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Perfekte Tarnung

2025/7/1
logo of podcast Verbrechen

Verbrechen

AI Deep Dive AI Chapters Transcript
People
D
Daniel Müller
J
Josef Saller
Topics
Josef Saller: 我与受害者家庭进行了深入访谈,揭示了Thea生前是一个活泼、聪明的孩子,与家人关系亲密,特别是与她的叔叔Wolfgang。Wolfgang滥用了这份信任,最终导致了Thea的死亡。这个案件不仅仅是一个悲剧,更是一个关于信任、背叛和家庭毁灭的故事。我深入调查了Wolfgang的背景,发现他秘密地沉迷于儿童色情,并最终走上了犯罪的道路。这个案件也引发了关于儿童性虐待的更广泛的讨论,以及为什么这么多案件没有被报告和调查。 Daniel Müller: 我们选择讲述这个故事,不是为了渲染罪行,而是为了提高公众意识,防止类似悲剧再次发生。我们有责任揭露真相,让人们意识到儿童性虐待的现实,并鼓励他们更好地关注身边的孩子。这个案件也引发了关于儿童性虐待的更广泛的讨论,以及为什么这么多案件没有被报告和调查。 Anne Kunze: 通过这个案件,我们看到了受害者家庭的坚强和勇气。尽管经历了巨大的痛苦,她们仍然努力重建自己的生活,并为其他受害者发声。她们的故事是一个关于希望和重生的故事,值得我们学习和尊重。

Deep Dive

Shownotes Transcript

Translations:
中文

Hallo liebe Zeitverbrechen-Fans und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Kriminal-Podcasts. An meiner Seite sitzt, wie immer, meine liebe Kollegin Anne Kunze. Hallo Anne. Hallo Daniel. Wir beide sind heute aber nicht allein, sondern haben den Autor Josef Salla zu Gast, der regelmäßig für unser Magazin Zeitverbrechen schreibt. Hallo Josef, schön, dass du da bist. Hey Daniel. Josef, wir wollen heute über fünf Menschen sprechen, die alle zur selben Familie gehören. Einer dieser Menschen, die kleine Thea, ist

ist tot, ermordet von ihrem Onkel. Die anderen drei sind Theas Mutter Eva, Theas Schwester Isabella und Theas Cousine Charlotte, die zugleich die Tochter des Mörders ist. Für das bessere Hörverständnis nennen wir in diesem Podcast alle handelnden Personen nur beim Vornamen, auch den Täter, dessen Nachnamen wir zum Persönlichkeitsschutz aber ohnehin nicht nennen dürfen.

Josef, du hast mit den drei Frauen über die fürchterliche Tat gesprochen, durch die ein Leben ausgelöscht und eine ganze Familie zerstört wurde. Zu Beginn möchte ich dich bitten, uns etwas über Thea zu erzählen. Wer und wie war Thea? Thea war ein sehr aufgewecktes, ein sehr freches Kind, ein sehr buntes Kind. Sie hat sich immer extrem bunt gekleidet, zwei unterschiedlich farbene Socken angezogen, auch ein sehr kluges Kind. Sie hat schon sehr früh gelernt, was sie will.

zu schreiben, Buchstaben, das Alphabet zu lesen. Sie war auch scheinbar extrem widerspenstig, sehr wehrhaft. Sie konnte sich auch mal vor ihre große Schwester stellen, wenn es irgendwie Ärger mit den Eltern gab oder so. Und sie wurde immer als extrem fröhliches Kind auch geschildert, sowohl von ihrer Schwester, ihrer Mutter und auch von ihrer Cousine.

Also ein sehr buntes Kind. Wie alt war sie denn, als sie gestorben ist? Sechs Jahre. Und wie war das Verhältnis von ihrer Mutter Eva und der verstorbenen Thea und deren Schwester zu dem Onkel, also dem Täter Wolfgang?

Sie hatten ein sehr inniges Verhältnis tatsächlich. Es ist auch nicht immer so, aber es war, man kann ihn so bezeichnen, ein Lieblingsonkel gewesen, der auch eine Art Vaterrolle teilweise eingenommen hat. Der Vater, der kleinen Thea, war zwei Jahre zuvor verstorben. Sowohl Isabella als auch Thea waren sehr häufig an den Wochenenden bei ihrem Onkel. Da durften sie Sachen, die sie zu Hause nicht durften, durften Sachen essen, die sie zu Hause nicht essen durften oder trinken durften.

