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cover of episode Ökodorf "Sonnenwald" - Gemeinsam ackern zum Wohl der Natur

Ökodorf "Sonnenwald" - Gemeinsam ackern zum Wohl der Natur

2025/4/21
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Kulturfragen

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People
M
Martin Schmid-Keimburg
Topics
Martin Schmid-Keimburg: 我们在黑森林建立了一个名为"Sonnenwald"的生态村,致力于可持续发展和社区生活。我们通过再生农业,特别是农业林业,改善土壤健康,提高生物多样性,并应对气候变化带来的挑战。我们的农业林业系统是南德最大的,在16公顷的土地上种植了3万棵树木和灌木,包括果树、坚果树和木材树。我们注重手工操作,避免使用重型机械,以保护土壤结构。我们还重视动物福利,例如让牛犊在母亲身边待更长时间。在经济方面,我们建立了合作农业和销售点,以支持社区经济并向外界销售产品。 在社区治理方面,我们采用共识决策模式,力求避免出现赢家和输家,促进社区成员之间的理解和信任。为了达成共识,我们会在正式投票前提供充分的沟通和交流机会。我们相信这种模式能够促进社会各领域之间的联系、理解和信任。 我们努力与当地社区建立良好的关系,消除最初的偏见。我们也为当地居民提供服务,例如通过农家店提供商品。我们使用积极的语言来对外宣传我们的社区,并与外界建立联系。我们正在进行组织发展,以确保社区的长期可持续性,并需要外界的支持,例如加入合作农业、成为会员或投资,以维持社区的运营。我们的模式可以在其他地方复制,但需要根据当地环境进行调整。我们也通过教育工作,鼓励人们思考如何为地球的未来做出贡献。

Deep Dive

Chapters
The Sonnenwald community in the Black Forest started planning their move from the Stuttgart area ten years ago. Today, 60 adults and 18 children live on a plateau near the village of Schernbach and practice regenerative agriculture. The community's focus on sustainability includes a nature kindergarten for both community children and those from the neighborhood.
  • Founded ten years ago, Sonnenwald is a community of 60 adults and 18 children.
  • Located in the Black Forest near Schernbach.
  • Practices regenerative agriculture.
  • Has a nature kindergarten open to the community and neighborhood children.

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Deutschlandfunk, Kulturfragen. Mit Henning Hübert, willkommen. Lebensreformer zieht es seit mehr als 100 Jahren aus der Stadt hinaus aufs Land. Eine Reaktion auf die Belastungen der Moderne. Das Aussteigen ist auch ein Einsteigen in etwas Neues, oft in ein bäuerliches Leben, das von Wetter und Jahreszeiten geprägt ist.

Die Gemeinschaft Sonnenwald im Schwarzwald hat vor zehn Jahren damit begonnen, den Ausstieg aus dem Großraum Stuttgart zu planen. Seit sechs Jahren wohnen 60 Erwachsene und inzwischen 18 Kinder auf einer Hochfläche beim Dorf Schernbach, Gemeinde Seewald, Landkreis Freudenstadt und betreiben regenerative Agrikultur.

Wie unsere Hörer und Hörerinnen es sich gewünscht haben, stellen wir dieses Jahr im Deutschlandfunk Menschen vor, die machen statt meckern. Sonnenwald-Mitgründer Martin Schmid-Keimburg gehört dazu. Vor seinem Umzug in das Ökodorf war er 26 Jahre lang Gefängnisseelsorger in einem Gefängniskrankenhaus mit Therapieabteilung im Raum Stuttgart.

Jetzt, im Rentenalter, wollte er mit seiner Frau und Gleichgesinnten etwas Sinnvolles tun. Was Folgen hat. Einen Landesnaturschutzpreis gibt es schon, eine lange Bewerberliste für die Genossenschaft und zum Beispiel einen neuen Kindergarten der Gemeinschaft Sonnenwald. Der steht auch Kindern aus der Nachbarschaft offen. Willkommen, Herr Schmidt-Keimburg in Schernbach. Ja, guten Tag. Die Kinder in ihrem Waldkindergarten. Wir erleben die gerade Natur-

Ja, für die Kinder ist es was sehr Schönes, dass sie sehr häufig draußen sind. Also nicht in der Schutzhütte, die wir ja auch brauchen, wenn das Wetter schlecht ist, aber draußen.

