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In Mother We Trust - Realität der Wohltätigkeit

2025/6/15
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WDR Hörspiel-Speicher

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
C
Corinna
J
Jenny
L
Leni
M
Margit
M
Marit
S
Steffi
Topics
Leni: Ich bin mit großen Erwartungen nach Indien gekommen, um sinnvolle Freiwilligenarbeit zu leisten und zu helfen. Doch was ich hier gesehen habe, ist schockierend. Die Zustände in den Einrichtungen von Mutter Teresa sind erschütternd. Ich bin entsetzt über die fehlende medizinische Versorgung, die unwürdige Behandlung der Patienten, insbesondere die Anwendung von Elektroschocks ohne Betäubung, und den offensichtlichen Mangel an Hygiene. Ich frage mich, wo die Spendengelder bleiben und ob meine gut gemeinten Spenden tatsächlich den Bedürftigen zugutekommen. Ich fühle mich hilflos und desillusioniert, da ich nicht weiß, wie ich diesen Missständen entgegenwirken kann. Corinna: Ich bin ebenfalls entsetzt über die Zustände hier. Ich habe das Gefühl, dass wir hier nicht wirklich helfen können, sondern nur Zeugen des Leidens sind. Ich bin frustriert über die fehlende Effektivität unserer Bemühungen und die scheinbare Gleichgültigkeit der Nonnen gegenüber dem Leid der Patienten. Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch zu helfen und der Erkenntnis, dass unsere Hilfe möglicherweise nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Ich bin auch wütend darüber, dass wir als Freiwillige möglicherweise ausgenutzt werden, um das Image der Organisation aufzupolieren, während die grundlegenden Probleme weiterhin bestehen. Marit: Ich arbeite schon seit drei Jahren als Freiwillige hier und es ist mir wichtig, dass ich gebraucht werde und Buße tun kann. Ich sehe, dass es viele Probleme gibt, aber ich glaube trotzdem, dass unsere Arbeit einen Unterschied macht. Ich versuche, mich auf die positiven Aspekte zu konzentrieren und den Patienten etwas Freude zu bringen, auch wenn es nur kleine Gesten sind. Ich bin mir bewusst, dass das System nicht perfekt ist, aber ich glaube, dass wir als Freiwillige einen wichtigen Beitrag leisten können, um das Leid der Menschen zu lindern. Steffi: Ich bin Krankenschwester und arbeite normalerweise in einer anderen NGO. Ich bin schockiert über die Zustände hier. Die fehlende medizinische Versorgung, die mangelnde Hygiene und die Anwendung von Elektroschocks ohne Betäubung sind unerträglich. Ich versuche, mein medizinisches Wissen einzusetzen, um den Patienten bestmöglich zu helfen, aber ich bin frustriert über die begrenzten Ressourcen und die fehlende Unterstützung durch die Nonnen. Ich habe Hausverbot bekommen, weil ich versucht habe, eine Patientin in eine andere Klinik zu verlegen. Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch zu helfen und der Erkenntnis, dass ich gegen ein korruptes System ankämpfen muss. Margit: Ich arbeite schon lange hier und versuche, das Beste aus der Situation zu machen. Ich weiß, dass es viele Probleme gibt, aber ich glaube trotzdem, dass wir den Patienten etwas Gutes tun können. Ich versuche, mich auf die positiven Aspekte zu konzentrieren und den Patienten etwas Freude zu bringen, auch wenn es nur kleine Gesten sind. Ich bin mir bewusst, dass das System nicht perfekt ist, aber ich glaube, dass wir als Freiwillige einen wichtigen Beitrag leisten können, um das Leid der Menschen zu lindern. Jenny: Ich arbeite im Sterbehaus und versuche, den Patienten in ihren letzten Stunden beizustehen. Ich bin mir bewusst, dass die Zustände hier nicht ideal sind, aber ich glaube trotzdem, dass wir den Patienten etwas Würde und Trost geben können. Ich versuche, mich auf die spirituelle Dimension meiner Arbeit zu konzentrieren und den Patienten zu helfen, in Frieden mit Gott zu sterben. Ich bin mir bewusst, dass das System nicht perfekt ist, aber ich glaube, dass wir als Freiwillige einen wichtigen Beitrag leisten können, um das Leid der Menschen zu lindern.

Deep Dive

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Bitte beachtet, in diesem Hörspiel kommen seelische und körperliche Gewalt vor. Marie! Marie! Marie! Boah! Boah! Sag mal, lass mich doch mal ziehen! Nicht, dass dir wieder schlecht wird, kleine... Echt süß, oder? Ja! Q&R! Und R! Und R! Sag mal was! Lass uns sehen!

Ich weiß wirklich gar nicht, wer ich hier... Aber komm, überleg doch mal, Leni.

Das richtige Indien, das haben wir doch noch gar nicht gesehen. Ja, klar schon. Wir waren uns doch einig. Indien, also das geht doch nur, wenn man was Sinnvolles macht. Also eben nicht nur konsumieren. Dass das nicht geht in so einem Land. Ja, ja, ja, du hast ja auch recht. Ist ja auch komisch, wenn wir hier nur am Strand wären. Wahrscheinlich kriege ich gerade einfach so ein bisschen Schiss. Ach komm, das brauchst du nicht, Leni. Die ganzen Berichte im Internet von den Volontären, die waren doch alle durchweg positiv. Na los, gehen wir dort an.

16 bis 7:15 Uhr, kommt gleich zwei. Ab nach Indien. Das war ein Anti-Hippie-Lied von 1980 von FSK damals. Unsere aktuelle Platte hätte eigentlich auch George Harrison heißen sollen. George Harrison hat das ja damals angeregt mit diesem Provo und Indien finde ich super. Ich hatte immer Angst vor Indien. Ich würde mich zum Glück nicht dran nehmen.

Siehste, Leni?

Wie wir das überall gelesen haben. Ja, du hast ja auch recht. Und Anni, bist du Nurse? Nein, nein. Du musst kein Profi sein. Das ist wirklich gut. Cori, siehst du, wir müssen keine Krankenschwester sein. Super. Siehst du, wie cool es ist, anderen helfen zu können. Ja, Anni. Hilfen ist hier in Indien sehr wichtig. Ja, und alle sind willkommen, um Hilfe zu bekommen. Hast du, Leni? Jeder ist willkommen.

