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Jenseits der Scham

2025/2/11
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Verbrechen

Transcript

Shownotes Transcript

Hallo liebe Zeitverbrechen-Fans. Wir wollen heute über einen Fall sprechen, der vielleicht der wichtigste und auf jeden Fall der aufsehenerregendste Kriminalfall des Jahres 2024 war.

Bevor es losgeht, wollten Daniel und ich, hallo Daniel. Hallo liebe Anne. Euch noch aufmerksam machen auf einen Podcast von unserem Podcast-Team. Er polarisiert und provoziert. Das sind keine Zufallsmehrheiten. Und jetzt könnte er Deutschlands nächster Kanzler werden. Mein Name ist Friedrich Merz mit E. In unserem neuen Doku-Podcast Friedrich Merz, sein langer Weg zur Macht.

Erzählen wir von seinem Aufstieg. Ich sah in ihm natürlich einen Leader der Union. Seinem Fall. Jetzt ist es geschafft. Merz kommt nicht mehr. Und seinem Comeback. Friedrich Merz. Sein langer Weg zur Macht. Ab sofort auf Zeit.de, Spotify und Apple Podcasts. Es gibt sechs Folgen. Die ersten beiden sind schon erschienen. Und man kann diesen Podcast schon überall hören. Und das würde ich euch sehr empfehlen, denn Friedrich Merz nahe kommen ist gar nicht so leicht.

Wir sind hier heute nicht alleine, liebe Daniel. Es ist nicht nur das ganze Videoteam hier im Raum, uns gibt es jetzt nämlich auch auf Video, sondern auch die liebe Annika Jörres. Hallo Annika. Ja, hallo. Annika, du berichtest für die Zeit aus Frankreich und du hast für uns den Fall Pellicot verfolgt. Du warst vor Gericht beim Prozess. Du hast, glaube ich, als erste Journalistin auch mit den Anwälten gesprochen von Madame Pellicot. Ja.

Und ich würde, um in den Fall einzusteigen, zuerst mal gerne von dir wissen, wie das Ehepaar Pellico, das ja jahrzehntelang verheiratet war, ein unauffälliges Leben geführt hat, wie sie gelebt haben. Sie haben ja drei Kinder, bevor das alles ans Licht kam, also bevor Monsieur Pellico verhaftet wurde.

Ja, also das Ehepaar Giselle und Dominique Pellicot waren wirklich das, was man ja eigentlich als Traumpaar beschreiben würde. Das haben viele Nachbarinnen später ausgesagt über sie, weil sie einfach so wahrgenommen wurden als ein Paar, was zusammenhält, was durch dick und dünn gegangen ist. Die sind ja als Rentner dann nach Südfrankreich gezogen in ein kleines Dorf, haben dann Häuschen angemietet. Die Enkelkinder waren häufig zu Besuch, haben da in dem kleinen Swimmingpool gearbeitet.

Sieben Enkel sind es. Sieben Enkel sind es, um die er sich auch, so sagen es alle, irgendwie vorbildlich gekümmert hat. Hat immer mit denen Gesellschaftsspiele gespielt, war immer da für sie, fuhr ansonsten mit seinem Fahrrad durch die Gegend. Sie wanderte sehr gerne. Also es war nach außen hin wirklich so ein durchschnittliches und sogar überdurchschnittlich glückliches Paar, so wurden sie wahrgenommen.

Überdurchschnittliches Paar, dieser Gedanke oder diese Aussagen, die man ja immer wieder kennt, wenn Kriminalfälle ans Licht kommen, wenn man dann auch in der Umgebung fragt, das ist ja immer das Gleiche, das kann man ja fast herbeten, dem hätten wir es nie zugetraut. Das kann doch gar nicht wahr sein. Wie ist das denn nur passiert? Wie kam denn in diesem Fall raus, was passiert ist?

Also das Ganze kam raus durch eine Supermarktsituation mit Herrn Pelikow. Der hatte dann nämlich tatsächlich in seiner Handtasche sein Handy versteckt und filmte unter den Röcken von Käuferinnen, die da im Supermarkt zugegen waren. Und das haben dann Kaufhausdetektive gesehen. Also erst eine Kaufhausdetektivin, die das auf dem Bildschirm beobachtet hat. Und dann ist ihr männlicher Kollege dann zu ihm hingegangen und hat gesagt, was machen Sie da?

Und hat dann sofort die Frau, das Opfer sozusagen seiner obszöden Aufnahmen gebeten, sie müssen Klage einreichen, das ist ja ein abscheulicher Typ. In dem Moment wusste er natürlich noch nicht, dass er da noch einen Typen vor sich hat, der noch zu sehr vielen abscheulicheren Sachen fähig ist, als jetzt dieses Unterm-Rock-Film, was ja natürlich auch schon gravierend ist. Und auch die Polizei natürlich wurde hinzugerufen, die haben sein Handy konfisziert und

Darauf dann die Aufnahmen aus dem Supermarkt gefunden, aber haben auch noch in einen Ordner geschaut, der schon den Namen trug, Missbrauch. Auf dem Handy war der Ordner? Auf dem Handy war der Ordner. Den selben gab es auch noch mal mit dem selben Namen auf seiner Festplatte zu Hause, die sie dann später noch ausgewertet haben. Also hat er es in vollem Bewusstsein quasi so benannt? In vollem Bewusstsein. Er und auch die Täter, über die wir ja sicherlich auch noch sprechen werden, die sind ja auch, auch dieses Forum, wo sie sich kennengelernt haben, hat Drucker auch schon...

diesen Namen gegen ihren Willen. Also die Namen sind auch schon sehr bedeutsam in diesem Fall. Und so wurde er also da in diesem Supermarkt zum ersten Mal gestellt und die Ermittler haben dann sein Handy ausgewertet, haben dann später auch noch seine Festplatte von zu Hause konfisziert und haben da eben dann sehr viele Videoaufnahmen, also erst waren es nur Hunderte, hinterher haben sie Tausende gefunden,

von den Vergewaltigungen seiner Frau gefunden, von der sie auch am Anfang natürlich nicht ahnten, dass es die Ehefrau ist. Das denkt man ja nicht als erstes, dass der Typ, also Dominique Pellicot, sozusagen seine eigene Frau vergewaltigt und offensichtlich unter Drogen setzt.

Sie sind dann erst drauf gekommen und haben gesagt, okay, das ist immer dasselbe Setting, immer derselbe Ort auch, das Schlafzimmer von denen. Und haben dann gesagt, das ist wahrscheinlich seine Ehefrau und ja, so kann man das Ganze jetzt rollen. Und haben Sie dann die Ehefrau auch aufs Revier gebeten, weil die ahnte ja zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts von dem Verbrechen ihres Mannes.

Genau, also Giselle Pellicot war bis zu dem Zeitpunkt absolut ahnungslos tatsächlich. Sie hat ihren Mann dann aufs Kommissariat begleitet, eben für diese Filmerei unter den Röcken, nenne ich es jetzt mal. Im Supermarkt die Sache. Im Supermarkt. Das wusste sie, das hat er ihr gestanden, weil eben diese offizielle Vorladung kam und da wusste er, das kann er ihr nicht mehr verheimlichen. Sie war zu dem Zeitpunkt, als er da erwischt wurde, war sie gerade in Paris bei den Enkeln und als sie wiederkam, hatten sie diese Vorladung. Und was hatte er da erzählt? Also was hatte er ihr gesagt, warum er da vorgeladen ist?

