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Arte im Hexenwahn - eine Reaktion

2025/3/21
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Geschichtsfenster

AI Chapters Transcript
Chapters
In dieser Episode untersucht André die Darstellung der Hexenverfolgung im Elsass in einer Arte-Dokumentation und hinterfragt deren historische Genauigkeit. Seine ersten Eindrücke zeigen, dass die Doku mit Klischees und fragwürdigen Aussagen behaftet ist.
  • Die Arte-Doku über Hexen im Elsass wird kritisch unter die Lupe genommen.
  • André bemerkt sofort mögliche historische Ungenauigkeiten und Klischees.
  • Die Darstellung der Nachkommen der Hexen wird als feministisch fragwürdig angesehen.

Shownotes Transcript

Herzlich willkommen bei Geschichtsfenster, mein Name ist André und heute gibt es ein Reaktionsvideo, kein so unfassbar langes, das Originalvideo ist relativ kurz, aber es geht um Hexen. Ah, da hat was rausgebracht über Hexen im Elsass. Finde ich spannend, weil es ist so deutsch-französischer Sender, irgendwie mittendrin. Aber schon so die ersten Eindrücke, da ist was fischig an diesem Video und da werden wir mal gucken, was. Ich habe es wie immer noch nicht gesehen, ich habe mal ganz kurz reingeguckt, also ich habe so...

Was zu der Tenor, das waren aber Sekunden. Ich glaube, wir werden unseren Spaß haben. Ich bin mir sehr sicher. Also, gar nicht lange reden. Lass uns reingucken.

Und wenn wir uns schon eine potenziell gruselige Doku anschauen wollen, kann man sich auch zurücklehnen und was gönnen. Ich habe mir ein Milchshake von Holy mitgebracht. Die sind ziemlich gut, haben auch wenig Kalorien, also die von der Milch natürlich, aber sonst ziemlich wenig. Es gibt vier Sorten, aber die fünfte kommt auch bald wieder. Und jedem, der was mit Milchshakes anfangen kann, probiert das mal aus. Und ich weiß nicht, jeder ist glücklich mit Holy Werbung. Es gibt davon momentan auch ziemlich viel auf anderen Kanälen. Aber ich mache das schon lange, weil ich stehe hinter dem Produkt. Ich mag die wirklich. Ich trinke die auch sehr, sehr häufig.

Und es ist tatsächlich etwas, was ich gerne nutze, denn es hat tatsächlich wenig Zucker. Es gibt nicht so viele Alternativen für gut schmeckende, zuckerfreie, ich nenne es mal Softdrinks. Und ich trinke viel Mineralwasser, aber halt nicht immer. Irgendwann laugt mich das auch aus, dann brauche ich mal was mit Geschmack. Und was andere dazu sagen, ob es gut oder schlecht ist, ihr könnt es ausprobieren. Unten findet ihr den Link, ihr findet die Codes. Schaut mal, ob es was für euch ist. Wenn ja, viel Spaß damit.

Und jetzt viel Spaß mit der Doku. Sie sind die Nachkommen vieler Frauen, die man einst wegen Hexerei verurteilte. Der erste Satz. Der erste Satz und es schüttelt mich schon, weil ich bin ein großer Freund des Feminismus. Jetzt völlig im Ernst, das ist eine wahnsinnig wichtige Sache und ich bin da auch überhaupt nicht, dass ich irgendwie auch nur im Ansatz kritisch wäre, aber das ist gerade so ein Punkt, warum sind diese Frauen Nachkommen der Hexen? Weil

Männer sind auch Nachkommen der Hexen? Das ist so ein Ansatz, wo ich schon denke, ich bin gespannt, ob so die männliche Seite der Hexenverfolgung auch vorkommt oder wie ganz weg ist, aber ich sehe da gerade schon eine Stoßrichtung, die mir nicht so richtig gefällt. Die Renaissance gilt als Zeit des wissenschaftlichen Fortschritts und der humanistischen Ideen. Gleichzeitig beginnt jedoch in ganz Europa die Jagd auf vermeintliche Hexen. Zwischen den Vogesen

Ja, also immerhin, sie sind nicht ins Mittelalter gegangen, sie werfen wieder Humanismus und Renaissance zusammen, weil die Renaissance endet halt auch irgendwann und die Hexenjagd, also die große Zeit der Hexenverfolgung ist nach der Renaissance, halt in der frühen Neuzeit, aber...

Zwischen den Vogesen und dem Rhein wütet sie besonders heftig.

Im 16. und 17. Jahrhundert werden hier mehrere Tausend als Hexen verbrannt. Ich war mir nicht bewusst, dass das Elsass so drastisch unter Hexenverfolgung gelitten hat. Es gibt halt Regionen, wo das sehr stark ist. Über die Hexenverfolgung im Elsass weiß ich tatsächlich relativ wenig. Sie kannten sich mit Pflanzen bestens aus und konnten... Es wird diese Stoßrichtung.

Vieles heilen. Und oft wurde ihnen dieses Wissen zum Verhängnis. Denn die Mönche wollten das Monopol über alles Wissen nur für sich beanspruchen. Da kommen dann besagte Mönche aber ein paar hundert Jahre zu spät. Ein paar viele hundert Jahre. Also absoluter Unsinn. Erstmal, Mönche haben Pflanzen, Heilkunde, medizinisches Wissen seit langer, langer Zeit niedergeschrieben. Und im 16. Jahrhundert wollten sie das Wissen für sich behalten? Die Zeit, in der große...

pflanzenkundelöscherische Bücher rauskommen, wirklich die ersten Kathologisierungen stattfinden. Also in der Zeit wird das erste oder das große Pflanzenbuch von Fuchs rausgegeben, nachdem ich den Fuchs hier benannt habe, also großer Pflanzforscher der Zeit. Wir reden von der Zeit der Medienrevolution. Der Buchdruck bringt da ganz viel. Die können das nicht mehr zurückhalten und

Die Opfer sind auch nicht heilkundlerische Frauen. Entschuldige, ich sage es in aller Deutlichkeit. Die Idee, dass da die Kirche altes Wissen einer heilkundlerisch gebildeten Frauenschicht ausgelöscht hat, das ist 19. Jahrhundert. Ganz, ganz viel völkische Kreise und wer es dann ganz groß gebracht hat, war Heinrich Himmler.

