Wir sprechen vom Zweiten Weltkrieg so leicht als von einem Weltkrieg und denken dann doch vor allem an das Kriegsgeschehen in Europa. Dabei haben tatsächlich auf allen Kontinenten kriegerische Auseinandersetzungen stattgefunden und zu Todesopfern in gigantischer Zahl geführt. Mehrere Millionen Soldaten von allen Kontinenten haben in Europa gekämpft.
Soldaten aus Europa haben auf allen Kontinenten Schlachten geschlagen, die ihren Grund in dem Krieg in Europa hatten, in dem Kampf der europäischen Kriegsgegner gegeneinander und in dem um Kolonien und Rohstoffe in aller Welt.
Ich habe das so genau nicht gewusst und bin erstaunt, als ein nicht prinzipiell schlecht informierter Zeitgenosse, so wenig über die Auseinandersetzungen der Kolonialmächte, über die vielen afrikanischen und asiatischen Soldaten in den Armeen Frankreichs und Großbritanniens und über die bedeutenden politischen Umbrüche gewusst zu haben, die sich aus den vielen Kriegshandlungen für so viele Staaten in aller Welt ergaben.
Einige konnten ihre Unabhängigkeit vor den Kolonialmächten erreichen, die ihnen so oft für ihre Mitwirkung versprochen worden war. Bei einigen setzten sich die Kriege darum fort. Es ist überfällig, nicht borniert auf die europäische Geschichte zu starren, sondern sie im Horizont der Geschichte der Welt zu sehen, habe ich gedacht. Vielleicht geht es ihnen danach auch so.
Ich bin dieser langen Nacht dankbar, diese Dimension des Zweiten Weltkriegs vor Augen bekommen zu haben. Wir kombinieren in dieser langen Nacht drei Sendungen, deren erste sich mit dem Zweiten Weltkrieg in Afrika, deren zweite mit dem in Asien und deren dritte mit dem in Ozeanien beschäftigt. Die Sendungen sind aus dem Jahr 2005. Das ist unser Beitrag zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren, der tatsächlich in vielen Teilen der Welt noch weiterging.
Seien Sie gespannt auf Unsere Opfer zählen nicht. Eine lange Nacht über Afrika, Asien und Ozeanien im Zweiten Weltkrieg von Birgit Morgenrath, Karl Rössel und Rainer Werning. Mein Name ist Hans-Dieter Heimendahl. Ich bin der Redakteur der Lange Nacht. Sie erreichen mich wie immer unter langenacht.de. Nächste Woche erwartet Sie an dieser Stelle eine lange Nacht über Dante und die göttliche Komödie. Seien Sie gespannt.
Sie können alle Lange Nächte der letzten Monate auch in der Deutschlandfunk-App nachhören. Und wenn Sie uns abonnieren, können Sie keine Sendung mehr verpassen. Bis nächste Woche. Ich heiße Djeroba. Ich bin 1919 in Keridibi im Bezirk Sinisaloum im Senegal geboren. Die Franzosen sind 1940 auf der Suche nach Soldaten über die Dörfer gezogen.
Sie haben sich direkt an die Dorfvorsteher gewandt und sich Namenslisten von jungen Männern geben lassen. Uns hat niemand gefragt, wir mussten einrücken. Wären wir zu Hause geblieben, hätten sie uns vor Gericht gestellt und vielleicht erschossen. Ein armen Viertel von Dakar, der Hauptstadt des Senegal. Hier wohnt Jerobe heute, in einem flachen, düsteren Lehmhäuschen an einem staubigen Hinterhof, zusammen mit Kindern und Enkeln.
Ein Bett, ein zerschlissenes Sofa, zwei Sessel, drei wackelige Stühle, ein Herd, ein alter Schrank. Das ist sein ganzer Besitz. Der 80-Jährige trägt ein traditionelles langes Gewand.
Ein altes Handtuch hat er sich als Schal um den Hals geschlungen. Ein kleiner Orden steckt daran. Djeruba ist einer von zwei Millionen afrikanischer Veteranen des Zweiten Weltkriegs. Bevor wir Dakar verließen, haben die Franzosen uns eine Spritze gegeben. Danach brauchten sie uns 24 Stunden lang kein Essen zu geben.
Wir spürten keinen Hunger. Wir fühlten nichts mehr. Djeruba zögert. Es fällt ihm nicht leicht, vor Fremden, zumal vor Weißen aus Europa, über seine Kriegserlebnisse zu sprechen. Bei Toulon lagen neun deutsche Divisionen. Wir haben von morgens sieben Uhr bis abends sechs gekämpft, um ihren Rückzug zu erzwingen. Wir haben nicht wenige von ihnen aus den Schützengräben geholt und gefangen genommen.
Auch viele von uns haben dabei ihr Leben gelassen. Nach einer Schlacht gab es so viele Tote, dass die französischen Offiziere Bulldozer und Bagger anforderten, um ein Massengrab für all die gefallenen Senegal-Schützen ausheben zu lassen.
Nur Kugeln unterscheiden nicht zwischen Weißen und Schwarzen. Afrika im Zweiten Weltkrieg. Ein Feature von Birgit Morgenrath und Karl Rössel.
Die griechischen und italienischen Gipsfeste
Wir kannten uns gut aus in unserem Land. Die Italiener konnten uns nicht aufspüren. Für Liket Dikuanastatke begann der Zweite Weltkrieg schon 1935 mit dem Überfall der Italiener auf Äthiopien, anders als in der gängigen europäischen Zeitrechnung.
Die italienischen Soldaten waren bis an die Zähne bewaffnet, mit modernen Waffen. Wir nicht. Wir haben gegen sie mit allem gekämpft, was gerade zur Hand war. Im Busch, in den Bergen und an den Ufern der Flüsse haben wir uns versteckt und sie dann überraschend angegriffen. Wir haben zum Beispiel von den Berghängen hinab Felsbrocken ins Tal gestürzt, wenn die Feinde vorbeizogen.
Und wenn wir sie überwältigt hatten, haben wir ihnen die Waffen abgenommen. In allen der neun Provinzen Äthiopiens haben sich Gruppen von Partisanen gebildet. Die Petrits. Und nach und nach haben sich immer mehr Kämpfer angeschlossen. Auch Kinder. Ich war selbst noch ein kleiner Junge.
Wir Kinder waren zum Beispiel Kuriere. Wir konnten sehr schnell laufen und wir taten genau das, was man uns aufgetragen hatte. Leketiku Anastatke war erst acht Jahre alt, als er zu den Patriots stieß.
Selbst Frauen haben mit uns gekämpft, ohne Maschinengewehre und Flinken, auf ihre Weise. Eine Frau zum Beispiel warf, als die Italiener anrückten, einen Bienenkorb unter die Feinde. Und die Bienen schwärmten aus und verjagten sie. Oletropia! Abbiamo pazientato quarantanni! Ora fasta!
Im Morgengrauen des 3. Oktober 1935 hatten die ersten italienischen Truppen die äthiopische Grenze überschritten. Insgesamt 300.000 Soldaten. Die Hälfte waren Afrikaner aus den italienischen Kolonien Libyen, Somaliland und Eritrea. Ihnen standen nur 50.000 Äthiopier gegenüber, mit antiquierten Waffen. Sie konnten Mussolinis Schwarzhemden nicht aufhalten. Doch die Guerilleros schworen, Bart und Haare wachsen zu lassen, bis die Eindringlinge vertrieben waren.
Sie zogen in zerfetzten Kleidern und auf ihren Eseln in den Kampf. Eine halbe Million Männer, Frauen und Kinder ohne militärische Ausbildung leistete den Italienern fünf lange Jahre Widerstand. Einer von ihnen war Assef Abayoun. Mehr als 50 italienische Flugzeuge kamen auf einmal. Da konnte man sich kaum verstecken.
Wir haben uns auf den Boden geworfen und nicht gerührt. Manchmal reichte das als Tarnung aus, aber oft mussten wir nicht nur Bomben, sondern auch Nervengas aushalten. Sie haben tatsächlich Senfgas auf uns abgeworfen. Die Getroffenen wurden erst blind und dann starben sie. Die italienischen Faschisten waren barbarisch und kaltblütig.
Sie haben auch Patriots getötet, die schon kapituliert hatten. Sie haben den Leichen unserer Anführer die Köpfe abgehackt und damit vor den Augen der Äthiopier wie mit Puppen gespielt. Auch Adem Mouassigen war bei den Partisanen.
Erst als sich Mussolini mit den Nazis zusammentat, mit Hitler, haben die Briten ihre Haltung geändert. Wir Patriots haben schon seit 1935 gegen die Faschisten gekämpft, vor Frankreich, England und allen anderen.
Wir hatten keine Alternative. Wir mussten die Italiener bekämpfen. Die Briten blieben die ganze Zeit unentschlossen und verhielten sich neutral. Erst nach der Kapitulation Frankreichs und dem Pakt Mussolinis mit Hitler Mitte 1940 gab Großbritannien, die wichtigste Kolonialmacht in Ostafrika, seine Beschwichtigungspolitik auf und die Italiener wurden nicht mehr in die Welt gekommen.
und trat den Truppen des Duce auch hier entgegen. Warum die Tubab, die Weißen von Europa, sich gegenseitig den Krieg erklärt haben? Der Schriftsteller Amadou Ampaté Ba aus Mali in seinen Lebenserinnerungen. Ich will es euch sagen, meine Brüder. Die Franzosen sind in den Krieg eingetreten, um uns zu behalten. Nichts weiter. Und die Deutschen, um uns zu bekommen. Ihr braucht noch keine anderen Erklärungen zu suchen. Wenn der Brand nicht sehr schnell erlischt...
dann werden diese Entflammten heute all unsere Söhne und unser Hab und Gut eintreiben, um ihren Krieg zu führen. Denn dafür sind wir da. Musik
Tatsächlich musste Afrika den kriegführenden Parteien nicht nur sein Hab und Gut ausliefern, zum Beispiel Sisal aus Tansania für die Kriegsflotten, Rinder aus Kenia für die Truppen und Uran aus dem Kongo für die Atombombe, sondern auch seine Söhne, insgesamt mehr als zwei Millionen Soldaten.
Die Europäer waren die Herren auf dem Kontinent, den sie schon Ende des 19. Jahrhunderts, mit Ausnahme von Äthiopien, untereinander aufgeteilt hatten. Den Westen und Norden Afrikas beherrschten die Franzosen, das angrenzende Libyen und Abyssinien die Italiener. Das Kolonialreich der Briten in Afrika reichte von der Goldküste am Atlantik bis nach Kenia am Indischen Ozean und von dort weiter in den Süden bis nach Zimbabwe und Botswana.
Auch die südafrikanische Union war weiterhin von Großbritannien abhängig. Im Herzen des Kontinents plünderte der belgische König Leopold den Kongo aus. Die Spanier kontrollierten den Westen der Sahara und die Portugiesen Angola, Mosambik sowie die Kapverdischen Inseln. Deutschland braucht Rassismus!
Nur Deutschland hatte seine quer über den Kontinent verstreuten Kolonien Togo und Kamerun, Tansania und Südwestafrika schon nach dem Ersten Weltkrieg abtreten müssen. Nicht nur koloniale Kreise begehrten wieder einen Platz an der Sonne. Das Deutsche Reich muss unbedingt den Erwerb von Kolonien anstreben. Im Reiche selbst ist zu wenig Raum für die große Bevölkerung.
Konrad Adenauer. Anfang der 30er Jahre war der spätere Bundeskanzler noch hoher Funktionär der deutschen Kolonialgesellschaft.
Die Nationalsozialisten knüpften an die Forderungen der Nationalkonservativen nahtlos an. Schwarze galten ihnen als Untermenschen, die allenfalls als billige Arbeitskräfte taugten, um für das Deutsche Reich afrikanische Bodenschätze auszubeuten. Auf Propagandapostkarten hielt ein stahlblauer deutscher Adler den afrikanischen Kontinent bereits fest in seinen Krallen.
Auf Landkarten waren die ehemaligen deutschen Kolonien mit Hakenkreuzfahnen markiert. Auch hier liegt deutsches Land. Deutschland lebt heute in Zeiten eines schweren Kampfes um Lebensmittel und Rohstoffe. Also...
wird die Forderung nach Kolonien in unserem so dicht besiedelten Land als eine selbstverständliche sich immer wieder erheben. Nach der Besetzung Frankreichs 1940 ließ Hitler mit Blick auf die französischen Kolonien konkrete Pläne für ein mittelafrikanisches Reich und der deutsche Herrschaft ausarbeiten, das den Tropengürtel vom Atlantischen bis zum Indischen Ozean umfassen sollte.
Die Bürokraten im kolonialpolitischen Amt entwarfen minutiös das zukünftige koloniale Regime vom Kolonialblutschutzgesetz für die Rassenhygiene über das Arbeitsbuch für die Zwangsarbeiter bis hin zu den Fertighäusern für die ausgewählten deutschen Kolonisten. Mit Beginn des Russlandfeldzuges, der Eroberung neuen Lebensraums im Osten Europas, wurden diese Pläne erstmal zurückgestellt.
Auch Rommels Panzer zielten eher darauf ab, über Ägypten zu den Ölquellen im Nahen Osten vorzustoßen, als deutsche Kolonien in der Region zu etablieren. Und so waren es denn neben Italien vor allem die Kolonialmächte Frankreich und England, die im Zweiten Weltkrieg Soldaten in Afrika rekrutierten. Noch steht die Sonne tief am Morgenhimmel und taucht den Platz der Unabhängigkeit in Banjul in ein goldenes Licht.
Heute wird in der gambischen Hauptstadt der Gefallenen der Weltkriege gedacht. Ein nationales Ereignis. Zahlreiche Schaulustige drängen sich bereits hinter den Absperrungen. Sie warten auf den Aufmarsch der Streitkräfte. Honorationen sind vorgefahren. Hohe Militärs, Kirchenvertreter und Diplomaten.
20 alte Männer mit bodenlangen bunten Gewändern und Turbanen fallen unter ihnen besonders auf. Aufrecht und stolz sind sie in einer Reihe angetreten. Es sind Veteranen, Überlebende des Zweiten Weltkriegs, die an Fronten in Afrika und Asien gekämpft haben. Junge Soldaten von Armee und Marine nehmen vor ihnen Haltung an.
Sie präsentieren ihre Gewehre, kreuzen die Flaggen und salutieren ehrerbietig. Auch die Vizepräsidentin von Gambia, Aissatou Nyaiseidi, gibt sich die Ehre. Ganz in respektvolles Weiß gehüllt. Nach einer Schweigeminute schreitet die Prominenz zur Kranzniederlegung ans Mahnmal.
Die Vizepräsidentin, der Vorsitzende der Veteranenvereinigung, der Oberkommandierende der Streitkräfte, der Bürgermeister von Banjul, der Polizeiinspektor, der britische Hochkommissar im Namen des Commonwealth, Vertreter der Pfadfinder und des Roten Kreuzes. Zum Schluss sprechen der Imam und der Bischof von Banjul Gebete und der Vorsitzende der Veteranenvereinigung erinnert an die Gefallenen der Gambia-Legion.
Dir, Gott, vertrauen wir diejenigen an, die im Krieg gefallen sind, bei der Verteidigung von Gerechtigkeit und Freiheit. Mögen sie, die dir, Gott, wohlgefällig waren,
In allen Staaten des britischen Commonwealth wird wie in Gambia am 11. November der Opfer beider Weltkriege gedacht. Musik
Anfang der 30er Jahre beherrschte das britische Empire ein Viertel der Weltbevölkerung und kontrollierte ein Viertel der Erde. Und die Briten setzten im Zweiten Weltkrieg Soldaten aus allen Teilen dieses gewaltigen Imperiums ein. Sechs Millionen von den britischen Inseln und fünf Millionen aus ihren Kolonien sowie aus ehemaligen britischen Besitzungen, die inzwischen unabhängig waren. Von Indien bis zur Karibik und von Australien bis Südafrika.
Allein in Afrika rekrutierten die Briten fast eine Million Soldaten. Auf einer schattigen Terrasse in Banjul treffen sich am Abend einige Kriegsveteranen. Wieder einmal ist der Strom ausgefallen. Im Hinterhof läuft ein Generator. Auch ein paar Töchter und Witwen ehemaliger Soldaten sind gekommen. Amasonko ist heute eine alte Dame. Sie trägt ein dunkelblaues Gewand,
und hat ein weißes Tuch locker um den Kopf geschlungen. Sie legt ihre schmalen Hände nebeneinander auf den Schoß. Keiner hat in der Nacht zuvor geschlafen. Alle blieben bis zum Morgengrauen wach. Wir Frauen weinten. Es war sehr hart für uns. Wir waren noch so jung, nicht einmal verheiratet. Und dann wurde mein Bräutigam eingezogen, um in Burma zu kämpfen.
Ein paar Jahre hörte ich nichts von ihm. Es gab keine Briefe, nichts. Er war unter den Letzten, die heimkehrten. Der Krieg muss sehr hart für unsere Männer gewesen sein. Auch wenn sie nicht viel davon erzählten, wir merkten trotzdem, dass sie sehr erschöpft waren. Mein Mann war oft krank und starb schließlich an einer Lungenentzündung.
die er aus dem Krieg mitgebracht hatte. Manche junge Männer wurden zum Armeedienst gezwungen. So war das in den kolonialen Zeiten. Wir konnten nichts dagegen tun.
