Deutschlandfunk, Kulturfragen. Willkommen zu einer Sendung über den französisch-algerischen Schriftsteller Boualem Sansal. Mein Name ist Dirk Fouric. Der Autor Boualem Sansal wurde am 16. November am Flughafen von Algier verhaftet. Bis heute gibt es keinen direkten Kontakt zu ihm. Auch keine Anklage. Die algerische Justiz wirft dem Schriftsteller und Intellektuellen eine Gefährdung der nationalen Sicherheit vor.
Anlass für die Verhaftung ist vermutlich ein Interview Sanssals in Frankreich, in dem er sich hinter die Ansprüche des mit Algerien verfeindeten Nachbarstaats Marokko auf die Region West-Sahara gestellt hat. So wie es seit kurzem französische Regierungslinie ist. Der auch in Deutschland bekannte Schriftsteller warnt seit vielen Jahren vor der Gefahr eines totalitären Islamismus. Am deutlichsten in seinem Roman »2084 – Das Ende der Welt«.
Boualem Sansal ist ein Intellektueller, der das offene Wort liebt und pflegt. Sein französischer Verlag Gallimard steht an der Spitze einer Solidaritätsbewegung. Zahlreiche internationale Autoren, darunter Literaturnobelpreisträger, treten für ihn ein. In Deutschland fordern unter anderem der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Merlin Verlag, in dem Boualem Sansals Werk in Übersetzung erscheint, die Freilassung des Schriftstellers.
Für die Kulturfragen konnte ich mit dem französischen Rechtsanwalt des Autors sprechen. François Simrel hat bislang vergeblich versucht, die Erlaubnis zur Einreise nach Algerien zu erhalten, um seinen Mandanten zu treffen und verteidigen zu können. Herr Simrel, wie geht es Wolemsonsal im Moment? Was wissen Sie von seinem Gesundheitszustand?
Das ist im Moment schwer zu sagen. Alle Informationen erhalte ich nur indirekt. Er ist 80 Jahre alt und an Krebs erkrankt. Er ist im Mustafa-Krankenhaus in Algier in einer speziellen Abteilung für Häftlinge untergebracht.
Es sieht so aus, als würde er medizinisch korrekt versorgt und angemessen behandelt. Aber ich kann mich derzeit nicht persönlich davon überzeugen. Die Nachrichten, die ich bekommen habe, sind nicht aus erster Hand. Ich möchte unbedingt nach Algerien fahren, um ihn zu treffen und die Haftbedingungen zu überprüfen.
Das heißt, Sie haben nicht das Recht, Sie haben nicht die Möglichkeit, mit ihm zu sprechen, obwohl Sie doch sein Anwalt sind? Im Moment nicht. Ich hoffe, dass ich ein Visum bekomme. Bis jetzt haben mir die Behörden das verweigert. Wie können Sie denn überhaupt in Kontakt kommen mit ihm?
Wenn Sie nicht direkt mit ihm sprechen können, gibt es vor Ort Anwälte, mit denen Sie zusammenarbeiten? Ja, ich arbeite mit einem kleinen Team von Anwälten zusammen. Aber Sie können sich vorstellen, dass es nicht selbstverständlich ist, sich für das Recht einzusetzen in einem Land, in dem die Menschen Angst haben. Die Leute haben Angst vor Repressionen, die Staatsanwälte haben Angst, einige Anwälte haben Angst, die Journalisten haben Angst.
Ich habe Kontakt zu Bualem über die Anwälte und über seine Ehefrau. Wir haben jetzt dieses Team gebildet. Aber ich muss vor Ort sein, offen sprechen können und vor allem muss ich Bualem persönlich treffen und eine Verteidigungsstrategie aufbauen.
Nein, natürlich ist das nicht normal. Dass die Verteidigung blockiert wird, dass man mir, ohne einen Grund zu nennen, ein Visum verweigert.
Ich hoffe, dass die algerische Regierung ihre Entscheidung überdenkt. Für mich ist das unverständlich, denn es bringt die algerische Justiz in Misskredit. Das heißt, die algerische Regierung oder die Justiz hat Angst davor, einem unabhängigen Rechtsanwalt aus dem Ausland, aus Frankreich, Zugang zur Barlame Sansal zu gewähren? Ja.
