Herzlich willkommen bei Geschichtsfenster. Mein Name ist André und heute geht es um Schurken im Mittelalter. Die übelsten Typen, die ihr euch vorstellen könnt. Der Abschaum der gesamten Zeit. Aber eigentlich geht es darum, wie werden solche Figuren bewertet? Was macht sie zu Schurken? Wie ist der Ruf entstanden? Was macht die Geschichtsforschung damit? Ich werde mehrere Figuren vorstellen, aber ich werde immer gucken, was ist dran.
Sind die wirklich so fies? Und wie ist da die Geschichtsschreibung mit ihnen umgegangen? Und oft auch, was sagt die moderne Forschung dazu? Denn man kann da durchaus sagen, da ist ganz viel konstruiert, aber heutzutage, wir haben das Handwerkszeug, wir haben die Methoden, um solche Sachen auch wieder rauszufiltern.
Wir fangen an bei den Königen. Da gibt es ganz, ganz viele Beispiele für Leute, die fieses Zeug gemacht haben, Massaker veranstaltet, Leute verraten, was das Herz begehrt. Jede Untat, die ihr euch vorstellen könnt, gibt es da. Und ein paar von den Leuten, die das gemacht haben, sind heute als große Helden bekannt. Und ein paar von denen sind irgendwie als üble Schurken. Ich habe trotzdem zwei berühmte Beispiele rausgenommen. Den einen, den hatte ich schon mal, aber das ist so der klassische Bösewicht, den kennt jedes Kind. Johann Ohneland, der Prinz John aus Robin Hood.
Das ist eine spätere Darstellung. Der Mann ist im 12. Jahrhundert geboren. Da gibt es wirklich selten gute Darstellungen von Leuten. 1166 wird er geboren als vierter Sohn König Heinrich II. und Eleonore von Aquitanien. Die hatten wir gerade erst so in der Vorgeschichte des 100-jährigen Krieges. Letzte Woche. Eleonore von Aquitanien ist eine ganz wichtige Figur. Und
Aus deren Verbindung entsteht das angewienliche Reich. Hier sieht man eine Karte von Frankreich. Alles, was rot ist oder rot schraffiert, ist im Besitz von Heinrich II. und Eleonore. Heinrich II. ist französischer Adliger von Anjou, aber auch englischer König. Da sieht man schon das ganze Problem. Und die ganze Familiengeschichte ist schon sehr, sehr schräg, weil Heinrich II. und seine Söhne sich mehrfach bekämpfen. Vor allem die älteren Brüder von Johann werden da reingezogen. Es gibt
Als Johann ein Kleinkind ist schon ein Vertrag über Erdteilung, da geht der leer aus, deswegen hat er den Namen ohne Land, sein Beiname seit er ein Kind ist und dieser ganze Machtkampf um ihn herum ist so das, was die Familie prägt. Wer eine tolle Umsetzung sehen will, ist glaube ich nur so halb korrekt, aber der Löwe im Winter, vor allem die alte Verfilmung, die zeigt sehr, sehr schön, in was für einem Umfeld Johann aufwächst, kann ich sehr empfehlen. Am Ende dieser ganzen
Nach Machtkämpfe hat sich sein Bruder Richard durchgesetzt, Richard Löwenherz, den kennen wir, das ist einer von den guten Königen, vor allem im Vergleich zu Johann ist das immer sehr, sehr lustig und unter seinem Bruder hat er mehrere Besitzungen in England und Frankreich. Hier sieht man seinen Siegel, wie gesagt Bilder haben wir nicht, aber ein Abdruck vom Siegel ist immerhin da.
Und während Richard Löwenherz auf dem dritten Kreuzzug aufbricht, 1190, muss Johann einen Eid leisten, sich in den kommenden drei Jahren nicht in England aufzuhalten. Natürlich bricht er diesen Eid, er will ja was für sich machen, kommt dann in Konflikt mit Richards Justitia und Lordkanzler, geht dann irgendwo nach einem Bündnis mit König Philipp II. von Frankreich ein, merkt aber, dass die englischen Adligen zu großen Teilen auf Seiten Richards sind. Warum, ist nicht so ganz klar, weil der hat an ihnen gar kein Interesse.
Seine große Stunde kommt, als Richard auf dem Rückweg aus dem Heiligen Land in Gefangenschaft gerät, an Kaiser Heinrich VI. ausgeliefert wird und Lösegeld für ihn beschafft werden muss. Er versöhnt sich dann durch Gesandte mit seinem Bruder, der fordert aber auch einen großen Teil dieses Lösegelds aufzubringen. Nebenbei hat er Verhandlungen mit Kaiser Heinrich VI. gegen Bestechung, Richard doch noch ein bisschen länger in Haft zu halten. Warum nicht?
Kurzum nach Richards Rückkehr unterwirft er sich und wird zwar 1194 enteignet, im Laufe der nächsten fünf Jahre erwirbt er sich aber Richards Vertrauen zurück, führt kleinere militärische Aufgaben aus, ist dabei auch durchaus erfolgreich und wird dann 1197 erst zu Richards Erben und 1199 zu seinem Nachfolger erklärt. Da sind mehrere Könige aus seinem Haus, da ist sein Vater Heinrich II. dabei, da ist Richard dabei, äh,
Johann ist auch darunter. Er wird jetzt also 1199 zum König, erbt aber völlig leere Kassen. Und dazu noch ein Konflikt mit dem König von Frankreich, denn es geht um diese Besitzung, die ich euch eben gezeigt habe in Frankreich. Die französischen Könige wollen das nicht so sehr.
Der Konflikt zieht sich erst mal mit 1206 hin, er verliert weite Teile der französischen Besitzung. 1204 hat er sogar nur noch ein paar Häfen und isolierte Burgen. 1205 plant er dann einen Kriegszug nach Frankreich, den muss er aber absagen, weil die englischen Barone ihm schlichtweg die Teilnahme verweigern. Und da merkt man schon das große Problem seines Lebens. Er will zwar gerne mehr in England machen, um von England Geld zu bekommen, aber die englischen Barone wollen das nicht so wahnsinnig gern. Er kann dann 1206 in Südwestfrankreich große Gebiete zurückgewinnen.
Aber so richtig, seine Probleme mit dem englischen Adel hören nicht auf. In England wird er zwar vom überaus einflussreichen William Marshall unterstützt, also dem großen Ritter der Zeit, so die Überfigur des englischen Rittertums. Trotzdem fehlt ihm immer die Unterstützung der Barone, der Adling in England. In den ersten Jahren seiner Herrschaft konzentriert er sich vor allem auf Frankreich, wie vor seinem Vater Heinrich II. und auch Richard.
Er musste sich aber immer mehr auf England konzentrieren, weil die hohen Kosten des Krieges ihn fast bankrott machen. Und aus England kommen Steuergelder. Und er versuchte auch Neuerungen einzuführen. Statt der normalen feudalen Herfolge, die von England nach Frankreich nicht viel bringt, das ist im Schnitt so 40 Tage, erhebt er ein Schildgeld.
Also man kann es davon freikaufen quasi. Es werden Sondersteuern erhoben, die jüdischen Gemeinden müssen Abgaben zahlen. Er versucht eine direkte Besteuerung samt Beamten statt des Systems, wie es zu der Zeit üblich ist, dass die Steuern an einen Sheriff verpachtet werden, der sie einnimmt. Also der Sheriff von Nottingham aus Robin Hood ist genauso ein Steuereintreiber letztlich. Und in der Zeit baut er eine englische Flotte auf. Er versucht also wirklich alles, um seine Finanzen wieder auf Kurs zu bringen und seine Truppen zu verbessern. Ab
Ab 1212 führt er wieder Krieg mit Frankreich. Es gibt noch mehr Steuern. Die Barone erheben sich und fordern Anerkennung ihrer Rechte. Das ist jetzt die große Geschichte, wie gesagt, von der Geschichte mit Richard Löwenherz.