Die Briten zogen damals über die Dörfer und trieben junge Männer mit Gewalt zusammen, um Soldaten aus ihnen zu machen. Sie trieben sie mit Gewalt zusammen. Einige, die nicht in den Krieg ziehen wollten, sind getürmt. Mamadou Diallo wurde in Gambia eingezogen und im fernen Burma in den Dschungelkrieg gegen die Japaner geschickt. Er ist einer von über 100.000 afrikanischen Kolonialsoldaten in Südostasien.
Einmal mussten wir, wie so oft, einen Fluss überqueren. Ein Offizier stand am anderen Ufer und zog an einem Seil ein Floß voller Soldaten hinüber. Viele von ihnen kamen auch auf der anderen Seite an. Meine Einheit sollte als letzte übersetzen. Als wir uns dem Ufer näherten, eröffneten die Japaner das Feuer. Meine ganze Sektion sprang in den Fluss.
Aber ich sollte ein Geschütz hinüberbringen, eine automatische Waffe. Ich konnte nicht einfach ins Wasser springen, um mich zu retten. Ich blieb am Ufer, rannte hin und her, warf mich zu Boden. Das war sehr, sehr gefährlich. Aber ich hatte Glück und wurde nicht einmal verwundet. Gott sei Dank. Als Mamadou Diallo in den Krieg zog, hatte er keine Vorstellung, was ihn erwartete.
Die meisten Kolonialsoldaten waren Analphabeten, kamen vom Land und hofften, den Hungerlöhnen auf den Farmen der europäischen Siedler zu entfliehen. Als Soldaten erhielten sie einen Schilling pro Tag. Die weißen Soldaten bekamen das Doppelte.
Es gab für Europäer und Afrikaner auch getrennte Quartiere. Wir waren in Baracken untergebracht und mussten dort auf einfachen Pritschen schlafen, ohne Matratzen, ohne Betttücher und ohne Kopfkissen. Mit drei Blankets, ohne Matratze. Drei Blankets.
Ich war Fahrer, durfte aber nur Lastwagen fahren, keine Personenwagen. Die waren europäischen Fahrern vorbehalten, denn darin fuhren die europäischen Offiziere. Und afrikanische Offiziere gab es nicht. Die Fahrer waren europäische Offiziere.
Oft hatten wir nicht einmal Gewehre, sondern nur Macheten. Auch im Dschungel von Burma. Die Japaner dort waren sehr geschickt. Sie versteckten sich in Erdgruben und packten uns an den Beinen. Aber schließlich haben wir sie besiegt. Mit unseren Macheten. Die waren in dem Fall besser als ein Gewehr. Wir haben ihnen mit der Machete die Arme abgeschlagen. Wir hatten eine Machete.
Paul Helmut aus Namibia. Die Uniformen aller britischen und kolonialen Truppen waren khaki-farben.
unterschieden sich jedoch je nach der Nationalität der Soldaten in der Qualität der Stoffe. Auch mussten wir unterschiedliche Mützen tragen. Selbst das Essen war verschieden. Die Weißen bekamen Reis und Gemüse, wir immer nur Maisbrei. Außerdem hatten die Weißen einen Club, wo ihnen Drinks serviert wurden. Für uns gab es nichts dergleichen. Die anderen haben einen Kanteen, wo sie trinken konnten.
Tatsächlich gaben die Briten für die Verpflegung ihrer eigenen Soldaten dreimal so viel aus wie für die der Afrikaner. Ihren Kolonialsoldaten aus Ostafrika verpassten sie Uniformen ohne Kragen, Taschen und Hosenschlitze. So mussten die Männer beim Urinieren die Hosen herunterlassen. Eine besondere Erniedrigung. Stiefel erhielten sie erst nach den Giftgasangriffen der Italiener in Äthiopien.
Bis dahin hatten die Briten sie mit Sandalen an die Front geschickt. Viele afrikanische Soldaten haben sich gegen die Demütigungen gewehrt. Um ihren mageren Sold aufzubessern, versetzten manche ihre Decken, Stiefel und Armeemäntel während des Heimaturlaubes. Zehntausende kehrten gar nicht erst auf ihre Posten zurück. Immer wieder kam es zu Meutereien. »Eure Regierung will uns in einen Krieg in weiter Ferne schicken, mit dem wir nichts zu tun haben.«
»Unser Krieg in Ostafrika ist vorbei. Unser Sold ist sehr niedrig, beträgt nur 28 Schilling. Das ist extrem wenig, um dafür in ein Land zu ziehen, das so weit weg liegt. Eure Herren glauben anscheinend, uns Schwarze wie Hunde behandeln zu können.«
Aber wir alle, Schwarze und Weiße, sind Geschöpfe Gottes. Mit diesem anonymen Brief an ihre britischen Offiziere weigerten sich im Februar 1942 Soldaten aus Ostafrika, nach ihrem Kriegseinsatz in Äthiopien, an Bord eines Schiffes nach Fernost zu gehen. Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Militaires, Montage des Milit
Weiße und afrikanische Soldaten waren schon in der Ausbildung strikt voneinander getrennt. In der Armee kochten französische Köche für die Franzosen,
Und schwarze für uns Tirailleur. Tirailleur Sénégalais nannten die Franzosen alle Kolonialsoldaten aus Westafrika, egal ob sie nun aus dem Senegal, Mali, dem Niger oder der Elfenbeinküste kamen. Die Toubab, die Weißen, erhielten französisches Essen.
Alle anderen Maniok und Maisbrei mit Erdnusssoße. Noch auf dem Schlachtfeld waren wir Afrikaner benachteiligt. Ich weiß nicht mehr genau, wie hoch der Sold der europäischen Soldaten war. Unserer war in jedem Falle geringer. Djerouba aus dem Senegal hat in der französischen Kolonialarmee ähnliche Diskriminierungen erlebt wie die Afrikaner in britischen Diensten. Eine halbe Million Afrikaner mussten gleich zu Kriegsbeginn in Europa kämpfen.
Viele von ihnen waren im Mai 1940 bei den von den Deutschen eingekesselten Truppen der Alliierten in Dönkirchen. Und viele standen noch an der Front, als die Briten fast eine halbe Million eigene und französische Soldaten evakuierten. Als die französische Regierung einen Waffenstillstand mit Deutschland schloss, waren 80.000 Afrikaner gefallen und 90.000 in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten. Marshal Pétain hatte bereits den Befehl gegeben, die Kämpfe einzustellen.
Und die Unterzeichnung des Waffenstillstands stand unmittelbar bevor.
als wir von Deutschen umstellt wurden. Unsere Einheit bestand aus etwa 20 weißen Offizieren und 180 bis 200 Tireurs Senegalais. Der französische Offizier Gaspar Scandariato über den 20. Juni 1940 in Chasselet, einem kleinen Dorf in der Nähe von Lyon. Die Deutschen befahlen uns, die Waffen wegzuwerfen und uns mit erhobenen Armen zu stellen.
Sie führten uns zu einem Platz, auf dem bereits zahlreiche Kameraden standen. Dann mussten wir uns in einer Kolonne aufstellen. Die afrikanischen Tireurs mit erhobenen Händen an der Spitze, wir Weiße zehn Meter dahinter. Als sie uns etwa 500 Meter aus dem Dorf hinausgeführt hatten, stießen wir auf deutsche Soldaten mit Panzern, die auf Höhe der Senegalesen Halt machten.
Den Finger am Abzug ihrer Maschinenpistolen befahlen uns die Deutschen, uns flach auf den Boden zu legen. Dann hörten wir plötzlich das Knattern ihrer Maschinengewehre und Schreie. Aus einer Entfernung von weniger als zehn Metern entluden die Deutschen die Magazine ihrer schweren Maschinengewehre auf die Therieur und mähten die meisten von ihnen schon mit den ersten Feuerstößen nieder.
Manche, die gedeckt von anderen überlebt hatten, versuchten in alle Richtungen zu fliehen. Aber ich sehe das Bild noch vor mir, wie die deutschen Panzergrenadiere in Ruhe zielten und unsere bedauernswerten Tireur über den Haufen schossen wie Kaninchen. Nach Ablauf einer schier endlosen Viertelstunde rührte sich weit und breit nichts mehr. Da befahlen sie uns aufzustehen und weiter zu marschieren.
Es war entsetzlich, an den Leichen all derer vorbeizugehen, die vor wenigen Augenblicken noch unsere Kampfgefährten gewesen waren. Im Juni 1940, nach dem Waffenstillstand, kontrollierte die deutsche Wehrmacht den Norden Frankreichs einschließlich Paris.
Den Süden regierte das französische Kollaborationsregime in Vichy unter Marsha Pétain und verwaltete nun auch die Kolonien in Afrika. Alice Cherki, algerische Psychiaterin, die heute in Frankreich lebt. Als 1940 das Vichy-Regime die Macht übernahm, sympathisierte ein bedeutender Teil der französischen Siedler in Algerien mit Pétain.
Sie setzten schnellstmöglich die Gesetze der Kollaborationsregierung von Vichy um, die Juden aus dem öffentlichen Leben verbanden. Danach durften jüdische Kinder in Algerien nicht mehr zur Schule gehen.
Ich selbst war damals gerade erst drei Jahre alt, aber ich erinnere mich noch gut daran, wie mich eine Kindergärtnerin eines Tages nach Hause schickte, weil ich Jüdin sei. Ich habe sie gefragt, was bedeutet es, eine Jüdin zu sein? Denn ich verstand wirklich noch nichts von alledem. Sie antwortete, ich bin eine Jüdin.
Jüdin zu sein heißt, große Augen zu haben, einen großen Mund und große Ohren. So wie du. Nicht nur in Algerien entzog das Vichy-Regime Juden ihre französische Staatsbürgerschaft und wies viele in Internierungslager ein. In Kolonien wie Madagaskar trieb das Kollaborationsregime Waren und Rohstoffe für die Deutschen ein, wie es der Waffenstillstandsvertrag mit Hitler Deutschland verlangte. Mehr Einheimische als je zuvor wurden zu Zwangsarbeitern gemacht und
etwa beim Straßenbau und auf den Plantagen der französischen Siedler. Auflehnung bedeutete meist den Tod. Frankreich steht nicht allein. Es besitzt ein riesiges Reich, das hinter ihm steht. General Charles de Gaulle, Widersacher Patins, rief insbesondere die Kolonien gegen die deutschen Besatzer und für ein freies Frankreich auf. In den ausgedehnten weiten Afrikas
konnte Frankreich tatsächlich eine neue Armee zur Verteidigung seiner Souveränität aufstellen und damit die Kräfteverhältnisse an der Front umkehren. Afrika, in Reichweite der Halbinseln Italien, Balkan und Spanien gelegen,
Die französischen Kolonien in Zentralafrika, allen voran der Tschad, stellten sich an die Seite des Freien Frankreich. Im Kampf um die Macht trafen dann Franzosen auf Franzosen. Die Kollaborateure wie Schies standen gegen die Befreier unter de Gaulle und beide Seiten schickten Afrikaner an die Front.
Im September 1940 zum Beispiel versuchten die Truppen de Gaulle's vergeblich Dakar einzunehmen, die Hauptstadt französisch Westafrikas an der senegalesischen Küste. Ich erinnere mich noch an den Donner der Geschütze. Damals drohte die Bombardierung der Stadt. Aber niemand hatte uns jemals erklärt, worum es bei diesen Kämpfen eigentlich ging.
Wir wachten eines Tages auf und die Vichy-Franzosen befahlen uns, an die Front zu gehen. Das war alles. Im November 1942 musste die französische Kollaborationsregierung die Kolonien aufgeben. Alliierte Truppen waren in Nordafrika gelandet. Nicht ganz ohne Druck der Goals tauschten gefangene afrikanische Soldaten ihre Vichy-Uniformen gegen die des Freien Frankreichs aus.
Bis Dezember 1942 rekrutierte de Gaulle allein in Westafrika 100.000 Mann...
und in Algerien, Tunesien und Marokko bald darauf weitere 300.000 für die Gegenoffensive der Alliierten in Europa. Die Franzosen gaben uns damals keinerlei politische Erklärung. Unsere Leute wussten nicht, worum es eigentlich ging, wenn von Faschismus die Rede war. Die Franzosen erzählten uns lediglich, dass die Deutschen Afrikaner für Affen hielten und
und wir mit unserem Einsatz in diesem Krieg beweisen könnten, dass wir Menschen wären. Das war's. Babassi kam mit kaum 20 Jahren an die Front. Auch dank seiner Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg stieg er später zum General und Verteidigungsminister in Oberwolter auf. Ich war bis Kriegsende Soldat, war auch dabei, als Toulon eingenommen wurde. Wir haben uns bis nach Straßburg vorgekämpft,
standen aber bei Kriegsende immer noch da. Schwarze durften nur bis in die Mitte Frankreichs vorrücken, um die Deutschen zurückzuschlagen. De Gaulle erteilte den Befehl zum sogenannten Blanchissement seiner Truppen. Afrikanische Soldaten wurden durch junge Franzosen ersetzt. Nur sie ließen sich bald darauf als Befreier auf den Pariser Champs-Élysées feiern.
Die afrikanischen Soldaten wurden zurück in die Kolonien geschickt. Bei unserer Rückreise in den Senegal stoppten die Franzosen das Schiff auf offener See und warfen Anker. Wir hatten erfahren, was im Lager von Tiaroy bei Dakar geschehen war. Und nun wollten die Franzosen abwarten, bis sich die allgemeine Aufregung gelegt hatte. Sie wollten uns dort erst an Land gehen lassen, wenn wir uns wieder beruhigt hätten.
Wären wir in dieser Anspannung von Bord gegangen, wäre es vielleicht noch schlimmer gekommen. Als wir in Dakar landeten, erwartete uns ein Spalier von französischen Soldaten mit Gewehren im Anschlag. Und sie brachten uns sicherheitshalber in ein Lager, das 15 Kilometer von Thiaroy entfernt lag. Und sie beeilten sich sehr, uns nach Hause zu schicken. Das Lager von Thiaroy liegt in einem Vorort von Dakar.
Unweit einer vierspurigen, staubigen Ausfallstraße. Auf beiden Seiten gesäumt von Verkaufsbuden, Marktständen und Elendshütten. Dahinter tauchen irgendwann einige kastenförmige Gebäude auf. Das Lager Tier Roy, eine Militärkaserne. Zwischen Holzverschlägen, Abfall und Gestrüpp führt ein verborgener Weg zu einem großen Tor, das in eine hohe Mauer eingelassen ist.
Dahinter öffnet sich ein weites, von der Mauer umschlossenes Feld mit langen Reihen verwahrloster Gräber. Auf jedem steht ein verwitterter Grabstein.
Wir sind hier auf dem Soldatenfriedhof von Tiaroy. Der senegalesische Regisseur Malik Ndaye. Das Militärlager ist da drüben, hinter den Häusern. Nach dem französischen Massaker von 1944 wurden die Toten hier verscharrt. Schaut es euch an. Es sind bestimmt 250 Gräber. Jede Reihe besteht aus etwa 25 Gräbern.
Aber auf dem Grabstein steht kein einziger Name. Es ist furchtbar. Nur ein Spielfilm erinnert an die Toten. Thierry Roy. Der Spielfilm Comte Thierry Roy stammt von dem senegalesischen Schriftsteller und Regisseur Ousmane Simbeng. Er hat selbst als Thierry Roy im Zweiten Weltkrieg in Europa gekämpft. Sein Film beginnt wie die reale Geschichte mit der Rückkehr von rund 1300 Thierry Roy im November 1944 aus Europa.
Nach ihrer Landung am Hafen von Dakar dankt ihnen ein französischer Offizier für ihren Einsatz im Krieg. Eure Mut ist es zu verdanken und eure Hingabe an die Sache des französischen Mutterlandes.
Nach diesen Worten werden die Kriegsheimkehrer, von denen viele direkt aus deutscher Gefangenschaft kommen, ins Lager von Thierry eingewiesen.
Sie warten dort nicht nur auf die Heimreise in ihre jeweiligen Länder, sondern auch auf die Auszahlung ihres restlichen Solls, sowie der Abfindungen und Entlassungsprämien, die ihnen in Europa versprochen wurden. Doch die französischen Kolonialoffiziere in Dakar wollen nichts davon wissen. Selbst für die französischen Frauen, die die Tirailleurs während des Krieges in Europa angespart haben, bieten sie nur die Hälfte des offiziellen Umtauschkurses.
Es kommt zur Revolte. Die betrogenen Tirailleurs nehmen einen französischen General gefangen. Der gibt ihnen sein Ehrenwort als Offizier, höchstpersönlich in Dakar dafür zu sorgen, dass sie erhalten, was ihnen zusteht. Daraufhin lassen die meuternden Soldaten den General frei und feiern ihren Erfolg. Musik
Aber in der Nacht umstellen französische Panzer das Lager. In den frühen Morgenstunden eröffnen sie das Feuer. Die Ermordeten werden verscharrt, ihre Zahl kennt niemand. Die Franzosen behaupten, es habe drei Dutzend Tote gegeben. Nach den Gräbern auf dem verborgenen Soldatenfriedhof von Thierry zu schließen, waren es bis zu 300.
Der Regisseur Ousmane Sembène. Im Krieg haben wir diejenigen, die uns gestern noch kolonisiert hatten, nackt gesehen. Wir haben Seite an Seite mit ihnen gekämpft.
Hunger und Durst gemeinsam erlitten und über denselben Schmerz geweint. Es gibt eigentlich keinerlei Unterschiede zwischen uns. Aber sie haben sich eher mit deutschen Soldaten angefreundet als mit uns, ihren schwarzen Kameraden. Das hat uns verbittert. Diese Erfahrungen haben vieles verändert. Die Briten und Amerikaner hatten 1941 in der Atlantikkarte das Selbstbestimmungsrecht versprochen.