Der hat da forschen lassen, es gab eine Forschungsstelle für Hexen, die ganz lange ganz viel gemacht hat, aber es ist nie was groß publiziert worden und der hatte eben die Idee, dass da altes germanisches Wissen ausgelöscht wird und die Daten zeigen was anderes, die

oder die, die als Hexen beschuldigt wurden, sind eher wahllos beschuldigt worden. Wie gesagt, Männer sind auch dabei, in einigen Regionen bis zu 50%. Hebammen zum Beispiel spielen keine unfassbar große Rolle. Die wurden nicht groß. Es waren auch keine Frauen am Rand der Gesellschaft. Es waren teilweise Frauen mitten aus der Gesellschaft. Gerade in Franken, so im Spannungsfeld zwischen Frauen

der Reformation und katholischen Bischöfen, da wurden teilweise die Ehefrauen der Ratsherren angegangen. Die Idee, dass die Hexenverfolgung irgendwie sich gegen Personen am Rand gerichtet hätte und da irgendwie heilkundliche Frauen verfolgt wurden, das ist ganz, ganz, ganz schlimmes Zeug aus der Mottenkiste der Geschichte. Das darf dahin wieder zurück. Das ist also wirklich absurder Quatsch.

Im Elsass wird ganz besonders um dieses Monopol gekämpft. Im Fokus stehen die Frauen und deren Kenntnisse in der Heilkunst und der Geburtshilfe. Also nochmal, ich habe es eben schon gesagt, aber Sie müssen es ein bisschen weiter ausrollen. Das ist wirklich unfassbarer Quatsch, was Sie da gerade erzählen. Die Ereignisse um diesen Kampf gelten als Beginn der modernen Welt. Okay, habt ihr bisher so in eurem Horizont gehabt, dass die Hexenverfolgung im Elsass der Beginn der modernen Welt ist?

Ich nicht. Straßburg. Straßburg ist schon eine schöne Stadt. Lohnt sich schon, da hinzufahren. Wunderschöne Fassade. Und diese Fassade war für die Wiederentdeckung der Gotik ganz, ganz wichtig. Gerade im deutschsprachigen Raum. Goethe hat da einen Aufsatz zugeschrieben, der sehr wichtig war.

Fahrt doch mal hin, wenn ihr noch nicht da wart. Lohnt sich sehr.

Nein. Nein. Und er ist auch wie eingegliedert. Also es ist jetzt ein schwieriges Thema, weil Elsass ja sehr gerne zwischen später Deutschland und Frankreich hin und her geht und so. Aber das war Teil des Heiligen Römischen Reiches. Also das ging noch weiter. Auch die Freigrafschaft Burgund ist überflüssig.

ist immer noch heiliges römisches Reich. Die Grenze war deutlich mehr im Westen. Und da wechselt natürlich auch hin und her mit dem Lenzer oder sowas. Aber im 13. Jahrhundert ins heilige römische Reich eingeklettert, da halte ich jetzt mal für eine falsche Aussage. Das sich über weite Teile Mitteleuropas erstreckt. Im Herzen dieses Reiches verfolgt die Kirche all jene, die ihre Autorität anzweifeln. Ja, wir können jetzt Bullshit-Bingo spielen, weil hier haben wir auch schon wieder die allmächtige Kirche, die alle verfolgt, die nicht ihrer Meinung sind. Wie schafft die das? Weil...

Im 15. Jahrhundert sind die nicht mal eins, also erst mal Anfang des 15. Jahrhunderts haben wir noch zwei Päpste, großes abendländisches Schisma, dann gibt es ein Konzil, da haben wir drei Päpste, dann haben wir noch einen Papst, dann kommen erst die Josiden, machen ein bisschen Ärger, dann haben die in Rom ein bisschen Trouble und jetzt sind wir im 16. Jahrhundert, da kommt so eine gewisse Reformation. Die Hälfte dieses Reiches ist gar nicht mehr katholisch, die haben ja erst den Schmalkaldischen Krieg.

Und da wird noch, also da werden dann Frieden geschlossen und der Dreißigjährige Krieg kommt erst noch, aber wo ist denn da im Heiligen Römischen Reich in der Zeit die Kirche, die alle verfolgen kann, die nicht ihrer Meinung sind? So ein Quatsch. Ist nicht so, dass sie es nicht versuchen in der Zeit, weil da sind wir in der Gegenreformation, da wird die Kirche tatsächlich biestiger, als sie es im Mittelalter war, aber diese Macht war ja gar nicht da.

Also hier wird gerade wieder eine allmächtige Kirche hingestellt im Heiligen Römischen Reich, vor allen Dingen im Heiligen Römischen Reich, wo die Reformation es besonders einfach hatte, weil die einzelnen Landesfürsten halt auch in solchen Dingen eine große Macht hatten, eine große Unabhängigkeit. Das ist so ein Bild, ein Geschichtsbild, das ist so falsch, wie es nur gerade geht. Die sogenannten Ketzer werden bis an die äußersten Grenzen des Rheintals vertrieben.

Moment, Moment, Moment. Ketzer, die Ketzerverfolgung im Mittelalter, die gibt es, das sind aber bei den Katarern und Waldensern, aber die werden doch nicht, die kommen doch aus der anderen Richtung, die sind doch vor allen Dingen in Südfrankreich. Also es gibt auch Ketzerverfolgung im heiligen Römischen Reich, aber vor allen Dingen in Frankreich. Und dann werden die ja in die falsche Richtung vertrieben. Ich bin verwirrt.

Straßburg liegt an der Rheinachse. Eine Lage, die seit dem Mittelalter sehr wichtig war für den Handel, für den Austausch von Ideen und Kulturen. Hier kamen Nord und Süd, Ost und West zusammen. Es war ein echter Knotenpunkt.

Es war ein großer Knotenpunkt und zeitweise war Straßburg die zweitgrößte Stadt im Reich. Also wirklich eine ganz, ganz wichtige Stadt. Auch, dass zum Beispiel später jemand wie Gutenberg in Straßburg auftaucht, also von hier aus früher, ist kein Wunder. Straßburg war wirklich eine sehr, sehr, sehr wichtige Stadt und auch in der Achse am Rhein natürlich wohlhabend alles. Das ist...

Das steht ganz außer Frage. Die Stadt der Handelsstraßen. Von hier aus wurden Ideen verbreitet. Und von hier verbreiteten sich auch alle Arten der Verfolgung. Von Straßburg aus. Warum? Aber tolles Portal. Diese Ansicht. Also wirklich. Ich habe im richtigen Moment gestoppt. Atemberaubend. Spannungsvolle Musik. Die Skulpturen des Straßburger Münsters erzählen von der Stigmatisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen.

Juden werden in Gesellschaft von Dämonen gezeigt. Wow. Also es gibt an Kathedralen durchaus so Dinge, ganz berühmt so Darstellungen wie Judensau zum Beispiel. Also gibt es immer wieder, aber am Straßburger Dom? Weiß ich jetzt nicht. Und Frauen versetzt man in die Hölle und in einen Kessel. Äh, das ist keine Frau. Ich müsste mich jetzt irren, aber ich glaube nicht, dass es eine Frau ist.