Das ist zum Beispiel Ridley Scott, Robin Hood, der pumpt das alles irgendwie in eine Geschichte. Jetzt, 2015, muss er erst mal den Baron nachgeben und die Magna Carta unterzeichnen. So, die Grundlage des englischen oder des britischen Systems bis heute, letztlich eine Art Verfassung, wenn man so möchte. Erst den Adeligen, später allen Engländern werden Rechte zugestanden. Gerade die Rechte der Adeligen werden genau geregelt.
Und er unterschreibt das, ist aber nicht so happy damit, will die gerne wieder rufen und wendet sich an seinen obersten Lehnsherrn. Nach der damaligen Auffassung ist der oberste Lehnsherr Englands nicht der französische König, der es eigentlich ist, sondern der Papst. Und Papst Innocenz III. erklärt die Magna Carta für nichtig, die Barone werden exkommuniziert und es kommt zum Krieg der Barone.
Die Rebellen bieten schließlich sogar dem Sohn des französischen Königs, Ludwig, die Krone an, der 1216 in England landet und mit französischen Truppen und englischen Baronen weite Teile Englands erobern kann. Und 1216 stirbt Johann dann vermutlich an der Ruhr. Sein Sohn Heinrich hat dann das große Glück, dass sich wiederum William Marshall an seine Seite stellt, ihm die Krone sichert. Heinrich ist klug, er erkennt die Magna Carta an und schafft es, die Barone zum Kampf gegen Ludwig zu einigen.
Das Reich wird tatsächlich für die Familie doch noch gesichert, obwohl es unter Johann sehr, sehr schlecht aussah. Und eigentlich war das jetzt gar kein so spektakuläres Leben.
Trotzdem, sowohl die Geschichte von Robin Hood als auch später der Roman Ivanhoe machen ihn zum klassischen Schurken. Es gibt ganz viele Verfilmungen. Ich glaube, es gibt keinen mittelalterlichen Schurken, der auch nur annähernd so oft dargestellt wird. Und das Urteil über ihn auch in der Geschichtsschreibung ist verheerend. Hier sieht man zwischen 1180 und 1233 Verluste.
der Plantagenes in Frankreich. Also das Rote Gebiet schrumpft unfassbar klein zusammen. Es wird dann später nochmal die Grundlage für den 100-jährigen Krieg, da habe ich gerade ein Video drüber gemacht. Das ist natürlich das Schlimmste, was ein König tun kann, erfolglos sein. Also bis heute, Könige, die viele erobert haben, sind große Könige und Leute, die es nicht tun, sind irgendwie schwache Könige. Kann ich nicht so ganz verstehen, aber dieser Affekt ist immer noch da.
Der Verrat an seinen Bruder wird ihm vorgeworfen. Seine erste Frau, Isabel von Kloster, hat er quasi eingesperrt. Er steht aber voll in der Tradition seines Vaters, der genau dasselbe mit Eleonore von Aquitaine gemacht hat. Und auch zeitgenössische Quellen beschreiben ihn als grausam, als wollüstig, nur sind das eben alles keine neutralen Quellen. Die englischen Barone, die gegen ihn aufbegehren, haben das Problem, sie waren lange Zeit fast völlig unabhängig. Die Konzentration ihrer Könige war auf Frankreich. Sie konnten machen, was sie wollten, solange sie ihre Abgaben zahlen.
Und mit seiner Konzentration auf England, mit dem Versuch da das Ganze oder seine Einnahmen zu verbessern, beschneidet er natürlich Freiheiten. Auch Strafen bei Steuererhebungen fördern seinen schlechten Ruf. Da ist er auch teilweise echt grausam. Er versucht wirklich Steuerschulden einzutreiben. Aber
Effektiv ist er ein sehr tauglicher Herrscher, er führt wichtige Neuerungen ein, reagiert vor allen Dingen realistisch auf Dinge, muss sich oft mit neuen Problemen herumschlagen und reagiert dann auch durchaus souverän. Auch als Feldherr ist er erstaunlich erfolgreich. Seine Verluste in Frankreich sind militärisch oft gar nicht zu verhindern und wenn er kämpft, dann ist er oft siegreich.
Aber gerade der Vergleich mit Richard, seinem Bruder, ist in der Bewertung völlig schräg. Richard war in England überhaupt nicht beliebt. Er hat auch effektiv kein Englisch gesprochen. Der hat sich kaum in England aufgehalten. Aber
Kaum war er aus dem Land auf Kreuzzug, ist er auf einmal der Held. Auf einmal sind alle treu zu ihm und Johann geht leer aus. Und auch in der heutigen Geschichtsschreibung ist natürlich dieses Verhältnis immer so, Richard ist der große Held mit all dem, was er so auf dem Kerbholz hat. Und Johann, der eigentlich im Tagesgeschäft der effektivere König war, der ist als böse verschrien. Ob er jetzt wirklich Schlimmeres getan hat als andere Könige, sei dahingestellt. Er hatte einfach das Problem gehabt, er war nicht beliebt.
Das nächste Beispiel ist ein vielleicht noch verrufenacher König. Der hat wirklich, wirklich einen schlechten Ruf. Die Rede ist von Richard III., dem letzten König aus dem Hause York. Mit seinem Tod enden die Rosenkriege. Er ist, glaube ich, auch der letzte König, der auf dem Schlachtfeld gestorben ist. Und er ist durch Shakespeare wirklich, wirklich berufen.
Richard wird 1452 geboren und wächst in Rosenkriegen auf. Er ist der jüngere Bruder von Edward IV., der seit 1461 nach den Schlachten von Mortimer's Cross und Wakefield regiert. Die Lenkers lassen erstmal geschlagen. Er regiert auch relativ lange, bis 1483. 1482. Zwischendrin müssen die beiden Brüder auch mal...
kurz ins Exil nach Flandern gehen, weil die Lancaster den Thron zurückerobern, aber nicht sehr lange. Das ganze Glück dreht sich abermals. Und nach dem Tod Edwards IV. gibt es einen zwölfjährigen Erben
Aber mal sein Edward, ich habe das damals schon im Video über die Rosenkriege gesagt, es gibt da eigentlich immer nur drei Namen, die sich immer wiederholen. Also ich versuche gar nicht, so viele Namen jetzt zu benutzen. Und dieser zwölfjährige Kronprinz und die Witwe von Edward IV., Elizabeth Woodville, sind letztlich die, die gerade um die Macht kämpfen. Es geht um Staatsschatz, es geht um Flotte, um die Kontrolle darüber. Es gibt ja auch ein Parlament in England. Das Ganze ist nicht so einfach. Richard soll erst mal Regent werden für seinen Neffen.
Kommt aber das Gerücht auf, dass der Kronprinz illegitim sei, was Richard dann ausnutzt. Ob er es in die Welt gesetzt hat oder nur benutzt, weiß niemand. Letztlich wird er vom Parlament zum Nachfolger seines Bruders gemacht und zum König gekrönt. Das ist kein Bild von der Krönung von Edward III., das ist ein Bild von der Krönung Edwards II., das aber zu Lebzeiten von Edward III. entstanden ist, also deutlich später und es zeigt ungefähr so, wie Ende des 15. Jahrhunderts so eine
Oder zumindest wie man sie an der Krönung vorgestellt hat. Tatsächlich war sie natürlich viel größer, viel prächtiger. Aber tatsächlich, obwohl die Figur falsch ist, ist das Bild irgendwie richtig. Die beiden Söhne von Edward IV., Edward und Richard, ich sag ja immer dieselben Namen, sind zu dem Zeitpunkt bereits im Tower untergebracht, um sie zu schützen vor der Krönung und sind dann quasi inhaftiert und zerstört.
noch im Sommer 1483 spurlos. Allgemein wird Richard III. als Täter angenommen, aber es gibt auch andere Parteien, in deren Interesse das Verschwinden liegen würde, unter anderem auch sein Gegner, der spätere Heinrich VII., der Anführer der
Yorkisten spielt das in die Hände. Es gibt mindestens vier Parteien, die davon Nutzen gehabt hätten und es ist nicht erklärbar, was da wirklich passiert ist. Die Princess in the Tower ist auch in England bis heute ein ganz wichtiger Topos, also das wird immer wieder aufgegriffen und wird auch immer wieder Richard III. angelastet.