Nun verlangten die Afrikaner die Einlösung dieser Versprechungen. Auch de Gaulle hatte bei einer Konferenz in Kongo-Brasaville 1944 den Afrikanern zumindest eine Regierungsbeteiligung in ihren Ländern angekündigt. In Algerien hatten sich viele freiwillig als Soldaten gemeldet und geglaubt, dass das Ende dieses Krieges auch ihnen die Freiheit bringen würde.
Am Tag des Kriegsendes gingen in der Gegend von Konstantin Algerier auf die Straße, um die Gaul an dieses Versprechen zu erinnern. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen mit französischen Siedlern, die Blindlings in die Menge schossen. Auf ihrer Seite griff schließlich die französische Armee ein und setzte sogar Flugzeuge ein. Das Ergebnis war ein furchtbares Massaker an den algerischen Zivilisten. Ganze Familien wurden dabei niedergemetzelt.
Französische Quellen sprechen davon, dass 6.000 bis 8.000 Algerier am Tag des Kriegsendes starben. Und der 8. Mai ist in Frankreich bis heute ein nationaler Feiertag. Algerische Quellen nennen bis zu 45.000 Opfer. Und der 8. Mai ist dort bis heute ein Tag der nationalen Trauer. Dieses Massaker.
hatte wesentlichen Einfluss auf die Entstehung der nationalen Befreiungsbewegung in Algerien. Ihre Kolonien wollten die europäischen Siegermächte auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht aufgeben, basierte doch die ökonomische Vorherrschaft auf deren Ausbeutung.
In vielen afrikanischen Ländern entstanden in den Nachkriegsjahren bewaffnete Befreiungsbewegungen. Kriegsveteranen übernahmen darin vor allem in den frankophonen Ländern nicht selten führende Rollen.
Besonders bekannt auch in Europa war Frantz Fanon, der Theoretiker der antikolonialen Revolution. Geboren in der französischen Kolonie Martinique, war er als Freiwilliger für das freie Frankreich in den Krieg gezogen. Wir erinnern uns an einen Tag, als es mitten im Kampf darum ging, ein Nest von Maschinengewehren auszuheben. Dreimal wurden die Senegalesen vorgeschickt, dreimal wurden sie zurückgeschlagen.
Dann fragte einer von ihnen, warum denn die Tubabs nicht hingingen, die Weißen. Fanon war strikt gegen die Nazis. Aber trotz aller hehren Reden über die Menschenwürde in der französischen Armee, bekam er auch dort zu spüren, was es hieß, zur unterdrückten Minderheit zu gehören. Zwar wurden Soldaten von den Antillien wie er besser behandelt als die aus den afrikanischen Kolonien,
Und doch sah er sich alltäglich mit blankem Rassismus konfrontiert. Der koloniale Rassismus unterscheidet sich in nichts von den anderen Rassismen. Der Antisemitismus trifft mich mitten ins Fleisch. Ich errege mich. Eine entsetzliche Aberkennung zapft mir das Blut ab.
Man verweigert mir die Möglichkeit, ein Mensch zu sein. Oft gelang es den europäischen Kolonialmächten auch, Frontkämpfer aus dem Zweiten Weltkrieg gegen die Unabhängigkeitsbewegungen auszuspielen.
Erzählt Issa Wagoiba, einer von etwa 25.000 französischen Kolonialsoldaten aus Mali. 1959, kurz vor der Unabhängigkeit, haben die Franzosen noch rasch ein Gesetz verabschiedet. Danach sollten die afrikanischen Kriegsteilnehmer nach der Unabhängigkeit nicht mehr dieselben Ansprüche stellen können wie französische Soldaten.
Damit hat unser Elend angefangen. Als Soldaten aus einer Kolonie waren wir auch vorher schon schlechter behandelt worden.
hatten weniger Ausbildungschancen. Und die Franzosen hatten kaum etwas für die Entwicklung unseres Landes getan. Jetzt, nach der Unabhängigkeit, wurden die alten Kämpfer voll ins Fallen gelassen. Schon 1960 entstanden deshalb Vereinigungen von Veteranen in Schwarzafrika, in Madagaskar, auf den Komoren und anderswo. Ihnen allen ging es darum, dieselben Pensionsansprüche für Afrikaner zu erstreiten, wie sie für Franzosen galten.
In all den Jahren seitdem hat Frankreich dies kategorisch abgelehnt. Für sie sind wir immer noch kleine Negersoldaten aus Mali, die sie mit einem läppischen Trinkgeld abspeisen können. Aber im Krieg machten die Kugeln des Feindes keinen Unterschied zwischen Schwarzen und Weißen. Alle starben denselben Tod. Nur zählt das alles heute nicht mehr.
Name, Vorname Gero. Geboren am 15. Mai 1919 in Keridjibi im Senegal.
Kriegsteilnehmer-Ausweis Nr. 71233, ausgestellt vom Nationalen Büro der alten Kämpfer und Kriegsopfer. Höhe der Bezüge 552 Fr. und 4 Cent. Auszuzahlen zweimal jährlich, am 15. Mai und am 15. November. 552 Fr. und 4 Cent alle sechs Monate.
Das sind 13 Euro im Monat. Das ist die Kriegsrente von Djerouba. Ich habe den Zweiten Weltkrieg mitgemacht, war vier Jahre lang in Frankreich und als Besatzungssoldat in Deutschland.
Für all das zahlen sie mir eine Pension, die nicht einmal ausreicht, um eine Woche lang zu frühstücken. Und das bisschen Geld müssen wir uns auch noch persönlich bei der Kasse der französischen Botschaft in Dakar abholen. Nur wer krank ist, kann jemand anderen mit einer Vollmacht schicken.
Die Kasse liegt gleich neben dem Leichenschauhaus des Zentralkrankenhauses. Senegalesische Veteranen haben vor den Vereinten Nationen Beschwerde gegen die ungleiche Bezahlung weißer und schwarzer Soldaten eingelegt und Recht bekommen. Aber geändert hat das nichts. Einer hat deshalb versucht, vor französischen Gerichten seine Pensionsansprüche einzuklagen,
Er starb, bevor seine Klage alle Instanzen durchlaufen hatte. Machakos, eine Kleinstadt in Kenia. Draußen brennt die weiße Sonne über den grünen Hügeln. Drinnen, im dunklen Saal des Clubhauses der alten Kämpfer, erhält nur eine mannshohe Gaslampe die Szenerie. Etwa 150 Frauen und Männer in Festtagskleidung sind gekommen, viele von ihnen weißhaarig.
und auf Stöcke gestützt. Sie sitzen auf Plastikstühlen in der schmucklosen Halle. Sie sind Mitglieder der Kenianischen Vereinigung der Kriegsveteranen. Wieder einmal diskutieren sie über die Kriegsrenten. Jemand liest einen Brief des britischen Hochkommissars vor.
Betrifft Unterstützungsleistungen und Abfindungen für Veteranen des Zweiten Weltkrieges. Alle Soldaten wurden als Freigestellte nach Klasse A entlassen, als ihre Dienste nicht länger erforderlich waren. Mit ihrer Dienstzeit hatten sie sich das Recht auf eine einmalige Abfindung erworben. Diese bestand aus einer Lebensmittelzuteilung und Reisegeld.
Alle Soldaten haben den Erhalt mit ihrer Unterschrift quittiert. Die Regierung des Vereinigten Königreiches sieht demnach keinerlei Veranlassung mehr für weitere Zahlungen von Renten oder anderen Versorgungsleistungen an ehemalige afrikanische Soldaten.
Ungläubiges Kopfschütteln im Publikum. Der Verbandsfunktionär erklärt, dass die alten Kämpfer damit auch weiterhin nur auf die geringen Zuschüsse der Royal Commonwealth Ex-Serviceman League hoffen können. Diese britische Wohlfahrtsorganisation für Veteranen zahlt jährlich lediglich einem Teil bedürftiger ehemaliger Soldaten eine kleine Unterstützung.
66 Euro pro Kopf und Jahr. Das sind nicht mehr als 5,50 Euro im Monat. Für viele der kenianischen Veteranen ist das ihre einzige Einnahme. Ich bitte die deutschen Gäste, in ihrem Land zu erzählen, dass die ehemaligen Soldaten in Kenia in Schwierigkeiten sind. Dass auch die Witwen der Gefallenen leiden. Schauen Sie, wie viele wir sind.
Bitte hebt die Hände. Dutzende Hände gehen im Halbdunkel in die Höhe. Der Vize-Vorsitzende der Veteranenvereinigung richtet sich an die Journalisten aus Deutschland. Das sind sie, auch die Witwen einiger Veteranen. Viele von ihnen können nicht einmal das Schulgeld für ihre Kinder bezahlen.
Vielleicht gibt es in Deutschland eine Möglichkeit, diesen Schülern zu helfen.
Alice Kamene-Kioko ist 75 Jahre alt. Mein Mann kämpfte vier Jahre lang im Zweiten Weltkrieg. Er war Funker in Burma und später Polizist. 1991 ist er gestorben.
und ich bekam fünf Jahre lang seine Polizistenrente. Nun habe ich gar nichts mehr. Mein Enkel ist in der achten Klasse, aber wir können das Schulgeld nicht mehr bezahlen. Und dann habe ich noch zwei Töchter, die ihre Kinder alleine aufziehen müssen.
Sie gaben uns nach dem Krieg nur ein farbloses Hemd mit auf den Weg nach Hause. Dazu ein Kaki-Shirt ohne Knöpfe, an der Decke ein paar Socken und ein paar Stiefel. Wir erhielten unseren restlichen Sold, Fahrgeld,
und etwas Reiseproviant für die Heimreise. Alle Ex-Soldaten waren damals gut zu erkennen, denn sie brachten 10 Cent mit aus dem Krieg. Gerade genug für eine Tasse Tee. Er ist ein Ex-Armee, um einen
Samuel Massila Mwanti ist 85 Jahre alt. Er hat in Äthiopien und Burma gekämpft. Sein Landsmann Bildad Kagia, später ein bekannter Befreiungskämpfer, erinnert sich in seiner Autobiografie daran, wie die afrikanischen Soldaten auf der oft monatelangen Rückreise auf Schiffen und in Zügen behandelt wurden. Das ärgerte mich sehr.
Es machte uns klar, dass sich die Briten nach dem Krieg nicht darum scheren würden, was aus den afrikanischen Soldaten werden würde, selbst wenn sie auf ihrem Weg nach Hause umkämen. Meine Bitterkeit über diese Art der Behandlung durch die Weißen wurde immer größer. Fast alle Soldaten waren entmutigt und enttäuscht. Die Vorfreude auf die Heimkehr war verschwunden. Wir waren demoralisiert und am Ende. In Nairobi kamen wir in ein Demobilisierungscamp. Die Unterbringung war fürchterlich, das Essen schlecht und das Warten ermüdend.
Ich hasste inzwischen alles Militärische. Unsere Kampfuniform aus dem Mittleren Osten, unsere guten Hemden und Hosen, hatten sie uns schon abgenommen. Wir bekamen wieder die ostafrikanische Uniform. Als Ende 1945 die letzten Kämpfe in Nairobi den Zug verließen, waren sie zunächst angenehm überrascht. Flaggen waren auf dem Bahnsteig aufgezogen, heißer Tee und ein Tisch voller Kuchen standen bereit.
Dieser freundliche Empfang galt allerdings ausschließlich den weißen Kriegern. Es war Krieg. Wir hatten viele Probleme, weil wir Untertanen der britischen Regierung waren. Aber wir konnten nichts verlangen, weil Kenia noch Kolonie war. Wir hatten Angst, wenn wir uns beschwert hätten, wären wir ins Gefängnis gekommen.
Jones Kilundo war Fahrer und kam mit einer Beinverletzung aus dem Krieg zurück. Herr Vorsitzender, ich will die Gelegenheit nutzen, um die Botschaft unseres Vize-Vorsitzenden an die Deutschen zu unterstützen. Ein Mann aus dem Publikum hat sich erhoben. Groß, grauhaarig, in einem abgewetzten braunen Anzug mit Krawatte. Es wird still im Saal.
Wie viele Afrikaner habe ich in Burma gekämpft. Als wir zurückkamen, glaubten wir, es würde Hilfen für uns geben. Eine Organisation, die uns unterstützt. Aber die Kolonialmacht hat nichts für uns getan.
Die Deutschen sollen wissen, dass auch wir in diesem Krieg mit in die Waagschale geworfen wurden. Und sie sollen prüfen, ob sie nicht Möglichkeiten finden, den ehemaligen Soldaten hier zu helfen. Denn in Deutschland muss es doch Leute geben, die sich vorstellen können, was wir im Krieg durchgemacht haben. Wir wissen, dass in Deutschland Leute wissen, wie sie kämpfen und wie das Problem ist.
Nur Kugeln unterscheiden nicht zwischen Weißen und Schwarzen. Afrika im Zweiten Weltkrieg. Ich komme aus Anao, einem Ort in der Provinz Pampanga.
Mein Vater war dort Bürgermeister, als die Japaner 1942 unser Land überfallen haben. Sie haben allen Regierungsbeamten befohlen, sich zu ergeben und ihre Waffen abzuliefern. Mein Vater verweigerte diesen Befehl und versteckte sich. Er wurde verraten und fiel den Feinden in die Hände.
Weil er es ablehnte, mit ihnen zu kollaborieren, folgten sie ihn zu Tode. Ich ging deshalb zusammen mit meinem Bruder in den Untergrund. Damals war ich noch ein Teenager. Wir haben uns am Fuß des Berges Arayat versteckt und haben dort begonnen, die Landbevölkerung zu organisieren. Wir konnten eine Schwadron aufstellen, aber anfangs hatten wir nur eine einzige Waffe, die Pistole meines Vaters. So begann unser Kampf in der Hukbalahab. Hukbalahab.
Hukbalahap ist ein Wort aus der philippinischen Landessprache Tagalog und bedeutet Anti-Japanische Volksbefreiungsarmee. So nannte sich die größte Widerstandsbewegung auf den Philippinen im Zweiten Weltkrieg. Remedios Gomez Paraisa ist heute eine rüstige alte Dame mit langen schwarzen Locken.
Elegant gekleidet. Damals kommandierte sie eine Einheit der philippinischen Partisanen. Nach Anschlägen auf die japanischen Truppen sind wir oft in die Berge geflüchtet. Dort lebten wir manchmal zwei, drei Tage oder auch eine ganze Woche nur von essbaren Pflanzen, die wir an Flussufern gesammelt hatten. Das war sehr hart und viele von uns sind gestorben. Denn wir hatten auch keine Medizin, um Verwundete zu behandeln.
Wir Überlebenden hatten einfach nur Glück. Aber wir kannten damals keine Furcht. Wir sahen es als unsere Pflicht an, unser Land zu verteidigen. Und als die Alliierten-Truppen endlich landeten, hatten wir ihnen den Weg bereits freigekämpft. Ohne uns hätten die Alliierten den Krieg nie gewonnen. Asien im Zweiten Weltkrieg. Ein Feature von Karl Rössel und Rainer Wärming.
Das Bodenpersonal schaut gespannt zu, wie unsere Jagdbomber einer nach dem anderen von ihren Einsätzen zurückkehren. Jeden Tag werden wir erneut daran erinnert, dass wir unsere Stärke diesen wilden Adlern verdanken. Die Piloten sagen nichts, doch die Einschusslöcher in ihren Maschinen legen Zeugnis ab von ihren tollkühnen Luftkämpfen. Der Kommandant überreicht ihnen Geschenke.
Aber wir alle in Japan sind aufgerufen, unsere tapferen Kämpfer zu unterstützen. Eine japanische Wochenschau aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein Offizier in weißer Uniform beschenkt Bomberpiloten mit Reiswein. Lachend halten die Männer die Flaschen in die Kamera und grüßen ihren Kaiser Hirohito. Der selbsternannte Nachfahre der Sonnengöttin Amaterasu schickte mehr als sechs Millionen Soldaten in den Krieg.
um ein Reich zu erobern, das die halbe Welt umfassen sollte, von Indien im Westen bis zur Küste der Vereinigten Staaten im Osten. Sein Eroberungsfeldzug und damit der Zweite Weltkrieg in Asien begann schon 1931 mit der Besetzung der Manchurei im Norden Chinas. Danach stießen japanische Truppen weiter nach Peking, Shanghai und Nanking vor.
Korea, damals eine japanische Kolonie, diente der kaiserlichen Armee als Aufmarschgebiet und Nachschubbasis. Eineinhalb Millionen Frauen und Männer aus Korea mussten Zwangsarbeit leisten.
In japanischen Kohlegruben und Waffenfabriken, an der Front und in der Etappe. Ich bin 83 Jahre alt und heiße Wang Kum-Chu. Mit zwölf Jahren kam ich aus der Provinz in die Stadt Hamhung. Und mit 19 habe ich mich auf einen Aufruf der Japaner gemeldet.
Es hieß, sie würden Mädchen und junge Frauen als Fabrikarbeiterinnen suchen. Mein Arbeitsplatz sollte in Jirin sein, in der Manchurei. Die Japaner versprachen mir, dass ich nach zwei Jahren wieder in meine koreanische Heimat zurückkehren könnte. Tatsächlich haben sie mich sechs Jahre festgehalten. Jahrzehntelang habe ich mit niemandem darüber reden können, was ich damals erleiden musste.
