We're sunsetting PodQuest on 2025-07-28. Thank you for your support!
Export Podcast Subscriptions
cover of episode Elena (1/5): Kann eine Mutter so etwas wirklich tun?

Elena (1/5): Kann eine Mutter so etwas wirklich tun?

2025/3/4
logo of podcast Verbrechen

Verbrechen

AI Chapters Transcript
Chapters
Die Episode beginnt mit einer Einführung in das Leben von Miriam Berger und ihrer Tochter Elena. Die Geschichte beschreibt den Bau eines Baumhauses, das sie gemeinsam angelegt haben, um die Bindung zwischen Mutter und Tochter zu stärken.
  • Miriam Berger wurde unerwartet von ihrem Freund verlassen, was sie emotional belastete.
  • Sie entschied sich, ein Baumhaus für ihre Tochter Elena zu bauen, um sie zu erfreuen.
  • Das Baumhaus wurde schrittweise über mehrere Tage dekoriert und ausgestattet.

Shownotes Transcript

Die Trennung hat Miriam Berger nicht kommen sehen. Aus heiterem Himmel hat ihr Freund sie verlassen, kurz nach Weihnachten, per WhatsApp. Miriam Berger war deswegen sehr niedergeschlagen. Ihre achtjährige Tochter, die sie allein großzieht, musste in der Zeit ziemlich zurückstecken. Aber jetzt, Ende Januar, da hat Miriam Berger sich vorgenommen, etwas ganz Besonderes für ihre Tochter zu machen, für Elina. Das war immer ein Traum von mir. Eigentlich ein richtiges Baumhaus wollte sie sein.

Und ich habe mir immer gedacht, wie realisiere ich denn das? Ich meine, ich und sie alleine ein Baumhaus bauen, das ist gar nicht mal so einfach. Und außerdem hatten wir halt nur ein Bauern und nicht einen riesigen Garten, in dem wir das ausführen konnten. Und gerade weil oder wegen der Trennung habe ich gedacht, jetzt...

Wieder voll der Fokus auf Elena, wieder mehr als vorher. Jetzt machen wir etwas, was nur für sie ist. Und sie war natürlich sofort Feuer und Flammen. Ja, cool, wann können wir anfangen? Elena und Miriam Berger haben in einer kleinen Drei-Zimmer-Wohnung am Rand von Bern gewohnt. Bis zum Waldrand sind es nur ein paar hundert Meter, es geht steil den Berg hoch. Als Elena von der Schule nach Hause gekommen ist, sind Mutter und Tochter sofort losgegangen.

Eigentlich schon auf dem Waldweg haben wir angefangen, verschiedene Stöcke zusammen. Ich habe gesagt, wir laufen mal los und du zeigst mir dann, wo wir das bauen. Es ist ja ein Baumhaus für sie, also sollte sie auch den Ort und den Platz aussuchen. Musik

Nur zu weit rein in den Wald sollte Elena nicht. Weil einfach auch für uns, dass wir immer wieder hingehen konnten, dass wir nicht einen ewigen Marsch haben. Und dann wollte sie eben ein bisschen rein, dass es niemand kaputt machen kann. Also ihr war wichtig, dass es nicht offensichtlich zu sehen war, weil sie wollte nicht, dass die anderen Kinder in ihrem Versteck spielen oder es mitbenutzen.

Miriam Berger hat ein Foto gemacht. Auf dem sieht man Elena, ein Mädchen mit langen, blonden Haaren. Sie hat eine Jacke mit pinkfarbenen Ärmeln an und sie steht auf allen Vieren in so einer Art Zelt aus Ästen, die mit Schnüren zusammengebunden sind. Ihr Baumhaus. Sie passt gerade so rein und strahlt.

In den nächsten Tagen sind Mutter und Tochter immer wieder zum Baumhaus gegangen. Immer wenn sie nach Hause kam oder so, hat sie einfach gefragt, ob wir wieder spielen gehen. Allerhand Sachen haben sie in den Wald getragen. Sie

Sie haben das Baumhaus geschmückt. Ob wir noch mehr dekorieren oder Sachen hinbringen können, Weihnachtskugeln. Am ersten Tag. Dass wir beide Platz hätten. Am zweiten Tag. Eine Decke, eine wetterfeste dort zu lassen. Am dritten Tag. Möglichkeiten mit vielleicht Kissen oder so geben. Am vierten Tag. Dass man wirklich zusammen sich reinsetzen kann. Am fünften Tag. Orange-China trinken, Chips essen.

Bis zum achten Tag.

Am 1. Februar 2022 um 19.09 Uhr, acht Tage nach dem Bau des Baumhauses, geht beim Sanitätsnotruf Bern ein Anruf ein. Das ist Monika Berger, Elinas Großmutter. Sie spricht Berndeutsch. Sie sagt, wir haben das Großkind gesucht, die Enkelin. Wir haben sie im Wald gefunden.

Sie sagt, ich weiss nicht, ob sie noch lebt. Elena liegt auf dem Bauch, auf dem Boden, neben ihrem Baumhaus. Und da ist überall Blut. Der Sanitäter fragt die Grossmutter, ob Elena noch atmet. Nein, vermutet die Grossmutter. Sie atmet nicht mehr. Ich weiss es nicht. Ich glaube, ich weiss es nicht, ob sie atmet.

Miriam Berger will, dass die Sanitäter sofort in den Wald kommen.

Es ist dunkel und Elena liegt mitten im Wald. Deswegen soll jemand den Sanitätern entgegenlaufen, entweder die Mutter oder die Großmutter. Sie entscheiden sich, dass die Oma losgeht und die Mutter bei Elena bleibt. Ich hoffe, meiner Mutter passiert nichts, sagt Miriam Berger.

Wie lange es dauert, bis Sanitäter und Polizei eintreffen, ist nicht mehr zu rekonstruieren, aber es geht sehr schnell. Vier Polizisten haben sich sofort auf den Weg gemacht. Sie haben am Waldrand geparkt, in der Siedlung, in der 2000 Menschen leben, in Wohnblocks und Reihenhäusern. Unterhalb der Siedlung verläuft die Autobahn, direkt davor ist eine große Ausfahrt.

Es war kalt, zwischen 0 und 4 Grad, leichter Regen, starke Windböen, Schweizer Wetter. Die Sanitäter und die Polizisten sind in den Wald gestürmt, der eher ein kleines Waldstück ist. So ein typischer Schweizer Mischwald, ein kleines Naherholungsgebiet bei Bären. Viele gehen hier spazieren, joggen, führen den Hund aus. Sie sind den Berg hochgerast, einen Trampelpfad entlang. Hier hat eine Frauenstimme gerufen.

Die Polizisten und die Sanitäter sind ins Dickicht zu den Jungtannen gerannt, 15 Meter weg vom Trampelpfad in den Wald rein. Neben einer großen Baumwurzel war eine kleine Hütte aufgebaut. Eigentlich nur ein paar Äste mit Schnüren zusammengebunden, mit Watte und Weihnachtskugeln geschmückt. Das Baumhaus. Daneben lag Elena. Ein Polizist ist zu ihr gerannt, hat sie auf den Rücken gedreht und gesehen, dass ihr Gesicht voll Blut ist.

