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Klimabilanz - Wie kann das Museum klimaneutral werden?

2025/2/16
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Kulturfragen

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
A
Anja Reinhardt
P
Peter Gorschlüter
Topics
Anja Reinhardt: 博物馆面临着巨大的能源消耗问题,需要探索更环保的运营模式,以减少碳排放。这不仅关系到博物馆自身的可持续发展,也关乎公众的环保意识。 博物馆的碳排放来自多个方面,包括空调、运输、人员出行和游客旅游。如何平衡艺术品保护和环境保护,是博物馆面临的重要挑战。 Peter Gorschlüter: 埃森福尔克旺博物馆是该市能源消耗最高的公共建筑,高能耗主要源于空调系统维持画作保存所需的恒温恒湿环境。我们通过一系列措施积极应对气候变化,力求实现气候中和。 首先,我们升级了制冷系统,并安装了大型光伏系统,以满足自身电力需求。我们还计划将制冷和蒸汽系统改造成使用100%可再生能源。其次,我们对博物馆周围环境进行了绿化改造,包括屋顶绿化和种植耐旱植物。在内部运营方面,我们成立了可持续发展工作组,制定了100项改进措施,涵盖了从采购到日常运营的各个方面,例如使用再生纸、减少塑料包装等。此外,我们还推出了“气候票”,鼓励游客自愿为环保项目捐款,并将收入用于支持当地的可持续发展项目。我们积极与公众进行对话,讨论环境问题,并努力将文化可持续性和环境可持续性相结合。我们相信,保护文化遗产和应对气候变化并非相互矛盾,博物馆在推动环保方面起着榜样作用,可以积极地促进公众的环保意识。

Deep Dive

Chapters
Museen haben einen hohen Energieverbrauch, hauptsächlich durch Klimaanlagen zur Erhaltung der Kunstwerke. Diese Anlagen laufen konstant, unabhängig von Außentemperaturen, was zu einem hohen CO2-Ausstoß führt. Der Energieverbrauch eines Museums übersteigt den von Schwimmbädern.
  • Museen verbrauchen viel Energie, vor allem durch Klimaanlagen.
  • Durchschnittlicher CO2-Ausstoß eines Museums ist viel höher als der einer Person.
  • Klimaanlagen laufen 24/7, um konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten.

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Mit Anja Reinhardt schönen guten Tag. Wie können Museen klimafreundlicher werden? Die Frage ist alles andere als abseitig, denn seit Jahrzehnten haben Museen einen sehr hohen Energieverbrauch. Durch Klimaanlagen, die eine gleichbleibende Raumtemperatur von 21 Grad garantieren, weil das die Bilder schützt und weil das auch die Versicherungen so wollen. Oder

Oder durch den Transport von Bildern, durch das Ver- und Ausleihen für Ausstellungen, durch Reisen des Personals und nicht zuletzt durch den Blockbuster-Tourismus, also die Reisen, die Kunstinteressierte machen, um große Ausstellungen im Ausland zu sehen.

Das Problembewusstsein ist also da und wird seit einigen Jahren sowohl international als auch im Deutschen Museumsbund diskutiert. Was also muss passieren, damit ein Museum klimaneutral wird? Geht das überhaupt? Darüber spreche ich in diesen Kulturfragen mit Peter Gorschlüter, seit 2018 Direktor des Volkwang-Museums in Essen und Honorarprofessor für Kunst und Öffentlichkeit an der Volkwang-Universität der Künste in Essen. Guten Tag, Herr Gorschlüter.

Ich grüße Sie. Ich will Sie gleich mal zitieren, Herr Gorsch-Lüther. Sie haben gesagt, das ist glaube ich noch nicht so lange her, das Museum ist die städtische Liegenschaft, damit meinen Sie Ihr Museum, mit dem höchsten Energiebedarf. Was heißt das denn konkret? Ja, das können sich die wenigsten vorstellen. Das heißt konkret, dass von allen Liegenschaften, die der Stadt Essen gehören bzw. die die Stadt Essen verwaltet, das Museum Volkwein diejenige ist, die den höchsten Energieverbrauch hat.