Frischek kann dann noch ganze zwei Jahre lang regieren. In der Zeit macht er aber noch moderner Forschung durchaus viele gute Entscheidungen. Es gibt auch Neuerungen, die er einführt. Er ist tatsächlich auch kein schlechter König. Sowas wie Appellationen gegen Gerichtsentscheidungen regelt er neu. Es wird bei Grundstücksverkäufen gibt es wichtige Neuerungen. Also wirklich so Tagesgeschäft, um das sich andere Könige gar nicht so gerne kümmern. Da ist er ziemlich brauchbar.
Und 1485 ist seine Regentschaft dann auch zu Ende, denn Henry Tudor, der Anführer der Partei der Lancaster, landet in England mit Truppen, hat walisische Truppen, aber französische, bekommt aber auch Unterstützung von englischen Adeligen, die unzufrieden sind. Es kommt am 22. August zur Schlacht von Bothworth. Richards Truppen sind eigentlich überlegen.
Richard versucht, die Schlacht durch einen direkten Angriff für sich zu entscheiden. Er attackiert direkt das Zentrum seines Gegners. In dem Moment wechselt Sir William Stanley die Seiten und greift Richard von der Flanke her an, während dieser vom eigentlichen Hauptpferd getrennt ist. Er hat keine Chance.
Wird getötet, sein Leichnam wird nackt ausgestellt und dann im Franziskanerkloster von Leicester begraben, wo 2012 seine Überreste gefunden, untersucht und dann wieder bestattet werden. Das sind tatsächlich die Überreste von Richard III. Und was man hier sehr gut sieht,
Er wurde bei Shakespeare als bucklig beschrieben, was seine Zeitgenossen so nicht wiedergegeben haben. Aber anhand seines Skeletts kann man sehen, er hat tatsächlich Skoliose, sehr, sehr starke. Hat also eine Fehlstellung im Rücken gehabt. Da passen tatsächlich mal die Aussagen von Shakespeare durchaus. Wer dazu mehr sehen möchte, gerade in der
Ich glaube beim ZDF, ich bin mir aber nicht ganz sicher, AD oder ZDF kommt oder gibt es gerade den Film The Lost King. Und auch wenn er ein bisschen wissenschaftsfeindlich rüberkommt, so die Rolle der Wissenschaftler ist immer schwierig, guter Film mit einer kurzen, aber unfassbar gut ausgestatteten historischen Szene. Also wenn das häufiger zu sehen wäre, ich wäre happy. Die war richtig, richtig gut. Da findet ihr es tatsächlich so, die Geschichte im Groben stimmt wirklich.
Also diese Auffindung von den Überresten Richards III., die ist tatsächlich sehr brauchbar. Wie gesagt, Shakespeare mit seinem Schauspieler Richard III., der ist dafür verantwortlich, dass Richard III. als der Bösewicht schlechthin gilt. Völlig wahnsinnig, aus reiner Bosheit getrieben. Er macht alles wirklich nur, um andere leiden zu sehen. Ja, Shakespeare lebt unter den Nachkommen von Henry Tudor. Also die Gegenseite hat gewonnen und deswegen sind die Lancaster-Könige immer gut für solche Geschichten. Tatsächlich
Er ist natürlich König und auch wahrscheinlich ein ziemlich skrupelloser Adliger, gar keine Frage. Aber das sind andere Adliger auch. Etwa der Schwarze Prinz von Wales.
Ganz bekannte Figur, hatte ich gerade auch wieder im 100-jährigen Krieg, große Heldenfigur, der war richtig übel drauf, der ist mehrfach nach Frankreich und hat da seine Kriegszüge geführt, einfach um Terror zu verbreiten. Um den König von Frankreich zu schwächen, fällt er über Landstriche her. Also da gibt es schon richtig üble Gesellen und Richard III. ist gerade, weil er nicht so ewig lang regiert hat, echt eine harmlose Version, aber eben durch die Geschichte wirklich zum absolut Bösen erklärt worden.
Wenn wir einen richtig fiesen Typen haben wollen, dann können wir uns mit Karl II. von Navarra beschäftigen, der tatsächlich den Beinamen der Böse führt.
Er ist 1332 geboren, erbt dann nicht nur das kleine Königreich Navarra, das ist hier unten im Süden zu sehen, sondern auch noch die Grafschaft Evreux und andere Besitzungen im Norden. Da ist er nah an der Bretagne, gehört zu den Gefolgsleuten des Herzogs der Bretagne, ist überhaupt in Nordfrankreich ein größerer Adliger. Und als Enkel Ludwigs X von Frankreich erhebt er auch Ansprüche auf die Krone, obwohl seine Mutter darauf verzichtet hatte.
Er ist im Bretonischen und auch im Normanischen Adel gut vernetzt und ist da wirklich eine wichtige Figur. Als dann Johann II., genannt der Gute, seinen Jugendfreund Charles de la Serda, ein Nachfahre kastilischer Könige zum Kandidat von Frankreich und zum Graf von Anglomé erhebt, auf die Karl von der Ware ebenfalls Anspruch erhebt, lässt er ihn, obwohl Ludwig ihn eigentlich durch die Hand seiner Tochter Johanna versöhnen wollte, 1354 an einer Gaststätte ermorden.
Auch allgemein bekannt ist das wahr. Johann II. greift daraufhin Karls Besitzungen an. Der wiederum verbündet sich mit Edward of Woodstock, dem schwarzen Prinz von Wales, also mit den Engländern. Am Ende einigen sich beide Parteien aber im Vertrag. Die Besitzungen Karls von Navarra werden sogar vergrößert. Er kriegt sogar noch was dazu. Und eigentlich sollte die Geschichte jetzt zu Ende sein. Trotzdem intrigiert Karl gegen seinen König immer weiter. Er versucht auch den Dauphin, noch ein Karl, gegen seinen Vater einzunehmen.
gemeinsam den König zu entmachten. Er verbreitet auch das Gerücht, dass der König seine Frau ermordet hätte, die Mutter des Dauphin, Jutta von Luxemburg. Die ist an der Pest gestorben, aber ist ja angeblich vergiftet worden. Der Dauphin bleibt trotzdem treu, berichtet alles seinem Vater. Und der geht erst sehr milde mit den Verschwörern um, ergreift keine großen Maßnahmen. Dann aber 1256 beim Festessen in Rouen trinkt er mit seinen Truppen ein.
nimmt Karl von der Bahre gefangen und lässt vier normandische Adlige direkt dort enthaupt. Ganz bekannte Episode in der französischen Geschichte und ich finde auch ein sehr cooles Bild, wie er da verhaftet wird. Mag ich sehr gerne.
Das Ergebnis davon ist dann endgültig eine offene Allianz zwischen dem Haus Evreux und damit der Familie von Karl von der Barra und England. Es kommt zum Kriegszug, Edward von Woodstock mit dieser Unterstützung fällt in Frankreich ein, es kommt zur Schlacht von Portier, das hatten wir letzte Woche schon, die ist wahrscheinlich eine sehr direkte Folge von diesen Handlungen und Johann II. kommt in Gefangenschaft. Der Dauphin?
Karl wird daraufhin Regent, Karl von Navarra bleibt aber erstmal gefangen. Das Problem ist für den Dauphin, er ist nicht in der Lage alleine zu regieren, er muss Parteien des Adels auf seine Seite bringen, er muss mit ihnen verhandeln. In Frankreich kommt es zu einer Art Parlament, in der mehrere Parteien ihren Einfluss versuchen zu vergrößern und einige von diesen Adligen fordern die Freilassung von Karl dem Bösen von Navarra.
Das geschieht nicht, er wird dann 1357 gewaltsam aus dem Gefängnis befreit, zieht dann mit Truppen in Paris ein und nutzt sehr geschickt aus, dass der Dauphin auf die Unterstützung der Adeligen angewiesen ist. Er wird nicht wieder in Haft genommen, er kann im Gegenteil sogar sehr prächtig Hof halten. Seine Truppen in der Zeit, die ihr mitgebracht habt, plündern um Paris, benehmen es ja neben, was eben so ist, wenn Truppen lange Zeit nichts zu tun haben. Und das wieder ist der Grund oder einer der Hauptgründe für den Bauernaufstand von 1358, die Jacquerie.