Einen Puls konnte er nicht fühlen, aber der Körper des Kindes war noch warm. Da ist ein Sanitäter neben dem Polizisten aufgetaucht und hat versucht, Elena zu reanimieren. Der Polizist ist zu Elenas Mutter und Großmutter gegangen und hat sie gefragt, was geschehen ist. Elenas Mutter, Miriam Berger, hat gesagt, es sei alles in Ordnung gewesen und dass Elena zu einer Freundin zum Spielen gehen wollte, dort aber nie aufgetaucht sei. ... sie abholen wollte ...

Und der Mutter verschrieben habe, ja, ich würde sie dann jetzt abholen kommen, weil es war doch schon dunkel. Dann hat sie gesagt, ja, sie sei nicht bei Ihnen. Dann habe ich einfach noch zwei andere Mütter angerufen. Sie hat gesagt, sie kann sich nicht vorstellen, dass Elina allein in den Wald gegangen ist. Diese Baumhütte hätte sie selbst eine Woche vorher mit Elina gebaut. Der Ort, der sein Geheimnis zwischen ihr und ihrer Tochter ist.

Nach 39 Minuten wird die Reanimation abgebrochen und Elena für tot erklärt. Der diensthabende Staatsanwalt ist im Wald erschienen. Die diensthabenden Kriminalpolizisten, der Dezernatschef und viele weitere Polizisten sind aufgetaucht. Zwei Forensikerinnen und ein Professor vom Institut für Rechtsmedizin an der Uni Bern haben die Leiche noch am selben Abend vor Ort untersucht. Elenas Schädel ist mehrfach gebrochen. Ansonsten hatte ihre Leiche keine relevanten Verletzungen.

Auch um sie herum hat nichts darauf hingedeutet, dass sich das Mädchen gegen jemanden gewehrt hat. Noch in derselben Nacht wurde ein Polizeihund hergefahren, der Elinas Spur erschnüffeln sollte. All das lässt sich aus den Einsatzprotokollen und den Berichten der Polizei rekonstruieren. Mein Name ist Anne Kunze. Ich bin die Kriminalreporterin der ZEIT. Ihr hört Elina, einen fünfteiligen Podcast von ZEIT Verbrechen. Das ist Folge 1.

Noch im Wald rückt die Frau in den Fokus der Ermittlungen, die das Baumhaus mit Elina gebaut hat. Die behauptet, sie hätte es mit Elina immer weiter geschmückt, Tag für Tag. Bis zum achten Tag, als sie nach Elina gesucht und sie tot im Wald gefunden hat. Miriam Berger, Elinas Mutter. 24 Stunden, nachdem sie die Notrufe abgesetzt hat, wird Miriam Berger wegen des Verdachts auf vorsätzliche Tötung ihrer Tochter verhaftet.

Sie sagt von Anfang an, sie sei unschuldig. Niemals habe sie ihre Tochter etwas antun können. Im Gegenteil. Sie sagt, ich habe sie über alles geliebt. Familie und Freunde bestätigen das liebevolle Verhältnis zwischen Mutter und Tochter.

In anderen Aussagen widerspricht sich Miriam Berger. Zum Beispiel bei der Frage, wie oft sie mit Elina beim Baumhaus im Wald war. Keiner weiß, ob es stimmt, was sie dazu erzählt. Keiner weiß, ob sie da wirklich war, am zweiten, am dritten, am vierten und am fünften Tag. Oder ob sie das Baumhaus am ersten Tag mit dem Ziel erbaut hat, ihre Tochter darin zu erschlagen. Wir haben nur ihre Aussagen dazu. Elina, die einzige Zeugin, ist tot.

An dem Fall gibt es jede Menge Ungereimtheiten. Es gibt nur Indizien, aber keine echten Beweise. Und Indizien lassen sich immer in verschiedene Richtungen interpretieren. In unserem Podcast Zeitverbrechen sprechen wir sonst über abgeschlossene Fälle, die wir recherchiert haben. Wir sprechen über vollstreckte Urteile und vollzogene Strafen.

Wir sprechen über diese Fälle meistens mit sicherem Abstand, oft in der Gewissheit, dass die Fälle beendet sind. Meistens liegen viele Jahre zwischen den Taten und unseren Podcast-Folgen. Bei Elenas Fall habe ich mich entschieden, ihn nicht später nachzuerzählen, weil er jetzt recherchiert werden muss. Und ich möchte euch auf meine Recherche mitnehmen. Als ich beginne, an dem Fall zu arbeiten, ist noch kein Urteil gefallen, vieles ist unklar. Und ich frage mich, ob es in dem Fall überhaupt jemals eine Gewissheit geben kann.

Wir werden uns mit den verschiedenen Facetten der Ermittlungsarbeit beschäftigen. Mit Forensik, mit Spurensuche und mit der Psychologie von Täterinnen. Wir werden fragen, ob die Ermittlungen genau genug waren oder ob es begründete Zweifel daran geben muss, wie die Polizei den Tathergang und das Tatmotiv rekonstruiert hat. Und ob diese Zweifel so schwerwiegend sind, dass es keinen Schuldspruch geben darf. Aber natürlich geht es mir auch um einen anderen Zweifel. Den großen Zweifel, ob eine Mutter ihr Kind töten kann, das sie anscheinend geliebt hat.

Können Umstände, können psychische oder soziale Ausnahmezustände einen Menschen dazu bringen, sowas zu tun? Vor allem eine Mutter? So ein Fall ist auch für mich ungewöhnlich. Wenn ein Kind stirbt, ist das nie Routine. Den Spuren im Fall Elena nachzugehen, wird herausfordernd. Für mich und für euch. Noch ein Hinweis, die Vornamen in diesem Podcast sind alle echt. Aber ich habe Elenas Familie zum Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte einen anderen Nachnamen gegeben. Sie heißt in diesem Podcast Berger.

Am Anfang stand wie so oft eine Mail. Wir bekommen bei Zeitverbrechen ziemlich viele Mails von Menschen, die anderen eins auswischen wollen, von besorgten Bürgern. Ihr kennt das ja. Vieles davon ist Quatsch. Aber es sind auch ein paar echt gute Sachen dabei, von Anwälten, Sachverständigen und ganz normalen Menschen. Dank solcher Kontakte habe ich ein paar echt spannende Fälle recherchiert und davon in unserem Podcast erzählt. Zum Beispiel von Menschen, die in der deutschen Fleischindustrie unter katastrophalen Bedingungen leben und arbeiten. Von Menschen, die in der deutschen Fleischindustrie unter katastrophalen Bedingungen leben und arbeiten.

Von einem somalischen Piraten, der jetzt in Hannover lebt und die Polizei zum Narren hält. Und von jeder Menge kleiner und großer Betrügereien. Aber die E-Mail, die da am 31. August 2023 abends um halb acht bei uns angekommen ist, die war anders. Weil schon die Schwere des Verbrechens und des Tatvorwurfs so groß sind.

Weil es eben nicht um einen Trickbetrug oder um Wirtschaftskriminalität geht, sondern um die Frage, ob eine Mutter ihre Tochter getötet hat. Oder ob diese Mutter seit damals eineinhalb Jahren unschuldig in Untersuchungshaft sitzt. Die Mail beginnt mit den Worten Guten Tag, seit Monaten treibt mich dieser Rechtsfall in meiner Familie um.