Woran liegt das? Sie haben es in der Einführung teilweise schon gesagt. Wir haben einen sehr, sehr hohen Energiebedarf durch die Klimatisierung. Wir wollen und müssen die Werke in unserer Sammlung schützen. Dazu zählen Klimabedingungen, die roundabout 21 Grad sind, 50 Prozent Luftfeuchtigkeit und das eben 365 Tage im Jahr, 24 hours nonstop.

Und egal wie es draußen aussieht, ob es heiß ist oder ob es kalt ist, ob es trocken oder feucht ist, die Anlagen laufen das ganze Jahr und versuchen eben diese konstanten Klimabedingungen zu machen. Deswegen haben wir diesen sehr, sehr hohen Energieverbrauch größer als Schwimmbäder zum Beispiel.

Wenn man das jetzt mal vergleicht mit einer Person, die in Deutschland im Jahr durchschnittlich 10,3 Tonnen CO2-Emissionen verursacht, das ist der Schnitt, Stand 2024, welche Zahl müssten wir da fürs Museum nennen?

Wir machen seit 2019 regelmäßig alle zwei Jahre Klimabilanzierungen. In der letzten Bilanzierung 2021, wir arbeiten gerade noch an den Zahlen zu 2023, hatten wir einen ungefähren Ausstoß von fast 4000 Tonnen.

Unsere Denkfabrik 2025 lautet, deswegen haben wir Sie zum Gespräch eingeladen, machen statt meckern, was passiert, wenn alle mit anpacken. Was machen Sie in Sachen Klimaschutz am Museum Volkwang und dann anschließend direkt die Frage, wie viele Leute müssen da eigentlich mit anpacken?

Ja, wir haben unsere Klimastrategie in sieben Bereiche unterteilt. Da kommen wir vielleicht noch im weiteren Verlauf darauf zu sprechen. Wir sind seit 2019, 2020 dort sehr aktiv unterwegs, insbesondere im Bereich der Energieversorgung des Gebäudes. Konnten unsere Kälteanlagen bereits 2021 umstellen auf ökostrombetriebene Anlagen neuster Bauart mit geringen Kältemittelverlusten. Wir haben seit 2022 die größte PV-Anlage der Welt.

Der Stadt Essen auf unserem Dach, die zu 100 Prozent in unseren eigenen Bedarf einspeist. Eine Solaranlage. Eine Solaranlage, genau. Die im Vergleich zu anderen üblichen Solaranlagen nicht in das allgemeine Stromnetz einspeist, sondern deren Energieerzeugung wir zu 100 Prozent im Museum abnehmen und dadurch sozusagen unseren eigenen klimafreundlichen Strom auf dem Dach produzieren und wir produzieren.

Wir haben jetzt im Dezember vergangenen Jahres eine Ratsentscheidung herbeiführen können im Rat der Stadt Essen, dass auch die Kälte- und Dampfanlagen im Verlauf des Jahres umgerüstet werden auf 100 Prozent erneuerbare Energien. So, dass wir dann, wenn diese Maßnahme umgesetzt ist, tatsächlich in der Energieversorgung klimaneutral sind.

Ich meine, für jemanden, der ins Museum geht, sind diese Sachen ja alle nicht sichtbar. Also wir sehen Bilder an den Wänden, oft eben auch relativ wenige. Das Museum ist so eine heilige Halle, will ich es jetzt mal nennen. Das könnte, können wir auch noch darüber sprechen, auch eins der Probleme sein. Aber vielleicht können Sie das mal so ein bisschen aufdröseln. Sie brauchen Strom, Klimaanlagen, Kälteanlagen. Konkret wofür? Das sind ja auch unterschiedliche Zonen im Museum.

Also sehr vereinfacht gesprochen setzt sich das Museumsklima aus drei Anlagen zusammen. Das ist einmal die Kälteanlagen, die Kälte produzieren, die Heizungsanlagen und die sogenannten Dampfanlagen, die für die Luftfeuchte zuständig sind. Und alle drei Anlagen müssen das ganze Jahr durchlaufen. Das klingt für den Laien zunächst mal unverständlich, wieso auch im Sommer zum Beispiel die Heizungsanlagen laufen.

