Herzlich willkommen zu Geschichtsfenster. Mein Name ist André, das ist Jan und heute geht es um die Bauernkriege. Und da bin ich an einem großartigen Ort, denn die Luther-Museen in Eis leben. Ihr habt keine Ahnung, wie oft ich mich da versprochen habe und Eis in Aachen oder Luther-Museum oder sonst was draus gemacht habe. Ihr habt mich eingeladen, ein gemeinsames Video zu machen.
Und der Grund dafür, wir haben schon was zusammen gemacht, nämlich das Rollenspiel auf dem ARD-Kanal über die Bauernkriege. Da wart ihr die Berater. Oh ja, genau. Das war sehr cool. Und das Schöne ist, du bist auch ein Mitnerd, du bist auch Rollenspieler, was ich an ganz vielen Dingen gemerkt habe. Und dann hattet ihr auch noch eine schöne Frage-Antwort-Runde danach. Die war auch sehr...
Und dann haben wir gedacht, warum nicht, ich komme mal hierher und wir machen ein gemeinsames Video. Und wir sitzen in einem großartigen Raum. Es ist zwar alles Historismus, aber wir sitzen in einer Stube im Stil des frühen 16. Jahrhunderts. Dahinter uns die Füße, das ist Melanchthon. Da seht ihr jetzt nur die Füße dieser Kopie, aber es ist trotzdem ein netter Rahmen. Und hier zu sitzen auf diesem Stuhl, das macht schon Spaß. Du bist hier am Demosäen.
Du kommst aus der Richtung Kirchengeschichte und machst jetzt was zum Bauernkrieg. Genau. Von Haus aus bin ich Kirchenhistoriker. Ich habe eigentlich Geldzahlungen an den Vatikan erforscht und jetzt mache ich hier Luther- und Bauernkrieg. Ich habe einmal das Lager gewechselt und habe mich relativ viel mit Digitalisierung, digitaler Geisteswissenschaft beschäftigt. Darüber werden wir nachher noch reden.
dass wir in der Ausstellung eben Gamification-Videospielelemente drin haben und dafür bin ich hauptsächlich hier. Also es gibt ja eine Ausstellung mit so einem Spiel, da kann man Figuren aus dem Bauernkrieg verfolgen. Reden wir gleich nochmal drüber, hat mich sehr, sehr begeistert. Aber beim Thema Bauernkriege, da müssen wir ja mal tiefer einsteigen, weil der Begriff sagt jedem was, aber die meisten haben tatsächlich falsche Vorstellungen.
Bevor wir jetzt richtig loslegen, eine kurze Werbepause, denn es passt sehr gut. Ich habe ein Buch dabei, die Bauernkriege aus der CHBEC Wissen Reihe und mit der arbeite ich ja gerade zusammen und da gibt es natürlich auch eine Großaktion mit Verlosung und allem. Und wie beim letzten Mal unten in der Videobeschreibung findet ihr den Link zu CHBEC Wissen. Geht auf die Seite, sucht euch Bücher aus und wir verlosen 5x6 Bücher, der perfekte Grundstock für eure Sammlung.
Wenn wir über die Bauernkriege reden, dann sollten wir, glaube ich, damit anfangen, was die Bauernkriege nicht sind. Das ist ein guter Punkt. Weil ich glaube, viele Leute, ich habe es ja immer wieder, wenn Leute mich darauf ansprechen, der Gedanke ist ganz oft, es ist so ein Hungeraufstand, die armen, unterdrückten Bauern des Mittelalters, endlich erheben sie sich gegen ihre Herren und mit, jetzt sind wir beim Thema, mit Mistgabeln und Sensen erheben sie sich gegen ihre Unterdrücker.
Und man kann eigentlich einfach sagen, das sind die Bauernkriege nicht. Das sind sie ganz klar nicht. Der große Begriff ist ja immer der deutsche Bauernkrieg und wir sagen immer, es ist weder der noch deutsche noch Bauern noch Krieg, weil es ist kein einzelner Aufstand, es ist nicht der, es sind verschiedene kleine Aufstände. Es ist nicht auf Deutschland beschränkt, sowas gibt es auch vorher und danach in anderen europäischen Ländern und so.
auch außerhalb vom deutschsprachigen Bereich. Es sind nicht nur Bauern, die da aufstehen und wirklich Krieg ist es auch nicht, weil, werde ich wahrscheinlich nachher auch noch was zu sagen, Gewalt ganz anders geartet ist. Es sind verschiedene Personengruppen, die ganz verschiedene Interessen haben.
die gerne Rechte bewahren wollen oder Veränderungen in ihren Rechten hätten. Und diese Vorstellung von dem Mob, der sich da überall erhebt, weil er in seinen Lumpen und seinem Elend lebt, das ist einfach nicht wahr. Wir kommen auf den Satz zu, den ich unbedingt unterbringen will. Du weißt natürlich schon, um welchen es geht. Aber ich habe gerade jetzt erst gelesen in der Vorbereitung auch wieder so, dass der Feudalismus eben zum Bauernkrieg zwangsläufig führt.
Und auf dem Vorgespräch, ja, Feudalismus schon, aber eigentlich, weil der Feudalismus an seine Grenzen kommt, weil er nicht mehr funktionieren kann, wie der mal funktioniert hat. Ob Feudalismus jemals gut war, aus unserer heutigen Sicht natürlich nicht.
Aber der Feudalismus kommt erstmal in eine große Krise. Absolut, weil Absprachen nicht mehr funktionieren. Feudalismus funktioniert ja ganz viel dadurch, dass man sich eben in irgendeiner Form einig ist. Das ist jetzt nicht unbedingt ein schönes Einig, eins wie wir uns vorstellen, aber das sind ja Silent Agreements oder irgendwie ein Auskommen miteinander, das was alte Rechte heißt.
Und das bröckelt eben weg, wenn die Obrigkeit versucht, ihre Gesellschaft umzugestalten. Also nochmal, was ich in letzter Zeit ein paar Mal in Videos hatte, ich habe vor einiger Zeit was über das Dorf gemacht und auch für mich war relativ überraschend, Dorf ist eine Entwicklung des Hochmittelalters, so wie wir es kennen. Gar nicht nur die Siedlung, aber diese Dorfgemeinschaft, die da entsteht, dass die Grundherren sich zurückziehen, dass die Bauern die Bewirtschaftung selber übernehmen, sich genossenschaftlich organisieren.
Das funktioniert jetzt langsam nicht mehr. Genau, das bröckelt jetzt langsam weg. Genau, diese Absprachen, diese orale Gesellschaft mit Personalbeziehungen funktioniert nicht nur unter Adligen, da kennen wir es immer wieder. Der Kaiser muss seine Fürsten auf seine Seite ziehen, aber genauso muss der Grundherr auch die Bauern auf seine Seite ziehen. Und der Grund ist halt auch so ein bisschen die Territorialherren. Die Fürsten schaffen es ja durch die Krise der Ritter,
Rechte wieder an sich zu bringen, Gebiete an sich zu bringen. Und so ein Punkt, den wir heute als total positiv bewerten, nämlich dass es erst auf einmal ein kodifiziertes Recht gibt, dass es Gesetze gibt, die jeder halten muss, es gibt den Landfrieden,
Für die Bauern eine Katastrophe. Absolut. Weil was da im Prinzip passiert in dieser Endphase vom Feudalismus ist, die Obrigkeiten, zumindest die, die das hinbekommen, die machen nach unten hin zu. Nach oben hin bauen die sich ihr Ding und nach unten hin regeln sie sich ab. Und oberhalb von dieser Abregelung schreiben die jetzt weit entfernt irgendwo ihre Gesetze auf. Und das ist total schön für die Obrigkeit, dass die Gesetze haben, an die sie sich jetzt ihre Untertanen halten müssen.
Aber für die Bauern ist das der Albtraum. Die Durchsetzung dieser Gesetze sind halt jetzt nicht mehr der eigene Grundherr, sondern vielerorts fallen die Güter jetzt an den Landesherrn, der Amtleute einsetzt, der Verwalter einsetzt. Das Recht liegt, im Mittelalter liegt das Recht entweder beim Grundherrn oder beim Dorfgericht, das haben wir auch ganz lange.
Und genau das wird jetzt einkassiert und jetzt kommen teilweise Juristen, die irgendwo an einer fernen Universität studiert haben, die dann auch nicht mal im Dorfgericht halten, sondern in der nächsten Stadt. Es kommen eben diese Verwalter, diese Vögte, war ja oft einer aus der Dorfgemeinschaft, jetzt sind Vögte eingesetzte Fremde, die nach einem Wortlaut eines Gesetzes urteilen. Und eben nicht mehr, die Dörfer hatten ja durch diese Art von Rechtsprechung, hatten ja alle ihre eigenen Gesetze, ihre eigenen Abmachungen, ihr eigenes Recht.
Da muss ich jetzt tatsächlich reingehen bei den Fücken, weil wir genau so jemanden da haben. Also ein Schosser ist das bei uns. Schosser ist eine Art Amtmann, Steuerentreiber. Den Hans Zeiss in Allstädt. Die Stadt ist chursächsisch und der ist genau so ein Eingesetzter. Und in der ersten Generation steht der zwischen den Stühlen. Dem seine Nachbarn sind noch die örtlichen, also es ist eine Kleinstadt, es sind jetzt Bürger, keine Bauern, aber...
Die sind noch seine Nachbarn und die ziehen noch vor sein Schloss, wenn die ein Problem mit ihm haben, weil man das halt so gemacht hat. Man hat sich organisiert und hat gesagt, hey, pass auf, so geht's nicht. Aber gleichzeitig bekommt er von seinem Kurfürsten Briefe, bring mal deinen Laden in Ordnung. Und steht da zwischen dieser alten und der neuen Welt, wo es auf der einen Seite heißt, ja, setz doch straight von oben durch. Und von unten heißt es, nee, unsere Vorstellungen sind, dass wir hier gemeinschaftlich was lösen. Und der steht in der Mitte. Schön.
Städte ist da auch ein spannender Punkt, weil wir haben ja immer die Idee der freien Reichsstädte, die dann auch lange ihre Unabhängigkeit behalten. Und bis auf ein paar Ausnahmen ist das eben überhaupt nicht der Fall. Also Frankfurt, Nürnberg, Hamburg, Lübeck sind so die wenigen Ausnahmen. Ich habe damals ein Video über die Hanse gemacht und da konntest du sehen, wie von diesen 300 Hansestädten, wie viele es waren, die alle wieder wegfallen.
weil die Hanse die Regel hat, eine Stadt, die nicht frei ist, die darf nicht Mitglied der Hanse sein. Und gerade hier in der Region, wo wir jetzt sind, Eisleben, Leipzig, Halle, hier fallen ja alle wieder unter die Grundherrschaft. Und dann hast du genauso einen Schosser, wie du ihn gerade genannt hast, der jetzt
Stell dir vor als Stadtbürger, du warst jahrelang stolz darauf auf deine freie Stadt, die selbst verwaltet und jetzt hast du da auf einmal wieder einen Vogt, ein Schuldheiß, das was im 14. Jahrhundert abgeschafft wurde, ist jetzt wieder da. Ja, und das sehen die überhaupt nicht gern. Der arme Hans Zeiss, der Schosser, bekommt es zu spüren. Ja, wir werden darüber sprechen, weil es ist eine eurer Figuren der Ausstellung. Ja.
Was die Bauernkriege auch eben nicht sind, Stichwort Mistkabel und Sense, das ist eben dieses zerlotterte Häuflein Bauern, die mit improvisierten Waffen kämpfen. Auch das ist es nicht, denn da muss ich jetzt ganz kurz das Buch noch mal in die Kamera halten von Mathis Herz, das wunderbare Buch über die Wehrpflichten. Ist ja ganz viel auch über den Raum hier. Thüringen, Sachsen macht da ganz viel und zeigt uns zwei Generationen vorher, 1475, die Ausrüstung der Bauern.
Und wir haben Armbrust, wir haben Rüstung, wir haben teilweise Feuerwaffen in gar nicht geringer Anzahl. Was wir eben nicht so sehr haben, sind eben Mistgabeln und Sturmsensen. Nein, die sind kein Thema. Weil wir einfach auch einen Stand an freien Bauern haben, die Wehrpflicht haben. Genau, gerade hier in der Region. Und daran gebricht sich das ja. Es ist eben nicht dieses, da sitzt oben auf der Burg irgendwie so ein böser Feudalherr und darunter kauern sich die Geknechteten, sondern...