Ja, natürlich. Ich glaube, als beschlossen wurde, Boualem Sansal festzunehmen, haben sie die enorme internationale Reaktion unterschätzt. Sie haben nicht mit der weltweiten Empörung gerechnet. Was wirft man denn Boualem Sansal ganz genau vor? Gibt es da neue Erkenntnisse? Was wissen Sie denn? Was ist die Anklage?
Ich wäre froh, wenn ich das im Detail wüsste. Man wirft ihm vor, eine Gefahr für die Sicherheit des Staates zu sein. Wie kann ein 80-Jähriger, der in Frankreich und in Deutschland und weltweit Bücher veröffentlicht, eine Gefahr für die nationale Sicherheit Algeriens sein? Das hört sich nicht nach einer seriösen Beschuldigung an.
Man wirft ihm vor allem seine Kritik an der Regierung und an den Islamisten vor. Es gibt ja immer explizite und implizite Gründe. Zu letzteren zählt, dass man ihm sein freiheitliches Denken vorwirft, dass er ein vollkommen freier Mensch ist. Er ist eben kein Provokateur, sondern ein freier Mensch. Es wird bei Lamsons Seil ja auch vorgeworfen,
dass er die Ansprüche Marokkos auf die West-Sahara, dieses umstrittene Territorium zwischen Algerien und Marokko, unterstützt, so wie es eben auch der Präsident Al-Assad
der französische Staatspräsident Emmanuel Macron getan hat. Dabei geht es um eine historische Auseinandersetzung aus dem 19. Jahrhundert zwischen Frankreich, Marokko und Algerien. Ich weiß nicht, ob er Recht hat, aber man hat das Recht, sich zu irren. Man darf nicht im Gefängnis landen, weil man eine Meinung hat, die dem einen oder anderen nicht gefällt.
Würden Sie sagen, dass Wolems Zansal so etwas wie eine Geisel der algerischen Regierung ist? Er ist auf jeden Fall die Geisel einer Politik und einer problematischen Sicht auf die Welt und die Vergangenheit. Er ist der Sündenbock für eine enorme Unzufriedenheit. In dieser Situation, wo man politisch, diplomatisch sein muss, vorsichtig sein muss,
Wie gehen Sie denn vor in dieser angespannten Situation zwischen Frankreich und Algerien, um jetzt vielleicht nicht die Regierung direkt zu provozieren, die algerische Regierung?
Die algerische Regierung muss entscheiden. Entweder lässt sie mich einreisen und völlig freie Einsicht in die Unterlagen nehmen, sodass eine Verteidigung nach algerischem Recht möglich ist. Wenn sie meine Arbeit behindert, dann wird das Verfahren entgegen dem algerischen Recht ablaufen. Es liegt jetzt an ihnen.
Glauben Sie denn, dass die algerische Regierung oder Justiz überhaupt einen Anwalt, einen Rechtsanwalt aus dem Ausland, aus Frankreich akzeptieren wird? Ist das denkbar? Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die algerische Regierung rational handelt. Aber es gibt eben viele irrationale Elemente in dem, was gerade passiert.
Politisch muss man etwas vorsichtig sein, gerade die französische Politik. Aber Sie suchen ja, Herr Simre, als Rechtsanwalt von Boulay-Sensal, Sie suchen ja jetzt die Öffentlichkeit, auch in diesem Interview, das wir hier führen in Deutschland, die internationale Öffentlichkeit. Sie wollen Intellektuelle ansprechen, auch Politiker. Ist das die richtige Strategie?
Ja, denn die Verhaftung eines Schriftstellers wegen seiner Meinung ist zehn Jahre nach Charlie Hebdo, zehn Jahre nach den Attentaten, eine Tragödie für alle, die an die Freiheit glauben.
Für mich ist es entscheidend, dass Deutschland und die Europäische Union ihre Beziehungen zu Algerien infrage stellen. Und zwar gerade in einem Moment, in dem Europa dabei ist, ein Partnerschaftsabkommen mit Algerien neu zu verhandeln. Die Frage der Freiheit ist universell und sollte die Europäer und die Deutschen angehen.
Herr Simre, Sie haben neulich davon gesprochen, dass eine internationale Front oder Bewegung der Schriftsteller nötig sei. Meinen Sie, man kann so etwas erreichen? Und was kann so eine internationale Bewegung der Intellektuellen und Schriftsteller denn erreichen?
Ich fände es sehr wichtig, dass die bedeutenden Schriftsteller und Intellektuellen weltweit ihre Stimme für die Meinungsfreiheit im Allgemeinen erheben.