Das hat damit zu tun, da die Luftfeuchte von beiden Faktoren abhängig ist, müssen eben alle drei Anlagen miteinander sozusagen vernetzt sein und sind auch alle drei ständig im Betrieb, 365 Tage im Jahr. Das ist sozusagen erforderlich, um wirklich diese Stabilität im Klima zu erzielen.

Warum ist das eigentlich so? Das Museum hat ja so nicht angefangen. Also die Möglichkeiten, die technischen, die waren ja, sagen wir, vor 150 Jahren so auch noch gar nicht da. Also wenn ich jetzt mal von dem ersten Museum überhaupt ausgehe, das wir alle wahrscheinlich im Kopf haben, den Louvre. Man könnte noch weiter zurückgehen auf die Sammlung der Fürstenhäuser. Aber da gab es ja solche Bedingungen nicht. Wie hat sich das entwickelt, dass das so eine komplizierte Geschichte im Museum ist, die fürs Klima nicht gut ist?

Ja, das ist richtig und wird auch tatsächlich in Fachkreisen viel diskutiert. Da sprechen wir über sogenannte Klimakorridore mittlerweile und stellen ein wenig in Frage, ob es denn immer diese 21 Grad und diese 50 Prozent Luftfeuchtigkeit sein müssen oder ob man den Korridor erweitern kann. Und viele Museen, wir auch unter anderem, haben zum Beispiel jetzt unterschiedliche Mittelwerte im Sommer und im Winter.

Und erweitern sozusagen das Spektrum, wie weit man abweichen darf von diesen Mittelwerten. Auch um einiges, um damit dann auch Energie zu sparen. Und wichtig ist vor allen Dingen, dass die Schwankungen im Temperaturbereich und vor allen Dingen im Luftfeuchtebereich nicht zu schnell vonstatten gehen. Also ein langsamer Anstieg von Temperatur oder Luftfeuchtigkeit ist verträglicher für die Werke als sozusagen ein schneller Anstieg.

Jetzt haben Sie vorhin gesagt, wenn man anfängt, sich mal über das Klima am Museum, Klimaschutz am Museum Gedanken zu machen, dann stellt man am besten erstmal eine Klimabilanz auf. Das haben Sie gemacht auf Anregung ursprünglich der Kulturstiftung des Bundes. Können Sie mal konkrete Beispiele nennen, wo Sie selber gedacht haben, das sind so Prozesse, die müssen gar nicht sein, die kann man auch relativ schnell ändern. Also ich denke da jetzt zum Beispiel an sowas wie Abfall im Museum. Ja.

Zunächst mal finde ich es sehr wichtig, bevor man Maßnahmen ergreift, zu wissen, was sind die Stellschrauben, an denen man drehen muss, um wirklich signifikante Effekte zu erzielen. Und das war für uns wichtig.

ganz wesentliche Erkenntnis aus der ersten Klimabilanzierung 2019, die wir im Rahmen eines Förderprojektes der Kulturstiftung des Bundes umsetzen konnten, an dem auch weitere 16 Kulturinstitute, nicht nur Museen, beteiligt waren. Das hat uns die Augen geöffnet. In dieser ersten Klimabilanzierung war ganz klar, 94 Prozent unseres CO2-Ausstoßes kommt durch die Energieversorgung, die zum damaligen Zeitpunkt noch größtenteils auf Erdgasbasis war. Und es war klar, okay, wir müssen, wenn wir wirklich was ändern wollen, weg vom Erdgas.

Andere Faktoren waren verhältnismäßig klein. Also wenn man das heute so in den öffentlichen Diskussionen verfolgt, dann denkt man, wir können keine Kunsttransporte, keine Leihgaben mehr machen, die verursachen zu viel CO2. Tatsächlich war in unserer Klimabilanzierung spielt der Faktor Transporte von Kunstwerken eine verschwindend geringe Rolle. Um die zwei bis drei Prozent unseres CO2-Ausstoßes ist da. Solche Klimabilanzierungen helfen einem wirklich zu erkennen, welche sind die großen Stellschrauben in der Energieindustrie.