Die sind organisiert, die haben Rechte und Pflichten und da gehört eben auch eine Wehrpflicht, das ist ein moderner Begriff, aber so eine Pflicht, sich zu bewaffnen und im Verteidigungsfall da zu sein, gehört da dazu. Wie gut geübt die sind, ist dann wieder eine andere Frage, aber die müssen ihre Waffen bereithalten und die müssen wir präsentieren in regelmäßigen Abständen.
und müssen im Ernstfall auch Einheiten stellen und organisiert sein. Und das nutzen die auch zu ihrem Aufstand. Also es gibt ja mehrere Haufen dieser Bauern und gerade um den Bodensee gibt es ein paar sehr große. Ich glaube, da ist einer der größten der Seehaufen. Ja.
Und dem geht dann auch, werden wir später noch haben, der Anführer der Gegenreaktion der Bauernjörg, dem geht er heftig aus dem Weg, weil die bestehen zu vielleicht der Hälfte aus Landsknechten. Also die haben professionelle Söldner auf ihrer Seite, die einfach auch teilweise in den Bauernstand kommen. Und als die sich dann tatsächlich mal mit den Gegnern messen, dann werden halt auf beiden Seiten Geschütze abgeschossen, was wir nur so aus Nebensätzen haben. Aber da sehen wir, der Seehaufen hat Geschütze.
Okay, und auch Schlacht Frankenhausen wissen wir auch von Geschützen, aber es sind halb zu wenige. Blöd. Die bauen halt eine Wagenburg. Also dem der Problem ist nicht Bewaffnung, das Problem ist Taktik. Darin sind sie einfach schlechter. Aber Wagenburg auch eine Taktik, die sich aus ihrer Sicht bewährt hat. Dummerweise ist sie nicht mehr Zeit gewesen. Ja, leider 100 Jahre zu spät. Aber wir müssen uns einfach davon trennen. Oder es gibt die Hilfe, wie heißt das Kloster? Weißen Stein, aus der Zimmerschen Chronik.
Roco blendet es ein. Ganz bekannte Bilder und da sehen wir halt ein Häuflein Bauern bei der Belagerung dieses Klosters mit Handbüchsen, mit reines modernen Feuerwaffen. Also dieser Aufstand aus Sicht des Adels oder der Grundherren ist nicht nur ein kleines Häuflein Bauern, die mit Mistgabeln rumlaufen, sondern es sind tatsächlich Bauernhaufen, die am Ende auch Größen von 12.000 Mann erreichen, mit allen drum und dran. Also das ist schon deutlich mehr als so ein kleiner Hungeraufstand und
Wir haben von diesen Haufen eine ganze Menge. Das breitet sich ja über das Reich aus. Und wie viele haben wir da? 100.000 Bauern auf den Beinen? So was dürfte das schon sein. Mehr Haufenhausen haben wir, glaube ich, in der großen Finalschlacht versammelt. Jetzt für den mitteldeutschen Raum sind es, glaube ich, 5.000, 6.000. Ja, das habe ich auch. Aber das ist ja nicht die einzige. Du hast ja tatsächlich mehrere dieser Haufen gleichzeitig. Also auch das ist eindeutig nicht ein...
Stichwort Bewaffnung und Professionalität, weil wir da erst gestern im Museum drüber geredet haben, die Tiroler aufständischen Bauern, der harte Kern von denen, nachdem die Sache dann vorbei ist, die schlagen sich nach Venedig durch und verdingen sich dann in der Stadt als Söldner. Über viele Jahre hinweg. Also die sind offensichtlich gut in dem, was sie tun. Ja.
Ja, wir sind ja auch in der Zeit, in der das Söldnerwesen immer wichtiger wird. Also die Gegner der Bauern werden dann auch am Ende die Landsknechte sein. Und auch die haben teilweise beuliche Wurzeln, nicht alle. Und dementsprechend
Das sind längst nicht mehr nur Ritter und ihre Gefolgsleute, sondern diese ganze Idee dieser Söldnerheere ist ja, ich kann mir Leute heranziehen, um mein großes Heer aufzustellen, dann wieder entlassen. Was übrigens auch für die Grundherren ein Problem ist, anfangs des Bauernkriegs sieht es für die Bauernkriege richtig gut aus, weil die Landsknechte sind gerade in Italien beschäftigt, die kämpfen vor Pavia, sind nicht im Land und die Grundherren haben einfach nicht die Möglichkeit, sich ihre Söldner zu holen. Ihre Fodaltruppen gibt es in der Form gar nicht mehr so richtig.
Also die haben gerade erst Anfang 15, 25 ein echtes Problem. Oh, und die Reverspflichtigen machen ja gerade Aufstand. Das ist ja blöd.
Ja und dann, was du eben schon angesprochen hast, es ist eben kein reiner Bauernaufstand, sondern die Städte sind ganz heftig involviert. Die Bergknappen hier in der Region ist, glaube ich, auch noch ein ganz wichtiges Thema. Die sind involviert, aber ambivalent. Die Bergknappen sind so eine Sache, das hätte man in der DDR gern gehabt. Sozialistisches Geschichtsbild, Arbeiter und Bauern, da wäre es ja schön, wenn jetzt irgendwie die einzigen Arbeiter, die wir im Mittelalter, später,
Weltmittelalter, Neuzeit, wie auch immer, die wir da haben, jetzt da mit involviert gewesen wären. Es gibt Bergknappen, die sich bewaffnen, vor allem in Böhmen, Marienbad, Joachimsthal und so. Hier halten die sich relativ still. Wahrscheinlich aus dem Grund, dass sie vorher sich ihre Rechte schon erkämpft haben. Ja, also die Bergknappen, die Bergleute nennen sich Bergknappen, haben im Prinzip Rechte, die einer Zunft ähnlich ist, haben sich da schon bewaffnet.
eine Mängelrechte erkämpft, inklusive letztlich Alters- und Krankenversorgung. Da kommen aber die Knappschaften her, die berufen sich ja darauf, die Krankenversicherer. Es gibt ein Spital für Bergknappen hier in Eisleben. Ja, aber genau darauf, das ist eben ihre Tradition, die sagen, wir sind die älteste Krankenversicherung der Welt, weil wir eben darauf beruhen. Die haben gar keinen Grund, sich groß zu beteiligen. Die
Bürger allerdings, genau weil die ja gerade wieder die Schulter in ein Gesetz bekommen haben, die sind relativ begeistert. Die sind relativ begeistert, die sind teilweise sogar schneller als die Bauern hier im mitteldeutschen Raum. Die sind die Ersten, die sich organisieren und Artikel formulieren und so weiter. Sind dann im Nachhinein auch die, denen der Boden schnell zu heiß wird. Dann beim Plündern und so weiter halten die sich eher zurück, weil sie eigentlich nur gern ihre Rechte gesichert hätten.
Aber gerade jetzt so jemand wie Thomas Münzer, der radikale Prediger, der ist ein Gewächs der Stadt. Also der kennt sich in seinen Kleinstädten aus. Mit den Bürgern ist der per Duo und pflegt Briefkontakte und so weiter. Mit den Bauern hat er gar nicht so viel zu tun.
sind wir auch schon beim nächsten Punkt, denn was der Bauernkrieg ist, was ihn wirklich für geschichtlich, was man meint, dass es sich ganz wichtig macht, es ist ein medialer Krieg. Absolut. Der Buchdruck als neues Medium, auch die Reformation hat es gestern ja bedient und genau wenn du jemanden hast wie Thomas Münzer und die Bürger, die Bürger sind ja letztlich auch die, die den Bauernkrieg agitieren, also diese Aufstände auch oft, die an die Bauern herantreten und sie darauf drängen,
Mit Schriften, mit Flugblättern, mit Zitaten. Ganz wichtig sind ja Zitate. Wir haben ja Bibelzitate an jeder Ecke. Weil jetzt ist die Bibel auf Deutsch vorhanden und man zitiert munter daraus. Und das machen beide Seiten. Sowohl die Aufständischen als auch die Obrigkeiten. Das ist meiner Meinung nach der erste Krieg, der wirklich ein Propagandakrieg ist.
Ich weiß nicht mal, ob es ein Krieg ist, aber ein Propagandakrieg ist es auf jeden Fall. Das ist nicht nur Propaganda und vor allem Fake News, die sich wahnsinnig schnell verbreiten. Es ist ein relativ unblutiger Aufstand von Bauernseite, Bürgerseite, Aufständischen Seite. Anfangs. Anfangs.
Und die Eskalation geht sehr stark von den Obrigkeiten aus und dass er aber trotzdem bis heute diesen Ruf hat. Das erste Bild bei Bauernkrieg ist ja irgendwie der Mob stürmt das Kloster und knüpft die Mönche auf. Das sind Flugblätter, wo das drauf zu sehen ist. Also die Mönche...
die Klöster stürmen ja, erschreckend viele. Ja, aber die Mönche sind ja nicht mehr da. Korrekt, weil der Boden dafür ist ja auch die Krise der Kirche, die Reformation. Und gerade unter Mönchen ist es ja ein Riesending, dass die Klöster die Mönche weglaufen, weil die sich auch umorientieren, weil die sagen, dieses mönchliche Leben, das ist ja gar nicht mehr das, was wir wollen. Also
Luther, ehemaliger Mönch, nicht das kleine Mönchlein. Der Mann war sehr weit oben in seiner Hierarchie, aber auch seine Frau, Katharina von Bora, ehemalige Nonne und das Nonnen weglaufen in Massen ist ja so ein Ding der Zeit, das haben wir ganz häufig. Also wie du sagst,
Oft waren die Mönche gar nicht mehr da. Und selbst bei denen, die loyal bleiben, in Anführungszeichen, haben wir ganz häufig so etwas wie sichere Evakuierungen. Also im Eichsfeld zum Beispiel, im Norden von Thüringen, da gibt es sehr, sehr viele Plünderungen. Da gibt es den sogenannten Eichsfeldzug. Da organisieren die sich wirklich und ziehen von Adelssitz zu Adelssitz und von Kloster zu Kloster. Und die Obrigkeit bekommt es vorher mit und die räumen das Gebiet taktisch.
Also da ist in den Klöstern niemand mehr drin, als die geplündert werden. Und in den Adelssitzen ist auch niemand mehr drin. Die haben sich zentralisiert irgendwo versammelt und warten den Sturm halt ab. Adelssitze werden in Mängel zerstört. Zum Beispiel in Franken innerhalb kürzester Zeit. Ich habe eine Zahl von 200 Burgen, die zumindest beschädigt werden innerhalb einer relativ kurzen Phase. Ich habe die Zahlen auch gelesen. Ich kann dir nicht sagen, wo sie herkommen. Aber es sind auf jeden Fall sehr viele und die werden auch nicht mehr aufgebaut.
Viele davon, weil es sind einfach obsolete Wehranlagen, die gar nicht mehr gebraucht werden. Und die Burgenforschung sagt tatsächlich, die größte Katastrophe für die Burgen ist der Bauernkrieg in einigen Regionen, weil da ganz viele kleinere Art und Sätze einfach zerstört werden. Aber ja, das ist eben so die erste Phase, die Bauern in großen Massen können das tun. Aber was sie eben nicht tun, ist meistens die Insassen dieser Burgen und Klöster alle umbringen.
Weil, wie gesagt, die sind ja nicht mehr da. Zur Zerstörung wollte ich gerade noch reingehen, dass das, und ich finde, das ist ein wichtiger Faktor, das mitzubedenken, dass das ja gar nicht so sehr gegen das Interesse der wirklich mächtigen Obrigkeiten ist. Also sowohl bei den kleinen Adelshitzen als auch bei den Verlöstern. Also diejenigen, die da nach unten hin zu machen, die haben da natürlich auch kein Interesse dran, dass da irgendwelche kleinen adeligen Ritter oder sowas mit in ihre schöne neu erschaffene Oberschicht kommen.
Weil wir haben genau, was ich vorhin gesagt habe, die Landesherren konsolidieren ihre Herrschaft in vielen Regionen und schaffen es eben durch die Krise der Ritter, Gerichtsbarkeit an sich zu ziehen. Wir fangen an, so ein zentrales Staatengebilde zu haben. Für Staat ist es noch zu früh. Die Grundidee von Staatlichkeit. Aber die kleinen Grundherren und vor allem die Klöster, Klöster sind ja immer Grundherren gewesen. Also ein Drittel dieser Bauern ist unter Klöster, nicht unter irgendwelchen anderen Grundherren.
