Pflanzen existieren um der Tiere willen und die wilden Tiere um des Menschen willen. Haustiere sind ihm zu nutzen und er ernährt sich von ihnen. Die wilden Tiere oder jedenfalls die Mehrzahl davon isst er und erfertigt aus ihnen andere für das Leben zweckmäßige Dinge wie Kleidung oder verschiedene Werkzeuge. Da die Natur nichts Zweckloses oder Unnützes hervorbringt,

so ist es unleugbar wahr, dass sie alle Tiere um des Menschen Willen hervorbrachte. Ganz geheuer war diese nützliche Ordnung den Menschen dieser so vernünftigen Zeit aber doch nicht. Schließlich ist die griechische Mythologie voller fantastischer, dämonischer, hilfreicher und übersinnlicher Tierwesen. Die Götter selbst nehmen gern immer wieder Tiergestalt an. Tiere dienen Göttinnen und Göttern als Boten. Tiere sind Begleiter in die Unterwelt.

Und überall lauern sonderbare Mischwesen. Medusa, die Frau mit dem Schlangenhaupt. Zentauren, Männer mit dem Unterleib von Pferden. Harpyen, die sadistischen Vogelwesen, der Stierdämon Minotaurus. Oder die Sirenen, Mischwesen, ursprünglich aus Mensch und Vogel, später auch Mensch und Fisch, die den armen Odysseus und seine Mannen in den Untergang locken. Preisvoller Odysseus.

Du großer Ruhm der Achea, lenke dein Schiff ans Land und heuche unserer Stimme. Denn hier fuhr noch keiner im schwarzen Schiffe vorüber, ehe er dem süßen Gesang gelauscht aus unserem Munde.

Dann aber scheidet er wieder, beglückt und weiß um ein Neues. Denn wir wissen alles, was je im Felde von Troja die Achea und Troja vom Rat der Götter geduldet. Wissen, was irgend geschieht auf der viel ernährenden Erde. Die Begegnung mit magischen Tieren oder tierisch-menschlichen Mischwesen gehört zu jeder Heldenreise.

Die Tiere können dabei hilfreich, ja lebensrettend sein, aber häufiger noch sind es symbolhafte Wesen, die zu überwinden die Heldinnen und Helden noch stärker macht. Und je mächtiger das Tier, desto größer ist die Kraft, die dabei übergeht. Daher ist es nur logisch, dass ein Kerl wie Siegfried, der das mächtigste aller fantastischen Tiere bezwingt, nämlich den Drachen, danach unverwundbar wird. Naja, fast unverwundbar.

Um sich zu der Reise in das Nibelungenland zu stärken, nahm Siegfried für die Nacht die Gastfreundschaft des Köhlers an. Und am frühen Morgen brach er auf. Nach ein- und einhalb-tägiger Wanderung kam er in eine Schlucht, die sich beständig verängerte. Und am Ende dieser Schlucht sah er den grässlichen Drachen als Wächter des Wegs sitzen. Fester fasste Siegfried sein gutes Schwert.

Hütend fuhr der Drache auf ihn los. Doch mit ein paar gewaltigen Streichen traf Siegfried des Drachenherz und mit einem grässlichen Gebrüll sank, zu Tode getroffen, das Untier nieder. Fürchterlich war sein Schmerzgeheul, sodass ganz Nibelungenland in den Grundfesten bebte und von den Felsengipfeln der Berge Steine und Baumstämme durch die Erschütterung herabfielen.

Nibelung und Schilbung kamen vor Schreck aus dem Innern der Berge mit ihren Mannen gelaufen, um zu sehen, was geschehen war. Fürchteten sie doch, die Berge würden über ihnen zusammenstürzen und sie samt ihrem Volke begraben. Sie fanden Siegfried, der seinen Fuß dem toten Drachen auf den Nacken gesetzt hatte, am Eingang des Nibelungenlandes stehen. Und sie entsetzten sich vor seinem Mut und seiner Kraft.

Zuletzt erlegte er einen wilden Drachen, in dessen Blute er sich badete. Davon wurde seine Haut gehärtet, sodass sie für Pfeil, Schwert und Speer unverletzlich blieb. So schildert es eine Nacherzählung des Nibelungenlieds aus dem Jahr 1906, die die junge Leserschaft damals ähnlich beeindruckt haben dürfte wie heute die Geschichte über die Riesenechse Godzilla.

Es ist eine Konstante in der menschlichen Kulturgeschichte, dass es die Tierwelt immer in dieser Doppelgestalt gibt. Nämlich einmal in der Form von Nutzen und Abgrenzung, der Ausbeutung der Haus-, Nutz- und Beutetiere, sowie der Abwehr der lästigen, gefährlichen oder unnützen Tiere und einmal in Form der fantastischen, mythischen und symbolischen Überhöhungen. Musik

Der Widerspruch zwischen beiden Vorstellungen vom Tier wurde stets mehr oder weniger geschickt verarbeitet. Aber wirklich gelöst wurde er nie in der langen Geschichte der Philosophie. Auch nicht durch die Aufklärung, die das Tier des Mythos am liebsten ganz verbannt hätte und das nützliche Tier, wie es etwa René Descartes tat, lieber mit einer Maschine als mit einem menschlichen Wesen verglichen.

Für Descartes kennzeichnete vor allem der Mangel an Sprache den kategorischen Rangunterschied zwischen Tier und Mensch. Sollten diese Maschinen auch manches ebenso gut oder vielleicht besser verrichten als irgendeiner von uns, so würden sie doch zweifellos bei vielem anderen versagen, wodurch offen zutage tritt, dass sie nicht aus Einsicht handeln, sondern nur zufolge der Einrichtung ihrer Organe. Musik

Denn die Vernunft ist ein Universalinstrument, das bei allen Gelegenheiten zu Diensten steht, während diese Organe für jede besondere Handlung einer besonderen Einrichtung bedürfen. Was es unwahrscheinlich macht, dass es in einer einzigen Maschine genügend verschiedene Organe gibt, die sie in allen Lebensfällen so handeln ließen, wie uns unsere Vernunft handeln lässt.

Diese zwei Mittel kennzeichnen nun auch den Unterschied zwischen Mensch und Tier. Denn es ist ganz auffällig, dass es keinen so stumpfsinnigen und dummen Menschen gibt, nicht einmal einen Verrückten ausgenommen, der nicht fähig wäre, verschiedene Worte zusammenzuordnen und daraus eine Rede aufzubauen, mit der er seine Gedanken verständlich macht. Musik

Und dass es im Gegenteil kein anderes Tier gibt, so vollkommen und glücklich veranlagt es sein mag, das Ähnliches leistet. Dies liegt nicht daran, dass den Tieren Organe dazu fehlten. Denn man kann beobachten, dass Spechte und Papageien ebenso wie wir Worte hervorbringen können und dass sie dennoch nicht reden. Das heißt, zu erkennen geben können, dass sie denken, was sie sagen, wie wir. Musik

Von Geburt taubstumme Menschen dagegen müssen die Organe, die andere zum Reden gebrauchen, ebenso oder mehr noch entbehren als die Tiere und erfinden doch für gewöhnlich selbst Zeichen, mit denen sie sich Leuten ihrer gewohnten Umgebung, die Zeit haben, ihre Sprache zu lernen, verständlich machen. Dies zeigt nicht bloß, dass Tiere weniger Verstand haben als Menschen, sondern vielmehr, dass sie gar keinen haben.

Für einen Menschen unserer Zeit mag eine solche Aussage nicht nur arrogant, sondern auch unvernünftig erscheinen. Als würde man sich freiwillig einer Möglichkeit berauben, die Welt, in der man lebt, mithilfe der Tiere besser zu verstehen. Die Tierphilosophie ist etwas, was es in der Philosophie seit vielen, vielen hundert Jahren gibt, aber es wurde noch nie so richtig zusammengefasst.

Markus Wild, Professor für Philosophie an der Universität Basel. Wichtig ist, bei der Tierphilosophie soll man nicht nur an die Tierethik denken, also Dinge wie Vegetarismus oder Umgang mit Tieren, sondern was auch und genauso wichtig ist, ist unser Verhältnis zu Tieren, was die Intelligenz anbelangt. Also wie weit geht zum Beispiel Bewusstsein bei Tieren, das Denken, haben Tiere vielleicht sogar Moral?

Und das sind die zwei wichtigen Dinge. Und was man dadurch hat, ist ein Einbezug auch von anderen Lebewesen in philosophische Fragen hinein. Es ist nicht nur der Mensch, es ist das einzige Interesse der Philosophie und der Philosophinnen. Was die hierarchische Beziehung in der Tierphilosophie dann ablöst, nennt die Wissenschaft Animal Turn. Es gab um die Jahrtausendwende den sogenannten Animal Turn.

Dieser bezeichnet einen interdisziplinären Paradigmenwechsel in den Geisteswissenschaften, aber auch weit darüber hinaus, der das Verhältnis von Menschen und Tieren neu bewertet und dabei Tiere als aktive und fühlende AkteurInnen in sozialen, kulturellen und ökologischen Kontexten anerkennt.

Alexandra Tretakow, Postdoktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für neuere deutsche Literaturwissenschaft an der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Dabei wird die anthropozentrische Perspektive, die Tiere oft als bloße Objekte menschlicher Nutzung betrachtet, hinterfragt und die Notwendigkeit, die Agency von Tieren in der menschlichen Geschichte und Kultur rekonzipiert.

Das heißt, der Animal Turn ist tief in posthumanistischen und dekolonialen Theorien verwurzelt und kritisiert die historischen und sozialen Konstruktionen, die Tiere zu bloßen Ressourcen machten. Ganz konkret für die Literatur zum Beispiel bedeutet das, klassischerweise lesen wir in einem Werk an Tieren eher vorbei. Wir betrachten sie als Symbole, als Metaphern oder auch als Masken für menschliches Fühlen und Verhalten.

Durch den Animal Turn versucht man in der Literaturwissenschaft bzw. in der neueren Disziplin Cultural and Literal Animal Studies, Tiere in all ihrer Tierheit zu begreifen, Tiere als Tiere und nicht als Symbole zu lesen.

Und auch den Tieren einen Resonanzraum zu geben, ihnen eine Stimme zu verleihen. Es geht jetzt nicht mehr nur um das Tier als Gegenstand, als das Ding, über das nachgedacht wird, auch nicht mehr allein um das Schutzbefohlene, das Mitgeschöpf, mit dem man gefälligst rücksichtsvoll und vernünftig umgehen soll, sondern auch darum, neue Formen des Dialogs zu finden. Der Animal Turn ist gewiss innerhalb der

Kulturtheorie der letzten 20, 30 Jahre eine absolut entscheidende Angelegenheit gewesen. Da geht es ja ganz zentral darum, auf das Verhältnis von Mensch und Tier anders zu schauen, als das in der Tradition üblich war. Und was man

Ganz bestimmt da sagen muss, ist, dass das Verhältnis von Mensch und Tier traditionell als einen Gegensatz gedacht wurde. Entweder bin ich Mensch oder ich bin Tier. Außerdem ist der Mensch immer besser als das Tier. Der Mensch hat Vernunft, das Tier hat den Trieb, der Mensch hat Sprache, das Tier kann nicht antworten und so weiter.

Roland Borgerts, Professor für neuere deutsche Literatur an der Goethe-Universität Frankfurt. Und der Anime-Turn hat da eine Drehung reingebracht, in dem er das Verhältnis zwischen Mensch und Tier vor allen Dingen verunklärt hat, unklarer gemacht hat, unbestimmter gemacht hat.

aber damit auch gleichzeitig vielfältiger und damit auch ermöglicht hat, andere Weisen des Erzählens im Verhältnis zwischen Menschen und Tieren.

Es gibt von T.C. Boyle eine schöne Affenerzählung, Talk With Me, eine Geschichte, die davon erzählt, wie man die Figuren versuchen, mit Affen, mit einem Affen ins Gespräch zu kommen. Und dieses Gespräch glückt auf eine Weise, wie man das früher nicht für möglich gehalten hätte, kommt aber auch an Grenzen. Das heißt, es geht bei dieser Verständigung zwischen Mensch und Tier nicht

Nicht darum, dass jetzt plötzlich alles gut ist oder alles einfach geht. Es bleibt schwierig gewissermaßen. Und dieser große Raum an Möglichkeiten, der gleichzeitig erfüllt bleibt von Fremdheiten, von Andersheiten, das ist etwas, was sich mittlerweile auch schon in literarischen Texten und in Filmen und in unserem kulturellen Umgang mit den Tieren niederschlägt.

Es war, als hätte sich eine Tür, die ihr Leben lang verschlossen gewesen war, mit einem Mal geöffnet. Dieser kleine Kerl mit den redegewandten Fingern und aufmerksam blickenden Augen hatte nicht bloß einen Wunsch geäußert, nämlich, dass er einen Cheeseburger wollte, sondern war auch imstande, sich die Zukunft und einen Ort jenseits seiner unmittelbaren Umgebung vorzustellen. Und das war etwas, das Tiere angeblich nicht konnten. Und doch hatte sie es mit eigenen Augen gesehen.

Es sei denn natürlich, es handelte sich um irgendeinen Trick. Es sei denn, er hatte bloß nachgeäfft, was sein Lehrer ihm beigebracht hatte. Aber was, wenn nicht? Es ging dabei um Wissenschaft, oder? War Guy Shermerhorn denn nicht Wissenschaftler? Und was, wenn es wirklich möglich war, mit Angehörigen einer anderen Spezies zu kommunizieren?

Sich mit ihnen zu unterhalten, anstatt ihnen zu befehlen und sie abzurichten wie Papageien, die nur wiedergaben, was man ihnen beigebracht hatte. Oder wie Hunde. Braver Hund, Sitz, Platz. Willst du ein Leckerli? Nein, es wäre ganz anders. Es wäre ein Gespräch, ein tiefgründiger Gedankenaustausch.

Da spekulierte man über Leben auf anderen Planeten, während hier, direkt vor uns, ein vollkommen anderes Bewusstsein existierte, das nur darauf wartete, freigesetzt zu werden. Kannten Affen einen Gott? Hatten sie eine Seele? Dachten sie über Tod und Erlösung nach? Über Jesus? Beteten sie? Wussten sie etwas über Wirtschaft, Raketen, den Weltraum? Sehnten sie sich nach dem Dschungel? Wussten sie überhaupt, was ein Dschungel war?

Und was war mit dem kollektiven Unbewussten? Gab es das auch bei Affen? Träumten sie? Hatten sie Wünsche? Erhofften sie sich etwas von der Zukunft? Affen sind, wie man so sagt, die nächsten Verwandten des Menschen in der Evolutionsgeschichte. Sie konnten daher schon immer eine Mittlerrolle zwischen dem realen und dem mythischen Tier übernehmen.

Da ist der König der Affen aus der alten chinesischen Überlieferung von der abenteuerlichen Reise des buddhistischen Mönchs Xuanzang, der für seinen Kaiser heilige Schriften aus Indien holen soll. Dabei begegnet er auch dem Affen Sun Wukong, dem ein magischer Stab die Fähigkeit verleiht, so groß zu werden, wie er will. Doch die Größe macht ihn nicht zum weisen Herrscher, sondern zur Gefahr für den Rest der Welt. Musik

Beides bleibt dem Affenkönig versagt und mehr noch auch sein Wunsch von den Menschen als ihresgleichen respektiert und gefürchtet zu werden. An was erinnert aber der Name Wukong?

Richtig, an einen Affen, der ebenfalls Riesengestalt angenommen hat und mehr als 1200 Jahre später von amerikanischen Abenteurern auf einer einsamen Insel entdeckt wird. King Kong. Dieser Affenkönig hätte sich wohl damit zufrieden gegeben, seine Insel zu beherrschen. Wenn da nicht die Weiße Frau gewesen wäre, die offenbar die widersprüchlichsten Gefühle in ihm weckt. Ein Teil Begehren vielleicht, ein Teil Beschützerinstinkt und ein Teil ewige Sehnsucht nach Metamorphose.

So muss die unglücklichste aller Liebesgeschichten mit dem Tod des großen Tieres in der modernen Stadt enden, in die man King Kong entführt hat. Nicht die Machtgier wie bei Sun Wukong ist es, die ihn zu Fall bringt. Das Biest erblickte das Antlitz der Schönheit, seine Hand erstarrte und von diesem Tage an war es dem Tode geweiht.

Seit den Verwandlungen, die der lüsterne Göttervater Zeus in der griechischen Mythologie so gern vornahm, um sich einer Menschenfrau zu nähern, gibt es in den Erzählungen von Menschen und Tieren auch eine erotische Komponente. In Tiergestalt offenbart sich dann das Natürliche, aber auch das Gefährliche der menschlichen Sexualität.