Da ich diesen großen Preis erhalte, bin ich dankbar und sehr glücklich, ihn im Namen der Hungrigen, der Nackten, der Heimatlosen, der Krüppel, der Blinden, der Leprakranken anzunehmen. Dieser Preis wird eine neue, verstehende Liebe zwischen den Reichen und den Armen bringen. In Mother We Trust von Charlotte Knote. Regie, die Autorin.

Die Klosterfrauen haben ja sozusagen heterosexuell ein Verhältnis zu ihrem Herrn. Mann, bin ich müde. Ich auch. Dass die die Messe aber auch schon um 6 Uhr machen müssen. Der Marmorblock da drüben, der scheint das Grab von Mutter Teresa zu sein. Leni, Leni, guck mal. Der Spruch aus Blumen. Come be my light. Ich glaube, das da drüben sind die Novizien. Die haben nämlich noch ihre Haare.

Die anderen nicht? Ne, die sind rasiert unter den Saris. Oh, guck mal, die an der Orgel. Die Brille. Das sind ja richtige Glasbausteine. Und ich weiß aber überhaupt nicht genau, was Mutter Teresa so betreibt. Ich würde eben in erster Linie dieses Schirrhandtuchartige Blau-Weiße denken. Also das Frühstück hier im Mutterhaus erinnert mich so ein bisschen an früher.

Die Messdienerlager. Das kenne ich ja nicht. Boah, lecker, der Tee. Das hätte ich jetzt gar nicht gedacht, dass es hier so voll ist. Nee, ich auch nicht. Also ich finde das richtig gut, dass so viele junge Leute hier sind. Die halt was machen wollen. Meinst du, dass das alles hier gläubige Katholiken sind? Ja, viele schon. Ich meine, das hat man ja eben bei der Messe gesehen. Ganz schön viele Asiaten. Du, Leni, wir müssen gleich mal rumfragen...

Wir sind aus Deutschland. Wo arbeitet ihr? - In Dajadan. Für Kinder. - Und wie geht's euch? Es ist wirklich mein Platz hier. Wir beginnen heute in Dajadan. Wisst ihr den Weg? - Hallo?

Ich höre gerade, ihr fragt nach Chantidane. Das Haus für die psychisch kranken Frauen. Ich bin ja auch Volontärin. Wir können zusammen fahren, wenn ihr wollt, mit dem Bus. Ach, du sprichst auch Deutsch? Wo kommst denn her? Aus der Schweiz. Ich heiße Marit. Ich bin Eleni, hallo. Corinna, hi. Seid ihr zum ersten Mal hier? Ja, und du? Ich bin jetzt schon das dritte Jahr hier.

Es sind so viele junge Leute. Aber für meine Kinder, die sind ungefähr in eurem Alter. Für die ist das nichts. Die sagen nur, Mama, dass du da immer hinfährst. Unsere Eltern waren jetzt auch erstmal nicht so begeistert. Also für mich ist das ganz wichtig. Hier hat man das Gefühl, dass man auch richtig gebraucht wird. Das werdet ihr noch sehen. Naja, und dann ist das auch so etwas wie Buße tun. Vater unser im Himmel, heilig werde dein Name.

Dein Reich komme, dein Wille stehe, dir im Himmel zu aufhören. Das ist das Abschnittsleben. Die 100 Heere, die da in der Mitte stehen, haben wir vom letzten Tag. Also mir scheint das gerade ein bisschen so wie in der Sekte.

Naja Leonie, das sind halt Rituale. Das gibt's ja in jeder Religion. In einer halben Stunde geht der Bus nach Chantidane. Wir treffen uns draußen im Hof. Okay? Das ist toll. Unser tägliches Brot geben uns heute und vergeben uns unsere Schuld. Wir auch hier vergeben unsere Schuld. Das ist das Problem unserer Zeit, dass viele Leute sich entfremdet fühlen. Kein Wunder, logisch.

sehr flexible Mensch, super Mobilität, all diese Dinge überangeboten. Und da wird natürlich dann nach was Festem gesucht und das kann ja so ein Glaube sein. Ich habe meinen Faible für so katholische Themen über sowas wie Martin Scorseses Filme angucken, Josef Winklers Bücher lesen, also eigentlich immer auch die Ketzer sozusagen. Führe uns nicht in Versuchung, dann erlöse uns von dem Bösen.

Ihr geliebten Kranken, wie seid ihr mir doppelt teuer, da ihr mir Christus verkörpert? Guten Morgen, wie geht's? Das sind Leni und Corinna aus Deutschland. Guten Morgen. Guten Morgen. Antje. Antje? Tante? Ja, so nennen die uns immer. Guten Morgen. Also hier in diesem Innenhof halten sich die meisten Frauen schon die Waren auf. Und was ist dann deine Aufgabe hier, Margit?

Naja, also ich hab die Stifte und das Papier gekauft und jetzt male ich erstmal mit denen. Das machen die anderen Volontäre auch. Aber ich meine, das können wir ja nicht mit allen tun. Das sind doch viel zu viele. No, no, no, not this. Oh Gott, die sind immer so ungeduldig. This one. This is for you. And that is for you. Yes, yes, very good. Ja und später, so gegen 10, lackiere ich denen die Fingernägel. Das mögen die total gern. Was die Fingernägel lackieren? Ja.

Also ehrlich gesagt, Corinna, so richtig kann man eigentlich gar nichts mit dem machen hier. Man versucht einfach, die so ein bisschen zu beschäftigen, weißt du? Guck mal die da drüben in dem rosa Kleid. Das Gesicht. Das ist Lotta. Es ist nicht nur das Gesicht. Sie hat den ganzen Oberkörper verbrannt. Die Schwiegermütter oder Ehemänner übergießen die Frauen mit heißem Fett. Zum Beispiel, weil sie nicht kochen kann oder der Mann eine andere hat. Ist die schwanger? Ich denke mal, bald ist sie soweit mit der Geburt. Du Margit, meinst du, wir können uns mal ein bisschen umsehen? Ja klar. Guckt euch ruhig mal um.

Ihr könnt auch mal hochgehen. Guck mal, Lena. Hier oben sind so große Schlafseele. Komisch. Ich sehe gar keine Nonnen. Ja, stimmt. Es scheint so, als wären die Frauen hier alle alleine. Komm, pass auf! Eine Schere. Meinst du, die sind gefährlich? Die sind doch psychisch krank. Ich weiß nicht.

Sind die zwei da am Stuhl festgekettet? An den Ketten sind Schlösser. Sag mal, das finde ich jetzt aber schon heftig. Oder, Corrie? Allerdings. Jesus, verzeih mir meine Fehler und schau nur auf meinen Willen, der sich darauf richtet, dich zu lieben, dir zu dienen, in der Person eines jeden Kranken.