Die sind den auch von Dorn im Auge. Absolut. So der örtliche Graf hier in der Gegend, der Albrecht von Mansfeld, der tritt relativ früh zur Reformation über. Mit den aufständischen Bauern will der natürlich nichts am Hut haben. Aber die Tatsache, dass da Klöster geplündert werden, das macht er sich durchaus zunutze. Weil die kann man ja vorher mal sichern, damit da nichts wegkommt. Und wenn man die danach wieder zurückgibt, das steht auf einem anderen Blatt.
Und bei Kloster denken wir halt ans Gebäude, aber das Land drumherum, die Dörfer da rum, das ist ja alles Teil dieses klösterlichen Gebietes und die sich als Landesherr anzueignen, das machen einige, das ist ja nützlich. Ja, also es ist tatsächlich so, gerade der Ritterstand, der sowieso schon in der Krise, da hatten wir auch schon Ritteraufstände, also so Franz von Sicking und Ulrich von Hutten, die haben ja auch schon ihre eigenen Ritteraufstände gehabt und es ausgerechnet so einem Götz von Berlichingen dann beim Bauern mitgeht, natürlich nur unter Zwang später,
Aber das ist genau die Schicht, die gerade unter die Räder kommt von allen Seiten. Genau. Das ist glaube ich für die Herren damals... Bei Noriam Geier sehen wir das ja auch. Der hat ja vorher auch schon Konflikte mit dem benachbarten Kloster. Der wird ja die ganze Zeit exkommuniziert. Also...
Ja, aber gehen wir nochmal zu den medialen Dingen, denn so das Zentrale, was wir vom Bauernkriegen kennen, sind die zwölf Artikel aus Memmingen. Ich muss aufs Handy gucken, weil ich kann die nicht alle auswendig. Die sind nicht überall gültig, aber sie werden überall wahrgenommen. Sie werden verbreitet, auch mit Flugblättern.
Und ich würde gerne mal durchgehen und wir schauen uns mal an, was die eigentlich fordern.
baut man seine eigene Variante davon. Und wir haben es da auch wieder mit der Erhebung gegen Kloster zu tun. Die Bauern im Bereich Memmingen kommen dann in die Stadt Memmingen, wo die Bürger tatsächlich sich auf ihre Seite schlagen und dann werden diese zwölf Artikel formuliert.
Fängt sehr lustig an. Jede Gemeinde soll das Recht haben, ihrem Pfarrer zu wählen und ihn zu entsetzen, also abzusetzen, wenn er sich ungebührlich verhält. Der Pfarrer soll das Evangelium lauter, klar und ohne menschlichen Zusatz prägen, da in der Schrift steht, dass wir allein durch den wahren Glauben zu Gott kommen können.
Das hätte auch Luther sagen können. Das hätte so auch Luther sagen können. Also das ist der, wo die Reformation eindeutig mit drin ist. Das ist sie in Reinform. Es ist neben dem Theologischen, finde ich bei dem Artikel ganz wichtig zu betonen, dass es da auch konkret ums Geld geht. Die Gemeinde bezahlt ja den Pfarrer und
Da will man halt was bekommen für sein Geld. In den Städten, das habe ich glaube ich auch schon mal gehabt, das ist mir auch in Isny klar geworden, da war ich mal im Urlaub, da gibt es noch die Predigerbibliothek. Die Stadtprediger spielen eine ganz wichtige Rolle, weil im 15. Jahrhundert sich die Städte, die Gemeinden in den Städten nicht nur den Pfarrer haben wollen, die holen sich eigene Prediger. Die sind oft besser ausgebildet, die sind oft studiert, haben eine Bibliothek und predigen in der Landessprache.
Und in der Reformation ist in einer Region das Problem, dass die Pfarrer noch katholisch sind, die Prediger aber natürlich den neuen Ideen aufgeschlossen sind. Und da hat man einen riesen Punkt. Und letztlich bauen wollen das, was sie aus den Städten kennen. Die haben da ihre volkssprachigen Prediger, das wollen wir so bitte auch.
Genau. Und über diese Pfarrerwahl fungiert ja auch ganz viel Aufstand. Thomas Münzer ist ja so ein ganz klassisches Beispiel. Der wechselt ja mehrmals statt, weil irgendwelche Gemeinden ihn gerne hätten, weil sie explizit ihn halt als Prediger wollen. Auf Deutsch stand später und vor allem in sehr klaren, sehr drastischen Worten. Das gefällt den Obrigkeiten nicht.
Und teilweise, wenn er dann mal vor Ort und eingeladen ist, sind auch die Leute, die ihn da eingeladen haben, nicht mehr so ganz sicher, ob ihnen das nicht vielleicht ein bisschen zu radikal ist. Deswegen muss er öfter mal wechseln. Aber das ist ja bei fast allen großen Figuren der frühen Reformation, dass die irgendwo als Stadtprediger eingesetzt werden. Weil sie haben ja noch keine offiziellen Ämter. Gibt es ja nicht. Sie nennen es ja oft Pfarrer und so, aber das ist ja eine Bezeichnung.
Weil du aber gerade bei der Bezahlung warst. Zweiter Artikel. Von dem großen Zehnten sollen die Pfarrer besoldet werden. Ein etwaiger Überschuss soll für die Dorfarmut und die Entrichtung der Kriegssteuer verwandt werden. Der kleine Zehnt soll abgetan, also aufgegeben werden, da er von Menschen erdacht und nicht biblisch begründet ist. Denn Gott, der Herr, hat das Vieh dem Menschen frei erschaffen. Wow. Also der Zehnt ist uralt, ist aber nicht die Abgabe, sondern das, womit die Pfarrer
Das war quasi das, was die Dorf- oder die regionale Kirche bekommen hat, um die Pfarrstellen und sowas zu unterhalten. Genau. Und das ist ja auch, in dem schwingt ja nochmal ganz stark der Luther und die Reformation nach, weil das ist ja die zentrale Forderung von Luther, sola scriptura, also im Christentum ist nur das gültig, was wir aus der Bibel auch im Wortlaut uns nehmen können. Und
wenn da nichts drinsteht von einer weiteren Abgabe, mit der Vieh abgegeben wird. Und der große Zehnt, also der Zehnt ist biblisch begründbar tatsächlich. Aber eben dieser große Zehnt, das sollte eben alles sein auf Ernte, auf deinen Ertrag. Ein Zehntel davon geht an die Kirche. Der kleine Zehnt ist dann genau das Problem mit diesem alten Recht. Da werden neue Forderungen erhoben. Der Adel will, wenn er Geld braucht, kommt er mit neuen Dingen, die wird er auf den kleinen Zehnt macht. Eben auch auf Vieh, auf Wein, auf alles mögliche wird der kleine Zehnt erhoben. Und
Eben diese neuen Forderungen, diese neuen Abgaben, die sind ein großes Dorn im Auge, werden wir gleich nochmal haben. Da sehen sich ja dann beide Seiten gegenseitig als Rechtsbrecher, weil der Adel und die Obrigkeiten eben sagen, wir haben hier kodifiziert, was ihr jetzt bitte alles machen mögt, warum haltet ihr euch nicht dran? Ja.
Und die Bauern sagen, ja Freunde, das haben wir noch nie so gemacht. Die haben sich irgendwas Neues ausgedacht. Aber es ist auch lustig, dass sie sich als Rechtsbrecher sehen und es auch dokumentiert wird. Also eine juristische Komponente hat auch diesen ganzen Aufstand. Eindeutig. Ja.
Keine Leibeigenschaften mehr. Verstehe ich nicht.
Verstehe ich nicht, hat übrigens auch Herzog Georg von Sachsen gesagt, als sie ihm die Artikel vorgelegt haben. Der bekommt die zwölf Artikel tatsächlich vorgelegt in der Memminger Fassung von örtlichen Leuten, Aufständischen, die Veränderungen haben wollen. Und der sagt zu ihnen, ja, da steht Abschaffung der Leitbeigenschaft drin. Es gibt keine Leiteigenschaft in meinem Herrschaftsbereich. Husch, husch, geht mal wieder, schreibt bitte Artikel auf, die sich auf hier beziehen, dann reden wir nochmal. Ja.
Aber ihr habt den Kram ja offensichtlich nicht mal gelesen, wirft er Ihnen vor. Aber es gibt eben Regionen, da ist die Leiteigenschaft zurückgekommen. Östlich der Elbe wird es noch ganz lange anhalten, aber auch gegen die Württemberg und sowas. Die Grundherren haben sich da wieder Rechte angeeignet, die eigentlich schon weg waren. Weil sie es jetzt können, für
Warum steht da so oft Fisch? Das ist doch irgendwie gegen mich.
Ja, auch wieder lustig, weil der Nischelalter oft nur der Adel darf jagen. Tatsächlich gab es ganz lange das Recht der Niederwildjagd und so. Und jetzt sind wir beim Thema Almenderaub. Auch ein Phänomen der Zeit. Die Almende, der Gemeinsitz der Dörfer,
der Dorpschap, der Dorfbevölkerung, diese Allmende eignen sich die Grundherren auch an. Genau, die nehmen die sich einfach. Und da gibt es erstmal eigentlich keinerlei rechtliche Grundlagen drüber. Vielleicht wird nochmal irgendwie eine fingiert oder sowas.
Aber wenn eine Dorfgemeinschaft keine Allmende mehr hat, diese gemeinschaftlich bewirtschaften kann, dann hat sie damit große Probleme. Ich weiß, hier für die Gegend ist Schafe und Schafhüten ein großer Konflikt.
Die Weiden sind Almente?
Und da entstehen Riesenkonflikte, weil da nimmt einfach der eine dem anderen die wirtschaftliche Grundlage weg. Aus heutiger Sicht schon wieder so Wirtschaftsgeschichte. Ah, Adeligen fangen an Unternehmer zu werden, machen große Betriebe, große Herden, die fortschrittlich. Toll für die Bauern.
5. Wollte ich da noch reingreifen, da ist ja diese Doppelfunktion, die Adlige Obrigkeit in der Zeit hat, als wirtschaftende Entität muss sie ja immer sein. Ich kann ja als Grundherr nicht von Luft und Liebe leben, ich muss das ja irgendwie wirtschaftlich führen, aber ich bin ja gleichzeitig auch politische Instanz und Herrschender und je mehr diese beiden Dinge in Konflikt geraten...
Ja, lange war es aber das Selbstbild des Adeligen. Ursprünglich hat er Eigenwirtschaft betrieben, Willikationssystem. Dann, ich lebe von Abgaben meiner Bauern. Im 16. Jahrhundert funktioniert das noch nicht mehr. Wir haben da ganz viele zusätzliche Kosten, auch weil die Landesherren und der Kaiser auf die Idee kommen, ich kann meine Kinder über Steuern finanzieren. Super, dann bist du als Ritter da und musst Steuern zahlen.
Also dieses Selbstverständnis wankt jetzt und du musst Unternehmer werden. Ja, klar. Und das kommt dann in Widersprüche. Und weil wir da Jagd noch dabei haben, das hat ja dann auch noch den zusätzlichen Faktor, wenn Jagd repräsentativ wird und per Art möchte er repräsentieren in dem Maße, in dem er es kann in der Zeit. Das Wildbret, das die Bauern nicht mehr haben können, das ist die eine Sache. Das ist blöd, aber okay. Das andere ist...
Wir haben da ja Wild, Rehe und Hirsche, die auch einfach Flurschäden anrichten. Und da können die Bauern nichts mehr dagegen machen, wenn sie da nicht mehr ran dürfen. Ist vor allem nicht mehr Ehewald. Ja, blöd. Fünftens haben sich die Herrschaften die Hölzer, also Wälder, alleine angeeignet. Wenn der arme Mann etwas bedarf, muss er es für das doppelte Geld kaufen. Es sollen daher alle Hölzer, die nicht erkauft sind, also gemeint sind ehemalige Gemeindewälder, die sich viele Herrscher angeeignet haben, genau der Almenderaub,
der Gemeinde wieder heimfallen, also zurückgegeben werden, damit jeder seinen Bedarf an Bau und Brennholz daran decken kann. Also selbst Brennholz ist ein Problem in der Zeit. Absolut. Man muss ja klar machen, wie groß der Brennholzbedarf war. Allein für so ein normales Haus ist der relativ groß. Und warum es für die Herren wichtig ist, die Städte haben auch einen enormen Bedarf an Brennholz. Und wer liefert es? Der Besitzer des Waldes, auch wieder Unternehmertum.