Es ist sehr nahe am Wald und die Kinder können da einfach einen Raum haben, wo sie sich aufhalten, wo sie spielen, wo sie was ausprobieren. Und nebenan sind dann auch Äcker und Wiesen, wo dann auch manchmal unsere Kühe grasen, sodass sie da auch was mitbekommen von dem Leben der Tiere. Und das ist für die Kinder auf jeden Fall etwas, was sie sehen,

Die Genossenschaft konnte das Gelände einer Behinderteneinrichtung übernehmen, auf dem bereits Biolandbau betrieben wurde. Was führen Sie denn da fort und was machen Sie anders unter dem Stichwort regenerative Agrikultur?

Ja, also wir waren ganz glücklich, als wir gehört haben, dass die landwirtschaftlichen Flächen, die auch zu dieser Einrichtung gehört haben, dass die schon seit über 30 Jahren als Bioland bebaut wurden und wir da also gar nichts umstellen mussten.

Und wir waren am Anfang natürlich etwas unter Druck. Wir waren hauptsächlich aus dem städtischen Milieu gekommen und haben dringend einen Landwirt oder Landwirte gesucht, damit wir eben diesen Boden auch bebauen und nutzen können.

Und glücklicherweise kam dann noch rechtzeitig ein junger, studierter Ökolandwirt, der dann die Verantwortung übernommen hat. Und der hatte vor allem eine große Vision mitgebracht.

Er war ein Teil einer jungen Gruppe, die sich Akademie für angewandtes gutes Leben genannt hat, die zu uns gestoßen ist. Und er hat dann seine Vision, nämlich den Agroforst mitgebracht. Und wir versuchen, das hier umzusetzen. Und dafür haben wir auch diesen Landschaftsschutzpreis bekommen.

weil das gerade in unseren Zeiten mit dem Klimawandel etwas sehr Wichtiges ist und etwas ist, was versucht, den Humus aufzubauen, also die fruchtbare Erdoberschicht.

aufzubauen, mehr CO2-Bindung in den Boden zu bringen und natürlich auch mehr Wasser zu speichern. Jedes Prozent Humus bedeutet, dass pro Hektar 230.000 Liter mehr Wasser gespeichert werden, sodass unsere Böden einfach in dieser voraussichtlich kommenden Trockenheit feuchter sind und damit auch ertragreicher.

Um sich das mal vorzustellen, Herr Schmid-Keimburg, wie sieht denn ein gemeinsames Ackern aus bei Ihnen? Ja, also wir haben inzwischen viele Menschen, die angestellt sind bei uns in der Landwirtschaft, die auch bei uns hier wohnen, zum Teil Gemeinschaftsmitglieder sind, aber auch Leute, die jetzt erst einmal hier mit uns arbeiten.

Also in der Landwirtschaft selber sind es im Moment zwischen 12 und 14 Stellen, zum Teil Auszubildende, zum Teil Vollzeitstellen, zum Teil geringer Beschäftigte.

Diese Form, die wir betreiben, ist natürlich personell aufwendig, weil wir mit ganz viel Handarbeit rangehen. Vor allem in unserem Gemüseanbau, in dem Market Garden, wird sehr viel Handarbeit geleistet und auf schweres Gerät verzichtet, weil das eben den Boden verdichtet. Dieser Agroforst ist ja eine Kombination aus Ackerbau und Landwirtschaft.

Baumreihen, die auf den Äckern gepflanzt werden, Bäume und Sträucher und auch sowas wie Blühstreifen. Und wir haben da in den letzten vier, fünf Jahren 30.000 Bäume und Büsche gepflanzt. Zum Teil Obstbäume, zum Teil Nussbäume und zum Teil auch Werthölzer.

Und das Tolle daran ist, dass bestimmte Sorten gesucht werden, die sich mit dem Mikroorganismus im Boden gut vertragen, mit dem, was nebenan auf den Ackerflächen angebaut wird. Und das hat den großen Vorteil, dass dieser Mikroorganismus sich gegenseitig schützt und hilft, gut zu wachsen.

Und vor allem ist es so, wenn dann die Büsche und Bäume etwas größer werden, gibt es mehr Schatten. Das heißt, der Boden bleibt feuchter und trocknet nicht so schnell aus. Und dann haben wir noch Rinder, Tiere. Wir haben etwa 70 Rinder im Moment, eine Milchkuhherde.