Was ein Tag. Bin ich froh, dass wir wieder im Hotel sind. Kannst du laut sagen. Du hast Postkarten. Zeig mal, Leni. Die habe ich hier bei Selma in der Rezeption gekauft. Der ist vielleicht nett. Guck mal, die schicke ich meinen Eltern. Was hast du denn geschrieben? Liebe Mama, lieber Papa, auf dem Bild seht ihr den tollen Palmengarten von unserem Hotel Verlauern in der berühmten Sutter Street. Die Schirme sind dazu da, dass einem die ganzen Krähen nicht in den Tee kacken.

Das Hotel ist britischer als der Buckingham Palace. So Kolonial-Style. Überall Säbel, alte Waffen und so weiter. Auf einem Bürostuhl in der offenen Lobby sitzt immer Lady Violet in einer Rauchwolke, weil unter ihr eine Mückenspirale brennt. Die ist schon mindestens 80 und die Chefin hier, liebe Grüße, Leni. Du, lass mich auch gleich unterschreiben. I'm very proud, Lady. Your hotel is very nice, Lady Violet.

Mutter Theresa. Weiß ich viel zu wenig. Außer, dass sie eine wohltätige Person war. So eine Person aus der Tagesstraße. Bleibt so ein Begriff.

Klingt so nach, da kann jeder hingehen. Hallo. - Heilini, das ist Steffi. Hallo, wie kommst du her? - Aus München. Ich bin Krankenschwester. - Krankenschwester, super. Ich arbeite bei Calcutta Station Mission, aber bin zwischendrin hier mein Schandhieter. Hier sind viele Patienten. - Ja, finden wir auch. Haben die hier Therapie? - Wir sind seit einer Woche hier. Aber was wir bisher gesehen haben, sitzen die den ganzen Tag hier nur so rum.

Wir Volontäre, wir haben jetzt Mahlzeug gekauft und dann mahlen wir mit denen. Aber das kann man natürlich auch nur mit manchen machen. Das ist ja klar. Du Steffi, da drüben ist einer der Schlafräume. Da liegen kranke Frauen. Aber wir haben die uns jetzt auch noch gar nicht richtig angesehen. Aber, also ich meine, wenn du Krankenschwester bist...

Unsere Armen sind großartige Leute. Sie sind liebenswerte Menschen. Sie brauchen unsere verstehende Liebe. Sie brauchen unseren Respekt. Sie wollen, dass wir sie mit Liebe und Achtung behandeln.

Hi Margit, das ist Steffi aus München. Sie ist Krankenschwester. Du bist Krankenschwester? Das ist ja toll. Ich bin Margit. Hallo. Dich können wir wirklich gut gebrauchen. Vielleicht kannst du dir ja direkt mal hier die Krishna angucken. Ja, okay. Guck mal, die hat ja überall diese Wunden. An den Fersen und hier an der Hüfte. Corinna, kannst du mal die Beine nehmen? Ja, klar. Dann könnten wir sie mal auf die Seite drehen. Ja, Krishna ist gut. Sch.

Hier, diese Wunde am Steiß. Die ist am schlimmsten. Ach du meine Güte. Kein Verband drauf. Wir sind halt keine Krankenschwestern. Eigentlich macht das die Schwester, die Nonne. Aber nicht immer. Und die haben ja auch nur so Kompress- und Klebestreifen. Natürlich fällt das immer gleich ab. Oh Gott.

Was ist das denn? Also am Anfang ist es halt nur eine Druckstelle und das Loch wird dann auch immer größer, wenn man das nicht gescheit versorgt. Und was ist das Schwarze hier drin, Steffi? Was hier an der Wunde ist, das ist alles totes, abgestorbenes Gewebe. Das müsste eigentlich chirurgisch entfernt werden. Oh, die Patientin hatte Stuhlgang. Boah, in der Wunde. Dass die aber nicht mal eine Unterlage hat. Also wir müssen die jetzt auf jeden Fall waschen. Dann schaue ich mal, wo Waschzeug und Wasser ist.

Segne den Gebrauch des Geldes in der Welt, damit die Hungernden gespeist, die Nackten gekleidet, die Armen beherbergt und die Kranken gepflegt werden können. Ich hab da draußen eine Nonne gefragt. Die hat aber nur mit den Schultern gezuckt. Der Stoff hier, das ist das Einzige, was ich finden konnte. Und die Gummihandschuhe, die sind aber gebraucht. Echt? Das gibt's doch nicht. Keiner Waschlappen, Gummihandschuhe? Mensch, Leni, das Wasser ist ja ganz kalt. Es gibt ja kein warmes Wasser. Und Seife auch nicht. Sag mal, Steffi, wäschst du die jetzt?

Ich habe noch nie gesehen, dass die Frauen hier gewaschen werden. Wie, die werden hier nie gewaschen? Das weiß ich auch nicht. Vielleicht ganz früh morgens. Also ich wasche die jetzt. Steffi, guck mal. Noch so ein kritischer Fall. Das ist Tobi. Die ist so dünn. Die kann ja auch gar nicht mehr essen. Die liegt immer nur da und starrt an die Wand, die Arme. Die hat ja auch überall diese Löcher. Ja, eher sind sie schon richtig zu. Mit diesem schwarzen...

Der Heizjahr mit der Autorixia. Oh Leni, pass auf, dass du nicht rausfällst. Oh Mann, dieser Fumock, ich glaube ich sterbe. Halt dir doch auch so ein Tuch vor den Mund. Oh Leni, guck mal, da waschen sich schon wieder so viele Männer. Irre.

Ich bin froh über die Steffi. Die scheint nett zu sein. Die hat Ahnung. Die wirkt auch geschockt. Obwohl die schon so lange in Indien arbeiten. Was macht die sonst? Sie hat erzählt, dass sie in einer NGO arbeitet, wo die kleine Stationen haben. Die machen Verbände und so was. Ruhig, diese Wunden, die die hatte. Dass du dir das angucken kannst.

Mann, was mach ich denn jetzt mit der Bettlerin hier? Soll ich ihr was geben? Nein, Leni, das weißt du doch. Du darfst die nicht angucken. Sonst läuft die hier die ganze Zeit neben uns her. Ah, no, no, go away. Leni, nicht mit der reden. Ja, Cori, aber das ist so schwierig, wenn die mich anfasst. Das machen wir aber auch immer nur bei dir. Du musst die ignorieren, ja, so wie ich. Oh. Oh.