Ja, er hat ihr gesagt und das zeigt auch, wie manipulativ er häufig auftreten kann. Das haben ja auch Psychiater dann festgestellt. Er hat dann zu ihr gesagt, ja du, ich habe eine Dummheit begangen. Du warst so weit weg, ich hatte so Sehnsucht und jetzt habe ich bei anderen Frauen unterm Rock gefilmt. Also hat das sozusagen noch so dargestellt, als wäre das eigentlich gewesen, weil er sie so vermisst hat. Also eigentlich ihre Schuld, weil sie ist ja weggefahren. Ja, so ein bisschen ihre Verantwortung, weil sie war wieder so lange weg. Und das hat sie auch in dem Moment mehr oder weniger so akzeptiert. Also sie ist ja...

bei ihm geblieben und hat ihn auch aufs Kommissariat begleitet, ohne erstmal großartige Vorwürfe zu machen. Sie wollte es einfach nur hinter sich bringen. Das sagt ja auch viel schon über die Beziehungsdynamik der beiden aus. Wenn er mit einer ganz offensichtlich nicht

hanebüchenen Argumentationen sie quasi beschwichtigen kann, dann ahnt man ja schon, dass das die Jahre vorher vielleicht auch schon so vor sich ging, dass das auch langsam so eingesickert ist in diese Beziehung, dass er der eher dominante Part war und vieles bestimmt hat. Aber dazu kommen wir vielleicht später noch. Mich interessiert jetzt nochmal so diese Situation, die beiden gehen da zur Polizei. Wie ist es dann weitergegangen? Danach ist er mutmaßlich erstmal wieder nach Hause gegangen mit dir, oder? Ja.

Also beim ersten Mal ist er wieder nach Hause gegangen, weil die Ermittler wollten erst noch die Komplizen sozusagen finden und haben ihm sozusagen im Unklaren darüber gelassen, was sie schon alles...

gesehen hatten. Als Madame Pellicot dann mit ihm auf der Wache war, dann ging sie sozusagen wieder alleine zurück und er blieb da. Also das war dann seine Verhaftung letztlich. Das wurde ihm, also wurde beiden nicht gesagt und sie wussten nicht, dass das dann so enden würde und sie wurden dann auch in getrennte Räume geführt. Das war dann auch tatsächlich das letzte Mal, dass sie ihn gesehen hat, bevor sie ihm dann im Prozess wieder gegenüber saß.

Aber diese erste Szene, wo die Ermittler ihr dann so versuchen beizubringen, was sie eigentlich gefunden haben, die zeigt auch schon, dass sie es tatsächlich absolut nicht für möglich gehalten hat. Weil sie wurde dann auch nochmal gefragt,

Was ist Ihnen bei Ihrem Mann irgendwas aufgefallen? Wie ist er denn so als Ehemann? Wir haben da so unsere Vermutungen. Und dann hat sie gesagt, das wäre ein super Typ, ein Typ schick, hat sie so gesagt, also ein cooler, toller Typ und er wäre ein hervorragender Ehemann. Und dann haben sie ihr dann sozusagen einige Videos gezeigt und natürlich ist sie dann mehr oder weniger zusammengebrochen und ja, so war das.

Ja, ging dann wieder alleine nach Hause. Die haben ihr da direkt schon Bilder und Videos gezeigt, weil sie es nicht glauben konnte oder weil sie das untermauern wollten oder weil Giselle Pellicot das auch sehen wollte. Also ich stelle mir diese Situation nur so irre vor. Du begleitest deinen Mann in deinen Augen in dem Moment wegen einer irgendwie fahrlässigen Dummheit, die er begangen hat, weil er dich so sehr vermisst hat.

auf diese Station, sitzt da mit ihm und plötzlich wirst du in einen anderen Raum geführt und deine Welt bricht zusammen. Dein Mann soll plötzlich ein Ungeheuer sein. Darüber werden wir vielleicht auch noch reden, diese Dehumanisierung von Menschen, aber dazu kommen wir vielleicht später. Die Welt bricht zusammen. Darauf können wir uns einigen. Vielleicht braucht man aber dann auch so eine Beglaubigung dafür, dass die Welt gerade zusammenbricht. Vielleicht will man dann auch Beweise sehen, weil man es ja einfach nicht glauben will und nicht glauben kann. Deswegen interessiert es mich nochmal genau, wie das in dieser Situation war. Hat sie das vielleicht später vor Gericht geschildert?

Nicht in allen Details, aber sie hat gesagt, dass sie es auch da im ersten Moment nicht glauben konnte und dann haben sie ihr eines der ersten Videos gezeigt und dann wiederum hat sie ganz schnell gesagt, ich will das nicht mehr sehen, das sind ja Vergewaltigungen und so.

Sie hat dann erstmal die Augen verschlossen und später hat auch ihr Anwalt gesagt, dass sie viele Monate oder auch Jahre diese Videos gar nicht sehen wollte und er ihr dann, ihr Anwalt dann vor dem Prozess gesagt hat, du diese Videos spielen im Prozess wahrscheinlich eine Rolle, vielleicht musst du die vorher schon mal einmal gesehen haben und das hat sie dann auch, aber in dem Moment wollte sie das dann ja nicht weiter sehen, das sind ja auch natürlich schreckliche Aufnahmen und für sie selbstverständlich insbesondere, also dann...

Sie ging dann sogar noch nach Hause und hat ja dann ihre Kinder angerufen, hat wohl gesagt, sitzt ihr auch, ich habe euch was Schreckliches zu erzählen und hat dann alles weitergegeben. Ihre Tochter Caroline hat ja ein Buch über den ganzen Fall geschrieben.

Da beschreibt sie das, diese Szene, wie ihre Mutter sie anruft, fragt, sitzt du gerade, ist dein Mann zu Hause? Und wie sie dann genau beschreibt, wie es da aussieht, wo sie sitzt, in der Küche, glaube ich, und wie dann die Welt über ihr zusammenbricht. Also es war ein ganz normales Leben. Sie hat nichts Böses geahnt und das ist, glaube ich, so bezeichnend an diesem Fall. Niemand hat es ihm zugetraut. Niemand hat irgendwas Böses geahnt und die Welt bricht.

Genau, ihre Welt bricht zusammen. Sie hat auch gesagt, meine Welt liegt in Trümmern. Das waren so ihre Worte für dieses Zusammenbrechen. Und natürlich, ich meine, die waren 50 Jahre verheiratet, also so goldene Hochzeitspaare.

waren das eigentlich. Und das perfide an ihm war ja auch, dass sie ja zuletzt durch seine Drogengabe gesundheitlich stark angeschlagen war. Also ihr ging es ja ganz schlecht, sie hat ja Gedächtnislücken und so weiter. Und sie hat aber ihn dann sozusagen als Beschützer in dem Moment wahrgenommen. Also er hat sich ja dann sogar inszeniert als derjenige, der sie noch begleitet zu den Ärzten. Das kam dann noch hinzu. Also ich glaube, das traf sie auch in dem Moment, wo sie sich ohnehin gerade schwach fühlte, weil sie eben körperlich so

versehrt war tatsächlich von diesen starken Drogen. Kannst du uns vielleicht einmal, bevor wir jetzt da in die Details gehen, was er gemacht hat, was die anderen Männer gemacht haben, dieses ganze Grauen einmal aufmalen? Wie viele Jahre ging das? Von wie vielen Vergewaltigungen sprechen wir? Wie viele Männer wurden mit angeklagt? Also das Ganze spielte sich über zehn Jahre ab, wo eben Herr Dominik Pellico seine Frau unter Drogen setzte und andere Männer dazu einluden.

sie zu vergewaltigen. Die genaue Zahl ist bis heute eigentlich nicht bekannt, wie viele Männer es waren, weil teilweise die Videoaufnahmen qualitativ nicht so gut waren, dass die Ermittler das jetzt immer feststellen konnten, wer diese Personen waren, die auch unter Synonym aufgetreten sind. Aber angeklagt waren dann am Ende 51 Männer.

Es waren aber mindestens 80, 81, 82 Täter. Da gab es auch verschiedene Zahlen dann von den Ermittlern. Und die Tochter und auch andere vermuten, dass es vielleicht auch noch mehr waren, weil vielleicht auch nicht alles aufgezeichnet wurde auf Videofilmen. Die Ermittler bezogen sich ja vor allem auf diese Videos, die sie gefunden haben. Also es könnten auch noch mehr sein. Und seine Herangehensweise sozusagen war halt immer so, dass er seine Frau erst mit Themister, so starken Schlafmitteln,

unter Drogen gesetzt hat, bis sie ja in einem komatösen Zustand war eigentlich unter diesen hohen Dosen. Dann kamen eben diese Männer, die er in einem Internetforum, Onlineforum kontaktiert hatte, wo er seine Frau angeboten hatte sozusagen zur bewusstlosen Vergewaltigung. Und das Forum hieß gegen ihren Willen.