Da ist es uns auch ganz wichtig, das Tierwohl im Blick zu haben und möglichst gut umzusetzen. Zum Beispiel werden die Kälber nicht, wie das oft üblich ist, sehr schnell von ihren Müttern getrennt, sondern bleiben bei uns in der Regel fünf bis sechs Monate bei den Müttern unterwegs.

Und wir haben dann auch die Bullenkälbchen, die wir zwei Jahre lang aufziehen, bevor wir dann sie schlachten. Lebensreformbewegungen betreiben ja oft auch einen Körper und einen Fitnesskult. Vegetarische Ernährung ist doch bei Ihnen der Normalfall. Wie passt das zusammen mit den vielen Kühen? Und Sie haben ja sogar auch Schweine.

Ja, das stimmt. Also wir haben fünfmal in der Woche gemeinsames Essen mit einer Großküche und da wird fast nur vegetarisch und vegan gekocht.

Und wenn die Menschen aber in der Gemeinschaft für sich mal in ihren Zimmern oder Küchen und Wohnungen kochen, dann können sie auch mal da Fleisch oder Wurst nutzen. Und ansonsten versuchen wir auch einiges zu vermarkten nach außen.

weil diese Form, die wir hier betreiben, ist auch finanziell herausfordernd. Wir müssen da auch gucken, wie wir das alles managen, bezahlen können, auch die Stellen der Menschen, die hier arbeiten. Und deswegen ist es uns ganz wichtig, dass wir auch eine Vermarktung nach außen auf die Beine stellen. Wir haben eine solidarische Landwirtschaft gegründet, wo es inzwischen so etwa 100 Mitglieder gibt,

Und auch zum Beispiel in Freudenstadt ein Depot eingerichtet, wo Menschen dann dort das, was sie jede Woche in einer Kiste bekommen, abholen können, dass sie nicht hier zu uns auf das Dorf fahren müssen.

Wenn wir von Sonnenwald reden, man muss nicht Heidegger zitieren, der ja auch im Schwarzwald gelebt hat, philosophiert hat. Das ist ja eigentlich eine Kulturlandschaft mit ganz scharfen Grenzen zwischen Wald und Wiesenfläche. Wie verändern Sie mit Ihrem Agroforster gerade diesen Kulturlandschaftsbegriff?

Ja, das ist wirklich interessant, wie das auch visuell rüberkommt, wenn da lange Streifen von Büschen und Bäumen jetzt auf den Äckern stehen. Das ist sehr ungewohnt für diese Landschaft hier. In der Regel war es ja früher vor allem das Ansinnen, eine glatte Fläche zu haben, um möglichst gut pflügen und ernten zu können.

Und wir haben jetzt mit diesem Agroforst-System, das übrigens das größte in Süddeutschland ist, flächenmäßig, also auf etwa 16 Hektar bauen wir da was an.

Und da ist es genau ausgemessen, dass eben die Breite der Traktoren und Erntemaschinen zwischen diese Baumstreifen reinpasst und man nicht unnötig häufig fahren muss. Das war ja oft das Anliegen, die intensive Landwirtschaft überhaupt leisten zu können, zeitmäßig, dass man das eben so einrichtet, dass es gut geht und keinen Zeitverlust bedeutet.

Herr Schmid-Keimburg, Sie wollen als Teil eines größeren Netzwerks wirken. Sie sind Mitglied im globalen Netzwerk der Ökodörfer GEN. Was eint die denn? Ich denke, die wichtigste Grundlage ist zum einen regenerativ zu leben, das heißt zu versuchen, möglichst wenig Ressourcen zu verbrauchen. Das andere ist gesund zu leben, eben zum Beispiel mit Bio-Lebensmitteln.

Und das Dritte ist, dass wir natürlich versuchen, auch etwas zu unternehmen, indem wir den CO2-Fußdruck reduzieren, einfacher leben, auch quadratmetermäßig in den Wohnungen weniger nutzen als jetzt Menschen, die in einer städtischen Wohnung leben oder in einem Haus leben.

Und das ist, denke ich, so ein ganz wichtiger Punkt, was in die Welt zu bringen, um was anzustoßen, dass andere vielleicht auch angeregt werden, darüber nachzudenken, wie möchte ich denn leben und wie kann ich was beitragen, dass unsere Erde nicht kippt und der Klimawandel sich noch aufhalten lässt. Jetzt haben wir viel über den landwirtschaftlichen Betrieb der Gemeinschaft Sonnenwald gesprochen.