Du Steffi, oben die beiden sind schon wieder angekettet. Und eine Nonne hat gesagt, die wollten abhauen. Aber die können ja eigentlich auch die Tür zusperren. So wie das eigentlich in der Psychiatrie gemacht wird. Jetzt kriegen die Medikamente. Guck mal Steffi, die lässt die Tabletten fallen. Ob die alle dieselben Tabletten kriegen? Ich hab schon den Eindruck, dass die alle ganz stark niedergebügelt sind mit den Medikamenten. 16.40 Uhr, Gleis 14.

Nächstenliebe. Das ist für mich erst mal ein Begriff, der sofort an meine Moral appelliert. Ich weiß nicht, ob es das wirklich gibt oder ob das eine Konstruktion ist. Vielleicht ein Dogma? Da hat jeder gleich quasi so ein bisschen so ein kleines Schuldgefühl. Krishnas Wunde ist wieder tiefer geworden, oder Steffi? Was meinst du? Es dauert bestimmt nicht mehr lange, da frisst sich das bis zum Knochen vor. Wahrscheinlich. Du, die sind verbannt hier?

Das ist wie ein Kissen. Steffi, wo hast du denn die tollen Verbände hier? Bei der Organisation, wo ich normalerweise arbeite, habe ich Verbandsmaterial mitgenommen. Die sind ja super. Also echt krass, dass die sowas hier nicht haben. Steffi, du kennst dich doch aus. Wusstest du nicht, was hier abgeht? Ich habe immer gedacht, dass das eine ganz gute Organisation ist. Aber nachdem ich das jetzt sehe... Dieses ewige I love you hilft dir auch nicht. Guck mal, wie die sich an meiner Hand festkrallt.

Die hat Schmerzen, oder? Ja klar, bei diesen Wunden ist gut, Krishna, ist alles gut. Oh Mann, die ist aber schon ganz schön tief hier. Was kann man denn da bloß machen? Also, meiner Meinung nach hat sie die ja, weil sie nicht umgelagert wurde. Warum machen die das eigentlich nicht? Die haben hier einfach nicht so die Mittel. Na, wenigstens eine weiche Unterlage. Ihr habt ja recht, aber hier sind einfach viel zu wenige Nonnen.

Ist das weiter da, Alter? - Ja, genau. Für mich macht es keinen Sinn. Dann machst du es den einen Tag. Eine Woche später kommst du wieder und da ist wieder alles beim Alten. Ich sehe auch, dass hier einiges anders laufen müsste. Aber da steckt man auch in der Zwickmühle. Ich habe gedacht, ob ich mal mit Schwester Andrea rede. Das ist eine deutsche Schwester im Mutterhaus. Aber man will ja auch niemanden anschwärzen. Aber vielleicht solltest du das trotzdem mal machen, wenn du die kennst. Da kommt die Nonne, die Ärztin.

Ich hatte überhaupt keine Ahnung. Die füttert die Patientin ja im Liegen. Ja, das machen die fast immer so. Was passiert denn dann? Wenn man die im Liegen füttert, dann verschlucken die sich und aspirieren und kriegen dann eine Lungenentzündung. Die muss die Patientin unbedingt aufsetzen, wenn sie die füttert. Wir sind keine Krankenschwestern. Wir sind keine Sozialarbeiter. Wir sind Nonnen. Nee, unsere Taschen, die können wir da jetzt nicht rausholen. Da ist ein Arzt. Der macht wohl heute Sprechstunde in dem Raum. Achso, und deshalb sitzen die ganzen Patienten hier. Naja, ein Arzt ist ja auch mal ganz gut.

Scheiße, ich wollte mir eigentlich meine Zigaretten da rausholen. Das sieht echt komisch aus da drin. Wieso? Was macht der denn, der Arzt? Also, da liegt eine Frau auf der Liege und die hat total Schiss. Die müssen die richtig festhalten. Und der Arzt hat ihr jetzt so was wie einen Kopfhörer aufgesetzt. In der Nonne steckt er jetzt gerade einen Waschklappen in den Mund. Was denn, Leni? Jetzt hat er auf seinen Knopf gedrückt. Was? Was passiert denn jetzt, Leni? Was machen die? Die hat sich total zusammengekrampft und

Die Augen. Ich glaube, das war ein Elektroschock. Was? Das glaube ich nicht. Achtung, ich bringe sie jetzt raus. Was ist denn mit ihr? Hat sie einen epileptischen Anfall? Die haben gerade einen Elektroschock mit ihr gemacht. Oh Gott, was? Ja, in dem Raum, in dem wir immer unsere Sachen hinlegen. Ich habe das durchs Fenster gesehen. Guck mal, jetzt kommt sie zu sich.

Der Waschlappen ist ganz blutig. Die hat da drauf gebissen. Die hat sich total zusammengekrampft. Das war so schrecklich. Wahrscheinlich hat sie sich im Mund irgendwie verletzt. Oh Gott, da kommt die Nächste. Wie die, die hier auf den Boden schmeißen. Leute, Leute, eben draußen, da habe ich eine Nonne gefragt, ob so ein Elektroschock nicht schmerzhaft ist. Und wisst ihr, was die da gesagt hat? Sie hat gesagt, wüsste sie nicht, sie hat ja noch nie einen bekommen. Was? Was?

Die krähen hier überall. Da drüben ist so eine kleine Kapelle. Und die Häuser da vorn, das sind die für die Nonnen. Das Gelände hier ist eigentlich ganz schön. Aber ich habe hier auf dem Spielplatz noch nie Kinder gesehen. Ihr? Nee, ich auch nicht. Mensch, also ich bin noch völlig fertig wegen der Elektroschocks.

Steffi, was hat der Arzt Ihnen jetzt gesagt? Also meiner Meinung nach hat sich das so angehört, als ob sie das wahllos mit jedem Patienten machen. Auch mit Epilepsie-Patienten. Ja, aber kann das denn nicht auch irgendwie was Gutes bewirken? Also bei Epileptikern ist das eine Kontraindikation. Ist ein totales No-Go eigentlich, bei denen Elektroschocks zu machen. Ich weiß gar nicht, was wir jetzt machen sollen. Da kann man doch nicht einfach zugucken. Das ist Indien. Weißt du, Leni, man muss sich hier schon ein dickeres Fell anschaffen.