Umgeben vom Teufel, dessen verführerisches Antlitz die Kröten und Schlangen unter seinem Umhang nur schlecht verbergen kann. Äh, jetzt verstehe ich, was Sie meinen, weil das ist der Teufel. Die Figur ist bekannt, also das ist von vorne schön, von hinten Kröten und Schlangen. Aber das ist nicht dasselbe Portal.

Das, ich glaube, das ist das Südportal, ich bin mir jetzt nicht sicher, aber das ist das mit den Jungfrauen, mit den Törichten und den Weisen Jungfrauen, ganz berühmt, also gerade die Figur direkt daneben, die zweite Figur, ganz, ganz bekannte Figur, das Dascheln der Hölle und so, das ist aber das Hauptportal.

Die beiden Sachen sind nicht dasselbe Portal. Ich gucke mal, ob ich Bilder finde für das Video und blende die dann ein, aber ich bin mir sehr, sehr sicher, dass das nicht so ist, dass sie eben nicht das Ganze in die Nähe des Teufels gesetzt haben, sondern dass der Teufel ein anderes Portal ist. Wie gesagt, das sind zwei ganz bekannte Figuren, die auch zu ihrer Zeit sehr, sehr künstlerisch hochstehend sind.

Hat halt überhaupt nichts mit der Zeit der Hexenverfolgung zu tun. Nicht im geringsten. Boah, ich weiß nicht, ob es das 14. Jahrhundert ist. Tatsächlich habe ich immer ein Problem, bildhauerische Werke zu datieren, weil die ein bisschen früher gut sind. Naumburger Dom, denkt an Naumburger Dom, könnte auch tatsächlich 13. Jahrhundert sein. Aber die sind halt mindestens 200 Jahre von den Hexenverfolgungen Älters entfernt. Mindestens. Im Zeitalter der Inquisition wird den Frauen etwas Dämonisches zugeschrieben. Was ist denn jetzt das Zeitalter der Inquisition?

Weil die Inquisition und die Hexenverfolgung haben nicht das geringste miteinander zu tun. Also wirklich nicht. Heinrich Kramer, der ist Inquisitor, der versucht sich als Hexenverfolger, so mittelerfolgreich. Das ist aber, wir sind hier 100 Jahre später bei diesen

Das hat damit nichts zu tun und die Inquisition ist eigentlich mit der Hexenverfolgung nicht involviert. Die Hexenverfolgung wird vor allen Dingen von weltlichen Gerichten, die einem Kirchenherrn unterstehen können, zum Beispiel im Erzbistum Mainz, Erzbistum Köln, da gibt es das durchaus, aber es sind weltliche Gerichte. Die Kirche hält sich daraus.

Es gibt auch nur eine einzige Bulle des Papstes zur Hexenverfolgung, das ist die erschlichende Bulle, die Heinrich Kramer in seinem Hexenhammer drin hat. Ansonsten hat die Kirche sich da rausgehalten. Man kann ihr vorwerfen, dass sie sich rausgehalten hat, es nicht mehr dagegen getan hat, aber die Idee, dass die Kirche das irgendwie massiv vorangetrieben hat, stimmt in eigenen Bistümern, politisch, aber im großen Ganzen stimmt es eben nicht und vor allen Dingen in den protestantischen Gebieten.

haben wir eher ein bisschen mehr Hexenverfolgung als weniger. Und vor allen Dingen in den protestantischen Gebieten richtet sie sich mehr gegen Frauen. Tatsächlich. Also dieser Zusammenhang, der hier gerade gebaut wird, Zeitalter der Inquisition, Hexenverfolgung, das ist völliger Nonsens. Doch erst die Pest macht sie Mitte des 14. Jahrhunderts zu Hexen. Weißt du?

Ihr habt vorhin auch gehört, dass die vom 17. Jahrhundert reden. Das ist auch richtig. Also so 1580 bis 1630 ist die ganz große Phase der Hexenverfolgung. Die Pest ist aber Mitte des 14. Jahrhunderts. Das ist 200 Jahre vorher. Und die erste Bezeichnung Hexen taucht weg.

deutlich nach der Pest auf. Weil es gibt ja die ersten Bilder, das sind aber Waldenserinnen, das hat auch mit den Ketzer zu tun und ich glaube, der allererste Hexenprozess, ich habe es nicht mehr genau im Kopf, aber wie gesagt, ich habe ein Video dazu gemacht, ist im 15. Jahrhundert. In der Schweiz haben wir dann die allerersten Fälle von Hexenverfolgung. Das hat mit der Pest überhaupt nichts zu tun. Das ist auch ein Zusammenhang, der ganz, ganz oft gezogen wird, aber er ist nicht nachweisbar. Durch nichts, es passt zeitlich überhaupt nicht.

Über das krisengeschüttelte Europa kann man auch reden. Die Pest war ein harter Einschnitt. Ein Drittel ist ein hoher.

als Schätzung. Es gibt auch Schätzungen, die niedriger sind, aber ohne Frage, es war eine Katastrophe und das 14. Jahrhundert hat tatsächlich ein paar Katastrophen. Aber dieses Krisengeschüttel ist so etwas, was man wirklich hinterfragen kann. Da habe ich auch schon ein Video zu gemacht, weil gerade in der Zeit passiert halt auch sehr, sehr viel. Also Wachstum ähnlich haben wir enorm. Diese Idee vom Krisengeschüttel in Europa, das ist auch letztlich was, was so...

1920er, 1930er war das ein ganz großes Ding und so spätestens ab den 1960ern ist das in der allgemeinen Geschichtsforschung vom Tisch. Die Kirche, geschwächt, korrupt und unbeliebt, sucht nach einem Sündenbock. Wenn die das sagen, dann muss das wohl so sein. Also Kirche, komplett alle miteinander, korrupt, geschwächt, unbeliebt.

Und in dieser apokalyptischen Welt sind die heilenden Kräfte mancher Frauen suspekt.

Von seiner Kanzel aus predigt Johann Geiler von Kaisersberg, unter den Bewohnern von Straßburg verstecken sich Hexen. Da sind wir jetzt auch, also Sie haben jetzt mit der Pest angefangen, Johann Geiler von Kaisersberg ist viel später, das sind wir eben im späten 15. Jahrhundert.

150 Jahre nach der Pest und da kommt das tatsächlich auf, denn jetzt sind wir nach eben Heinrich Kramer und so den ersten Hexenprozessen und jetzt kommt die Idee einer Hexensekte auf, die hinter allem steckt. Da sind Hexentröne, also männliche, weibliche wohlgemerkt, Ketzer, Juden sind natürlich auch dabei, alles mögliche und diese Sekte, die ist so gefährlich, die muss man bekämpfen. Und ja, jemand wie Johann Geiler von Kaisersberg ist dann jemand, der dagegen predigt, da gibt es ein paar.

