Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, heute wollen wir über eine junge Frau sprechen, die eine andere junge Frau grausam ermorden ließ. Der Fall ist voller Rätsel und Abgründe und er führt uns tief hinein in die jesidische Community in Deutschland und zu der Frage, ob hier eine Doppelgängerin ermordet werden sollte und wenn ja, warum.
Ich finde, es ist kein Wunder, dass schon während des Prozesses Filmproduktionen von Amazon und Netflix im Gerichtssaal saßen, die den Fall verfilmen wollten.
Aber zuerst mal, lieber Daniel, hallo. Hallo, liebe Anne. Wollen wir euch ankündigen, dass wir mit Zeitverbrechen live auftreten? Ende September geht's los und wir kommen in insgesamt vier Städte und zwar am 25. September in Berlin. Am 27. September sind wir in Düsseldorf, am 1. Oktober in München und am 4. Oktober in Hamburg. Wir sind alle vier, also Sabine, Andreas, Daniel und ich.
Anne, wir sind alle vier in allen vier Städten dabei und wir stellen euch an jedem Abend zwei Kriminalfälle vor, die wir selbst recherchiert haben. Tickets könnt ihr an allen bekannten Vorverkaufsstellen kaufen und auch bei Eventen. Und damit ihr nicht durcheinander kommt bei all den Sachen, die wir hier machen, möchten wir euch gerne nochmal sagen, dass wir alle zwei Wochen eine neue Folge Zeitverbrechen erscheint. Für alle. Also so wie der Podcast immer war, bleibt er weiterhin.
Es gibt alle zwei Wochen frei verfügbar eine neue Folge Zeitverbrechen. Und jede dritte Folge ist exklusiv für Digital-Abonnentinnen und Abonnenten. Und damit ihr keine Folge von Zeitverbrechen verpasst, folgt uns doch gerne. Bei Spotify geht es einfach mit einem Klick auf die Glocke. Und bei Apple Podcasts und auf den meisten anderen Plattformen könnt ihr einfach auf den Folgen-Button klicken.
Jetzt möchte ich aber gerne den Gast der heutigen Folge vorstellen, der den Mord in Ingolstadt recherchiert hat, über den wir heute sprechen. Henrik Rampe, du bist im Arbeitsressort Weitzeit Online, hast aber auch schon einige Kriminalgeschichten recherchiert. Und ich muss zugeben, dass ich dir den heutigen Fall selber eingebrockt habe. Ich habe nämlich in der Zeitung gelesen von einer wunderschönen jungen Frau, die eine andere wunderschöne junge Frau umgebracht haben soll.
Ich war dann bei der Polizei in Ingolstadt, habe dort einen völlig zerbeulten Mercedes gesehen und dachte, diesen Fall, den müssen wir unbedingt recherchieren. Und du hast es dankenswerterweise getan. Hallo Henrik. Ja, hallo. Herzlichen Dank für die Einladung. Henrik, das ist so ein Fall, in dem sich viele Medien auf die Täterin stürzen, weil sie so eine schillernde Figur ist.
Genau aus dem Grund würde ich heute hier bei uns mit dem Opfer anfangen. Kannst du uns Khadija einmal vorstellen? Khadija ist zum Zeitpunkt der Tat 23 Jahre alt. Sie ist eine sehr starke Frau, die schon sehr früh Widerstände überwinden musste. Sie ist in Algerien geboren, sehr früh nach Deutschland gekommen und mit 14 in ein Kinderheim, in eine Mädchengruppe dort. Und weil ihr Vater gewalttätig war, wusste er nicht mal, wo sie ist. Also sie ist da wirklich anonym untergebracht.
Sie wohnt in Epping, das ist so, ich selbst war noch nie da, aber so eine kleine Fachwerkstatt, irgendwo zwischen Mannheim und Heilbronn. In Baden-Württemberg. In Baden-Württemberg, genau. Und oft heißt es, Radisha war eine Beauty-Bloggerin, das finde ich so ein bisschen überzogen. Also ja, sie hat sich sehr gerne geschminkt, sie hatte Kanäle bei TikTok, bei Instagram, aber sie hatte eigentlich andere Jobs. Und zwar hat sie gekellnert in einem Burgerladen und in einem Café. Und ihre beste Freundin, die hat sie in diesem Kinderheim kennengelernt, sagt über sie, sie war unheimlich sprachbegabt.
Sie wollte eigentlich noch Dolmetscherin werden, heiraten, Kinder bekommen. Und sie ist wirklich gerne unter Leuten gewesen, extrem lebensfroh, bodenständig und so eine Kämpferin. Wie alt war sie denn, als sie starb? 23 Jahre. Noch super jung. Und das ist ja auch mal eine bemerkenswerte Entwicklung. Das finde ich ja immer, wird gar nicht hoch genug gehangen, wenn Menschen, die so schlimme Gewalt erfahren haben und mit 14 auf sich alleine gestellt waren in einem Kinder- oder Jugendheimen
ohne Eltern, ohne Verwandte aufgezogen wurden, praktisch anonym, sich schützend vor dem Vater und dann so eine Lebensfreude zu entwickeln, so positiv in die Welt zu schauen und so viele Menschen irgendwie auch zu begeistern mit dem, was einen selbst begeistert, das ist eine riesen Lebensleistung. Das ist nicht einfach so, ja guck mal, die ist Beautybloggerin, das muss die sich hart erarbeitet haben, bei den psychischen Schäden, die sie erlitten haben muss in der
Auf jeden Fall, ja. Kannst du uns auch die Täterin einmal vorstellen, Sharaban? Sie ist auch 23 Jahre alt, ist im Grundschulalter aus dem Nordirak mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen, hat hier eine Hauptschule besucht und zuletzt als Kosmetikerin gearbeitet in ihrem eigenen Salon. Der ist in der Nähe von Ingolstadt, also zwei Orte, die eigentlich an ganz anderen Stellen in Deutschland sind.
Und sie hat sich zuletzt ein sehr, sehr teures Lasergerät für ihren Salon gekauft. Mit dem man so Falten oder Flecken oder sowas vergläsert? Genau, ja. Für Beauty-Behandlungen. Da muss sie noch sehr viele Raten abzahlen. Verschuldet hat sie sich auch für ihren Mercedes. Du hast ihn angesprochen. Das ist ein sehr schicker Mercedes. Mercedes Coupé E200. Ein sehr teures Auto, was sie sich eigentlich auch nicht leisten kann. Und es ist so ein bisschen auch das Statussymbol. Also sie postet da mit dem Auto sehr gerne, fährt zu ihrer Clique in Ingolstadt. Das ist ein sehr, sehr teures Auto.