Wir ahnen, dass der Wolf das Rotkäppchen nicht nur als Nahrungsmittel begehrt. Wir leiden mit der Bestie, die so lange warten muss, bis sie von der Schönheit aus ihrem animalischen Dasein befreit wird. Wir erkennen die Verzweiflung in King Kongs Versuch, zärtlich statt gewalttätig zu sein. Wir vermuten, dass es auf dem Planet der Affen früher oder später zu einer Beziehung zwischen einem Menschenmann und einer Affenfrau kommen würde, die sich in der Welt der Affen verliebt hat.

wenn da nicht eine Kulturkatastrophe auf die andere folgen müsste. Bedanken Sie sich bei Zira, sagt Cornelius. Ihr zuliebe setze ich mich so für sie ein. Ich weiß nicht, ob ich das alles aus eigenem Antrieb riskiert hätte, aber sie würde es mir nie verzeihen, wenn ich Beihilfe zu einem Mord leisten würde. Und dann, er zögert. Zira wartet draußen auf dem Gang auf mich. Er überzeugt sich, dass sie nichts hören kann und fügt mit leiser Stimme hinzu,

Und dann ist es auch für Zira und mich besser, wenn sie von diesem Planeten verschwinden. Einen Moment später hat der die Tür hinter mir geschlossen und ich bin mit Zira allein. Wir gehen ein paar Schritte den Korridor entlang. Dann bleibe ich stehen und nehme sie in die Arme. Sie ist ebenso verwirrt wie ich und ich sehe eine Träne auf ihre Schnauze rinnen, während wir einander eng umschlungen halten. Was bedeutet schon die äußere Gestalt, nun, dass sich unsere Seelen gefunden haben?

Ich schließe die Augen, um dieses groteske Gesicht nicht sehen zu müssen, das von der starken Gefühlsregung noch hässlicher wird und spüre, wie ein Beben durch ihren Körper läuft. Ich drücke meine Wange an ihre. Wir wollen uns küssen wie zwei Liebende, da zuckt sie instinktiv zurück und stößt mich von sich. Während ich dastehe und nicht weiß, wie mir geschieht, vergräbt sie ihre Schnauze zwischen den langen, behaarten Pfoten.

Und dann erklärt dieses abscheuliche Affenwesen, vor verzweifeltem Schluchzen geschüttelt, es tut mir leid, aber ich kann nicht, ich kann nicht. Alles hat seine Grenzen. Schließlich bist du ja doch nur ein Mensch. Piavoo, Planet der Affen, 1963. Sexuelle Beziehungen zwischen Menschen und Tieren sind in der Wirklichkeit ein striktes Tabu. Im Bereich des Mythos aber Gang und Gäbe.

Fast immer sind fantastische Tiere auch familiäre und geschlechtliche Metaphern. Die Geschlechtlichkeit der Tiere wurde nicht nur im Zuge des Animal-Turns fokussiert bzw. hinterfragt, sondern hat natürlich eine ganz lange Tradition. Stellen Sie sich die Frage, gibt es so etwas wie typisch weibliche und typisch männliche Tiere? Und wenn wir an den Bären denken...

würden wir ihn automatisch mit der starken Männlichkeit, starken hegemonialen Männlichkeit in Verbindung bringen. Und zum Beispiel eine Katze oder eine Schlange ist irgendwie in unserem Bewusstsein weiblich konnotiert und verankert.

Das hat natürlich primär mit Stereotypisierung zu tun. Literatur schafft nicht nur alternative Räume, um Tieren eine Stimme zu verschaffen, sondern verstärkt auch im besonderen Maße unsere Stereotype Wahrnehmung. Die spiegelt sich natürlich auch in unserem täglichen Sprachgebrauch wider.

Die andere Frage nach dem Gender der Tiere selber, das ist die andere Seite der Geschlechtlichkeit. Im Zuge des Animal Turns wird sich sehr viel häufiger mit weiblichen, männlichen und diversen Tieren auseinandergesetzt, denn sie sind ja als Subjekte zu betrachten. Sie sind als eigenständige Akteurinnen

mit ihrer eigenen Agency zu sehen. Und deswegen gibt es auch hier die Frage nach ihrem Geschlecht. Wolf, Bär, Adler oder Büffel als typisch männlich, Schlange, Katze, Spinne oder Delfin als typisch weiblich. In solchen Zuschreibungen verbinden sich gelegentlich die mythischen Darstellungen mit den Alltagsvorstellungen.

Bei den Affen scheint man allerdings immer beides zu vermuten. Männliche Aggression und Herrschsucht und weibliches Mitgefühl und Mütterlichkeit. Tarzan, der Mensch, der im Urwald von Menschenaffen aufgezogen wurde, hat beides schmerzhaft erlebt.

Die Gewalt des männlichen und der Tod des weiblichen Wesens haben ihn traumatisch geprägt, bevor er selber zum Herrn der Affen und zum Herrscher des Urwalds wurde, im ewigen Konflikt zwischen seiner animalisch freien und seiner zivilisatorisch kontrollierten Seite. Am glücklichsten ist Tarzan gewiss, wenn er, wie in seiner Kindheit vielleicht, in naiver Unschuld mit den Affen herumtollen kann.

Am wichtigsten aber ist er, wenn er, um das Paradies zu verteidigen, seinen Ruf erscheinen lässt und die Tiere des Urwalds, ganz gegen ihre Gewohnheit, zu einer planvollen Aktion unter seiner Führung vereint. Der Mensch, der gerne wieder zum Affen wird, um eine natürliche Freiheit zu genießen, die dem zivilisierten Menschen so vollkommen genommen wurde, ist die eine Bewegung.

Die andere ist umgekehrt die Bewegung des Affen zur menschlichen Existenz, zur Selbstdisziplin und Kommunikation. Diese Bewegung ist weniger glücklich und in der Regel auch weniger freiwillig. "O Herren von der Akademie, Sie erweisen mir die Ehre, mich aufzufordern,

der Akademie einen Bericht über mein effisches Vorleben anzuweichen. In diesem Sinne kann ich leider der Aufforderung nicht nachkommen. Nahezu fünf Jahre trennen mich vom Affentum. Eine Zeit, kurz vielleicht am Kalender gemessen, unendlich lang aber durchzugaloppieren, so wie ich es getan habe.

Streckenweise begleitet von vortrefflichen Menschen, Ratschlägen, Beifall und Orchestralmusik, aber im Grunde allein. Denn alle Begleitung hielt sich, um im Bilde zu bleiben, weit von der Barriere. Diese Leistung wäre unmöglich gewesen, wenn ich eigensinnig hätte an meinem Ursprung, an den Erinnerungen der Jugend festhalten wollen.

Gerade Verzicht auf jeden Eigensinn war das oberste Gebot, das ich mir auferlegt hatte. Ich, freier Affe, fügte mich diesem Joch. Dadurch verschlossen sich mir aber ihrerseits die Erinnerungen immer mehr. War mir zuerst die Rückkehr, wenn die Menschen gewollt hätten, freigestellt durch das ganze Tor, das der Himmel über der Erde bildet, wurde es gleichzeitig mit meiner vorwärtsgepeitschten Entwicklung immer niedriger und enger.

Wohler und eingeschlossener fühlte ich mich in der Menschenwelt. Der Sturm, der mir aus meiner Vergangenheit nachblies, sänftigte sich. Heute ist es nur ein Luftzug, der mir die Fersen kühlt. Und das Loch in der Ferne, durch das er kommt und durch das ich einstmals kam, ist so klein geworden, dass ich, wenn überhaupt die Kräfte und der Wille hinreichen würden, um bis dorthin zurückzulaufen,

das Fell vom Leib mir schinden müsste, um durchzukommen. Offen gesprochen, so gerne ich auch Bilder wähle für diese Dinge, offen gesprochen, Ihr Affentum, meine Herren, sofern Sie etwas derartiges hinter sich haben, kann Ihnen nicht ferner sein, als mir das meine. An der Ferse aber kitzelt es jeden, der hier auf Erden geht, den kleinen Schimpansen wie den großen Achilles.

Franz Kafka, Bericht für eine Akademie Affen im Allgemeinen, die sogenannten Menschenaffen im Besonderen, Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans, sind offensichtlich die Tiere, in denen sich das mythische und das reale Wesen nahekommen. Wenn es ein Tier gibt, zu dem wir uns ein partnerschaftliches Verhältnis vorstellen können, dann ist es der Affe.

Ausgerechnet diese Verwandtschaft hat wohl auch dazu geführt, dass sich eine besondere Form der Grausamkeit entwickelte, in der Fantasie wie in der Realität. Seit Edgar Allan Poes Doppelmord in der Rue Morgue werden Affen zu Mördern ausgebildet oder, wie in dem Film Monkey Shines von George A. Romero, zum Vollstrecker unterdrückter Rachegelüste.

Affen werden neurologischen und chemischen Experimenten unterzogen, müssen aber zugleich als niedliche Kinderwesen in Filmen und Fernsehserien herhalten. Affen haben Werbebotschaften zu verkünden und müssen in den Weltraum fliegen. Ein hoher Preis für eine Verwandtschaft, die sie sich nicht ausgesucht haben. Doch auch im Bereich der populären Mythen gibt es Veränderungen. Das zeigen etwa die verschiedenen Filmvariationen der Geschichte von King Kong.

Sie können sich auch sowas anschauen wie die Serie der King Kong Filme. Wenn man sich die 1933er Version von King Kong und die Weiße Frau anschaut, das Kong einfach nur eine Bestie. Das ist wirklich das Böse dieses Tier, das man irgendwie nicht kontrollieren und nicht bekämpfen kann. Roland Borgatz, Professor für neuere deutsche Literatur. Wenn Sie dann in der Peter Jackson Version sind, King Kong 2005,

dann sehen Sie, dass Kong dort schon als ein Gegenüber dargestellt wird, als ein Du, könnte man sagen, als jemand, mit dem sich reden lässt, wenn man sich nur aufs Gespräch einlässt. Endet immer noch tragisch, aber Sie haben so eine Form von Gespräch, das stattfindet. Und wenn Sie dann noch weitergehen, Kong-Variante aus dem Jahr 2017, Skull Island,

Da wird es so weit gedreht, dass Kong plötzlich zum Verteidiger eines eigentlich intakten Ökosystems auf einer Insel wird. Da wird Kong zu einem Öko-Krieger. Das heißt, Kong, dieser große, riesengroße Affe, wird zu einer Figur, die die ökologische Integrität des eigenen Lebensraums sinnvollerweise verteidigt.

Und Sie sehen, dass die gleiche Figur mit leichten Verschiebungen plötzlich eine andere Position bekommen hat, nämlich nicht mehr gegenüber auf der anderen Seite eines Abgrundes, sondern eine Position auf einer Grenze, in einem Grenzfeld, in einem Grenzbereich, in einem Schwellenbereich, in dem Menschen und Tiere gemeinsam unterwegs sind, könnte man sagen.

Dieses Feld, in dem Tier und Mensch gemeinsam und gleichberechtigt unterwegs sind, ist der klassische Fall einer Utopie. Das heißt, man wird es wohl nie erreichen. Aber es gibt Vorahnungen und Versuche. Und vor allem gibt es Träume. Wie wir es schaffen, hat keine Bedeutung. Wir hatten seit letztem Sommer schon dicht am Ziel geforscht. Nur der letzte Schritt fehlte.

Ich zitterte, als ich sagte: "Ein Zwergmammut wird unseren Sohn herumtragen, sibirische Tiger unsere Töchter beschützen. Ein Tag wird wie der andere sein, wenn wir die Hirne der Großsäuger knacken. Ekstatisch, verträumt, voller Verluste. 200 Milliarden Nervenzellen aufgelöst, ineinander verteut wie Boote im offenen Meer.

Gehirn, Seele und Sinne fahren zusammen hinaus. Eine flotte Information. Nenn es Krieg, nenn es Wahnsinn. Dies ist die Freiheit der Liebe. Neue Wesen zu schaffen, sie uns zur Seite zu stellen. Dies ist die Freiheit unserer Art, neue, andere Arten zu machen. Gott hat uns mit einem Bausatz beschenkt. Silke Scheuermann, zweite Schöpfung.

Manchmal ist es, als könne der Mensch den Tieren nicht recht verzeihen, dass er keines mehr ist. Ob man also zurückkehrt, wie Tarzan oder Mowgli im Dschungelbuch, oder hinaus will zu fernen Welten, wo Tiere und Menschen ganz anders miteinander umgehen, oder es diesen Unterschied vielleicht gar nicht gibt, ob man sich eine zweite, eine weniger entfremdete Schöpfung erdenkt, immer ist ein Stück Sehnsucht nach einer Kindheit dabei, die man mit Tieren verbracht hat.

Mit realen Tieren, mit Spielzeugtigern, Teddys und Äffchen aus Stoff und mit Fiktiven aus Kinderbüchern, Comics und Filmen. Diese Spaltung zwischen dem realen Tier, das nur nützlich oder lästig, Nahrung oder Werkzeug, Dekoration oder Ersatz sein kann, und dem magischen Tier, in dem Berührung und Fantasie, Erhabenheit und Freundschaft keine Widersprüche sind, die muss man erst als Erwachsener erlernen.

und dann vielleicht auch sie wieder infrage zu stellen. Neben der materialistischen Ausbeutung, der kalten Erforschung und der Organisation des nützlichen Zusammenlebens hat es in der Sphäre des wirklichen Lebens wohl immer schon ein menschliches Gefühl gegenüber dem Tier gegeben, das die Grausamkeit betrifft, die es gewiss von beiden Seiten geben kann, aber nur vom Menschen mit System und Vorsatz. Das Mitleid. Sonitschka

Die Büffelhaut ist sprichwörtlich an Dicke und Zähigkeit. Und die war zerrissen. Die Tiere standen dann beim Abladen ganz still erschöpft und eins, das welches blutete, schaute dabei vor sich hin mit einem Ausdruck in dem schwarzen Gesicht und den sanften schwarzen Augen wie ein verweintes Kind.

Es war direkt der Ausdruck eines Kindes, das hart bestraft worden ist und nicht weiß wofür, weshalb, nicht weiß, wie es der Qual und der rohen Gewalt entgehen soll. Ich stand davor und das Tier blickte mich an. Mir rannen die Tränen herunter. Es waren seine Tränen. Man kann um den liebsten Bruder nicht schmerzlich erzucken, als ich in meiner Ohnmacht um diese stille Leid zuckte.

Wie weit, wie unerreichbar verloren die freien, saftigen, grünen Weiden Rumäniens. Wie anders schien dort die Sonne, blies der Wind, wie anders waren die schönen Laute der Vögel oder das melodische Rufen der Hirten. Und hier, diese fremde, schaurige Stadt, der dumpfe Stall, das ekelerregende, muffige Heu mit faulem Stroh gemischt, die fremden, furchtbaren Menschen und...

So erinnert sich Rosa Luxemburg in »Briefe aus dem Gefängnis« an eine prägende Tierbegegnung. Mitleid mit dem Tier und Entsetzen vor der Gleichgültigkeit und Brutalität der Menschen ist eine Voraussetzung für ethisches Verhalten.

Aber auch das lernt man nicht allein aus der direkten Erfahrung. Auch hier hat das Erzählen und Abbilden eine große Bedeutung. Fiktion spielt eine zentrale Rolle im Prozess des Tiereneudenkens.

da sie in der Lage ist, die bestehende anthropozentrische Weltanschauung zu hinterfragen und sofort alternative Perspektiven zu eröffnen. In literarischen und filmischen Erzählungen werden Tiere häufig als Protagonistinnen oder komplexe AkteurInnen dargestellt, wodurch ihre Rolle über die rein symbolische und funktionale Ebene hinausgeht.

in den Werken, in denen Tiere zum Beispiel selber ihre eigene Geschichte erzählen, auch wenn das stets aus der Perspektive des Menschen geschieht, letzten Endes, bieten narrative Räume, in denen sie als Träger von sozialen, ökologischen oder politischen Fragen fungieren, wodurch der Leser wiederum angeregt wird, die ethische und moralische Implikation der Mensch-Tier-Beziehung zu reflektieren. Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe, und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf, dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille,

und hört im Herzen auf zu sein. Rainer Maria Rilke, der Panther, im Jardin des Plantes, Paris 1903. Es gibt zwei Beispiele in der zeitgenössischen Lyrik, die ich ganz interessant finde. Das eine ist ein bisschen die Weiterführung der Tradition von Rainer Maria Rilke, die Dingedichte, wo es diese berühmten Beispiele gibt mit dem Flamingo, dem Zebra und vor allem dem Panther. Philosophie-Professor Markus Wild.

Diese Weiterführung findet sich in Drurs Grünbeins Falten und Fallen. Da gibt es Betrachtungen von Tieren im Zoo. Das Interessante ist, dass im Unterschied zu Rilke bei Grünbein auch eine gewisse Trauer und Melancholie zum Ausdruck kommt, was bei Rilke nicht der Fall war. Bei Rilke steht sehr viel mehr das Vitale, das Kraftvolle im Vordergrund. Bei Grünbein ist dieser Aspekt noch viel stärker des Melancholischen, dass wir es da mit Aussterbeeignissen zu tun haben.

Waren es Augen wie diese, in denen das Fieber zuerst ausbrach? Das große Oho, wortreich von Reue gefolgt? Was für ein Sprung, was für ein Riesensatz aus dem Dickicht von diesem Schimpansen zu Buster Keatons traurigem Blick über die Reling, dem Hut nach, unerreichbar im Wasser. Und die Entfernung nimmt zu. Mit jedem neuen Unfall wird die Wirbelsäule ein wenig steifer.

Halten die Hände das Steuer fester inmitten der Trümmerhaufen aus Rädern und Blech. Zerquetscht. Schon damals dasselbe Missgeschick, derselbe hektische Slapstick. Mit nacktem Arsch voran, zurück in die kleinen Paradiese zu friedensstiftendem Sex. Oh weh, diese Trauer geboren zu sein und nicht als Tier. Die böse Vergeblichkeit, hingenommen mit unbewegtem Gesicht.