Aber auch der ist noch fast 100 Jahre von den großen Wellen der Hexenverfolgung entfernt.

Johann Geiler von Kaisersberg stiftete alle in der Gemeinde dazu an, sich zu fragen, welche Ketzereien wohl unter ihnen wüteten. Ja, aber Ketzereien. Also er benutzt auch das Wort Hexe, ist tatsächlich so, aber dafür ist ein Prediger da, gerade in der Zeit. Dazu ist er da, um die Leute dazu aufzufordern, in sich zu gehen und Berchtesgäste zu sein.

Wenn ein Prediger die Gemeinde fragt oder dazu auffordert, sie zu hinterfragen, was sie an Ketzereien begehen, das ist ein Job. Da kommt jetzt die Sekte. Und nein, es zieht sich nicht durch alle seine Predigten. Johann Geiler von Kaisersberg war deswegen so beliebt, weil er tatsächlich sehr, sehr

anwendbare Predigen gehalten hat. Also ich hab mal ein Video über Humor, da hab ich einen Witz von einer seiner Predigen gehabt, also der galt als sehr, sehr guter Prediger, weil er eben die Leute direkt angesprochen hat und nein, das ist nicht so, dass es ein Prediger war, weil ihm wirklich alles sich darum gedreht hat.

Aber immerhin hat sie diese Sekte kurz erwähnt. Gehen Sie nicht darauf ein, aber das Motiv hat sie erwähnt. Gab es unter Ihnen Hexen? Gehörte meine Nachbarin oder mein Freund vielleicht dieser Sekte an? Übrigens, so, kleiner Spoiler, es gab dann zu seiner Zeit eigentlich in Straßburg keine nennenswerke Hexenverfolgung. Werden wir auch gleich sehen. Also die Lebensdaten und das, was wir dann nachher sehen, passen überhaupt nicht zusammen. ...

Im Elsass grassiert die Angst vor Hexen. Erstaunlicherweise in einer Welt, die im Wiederaufbau begriffen und in vielerlei Hinsicht auf den Fortschritt ausgerichtet ist. Wonach bauen die jetzt auf? Also ich bin da verwirrt, weil wir haben ja gerade 200 Jahre Zeit. Ganz am Anfang ist die Pest. In der Mitte kommen die ersten Hexenverfolgungen. So am Ende des zweiten Drittels kommt...

Und am Ende des Ganzen kommen dann die tatsächlichen Hexenverfolgungen. Und wo ist der Aufbau? Weil nach der Pest brauchst du keinen großen Aufbau. Die Pest macht, auch wenn das manche Dokus anders zeigen in ihren KI-Bildern, die zerstört keine Städte. Wovon bauen die jetzt im Elsass auf? Im nicht weit entfernten Mainz erfindet Johannes Gutenberg den Buchdruck und legt die Basis für die Verbreitung von Wissen.

Der Sprung zurück, der ist Jahre vor Kaisersberg. Also da sind wir Mitte des 15. Jahrhunderts, 1450 etwa, mit Gutenberg. Ich verstehe es nicht. Südlich von Straßburg liegt Schlettstadt, eines der Zentren des Humanismus, der Ende des 15. Jahrhunderts aufkommt. Der Humanismus kommt Ende des 15. Jahrhunderts auf.

Okay, für euch kommt das nach der Renaissance. Krass. Also, ich weiß nicht, ich hätte ja sowas jemanden wie Petrarca im 40. Jahrhundert schon voll als Humanisten gesehen und auch eine ganze Menge andere, aber wenn die das sagen, dass Ende des 50. Jahrhunderts erster Humanismus aufkommt, dann wird das so sein, liebe Kinder. Entschuldigen Sie, dass ich lache, aber...

Die Bibliothek, mein Herz geht auf, super. Und dann diese tolle Einstellung, wie die Frau das aufmacht. Und natürlich, wenn man so eine Bibliothek hat, man sagt, die nur da sind, die schlägt gerade die schädelische Weltchronik auf. Von der gibt es heute noch hunderte Exemplare. Und eine davon, ja, das ist eine. Also könnte ich auch machen, ich könnte die auch aufschlagen. Ist aber bei mir natürlich ein Nachdruck, das ist natürlich ein Original. Aber ist ein schönes, großes Buch, aber ich finde es sehr, sehr lustig. Es ist von allen Büchern...

die aufschlägt, weil die schädliche Weltchronik hat halt nicht das allergeringste mit Hexenverfolgung zu tun.

Jetzt mache ich gerne eine eigene Dokumentation darüber, was die darunter verstehen, dass dieser Lateinlehrer an der Spitze zeitgeönerischer Pädagogik stand.

große Gelehrte ausgebildet. Es ist faszinierend, dass der Buchdruck zwar die größere Verbreitung des Wissens beförderte, doch gleichzeitig auch dazu beigetragen hat, dass der Aberglaube eine stärkere Verbreitung fand, wie die Vorstellungen von Hexen, die vom Teufel gezeichnet wären. Ja, der Hexenhammer wird halt ein paar Mal nachgedruckt, aber ich weiß nicht, ob der Buchdruck jetzt so den Impact hat.

Ende des 15. Jahrhunderts ist es für Frauen nicht einfach, durch die Stadt zu gehen? Habe ich irgendwas verpasst? Also wie gesagt, wir sind 100 Jahre vor den großen Verfolgungen.

Die Zeiten sind hart. Für alle. Denn das Ende des Feudalismus bringt große gesellschaftliche Ungleichheiten mit sich. Das Ende des Feudalismus bringt große gesellschaftliche Ungleichheiten. Der Feudalismus besteht aus großen gesellschaftlichen Ungleichheiten. Dass das Ende des Feudalismus, wenn man ihn hier ansetzen möchte, was man diskutieren könnte, neue Dynamiken mit sich bringt und Verwerfungen, gar keine Frage. Aber jetzt bringt der große gesellschaftliche Ungleichheiten.

Wie weit sind wir jetzt drin? Wir sind bei fünfeinhalb Minuten. So viel Unterbrechung hatte ich nicht mal bei den Kinderkreuzzügen mit Medieval zusammen. Respekt. Das Heilige Römische Reich ist in unzählige politische Einheiten zerstückelt. Es kommt zu Spannungen zwischen Herzögen, Prinzen, Grafen und der Bevölkerung. Da ist die Übersetzung toll gewesen. Mit Prinzen meinen sie Fürsten.