Das sind so Jungs, Anfang 20, die immer an der Tankstelle abhängen. Für die Jungs ist sie so die krass hübsche Sherry. Das ist ihr Spitzname. Und die will sie so ein bisschen beeindrucken. Einer nennt sie auch so die Möchtegern-Ghetto-Queen. Also es ist Ingolstadt, aber sie fühlen sich so ein bisschen, als wäre das hier die Bronx. Kennen die beiden sich? Nein, die beiden kennen sich nicht. Was vielleicht noch ganz spannend ist oder was vielleicht auch ein Bruch bei Sherry, also Sharaban, ist, sie war lange in einer Beziehung mit ihrer Jugendliebe. Ravan heißt der in Ingolstadt. Die haben auch zusammen gewohnt. Doch das geht in die Brüche.
Und sie zieht kurz vor der Tat zurück zu ihren Eltern. Das ist in München, also auch nicht so weit weg. Was man noch über sie sagen kann, sie wird sehr schnell eifersüchtig. Also es ist dokumentiert, dass sie sehr schnell ausrastet in dieser Ex-Beziehung. Dass sie zum Beispiel ihren Ex-Partner mit einem Messer bedroht oder ihn versucht hat, mit dem Auto zu überfahren. Okay, das ist ja nicht nur eifersüchtig, sondern das sind ja Gewalttaten. Das ist gewalttätig, genau. Und?
Und tatsächlich ja auch strafbewehrt. Also das sind ja nicht einfach Sachen, ich schmeiß mal irgendwie mit einem Kühlpad, weil ich es gerade in der Hand habe, im Streit. Sondern das sind ja wirklich tatsächlich versuchte Körperverletzungen oder sogar Totschlag mit dem Auto, wenn man mal ehrlich ist. Ist sie dafür denn jemals belangt worden oder angezeigt worden? Eine Bewährungsstrafe wegen, wie du sagst, gefährlicher Körperverletzung. Also ihr Ex hat sie schon angezeigt? Genau, ja. Das war immer so ein Auf und Ab in der Beziehung, reden wir sicher auch noch drüber. Mhm.
Ja, lass uns dazu gerne nochmal kommen. Kannst du einmal sagen, wie Opfer und Täter, also Khadija und Schereban, sich kennengelernt haben?
haben? Instagram ist die kurze Antwort. Also beide haben sich vorher kein einziges Mal persönlich gesehen, nie in die Augen geschaut. Die Frage ist, Instagram, wie lerne ich da Leute kennen, die ich eigentlich nie getroffen habe? Also wenn mich jetzt irgendjemand anschreibt, ich kenne die Person nicht, dann würde ich im besten Fall noch fragen, hallo, vielleicht hast du dich hier getäuscht, wir kennen uns nicht. Sie hat verschiedene Fake-Accounts und sich immer wieder einen Vorwand überlegt, andere junge Frauen anzuschreiben. Also Scharabahn hat verschiedene Fake-Accounts. Ja, da heißt sie dann logischerweise nicht Scharabahn.
Das ist auch so die erste Begegnung oder das Anschreiben, Anwerbeversuch nenn ich es mal, mit Khadija dem Opfer. Was hat sie ihr denn geschrieben? Sie hat vorgegeben, im Management von Lünen zu arbeiten. Ich kannte sie nicht, das ist eine Deutschrapperin. Sie sagt einfach, ey, hast du Lust im Musikvideo mitzumachen? Musst auch nicht viel machen, das wird hier ganz gut bezahlt. Und in dem Moment wird Khadija misstrauisch.
Und fragt bei Lün selbst nach, kann das denn sein, Musikvideo, noch viel Geld? Klingt ja sehr komisch. Ah, das ist ja schon eine kleine Recherche, die sie da unternimmt. Genau.
Das ist ja ganz beeindruckend. Und Lün sagt natürlich, nö, von der habe ich noch nie gehört. Und daraufhin geht Radisha darauf nicht ein, oder? Genau. Also es kommt ihr etwas sehr komisch vor. Und sie hatte ja die Bestätigung von dem Account der Rapperin. Nee, das kann nicht sein. Lass dich darauf bitte nicht ein. Aber Sharaban gibt nicht auf. Sie gibt nicht auf. Also wir wissen, dass Sharaban insgesamt mehr als 20 Frauen mit eben verschiedenen Accounts angeschrieben hat. Und bei Radisha unternimmt sie auch einen zweiten Versuch. Anderer Account, da nennt sie sich ÖS-Lemm.
Die Nachricht habe ich auch mitgebracht, weil ich finde die recht spannend. Ja, lies sie doch gerne mal vor. Die beginnt so. Hey, guten Abend. Wir suchen Mädels, die unseren neuen Diodenlaser testen. Hättest du Lust auf eine Kooperation? Wir bieten dauerhafte Haarentfernung mit dem weltweit schnellsten und effektivsten Diodenlaser an. 100% schmerzfrei. Das wird dann noch alles so ausgeführt, was alles super toll ist an diesem Laser. Und am Ende, liebe Grüße, Herzchen. Also der Laser, den sie noch abbezahlen musste. Genau.
Springt Khadija diesmal darauf an? Die beiden schreiben dann noch so ein bisschen hin und her. Dann sagt Scharaban, sowas kostet eigentlich 2600 Euro, bei mir ist das kostenlos. Und am Ende, das ist das Verhängnisvolle, steigt sie darauf wirklich ein. Es gibt auch, das nenne ich ganz uninteressant, eine Gegenleistung. Weil ich meine, man kriegt ja was kostenlos, dann ist schon die Frage, okay, was muss sie denn dafür machen? Werbung für den Salon von Scharaban. Also wieder auf Instagram. Ja. Kannst du vielleicht, bevor wir einmal in die Wirrungen dieses Falles einsteigen, erzählen,
Vielleicht einmal kurz erzählen, was passiert ist. Also daraufhin, sie bekommt diese Nachricht, sie geht darauf ein. Was passiert dann? Sharaban setzt sich ins Auto in Ingolstadt, da wohnt sie ja oder hat sie zuletzt gewohnt und fährt zu ihrem Opfer, zu Khadija. Aber nicht alleine, oder?