Mir ging es genauso, als ich das erste Mal hierherkam. Man muss hier einfach andere Maßstäbe setzen. Ja, bitte. Also in Deutschland wäre das Folter. Das darf man ja auch nicht vergessen. Maßstäbe hin oder her. Das müssen doch furchtbare Schmerzen sein. Und dass halt diese Elektroschocks gemacht werden ohne Narkosemittel und ohne Schmerzmittel. Und was da mit dem Gehirn von den Frauen passiert.

Die scheinen es hier halt nicht besser zu wissen. Oh ja, dann müssen sie sich halt eben besser informieren und einen fähigen Arzt holen. Ich meine, die gibt es auch hier in Indien. Die kriegen doch genug Spenden. Ja, und zwar aus Ländern, wo sowas nicht gemacht wird. Ja, ich muss gestehen, ich frage mich schon auch manchmal, wo das Geld bleibt. Ob das eher die Klöster, also die Schwestern selbst verbrauchen,

Ich habe ja auch 2000 Euro gesammelt zu Hause. Was? Wie bitte 2000 Euro? Und dann gibt es noch nicht mal Gummihandschuhe oder Waschlappen und Seife? Wie sammelst du denn die Spenden? Naja, ich halte Vorträge in Kirchen oder auch mal an der Schule. Da erzähle ich dann von der Arbeit der Schwestern und was wir Volontäre hier so machen. Und am Ende sage ich dann, als wenn sie spenden möchten, dann nehme ich das Geld mit nach Karkutta und übergebe es direkt an die Nonnen. Da kannst du auch gleich mal was von diesen Elektroschocks erzählen. Mal sehen, was die dann so spenden.

Also, was steht denn da? Nach 30 Minuten können sie die Haare mit dem Läusenlissenkümmel so glücklich auskämmen und so die toten Läuse und Larven entfernen. Okay. Jetzt der Läusekümmel. Und bock dich mal hier rüber. Eklig. Halt mal still, Leni.

Das ist echt eklig. Ja, super. Ich möchte mal wissen, warum du die Dinger nicht gekriegt hast, Cori. Da kann ich doch jetzt nichts dafür. Die Frauen da in diesem blöden Shantydan mal zu entlausen sind, die auch zu geizig. Das ist wirklich ein Scheißladen. Wäre ich mal bloß in Goa geblieben. Aber du wolltest dir einen auf Gutmensch machen. Wie bitte?

Das ist jetzt echt total fies von dir, weißt du das? Schließlich wollte ich, konnte ich auch nicht wissen, wie das hier ist. Und wir fanden das beide super, was Sinnvolles zu machen und zu helfen. Helfen? Da kann man gar nicht helfen, Cory. Da kann man nur zugucken, wie die Leute krepieren und sich dabei Läuse und verdammte Wanzen holen. Wir dürfen keine Gelegenheit, die sich bietet, um das zu tun, verloren gehen lassen. Es mögen scheinbar unbedeutende Dinge sein, aber sie sind es nicht für Gott.

Boah, dieser Gestank! Schrecklich! Und diese ganzen Fliegen hier auf Tobi. Steffi, wie geht es dir denn? Dir geht es ja so schlecht. Ich glaube, die stirbt bald. Arme Tobi. Nicht gemein. Und was ist mit Krishna? Also, die muss sauber gemacht werden. Boah, der sieht so schlimm aus. Komm, ich helfe dir mal, Steffi. Ich nehme mir mal ein paar Gummihandschuhe von dir. Oh Mann, ich kriege das gar nicht ab hier an dem Schlauch. An dem Katheter. Da hängt noch der Stuhlgang dran, wahrscheinlich von letzter Woche. Ja.

Hier, so ein Taschentuch, Leni. Geht's langsam wieder? Nee, nee, mir ist so schlecht, Cory. Dieser Gestank, dieser Gestank da von den Wunden, das sah ganz schön übel aus. Ja, und die Fliegen, die da in den Augen von Tobi sitzen. Ich glaube, die liegt schon im Sterben, wie Steffi sagt. Ich habe noch nie jemanden sterben sehen.

Also irgendwie scheint das die Schwestern alles gar nicht so zu interessieren, was mit Tobi und Krishna ist. Ich verstehe das auch alles nicht hier. Ich kann da auch nicht mehr reingehen, glaube ich. Weißt du was, Lee? Dann fahr doch ins Hotel. Ich bleib noch hier. Aber am liebsten würde ich gar nicht mehr hierher kommen. Ja, ich auch. Aber wir können die doch nicht einfach hier allein lassen. Das ist alles so deprimierend hier.

Auch wie alle hier so zusammengepfercht sind. 300 Frauen, die den ganzen Tag nur in diesem Hof rumhocken, nur nichts zu tun haben. Das ist doch schrecklich hier. Dann bewundert man zum Teil Leute, wo man vermutet, dass die so voller Nächstenliebe sind. Ich glaube, das ist ein sehr subjektiver Begriff. Ich weiß es nicht wirklich. Ob das nicht tatsächlich nur über das Sich-Selbst-Lieben zu definieren wäre.

Je widerwärtiger unsere Arbeit ist, desto größer muss unser Glaube sein und desto freudiger unsere Entgabe. Rasselgeräusche in der Lunge. Was bedeutet das jetzt für Krishna? Er hat bestimmt eine Lungenentzündung. Wahrscheinlich daher, weil es im Liegen gefüttert wurde und sie sich dann verschluckt hat. Wenn ich nicht ins Krankenhaus komme. Wie sind denn eigentlich die öffentlichen Krankenhäuser hier? Da habe ich negative Sachen gehört. Eine andere NGO suchen?

Da werden die Schwestern nicht mitmachen. Höchstens, dass man sie nach Caligard bringt. Im Sterbehaus ist die Versorgung schon besser. Was hat sie denn eigentlich? Ich meine, warum ist sie hier? Diese Wunden und noch was Psychiatrisches, was man ja nicht nachvollziehen kann, weil man ja die Sprache nicht versteht. Und ein Kind hat sie gekriegt. Was, ein Kind? Wo ist das jetzt? Das ist ein Shishubawan in einem Kinderhaus, habe ich gehört.

Sie kann es nicht sehen. Am Anfang wollte sie es nicht sehen. Jetzt hat sie ein paar Mal danach gefragt. Und? Sieht sie es jetzt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das hierher bringen. Das ist doch echt gemein. Ich meine, es wäre bestimmt schön für Krishna, aber ein Kind in dieser tristen Umgebung? Gott segne unsere Arbeit. Wir haben Tausende von Kindern gerettet. Sie haben ein Heim gefunden, in dem sie geliebt werden, wo sie erwünscht sind, wohin sie Freude gebracht haben.