Weiteren Klimabilitätsjungen im Jahr 2021 haben wir dann zum ersten Mal die Besuchermobilität gewertet. Sie sprachen das eingangs an. Das ist tatsächlich mittlerweile...

ein Faktor, der größer noch ist als die Energieversorgung bei uns. Das heißt, wie kommen unsere Besucherinnen und Besucher zum Museum, wie reisen sie ab? Das haben wir statistisch sehr genau ermittelt in einer wissenschaftlichen Studie. Wir wissen jetzt, der durchschnittliche CO2-Ausstoß eines Durchschnittsbesuchers am Museum Volkwang ist 15,5 Kilo. Das entspricht einer An- und Abreise von ca. 150 Kilometern. Also zu uns reisen Besucherinnen und Besucher relativ weit heran im Durchschnitt.

Und das ist natürlich ein weiterer Aspekt, der gar nicht so einfach für die Kulturinstitutionen zu verändern ist. Denn wir wollen natürlich weiterhin BesucherInnen haben in unseren Museen und Kulturinstitutionen. Wir können da nur Anreize schaffen. Welche Maßnahmen haben Sie denn dann ergriffen? Weil das ist ja eine Tatsache, haben Sie ja gerade geschildert. Also wenn das 150 Kilometer im Schnitt sind, dann ist das ja doch, die meisten Leute werden wahrscheinlich mit dem Auto kommen, vermute ich. Was kann man da machen, um das irgendwie auszutarieren?

Es ist tatsächlich so, dass ca. 50% unserer Besucherinnen und Besucher mit dem Auto anreisen. Nur so ca. 30% mit dem Zug. Andere Verkehrsmöglichkeiten wie Fahrräder etc. kommen noch hinzu. Wir können einerseits Anreize schaffen. Das haben wir versucht in den vergangenen Jahren. Z.B. durch Kooperation mit dem öffentlichen Nahverkehr, also Kombi-Tickets. Wir haben das Museum als fahrradfreundliche Destination beworben. Wir haben in unserer Tiefgarage E-Ladestationen für Elektroautos eingerichtet. Das sind aber, sage ich mal,

Also symbolische Maßnahmen, die nur bedingt Einfluss haben. Die Kombi-Tickets mit dem ÖPNV etwas mehr als die anderen. Und dann haben wir im letzten Jahr beschlossen, okay, was können wir sonst machen? Wir können nicht nur Anreize schaffen, wir können ein Stück weit unsere Besucherinnen und Besucher mit in die Verantwortung nehmen, wenn sie das möchten, und haben das sogenannte Klima-Ticket eingeführt. Das ist ein Ticket, das kann man auf freiwilliger Basis zusätzlich zum Eintritt erwerben für ein Euro. Die Einnahmen aus diesem Ticket

die stecken wir wiederum in lokale Nachhaltigkeitsprojekte hier in Essen, die man dann auch tatsächlich besuchen, besichtigen kann und sehen kann, wo diese Unterstützung hinfließt. Also das können wir ja mal ein bisschen konkret machen. Das Geld fließt in die Bonnekamp-Stiftung und es gibt eine Art Nutzfläche in Essen-Katernberg und tatsächlich werden da Nutzpflanzen angebaut. Ja, das ist eine Stiftung, die im Brachflächenbereich

umgestaltet, neu kultiviert nach Permakulturprinzipien, sodass dort auch CO2 in den Böden gespeichert wird. Aber das ist nicht das Einzige, sondern sie bemühen sich auch sehr um soziale Teilhabe, um Inklusion, um Bildungsangebote dort, dem Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen auch vermittelt wird, wie man durch einfache Maßnahmen im Bereich ökologischer Landwirtschaft arbeitet,

schon Effekte erzielen kann für das Klima. Und wir fördern diese Maßnahme nicht nur mit Geldflüssen, die wir aus dem Klimaticket generieren, sondern wir kooperieren auch mit dieser Stiftung. Und in der Saison von Mai bis Ende September bieten wir dort gemeinsam mit der Stiftung auch kostenfreie Workshops zu Kunst und Natur an. Insofern versuchen wir, diese Kooperation auch tatsächlich inhaltlich zu füllen. Und man kann dorthin gehen und es gibt einen Café und es gibt verschiedene andere Angebote,