Ganz komisch, weil die beiden, Scharabahn und Schicke, sollen sich zehn Tage vor der Tat erst kennengelernt haben. Das ist kein langjähriger Freund. Interessant. Die setzen sich in diesen schicken Mercedes und dann gehört zu dieser Laserbehandlung anscheinend auch ein Abholservice. Darauf hat man sich verständigt. Also es gibt diese Fahrt, ist auch nicht so ums Eck, sind drei Stunden. Zwölf Kilometer. Genau, bis nach Baden-Württemberg und da steigt Khadija ins Auto dazu.
Ist es abends, tagsüber, welches Datum haben wir? Das ist August 2022 und es ist Frühjahrabend, da kommen die beiden bei ihrem Opfer an. Und sie steigt gutgläubig hinzu, weil sie denkt, okay, die fahren mich zu dieser Behandlung, ich mache hier ein bisschen Werbung, das sind nette Leute. Sie ist also komplett ahnungslos. Genau.
Ihren Eltern hat Scharaban, die Täterin, noch gesagt, sie muss noch einmal kurz nach Ingolstadt. Eigentlich wollte sie aber ihren Eltern wieder. Muss noch Post holen. Hadisha, wie ist es bei der? Sagt die irgendwem, was sie vorhat? Oder ist ihr das ein bisschen unangenehm? Es gibt sehr, sehr wenige Leute, die wissen, was sie da vorhat. Was passiert dann? Sie fahren zu dritt los, aber nicht nach Ingolstadt, so wie es verabredet war, sondern zu einem Waldstück. Das ist dann in der Nähe von Eppingen, also noch in Baden-Württemberg.
Und dort wird Khadija brutal umgebracht. Also erst mit einem Schlagring, das Sheikha auf sie einschlägt und dann mit insgesamt 56 Messerstichen in Hals, Oberkörper,
Auch ins Gesicht? Ja. Denn das könnte noch wichtig werden, denke ich. Und das Messer führt Shekir? Ja. Also Shekir bringt sie um. Du gehst aber davon aus und auch die Strafverfolgungsbehörden gehen davon aus, dass Sharaban eigentlich hinter dieser Tat steckt. Also dass sie ihn angestiftet hat, das zu tun. Ja, was sie auch immer ihm versprochen hat, dass er diese Tat dann für sie umsetzt. Aber genau so. Sie fährt zwar das Auto, ist ja auch ihr Auto.
Aber er ist der, der zusticht. Was passiert dann? Sie fahren zurück mit der toten Radisha auf der Rückbank. Die ganze Strecke bis nach Ingolstadt. Dort parkt dann Scharaban das Auto in der Nähe von der Donau. In Ingolstadt im Monika-Viertel. Dort steht das Auto auch erstmal. Es wird dunkel. Es ist eine lange Strecke.
Und gegen 23 Uhr entdecken dann die Eltern von Scharaban das Auto in Ingolstadt. Die kommen dann... Zufällig? Das ist jetzt so ein bisschen die Frage, weil es ist gar nicht bei ihr vor der Haustür abgestellt. Warum auch immer, sie wissen, das ist so ihr Auto.
Sie hat getönte Scheiben. Sie klopfen dagegen. Es ist ja auch irgendwie dunkel. Sie erahnen die Silhouette so, okay. Und denken, darin liegt ihre eigene Tochter regungslos und leblos und reagiert nicht, wenn sie dagegen trommeln. Weil sie auch so dunkle Haare hat, weil, wie du Daniel gesagt hast, ihr Gesicht entstellt ist. Also sie gehen davon aus, dass die Tote, die ermordete Tote im Auto ihre eigene Tochter ist. Genau, ja. Also ihr könnt gerne noch ein bisschen über Optik reden, weil das spielt jetzt eine Rolle. Wie sehen die beiden eigentlich aus? Ja.
Ähnlich, das in jedem Fall. Bei Sharaban ist es so, sie hat lange, dunkle Haare, braune Augen, eher dunkler Teint. Das trifft auch so weit auf Radisha zu. Es gibt schon Unterschiede, zum Beispiel ein Tattoo. Also das hat nur Radisha, Sharaban hat das nicht. Und bei diesen ganzen Anwerbeversuchen hat eigentlich Sharaban immer darauf geachtet, dass dieses Opfer kein Tattoo hat. Weil das ist ja ein Unterscheidungsmerkmal. Warum auch immer hat sie das bei
Radiescher durchgehen lassen, die sind ein Unterschied. Aber ja, die sehen grundsätzlich ähnlich aus. Scharaban ist zum Beispiel dünner. Wenn man genau hinguckt, sieht man einen Unterschied. Das sind jetzt nicht eineiige Zwillinge. Es stellen sich natürlich ungefähr 300 Fragen. Aber fangen wir mal bei der Frage an, die mich gerade am meisten irritiert hat.
Die Eltern finden dieses Auto. Wie kommen die denn überhaupt dahin? Die wohnen doch in München. Es ist immer noch der gleiche Tag. Ihre Tochter hat gesagt, sie fährt nach Ingolstadt. Was machen die denn überhaupt in Ingolstadt? Also ich verstehe auf jeden Fall, dass sie besorgt sind, weil wenn jemand sagt, ich hole mal Post ab und dann kommt man nach Stunden nicht zurück und reagiert nicht auf Anrufe, dass man dann sagt, okay, sie wohnt ja in Ingolstadt.
Und ich komme da mal vorbei. Das leuchtet mir ein. Warum genau sie wissen, dass das Auto an dieser Stelle steht. Ob das Zufall war, weil man dann sowieso ein bisschen durch die Gegend fährt.
Und das Auto erkennt, das ist bis heute nicht geklärt. Okay, aber das heißt, ihre Eltern waren die Ersten, denen dieses Auto aufgefallen ist. Die finden die Leiche der vermeintlich ihrer eigenen Tochter. Vielleicht bevor wir nochmal in die ganze Genese kommen, denn wir müssen das glaube ich mal ein bisschen aufdrüsseln. Das ist ein extrem komplexer Fall und es gibt verschiedene Hypothesen und Motivlagen, die wir gleich vielleicht noch diskutieren wollen.
Aber vielleicht erzählst du uns nochmal eben, wie es dann weiterging, als dieses Auto dann gefunden wurde und die Eltern eben denken, oh Gott, das ist unsere Tochter. Die Verständigen, logischerweise die Polizei. Rettungssanitäter und Polizisten sind die Nächsten, die eintreffen.