Genau und wenn wir da mehr und mehr Obrigkeiten haben, hatten wir ja schon und in dem System zu viele Leute drin hängen, die alle davon was abschöpfen, dann wird es nach unten hin eng.
Sechstens, soll man der Dienste, also Frohendienste, wegen, welche von Tag zu Tag vermehrt werden und täglich zunehmen, ein Einsehen haben und es nicht so sehr belasten, so wie unsere Eltern gedient haben, allein nach laut des Wortes Gottes. Eltern gedient haben, da komme ich gleich nochmal drauf zurück. Wichtig. Frohniedse, wir haben ja ab dem 14. Jahrhundert so eine Agrarkrise in Europa, die oft dazu führt,
Also erst Pest, Bevölkerungsrückgang, es gibt einfach eine große Nachfrage an Arbeitskräften, auch auf dem Land. Und das können im 15. Jahrhundert die Bauern ausnutzen und können ihre Situation verbessern. Die Adeligen müssen ihnen entgegenkommen, weil die können einfach jederzeit irgendwo anders unterkommen. Das haben wir jetzt im 16. Jahrhundert nicht mehr, das ist vorbei. Und jetzt holen sich die Adeligen diese Frohendienste auf einmal zurück, die relativ zurückgegangen sind.
Und wenn wir der Propaganda glauben dürfen, jetzt sind wir bei bäuerlicher Propaganda, die es natürlich gibt, völlig übertrieben, da gibt es diese Geschichte von den Bauern, die Schneckenhäuser sammeln müssen, damit eine Kräfin darauf ihre Fäden aufwickeln kann. Was eine schöne Geschichte ist. Es soll ja angeblich irgendwie in der Erntezeit passiert sein. Ich glaube, da sind wir wieder an dem Punkt, mag sein, dass solche Sachen individuell mal vorgekommen sind. Ja.
Was das für mich ganz wichtig macht, wir kennen die Reaktion der Bauern darauf, die wehren sich ja durchaus. Und das erste Argument hast du schon genannt, ist in der Erntezeit. Das zweite Argument ist Stolz. Wir sind Bauern, wir haben noch nie Schneckenhäuser gesammelt oder so ein Quatsch.
Das ist das Schöne, was für uns oft schwer ist, die hatten durchaus ein Standesbewusstsein, denn auch in den Dörfern hast du ja soziale Unterschiede. Das merkst du, die Bauern kriegen ja ganz heftig soziale Oberschicht im Dorf, Unterschicht und in vielen Dörfern sind die Träger der Bauernaufstände die Oberschicht.
Absolut. Weil der Unterschied, die hat nichts zu gewinnen. Ja, wenn es um ökonomische Fragen geht, dann müssen es ja die Leute sein, die auch ökonomisch tätig sind. Ich würde noch als dritten Faktor dazu nehmen, das ist die Gräfin, also da ist auch Sexismus dabei. Ja, wahrscheinlich. Die propagandistische Ausschlachtung ist, Frauenbild spielt immer eine ganz große Rolle. Wenn Frauen irgendwas machen, ist das immer symbolisch aufgeladen. Mhm.
Und sagt immer nochmal so den Extremfall aus. Also wir haben eine patriarchale Gesellschaft und beide Seiten bedienen dieses Narrativ. Sogar die Frauen sind aufständisch oder sind tyrannisch, was auch immer. Und das ist für mich da ganz deutlich auch mit drin.
Da gibt es auch andere Geschichten. Es gibt die Geschichte, dass die Bauern mit Stangen aufs Wasser schlagen müssen, damit die Frösche nicht quaken, damit die Gräfin oder die Herrin nicht schlafen kann. Aber es ist oft so, dass die Frau, die Burgherrin hat irgendwie einen unsinnigen Frohn angesetzt. Und das machen, wie gesagt, beide Seiten. Also die Gräfin oder die Frohnherrin ist dann immer diejenige, die irgendwie die extravaganten Wünsche hat. Und es gibt ganz viele anekdotische Geschichten, dass ausgesprochen
auch die Frauen dann aufgestanden wären und irgendwie schlimme, obszöne Sachen gebrüllt hätten und Margarete Renner die schwarze Hofmänner, die dann irgendwie die Klingen mit Tyrannenfett schmieren will und so. Also das wird immer wieder benutzt und es ist historisch tatsächlich bis heute umstritten, inwieweit das eine Wahrheit ist und inwieweit das ein Stilmittel ist aus der Zeit. Ja, aber Wahrheit muss dran sein, weil in den nächsten Artikels auch schon...
Soll die Herrschaft den Bauern die Dienste nicht über das bei der Verleihung festgesetzte Maß hinaus erhöhen? Also sie wollen nicht neue Frohendienste. Das scheint auch mal ein Problem zu sein. Da ist wieder der Rechtsbruch. Und Frohendienste heißt ja eigentlich normalerweise so die typischen Spannen- und Handdienste, Hilfe bei der Ernte auf irgendwelchen Gütern und so. Aber wie gesagt, da haben wir wieder das Problem, offensichtlich wurden sie erhöht. Ob jetzt es um Schneckenhäuser sammeln geht, weiß man nicht. Aber das Problem scheint da gewesen zu sein.
Achter Punkt, glaube ich, ganz wichtig. Können viele Güter die Pachtabgabe nicht ertragen? Ehrbare Leute sollen diese Güter besichtigen und die Gült nach Billigkeit neu festsetzen, damit der Bauer seine Arbeit nicht umsonst tue, denn ein jeglicher Tagwerker ist seines Lohns würdig. Ehrbare Leute, Leute vor Ort. Nicht irgendjemand von weit weg, der irgendwo eine Liste schreibt, sondern jemand, der eine Vertrauensperson ist.
Man kann ehrbare Leute einfach durch Schöffen ersetzen. Das waren oft die, die bei Gericht als Schöffen dabei waren. Die Schöffenbare ist sogar ein Begriff in der Geschichtsschreibung, die wir in Städten auch haben. Das ist die Schicht an Leuten, die ehrbar genug ist, um solche Aufgaben zu haben.
Und hier sind wir auch wieder bei dem Grundproblem, weil auf einmal, wir sind ja aus der Naturalabgabe in die Geldwirtschaft übergegangen, was erstmal für die eine Katastrophe war, weil sie haben so Sachen nicht bedacht, wie das Geld schlechter wird. Jetzt schlägt es auf die Bauern zurück und jetzt ist einfach das Problem, da ist auf einmal eine Steuer. Die sagen, du musst mir so und so viel im Jahr bezahlen, ist mir doch völlig egal, ob deine Ernte gut ist oder nicht.
100 Jahre vorher war das mehr eine Schicksalsgemeinschaft. Ja, die Ernte war schlecht. Hier hast du einen Zehnt meiner Ernte oder den gesetzten Anfall meiner Ernte. Da hast du, mehr ist nicht da. Ja, es treibt wieder die Leute auseinander und dieses Face-to-Face verschwindet immer mehr. Und darauf wusstest du nun mal. Und da sieht man halt eben diese Festsetzung der Abgaben, die wurde als ungerecht empfunden, die will man null festsetzen lassen. Ja.
Auch in den Teilen Deutschlands sind sehr, sehr wenige, wo man sich am Ende des Bauernkrieges halbwegs gütlich einigen kann. In der Schweiz passiert es ja teilweise. Da ist es ja auch genau das, was passiert. Da werden dann die Rechte neu kodifiziert und da sind eben Vertreter der Aufständischen dabei. Werden handlos abgezogen, weil sie schlechter ausgebildet sind, aber immerhin können sie einen Teil mit unterbringen. Die Memminger Artikel übrigens, da gibt es auch am Ende eine Einigung, die aber auch nicht so richtig positiv ist. Neuntens.
Werden der großen Frevel, also der Gerichtsbußen, wegen stets neue Satzungen gemacht, man straft nicht nach Gestalt der Sache, sondern nach Belieben, also es ist überhaupt eine Erhöhung der Strafe und Willkür bei der Verurteilung sein üblich, was ja eigentlich das Gegenteil der Fall sein sollte mit kodifiziertem Recht, ist unsere Meinung, uns bei alter geschriebener Strafe zu strafen, wonach die Sache gehandelt ist und nicht nach Gunst.
altergeschriebener Strafe überliefert und irgendwie aus einem alten Rechtsverständnis raus, dass Dinge, die alt sind, eben gelten.
Ich glaube, es ist von Johannes Fried, ein Aufsatz, den finde ich unfassbar gut, über die Agrarkrise im 15. oder im 14. Jahrhundert. Und er sagt, die Krise wird durch zwei Dinge gemacht, nämlich durch Disperspektive und Dysfunktionalität, also die Wahrnehmung davon. Und hier haben wir genau die Wahrnehmung der Dysfunktionalität. Dieses neue Recht funktioniert ja nicht. Das ist aus unserer Sicht ungerecht. Disperspektive haben wir auch schon drin. Also hier haben wir die Krisenwahrnehmung.
Ist ja interessanterweise was, also für uns scheint es ja erstmal weit weg, aber ich finde es ist trotzdem relativ gegenwärtig, sobald quasi gesetzgebende Instanz weit weg ist. Also was Leute in Deutschland auf die böse EU mit ihren Gurkenkrümmungen schimpfen, das ist genau das. Also der Gesetzgeber ist plötzlich weit weg und dann erscheint er mir ungerecht und fern und abgehoben. Ohne eine Seite. Stichwort Heizungsgesetz. Da
Da haben wir sämtliche Parteien involviert und gegen wen, aber das ist so ein Ding, wo jeder sagt, was passiert da? Und ganz viel davon ist halt auch aufgebaut, Grund falsch von allen Seiten, aber ich glaube, da sind wir sehr aktuell bei sowas. Und hier haben wir halt jetzt natürlich, überlegst ja als Bauer auf dem Dorf, dein Rechtssystem ist aus deiner Sicht ungerecht. Hui. Ja. Und die andere Seite ist natürlich, ich will hier jetzt nicht die Feudalherren irgendwie in den Himmel loben oder zu sehr rechtfertigen, aber
Menschlich kann ich schon das Bedürfnis verstehen, zu sagen, wir schreiben das jetzt mal auf, wir schaffen da mal Klarheit und Leute, die irgendwie seit Jahrzehnten da halt immer irgendwie Mauscheleien betrieben haben und wir haben uns doch immer irgendwie geeinigt. Es ist ja auch kein System, das jetzt so für alle automatisch glücklich ist. Also
Das ist ein schwieriges Thema. Du hast auf der einen Seite zum Beispiel Magna Carta in England. Endlich haben wir niedergeschrieben, was unsere Rechte sind. Hier haben wir es niedergeschrieben. Ja, aber das System ist auch nicht richtig. Du kannst es ja gar nicht richtig machen, egal von welcher Seite. Aber ich finde es eben einen spannenden Punkt. Zehntens haben etliche sich Wiese und Äcker, die einer Gemeinde zugehören,
angeeignet. Die wollen wir wieder zu unseren Gemeindenhänden nehmen. Also genau der Almenderaub, sie wollen ihre alten Almende wieder in ihre Hände haben. Wie oft die Almende da erwähnt wird, finde ich total spannend. Was für eine große Rolle die spielen muss, dass sie da drei Artikel im Prinzip haben. Nicht als Begriff, denn den Begriff Almende, den gibt es historisch, aber wie wir ihn heute verwenden, ist einfach ein moderner Begriff, weil er hieß nicht überall so, er hieß teilweise auch anders, aber beschrieben haben wir ihn dauernd. Auch ganz spannend.
11. Soll der Todfall ganz und gar abgeschafft werden und nimmermehr sollen Witwen und Waisen so schändlich wie der Gott und Ehre beraubt werden. Debatte über Erbschaftssteuer. Ja, aber der Todfall ist so ganz witzig, dass wirklich aus ganz frühen Rechnern, das sind wir eigentlich schon im Frühmittelalter, wo wir sowas haben.
Der Kronte hat Recht beim Todfall auf Besthaupt und Beststück. Ganz oft, das ist so ganz klassisch, wird dann im Hochmittelalter auch mit dem Rückzug aus dem Willigationssystem immer wichtiger. Wenn du ein Unfreier bist und stirbst, hat dein Heer Anspruch auf das Beststück, das ist das beste Kleidungsstück und das Besthaupt, das beste Stück Vieh.
Ist eigentlich interessant, finde ich, dass da jetzt ein altes Recht, das ist, an dem sich aufgehängt wird. Es ist nur, was passiert seit der Zeit. Wir reden am Anfang von kompletten Hufen, also ein Bauer bekommt sein Stück Land und dann haben wir in ganz weiten Teilen des Heiligen Römischen Reiches haben wir Realteilung. Wenn so ein Bauer stirbt, dann bekommen alle seine Söhne dasselbe Stück.