Und für Boualem Sansal im Besonderen. Zehn Jahre nach den Attentaten auf Jaliebdo und in Kopenhagen, nach all den Terroranschlägen, auch kürzlich in Deutschland, nach den Anschlägen auf Karikaturisten, unsere Art zu leben und zu denken wird attackiert. Entweder geben wir auf oder wir leisten Widerstand.
Die New York Times hat beschlossen, ihre lange Tradition der Karikaturen aufzugeben. Ich betrachte das als einen Sieg der Terroristen.
Wir dürfen das, was uns wichtig ist, nicht aufgeben. Die Möglichkeit, das zu sagen, was wir denken. Die Möglichkeit, mit einer gewissen Sorglosigkeit durch unsere Straßen zu gehen. All das ist für mich ein Schatz, den wir bewahren müssen. Sehen Sie denn die...
William St. Saëls in einem größeren Kontext, also in dem Kontext, dass es ja zahlreiche Attacken, gerade aus islamistischem Hintergrund, gegen die westliche Meinungsfreiheit gibt. Gegen unsere Gesellschaften, natürlich. Die Terroristen waren nie Freunde der Freiheit. Nirgends. Wir sprechen ja eben also heute hier als einem deutschen Publikum. Was kann denn
Herr Simrel, die deutsche Politik vielleicht besser machen als die französische Politik. Da Frankreich ja sehr, sehr stark verstrickt ist, auch in einem langerwährenden Streit mit Algerien. Ist Deutschland da ein vielleicht sogar besserer Partner oder Vermittler? Ja, ich denke, dass Deutschland ein sehr wichtiger Partner für Algerien und auch für Frankreich ist.
Ja, Deutschland ist ein sehr wichtiger Partner für Algerien, ebenso wie für Frankreich. Es geht hier nicht um einen Konflikt zwischen Algerien und Frankreich. Jeder auf der Welt, für den Freiheit ein fundamentales Recht ist, ist davon betroffen. Es ist eine Geschichte von einer konkurrenzierten Freiheit, die sich selbst und auch sich selbst übernimmt.
Gerade Deutschland mit seiner besonderen Geschichte, wo die Freiheit auch gegen sich selbst verteidigt werden musste. Von Deutschland kann eine starke Botschaft ausgehen. Der Frieden zwischen Deutschland und Frankreich wurde durch Bildung, durchs Miteinander sprechen, durch Austausch geknüpft. Daraus ist ein wahrer Frieden zwischen den Völkern entstanden. Dieses Beispiel müssen wir der Welt geben.
Das ist das, was man als Beispiel für den ganzen Weltraum geben muss. Für den ganzen Weltraum muss man dieses Beispiel geben. Ja, ich habe gehofft, aber ich habe nicht geglaubt.
Ich hatte es gehofft, aber nicht daran geglaubt. Wäre die algerische Regierung vernünftig gewesen, hätte sie ihn freigelassen. Aber das irrationale Handeln überwiegt eben oft. Sie hätten diese Möglichkeit gesetzt, ihn zu liberieren. Aber die Geschichte zeigt uns, dass die Menschen manchmal nicht rational sind.
Bollems Nossal ist ja am 16. November zurück nach Algerien geflogen, von Paris aus kommend. War das vielleicht ein bisschen unvorsichtig, dass er zurückgefahren in dieses Land? Hätte man das nicht kommen sehen können, dass er dort womöglich verhaftet wird?
Aus heutiger Sicht war das natürlich unvorsichtig. Aber er hatte nicht damit gerechnet. Er war jahrelang immer hin und her gereist und konnte sich nicht vorstellen, dass er eines Tages wegen seiner Meinung festgenommen würde. Es war unvorsichtig, aber nicht vorhersehbar. Er war unvorsichtig, aber nicht vorhersehbar.
Immerhin hatte aber ja Kamel Daoud, der Schriftsteller und Freund von Boualem Sansal, Boualem Sansal davor gewarnt, zurückzufahren nach Algerien. Kamel Daoud selbst ist ja vor einiger Zeit aus Algerien nach Frankreich ins Exil gegangen, obwohl er das lange abgelehnt hatte. Genau wie Boualem Sansal, der immer wieder gesagt hatte, er bleibt in seinem Land. Aber er hat ja auch vor kurzem die französische Staatsbürgerschaft nach langen, jahren Jahren
dann auch beantragt und bekommen. Also er ist ja jetzt Franzose und Algerier.