Und weil du auch gesagt hast, viele Stiche, Stiche im Gesicht. Es ist dann auch den Rettungssanitätern schwergefallen, so eine Wiederbelebungs-Atmungsmaske auf das Gesicht des Opfers zu setzen, weil es so deformiert war. Weil es ja auch irgendwie die Frage, okay, haben die nicht gecheckt, dass das jemand anderes ist als ihre Tochter eigentlich? Das ist, wie gesagt, dunkel, getönte Scheiben und dann ein Gesicht, was komplett entstellt ist. Man ist ja auch panisch in dem Moment, oder? Man sieht das Auto der Tochter zerstört.
Also darin liegt leblos jemand mit langen, dunklen Haaren. Aber die Polizei macht dann einen DNA-Test. Genau. Und stellt fest, es ist nicht die Tochter, sondern jemand anderer. Und die Tochter lebt. Die Tochter lebt. Und stellt dann die Polizei auch DNA-Spuren von Scharaban an dem Opfer fest? Von Scharaban, aber natürlich auch von Schiki, der zugestochen hat. Vielleicht können wir mal bei der zentralen Frage in diesem Fall, warum musste Khadija sterben, nachdenken.
Können wir mal die unterschiedlichen Theorien aufblättern? Es gibt ja verschiedene Hypothesen. Eine haben wir schon aufgestellt, die Doppelgängerinnen-Hypothese. Vielleicht kannst du uns einmal sagen, welche Hypothesen es gibt und was jeweils dahinter steckt. Da würde ich auch anfangen mit der Doppelgängerinnen-Theorie. Wir haben ja gesagt, sie sehen sich zumindest ähnlich. Und dann wäre eine Überlegung, dass Scharaban untertauchen wollte und sich ein Opfer ausgesucht hat, das ihr möglichst ähnlich seht.
Untertauchen, sich von der eigenen Familie lossagen und woanders hinfliehen und ein neues Leben beginnen. Und dadurch gewinnt sie ja ein bisschen Zeit, wenn jetzt Menschen glauben, ihre eigenen Eltern haben es ja geglaubt, sie ist tot. Klingt erstmal schlüssig, aber diese Theorie hat Brüche. Darauf kommen wir gleich.
Was sind die anderen Theorien? Jetzt haltet mich nicht komplett für bekloppt in dem sowieso schon sehr verworrenen Fall, aber es ist wirklich eine Überlegung, dass schwarze Magie eine Rolle spielt. Vor Gericht wird später im Zeugenstand auch ein Mann sitzen, der selbst sagt, er ist ein Scheich oder manchmal nennt er sich auch selbst Magier. Das hat damit zu tun, dass in diesem Auto,
in der Fahrertür zwei Zettel gefunden werden und dort noch ein Foto ist, mit so einem Tesafilm verbunden. Und auf diesem Foto zu sehen ist Sharaban und ihr Ex-Mann. Er hat sich ja von ihr getrennt. Und dann könnte man das eins weiter spinnen und drehen und sagen, okay, vielleicht musste Khadija sterben als Opfergabe. Klingt komplett abstrus, aber hier klingt schon vieles sehr abstrus.
Das war der Versuch, dass sie wieder mit ihrem Ex-Geliebten zusammenfindet, wenn sie jemand anderes umbringt, ein großes, großes Opfer bringt. Aber das klingt schon nochmal deutlich absurder als das, was wir bislang gehört haben. Das stimmt. Das ist ja im Grunde die Idee,
Eine fremde Frau soll sterben, damit sie wieder mit ihrem Mann zusammenkommt. Gibt es noch eine Theorie, bevor wir jetzt gleich diese einzelnen Theorien einmal aufdröseln? Oder sind das die beiden wesentlichen? Ich glaube, das sind die zentralen. Natürlich, ihr kennt das auch. Man muss einfach gucken, was sind das für Menschen? Gibt es irgendwie Persönlichkeitsstörungen? Sind das vielleicht auch einfach Psychopathen? Das sind irgendwie dann ja auch spannende Leute, die einfach Mordlust haben. Gerade über Schäke wissen wir jetzt ja eigentlich nur, sie kennen sich.
Zehn Tage und dann sagt er einfach, ja okay, ich bring für dich eine andere Frau, die er ja auch nicht kennt, um.
Hat er denn eine Historie, eine Gewalthistorie in irgendeiner Art und Weise? Bei ihm gar nicht. Also hat man Joint geraucht, ansonsten hat er eine Ausbildung zum Maler gemacht. Und alle, die ihn so beschrieben haben, sagen, ja, das ist eigentlich voll der entspannte, relaxte Typ. Bei ihr gibt es aber diese Gewaltgeschichte. Genau. Wurden die beiden denn psychiatrisch untersucht? Ja. Und mit welchem Ergebnis? Beide sind voll schuldfähig. Bei Schäkje fällt so ein Gutachten deutlich kürzer aus, weil er vor Gericht nicht gesprochen hat und auch nicht mit der Psychiaterin.
Genau, bei ihm hat man aber keine besondere Neigung zur Gewalt festgestellt. Bei Scharaban ist es so, sie wurde insgesamt an vier Tagen befragt, also wirklich sehr, sehr lange, aber viele, viele Stunden. Und man hat festgestellt, eine Persönlichkeitsakzentuierung, keine Störung und eben diese Tendenz zu Streit und Konflikten, dieses Impulsive, Manipulative, das wurde ihr nochmal bescheinigt. Also wird jetzt auch kein Mord erklären? Nee. Gut, dann lass uns doch mal in diese Theorien reingehen.
Was für einen Grund sollte Scharaban gehabt haben, eine andere Frau zu töten, damit sie fliehen kann? Und ist sie überhaupt geflohen? Das ist ja noch spannend. Was hat sie gemacht nach dieser Tat? Das Auto steht da verlassen in irgendeinem Wohnviertel. Was machen die beiden dann?
Ganz kurz kommt sie noch mit zu ihm. Also Scharabang kommt noch mit zu Shekir? Ja, genau, in sein Zimmer. Haben die eine Liebesbeziehung? Nach allem, was man weiß, nicht. Das macht es, wie gesagt, noch fragwürdiger, warum er und sie so in diesem engen Verhältnis stehen. Also ganz kurz sind sie noch zusammen unterwegs, dann trennen sich so ihre Wege. Sie sind geschlagen und haben mal kurz bei dieser Sache...
sagenumwobenen Clique irgendwo auf, die sich immer an der Tankstelle treffen. Es sind insgesamt 24 Stunden, bis sie festgenommen wird. Und in der Nacht streunert sie so ein bisschen durch die Parks rum. Sie macht schon Andeutungen, dass irgendwas Krasses vorgefallen ist in so Chatnachrichten. So, du glaubst nicht, was passiert ist. Wem schreibt sie das, diese Clique? Immer dieser Clique und so, hey, kannst du mich abholen? Ich werde nie wieder eine glückliche Frau werden. Die glauben ihr nicht. Die sagen, okay, das ist zwar irgendwie so die krasse Sherry und irgendwie postet sie gerne und ist diese Möchtegern-Gangsterin, aber...