Wang Kung-Ju ist eine zierliche Frau mit einem Gesicht voller Falten, einem grauen Zopf und wachen Augen hinter einer Brille mit Goldrand. Beim Gehen stützt sie sich auf einen Spazierstock und wenn sie redet, stößt sie damit energisch auf den Boden. Über ihre damaligen Erlebnisse kann sie auch ein halbes Jahrhundert später noch nicht vor einem Mikrofon sprechen. Aber sie hat sie aufgeschrieben.
Als wir in Jerin ankamen, begrüßten uns Frauen, die schon länger dort waren, mit den Worten, »Es wäre für euch besser gewesen, unterwegs zu sterben, als hier anzukommen und arbeiten zu müssen.« Tatsächlich bestand unsere Arbeit darin, japanischen Offizieren und Soldaten sexuell zu Diensten zu sein. Der Erste, der mich vergewaltigte, war ein Offizier. Weil ich mich wehrte, schlug er mich, bis ich ohnmächtig wurde.
Danach sperrten sie mich zusammen mit anderen Mädchen in eine Holzbaracke mit sechs winzigen Räumen. Sie hatten keine Türen. Die Eingänge waren nur mit Decken verhängt. Ständig gingen hier Soldaten ein und aus, bis nach Mitternacht. Viele Frauen zogen sich ansteckende Krankheiten zu. Einige waren vom Unterleib bis zum Bauchnabel mit eiternden Wunden übersät und hatten gelb geschwollene Gesichter. Sie landeten in einer Isolierstation und von dort herrschten
verschwanden sie einfach. Niemand hat sie jemals wiedergesehen.
Ich habe meine Vergangenheit aus Scham nach dem Krieg verheimlicht. Wem hätte ich mich auch anvertrauen sollen? Nach Hause zurückzukehren, kam nicht in Frage. Hätte ich meine Geschichte erzählt, hätten mich die Leute wie eine Aussätzige behandelt. Deshalb habe ich geschwiegen und auch nicht geheiratet. Erst als in den 90er-Jahren Kim Hak-soon
Eine Leidensgefährtin im Fernsehen auftrat und dazu aufrief, das Schweigen endlich zu brechen. Habe auch ich mich entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Alle Welt sollte erfahren, dass die Japaner zehntausende junge Frauen mit Arbeitsangeboten gelockt, aber dann verschleppt und viele von ihnen umgebracht haben. Aus allen asiatischen Ländern, die Japans Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg überfielen,
Aus Malaya, Indonesien, Burma, den Philippinen und China deportierten die Japaner Frauen in ihre Militärbordelle. Insgesamt bis zu 200.000. Die Japaner haben sich verhalten wie Tiere, nicht wie Menschen. Möge der Himmel sie bestrafen.
Museum of History steht am Eingang eines weitläufigen Ausstellungskomplexes, der in einem Park zwischen Wolkenkratzern inmitten des Geschäftszentrums von Hongkong liegt. In acht Abteilungen ist hier die Geschichte der ehemaligen britischen Kronkolonie dokumentiert. Die Galerie mit der Nummer 7 ist in einem flachen, düsteren Raum untergebracht, einem Luftschutzbunker nachempfunden. Die Wände sind kahl und unverputzt.
Vergilbte Fotos aus den 30er Jahren zeigen endlose Kolonnen von zerlumpten und abgemagerten Chinesen, zu Fuß auf der Flucht in die britische Kolonie Hongkong. Lebten 1931 noch 840.000 Menschen in Hongkong, so waren es 1938 bereits 1,6 bis 1,8 Millionen.
Nachdem die japanischen Truppen 1938 auch Guangdong, die chinesische Nachbarprovinz Hongkongs, eingenommen hatten, kamen so viele Flüchtlinge in die Stadt, dass ihre Einwohnerzahlen auf das Doppelte anstiegen. Tim Koo ist Historiker und Mitarbeiter des Hongkonger Geschichtsmuseums. Den Vernichtungskrieg, den die Japaner in China schon seit 1937 führten, nennt er als Grund für den Massenexodus.
Besonders berüchtigt war die japanische Spezialeinheit 731. Wir lernten in der Grundausbildung, wie sich mit biologischen Waffen so viele Menschen wie möglich in kürzester Zeit töten ließen.
Und wir haben diese Methoden in China in der Region um Shijiazwang eingesetzt. Shinozuka Yoshio war Armeearzt der Spezialeinheit 731. Wir hatten den Befehl, alle Frauen, Kinder und Alten chinesischer Herkunft umzubringen. Die Kinder, weil sie aufwachsen und zu Feinden Japans werden könnten. Die Frauen, weil sie weitere Kinder gebären könnten. Und die Alten, weil sie gegen uns spionieren könnten. Insgesamt hinterließen die japanischen Truppen in China etwa 10 Millionen Opfer.
Allein in Nanking, dem damaligen Sitz der chinesischen Regierung, massakrierten sie innerhalb weniger Wochen mehr als 200.000 Zivilisten auf barbarische Weise. Ein japanischer Kriegsreporter notierte, Ich sah hunderte von Leichen den Yangtze hinuntertreiben und erinnere mich an einen kleinen See außerhalb von Nanking. Er sah aus wie ein Meer voller Blut. Was für herrliche Farben.
Hätte ich doch nur einen Farbfilm dabei gehabt, was für ein Foto wäre das geworden? Die japanische Okkupation Hongkongs begann im Dezember 1941 und dauerte drei Jahre und acht Monate. In einem Film des Geschichtsmuseums der Stadt kann man noch heute sehen, wie die Besatzer englische Straßenschilder durch japanische ersetzten, wie japanisch als Pflichtfach in den Schulen eingeführt wurde und wie die Schriftstellerinnen und Schriftsteller in den Schulen eingeführt wurden.
Und wie sich die chinesischen Einwohner Hongkongs vor jedem japanischen Wachposten verbeugen mussten. Meine Großmutter erzählte mir als Erste von der japanischen Besatzung. Mein Großvater konnte dies nicht mehr, denn er kam damals um. Auch hier in Hongkong haben die Japaner viele Chinesen umgebracht. Die japanischen Militärpolizisten, die Kempeitai, brauchten dafür keinen Grund.
Sie exekutierten die Leute mitten auf der Straße. Sie waren das Gesetz, so wie die Gestapo in Deutschland. Den Großvater meines Schulfreundes, er war Bauer, haben die Japaner bei der Feldarbeit niedergeschossen, ohne jeden Anlass. Sie nahmen ihn einfach als lebendige Zielscheibe. Ein großer Onkel von mir ist auf dieselbe Weise umgekommen.
1944, als der Nachschub aufgrund einer Seeblockade der Alliierten ausblieb und es in Hongkong nicht mehr genug zu essen gab, trieben die Japaner Chinesen auf der Straße zusammen und setzten sie auf einer Insel vor der Küste aus. Dort sollten sie verhungern.
Hunderttausende Vertriebene versuchten sich wieder zurück in ihre chinesische Heimat durchzuschlagen. Sie liefen zu Fuß zurück in ihre Dörfer und ihre Wege waren übersät mit Leichen.
Manche überlebten nur, weil sie den Toten die Kleider auszogen und sie unterwegs verkauften. Viele Flüchtlinge, berichtet Tim Koh, wären sofort bereit gewesen, mit der britischen Armee gegen die japanischen Invasoren zu kämpfen. Die Briten hatten nur ein paar hundert Chinesen als Freiwillige in ein Regiment zur Verteidigung Hongkongs aufgenommen, zumeist Studenten von ihren Eliteschulen.
auf die sie meinten, sich verlassen zu können. Ansonsten misstrauten sie ihren chinesischen Wundertan. Und das nicht nur in Hongkong, sondern auch in Singapur. Die Stadt Singapur galt bis zum Zweiten Weltkrieg als uneinnehmbare Militärfestung der Kolonialmacht Großbritannien.
Dennoch eroberten die Japaner auch Singapur im Februar 1942 im Handstreich.
Nur zwei Monate nach dem Fall von Hongkong. Cheah Bun Keng lehrte Geschichte in Malaysia. Während des Krieges herrschte große Not. Es gab einfach nicht genug zu essen. Ich kann mich nicht erinnern, in den Kriegsjahren jemals Fleisch gegessen zu haben. Wir lebten nur von Süßkartoffeln und ein wenig Reis, wenn es den Wölfen gab. Ich war damals noch sehr jung, gerade fünf, sechs Jahre alt.
Und meine Eltern sorgten während der gesamten Besatzungszeit dafür, dass wir Kinder auch zum Spielen nicht nach draußen gingen. Wir mussten zu Hause bleiben und verbrachten die Abende meist im Finstern, denn der Strom fiel ständig aus. Meine Eltern hatten Angst vor den japanischen Polizisten und Agenten im Zivil, die sich in einem Café in der Nachbarschaft trafen.
Uns Kindern war es streng verboten, mit ihnen zu reden. Und auch wenn wir einmal vor die Tür mussten, etwa um bei Bombenalarm in den nächsten Luftschutzkeller zu laufen, waren wir sehr vorsichtig. Die Briten hatten Singapur vor allem gegen Angriffe von Süden, vom Meer aus befestigt. Aber die Japaner kamen vor Norden, auf dem Landweg.
Die Franzosen hatten ihnen Induschina kampflos überlassen und die Thailänder hatten sie passieren lassen, um ihre Unabhängigkeit zu wahren. Die Menschen hier waren sehr, sehr schockiert, besonders die chinesische Bevölkerung. Denn auch bis zu ihr war durchgedrungen, wie die Japaner im Norden Chinas gewütet und welches Massaker sie in Nanking verübt hatten. Die Chinesen hatten deshalb große Angst.
Und weil sie nicht in die britische Armee aufgenommen wurden, organisierten sie mit Beginn der japanischen Invasion in Malaya ihre eigenen Widerstandsgruppen. Der japanische Rassismus sah in den Chinesen nur Untermenschen. Die chinesische Gemeinschaft in Malaya wurde gefragt, Menschen zu erheben.
Die chinesischen Bewohner Malayas mussten 5 Millionen Yen an sogenanntem Blutzoll an die Japaner zahlen. Sie erhoben diesen Blutzoll aus Rache für den Widerstand, den Chinesen überall in Asien gegen die japanischen Eroberer leisteten. Später fanden auch in Singapur Massenhinrichtungen statt. Zur Demonstration ihrer Macht stellten die Japaner abgeschlagene Köpfe an den Straßenrändern zur Schau.
Nach dem Krieg gab der japanische General Yamashita zu, dass seine Truppen je 6000 Chinesen massakriert hätten. Die chinesische Bevölkerung spricht sogar von 45.000 Toten. Die Massaker begannen in Singapur, setzten sich in Malaya fort und auch im benachbarten Sumatra, als die japanischen Truppen unter General Yamashita weiter nach Süden vordrangen. Die Massaker begannen in Singapur und dann war es...
Die indonesische Insel Sumatra, damals ein Teil niederländisch-indiens, ist von Singapur nur durch eine schmale Meerenge getrennt. Die holländische Kolonie war für die Japaner wegen ihrer Nähe zur Nordküste Australiens und wegen ihrer Ölvorkommen von besonderer Bedeutung.
1942 mussten auch die holländischen Kolonialtruppen in Indonesien kapitulieren. In der ersten Zeit feierten viele in Indonesien die Landung der Japaner, weil sie die Holländer vertrieben hatten.
Überall packten die Leute ihre indonesischen Fahnen aus und heßten sie neben der japanischen Flagge. Peter Latuyamalu studierte Theologie in der indonesischen Hauptstadt Jakarta, als die Japaner landeten. Auch unser späterer Präsident Sukarno arbeitete als Freiwilliger für die Japaner.
Er war zwar schon damals für die Unabhängigkeit, forderte uns Studenten aber auf, die Japaner zu unterstützen. Nach einem Jahr änderte sich die Lage. Die Alliierten hatten die indonesischen Inseln mit einer Seeblockade von der Außenwelt abgeschottet und es herrschte unvorstellbare Armut.
Täglich fuhren Wagen durch die Stadt, die Leichen von Verhungerten aufsammelten. Und dann rekrutierten die Japaner auch in Indonesien zahlreiche Rumuscha, Zwangsarbeiter, um sie anderswo für ihre Kriegsmaschinerie einzusetzen.
Ich schätze, dass allein nach Singapur 20.000 Zwangsarbeiter aus dem indonesischen Java kamen. Als das Kriegsende nachte, gaben die Japaner ihnen einfach nichts mehr zu essen. Und so verhungerten die Indonesier hier zu Hunderten auf der Straße.
Aus Indonesien, Singapur und Malaya verschleppten die Japaner zehntausende Zwangsarbeiter in den Nordwesten Thailands. Dort begann Japan 1942 mit seinem größten Bauvorhaben. Einer 415 Kilometer langen Eisenbahnstrecke durch unwegsame tropische Berge von Thailand in das Nachbarland Burma.
Sie sollte japanische Truppentransporte bis auf den indischen Subkontinent erleichtern. Entlang der Eisenbahnstrecke gab es schon 55 Gefangenenlager für 64.000 Männer.
Aber das reichte längst noch nicht aus. Deshalb schafften die Japaner weitere Arbeiter heran, aus den von ihnen gerade eroberten Ländern, Burma, Malaya und Indonesien. Die kaiserliche Armee rekrutierte sie mit Gewalt.
Sammy zum Beispiel ist der einzige Überlebende aus einer Gruppe von 40 Indern, die von den Japanern in Singapur aufgegriffen wurden. Ich ging auf den Markt. Es war ein Freitag. Da tauchten zwei Japaner auf und fragten mich, was machst du hier? Ich antwortete ihnen, ich sei Student. Da sagten sie, du bist ein Student.
Du solltest besser nach Thailand gehen, um dort zu arbeiten, statt zu studieren. Und drängten. Manai, Manai, komm mit, komm mit. Ich sagte, ich könne nicht so einfach mitkommen. Meine Eltern würden dies nie zulassen. Aber sie bestanden darauf. Ich fing an zu weinen. Aber sie herrschten mich an. Hör auf damit. Und schleppten mich mit Gewalt zu einem Zug.
Er war voller Inder. Es waren sicher einige Tausend. Und die Japaner drohten uns allen, die Köpfe abzuschlagen, wenn wir nicht mitgeben. Ein Videofilm über den Bau der japanischen Eisenbahn. Zu sehen in einem kleinen Museum in Kanchanaburi im Nordwesten Thailands, wo 1942 die Kommandozentrale für den Bau der Thailand-Burmabahn war.
Von japanischen Wärtern in der Morgendämmerung mit Bayonetten in den Dschungel getrieben, mussten die Zwangsarbeiter Urwaldbäume fällen und zu Eisenbahnschwellen zersägen, Steine aus Felswänden brechen und zu Schotter zerkleinern, Schienen über steile Pfade herbeischleppen und mit schweren Hämmern festnageln.
Wer nicht schnell genug arbeitete, wurde ausgepeitscht und wer zu fliehen versuchte, hingerichtet. Rod Beatty ist der Forschungsdirektor des Eisenbahnmuseums. Ich habe dann viele Familienmitglieder getroffen, die hierhergekommen sind, um zu finden,
Ich betreue die Soldatenfriedhöfe in Thailand und habe dabei viele Familien kennengelernt, die vergeblich nach den Gräbern von Angehörigen suchten, die im Krieg in japanische Gefangenschaft geraten waren. Sie waren spurlos verschwunden und niemand wusste, was mit ihnen geschehen war.
Deshalb habe ich vor zehn Jahren begonnen, Nachforschungen über die Männer anzustellen, die beim Bau der Eisenbahn umgekommen sind. Im Laufe der Zeit bin ich sicher 2000 Kilometer zu Fuß an der Strecke entlang gelaufen und bin dabei auf Spuren von etwa 130 Arbeitslagern gestoßen. Nach meiner Schätzung kamen darin etwa 100.000 Männer um.
Dazu gehörten auch einige tausend alliierte Soldaten, die in japanische Kriegsgefangenschaft geraten waren. Aber 90 Prozent der Opfer waren asiatische Zwangsarbeiter. Allerdings wird das, was Asiaten unter den Japanern erdulden mussten, von vielen, die nicht in Asien leben und nicht aus Asien stammen, weitgehend ignoriert. Musik
Verglichen mit dem Rest von Südostasien gab es in den Philippinen im Zweiten Weltkrieg den höchsten Anteil an Opfern. Und nirgends sonst war die Zerstörung größer als hier. Die Zahl der Philippinos, die im Krieg ums Leben kamen, liegt nach offiziellen Angaben der Regierung bei etwa 1,1 Millionen. Das war ein extrem hoher Prozentsatz.
Einer von 16 Philippinen starb im Krieg. Ricardo Rosse ist Dozent für Geschichte an der Universität der Philippinen in der Hauptstadt Manila. Warum war das so? Partly because the Philippines was in a central position in Southeast Asia. It commanded the sea lanes and all that.
Ein Grund für die Sonderrolle der Philippinen war ihre zentrale Lage in Südostasien. Von hier aus ließen sich die Schifffahrtslinien kontrollieren, die für die Japaner wie für die US-Amerikaner unverzichtbar waren. Deshalb wurde unser Land gleich zweimal zum Schlachtfeld.
Zu Beginn und gegen Ende des Krieges. Die Philippinen standen vor dem Krieg unter US-amerikanischer Kolonialherrschaft. Aber die Amerikaner hatten 1935 versprochen, die Philippinos zehn Jahre später in die Unabhängigkeit zu entlassen.
Mitten in dieser Übergangsperiode erfolgte 1941 der japanische Angriff. Wir hatten bereits eine philippinische Übergangsregierung und auch eine eigene Armee.