Du hast auch bei "Mama Teresa" gearbeitet. Hast du es gefallen? Ich fühlte mich unerfreut bei "Mama Teresa" und dem Arbeit, das gemacht wurde. Wir finden es auch schrecklich. Ich habe nicht mit dem Vertrauen in die Pflege zu stimmen.

Ja echt, so eine große Organisation, mit dem Namen. Und dann geht es nur darum, dass die Volontäre eine gute Zeit haben. Wohnt ihr hier im Hotel? Ja, wir wohnen hier. Leni und ich, wir arbeiten im Haus Shantydan. Ihr seid auch Volontäre?

Ich arbeite im Sterbehaus für Mutter Theresa. In Caligard. Die da drüben mit der Gitarre auch alle. Ich glaube, zehn Tage sind die da. Das ist eine ganze Schulklasse aus Australien. Jenny, sag mal, könnte ich mir das Sterbehaus in Caligard mal ansehen? Klar. Ich bin morgen Nachmittag da. Komm doch vorbei. Dann zeige ich dir mal alles. Was hat die gesagt? Die arbeiten alle im Sterbehaus? Die sind doch gerade mal 16 oder 17.

Ich finde diese Gutmenschen gerade zum Kotzen. Dass die das überhaupt nicht mal hinterfragen. Aber Leni, das haben wir am Anfang ja auch nicht gemacht. Wenn ich mir vorstelle, ich liege da so todkrank und dann kommen jede Woche andere Leute, die mich versorgen, die dann auch noch so jung sind und die meine Sprache nicht verstehen und dann an mir so rumfummeln. Ja, ich habe auch langsam das Gefühl, Mutter Teresa ist sowas wie ein Hippie-Camp. Und eine Bußstätte für Katholiken. Ja, echt. Also, ich habe mir das ganz anders vorgestellt. Auf jeden Fall gucke ich mir morgen dieses Sterbehaus mal an.

Jenny, ich wusste ja gar nicht, dass das ein Nebengebäude vom Kali-Tempel ist. Die Männer liegen da drüben und hier sind die Frauen. Ja, aber es ist ganz schön düster hier. Naja, die Fenster sind halt ziemlich weit oben.

Das ist Karin aus Frankreich. Hier drin auf dem Kachelabsatz werden die Patienten gewaschen.

Naja, eigentlich kriegen die ja nur ein Eimer kaltes Wasser über den Kopf. Body of Christ? Ja. Ist schon irgendwie ergreifend, wenn die abgemagerten Frauen da so nackt liegen. Und dann hat rüber dieser Spruch: Der Leib Christi. "Wie seid ihr mir doppelt teuer, da ihr mir Christus verkörpert?" Corinna, dieser hier wurde gestern ein Zeh amputiert. Und er war ganz schwarz. Und die haben den mit einer Verbandsschere abgeschnitten. Was? Boah, das war ganz schön krass. Sag mal Jenny, die sind ja alle ganz kahl geschoren. Ja, das machen die wegen der Läuse.

Guck mal, das ist Schäferli. Die ist jetzt schon seit vier Jahren hier. Vier Jahre? Und kann die denn mal rausgehen? Ich meine, gibt es denn hier einen Hof oder Garten? Nö, eigentlich liegen die hier nur drin den ganzen Tag. Gott, was schreit denn da so? Die Frau hat den ganzen Oberkörper und das Gesicht verbrannt. Die schreit dann immer so, wenn sie den Verband wechseln. Kriegt die denn keine Schmerzmittel? Nee, das ist doch diese Regel. Die Nonnen sagen, Jesus musste am Kreuz auch leiden.

Ja, und das wollte auch schon Mutter Teresa so, dass es hier keine Schmerzmittel gibt. Bitte, das ist doch schrecklich. Findest du das gut? Naja, nee. Das tut mir schon leid, wenn die so schreit. Manchmal geben hier Volontäre was, heimlich. Aber auch nur, wenn sie schon ganz lange hier arbeiten. Das Schreckliche an den Kirchen ja oft auch mit dem Schmerz so zu operieren, dass er sozusagen auch zum Unterdrückungsszenario wird. Es gibt ja Kirchen, die ganz ohne dieses Schmerzmotiv auskommen wollen. Die Fernsehsekten sind ja gute Launesekten.

Hier waschen wir Volontäre die Wäsche, in den großen Steinbecken. Ich tappe mich mit den Füßen in der Wäsche rum. Ja, wie im Mittelalter, oder? Das ist vielleicht anstrengend. Seems like hard work. Yes, it is really a big, big work. And after we take this from the water out and again somebody will with the feet. I don't know the name, but you understand me? Yes, yes, I understand you.

Werde ich dich, Jesus, verkörpert in deinen Kranken, heute und jeden Tag sehen und während ich sie pflege, deine Schmerzen lindern? Werde ich dich, Jesus, verkörpert in deinen Kranken, heute und jeden Tag sehen und während ich sie pflege, deine Schmerzen lindern? Oh nein, ich lach mich um Niederhühner da drüben. Du Leni, wie war denn eigentlich diese Klinik Antara für psychisch Kranke? Ganz toll.

Steffi war auch echt begeistert. Die haben Therapien, Psychologen, Sozialtherapeuten und die machen keine Elektroschocks. Dann ist das nämlich auch hier in Indien nicht üblich. Die ganze Klinik wird auch nur über Spenden finanziert und die haben 200 Patienten.

Aber die waren echt komisch, als wir nach einem Platz für Krishna gefragt haben. Die haben sich so rausgeredet. Irgendwie wollen die sich nicht mit dem Orden anlegen. Da sieht man mal, was für eine Macht der Orden hat. Also dieses Sterbehaus, das ist auch überhaupt nichts für Krishna. Das ist wirklich schrecklich da. Die liegen da wie lebende Leichen auf ihren Pritschen. Wir waren ja auch noch in dem Haus Premdan von Mutter Teresa. Und? Aber da war es auch nicht besser. Ungefähr 300 Leute.

Da haben wir auch gesehen, wie sie die Leute im Liegen füttern. Und eine Volontärin hat in einer Wunde rumgeschnitten, wo gar nichts zu schneiden war. Steffi hat die dann gefragt, ob sie Krankenschwester ist und da sagte sie, nee. Das ist ja dann auch keine Alternative für Krishna. Ich habe langsam das Gefühl, es ist wie so ein Abenteuercamp, wo sich jeder mal ausprobiert. In diesem Sterbehaus in Kalliga, das ist schon sehr grotesk. Die Volontäre stampfen da mit den Füßen in so großen Steinbecken rum und waschen so die Wäsche. Mhm.