Oder auch Filme schauen. Also es war auch ein Wunscherfüller, muss man dazu sagen. Sie hatten ein sehr enges Verhältnis, ein auch sehr enges Vertrauensverhältnis, muss man sagen. Und dieses Vertrauen, das muss man auch sehr deutlich sagen, wurde auf schamloseste und wirklich grauenvollste Weise missbraucht.

Wenn du uns zurück mitnimmst in diese Geschichte, in die Genese der Geschichte, wie kam es denn eigentlich zu diesem engen Verhältnis? Weil die Familie hat ja zum Teil erstmal in den USA gelebt, kam dann irgendwann wieder. Kannst du uns so ein bisschen einordnen, wie die aufeinander dann getroffen sind, wieder zurück in Deutschland? Es war so, dass Eva sowieso sehr viel unterwegs war. Sie hat schon eine Zeit lang in Italien gelebt, dort den Vater von Isabella kennengelernt. Also Isabella und Tia haben zwei unterschiedliche Familien.

Dann hat sie den Vater von Thea kennengelernt, ist mit dem zusammen in die USA gezogen, hat dort gelebt und nach der Trennung von Theas Vater, der kurz bevor er gestorben ist, sind sie zurückgekommen nach Deutschland, sind sie nach Bonn gezogen in die Nähe, eben zu, wie

wie sie ihn nennen, zum Mörder, tatsächlich in das Haus erstmal, um von dort aus die Wohnungssuche zu organisieren. Er hat ihr dabei auch geholfen, also Eva geholfen, war sehr hilfsbereit in diesem ganzen Umgang und Eva versprach sich davon auch, dass er das möglicherweise auch versteht, weil er war ja der Mann von Evas Schwester und Evas Schwester war einige Jahre zuvor verstorben. Also er wusste auch, wie es ist, jemanden zu verlieren,

Deswegen, sie hatten auch Eva und der, wie sie ihn nennt, Mörder, hatten ein sehr, ich würde nicht sagen sehr enges Verhältnis, nicht so eng wie die Töchter, aber auch ein gutes Verhältnis auf jeden Fall. Also sie hat ihm so weit vertraut, dass sie ihre Töchter zu ihm gegeben hat, ohne auch nur einen Hauch von Bedenken zu haben.

Also Eva und Wolfgang, das waren Schwager und Schwägerin. Also du hast ja gesagt, Wolfgang war der Mann von Evas verstorbener Schwester. Hat der Wolfgang auch Kinder? Wolfgang hatte drei Kinder. Eine davon ist Charlotte, die auch in der Geschichte zu Wort kommt, mit der ich auch gesprochen habe. Und sie ist die kleinste von drei Töchtern. Sie hatte drei Töchter gemeinsam, Wolfgang mit der Schwester von Eva.

Und die Kinder, also ich verstehe das so, dass die Kinder von Eva, also Thea und Isabella, die sind vaterlos aufgewachsen. Und Wolfgang war sowas wie ein Vaterersatz für die beiden, kann man sich das so vorstellen? Nicht vaterlos aufgewachsen. Es war einfach so, dass Isabellas Vater war ja in Italien, dann hat sie trotzdem häufig gesehen, vor allem im Sommer.

Aber spätestens nachdem sie in die USA und später nach Deutschland umgezogen sind, hat sie ihn natürlich nicht gesehen. Also war er für Isabella natürlich auch ein Vaterersatz und Thea hatte ja irgendwann keinen Vater mehr. Und dementsprechend hat er dort natürlich auch eine Rolle ausgefüllt. Ich kann natürlich nicht sagen, was Thea empfunden hat, aber er war auf jeden Fall für sie ein sehr enger Kontakt.

Und die beiden, also Eva hatte ihren Mann verloren, das hast du gesagt, Wolfgang hatte seine Frau verloren, das hast du gesagt. Kann man sagen, dass die beiden im Leben des anderen auch ein wenig die Rolle der jeweils Verstorbenen ausgefüllt haben? Ich glaube, das wäre ein bisschen zu eng. Also zum Beispiel Eva berichtet auch davon, dass Wolfgang teilweise in ihr so ein bisschen ihre Schwester gesehen hat und ihr auch ein bisschen Avancen gemacht hat, die sie allerdings abgab.