Englisch Prince oder Französisch glaube ich genauso, Deutsch Fürst. Ja, aber die Konflikte, das ist zersplittert, aber der große Konflikt ist halt zu der Zeit der religiöse. Das ist vor allen Dingen wichtig. Das macht sich auch in Schlettstadt bemerkbar.

Es war eine Zeit des wirtschaftlichen Wohlstands, was man noch heute an der Welt... Ja, ja, generell tatsächlich ging es den Leuten vergleichsweise gut. Ändert sich dann im 16. Jahrhundert schlagartig, aber so im Schnitt war das keine arme Zeit. ...reich verzierten Architektur in Städtstadt erkennt. Die garantiert nicht aus der Zeit stammt, über die sie redet. Das war gerade nicht 15. Jahrhundert.

Für gewisse Bevölkerungsgruppen war damals offensichtlich viel Geld da. Doch gleichzeitig gab es viele Probleme, wie die Nahrungsmittelknappheit, Hungersnöte und... Was denn für eine Nahrungsmittelknappheit? Wüsst ihr da mehr als ich? Also, Hungersnöte kommen immer wieder auf, schwarze Katze, das ist...

Klischee. Hungersnot gibt es immer mal wieder, aber tatsächlich mit Vorratshaltung, die Städte haben das ziemlich gut im Griff und ich wüsste jetzt nicht, dass um die Zeit, wie gesagt, ich bin verwirrt, über welche Zeit die überhaupt reden, da jetzt erstmal die riesige Hungersnot da ist. Was halt im 16. Jahrhundert dazu kommt, wir haben eine Klimaveränderung tatsächlich, so die beginnende kleine Eiszeit. Das Klima wird feuchter, es gibt Missernten, aber ich wüsste jetzt nicht, dass da irgendwie, also im 14. Jahrhundert gibt es eine riesige Hungersnot. Drei Jahre, schrecklich, aber da...

Epidemien. Dafür haben die Kirche und die politische Ordnung einen perfekten Sündenbock gefunden. Als Hexen galten nicht nur alte Frauen, die etwas abseits außerhalb der Stadt lebten, sondern auch junge Frauen aus dem Bürgertum und Bäuerinnen. Also jetzt haben wir es gehört, es gibt da eine Verschwörung, die Kirche und die Mächtigen suchen einen Sündenbock. Ja, nee. Nee, denn tatsächlich muss man eins sagen, die Hexenverfolgung ist nirgendwo...

eigentlich nirgendwo gezielt von oben orchestriert worden. Wie gesagt, es gibt so ein paar Dinge, Franken, die Bistümer, das ist eine unschöne Rolle, aber man sieht es in ganz vielen Regionen, dass tatsächlich zwar die Gerichte sich am Beschäftigen, aber die ersten Denunziationen kommen aus dem Volk. Also wir haben es ja auch wieder mit Massenpanik und so zu tun. Jetzt die Vorstellung ist da, die Mächtigen von oben irgendwie Hass schüren. Warum? Wozu?

Hexenprozesse gab es in wirklich allen Bevölkerungsschichten. Sogenannte Dämonologen nehmen für sich in Anspruch, böse Geister und damit auch Hexen nach rationalen Kriterien zu erkennen. Einer der berühmtesten von ihnen kommt aus Schlettstadt. Jetzt bei den Dämonologen, da werden Männer gezeigt? Okay.

Ja, das Schlimme ist halt bei den Hexenprozessen, man hat versucht, das rational zu machen. Das ist die ganze Prozesse. Man merkt, das ist ein rationaler Vorgang. Sie wollten das wissenschaftlich erklären. Wir reden von einer Zeit, in der wir Wissenschaftlichkeit haben und das wurde angewendet. Schlimm aus heutiger Sicht, aber man wollte das schon wissenschaftlich machen.

Das ist jetzt der mit dem Hexenhammer. Das ist so der Erste, der wirklich hingegangen ist und Hexenverfolgung versucht hat. Ich bin gespannt, was sie darüber erzählen. Ich werde wahrscheinlich ergänzen, weil die Geschichte ist auch mal wieder ein bisschen anders, als man sie so vor Augen hat. Er ist Mitverfasser des Buchs Der Hexenhammer. Es wird ein Riesenerfolg mit dutzenden Neuauflagen.

Ja, über die Zeit ja, aber erstmal wird es eben kein Riesenerfolg. Das ist das Lustige daran. Zutiefst frauenfeindlich ist es durchzogen von Angst vor dem weiblichen Geschlecht und der Kastration. Also ja, das ist...

Kann man nicht anders sagen. Es ist ein frauenfeindliches Buch mit ganz vielen Ängsten. Es gibt dann auch Vordenker, die dabei waren. Erzähle ich alles im Video über Hexen. Da geht es genau darum. Aber tatsächlich, ich lasse die erst mal reden. Die Hexen entfernen die männlichen Glieder. Sie berauben den menschlichen Leib dieser Glieder nicht wirklich, sondern verhüllen sie durch Zauberkunst, wie oben in der neunten Frage des ersten Teils erklärt. Dazu wollen wir hier nun einige Geschehnisse anführen.

Ein Jüngling verband sich mit einem Mädchen. Als er sich anschickte, sie zu verlassen, ließ sie das männliche Glied durch Zauberkunst verschwinden, wodurch er nicht sehen oder fassen konnte als den glatten Körper. Für Heinrich Kramer sind die Vogelnester voller abgeschnittener Penisse, die die Hexen verstecken.

Mit solchen Ideen wendet er sich 1484 an Papst Innozenz den Achten und erhält von ihm eine Bulle, mit der die systematische Hexenverfolgung autorisiert wird. Nee, nee, nicht wirklich. Tatsächlich, diese Bulle, das ist ein großes Thema, diese Bulle gibt es. Und Bulle ist ja immer gleich ein päpstlicher Erlass. Nee, ist es nicht. Es ist ein päpstliches Siegel. Und Heinrich Kramer begeht quasi ein bisschen Betrug. Er reicht diese, diese, dieses, dieses...

diese Erlaubnis ein, also quasi eine Akte und die päpstliche Kanzlei bestätigt den Eingang. Per Bulle. Und damit ist das im päpstlichen, in der päpstlichen Verwaltung hat ein Aktenzeichen bekommen und stellt euch so vor, er hat jetzt das Aktenzeichen, geht rum, guckt mal, ich habe ein päpstliches Aktenzeichen, guckt da, da, das ist was passiert. Es ist nicht klar, ob der Papst das Ding je gesehen hat,

Und es gibt auch keine anderen päpstlichen Bullen zu diesem Thema. Ist auch eine Zeit, in der Hexenverfolgung noch gar nicht ein großes Thema ist. Da kommt er eben mal im Heimschram um die Ecke mit seinem Hexenhammer und kriegt eben diese Bulle und lässt die dann reindrucken und das Ganze offiziell aussehen lassen. Aber sie werden es hier nicht haben. Er geht dann nach Innsbruck, fängt da mit Hexenprozessen an und der, ich weiß gar nicht, Bischof, Erzbischof, was auch immer in Innsbruck, schmeißt ihn raus.

kassiert alle Urteile wieder ein und schmeißt ihn raus. Und das passiert ihm nicht nur einmal. Also das ist absolut nicht so, dass die Kirche jetzt groß organisiert zur Hexenjagd bläst, sondern dann passiert erstmal längere Zeit gar nicht so viel. Es gibt so ein bisschen was und tatsächlich erst knappe 100 Jahre nach Heinrich Kramer geht es so richtig los mit ganz, ganz großen Zahlen. Aber im 15. Jahrhundert ist das noch so ein Strohfeuer. Zum Glück. Also immer noch schlimm genug. Es sind immer noch Opfer eines Wahns.