Ich selbst habe von Schweizer Recht wenig Ahnung, dennoch weiß ich darum, wie wenig das Wort einer Single Mom in der heutigen Gesellschaft Wert hat. Meine Cousine wird seit Anfangs 2022 der Tötung an ihrer Tochter verdächtigt und ist seit Tag 1 deren Todes in U-Haft.

Eigentlich beginnt jede investigative Recherche mit einem Zweifel. Geht hier alles mit rechten Dingen zu? Wurde schlampig ermittelt? Wurde korrekt obduziert? Gibt es etwas, das übersehen wurde? Aber hier geht es um die Mutter aller Zweifel in der Kriminalberichterstattung. Sitzt hier jemand unschuldig in Haft seit mittlerweile drei Jahren?

Die Wendungen und Ungereimtheiten in dem Fall, die vielen Zweifel, möchte ich im Laufe der Recherche immer wieder mit Sabine besprechen. Sabine Rückert ist die Gründerin von Zeitverbrechen. An diese Mail, die wir im August 2023 bekommen haben, erinnert sie sich auch noch gut. Also hier liegt ja ein Strafverfahren vor und ein Mordvorwurf und das ist natürlich schon ein Grund, sich der Sache anzunehmen.

Ich weiß noch, dass du mir diese Mail geschickt hast und ich gerade mit Freunden essen war. Es war irgendwie ein Sommerabend und mich hat es so interessiert, was da in der Mail stand, dass ich rausgegangen bin und dich angerufen habe. Es war irgendwie ziemlich spät schon abends und du bist gerade in Berlin angekommen und wir haben dann eine Stunde telefoniert über den Fall. Die Mail, über die wir hier sprechen, kommt von Miriam Bergers Cousine. Sie schreibt, es gebe keine Beweise für Miriam Bergers Schuld. Deswegen sei ihre Familie von ihrer Unschuld überzeugt.

Sie liebte ihre Tochter sehr und schaute gut für sie. Und meine Cousine ist bzw. war eine ganz normale und gesunde Mutter. Nur weil sie allein für ihr Kind sorgte, sollte sie nicht weniger Achtung oder Respekt erhalten, sondern mehr. Ich behaupte, wenn sie nicht alleinerziehend wäre, müsste sie nie mit solch absurden Vorwürfen umgehen.

Es gibt Beispiele davon, dass die Justiz arme Menschen schlechter behandelt. Das fängt damit an, dass sich Ärmere keine erfahrenen Anwälte leisten können. Sie können auch keine Gutachten in Auftrag geben, die sie und ihre Taten vielleicht in einem günstigeren Licht interpretieren als die Staatsanwaltschaft.

Das ist sogar in Rechtsstaaten wie der Schweiz so. Aber ist es auch bei Miriam Berger so? Diese Frage weckt sofort mein Interesse. Sie sehen, der Fall ist komplex und unsere Familie fühlt sich seit einem Jahr nur hilflos, weil man sich leider keine besseren Anwälte leisten kann und sich nicht zu helfen weiß. Niemand von uns kennt sich aus mit Schweizer Recht und selbst wenn, was würde es nützen?

Das war ein sehr interessanter Brief und es war auch ein sehr besorgter Brief und es war ein ehrlicher Brief. Ich hatte nicht den Eindruck, dass hier irgendjemand vorgespannt werden soll. Das kriegen wir ja auch oft zu Post, dass man uns instrumentalisieren will, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Das schien mir hier nicht der Fall zu sein, sondern da wollte jemand wirklich wissen,

was los war oder ob wirklich die Ermittlungsbehörden, die Strafverfolgungsbehörden korrekt gearbeitet haben. Und dafür ist die Presse da. Ich meine, das ist ja die Aufgabe der Kriminalberichterstattung.

Ich finde, der Fall ist so interessant, weil er auch so große Themen berührt, die uns als Menschheit interessieren. Also die Mutterliebe. Wir denken ja immer, das ist was Angeborenes. Das ist aber nicht angeboren. Nee, bei Menschen ist es nicht angeboren. Und das weiß man ja auch, dass die Mutterliebe eine Bindungsentstehung ist, die in den ersten Tagen, Wochen und Monaten überhaupt sich einstellt.

Also die Kinder, die kurz nach der Geburt getötet werden, wirklich als Neugeborene, da gibt es 15 bis 20 Fälle im Jahr und wahrscheinlich eine relativ hohe Dunkelziffer noch dazu.

Mord an Säuglingen oder an Neugeborenen, da gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer. Fast immer die Mutter. Und dann kommt ja noch dazu, dass Kinder in einem älteren Alter, also bis zu zwei Jahren, so geschüttelt werden. Weil sie ihren Eltern auf die Nerven gehen oder nicht schlafen wollen oder immer unzufrieden sind, sich aber nicht äußern können.

Und durch dieses Geschrei und durch dieses Gequengel extreme Aggressionen bei, mein Gott, wer kennt das nicht? Du hast Kinder, ich habe Kinder.

Man muss dann manchmal in den Garten laufen, um abzukühlen. Was aber selten ist, statistisch, ist, dass ein Kind getötet wird von seiner Mutter, das schon älter als sechs Jahre alt ist. Also das schon zur Schule geht und zu dem die Mutter ja auch schon sechs, sieben oder acht Jahre eine Bindung aufgebaut hat. Also die meisten Kinder werden eben im Säuglingsalter oder aber auch im Kleinkindalter umgebracht.

weil sie im Kleinkindalter eben auch den Leuten auf die Nerven gehen. Wir haben in Deutschland etwa 20 Fälle im Jahr, in denen Neugeborene kurz nach der Geburt von ihren Müttern getötet wurden. In etwa 80 Fällen wurden Kinder im Alter von bis zu zwei Jahren von ihren Eltern umgebracht.

Dass ein Kind von der eigenen Mutter getötet wird, das älter ist als sechs Jahre, kommt so selten vor, dass es statistisch nicht erfasst wird. Also wenn solche Fälle an uns herangetragen werden, müssen wir der Sache nachgehen. Eine Ermittlung...

die sich mit einem lebenslangen, mit einem letztlich ausgesprochenen Lebenslang oder einem möglichen Lebenslang beschäftigt, ist immer relevant für die Gesellschaft. Und ich finde, unsere Aufgabe besteht ja auch darin, gerade bei den Schwächsten der Gesellschaft, also bei hilflosen Personen, wie es Kinder eben sind, ganz genau hinzuschauen. Wenn denen ein Verbrechen widerfährt, dass wir da wirklich gut hinschauen, genau hinschauen, was ist da passiert. Ja.

Hier haben wir es aber noch mit einer zweiten schwachen Person zu tun, das ist die Mutter. Und diese Frau ist jemand, der also alleinstehend ist mit einem Kind. Sie ist, sagen wir mal, beruflich auf schwachen Beinen. Sie ist eine reine Macherfrau. Das heißt, sie gehört jetzt nicht zu den obersten 10.000, die sich die besten Anwälte leisten können und mit der Limousine vors Gericht vorfahren.

sondern sie muss sich doppelt wehren. Auch deswegen sind wir da, dass wir uns das angucken, ob die Leute, die es weniger Glück haben im Leben, ob denen auch Gerechtigkeit widerfährt. Ich antworte der Frau, die uns geschrieben hat, gleich am nächsten Morgen. Wenig später telefonieren wir. Dann vereinbaren wir ein Treffen. Ich merke recht schnell, dass es in diesem Fall um alles oder nichts geht. Entweder hat Miriam Berger ihre Tochter Elina umgebracht. Dann möchte ich erfahren, was das für eine Mutter ist, die so etwas tut.