Gehen wir mal zu den inneren Voraussetzungen, dass es da funktioniert. Sicherlich von Vorteil ist, dass sie sich neu gegründet haben. Da funktionieren ja auch WGs oder Hausgemeinschaften am besten. Sie leitet in der Gemeinschaft der Satz, sei der Wandel, den du in der Welt sehen willst. Wo überall wenden Sie den denn an? Also für uns gibt es verschiedene Bereiche. Das eine ist die Landwirtschaft und gesundes Essen und was wir da beitragen können. Und das andere ist eben auch die

zu versuchen, eine neue oder andere Kultur des Miteinanders zu leben und zu entwickeln, wo es eben darum geht, dass wir solidarisch miteinander versuchen zu leben, verbunden zu leben und auch spirituell zu leben.

Und dass wir versuchen, auch zum Beispiel unsere Konflikte, die es natürlich gibt in einer Gemeinschaft, wie in jedem Bereich, wo Menschen zusammen sind, versuchen, diese Konflikte auf gute Art und Weise zu lösen und zum Beispiel Austauschräume einrichten, wenn es darum geht, ein Thema miteinander mit unterschiedlichen Meinungen abzuleiten.

Auf ihrer Homepage schreiben sie da, wir erforschen, wie eine neue Kultur des Miteinanders aussehen kann und treffen Entscheidungen soziokratisch gemeinsam. Wir erklären und wie leben sie dann diesen Konsentgedanken, der ja das Gegenteil von Mehrheit schlägt Minderheit ist.

sondern eben sagt, wir reden miteinander so lange, bis es keine schwerwiegenden Einwände gegen eine Entscheidung mehr gibt. Das ist uns was ganz Wichtiges, weil wir bei Mehrheitsentscheidungen ja immer auch die Gefahr haben, dass es Sieger und Verlierer gibt.

Und deswegen versuchen wir gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Das ist herausfordernd, weil bei 50, 60 Menschen natürlich unterschiedliche Meinungen da sind. Und da braucht es zum Beispiel einfach mehr Vorlauf. Also bevor wir in unserem Plenum Entscheidungen treffen,

wir vorher Austauschräume anbieten, damit die Menschen sich schon austauschen können, wie sie zu dem Antrag oder zu dem, was wir planen, stehen. Und das ist natürlich sehr viel zeitaufwendiger, als wenn ich ein Papier vorlege und dann wird per Mehrheit abgestimmt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es herausfordernd ist, aber insgesamt gut funktioniert.

Und in den Plenar geht es dann darum, zu hören, was ist der Hintergrund von diesem Antrag, der da auf dem Tisch liegt und wie ist die Meinung dazu. Und am Ende wird abgefragt, ob es einen Einwand gibt zu diesem Antrag.

Konsent heißt ja nicht, dass alle gleicher Meinung sind, aber es heißt, dass alle das vielleicht in abgestufter Form mittragen können oder zumindest sagen können,

Ich kann da nicht viel damit anfangen oder ich finde es nicht so besonders gut. Aber wenn die Weisheit der Gruppe sagt, das ist jetzt unser Weg, dann kann ich da mitgehen. Zu diesem Ansatz. Denken Sie, dieser Konsentgedanke würde unsere Gesellschaft auch in vielen anderen Bereichen voranbringen?

Also ich bin überzeugt davon, dass das eine gute Möglichkeit ist. Vielleicht ist es nicht für alle Situationen möglich, das umzusetzen. Aber ich glaube, dass es sehr viel mehr Verbindung unter den Menschen bringen würde und auch sehr viel mehr Verständnis und Vertrauen entwickeln würde, wenn wir in dieser Form zusammenarbeiten.

miteinander in Austausch gehen und einander hören. Das ist ja was ganz Zentrales, nicht nur in der Gemeinschaft, sondern auch in der Soziokratie und in solchen Entscheidungsgruppen, einander zu hören und gesehen zu werden. Das ist ja ein ganz tiefes Bedürfnis von uns Menschen. Zum lieben Geld. 30.000 Euro sind nötig, um bei Ihnen Genossenschaftler oder Genossenschaftlerin zu werden. Und Sie haben Angestellte in der Landwirtschaft. Geht es nicht ohne Angestellte? Nein, also...