Ich meine, es würde doch mehr Sinn machen, wenn man da Inder hätte, die sich ein bisschen was verdienen und so ihre Familien unterstützen könnten. Das hat mir dieser Inder heute Morgen auch gesagt. Wir brauchen keine Außenländer, um unsere Toiletten zu sauber machen. Es sollten die indischen Menschen sein, die nicht arbeiten. Warum? Wenn ich eine Person weitergeben würde, würde ich ihn immer mehr auf mich abhängen. Ich würde ihn als Bagger machen. Ich fühle mich manchmal mehr wie in einem Zoo. Wo du kommst, um ein Tier zu sehen, um zu fressen.

Jesus, verzeih mir meine Fehler und schau nur auf meinen Willen, der sich darauf richtet, dich zu lieben, dir zu dienen, in der Person eines jeden Kranken.

Hä, wo ist denn Tobi? Gestorben letzte Nacht. Was? Jetzt muss sie nicht mehr leiden. Vielleicht hätte sie auch gar nicht erst so leiden müssen. Ja, aber draußen auf der Straße geht es den Frauen noch schlechter. Oh klar, ja, aber hier drin könnte man auch vieles besser machen, Margit. Genau deshalb sind wir hier. Oh Gott, Margit. Corinna, ich halte sie jetzt mal und du kannst dann die Salbe auftragen. Oh Gott, womit denn? Die machen das immer mit dem Stift da, in dem Kasten. Wie, mit diesem dreckigen Bleistift hier?

Also, ich mag den gar nicht anfassen. Helene, gibst du mir mal die Gummihandschuhe rüber bitte? Ja, hier. Marge, das ist jetzt wirklich eklig, weißt du?

Mensch, ist die Wunde groß geworden. Ich glaube, das sind jetzt schon 30 Zentimeter. Oh, hier, ich habe euch schon Kompressen abgeschnitten. Die gehen doch sowieso gleich wieder ab. Naja, wenn Steffi nicht hier ist, müssen wir halt nehmen, was die so haben. Steffi guckt sich heute für Krishna ein neues Krankenhaus an. Das betreibt eine NGO, ein iranischer Arzt. Und Corrie und ich, wir fahren heute Nachmittag in eine indische Klinik für psychisch Kranke, auch über Spenden finanziert. Wir müssen einfach etwas für Krishna finden. Ich glaube nicht, dass die Nonnen da mitmachen.

Ich war noch mal bei Schwester Andrea. Die wollen Krishna noch nicht mal ins Sterbehaus lassen. Was? Das geht doch einfach nicht. Wir können doch nicht Hanfria so sterben lassen. Oh Gott, die machen schon wieder Elektroschocks. Die ist doch gar mal 20. Das ist Theresa. Die spricht richtig gut Englisch. Na ja, jetzt nicht mehr. Wahnsinn, das ist vielleicht ein Bahnhof? Unglaublich, wie ein Ameisenhaufen, was hier los ist.

Corinna, guck mal! Da! Das ist doch der, der in Steffens Gästehaus wohnt! Der ist doch auch bei Mutter Theresa! Bestimmt! Der andere bestimmt auch! Jetzt gehen die da zu der Frau, die da liegt! Mann, die ist aber auch echt fertig! Leni, nehmen die die jetzt mit? Oder was? Tatsächlich! Guck mal, die hat richtig Angst! Mensch, das ist ja auch klar! Ich meine, da kommen zwei Weiße, die noch nicht mal deine Sprache sprechen, und dann wollen die dich einfach mitnehmen! Wie lange dauert die Fahrt zu der Gwinde? Wie hieß die noch? Sevak!

Eine halbe Stunde, hat der Arzt gesagt. Das ist im Süden von Kalkutta. Wie viele Patienten haben die denn da? Nicht so viel. So um die 50 habe ich im Internet gelesen. Hoffentlich ist es da gut. Und hoffentlich nehmen die Krishna. Wenn die Nonnen die überhaupt rauslassen. Also, das ist ja wohl krass hier, oder, Leni? Guck dich doch mal um, das ist Wahnsinn. Wahnsinn. Ich meine, Krishna würde sich hier bestimmt super gut fühlen. Das ist echt spitze hier. Das ist wie bei uns, oder? Ich meine, der Standard...

Der Arzt ist ja nett. Wir haben keine Bemerkung, dass Sie der Arzt sind, Sie der Patient sind, Sie der Arzt sind. Wir sehen alle von der gleichen Familie. Wie eine Familie. Sehr schön. Das Recht auf das Leben ist das Grundrecht. Das Recht auf das Leben. Können Sie sich bei Mutter Therese auch mal eine Scheibe abschneiden? Eine Frage. Benutzt Sie Elektroschocktherapie? Es gibt einige Patienten, die von akuten Depressionen verbreiten. Und die Patienten, die sich an die Psychologie befinden,

Manchmal Elektroschocks bei Depressiven und der Narkose, wie bei uns. Ich finde gar keine noch besser. Siehst du, auch

Auch hier in Indien sind Elektroschocks bei Epileptikern verboten. Das sollte man sich mal genauer angucken.

Was macht man denn, wenn man nicht mehr bleibt? Wenn Leute heilig gesprochen werden, muss Text da sein. Bei Mutter Teresa habe ich jetzt nie gedacht, man müsste mal ihre Schriften lesen. Mache mich Herr zum Werkzeug deines Friedens. Wo Hass ist, lass mich Liebe bringen. Wo es Beleidigung gibt, lass mich Vergebung bringen. Wo es Zweifel gibt, Glauben. Wo es Verzweiflung gibt, Hoffnung. Wo Finsternis ist, Licht.

Hausverbot? Was? Jetzt erst mal vom Anfang, Steffi.

Du warst gestern mal dieser NGO in diesem Krankenhaus. Ich bin die ganze Situation geschildert. Er hat gesagt, die können die Patientin gerne nehmen. Ich müsste das organisieren, die da rauszuholen. Ich bin nach Chandidan gefahren mit dem Arzt. Blöderweise kam dann gleich eine Nonne an. Die hat gesagt, sie dürfen hier nicht rein. Wir haben einen hauseigenen Arzt. Gehen Sie bitte wieder nach Hause. Also hat er Krishna gar nicht gesehen? Nein. Scheiße.