Er hat sie dann vergewaltigt, hat die Männer sie vergewaltigen lassen, hat alles aufgenommen. Im Laufe der Zeit wurde das auch immer häufiger. Also das hat sich eigentlich immer weiter gesteigert, sodass sie auch körperlich sozusagen immer versehrter war. Und am Ende waren es manchmal zwei, dreimal in der Woche, auch an Silvester am Geburtstag. Also völlig erbarmungslos hat er das sozusagen über die Jahre durchgezogen und immer mehr Männer eingeladen, die teilweise ja auch mehrfach wieder kamen.

Bei Vergewaltigungen ist es ja eigentlich fast immer so, dass Aussage gegen Aussage steht. Aus diesem Grund sind ja auch die Freispruchquoten bei Sexualstrafdelikten höher als bei anderen Straftaten. Einfach weil du selten einen Beweis hast. Das ist in diesem Fall anders. Es gibt Videos, tausende von Videos. Hast du diese Videos auch gesehen? Ich habe lange mit mir gehadert und dann dachte ich, ich bin irgendwie zu zart beseitigt, um mir die anzugucken. Also ich habe sie tatsächlich gesehen.

Nicht gesehen, also es gab dann immer die Frage des Richters im Gerichtssaal, ob man sich das ansehen will und wenn nicht, konnte man in dem Moment dann den Raum verlassen. Und ich hatte vorher mit einer Kollegin gesprochen, die sich den Tag zuvor schon, an dem ich nicht da war, ein Video angesehen hatte. Und die hat das so plastisch beschrieben, dass ich dachte, das verfolgt mich wahrscheinlich dann noch zu lange, als dass ich mir das ansehen könnte, weil sie war jetzt beispielsweise speziell davon schockiert gewesen,

Über die Geräusche, weil es war so leise. Also die waren ja alle darauf bedacht, alle Täter Giselle Pelicot nicht aufzuwecken. Das heißt, es wurde geflüstert, aber es wurden so die schlimmsten Dinge geflüstert. Er hat sie ja auch häufig wüst beschimpft. Also er flüsterte dann jetzt, nimm sie ran, die Schlampe, jetzt nur mal so als Beispiel. Es gab noch viel schlimmere Geräusche.

Es gab noch viel schlimmere Sätze und alles findet eben wie so unter Watte statt. Diese Szenerie und diese Videoaufnahmen sind sehr, ja, das hat jetzt diese Kollegin sehr mitgenommen und ich kann das gut nachvollziehen, dass diese gespenstische Atmosphäre, die da auch herrschte und dieses

Ein bisschen chirurgische Vorgehen, also dass die sich ja auch wirklich genau in Anweisung von ihm gefolgt sind, wie sie sich verhalten sollen, damit sie nicht geweckt wird. Also beispielsweise, dass sie ihre Hände aufwärmen, damit sie nicht von den kalten Händen eventuell geweckt würde. Und dieses immer gleiche Vorgehen und diese stille oder flüsternde Stimmung, das hat sehr viele, die die Videos gesehen haben, besonders mitgenommen, abgesehen von dem, was man da noch sehen konnte. Und er war immer mit im Raum?

wenn das passierte? Er war immer mit im Raum. Er stand häufig dann hinter seiner Kamera, wenige Meter entfernt von dem Ehebett, auf dem alles

alles stattfand und er hat immer alles nach demselben Schema eigentlich ablaufen lassen. Also er hat sie in bestimmten Seitenpositionen sozusagen drapiert und hat dann den Männern Anweisungen gegeben, was sie machen sollen. Hat sie auch vor den Augen der Mittäter missbraucht oder andersrum, aber er war immer zugegen. Also er wurde vor Gericht manchmal beschrieben so als Orchesterchef oder als

Als manipulativ auch, das war aber auch teilweise eine Schutzbehauptung von den Mitangeklagten, dass sie gesagt haben, er hätte sie alle so manipuliert. Aber fest steht auf jeden Fall, dass er das so durchorchestriert hat tatsächlich. Er hat sie auch viele tausend Male selbst vergewaltigt.

Er hat sie auch viele tausend Male selbst vergewaltigt und was sich jetzt die Tochter und wahrscheinlich auch Giselle Pellicot fragt und auch die Ermittler ist natürlich, was jetzt vielleicht auch vor diesen zehn Jahren war. Also es gibt eben diese Videoaufnahmen seit zehn Jahren. Vielleicht war er vorher auch schon übergriffig oder hat sie missbraucht. Das ist nicht ganz klar und auf sein Wort kann man sich auf jeden Fall nicht verlassen. Er hat alles verfolgt.

was bewiesen werden konnte, aber darüber hinaus nichts. In so einer Scheibchentaktik, das zugegeben, was zugegeben werden musste. Genau, das hat er auch nicht beschönigt wie viele seiner Mittäter, aber er hat jetzt nicht von selbst aus irgendwie gesagt, okay, das war vielleicht auch schon vorher mal was, was naheliegend wäre für die meisten Ermittler. Eine quasi toxikologische Frage.

Wenn das so über so viele Jahre ging und wir wissen ja, wie das so ein bisschen aus der Literatur oder vor allem auch aus den Medien, natürlich sind uns in Deutschland aus den letzten Jahren ja so Fälle von K.O.-Tropfen-Vergewaltigungen bekannt. GHB ist uns vielleicht ein Begriff. Die Medikamente, die jetzt hier benutzt wurden, waren uns bislang jedenfalls noch nicht so ein Begriff in diesem Zusammenhang. Sind die denn offensichtlich tatsächlich so stark und dazu geneigt, dass das Opfer einfach gar nichts davon mitbekommt?

kommt von dieser hundert- ja tausendfachen Vergewaltigung. Also die Spätfolgen und so natürlich schmerzend nachher, aber in dem Moment ist es so komplett ausgeschaltet, dass Madame Pellicot davon nichts mitbekommen konnte? Also diese Frage haben am Anfang zwei Toxikologen sehr eindeutig beantwortet und haben gesagt, in dieser Dosis ist es wirklich eine Art künstliches Koma, dass die Person absolut nichts mitbekommen kann, weil es gab auch manchmal auch so...

Ja, Fake-News-Seiten oder so ungeprüften Nachrichtenseiten wurde da ein bisschen rumschwadroniert, ob das denn überhaupt sein könnte, dass sie das nicht mitbekommen haben kann. Aber diese Frage wurde vor Gericht wirklich von den Experten sehr eindeutig beantwortet, eben, dass die Dosen so hoch sind und die war ja teilweise auch schon zwischen Leben und Tod. Also so starke Dosen hat er gegeben, dass er auch wirklich ihr Leben riskiert hat in einigen Momenten. Das war dann wirklich ein Zustand,

wo sie nichts mitbekommen konnte. Sie war ja teilweise auch 18 Stunden sozusagen nicht mehr wach. Das haben ja sogar die Kinder beobachtet, wenn das mal sogar passiert ist oder er das angetan hat, während sie da waren. Also sie war wirklich komplett weggeschossen von diesen Medikamenten und konnte sich nichts erinnern oder so. Die Kinder haben ja auch schon überlegt, einen Pflegeheimplatz für ihre Mutter zu suchen, weil sie so neben sich stand.

Genau, also wenn man das jetzt im Nachhinein, das ist ja häufig so, im Nachhinein machen alle Symptome zusammen Sinn und es kann nur eigentlich auf diese Tat hinauslaufen, aber über die vielen Jahre hat keiner die richtigen Schlüsse gezogen, also auch die Ärzte nicht, sie kamen ja mit sehr vielen verschiedenen Faktoren.