Oder sie hat es nicht getan. Dann sitzt eine Unschuldige in Haft. Und der echte Mörder läuft noch immer frei herum. Auf der Reise nach Bern überlege ich mir, wie die Cousine wohl sein wird, die uns da geschrieben hat. Ich habe schon viele Menschen getroffen, deren Angehörige schwerer Straftaten beschuldigt wurden oder in deren Familie ein Mord geschehen ist. Diese Menschen waren oft sehr gedrückt und traurig. Sie wirkten wie für ihr Leben gezeichnet.

Aber als die Cousine an der Straßenecke vor mir steht, strahlt sie mich an. Eine blonde, junge Frau in den Klamotten einer Großstädterin, High-Waist-Jeans, buntes Shirt. Ich nenne sie übrigens hier nur die Cousine, weil sie in ihrem Job nicht erkannt werden möchte. Sie arbeitet mit vielen Menschen. Als ich die Cousine treffe, bitte ich sie, mir von Miriam Berger zu erzählen. Die beiden Cousinen waren sich sehr nah, als sie jung waren. Miriam ist ein bisschen älter und hat ihre jüngere Cousine immer zu allem Möglichen ermutigt.

Auch mal dazu auszugehen und ein bisschen über die Stränge zu schlagen. Vor allem aber dazu, zu dem zu stehen, was sie will. Die Cousine weiß noch ganz genau, wie es war, als Miriam Berger schwanger war. Das war 2013. Miriam war da erst 21 Jahre alt. Sie war ungewollt schwanger und heutzutage ist man nicht ganz sicher, wie die Leute damit umgehen mit ungewollten Schwangerschaften. Deswegen habe ich so ein bisschen gefragt, ja,

Ich habe in Erinnerung, dass ich so schüchtern gefragt habe, was dann so jetzt ist. Ich denke über das nach, was die Cousine mir sagt. Miriam Berger wurde ungewollt schwanger. Ich lese während dieser Recherche ziemlich viel Forschungsliteratur über Mütter, die ihre Kinder getötet haben. Ich unterhalte mich auch mit vielen Experten. Ein Merkmal, das die Forschung bei Frauen feststellt, die ihre Kinder töten, ist ungewollte Schwangerschaft.

Also einige der Mütter, die ihr Kind später getötet haben, wollten es am Anfang nicht. Es war so ganz erstaunt, dass ich frage, weil es für sie so klar war, dass das Kind, dass sie das austrägt. Das heißt also, dass Elena vielleicht ungeplant war, aber ganz offensichtlich nicht ungewollt. Und da ist mir irgendwie so ihre Stärke aufgefallen. Für die Cousine war das ein Zeichen, dass Miriam Berger weiß, was sie will.

Und wenn es für sie etwas klar war, dann war das so. Und so habe ich das auch bei ihrer Schwangerschaft festgestellt, dass sie hatte wie ein Jahr für das Kind. Ein Jahr, zu dem Miriam laut ihrer Cousine ganz alleine gekommen ist. Und ich hatte gar nicht das Gefühl, dass sie da irgendwie unter Druck ist oder so. Bei ihr war wie ein Jahr, war ein Jahr. Sie erzählt weiter, der Vater von Miriam Bergers Kind habe von Anfang an keine Rolle gespielt. Er war nur eine kurze Begegnung.

Ihre Cousine glaubt, dass all das, also Miriam Bergers junges Alter, die Tatsache, dass sie alleinerziehend ist, jetzt bei den Ermittlungen der Polizei zum Tod ihrer Tochter eine Rolle spielt. Und sie zählt noch ein paar mehr Sachen auf. Sie ist eine alleinerziehende Mutter. Sie ist Frau. Sie ist Mädchen. Sie sieht aus wie eine Mädchenfrau. Und all diese Dinge sind sehr mit Vorurteilen behaftet.

Ja, es kann schon sein, dass die Justiz von dem Aussehen und dem Auftreten Beschuldigter beeinflusst wird. Es gibt Studien dazu, die sich so zusammenfassen lassen. Auch Staatsanwältinnen und Richter sind Menschen. Menschen, die Erfahrungen gemacht haben, berufliche und private. Wen sehen sie, wenn sie Miriam Berger sehen? Also alleinerziehend, dunkel angezogen, was ja böse sein muss. Und dann noch eine Frau angezogen.

Und ich habe dann gedacht, hey, was ist, wenn irgendwie das ganze Bild einfach wegen dem verzerrt ist und irgendwie wegen dem Unrecht passiert, weil man nicht so genau hinschaut oder eben Vorurteile hat. Da ist also eine alleinerziehende junge Mutter. Sie hört Metal, also laute, düstere Musik. Und sie arbeitet als Putzfrau. Sie hat wenig Geld.

Würden Polizei und Staatsanwaltschaft Miriam Berger anders behandeln, wenn sie, sagen wir, die Ehefrau eines Unternehmers wäre? Diese Fragen machen den Fall für mich immer interessanter. Ich verabschiede mich von der Cousine und beschließe, dass ich Miriam Bergers Eltern sprechen will. Die Anwälte, alle, die in dem Fall beteiligt sind. Auch die Akten will ich mir besorgen. Ich finde zwei Dokumente, in denen das Gericht entschieden hat, ob Miriam Berger bis zum Prozess aus der U-Haft entlassen wird. Beide Male lautet die Antwort »Nein«.

Es bestünde die Gefahr, dass Miriam Berger einen Zeugen beeinflussen oder fliehen will. Auf den Dokumenten stehen auch die Anwälte, die in dem Verfahren beteiligt sind. Ich rufe überall an und frage, ob ich vorbeikommen kann und ob wir über den Fall Elina reden können. Beim Gericht und bei der Staatsanwaltschaft sagt man mir, es entspreche, ich zitiere, In einem anderen Büro sagt eine Assistentin irgendwas völlig Unverständliches auf Berndeutsch und legt dann auf.

Und dann, bei einem anderen Anruf in einem Büro, sagt mir jemand einen Satz, der lange haften bleibt. In der Schweiz sitzt niemand so lange unschuldig in Haft. Jetzt interessiert der Fall mich noch mehr. Weil, wenn meine Arbeit als Kriminalreporterin mich eins gelehrt hat, dann, dass kein Rechtssystem unfehlbar ist. Vielleicht nicht mal das in der Schweiz.

Also lasse ich nicht locker. Irgendwann ist Miriam Bergers Anwalt mit einem Gespräch einverstanden. Auch mit ihren Eltern vereinbare ich einen Besuch. Sie möchten über das sprechen, was geschehen ist und auch sie haben viele Fragen. Im Oktober 2023 ist es dann soweit. Ich fliege nach Zürich, fahre mit dem Zug nach Bern und von dort aus weiter mit dem Bus in die kleine Siedlung, in der Miriam Berger aufgewachsen ist. Die Cousine hatte mir gesagt, dieses Viertel, in dem die Bergers leben, sei, Zitat, es gett, o es it gets in Bern.