Anders als in Indien, Burma, Malaysia und Indonesien schien unsere Unabhängigkeit zum Greifen nahe. Für die Philippinos war deshalb nach dem japanischen Überfall völlig klar, dass die Japaner keine Befreier, sondern Feinde waren. 80% der Bevölkerung unterstützten deshalb auf die eine oder andere Weise den Widerstand gegen die japanischen Besatzer. Eine Million Philippinos war auch bereit, in verschiedenen Guerilla-Bewegungen gegen die Japaner zu kämpfen.
Das Problem war nur, es gab nicht genug Waffen. Auf 20 Freiwillige, die zu den Partisanen gingen, kam nur ein Gewehr. Wir verfolgten die sozialen und politischen Entwicklungen rund um die Welt sehr genau und bezogen Zeitungen aus allen möglichen Ländern. Wir wussten um Hitlers betrügerischen Versuch,
seine nationalistischen Ziele mit sozialistischen Floskeln zu kaschieren. Dafür stand schon sein Buch »Mein Kampf«. Darum erschien es uns so verwunderlich, dass die Deutschen, deren politische Reife und wirtschaftliche Stärke wir bis dahin stets bewundert hatten,
von Hitler und seiner Herrenrassenideologie so fasziniert waren. Es war schließlich nachzulesen, welche aggressive Politik er verfolgte und das er ganz Europa unterwerfen wollte. Luis Taruc führte die größte und schlagkräftigste philippinische Guerilla, die Anti-Japanische Volksbefreiungsarmee, Hukbalahab, an.
Er hatte bereits 1936 als Generalsekretär der Sozialistischen Partei vor einem drohenden Zweiten Weltkrieg gewarnt. Wir sahen voraus, dass der Krieg auch die Philippinen erreichen würde. Schließlich hatten die Japaner 1939 bereits Korea und die Manchurei besetzt.
Formosa erobert und waren in China eingedrungen. Von dort war es nicht mehr weit bis zu den Philippinen. Und unser Land war schon deshalb ein Angriffsziel, weil die Amerikaner hier ihre größten Militärstützpunkte außerhalb der Vereinigten Staaten unterhielten. Sich auf die Seite der Kolonialherren aus den USA zu schlagen, war für die sozialistisch orientierte Guerilla keine leichte Entscheidung.
Wir waren gegen Narzissmus, Faschismus und den japanischen Militarismus, aber auch gegen den Imperialismus der Amerikaner.
Aber wir kamen zu dem Ergebnis, dass Letzterer das kleinere Übel darstellte. Wir hofften, dass selbst das kapitalistische Amerika nach dem Krieg demokratischer würde. So begannen wir schon 1939 mit dem Boykott japanischer Güter.
und organisierten in der Hauptstadt Manila und in den größten Provinzen der Hauptinsel Luzon Demonstrationen gegen Narzissmus, Faschismus und den japanischen Imperialismus. Und weil ich dabei einer der populärsten Redner war, forderten unsere Parteiführer mich auf, eine antijapanische Guerilla aufzubauen.
Die japanische Luftwaffe flog ihre ersten Angriffe auf die Philippinen am 8. Dezember 1941, sieben Stunden nach ihrer Attacke auf Pearl Harbor. Die Bomber zerstörten die Clark Air Base und fast alle dort stationierten Flugzeuge der US-Luftwaffe.
Die Zahl der Truppen in Bataan war ungefähr 80.000.
Von den 80.000 Soldaten, die in Bataan gegen die Japaner kämpften, waren mindestens 60.000 bis 70.000 Philippinos. Die wenigen Amerikaner hielten sich in den hinteren Reihen und wurden wesentlich besser verpflegt als die Philippinos.
die sich den Japanern entgegenwarfen, obwohl sie schlecht ausgerüstet waren. Jeder philippinische Soldat hatte gerade mal fünf Kugeln. Zum einen, weil die Amerikaner damals selbst nicht über genügend Gewehre verfügten, zum anderen aber, weil sie sich nicht trauten, die Philippinos zu bewaffnen.
Denn sie sagten sich, wenn wir ihnen Gewehre geben, was wird sie daran hindern, diese auf ihre Kolonialherren zu richten, auf uns? So mussten die Philippinos mit billigen, ausrangierten Gewehren aus dem Ersten Weltkrieg vorliegen.
Mehr konnte sich die philippinische Übergangsregierung nicht leisten. Den gut bewaffneten Japanern waren die Philippinos damit nicht gewachsen. Im Februar 1942 hatten die japanischen Truppen die Verteidiger der Halbinsel Bataan eingekesselt und von jeglichem Nachschub abgeschnitten.
Hunger und Malaria rafften Tausende dahin. Der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte, Douglas MacArthur, hatte sich mit den ihm verbliebenen Soldaten auf der kleinen, zur Festung ausgebauten Insel Corregidor in der Bucht von Manila verschanzt.
Im März 1942 floh er nach Australien. Auch wenn die Filipinos damals schon unter ihrer eigenen Flagge kämpften, so hatten sie doch geglaubt, dass die Amerikaner alles tun würden, um die Filipinen zu verteidigen. Und so war es ein großer Schock, als sich die US-Truppen geschlagen haben. Wir fühlten uns von den Amerikanern im Stich gelassen.
Als in Bataan und Corregidor noch gekämpft wurde,
trafen wir uns am 26. und 27. März 1942 mit 2000 Partisanen der Hukbalahab zu einem Kongress und bereiteten uns auf den bewaffneten Kampf vor, falls die Japaner die gesamten Philippinen erobern sollten. Als die amerikanisch-philippinischen Streitkräfte sich kurz danach den Japanern ergaben, versuchten wir in Bataan möglichst viele ihrer Waffen und Munition zu übernehmen.
Es gelang uns tatsächlich, 5.000 bis 7.000 Gewehre und Munition zu sichern. Denn zwei bis drei Tage lang waren die Japaner vor allem damit beschäftigt, ihren berüchtigten Todesmarsch zu organisieren. Der Todesmarsch war eine der großen Atrozien der Krieg. Und der Todesmarsch war etwas, was in Bataan stattfand, nachdem der Verabschiedung stattfand.
Der Todesmarsch war eines der größten Verbrechen des Krieges. Als sich unsere Truppen auf der Halbinsel Bataan ergaben, waren sie ausgehungert, krank und schwach.
Trotzdem zwangen die Japaner sie, 80 Kilometer weit zu Fuß bis in das Lager Kappas in der Provinz Tarlac zu laufen. Etwa 60.000 Kriegsgefangene traten den Marsch an, aber nur die Hälfte von ihnen, zwischen 25.000 und 30.000, sollte in dem Konzentrationslager ankommen. Von den restlichen 30.000 konnten einige fliehen, die anderen wurden ermordet. Deshalb sprechen wir von einem Todesmarsch.
Die Japaner haben unterwegs Gefangene massenhaft liquidiert. Sie ermordeten jeden, der strauchelte oder fiel. Sie gaben den Männern kaum etwas zu essen und nur sehr wenig Wasser. Und das im April 1942, im heißesten Monat des Jahres. Selbst in der größten Mittagshitze mussten die Gefangenen weitermarschieren. Irgendwann hatten sie so großen Durst,
dass sich manche in schmutzige Kanäle am Wegesrand stürzten. Sie wurden von den Japanern mit Bayonetten erstochen oder erschossen. Die Japaner stießen andere vor anrückende Panzer und ließen sie niederwalzen. Ein japanischer Offizier fuhr auf einem Panzer an der Kolonne vorbei und schlug den Gefangenen mit seinem Samuraischwert reihenweise die Köpfe ab.
Die wenigen regulären philippinischen Soldaten, die den Japanen entkommen konnten, hatte US-Kommandant MacArthur vor seinem Abzug aufgefordert, die Waffen niederzulegen und auf seine Rückkehr zu warten.
Nach dem Fall von Bakaan und Corregidor nahmen die Filipinos den Widerstand gegen die Japaner selbst in die Hand und kämpften für ihre Befehlung. Überall auf den Inseln und in allen Provinzen entstanden Guerilla-Truppen. Einige glaubten an die US-amerikanischen Versprechen und hofften auf MacAvers Rückkehr. Andere vertraten den Standpunkt,
Wir kämpfen für die Befreiung der Philippinen, ganz egal, ob die Amerikaner zurückkommen oder nicht. Tatsächlich wäre der Krieg ohne den Widerstand der Philippinos anders verlaufen. Denn als die amerikanischen Truppen zurückkehrten, hatten die philippinischen Guerillas bereits die meisten Orte befreit. In Zamboanga formierte sich eine Guerilla.
die aus Teilen der regulären Streitkräfte und Zivilisten bestand. Sie verfügte über 300 Leute. Wir zogen uns aufs Land zurück
Und den Japanern blieb nur die Stadt. Musa Ani stammt von Mindanao, der zweitgrößten der 7000 philippinischen Inseln. Noch mit 90 Jahren trägt er voller Stolz seine alte Uniformjacke und eine Militärmütze, die ihn als Veteran des Widerstandes ausweist.
Auch wenn wir kaum Waffen hatten und sie nur mit Buschmessern angreifen konnten, trauten sich die Japaner bald nicht mehr in die von uns kontrollierten Gebiete. Die Japaner landeten am 25. Dezember 1941 in Hulou um 8 Uhr morgens. Alle flohen in den Dschungel.
Um 10 Uhr forderten sie die Leute per Lautsprecher auf, zurück in die Stadt Hulu zu kommen und versprachen den Zivilisten, kein Haar zu krümmen. Sie plünderten die Geschäfte der chinesischen Kaufleute und verteilten daraus Weihnachtsgeschenke an diejenigen, die nach Hulu zurückkehrten. Haji Abundi Adjidji war Mitglied einer muslimischen Partisanenbewegung auf der südphilippinischen Insel Hulu. Dort lebt er auch heute noch, in einem Elendsviertel am Hafen.
Gleich neben einer kleinen Moschee. Insgesamt schlossen sich 3000 Mann unserer Widerstandsbewegung an. Sie stand unter dem Kommando eines philippinischen Oberst namens Suarez und operierte in der gesamten Sulusee. Auch ich meldete mich, obwohl ich erst 14 Jahre alt war. Ich gab mich als 18-Jähriger aus, um der Guerilla beitreten zu können. Alle Widerstandskämpfer waren Muslime.
Unsere Waffen kamen aus Australien und wurden mit U-Booten auf die Insel Taui-Taui gebracht. Am 15. April 1945 wurde ich bei Kämpfen gegen die stärkste japanische Garnison Batu Puti verbundet. Bis heute steckt eine Kugel in meinem Bein. Da waren die Amerikaner noch immer nicht nach Hulot zurückgekehrt, aber die Guerilla...
hatte bereits weite Teile der Insel befreit. Unsere Befreiungsarmee bestand aus 30.000 bewaffneten Kämpfern und 70.000 Reservisten, insgesamt also aus etwa 100.000 Mann.
Wir gingen nach der Devise vor, die japanische Armee ist unser Waffenlager. Wir greifen sie an, wann immer es möglich ist, Waffen und Munition von ihnen zu erbeuten. Die Volksbefreiungsarmee Hupala Hab operierte auf Luzon, der größten Insel der Philippinen mit der Hauptstadt Manila. Wir hatten Spione in den Städten, die uns über die Stärke der japanischen Truppen informierten, wann immer diese ausrückten. Waren sie zu viele, zogen wir uns zurück.
Denn die erste Regel unserer Guerilla war, nicht gegen den Feind kämpfen, wenn er stärker ist. War er jedoch nicht übermächtig, griffen wir aus dem Hinterhalt an. Und immer wenn die Feinde eine Rast einlegen wollten, störten wir ihre Ruhe. Und zogen sie sich zurück, setzten wir ihnen nach.
Als die amerikanischen Truppen nach drei Jahren auf die Philippinen zurückkehrten, hatten Partisanen schon fast das ganze Land befreit.
Die Japaner verfügten nur noch über zwei Rückzugsgebiete, die Clark Air Base und die Bergregion der Provinz Rizal. Die amerikanischen Truppen, die in unsere Provinz Pangasinan einrückten, saßen in ihren Jeeps, musizierten auf der Ukulele und verteilten Schokoladenriegel und Zigaretten an die Bevölkerung.
Sie brauchten dort nicht mehr zu kämpfen, denn das hatten wir bereits für sie erledigt. Zusammen mit chinesischen Widerstandskämpfern gingen wir auch beim Marsch auf Manila voran und befreiten dort 4000 amerikanische Zivilisten, die von den Japanern in der Universität Santo Tomas festgehalten wurden.
Als General MacArthur im Oktober 1944, zweieinhalb Jahre nach seinem Abzug, mit starken US-Verbänden in die Philippinen zurückkehrte, zog sich ein Teil der 500.000 japanischen Besatzungssoldaten in die Hauptstadt Manila zurück.
Auf ihrem Rückzug nahmen die japanischen Besatzer Rache an der philippinischen Zivilbevölkerung. Eines Nachts wurden wir plötzlich aus dem Schlaf gerissen. Ein Japaner brüllte, aufwachen, alle aufstehen, kommt sofort zum Baseballplatz. Wo?
Buena Fortuna Adilio lebt in Kanlubang, südlich von Manila, in einer von Zuckerplantagen geprägten ländlichen Gegend. Mein Mann und ich hielten uns fest umklammert und liefen zu dem Platz, auf dem bald alle Einwohner von Kanlubang versammelt waren. Um uns herum Japaner mit Maschinengewehren. Sie schrien und drohten, uns alle zu erschießen, denn wir seien Dorobo.
Nur die Fürsprache eines Japaners, der schon vor dem Krieg in dem Ort gelebt hatte, verhinderte das drohende Massaker.
Die Japaner zogen ab. Kurz darauf schreckten wir wieder aus dem Schlafhof. Ein Schuss hatte uns aufgeweckt. Mein Mann kletterte auf einen Guava-Baum, um zu sehen, was los war, und rief mir zu, lass alles stehen und liegen, wir müssen sofort verschwinden. Die Japaner sind wieder im Anmarsch.
Schon fielen weitere Schüsse und dann nahm das Schießen kein Ende mehr. Vor uns und hinter uns fielen Leute getroffen zu Boden. Wir versteckten uns eng aneinander gekauert in einem Kanalrohr und sahen, wie Japaner immer mehr Leute erschossen. Mein Mann hielt mir den Mund zu, damit ich nicht aufschrie und flehte mich an, mich zu beruhigen, sonst würden sie uns hören und uns auch erschießen.
Als die Amerikaner Manila angriffen, liefen die japanischen Soldaten amok.
und setzten alles daran, möglichst viele Menschen zu ermorden. Sie überschütteten Hütten mit Benzin und brannten sie mitsamt ihren Bewohnern nieder. Sie warfen Handgranaten unter die Leute. Sie befahlen Männern in Drei und Glied anzutreten und schlugen ihnen die Köpfe ab. Und sie vergewaltigten massenhaft Frauen. Sie wüteten hier wie in der chinesischen Stadt Nanking.
Den Anmarsch der Amerikaner aufzuhalten, besteckten sie den gesamten Norden Manilas in Brand und zogen sich selbst über den Fluss Passig in die südlichen Stadtteile zurück. Dort machten sie die Viertel Ermita und Malate dem Erdboden gleich und ließen die Gebäude der Universität in Flammen aufgehen.
Als die Amerikaner trotzdem den Fluss überquerten, begann ein Kampf von Haus zu Haus. Um die Schlacht abzukürzen, bombten die amerikanischen Truppen mit ihrer schweren Artillerie den Rest von Manila in Grund und Boden. Die Amerikaner zerstörten die Altstadt Intramuros, das Regierungsviertel, das Rathaus und die Post. Es war fast so, als hätten sich die Amerikaner von der Vernichtungswut der Japaner anstecken lassen.
Denn sie schossen eine Granatsalve nach der anderen ab. Natürlich waren die Philippinos darüber sehr verbittert. Sie fühlten sich von den Amerikanern erneut verraten. Denn in Manila kamen 100.000 Zivilisten ums Leben. Militärleute waren nicht in den Scharen.
Militärisch war dieses Vorgehen nicht notwendig, denn die Japaner kämpften nicht mehr. Sie mordeten zwar und sie vergewaltigten, aber man hätte den bedauernswerten Menschen in Manila eher das Leben retten können,
wenn man die Japaner mit Bodentruppen aus der Stadt getrieben hätte, statt sie zu bombardieren. Wir hatten den Amerikanern den Weg nach Manila freigemacht. Mit ihren Bomben zerstörten sie weite Teile der Stadt und töteten zahllose Filipinos. Dabei hatten sich Japaner, die wir in Manila eingekesselt,
und mithilfe amerikanischer Hubschrauber und über Lautsprecher zur Aufgabe aufgefordert hatten, nach einigen Scharmützeln tatsächlich ergeben. Die Meinung der philippinischen Widerstandskämpfer und insbesondere die von sozialistischen Partisanen wie Luis Taruc und Remedios Gomez Paraisa
war nach dem Einmarsch der Amerikaner nicht mehr gefragt. Als sie uns befahlen, die Waffen abzugeben, waren unsere Anführer sehr verärgert. Sie lehnten es ab, sich von US-Soldaten zurück in ihre Heimatprovinz Bulacan transportieren zu lassen. Sie gingen zu Fuß.