Symptomen und Beschwerden zu den Ärzten. Also einerseits diese massiven Schlafstörungen. Also sie konnte ja dann auch nicht mehr einschlafen. Sie hatte ja quasi eine Schlafmittelabhängigkeit, von der sie selbst nichts wusste. Gleichzeitig hat sie manchmal sehr lange geschlafen, hatte Sprachstörungen, Gedächtnislücken. Die Kinder haben erzählt, dass sie manchmal Dinge doppelt erzählt hat im kurzen Abstand. Und zugleich hatte sie einen entzündeten Unterleib, hatte

Blutungen und verschiedene andere Krankheiten ist damit natürlich auch zu Ärzten gegangen. Aber keiner hat sozusagen diesen Gesamtzusammenhang gesehen, worauf es hätte hinauslaufen müssen. Damit rechnet man auch nicht als Arzt. Damit rechnet man vielleicht jetzt, nachdem dieser Fall ans Licht gekommen ist. Und das ist ja eine Facette der großen gesellschaftlichen Bedeutung, die dieser Fall hat. Dass wir auch wissen, Ärzte müssen da genauer hinschauen. Insbesondere in Frankreich hat der Begriff der chemischen Unterwerfung jetzt die Runde gemacht.

Kannst du uns einmal erklären, was unter diesem Schlagwort so jetzt subsumiert wird und was wir darunter verhandeln?

Genau, diese chemische Unterwerfung, das ist jetzt zum Glück durch diesen Fall noch bekannter geworden und aus dieser Ecke ein bisschen rausgekommen, dass man denkt, das sind jetzt eben diese K.O.-Tropfen alleine, die in einer schummrigen Bar oder so ins Getränk getröpfelt werden. Durch diesen Fall wurde jetzt eben bekannt, dass es sehr viel mehr Frauen betrifft und auch sehr häufig im engeren Umfeld, also auch in der Familie. Und das eben von dieser Unterdrogensetzung, das können sehr unterschiedliche sein, also es können Schlafmittel sein, aber auch Antiallergiker sind es.

Es offenbar eignen sich da sehr viele Medikamente für, wenn man sie in einer entsprechend hohen Dosis verabreicht. Hustensaft sogar, habe ich gelesen. Ja, genau. Also die Liste ist schier unerschöpflich leider, welche Mittel sozusagen zu diesen Folgen fähig sind und ja.

Es gibt keine bislang Statistiken wirklich darüber, wie viele betroffen sind. Man geht auch von einer sehr, sehr großen Dunkelziffer aus, eben weil die Beschwerden auch häufig so diffus sind und die Betroffenen das nicht merken. Aber es gibt so erste Analysen dazu, dass tatsächlich auch manchmal Kinder betroffen sind. Die Mehrzahl sind natürlich größer.

Erwachsene Frauen, auch manchmal Männer, aber das sind immer dann Täter, die sozusagen ihren Opfern diese Mittel, was auch immer an Giften, dann untermischen in Getränke oder ins Essen bröseln. Das hat er auch gemacht, Dominik Peliko, um sie sozusagen in einem bewussten Zustand meistens dann zu missbrauchen. Und einen der Hauptaktivitäten?

Eine der Aktivistinnen, aber im positivsten Sinne des Bekanntmachens, dieser Soumission Chimique, wie es im Französischen heißt, ist ja die Tochter Caroline, der Eheleute Pellicot. Kannst du uns ein bisschen was über sie sagen und auch wie sie mit diesem Kampf um Gerechtigkeit und auch natürlich die Werbung für diese fürchterliche chemische Unterwerfung, dass die bekannter wird und bekämpft wird, zu ihrem Kampf etwas sagen kann?

Die Tochter war die erste in der Familie, die diesen Fall überhaupt bekannt gemacht hat. Sie hat ja auch ein Buch darüber veröffentlicht, zuerst auf französischer Sprache, das gibt es jetzt auch in deutscher Sprache, ich werde dich nicht mehr Papa nennen, heißt das, wo sie genau das beschreibt, was ihr passiert ist, aber wo sie auch beschreibt, was ihr Verein, den sie auch inzwischen gegründet hat, versucht zu machen, nämlich darüber aufzuklären über diese chemische Unterwerfung und wie häufig das passiert und

Vor allem Ärzte oder die ersten Anlaufstellen aufzuklären, dass die besser reagieren, wenn jetzt eine Person zu ihnen kommt und diesen Verdacht äußert. Ich kann mich an gar nichts erinnern und ich habe vielleicht sogar noch eine Blutung dazu als Symptom, dass dann die richtigen Schlüsse gezogen werden. Und die Carolin war halt vor Gericht auch sehr bemerkenswert.

Sie war mit Sicherheit die emotionalste aus der Familie. Also Giselle Pellico war ja vor Gericht relativ ungerührt, wie sie so da saß, trotz dieser makabren Szenerie für sie mit dem ehemaligen Ehemann, ihr direkt gegenüber, die 50 Mittäter im selben Raum vertreten.

saß sie da relativ ungerührt und die Caroline eben, die hatte eher so die Rolle, dass sie auch mal rausgerannt ist und wütend war, dass sie auch geweint hat und ihren Vater angeschrien hat.

Dass er lügt, weil ihre Geschichte ist ja die, dass man nicht genau weiß, was Dominic Pellicot auch seiner Tochter angetan haben könnte. Es gibt ja von ihr auch Fotos, wie sie da mit einer Unterhose, die sie nicht kennt, auf dem Bett ihrer Eltern liegt. Und sie kann sich natürlich an diese Situation nicht erinnern und er bestreitet aber, dass er seine Tochter jemals angerührt hat.

Genau, das wurde vor Gericht nicht so richtig geklärt oder auch nicht so richtig viele Fragen darüber gestellt. Deswegen war sie auch, glaube ich, so wütend letztendlich, wie der Prozess für sie verlaufen ist, weil die Ermittler gesagt haben, das können wir jetzt in der Zeit sozusagen nicht auch noch verfolgen.

Deswegen blieb diese große Frage bestehen. Bis zum Schluss hat er sie möglicherweise auch missbraucht. Woher kommen diese Fotos, wo sie eben mit einer fremden Unterhose bekleidet in diesem Bett liegt? Und sie kann sich natürlich nicht an diese Szene erinnern und kann jetzt nur mutmaßen, ist aber eigentlich davon überzeugt, dass sie auch missbraucht wurde. Und das hat er bis zum Schluss bestritten. Aber sie ist fest davon überzeugt. Aber es wurde halt jetzt nicht darüber geurteilt. Und das ist, glaube ich, etwas, was sie normalerweise

noch mehr betroffen macht, als sie natürlich ohnehin schon ist, dass das nicht aufgeklärt wurde. Du hast gerade gesagt, dass Giselle Pellicot dem Prozess relativ ungerührt verfolgt hat. Also ich erinnere mich an Bilder von ihr, wie sie so hinter einer getönten Sonnenbrille sitzt, ne?

Sie hat sich aber dafür entschieden, dass die Videos öffentlich gezeigt werden sollen. Sie sagt dazu, die Scham muss die Seite wechseln. Das ist, wenn ich das richtig weiß, ein feministisches Slogan aus der zweiten Frauenbewegung in Frankreich. Kannst du uns einmal sagen, welche Rolle dieser Satz in dem Prozess gespielt hat?

Also dieser Satz spielt tatsächlich eine ganz entscheidende Rolle, weil es war so eine ihrer ersten Äußerungen, die sie überhaupt gemacht hat, als dieser Gerichtsprozess begann. Es war ja so, dass eigentlich niemand damit gerechnet hat, dass der öffentlich geführt wird, weil die seltensten Vergewaltigungsfälle finden vor den Augen der Öffentlichkeit statt und bei diesem hatte eigentlich niemand damit gerechnet, wo dieser so besonders...

letztendlich ist für das Opfer, dass das vor den Augen der Öffentlichkeit stattfindet. Und das hat sie gemacht und hat dann damit diesen Satz dann auch geprägt, die Scham muss die Seite wechseln. Und das hieß für sie, dass sozusagen die Täter nochmal zu ihren Taten stehen müssen, dass diese schämmigen Videos, diese grausamen, brutalen Videos gezeigt werden, sodass die Täter sich schämen und nicht sie als Opfer diejenige ist. Und das

Das hat tatsächlich auch schon dazu geführt, dass in Frankreich andere Vergewaltigungsopfer auch vor Gericht gegangen sind und das öffentlich gemacht haben. Gab es schon zwei, drei Prozesse, wo die dann explizit gesagt haben, wegen Pellicot traue ich mich jetzt.

Diesen Prozess auch in der Öffentlichkeit zu führen.