Absurderweise wird dann ausgerechnet Karl der Böse zum Anführer der Adeligen gegen diese Bauern erhoben und er zieht etwa 2000 Adeligen gegen ungefähr 4000 Bauern und Pariser Miliz, die haben sogar Kavallerie dabei. Es kommt dann zur Schlacht von Melo. Da lädt Karl den Anführer der Bauern ein, sichert ihm freies Geleit zu, lässt ihn im Lager sofort gefangen nehmen, erklärt, dass ritterliche Ehre nicht für Bauern gelte und lässt ihn brutal hinrichten. Also, das ist eine nette Variante.
Die Truppen der Bauern geraten in Unordnung. Einige versuchen sich zurückzuziehen, weil eben die Befehlskette nicht mehr da ist und mit seiner Reiterei werden die Bauern vernichtend geschlagen und nicht nur gefangen genommen oder sonst was, die meisten oder wirklich die allermeisten Bauern werden noch an Ort und Stelle umgebracht, hingerichtet, wie auch immer. Also wirklich ein Massaker unter den Bauern. In der Zeit kann der Ruffin seine Macht allerdings stärken.
Viele Adelige fallen von Karl von der Ware ab. Der versucht wieder sein Bündnis mit England, wo er sein Vertrauen aber mittlerweile verspielt hat. Also er hat so oft die Seiten gewechselt, die glauben ihm nicht mehr und er muss schließlich mit dem Dauphin abermals Frieden schließen, behält aber erst noch seine Besitzung. Aber schon 1361, nach dem Tod des letzten Herzogs von Burgund, Philipp I., erhebt er Anspruch auf Burgund über seine Großmutter Margarete von Burgund und führt schon wieder Krieg gegen Johann II.,
Der hat inzwischen aber an seiner Seite einen sehr brauchbaren Heerführer und der, Bertrand de Gousclin, schlägt Karl von der Ware 1364 in der Schlacht von Cocherel vernichtend. Er muss sich zurückziehen, er kann tatsächlich in Burgund gar nichts mehr reißen, kämpft aber bis 1379 in wechselnden Bündnissen und Verschwörungen inklusive Giftanschlägen.
Mehrfach muss sich dann aber dauerhaft in ein Bündnis mit Kastilien und Frankreich begeben. Also wird klar gemacht, er kommt nicht weiter, er hat auch einen Großteil seiner Besitzung verloren, Navarra hat er noch, sein Königreich besitzt er noch, den ganzen Rest besitzt er nicht mehr.
Und 1381 stirbt er dann auf spektakuläre Weise. Wegen einer Krankheit soll er in Tücher eingenäht worden sein, die in Weinbrand getränkt wurden. Und je nach Version gibt es entweder eine Dienerin mit einer Kerze oder eine Pfanne mit Kohlen oder was auch immer. Auf jeden Fall entzünden sich diese Tücher. Das sieht man hier in der späteren Darstellung. Er stirbt allerdings erst zwei Wochen später unter dauernden Schmerzen am Neujahrstag 1387.
Und er ist zwar König von Navarra, aber das ist wirklich ein kleines Königreich. Er ist vor allen Dingen wichtig als französischer Adliger des 100-jährigen Krieges. Da ist er eine ganz wichtige Figur. Aber er wird von Zeitgenossen schon als der Böse bezeichnet. Also er hat alles gemacht. Verrat, Illoyalität, völlig skrupellos, mehrere Giftmorde unter einem einer seiner Gefolgsleute, der seinen versprochenen Lohn für den Krieg in Burgund fordern wollte.
Also wirklich nur um kleine Vorteile zu machen, geht der wirklich über alles. Und tatsächlich muss man da sagen, wenn die Geschichten auch nur halbwegs stimmen und die Quellenlage ist nicht ganz so einseitig wie bei den letzten beiden Beispielen, dann haben wir es da wirklich mit jemandem zu tun, der überhaupt keine Skrupel hat, seine Ziele durchzusetzen. Aber auch da ist er gerade so in der Zeit des 100-jährigen Krieges absolut nicht alleine. Da gibt es einige Figuren. Ein paar kommen besser bei der Geschichte raus, ein paar eher schlechter. Aber so unterm Strich haben wir da wirklich in so einem dauerhaften Kriegszustand
mehr als genug Möglichkeiten, Bündnisse zu schließen. Es zeigt aber auch ganz gut, dass der so lange damit durchkommt, die Komplexität von solchen Bündnissen im Mittelalter. Also heute haben wir ja Staaten gegeneinander und der 100-Jahre-Krieg ist kein Krieg Staaten gegen Staaten, sondern König gegen König mit ganz wechselnden Bündnissen, ganz wechselnden Verbindungen zu seinen Adligen. Selbst Herzöge, die eigentlich dem König von Frankreich verpflichtet sind, können sich immer wieder rausziehen und hier mit Karl dem Bösen von Navarre haben wir eben ein gutes Beispiel, der immer wieder seine
an die aktuelle Notwendigkeit anpasst und so versucht durchzukommen. Bei ihm am Ende funktioniert es nicht. Er ist am Ende der Verlierer des Ganzen. Wirklich am Ende des Mittelalters, eigentlich schon darüber hinaus, haben wir noch eine Figur, die wirklich, wirklich berüchtigt ist. Ob zu Recht oder nicht, ist schwierig zu sagen. Cesare Borgia. Geboren 1475 als unehelicher Sohn Rodrigo Borgias, der später Papst Alexander VI. wird.
Und damit ist seine ganze Familie schon berüchtigt. Erstmal in Italien sowieso, sie kommen aus Spanien, sie sind Fremde. Rodrigo Borgia steigt in der Kirchenhierarchie auf, lässt sich dann eben am Ende noch zur Papst wehen. Offiziell ist er immer der eheliche Sohn der geliebten Rodrigos, Vanessa della Cantanei und ihres Ehemanns. Also er gilt niemals als unehelich, das
Versucht man immer zu vermeiden, ist er natürlich klar. Er kriegt eine Ausbildung, die einem Hochadligen entsprechend ist. Er hat Hauslehrer, er wird wirklich umfangreich gebildet, er geht dann nach Perugia und später nach Pisa zum Studium, er hält die Doktorwürde in beiden Rechten, gilt als absolut begabt und großartiger Schüler.
1491 bekommt er dann das Bistum Pamplona, um ihn zu versorgen. Und nach der Wahl seines Vaters zum Papst 1492 wird er noch zum Erzbischof von Valencia und später auch zum Kardinal, ohne je eine Priesterweihe zu erhalten und ohne je Gottesdienst zu halten. Also das ist so eine Besonderheit der Zeit. Da gibt es dann auch so den Kardinalnepoten, der dazu geschaffen wird, dass auch spätere Päpste ihre nahen Verwandten in ihrer Nähe halten.
in ein hohes Amt packen, da kommt der Begriff Nepotismus her, also so Ämterverteilung unter Verwandten, das ist zu der Zeit tatsächlich gar nicht ungewöhnlich.
Ziel der Borgias ist es, ein erbliches Reich zu etablieren. Irgendwo Mittelitalien, vor allem Teile des Kirchenstaates, die abtrünnig geworden sind, will man zusammenfassen, will dort ein Borgia-Reich erstellen. Und dafür ist Cesare Borgia durchaus auserkoren. Um 1494 fängt er die Syphilis ein, tragisch, weil die ist ziemlich neu zu der Zeit, zumindest die stärkere Variante.
Und 1497 soll Cesare dann die Krönung Friedrichs von Aragon zum König von Neapel vornehmen. Er ist ja Kardinal, er kann so etwas machen in Vertretung des Papsters. Und am Abend vor der Abreise besuchen er und sein Bruder Juan ein Fest in einem Weinberg. Nach diesem Weinberg wird sein Bruder Juan damit Stichwunden aus dem Tiber gezogen. Es gibt natürlich Gerüchte, dass er beteiligt ist, dass er sich im Prinzip zum ältesten Sohn damit gemacht hat.