Dort angekommen, wurden sie festgenommen und viele von ihnen liquidiert. Etwa 200 Mitstreiter der Hubbalahab, darunter auch Frauen, die für die Befreiung Manilas gekämpft hatten. Es war im März 1945. Wir trafen uns in San Fernando, in der Provinz Pampanga.
um Berichte über den Stand des Krieges in den verschiedenen Landesteilen auszutauschen. Da tauchten plötzlich die Amerikaner auf, sperrten uns alle ins örtliche Gefängnis und drohten uns hinzurichten, weil wir anti-amerikanisch seien.
Schließlich verfrachteten sie uns auf ein Schiff, mit dem ansonsten Kühe und Schweine transportiert wurden und verschleppten uns in die Strafkolonie Ivaik auf der abgelegenen Insel Palawan. Bis 1968 verbrachte Luis Taruc insgesamt 16 Jahre und 7 Monate im Gefängnis. Als der Krieg 1945 zu Ende ging, hatten wir noch Hoffnung, dass die USA uns 1946 nicht nur
wie versprochen, die Unabhängigkeit zugestehen würden, sondern dass wir uns endgültig von US-amerikanischer Bevormundung befreien könnten. Aber dem war nicht so.
Wir mussten weiterhin ihre Militärstützpunkte in unserem Land dulden. Wir durften unsere Exportprodukte nur an amerikanische Firmen verkaufen, die natürlich die Preise bestimmten. Und während wir stets eine Landreform gefordert hatten, schützten und hätschelten sie die philippinischen Großgrundbesitzer. Wir hofften, dass die reale, genuene Freiheit
Wir hatten dauerhaften Frieden, wahre Demokratie und Gerechtigkeit erhofft. Aber nachdem wir so lange für die Befreiung unseres Landes gekämpft hatten, dauerte es nur wenige Monate, bis wir erkannten, dass sich unsere Hoffnungen nicht erfüllten.
Deshalb kehrten wir in die Berge zurück, um weiterzukämpfen. Erst 1990, unter der Präsidentin Corazon Aquino, erkannte die philippinische Regierung auch die Hukbalahap als Widerstandsbewegung an und bewilligte ihren Mitgliedern eine Rente. Wir bekommen Rente.
Wir bekommen 4.000 Pesos im Monat. 4.000 philippinische Pesos bekommt Remedios Gomez Paraisa. Das sind umgerechnet etwa 60 Euro. Zwei Euro pro Tag für vier Jahre Kriegsdienst. Mehr erhielten die Kolonialsoldaten, die im Zweiten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten gekämpft haben, auch in anderen asiatischen Ländern in der Regel nicht. Und Entschädigungen von den Japanern gab es schon gar nicht.
Nicht für die Angehörigen der Millionen Kriegsopfer in den überfallenen Ländern, nicht für die Millionen Zwangsarbeiter und nicht für die 200.000 Zwangsprostituierten der japanischen Armee. Ein Mittwoch vor der japanischen Botschaft in Seoul, der Hauptstadt Südkoreas. Ein paar Dutzend Frauen demonstrieren vor dem streng bewachten Eingangsturm mit der japanischen Flagge. Die meisten sind schon über 80 Jahre alt.
Und manche haben sich Klappstühle mitgebracht. Sie halten ihre Transparente im Sitzen. Strafen für die Verantwortlichen. Entschädigungen für die Opfer. Japan, bekenne deine Schuld. Korrigiere deine Geschichtsbücher. Wir fordern ein Mahnmal für die geschundenen Frauen. Schon seit zwölf Jahren demonstrieren diese Frauen jeden Mittwoch in Seoul.
Im Februar 2004 trafen sie sich zum 600. Mal.
Wang Kum-Chu war fast jedes Mal dabei. Mir geht es nicht ums Geld. Meine verlorene Jugend lässt sich nicht wiedergutmachen. Aber ich werde hier bei Wind und Wetter so lange demonstrieren, bis sich die Japaner bei mir entschuldigt haben. Solange ich lebe, warte ich auf ein Schuldeingeständnis aus Tokio.
Als Nordkoreaner vor einigen Jahren einige Japaner entführten und fünf von ihnen umkamen, machten die japanischen Behörden ein Mordsgeschrei,
und verlangten Entschädigungen von Nordkorea für die Opfer. Dieselben japanischen Regierungsstellen wollen von den zehntausenden jungen und unverheirateten Mädchen, die ihre Soldaten im Krieg missbraucht haben, nichts wissen und nichts hören. Sie warten einfach darauf, dass Frauen wie ich sterben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einige japanische Militärs für ihre Kriegsverbrechen verurteilt, wenige auch zum Tode.
Aber eine Aufarbeitung der Geschichte, so der chinesische Historiker Tim Ku aus Hongkong, habe es in Japan nicht gegeben. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sich die Japaner irgendwann auch nur entschuldigt hätten.
Sie haben bei verschiedenen Gelegenheiten allenfalls mal ein paar unverbindliche Worte des Bedauerns fallen lassen. Bis heute pfügeln der Premierminister und sein Kabinett regelmäßig zum Yasukuni-Schrei, um der gefallenen Japaner zu bedenken.
Für die Menschen in Südostasien ist dies ein Affront. Ich glaube nicht, dass die Japaner wirklich bedauern, was sie getan haben. Wenn man sie mit den japanischen Kriegsverbrechen konfrontiert, reagieren sie geschockt. Sie wissen nichts davon. So auch der Chefredakteur einer großen japanischen Zeitung hier in Hongkong.
Als ich ihn einmal auf den Zweiten Weltkrieg im Pazifik ansprach, fragte er mich, wann war das? Wenn schon ein Journalist, der hier in Hongkong als Bürochef fungiert, dermaßen ignorant ist, was ist dann wohl vom Rest der Japaner zu erwarten?
Ohne uns hätten die Alliierten den Krieg nie gewonnen. Asien im Zweiten Weltkrieg. Ein Feature von Karl Rössel und Rainer Werning.
Die Leute freuten sich sehr, als vor der Küste unserer Insel plötzlich ein Schiff auftauchte. Wir hatten kein Zucker mehr und kein Reis.
Es war schon lange keinerlei Nachschub mehr in Nauru angekommen. Deshalb strömten alle zum Ufer, um den unbekannten Frachter zu sehen. Dezember 1940. Alfie Dick war sechs Jahre alt, als das fremde Schiff Nauru anlief, eine kleine Insel inmitten des Pazifischen Ozeans.
Am Bug des Frachters leuchtete weithin sichtbar der japanische Name Manjumaru. Am Mast wehte die Flagge der japanischen Handelsflotte. Doch plötzlich nahm das Schiff die Verladestation und die Öltanks im Hafen unter Beschuss. Statt die Ankunft des Frachters zu feiern, flohen wir alle in den Wald, um uns zu verstecken.
Wie sich herausstellte, war es ein deutsches Kriegsschiff. In Wirklichkeit hieß das Schiff Komet und es gehörte zur deutschen Kriegsmarine im Pazifik. Zu dieser Zeit war die Insel Nauru eine australische Kolonie und der deutsche Angriff zielte auf die Phosphatmine, die Australier und Briten dort gemeinsam betrieben. Die Deutschen stießen auf keinerlei Gegenwehr. Sie legten die Förderanlagen in der Nähe des Hafens in Schutt und Asche und gaben sich dann auch zu erkennen.
Als sie ihre Hakenkreuzfahnen an Bord hissten, konnte jeder im Hafen sehen, Nazi-Deutschland hatte an diesem 27. Dezember 1940 den Zweiten Weltkrieg auch in Ozeanien eröffnet. Ein Jahr vor dem japanischen Überfall auf den US-Stützpunkt Pearl Harbor in Hawaii. Wenn ihr das nächste Mal kämpft, dann bitte nicht bei uns.
Ozeanien im Zweiten Weltkrieg.
Ein Feature von Karl Rössel. Wir unterbrechen dieses Programm für eine wichtige Sondermeldung. Wie US-Präsident Roosevelt soeben mitgeteilt hat, haben die Japaner Pearl Harbor angegriffen. Der Angriff richtete sich gegen alle Einrichtungen der Marine und des Militärs auf Ohio, der Hauptinsel Hawaii. Gestern, Dezember 17,
Der 7. Dezember 1941 wird als Tag der Schande in die Geschichte eingehen. Ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, dass viele Amerikaner bei dem grundlosen und feigen Angriff Japans auf Hawaii ihr Leben ließen. Ich bitte den Kongress deshalb, dem japanischen Reich den Krieg zu erklären.
Der 7. Dezember 1941 war ein Sonntag. Aber ich war trotzdem morgens in der Schule, weil wir nachmittags an einer Parade teilnehmen sollten. Es war eine Kamehameha-Schule, eine dieser Lehranstalten für einheimische Jungen, in denen weiße Lehrer sich darum bemühten, kleine Amerikaner aus uns zu machen. Zum Unterricht gehörten auch militärische Übungen.
An diesem Sonntag polierten wir gerade unsere Schuhe und unsere Blasinstrumente für einen Aufmarsch, als aus der Gegend von Honolulu plötzlich Rauch aufstieg. Unsere Schule lag oben auf einem Hügel und wir sahen Flugzeuge über der Stadt. Doch wir haben geglaubt, es sei ein Manöver.
Erst aus dem Radio erfuhren wir, dass japanische Flugzeuge die US-Flotte im Hafen von Honolulu angegriffen und auch die Stadt bombardiert hatten. Kekoni Blaisdell ist Professor für Medizin in Honolulu und ein Kanakamaoli, wie er stolz betont, einer der traditionellen polynesischen Bewohner Hawais.
Als einer ihrer politischen Sprecher Ficht Kekuni bläste noch im Alter von fast 80 Jahren unermüdlich für die Unabhängigkeit seines Landes, in dem noch bis Ende des 19. Jahrhunderts die polynesische Königin Niljokalani regierte. Doch dann hatten sich US-amerikanische Plantagenbesitzer auf Hawaii gewaltsam an die Macht geputscht und die Inselgruppe, gegen den Willen ihrer Bewohner, zum 50. Bundesstaat der Vereinigten Staaten gemacht.
Und dann gab es die Marschall-Law.
Unmittelbar nach dem japanischen Angriff wurde das Kriegsrecht auf unseren Inseln ausgerufen. US-Militärs übernahmen die Macht. Nachts wurde die Stromversorgung abgestellt, die Fenster mussten verdunkelt werden. Lebensmittel und Benzin wurden rationiert, niemand durfte seine Arbeitsstelle mehr wechseln und es gab eine Ausgangssperre.
Nach 8 Uhr abends durfte sich niemand mehr auf die Straße wagen. Die USA nutzten den Ausnahmezustand während des Krieges, um ein Viertel unserer Inseln für Militäranlagen zu beschlagnahmen. Sie holzten unsere Kokospalmen ab und zerstörten unsere Taro-Felder. Taro ist für uns eine heilige Pflanze und die Grundlage unserer Ernährung.
Die USA versprachen zwar, uns das Land nach dem Krieg wieder zurückzugeben, aber sie haben dieses Versprechen nicht eingelöst. Bis heute nutzen sie unser Land für ihre militärischen und kommerziellen Zwecke.
Der Zweite Weltkrieg drängte die traditionelle Bevölkerung weiter an den Rand der Inselgesellschaft. Heute stellen die Polynesier nur noch ein Fünftel der Gesamtbevölkerung Hawais. Eine Minderheit im eigenen Land. Seine Strände unter Palmen sind ein beliebtes Urlaubsziel von Millionen US-amerikanischer Touristen. Die Hauptstadt Honolulu wirkt mit ihren Bettenburgen und Hochhäusern wie Manhattan am Strand.
Pearl Harbor, der Hafen der Stadt, ist heute ein weitläufiges Kriegsmuseum. Zwischen Flugzeugwracks und Kanonenbooten, Panzern und Torpedos erinnern Gedenktafeln, historische Fotos und Filme an das Schicksal der 2400 US-Soldaten, die bei dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor ihr Leben ließen.
Die Hauptattraktion des Freilichtmuseums liegt inmitten der Hafenbucht. Ein mächtiges, langgestrecktes, weißes Gebäude aus Stahlbeton mit geschwungenem Dach, das wie ein riesiges Schiff über dem Wasser zu schweben scheint. Ein Shuttleboot setzt dort jede Viertelstunde neue Besucher ab.
Meine Damen und Herren, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit. Im Namen der Verwaltung dieses Nationalparks und der Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg
Bitten wir sie zu beachten, dass die Gedenkstätte für die USS Arizona nicht in erster Linie eine Touristenattraktion darstellt, sondern ein nationales Grab. Sie betreten einen Friedhof und deshalb bitten wir darum, während ihres Besuchs Ruhe zu bewahren und nur im Flüsterton miteinander zu reden. Die Gedenkhalle ist von Sonnenlicht durchflutet. Durch große Öffnungen in Dach und Wänden fällt das Licht auf den gläsernen Boden.
Er gibt den Blick frei bis auf den Meeresgrund. Dort liegt deutlich erkennbar das Wrack eines gigantischen Schlachtschiffs, der USS Arizona. Von japanischen Bomben getroffen, versank sie am 7. Dezember 1941 genau an dieser Stelle und riss 1177 Marine-Soldaten in den Tod. Ihre Namen sind an der Kopfseite der Gedenkhalle in Marmor eingraviert. Viele Besucher legen Blumengestecke davor nieder. Meine Damen und Herren Amerikaner,
Und bei Gottesdiensten und Gedenkveranstaltungen im Nationalpark Paul Haber wird der eigenen Opfer des Zweiten Weltkrieges im Pazifik regelmäßig gedacht. Mein Vaters Vater war Feuerwehrleiter. Sein Name ist John Aleva Chichichikasa Gilman.
Mein Großvater mütterlicherseits, John Oliver Chichikosa Gilman, war Feuerwehrmann. Während des Angriffs der Japaner auf Pearl Harbor rückte seine Einheit aus, um die Feuer zu löschen. Unglücklicherweise kam er unter Artilleriebeschuss und wurde schwer verletzt. Eine Kugel traf ihn an der Wirbelsäule.
Er blieb bis an sein Lebensende einseitig gelähmt. Napua Kekulani Raymond lebt in Honolulu und ist Vertreterin einer polynesischen Frauenorganisation. Der Name ihres Großvaters steht auf keiner Gedenktafel in Pearl Harbor. Er sprach wie ein Mensch.
Ich bin an seiner Seite aufgewachsen und wusste von meiner Mutter, dass er vor dem Krieg ein begeisterter Wanderer und Musiker war. Aber ich habe ihn nie singen hören. Wenn er es versuchte, kam nur noch ein Röcheln aus seiner Kehle. Seine Kriegsverletzung hatte ihn völlig traumatisiert. Oft schrie er nachts im Schlaf, weil ihm angreifende Flugzeuge im Traum erschienen.
Früher schien mir das fast schon normal, doch im Rückblick erfüllt mich diese Erinnerung mit Bitterkeit. Denn heute weiß ich, dass wir dies nur erleiden mussten, weil die Vereinigten Staaten uns dazu zwangen, unsere traditionelle Lebensweise in Hawaii aufzugeben.
Und wir sollen auch noch dankbar dafür sein, dass uns eine so große und mächtige Nation unterworfen hat. Dabei hat dies uns allen und auch mir persönlich, meiner Familie und meinem Großvater viel Leid eingebracht. Wir sind alle in der Lage, uns als Menschen zu verabschieden. Und besonders in meinem Fall mit meinem Großvater und meiner Beziehung. Wir sind alle in der Lage, uns als Menschen zu verabschieden.
Zeitgleich mit ihrem Überfall auf Pearl Harbor griff die kaiserliche japanische Armee nicht nur Nauru an, sondern eroberte auch die Insel Guam, den einzigen US-Militärstützpunkt im Nordpazifik. Den Rest Mikronesiens, ehemals eine deutsche Kolonie, kontrollierte Japan bereits seit dem Ersten Weltkrieg. Auf vielen der kleinen Inseln hatten die Japaner seitdem Militärstützpunkte errichtet. Von dort wollten sie nun das übrige Ozeanien erobern.
Die gesamte Pazifikregion, ein Drittel der Erdoberfläche, wurde damit zum Kriegsgebiet. Und die kleine Insel Nauru zur Zwischenstation und Nachschubbasis der japanischen Truppen bei ihrem Vormarsch in den Südpazifik.
Wir mussten sogar nachts durcharbeiten und haben dabei vor lauter Angst immer unser Bestes gegeben. James N. Jemir, Pastor von Nauru. Wie die meisten der 2000 Inselbewohner musste auch er für die Japaner Zwangsarbeit leisten. Sie haben Leute geprügelt und ich habe selbst gesehen, wie sie einen Mann geköpft haben, mutig.
nur weil er etwas zu essen gestohlen hatte. Wie sollten wir mit dem bisschen auskommen, das sie uns gaben? Eine oder zwei Schalen Reis am Tag reichten nicht einmal für mich, geschweige denn für meine Frau, meine Kinder, meine Schwester und ihren Mann, die auch davon leben mussten.
Die kaiserlichen Streitkräfte stürmten in einem Triumphzug nach Süden. Jetzt wehen unsere Fahnen bereits über dem Bismarck-Archipel.
2500 Meilen von der Heimat entfernt erweisen unsere tapferen Soldaten ihrem Kaiser ihren Salut. Sie sind fest entschlossen zu kämpfen bis zum Sieg. Schon im Februar 1942 hatten die Japaner die Inseln des Bismarck-Archipels und Neuginea erreicht, ehemals deutsche Kolonien in der Südsee, die inzwischen unter australischer Kontrolle standen.