Als sie dann immer mehr sagt, ja, das ist so eine junge, unschuldige Frau jetzt wegen mir umgekommen, dann sagen die halt, nee. Ach, das gibt sie zu, das schreibt sie. Andeutungsweise. Weil sie, vielleicht auch dann schon mal nach vorne geblickt, immer wieder auch andere Leute gefragt hat, hey, bist du mal bereit, was richtig Krasses zu machen? Für mich. Für mich. Das könnte man ja dann als Versuch werten, dass sie, bevor sie Schäkel gefunden hat, auch andere Leute dazu bringen wollte, jemanden umzubringen.
Das klingt natürlich alles schon auch ziemlich narzisstisch, wenn man mal ehrlich ist. Alle sollen ihr irgendwie folgen, alle sollen für sie etwas tun, sie soll gesehen werden. Das ist ja das Ding, um das es im Grunde genommen geht. Aber wenn man untertauchen will, das hat Anne ja gerade auch schon gesagt, sollte man ja annehmen, dass man nach so einer Tat dann vielleicht...
den Ort, an dem man die Leiche abgestellt hat, verlässt und flieht. Nun gut, sie hat kein Auto mehr, aber man kann ja durchaus auch mit einem Zug irgendwo anders hin. Ja, sie hätte doch einen Plan haben müssen. Eine Fluchtwohnung, Safehouse, was weiß ich. Aber das gibt es alles nicht. Gibt es alles nicht. Also man weiß, sie hat schon andere gefreut, hey, kannst du mir so einen gefälschten Reisepass klären? Aber hat irgendwie nicht funktioniert. Sie hat so auch ein Köfferchen dann bei ihrem Komplizen untergebracht. Aber wie ihr schon sagt, man müsste jetzt, jede Sekunde zählt, weg aus Ingolstadt, weg aus dieser Kleinstadt.
Aber das macht sie nicht. Sie ist noch 24 Stunden unterwegs und man sieht sie auch auf einer Überwachungskamera einer Pizzeria. Also hat sie Hunger bekommen und will sich anscheinend mal eine Pizza holen. Ist eine Pizza. Okay, was ist mit Sheikir, also dem Täter? Sheikir ist dann auch bei einem Freund unterwegs und anscheinend blutet seine Hand so ein bisschen, weil er sich in diesem Kampf, in diesem Gemetzel dann auch verletzt hat.
Auch der sagt Sachen wie, es hat sich angefühlt, wie auf einen Leichensack einzuschlagen. Also er gibt die Tat zu? Kann man so werten, ja. Der Freund ruft aber nicht die Polizei oder so, sondern hört sich das mal an, wie das war. Irgendwann im Laufe der Nacht hat schon jemand die Polizei verständigt, aber das hat relativ lange gedauert. Und die Polizei, hatten wir ja auch gesagt, hat parallel natürlich auch eine Obduktion durchgeführt und wusste, dass die DNA-Spuren zu den beiden führen. Aber das ist ja der reine Wahnsinn, wenn man sich das mal vorstellt.
Das sind zwei junge Menschen, die sich im Grunde genommen gar nicht kennen, die auch keine Beziehung miteinander haben, so as far as we know. Die ziehen los unter einem falschen Vorwand, töten mit was, 56 Messerstichen? Eine andere junge Frau stellen die in aller Öffentlichkeit im Grunde genommen in diesem Mercedes in Ingolstadt ab, sodass sie gefunden werden muss.
Sie wissen, was sie getan haben, weil sie reden mit Freunden darüber oder schreiben denen, deuten es ihnen an und wollen es offenbar loswerden. So als wäre das irgendwie eine Instagram-Story. Mhm.
Und dann lassen sie sich festnehmen, weil sie nicht auf die Idee kommen zu fliehen. Ich finde, das ist derartig unvorstellbar, Entschuldigung, dass ich das sage, also nicht nur ruchlos, sondern auch dumm, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass zwei Menschen wirklich so dämlich sind. Ruchlos sowieso. Brutal? Klar.
Aber dumm ja auch noch bis zum dort hinaus. Ich kann dir auch noch einen Detail verraten. In diesem Auto ist ein gefüllter Benzinkanister, den haben sie nämlich noch vorher gekauft, aber nie angezündet. Also das Auto brannte ja nicht, das stand da einfach. Also als hätten sie fast ein bisschen die Nerven verloren.
Was auch immer ihr Plan war, ob es überhaupt einen Plan gab, wie du sagst, man braucht eigentlich eine Fluchtroute, irgendwas im Kopf, wo man hin will. Haben Sie sich denn im Prozess oder gegenüber irgendjemandem mal dazu eingelassen, warum Sie das getan haben? Nicht konkret. Also er hat ja sowieso nicht gesprochen. Sie hat schon gesprochen, sich eingelassen. Da hat sie erzählt, ja, es gab diese Fahrt und so weiter. Ich war auch dabei.
Aber ich habe natürlich nichts gemacht. Ich musste da fahren. Ich wurde gezwungen, da irgendwie mitzufahren. Ach so, sie sagt, er war es. Genau, er sagt nichts. Er sagt nichts, aber sie sagt, er war es und er wollte, dass ich da zuschaue, obwohl sie diese Log-Nachricht geschrieben hat. Genau, das geht schon von ihr aus, das ist dokumentiert. Und hat er gegenüber irgendjemandem mal gesagt, dass es sie war? Es gibt gemeinsame Freunde, das ist dann wieder diese Clique. Und gegenüber einem dieser Clique hat er gesagt...
Es musste ein unschuldiges Mädchen für diese Hure sterben. Gemeint ist Scharaban. Genau. Also das klingt fast danach, als hätte sie ihn beauftragt mit dem Tod. Ja. Und als hätte sie ihm auch irgendwas dafür versprochen, oder? Und zwar...
so sexueller Natur. So klingt es ja so ein bisschen. Oder Geld. Oder Geld, das ist die andere Variante. Man hat sie natürlich so nach außen hin, so einen Lebensstil mit dem dicken Mercedes und der eigenen Praxis und diesem teuren Lasergerät und so, als könnte sie sich ganz schön viel leisten. Vielleicht war er natürlich auch auf Geld angewiesen. Aber ich finde dieses Wording, die Hure,
Hat so ein bisschen so einen verletzten Stolz, so ein gehörnter Liebhaber-Vibe für mich. Darf ich noch ein bisschen mehr Verwirrung stiften in diesem Fall? Weil Sharaban hatte ursprünglich auch einen anderen Plan. Sie hat nämlich einen Auftragsmörder bestellt, das war auch eben ein Kumpel und dem hat sie 5000 Euro gegeben.