Es gibt ganz unterschiedliche Erbsysteme im Heiliger Römisch Reich, aber viele Gegenden der Bauernkriege oder Bauernaufstände haben diese Realteilung. Sprich, du hast nicht mehr eine Hufe, sondern du hast mittlerweile einen Achtelhufe. Also du hast das Achtel Land eines Bauern. Aber wenn du stirbst, kommt der Grund her bei all diesen acht Einzelleuten und wird immer noch Besthaupt und Beststück. Und dann wird auf einmal die Todfallabgabe, weil die eben ziemlich traditionell ist, von der Größe her, eine riesige Belastung.
Und sie sagen natürlich, das Argument ist natürlich toll, Witwen und Waisen werden dadurch geschädigt. Stimmt halt nicht immer, meistens sind es die Erben, die auch durchaus nicht Witwen und Waisen sein können.
Aber wie du sagst, wir haben auf einmal ein altes Recht, das sich aber so verändert hat, dass es als Belastung war. Genau, haben wir wieder, das System trägt halt nicht mehr. Krise des Feueralismus. Genau, fällt auseinander. Und zwölftens ist unser Beschluss und endliche Meinung, wenn eine oder mehr der hier gestellten Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß waren. Von denen wollen wir abstehen, wenn man uns aufgrund der Schrift erklärt.
Das ist die sanatorische Klausel, die wir heute in Agamemes haben, mit einem dieser
Klausen ungültig ist, sind die anderen davon nicht bereit. Es zeigt aber, die Argumentation ist Gottes Wort. Wieder Luther, wieder aus der Heiligen Schrift argumentiert. Das fand ich ein bisschen lustig, weil Luther selber fand es nicht so toll. Richtig. Und jetzt haben wir diese zwölf Artikel und ja...
Die sind ja alle nicht heftig. Nee, die sind relativ gemäßigt. Völlig. Auch von demütigen Bitten und so. Das Artikel ist das doch, oder? Ist das unsere Demütig-Bit? Aber es ist einfach so, dieser Artikel, wenn man sich heute durchliest, darum geht es,
Darum geht es. Und von dort aus beginnt dann Eskalation. Wir haben ja eine erste Phase, in der Forderungen formuliert werden. Das ist ja auch nicht das erste Mal, dass Forderungen formuliert werden. Sie verbreiten sich jetzt nur schneller. Ja, wir haben auch im 15. Jahrhundert den Pfeifer von Niklas Hausen. Da ist die Reaktion des Geschaffens von Würzburg relativ heftig. Der lässt ihn gefangen nehmen und hinrichten, obwohl da ist gar kein Aufstand gewesen. Da gab es nur Pilger. Dann haben wir Bundschuhbewegung, wir haben Konrad. Die Herren wissen schon,
Was da passieren kann. Aber wie du schon sagst, erstmal passiert gar nicht groß Aufstand. Erstmal wird vorgetragen, also formuliert, vorgetragen, sich organisiert und als dann die Reaktion ausbleibt...
Dann beginnt es langsam, sich hochzukaufen und Reformation, die zu dem Zeitpunkt ja noch nicht wirklich festgeschrieben ist, funktioniert dann als Brennglas. Und all diese Punkte kommen dann zusammen. Ja, und wir haben jetzt natürlich auch die Stimmung, Bürger, Bauern reden miteinander. Es ist ein medialer Krieg und auf einmal wird eben gesagt, aber in der Schrift
steht, es wird quasi theologisch argumentiert und selbst die Leute, die damit noch nichts zu tun haben, jetzt in dieser Stimmung kriegen es natürlich mit, so wie es auch 20 Jahrhundert sozialistische Kampfparolen verbreiten sich und Leute kriegen es mit. Ja, genauso weiß jetzt auf einmal das kleine Bäuerlein aus Hintertupfingen
Durch diese Situation kennt er auf einmal die gängigen Argumente beider Seiten und ist auf einmal, wie soll ich sagen, rhetorisch gerüstet. Zumindest hält er das Gefühl. Rhetorisch gerüstet und medial versteht sich als Teil von mehreren Leuten. Ich glaube, das ist auch...
Ich treffe ungern fürs Mittelalter so allgemeine Formulierungen, aber in dem Fall, finde ich, kann man es machen zu sagen, da steht die Erkenntnis, ah ok, nicht nur ich habe dieses Problem, nicht nur unser Dorf hat dieses Problem. Ah, explizit mit den Klöstern hat offensichtlich gerade das ganze Reich ein Problem. Und jetzt kommt mein Punkt an dem Ganzen, denn wenn wir uns diese zwölf Artikel nochmal anschauen,
Wie gesagt, das Bild der Braunkriegs ganz oft die armen geknechteten Bauern des Mittelalters endlich kämpft über ihre Freiheit und die zwölf Artikel sagen nichts anderes als, wir hätten es ganz gerne wieder wie im finsteren Mittelalter. Da können wir bitte die Regeln unserer Großväter wieder haben. Und es ist so, also die Braun, sagen wir 1450 bis 1475, leben im Vergleich zur Neuzeit in goldenen Zeiten. Und diese Rechte sind jetzt alle wieder weg.
Die werden alle wieder genommen und die sagen tatsächlich: Können wir bitte zurück zu dem, was vorher war? Und das finde ich in der Mittelalterrezeption so Wahnsinn.
Als ich es irgendwann gelesen habe, war das so, okay, da steht schwarz auf weiß. Das Mittelalter war für diese Leute die bessere Zeit, die gute alte Zeit. Das ist der einzige Aufstand, den ich kenne, wo beide Seiten konservativ sind. Ja, genau. Die Adligen sind so, früher habt ihr noch gehorcht, das war schön. Und die Bauern sind so, früher habt ihr euch noch an die Absprachen gehalten, das war eine prima Sache. Aber die Grundherren, sowohl klösterlich als auch adelig, sind überhaupt nicht kooperationsbereit. Die lehnen das einfach alles einmal komplett ab.
Kann man so sagen, oder? Relativ großflächig. Wie gesagt, die einzige Ausnahme, die ich jetzt kenne, ist die Schweiz. Da sind sie ein bisschen vernünftiger. Und ansonsten, das, was es an Verhandlungsangeboten gibt von Oberricht-Kaltseite, muss man so sagen, sind alles Hinhaltetaktiken. Hinhaltetaktiken, weil sie haben, was wir vorhin schon gesagt haben, keine große Möglichkeit. Die Landsknechte sind in Italien, kämpfen. Also das ist erstmal ein Problem. Weswegen die Bauern anfangs auch Erfolge haben und gut,
Die Adligen verhandeln nicht, also gehen die Bauern zur Tat über. Es radikalisiert sich. Genau, es radikalisiert sich. Wobei auch bei diesen Radikalisierungen, wir reden da erstmal fast nur von Gewalt gegen Gegenständen. Wir reden von Plünderungen.
Gemeint gegen Gegenstände sind wir auch schon. Bildersturm spielt ja auch eine Rolle. Spielt mit rein. Bis heute umstritten. Wie viel denn nun eigentlich? Der Bildersturm selbst, aber er ist definitiv da. Die Idee ist aber auch schon in der Welt. Also wenn wir vorhin irgendwelche heiligen Bilder zerschlagen, die Idee durch die Reformation ist schon da. Genau.
Und das ist, was die machen. Die gehen zu ihren örtlichen Klöstern hin, dann werden da einmal die Tore aufgemacht. Wenn noch jemand da ist, dann werden die Leute dazu aufgefordert, dass sie erstmal bitte den Keller leer räumen und alles übergeben. Meistens ist niemand mehr da, dann wird geplündert.
In der Vorstellung der Aufständischen ist das, was sie da einsammeln, das gehört ihnen ja. Sie haben das ja mit ihrem Zehnt bezahlt. Das habt ihr in eurer Ausstellung auch sehr schön. Ihr habt so eine Bauernfigur drinne und von dem ist dann, ist in dem Fall auch so ein Folterverhör. Der sagt aus, er habe nur das genommen, was er bräuchte für sich und seine Familie. Er sagt sogar nur, was ihm zusteht. Also das ist in seiner Vorstellung ist das Seins. Also aber ist natürlich wie gesagt eine Rechtfertigung, aber es ist nicht
ganz falsch anzunehmen, dass es tatsächlich Bauern gab, die beim Plündern Maß gehalten haben. Davon ist auszugehen. Weil sie ja sich im Recht gesehen haben und ein Recht durchgesetzt haben. Was übrigens sehr mittelalterlich ist. Absolut. Es gibt sogar proaktives Plündern. Es passiert, dass diese organisierten Bauernhaufen am Horizont auftauchen und dann die örtlichen Bauern sagen, ja dann plündern wir unser Kloster selber. Ja, wir bezahlen den Kram jetzt. Ja, okay. Das ist schräg. Es passiert mehrfach. Ist ein Thema. Ja.
Ja und dann kommt es eben zu einem großen Ereignis, das tatsächlich für die Bauern sehr viel ändert. Es kommt zur Bluttat von Klein-Horbach, ist da so ein Anführer. Und da lässt er einen Adeligen mit seinen Rittern, ja das ist immer ein Problem für mich. In den Quellen heißt es immer, er lässt die Spießruten laufen.
was es in der Zeit eigentlich so noch nicht gab, aber letztlich lässt er sie wohl eh nicht wie bei Landsgästen durch eine Gasse gehen und tot prügeln. Offensichtlich. Finde ich interessant, dass da immer die Spieße auftauchen, aber die Aufständischen haben ja nur Mistgabeln. Ja, aber das ist ja ein schweres Ding. Später haben wir das ja in 1780, da gibt es das ja immer noch als militärische Strafe, aber letztlich lässt er von einem Mabauern diese Adligen tot prügeln und das ist eine Tat, die in
gesamten deutschsprachigen Raum einfach einen riesen Widerhall hat. Auch Luther reagiert direkt darauf. Genau, das ist... Und da sind wir wieder beim Medienkrieg, weil das ist eine Ausnahmetat, muss man einfach so sagen. Also das ist furchtbar, klar, aber das ist einmal, dass das passiert, dass das da eskaliert und sofort steht es in jedem Flugblatt. Luther, der hier sitzt, der war vorher noch
Es heißt immer in den Darstellungen, Luther wäre vorher sympathisch gewesen zu den Aufständischen. Das ist falsch. Er hat hingeschrieben, die mögen bitte weiter gehorsam sein und aufhören mit Aufständischen, aber die Obrigkeit möge bitte ein bisschen gerechter sein. Ja.
Ja, man muss halt sagen, Luther hat immer mit Fürsten und Adligen gearbeitet. Das war sein Ding und mit dem kann er sich einfach nicht verscherzen. Ja, da müssen wir nachher noch mal länger drüber reden. Und dann kippt es aber letztgültig für ihn. Das ist wahrscheinlich hier um die Ecke und Schloss Seeburg, wo er da sitzt, als er das erfährt. Und dann schreibt er seine Schrift, wie er die räuberischen und mordenden Robben der Bauern, habe ich das richtig rumgesagt? Oder mörderisch, ich weiß auch nicht genau. Aber ja, ist halt ein ganz bekannter... Und...