Durstgrünbein, einem Schimpansen im Londoner Zoo.

Und diese Zweitentwicklung, die sehe ich bei sehr viel neuerer deutscher Lyrik, dass es selbstverständlich ist, dass Tiere in der Erfahrungswelt der Lyrik auftauchen und dazugehören wie früher mythologische Anspielungen. Ich habe manchmal das Gefühl, die Welt der Tiere könnte eigentlich die ganze griechische Mythologie ersetzen als Referenzwerk, was mal in der Lyrik des 17. und 18. Jahrhunderts wichtig war, könnte heute die Tierwelt sein.

Am Ende gibt es für beide, für das Tier wie für den Menschen, nur das eine große Glück. Das Glück der Befreiung. Sam kannte die Zeit über dem Herd und im Armaturenbrett von Geis Wagen. Er kannte Zeit für Frühstück, Zeit für Gin Tonic, Zeit für Geschichte, Zeit für Bett. Doch hier drinnen gab es keine Zeit.

Hier drinnen war Zeit eine Leere, die plötzlich von Schreien und Gewalt zerrissen wurde. Von dem großen Mann und seinem Stachel. Großer Mann. Aber auf eine verwirrende, unerklärliche Weise war es plötzlich auch Zeit für sie, hier zu sein, wo die schwarzen Käfer waren. Schwarzer Käfer. Deren Füße aussahen wie seine. Bei ihr zu sein. Nicht bei ihm. Niemals bei ihm.

Und plötzlich, als würde sein Leben von vorn beginnen, war auch Guy da. Von draußen, wo es kalt war, hörte er ganz leise den Klang einer Stimme. Guys Stimme. Er sprang auf, als hätte man ihn in die Luft geschleudert und rief und schrie, bis die anderen einfielen und der Affenstall ein Pandemonium aus Schreien war. Und da trat Guy durch die Tür und sie ging neben ihm.

Und er gebärdete so schnell, dass er kaum wusste, was er eigentlich sagte. Komm, Umarmung, Zeit zu gehen. Du, ich, sie, raus. Da war der Schlüssel, da war das Schloss. Und dann schwang die Tür auf und die beiden traten geduckt in den Käfig. Er war so überwältigt, dass er sich beuchlings auf den Boden warf. Mit ausgestreckten Armen und gekrümmten Fingern, wie seine Artgenossen seit Urzeiten.

Eine Geste, die aus den tiefsten Tiefen seines Ichs kam, die nie gelernt und nie vergessen worden war. Er wusste nicht, warum er tat, was er tat, wusste nichts von den Ritualen seiner Spezies, er wusste nichts vom Triumph der Angeborenen über die erworbenen Verhaltensweisen. Er lag nur auf dem feuchten Betonboden, hingestreckt von seinen Hormonen. Doch als Guy sich bückte und ihn berührte,

fiel alles von ihm ab und er sprang hoch wie ein auffliegender Vogel und landete in Gais Armen. Und Guy ächzte und sagte, Herrgott, Sam, für sowas bist du einfach zu groß. Ich breche gleich zusammen. Und dann lachte Guy und zog die Lippen zurück, sodass man seine weißen Zähne schimmern sah. Und wer ist ein guter Junge? sagte er. Wer ist mein guter Junge? T.C. Boyle, sprich mit mir.

Ich weiß nicht recht, ob

ob ich mich noch danach sehne, ein guter Junge genannt zu werden. Klingt irgendwie gönnerhaft, was? Aber zu mir hat sowieso niemand etwas in der Art gesagt. Sondern? Abwechselnd, na mein Schnurrkätzchen und verdammtes Drecksvieh. Das kenne ich, vor allem morgens. Für die einen ist man nützlich und für die anderen ein Drecksvieh. Ich fürchte...

Es war unser größter Fehler. Was? Es den Menschen recht machen zu wollen. Na, Sie sind gut, Mia auch. Ohne die Menschen gäbe es uns doch gar nicht. Dann wäre ich vielleicht noch ein Panther im Urwald und Sie ein Wolf oder eine Hyäne. Wir können es gar nicht bestreiten. Wir sind Produkte der Menschen. Aus Ihren Köpfen und aus Ihren Bedürfnissen sind wir entstanden.

Also so richtig wild und frei? Kann ich mich mir auch gar nicht mehr vorstellen. Ich schon, Miau. Obwohl... Wir sind Teil der Kulturgeschichte des Menschen. Da hilft nichts. Und Teil der Literaturgeschichte, der Bildergeschichte, der Filmgeschichte des Menschen. Wie gesagt...

Ich habe derzeit leicht depressive Gedanken. Aber dagegen gibt es was. Was? Wir müssen unsere eigenen Geschichten erzählen. Unsere eigenen Bilder, unsere eigene Musik. Ja, okay, ein bisschen menschliche Hilfe können wir dabei schon in Anspruch nehmen.

Heute war der Applaus aber mager. Schlimmer, es gab fast keine Belohnungen, Miau. Nicht die kleinste rüber. Keine Körner. Kick, kick, kick.

Wir sind eben keine Attraktion mehr. Dass Menschen immer Attraktionen brauchen, habe ich nie verstanden. Sie wollen eben abgelenkt werden. Von was? Von sich selbst. Menschen mögen sich nicht. Meine Meinung. Und deswegen mögen sie lieber Tiere...

Teils, teils. Schauen Sie uns Hunde an. Wozu sind wir hauptsächlich da? Wegen ihrer treuen Augen. Typisches Katzenvorteil. Nein, wir helfen Ihnen, andere Tiere zu jagen. Wir helfen Ihnen, andere Menschen zu vertreiben. Wir helfen Ihnen beim Angstmachen. Nicht alle. Ich kannte mal einen Pudel. Und sie...

Vor Hähnen muss man sich in Acht nehmen. Ich sage bloß, Hahnenkämpfe würde ich nie machen. Aber Katzen sind auch nicht ohne. Krallen haben schon was. Und so ein Esel. Strörrisch, sagt man. Wir haben halt manchmal einfach keine Lust, die Menschen und ihren Krempel zu tragen. Hi!

Und wenn unser eins mal so richtig zornig ist. Sie verstehen, worauf ich hinaus will. Die Menschen sind stolz darauf, dass sie uns gezähmt haben. Dass sie uns nach ihren Interessen züchten. Dass sie uns arbeiten lassen. Aber...

Sie haben immer auch Angst vor uns. Weil das Wilde immer noch in uns ist. Weil wir uns vieles, aber nicht alles gefallen lassen. Weil wir die Menschen manchmal auch durchschauen. Menschen sind Wesen, die Angst haben. Und je mehr Angst sie haben, desto gemeiner sind sie. Zu sich selbst und zu den Tieren. Deshalb brauchen sie dauernd dieses Schauspiel. Hahnenkämpfe, Hunderennen.

Dankbarkeit, Treue. Arbeit, Geduld. Gefangenschaft, Ketten. Dressur, Zwang. Und wenn wir nicht mehr wollen? Ich sage Ihnen, wie es ist. Zwischen den Tieren und den Menschen ist kein Frieden, nur Gewohnheit und Gewalt. Kein Wunder, Herr.

dass die Menschen so eine Angst vor uns haben. Als wären wir so rachsüchtig. So hinterlistig. So tollwütig. So böse. Eben typisch Mensch. Alles auf uns schieben. Die Schuld, die Scham, die Gier, die Gewalt. Wenn es böse ist, dann sind es entweder wir oder es ist das Tier im Menschen. Am schlimmsten hat es da einen meiner Vorfahren erwischt.

Rotkäppchen rief, guten Morgen, bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück. Da lag die Großmutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. »Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren?« »Dass ich dich besser hören kann.« »Ei, Großmutter, was hast du für große Augen?« »Dass ich dich besser sehen kann.« »Ei, Großmutter, was hast du für große Hände?«

dass ich dich besser backen kann. Aber Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul? Dass ich dich besser fressen kann. Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen. Wie der Wolf seinen Appetit gestillt hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an überlaut zu schnarchen.

Der Jäger ging eben an dem Haus vorbei und dachte, wie die alte Frau schnarcht. Du musst doch sehen, ob ihr etwas fehlt. Da trat er in die Stube und wie er vor das Bette kam, so sah er, dass der Wolf darin lag. Finde ich dich hier, du alter Sünder, sagte er. Ich habe dich lange gesucht. Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf könnte die Großmutter gefressen haben und sie wäre noch zu retten. Schoss nicht und

sondern nahm eine Schere und fing an, dem schlafenden Wolf den Bauch aufzuschneiden. Wie er ein paar Schnitte getan hatte, da sah er das rote Käppchen leuchten. Und noch ein paar Schnitte, da sprang das Mädchen heraus und rief, ach, wie war ich erschrocken, wie war es so dunkel in dem Wolf seinem Leib. Und dann kam die alte Großmutter auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. Rotkäppchen aber holte geschwind große Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib,

Und wie er aufwachte, wollte er fortspringen. Aber die Steine waren so schwer, dass er gleich niedersank und zu Tode fiel.

Der Wolf ist einer der Tiere, die wirklich durch ein sehr, sehr schlechtes Image besetzt waren, eine sehr, sehr lange Zeit lang, und zwar durch die Märchen. Der Wolf wird stets mit einem bösen Wesen verglichen, auch in unserer Wahrnehmung. Und erst in den letzten 10, 20, 30 Jahren kommt eine große Veränderung. Es wird angestrebt, dem Wolf ein anderes Image zu verleihen oder aufzuzeigen, dass er nicht stets das Böse verkörpert.

sondern einfach ein wichtiges Wesen im ökologischen System ist. Bei dem Versuch, ein neues, aktuelles Wolfbild zu gestalten, nicht nur fiktional, gab es ganz viele dekonstruktive Versuche. Und zwar wurde zum Beispiel das Märchen Rotkäppchen aus der Perspektive des Wolfs erzählt. Es gibt auch inzwischen unzählige Kinderbücher darüber,

die den Wolf in zahlreichen Facetten präsentieren und nicht nur als den bösen und listigen Mann letzten Endes wieder in Rotkäppchen auftaucht. Und genau solche dekonstruktive Versuche sind die größten Schritte des Animal Turns. Unsere Les- und Wahrnehmungsart aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten, das sind die wichtigsten Schritte auf unserem Weg hin,

die Tiere als unsere Mitwesen zu betrachten.

Ich begrüßte sie mit einem fröhlichen Hallo, Rotkäppchen und fragte, was tust du hier? Lass mich in Ruhe, du blöder Wolf. Ich pflücke Blumen für meine kranke Großmutter, antwortete es wütend. Aber Rotkäppchen, sagte ich beruhigend, lass uns doch ganz normal miteinander reden. Ich bin kein blöder Wolf, genauso wie du kein blödes Rotkäppchen bist. Wir Tiere im Wald reden respektvoll miteinander, wütend.

So weit wie möglich natürlich. Was für ein blödes Geplapper, du nervst. Ich hole gleich den Jäger, wenn du mich nicht in Ruhe lässt. Der wird dir Angst und Bange machen, schimpfte das Rotkäppchen aufgebracht und stampfte vor Wut mit den Füßen auf den Boden. Ich dachte mir...

»So was aber auch, das muss doch echt nicht sein.« »Ich glaube, Rotkäppchen sollte endlich mal lernen, freundlicher zu anderen Lebewesen zu sein.« Und lief schnell zur Großmutter, denn wir kannten uns gut. Wir sprachen miteinander und zusammen hatten wir eine Idee. Die Großmutter lieh mir eines ihrer Nachthemden. Ich legte mich so in ihr Bett und sie versteckte sich in der Standuhr.

Endlich kam das Rotkäppchen. Unachtsam stieß sie die Tür auf, stellte lautstark das Körbchen auf den Tisch und rief. Meine Güte, Großmutter, wie scheußlich siehst du denn aus? Was hast du für große Elefantenohren? Damit ich dich besser hören kann, flüsterte ich. Was hast du für gräuliche Glotzaugen? Damit ich dich besser sehen kann, murmelte ich. Was hast du für grausige Tatzen?

»Damit ich dich besser packen kann«, knurrte ich. »Was hast du für eine riesengroße Schnauze?« »Damit ich dich besser fressen kann«, brüllte ich und tat nur so, als ob ich sie mit einem Happen verschlingen würde, damit ich ihr einen Schrecken einjage, denn das war der Plan.

In dem Moment kam der Jäger, der die Situation leider völlig falsch verstand. Kein Wunder. Er vermutete, dass ich gerade das Rotkäppchen fressen wollte und, da er die Großmutter nicht sehen konnte, ich aber ihre Kleidung anhatte, dass ich bereits die Großmutter verschlungen hätte.

Er wollte dem Rotkäppchen helfen, aber zum Glück kam in dem Moment die Großmutter aus ihrem Versteck hervor. Sie erklärte dem Jäger wie dem Rotkäppchen alles, da wir beide davon ausgingen, dass mir, wie eigentlich immer, keiner glauben würde. Leider werde ich in allen Märchen, die mit mir zu tun haben, als der böse Wolf bezeichnet.

Rotkäppchen hat durch diese Aktion gemerkt, dass es wohl doch nicht so fair war, uns Tiere zu ärgern und mich so zu beschimpfen. Sie hat sich sehr verändert und ist zum Glück jetzt freundlich zu uns Tieren im Wald.

Obwohl jedes Kind einmal seinen höchst eigenen Wolf bezwingen muss, und sei es in der Fantasie der Kinderoper Peter und der Wolf von Sergej Prokofjev, oder ob ein lieber Wolf statt eines bösen Wolfs eine Lösung ist, das Tier in der wirklichen Welt wie in der Welt der Fantasien läuft so sehr Gefahr, zu Tode gehasst wie zu Tode geliebt zu werden.

Daher wird vielleicht heute das Verhältnis zum Wolf, der in unsere Wälder zurückkehren soll, zu einem solchen Prüfstein für die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Und für die zwischen Fantasie und Wirklichkeit.

Der Zuzug oder das Widerscheinen von Tieren stellt uns vor viele Herausforderungen. Ein gutes Beispiel ist der Wolf. Markus Wild, Professor für Philosophie an der Universität Basel. Wölfe waren und sind heimisch in Europa. Das ist ihr Lebensraum. Gleichzeitig beanspruchen wir diesen Lebensraum auch für uns. Das führt zu zahlreichen Konflikten.

Aber viele dieser Konflikte, und das ist sehr wichtig, spielen sich nicht in der Wirklichkeit ab, sondern in den Köpfen der Leute. Manch einer hat weniger Angst vor dem Wolf im Wald und Gebirge als vor dem Wolf in seinem Mitmenschen oder dem Wolf in sich selbst. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, heißt es doch. Wenn man es mit Karriere und Marktwirtschaft übertreibt, ist rasch die Rede vom wölfischen Kapitalismus abgestimmt.

Der Kerl, der reihenweise andere Menschen mit faulen Wertpapieren hereinlegt und selbst damit Millionen und Abermillionen scheffelt, wird nicht umsonst Wolf von der Wall Street genannt. Faschistische Terrorgruppen geben sich gern den Namen Wölfe. Alles, was mit Gier, Grausamkeit und Gewalt zusammenhängt, bekommt das Wölfische als Attribut angehängt. Aber gleich daneben gibt es auch die Vorstellungen von der Ächtung und von der Einsamkeit des Wolfes.

Sein Heulen spricht offenbar irgendetwas in uns an. Eine sehr widersprüchliche Empfindung zwischen Schauer und Faszination. Also besonders hartnäckig ist gewiss die Tradition, dass in jedem Menschen eine Bestie steckt. Und diese Bestie kann herausbrechen. Und wenn der Mensch zum Tier wird ...

Dann ist er schrecklich. Dann wird er zum Mörder, dann wird er zum Verbrecher, dann wird er zum Gewalttäter. Das heißt, es gibt eine Vorstellung von dem Tier, das ganz stark über Bestialität funktioniert. Also aus dem Menschen bricht die Bestie dann wieder heraus. Roland Borgatz, Zivilgesellschaft.

Professor für neuere deutsche Literatur an der Goethe-Universität Frankfurt. Das kennt man so ganz klassisch von Werwolf-Geschichten zum Beispiel. Im Mensch steckt ein Tier und deshalb kann der Mensch sich auch wieder in das Tier verwandeln, das dann

durch die Gegend rast und lauter Menschen umbringt. Und es gibt auf der anderen Seite aber auch die Vorstellung, dass der Mensch im Zivilisationsprozess seine ursprünglichen Fähigkeiten in der Welt zu sein verloren hat. Das ist so eine

Ein sentimentales Zurückblicken auf die Zeit, als wir Menschen noch Tiere waren und deshalb nah an der Natur dran waren. Und diese beiden Traditionen, die halten sich hartnäckig. Also ein Dämonisieren des Tieres als etwas, was im Menschen immer noch drin steckt, aber auch ein Idealisieren des Tieres als etwas, das der Mensch verloren hat und wieder versucht zurückzugewinnen gewissermaßen.

Und diese Dichotomie, diese Opposition zwischen einer Animalität, die irgendwie eine niedrere Bestialität ist und einer Animalität, die für eine höhere Reinheit steht. Diese Dichotomie, die findet man in vielen Filmen und Geschichten noch immer wieder. Das ist etwas, was sich wirklich hartnäckig hält. Daddy. Daddy? Was ist mit Daddy? Er ist krank.