Da ging es dann nicht darum, Khadija umzubringen, sondern ihren Ex-Schwager. Okay, Henrik, ich glaube, das ist der Moment, an dem wir mal in die Familienstruktur von Scharaban schauen müssen. Sie ist zusammen mit jemandem, sie kommt aus einer Familie in München. Bitte erklär uns mal ihr gesamtes Familiengefüge. Da wird, glaube ich, einiges dann auch klarer. Da fange ich gerne bei Scharaban und München an. Also die Familie stammt aus dem Nordirak. Sie hat noch vier Geschwister.
Die ist schon relativ lange mit Rawan zusammen. Rawan kommt auch aus dem Nordirak. Das sind beides Jesiden, also diese Religionsgemeinschaft, die auch ihren Ursprung hat im Nordirak. Die vom islamischen Staat verfolgt wird. Genau, als Ungläubige verfolgt wird. Deswegen leben auch relativ viele Leute heute nicht mehr im Nordirak, sondern Jesiden sind geflohen. Die größte Diaspora, glaube ich, der Jesiden ist in Deutschland. Genau, mit ungefähr 200.000 Menschen. Also eine richtig große Community. Genau.
Es ist zumindest gern gesehen, wenn Jesiden auch mit Jesiden eine Ehe schließen. Und das haben die beiden ja gemacht. Sie sind beide Jesiden. Ist Scharabandin gläubig? Ja, nicht streng gläubig nach allem, was man weiß. Aber ja, gehört der Glaubensgemeinschaft an, praktiziert. Die beiden haben sich sehr früh kennengelernt. Und nach jesidischem Recht sind sie auch verheiratet.
Sie wollten eigentlich auch in Deutschland noch standesamtlich heiraten, sind verlobt. Aber dann hat er die Flucht ergriffen, weil sie so gewalttätig wurde. Genau. Es ist immer so Auf und Abs. Und er sagt irgendwie auch so, okay, wenn sie mich dann wieder so anlächelt, dann wurde ich schwach, dann bin ich irgendwie zusammengeblieben. Aber es gibt viele Sachen, auch teures Lasergerät, aber vor allem auch diese Gewaltversuche, wo er irgendwann den Schlussstrich zieht und sagt, ich will hier raus aus dieser Beziehung, aus dieser Beziehung.
Ja, eher, das ist toxisch.
einer innerhalb des Islam unterdrückten Glaubensgemeinschaft, die jahrhundertelang schon verfolgt wird und die nur so quasi ihre Wagenburg beibehalten konnten, dass sie nur unter Jesiden eben geheiratet haben.
Was also auch dazu führt, dass auch in den nicht mehr so ganz traditionellen Familien in Deutschland immer sehr gern gesehen wird, wir heiraten nur untereinander. Das muss man immer vielleicht im Hinterkopf haben. Das hat sich über Jahrhunderte tradiert in den Köpfen, dass das nur so funktioniert, wenn die Jesiden und Jesidinnen untereinander bleiben. Und da entstehen naturgemäß im 21. Jahrhundert in Deutschland Konflikte. Werbung
Hallo, wir von Zeitverbrechen gehen im Herbst 2025 auf Tour. Alle vier Hosts werden dabei sein und zwar in Berlin, Düsseldorf, München und Hamburg. Wir sprechen an allen Abenden jeweils über zwei Fälle, die wir selbst recherchiert haben. Und Tickets bekommt ihr an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei Eventim. Warum um alles in der Welt hat Scharaban einen Auftragskiller...
beauftragt, ihren Schwager zu töten. Also den Bruder ihres Mannes. Also sie vermutet, dass das die Person ist, die sich gegen die Ehe stellt. Also dass der Schwager versucht, ihren Ex-Mann zu manipulieren und dass der für die Trennung verantwortlich ist. Wenn sie es schafft, ihn aus dem Weg zu räumen, kommt sie auch wieder zurück in die Beziehung.
Also sie will an der Beziehung festhalten. Auf jeden Fall, ja, das ist ihr oberster Wunsch. Es gab auch verschiedene Schlichtungstreffen, das ist anscheinend auch üblich im Jesidentum, dass sich dann nochmal vor allem Männer zusammensetzen in einem Raum. Insgesamt drei solcher Treffen hat es gegeben. Rawan, also ihr Ex-Geliebter, war auch teilweise dabei. Aber das Ergebnis von all diesen Schlichtungstreffen, die über Stunden gehen, ist, es ist aus. Also er ist nicht mehr bereit,
Ich finde das total interessant, was du gerade sagst, dahingehend auf diese schwarze Magietheorie, weil jetzt ergibt die ja zum ersten Mal so ein bisschen Sinn. Also wenn man jetzt so in Scharabans Kopf guckt,
und sie es wirklich für möglich hält, dass sie mit ihrem Ex wieder zusammenkommt, wenn sie deren Bruder töten lässt, dann kann man, finde ich, auch den Weg gehen zu sagen, sie glaubt womöglich daran, dass es über die schwarze Magie, über ein Opfer einer anderen Frau funktionieren könnte. Also das ist ja dasselbe Geist des Kindes, dieser Gedanke, dieser wahren Gedanke ja eigentlich. Es muss jemand sterben,
damit er mich zurücknimmt. Da hat es schon eine gewisse Denklogik, oder? Ja. Man muss natürlich fragen, ob das wirklich so ernst genommen wurde. Ich kann mir das schon alles gut vorstellen, was ihr da erzählt habt über die Tradition des Jesidentums und wie wichtig das ist, Ehen innerhalb der Religionsgemeinschaft zu schließen. Gleichzeitig reden wir über ein Verbrechen, das im 21. Jahrhundert in Deutschland stattfindet, in Ingolstadt stattfindet.