Allerdings vermochten die schwachen australischen Truppen vor Ort, dem japanischen Ansturm nicht standzuhalten. Und so machten die japanischen Streitkräfte aus Rabaul, dem Sitz der australischen Kolonialverwaltung in Neuginia, ihr Hauptquartier im Südpazifik. Sie verlegten 100.000 Soldaten dorthin, die damit nur noch wenige hundert Kilometer nördlich von Australien standen. Der Bomben von Darwin, der erste Angriff auf australisches Land.
Die Bombardierung von Darwin war der erste Angriff auf australischem Boden. Im ersten Morgenlicht griffen 81 japanische Jagdbomber von einem Flugzeugträger aus an, gefolgt von 54 Maschinen, die von der Insel Celebes gestartet waren. Als die Nacht hereinbrach, lagen drei amerikanische Zerstörer und zwei Transportschiffe, ein britischer Tanker und vier australische Schiffe auf dem Grund des Hafens von Darwin. Der Krieg fand an unserer nördlichen Haustüre statt.
Nach der Bombardierung der Stadt Darwin setzten die Alliierten alles daran, den Vormarsch der japanischen Truppen zu stoppen, bevor sie an der australischen Nordküste landen konnten. Die abgelegenen südpazifischen Inseln wurden zum Schlachtfeld. Wir haben so viele von ihnen gesehen, die hierher kommen.
Wir sahen, wie all diese vielen Soldaten bei uns einmarschierten. Eine Million Amerikaner, 300.000 Japaner, eine halbe Million Australier. Auf jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in unserem Land kam plötzlich ein fremder Soldat. John Waiku, Historiker aus Neuguinea, in einem Dokumentarfilm über den Krieg in seinem Land.
Dort trennten Mitte 1942 nur noch die hohen Berge im Innern der Insel, die Japaner im Norden von den Alliierten in der Südprovinz Papua. Und über diese Gebirgskette, die Owen Stanley Range, führte nur ein einziger Pass, der Kokoda Trail.
Beide Kriegsparteien versuchten mit allen Mitteln diesen Pfad einzunehmen. Der Bauer Ivondo arbeitete auf dem Feld, als die Japaner landeten. Amerikaner und Japaner kämpften erst woanders, dann kamen sie hierher zu uns. Und es kamen und kamen immer mehr. Die Japaner waren die Ersten.
Nicht nur der Ort Wehweck war bald voller Japaner, sondern die ganze Gegend. Wir flohen in den Busch, hausten in Verschlägen und versteckten uns in Bäumen. Einige unserer Alten überlebten das nicht. Später zwangen uns die Japaner für sie zu arbeiten. Wir mussten unter Nähe der katholischen Missionsstation eine Flugpiste bauen. Dann kamen die Amerikaner und warfen Bomben auf uns ab.
John Kapeles musste mit ansehen, wie die japanische Militärpolizei gegen seine Nachbarn vorging. Wir waren dabei, als zwölf Männer festgenommen wurden.
Nur weil sie ohne Erlaubnis das Dorf verlassen und an den Strand gegangen waren. Die Japaner banden ihnen die Hände auf dem Rücken zusammen und hängten sie daran auf, sodass nur noch ihre Zehenspitzen den Boden berührten. Später mussten sie ihre eigenen Gräber schaufeln. Wir haben es selbst gesehen. Dann legten die Japaner ihnen rote Augenbinden an, ein Offizier zählte eins, zwei, drei,
Schon waren die Männer durch einen Schwerthieb in den Nacken geköpft. Tausende Bewohner Papuas und Neugineas kamen im Zweiten Weltkrieg ums Leben. Ihre Opfer hat niemand gezählt. Bekannt ist nur, dass beide Kriegsparteien Inselbewohner als Hilfsarbeiter rekrutierten. Die Japaner 50.000 Männer und Frauen und die Alliierten weitere 50.000.
Die Insulaner dienten als ortskundige Führer und Kundschafter, Küstenwächter und Soldaten, Krankenpfleger und Lastenträger. Sie schleppten Gewehre und Geschütze, Zelte und Munition, Medizin und Verpflegung hoch hinauf ins Gebirge auf dem hart umkämpften Kokoda Trail. Und beim Abstieg balancierten sie Verwundete auf einfachen Pritschen über steile Pfade hinunter ins Tal. Ich sah, wie die Nadis nach dem Wind nachschaut und mich fixiert haben.
Mein Kumpel Vic war so beeindruckt davon, wie die Eingeborenen sich um die Verwundeten kümmerten, dass er eines Tages zu mir sagte, nach diesem Krieg wird es im Himmel wohl eine Menge schwarzer Engel mit grausen Haaren geben.
Am nächsten Morgen schrieb ich mein Gedicht Fuzzy Wuzzy Angels. Der Australier Bert Barris war Frontsoldat. Manche Mutter in Australien schickt, wenn des Tages Last vorbei...
Rasch ein Stoßgebet zum Himmel, dass ihr Sohn am Leben sei. Dass ein Engel ihn begleite, bis auf den Nachhauseweg. Das Gebet wurde erhört auf dem Owen Stanley Track. Still und sicher klettern sie bergan auf schrecklich steilen Wegen. Und wer in ihre Augen sieht, denkt, Christus ist wohl schwarz gewesen.
Mögen so Australiens Mütter bringen sie Gebete dar, gedenken auch der fremden Engel mit dem dunklen Krausenhaar.
Während des Zweiten Weltkrieges hatten die Fuzzy Wuzzy Angels aus Papua und Neuguinea in Australien einen legendären Ruf. Frauenzeitschriften widmeten ihnen ganze Titelseiten, Künstler verewigten ihre Heldentaten in Gemälden und Schlagerstars besangen sie im Radio. Musik
Nach dem Krieg haben sie nichts mehr für uns Arbeiter getan. Sie haben einfach vergessen, dass wir ihre Bomben auf der einen Schulter und ihre Verwundeten auf der anderen geschleppt haben.
Wir hatten keine Angst vor den Japanern und arbeiteten hart, trotz aller Gefahren. Sie haben versprochen, uns dafür zu entlohnen, aber ich frage mich, was daraus geworden ist. Asina Papau ist wie auch Ovivi Arau einer der Veteranen, die bei einer Dorfversammlung in Neuginea bittere Vorwürfe erheben.
Im Krieg ging es uns so dreckig, dass wir in unserer eigenen Scheiße schlafen mussten. Und genauso hat uns Australien auch behandelt. Wie Scheiße. Ich musste auf Leichenbergen von gefallenen Japanern übernachten und Wasser trinken, indem ihr faulendes Fleisch schwamm. Aber dafür, dass wir das alles ertragen haben, haben wir gar nichts bekommen. Nichts von den Alliierten und nichts von den Japanern.
Yusaku Goto, im Zweiten Weltkrieg Mitglied des japanischen Oberkommandos in Neuguinea. Für was und mit welcher Begründung sollte Japan Entschädigungen zahlen? Wenn Leute in Neuguinea Entschädigungen fordern, möchte ich wissen wofür. Wir haben sie schließlich nur verteidigt.
Ich glaube nicht, dass wir ihnen irgendwelche Probleme bereitet haben. Wir haben ihr Land doch nur als Schlachtfeld benutzt. Frauen von den Salomoninseln erinnern mit ihrem Gesang an drei Männer aus dem Dorf Kilukaha, die in den Krieg ziehen mussten.
Mit der Einnahme von Guadalcanal, der Hauptinsel der Salomonen, durch japanische Truppen, verlagerte sich der Frontverlauf im Südpazifik im Mai 1942 von Neuginea weiter nach Südosten, auf die abgelegenen Salomoninseln.
Dort begannen die Japaner unmittelbar nach ihrer Landung mit dem Bau einer Flugpiste. Sie sollte ihnen Luftangriffe auf Städte wie Brisbane und Sydney an der australischen Ostküste ermöglichen. Die Japaner drangen in die Dörfer an der Nordküste von Guadalcanal ein, trieben die Leute wie Vieh zusammen und zwangen sie zur Arbeit. Wer sich weigerte, wurde erschossen.
Vor allem junge Männer wurden zu Bauarbeiten an der Flugpiste gezwungen. Sie wurden nicht bezahlt, sondern erhielten allenfalls etwas zu essen. Dennis Angi hat die Geschichte des Krieges in seinem Land studiert. Um ein wenig Geld zu verdienen, bietet er in Hunyara, der Hauptstadt der Salomonen, World War II-Tours an. Rundfahrten zu Schauplätzen des Zweiten Weltkrieges.
Seine Führung beginnt im Hafen der Stadt. Wenn man hier rechts von uns über die Meeresbucht hinausschaut, sieht man dort drüben die Florida-Insel.
Und da liegt auch Tulagi. Dort war früher der Sitz der britischen Kolonialverwaltung, unsere alte Hauptstadt. Als die Japaner anrückten, wurde sie schwer bombardiert und die meisten Häuser waren danach zerstört.
Deshalb wurde hier auf Guadalcanal nach dem Krieg eine neue Hauptstadt gebaut. Denn hier hatten die Militärs bereits eine entsprechende Infrastruktur hinterlassen. Straßen, Werften und natürlich den Flughafen. Selbst der Name der Bucht von Hunyara erinnert an den Krieg. Wir sind eigentlich im Norden.
Wenn wir Richtung Norden blicken, sehen wir mehrere Inseln. Die Meerenge zwischen der Stadt und diesen Inseln heißt Iron Bottom Sound, Sund mit eisernem Boden.
Sie erhielt diesen Namen wegen der vielen versenkten Kriegsschiffe, die hier auf dem Meeresboden liegen. Die Kämpfe auf Guadalcanal dauerten monatelang an und spielten sich vor allem rund um die japanische Flugpiste ab.
Einheimische Kundschafter informierten die Alliierten per Funk über den Stand der Bauarbeiten. Die Amerikaner stellten auf den Fidschi-Inseln ein Einsatzkommando auf und landeten am 7. August 1942 hier auf den Salomonen. Am 8. August...
hatten sie die Flugpiste bereits unter Kontrolle. Dann bauten sie die Landebahn für ihre eigenen Zwecke fertig. Auch die Alliierten rekrutierten auf den Salomonen einheimische Helfer. Ihr sog. Leberkorps umfasste 3.700 Mann. Und mit der Solomon Islands Defense Force hoben sie zudem eine bewaffnete Einheit von 800 einheimischen Soldaten aus.
Sie verfügten über genaue Ortskenntnisse und zeichneten sich besonders im Dschungelkampf aus. Hier stehen wir vor der Statue von Jakob Wusser.
Woosa hatte als Polizist für die britische Protektoratsverwaltung gearbeitet und sich bereits in seinem Heimatdorf zur Ruhe gesetzt. Doch als der Krieg begann, meldete er sich sofort freiwillig zur Küstenwache, die unter dem Kommando britischer Offiziere stand. Die Küstenwächter schlichen sich hinter die feindlichen Linien und spionierten die japanischen Stellungen aus.
Bei einer solchen Patrouille wurde Wusser von den Japanern gefangen genommen und fast zu Tode gefoltert. Das war im Oktober 1942. Aber Wusser konnte fliehen und sich schwer verletzt bis zu den amerikanischen Stellungen durchschlagen. Bevor er zusammenbrach, lieferte er noch wertvolle Informationen über die japanischen Verstecke. Und so gelang es den Alliierten, 800 Japaner auszuschalten.
Für seine heroischen Kriegseinsätze, so ist auf einer Tafel zu lesen, wurde Jakob Wusser von den US-Streitkräften mit einem hohen Orden ausgezeichnet und von der britischen Königin zum Ritter geschlagen. Derselbe Jakob Wusser landete jedoch unmittelbar nach dem Krieg im Gefängnis, weil er gegen die Rückkehr der britischen Kolonialherren und für die Unabhängigkeit der Salomonen eingetreten war.
so wie viele andere Kriegsveteranen des Archipels. Davon erfährt man an seinem Denkmal allerdings nichts. Als Jakob Wusser 1984 starb, war er ein Nationalheld, bekam ein Staatsbegräbnis mit 3000 Ehrengästen. Dass er als Kämpfer für die Unabhängigkeit im Gefängnis war, wurde auch hier mit keinem Wort erwähnt. Ein anderer Veteran von den Salomonen, der im Zweiten Weltkrieg zu kurzzeitiger Berühmtheit gelangte, ist Byoko Gaza.
Er lebt 1000 Kilometer nördlich der Hauptstadt Hunyara in der abgeschiedenen Insellandschaft der Wunawuna-Lagune. Schon 1943 war er hier im Kriegseinsatz, als sich die Japaner von der Insel Guadalcanal in diese Region zurückziehen mussten.
Nach einem Flug mit einer alten Propellermaschine bis in das Provinzstädtchen Giso muss man noch stundenlang mit einem Boot fahren, um Bioko Gaza auf einer von hunderten winzigen Urwaldinseln zu finden, die wie Pilze aus dem türkisgrünen Wasser der Bonawona-Lagune ragen.
Menschen und Häuser sind in dem Insellabyrinth nirgendwo zu sehen. Doch der Bootsführer steuert schließlich auf ein Inselchen zu, an dessen Ufer ein kleiner Landesteg aus aufgeschütteten Korallen auszumachen ist. Vom Ufer führt ein Trampelpfad durch dichtes Gebüsch unter Kokospalmen zu einer Lichtung. Hier stehen drei einfache Holzhütten mit Dächern und Wänden aus geflochtenen Blättern. Dazwischen laufen Kinder und Hühner herum.
Eine Frau kommt, die unerwarteten Besucher zu begrüßen, und deutet auf die mittlere der drei Hütten. Davor sitzt ein alter Mann mit nacktem, dunkelbraunem Oberkörper und buschigem, grau-weißem Haar, einen bunten Sarong um die Hüften geschlungen, Byoku Gaza. Auch wenn ihn schon jahrelang niemand mehr besucht hat, ist er doch nicht überrascht, dass die Fremden mit ihm über seine Kriegserlebnisse reden wollen, denn früher hat er oft davon erzählt.
Er weiß, dass er mit seinem Einsatz Geschichte geschrieben hat. Die Japaner tauchten als erste hier in der Gegend auf. Alle rannten damals davon, flohen in alle Himmelsrichtungen. Ich ging nach Gisow, um mich als Scout zu melden, als Kundschafter.
Zusammen mit meinem Freund Eroni Kumani war ich nach einer Patrouille auf dem Rückweg nach Gizo, als wir ein Boot entdeckten, das auf dem Riff am Eingang der Lagune zerschellt war.
Wir paddelten auf die nächstgelegene Insel zu und wollten dort gerade an Land gehen, als plötzlich ein Mann unter den Bäumen hervor an den Strand trat. Er rief uns zu, hey, hey, komm, komm. Aber wir stießen uns rasch wieder vom Ufer ab, denn wir dachten, er sei Japaner. Da rief er, hey, wenn ihr Scouts seid, kennt ihr bestimmt John Kari. John Kari kam aus meinem Dorf und war auch Küstenwächter.
So wussten wir, dass wir Freunde getroffen hatten. Es waren Amerikaner, insgesamt neun Mann. Wir sagten, sie müssten sich vorsehen, denn wir hätten auf einer benachbarten Insel einen weiteren Mann erspäht, der wahrscheinlich Japaner sei. Aber sie entgegneten, nein, nein, das ist kein Japaner. Das ist unser Kapitän auf der Suche nach Wasser. Und er sagte, nein, kein Japaner Kapitän.
Dieser Kapitän war kein anderer als John F. Kennedy, der spätere Präsident der Vereinigten Staaten. Als 26-Jähriger war er Kapitän eines Patrouillentorpedobootes der US-Marine. Kapitän Kennedy kam nicht auf das Boot, ja?
Als Käpt'n Kennedy mit seinem Boot in die Bucht vor der Insel Kolumbangara einlief, bemerkte er nicht, dass ihm ein japanischer Zerstörer folgte. Und so machte es Roms. Die Japaner schossen ihre Torpedos ab und versenkten Kennedys Boot.
Zwei Marinesoldaten kamen um. Die restlichen elf, darunter ihr Kapitän, strandeten auf einer kleinen Insel am Eingang der Wunabuna-Lagune, die bis heute Kennedy Island genannt wird. Kennedy kam erst gegen Mitternacht.
Zusammen mit einem anderen hatte er eine Tonne Trinkwasser für seine Crew von der Nachbarinsel besorgt. Wir kletterten auf Palmen, um Kokosnüsse für sie herunterzuholen, schlugen sie auf und gaben sie ihnen. Aber sie waren nicht so gut.
Eine davon auch Kennedy. Er sprach ein wenig Pidgin-Englisch und wollte, dass wir eine Botschaft zu seinen Leuten bräuchten. Aber es gab kein Papier. Da sagte ich zu ihm, warum schreibst du deine Nachricht nicht auf die Haut einer Kokosnuss oder, wie ihr Weißen sagt, auf die Schale? Kennedy war so begeistert von meiner Idee, dass er meinen Kopf in die Hände nahm und fragte, wie ich nur darauf hätte kommen können.
Dann ritzte er mit einem Messer die Botschaft in die Kokosnuss. Elf von uns haben überlebt, die zwei Eingeborenen wissen, wo wir sind, wir brauchen ein Boot, sie können euch führen. Er bat uns, diese Nachricht nach Rendova zu bringen.
Aber niemand dürfe uns dabei sehen. Wenn die Japaner auftauchten, sollten wir die Kokosnuss über Bord werfen. Wir ruderten 60 Kilometer weit nach Rendova, wo viele Amerikaner waren, und führten sie zurück zu der Insel. So haben wir Kennedy das Leben gerettet. Und das ist das Ende der Geschichte. John F. Kennedy war gerettet und wurde nach dem Krieg Präsident der Vereinigten Staaten.