Was passiert mit mir? Wenn man sich die neuste Wolf-Version ansieht von Leigh Whannell, Wolfman, gerade ins Kino gekommen, sieht man den Versuch, das komplizierter zu gestalten. Weil es dort einerseits auch diesen Rückfall ins Bestialische gibt. Ein Mensch, ein Mann, ein Vater und Ehemann

wird infiziert und verwandelt sich in einen Wolf und wird deshalb auch gefährlich, auch für seine Familie. Aber gleichzeitig bleibt dieser sich in einen Wolf verwandelnde Mann auch auf der Seite seiner Familie. Das heißt, der Wehrwolf wird zu einer Figur in diesem Film, die plötzlich zwischen die Fronten gerät und einerseits seine Familie angreift, andererseits seine Familie gegen einen anderen Wehrwolf verteidigt.

Und plötzlich wird die Situation komplexer. Du machst mir Angst. Bitte Daddy, ich bin's! Dieser Mythos ist tief in die Geschichte der Religionen, Sagen und Bildern verwurzelt. So hat dieser Mann Wolf Vorbilder in der griechischen Mythologie, wo er als Gatte der Schicksalsgöttin Moira auftaucht.

Der Begriff der Lykanthropie für das Mischwesen leitet sich von Lykaon ab, dem König, den Zeus in ein Wolf verwandelte, weil er ihn mit Menschenfleisch zu bewirken wagte. Der Werwolf ist im Mythos die Strafe für den schlimmsten Verstoß gegen den kulinarischen Code, den Akt des Menschenfressens.

Möglicherweise ist die Zeus-Sage auch eine Reminiszenz auf eine vorgriechische Religion, in der ein Wolfsgott eine zentrale Rolle spielte. Auch das spielt im populären Mythos oft hinein. Die Wiederkehr alter, nur scheinbar überwundener Kulte um heilige und dämonische Tiere. Auch in der nordischen Götterwelt gibt es die beiden Erscheinungsformen.

Der heldische Wolf als Begleiter Odins und der böse Wolf als Mondwolf oder Fenriswolf, der die dunkle Seite der Natur verkörpert. Der Wolf ist schließlich wieder ein Zwischenwesen, ein Tier, das sich im Hund vollständig zähmen und zivilisieren lässt oder aber immer wild und gefährlich bleiben muss. Bemerkenswert häufig spielt der Wolf in die Sexualität und in die Familie hinein.

Sowohl die Gründung der Stadt Rom wie auch die von Herrschergeschlechtern der Welsungen oder der Welfa beziehen sich auf einen wölfischen Ursprung. Das Heulen der Wölfe galt und gilt als Todesbotschaft. Im mittelalterlichen Hexenhammer ist der Werwolf als eine der Erscheinungen des Teufels festgeschrieben. Der Teufel lässt einen ihm hörigen oder verfallenen Menschen Wolfsgestalt annehmen.

Der Wolf hat es insbesondere auf Mütter, aber auch auf Jungfrauen abgesehen oder auf solche, die es womöglich nicht mehr sind. Jedenfalls gibt es kaum ein fantastisches Mischwesen aus Mensch und Tier, das in der Volksüberlieferung und dann in der populären Kultur von Literatur und Film in so vielen Varianten und Interpretationen auftaucht.

Der Werwolf ist unter diesen Mischwesen eines der tragischsten, weil der Kampf zwischen Menschlichkeit und Bestialität in ihm selten anders als mit dem Tod beider Wesen, Tier und Mensch, enden kann. In der Kulturgeschichte zwischen Mensch und Tier stehen zunächst gegenseitiger Nutzen, Vertrauen und Mitgefühl im Vordergrund oder eben der Mangel daran. Doch auf einer symbolischen Ebene geht es auch um etwas ganz anderes.

Das Tier bekommt die Aufgabe, Leidenschaften, Affekte und Triebe zu repräsentieren. Beinahe unausrottbar ist die Vorstellung, dass das Böse nichts anderes sein kann als das monströse Tier, die monströse Tierhaftigkeit im Menschen.

Ob es ein Hund ist, der nach falschem Fressen sein Herrchen angreift, ein weißer Hai, der in ein sorgloses Urlaubsparadies einbricht, ein Schwarm Bienen, die ein schlechtes Pestizid höchst aggressiv gemacht hat, oder ein Urwelttier, das nach jahrtausende langem Schlaf zu wildem Leben erwacht, das Tier als Protagonist des animalischen, des ökologischen Unheils, als Vorbote der Apokalypse, ist fest in unserer populären Mythologie verankert.

Aber mehr und mehr ist es der Mensch selbst, der durch sein frivolaftes Verhalten die Verwandlung des Tieres ins Monster verursacht. Nur zum Beispiel durch die vielen Gifte, die er auf der Erde verbreitet, durch radioaktive Strahlung, durch die Vernichtung des Lebensraums oder, vielleicht das Schrecklichste von allem, durch furchtbare Experimente an den Mitgeschöpfen.

Es ist schon schlimm genug, dass sich der Mensch als Krone der Schöpfung zum Herrn über alle Tiere gemacht hat. Schlimmer noch ist es, dass er selbst in die Schöpfungs- oder in die Entwicklungsgeschichte eingreift. Ohne Rücksicht auf die Folgen, ohne Rücksicht auf das Leiden. In der Fiktion wird das schon lange reflektiert. Einer dieser wissenschaftlichen Schöpfer der dämonischen Tiere steht im Mittelpunkt von H.G. Wells' »Die Insel des Dr. Moreau«.

Diesen Roman gibt es gewissermaßen in zwei Versionen. Der erste Entwurf war ein veritabler Schauerroman, in dem ein verrückter Wissenschaftler auf einer Insel grauenerregende Experimente an Tieren ausführt, die er in Menschen verwandeln will. Es geht also um jemanden, der Gott spielen will. Die zweite Version betont den eher satirischen und kritischen Aspekt. Denn umgekehrt geht es nun auch darum, die tierische Natur des Menschen aufzudecken.

Es geht also um Wesen, die in sich zerrissen sind. Selbst in der mehr allegorischen Variante der Erzählung erschreckt die kalte Grausamkeit des Menschen gegenüber dem Tier. Dann nahm ich einen Gorilla und daraus machte ich, indem ich mit unendlicher Sorgfalt arbeitete und Schwierigkeit nach Schwierigkeit überwand, meinen ersten Menschen. Die ganze Woche lang formte ich Tag und Nacht an ihm.

Hauptsächlich das Gehirn musste umgebildet, viel musste hinzugefügt, viel geändert werden. Ich fand, der Gorilla sei ein schönes Beispiel des Negertypus, als ich fertig war und er bandagiert, gebunden und reglos vor mir lag. Ich habe viele Tage damit zugebracht, den Affenmenschen zu unterrichten, im Ganzen drei oder vier Monate lang. Ich lehrte ihn die Rudimente des Englischen,

vermittelte ihm einen Begriff vom Zählen, lehrte ihn sogar das Alphabetlesen. Aber da war er langsam. Freilich, Idioten, die ich's ebenfalls gelehrt habe, waren mitunter noch langsamer. Er war geistig ein unbeschriebenes Blatt, hatte keine Erinnerung mehr von dem, was er gewesen war.

Bei all seiner Grausamkeit ist dieser Dr. Moreau doch auch von einer gleichsam philosophischen Frage getrieben, der Neugier darauf, was Mensch und was Natur ist. Und dabei schafft er das entsetzliche Zwitterwesen, das voller Schmerz und voller Zorn ist, kein Tier mehr und noch kein Mensch. Am schlimmsten ergeht es mir jedoch mit dem Sitz der Gefühle. Ich weiß nicht, wo er liegt. Ich komme nicht daran heran. Wünsche, Sehnsuchtsäußerungen,

Instinkte, die der Menschlichkeit Abbruch tun. Ein seltsames, verborgenes Reservoir, das plötzlich ausbricht und das ganze Wesen des Geschöpfes mit Wut, Hass oder Furcht überschwemmt. Diese meine Geschöpfe erschienen Ihnen seltsam und unheimlich, so wie Sie anfingen, sie zu beobachten. Aber mir erscheinen sie, wenn ich sie gerade gemacht habe, unbestreitbar menschlich. Erst wenn ich sie später beobachte,

Beginne ich zu zweifeln. Erst stiehlt sich der eine, dann der andere tierische Zug wieder an die Oberfläche und springt mir ins Auge. Aber ich werde noch siegen. Jedes Mal, wenn ich ein lebendes Geschöpf ins Bad des brennenden Schmerzes tauche, sage ich mir, diesmal will ich das Tier ganz ausbrennen. Diesmal will ich ein vernünftiges Wesen schaffen.

Eine strikte Linie zwischen dem menschlichen und dem tierischen Zuziehen scheint überheblich und falsch. Auf der anderen Seite scheint es auch stets zu einer evolutionären Katastrophe zu führen, wenn diese Linie mit wissenschaftlicher Gewalt überschritten wird. Eben deswegen muss dieses künstliche Mensch-Tier auch zum ersten wirklich gefährlichen Feind des Menschen werden. Das Menschliche in ihm muss ihm so fremd bleiben wie das Animalische dem Menschen.

Das so oder so vermenschlichte Tier empfindet vor allem die Entfremdung im menschlichen Bewusstsein. Teil der Natur und zugleich ihr radikales Gegenbild zu sein, ist für das Wesen zwischen Mensch und Tier der furchtbarste Schmerz. Ich war ein glücklicher, beinahe unbewusster Teil eines großen Ganzen gewesen. Jetzt war dieses Gefühl verschwunden. Mit dem Denken kam jetzt der Stolz. Und mit dem Stolz die Trennung von und der Kampf mit der Natur.

Und ich befürchtete, dass ich von der Gemeinheit der Menschen angesteckt würde. Solche Ansteckung kann technischer oder wissenschaftlicher Art sein, genauso aber auch sozialer und psychischer Art. Die simpelste Formel also, das Tier wird böse, weil es böse behandelt wurde. Aber umgekehrt soll auch das böse Tier gut werden, wenn es gut behandelt wird.

Noch der wildeste Drache wird zum sanften Schmusetier, wenn er von einem kleinen, unschuldigen Mädchen gestreichelt wird. Hier fällt man in eine Anthropomorphisierung erster Ordnung zurück. Böse ist dann das Tier, das menschlichen Verhaltenserwartungen nicht gerecht wird.

Wenn sich ein Tier nicht an eine solche Regel hält, gilt es als listig, wenn nicht gar heimtückisch. Oder als dumm, wie der sprichwörtliche Hund, der die Hand beißt, die ihn füttert. Letztendlich erscheinen Tiere nicht nur als böse, wenn sie dem Menschen Schaden zufügen können, sondern auch schon, wenn sie sich nicht so verhalten, wie es dieses Prinzip von Belohnung und Bestrafung verlangt.

Umgekehrt ist das Tier nicht nur gut, wenn es nützlich und brav ist, sondern auch, wenn es sich als Sinnbild eignet. So emblematisch wie Adler und Löwe einst für die feudalen Herrscher wurde zum Beispiel der röhrende Hirsch an der Wohnzimmerwand zum Krafttier des deutschen Kleinbürgerheims. Neben Kruzifixen und herzerweichenden Christusbildchen ist im profanen Bereich der röhrende Hirsch das Symbol für den Spießer schlechthin.

Die zahllosen Hirschdarstellungen über deutschen Sofa-Ecken zeigen das brünftige Tier auf einer Lichtung immer in derselben Pose. Den Kopf zurückgeworfen, rörend, umgeben von dichtem, kerngesundem Wald.

Bemerkenswert ist auch die verbreitetste Ausführung des Motivs, die sich gemeinhin im Kaufhaus erstehen lässt. Eine billige Ölbildimitation in Fließband-Schnitzrahmen, die durch den sichtlich erfolglos gebliebenen Versuch besticht, als wertvoller Kunstgegenstand durchzugehen.

So beschreibt Franziska Roller in ihrem »Wegweiser zum Prima-Geschmack«, nicht ganz ohne bildungsbürgerlichen Hang zur Überheblichkeit, das Bemühen, diese prekäre Balance zwischen Wildheit und Ordnung, Natur und Enge zu finden. Ein weiterer Versuch also, mit den Mitteln der Fantasie die Tierwelt zugleich zu bannen und zu erhalten.

Möglicherweise führt ja ein direkter Weg von den Höhlenzeichnungen der ersten Menschen über das Bild dieses rörenden Hirschen im Wohnzimmer in die Fantasiewelten von Harry Potter und zu den fantastischen Tierwesen der Fantasywelt, wie zum Beispiel die Schule der magischen Tiere oder die Insel der Monster.

Und von da zurück zum Inbegriff aller Besessenheit vom dämonischen Tier, dem weißen Wal, der Kapitän Ahab und seinen Leuten zum Verhängnis wird. Seht ihn euch an, Männer! Ran, Leute! Der dämonische Wal freilich ist nicht nur der persönliche Wahn des Kapitän Ahab, mit dem er seine Mannschaft ansteckt,

sondern wohl auch eine Reaktion auf die Industrialisierung des Walfangs im 19. Jahrhundert, deren Folgen schon damals zumindest zu erahnen waren. Das Verhältnis zu den Tieren, glaube ich, für die heutige Gesellschaft wurde entscheidend im 19. Jahrhundert auf eine ganz neue Schiene gesetzt.

Und das sind eigentlich zwei Dinge, die in ganz verschiedene Richtungen zeigen. Das eine ist der Darwinismus. Und Darwin hat ja gesagt, dass alle Lebewesen, das schließt auch die Menschen mit ein, eigentlich auf einer Skala sind. Und das hat die Position des Menschen im Vergleich zu Tieren sehr stark verändert. Also wir stehen nicht völlig über den Tieren, biologisch gesehen, sondern sind Teil einer grossen biologischen Familie.

Philosophie-Professor Markus Wild. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass im 19. Jahrhundert etwas Zweites passiert ist, nämlich die Industrialisierung der Landwirtschaft.

Zum Beispiel hat man angefangen, Bienenkästen ganz neu zu bauen. Im 19. Jahrhundert ging die Massenproduktion von Honig los, die Massenproduktion von Fleisch. Es entstanden grosse Schlachthöfe. Tiere wurden über weite Strecken transportiert. Es begann die Viehzucht und damit auch die Optimierung. Ich glaube, man kann nicht unterschätzen, wie sehr das die Tiere und unser Verhältnis zu ihnen verändert hat, dass sie Bestandteil industrieller globaler Massenproduktion geworden sind.

Ich glaube, das ist das absolut Entscheidende. Das verändert die Welt im 20. Jahrhundert massiv. Das sehen wir heute mit der Klimaerwärmung. Nur schon die schiere Anzahl an Rindern macht einen Unterschied für unseren Planeten. Die Horrorbilder unserer Zeit sind nicht mehr so sehr die gefährlichen Tiere auf der Jagd nach Rotkäppchen und anderem Menschenfleisch. Nicht mehr die Wildnis, die sich gegen ihre allzu radikale Abschaffung wehrt, sondern die Bilder, die die Industrialisierung der Tierhaltung zeigen. Tierhaltung

Tierquälereien in Massenstallungen, maschinelle Schlachtung von Geflügel, trostlose Lebensbedingungen von Herdentieren, aber auch der Ausstoß klimaschädlicher Gase oder die Vernichtung von Regenwäldern zugunsten der Fleischproduktion, ganz zu schweigen von individuellem Fehlverhalten der Tierhalter allenthalben. Musik

Bemerkenswerterweise ist ja auch das fantastische Tier im Film nicht zuletzt aus der Überlegung entstanden, realen Tieren den Stress von Dreharbeiten und Dressurakten zu ersparen. Einem fantastischen Tier aus dem Computer tut man nie wirklich weh. Einem fantastischen Tier, das es in Wirklichkeit gar nicht gibt, kann man auch kein Unrecht tun, indem man es entweder dämonisiert oder sentimentalisiert.

Ich denke, hier muss man eine klare Unterscheidung treffen zwischen der Darstellung der realen Tiere, mit denen wir zusammenleben, wie die Kinder sie in der Natur auch kennenlernen, und der Darstellung, der Präsentation von fantastischen Wesen, von Tieren mit Überfähigkeiten, fliegende Tiere, Einhörner und Tiere mit besonderen Kräften. Es war schon immer das Streben der Menschen, in fantastische Welten einzuhauchen.

Ich denke da an die romantische Literatur. Ich denke an ganz viele andere literarische Epochen, in denen der Mensch immer das Unbekannte angeschrieben hat, das Magische. Literaturwissenschaftlerin Alexandra Tretakow. Und da muss man nicht besonders weit gehen, wenn sich die mythologischen Bilder anschauen. Auch da gab es fliegende Pferde natürlich. Auch da gab es fantastische Wesen. Auch da gab es...

Mischwesen, Tier- und Mensch-Mischwesen. Ich glaube, das Interesse hat einfach noch nie abgenommen. Und dadurch, dass wir jetzt sehr viel breitere Kanäle haben, die Einhörner haben ja nicht nur die Bücherwelt und den Spielzeugmarkt erobert, sondern natürlich auch die digitale Welt.

Dasselbe gilt natürlich auch für die ganzen süßen Darstellungen von Tieren mit den großen Augen, Katzenvideos. Und da gibt es zig Beispiele für solche Darstellungen im fantastischen Bereich dann auch. Ich glaube, das Interesse hat noch nie abgenommen an Fantasiewelten. Natürlich fördert das unwahrscheinlich die Kreativität, nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen. Ich meine, auch Erwachsene lesen wahnsinnig gerne Fantasy-Romane.