Die Siedlung ist mit Hecken abgeschirmt von der Autobahn, die direkt unterhalb des Wohnviertels verläuft. Die kleinen braunen Reihenhäuser mit den gepflegten Vorgärten strecken sich den Hang hoch. Oberhalb und unterhalb der Siedlungen stehen ein paar Wohnblocks. Es ist sozialer Wohnungsbau. Wer hier wohnt, hat kein hohes Einkommen, bekommt finanzielle Unterstützung vom Amt und hat Kinder. Ich gehe ein paar Schritte den Berg hoch zum Reihenhaus der Bergers und drücke auf die Klingel.

Hallo, ich bin Annek Zomstisch. Schön, Sie kennenzulernen. Darf ich reinkommen? Ja, ich darf. In einem kleinen, holzgetäfelten Flur ziehe ich mir die Schuhe aus, damit ich den Teppich nicht schmutzig mache. Schon auf den ersten Blick sehe ich, dass Herr und Frau Berger hier schon lange wohnen. Überall stehen und hängen kleine Dinge, die ihre Kinder oder Enkel angefertigt haben. Die Wände sind geschmückt mit Fotos der Familie. Und das sind die Bergers, die mir gleich einen Kaffee anbieten.

Monika Berger ist eine kleine Frau, 65 Jahre alt. Sie steht leicht nach vorne gebeugt da, ihr Händedruck ist ganz weich. Als ich sie anschaue, denke ich, man sieht ihrem Körper an, dass er sich jahrelang über andere gebeugt, um andere gekümmert hat. Arnold Berger, Miriams Vater, ist 72 Jahre alt und trägt ein kurzärmliches kariertes Hemd. Nur auf den ersten Blick wirkt er etwas lebhafter als seine Frau.

Als wir in die kleine Küche gehen und uns an einen Glastisch mit grüner Platte setzen, sehe ich, dass der Kummer auch Herrn Berger gebeugt hat. Er ist nicht mehr gut zu Fuß und lässt sich auf seinen Platz fallen. Wenn ich so eine Recherche mache, will ich immer als erstes wissen, mit wem habe ich es da zu tun. Ich will erfahren, wer Elinas Großeltern Monika und Arnold Berger sind und was sie mir über ihre Tochter Miriam und ihre Enkelin Elena erzählen können.

Ich will aber nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Also frage ich erst mal, wie Miriam früher war, um ein bisschen ins Gespräch zu kommen. Was weiß ich für ein Mensch? An was erinnern Sie sich so aus der Kindheit? Die ist ja jetzt noch eine ziemlich junge Frau, ne? Die müsste jetzt so um die 30 sein. 32, ja, also noch ganz jung. Und da merke ich, dass die Großeltern selbst über Elinas Tod sprechen möchten. Mit 30 aus Süd, ja. Mit 30. Da drüben im Wald.

Das habe ich in Recherchen oft erlebt. Die Menschen wollen über die Taten sprechen, die ihre Familien erschüttert haben. Elenas Großeltern erwähnen den Wald, den Ort, an dem Elena gefunden wurde. Können Sie mir das vielleicht nachher zeigen, wo das war? Oder lieber nicht? Bis zum Waldrand kann ich nicht. Dann beginnt der Großvater zu sprechen und kommt gleich zum Punkt. Sie gefunden die Tochter und sie. Und das war schon etwas heftig.

Und das bleibt der Schock. Ich frage die Großmutter, ob sie seitdem nicht in den Wald gegangen ist. Ich war auch nicht dort. Ich war auch schon am Waldrand.

Ich freue mich über diese Bereitschaft. Sie zeigt mir, dass die Eltern die Wahrheit über das herausfinden möchten, was geschehen ist. Vielleicht sogar dann, wenn die Wahrheit die sein sollte, dass ihre Tochter die Tat begangen hat. Wir verabreden, dass wir später in den Wald gehen. Aber jetzt will ich erstmal so viel wie möglich über Miriams Aufwachsen erfahren.

Als die Kinder klein waren, hat Arnold Berger in einem Ein-Mann-Betrieb als Maler gearbeitet. Monika Berger hat sich um die Kinder gekümmert und später dann als Putzfrau gearbeitet. Zu Hause habe ich...

angefangen zu arbeiten, als das Jüngste in die Schule ging. In der ersten Klasse, glaube ich. Und dann war ich auch nur vier Tage, habe ich den Kindergarten gereinigt. Und dann später ging ich noch das Schulhaus reinigen. Und das machte ich auch während der Zeit, als die Kinder in der Schule waren. Das Geld war immer sehr, sehr knapp. Manchmal ging es gut.

Aber dann hatten wir wieder die Rechnungen, die da angestaut waren und zahlen müssen. Und dann ging es wieder schlechter. Es war schon ein echter Kampf. Wenn Sie nicht wissen, wie Sie die Miete und Krankenkasse und alles bezahlen können. Aber wir haben uns durchgekämpft. Ja, es wäre besser gelaufen im Geschäft. Wir hätten den Kindern mehr geben können oder so.

Aber das, was wir konnten, haben wir gegeben. Auch als wir da einmal in die Ferien gingen mit allen Vieren nach Paris, in das Disneyland, hat meine Mutter uns 4.000 oder 5.000 Franken gegeben, dass wir das uns leisten können einmal. Miriam Berger hat noch drei Geschwister, eine ältere Schwester und zwei Brüder.

Ja, ich hatte das Gefühl, sie tragt mich am meisten. Und sie war wirklich, hat sie immer den Kontakt gesucht. Sie hat viel erzählt und sie war auch so mit Freunden. Also wenn sie in den Ausgang ging, fand sie schnell Freunde dabei.

Sie war vielfach zu gutmütig immer. Und sofort ist sie auf die anderen zugegangen und fand, jetzt sind wir Freunde. Und das ist ihr sicher auch zum Verhältnis geworden, dass sie dann immer wieder Wechsel hatte mit den Freunden. Die angeblichen Freunde waren,

Die haben sich alle abgewandt. Von einem Tag auf den anderen. Also, Miriam Berger hatte in den Erzählungen ihrer Eltern viele Freunde. Aber sie hat offenbar nicht gemerkt, dass die Freundschaften einseitig sind und die Leute sich nicht unbedingt auch mit ihr befreundet haben. Es musste immer was laufen. Sie ging auch gerne in den Ausgang.

Und viel mit Kollegen zusammen. Sie war nicht gerne allein. Und dann erfahre ich noch von einem weiteren Schicksalsschlag in der Familie. Am Anfang ging sie weg.

Mit der Schwester, die älter ist, fünf Jahre, die in der Zwischenzeit leider auch gestorben ist, ist sie vergangen. Ja, schlimm. Ganz schlimm. Es war eine schlimme Zeit. Und dann noch das mit Elena. Die Großeltern Berger haben nicht nur eine Tochter im Gefängnis, sondern auch eine, die sich das Leben genommen hat.

Vor uns auf dem Tisch liegen die Briefe, die Miriam Berger aus dem Gefängnis geschrieben hat. In runder Kleinmädchenschrift und mit bunten Farben bittet sie ihre Eltern, sich nicht zu viele Sorgen um sie zu machen. Sie schreibt, sie wolle ihren Eltern Hoffnung machen. Sie wolle ihnen helfen, weil sie so Schreckliches durchgemacht hätten. Sie schreibt, dass sie ihren Glauben zu Gott festigen konnte. Die Religion ist sehr präsent bei den Bergers. An der Wand hängen Bibelsprüche. Die Großeltern Berger besuchen eine Freikirche.