Wie gläubig war Scharaban wirklich? Ist es nicht vielleicht auch ein bisschen fast eine rassistische Erzählung der Verteidigung, dass man sagt, naja gut, die wird ja irgendeinen schwarzen Magier beauftragt haben? Es ist extrem schwer. Ich glaube, man stochert dann im Nebel und klammert sich an den kleinsten Theorien, was irgendwie sein könnte, weil man sagt, das ist so absurd. Die beiden kannten sich nicht, Täterin und Opfer. Was um alles in der Welt hat sie denn geritten?
genau diese Person aufzusuchen. Was hat es denn mit diesem Zettel in der Beifahrertür auf sich? Das ist ein Zettel, der wurde da gefunden und dann guckt man natürlich, okay, was steht denn da? Man findet eine Schrift und die sieht so ein bisschen arabisch aus, aber arabisch ist es nicht.
Ist eine Fantasieschrift. Ist eine Fantasieschrift, wie sie später herausstellt. Die Frage ist nur, von wem? Wer hat es denn geschrieben? Dann kommt man am Ende zu einem Typ, der sich als Scheich vorstellt, in Hessen lebt, manchmal auch irgendwie Magier genannt wird. Der Magier, den du vorhin schon angesprochen hast. Genau, das ist dieser Magier. Der Scheich von Hessen. Das ist schon ein super Titel. Magische Scheich von Hessen. Der magische Scheich von Hessen. Jetzt haben wir einen Folgentitel. Ja.
Ja genau, der wird dann auch irgendwie gefragt oder es wird auch bekannt, sie hat ihn konsultiert und irgendwie gefragt, ob er irgendwas machen kann und er hat dann, so sagt er selber vor Gericht, Glück und Genesung gewünscht. Das Problem war, er selbst konnte diese Fantasieschrift nicht lesen, weil er anscheinend Analphabet ist, also hat er immer wieder so leicht abweichend gesagt, ja ich wünschte das und das und so.
Und das ist auch irgendwie mega schwer, damit zu arbeiten, mit dem Strang. Aber es klingt für dich schon irgendwie plausibel, dass in ihrem gewaltvollen, narzisstischen Mindset
dass sein kann, dass sie sich ein Opfer sucht, damit sie zurückkommt zu ihrem Mann. Ja, das kann ich mir vorstellen. Da ist es natürlich auch irgendwie spannend, wie ist denn das Verhältnis zu ihrer Familie? Also muss sie sich davon wirklich lossagen und ein neues Leben beginnen, so wie die Staatsanwaltschaft? Davon geht die ja irgendwie aus noch.
Man hat dann im Gerichtssaal gesehen, dass sie eigentlich ein recht gutes Verhältnis hat zu ihrer Mutter, zu ihrem Vater. Sie lagen sich teilweise in den Armen, haben alle zu dritt irgendwie geweint. Sie wird immer mit Snacks versorgt in Verhandlungspausen von ihrer Familie. Es gibt allerdings auch Chatnachrichten, da sagt sie, oh Mann, ich darf hier nicht raus und meint halt, dass sie zurück bei ihrer Familie ist und dann vielleicht eine sehr patriarchale Familienstruktur vorfindet.
in der sie eben unglücklich ist und auch vielleicht das Gefühl hat, dass diese gescheiterte Ehe, dass sie dafür irgendwie geächtet wird, dass sie da irgendwie nicht mehr Anschluss findet. Was ich immer noch nicht verstehe, klar, diese Thesen sind jetzt nicht alle miteinander vereinbar, logisch. Aber warum in Gottes Namen sollte man denn davon ausgehen, dass sie untertauchen will, also dass das das Motiv ist, irgendwie unterzutauchen, wenn sie doch eigentlich zurück will zu ihrem Ex?
Wo sie ja dann komplett eigentlich in die Familie wieder eingebunden wäre. Also das sind widerstreitende Thesen ja schon mal per se. Und das würde vielleicht auch erklären, warum sie dann am Ende gar nicht flieht, weil sie eigentlich nie untertauchen wollte. Das würde mich jetzt, aber das ist mal meine Frage an dich, ja eher sogar zu der schwarzen Magiethese bringen, als zu der Doppelgängerinnen-These, oder? Besonders logisch finde ich beide Theorien nicht. Das wollte ich damit auch nicht sagen.
Ich finde Doppelgängerin-Theorie noch einen Ticken logischer als schwarze Magie, weil wir irgendwie auch wissen, sie ist ja nicht streng gläubig und dass sie, warum auch immer, geglaubt hat, dass sie sich da lossagen muss und untertauchen. Warum sie es nicht macht, warum sie einen Reisepass irgendwo deponiert, aber nie direkt die Flucht ergreift. Ob irgendwas schiefgegangen ist, warum sie das Auto nicht anzündet, sondern einfach nur parkt.
Ob sie irgendwie selber merkt, das kann nicht aufgehen. Man wird mich jetzt in jeder Sekunde haben. Ich kann jetzt von Ingolstadt nach München, von Ingolstadt nach Frankfurt fahren. Ich bin irgendwie gescheitert. Was man auch über sie weiß, man hat ihren IQ-Wert dann durch ein psychiatrisches Gutachten auch bestimmt. Der liegt bei 86. Das ist unterer Normbereich, kurz vor einer Lernbehinderung. Das zu reflektieren, was mache ich hier eigentlich? Der Plan kann nicht aufgehen. Vielleicht hatte sie eben dieses Wissen und dieses Reflexionsvermögen einfach gar nicht.
Wir haben jetzt hier eine schwer zu durchschauende Gemengelage, in der ein Castingverfahren eine Rolle spielt. In der ein ominöser Zettel eines selbsternannten Magiers, dem Scheich von Hessen, eine Rolle spielt. Es ist schwer zu greifen, glaube ich, aber das Strafrecht muss ja auch nicht immer das Motiv finden, warum jemand tötet. Fest steht, dass die beiden Khalisha getötet haben.
Kannst du uns vielleicht noch einmal erklären, wie du den Prozess erlebt hast? Also was da noch alles zur Sprache kam? Also spannend fand ich, dass Schäke, der Komplize, noch aus der U-Haft heraus einen Zettel angefertigt hat. Den wollte er einem Mitinsassen mitgeben, der bald entlassen wird. Auf diesem Zettel waren Namen notiert, Namen von Zeugen. Er hatte einen Plus hinter Namen gesetzt, die, so kann man zumindest von ausgehen, umgebracht werden sollen.