Auch da ist sein Ruf schon deutlich angeschlagen und nach dieser Episode lässt er sich auch von den geistlichen Ämtern befreien, nicht weil er irgendwie das nicht mit seinem Lebensstil oder sowas in Einklang hält, er möchte gerne ein weltlicher Fürst werden.
Es gibt eine Allianz zwischen dem Papst und dem französischen König gegen Mailand und im Tausch für die Annelierung der Ehe des Königs von Frankreich wird Cesare mit dem Herzogtum Valentinois belehnt, er ist jetzt französischer Herzog. Und 1499 ziehen dann Ludwig XII. von Frankreich und Cesare in Mailand ein, nachdem sich die anderen Fürstentümer und Stadtstaaten in Italien nach und nach Frankreich angeschlossen haben.
Er wird zum Befehlshaber der pilpstischen Truppen und mit französischer Unterstützung führt er Feldzüge in Mittelitalien. In der Zeit arbeitet doch unter anderem ein gewisser Leonardo da Vinci eine Zeit lang für ihn und diese Reihe von Skizzen wird allgemein als Skizzen für ein Porträt von Cesare Borgia gehalten. Es ist so wechselnd, er ist nicht ewig in seinen Diensten vertreten.
Braucht ihm ein paar Belagerungsgeräte oder zumindest Ideen für Belagerungen. Es gibt Pläne, die in der Zeit entstanden sind. Stadtpläne und Pläne oder Karten von ganzen Regionen. Und diese ganze Kriegszüge sollen vorgeblich verlorengegangene Gebiete des Kirchenstaates zurückgewinnen, aber tatsächlich soll ein eigenes Fürstentum oder sogar Königreich
erschlossen werden. Teil dieser Politik ist natürlich auch Eheschließung. Lucrezia Borgia, auch eine ganz bekannte Figur, Schwester von Cesaro und genauso uneheliche Tochter von Rodrigo Borgia, wird mit, ich glaube, Inskamp heiratet sie dreimal immer mit wichtigen Verbündeten und einer davon ist Alfonso von Aragon. Der ist im Prinzip Teil eines früheren Bündnisses, als die Borgia sich noch vor allem mit Spanien oder Neapel verbündet haben und
Der ist letztlich nichts mehr wert, das Bündnis existiert in der Form nicht und es kommt zu Angriffen. Der 19-jährige Alfonso verlässt den Vatikan eines Abends und wird angegriffen, schwerst verletzt, kriegt mehrere Wunden, man traut ihm nicht zu, jemals wieder auf die Beine zu kommen, er holt sich trotzdem. Und eine Episode besagt dann, dass Cesare Borgia ihn besucht haben soll und zu ihm geflüstert haben soll, die Dinge, die beim Mittagessen nicht gelingen, werden beim Abendessen gelingen.
Und drei Tage später nehmen dann Gefolgsleute Cesares das Gefolge Alphonsus fest und er wird erwürgt. Also, das ist schon kein heimlicher Mord. Das ist schon sehr, sehr offen.
Und das ist nicht die einzige Untat. Nach der Einnahme von Ferenza gibt es erst keine Strafmaßnahmen, das ist überhaupt so ein Muster von ihm, er ist gegen die Städte sehr milde, er versucht auch wenig Plünderungen zuzulassen und so etwas. Aber ein Jahr später schreibt dann Johannes Burkhardt, ein Chronist oder ein Kleriker im Vatikan, der sehr viel aufgeschrieben hat.
Am Donnerstag, den 9. Juni, fand man im Tiber erstickt und tot mit einer Armbrust am Hals den Herrn von Frenzer, einen jungen Mann von etwa 18 Jahren, so schön an Aussehen und Gestalt, dass man unter tausend Altersgenossen keinen seinesgleichen hätte finden können. Ferner zwei junge Leute, die mit den Armen aneinander gebunden waren, einer von 15, der andere von 25, bei ihnen eine Frau und viele andere.
Also Leute, die aus dem Tiber gezogen werden, sind in der Zeit irgendwie keine Seltenheit, aber Morde im Umfeld von Cesare Borgia sind häufiger. Die Herren der eroberten Städte sterben sehr, sehr gerne, zum Beispiel auch Giulio Cesare de Varano, der Herr von Camerino, der stirbt später in der Haft, das ist tatsächlich nicht so wahnsinnig selten.
Und auch Teilnehmer eines Bündnisses gegen die Borgia. 1502 werden später allesamt gefangen gesetzt und ermordet. Bis 1503 hat er das Herzogtum Romagna weitestgehend erobert. Dazu noch ein paar andere Gebiete. Wie gesagt, alles offiziell für den Kirchenstaat. Hier sieht man es ganz gut. Das sind alles Gebiete, die bis 1503 unter seiner Kontrolle stehen. Ein paar verliert er am Ende wieder. Man sieht, er hat da auch zum Beispiel mit dem Herzog von Urbino legt er sich groß an. Da gibt es wirklich jede Menge Kleinkonflikte.
1503 erkranken allerdings Papst Alexander und Cesare gleichzeitig sehr heftig. Es könnte sich ein Gift vermutet. Sicher ist es nicht. Der Papst stirbt daran und Cesare hat jetzt erstmal seinen mächtigen Beschützer, seinen Vater auf dem Papstthron nicht mehr. Wird unter dem neuen Papst Pius aber als Generalkapitän des Vatikans bestätigt. In seinen Gebieten übernehmen jetzt aber schon einige der vertriebenen Familien wieder die Macht und auch in Rom gibt es Konflikte mit Konkurrenten. Er muss sich teilweise sogar in der Engelsburg verschanzen.
Das Problem ist für ihn, Pius III., hier ist ein Bild seiner Krönung, bleibt ganze 26 Tage im Amt. Er ist wahrscheinlich schon gewählt worden, weil er eher ein gesundheitlich angeschlagener Papst ist. Das machen in der Zeit die Kanäle immer ganz gerne, deswegen haben wir echt kurze Amtszeiten der Päpste.
Sein Nachfolger will dann Giuliano de Rovere werden. Die Rovere sind auch eine sehr wichtige Familie in der Zeit, auch eine starke Konkurrenz zu den Borgia und Cesare schließt ein Abkommen. Er besorgt Giuliano de Rovere die Stimmen der spanischen Kardinäle und dafür erhält er die Herrschaft in der Romania. Er darf da weiter schalten und walten.
Das klappt auch so, Rovere wird zum Papst gewählt, nämlich Julius II., wie er es danach nennt, der entmachte Cesar dann allerdings, teilweise wird Cesar auch gefangen gesetzt, flieht dann nach Neapel, dort wird er auf Betreiben des französischen Königs abermals in Haft genommen, wurde auch gefoltert, später dann nach Spanien verbannt und kommt da in Einzelhaft, irgendwie ein Jahr lang muss er in Einzelhaft sitzen.
1507 gelingt ihm die Flucht und er geht nach Navarra ins Exil. Genau das Navarra, das wir eben hatten, nur 100 Jahre später etwas mehr. Er kämpft dann als Soldat in Navarras Diensten und wird während der Belagerung von Viana 1507 getötet. Also ein unfassbarer Aufstieg. Er ist eine Zeit lang einer der mächtigsten Männer in Italien. Er ist mit den Französischen Königverbünden vertreten.
die Unterstützung des Papstes und des Königs, kann da wirklich schalten und walten, kann seine Gegner um die Ecke bringen, ohne dass irgendwas passiert. Er ist da völlig immun und kaum kippt das Ganze, beginnt auch sein Abstieg. Machiavelli lobt dann auch Cesare Borgias Fähigkeiten, also da spricht er in höchsten Tönen, wie begabt er war, kritisiert aber, dass er stets von anderen abhängig gewesen sei und hat da tatsächlich recht, er ordnet das ziemlich gut ein.
Die Borgias sind insgesamt eine Blaupause für Bösewichte, alle miteinander. Also Rodrigo Borgia, Cesare Borgia, in Assassin's Creed werden sie ja zum Beispiel auch als Bösewichte geführt, da tauchen sie auf. Auch Lucrezia gilt als die große ...
Verführerin, Giftmörderin, gerade bei ihr ist das sehr fraglich, weil die lebt von den allen am längsten, wird dann auch noch Herzogin, schafft tatsächlich auch, also bekommt Kinder, gilt auch als vorbildliche Landesmutter, kann man wirklich sagen, ist sehr, sehr beliebt.