Die Dunkelziffer ist gigantisch, weil Frauen sich aus Scham nicht trauen und nachvollziehbar nicht trauen, auch weil es Legionen an Geschichten gibt, wo es bei Frauen, die sich getraut haben, fürchterlich ausgegangen ist und viele danach auch noch berichtet haben, hätte ich es mal bloß nicht angezeigt. Was danach passiert ist, war quasi nochmal die zweite Vergewaltigung, weil sie sich so ungerecht behandelt fühlten, dann auch von der Polizei oder später vom Gericht.

Das ist ein extrem sensibles Thema und das ist natürlich in all dieser Fürchterlichkeit ein ganz großes Verdienst dieses Falles und vor allem von Madame Pellicot, dass das vielleicht dazu führt, dass sich mehr Frauen trauen auszusprechen, was ihnen widerfahren ist. Man kann diese Wandlung oder diesen Mut von Giselle Pellicot eigentlich gar nicht verhindern.

groß genug hängen. Also man muss sich ja vorstellen, sie war ja wirklich natürlich nie im Rampenlicht in ihrem Leben. Sie hat Zeit ihres Lebens als Sekretärin beim Stromkonzern EDF gearbeitet.

Ja, also wirklich eine durchschnittliche Rentnerin ja auch schon. Die ist ja auch nicht mehr ganz jung. Also man muss ja auch die Energie für haben, dann noch diese Auftritte durchzustehen, diesen Medienrummel. Und sie hat das so wahnsinnig stark durchgezogen bis zum Schluss. Der ging ja auch sehr lange. Jeden Tag, also jeden Tag der Woche, fünf Tage in der Woche über dreieinhalb Monate lang.

war sie im Gerichtssaal und hat dann aber auch tatsächlich sichtlich, glaube ich, Kraft geschöpft daraus, dass sie ja so bewundert wurde eben auch weltweit und dass jedes Mal, wenn sie aus dem Gerichtssaal kam, wo sie dann eher sozusagen ungerührt saß, hat sie dann draußen durchaus viel mehr Emotionen gezeigt. Also wenn dann da sehr viele Frauen und auch ein paar Männer standen und ihr zugeklatscht haben, mir auch Geschenke gegeben haben,

Es kam sogar ein Schal aus Australien an und Pralinen und Blumensträuße. Da hat sie sich immer sehr drüber gefreut, hat sich persönlich bedankt. Und das war, glaube ich, auch das, was sie so ein bisschen über die Monate so getragen hat. Kannst du uns was über die Psyche von Monsieur Pellico sagen? Der wurde ja verschiedentlich exploriert von Psychiatern. Was haben die vor Gericht vorgetragen? Wie ist sowas möglich? Also was haben die in seiner Psyche gefunden? Also sie haben gesagt, es gab verschiedene Psychiater, die sich mit ihm beschäftigt haben und die

stimmten darin überein, dass er zwei Seiten hat. Also sie meinten, es wäre nicht diese typische schizophrene Pathologie, wo man wirklich komplett sozusagen die Persönlichkeit wechselt, sondern dass er tagsüber ein liebender Ehemann, liebevoller Ehemann sein kann und nachts

wird er dann zum sadistischen Vergewaltiger seiner Frau. Dass das sozusagen in seiner Persönlichkeit liegt und dass er zudem, also dass er wirklich diese zwei Seiten hat, die ja auch dann beschrieben wurden, auch von seiner Familie und von Nachbarn und Freunden, die gesagt wurden, ja, wir haben den immer nur als total netten Typen gesehen. Und dann hat er sozusagen da sein Nachtleben geführt mit den Mittätern über so viele Jahre, was gar nicht zu dem äußerlichen Schein passte. Sie haben aber auch gesagt, die Psychiater, dass er wirklich so viele

Also das, was man vorher vielleicht als pervers bezeichnet hätte, jetzt heißt es parafil, also beispielsweise die Neigung, sich daran aufzugeilen, mit einer bewusstlosen Person Sex zu haben oder sadistisch zu sein, voyeuristisch, exhibitionistisch, also er vereinte so viele von diesen Pathologien.

Die Psychiater kamen auch beide zu dem Schluss, dass irgendwie angesichts dieser Fülle an Perversionen, die er hat, dass da eigentlich keine Heilung möglich ist und dass er aber voll schuldfähig ist. Also er ist jetzt nicht entschuldbar sozusagen durch diese Krankheiten, weil alles in vollem Bewusstsein letztendlich stattfand. Okay, aber das klingt jetzt tatsächlich ein bisschen nach Dr. Jekyll und Mr. Hyde, also nachts der böse Vergewaltiger und tagsüber der liebevolle Ehemann.

Ich meine, er hat sich doch auch selber eingelassen oder in einem Brief, glaube ich, an seinen Sohn, wo er dann sagt, dass seine paraffinen Neigungen oder er drückt das, glaube ich, anders aus. Er sagt, seine bösen Neigungen, die bösen Stimmen, was weiß ich, in den vergangenen Jahren immer stärker geworden seien. Liebe Hörerinnen und Hörer von Zeitverbrechen, wir wollen euch auf ein Angebot aufmerksam machen.

In der ZEIT und auf ZEIT online berichten wir über Kultur, Politik, das Weltgeschehen und immer wieder, ihr wisst es, auch über Verbrechen. Ein gratis Probeabo mit unbegrenztem Zugang, digital oder ganz klassisch gedruckt, gibt es unter abo.zeit.de slash Verbrechen. Und jetzt geht's weiter mit der heutigen Folge. Musik

Also er hat auch tatsächlich, als die Ermittler dann zugegriffen haben wegen seiner Videoaktion im Supermarkt, hat er ja sogar als erstes geäußert, dass er quasi erleichtert wäre, dass es jetzt ein Ende hätte, sein böses Spiel sozusagen. Also es ist schon so, so hat es auch seine Anwältin beschrieben, er fühlte sich wie in so einem Strudel, aus dem er selbst nicht mehr kommt.

rauskam. Also das waren zumindest seine Darstellungen davon, als wäre er da wie ergriffen von diesen Neigungen und dass er da nichts mehr gegen ausrichten konnte. Spricht ja auch ein bisschen dafür tatsächlich, weil er

dass er immer häufiger sich an ihr vergriffen hat. Das hat sich immer mehr zugespitzt tatsächlich. Das kann man ihm natürlich jetzt glauben oder nicht, dass er erleichtert war aufzufliegen. Aber so oder so finde ich, es ist ja eine menschliche Regung und eine menschliche Aussage, das mal zu formulieren, erleichtert zu sein, in diesen Strudel geraten zu sein. Und auch diese Diagnosen führen uns ja vor Augen, dass wir es hier mit einem Menschen zu tun haben. Und ich finde, das ist immer ganz wichtig, das mal einmal zu betrachten.

Tonen, könnten wir eine Medienanalyse starten, wie oft wohl im Zusammenhang mit Dominique Pellicot das Wort Monster gefallen ist. Ich würde mal einfach, allein für die deutschen Medien sagen, bestimmt mehr als 100 Mal wahrscheinlich Richtung 1000. Monster und Teufel auch. Und Teufel auch gerne. Wir haben bei Zeitverbrechen gerade, liegt es noch am Kiosk, ein Heft über den Teufel gemacht und da geht es genau auch um diese Frage, es braucht aber nicht den Teufel, um das Böse in die Welt zu tragen. Das macht der Mensch schon selbst.

Und diese Dehumanisierung von Menschen, die macht es nur und ausschließlich den Tätern leichter, denn die können das dann auch von sich aus gliedern. Nein, es sind wir Menschen, die das Böse in die Welt tragen und der Herr Pellico ist ein Mensch und vielleicht hätte man ihm an irgendeinem Punkt helfen können. Es ist natürlich auch irgendwie psychiatrisch auffällig.