Für Kamel Daoud war es ein großer Schmerz, dass er sein Land verlassen musste. Er hatte keinerlei politische Ambitionen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie feindselig das Regime ihm gegenüber eingestellt ist. Kamel Daoud und Waelem Sansal sind diese beiden Fälle, denn irgendwie vergleichbar sind ja zwei Fälle,
symbolische Figuren, die das Land Algerien, die politischen Zustände in Algerien, denen gerade autoritäre Staatsführung kritisiert haben, hat sich der algerische Staat so etwas wie, ja, kann man sagen, gerecht an Kamel Daoud und an Boualem Sassal, indem sie ihn
verhaftet haben an Kamel Daoud, indem er in seinem Heimatland verunglimpft wird, seitdem er den Prix Goncourt erhalten hat, verunglimpst auch, es wird ihm vorgeworfen, er habe die Handlung seines Romans plagiiert, einer jungen Frau gestohlen, ohne dass sie ihre Zustimmung gegeben hat. Ist es so etwas wie eine Rachefeldzug der algerischen Regierung vielleicht?
Ja, natürlich. Es sind Menschen, die frei sind. Und weil sie frei sind, sind sie unabhängig. Und weil sie unabhängig sind, sind sie kritisch.
Wenn Menschen frei sind, dann sind sie unabhängig und dann sind sie auch kritisch. Und weil sie kritisieren, stören sie. Die beiden kennen sich gut. Dass Kamel Daoud den Prix Goncourt erhalten hat, diese französische Auszeichnung, das hat die Algerier ziemlich genervt. Und sie haben sich an Boualem Sansal gerecht.
Wenn man jetzt mal etwas weiter auf die Region schaut, mit einem etwas weiteren Blick auf andere Länder, nicht zuletzt Syrien, aber vor allem den Iran auch betrachtet, kann es sein, dass Algerien sich ein Beispiel nimmt an den immer repressiveren Methoden, die gerade sehr stark islamisch-religiös geprägte Länder, wie etwa der Iran, gegenüber intellektuellen Journalisten beitragen.
Schriftsteller an allen Leuten gegenüber einnehmen, die frei ihre Meinung sagen wollen.
Ja, autoritäre Regime, wie das von Assad in Syrien. Die Situation in Algerien, was die Freiheit anbetrifft, ist äußerst besorgniserregend. Aber wir müssen das gar nicht vergleichen mit dem Iran. Der Einfluss der Islamisten in der algerischen Armee ist sehr groß. Es gibt einen großen Wert der Islamisten und der Armee in der Gesellschaft.
Antoine Gallimard, der französische Verleger von William Sansal, hat davon gesprochen, dass es keinen Zeitraum gibt, keinen überschaubaren Zeitraum gibt, in dem ein Prozess stattfinden könnte, in dem wann eine Inhaftierung beendet sein könnte. Haben Sie, Herr Simre, als ein Anwalt denn irgendeinen Anhaltspunkt dafür, wann es zumindest einen Prozess geben könnte gegen William Sansal, bei dem er sich auch verteidigen könnte?
Genau deshalb möchte ich ja unbedingt nach Algier fahren, damit ich mit dem Richter und dem Staatsanwalt sprechen kann. Wir haben, Herr Simre, davon gesprochen, was Sie von Deutschland erwarten, was die internationale Gemeinschaft tun kann, die Gemeinschaft der intellektuellen Schriftsteller.
Es gibt natürlich auch zahlreiche Menschenrechtsorganisationen, die sich für verfolgte Schriftsteller orientieren.
und intellektuelle Einsätze. Es gibt Amnesty International zum Beispiel als internationale, weltweit agierende Institution. Haben diese Organisationen denn genug getan aus Ihrer Sicht bisher, um sich für die Freilassung über Lebensvorschläge einzusetzen? Nein, mein Beispiel ist, dass die Probleme dieser Organisationen sind, dass sie manchmal ein bisschen selektiv sind in ihrer Frage.
Die Menschenrechtsorganisationen sind manchmal etwas selektiv in ihrem Engagement. Und manche Fälle lassen sie komplett außen vor. Tatsächlich hat Amnesty International eine Weile gebraucht, um die Verhaftung Boalem Sansals zu verurteilen. Amnesty International müsste eine europaweite Kampagne für die Freilassung Boalem Sansals starten. Sie tun zu wenig. Generell finde ich, dass die Linke ein bisschen schwer ist, sich zu mobilisieren.