Aber die ganz große Hexenverfolgung haben wir wirklich noch vor uns. Und das wird hier gar nicht, zeitlich wird das null eingeordnet. Das ist ein zeitlicher Mischmasch mit Pest und Heinrich Kramer und Buchdruck. Und wie soll man das ja zurechtfinden? In den umliegenden Dörfern wie in Bergheim häufen sich die Prozesse.

Doch die Kirche darf keine Todesurteile aussprechen, da dies den christlichen Grundsätzen widerspricht. Ja, es liegt auch einfach daran, Priester muss im Stand der Gnade sein. Das war ein ganz wichtiges Ding und dann hat man damit nichts zu tun. Toll, dass ihr gleich wieder sehr, sehr, sehr, sehr, sehr viel spätere Bildquellen nehmt. Das dürfte ja 19. Jahrhundert sein. Und nein, die Kirche durfte sich an sowas nicht beteiligen. Deswegen haben sie es weltlichen Gerichten übergeben. Aber das ist jetzt wieder so ein...

Weil Heinrich Kramer war Inquisitor, hat auch als Inquisitor seine Hexenprozesse angeleiert. In der großen Welle waren es weltliche Gerichte. Es waren keine kirchlichen Gerichte. Weil die haben das nicht eben, das werden wir wahrscheinlich gleich erzählen, das Lied ist dann weitergegeben, das passiert bei Ketzer-Prozessen. Das passiert ausdrücklich nicht bei Hexenprozessen. Das übernimmt fortan die öffentliche Rechtsprechung.

Und während das Heilige Römische Reich sich im Zuge der Reformation immer weiter spaltet, Protestanten und Katholiken sich feindlich gegenüberstehen, schwebt über dem Elsass der Geruch von verbranntem Menschenfleisch. Ja, klar. Ich weiß immer noch nicht, wo wir zeitlich sind, aber natürlich überall roch es nach verbranntem Menschenfleisch. Genauso wird es gewesen sein.

In Bergheim, wie auch überall sonst, war die Angst allgegenwärtig. Man hatte Angst vor Gott, der ein Gott des Zorns und der Strafe war. Erzählt man das zu der Zeit nicht eigentlich anders?

Er hatte Angst vor seinen Nachbarn, die in schwierigen Zeiten gefährlich werden konnten. Und natürlich hatte man Angst vor dem Teufel. Die Dämonologen hatten ganze Arbeit geleistet. Doch die infernale Verbindung zwischen Teufel und Frau war das Schlimmste. Die musste unbedingt zerstört werden. Also, wir haben ja schon viel über das Mittelalter gesehen. Aber habt ihr schon mal so eine Beschreibung einer Zeit gesehen? Ich weiß ja gar nicht, ob wir über das Mittelalter reden, weil eigentlich reden wir über die frühe Neuzeit. Nur die reden schon vom Mittelalter. Ähm...

Eine Zeit, in der die Leute vor allem Angst hatten vor ihren Nachbarn und vor dem Teufel und vor Gott. So kann ich doch eine Gesellschaft nicht hinstellen. Das ist glaube ich gerade das düsterste Bild einer Gesellschaft, das ich gehört habe. Wow. Also wenn die so drauf waren, dann ist klar, warum dieses Mittelalter so furchtbar finster war.

Und wie gesagt, die Hexenverfolgenden Älteren haben nur ganz bedingt mit dem Mittelalter zu tun, aber die reden über nichts anderes. Wir sind aus dem 15. Jahrhundert eigentlich noch nicht rausgekommen. War vorhin ein ganz kleiner Schnipsel und jetzt geht es die ganze Zeit ums Spätmittelalter. Mündlich ist überliefert, dass in Bergheim die Hexen bis zu ihrer Verurteilung in diesem Festungsturm gefangen gehalten werden. Mündlich ist das überliefert? Im Ernst? Es ist mündlich überliefert? Das ist nicht euer Ernst. Das kann nicht der Ernst sein.

Dort reißt man ihnen die Kleider vom Körper. Sie werden rasiert und ihnen werden Nadeln in die Körper und die Vagina gesteckt. Wie gesagt, die Hexenprozesse, man hat versucht sie wissenschaftlich zu machen. Es klingt absurd, aber es ist tatsächlich so. Und die sprechen gerade auf diese Hexenproben, also Nadeln irgendwie in Warzen oder Muttermale stechen oder sowas. Von Nadeln in die Vagina stechen höre ich zum allerersten Mal. Und übrigens auch die Folter war sehr genau dargestellt.

durchgeplant, weil es waren tatsächlich gerichtliche Dinge. Das ist nicht... Also die Willkür sollte man nicht unterschätzen. Natürlich ist es völliger Willkür, dass Leute da anzuschwärzen, aber es ist alles...

geplanter gewesen als man denken sollte und das halte ich jetzt für irgendwelche Fantasien von komischen Redakteuren, keine Ahnung. Man vergewaltigt sie, verdreht ihnen die Glieder und zwingt sie sich auf glühend heiße Stühle zu setzen. Also die Glieder verdrehen, ja das ist typische Foltermethode, tatsächlich. Glühend heiße Stühle wüsste ich jetzt nicht und tatsächlich, es klingt albern. Diese Frauen werden eingesperrt, werden umgebracht, werden gefoltert, all das.

Jedes Mittel ist recht, um sie dazu zu bringen, eine Verbindung zum Teufel zu gestehen.

In Bergheim wurden 40 Menschen lebendig verbrannt. Bei Gerichtsverfahren gab es generell keine Berufung. Stand eine Hexe erst einmal vor Gericht, waren die Repressionen fürchterlich. Das ist nicht ganz falsch. Also 40 Personen in Bergheim, in welcher Zeit? Wann?