gelehnt hat und er das scheinbar auch dann sehr schnell, wie Eva das schildert, akzeptiert hat. Also sie hatten nicht so ein enges Verhältnis, dass die ständig irgendwie sich miteinander getroffen haben und die Familien so miteinander abhängen. Es war tatsächlich so, dass es eher die beiden Töchter betraf und es gab auch Zeiten, wo einfach das jedes Wochenende stattfand oder so und die sich jedes Wochenende getroffen haben. Was weißt du über Wolfgang? Wolfgang hat eine...

relativ normale Kindheit, würde ich mal sagen. Er war auch nicht straffällig irgendwie im Vorfeld. Er hat sich viel mit Computern beschäftigt, hat zum Schluss für so ein Institut als Hardware-Entwickler gearbeitet. Also er war Mann der Materie. Wir kommen ja später auch noch drauf, dass

Es zu diesem Verbrechen eine Vorgeschichte gab, Beschaffungskriminalität von Kinderpornografie, die er sich aus dem Internet später dann Darknet zusammengesucht hat, feinkatalogisiert hat. Aber das wussten die zu diesem Zeitpunkt? Das wusste niemand. Das hat er alles im Versteckten gemacht. Das hat er nie irgendjemandem gegenüber geäußert. Und diesen Computer, auf dem das alles stattfand, den hat er auch gehütet. Der war mit allerlei...

Also an den hat er auch niemanden herangelassen. Aber das gab nach außen jetzt keinerlei Hinweise irgendwie auf diese Neigung. Und würdest du sagen, dass die Welt um Wolfgang herum Wolfgang erstmal als sympathischen Menschen wahrgenommen hat, als hilfsbereiten Menschen, als guten Menschen? Oder gab es in irgendeiner Art und Weise auch Seiten, die vielleicht Menschen im näheren Umfeld gesehen haben, auch die drei, mit denen du gesprochen hast?

die irgendwie zumindest so ein bisschen einen Anschein darauf geben könnten, dass irgendwas nicht stimmte? Sowohl als auch. Also Wolfgang wurde tatsächlich von vielen um ihn herum sehr gemocht. Er war scheinbar ein sehr lockerer Mensch. Ich habe auch mit seiner Tochter Charlotte gesprochen und die...

Sie meinte, sie hatte immer schon so ein Gefühl, irgendwie sich beobachtet zu fühlen, dass irgendwas mit ihm komisch wäre. Sie hat erzählt von Situationen, dass sie in der Kindheit irgendwelche Kameras irgendwo vermutet hätte oder so. Sie wusste aber überhaupt gar nicht, woher das kommt. Es hat auch nie irgendwas, auch im Späteren, als dieses Verbrechen aufkam, dann irgendwie darauf hingedeutet, dass das tatsächlich so war. Aber sie hatte ein diffuses Gefühl, dass mit diesem Menschen...

etwas nicht stimmt. Sie konnte aber das nie so recht zuordnen. Sie beschreibt beispielsweise eine Situation, als Wolfgang vermeintlich über den Tod seiner verstorbenen Frau, ihrer Charlottes Mutter, trauert und es für sie aber nicht so klang, als würde er weinen. Dieses Weinen klang für Charlotte eher

wie so ein etwas verlogenes Lachen. Aber sie hatte sich eh mal gedacht, alle mögen den, ihre Freunde mochten den. Es gab Spieleabende, wo sich alle blendend amüsiert haben. Er trat fast eher wie ein Freund manchmal auf derjenige, der eben sehr vieles erlaubt, der auch mal einen Schnaps mittrinkt oder so. Sie beschreibt ihn aber auch als jemand, der eben auch mal zu viel Schnaps oder vor allem berichtet sie von zu viel Sangria. Er hat sehr viel Wein getrunken.

Sie beschreibt ihn ganz eindeutig als Alkoholiker. Eva hat eine ganze Zeit lang mit ihren Töchtern bei Wolfgang gewohnt, als sie aus den USA zurückgekommen ist. Und Wolfgang hat in der Zeit in seinem ganzen Haus, das ist später rausgekommen, Kameras installiert. Warum hat er das gemacht? Er hat eine Kamera im Badezimmer installiert, mit einem Bewegungsmelder scheinbar ausgestattet.

die dann natürlich angegangen ist, wenn die Töchter oder auch Eva sich dort aufgehalten haben. Niemand wusste natürlich von dieser Kamera, warum er das gemacht hat, ist natürlich im Nachhinein relativ klar. Diese pädophile Neigung, die er selbst zwar vor Gericht dann später abstritt,