In manchen Briefen schreibt Miriam Berger, dass sie Heimweh hat, dass sie Elina jeden Tag vermisse. Sie schreibt, ich übersetze vom Berndeutschen ins Hochdeutsche, »Es ist für mich extrem schwer, dass ich immer noch nicht weiß, wer der Elina das Leid angetan hat. Ich habe so viele Fragen, die offenbar einfach nicht beantwortet werden können. Ich hoffe so sehr, dass der Albtraum bald ändert.« Und dann, am kleinen Küchentisch, sagt Monika Berger noch etwas über ihre Tochter Miriam, das bei mir hängenbleibt.

Ja, sie war die, die am meisten den Drang hatte, wirklich zu leben. Das ist wichtig für mich, nicht nur, weil es viel über Miriam Berger aussagt, sondern auch über die Tat, derer sie beschuldigt wird. Auch hier erinnere ich mich wieder an das, was ich gelesen habe. Mütter, die ihre Kinder töten, wollen oft selbst nicht mehr leben. Sie haben Depressionen und wollen sich auch umbringen. So sagt es die Forschung.

Liebe Hörerinnen und Hörer von Zeitverbrechen, wir wollen euch auf ein Angebot aufmerksam machen. In der Zeit und auf Zeit Online berichten wir über Kultur, Politik, das Weltgeschehen und immer wieder, ihr wisst es, auch über Verbrechen. Ein gratis Probeabo mit unbegrenztem Zugang, digital oder ganz klassisch gedruckt, gibt's unter abo.zeit.de slash verbrechen. Und jetzt geht's weiter mit der heutigen Folge. Musik

Ich will mehr darüber wissen, wie Miriam Berger gelebt hat. Die Eltern erzählen mir, dass sie es in der Schule nicht leicht hatte. Sie wurde gehänselt, es ging um ihre Zahnspange, schlechte Noten, billige Schuhe. Und sie kam offenbar auch nicht besonders gut mit. Nach der Schule hat Miriam Berger mehrere Jobs angefangen. Als Kosmetikerin, im Einzelhandel, in der Bäckerei und dann wieder abgebrochen, zum Beispiel wegen einer Mehlallergie. An der Stelle merke ich auf.

Mir sind in Recherchen immer wieder Menschen mit abgebrochenen Berufskarrieren begegnet, deren Leben später eine verzweifelte Wendung genommen hat. Als Miriam Berger dann endlich eine Lehre als Hotelfachangestellte gefunden hat, ändert sich etwas in ihrem Leben. Sie wohnte in Wallis und am Wochenende oder an den freien Tagen kam sie nach Hause. Sie hat mit der dreijährigen Lehre angefangen.

Ich höre jetzt auch noch mal aus der Perspektive Ihrer Mutter, wie das damals war, als Miriam schwanger wurde. Sie hat sofort gesagt, sehr schnell, als sie den Test gemacht hat, hat sie mir gesagt,

dass sie schwanger ist. Und sie hat gesagt, ich werde nicht abtreiben, auch wenn ich nicht mit dem Vater zusammen sein werde. Wie haben Sie darauf reagiert? Für uns war das gut. Ich habe ihr auch Mut gemacht, dass sie nicht abtreiben soll, dass wir ihr beistimmen werden.

Miriam brachte also ihre Lehre als Hotelfachangestellte noch zu Ende. Und dann, am 30. Oktober 2013, kam Elena zur Welt. Ihre Großeltern sagen, ein Sonnenschein, ein fröhliches, aufgewecktes Kind.

Ein Kind mit langen, blonden Haaren und richtig viel Energie. Sie war immer in Bewegung und immer am Lachen. Ständig hing, sprang oder baumelte sie irgendwo runter. Zum Beispiel, wenn sie im Garten ihrer Großeltern mit einem anderen Kind auf dem Trampolin gehüpft ist. Die Großmutter hat ein Video davon auf ihrem Handy gespeichert. Sie sieht und hört es sich oft an, damit sie Elinas Stimme nicht vergisst. Sie zeigt es mir.

Und ihre Großeltern zeigen mir noch ein Video der vierjährigen Elena. Sie trägt darauf einen Schlafanzug mit weißen Sternen und sitzt auf einem Schaukelpferd. Und hier spielt sie mit einer Tastatur, auch als Vierjährige. Ja, mein Gott.

Wenn ihre Mutter im Krankenhaus geputzt hat, hat Elina bei ihren Großeltern übernachtet. Die haben nur ein paar Schritte entfernt gewohnt. Elina war gerne dort. Ihr Großi, so nennt man eine Oma auf Berndeutsch, machte sie besonders gern. Elina hat ihrer Großmutter ständig Sprachnachrichten vom Handy ihrer Mutter geschickt.

Und wenn sie dann beim Grossi, also ihrer Oma, geschlafen hat, na dann ist Elina manchmal noch das ein oder andere eingefallen, das sie vergessen hat und das sie ihrer Mutter ihr vorbeibringen sollte. So ein Tierchen, das grau-schwarz ist, kannst du mir das auch noch mitbringen? Piii, Piii, Piii.

Danke schön für alles zu bringen. Du musst es bringen. Und Elena hat auch nicht locker gelassen, wenn sie etwas wollte. Kannst du es auch noch bringen? Bitte. Danke für alles zu bringen. Du musst es unbedingt bringen.

Im Januar 2022 war Elena acht Jahre alt und ist in die zweite Klasse gegangen. Sie hat gerade mal und geteilt gelernt und die Geschichten von Prinzessinnen, die in Burgen festsitzen und die sie sich so gerne ausgedacht hat, die hat sie jetzt nicht nur gemalt, sondern in wenigen Worten auch aufgeschrieben. Außerdem hat sie viel für ein Stück geübt, das ihre Flöten-AG aufführen wollte. Das Thema in der Schule waren gerade die Sterne. Elena mochte Sterne.

Ich frage die Großeltern, wie die Beziehung zwischen Miriam und Edina war. Sie erzählen, dass es natürlich Reibereien und Streitereien gab. Sie wurde oft laut und hat sie manchmal angeschrien, Elena. Aber geschlagen hat sie sie nicht. Insgesamt sei die Beziehung zwischen Mutter und Tochter liebevoll gewesen, sagen die Großeltern. Man hat sie einfach gespürt, wenn Miriam gearbeitet hat, um sie zu retten.

sie wiederholen kann, wie sie richtig Freude hatte, dass sie wieder da ist und dass sie zu ihr nach Hause kann. Oder wenn sie, wie wir sagen, geknuddelt haben zusammen, da habe ich gesehen, das ist echt. Und zwar von beiden Seiten ist das echt.

Immer wieder kommen Arnold und Monika Berger auf eine Sache zu sprechen. Miriams Schuld oder Unschuld. Ich glaube, bis heute und viele, die mit ihr das Verhältnis hatten und gekannt haben, wie es ist, hatten Elena und Miriam, die sagen alle, das war sie nicht.

Davon, dass Miriam Berger es nicht war, wie sie sagen, also dass sie ihre Tochter Elena nicht umgebracht haben kann, davon sind die Großeltern Berger überzeugt. Sie erzählen mir, was aus ihrer Sicht am Abend jenes 1. Februar 2022 geschehen ist, als Elena starb. Und wir machten dann Abendessen und ich ging da mit raus zum Grüncontainer, habe das geleert und

Als ich draußen war, habe ich ein Kind weinen gehört. Und dann habe ich gedacht, du tust das jetzt nicht wie Elena, wenn sie wütend ist. Dann kam ich rein und habe gedacht, ist die draußen statt bei der Freundin? Und es war finster um sechs Uhr. Und habe sofort Miriam geschrieben, hast du in der Zwischenzeit Elena abgeholt?