Auch wenn er voll schuldfähig war. Natürlich hätte man ihm aber vielleicht an einem bestimmten Punkt mit Therapie helfen können. Das klingt jetzt ein bisschen so wie das Wort zum Sonntag. Entschuldigt bitte, aber mir ist das immer so wichtig, das zu sagen, dass wir nicht vergessen, dass es Menschen sind, die für diese Taten verantwortlich sind und die menschliche Opfer produzieren. Es sind keine Monster. Das wäre mir auch ein total wichtiger Punkt nach diesem Prozess.

weil es ja auch darum ging, dass eben auch diese 50 Mittäter, die hat Herr Pellicot ja auch relativ leicht gefunden. Also es gibt ja jetzt nicht nur um diesen Ort Mazon drumherum 50 Teufel sozusagen oder 50 Monster. Die gibt es wahrscheinlich in jedem Ort, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Also muss man ja leider befürchten. Es war ja jetzt zufällig dieser Ort, an dem sich Herr Pellicot befand und eben seine Mittäter gesucht hat. Und das ist ja aber genau das, was dieser Prozess durch die Öffentlichkeit auch

auch geschafft hat zu zeigen, dass eben diese Täter so äußerlich normal und so durchschnittlich sind. Eben keine Monster oder quasi Außerirdischen, sondern ja tatsächlich Männer, die eigentlich äußerlich ein normales Leben führen und dass das Böse nicht so weit entfernt ist, wie wir es häufig gerne hätten.

Ja, wir legen einfach die Schwelle zu hoch, wenn wir immer sagen, gut oder böse. Das stimmt einfach nicht. Weil wenn wir sagen, er war ein guter Vater und Ehemann und Großvater, dann kann er ja kein böser Mensch sein. Das stimmt einfach nicht. Das Böse ist in uns, in jedem von uns und jeder von uns kann böse Taten begehen. Erzähl uns doch mal von diesen 50 Männern, die da mit angeklagt wurden. Annika, wie hast du die vor Gericht erlebt?

Also als erstes hatte ich erstmal einen Schock, als ich es zum ersten Mal erlebt habe, weil ich war ja eben in diesem Gerichtssaal. Es war alles sehr eng, weil eben so viele Mittäter ja da vorgeladen waren. Natürlich eben diese 50 Personen. Normalerweise ist ja vor Gericht eher so zwei, drei, vier Leute oder ein Einzelner angeklagt. In dem Fall waren es irgendwie...

16 oder 17 Personen, die schon in Haft saßen. Die saßen in diesem Glaskasten, den es ja häufiger gibt im Gericht. Und alle anderen saßen quasi zwischen uns, den Journalistinnen und den Anwältinnen, die sie da hatten. Und das war mir im ersten Moment gar nicht bewusst. Also man hätte es sich ausrechnen können. Aber ich kam an der Ahnung, setzte mich dahin und denke, wir sind eigentlich hier so viele Männer. Und wo sind eigentlich die Angeklagten? Ich dachte, die sitzen ja im Glaskasten. Bis ich dann sozusagen natürlich kurz darauf gedacht habe, okay, das sind jetzt hier die, die eigentlich nur eine Armlänge von mir haben.

entfernt sitzen. Neben dir sitzen teilweise. Neben mir sitzen, genau. Viele von denen hatten eine Corona-Maske auf. Das war so das Einzige, was ein bisschen auffällig war, um sich natürlich ein bisschen vor den Kameras, vor dem Gerichtssaal sozusagen zu schützen. Aber sie waren natürlich auch da absolut unauffällig. Ich meine, das ist ja jetzt eine Banalität, welchem Verbrecher sieht man es an. Aber in dem Fall ist es halt noch besonders, weil man ist schon vor Gericht. Man weiß, dass diese angeklagten Männer sind und trotzdem denkt man bis zum Schluss, man wird sie irgendwie erkennen oder so. Was natürlich unmöglich ist. Und

Das waren eben nicht nur äußerlich normale Männer, auch die meisten, also es gab ein paar Vorbestrafte, aber die allermeisten hatten ein durchschnittliches Leben. Die Altersspanne war auch sehr groß zwischen 21 und 30.

Lagen die in ihrem Alter. Die unterschiedlichsten Berufe von Krankenpfleger zu Feuerwehrmann, zu Gemeinderat. Es gab auch so einen Manager einer höheren Position. Ein Journalist war auch darunter. Also es waren alle Männer betroffen, arm, reich, dick, tünn, groß, klein, hätte ich fast gesagt. Aber eben die ganze Bandbreite, die man so in der Bevölkerung findet, saß dann da im Gerichtssaal. Und man muss ja einmal sagen...

Keiner von diesen 50 Männern ist zur Polizei gegangen, als er dann eine bewusstlose Frau hat liegen sehen. Und nur zwei sind wieder umgedreht. Die anderen haben...

Und man muss auch nochmal sagen, mindestens 30 weitere laufen da draußen noch rum und wurden nicht verantwortlich gemacht für das, was sie getan haben, weil man sie einfach nicht gefunden hat. Vielleicht sind es noch viel mehr und das muss man vielleicht auch nochmal einmal klar deutlich formulieren. Das ist vielleicht sogar nur die Spitze des Eisberges.

Nur die Spitze des Eisberges und diese Nichtreaktion sozusagen, die zog sich ja vor Gericht noch fort, also setzte sich da noch fort, weil da war es auch wieder nur eine Minderheit, ich glaube rund ein Drittel der Männer hat das sozusagen eingeräumt und gesagt, ja es war eine Vergewaltigung und ich bekenne mich schuldig. Alle anderen hatten ja da Vorwände oder Ausflüchte und haben gesagt, ja sie seien manipuliert worden, sie hätten gedacht, von Dominique Pellicot oder behaupteten, sie dachten, sie würden sich auf so ein einvernehmliches Spiel bewegen.

Einlassen dieser Eheleute, dass das sozusagen so Esplin wäre und dass sie daran geglaubt hätten, dass

Dem widersprechen aber natürlich, also diesen Entschuldigungen, nenne ich es mal, oder Vorwählen widersprechen aber natürlich diese Videoaufnahmen. Also es gab ja dann immer dann, wenn einer das nicht einräumen wollte, hat dann der Richter veranlasst, dass diese Videos gezeigt wurden, wo dann eigentlich alle Zuschauer immer zu dem Schluss kamen, okay, es war so offensichtlich, dass sie sich auch nicht schlafend stellt jetzt. Weil sie zum Beispiel laut schnarcht. Sie schnarcht laut, sie ist absolut bewegungslos, sie wird von Dominique Pellicot bewegt, also drapiert. Sie ist bewusstlos, sie zeigt keinerlei...

Anteil haben oder in irgendeiner Form eine Emotion, die Augen sind durchgängig geschlossen. Also das ist für alle ganz offensichtlich gewesen, die diese Bilder gesehen haben und so stand es ja auch in der Anklageschrift. Sie wurden ja auch alle dann sozusagen für schuldig erklärt und keinem wurde geglaubt, dass er nicht wusste, was er da tat. Und sie haben sich aber so verteidigt zum Teil, dass sie gesagt haben, naja, wenn der Mann von seiner Frau sagt, das ist okay, dann wird es schon okay sein. Also der Mann bestimmt über den Körper der Frau.

Genau, das war halt natürlich auch nochmal so ein gesellschaftliches Abbild, fürchte ich, von dem, was noch in vielen Männerköpfen so rumgeht.

Was sie da teilweise auch so naiv irgendwie vorgetragen haben, die Angeklagten, dass sie gesagt haben, das ist doch sozusagen, wenn der Ehemann sagt, das ist okay, dann ist es auch für seine Frau okay und ich habe mich auf ihn verlassen. Also diese Idee, dass er das Einverständnis geben könnte anstelle seiner Frau, die kam bei sehr vielen vor, wenn sie dazu befragt wurden. Annika, wie haben die sich denn überhaupt verabredet? Also ich glaube, dass wir das einmal verstehen. Also was waren das für Foren? Wie hat das funktioniert?

Es war ein Online-Forum, wo es so verschiedene Themengruppen gab. Also da trafen sich auch Spieler oder so andere Interessensgruppen, nenne ich sie jetzt mal. Inzwischen wurde es jetzt auch geschlossen aufgrund dieses Prozesses. Aber es war offensichtlich ganz einfach. Also Dominik Pellico hatte da tatsächlich ja gesagt...