Aber er wollte eben selbst am Material kommen. Früher war er selbst der Konsument, der praktisch sich die Sachen aus dem Internet besorgt hatte. Es waren ja wirklich hunderttausende Dateien, vor allem Fotos. Die man dann später bei ihm gefunden hat. Die man später bei ihm gefunden hat, auf Festplatten. Er hatte dann auch so gesagt, das hätte er sich gar nicht angeschaut. Aber das war alles fein sortiert in Ordnern. Man hatte sich diese Bilder anschauen müssen, um diese Sortierung vorzunehmen, also diese Aussage von ihm herzustellen.

Ergibt keinen Sinn. Und in dem Moment wurde er eben zum Ersteller seines eigenen Konsums. Er hat selbst Aufnahmen erstellt und in der Zeit weiß man nichts von Übergriffen. Wir können ja gleich, kommen wir bestimmt auf diesen ersten leichten Übergriff zu sprechen. Aber dort hat sich gewandelt vom reinen Konsumenten

Das ist ja etwas, was wir immer wieder erleben bei Tätern, die pädophile Neigungen haben, die quasi sich in diesen Foren umtun, die Bilder versuchen runterzuladen und die auch irgendwo sammeln. Ab einem bestimmten Zeitpunkt gibt es auch dann Richtung Darknet Vorbilder,

Da kommt man quasi nur rein, wenn man auch selbst Material teilt, entweder selbst erstelltes oder von irgendwo anders beschafftes Material. Und das ist quasi so eine Verschlimmerung der Situation, eine Eskalation in dieser pädophilen Neigung, die bei ganz, ganz vielen pädophilen Straftätern passiert.

zu beobachten ist und offenbar ja dann auch bei Wolfgang konnten die Ermittlungsbehörden hinterher nachweisen, dass er auch Bilder selbst erstellt und geteilt hat. Dazu konnte man nichts nachweisen. Er hatte ja tatsächlich auch diese Dateien sehr stark verschlüsselt und bevor seine Datenträger gefunden wurden, diese Datenträger auch gelöscht. Also es musste dann auch alles wieder hergestellt werden,

Deswegen ist es nicht darüber bekannt, dass er das irgendwie selbst online gestellt hätte. Er hat das abgestritten, aber er hat ja sehr vieles abgestritten, was de facto nun mal stattfand. Deswegen, das sehe ich als nicht sehr glaubwürdig an. Josef, du hast gerade einen ersten Übergriff erwähnt. Möchtest du uns von dem einmal erzählen? Der erste Übergriff, der betraf Isabella, die zusammen mit ihrer Mutter und ihrer kleineren Schwester Thea zu dem Zeitpunkt im Haus, das von Wolfgang untergebracht war,

Isabella schlief alleine in einem Zimmer, ihre Mutter und ihre kleinere Schwester waren in einem anderen Zimmer untergebracht. Und Isabella hatte eine Fantasie, vermeintliche Fantasie, dass ein Mann bei ihrem Zimmer gewesen wäre und sie berührt hätte über ihrer Kleidung und sie dort gestreichelt hätte. Und dann ist sie hochgeschreckt aufgewacht und hat nach ihrer Mama geschrien, Mama, Mama, die dann natürlich hochgekommen ist.

Und Wolfgang, den sie wiederum ja auch heute nur den Mörder nennt, stand dann eben auch in der Tür. Und alle haben dann so, ja was ist denn, was ist denn, ja da war ein Mann. Und haben dann so hin und her überlegt, was das denn sein könnte. Und haben sich dann eben darauf geeinigt, dass das halt eben ein Traum war. Es hat nichts eben auf irgendwas anderes hingedeutet, wenn ich an mich selbst denke als Kind oder auch wenn ich an meine kleine Tochter denke.

hat die teilweise auch eine sehr angeregte Fantasie. Da hätte ich mir auch vorstellen können, dass sowas vielleicht passiert oder so. Deswegen hat niemand sich Gedanken gemacht, wie viel Wahrheit hinter dieser Sache steckt. Es war nämlich, wie man im Nachhinein weiß, Wolfgang, der Mörder. Das ist ja auch deswegen so schrecklich, weil Isabella vielleicht an ihren eigenen Empfindungen nicht mehr getraut hat, weil sie dachte, ich habe mir das nur eingebildet. Alles andere, was ich vielleicht bemerke, bilde ich mir auch nur ein.