Wenn Sie fragen, warum. Die Linke hat ein Problem damit, sich zu engagieren, wenn der Islamismus kritisiert wird. Aus Scham, aus einem Schuldgefühl heraus. Ich sage nicht, dass das bei Amnesty International der Fall ist, aber die Organisation hat viele, viele Tage gebraucht, um die Verhaftung zu verurteilen.
Aber das reicht jetzt auch nicht. Sie müssten eine Kampagne starten, die Regierungen ansprechen, besonders die algerische Regierung.
Und die Vereinten Nationen mobilisieren, die EU, die UNESCO und die Afrikanische Union. Wenn Sie die Französische Linke erwähnen, ein Teil der Französischen Linke jedenfalls,
Da hat es lange gedauert, bis man sich mit dem Fall Buolam Sonsal solidarisiert hat, mit dem Schriftsteller solidarisiert hat. Zumindest was die extrem linken Parteien anbetrifft oder Wortführer anbetrifft. Nun gibt es einige, die sagen, naja, er hat selbst ein bisschen Schuld daran, Buolam Sonsal, dass er jetzt verhaftet wurde, weil er hat sich mit rechten Medien eingelassen, das Interview anzunehmen.
Es ist absurd. Es ist absurd. Er spricht selbst von Demokratie, wenn man jemandem spricht, der will.
Das ist absurd. In einer Demokratie kann man sprechen, mit wem man will. Das ist ein absurder Vorwand. Die Wahrheit ist doch, einige politische Strömungen haben ein Problem mit der Freiheit. Der Kern der Demokratie ist doch, dass man Gedanken akzeptiert, die nicht die eigenen sind. Die Tatsache, dass jemand mit jemandem spricht, der rechtsextrem ist, heißt doch nicht, dass das ein Grund ist, ihn einzusperren.
Und kein Grund, ihn nicht zu verteidigen. Es gibt keine guten und schlechten Opfer. Aber es gibt schon einige, gerade auf der Linken in Frankreich, die ein gewisses Problem haben damit, Hualem Sansal wirklich massiv zu verteidigen.
Das ist schockierend und unbegreiflich. Das ist ja auch ein Vorwurf, den einige erben von Charlie Hebdo-Familien.
einigen linken Politikern vor allem, aber auch Intellektuellen gemacht haben, dass sie sich nicht ausreichend für die Meinungsfreiheit einsetzen, sobald es um den Islam geht. Charlie Hebdo war früher ein sehr linkes Magazin, heute sind die Aussagen sehr, sehr kritisch, gerade was die französische Linke betrifft. Sehen Sie das auch so?
Ich meine nicht alle Linken. Aber ein Teil der Linken hat ihre Grundsätze verraten. Denn die Linke sollte sich für Freiheit einsetzen. Wer links ist und die Attentate nicht verurteilt, hat jede Respektabilität verloren.
Am Ende unseres Gesprächs, François Simrel, Sie als Anwalt von Bois-Lem-Sensal, haben Sie dennoch einen persönlichen Appell an Deutschland, an Europa. Sie haben es zum Teil ja schon erwähnt. Was müsste genau geschehen? Was kann man tun, um Bois-Lem-Sensal zu helfen? Es muss in allen Ländern, insbesondere in Deutschland, die Behörden,
Man muss gerade in Deutschland die Intellektuellen, die Leser aufrufen, alle, die in der Öffentlichkeit stehen, die Verhaftung Boalem Sansals zu missbilligen. Und die Politiker sollten diese Missbilligung gegenüber der algerischen Regierung sehr klar zum Ausdruck bringen. Deutlich sagen, dass man mit solchen Ländern nicht zusammenarbeiten kann.
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat sich sehr deutlich für die Freilassung Boalem Sansals ausgesprochen. Das sollte der deutsche Bundeskanzler in ebenso klaren Worten auch tun. Es wäre eine sehr starke Ausdruckung. Präsident Macron hat sich sehr stark für Boalem Sansals ausgesprochen. Es wäre eine sehr starke Ausdruckung für den chancelierischen Bundeskanzler. Es wäre eine sehr starke Ausdruckung.
François Simrel, der Anwalt des französisch-algerischen Schriftstellers Buolam Sansal, der Mitte November in Algier verhaftet wurde. Das waren die Kulturfragen. Es folgt die Sendung Kultur heute. Mein Name ist Dirk Fuhrig. Ich bedanke mich fürs Zuhören.