Ich biete meine Frau zur Vergewaltigung an, also ganz explizit. Oder hat auch geschrieben, teilweise, ich habe meine Frau unter Schlafmittel gesetzt, wer möchte vorbeikommen? Und daraufhin haben dann die Männer geantwortet. Dann haben die sich nochmal manchmal per Skype oder per SMS verabredet und das ging dann häufig sehr schnell. Also sehr viele kamen irgendwie nachmittags in Kontakt und abends waren sie dann bei Pelico im Schlafzimmer. Und diese Hemmschwelle war einfach groß.

extrem niedrig oder wurde auf jeden Fall sehr schnell überschritten von all diesen Tätern. Und nicht im Darknet oder so, sondern ganz offen in so Foren, in die im Prinzip jeder eintreten kann. Im ganz normalen Internet. Das kennen wir ja tatsächlich auch aus diesen Kinderpornografie und sexuelle Gewalt gegen Kinder, dass die sich teilweise in Facebook-Gruppen verabredet haben, wo man sich immer so denkt,

Diese Ruchlosigkeit, das quasi in aller Öffentlichkeit auf dem Marktplatze zu verabreden, das finde ich schon auch nochmal bemerkenswert. Am Ende war ja auch noch ein Nachbar darunter, unter den Tätern. Also das war auch so eine denkwürdige Szene vor Gericht, wo Madame Pellicot dann versteht, dass unter den Tätern einer ihrer Nachbarn ist. Der sie auch täglich so gesehen hat. Den sie so beim Bäcker so gesehen hat, war kein enger Freund, aber jemand, den sie kannte, der war von ihrer Straße. Und da hat sie dann erst gedacht, okay, der war das.

Er konnte sie sehr schnell, und das ist auch wirklich das Erschütternde an diesem Fall, dass er sie so schnell rekrutieren konnte und dass dann eben keiner tatsächlich...

Trotz dieser ganz offensichtlichen kriminellen Energie, also dass man dann sagt, ihr müsst euch die Hände aufwärmen, ihr dürft kein starkes Parfum tragen, ihr dürft keine Kratzspuren hinterlassen an ihrem Körper. Also es waren ja sehr genaue Tatanweisungen, nenne ich es mal, die sie da erhalten und auch alle durchgeführt haben. Also die haben dann alle brav ihre Hände über der Heizung irgendwie aufgewärmt oder so, sodass eigentlich diese ganze Verteidigung, die sie da versucht haben gelten zu machen, wirklich absolut unglaubwürdig war.

Und ein paar von diesen Männern sind ja öfter gekommen, das waren keine Einzeltaten.

Genau, also es gab einige, die zwei-, dreimal oder sechsmal, siebenmal, eine auch glaube ich achtmal wiedergekommen ist. Das hat sich dann auch in der Schwere des Urteils niedergeschlagen und es gab noch so einen anderen besonderen Fall und auch besonders schweren Fall, wo es einmal umgekehrt war. Also es gab auch einen Mann, der dann wiederum auf Pelikos Anweisung seine eigene Frau, dem Peliko angeboten hat und seine eigene Frau vergewaltigt hat mit dem,

mit demselben Tathergang, also auch mit der Medikamentengabe und der Drappierung und alles das, was zu dieser Szene dazugehörte. Und Pellico wird wahrscheinlich nicht der Einzige sein, der in diesem Forum was gepostet hat, deswegen Spitze des Eisbergs. Also das wird etwas sein, was auch andere Männer machen mit ihren Frauen, mit ihren Freundinnen. Absolut. Also der Anwalt von Madame Pellico, Monsieur Barboneau,

Der hatte ja bei uns im Interview auch gesagt, dass er und Giselle auch jetzt unglaublich viele Briefe bekommt und

Berichte von Frauen, die sagen, ich glaube, mir ist das auch passiert und jetzt fällt es mir erst auf. Oder die sagen, ich habe es schon immer gewusst, aber mir hat keiner geglaubt. Vielleicht glaubt mir jetzt einer. Also es gab jetzt ganz viele Reaktionen darauf von betroffenen Frauen meistens, die gesagt haben, wahrscheinlich bin ich auch so ein Opfer. Und das zeigen ja auch die wissenschaftlichen Untersuchungen zu dieser chemischen Unterwerfung, dass fast 50 Prozent aller Opfer entdeckt

entweder Familienmitglieder oder enge Bezugspersonen waren. Und das ist ja tatsächlich völlig kontra zu dem, was wir bislang kannten von diesen Zufälligkeitsopfern von K.O.-Tropfen. Das hat schon eine ganz andere Dimension, die wir so vor dem Fall Pelico nicht kannten. Ja, dass der Täter einfach im Nahbereich ist, also ein Familienangehöriger ist.

Annika, was hat denn Dominique Pellicot den anderen Männern erzählt über seine Frau? Also hat er ihnen gesagt, dass sie Schlafmittel genommen hat oder wie hat er ihren Zustand erklärt? Also er hatte leicht unterschiedliche Versionen, hat aber Schlafmittel, hat er immer gesagt. Manchmal hat er gesagt, sie wäre einverstanden, das wäre sozusagen ihr Sexspiel als Ehepaar sozusagen gewesen.

Aber vielen anderen hat er auch gesagt, dass sie davon nichts weiß und dass sie unter starken Schlafmitteln steht und dass sie jetzt machen können, was sie wollen, so ungefähr. Also er hatte verschiedene Versionen parat für seine Mittäter. Und was war denn da die Verteidigungsstrategie der Männer vor Gericht? Also wir hatten ja vorhin schon mal gesagt, dass sie dachten, es sei schon okay, wenn er sie anbietet. Was hast du da sonst noch so gehört an Verteidigungen?

Viele haben eben gesagt, ja das ist ein einvernehmliches Spiel zwischen diesen Eheleuten oder sie haben gesagt, ja sie hätten gedacht, jeden Moment wacht sie auf und dann ist sie nicht aufgewacht, hätte er ja auch nichts für gekonnt. Oder dass es ja auch diese Paraphilie gibt sozusagen, es gibt ja so Leute, die sich schlafend stellen und sie dachten, sie stellt sich vielleicht nur schlafend. Ja, einfach, dass sie immer davon ausgegangen sind, sie wäre eigentlich einverstanden damit.

was eben angesichts dieser Bilder, die gezeigt und beschrieben wurden, offensichtlich nicht standhalten kann, wenn man sich das anguckt, dieses Argument. Zwischendurch hat ja auch einer gesagt, ja, ich war das gar nicht da auf dem Video, das ist mit meinem Beruf, ich glaube, es war der Feuerwehrmann, als Feuerwehrmann nicht vereinbar, ich kann das nicht gewesen sein. Das war mal zwischendurch eine Strategie, die aber auch nicht gehalten hat. Einer hat gesagt, dass Pellicot, also Monsieur Pellicot, ihm auch Substanzen gegeben hätte, aber dass das dann alles letztlich...

Nicht verfangen, genau. Wichtiger Punkt auch noch, das haben sie auch noch häufig gesagt, dass sie manipuliert worden wären. Also dass der Peliko irgendwie so autoritär aufgetreten wäre und sie sozusagen dazu gezwungen hat und dass sie da nicht mehr rauskam. Einige haben auch gesagt, sie wären vielleicht selbst unter Drogen gesetzt worden. Dafür gab es aber laut den Ermittlern eigentlich keine Anzeichen.

Also das kehrte eigentlich immer wieder dieses Motiv, dass Pelico sie eigentlich da in eine Falle gelockt hätte und sie manipuliert hätten und dass sie das eigentlich sozusagen gegen, also sie selbst gegen ihren Willen getan hätten. Die Ermittler, die haben ja nicht nur den Fall Pelico mit Fokus auf Dominique Pelico, sondern eben auf diese ganzen anderen 80 Ermittler.

oder mehr Täter, haben die da quasi noch darüber hinaus ermittelt? Denn es ist ja nicht so Gelegenheit macht Diebe. Man kann ja schon davon ausgehen, bei so vielen Männern, die offensichtlich dazu bereit waren, in einem Wimpernschlag eine bewusstlose Frau zu vergewaltigen, dass das womöglich nicht das erste Mal war, dass sie zur Tat geschritten sind. Hat man drumherum noch weitere Taten ermitteln können, die bislang unbekannt waren?