Schreibt da im Prinzip auf, ja im Prinzip gibt er den Obrigkeiten, den Brief und Siegel, dass es auch aus seiner Sicht in Ordnung ist, gewaltsam gegen diesen Aufstand vorzugehen und schreibt auf, es wäre eine gute Tat, diese aufständischen Begriffe,
wie die räudigen Hunde tot zu schlagen. Also dieser Tiervergleich ist da drin. Und das ist eine Kampfschrift. Das liest sich fast wie ein Kreuzzugsaufruf oder so. Und ich finde, man merkt, der Schrift steigt seine Emotionalisierung an, dass er von dieser Blutheit von Weinsberg gehört hat und ihm das wirklich nahe geht an der Stelle. Und dass er das als Reaktion darauf verfasst. Und damit kommt auch so ein Schulterschluss der
katholischen und protestantischen Adeligen, weil eigentlich sind die ja nicht einer Meinung, aber jetzt sind sie sich alle einig, egal ob auch irgendwie Klöster, kleine Grundherren, große Grundherren, die sind sich da relativ einig. Ein paar Klöster würde ich rausnehmen, weil... Ja, ein paar große Klöster, ein paar Äbte so, also die Äbte, die als Fürsten gelten können, die sind da schon drin. Aber die kleinen Klöster werden schon ordentlich untergebuttert. Ja. Und dann spielt, das ist ganz witzig, weil wir haben ja so die Städtebünde, da habe ich auch schon mal was zu gemacht und eigentlich...
das klingt immer so, ja, so mächtige Städtebündel, das ist ja fast schon ein bisschen demokratisch und wir haben dann im Süden den Schwäbischen Städtebund, die großen schwäbischen Städte, ja, die sind so ganz gegen die Bauern. Die sind so ganz gegen die Bauern. Kann man jetzt auch sagen, sind das die Bürger der Städte oder ist es vor allem die Patrizia, die Stadträte, die Oberen, aber dieser Schwäbische Städtebund, der greift richtig in die Schatulle und ist dann eine der Kräfte hinter der
Bestellung vom berühmt-berüchtigten Bauernjörg. Ist der eigentlich in deinem Video über die Fieslinge drin? Nein, ist er tatsächlich nicht, weil er nicht im Mittelalter ist. Schade. Aber er wird da super reinpassen. Muss ich vielleicht nochmal was machen. Der Bauernjörg, ein Adliger, Militär, erfahren, bekommt den Auftrag gegen die Bauern vorzugehen und das quasi mit einer Carte Blanche. Der geht und macht und sein Problem ist, er kann ein paar tausend
aufbieten und steht in einem Gebiet, ich glaube, sein Haufen wird in den nächsten Monaten 1000 Kilometer zurücklegen und überall stehen riesige Bauernhaufen. Er hat, glaube ich, ich weiß nicht, wie viel er gleichzeitig hat, aber so um
Wenn ihr mit 20 kalkuliert, ist das nicht ganz falsch. Am Bodensee stehen welche, in Franken stehen welche, Odenwald hast du, Pfalz wird so noch ein bisschen. Hier eben Thüringen, Sachsen gibt es mehrere Haufen, auch große Haufen. Und er hat die Aufgabe, gegen die vorzugehen. Und das macht er auf die fiesestmögliche Art und Weise. Er verhandelt überall da, wo er nicht, auch nur im Ansatz nicht übermächtig ist, verhandelt er.
Und das ist eine Hinhaltetaktik und da wartet er dann. Und gibt auch Zugeständnisse, die er natürlich einsetzt. Und überall da, wo er weiß, er ist diegesicher, macht er die Bauern brutal nieder. Hier jetzt Mitteldeutschland ist nochmal die Sondersituation, weil bis hierher kommt er ja nicht. Die haben ja ihre eigene Fürstenallianz. Im Prinzip kopieren die aber seine Strategie. Die mit Zugeständnissen gibt
Vor allem einen Grafen, der sich da als Diplomat hervortut und freundlich mit denen redet und währenddessen
ziehen die anderen ihre Truppen zusammen. Das dauert halt eine Weile. Das Gegenstück, da haben wir auch gute Quellen, ist eben hier die Schlacht von Frankenhausen. Da haben wir eben genau Thomas Münzer mit seinem Haufen. Wir hatten vorhin schon, sagen wir, 6.000 Bauern. Möchte ich ganz kurz noch mit einem Klischee brechen, wenn wir schon dabei sind. Thomas Münzer ist da dabei. Er ist nicht der Anführer. Schon gar nicht der Militärische. Der ist da als Prediger dabei und weil er sehr gut schreiben kann, als eine Art Diplomat. Da kann er ein bisschen Einfluss nehmen.
Aber die wirklich strategischen Entscheidungen, wo wird da hingegangen, das treffen andere. Bei Münzer, ganz kurz noch, was nämlich die Bauernkriege auch nicht sind, sie sind keine revolutionäre Bewegung im Sinne von, wir wollen die ganze Welt anders gestalten. Wir haben ja diese zwölf Artikel gehört, die wollen einfach nur das, wie es früher war. Münzer ist da die Ausnahme. Der hätte zumindest gern die Welt anders. Ja, der will so richtig, also auch die Obrigkeit braucht es nicht, Klerus wie bisher braucht es auch nicht. Er will so ein
Graswurzelsystem. Ja, wobei er da mit seinen Forderungen, also er kommt ja von der Theologie her und da gibt es einen Bruch in seiner Biografie. Also am Anfang will er nur in Anführungszeichen geistliche Veränderungen und dann in Altstädter predigt er relativ lang, da hält er dann die Messe auf Deutsch schon vor Luther. Das ist da noch eine relativ ähnliche Linie.
Und der katholische Graf aus dem Umland, der damals noch ein altgläubiger Graf ist, aber whatever, der hindert seine Leute am Gottesdienstbesuch. Und dann polemisiert Münzer gegen den und sagt dann...
die ihre Leute daran hindern, das Evangelium auf Deutsch zu hören und die damit ja die Leute daran hindern, in seiner Vorstellung in den Himmel zu kommen. Das sind gottlose Tyrannen, denen muss man die Macht entziehen. Und von da aus kommt seine Radikalisierung. Später kommt dann noch diese Idee dazu, dass eben das Evangelium hauptsächlich für arme Leute da ist. Und das verbindet sich dann mit den örtlichen städtischen Bürgern, die gern Veränderungen hätten. Und das ist dann auch ein Thema,
Und daraus ergibt sich dann so ein Cocktail an sozialen Veränderungswünschen, die bei Münzer aber ganz deutlich von der Theologie her kommen. Und sein ideales System, wenn es sowas gibt, hätte ja auch in seiner Vorstellung nicht lange Bestand, weil der rechnet ja damit, dass die Apokalypse bald kommt. Ja klar, das müssen wir mal reinnehmen. Aber
Im Abgrenz dazu hat Luther auch so ein bisschen die Aussage: Nein, nein, meine Forderungen auf Reformation sind rein kirchlich und haben mit dem Adel und so gar nichts zu tun. Also der nimmt da eine Gegenposition ein. Aber da haben wir tatsächlich bei Münster so ein bisschen revolutionäre Gedanken, was ja, werden wir nachher noch mal drüber haben, was natürlich auch dann zu Zeiten der DDR und so auch ausgeschlachtet wurde. Absolut.
Ja, aber dieser Haufen bei Frankenhausen wird dann eben auch gestellt von einem Haufen Landsknechte, muss man im Prinzip so sagen. Das sind wir weit weg von mittelalterlicher Kriegsführung. Beide Seiten haben Geschütze, nur die Bauern haben viel zu wenig und viel zu klein. Und die
Die Fürstenallianz hat die bessere Taktik, die größeren Geschütze und sie sind besser ausgebildet. Und ich glaube, man muss sich bei Frankenhausen wirklich den psychologischen Aspekt ganz stark vor Augen führen. Also Szenerie, die sind außerhalb von Frankenhausen auf einem Hügel, bauen die eine Wagenburg. Das ist eine Taktik, die 100 Jahre vorher noch sehr gut funktioniert hat in den Russen-Kriegen. Die Bauern, die zum Beispiel Wehrdienst gemacht haben, die kennen die auch noch, weil Wagen werden auch nach Neuss geschickt, Wagen werden auch...
um 1500 noch eingesetzt. Es ist einfach so, selbst das Feldlager wird noch so geschützt. Also da gibt es ein tolles Bild aus dem Wolfhäcker Hausbuch. Das ist das, was sie kennen und anwenden, aber es ist halt nicht mehr feldtauglich. Nicht mehr wirklich zeitgemäß. Und innerhalb von einem Vormittag schaffen es die Fürsten auf verschiedenen Hügeln rund um die Stadt, taktisch ihre Geschütze in Stellung zu bringen. Also moderne Geschütze, die auch weitreichend sind. Genau, wir reden von großen Kanonen. Und
Mit denen schießen sie Breschen in die Wagenburg. Ich glaube, wenn ich es richtig im Kopf habe, dann rufen sie die Bauern auch noch zu Verhandlungen. Genau, ja. Und derzeit bringen sie sich in Stellung. Also auch da gehen sie mit Listzücke gegen die Bauern vor. Sehr unwitterlich. Genau, das gibt diese traditionelle Waffenruhe, die auch so, das sind wir wieder bei Silent Agreements, ist und die nutzen die, um ihre Kanonen in Stellung zu bringen. Genau.
Und dann ist ja genau zu diesem Zeitpunkt gibt es dieses Sonnenhalo am Himmel, das Thomas Münzer als Regenbogen deutet und denkt, es wäre die letzte Schlacht gekommen. Und da kommt jetzt die Disziplin als Faktor rein, weil er beginnt da zu predigen und zu dem Zeitpunkt verlassen auch einige der Wachehabenden aufständisch ihre Positionen, um Thomas Münzer zu hören. Und das ist dann der perfekte Zeitpunkt, dann gibt Philipp von Hessen das Signal und
Wird eine Bresche geschossen in die Wagenburg und die Landsknechte rücken da ein. Und ich finde, man muss sich das psychologisch aus der Perspektive der Aufständischen vorstellen. Ja, die haben Waffen, die müssen sie irgendwie bereithalten, aber die stehen da, sind vielleicht...
weiter von zu Hause weg, als sie es in sehr, sehr langer Zeit überhaupt mal waren. Dann erzählt ihnen da dieser Thomas Münzer mit seiner beeindruckenden Stimme was von der Apokalypse. Und das nächste, was die hören, ist Kanonendonner. Dann fliegen Trümmer um die rum. Die ersten Leute sind verletzt. Und dann rücken da Landsknechte rein, in deren Gesicht du siehst, dass sie es töten gewöhnt sind. Und die fliehen dann. Also das ist keine Schlacht. Und
Auch da, man muss sich das überlegen. Wagenburg ist lange eine gute Verteidigung. Jetzt haben wir moderne Geschütze für die Zeit, die einfach durch diese Wagen durchschießen und die Leute dahinter, nicht nur durch den ersten, zweiten, dritten, sondern einfach durchschießen. Also das alles fliegt in Fetzen. Leute sind weg und es ist Blut da. Also man kann das wirklich, sowas kann man gar nicht drastisch genug schildern.
Die Bauern fliehen und werden halt zu großem Teil niedergemacht. Das ist wirklich ein Massaker. Genau. Die versuchen noch runter in die Stadt zu fliehen. Der Fluchtweg heißt heute die Blutrinne. Und die Zahlen sind sehr, sehr drastisch. Also mehrere tausend Tote auf Seiten der Aufständischen. Und es ist manchmal von zehn, manchmal von sechs toten Landsknechten die Rede. Mhm.
Kann man anfechten, ob das Propaganda ist. Aber es ist trotzdem eine aussagekräftige Zahl. So was haben wir bei Schlachten. Das ist halt nicht mehr gleichmäßig, weil eine Seite flieht und die andere setzt hinterher. Da ist wenig Gefahr für die Angreifer. Da passiert nicht mehr so wahnsinnig viel. Und so ähnliche Zahlen haben wir bei anderen Schlachten auch. Also wenn die Landsknechte oder deren Führer die Möglichkeit haben, einen Bauernhaufen anzugreifen, dann machen sie wirklich nieder. Da, wo sie das nicht haben, wo die Bauernhaufen zu groß sind, da verhandeln sie, schicken die Bauern nach Hause.
Schnappen sich dann die Anführer und richten die hin. Genau, da kommen wir wahrscheinlich gleich noch dazu, weil das ist ja das, was jetzt danach passiert. Gerade hier im mitteldeutschen Raum gibt es von Fürstenseite aus stark das Ziel, wir gehen grausam vor gegen Anführer, aber nach Frankenhausen will man mit den einfachen Aufständischen, die will man eigentlich so gut wie möglich schonen. Da sind wir wieder bei ökonomischen Gründen, weil abgehackte Hände ziehen keinen Flug. Und wir brauchen die ja, damit Fondalismus in irgendeiner Form weiterläuft. Ja.
Andere Strafen, also es gibt eine Menge, was die Augen ausstechen als Strafe. Das macht man teilweise, weil der kann immer einen Flug ziehen. Aber ja, die Reaktion ist halt wirklich grausam brutal und das gewollt. Absolut. Das ist abschreckend. Das soll ein Zeichen sein. Im süddeutschen Raum ist es nochmal deutlich brutaler mit dem Bauernjörg. Hier auch, aber wie gesagt, hier in der Region trifft es hauptsächlich die Anführer, die
Einfache Leute kriegen hauptsächlich Strafzahlungen, die sie noch viele Jahre sehr unglücklich sind. Und Rechte werden eingezogen. Rechte werden eingezogen, Leute werden teilweise aus Städten verbannt, was ein sehr hartes Urteil ist. Denkt man ja immer, Exil ist ja nicht so schlimm, aber das heißt der Wegfall aller sozialen Netze. Ja.