Ich weiß nicht, ob ich Elena weinen gehört habe draußen. Elena habe eigentlich zu einer Freundin zum Spielen gewollt. Miriam Berger habe in der Zeit Musik gehört und gechillt. Nach der Nachricht ihrer Mutter rief Miriam Berger bei Elinas Freundin zu Hause an. Aber dort war Elena nicht. Auch bei anderen Freunden, deren Mütter Miriam Berger anrief, war Elena nicht.

Also haben die beiden Frauen, Mutter und Großmutter, beschlossen, nach Elena zu suchen. Sie haben sich auf der Straße getroffen. In dem Moment haben Sie sie getroffen? Ja. Wie wirkte Ihre Tochter da auf Sie, als sie hierher kam? Eigentlich normal. Sie war beunruhigt? Sie war beunruhigt, aber eigentlich wirkte sie normal. Ich merkte nicht irgendwie. Ich weiß nicht, was ich spüren müsste, aber...

Miriam und Monika Berger haben jetzt gemeinsam nach Elena gesucht. Sie sind die Straßen des Viertels abgegangen. Sie hat zwischendurch ihren Namen gerufen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so etwas gemacht haben.

Zwischendurch sind sie auch kurz zu den Großeltern nach Hause auf die Toilette gegangen. Dort hat der Großvater gewartet. Er ist nicht gut zu Fuß und hat deswegen nicht mitgesucht. Er sagt, Miriam Berger sei ängstlich gewesen an dem Abend, aber nicht besonders aufgeregt. Sie war schon besorgt, natürlich. Wie eine Mutter besorgt ist, wenn man das Kind nicht findet, nicht weiß, wo es ist.

Aber es war nichts Außergewöhnliches. Also das hätte ich gespürt, wenn sie irgendwie... Wir reden noch eine ganze Weile über die Indizien, die es in diesem Fall gibt. Ich erzähle euch mehr darüber in der nächsten Folge. Also ich als der Arzt, der hat was mit. Was ich auch schlimm finde, den Mörderstuhl hat es noch frei. Nach zweieinhalb Stunden Gespräch frage ich, ob wir in den Wald gehen wollen.

Was meinen Sie, sollen wir einmal da hochgehen zu dem Waldrand, nur zum Randwerk gehen, nur so weit Sie möchten? Ja, können wir machen. Bis zum Waldrand sind es nur ein paar hundert Meter durch das Viertel. Es geht steil den Berg hoch. Also ich denke nicht, dass Elena hier allein rauf wäre. Sie war oft mit Miriam hier und hat auch weiter vor fast eine Grillstelle. Ja. Und

Und hier sind Sie auch damals entlang gelaufen, um sie zu suchen, oder? Rechts sehe ich große Wohnblocks. Hatte Miriam in einem von den Häusern hier gewohnt? Das sind alles neue. Ah ja, hinter. Dann gehen wir jetzt hier nicht weiter, wir gehen die Welt. Wir gehen zurück, vorbei an den großen Wohnblocks, die zu der Zeit gebaut wurden, in der Elena starb.

Als ich mich am Abend von Elinas Großeltern verabschiede, weiß ich, ich möchte so viel wie möglich über den Fall herausfinden. So wie die Großeltern das erzählen, war Miriam Berger eine gute Mutter, die Elena geliebt hat. Sie hatte es selbst im Leben nicht leicht und wollte Elena alleine großziehen. Am Tag von Elinas Tod wirkte Miriam Berger für die Großeltern wie eine Mutter, die ihre Tochter im Wald sucht. Nicht wie eine Mörderin, die diese Suche vortäuscht.

Ich habe mit der Cousine und den Eltern der Frau gesprochen, die ihr Kind ermordet haben soll. Sie haben mich freundlich und offen empfangen. Aber diese Gespräche können nur ein Teil meiner Recherche sein. Der andere Teil hat mit Spuren zu tun, mit Indizien und Beweisen. Ich muss die Akten zu diesem Fall kennen. Auf dem Weg zum Hotel in Bern denke ich nochmal über Mütter nach, die ihre Kinder töten.

Es gibt nur wenige Studien dazu und die wenigen Studien haben nur wenig Teilnehmerinnen. Ein paar Gemeinsamkeiten kann man herauslesen. Zum Beispiel, dass Mütter, die ihre Kinder töten, in der Regel sehr jung sind, oft alleinerziehend. Und oft haben sie finanzielle Sorgen. Viele kommen aus einem zerrütteten Zuhause. Die Motive sind unterschiedlich. Manche Mütter wollen sich an ihren Partner rächen und töten deswegen ihr Kind. Für dieses Motiv gibt es eine Blaupause, ein kulturgeschichtliches Vorbild.

Medea, eine Figur aus der griechischen Mythologie, die aus Rache an ihrem Mann die beiden gemeinsamen Söhne tötet. So wie hier in einer Inszenierung aus dem Jahr 2016 in Frankfurt. Mein Entschluss steht fest. Auf der Stelle töte ich meine Kinder. Da sie nun einmal sterben müssen, nehme ich das Leben, das ich ihnen gab, auch selbst zurück.

Dann gibt es Mütter, die überfordert sind. Manche sind einem Wahn verfallen, manche hören Stimmen. Und andere töten aus Mitleid. Ja, das habt ihr richtig verstanden, aus Mitleid. Sie wollen ihrem Kind etwas ersparen, eine Krankheit zum Beispiel, und sie glauben, dass der Tod das Beste für das Kind ist. Oft bringen sich diese Mütter selbst um, nachdem sie ihr Kind getötet haben. Manche wollen von vornherein selbst sterben und töten erst ihr Kind, dann sich selbst.

Hat Miriam Berger ihre Tochter getötet? Und wenn ja, warum? Am Morgen nach meinem Besuch bei den Großeltern und unserem Gang zum Waldrand stehe ich auf dem Marktplatz mitten in Bern, umringt von schönen, historischen Gebäuden und klingle bei Moritz Müller.

Er ist Miriam Bergers Anwalt und hat hier sein Büro. Mir öffnet ein schmaler, junger Mann mit Schnauzbart. Er ist ein bisschen jünger als ich und er fragt mich schon nach drei Minuten, ob wir uns duzen wollen. Für mich kommt das ziemlich überraschend. In der Schweiz ist man gerne schnell beim Du, das werde ich im Laufe meiner Recherche noch öfter merken.

Aber dass Moritz Müller mir vorschlägt, dass wir uns duzen, das heißt nicht, dass er es mir leicht macht. Im Gegenteil. Er erzählt mir erstmal ziemlich ausführlich, dass er sehr zurückhaltend ist, was Informationen Medien gegenüber angeht. Er nennt das Beispiel von einem Prozess verfeindeter Rockerbanden, bei der viele seiner Kollegen sich vor die Kameras gedrängt hätten und er sagt mir, er hätte den Hintereingang genommen.