Also von den Mittätern gab es zumindest kinderpornografische Funde bei denen auf den Festplatten, also das haben sie bei allen gemacht, immerhin sozusagen diese ganzen Daten, die ja bei Dominik Pelikow so aussagekräftig waren, auch bei den Mittätern genauer zu analysieren und haben da eben teilweise auch wohl

auch voyeuristische Videos gefunden, aber eben auch kinderpornografische Bilder und Videomaterial. Diese weiterreichenden Fälle, das betraf dann jetzt am Ende bislang zumindest nur die Ermittlungen, gehen in einigen Fällen auch noch in alle Richtungen ein bisschen weiter. Aber für Herrn Pelikow gab es ja noch zwei Code-Case-Fälle eigentlich.

die jetzt also durch diesen Prozess mit aufgeklärt werden könnten. Es gab noch eine andere versuchte Vergewaltigung, wo er jetzt auch schon eingeräumt hat, dass er das war. Das war aber schon in den 90er Jahren, wo er eine Immobilienmaklerin verurteilt

Ja, auch erst in eine Wohnung gelockt hat, für die er sich angeblich interessierte und dann hinterrücks angefallen hat und die konnte sich dann aber noch befreien. Das ist jetzt aufgeklärt, also so viele Jahre später und es gibt noch einen anderen Vergewaltigungsfall, der auch so ähnlich ablief, wo man vermuten kann, dass er das auch war. Das wird aber noch im zweiten Prozess aufgerollt, aber ich wäre nicht verwundert, weil das jetzt auch so weit zurückreicht, schon diese Fälle und er ja auch wirklich...

wirklich skrupellos ist, wenn die da vielleicht noch weitere Fälle jetzt finden, wenn sie noch weiter jetzt DNA-Vergleiche auch machen und solche Sachen. Wie lautet denn das Urteil für die Angeklagten? Also sowohl für Monsieur Pellicot als auch für die Mitangeklagten? Also Dominique Pellicot hat, wie erwartet ja letztlich, wäre auch wirklich eine Überraschung gewesen, dann lebenslänglich bekommen, also 20 Jahre. Der wird wahrscheinlich

nicht mehr lebend aus dem Gefängnis kommen. Er ist ja schon 72 Jahre alt auch und noch dazu in keiner guten körperlichen Verfassung sozusagen. Alle anderen Täter wurden auch für schuldig gesprochen. Also das Gericht hat keines dieser Ausflüchte, nenne ich es jetzt mal, anerkannt, dass sie nicht gewusst hätten, was sie taten. Also alle wurden der Vergewaltigung schuldig gesprochen. Die Mittäter haben alle zwischen drei und 15 Jahren gekriegt, je nachdem,

Wie häufig sie wieder kamen, ob sie schon vorbestraft waren, ob bei ihnen auch noch eben dieses kinderpornografische Material gefunden wurde, lagen die Strafen alle zwischen drei und 15 Jahren. Aber einige von ihnen sind jetzt auch wieder auf freiem Fuß, weil die schon in Untersuchungshaft sind.

Und es gibt jetzt tatsächlich sogar 17 von ihnen, die das Urteil nochmal anfechten wollen. Also es wird nochmal vor Gericht landen. Ende dieses Jahres stehen dann diese 17 bislang verurteilten Täter nochmal vor Gericht. Und Giselle Pellico hat schon angekündigt, dass auch sie wieder anwesend sein wird. Also es wird nochmal so einen ähnlich großen Prozess am Ende dieses Jahres geben. Wenn wir jetzt mal bilanzieren, wer in diesem Fall alles versagt hat.

Dann können wir auf jeden Fall die Ärzte nennen, also die Medizin, nicht den einzelnen Arzt natürlich, aber das medizinische System, das sozusagen nicht zusammenzählt, was könnte da passiert sein. Und dann vielleicht schon einen Arzt, es gibt nämlich einen Arzt, der Dominique Pellicot das Schlafmittel in sehr hohen Dosen immer verschrieben hat. Ist das denn ein Mitwisser?

Also der wurde jetzt nicht angeklagt vor Gericht, aber angesichts der Menge an Tabletten, die Dominik Pelikow seiner Frau verabreicht hat, ich habe ja schon gesagt, das waren manchmal zehn Tabletten, die er pulverisiert hat und ihr in die Getränke gemischt hat.

kann sich eigentlich jeder Arzt ausrechnen, dass das keine normale Schlafmitteldosis ist. Also da hätte auf jeden Fall auch schon die Warnsignale angehen müssen, dass das möglich ist, Schlafmittel in solchen Mengen. Also man muss ja nicht gleich was Kriminelles vermuten, aber es wäre ja auch für Peliko nicht gut gewesen, so viele Schlaftabletten zu nehmen. Also aus ärztlicher Sicht ist das sicherlich auch ein Versagen. Oder was anderes Kriminelles, also ein Handel damit oder so. Also wenn das für eine Einzelperson schon zu viel ist, aber man muss ja nicht gleich das vermuten. Genau.

Wir haben auch über die verschiedenen Komponenten des gesellschaftlichen Versagens in dem Fall gesprochen. Annika, gehst du denn davon aus, dass der Fall Pelikow die Gesellschaft und die Justiz verändern wird? Er hat sie ja auch schon tatsächlich verändert, weil es gab jetzt ja beispielsweise andere Opfer, die sich auf Pelikow berufen haben, das jetzt öffentlich gemacht haben und die auch sehr viel mehr Unterstützung erfahren haben, als es vielleicht vorher der Fall gewesen ist.

Und die französische Regierung hat schon ein paar Dinge verändert, die man auch schnell verändern kann. Also beispielsweise, dass die Polizeistellen alle geschult sind, mutmaßliche Opfer dann auch als solche zu erkennen und beispielsweise schnell diese Haarproben zu nehmen, um diese Drogen nachweisen zu können. Dasselbe gilt auch für Krankenhäuser, die jetzt darauf vorbereitet sind, dass vielleicht Frauen, die mit so ein bisschen diffusen

Symptomen kommen, wie Unterleibsschmerzen, Gedächtnisstörungen, Sprachfindungsstörungen vielleicht auch, dass die nochmal genauer darauf untersucht werden, ob sie möglicherweise unter Drogen gesetzt wurden. Und es gibt jetzt schon, ist in der Diskussion, aber wegen der schwierigen Regierungswechsel in Frankreich noch nicht verabschiedet, jetzt auch ins Gesetz aufzunehmen, dass das Consentement, also die direkte Zustimmung zum Sex sozusagen, dass die Zustimmung eingeholt werden muss, beziehungsweise dass

in irgendeiner Form vergewissern muss. Also die Frage würde dann lauten, die wurde auch im Prozess immer gestellt an einen potenziell Angeklagten, woran haben sie denn gemerkt, dass die Frau jetzt in den meisten Fällen einverstanden war? Da konnten natürlich jetzt die Täter nichts zu sagen, weil es gab keine Anzeichen von Giselle Pellicot, dass sie einverstanden gewesen wäre. Und das ist jetzt so ein Passus, der ist auch teilweise umstritten, weil manche feministischen Gruppen auch befürchten, dass das sozusagen nochmal...

Die Frau mehr belastet sozusagen, das Nein oder das Ja noch ausdrücklicher zu formulieren. Aber wahrscheinlich wird das ins Gesetz kommen und nochmal die Rolle stärken, sozusagen der Aufmerksamkeit der Sexualpartner dafür, ob die andere wirklich einverstanden ist. Klar, man hat da natürlich Sorge, dass das in konsensuale Beziehungen hineinragt, so ein Passus.

Annika, vielen Dank, dass du diesen Fall für uns recherchiert hast. Du warst vor Gericht, du warst an vielen der 50 Verhandlungstage im Gerichtssaal, saßt unter den Tätern, unter den ganz normalen Männern. Darüber haben wir heute gesprochen, dass ganz normale Männer, die nach außen hin gut sind, ganz normale Menschen, nicht nur Männer natürlich, Böses tun können und Straftaten begehen können. Vielen Dank und auf bald. Sehr gerne.