Sodass es wirklich fast wie eine Art ökologische Außenstelle des Museums geworden ist. Es ist auch eine soziale Praxis, oder? Die Sie mit Museumsarbeit verbinden? Absolut. Also die Aspekte von kultureller Teilhabe und sozialer Teilhabe spielen dabei eine ganz wesentliche Rolle. Wie ich insgesamt sagen muss, wir stehen eigentlich vor der Herausforderung als Kulturinstitution, kulturelle Nachhaltigkeit, für die wir sowieso schon verantwortlich sind, weil wir Kulturelles bewahren und vermitteln.

in Einklang zu bringen mit Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit. Das ist allerdings nicht die einzige sozusagen biodiverse Maßnahme. Sie haben auch rund ums Museum einiges verändert. Ja, das denkt man zunächst nicht, weil man, wenn man über das Museum denkt, zunächst mal an einen geschlossenen Bau denkt. Aber rund um das Museum gab es Rasenflächen, die haben wir umgestaltet mit Staudenbepflanzung. Wir haben jetzt im vergangenen Jahr ca. 1600 Quadratmeter Dachfläche begrünt.

um auch sozusagen das innerstädtische Klima zu verbessern und vielleicht auch etwas für Insektenfreundlichkeit zu tun. Und wir haben relativ große Fensterflächen im Museum und haben die mit Vogelschutzmaßnahmen umgestaltet, in Zusammenarbeit mit dem NABU, dem Naturschutzbund.

Das ist ja doch ein sehr schöner, sehr auffälliger Bau auch von Chipperfield, 2010 eingeweiht, in dem Jahr, in dem Essen Kulturhauptstadt Europas war. Damals hat man noch nicht so drüber nachgedacht, was so große Glasflächen im Museum dann auch für Probleme bieten. Sie haben jetzt schon ein Problem genannt, nämlich dass die Vögel tatsächlich dagegen fliegen. Aber ein anderes Problem ist, da sind wir nochmal beim Anfang, eben auch das Klima, das damit entsteht.

Ja, man muss sagen, über Jahre oder Jahrzehnte kann man sagen, waren jetzt ökologische Kriterien beim Bau von Kulturinstitutionen nicht unbedingt im Vordergrund, wenn ich das mal so ausdrücken kann. Und das reicht bis in die jüngere Vergangenheit. Also das Museum Volkmann ist sicherlich auch dafür ein Beispiel. Sie sagten es, der Erweiterungsbau durch Zschipperwirt wurde 2010 durchgeführt.

eröffnet, ist wunderbar transparent, was eine wichtige Außenwirkung auch für das Museum hat, sozusagen die Durchlässigkeit, Transparenz der Kulturinstitution, birgt aber natürlich durch die Sonneneinstrahlung dann wiederum andere Risiken, dass wir natürlich mit den Klimaanlagen dagegen arbeiten müssen. Das muss nicht ein Widerspruch bleiben. Wie gesagt, wir sind jetzt dabei, die Energieversorgung komplett auf Ökostrom und erneuerbare Energien umzustellen. Insofern

können wir ein Stück weit sozusagen das tun, ohne die Umwelt nachhaltig zu beschädigen.

Ich möchte ganz gerne nochmal über die Museumspraxis sprechen, Herr Gorschlüter, denn die ist ja sicherlich auch ein Teil Ihrer Maßnahmen. Also wenn zum Beispiel Kataloge produziert werden, wenn man schaut, welche Ausstellungen man macht, wie Künstler, die noch leben, wie Künstler arbeiten, wie geht das vonstatten? Ja, wir haben im Team eine Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit gegründet,

die sich zusammensetzt aus Vertretern und Vertretern aller Museumsabteilungen. Das war uns ganz wichtig, dass nur derjenige, der wirklich konkret am Tag bestimmte Vorgänge durchführt, der kann auch genauer einschätzen, wo gibt es Einsparpotenziale, wo können wir noch nachhaltiger werden. Und daraus ist jetzt innerhalb kürzer Zeit ein 100-Punkte-Plan entstanden, den wir konsequent abarbeiten. Das meiste haben wir getan.