Das fantastische Tier entsteht zunächst einmal aus der Spekulation über das Unbekannte. Früher konnte es nur dort vermutet werden, wo man noch nicht gewesen war. Auf fernen Kontinenten, im Ozean, auf unentdeckten Inseln oder im tiefen Urwald. Natürlich ist das fantastische Tier auch ein künstlerisches Spiel mit der Vielfalt lebendiger Formen.

So wie man bestimmten Tieren bestimmte Eigenschaften zugeordnet hat, gute und böse, so lassen sich solche Eigenschaften in der Fantasie auch miteinander kombinieren. Etwa in der Vorstellung eines geflügelten Löwen oder eines mehrköpfigen Drachens. Mit fantastischen Tieren verbannt man immer auch Hoffnung auf Erlösung oder Heilung.

Die Äbtissin und Universalgelehrte Hildegard von Bingen etwa beschrieb im 12. Jahrhundert gewissenhaft die Anwendungen von Medizin, die aus einem Einhorn gewonnen werden kann, auch wenn weder sie noch ihre Zeitgenossen je ein solches Tier zu Gesicht bekommen hatten.

Die Einhornleber solle gut gegen Gallen leiden, das Fell des Tieres gar gegen Pest und allerlei anderer Krankheiten schützen. Ganz allgemein galt im Mittelalter das Einhorn als animalische Verkörperung von Jesus Christus. Es hatte allerdings auch stets einen bösen Doppelgänger. Dass ein solches Tier zum Inbegriff von Sanftmut und Frieden werden konnte, verdanken wir Vorstellungen aus dem Orient.

Der Leibarzt des Perser Königs Artaxerxes II., Ctesias, etwa beschrieb es als scheu, friedlich und immer blauäugig. Erst in der Neuzeit ist dem Einhorn dann die Funktion eines Traumbegleiters und Kinderfreundes zugewachsen. Übrigens gibt es auch eine durchaus materialistische Erklärung für den Glauben an dieses fantastische Tier. Seeleute nämlich hatten von ihrer Reise gelegentlich einen Stoßzahn eines Narwhals mitgebracht.

der in seiner geschraubten Form durchaus als Horn eines pferdeähnlichen Tieres angesehen werden konnte, das mittlerweile zum mehr oder weniger niedlichen industriellen Totemtier in jedem Kinderzimmer geworden ist.

Zu jedem fantastischen Tier gibt es unzählige solcher Geschichten von Entstehungen, Wanderungen und Metamorphosen zu erzählen. Die fantastischen Tiere, diese Geistertiere, sind auch aus der Perspektive des Animal Turns hochwillkommen. Denn die fantastischen Tiere sind ja zunächst einmal der

Versucht, die Vielfalt möglicher Lebensformen weiterzudenken über das hinaus, was wir so vor Augen haben. Und dieses Weiterdenken dieser möglichen Lebensformen ist etwas, was die fantastische Literatur zeigt.

Ja, ganz offensichtlich mit der höchstempirischen Wissenschaft, mit der genauen Biologie verbindet. Germanist Roland Borgatz. Denn auch die biologischen Wissenschaften, die Zoologie, ist ja über Jahrhunderte lang davon getrieben worden und ist weiter davon getrieben, neue Lebensformen zu entdecken, zu erkennen, zu finden.

Denken Sie nur an all das, was in der Tiefsee lange, lange gar nicht zu sehen war, technisch nicht möglich und jetzt fängt man in den letzten Jahrzehnten an, darunter zu kommen und immer mehr zu sehen. Denken Sie an die Frage der Skalierung, also was konnte man lange nicht sehen, weil es zu klein war und dann hat man Mikroskope erfunden und immer bessere Mikroskope erfunden.

Und plötzlich sind da Leben sichtbar geworden, die vorher als Leben unsichtbar waren. Und das heißt, oft sind da auch einzelne Lebensgeschichten sichtbar geworden, die vorher als Lebensgeschichten unsichtbar waren. Und ich glaube, dass dieses Ausgreifen in den Raum des Fantastischen von einem gleichen Grundbegehren getrieben ist, nämlich von diesem Grundbegehren möglichst viele verschiedene Formen des Lebens zu erfahren,

zu sehen und dann auch, und das kann die fantastische Literatur jetzt auf eine besondere Weise, diese verschiedenen Lebensformen auch auszuprobieren, sich das gewissermaßen so ein bisschen anzuziehen. »Das fantastische Tier, auch wenn es nicht niedlich, sondern bedrohlich oder fremd erscheint, hilft uns, mit dem Unbekannten umzugehen und uns auf Begegnungen in der Wirklichkeit vorzubereiten, die sonst vielleicht für beide Seiten böse enden können.«

Natürlich sind fantastische Tiere auch ideal dafür, Mitmenschen zu unterhalten oder ihnen, wie man so sagt, einen Bären aufzubinden. Oder einen Wolpertinger, das Sagen-Tier aus dem Alpengebiet, das findige Tierpräparatoren gern als teils lustiges und teils groteskes Mischwesen gestalten. Die Fanfiction hat eine neue Ursprungserzählung entworfen.

So wie auch der Zermonienkosmos nach Walter Mörs weitergesponnen wird, ist der Wolperzinger nach einschlägiger Fanmeinung entstanden durch die Liebesgeschichte zwischen einer Prinzessin, die in ein Reh verwandelt worden war, und dem bösen, bösen Wolf, der in Wahrheit auch gar nicht böse, sondern ebenfalls ein verzauberter Prinz war. Dort, wo man in der Dämmerung oft ein untröstliches Stöhnen vernimmt,

Wo die Schatten hinterrücks gemeine Grimassen ziehen und die Nebel wie Gestalten wabern, da ist der große Wald nicht fern. Zwei Unkenrufe und einen Eulenschrei weiter nur und schon steht man schaudernd an seinem Saum, vor dem abweisenden Zaun aus schwarzen Baumgespenstern, die hoch oben ihr totes Geäst ineinander flechten. Niemand geht in den Wald hinein.

Denn schließlich weiß jeder, dass tief in seinem Innern die Mume mit den hundert Fingern, der immer hungrige Allesfresser, der Mann ohne Gesicht, der böse, böse Wolf und die Waldspinnenhexe hausen. Und so blieb das unheimliche Gehölz unbetreten. Für viele, viele Jahre. So ein Vortrag des Lehrers für Wolpertingerkunde, Harra von Midgard, zitiert nach dem Zermonien-Wiki.

Mit den verrücktesten Gefühlen, den merkwürdigsten Fantasien und den sonderbarsten Erinnerungen lernt man umzugehen, wenn man ihnen nur die Gestalt von Tieren gibt. Nun also erfinden wir die Tiere noch einmal, vor denen wir uns fürchten müssen, die uns beschützen sollen, die uns begleiten oder warnen, die klüger oder besser sind als Menschen, die Tiere, die wir nicht kennen.

die mit magischen Kräften und uralter Weisheit neue Verbindungen zwischen dem Natürlichen, dem Übersinnlichen und dem Menschlichen schaffen, damit wir die reale Tierwelt mit mehr Respekt behandeln können? Lassen wir unsere Helden mit Feuerdrachen, Einhörnern und Seeschlangen aus Bits und Bytes kämpfen, damit wir ein entspannteres Verhältnis zu realen Wölfen, Seeottern und Bibern pflegen können?

Oder verschärft sich nur der Widerspruch zwischen Wirklichkeit und Mythos im Verhältnis von Mensch und Tier? Wird man derzeit nicht aus der Lektüre von »Die Schule der magischen Tiere« aufgeschreckt durch den Lärm, den Wildschweine oder Waschbären veranstalten, die alle Scheu vor den Menschen verloren haben? Bildet sich möglicherweise gerade eine neue Art von Tieren heraus, die nicht im Widerspruch zur menschlichen Zivilisation steht, sondern erst durch sie in ihrer Verbreitung gefördert wird?

Aber eins nach dem anderen. Das Tier, das dem Menschen einfach zu nahe, zu verbunden, zu schamlos folgt, ist ein anderer Teil der Kulturgeschichte. Das Tier als Plage.

Die Heuschrecken, die Ratten, die Ameisen, die Mäuse, die Biber, die Wildschweine, dann die Bären, Wölfe und Ottern, die Tauben und Möwen. Kurz, alle diese Tiere, die freundlich und natürlich wirken, wenn sie als Einzelne angesehen werden und die zur Bedrohung und Gefährdung werden, wenn sie, wie man so sagt, Überhand nehmen. Eine Maus ist niedlich. Eine Mäuseplage aber kann Hunger, Krankheit und Zerstörung bedeuten.

Und was, wenn nur noch der Rattenfänger hilft? Oder wenn die Ratten der guten alten Zeit nachtrauern, als sie noch die heimlichen Herren einer Stadt wie Paris waren, wie in Hans Christian Andersens Geschichte von der Druade, dem Baumgeist, der sich mit der realen Bedingung der Welt schwer tut. »Was erzählst du?« fragte die Druade. »Ich sah dich bisher nicht. Wovon sprichst du?« »Von der guten alten Zeit«, sagte die Ratte.

Von der reizenden Zeit unserer Großväter und Großmutterratten. Da war es noch eine große Sache, hier hinunterzukommen. Damals war Paris ein ganz anderes Rattennest. Die Mutter der Pest wohnte hier unten. Sie tötet die Menschen, aber niemals Ratten. Räuber und Schmuggler atmeten hier ihre freien Lüfte.

Hier war der Zufluchtsort für die interessantesten Persönlichkeiten, wie sie jetzt nur noch in den Volkstheatern dort oben zu sehen sind. Die Zeit der Romantik ist auch für unser Rattennest vorbei. Wir haben hier unten frische Luft und Petroleum erhalten, so Pfiff die Ratte. Pfiff auf die neue Zeit, zu Ehren der alten Zeit mit der Pestmutter.

In der Realität sind es nicht die wilden, die räuberischen und die aggressiven Tiere, die dem Menschen am gefährlichsten sind. Es sind vielmehr die, die, ob gezwungen oder aus eigenem Antrieb, dem Menschen am nächsten sind und ohne es eigentlich zu wollen, zu Überträgern von Krankheiten werden oder Schäden anrichten, wo sie nur ihrem Instinkt folgen.

Ratten wissen nichts vom Pesterreger, den sie mit sich tragen. Vögel können nichts dafür, wenn sie ein Flugzeug zum Absturz bringen. Und noch eine reale Angst wächst durchaus symbolträchtig. Nämlich die Angst vor sogenannten invasiven Arten. Das reicht von Krabben, die die heimischen Muscheln und Fische dezimieren, bis zu Insekten, die sich aufgrund des Klimawandels immer weiter nach Norden ausbreiten.

Wie die Wildschweine, die aus den Wäldern in die Städte vordringen, sind auch die invasiven Tiere, die neue Lebensräume erobern, indem sie deren angestammte Fauna verdrängen, ein Bild der Gefahr. Es ist der Verlust des Gleichgewichts, der natürlichen Grenzen und der Selbstregulierung der Natur, die sich in solchen neuen Schreckensbildern ausdrückt.

Plagen auf der einen Seite, Massensterben auf der anderen. Dazwischen Menschen, die mit zunehmender Verzweiflung gegen das eine wie das andere kämpfen. Nur zu verständlich, dass man sich da lieber mit fiktionalen als mit realen Tieren beschäftigt.

Angesichts neuer Gefährdungen erscheinen sogar die alten Tiermonster vertraut. Mehr noch, sie verändern nach und nach auch ihre Haltung und ihre Funktion. Das böse Tier freilich ist nicht nur für eine psychologische Deutung zugänglich, entstammt nicht nur dem Mythen- und Legendenschatz der Ahnen, an den man sich gerne erinnert, gerade wenn man sich selbst bereits aufgeklärter und moderner wähnt.

Das böse Tier hat oft genug auch eine politische Bedeutung. Ein Beispiel ist die Geschichte von den Menschenfressern unter Löwen, Tigern und Panthern, die in der Kolonialzeit und darüber hinaus immer wieder als die dämonischen Tiere gezeichnet werden, die nur der große weiße Jäger besiegen kann, der damit seine Schutzfunktion in der Kolonie rechtfertigt, bevor er seine Trophäen an heimatliche Museen oder Königshäuser sendet. Musik

Das bekannteste Beispiel für eine solche Legende bildet die Geschichte zweier Maneater-Löwen, die beim Bau der Eisenbahn in Uganda 1889 ihr Unwesen getrieben und mehrere afrikanische Arbeiter und einige indische Eisenbahnbeschäftigte getötet haben sollen. Zur Strecke gebracht haben soll die beiden Menschenfresserlöwen schließlich der mit dem Bau der Bahn beauftragte Ingenieur Colonel John Henry Patterson.

Das Bild vom weißen Jäger, den schutzlosen Eingeborenen und der fast übermächtigen Bestie wurde dann zur Matrix für unendlich viele Erzählungen, Bilder und Filme. Der Kampf des Mannes mit dem dämonischen Tier, vom wilden Stier bis zur menschenfressenden Raubkatze, scheint als konstantes Bild für die Konstruktion von Männlichkeit zu wirken.

Während der Mann das Untier bezwingen muss, gilt es für die Frau, nicht weniger symbolisch, eine symbiotische Beziehung herzustellen. Natürlich immer wieder die mystische Einheit von Mädchen und Pferd oder wenigstens der kleineren Variante dem Pony. Wie in den in der Bundesrepublik einst so populären Filmen um die Mädels vom Immenhof. Zampel, Zampel, Zampel, Pony!

Wenn sich bei Männern der zerstörerische Eros zeigt, indem sie sich in einen Wolf verwandeln, dann steht Frauen nicht nur im Karneval und nicht nur in Superheldinnen-Comics das Katzenwesen nahe.

Begleitet von David Bowies Putting Out the Fire, offenbart Paul Schrader in Katzenmenschen von 1982 das wahre raubtierhafte Wesen der Frau, verkörpert von Nastassja Kinski. Ich bin nicht wie du! Die Liebe zu anderen Menschen verwandelt sie in reißende Bestien, die töten müssen, was sie lieben, denn sie sind Katzenmenschen. Die Liebe macht sie zu dem, was sie in einem früheren Leben waren, zum Tier.

Deutlicher, aber vielleicht auch poetischer, kann man die puritanische Angst vor der eigenen Sinnlichkeit kaum ausdrücken. Auf uns liegt ein Fluch, den bekommst du ohne mich nicht. Und ich kann ihn ohne dich nicht entkommen. Ich will nicht wie du! Die Angst vor dem Tier und die Angst vor dem Tier in uns lässt sich nicht leugnen. Sie muss überwunden werden.

Es gilt also zugleich die Tierfantasie und das reale Tier zu retten, was wohl nur möglich ist, wenn man die Beziehung zwischen beiden bis zu ihren kulturellen und psychologischen Wurzeln hin verfolgt. Warum zum Beispiel haben bestimmte Menschen vor Spinnen eine solche Angst und warum wird die Arachnophobie zu einem so populären Filmthema?

Eine schlüssige Antwort auf die Frage nach den Ursachen der Spinnenangst gibt es nicht.

Theorien reichen von einer genetisch verankerten Urangst über eine Furcht vor den schnellen Bewegungen und dem plötzlichen Auftauchen bis zum erlernten Verhalten und den kulturellen Bildern, mit denen man aufwächst. Gegenstand einer solchen Angststörung kann beinahe jedes Tier sein und beinahe jedes Tier kann Protagonist eines Tierhorrorfilms werden.

Neben den Hunden, Schlangen oder Insekten auch Tiere, die gemeinhin nicht als besonders gefährlich gelten. Im Kino begegnen wir mörderischen Kaninchen, destruktiven Schildkröten, monströsen Kängurus oder gierigen Fröschen. Nicht nur können Tiere Angst machen, Ängste können sich auch Tierbilder suchen.

Deshalb erweist es sich als wichtige Kulturtechnik zu lernen, zwischen den fantastischen, den Angsttieren, wie den Trosttieren, sowie den realen und autonomen Tieren zu unterscheiden. Ich denke, im Umgang mit der Angst mit Tieren ist das Wichtige, dass wir zuverlässige, umfassende Informationen haben. Dazu gibt es auch einige Versuche. Leute haben sehr oft Angst vor Schlangen. Das ist eine sehr alte, natürliche Angst.

Aber man kann zeigen, je mehr man die Leute über Schlangen informiert und je mehr sie über Schlangen wissen, desto mehr kann man die Angst auch abbauen. Das heißt, ich bin hier eigentlich ein

Guter alter Aufklärer und Glaube, dass Wissen, Information hilft gegen Angst vor dem Unbekannten. Die Angst vor Tieren, die Horrorfilme ebenso wieder aktualisieren wie grausige Nachrichten, hat in der Fiktion wie im wirklichen Leben keineswegs immer mit negativen Erfahrungen zu tun.