Weil unsere Art der Landwirtschaft sehr arbeitsintensiv ist, brauchen wir...

eine gewisse Anzahl von Angestellten. Aber natürlich ist es so, dass jetzt im Frühjahr und auch im Sommer auch Menschen aus der Gemeinschaft damit anpacken. Zum Beispiel im Sommer oder Herbst, wenn es um die Ernte geht, sagen wir zum Beispiel Kartoffelernte, dass dann einfach viele Gemeinschaftsmitglieder damit anpacken, ehrenamtlich natürlich, und die Landwirtschaft unterstützen. Und das ist ja auch

die Chance von einer Gemeinschaft, da mehr Möglichkeit zu haben, als jetzt ein Bauer mit seiner Familie auf so einer Fläche leisten kann. Projekte dürfen ja auch scheitern. Welche Fehlerkultur haben Sie sich erarbeitet in den sechs Jahren, in denen Sonnenwald jetzt besteht?

Ja, es kommt natürlich vor, dass Projekte nicht umgesetzt werden oder dass man Abstand davon nimmt, weil vielleicht sich neue Argumente gezeigt haben. Wir haben jetzt auch sehr lange zum Beispiel gebraucht, ein Carsharing einzurichten.

was wir für unbedingt notwendig halten, um möglichst gut die Mobilität auch miteinander auf die Reihe zu kriegen. Wir haben jetzt das erste E-Auto angeschafft und da war zum Beispiel jetzt eine Situation, dass es da auch Widerstand gab, weil die E-Mobilität...

eben auch Ressourcen braucht und verbraucht, wo manche Leute nicht gut mitgehen konnten. Also da braucht es manchmal Zeiten, die ein Jahr oder zwei Jahre dauern, bis dann vielleicht sich was entwickelt, wo dann doch sowas möglich ist.

Schimmert da noch etwas von Ihrem früheren Stadtleben auf? Ich habe ja gesagt, Sie waren ja als Gefängnisseelsorger tätig und dass da so diese zwei Welten dann übers Heiligsblechle, übers Auto wieder aufeinanderprallen auf dem Land? Ja, also es ist schon...

eine Herausforderung, erstmal von der Stadt aufs Land zu ziehen, wobei ich finde, in der Gemeinschaft ist es nochmal leichter, weil wir uns eben gegenseitig unterstützen können. Und auch wenn man älter wird, ist es natürlich klar, dass die Struktur auf dem Land manchmal nicht so ausgebaut ist oder schon zurückgefahren wurde und

Da ist es in der Gemeinschaft einfacher, dass jemand was mitbringt vom Einkaufen oder jemand gemeinsam mit einem anderen zum Arzt fährt oder solche Dinge.

Es ist natürlich so, dass wir uns auch erst einbringen oder verbinden mussten mit diesem neuen Lebensumfeld auf dem Land. Und da war es uns ganz wichtig, auch mit dem Dorf um uns herum in Kontakt zu kommen, schon sehr früh. Weil da natürlich auch immer die Frage war, na ja, was kommen da für Menschen, was wollen die, passt es zu uns?

Wir sind sehr froh, dass wir insgesamt einen guten Kontakt zu den Menschen hier im Dorf haben und auch die Vorbehalte, die am Anfang da waren, wie wollt denn ihr Städter hier Landwirtschaft betreiben, ihr habt ja keine Ahnung, dass das allmählich verschwunden ist oder weggegangen.

jedenfalls kleiner geworden ist und die Menschen sehen, dass wir auch Fachleute haben, die sehr wohl mit der Landwirtschaft z.B. zurechtkommen und da was Tolles draus machen. Ist denn Schernbach Ihr Lebensort oder sind viele der Gemeinschaft doch oft weg? Also die Gemeinschaftsmitglieder wohnen natürlich alle hier in dieser Einrichtung, in den verschiedenen Wohnformen.

Und in unserem kleinen Dorf mit den 50 Einwohnern, die jetzt nicht zur Gemeinschaft gehören, da gibt es ja praktisch keine Infrastruktur mehr.