Byoko Gaza versah auf den Salomonen weiter seinen Dienst als Küstenwächter, pflanzte nach dem Krieg wieder Kokospalmen auf seiner kleinen Insel an. Er führte ein Leben in Armut. Vier seiner zehn Kinder starben. Es ist amerikanisch, aber ich habe Geld. Aber es ist nicht passiert.
Die Amerikaner sollten auch uns Scouts etwas zahlen, all den Leuten, auf die sie damals angewiesen waren. Amerikanische Kriegsveteranen bekommen eine Pension. Das sollte auch für Leute von den Salomon-Inseln gelten. Jedem von uns ständen ein paar tausend Dollar Soll zu, aber wir haben nichts davon gesehen. Kein Amerikaner ist jemals gekommen, um mir zu danken. Allenfalls um Fotos von mir zu schießen.
Ich hatte immer gehofft, dass mir Kennedy eines Tages helfen würde. Wenn ich nicht zur Stelle gewesen wäre, hätten ihn die Japaner entdeckt und umgebracht. Ich freute mich für ihn, als ich hörte, dass er geheiratet hatte.
Und ich war traurig, als ich erfuhr, dass er erschossen wurde. Aber er hatte zwei Kinder, eine Familie. Warum hat auch von denen nie jemand an mich gedacht oder mir irgendetwas geschickt? Das ist eine Schande. Ich mag nicht um Geld betteln, aber sie sollten mir etwas schicken, solange ich noch am Leben bin und etwas damit anfangen kann.
Sechs Jahrzehnte lang wartete Byoko Gaza vergeblich.
Dann schickte eine US-amerikanische Zeitschrift im Mai 2002 Taucher auf die Salomonen. Sie sollten das Wrack von Kennedys Patrouillenboot aufspüren. Mit der Expedition reiste auch ein Neffe des ehemaligen US-Präsidenten auf die Salomoninseln, Max Kennedy. Und er besuchte die Lebensretter seines Onkels und versprach ihnen zum Dank ein neues Haus und ein neues Boot. Wenigstens für Byoko Gaza eine späte Genugtuung. Musik
Ein paar Bootsstunden von Biokugasas Insel entfernt, am anderen Ende der Vona Vona Lagune, liegt Munda, ein kleines Örtchen am Ufer einer großen Dschungelinsel. Es besteht nur aus wenigen Straßenzügen, mit flachen Häuschen unter Palmen, ein paar Geschäften und einem kleinen Hotel am Hafen. Aber so vergessen und verschlafen Munda heute wirkt, 1943 tobte auch hier der Krieg.
Denn als die Japaner ihre Flugpiste auf der Insel Guadalcanal verloren hatten, begannen sie am Ortsrand von Munda mit dem Bau einer neuen. Wir waren Skalten. Wir standen auf der Insel und wir sahen mit den Binokulären.
Wir waren Scouts und versteckten uns auf einer kleinen, vorgelagerten Insel. Mit Fernrohren spähten wir aus, was die Japaner machten und schickten ausführliche Berichte an den Kommandanten der Küstenwache. Alfred Alussasa Bissili ist fast 80 Jahre alt. Ein kleinwüchsiger, kräftiger Mann mit lichtem Haar und einem schlohweißen Schnurrbart.
Er lebt noch heute in einem kleinen, bescheidenen Holzhäuschen in Munda.
Bevor die Amerikaner am 5. Juli 1943 auf der anderen Seite der Insel landeten, kam einer von ihnen zu mir. Sie suchten jemanden, der sie unbemerkt von der Westseite der Insel durch den Dschungel an die Flugpiste heranführen konnte. Ich führte sie dorthin, 600 Mann.
Und blieb auch bei ihnen, bis sie den Flughafen eingenommen hatten. Bei den Kämpfen um die Flugpiste wurde das Örtchen Munda vollständig zerstört. Alfred Alosasa Bessili gehörte zu denen, die es wieder aufbauten. Die Japaner hatten mit ihren Bulldozern die ganze Umgebung plattgewalzt, den Ort niedergemacht und alle unsere Kokospalmen gefällt. Aber niemand half uns, dies alles wieder aufzubauen.
Wir haben unseren gesamten Besitz verloren, unsere Häuser, unsere Gärten, unsere Boote, alles. Einige sogar ihr Leben. Eine alte Frau und ein alter Mann starben vor Hunger. Aber nach dem Krieg haben sie uns einfach unserem Schicksal überlassen. Wir haben nie irgendeine Entschädigung gehalten. Ich bekomme nicht einmal eine Kriegerrente. Ich beziehe zwar eine Pension, weil ich 25 Jahre lang im Staatsdienst gearbeitet habe,
Aber nichts dafür, dass ich mein Leben riskiert habe, um die Amerikaner durch den Dschungel zu führen und als Kundschafter für sie zu spionieren. Dabei hätten sie ihren Krieg ohne unsere Ortskenntnisse nie führen und gewinnen können. 1992, als die US-Militärs zum 50. Jahrestag ihrer Landung auf den Salomonen auf den Hügeln vor Hunyara ein großes Kriegerdenkmal enthüllten,
waren auch Alfred Alussasa Bessili und 400 andere einheimische Veteranen eingeladen. Sie erhielten zur Feier des Tages sogar neue Uniformen. Die Uniform habe ich noch. Hier ist sie. Und hier ist auch noch der Orden, den ich 1945 erhielt. Das ist mein Medaille.
Die Uniform aus hellem Kaki-Stoff, die Alfred Alussasa Bessili aus einem Schrank hervorkramt, sieht aus wie neu. Aber mein Flugticket nach Honiara musste ich damals selber bezahlen. Niemand hat es mir zurückerstattet. Ich bin trotzdem geflogen, weil ich froh war, einige meiner alten Freunde wiederzutreffen.
Darunter auch Amerikaner. Statt uns zu helfen, verschwenden sie ihr Geld für einen Wettbewerb beim Bau von Kriegerdenkmäler. Die Amerikaner bauten in Hunyara eines für sich und die Japaner ebenfalls. Selbst hier in Munda ließen die Japaner ein Denkmal errichten. Gleich hier oben hinter den Geschäften. Wir haben es für sie gebaut. Auch ich war dabei. Denn dafür haben sie uns bezahlt. Gut bezahlt.
Als die Macht der Japaner im Südpazifik gebrochen war, verlagerte sich der Krieg 1943 nach Norden. Dabei geriet Nauru wieder zwischen die Fronten.
Traurig, sehr, sehr traurig war, dass die Japaner uns von heute auf morgen auf eine andere Insel verschleppten. Niemand wusste, wo sie lag und was uns dort bevorstand. Vielleicht der Tod? Mitte 1943 befahlen die Japaner 1200 Männern, Frauen und Kindern, zwei Drittel der Bewohner von Nauru,
zum Hafen zu kommen und an Bord eines japanischen Transportschiffes zu gehen. Zu ihnen gehörte auch James N. Jemir, der Pastor der Insel. Es ist furchtbar, seine Insel, sein Haus, sein Hab und Gut, einfach alles zurücklassen zu müssen, ohne zu wissen, wohin man gebracht wird. Wir bestiegen die Schiffe deshalb nur schweren Herzens, denn wir wussten nicht, ob wir die, die zurückblieben, jemals wiedersehen würden.
Fünf Tage lang dauerte der Transport und viele der Verschleppten litten dabei Todesängste. Die Fahrt ging nach Norden und die Deportierten landeten schließlich in einem riesigen Atoll von mehreren Dutzend Kilometern Durchmesser. Es war von einem Korallenriff umgeben, das nur wenige Zugfahrten bot. Und dahinter versteckt lagen zahlreiche Inseln.
Derog Laura, der spätere Justizminister von Nauru, war damals unter den Deportierten. Da lag eine japanische Flotte neben der anderen. Wir sahen schwere Kreuzer, Zerstörer, Unterseeboote, Wasserflugzeuge und andere Maschinen.
Das Ganze war von massiven Befestigungsanlagen geschützt. Und ich dachte, diese Festung werden die Amerikaner nie einnehmen können. Tatsächlich waren die Deportierten von Nauru im Zentrum der japanischen Kriegsmaschinerie im Nordpazifik gelandet, in Druck. Schon vor dem Krieg hatten die Japaner das Atoll im Herzen von Mikronesien zum größten Marine-Stützpunkt der Welt ausgebaut. Jetzt bewachten 40.000 Soldaten diese gigantische Festung.
Und tausende Gefangene und Verschleppte aus der gesamten Pazifikregion mussten für sie Sklavenarbeit leisten. Ludwig Kiki aus Nauru war damals gerade acht Jahre alt. Wenn einer langsamer arbeitete, ruten die Bewacher ihn aus der Kolonne heraus und er war in der Lage, sich zu verhalten.
Und zur Strafe mussten wir uns gegenseitig ins Gesicht schlagen. Schlug man einen Freund nicht fest genug, kam der koreanische Vorarbeiter und schlug ihn. Hätte der Vorarbeiter die Strafe nicht vollstreckt, wäre er selbst von seinem japanischen Boss verprügelt worden. Erst im Februar 1944 hatte die US-Marine so viele Flugzeugträger und Zerstörer, Kampfbomber und Marine-Truppen vor Druck zusammengezogen, dass sie die japanische Festung attackieren konnte. Das Flugzeug war
Die Flugzeuge griffen den ganzen Tag über an, von morgens bis abends. In der Nacht, als wir alle schliefen, fiel eine schwere Bombe auf eine Hütte neben der unseren. Meine Mutter und ich wurden verschüttet. Ich dachte, das ist mein Ende und begann zu beten, bis ich endlich nach vielen Stunden von unseren Leuten unter den Trümmern hervorgezogen wurde.
Unsere Nachbarn starben bei diesem Bombenangriff. Ein alter Mann und zwei Kinder. Maura Thoma und die anderen Deportierten aus Nauru verbrachten drei Jahre als Zwangsarbeiter auf Druck. Und 600 von ihnen ließen dort ihr Leben. Jeder dritte. Auch auf anderen Inseln Mikronesiens kamen in der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges noch Zehntausende um. Durch Bombardements der Alliierten und durch Kriegsverbrechen der Japaner.
Je deutlicher sich die Niederlage des faschistischen Japans abzeichnete, so Rufo Luran, ein Chomoro von der Insel Guam, umso grausamer seien die Japaner gegen die Einheimischen vorgegangen.
Als die Japaner merkten, dass sie den Krieg verlieren würden, sperrten sie die Chamorros in Konzentrationslager und planten sie zu ermorden. Sie trieben Chamorros in Höhlen und warfen Handgranaten hinein.
In einer Höhle starben auf diese Weise mehr als 40 Männer und Frauen. Die US-Streitkräfte mussten mehr als 50.000 Soldaten einsetzen, um die Japaner von Guam und der Nachbarinsel Saipan zu vertreiben, ihren letzten Stützpunkten im Nordpazifik. Danach stand auf diesen Inseln kaum noch ein Haus.
Auf Saipan kam jeder zwölfte Insulaner ums Leben, denn die Japaner kämpften im wahrsten Sinne des Wortes bis zum letzten Atemzug. Selbst in aussichtsloser Lage ergaben sie sich nicht, sondern stürzten sich zu hunderten von den steilen Klippen an der Nordspitze der Insel, die deshalb bis heute Banzai und Suicide Cliff genannt werden.
Um diesen fanatischen Kampfeswillen der japanischen Truppen zu brechen, holten die US-Streitkräfte von Tinian, einer kleinen mikronesischen Insel zwischen Guam und Saipan, zu ihrem letzten und entscheidenden Schlag aus, dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Erst danach war der japanische Kaiser bereit zu kapitulieren. Und erst danach ging der Zweite Weltkrieg auch im Pazifik zu Ende.
Auf den Inseln Ozeaniens hinterließ er eine Spur der Verwüstung und eine hohe, wenn auch nicht genau bekannte Zahl von Opfern. Wenn ihr das nächste Mal Krieg führt, dann bitte nicht bei uns, forderte 1945 eine Überlebende aus Mikronesien. Doch auf den Heißen folgte schon bald der Kalte Krieg.
Und darin spielte der Pazifik wieder eine entscheidende Rolle. In Mikronesien traten an die Stelle der alten japanischen Herren 1945 neue Machthaber aus den USA. Offiziell sollten sie die Inseln im Auftrag der Vereinten Nationen in die Unabhängigkeit führen. Doch tatsächlich missbrauchten sie Mikronesien für ihre militärischen Zwecke. Rufo Lujan von der Insel Guam.
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatten die US-Militärs nur Staatsland besetzt, das schon die Spanier als Kolonialherren beschlagnahmt hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen sie uns auch private Grundstücke. Zum Schluss kontrollierte die US-Marine ein Drittel unseres Landes und unsere Insel war zu einer großen militärischen Festung geworden.
Giff Johnson, Journalist aus Mikronesien. Seit Anfang der 60er Jahre haben die US-Militärs auf Kwajalein buchstäblich alle ihre Langstreckenraketen getestet. Sie schießen die Raketen von Kalifornien aus ab.
um sie dann nach 4000 Meilen Flug über den Pazifik hier in der Lagune oder auch auf einigen Inseln des Atolls einschlagen zu lassen.
Darlene Keju ist Mitarbeiterin des Gesundheitsministeriums auf den Marshall-Inseln. Hier testeten die US-Militärs von 1946 bis 1958 Atom- und Wasserstoffbomben.
Viele Leute leiden heute unter Rücken- und Knochenschmerzen. So etwas gab es früher bei uns nicht. Unsere Nahrungsmittel sind vergiftet, die Brotfruchtbäume und die Fische.
Bei uns werden Kinder mit sechs Fingern geboren und Babys, die völlig entstellt sind. Vor allem die älteren Leute fürchten, dass es nicht mehr ungefährlich ist, auf unseren Inseln zu leben, weil die Luft, die wir atmen und das Wasser, das wir trinken, radioaktiv verseucht sind. Auch die Verbündeten der Vereinigten Staaten erwiesen sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Pazifik weniger als Befreier, denn als Besatzer.
Die Briten zündeten Atombomben im Zentralpazifik auf Christmas Island, die Franzosen missbrauchten ihre Kolonie französisch Polynesien als Atomtestgelände und auch Australien erhob erneut koloniale Ansprüche. Auf Papua, auf Neuguinea und auf Nauru. Musik
Er ist am 31. Januar 1946. Nach drei Jahren Arbeitsdienst für die Japaner kehrte zusammen mit den anderen Deportierten aus Nauru auch Pastor James N. Jemir endlich auf seine Heimatinsel zurück. Viele haben geweint.
Ich erinnere mich vor allem an einen Jungen, der am Kai stand und gespannt beobachtete, wer von Bord ging. Er wartete und wartete, bis der Letzte an Land gegangen war. Dann begann er zu weinen. Ich war sehr bewegt, versuchte ihm Mut zuzusprechen, bat ihn in die Zukunft zu schauen. Aber er reagierte nicht. Er hatte auf die Rückkehr seiner Mutter und seines Vaters gewartet.
Vergeblich. Schon vor den Deportierten waren die australischen Kolonialherren nach Nauru zurückgekehrt, um die Phosphatmine wieder in Betrieb zu nehmen. Und viele der Insulaner, die im Krieg Zwangsarbeit für die Japaner geleistet hatten, mussten danach wieder zu Hungerlöhnen für die Australier arbeiten.
Erst 1968 konnte Nauru seine Unabhängigkeit feiern. Am 31. Januar, dem Jahrestag der Rückkehr aus Druck. Doch als kleinster Staat der Erde blieb Nauru auf Gedeih und Verderb abhängig von Australien. Die australische Regierung weiß die Abhängigkeit des hochverschuldeten Inselstaats bis heute zu nutzen. Im September 2001 bot sie dem verarmten Nauru 20 Millionen Dollar für die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Irak
und Afghanistan, die vor der australischen Küste gekentert waren und denen Australien die Einreise verweigerte. Anthony Audua, Abgeordneter aus Nauru, protestierte gegen den Handel. Australien behandelt unser wirtschaftlich verzweifeltes Land wie eine Prostituierte, die nicht Nein sagen kann, wenn ihr jemand mit Geldscheinen vor der Nase herumfuchtelt. Doch die Regierung Naurus ging auf den Handel ein.
Sie baute ein Internierungslager für Flüchtlinge, die Australien loswerden will. Und so wurde die Insel der Deportierten von gestern zum Abladeplatz für deportierte Flüchtlinge von heute. Wenn ihr das nächste Mal kämpft, dann bitte nicht bei uns.
Ozeanien im Zweiten Weltkrieg. Ein Feature von Karl Rössel. Sie hörten eine Koproduktion des Deutschlandfunks mit dem Südwestrundfunk und dem Westdeutschen Rundfunk. Für die Überlassung von Dokumenten danken wir Jimmy Margarit, Andrew Pike und Hank Nelson. Es sprachen Barbara Schnitzler, Ilse Strombowski, Gudrun Ritter, Bernd Kuschmann, Horst Hiemer, Walter Gontermann, Reinhard Firchow und Peter Lieg. Ton und Technik Karl-Heinz Stevens und Jürgen Hille.
Regie Heide Schwocho, Redaktion Karin Beindorf. Nächste Woche erwartet Sie an dieser Stelle eine lange Nacht über Dante und die göttliche Komödie. Seien Sie gespannt. Sie können alle langen Nächte der letzten Monate auch in der Deutschlandfunk-App nachhören. Und wenn Sie uns abonnieren, können Sie keine Sendung mehr verpassen. Bis nächste Woche.