Ob da wirklich an den ganzen Gerüchten, sie soll ja auch Inzest mit ihrem Vater begangen haben und alles, ob da wirklich was dran ist, weiß man nicht. Und die Frage ist vor allem auch, sind die anderen italienischen Familien in dieser Zeit wirklich besser? Schneiden die Borgias im Vergleich zu den Medici, den Leroyero und Ähnlichem wirklich so schlecht ab? Das kann man sich wirklich fragen. Aber was man wirklich so an Taten nachweisen kann, das ist schon ziemlich heftig. Also genau wie Karl der Böse kann man durchaus Cesare als Bösewicht sehen. Er ist auch ein tolles Beispiel für den Renaissance-Menschen.
War auf der einen Seite ein brutaler Machtmensch, auf der anderen Seite auch kunstsinnig, hat durchaus in seinem Umfeld Künstler gefördert, hat da wirklich wie ein gebildeter Mensch der Renaissance gelebt. Aber das passt beides zusammen, das gehört auch beides zusammen, das ist auch das Ideal der Zeit tatsächlich. Nachdem wir jetzt Herrscher hatten, und bei Herrscher muss man sowieso immer nach der Moral fragen, gerade im Rückblick,
Was wir im Mittelalter auch haben, tatsächlich immer wieder, sind Fanatiker. Religiöse Fanatiker. Und da gibt es einige, Heinrich Kammer, den Autor des Hexenhammers, könnte man da nennen. Ganz bekannt Bernardo Gui, der Bösewicht aus Name der Rose. Torque Mada in Spanien, da gibt es wirklich viele Namen. Aber ich habe mir einen rausgerucht, den ich auch wirklich sehr, sehr ungern mag. Konrad von Marburg.
Geboren 1185. Über Herkunft und Ausbildung wissen wir fast nichts. Er wird aber als gebildet und als Magister bezeichnet. Es ist wahrscheinlich, dass er in Paris studiert hat. Vielleicht war er in Bologna, aber Paris ist wahrscheinlicher. Es ist nicht klar, ob er einem Orden angehört hat. Das wurde gerne versucht nachzuweisen. Bisher ist das nicht gelungen. Aber so ab 1214 taucht er dann als erfolgreicher Kreuzzugsprediger auf. Seine...
Predigten sollen sehr mitreißend gewesen sein, er schafft es eine Kreuzzugstimmung zu erzeugen. Er ist auch für seine Askese bekannt, das ist er, seinem ganzen Leben kann man ihm nicht vorwerfen, dass er irgendwie geprasst hätte. Und durch diesen Ruf macht ihn dann Papst Innozenz III. zum Visitator des deutschen Klerus. Er hat umfangreiche Vollmachten, er darf auch Kirchenstrafen aussprechen. Er muss darauf achten, ob der Klerus im deutschsprachigen Raum auch tut, was er soll.
1225 wird er sogar zum Beichtvater der jungen Elisabeth, Tochter des ungarischen Königs und Frau des Landgrafen von Thüringen. Das ist zwar nicht ganz zeitgenössisch, aber nah dran, eine Darstellung von Elisabeth von Thüringen, die später als heilige Elisabeth sehr berühmt wird. Und die lebt seit ihrem vierten Lebensjahr schon am Hof des Thüringer Landgrafen. Ihre Ehe mit ihrem Mann, der dann Landgraf wird, gilt als sehr harmonisch. Die sollen sehr aneinander zugetan sein.
gewesen sein. Der Beichtvater Konrad ist da nicht so nett. Der verlangt harte Frömmigkeitsübungen von Elisabeth. Sie fängt auch an
wirklich einfache Kleider zu tragen. Und ihr Mann kommt schließlich auf einem Kreuzzug um, stirbt schon in Italien. Und Konrad von Marburg wird vom Papst zu Elisabeths Vormund. Er isoliert sie, nimmt ihre Kinder weg, lässt sie, wie gesagt, hart arbeiten, peitscht sie wohl auch aus. Auch das ist in den Aussagen, die es dann zu Heilig sprechen gibt, zu finden. Elisabeth arbeitet in einem Hospital, das sie vorher gestiftet hat, auch unter armen Verhältnissen. Das
Wer ist interessiert, wirklich ganz spannende Geschichte. Und 1231 stirbt sie mit 24 Jahren bereits. Nachdem Konrad von Marburg diesen Einfluss verloren hat, betreibt er Elisabeths Heiligsprechung. Er sorgt dafür, er schreibt auch eine Heiligenvita zu ihr und kümmert sich in Rom darum und betreibt tatsächlich, dass sie sehr schnell heilig gesprochen wird.
Er klärt es ja noch quasi zum Verwalter ihres Andenkens und 1231 wird er dann sogar zum Inquisitor ernannt. Also die Inquisition kommt gerade erst auf, das liegt an den Ketzerverfolgungen, ist die Zeit des Albengenser-Kreuzzugs in Südfrankreich und Papst Innozenz III. führt eben diese Inquisition ein und Konrad von Marburg ist einer der allerersten Inquisitoren, er erinnert
lebt das Bild, das Leute von diesem Stand haben. Also wenn man so an...
Inquisitoren als Mordlöster und Fanatiker denkt, da ist man bei Konrad von Marburg wirklich richtig. Bernardo Gouy, der als Bösewicht in Name der Rose auftaucht, wenn man sich da mal anschaut, was er wirklich an Urteilen gefällt hat, ich glaube so 5% Todesstrafen, also immer noch viel zu viel, aber es ist tatsächlich so, dass die Inquisition an vielen Orten eben nicht auf das Urteil arbeitet, sondern tatsächlich auf Seelen
Oder auf das Seelenheil und eher Bußstrafen ausspricht und ähnliche Dinge. Sind für Konrad alle Zweifel völlig aus der Welt. Wer angeklagt wird, ist auch schuldig. Man muss nur genug nachschauen. Übliche Verfahren hält er gar nicht ein. Er lässt foltern. Er verfolgt Valdenser und Luzifizianer, also Teufelsanbeter. Und das Ganze ist so wild, dass die Erzbischöfe von Trier, Mainz und Köln zu seinen Gegnern werden und das Ganze auch versuchen zu beenden.
Schließlich klagt er Graf Heinrich III. von Sein der Teufelsanbetung an, der ist der Pflegevater von den Kindern von Elisabeth von Marburg. Graf Heinrich erreicht aber, dass ein Fall vor ein Reichsgericht kommt und damit ein normaler Prozess geführt werden muss. Er wirkt einen Freispruch.
Konrad von Marburg macht sich auf den Rückweg nach Marburg, wird dann allerdings von Gefolgsleuten des Grafen in einen Weiler gestellt. Angeblich will er eben noch eine junge Frau und einen alten Mann verbrennen lassen und da wird er erschlagen. Damit endet die Inquisition auch schlagartig, denn für den deutschsprachigen Raum wird erstmal kein Nachfolger ernannt. Also tatsächlich verpufft das. Aber wenn ihr wirklich so einen haben wollt, der wirklich
den Quellen nach hunderte Leute umbringt und auch nicht nach Beweisen schaut, sondern wirklich dieser Typ geifernder Ketzersucher, dann seid ihr bei Konrad von Marburg wirklich richtig. Und es gab vor einiger Zeit mal eine Dokumentation über Elisabeth von Marburg und ich fand die grauenerregend, weil darauf wurde überhaupt nicht eingegangen. Also aus heutiger Sicht würde man sagen, Elisabeth ist zu guten Teilen Opfer eines Fanatikers geworden, aber wird da gerne ausgeblendet. Schade.
Wo wir beim Thema Frauen sind. Frauen sind natürlich auch immer gute Bösewichte im Mittelalter. Da gibt es ganz viele Beispiele. Margareta Maultasch zum Beispiel, die wehrhafte Gräfin von Tirol. Angeblich unfassbar hässlich oder wird als Medusa bezeichnet. Lucrezia Borgia hatten wir eben, lüsterne Giftmicherin. Ich habe aber ein Beispiel ausgesucht, das eher unbekannt ist.