Genau diese Differenz zwischen was habe ich tatsächlich erlebt und den Sachen, die tatsächlich stattfanden, ist, glaube ich, eine der ganz schmerzhaften Situationen, die diese Geschichte sich teilt mit ganz vielen anderen Kindesmissbrauchsfällen. Dass eben ein Kind irgendwann nicht mehr weiß, was ist Realität und was ist einfach meine eigene Einbildung. Sowohl die Eltern als auch die Kinder, die es nun mal betrifft. Isabella war zu dem Zeitpunkt...

Anfangs zehn, dann elf, dann zwölf Jahre alt. Irgendwann war es dann auch so, dass Wolfgangs Interesse tatsächlich von Isabella auf Thea eher umgeschwenkt ist, weil Isabella eben fast schon zu alt wurde. Allein zu erwähnen, schmerzt schon. Und Thea war dann eben fünf Jahre alt, sechs Jahre alt. Seine Vorliebe bezog sich eher so im Vorschulalter, im Grundschulalter. Isabella entwuchs diesem Alter eben nach und nach.

Und ja, es gab immer wieder mal so Situationen, wo praktisch Isabella nicht wusste, was ist mein eigenes Empfinden und was ist Realität. Von den Kameras hast du schon erzählt im Bad.

Er hat dabei ja noch weitere Vorbereitungen getroffen. Es wirkt ja so ein bisschen, wenn man deinen Text liest und das vielleicht mal kurz einmal zur Transparenz, das ist nicht so eine klassische Reportage, wie wir sie kennen, sondern das ist im Grunde genommen das, was wir Journalisten ein durchgeschriebenes Interview nennen, was das auch so wahnsinnig intensiv macht, weil du im Grunde genommen die erzählten Passagen oder die gesprochenen Passagen, die Interviewpassagen nur kurz immer mit Faktenabsätzen durchbrichst. Das macht das wirklich gut.

Wahnsinnig fühlbar. Und du hast gesprochen, das können wir vielleicht noch erwähnen, mit Isabella und mit Eva, der Mutter und mit einer der Töchter von Wolfgang, Charlotte. Genau, die jüngste Tochter. Und die Kameras sind das eine, aber ich habe ja gerade schon mal die Eskalation angesprochen. Die Eskalation ging ja noch viel weiter. Es wirkt so, wenn man das liest, wie so eine Generalstabsmäßige Vorbereitung.

Er hat angefangen, sich immer mehr Materialien zu bestellen. Also es gab bei vielen Dateien, die er eben schon auf seinem Computer hatte, gab es so dieses Kürzel GHB, also GHB, was eine Abkürzung ist für, wie er dann herausgefunden hat, K.O.-Tropfen, die eben benutzt wurden, um diese Aufnahmen zu erstellen. Und er hat diese Materialien bestellt bei unterschiedlichen Händlern. Er hat sich schon Gedanken gemacht, irgendwie, wie verhalte ich mich verhältnismäßig unauffällig, wenn ich eben diese Materialien bestelle, irgendwelche Dena oder Gele bestelle.

Er hat diese K.O.-Tropfen hergestellt, bis sie eben gut genug waren, hat sie auf Spritzen aufbezogen, hat das alles vorbereitet und irgendwann kam es dann eben zum Einsatz. Er hat im Übrigen auch seine eigenen Taten auf Video aufgezeichnet. Also er hat nichts dem Zufall überlassen. Man kann nicht sagen, er ist da irgendwie so hineingestolpert oder so. Es gibt keine Ausrede, keine Ausflucht für das, was da passiert. Das ist eine Gelegenheit.

Und diese Dinge, die sich dort in den Gerichtsunterlagen finden, die dort aufgeschrieben sind auf mehreren Seiten, wie er mit der Kamera spricht, diese Entmenschlichung, die eben im Tod von Thea mündete, die ist nicht zu beschreiben. Und wir verzichten auch ganz bewusst darauf, diese Taten zu beschreiben. Erstens, weil sie eigentlich nicht auszuhalten sind. Ich habe gestern diese Schrift nochmal gelesen.

Und allein der Gedanke daran, ja, macht es mir schwer, überhaupt weiterzusprechen. Und die andere Sache ist, dass natürlich auch dort Menschen betroffen sind, aus Respekt vor Thea und auch aus Respekt vor Isabella, der das nun mal passiert ist.