Der Eindruck ist ja, wir reden immer noch vom späten 15. Jahrhundert und da wäre mir das sehr neu. Ich glaube, sie reden vom späten 16. Jahrhundert, 100 Jahre später. Aber das Problem ist, diese Hexensekte, die galt als so schrecklich, dass man in den Hexenprozessen einige Dinge außer Kraft gesetzt hat, die sonst üblich waren.

Zum Beispiel die Folter durfte nach dem damaligen Recht nur unter ganz bestimmten Umständen angewendet werden. Das wurde bei Hexenprozessen ausgehebelt. Also es gab ganz viele Dinge tatsächlich, die verschärft wurden, weil eben diese Anklage so furchtbar war. Wenn ihr heutzutage irgendwie so seht im Tagesgeschehen, dass irgendwelche Verbrechen so furchtbar sind, dass irgendwie Sonderermittler und Sondergerichte... Erinnert euch! Ähm...

Und ja, Hexenprozesse waren auch nach damaliger Rechtsauffassung ein Problem, haben auch ganz viele Juristen der damaligen Zeit dagegen argumentiert, schon von Anfang an. Und tatsächlich, wenn man erstmal vor dem Gericht stand, wurde es schwierig. Also wenn man die Folter tatsächlich komplett durchgehalten hat, dann konnte man da rauskommen. Es gab bei Hexenprozessen durchaus Freisprüche, nicht mal unfassbar wenig, aber es ist tatsächlich eine Situation, in der man nicht sein möchte, weil man hat ganz wenig Handlungsmöglichkeiten.

Die Hexerei sollte ausgelöscht werden, gereinigt durch das Feuer. Es konnte aber auch strafmindernde Umstände geben. Wenn etwa der Pfarrer vor Gericht um Gnade bat. Manchmal lenkte das Gericht ein und die verurteilte Person wurde gehängt, bevor sie durch das Feuer gematert wurde. Also Verbrennung bei lebendigem Leib würde ich als Ausnahme bezeichnen.

Selten. Es wurde sehr oft, entweder wurde man vorher stranguliert oder sowas, aber tatsächlich viele, viele, viele Hexen wurden gehängt. Männlich wie weiblich wohlgemerkt. Wobei insgesamt haben Frauen überwogen tatsächlich. Aber die Idee, dass die Weilebällen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, das gibt es. Aber ich glaube, es ist eher die Ausnahme. Die Spuren von diesem Terror sind in Bergheim alle getilgt. Nur ein paar Hexen fliegen noch fröhlich auf ihren Besen.

1648 setzt der Westfälische Friedensvertrag dem Dreißigjährigen Krieg ein Ende. Wie kommen wir denn jetzt plötzlich zum Dreißigjährigen Krieg? Also da gehören wir eigentlich hin, weil ich habe ja gesagt, so bis 1630 ganz große Phase, danach immer noch Nachwende und geht ja noch ewig weiter. Hexenverbrechung haben wir noch ganz, ganz, ganz lang. Aber wie kommen wir jetzt plötzlich vom späten 15. Jahrhundert, dann wurden kurz Protestanten erwähnt und jetzt sind wir auf einmal in der Mitte des 17. Jahrhunderts beim Westfälischen Frieden.

Okay, ich habe gedacht, es sind 200 Jahre, tatsächlich haben wir noch längere Zeitspanne. Also wir haben jetzt eine Zeitspanne von 300 Jahren, von der Pest Mitte des 14. Jahrhunderts bis zum Westfälischen Frieden in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Respekt! Ein Großteil des Elsass wird an Frankreich angegliedert. Ein paar Jahrzehnte später entkriminalisiert Ludwig XIV. die Hexerei, die er als Aberglauben betrachtet.

Dafür werden in der Zeit irgendwann die Protestanten verfolgt und vertrieben und so, in Paris ermordet, also alles viel besser. Oder hat er gesagt, Lützik XIV.? Nochmal später. Nämlich?

In St. Jean-Saverne stößt man auf dem Mont Saint-Michel auf so manche Hexenspuren. Allerdings halten... Das ist nicht euer Ernst, das kann unmöglich euer Ernst sein. ...nicht die volkstümlichen Stereotypen-Darstellungen die Erinnerung aufrecht, sondern die Atmosphäre dieser Orte. Ich hab gedacht, die mündliche Überlieferung sei schon so ein Tiefpunkt. Jetzt argumentieren die mit der Atmosphäre eines Ortes.

Es ist eine etwas märchenhafte, magische Atmosphäre. Die Vegetation, die hohen Bäume, die hohen Sandsteinfelsen. Dieser Ort verströmt auch eine enorme Energie. Hier fühlt man sich wohl. Sind wir jetzt nahtlos bei der Esoterik angekommen oder was?

Ich war schon immer sehr naturverbunden. Darum macht mich das sehr betroffen. Ich denke immer, hätte ich zu dieser Zeit gelebt, dann wäre ich mit Sicherheit auch verfolgt worden. Denn ich kenne mich sehr gut mit Pflanzen und Halbpflanzen und all dem aus. Atmen. Das hört man häufiger mal. Ja, ich wäre bestimmt auch verfolgt worden. Das war so wahllos. Es wurde völlig ziellos verfolgt in ganz vielen Varianten. Regionen. Vollkommen. Und...

Warum? Und weil man sich mit Pflanzen auskennt, erstens wurde man nicht verfolgt und zweitens, damals hättest du dich vielleicht mit Pflanzen auch nicht auskennt, weil du was ganz anderes gemacht hättest. Das sind so Aussagen und jetzt mit Gefühl und es kommt so anekdotisch, weil ich mich mit Pflanzen auskenne, fühle ich hier das und das. Ich glaube, das ist das Unwissenschaftlichste, was ich jemals erlebt habe.

In ihrem Wahn, über den Bauch der Frauen zu bestimmen, sagen die Hexenverfolger dem überlieferten Fruchtbarkeitskult den Kampf an.

Erstens, die Kirche hat nicht versucht, den Bauch dieser Frauen zu kontrollieren, weil, entschuldigen, Schwangerschaft konnte durchaus eine Möglichkeit sein, da rauszukommen. Was für ein Quatsch. Und dann haben die gerade vom überlieferten Fruchtbarkeitskult gesprochen. Jetzt sind wir bei Heinrich Himmler. Jetzt sind wir bei der Idee von Heinrich Himmler. Überlieferte Kulte, natürlich germanisch, die von der Kirche verfolgt wurden im 17. Jahrhundert.