Ich darf in das Haus nicht mehr zurückgehen. Das gibt's doch nicht, dass die das einfach machen können. Und in dieser Klinik Sewak, da war das so gut. Die leben da wie in einer Familie. Ich weiß gar nicht mehr, was wir in Shantydan sollen. Wie sollen wir die denn jetzt allein versorgen? Gott, so gut. Venela, unsere Arbeit besteht nicht darin, große Hilfswerke zu errichten.

Wo geht's denn hier eigentlich hin? Oh, Leni! Leni, guck mal! Was ist das denn? Das ist ja eine Gitterzelle. Krass!

Frauen? Das sind ja auch die beiden, die wir oben schon gesehen haben, die angekettet waren. Nicht mal Kissen oder Decken haben die. Das ist ja wie im Knast. Mensch, Cori, hol mal dein Handy raus und fotografier das. Das glaubt uns doch niemand. Hey, kommt zurück. Wir dürfen nicht mehr in den Schlafsaal rein. Tja, was soll das denn? Die brauchen Ruhe, hat die Schwester gesagt. Ruhe? Die brauchen Hilfe. Das ist wegen dem Arzt, den Steffi mitgebracht hat.

Ich finde das auch alles katastrophal hier. Ach, endlich siehst du das auch mal ein. Krishna geht es sehr schlecht, sagen die Schwestern. Nein, was machen wir denn jetzt? Ich weiß es auch nicht. Ich habe noch mal mit Schwester Andrea geredet. Wie wollen sie dich verlegen? Also nächstes Mal geh ich wieder ins Sterbehaus. Da ist es einfach besser. Was, wie die da auf den harten Pritschen vor sich hinsiechen? Stimmt doch das ganze System hinten und vorne nicht.

Körperverletzung ist das. Also ich finde, das Sterbehaus ist gut. Da sind auch mehr Nonnen und öfter mal eine Krankenschwester. Margit, Margit, aber auch da, ja, allein diese Regel, dass es keine Schmerzmittel gibt, das ist doch barbarisch. Ja, klar, aber manche Volontäre geben denen auch was, natürlich heimlich.

Das ist doch alles Kacke, so ein Gemauschel. Aber es ist auf jeden Fall besser als draußen auf der Straße. Ja, das stimmt sicher. Aber die könnten es viel besser machen. Das schaffen die anderen Organisationen ja auch, und zwar mit viel weniger Geld. Das Krankenhaus, in das Krishna hätte kommen können, das ist gut. Die Klinik Sevak, wo wir waren, die war hervorragend.

Und Antara auch, da leben 200 psychisch Kranke. Aber hier zelebrieren die das Mittelalter, damit die Volontäre aus den reichen Ländern was zu erzählen haben und ordentlich Mitleid erzeugen, damit die Spendengelder rollen. Entschuldige, aber so könnt ihr das auch nicht sehen. Margit, wir haben mal ein bisschen im Internet geforscht und da gibt es zum Beispiel einen Artikel im Stern, dass die nämlich die Spenden auf Konten beim Vatikan transferieren. Das musst du mal lesen. Ne, das glaube ich nicht. Naja, also ich kann jetzt hier jedenfalls nicht mit denen so Bildchen malen. Wir gucken, wie es Krishna geht.

Oh Gott, iiih, diese ganzen Fliegen! Überall in den Augen, überall, iiih! Ach, die Arme, die kann sich gar nicht mehr wehren! Krishna! Hallo, Krishna! Boah, dieser Gestank! Krishna, sie regiert überhaupt nicht mehr! Naja, atmen tut sie noch. Du, Leni, heb mal die Decke hoch. Oh Gott, der halbe Rücken ist zerfressen. Und kein Verband, nix! Die liegt schon wieder in ihrer eigenen Scheiße. Leni, jetzt noch mal von der anderen Seite. Entschuldigung, Korja, aber ich kann da nicht hingucken. Ja, dann heb eben nur die Decke hoch. Komm, jetzt geh mir doch mal zu der anderen da rüber. Die, die jetzt hat.

Guck mal, die hat jetzt auch immer diese Löcher. Horror! Das ist die Nächste. Oh, scheiße, jetzt kommt die Nonne. Jetzt gibt's Ärger. Ja, scheiße, Leni, das war's. Dir wird auch nicht lange gefackelt, wer nicht Ja und Amen sagt, kriegt Hausverboten. Wennste, die hat gesehen, dass ich Fotos gemacht habe? Nee, das glaub ich jetzt nicht. Die war ja noch relativ weit weg, da haben wir sie ja schon gesehen. Ich hab die auch gleich versteckt. Aber im Hof hab ich auch noch welche gemacht. Aber was machen wir denn jetzt bloß mit Krishna?

Weißt du was, Leni? Wir sollten mal zu dieser Deutschen gehen. Wie hieß die noch? Ach, du meinst die Schwester Andrea im Mutterhaus. Andrea, genau die, von der Margit erzählt hat. Wir müssen die jetzt einfach überzeugen, dass Krishna in dieses Krankenhaus kommt. Das, wo Steffi war? Ja, wir müssen die jetzt überzeugen. Wir, ihr das doch mal so richtig klar machen.

In Frieden mit Gott sterben ist der Höhepunkt des ganzen menschlichen Lebens. Von allen, die in unseren Heimen gestorben sind, habe ich nie jemanden in Verzweiflung oder in Klagen sterben sehen. Leni! Leni! Krishna ist tot. Was? Woher weißt du das? Ich habe Margit eben im Internetcafé getroffen. Oh Gott. Das ist ja schrecklich. So eine Sauerei. Leni...

Das kann so nicht weitergehen. Das kann so nicht weitergehen. Wir werden den jetzt nochmal richtig schön einheizen. Wie denn? Wir haben noch die Fotos. Wenn ich jemals eine Heilige werde, dann ganz gewiss eine Heilige der Dunkelheit. Ich werde fortwährend im Himmel fehlen, um für jene ein Licht zu entzünden, die auf Erden in Dunkelheit leben. In Mother We Trust von Charlotte Knute.

Mit Jana Schulz als Corinna, Marie Leuenberger als Leni, Sandra Flubacher als Margit, Anna Berthaud als Jenny und Mariola Brilowska als Mutter Teresa. Original-Tongeber Stefanie Falk, Schorsch Kamerun, Thomas Meinecke und viele andere. Musik Nikolaus Gershewski, Ronny Henssler, Lawrence und Christoph Herndler. Realisation Ronny Henssler, Regie die Autorin.

Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks Köln 2010. Redaktion und Dramaturgie Nathalie Schallies.