Mabille de Bellemey, genannt Mabel das Monster, geboren 1030 und hier haben wir zwar nicht sie, aber ein normalischer Adelige ihrer Zeit und schon ihr Vater Guillaume II., Herr von Bellemey und Alain Sault, hatte einen miserablen Ruf. Angeblich hat er seine erste Frau von Räubern erwürgen lassen, weil er ihrer Übertröße gewesen ist und bei der Hochzeit seiner zweiten Frau, das ist wohl...
auch halbwegs glaubwürdig, lässt er einen seiner Gegner, Jean Girouille, blenden, die Nase und Ohren abschneiden und entmannen. Er geht dann in den Kloster, viel bleibt nicht mehr übrig, der überlebt das tatsächlich. Und zwischen diesen beiden Familien gibt es eine lange, lange Fede. Mabille heiratet Roger de Montgomery, das sind die späteren englischen Montgomery's, das ist genau dieselbe Familie. Der ist ein normalischer Baron und ein enger Vertrauter Wilhelms II., auch Wilhelm der Oberer genannt.
Bei der Eroberung England bleibt Roger erstmal als Korrigent neben Wilhelms Frau in der Normandie zurück, wird aber später der erste Earl of Shrewsbury. Also ist in hohem Ansehen, ist ein ganz, ganz enger Verbündeter von Wilhelm. Auch das ist nicht Mabille, sondern eine andere normandische Adelige der Zeit, aber Hauptsache die Mode stimmt so unbegrenzt.
Über sie sind mehrere Episoden im Umlauf. Angeblich versucht sie Arnaud Giry, den Sohn des verstümmelten Guillaumes von der Hochzeit zu vergiften. Er trinkt den Wein dann aber nicht, weil er ihr misstraut. Stattdessen kommt ihr Schwager, der Bruder Roger, nach einem langen Ritt zurück und ist durstig und...
trinkt dann den Wein und vergiftet sich daran. Aber auch dieser Arnaud wird später noch von ihr vergiftet, genau wie später ebenfalls angeblich Robert II. Giroui, also noch einer aus der Familie. Und auch geistlichen Gegenüber soll sie extrem feindselig gewesen sein. Es wird immer wieder erzählt, tatsächlich hat sie ein Kloster gestiftet, wird auch später begraben, aber die Geschichten über sie haben immer wieder so eine Ablehnung der Geistlichen.
Die Quelle für all diese Aussagen ist der Mönch und Chronist Odericus Vitalis, der aber erst 30 Jahre später seine Chronik schreibt und die ganze Familie Bellemey schlecht darstellt. Er schreibt über sie, sie sei klein, sehr gesprächig, bereit genug Böses zu tun, schlau und scherzhaft, äußerst grausam und dreist.
1179 passiert dann genau das Gegenteil der Behauptung, denn sie wird beim Aufenthalt auf einer ihrer Burgen von drei Brüdern des Hauses Gerui angegriffen. Die haben sie in die Burg geschlichen und als sie aus dem Bad kommt, greifen die sie eben an und köpfen sie. Ihr Epitaph ist überliefert, das ist gar nicht so negativ. Also die Zeitgenossen haben sich da, wenn man andere Quellen schaut, tatsächlich besser über sie geäußert. Aber dieser Ruf, der bleibt tatsächlich an ihr hängen und auch die ganze Familie.
hat einen hundsmiserablen Ruf. Auch ihr Sohn Robert III., Earl of Shrewsbury, wird als grausamer Sadist verschrieben. Er hat tatsächlich sehr wenig Glück bei Bündnissen, schafft es immer, auf der falschen Seite zu stehen. Und am Ende, obwohl er alle Möglichkeiten gehabt hätte, als mächtiger Baron in England und in Normandie, stirbt er dann nach langer, langer Haft.
Die Familie bleibt trotzdem am Ruder, die sind noch lange zu finden, aber diese ganze Familie Bellemey wird immer wieder als negativ dargestellt. Ob das bei ihr so ist? Alles, was wir an Geschichten über sie kennen, ist eben aus fremden Quellen. Wahrscheinlich ist es, dass sie eine ganz normale Adelige gewesen ist, sie wird aber als mehrfache Giftmörderin beschrieben, auch alles um sie herum wird immer ihrem Ehrgeiz zugeschrieben, obwohl tatsächlich ihr Mann sehr treu zu Wilhelm dem Oberer gestanden hat.
wird da jede Menge an intriganten Verhalten reingelesen. Die letzte Figur hatte ich tatsächlich schon mal, die sollte aber trotzdem noch reinkommen. Hier haben wir, das Bild ist leider neuzeitlich, es gibt keins zu seinen Lebzeiten. Das ist wohl der berühmteste und berüchtigste Serienmörder des Mittelalters, Gilles de Ré. Und ich finde die Figur einfach sehr, sehr spannend. Die erste Hälfte wird eine Heldensage, die zweite wird ein Horrorfilm. Geboren 1405 als Sohn Graf D. de Montmorecy Laval.
Verlädt er mit zehn Jahren beide Eltern kurz hintereinander und ist damit sehr jung der Herr seiner Ländereien. Im präzisionischen Erbfolgenkrieg ist er Parteigänger der Montforts, also letztlich auf der Siegerseite. Und 1426 stellt er sieben Kompanien auf und kämpft gegen die Engländer. Auch da sind wir wieder mitten im 100-jährigen Krieg, eigentlich der letzten Phase. Er zeichnet sich aus, gilt als guter Soldat und Kämpfer und wird dann ausgewählt, eine gewisse Johanna nach Orléans zu begleiten.
Er ist ihr Schutzbeauftragter, begleitet sie, kämpft vor Orléans und auch in den folgenden Kämpfen. Kämpft natürlich auch in der Schlacht von Partei, die wir auch letzte Woche im Video über den 100-jährigen Krieg behandelt haben. Und Karl VII. ernennt ihn dann bei seiner Krönung 1429 zum Marschall von Frankreich. Also wirklich das höchste militärische Amt letztlich.
Nach Johannas Tod, angeblich will er sie auch befreien, ist er auch sehr aufgebracht. Nach ihrem Tod zieht er sich auf seine Güter zurück, wo er dann für seine Hofhaltung bekannt wird. Ritter, Künstler sammeln sich um ihn Gelehrte, er hält der Hof, ist freigiebig, er baut eine große Bibliothek auf, illustriert auch selber und beschäftigt sich wohl auch mit Bucheinbänden, bindet sie selber ein. Und an seinem Hof gibt es sogar frühes Theater, also es werden Stücke aufgeführt.
Hier könnte jetzt die Sage eines großen Helden enden. Er hat alles erreicht, er ist Marshal von Frankreich, er ist ein halber Nationalheld, weil er an der Seite von Johanna gekämpft hat. Dummerweise verursacht diese Hofhaltung gewaltige Kosten. Er muss immer mehr Güter verkaufen, vor allem einen Herzog der Bretagne. Und aus späteren Prozessaussagen haben wir Berichte, was jetzt passiert sein soll.
Seine Erben wenden sich an den König, der soll das Ganze unterbinden, diesen Verkauf. Der Herzog der Bretagne verbietet sich die Einmischung, das seien innere Angelegenheiten, die niemandem was angehen. Und nachdem das Vermögen immer mehr zusammenschrumpft, versucht sich Gilles de Rais mit Alchemie und Dämonen. Die sollen sein Vermögen zurückgewinnen. Er engagiert einen italienischen Kleriker und Alchemisten, Francois Prelati, der verspricht ihm einen Dämon zu beschwören.
Dieser Dämon namens Baron manifestiert sich aber nicht und Prelati fordert wohl Teile eines Kindes, die er auch erhält. Ja, so unappetitlich wird es jetzt. Natürlich ist das Ganze völlig erfolglos. Auf der anderen Seite versucht Jill, sich mit Wohltätigkeiten Gottesdienste davon freizukaufen, dieses Böse auszugleichen, seine Seele irgendwie zu retten. Angeblich sollen jetzt Diener Kinder vor allem Jungen entführen, die er dann auf seinen Schlössern foltert und ermordet.