Und das Spektrum ist wirklich sehr weit. Es reicht von Verwaltungsaufgaben, wo wir sagen, wir haben ökologische Wertungskriterien in Vergaben eingeführt. Das heißt, unsere

Die Dienstleister werden auch nach ökologischen Kriterien eingestellt, bis hin, dass unsere Werkstatt ein neues modulares Sockelsystem entwickelt hat, das wiederverwendbar ist. Wir haben Abfall reduziert mit ganz einfachen Maßnahmen, dass wir auf Papierhandtücher verzichten. Dadurch haben wir schon über die Hälfte an Abfällen, Restmüll eingespart. Also die Liste ist wirklich sehr lang und vieles kann man auch schon mit ganz einfachen Schritten umsetzen.

Wenn zum Beispiel Kataloge produziert werden, spielt zum Beispiel die Papierherstellung eine Rolle? In welcher Auflage, Verbreitungswege, wie gehen Sie daran? Ja, auch da gelten zunehmend ökologische Kriterien. Zum Beispiel, dass wir in unseren Drucksachen des Museums 100 Prozent Recyclingpapier verwenden. Bei einigen Katalogpublikationen verzichten wir auf die sogenannte Zellophanierung, auf das Einschweißen der Bücher.

Wir arbeiten mit Druckereien zusammen, die klimaneutral arbeiten. Also da gibt es eine Reihe von Kriterien oder Aspekten, die man berücksichtigen kann. Nicht jedes Projekt eignet sich dafür, das muss man auch sagen. Aber man kann schon sehr viel, sehr qualitativ produzieren, indem man trotzdem mehr Wert auf Nachhaltigkeit legt.

Was bedeutet eigentlich Klimaschutz, wenn es um die Konservierung der Bilder geht? Also zum einen, wie man die Bilder aufbewahrt und zum anderen, das ist ja eine große Sammlung, und zum anderen auch, wenn es darum geht, dass Bilder restauriert werden müssen. Ja, in erster Linie gelten für die meisten Werke ähnliche klimatische Lagerbedingungen wie bei der Präsentation. Es gibt bestimmte Materialien, zum Beispiel Farbfotografie, die noch kälter gelagert werden sollte als in der Regel in der Präsentation.

Aber wir versuchen schon, eine recht konstante Kriterien anzuwenden, unabhängig davon, ob es jetzt um Präsentation oder Prävention geht.

Jetzt haben wir vorhin schon darüber gesprochen, dass das ja auch eine soziale Praxis ist, sich mit Klimaschutz auseinanderzusetzen. Das hat ja sicherlich auch Auswirkungen darauf, wie das Museum in der Gesellschaft überhaupt betrachtet wird. Was haben Sie da festgestellt? Hat sich da eigentlich in den letzten Jahren etwas verändert? Und möchten Sie darüber hinaus noch etwas verändern, was das Museum eigentlich in der Gesellschaft sein soll?

Ja, da sprechen Sie einen ganz wesentlichen Punkt an. Das eine ist ja sozusagen, den Betrieb selbst möglichst klimafreundlich zu gestalten. Das andere ist, dass wir als Kulturinstitution auch einen Bildungsauftrag haben.

Und dass wir für eine Programmatik stehen. Und zunehmend kommen eben Fragen des Umweltschutzes, der Lebensbedingungen auch durch die Kunst in die Museen. Das liegt teilweise an den Kuratorinnen und Kuratoren oder denjenigen, die Programmverantwortung haben. Das liegt aber auch an den Künstlerinnen und Künstlern selbst, die zunehmend

Solche Aspekte aufgreifen in ihren Werken. Ich sage ja immer, sie sind ein wenig wie ein Katalysator von gesellschaftlichen Entwicklungen als Künstlerinnen und Künstler. Insofern spielen diese Aspekte zunehmend auch in den Projekten, in den Ausstellungen, in den Programmen eine Rolle.