Ja und in den Artikeln gab es ja auch so Sachen, irgendwelche Abgaben, irgendwelche Allmähneinzüge, die unrechtmäßig sind. Jetzt werden die kodifiziert. Als Strafe werden die einfach eingezogen. Jetzt heißt es so, jetzt ist es geschriebenes Recht. Also die Landesherren kriegen eigentlich das, was sie wollten.
Und für die Aufständischen bleibt nicht viel übrig. Die mittlere Schicht der Grundherren ist geschädigt, weil ihre Burgen zum Teil zerstört sind, die auch militärisch gar keinen Sinn mehr geben. Kleine Bürster werden zerstört. Also es gibt einen klaren Sieger bei diesem ganzen Aufstand und es gibt auch einen klaren Verlierer. Deutlich, deutlich. Ich würde es noch insoweit ein bisschen auseinanderziehen, das was du gerade schon gesagt hast. Einen klaren Sieger würde ich sagen, ich würde sagen es gibt mehr Verlierer, weil
Gerade die Klöster, die in dieser Zeit leiden, deren Sterbeprozess wurde jetzt beschleunigt und der geht weiter. Also das ist eine verlierende Obrigkeit. Zumindest hier im reformatorischen Kernland. Es gibt so Schätzungen, dass bis zu 75.000 Bauern am Ende ihr Leben verloren haben. Nicht in den Schlachten, vor allen Dingen danach mit diesen Strafaktionen zum Teil. Und wir haben ja schon gesagt, es ist ein medialer Krieg.
Lustigerweise kann man das auch in der Kunst sehen. Also im 1525 gibt es von Dürer ein Bild, da schreibt er einen Albtraum, eine Landschaft, also wirklich ein Aquarell, ganz, ganz düster und schreibt auch einen Text dazu. Es gibt von Bartel Beham ein Bild, wo er
Das heißt heute, der Weltenlauf steht auch drauf. Das ist eine in Ketten gelegte Frau und im Hintergrund eine Kriegslandschaft. Ursprünglich stand aber nicht der Weltenlauf, sondern 1525. Oder von Urs Graf gibt es auch so ein Bild. Also Künstler der Zeit stellen das dar und die Grausamkeit dieses Krieges scheint so heftig gewesen sein, dass es die Leute zu solchen Kunstwerken gebracht hat.
Weil tatsächlich es auch als andere Katastrophen wahrgenommen wird. Kriege waren ja oft ein Feldzug, sehr lokal, kann sehr grausam sein. Jetzt haben wir aber was, was einen guten oder eine große Fläche einnimmt und wirklich Verwüstungen, sichtbare Verwüstungen produziert hat. Und eben diese Hinrichtung ist ja auch so das Klischee Mittelalter. Ständig wird einer auf den Marktplatz hingerichtet. 15, 25 ist die Chance auf dem Marktplatz eine Hinrichtung zu sehen, gar nicht so selten.
die auch nicht mehr aus der Stadt liegende Gerichtsorte hingerichtet werden, sondern als Schauhinrichtung. Weil man will ja die Abschreckung haben, man will das ja zeigen. Ja.
hat natürlich auch sozial so eine reinigende Funktion. Also jetzt hier für Mitteldeutschland ist es relativ klar, dass das Ziel der Obrigkeiten auch ist, okay, die Anführer richten wir jetzt hin und damit ist es so der Plan sozial erledigt. Also jetzt haben wir da einmal den Thomas Münzer und den bringen wir in Mühlhausen um und dann stecken wir noch seinen Kopf auf den Spieß, damit es auch ja jeder sieht und dann so die Hoffnung können wir aber weitermachen. Der ist jetzt tot, das sehen alle, jetzt ist erledigt.
dass die Leute das weiterhin in ihren Herzen tragen und da noch sehr lang drüber fluchen, ist eine andere Geschichte. Wobei es schon so ist, dass auch die Leute, die in dem ewigen Bund Gottes, also dieser Vereinigung Aufständischer, die da
Thomas Münzer in mehreren Städten aufgezogen hat, die führen teilweise danach auch weiter in normale Leben. Also weitergehen muss es. Es gibt halt auch Bewegungen, die zumindest in derselben Zeit entstehen, die Täuferbewegung nimmt da gerade ihren Anfang und so. Also die werden auch Zulauf haben in Süddeutschland zumindest. Und die docken ja auch an Münzer an. Da kann man ja eine Traditionslinie ziehen. Die bedienen sich ja auch theologisch an ihm. Also das Thema ist noch lange nicht ausgeschlossen. Die Reformation muss ich auch noch selbst finden. Das ist ja auch ganz viel. Aber
Jetzt habt ihr eine Ausstellung gemacht und ihr seid ein Luther-Museum oder ihr seid mehrere Luther-Museen. Wir sitzen hier im Sterbehaus, was gar nicht das echte Sterbehaus ist. Aber es heißt das Sterbehaus Luthers, es gibt auch das Geburtshaus Luthers. Und in den beiden Museen habt ihr eigentlich das Thema Luther und jetzt macht ihr eine Ausstellung zum Thema Bauernkriege. Wie macht man ohne große...
eine gute Ausstellung zum Thema Bauernkriege? Da sprichst du das Hauptproblem schon an. Nämlich, wir haben relativ wenig, was wir ausstellen können. Wir sind regional hier ja Sachsen-Anhalt und es gibt viele Aufständische aus dieser Region, aber die Aufstände selbst haben großflächig woanders stattgefunden. Es gibt ein Schriftdokument von dem Amtstor
Amtmann, dem Schosser Hans Zeiss, den ich vorhin erwähnt habe, wo der an seinen Fürsten schreibt, es ist niemand mehr hier. Die sind alle nach Thüringen gegangen, die sind erst bei Thomas Münzer und ich gucke hier in leere Gassen. Und deswegen haben wir relativ wenig, was jetzt archäologische Funde wären oder so. Und deswegen haben wir gesagt, wir zeigen, versuchen das zu zeigen, was zwischenmenschlich passiert ist, den sozialen Konflikt.
Wir haben es als ein Spiel aufgezogen. Man schlüpft selbst in die Rolle einer historischen Person. Ja, glaube ich, fünf Figuren. Genau, fünf Figuren. Aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Genau. Von sehr einfachen bis zum Grafen. Genau, der Graf ist der Höchste und der Einfachste ist ein einfacher Handwerker. Es ist kein Bauer dabei. Wir machen Bauernkrieg ohne Bauern, weil das für die Region passend ist. Ja.
Hier sind es eben Bürgerliche, die viel die Träger sind. Und dann läuft man durch eine Landschaft hindurch und wird mit moralischen Szenarien konfrontiert und überlebt hoffentlich das Jahr 1525. Und das Ziel ist es eben zu zeigen...
dass der Bauernkrieg nicht einfach ist. Ich finde, der wird häufig sehr vereinfacht gesehen. Es gibt oben und unten, es gibt Gut und Böse, es gibt irgendwie Reiche und Arme. Das gibt es alles, klar, aber die Fragen, die dranhängen, worüber wir jetzt die letzte Stunde geredet haben, Gerichtsbarkeit, ökonomische Fragen, Gerechtigkeitsvorstellungen, das ist alles viel komplizierter. Religiöse Vorstellungen. Und
Da prallen ganz, ganz viele verschiedene Arten, die Welt zu sehen und verschiedene Arten, sich im Recht zu sehen aufeinander. Und in dem Moment, in dem die nicht mehr miteinander vereinbar sind und auch nicht mehr miteinander vereinbar sein wollen, kommt es zu dieser Katastrophe.
Und das versuchen wir darzustellen, sodass man eben selbst die Möglichkeit hat, Entscheidungen zu treffen und vielleicht die Katastrophe zumindest für die eigene Figur auch zu vermeiden. Aber wir zeigen auch, wie schwierig das ist. Ja, das ist glaube ich auch so eine Sache, da wieder rauszukommen. Ich meine, erst mal so ein bisschen anzuschließen. Wir hatten ja ein Rollenspiel bei der ARD und da war mein Charakter eben aus der bäuerlichen Schicht, eigentlich aus der unterbäuerlichen Schicht. Und für mich war das auch so, okay, jetzt habe ich hier gerade ein Kloster geplündert, wie komme ich hier wieder raus? In dem Fall...
gar nicht. Aber das fand ich auch eben bei den Spielschirmen. Und letztlich, es gibt vier Stationen, es gibt noch ein paar Nebenstationen, die man mitmachen kann, aber an vier Stationen muss man moralische Entscheidungen treffen. Das heißt, du hast insgesamt zwölf Entscheidungen, aus diesem Baum hast du dann irgendwie eine Geschichte. Und wenn die Figur, abgesehen davon, dass es fünf Figuren sind, fand ich auch lustig, die werden zufällig zugelost. Ja, weil Geburt ist ein Los. Letztlich könnte man fünf Figuren, zwölf Entscheidungen, ich weiß nicht wie viele tausend, ob
Optionen es letztlich gibt an Geschichten, finde ich sehr spannend. Also fand ich wirklich gut gemacht. Habe ich jetzt gespielt das Ganze, während ihr doch gerade Bilder gesehen habt, nehme ich an, wenn ich es reingeschnitten habe. Fand ich eine sehr, sehr überzeugende Darstellung und da hat man auch gemerkt, dass du Rollenspieler bist. Ja, eindeutig. Erstens freut mich, dass es dir gefällt. Zweitens
Das Rollenspiel ist was, was da eindeutig durchsickert. Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken. Ich habe sie nicht mit Design. Ich bin erst danach dazugekommen. Ähm,
Aber unser Dreigestirn, die haben da ganz tolle Arbeit geleistet. Wunderschöne Ausstellung. Und was ich wirklich mochte, ich bin ja da immer sehr, sehr kritisch, was so die Gestaltung angeht. Ihr habt eine sehr reduzierte Darstellung der Figuren gemacht. Also deutlich unterkomplex. Habt euch aber an historische Vorlagen gehalten. Und das finde ich immer sehr schön, weil wenn man versucht, es...
1 zu 1 darzustellen, ist das wahnsinnig schwer, wenn man es so in so einem Aquarellstil einfacher macht. Das funktioniert, finde ich, immer besser. Das ist eine Optik, die mir ganz gut gefallen hat. Und da bin ich ja wirklich kritisch. Das stimmt. Und da habe ich jetzt auch ein bisschen aufgeatmet, als du durchgegangen bist und das gut fandest. Da habe ich gedacht, uh, da kommt Geschichtsfenster. Aber... Ja, es ist im Comicstil der...
bisschen vereinfacht wie du gesagt hast, es runterbricht, aber bestimmte Details, bestimmte Elemente, was die Personen tragen, wie das geschnitten ist, all diese Dinge versuchen wir uns halt anzulehnen und dann müssen wir natürlich gewisse Zugeständnisse machen, zum Beispiel ist Figuren Design nun mal so, jede Figur braucht eine eigene markante Silhouette.
egal wie die jetzt historisch aussahen und da muss man dann irgendwie mit umgehen. Ja, aber es sind ja hier keine Knollen-Nasen-Comic-Optik, es gibt ja verschiedene und da kann man auch, man kann unfassbar viel falsch machen. Ich fand es tatsächlich, mir hat es sehr, sehr gut gefallen. Ich hoffe, sowas macht Schule, weil wenn ihr jetzt ohne euch irgendwie als kleines Museum abwerten wollt, wenn ihr das könnt, was ist die Ausrede von richtig großem Museum? Also bitte. Nee, aber letztlich
Ganz wichtig bei eurer Ausstellung ja die vier oder die fünf Figuren, die ihr habt, beruhen alle auf historischen Figuren. Genau. Und das finde ich für unser Thema das Spannende, über den Grab von Mansfeld hat man natürlich wahnsinnig viele Informationen. Über den Amtmann, diesen Schosser, gibt es wahrscheinlich auch ein paar mehr. Der hat einen Haufen Briefe geschrieben, die immer verzweifelter werden an seinen Fürsten. Was ist mit den beiden Figuren unten? Es gibt ja zwei bürgerliche Figuren, es gibt auch noch eine Äbtissin, aber was wissen wir über die? Was habt ihr da an Quellen gehabt?