Die Grausamkeit der Beschreibung steigert sich dabei von Quelle zu Quelle. Gleichzeitig soll aber trotz des Verschwindens so vieler Kinder völlig unbehelligt geblieben sein. Also es gibt dann Geschichten, dass die Kinder angeblich in die Burg gegangen sind und nie wieder gesehen wurden oder die Leute hätten es im Kriegsgebäude im Land gar nicht bemerkt. Schwierig zu glauben. Erst der Konflikt in einem geistlichen Jean le Ferrand, dem Bruder des Schatzmeisters des Herzogs der Bretagne, Johann VI., bringt ihn dann zum Fall.
Gilles de Rais überfällt die Kirche, in der Le Ferrand die Pfingstmesse liest, zwingt ihn die Kirche zu verlassen und nimmt ihn gefangen. Dabei geht es um Güterverkauf, irgendwelche Einzelheiten. Aber natürlich kann weder der Herzog der Bretagne noch die Kirche das auf sich beruhen lassen und er wird gleichzeitig vor einem weltlichen und einem kirchlichen Gericht angeklagt, unter anderem wegen Mord, Pseudomie und Heresie.
Er wird befragt, es gibt ein detailliertes Geständnis, es gibt auch Quellen, nach denen Beweise gefunden worden sein sollen und es gibt eine Verurteilung wegen Mordes an 140 Kindern oder mehr. 1440 wird er mit zwei seiner Komplizen gehängt und anschließend verbrannt, wobei ihm trotzdem noch ein Begräbnis in einer Kirche seiner Wahl zugestanden wird, also immer noch ein christliches Begräbnis, trotz all dieser Untaten.
Und die große Frage ist bei dieser ganzen Geschichte, war er wirklich schuld? Schon Karl VII. zu seinen Lebzeiten zweifelt daran und Herzog Johann VI. der Bretagne gerät in Verdacht, weil er ist der große Nutznießer des Ganzen. Er kann Güter einziehen, er kann sich da wirklich bereichern und im 19. Jahrhundert wird Gilles de Ré dann auf der einen Seite zur Gruselfigur hochstilisiert, sogar als Vampir der Bretagne.
Er ist die Vorlage für die Geschichte von Ritter Blaubart. Und selbst heute hat diese Faszination nichts eingebüßt. Hier haben wir ein Bild von Geo. Da sieht man dann auch eine Zeichnung dazu, die schon unappetitlich genug ist. Der schlimmste Serienmärger der Geschichte war ein Ritter. Und natürlich, die Welt kann da noch was draufsetzen, da ist die Schlagzeile gleich so eklig, wie sie sich nicht vorlesen mag. Das findet man immer wieder. Also wer nach ihm googelt, wird immer wieder solche Begriffe
Berichte über ihn finden. Gleichzeitig gibt es aber auch immer wieder die Zweifel daran. Auch Voltaire beschäftigt sich damit. 1992 gibt es sogar eine moderne Wiederaufnahme des Prozesses.
Mit einem Freispruch übrigens, die aber eher so spektakel ist. Also Historiker kritisieren das deutlich. Das Problem ist auch, die Aussagen von Gilles de Ré haben keine Vorbilder. Man kennt es aus solchen Prozessen, dass die Aussagen sich immer ähneln. Also wer zum Beispiel mal Aussagen aus Hexenprozessen liest, die sind sich alle sehr, sehr ähnlich. Diese Aussagen sind es nicht. Auch der Sadismus darin ist eher einzigartig. Beweise wie Leichen der Opfer, Überreste, die gibt es nicht und sind auch nicht nachweisbar. Sie werden zwar erwähnt, aber aus heutiger Sicht können wir da nichts zu sagen. Und die
Der Konsens in der Geschichtswissenschaft ist schon, dass da etwas dran ist, also dass er nicht unschuldig ist, aber die Frage ist, was ist da wirklich passiert? Man weiß es nicht, aber es ist ein schönes Beispiel, wie unklar manchmal diese ganze Story ist. Und das hat man bei den ganzen Figuren. Es gibt ein paar Figuren wie Cesare Borgia, da wissen wir viel drüber, auch Karl der Böse von Navarra, da kann man einiges zu sagen, aber...
Was da wirklich insgesamt dran ist, da haben wir ein riesiges Problem. Also wir können den historischen Aussagen oft nicht glauben, weil sie eben sehr, sehr oft parteiisch sind. Man kann aus heutiger Sicht natürlich forschen, man kann schauen, was ist da dran, was ist beweisbar, dann relativiert sich sehr, sehr vieles, vor allem auch die Einordnung mit anderen. Eine neutrale Sicht bekommt man hin, aber die Wahrheit werden wir über solche Figuren niemals haben.
Die Frage ist immer, ist da tatsächlich was dran? Oder was ist nicht dran? Wie sind andere Figuren? Aber gerade so ein Gilderä ist einzigartig. Wir haben sowas sonst nicht. Wenn er schuldig sein sollte, ist er wirklich eine absolut einzigartige Figur im Mittelalter. Aber es zeigt eben,
Ja, mein Titelbild war reißerig. Ich geb's zu. Der ganze Titel ist reißerig. Aber letztlich wollte ich so ein bisschen zeigen, wie schwierig die Einordnung von sowas ist und wie wichtig Quellenkritik dabei ist. Also auch wenn man solche Horror-Stories aus dem Mittelalter hat und davon werden überschwemmt. Wir haben gerade zwei Beispiele gehabt. Die Medien lieben das sehr. Also so Clickbaiting mit Kusel ist immer wahnsinnig beliebt.
zweifelt. Schaut erstmal nach, was ist da wirklich dran. Da ist selbst Wikipedia manchmal schon eine gute Quelle. Da findet man teilweise auch sogar schon zum kurzen Überblick über die Forschungslage. Das ist tatsächlich gar nicht doof nachzuschauen. Nicht bei allen Figuren. Manchmal findet man auch sehr, sehr wenig. Aber wenn ihr solche Horror-Stories seht, schaut erstmal nach. Es gibt ein älteres Video über Schurken. Da gibt es auch sowas wie Vlad Tepej, Dracula, das Vorbild für Dracula.
Sicherlich auch ein harter Hund, der brutale Dinge mit seinen Gegnern gemacht hat, aber wir wissen auch da immer nur im Groben, was ist passiert und wir wissen über viele Dinge aus Quellen gut Bescheid, weil wir Quellen haben, die wir gut einordnen können, aber gerade hier hatten wir Figuren, da ist die Quelle nicht gut einzuordnen, weil sie oft von politischen Gegnern beschrieben wurden.
Ja, was sagt ihr zu den übelsten Typen des Mittelalters, die ich euch genannt habe? Sind die so übel? Und wenn ja, wer von denen? Also, wenn es da einen gibt, den ich wirklich für fies halte, das ist so Konrad von Marburg mit so Fanatikern, kann ich nicht viel anfangen und da ist auch wenig Zweifel, weil die Quellen sind nicht von seinen Gegnern.
Im Gegenteil, der wird davor teilweise gelobt, weil er kämpft ja gegen Ketzer. Andere Figuren, da ist echt schwer nachzuvollziehen, was man gegen sie so haben kann. Also, gerade Richard III. wurde lange, lange, lange völlig verteufelt und tatsächlich ist er wahrscheinlich einer der eher harmlosen Könige seiner Zeit. Schreibt mal, was ihr davon haltet. Wen hab ich vergessen? Zu wem wollt ihr unbedingt in so einem Video was haben? Also, ich glaub, ich hab die weißen Bösewichte jetzt durch.
Aber ich kann ja auch mal das Gegenteil machen. Wer sind die großen Figuren? Wobei dann wieder oft Könige kommen und der Erfolg dieser Könige besteht dann eben darin, dass sie ganz toll viel erobert haben. Wer sind die guten Figuren im Mittelalter? Wer sind die Lichtgestalten? Gibt es überhaupt welche? War schön, dass ihr da wart. Hat mich gefreut. Ich hoffe, ihr hattet ein bisschen Unterhaltung in der letzten Stunde. Wir sehen uns das nächste Mal. Bis dahin macht's gut und bleibt gesund.