Konsequent ist wohl nur die Vorstellung, dass die Gefahr umso subjektiver wird, je mehr das Angsttier Ähnlichkeit mit dem Menschen aufweist und umso allgemeiner, je weniger es mit einem menschlichen Körper oder Gesicht zu tun hat. Denn dann mischt sich in die bloße Angst ein weiteres Empfinden. Wir nennen es Ekel. Vor welchen Tieren wir uns ekeln, hat viel mit dem kulturellen Code zu tun, in dem man aufwächst.

vielleicht aber auch mit Assoziationen, die in unerforschte Gebiete von Wahrnehmung und Kultur reichen. Sind es die Schleimigen und Augenlosen, die Vielbeinigen oder Haarigentiere? Sind es Krallen, Sporen, Schnäbel und Zähne? Ist es die Art der Bewegung? Sind es die Laute, die Tiere von sich geben? Wie viel von Angst und Ekel vor Tieren steckt in uns? Und wie viel wird in uns hineingesteckt durch die Erzählungen, die Bilder, die Namen und die Mahnungen?

Wahrscheinlich ist es immer eine Kombination verschiedener Faktoren, die Angst oder Zuneigung zu bestimmten Tieren bewirkt. Vielleicht nicht alles, aber ein gewisser Teil davon lässt sich durch Aufklärung und Reflexion, durch einen Perspektivwechsel überwinden. Vielleicht auch durch den Animal Turn in unserer Kultur. Musik

Ich finde ja, die Welt ist zu schön, um sie nur den Menschen zu überlassen. Aber ja, aber ja, wir haben auch so unsere Ideen. Und Träume. Ich stelle mir immer einen Zirkus vor, in dem Menschen von einem Löwen dressiert sind und durch brennende Reifen springen oder auf einer Kugel tanzen. Und wir Tiere schauen zu und applaudieren. Und zur Belohnung bekommen die Menschen dann einen...

Geldschein. Da sind sie ganz verrückt danach. Ich träume manchmal vom Jagen. Oder anderer Vorschlag. Wir machen einen neuen Reform-Zirkus auf, wo Tiere und Menschen zugleich und miteinander auftreten und zeigen, was sie gemeinsam können. Keiner hat eine Peitsche und keiner gibt die Befehle. Sehe es schon vor mir. Zirkus Animali. Die große Show des Animal Turn.

Kunst vom Feinsten. Mensch und Tier als gemeinsames lebendes Kunstwerk. Erhabene Bilder, ergreifende Muskeln. Interessante Gerüche. Ohne Netz und doppelten Boden.

Moment mal, Sie haben leicht reden. Sie haben neun Leben. Unser ein... Miau, da haben Sie es wieder. Wer hat das mit den neun Leben erfunden? Stimmt schon. Bis wir uns von all diesen Projektionen und Klischees befreit haben, da ist noch viel Arbeit von beiden Seiten notwendig. Ich fang schon mal an. Wie das? Ich suche mir ein schönes Sofa, zerkratze es und sage dann, es ist Kunst.

Und ich gebe ein Konzert, ein kleines Nachgeheul. Haben Sie mich schon mal tanzen gesehen? Bei mir stirbt der Spahn nicht. Er fliegt einfach davon. Ich habe manchmal den Verdacht, Sie nehmen die Sache nicht ernst genug. Auch so eine Menschenfrage. Was? Humor haben können.

Übertreiben Sie mich gleich so!

Ich bin für ein geregeltes Miteinander. Seien Sie nicht so. Freundschaft heißt ja auch, sich mal in Ruhe zu lassen. Da sein, wenn man gebraucht wird. Und sich verziehen, wenn man stört. Wer braucht hier eigentlich wen am meisten? Menschen brauchen Tiere. Tiere kämen ganz gut ohne Menschen zurecht. Naja. Mehr oder weniger? Mehr oder weniger. So ein Misthaufen ist doch was Feines. Oh Gott.

Ich sage immer, geben und nehmen. Außerdem, Freundschaft fragt nicht, die hat man in sich. Der eine mehr, der andere weniger. Ich bin einfach gern mit Menschen befreundet, ehrlich. Sind Sie sicher, dass Sie das überhaupt sind? Und nicht irgendeine Vorstellung?

Braver Mensch und treuer Hund? Oder Esel. Was meinen Sie, wer nicht schon alles auf einem Esel geritten ist und wohin? Was wäre das nur für eine Welt, wenn es nicht diese Freundschaften geben würde?

Menschenkinder könnten ohne uns überhaupt nicht ins raue Leben hineinwachsen. Sie brauchen uns für den Übergang. Sie verstehen schon, für eine geistige Abnabelung. Naja, solange man seinen Spaß daran hat. Probier's mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit. Jagst du den Alltag und die Sorgen weg. Der Mensch lernt seine Welt am einfachsten durch Tiere kennen.

Am allerbesten funktioniert das, wenn Tiere die Geborgenheit einer Familie mit Abenteuerlust verbinden. Beim Tier lernt der junge Mensch Vertrauen und Verantwortung. Der Hund braucht Auslauf und das Meerschweinchen will gefüttert werden. Dem Igel muss man einen Platz für den Winterschlaf bereiten. Der Fisch braucht frisches Wasser. Es gibt nichts Sozialeres als ein Tier, um das man sich kümmern muss und das sich um einen kümmert.

Darum kommt in unserer Kulturgeschichte neben dem Angsttier immer auch das Freundtier vor, das übrigens meistens verbindet, ein sehr praktischer Gefährte und ein spirituelles Wesen zu sein.

So ein reales oder imaginäres Freundtier in unserer Zeit hat ein Pendant im Totemtier der verschiedenen Mythen und Kulturen, das zugleich den Zusammenhalt einer Gruppe und eine persönliche Beziehung widerspiegeln kann. Nur ist in der bürgerlichen Gesellschaft eben die Gruppe auf die Familie zusammengeschrumpft.

Das moderne Totentier ist der Familienhund, die Hauskatze, die Schildkröte. Immer gibt es eine besondere Beziehung zwischen einem einzelnen Menschen und einer Beziehung in der Gruppe. Das funktioniert in einer wirklichen Familie genauso wie etwa in der fiktionalen Familie einer Fernsehserie. Man ruft nur Flipper, Flipper, gleich ist er kommen, sieh, den klugen Delfin.

Das entscheidende Element bei der Beziehung zum Totem oder auch Krafttier ist die Überzeugung, dass es eine Verwandtschaft gäbe. Wobei ein Unterschied zwischen innerer und äußerer Verwandtschaft erst in neuerer Zeit gemacht wird. Auch sind in einem Totentier das Reale und das Fantastische eng miteinander verbunden.

Schamanen pflegen in aller Regel die eigenen Kräfte auf das Totentier zu übertragen. So wird das Tier zum selbstständigen Beschützer und Begleiter. Mensch und Tier werden zu einer magischen Einheit. Sie sind schicksalhaft aneinander gebunden, wie in der populären Zeichentrickfilmserie Jakari und den kleinen Jungen eines Zu-Volkes und seinem sprechenden Pferd und seinem Totentier Großer Adler.

Verliere nicht den Mut, Yakari. Großer Adler, bist du das? Großer Adler! Yakari, auch wenn der Himmel ganz verdunkelt scheint, verschwindet die Sonne niemals. Sie verbirgt sich nur hinter den Wolken. Was willst du damit sagen? Sieh nur. Großer Adler! Hattest du einen Albtraum, Yakari? Nein, im Gegenteil. Mein Totemtier ist mir im Traum erschienen. Auch das Freundtier unserer Tage ist ein Totemtier. Es macht nur keine große Sache mehr daraus.

Es drückt allerdings eine offensichtlich tief in uns verankerte Sehnsucht nach einem Leben in natürlicher Freundschaft mit Tieren aus. Eine Sehnsucht, die gerade Stadtkinder befällt, die nur wenig Kontakt mit der echten Tierwelt haben können. Die populäre Kultur im Kino, im Fernsehen, in Comics, Romanen und Computerspielen liefert da Ersatz. So ein Ersatz in der Fantasiewelt ist notwendig und bedeutend für die kindliche Entwicklung.

Doch dieses freundliche, fantastische Tier als imaginärer Freund kann auch seine Tücken haben.

Denn selbst in der Unterhaltung gerät die Tierwelt selten so unschuldig, wie es vielleicht der kindliche Wunsch nach freundlicher animalischer Begleitung ist. Tiere können in den Fiktionen von Märchenbuch bis Internetstream immer beides zugleich sein. Der imaginäre Begleiter, der einem immer wieder Mut und Geborgenheit vermittelt, wenn es in der Wirklichkeit daran hapert, und die Projektion, eine Abspaltung eigener Impulse.

Im Horrorfilm ist dies ein wiederkehrendes Motiv. Ein Hund, ein Gorilla, eine Schlange führt die Gewalttaten gegen die Peiniger aus, die sich der menschliche Partner nur fantasiert hat. In einer freundlicheren Version lassen sich die tierischen Begleiter eines gewissen Christopher Robin in Alan Alexander Mills Puderbär als Darsteller seiner verschiedenen Seelenzustände deuten.

Der hibbliche, womöglich ADHS-geplagte Tiger, der verzagte, niedergeschlagene Esel und natürlich Puh, der honigversessene Bär von geringem Verstand. Die Katastrophen entstehen, wenn einer der animalischen Impulse zu stark wirkt. Das Glück aber besteht darin, wenn sich Tiger, Esel und Bär in einen Gleichklang bringen lassen. Es ist leicht zu erklären, warum jedes Kind, warum jeder Mensch seine fantastischen Totem- und Krafttiere braucht.

Schon schwieriger ist es zu bestimmen, wie sich die Zeichnung der fiktiven Tiere auf den Umgang mit der realen Tierwelt auswirkt. Wir fragen uns das selbst immer wieder, hat das irgendwelche Rückkopplungseffekte? Roland Borgatz, Professor für neuere deutsche Literatur an der Goethe-Universität Frankfurt. Und ich würde auf zwei Ebenen antworten wollen.

Zum einen sind das Effekte, die unmöglich zu messen sind. Wie will man das messen, dass es da eine direkte Rückguckung gibt? Wie will man wissen, dass eine bestimmte Verhaltensänderung tatsächlich auf ein bestimmtes ästhetisches Erlebnis zurückzuführen ist?

Und zwar nicht nur für einzelne Personen, also anekdotisch, der oder die erzählt von einem Kinoerlebnis und kommt raus und ist irgendwie ökomäßig drauf, sondern als eine gesellschaftliche Veränderung. Das lässt sich empirisch wahrscheinlich nicht messen. Gleichzeitig ist es aber trotzdem so, dass wir davon ausgehen, dass es eine

eine Korrelation, eine Gleichzeitigkeit gibt zwischen dem Bereich der Literatur, dem Film auf der einen Seite und gesellschaftlichem Handeln auf der anderen Seite. Und zwar ausgehend von der Überzeugung, dass Literatur und Film zusammenhängen.

nicht nur beschreiben, was der Fall ist, sondern immer auch Angebote dafür machen, was der Fall sein kann oder sogar was der Fall sein soll. Das heißt, Filme und Erzählungen

haben meines Erachtens immer eine politische Dimension. Das fantastische Tier hat entweder einen dystopischen Charakter, wie die dämonischen Tiere des Horrors und die bösen Tiere, die als Strafe für kulturelle und ökologische Sünden wirken, oder es hat einen utopischen Charakter.

Tiere machen den Menschen vor, wie ein besseres Leben möglich wäre. Zum Beispiel in Erich Kästners Konferenz der Tiere, wo die Tierwelt die Menschen zum Frieden zwingen will. Tiere werden zu Erziehern oder Dialogpartnern, wie der Stofftiger Hobbs, der in der klassischen Comicserie für den kleinen Calvin immer lebendig wird, wenn kein Erwachsener zuschaut. Die beiden heißen gewiss nicht umsonst Calvin und Hobbs.

Da übernimmt das fantastische Tier Hobbes die Rolle des Skeptikers und Kritikers gegenüber dem kalvinistischen amerikanischen Vorstadtkind mit der blühenden, aber egozentrischen Fantasie. Allerdings führt die Autonomie des Fantasietieres keineswegs immer zu Frieden und Gerechtigkeit. Erinnert sei nur an die Revolution der Tiere gegen ihren tyrannischen menschlichen Herrn in George Orwells »Farm der Tiere«.

Weil sich die Schweine gleicher als die anderen Tiere fühlen, wird daraus eine neue Form von Diktatur und Ausbeutung. Die sieben Gebote der animalischen Weltrevolution wenden sich gegen sich selbst und strafen die auf sie gerichteten Hoffnungen Lügen. 1. Alles, was auf zwei Beinen geht, ist ein Feind. 2. Alles, was auf vier Beinen geht oder Flügel hat, ist ein Freund. 3. Kein Tier darf Kleidung tragen.

Wenn es dem Menschen gleichgestellt ist, fällt es einem Tier gar nicht so leicht, menschliche Fehler und Schwächen nicht zu wiederholen. Selbst wenn es ein vorgestelltes Tier ist.

Vielleicht liegt das Problem aber schon in dieser moralischen Gleichung: Gute Tiere, böse Tiere. Und im Praktischen dann: Hilfreiche Tiere, nützliche Tiere, lästige Tiere, gefährliche Tiere. Schließlich auch: Die Tiere der kindlichen Fantasie und die Tiere der Erwachsenenrationalität.

Unsere Neigung, Tiere zu anthropomorphisieren, um diesen einerseits auch sehr viel näher zu kommen und auch Empathie zu fördern, birgt sehr viele Gefahren. Alexandra Tretakow, Literaturwissenschaftlerin an der Universität Eichstätt-Ingolstadt. Vor allem für die jungen Erwachsenen oder für die Kinder steckt die Gefahr darin,

dass man das Tier sofort nur aus der anthropozentrischen Sichtweise betrachten kann und es sofort als dem Menschen unterlegen sehen kann. Denn

Warum werden die Tiere in den China-Büchern stets als anthropomorph dargestellt, mit menschlicher Kleidung, eingebunden in soziale, menschliche Kontexte, als handelnde Objekte? Sie werden objektiviert, um jungen Menschen bestimmte moralische Werte näherzubringen, um bestimmte schwierige Inhalte wie der Tod oder Familienprobleme sehr viel näherzubringen. Der Verdacht liegt nahe.

Selbst das fantastische Tier kann Objekt von Ausbeutung und Missbrauch sein. Es mag als psychische Stütze dienen, als pädagogisches Hilfsmittel, als ideologische Metapher, als religiöses Symbol, als Maskottchen für Vereine oder als Sympathieträger für Werbung. Es gibt so vieles, was Tiere können, entgegen den lang gehegten Vorstellungen, nur eines können sie in der Tat nicht. Sich gegen ihre Zeichnung und Verzeichnung in der menschlichen Kultur wehren.

Auch nicht gegen ein vulgär-darwinistisches Naturbild, das immer wieder von der Menschen auf die Tierwelt übertragen wird. Lange Zeit war es das Markenzeichen der Tierfilme aus der Walt Disney Produktion, im Blick auf die Natur in den Tieren immer nur ein Abbild des Menschlichen zu sehen.

So entstand, wie in dem berühmten Film »Die Wüste lebt« aus dem Jahr 1953, eine nachinszenierte Fauna aus symbolträchtigen Bildern und bedeutungsschweren Kommentaren unterstrichen durch melodramatische Musik. Der Stärkere hat das Recht zu leben, so will es die Natur.

Glücklicherweise sehen wir die Tierwelt heute etwas weniger ideologisch an. Auch das Ideal des Tieres als treuer und gehorsamer Diener, der bereit ist, sein Leben für seinen menschlichen Gebieter zu opfern, ist in der populären Kultur einem anderen Tierbild gewichen, dem des aufmüpfigen, eigensinnigen und fantasiebegabten Tieres.

Schon bei den Peanuts ist der Hund Snoopy ein Meister des Rollenspiels. Tritt mal als Tennis-Crack, als Rechtsanwalt, als Flieger-Ass oder als Joe Cool mit Sonnenbrille auf. In der etwas zynischeren Zeichentrick-Serie Family Guy manipuliert der Hund Brian seine menschliche Familie auf höchst eigennützige Weise und erweist sich als Meister von Besserwisserei und Hedonismus.

Brian ist die treffende, gelegentlich auch obszöne Parodie aller Tierrollen in der populären Mythologie. Du weißt, dass wir in einem Hotel sind? Und ich bin in Zimmer 406. Geh ruhig vor, ich zahle. Schreiben Sie es auf 406. Unter den fantastischen Tieren gibt es eine besondere Art, von der gar nicht behauptet wird, dass sie realen Wesen nachempfunden sei, Zufriedenheit.

Tierfreunde, die nur in der Fantasie existieren, hatte man in der Pädagogik lange Zeit eher als Defekt oder als Zeichen für einen Mangel an realen Freunden angesehen.

Doch 1997 gab die amerikanische Kinderpsychologin Marjorie Taylor Entwarnung.

Immerhin, so fand sie heraus, haben rund 65 Prozent aller amerikanischen Kinder für eine kürzere oder längere Zeit so einen imaginären Begleiter, mit dem sie ihre Sorgen teilen können. Manchmal nehmen mehr oder weniger gewöhnliche Haustiere die Rolle von imaginären Freunden ein.

Davon handeln dann die populären Serien, in denen Tiere zu Familienmitgliedern, zu Problemlösern und zu Seelentröstern werden. Oh, diese Lassie. Sie hat wirklich ein Instinkt dafür, Tieren zu helfen, die sich verlaufen haben. Sie hilft nicht nur Tieren, Dominik.

Wenn wir uns also eine Art Psychoanalyse mit Tierbildern vorstellen, repräsentieren Tiere einmal ein Es, also die wilden Impulse, die direkten Reaktionen von Lust und Aggression, eben das, was man zu Sigmund Freuds Zeiten immer noch gerne das Animalische nannte.