Und insofern versuchen wir auch mit dem Hofladen zum Beispiel sowas anzubieten, dass Menschen da auch sich bedienen können und was einkaufen können. Auf der anderen Seite ist es natürlich so, dass auf dem Land viele Menschen ihre kleinen Gärten haben und viel Selbstversorgung schon haben für sich.

Mir ist was aufgefallen, Herr Schmid-Keimburg. Sonnenwald sagen Sie statt Schwarzwald. Der Naturkindergarten heißt Seewälder Sonnenwirbel, hört sich auch gut an. Wenn geschlachtet wird, dann ist das stressfreie Schlachtung mit Achtung direkt auf dem Hof. Sie arbeiten auch viel mit positiv besetzten Worten?

Ja, also wir finden das wichtig, dass wir auch was rüberbringen. Also wir machen das ja nicht für uns wie unter einer Käseglocke, dass wir irgendwie ein gutes Leben haben, sondern wir wollen ja auch was nach außen bringen und auch in Kontakt gehen mit dem Dorf, mit den Städten drumherum, uns engagieren mit den Menschen. Und da ist es uns ganz wichtig, dass wir da in Kontakt kommen und in Kontakt gehen.

mit denen, die schon seit, manche wahrscheinlich seit Jahrhunderten schon hier am Ort leben. Wollen Sie wachsen, expandieren? Also wir machen gerade, weil das ja insgesamt auch eine betriebliche Herausforderung ist, was wir machen mit unseren verschiedenen Betrieben. Wir haben ja ein Seminarhaus, wir haben die Landwirtschaft,

Wir haben eine Großküche und so weiter. Und da ist es notwendig, das gut aufzustellen. Und wir machen im Moment eine Organisationsentwicklung, um zu gucken, was braucht es, dass es zukunftsfähig ist. Also wie viele Menschen müssen in den verschiedenen Einrichtungen arbeiten, dass es gelingt, die auf einen guten Weg zu bringen. Und von daher ist es natürlich total wichtig, dass wir das gut aufstellen.

dass wir uns Gedanken machen, wie wollen wir wirtschaften, wie viele Menschen braucht es, in welchen Bereichen und was können die Menschen leisten und wo müssen wir vielleicht nochmal was verändern oder vielleicht auch reduzieren, um das Ganze tragfähig zu machen und

Wenn wir sowas wie hier am Ort probieren, ist es natürlich auch für uns wichtig, dass es Unterstützung von außen gibt. Also dass zum Beispiel Menschen in die solidarische Landwirtschaft gehen,

mit reingehen und von uns Gemüse kaufen, dass Menschen in unsere Genossenschaft gehen und auch wenn sie nicht in Gemeinschaft leben wollen oder können, zum Beispiel investierende Mitglieder werden, dass Menschen uns unterstützen, weil sie sagen, wir finden die Idee gut. Also das ist alles, was für uns sehr wichtig ist,

um uns mit dem um uns herum zu verbinden und nicht so eine Käseklocke zu sein, die vor sich dahin wurstelt. Könnte man Sonnenwald woanders auch aufmachen? Also ich denke, das ginge woanders auch, vielleicht verändert, je nachdem wie die Umgebung gestrickt ist. Aber es gibt ja

Viele Gemeinschaften, die in den letzten 10, 20 Jahren entstanden sind oder noch länger, die versuchen das auch zu leben mit ganz anderen Voraussetzungen. Zum Beispiel haben viele Gemeinschaften keine Landwirtschaft wie wir oder keine so große Landwirtschaft und trotzdem versuchen sie auf andere Art und Weise ökologisch nachhaltig und lebendig

wenig Ressourcen verbrauchen zu leben, indem sie zum Beispiel Strohballenhäuser bauen oder indem sie über Bildungsarbeit, so wie bei uns auch im Seminarhaus, Menschen anstecken, darüber nachzudenken, was braucht unsere Welt, unsere Natur, unsere Schöpfung, um eine Zukunft zu haben.

Sie suchten was Sinnvolles fürs Alter und haben jetzt einen Kindergarten. Martin Schmid-Keimburg, Mitgründer der Gemeinschaft Sonnenwald im Schwarzwald. Danke für die Einblicke in Ihr Projekt. Gerne. Danke für die Einladung. Hier folgt jetzt Kulte heute. Diese Sendung können Sie auch nachhören über unsere Homepage und die Deutschlandfunk-App. Fürs Zuhören dankt Henning Hübert.