Und nach einer Weile verrät er mir auch, warum es sich bei diesem Fall besonders schwer tut. Er sagt mir, der Fall sei wichtig. Es sei ein großer Fall für ihn. Wahrscheinlich so ein Fall, sagt er, once in a lifetime. Aber vor allem würde er Verantwortung für Miriam empfinden. Und die Medien hätten dabei am Anfang eine ziemlich unrühmliche Rolle gespielt.

Journalisten hätten Türklinken geputzt, Leischalten gemacht. Moritz Müller sagt fast so, als wäre Wahlsonntag. Die schweizerischen Sender Blick TV und Telebern haben berichtet. Am Waldrand des Königsbergenwalds in Bern kam gestern Abend ein achtjähriges Mädchen tot. Schaut jetzt live zu unserem Blick TV Reporter Matthias Kempf vor Ort.

«Ja, du siehst es hinter mir, es sind rund 20 Polizisten im Wald und suchen hier jedes Stückchen ab nach weiteren Hinweisen.» «Kerzen, Blumen und Teddybären findet man heute überall im Niederwangen, wo zur Gemeinde Königshütte gehört. Sie erinnern an den Tragestod vom achtjährigen Mädchen, der am Dienstagabend leblos am Waldrand gefunden wird.» «Aber dann, nachdem wir fast eine Stunde lang geredet haben, ringt sich der Anwalt doch dazu durch, mit mir über den Fall zu sprechen.»

Er sagt, das Risiko sei seiner Meinung nach unkalkulierbar, aber er sieht auch Chancen. Er glaubt, dass eine seriöse, differenzierte Berichterstattung auch helfen kann. Und sei es nur, dass Miriam Berger als Mensch und nicht als Monster gesehen wird. Das ist ein Entschluss, den auch seine Mandantin Miriam Berger mitträgt.

Ich frage ihn dann, wie er den Fall rechtlich bewertet. Seiner Meinung nach laufen die Ermittlungen von Anfang an in eine aus seiner Sicht falsche Richtung. Die Polizei hätte relativ früh den Fokus auf Miriam Berger gesetzt und sie in seiner Meinung nach unzulässiger Weise als Auskunftsperson befragt, also als Zeugin ohne Verteidigung und nicht als Beschuldigte. ... die Frau Berger gesetzt hat.

Das läuft ja manchmal so, dass spätere Angeklagte zuerst als vermeintliche Zeugen befragt werden, ohne rechtlichen Beistand. Ich habe das schon bei vielen anderen Fällen gesehen. Das sage ich auch Moritz. Aber wenn man dir den Eindruck macht, man will das Gleiche wie du. Das ist vielleicht auch richtig. Jede Sekunde, die vergeht, verschwinden die Beweismittel, die Indizien. Und man sagt dir jetzt...

«Bis der Anwalt kommt, könntest du schon einen haben, aber wir stunden und wir wollen doch nur, du kannst uns helfen. Hilf uns, diejenigen und diejenigen zu finden, die deine Tochter getötet haben. Deine Aussagen sind wichtig. Jetzt, hier.» Und genau deswegen habe Miriam Berger auch etwas gesagt, das ihr später zur Last gelegt wird. Ich erzähle euch davon in der nächsten Folge. «Ich will mir einfach auch nicht vorwerfen, dass ich nicht alles versucht habe.»

Mir geht es auch nicht ums Gewinnen, mir geht es einfach darum, dass es fair ist. Und ich bin der Meinung, es ist nicht fair, was hier läuft. Moritz Müller sagt, es gebe schon ganz schön viel, das gegen Miriam Bergers Schuld spreche. Als wir Mittagessen gehen, erzählt er mir, dass die Polizei ihre Wohnung mit einer Substanz untersucht hat, die Blut sichtbar machen kann. Die Substanz heißt Luminol. Luminol abgewaschen natürlich, nichts gefunden. Wenn es eine Sauerei gegeben hätte...

Wo hat sie die Hände gewaschen? Auch keine Blutspritze. Bei Miriam, also in der Kleidung. Ich frage ihn gar nicht danach, aber er sagt mir von sich aus, dass er von Miriam Bergers Unschuld überzeugt sei. Ich bin auch überzeugt, dass sie es nicht gelesen ist. Hast du sie am Anfang, als du sie das erste Mal getroffen hast, gefragt, ob sie es war? Selbstverständlich habe ich das, ja. Und sie hat mir klar gesagt, dass es nicht gewesen ist und dass sie will,

dass man herausfindet, wer das gewesen ist. Ich frage ihn, wie er sie sieht. Ich sehe sie als eine alleinerziehende Mutter, die gearbeitet hat, versucht, und auch mit Erfolg, sich wirtschaftlich zu behaupten. Und auch unterstützt worden ist, in die Familie eingebettet, aber von der untersten Schicht, oder auch unterster Bildungsschicht. Er selbst, auch das erzählt er mir, kommt aus einem ganz anderen Hintergrund. Ich bin gut aufgewachsen, ich habe wirklich gut gelebt,

Sie waren auch etwas vermögend oder gut aufgewachsen. Die Leute haben das nicht. Viele seiner Mandanten, das gilt übrigens für die der meisten Strafverteidiger, kommen nicht aus wohlhabenden Verhältnissen. Moritz Müller sagt, eine Sache, die ihn antreibt, ist, dass er Leuten helfen will. Das kann ich auch, weil ich finanziell besser gestehen bin als andere Mandanten.

Ich kann mir diesen Atheismus auch finanziell leisten. Er erzählt mir, dass es ihn ärgert, wie sich Richter und Staatsanwältinnen da in ein Leben hineinbeugen, das sie nicht beurteilen können, weil sie ein ganz anderes Leben führen.

Ganz zum Ende unseres Gesprächs stellt Moritz Müller noch eine Frage. Was ist schlimmer, eine unschuldige Person einzusperren oder eine schuldige laufen zu lassen? Er gibt selbst eine Antwort. Er sagt, wenn Miriam Berger verurteilt wird, passiert beides. Moritz Müller ist überzeugt von Miriam Bergers Unschuld.

Aber es gibt einen Augenzeugen, der sagt, er habe gesehen, wie Miriam und Elena Berger am Nachmittag des 1. Februar 2024 gemeinsam in den Wald gegangen sind. Diese Zeugenaussage ist entscheidend. Denn im Fall Elena gibt es keine Beweise, nur Indizien. Und die können unterschiedlich interpretiert werden von der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung.

Uns geht ja eigentlich nur um diesen Punkt, hat er die Mutter und die Tochter wirklich gesehen?

Und dazu kann er nur wenig berichten. Und deswegen erachte ich ihn als sehr, sehr überbewertet, seine Aussagen. Das war Folge 1 von Elina, ein Podcast der ZEIT in Zusammenarbeit mit Poolartists. Wenn ihr Feedback oder Fragen habt, schreibt gerne an elina.zeit.de.

Das Team dieses Podcasts, Moderation, Recherche und Skript kommt von mir, Anne Kunze. Produktion Frieda Morische von Pool Artists.

Redaktion Konstanze Kainz von Zeit Online. Redaktionelle Mitarbeit Toni Andrews. Mixing und Mastering Milica Tekerjewa von Pool Artists. Rechtliche Prüfung Jörg Nabert. Fact Checking Leonie Daumer. Sprecherinnen und Sprecher Elke Apelt, Katharina Stüber, Stefan Lehnen und Christian Ohler.