Von den Figuren unten, von dem Paul Schramm, dem einfachen Handwerker, gibt es relativ wenig. Das Zentralste, was wir haben, ist sein Folterverhörprotokoll, wo er angeklagt wird, Klöße geplündert zu haben. Das war's. Die Elsa Knaut, die Bürgerin, da wissen wir einiges über ihren Mann. Von ihr selber gibt es von einem Brief, weiß ich, ich glaube, es gibt noch ein Dokument von nach dem Bauernkrieg,
Ihr Mann war in der städtischen Oberschicht mitorganisiert, das heißt über ihn weiß man ein bisschen mehr. Und man weiß dadurch, dass er bei den städtischen Unruhen mit dabei war. Und aus anderen Quellen haben wir wiedergezogen, dass bei diesen städtischen Unruhen auch die Frauen mit dabei waren. Das heißt, wir können da zusammen kombinieren, dass sie sehr wahrscheinlich dabei war. Mhm.
Mehr haben wir nicht. Wir können zumindest von uns sagen, wir arbeiten mit historischen Persönlichkeiten und reichern das mit dazu passenden Elementen aus anderen Seiten an. Und alle fünf gab es tatsächlich. Aber die Handlung ist ja auch begrenzt. Das ist ja das Gute, dass ihr nicht zu viel habt, dass ihr eine relativ begrenzte Handlung habt und dann mit dem, was ihr habt, argumentieren könnt. Finde ich aber ein sehr schönes Beispiel für angewandte Geschichte. Also Geschichte und Rhythmus vom Feinsten. Aber ja, ich finde es fantastisch.
So zum Ende des ganzen Bauernkrieges, wir haben jetzt ganz viel über die, darüber gesprochen, was war der Bauernkrieg, was war der Bauernkrieg nicht, wo gibt es falsche Vorstellungen, was beim Bauernkrieg natürlich unfassbar wichtig ist, gerade hier in der Region und da ist auch ganz spannend, es sind verschiedene Regionen unterschiedlich, die Rezeption der Bauernkriege.
Was macht das später? Was macht das mit uns? Wir hatten schon gesagt, Thomas Münzen in der DDR, während in Westdeutschland die Bauernkriege, zumindest zu meiner Kindheit, gar nicht so das große Thema waren. Das ist auf jeden Fall der Riesenunterschied. War auch, glaube ich, das größte Learning, seit ich angefangen habe, hier zu arbeiten, dass, wenn man mit westdeutschen Besuchenden spricht...
Es ist immer, wer war nochmal dieser Thomas Münzer? Und für Leute aus den neuen Bundesländern ist es völlig klar, wer das ist, der so in den Top 5 historische Persönlichkeiten. Ja, aber den Jäcklein Rohrbach kennt auch keiner. Ja, das stimmt. Was, glaube ich, so ein bisschen bekannt ist, sind halt so Figuren wie Florian Geier, der wahrscheinlich für uns unter den Nazis seine große Popularität hat. Und natürlich Gottsmann Berlichingen.
Das stimmt. Weil ich dann auch schon die Aussage hatten, Leute wussten, dass er Bauern angeführt hat, wussten aber nicht, was das mit dem Bauernkrieg zu tun hat. Der ist so eine ganz eigene Figur. Ja, der hat ja mit Goethe auch irgendwie noch seinen großen Auftritt. Rezeption von Bauernkrieg ist, ich finde es ganz interessant, es beginnt im deutschen Nationalismus. Ja, du hast gerade gesagt, Goethe ist ja kein Zufall. Ja, ja.
Und da gibt es eine bestimmte Verquickung, weil sich ganz viele politische Bewegungen der Zeit, Nationalismusbewegungen, nationalliberale Bewegungen, später erst linksozialistische Bewegungen, die Frage stellen müssen, wie kriegen wir jetzt eigentlich einen Christen, einen protestantischen Christen dazu, dass er unsere Sache unterstützt und dann fangen die an zu graben und dann finden die den Thomas Münzer. Mhm.
Und aus dem können sie was bauen. Und dann entsteht ein positives Bild von Thomas Münzer und man kann Traditionslinien zum Bauernkrieg ziehen. Und im Sozialismus-Geschichtsbild der DDR wird es später natürlich ganz stark aufgenommen. Ihr habt unten übrigens in der Aufstellung auch ein Heine-Zitat über Münzer auf der Aufzeit. Genau, der ist die Aufzeit. Und daraus baut man sich dann was zusammen und plötzlich wird dann aus dem Bauernkrieg die frühbürgerliche Revolution im sozialistischen Geschichtsbild. Ja.
Also Friedrich Engels hat ja relativ früh schon sich historisch mit dem Bauernkrieg beschäftigt, aber natürlich aus seiner Sicht ideologisch gefärbt. Davon auch so ein bisschen her eben auch so die marxistische Theorie, dass ja irgendwann der Druck der Klassen dazu führt, dass es eben sich zu einer Revolution Entladung kommt. Was wir am Anfang gesagt haben, ist es eigentlich nicht. Aber das ist ja die Idee, die bei Engels zu finden ist, dass der Feudalismus am Ende...
in einer Revolution enden muss. Es ist jetzt nicht alles aus dieser sozialistischen Geschichtsforschung falsch per se. Wir hatten es ja vorhin, der Adel, der unternehmerisch tätig wird, so
Das ist eine Erkenntnis aus dieser Zeit, das stimmt einfach. Aber so die Vorstellung von der Massenbewegung, das stimmt einfach nicht. Und jetzt im Geschichtsbild der DDR, so der eine Hauptpunkt ist, die machen ja Bodenreformen. Das heißt, die bauen ja ihre Landwirtschaft in ihrem Sinne komplett neu an. Also Almenderaub. Und wie rechtfertigt man das? Und dann werden ganz schnell Plakate gedruckt, wo es heißt, ja, wir setzen jetzt das um, was die 1525 wollten.
Aber das wollten sie gar nicht. Das steht ja in ihren Artikeln. Egal. Und dann hat die DDR zwei Thomas-Münzer-Filme. Der bekannteste ist der aus den 50er Jahren. Der Versuch, eine Antwort zu finden auf das Hollywood-Kino und auf die Sandalenfilme. Und dann bauen die ihren eigenen Monumentalfilm mit Thomas Münzer. Das ist ein irre Materialschlaf. Muss man sich mal angucken. Macht tatsächlich Spaß. Ist ein bisschen anstrengend, weil alle nur schreien.
Ja, aber gerade da wird auch alles möglich reingebrochen. Ihr habt hier unten auch ein Bild, ist glaube ich sogar aus der Zeit hängen, wo dann einfach nochmal der Bundsschuh bei Münster dazukommt, der letztlich eine andere Bewegung ist. Aber ja, da wird eben daraus so eine, wie es so die sozialistische Bewegung insgesamt gibt, gibt es da dann auf einmal die Bauernbewegung insgesamt. Hast du das Gefühl, dass jetzt mit dem Jubiläumsjahr 1525 was ändert in der Wahrnehmung, an dem Interesse? Spürst du irgendwie ein gesteigertes Interesse?
Auf jeden Fall. Ich glaube, in Westdeutschland kommt das Thema zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder vor. Überhaupt. Ausnahme ein bisschen Baden-Württemberg, wo es ja so Traditionslinien dazu schon länger gibt. Und ich erlebe auch, dass zumindest ein neues Sich-Reindenken stattfindet. Also eine Aussage von Besuchern, die ich öfter mal hatte. Wie gesagt, jetzt neue Bundesländer, wo die Thomas Münzer ja kennt. Ach, der war Pfarrer.
Was ja zeigt, wie viel da eigentlich fehlt. Und ich glaube, dass es ein ganz aktuelles Thema ist, was wir auch so ein bisschen versuchen zu zeigen. Also das große Überthema bei uns ist ja Gerechtigkeit und so soziale Aushandlungsprozesse und wie schaffen wir es irgendwie so miteinander zu reden,
Dass wir alle zurechtkommen und das Ideal haben, dass es nicht eskaliert. So eine wichtige Floskel beim Mittelalter oder früher als der soziale Aushandlungsprozess. Es ist immer wieder zu sagen, darauf beruht das Ganze. Und der Teil ist ja wahnsinnig aktuell. Der Medienkrieg-Teil ist wahnsinnig aktuell. Das kriege ich auch immer wieder von Besuchenden gesagt.
die diesen Teil nicht kannten und denen nicht bewusst war, wie sehr da Fakten und Fake News schon eine Rolle spielen. Ja, absolut. Also hatten wir Beispiele, wie ganz massiv auf Fake News gesetzt wird. Und wie man ja ganz bewusst Gegner in einem bestimmten Licht zeichnet, Sachen groß macht, klein macht.
Also das sind so die Aktualitätsbezüge und von wissenschaftlicher Seite haben wir in diesem Jahr einfach eine ganze Menge ganz toller Forschung. Und wie wirksam das ist, haben wir eben immer noch, wenn wir von Bauernkrieg reden, weil das hat es vorhin ganz viel. Es ist halt nicht der Bauernmob, es sind da Gebilde dabei, es ist auch ganz viel Zurückhaltung in einigen Teilen drin und was in den Köpfen eben oft ankommt, ist so der Bauernmob, den man irgendwie aus der Französischen Revolution sich vorstellt, der einfach alles niederschlägt, kurz und klein schlägt.
Also die Vorstellung, das ist sehr, sehr erfolgreich gewesen, weil den Affekt, den habe ich auch noch im Kopf manchmal. Ja, das ist so ein starkes Bild. Und da möchte ich, das ist einer meiner Lieblingsmythen, das ist ja ein historisches Faktum, dass immer wenn ein Kloster geplündert wird, wird ja der örtliche Bierkeller leer getrunken. Und da stellt man sich ja sofort irgendwie den Exzess im Suff vor und alles wird kaputt geschlagen. Mhm.
Was da passiert, ist auch wieder was Ökonomisches, weil die Kloster sind beim Bierbrauen die Konkurrenten der bäuerlichen Gemeinschaft. Und natürlich trinkt man denen das Zeug weg und natürlich schlägt man denen idealerweise noch die Brauwerkzeuge kaputt, weil da wird man einen wirtschaftlichen Rivalen los. Da ist ein Plan dahinter. Ja, ansonsten ist es halt, warum soll ich etwas kaputt schlagen, was an sich gut ist, was ich auch mitnehmen kann. Aber ja, das ist halt immer vielschichtig. Ja, ich glaube, wir haben jetzt ganz, ganz viel über diesen
Über den Bauernkrieg? Ja, den? Nein. Deutschen? Nein. Bauern? Nein. Krieg? Auch nicht geredet.
Vielen Dank dafür, weil das hätte ich allein als Thema gar nicht hinbekommen. Total schön, dass du da warst. Ja, hat mich auch gefreut. Ich werde gleich hier die Räume, weil wie gesagt, wir sitzen in einem wundervollen Raum und der Nachbarraum ist so im 90er als Stube nochmal eingerichtet worden. Den werdet ihr nochmal sehen. Als Shorter werde ich was zu drehen. Also wer in die Region kommt, die hat eine Menge zu bieten. Auch um euch herum ist ja einiges an Sehenswertem. Und wer Eisleben bisher noch nicht auf dem Plan hatte, erstmal die Altstadt ist
Gut, sie ist nicht jetzt so eine Prunk-Allstadt mit nur netten Gästchen, aber zwischendrin sind Gebäude, wo man echt denkt, oh, warum kenne ich das denn noch nicht? Oh, das ist ja auch wunderschön. Also es ist eine spannende Altstadt zumindest. Kann ich einen Besuch empfehlen und kommt hier in dieses Museum. Es lohnt sich wirklich, weil ich habe hier Dinge gesehen, die ich so noch nie gesehen habe. Wenn ihr die Figuren, über die wir gesprochen haben, ein bisschen kennenlernen wollt, ohne hierher zu fahren oder bevor ihr hierher fahrt, ich empfehle euch noch aufstand1525.de.
Da könnt ihr auf mehreren Social-Media-Plattformen, haben wir die Figuren nochmal zum Sprechen gebracht. Da streiten sie sich über die Themen, die sie so betreffen und die sie an den jeweiligen Tagen umtreiben. Würden wir uns natürlich auch drüber freuen. Und ansonsten, kommt her! Der Link steht unten in der Videobeschreibung. Ja, also ich habe es absolut nicht bereut. Wir werden bestimmt nochmal zusammen machen. Also mit diesem Raum habe ich tolle Ideen. Und es war schön, dass ihr dabei wart. Wir sehen uns nächste Woche mit einem neuen Thema wieder. Bis dahin, macht's gut und bleibt gesund. Ciao!