Andere Tiere sind Repräsentanten eines Über-Ichs, drohende oder strafende Wesen, solche, die den Weg zur Freiheit versperren, solche, die Schätze bewachen und geliebte Menschen gefangen halten oder Gemeinschaften in Furcht und Schrecken versetzen. Schließlich wird das Tier als imaginärer oder auch als halb realer Freund und Begleiter ein Bestandteil der Ich-Bildung.

Dann gibt es aber noch einen entscheidenden Schritt. Den Schritt vom erweiterten Ich zum Du. Aus der Abspaltung der eigenen Person muss die Vorstellung entstehen, es mit einem eigenen, autonomen Wesen zu tun zu haben. Einem Wesen, das vielleicht anders empfindet, anders denkt und anders kommuniziert als ein Mensch. Eben ein Wesen mit eigener Persönlichkeit. Dieser Gedanke steht im Mittelpunkt des Animal Turn.

Unsere Beziehung zu Tieren hat sich in den letzten Jahren verändert. Diese Veränderung wird oft in der Metapher eines Kreises ausgedrückt.

Der Kreis der Wesen, die moralisch zählen, weitet sich immer mehr aus. Ein einfaches Beispiel sind Fische. Bis vor etwa 25 Jahren galten Fische als eher dumme Wesen. Berühmt ist das Drei-Sekunden-Gedächtnis. Fische vergessen immer alles.

Fische sind nicht lernfähig. Das heisst, man war der Auffassung, dass Fische eigentlich kleine Roboter sind, die mehr oder weniger mit Instinkten und Programmen zur Welt kommen.

Das hat sich völlig verändert in den letzten 20 Jahren. Fische sind enorm intelligent, sozial, sie können sehr gut lernen, sie haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis. In dem Zusammenhang hat man sich die Frage gestellt, haben sie auch Bewusstsein im Sinne von erleben sie Schmerzen? Und die Daten sind relativ klar in der Forschung. Heute ist anerkannt, dass Fische empfindungsfähige Wesen sind und Schmerzen empfinden können.

Jetzt wissen wir, eigentlich müssten Fische moralisch zählen, weil sie ja eben auch empfinden. Das heisst, was wir mit ihnen machen, macht für sie einen wichtigen Unterschied. Allerdings scheinen uns Fische immer noch kalt, entfernt,

Sie haben keinen Gesichtsausdruck. Man weiss nicht, wie sie sich äussern mit Lauten oder Geräuschen. Und hier ist es, glaube ich, wichtig, dass wir uns nicht nur an die Sympathiewerte halten, also nicht nur Hunde und Katzen nett finden, sondern eben auch an Fische, an prima fatia kalte Wesen denken und sagen, na ja, so verschieden sind die eben nicht, aber es ist halt eine andere Art und Weise zu leben. Aber auch der Fisch fühlt der Schmerz.

genauso wie es eine Katze oder ein Hund fühlen würde. Insofern ist es vermutlich durchaus im Sinne eines veränderten Blicks auf die Tiere, wenn im Kino neben niedlichen Hunden, frechen Mäusen und rumbertanzenden Bären auch einmal ein Fisch auftaucht. Keiner wie der weiße Hai oder der schreckliche Oktopus, der ein Schiff mit seinen Tentakeln zerquetscht, sondern ein junges Wesen mit Gefühlen, Ängsten und Hoffnungen.

Ein Clownfisch mit Namen Nemo, der gelegentlich an seine Mission erinnert werden muss. Hey du alter Schmollmaus. Weißt du, was du tun musst, wenn du frustriert bist? Ich will nicht wissen, was ich tun muss. Einfach schwimmen, einfach schwimmen, einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen. Was machen wir? Auch dieser Fisch Nemo ist eigentlich nur eine ozeanische Abbildung eines Menschenkindes. Ein Tier mit der Seele und mit der Kommunikationsfähigkeit eines Menschen.

Zu versuchen, sich mit den Mitteln von Literatur und Kunst tatsächlich in ein Tier hineinzuversetzen, die Welt aus der Tierperspektive zu sehen, ist da schon um einiges anspruchsvoller. Barbara Gaudi entwirft in ihrem Roman »Der weiße Knochen«, erzählt aus der Perspektive afrikanischer Elefanten, ein Universum der Elefanten aus Familienstammbäumen, Gesängen und spirituellen Vorstellungen, mittendrin die junge Elefantenkuh Matsch.

Am späten Vormittag bemerkt Matsch, wie sie drängt, ohne Hagelkorn, und ihre Tochter zu den Sieges hinüberwartet. Im Wasser bewegt sich sie drängt mit der Anmut eines Flusspferds. Ihr riesiger, schrumpeliger Kopf schaukelt kaum. Sie drängt, sagt Matsch zur Begrüßung, und Dattelbett fügt im förmlichen Tonfall hinzu, werte Matriarchin.

Beide strecken der großen Kuh den Rüssel entgegen. Jeder Moment ist eine Erinnerung, sagt sie dringend. Matsch und Dattelbett schauen sich fassungslos an. Die große Kuh bezieht sich auf Gedanken, die Matsch vor Stunden gehabt hat. Und das bedeutet, dass sie Matschs Gedanken aus 50 Meter Entfernung hat hören können. Was ist das?

Knurzzi drängt plötzlich. Sie schwenkt ihren Rüssel in die Höhe. Matsch und Dattelbett tun es ihr nach. Die drei spitzen die Ohren. Etwas stimmt nicht. Es sind keine Vogelschreie zu hören. Matsch lässt ihren Blick über das Ufer schweifen, neigt den Kopf, betrachtet den Himmel. Sie schaut wieder zu ihrer Familie hinüber. Die Ohren ihrer Adoptivmutter sind angespannt. Sie schreckt, hat etwas gehört.

Matsch bewegt ihren Rüssel ein paar Zentimeter nach rechts und jetzt riecht sie es. Der Gestank eines Fahrzeugs. Innerhalb weniger Sekunden sind alle erstarrt, haben alle das Geräusch oder den Geruch wahrgenommen. Zu diesem Zeitpunkt wäre es der reine Wahnsinn, in die offene Steppe hinauszulaufen und sich dem Feind zu zeigen. Nicht die Fahrzeuge sind der Feind, sondern die Menschen, die sie in ihren Bäuchen mitnehmen.

Solange sie allein sind, schlafen die Fahrzeuge. Aber kaum kriecht ein Mensch in sie hinein, rasen sie dröhnend los und stoßen einen üblen Geruch raus. Dieser Geruch brennt jetzt, auch wenn er nur ganz schwach ist in Matschs Rüssel. Barbara Gaudi, der weiße Knochen.

In Joko Tavadas »Etyten im Schnee« ist der junge Eisbär Knut ein ebenso neugieriger wie erstaunter Beobachter der Menschen, die wiederum ihn zum Objekt ihrer Wissbegier gemacht haben. Nach der Messung übergab er Knut den Händen von Matthias und verlängerte seine Finger mit einem Bleistift, kratzte an der Oberfläche eines geöffneten Heftes. Die Finger des neuen Mannes waren an sich schon sehr lang.

Wie lang sollten seine Finger noch werden, damit er endlich zufrieden ist? Auch Matthias verlängerte seine Finger mit einem langen Stäbchen aus Metall, wenn er die Milch umrührte. Die beiden Männer gehörten also zu einer Spezies der verlängerten Finger. Tagsüber sah Knut keine andere Spezies als diese Fingerverlängerer. Nachts hörte er Mäuse, die außerhalb seiner Wände herumliefen.

Eines Tages zeigte sich eine junge, mutige, männliche Maus. Knut war nicht allein. Matthias stand mitten im Raum. »Eine Maus«, rief er, setzte Knut vorsichtig auf den Boden und hob den Stab gegen die Maus, aber sie war schon längst in das Loch in der Wand geschlüpft. »Christian, eben kam eine Maus aus diesem Loch«, berichtete er dem zweiten Mann, der gerade den Raum betrat.

So erfuhr Knut, dass der zweite Mann Christian hieß. Christian lächelte, indem er die Zähne leicht aufeinanderbiss und die Lippen zu beiden Seiten zog und sagte: "Nicht nur der Homo sapiens, sondern auch Mäuse interessieren sich für das kleine Eisbärchen." So erfuhr Knut, dass die Spezies mit verlängerten Fingern sich selbst Homo sapiens nannte.

Auch in der Kunst wurde das mythische und das dämonische Tier abgelöst durch das familiäre und manchmal vor allem dekorative Tier. In der bürgerlichen Gesellschaft wurden dem Tier ikonische Denkmäler gesetzt oder idealisierende Überhöhungen zuteil. Aber auch hier gibt es einen entscheidenden Schritt zu tun.

Das Totemtier wurde aufbewahrt, nicht zuletzt in dem, was der Bildungsbürger gemeinhin als Kitsch bezeichnet, nicht zuletzt in Gestalt des Öldrucks vom rörenden Hirschen. So eine symbiotische Gemeinschaft zwischen einem Menschen und einem Tier, zwischen dem Jäger und seinem Hund oder dem Cowboy und seinem Pferd, ist sozusagen eine narrative Rekonstruktion der Totemfunktion für ein bürgerliches Publikum.

Wenn man nun die neuere Kunstproduktion in Bezug auf das Tier anschaut, geht es wohl auch um das Loslassen. Das Tier muss erst aus dieser Zwangsgemeinschaft mit dem Menschen entlassen werden, damit es seine eigenen Rechte verwirklichen kann. Die Auflösung der symbiotischen, magischen und eben immer auch hierarchischen Gemeinschaft von Mensch und Tier ist ein durchaus anspruchsvoller Akt, philosophisch, psychologisch und ästhetisch. Musik

So geht zum Beispiel in der Musik ein Weg von der Imitation wie etwa im Karneval der Tiere zur Beschwörung eines Schildkröten-Traums bei Meredith Monk. In einem nächsten Schritt initiiert etwa Roger Payne einen musikalischen Dialog zwischen Wahlgesang und gregorianischem Chor. Musik

Die neuesten Versuche, Tiersprachen und Tierkommunikationsweisen in die Musik einzubinden,

sind ein wunderbares Beispiel dafür, dass der Animal Turn mit großen Schritten inzwischen auch angekommen ist. Literaturwissenschaftlerin Alexandra Tretakow. Sobald es also nicht um die Frage geht, welche Unterschiede und wie stark die anthropologische Differenz in Bezug auf die Sprachfähigkeit zwischen Menschen und Tieren vorliegt, sondern wenn man sich nur den Lauten hingibt in der Musik,

wird deutlich, dass die anthropologische Differenz letzten Endes, wenn nicht gänzlich aufgehoben, aber vielleicht überwunden werden kann. Durch solche Musikvariationen, durch solche musikalischen Kunstwerke kann diese Grenze aufgehoben werden. Und da muss auch in dem Zusammenhang nicht weiter darüber diskutieren, ob Tierlaute, ob tierliche Äußerungen als Sprache bezeichnet werden können.

Was sie auch selbstverständlich können, die sind teilweise bei weitem komplexer als der Aufbau der menschlichen Sprache. Wenn man sich also nur den Lauten der Musik, von Menschen produzierten Musik, im Zusammenspiel mit tierlichen Äußerungen hingibt, entsteht diese Vorstellung von der aufgehobenen anthropologischen Differenz, von der extrapolierten Grenze zwischen Mensch und Tier.

Musik und Kunst, die in einer Form von Zusammenarbeit zwischen Menschen und Tieren entstehen, befördern weniger ein Empfinden von Harmonie und Heimeligkeit, sondern suchen nach Begegnung im Fremden. Diese Fremdheit ist so schön, wie sie immer wieder auch erschreckend sein kann. Es ist wie ein Blick in eine andere Welt, in der Bilder und Klänge, Dimensionen und Perspektiven eine andere Bedeutung haben, wie etwa in der Wahlmusik. Musik

Das Tier als Bedrohung, das Tier als Diener, das Tier als Freund und schließlich das Tier als Partner. Nicht mehr ein Es, sondern ein Du. Doch wenn das Tier als Du akzeptiert wird, dann entsteht nach der Angst vor der Gewalt und vor der Verschmelzung eine weitere Art von Angst. Eine, die schon die gotische Schauerliteratur und insbesondere Edgar Allan Poe erahnte, die Angst vor dem Blick.

Schon bei einem Besuch im Zoo kann den menschlichen Besucher das Gefühl beschleichen, ein Gorilla könnte so viel Neugier und spöttische Überlegenheit bei der Beobachtung von Menschen empfinden, wie sich sonst Menschen erlauben. Mit Timbuktu hat Paul Orster einen Roman ausschließlich aus der Perspektive eines Hundes geschrieben. Das Menschliche und das Hundliche durchdringen einander in einem Spiel von Verstehen, Nichtverstehen, Imitieren und Distanzieren.

Der Mensch durch die Augen eines Tieres gesehen, des Hundes Mr. Bones, kann ein groteskes, wohl manchmal auch klägliches Bild ergeben. Diesmal blieb Mr. Bones nicht an der Straßenecke stehen und erlungerte auch nicht herum, um auf den Rettungswagen zu warten. Wozu auch? Er wusste, dass der Wagen kommen würde. Und wenn er erst mal da war, wusste er, wohin er sein Herrchen bringen würde. Die Nonnen und Ärzte würden ihr Bestes geben.

Mrs. Swanson würde seine Hand halten und die Nacht mit ihm verplaudern. Und kurz nach Sonnenaufgang würde Willie auf dem Weg nach Timbuktu sein. Also rannte Mr. Bones weiter, ohne je daran zu zweifeln, dass die Wirklichkeit halten würde, was der Traum versprochen hatte. Und kaum war er um die Ecke und lief am nächsten Häuserblock entlang, da dämmerte ihm, dass die Welt deshalb nicht untergehen würde. Fast bedauerte er das. Er hatte sein Herrchen verlassen

Und trotzdem hatte sich die Erde nicht aufgetan und ihn verschluckt. Die Stadt war nicht verschwunden, der Himmel nicht in Flammen aufgegangen. Alles war wie immer und so würde es auch bleiben. Und geschehen war geschehen. Die Häuser standen noch, der Wind wehte weiter und sein Herrchen würde sterben. Das hatte ihm der Traum verheißen. Und weil der Traum eben kein Traum, sondern eine Vision gewesen war, gab es an all dem keinen Zweifel. Willys Schicksal war besiegelt.

Paul Auster

Einst ging es um den Menschen, der sich in einer Welt bewegte, die hauptsächlich den Tieren gehörte. Er erzählte sich Geschichten, um seine ambivalenten Gefühle gegenüber seinen Mitgeschöpfen zu bewältigen. Angst, Abscheu, Ehrfurcht, Zuneigung, Berechnung, Sehnsucht und vieles, was ihn gleichzeitig beschäftigt hat. Nun geht es seit geraumer Zeit darum, dass sich Tiere in einer Welt bewegen, die die Menschen verändert haben.

Nicht die Gefährdung und die Fremdheit der Menschen unter den Tieren, sondern die Gefährdung und Fremdheit der Tiere unter den Menschen wird vielleicht das Thema dieses Jahrhunderts. Es ist indes noch von einer dritten Form der Existenz geprägt, bei der sich die Frage nach Bewusstsein, Gefühl und Leiden stellt, der intelligenten Maschine. Ein neues Dreieck des Lebens entsteht, gebildet aus Mensch, Tier und Maschine.

Es gibt immer wieder in der Forschung zwischen technischer Entwicklung und der Forschung von Tieren einen engen Zusammenhang.

Ein Beispiel ist die Schwarmintelligenz. Wie funktioniert zum Beispiel die Navigation bei Vögeln? Und kann man diese Navigationsmuster, die eigentlich gar nicht so wahnsinnig kompliziert sind, auch in künstliche Intelligenz umwandeln? Und ich glaube, da gibt es sehr, sehr viel Potenzial. Ich möchte nur auf ein Beispiel verweisen. Das ist die Erforschung der Kommunikation von Walen. Wir wissen, Wale kommunizieren sehr oft, sehr komplex.

und über weite Strecken hinweg. Man könnte sich vorstellen, und das gibt es jetzt tatsächlich als Forschungsprojekt, dass man die ganzen Geräusche, die Wale machen, über ein komplexes Machine Learning analysiert und die Maschine zuerst zu etwas wie Strähnen

Strukturen herausfiltern lässt in der Wahlkommunikation. Und die Idee ist, dass die Maschine so etwas wie Wahlsprache lernt. Und dann lässt man die Maschine mit dem Wahlen sprechen und versucht dann als Mensch herauszufinden, was der Inhalt dessen ist, was der Wahl und die Maschine miteinander reden. Das Interessante daran ist also, dass man sozusagen eine Maschine zuerst die Arbeit machen lässt und hofft,

dass durch eine grosse Datenmenge Muster herausgefiltert werden, die uns helfen, die Kommunikation von Wahlen zu verstehen. Ich finde das wahnsinnig spannend, aber man muss auch aufpassen, wir wissen ja nicht, wenn die Forschung weitergeht, ob

ob diese Interaktion Maschine-Tier nicht tatsächlich auch ein Problem darstellt, weil sie vielleicht das Kommunikationssystem der Wale stören könnte. Also hier muss man auch an ethische Grundsätze denken in diesem Dreieck Maschine-Mensch und Tier. In der Welt von morgen müssen menschliche, tierische und maschinelle Intelligenz lernen, miteinander auszukommen, sich gegenseitig zu respektieren und zugleich ihre jeweilige Eigenart zu akzeptieren.