Versuchen darüber hinaus, den Dialog zu suchen. Wir haben teilweise Sammlungspräsentationen, die sich Themen der Naturgewalten oder auch der klimatischen Veränderung in der Kunst widmen. Wir haben auch schon mal Extinction Rebellion ins Museum eingeladen, ohne Tomatensauce und Kartoffelsuppe, sondern zur Diskussion. Auch das, finde ich, sind wichtige Momente, wo wir sagen, wir sind als Kulturinstitution auch ein Ort des Dialogs, des Austausches, der Bildung.

und versuchen, mit unserem Publikum in den Austausch zu treten.

Ich glaube, dass an diesen Aktionen von Extinction Rebellion oder der letzten Generation, die eben mit Tomatensuppe aufgemeldet haben oder Kartoffelbrei aufgemeldet haben, doch sehr, sehr viel Aufmerksamkeit generiert haben und auch, ich glaube, sehr viel Empörung generiert haben, dass sich dadurch auch zeigt, dass das Museum so als heiliger Ort eben auch betrachtet wird. Jetzt haben Sie gesagt, Sie sind in den Dialog gegangen und haben Mitglieder von Extinction Rebellion ins Museum eingeladen.

Was heißt das denn für Sie konkret? Also was für eine Art Dialog suchen Sie da?

Also das ist ja jetzt nicht eine reine Gruppe von Radikalen, sondern da sind Leute dabei, die kommen aus der Wissenschaft, da sind Architekten dabei. Und uns war wichtig, sozusagen unterschiedliche Blickwinkel, aber auch unterschiedliche Expertisen einzubringen und zu fragen, wie kann Kunst einen Dialog, einen Austausch fördern, anstatt sozusagen eine Polarisierung zu erzeugen. Denn von Attentaten auf Kunstwerken halte ich, das möchte ich ganz klar sagen, absolut nichts.

Sie würden sich der Empörung in dieser Art und Weise dann eben auch nicht anschließen, die viele ja doch auch sehr scharf geäußert haben, wenn es um diese Attacken auf die Bilder ging, die ja immer hinter Glas waren. Das muss man vielleicht auch noch mal dazu sagen, dass diese Bilder sehr bewusst gewählt waren. Die sind ja nicht beschädigt worden, sondern der Rahmen ist dann möglicherweise beschädigt worden. Das kann auch sehr teuer werden. Aber haben Sie den Eindruck, dass sich mit den Aktionen auch tatsächlich

im Bewusstsein der Menschen verändert hat. Könnte man vielleicht auch fast von einer künstlerischen Praxis sprechen? So weit würde ich nicht gehen. Und wie ich bereits gesagt habe, ich lehne das absolut ab. Ich denke, das ist kein probates Mittel.

auf die doch wichtigen Fragen des Klimawandels aufmerksam zu machen. Da sollten wir andere Wege finden, die nicht mit Zerstörung oder mit einer schnellen Aufmerksamkeit einhergehen. Ich plädiere sowieso in der ganzen Debatte für ein sehr reflektiertes Umgehen mitzunehmen.

Und auf Faktenbasis, deswegen war es für uns auch so wichtig, die Klimabilanzierung zum Ausgangspunkt zu nehmen, unserer Maßnahmen und unserer Strategie im Bereich des Klimas. Zu sagen, okay, wir können diese Herausforderungen, die sich für die Gesellschaft stellen, nur gemeinsam lösen. Und sicherlich kommt natürlich mit dieser Öffnung der Museen, sind wir auch durchlässiger geworden für Themen, die die Menschen berühren. Und Klimaschutz ist ein Thema, was viele Menschen berührt.

Also diese Kollision der Interessen, wenn es um Klimaschutz und den Erhalt von Kulturgut geht, diese Kollision ist eigentlich gar nicht so sehr da, wie sie manchmal dargestellt wird? Genau so sehe ich es. Ich glaube, wir sollten das nicht zu dramatisieren und gleichzeitig sehr, sehr konsequent an den Bereichen arbeiten, die wir im positiven Sinne verändern können.