Und ganz nebenbei, wenn da ein Kult gewesen wäre, dann würde dir ja der Kirche nachträglich eine Rechtfertigung geben. Also aus ihrer Sicht, nicht aus unserer heutigen Sicht, aber dann wäre da ja was dran gewesen. Und an den Hexenverfolgungen ist so das Entscheidende, es war nichts dran. Was macht das so tragisch? Und jetzt geht ihr hin und rechtfertigt den Kram auch noch? Zu Beginn der Moderne musste die Welt entzaubert werden, um beherrscht werden zu können. Genau, die Moderne entzaubert die Welt. Richtig.

Entschuldigen, Zauberklauben, Aberklauben, das was auch gerne aus dem Mittelalter projiziert wird, das fängt da gerade erst richtig an. Die kommen gerade erst in Fahrt. Weil es ist wie gesagt frühe Wissenschaft, sie versucht die Welt zu beschreiben. Dabei beschreiben sie aber ganz, ganz viele Dinge, die Quatsch sind, versuchen sie aber zu kategorisieren. Da kommt magisches Denken auf und zwar richtig. Das hatten die Hexen wohl bereits verstanden, als sie auf dem Besen von hier aus auf den Bastberg ein Stück weiter flogen, wie man sich hier erzählt. Musik

Meine Urgroßmutter liebte alles, was mit Pflanzen zu tun hatte. Wie kommen wir denn jetzt auf Ihre Urgroßmutter? Wenn wir Glück haben, sind wir da im frühen 20. Jahrhundert. Was ein bisschen in den Bereich der Alchemie fiel. Alchemie, bei Ihrer Urgroßmutter, genau. Meine Mutter wusste auch viel über Pflanzen. Seit ich klein war, hat sie mich mit Heilpflanzen behandelt.

Diese Frauen, die verfolgt wurden, haben in gewisser Weise mit den Mitteln der Natur gearbeitet, um ihre Mitmenschen zu heilen, um sich um sie zu kümmern und um der Mutter Erde Respekt zu erweisen, die uns versorgt und uns alles gibt, was wir zum Leben brauchen. Wir brauchen nichts anderes als das, was uns umgibt.

Richtig, moderne Medizin, wer braucht das schon? Ha, lächerlich. Mein... Genau das haben die Hexen damals bereits verstanden. Jetzt reden die da gerade, als hätte es Hexen gegeben? Ich sag eben noch, jetzt geben die der Kirche eine Rechtfertigung und jetzt reden die von real existierenden Hexen. Wie weit kann man eigentlich abdriften? Musik

Angesichts der Entzauberung dieser Welt scheint es, als hätte das Elsass ein Heilmittel in seinem Kessel. Einen Trank, der weder abstoßend noch bitter schmeckt. Ein Trank, der diese Welt wieder zu dem macht, was sie ist. Ein Märchen. Was war das jetzt für ein Schlusssatz? Also ich habe ja gedacht, wir haben gleich eine lustige Reaktion. Es gibt ein paar Dinge, wo ich sagen kann, nee, das ist nicht so furchtbar.

Wo ich ein bisschen was dazu sagen kann, weil wie gesagt, ich habe mich mit Hexerei oder Hexenverfolgung auch schon ein bisschen beschäftigt. Mit Hexerei beschäftigt klingt irgendwie falsch, aber ihr wisst, was ich meine. Aber dass wir so einen Frontalunfall ohne Überlebende haben würden, das hätte ich nicht gedacht, weil das ist...

300 Jahre werden bunt durch mich, du hast keine Ahnung, worum es gerade geht. Es entsteht immer wieder der Eindruck, als würden wir über das Mittelalter reden, obwohl die große Hexenverfolgung auch im Elders nicht im Mittelalter war. Ich muss da nicht nachschlagen, ich weiß, sie war irgendwo zwischen 1580 und 1630, weil die überall in Nordeuropa in der Zeit ist. Dann hast du fatale Falschaussagen und am Ende gehen sie in die Hexen damals mit ihrem Fruchtbarkeitskult.

Also am Anfang waren es Tausende, dann war es in dem einen Ort 40, also es gibt keine Aufschlüsselung über irgendetwas und dann eben die Idee, dass da wirklich heilkundige Frauen mit einem Kult waren, die verfolgt wurden, wie gesagt, das ist 19. Jahrhundert, dann kommen völkische Kreise, die das ausleben und dann kommen die Nazis.

Das ist wirklich ein Narrativ, das die Nazis ganz, ganz massiv verwendet haben. Und ihr verbreitet es munter weiter. Super. Das ist nur noch ein bisschen Esoterik. Ach, was braucht man denn moderne Dinge? Wenn wir Pflanzenheilkunde haben, dann brauchen wir nichts Modernes. Super. Wer hat das gesponsert? Ich wäre interessiert, wer das gemacht hat. Und ich hau ja ungern so diese Stoßrichtung, die öffentlich-rechtlichen, ich mag öffentlich-rechtliche Medien, ich halte das für ganz, ganz wichtig. Aber das da? Ui. Uiuiui.

Ich hoffe, es war zugekauft. Ich hoffe, dass da nicht irgendein Redakteur dabei war, weil das war gerade ein echter Albtraum. So richtig. Wenn ihr ein bisschen mehr dazu sehen wollt, wie gesagt, ich habe zwei Videos gemacht. Einmal über die Idee dieser Hexensekte. Wo kommt dieser Hexenklaume her? Das war das erste Video. Und im zweiten geht es dann genau um die gerichtliche Verfolgung. Genau die Praxis der Hexenverfolgung kommt in den zweiten Teil. Ich finde, in der Videobeschreibung sind zwei Videos, die, glaube ich, ganz gut geworden sind und die das halbwegs zusammenfassen.

Und wenn ihr da mal ein bisschen durch seid, da bleibt echt nicht viel übrig. Von dem, was hier in diesem Beitrag gesagt wurde, das war sehr, sehr, sehr, sehr, sehr schlecht. Ich habe letztens noch gesagt, ich habe eine ganz... Also, da haben wir mit den Condottieri Italiens eine richtig gute Doku gehabt. Das ist jetzt wieder so das Gegenstück. Also, solange sowas rauskommt, werde ich nicht Mangel an Reaktionen haben, weil ihr habt gemerkt, mein Puls geht da echt, weil das war richtig, richtig übel. Ich meine, die letzte...

wirklich, wirklich schlechte Doku, das war auch von Art, das war die mit den Bauern damals, die war auch sehr schräg, aber das hier, das war nicht schräg wegen der Machart oder sowas, sondern wirklich die Aussagen, ganz direkt die Aussagen, katastrophal. Ich muss mich jetzt erstmal beruhigen, ich glaube, ich brauche ein Holi oder sowas, um runterzukommen. Ja, ich hoffe, wir haben demnächst wieder eine bessere Doku, was Schönes dabei war, ich bedanke mich sehr und wir sehen uns hoffentlich bald wieder. San, mach's gut, bleib gesund.