Eine Maschine ist kein Mensch. Ein Mensch ist kein Tier. Ein Tier ist keine Maschine.

Aber vielleicht ist genau dies ja die neue humane oder posthumane Familie, ein Zusammenschluss dreier Lebensformen, die gemeinsam für das Überleben ihres Planeten eintreten müssen? Freilich, wenn uns sowohl die Tiere als auch die intelligenten Maschinen in der wirklichen Welt immer näher kommen, der Umgang miteinander entsprechend achtsamer werden muss, bleibt auf der anderen Seite, auf der Seite der Magie und des Totems, eine Lücke.

Natürlich wird das wiederum zuallererst in den Bereichen der Fiktionen und der Fantasien deutlich. Am Anfang steht auch hier der unversöhnliche Gegensatz, der als Gegensatz von sich verselbstständigender Technik und ungezähmter Natur schon immer eine Dimension des tierisch-menschlichen Fiktionsverhältnisses gewesen ist.

Nur zum Beispiel muss das japanische Urweltmonster Godzilla als Inbegriff der animalischen Wildheit immer wieder gegen die monströse Supertechnologie, die Riesenroboter und Kampfmaschinen antreten. KI-gesteuerte Roboter sind es allerdings auch, die Tieren Ausbeutung und Leid abnehmen sollen.

In Freizeitparks ersetzen Robotik-Simulationen die echten Tiere. Die Tierrechtsorganisation PETA fordert, in Delfinarien die Tiere durch maschinelle Simulationen zu ersetzen. Viele Experimente, die man früher an Tieren durchführte, lassen sich mittlerweile am Computer simulieren. Auch im Kino ersetzt Computer-Generated Imagery, CGI, die immer exakter Realismus und Fantasie miteinander verbindet, mehr und mehr reale Tiere als Darsteller.

Die meisten wilden Tiere, die in einem quasi realistischen Zusammenhang gezeigt werden, stammen mittlerweile nicht mehr aus dem Zirkus und nicht mehr aus den Tierdressuranstalten, sondern aus dem Computer.

Das gilt auch für die neueste Fortsetzung der großen, quasi religiösen und mythischen Tiersage aus den Disney-Studios. Die Geschichte vom König der Löwen wird in Mufasa mit Tieren weitererzählt, die aus nichts als Bits und Bytes bestehen und die sich doch so natürlich bewegen, weil eine Software jede Bewegung, jeden Lichteinfall, jedes einzelne Haar auf dem Fell berechnet.

Das fantastische Tier ist ins Stadium seiner technischen Realisierbarkeit eingetreten. Mit dem Siegeszug der CGI gibt es für die fantastischen Tiere unserer Imagination so gut wie keine Grenzen mehr. Ein Tier, das man sich vorstellen kann, und sei es noch so bizarr, kann auch als dreidimensionales Bild erzeugt werden. Jede Seeschlange, jeder Drache, jeder Flugsaurier, jedes Mischwesen, jedes Fabeltier kann am Rechner erzeugt werden.

Gegenüber den vielleicht technisch unvollkommeneren vorherigen Abbildungen verliert das eine oder andere fantastische Tier dabei vielleicht etwas von seinem Charme. Aber auf der anderen Seite lassen sich nun auch die abenteuerlichsten Schöpferträume verwirklichen.

Zu den erfolgreichsten Filmserien derzeit gehören »Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind« als Fortsetzung der britischen »Harry Potter Fantasy« und die deutsche Produktion »Die Schule der magischen Tiere«. »Hey, das mit der Leiter, das ist geschummelt. Glaubst wohl, du bist so schlau wie ein Fuchs, hä?« »Na, sowieso.« »Sehr gut. Ich will nämlich alles über Menschen lernen. Du, Rothop?« »Ja?« »Warum wachsen die Bäume da hinten so gerade?«

Das sind keine Bäume, das sind Laternen. Aber die leuchten nicht. Ja, aber später. Menschen sind echt voll verrückte Tiere. Mithilfe der digitalen Technologie scheint gerade eine neue fantastische Tierwelt zu entstehen. Nicht nur, was die Traumwelten im Kino und in der Literatur anbelangt, sondern durchaus auch in der realen Welt.

Wir erinnern uns an die digitalen Tamagotchi-Wesen, die von ihren menschlichen Besitzern auf keinen Fall vernachlässigt werden durften. Künstliche Haustiere werden mittlerweile gegen Einsamkeit im Alter eingesetzt und simulieren Zuneigung und Wohlbefinden. Roboter übernehmen Aufgaben von Tieren, wie die eines Spürhundes oder einer Laborratte.

Der Laufroboter Bionic Wheelbot etwa imitiert die Radlerspinne, die auf unebenem Boden läuft und auf ebenem Boden rollt. Andere KI-gesteuerte Roboter werden mit dem Äußeren und den Fähigkeiten von Fledermäusen, Libellen, Pinguinen oder Quallen ausgestattet. Die Frage, was ein fantastisches Tier ist, stellt sich im digitalen Zeitalter noch einmal neu.

Doch erstaunlich genug, auch die allerneuesten Fantasien knüpfen wieder an die Vorstellungen an, die schon am Beginn der menschlichen Kulturgeschichte entstanden. Die fantastischen Tierwesen unserer Zeit sind eng mit den fantastischen Tierwesen verwandt, die schon Griechen und Römer in der Antike fürchteten und verehrten. Sie ähneln normannischen und keltischen Sagengestalten und sie mischen unbekümmert Mythen von West und Ost, Asien, Amerika und Europa.

Deshalb zum Beispiel tauchen Drachen hier als monströse Bedrohung und gleich darauf als freundliche Glücksbringer auf. Ich muss dich jetzt töten. Ich muss, weil ich ein Wikinger bin. Bist du ein Wikinger? Ganz ruhig, ich tue dir nichts. Vielleicht sind sie gar nicht so böse, wie wir glauben.

Drachenzähmen leicht gemacht, so der Titel dieses Films, erzählt davon, wie der junge Held, der nach der Tradition seines Volkes eigentlich ein Drachentöter werden soll, zum Freund des Riesentiers wird.

Es ist der Vorteil eines populären Mythos, dass jedes neue Buch, jeder neuer Film zugleich Fortsetzung und Revision ist. Der Vorteil eines fantastischen Tierwesens ist es, dass man es immer wieder neu interpretieren und bewerten kann. Man kann es zähmen, man kann es statt mit Angst mit Humor betrachten.

Man kann ihm aber auch die Würde zurückgeben, indem man die Tragik in seiner Existenz zwischen Natur und menschlicher Zivilisation betont. Vom Mitleid mit dem Ungetüm und der Kraft der Liebe erzählen viele Verwandlungsgeschichten, von der kleinen Meerjungfrau bis zum Monster aus »Die Schöne und das Biest«.

Jedes Mal geht es um das Menschliche in einem fantastischen Tierwesen, das am Ende obsiegt, auch wenn es in der Welt, in die das Zwischenwesen geraten ist, an Menschlichkeit durchaus mangelt. Im wilden oder im hässlichen Tier erkennt man immer wieder den Ausgestoßenen und Erniedrichten. Das fantastische Tierwesen leidet, ob in seiner bedrohlichen oder in seiner komischen Form, am meisten unter Vorurteilen und Verurteilungen.

Manchmal ist das fantastische Tier nichts anderes als das, was ein bestimmtes Tier in der Wirklichkeit erfüllen muss. Ein Sündenbock. Auf der anderen Seite sind Tiere immer wieder auch Boten und Führer. Ohne ein weißes Kaninchen wäre Alice nie ins Wunderland gekommen. Im Film »Der Junge und der Reier« von Hayao Miyazaki bringt der Vater seinen Sohn Maito vor den Schrecken des Krieges aufs Land in Sicherheit. Es ist ein Reier, der den Jungen in eine fantastische Welt führt. »Hayao!«

Auf diesem Anwesen geschehen gelegentlich äußerst sonderbare Dinge. Mastro, hilf mir! Es soll viele Tote und Verletzte gegeben haben. Du törichter Vogel. Du wirst ihm auf seiner Suche den Weg weisen.

Tiere als imaginäre Freunde, Tiere als Familienmitglieder, Tiere als treue Weggefährten, Tiere als Führer in ein wundervolles und besseres Land, Tiere als Verteidiger und schließlich sogar Tiere, die sich für ihre menschliche Herren opfern. Das böse und das gute Tier scheinen sich in der menschlichen Fantasie die Waage zu halten. Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob Tiere ein moralisches Empfinden haben.

Aus Experimenten mit Menschenaffen weiß man zumindest, einige von ihnen haben offensichtlich ein Empfinden für Gerechtigkeit. Und zwar selbst dann, wenn es nicht sie selbst betrifft. Schimpansen reagieren verärgert oder solidarisch, wenn man Mitglieder ihrer Gruppe unterschiedlich stark mit Futter belohnt. Auch kennen viele Hundehalter bei ihren tierischen Mitbewohnern ein Verhalten, das zumindest dem sehr nahe kommt, was man bei Menschen als schlechtes Gewissen bezeichnet.

Dass Tiere träumen, ist ebenfalls bekannt. Auch wenn es wahrscheinlich noch eine Zeit dauern wird, bis Menschen womöglich mithilfe künstlicher Intelligenz herausfinden, wovon Tiere träumen. Vielleicht von fliegenden Menschen? Von Zentauren und Meerjungfrauen? Wer weiß. Wenn Tiere moralisch denken und Träume haben können, wie steht es dann mit ihrem ästhetischen Empfinden? Können sie etwas einfach als schön empfinden, ohne gleich an Fressen, Angriff oder Verstecken zu denken?

Dass Tiere etwas produzieren, das Menschen als schön empfinden, ist evident. Die Symmetrie eines Spinnennetzes, die organische Bauweise von Vogelnestern, die Formationen eines starren Schwarms, die Eleganz, mit der ein Delfin seine Sprünge vollzieht oder die kunstreiche Anlage eines Bienenvolkes. Aber können Tiere selbst Bilder, Klänge und Bewegungen genießen, die nicht direkt Signale oder Verhaltensanweisungen sind?

Könnte ein echter Bär einfach aus Freude tanzen, ein Clownfisch Vergnügen an Streifen und Punkten haben, ein Wolf dem Mond ein Ständchen bringen, so wie es sich Menschen ausdenken? Und wo beginne ein solches ästhetisches Empfinden? Vielleicht bei einer Ameise, die in C. Sheen Liu's Science-Fiction-Roman »Der dunkle Wald« auf einem Grabstein läuft und die menschlichen Zeichen darauf unterschiedlich empfindet?

Die Ameise entdeckte eine lange Furche, eine Vertiefung im Fels, die sich viel rauer anfühlte und auch von anderer Farbe war, gräulich weiß. Sie folgte der Furche, die sie dank ihrer rauen Beschaffenheit viel leichter begehen konnte. An beiden Enden mündete sie in eine dünnere Vertiefung. Unten war es eine horizontale Rinne, von der die Hauptfurche aufstieg.

Und oben eine kurze Linie, die in einem engen Winkel zur Hauptfurche nach unten verlief. Als die Ameise wieder zurück auf die glatte, schwarze Oberfläche kletterte, hatte sie sich ein vollständiges Bild von der Form der drei zusammenhängenden Furchen gemacht. Eins. Schnell stieß sie auf eine weitere Furche. Ohne zu zögern folgte sie der Furche abwärts. Diese entwickelte sich zu einer etwas komplexeren, gebogenen Form.

Zuerst beschrieb sie einen vollständigen Kreis, dann verlief sie weiter in einem Bogen nach unten. Manchmal krabbelte die Ameise in einem ähnlichen Muster, wenn sie so lange ihrem Geruchssinn folgte, bis sie auf den Heimweg stieß. Ihre Neuronenbahnen vermittelten ihr ein Bild. Neun. Die Ameise krabbelte weiter parallel zum Boden und geriet in eine dritte Furche hinein, die erst annähernd vertikal verlief und dann eine scharfe Biegung machte.

Im Ganzen sah sie so aus, sieben. Die Form missfiel ihr. Solche abrupten Biegungen kündigten in der Regel Gefahren an. David Rothenberg ist Professor für Philosophie und Musik am New Jersey Institute of Technology und Jazzmusiker. An der Klarinette improvisiert er zusammen mit Vogelstimmen. Musik

Musik

Lässt sich wirklich sagen, dass Musik etwas ist, was nur Menschen kennen? Ich wurde ins nationale Vogelhaus der USA in Pittsburgh eingeladen. Da konnte ich es gar nicht glauben, dass es mir so vorkam, dass dieser mir völlig unbekannte Vogel, wir sprechen nicht einmal die gleiche Sprache, auf meine Klarinette reagierte, auf ganz unterschiedliche Töne antwortete.

War das eine Illusion? Es handelte sich um einen Weißhaubenherling aus Süd- und Südostasien. Später wurde mir klar, warum diese Vögel sich besonders gut eignen, um mit ihnen Musik zu machen. Es sind eine der wenigen Arten, wo sowohl männliche als auch weibliche Vögel singen. Sie singen zusammen kunstvolle Duette.

Musik kann kulturelle Grenzen überwinden. Ich glaube, sie kann auch Artengrenzen überwinden. Ich glaube, der Gesang von Vögeln ist Musik, keine Sprache an sich. Die Töne bedeuten nichts. Für mich zeigt das, dass Evolution nicht Survival of the fittest bedeutet, sondern Survival des Interessanten.

Darwin hat das erkannt, was viele Biologen vergessen zu haben scheinen. In die Abstammung des Menschen stehen zwei ganze Kapitel über Vögel. Darin schreibt er, dass Vögel einen natürlichen Sinn für Ästhetik haben, dass sie Schönheit zu schätzen müssen.

Ich glaube, die Kommunikation mit Tieren hat Grenzen. Und ich denke, es ist wirklich sehr wichtig, diese Grenzen auch mitzudenken. Also nicht der Idee zu verfallen, dass wir...

Menschen und Tiere begegnen sich auf einer Ebene der Vernunft.

Das reicht von der gedeihlichen Zusammenarbeit über die Entscheidung, einander tunlichst aus dem Weg zu gehen. Es reicht aber auch von der bewussten Ausbeutung und Unterdrückung bis zum großen Missverständnis. Man begegnet sich auf einer Ebene der Moral. Man begegnet sich auf einer Ebene der Spiritualität und der Träume. Man begegnet sich auf einer Ebene der Empfindungen und Affektionen. Und schließlich begegnet man sich auf einer Ebene der Kunst.

Zur Kunst der Menschen gehört die Nachahmung der Tiere. Und zur Kunst der Tiere gehört die Nachahmung der Menschen. Was die Möglichkeiten einer gemeinsamen Kunst anbelangt, sind wir wohl erst ganz am Anfang neuer Erfahrungen und neuer Kommunikationen. Noch gibt es ihn nicht, den Raum, den die realen Menschen und die realen Tiere gemeinsam mit den fantastischen Tieren und den fantasierten Menschen bewohnen.

Aber in der Kunst mag es dazu eine Vorahnung geben.

Miau, miau. Miau, miau. Ein bisschen Taktgefühle, Leute. Sie haben gut reden. Sie müssen ja nicht auch noch das Gleichgewicht halten. Miau, was soll ich da sagen? Je höher, desto schwieriger wird es. Kikirikiko, meine Rede. Was wir hier machen, ist ein wahres Kunststück. Ja, aber ist es auch Kunst, miau?

Die Kunst liegt im Auge des Betrachters, hat mein altes Herrchen immer gesagt. Kunst ist, was Kunst sein will. Und wollen wir Kunst sein? Für die Menschen? Für uns? Wir Tiere sind doch hauptsächlich eine Erfindung der Menschen.

Guter Hund, böser Hund, treuer Hund, streudelnder Hund. Ich hab's manchmal satt. Störrischer Esel, heiliger Esel. Furchtbar. Und wenn wir ohne Menschen auskämen? Dann würden wir nicht mehr sprechen. Dann... Sie hörten Rotkäppchen und der Wolf.

Eine lange Nacht über fantastische Geschichten von Tieren und Menschen. Von Markus Metz und Georg Siesling. Es sprachen David Formweg, Annina Euling, Frauke Pohlmann, Daniel Berger, Claudia Mischke, Jochen Langner, Maja Bothe, Axel Gottschek und Richard Hucke. Ton und Technik Gunter Rose und Alte Wiegert. Regie Philipp Brühl.

Redaktion Hans-Dieter Heimendahl

Nächste Woche erwartet Sie an dieser Stelle eine lange Nacht über den großen italienischen Filmemacher Federico Fellini. Mit seinen filmischen Traumbildern hat er großen Einfluss auf das Kino und auf unsere Vorstellungswelt genommen.

Oder können Sie noch an den Treviso-Brunnen in Rom denken oder da vor ihm stehen, ohne im Sinn zu haben, wie Anita Eckberg ihn in Fellinis La Dolce Vita zum Baden nutzte? Seien Sie gespannt auf die lange Nacht über Federico Fellini von Josef Schnelle. Sie können alle langen Nächte der letzten Monate auch in der Deutschlandfunk-App nachhören. Und wenn Sie uns abonnieren,

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