Wir haben am Anfang unseres Gesprächs darüber gesprochen, wie es mit der Energiebilanz aussah, als Sie zum ersten Mal eine gemacht haben und dass Ihr Haus doch einen erheblichen Verbrauch hat. Und wenn man dann sieht, dass das möglich ist, wenn man schaut, wo man eigentlich auch in kleinen Schritten vielleicht etwas machen kann, dass das sozusagen zurückgeht in die Gesellschaft auch als, ich will nicht sagen Vorbild, aber sagen wir als eine Art Muster, wie das funktionieren kann.

Ja, das wäre sozusagen mein Wunsch und ich denke, das ist in Teilen auch so. Wir haben schon einen gewissen Vorbildcharakter als Museen. Es gab kürzlich auch eine Studie, dass die Menschen Museen, Kulturinstitutionen mehr vertrauen als zum Beispiel der Presse oder anderen Aspekten des öffentlichen Lebens. Insofern glaube ich, haben wir da schon auch Vorbildcharakter und können sozusagen positiv zum Diskurs beitragen einerseits und hoffentlich auch

sozusagen Menschen mitnehmen auf dem Weg Richtung einer klimafreundlichen Umwelt und eines klimafreundlicheren Lebens. Welche Rückmeldungen bekommen Sie denn eigentlich von den Besucherinnen und Besuchern? Also auch zum Beispiel, wenn es um das Klimaticket geht?

Ja, das ist ganz interessant. Gerade im Januar hatten wir einen sehr guten Umsatz, wenn man das so sagen kann, mit dem Klimaticket. Da haben immerhin über 1600 Personen dieses Angebot genutzt, das Ticket zusätzlich zu kaufen. Wir haben das Ticket erst im Juli vergangenen Jahres eingeführt, deswegen ist es noch ein bisschen zu früh da.

daraus was abzuleiten, wie sich das etabliert oder auch nicht. Wir merken, das hängt auch von verschiedenen Faktoren ab, wie wir es kommunizieren, welche Ausstellungen gerade auch laufen im Museum. Aber es zeigt schon ein gewisses Interesse daran auch,

sich zu beteiligen auf dem Weg hin zu klimafreundlichen Kulturinstitutionen. Ist ja vielleicht im Ruhrgebiet auch tatsächlich nochmal mit einer gewissen Signalwirkung verbunden. Das Klischee ist ja tatsächlich auch, ich glaube heute auch immer noch, dass das Ruhrgebiet ja doch eher ein schmutziger Ort sei, was natürlich nicht stimmt. Es gibt sehr, sehr viele Parks und Gärten. Das Ruhrgebiet ist viel, viel grüner, als man das so von außen denken könnte. Aber trotzdem...

Glauben Sie, dass das schon auch nochmal eine Rolle spielt, dass bei dem Standort in Essen da auch ein gewisser Auftrag mit verbunden ist, einfach historisch auch? Ja, also ich glaube, es wäre an der Zeit, dass das Klischee vom grauen und verschmutzten Ruhrgebiet aus den Köpfen der Menschen rausgehen würde. Wenn man hier lebt, in dieser Region, da merkt man, dass wir in einer unglaublich grünen Metropolregion leben. Gerade wurde langjähriges Projekt der Renaturierung der Emscher gegründet.

Dieser Strukturwandel, der zeigt sich eben nicht nur in der Nachnutzung oder Neunutzung von ehemaligen Industrieanlagen, sondern der zeigt sich vor allen Dingen auch in der Transformation zu einer grünen Region. Essen war grüne Hauptstadt 2017 zum Beispiel, das ist nur ein Beispiel. Dennoch ist das Klischee in den Köpfen der Menschen sehr hartnäckig.

Mit Peter Gorschlüter, Direktor des Volkwangmuseum in Essen, habe ich über Klimaschutz am Museum gesprochen. Mehr zum Thema Klimaschutz im Museum finden Sie auf der Website des Museums und des Deutschen Museumsbundes. Ich bin Anja Reinhardt. Hier folgt nun Kultur heute. Einen schönen Abend noch.