Andere Leute sollten nur verletzt werden. Das ist natürlich auch komplett absurd. Eine Todesliste? Eine Todesliste von Zeugen. Hat sich deswegen sein Strafmaß erhöht oder wie hat die Staatsanwaltschaft das gewertet? Sie hat es dann nicht ins Urteil mit einfließen lassen, weil das war dann erstmal eine Liste mit Plus und Minus. Natürlich schon brisant, dass da Name und Adresse von wichtigen Zeugen stehen, aber es hat das Strafmaß nicht mehr verändert.
Apropos Auftragsmord, was ist denn aus dem Auftragskiller geworden, den Scharaban für ihren Schwager engagiert hatte? Das ist mega skurril, fast schon wieder ein bisschen lustig, wenn es nicht so brutal wäre. Also auch wenn ich Auftragskiller bin und dann meinen Auftrag nicht erfülle, mache ich mich strafbar und zwar wegen Betrugs. Deswegen diese 5000 Euro, die hatte Scharaban ihm ja schon gegeben, durfte er natürlich nicht einfach behalten und davonlaufen. Ich finde, das ist das deutsches denkbare Urteil, was man sich nur vorstellen kann.
Auch der Auftragskiller, am besten noch wegen Steuerhinterziehung, wenn er die 5000 nicht versteuert hat. Das ist schon großartig. Er hat sich auch immer wieder lustig gemacht, dass er gesagt hat, naja, zur Polizei gehen kann sie ja sowieso nicht. Ich habe jetzt hier mein Geld, also was will sie von mir? Also er hat den Schwager nicht getötet, der Schwager lebt. Genau.
Kannst du nochmal Eindrücke aus dem Prozess teilen? Wie haben die beiden sich gegeben? Sehr unterschiedlich, weil sie redet, er nicht. Sie hat immer wieder an ihren Haaren gespielt, war schon fast so ein bisschen flirty mit ihren insgesamt vier Verteidigern.
Das ist eine Menge. Ja, die Eltern von ihr waren ja auch regelmäßig da. Und ansonsten war auch ein riesen Andrang von Presse und Besuchern. Da war immer wieder eine internationale Presse. Großes, großes Interesse von Medien. Du hast auch schon die Produzenten angesprochen. Für die ist das natürlich auch ein wunderbarer Stoff, weil wenn du das als Fiktion verkaufst, sagt dir jeder, boah, das ist ein bisschen...
zu viel Fantasie mit dir. Aber in dem Fall, dieses Drehbuch hat ja die Realität geschrieben. War denn auch ein großes Interesse von dieser Clique da, von diesen Männern und Jungs, die sie ja irgendwie immer beeindrucken wollte an der Tankstelle. Weil mein Eindruck war ja schon, das ist jemand, der will gesehen werden. Und jetzt dieser Ort, dieser Gerichtssaal, sie steht im Fokus. Das ist ja das ultimative Gesehenwerden. Also hat sie das auch ein bisschen genossen und hat es auch was gefeiert.
gebracht aus ihrer Warte, dass diese ganzen Jungs alle da waren? Also ich kann mir schon vorstellen, weil sie hat ja immer wieder so Andeutung gemacht und gesagt, okay, ich mach hier was Großes, ich plan hier was. Und alle haben das so belächelt, weil die Clique ist vielleicht irgendwie cool und so, aber die haben natürlich nie gedacht, dass sie wirklich einen Menschen umbringt und dass sie jetzt durchgezogen hat. Da kann ich mir schon vorstellen, dass sie
das irgendwie zeigen wollte, so ich rede nicht nur und mache irgendwelche Andeutungen, sondern ich mache hier wirklich was. Und das war auch wirklich sehr interessant, weil es waren weit über 100 Zeugen. Der Prozess hat mehr als ein Jahr gedauert, die da geladen wurden. Und die hatten überhaupt keinen Bock zu kommen. Die haben sich da so breitbeinig hingesetzt.
Ganz große Erinnerungslücken, was da besprochen wurde an der Tankstelle. Auch vom Umgangston, dass man irgendwie dem Verteidiger mal Hals, Maul sagt, war da irgendwie so an der Tagesordnung. Das war schon sehr, sehr rabiat im Ton. Breitbeinig. Breitbeinig, ja. Vielleicht kommen wir ja so der Sache näher. Vielleicht haben wir es hier mit einer Frau zu tun, die, weil sie ihre Ehe retten wollte, weil sie sich wichtig tun wollte...
die in ihrem Kopf irgendwie die Idee bekommen hat, so ein Mord, das könnte eine interessante Sache sein. Es sind natürlich niedere Beweggründe, aber vielleicht steckt gar nicht so viel dahinter, wie Staatsanwaltschaft und Verteidigung angenommen haben. Vielleicht gibt es diese Doppelgängerinnen-Theorie in dieser exzellenten Ausführung nicht. Vielleicht gibt es dieses schwarzmagische Denken in aller Tiefe nicht. Vielleicht handelt es sich einfach um zwei Menschen,
die sich hineingesteigert haben in die Idee, wir begehen gemeinsam einen Mord. Vielleicht war Sheikia in Scharaban verliebt und hat den Mord für sie begangen. Vielleicht steckt bei Scharaban gar nicht mehr dahinter als einfach eine Verzweiflung und eine komplette Irrationalität. Also Verzweiflung stimme ich dir voll und ganz zu. Man weiß ja, dass sie mit Zurückweisungen sehr schlecht umgehen kann, dass sie da sehr aufbrausend ist, gewalttätig werden kann und
Dass es jetzt noch keine drei, vier Monate her ist, dass eine langjährige Beziehung für sie kaputt gegangen ist und dass sie dann in der Verzweiflung alle möglichen Szenarien durchgeht und vielleicht auch nicht durchdenkt, das glaube ich auch. Wie ist denn letztlich das Urteil ausgefallen? Lebenslang für beide. Bei ihr wurde auch die besondere Schwere der Schuld festgestellt, bei ihm nicht.
Und zwei Mordmerkmale sah das Gericht erfüllt. Einmal niedere Beweggründe und Heimtücke. Da sieht man ja mal wieder sehr interessant, was im Grunde genommen alle guten Strafverteidiger ihre Mandanten machen lassen, nämlich schweigen. Dass die Schweigeverteidigung dazu geführt hat, dass derjenige, der 56 Messerstiche ausgeführt hat, zwar lebenslang bekommt, aber nicht mit besonderer Schwere der Schuld, während diejenige, die die Tat ausgeheckt hat und breit darüber geredet hat,
eben diese Höchststrafe des deutschen Strafrechts kassiert. Vielen Dank, Heinrich, dass du uns diesen rätselhaften und hochinteressanten Fall mitgebracht hast. Ja, vielen Dank euch. Bis bald.