Und die nicht genau weiß bis heute, was genau mit ihrem Körper passiert ist und auf das ist natürlich Rücksicht zu nehmen, ganz einfach. Also klar ist, dass die beiden Nichten von Wolfgang, Thea und Isabella, seine Opfer wurden. Was ist mit Charlotte, Wolfgangs Tochter? Hat er sie auch missbraucht? Weißt du, ob auch sie sein Opfer wurde?

Diese Taten sind ja vor allem so gut nachzuweisen, weil sie auf Video aufgezeichnet sind. Das hat er auf jeden Fall bei Charlotte nicht gemacht. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass das so war. Charlotte hat keine Erinnerungen daran. Wolfgang sagt, es wäre niemals dazu gekommen, aber ich habe es vorhin ja schon mal angesprochen, diese Glaubwürdigkeit, die ist natürlich auch da.

sehr, naja, mit Vorsicht zu genießen, sagen wir mal. Und deswegen, dieser Gedanke steht natürlich auch im Raum, auch für Charlotte im Raum. Was ist mit mir passiert? Was hat mein Vater, den sie nicht mehr ihren Vater nennen, sondern nur noch ihren Erzeuger, was hat dieser Mensch mit mir gemacht? Und das ist natürlich...

für alle drei Frauen, mit denen ich gesprochen habe, sowohl für Eva, für Isabella, aber auch für Charlotte, ein Vertrauensbruch, den es in einer größeren Dimension nicht geben kann. Und das ist natürlich auch ein großer Teil dieser Geschichte und da sprechen wir natürlich auch später noch drüber, was es für diese Frauen bedeutet, sich Vertrauen wieder zurückzunehmen.

Das ist ja auch das, was die Tochter von Dominique Pellicoso quält, über die Daniel, du und ich auch gesprochen haben im Podcast, dass sie nicht weiß, was sie tun soll.

Was ihr widerfahren ist, also die Taten an der Mutter hat Dominique Pellicot aufgezeichnet, aber die Tochter, das ist unglaublich, da auch Übergriffe passiert sind. Und diese Frage bleibt halt immer und dein ganzes Leben bestehen. Also auch wenn du weißt, hier wie bei Pellicot, wie bei Wolfgang gibt es Videoaufzeichnungen über die anderen Taten.

Aber vielleicht hat er bei dir einfach nur davor zurückgeschreckt, das aufzunehmen. Vielleicht hat er es trotzdem getan. Vielleicht hat er es auch schon viel früher getan. Vielleicht hat er es auch schon mit den anderen beiden getan. Du weißt es eben nicht. Diese Leerstelle, diese große Frage, die du nie beantwortet bekommst, das ist ein Martyrium, mit dem man immer leben muss, mit diesem Zweifel, der an dir nagt. Ich finde das auch ganz interessant, wie du vorhin geschildert hast, dass sie sich an Dinge erinnert hat, die ihr irgendwie seltsam vorkamen.

dass sie sich beobachtet gefühlt hat. Das sind ja oft so Sachen, da kann man gar nicht mehr klären. Und damit tritt ich ihr jetzt nicht zu nahe, sondern das ist ein Phänomen, was man in der Psychologie ganz häufig beobachtet, dass

Das manchmal auch erst im Nachhinein in so eine Situation reininterpretiert. Wenn man weiß, was passiert ist, erinnert man sich an Sachen, die man eigentlich schon völlig vergessen hatte oder die vielleicht sogar nie passiert sind, sondern die einfach hätten passieren müssen, weil man erklären können will, dass es dazu kam und man selbst irgendwie Situationen erlebt haben möchte, die dazu geführt haben könnten. Da passieren so komplizierte, komplexe psychische Prozesse in den Menschen, in den Opfern oder den Hinterbliebenen,

Da kann man Bücher mitfüllen, da wurden Bücher mitgefüllt und deswegen finde ich das aber auch so wahnsinnig wichtig, dass wir hier darüber sprechen und das möchte ich nochmal einmal ganz grundsätzlich sagen, warum sprechen wir über solche schrecklichen Fälle.

Nicht, weil wir uns an den Taten laben, nicht, weil wir die Opfer ausstellen wollen, sondern weil nicht darüber zu sprechen immer Täterschutz wäre und wir auch eine generalpräventive Aufgabe haben als Journalisten zu sagen, hey ihr Menschen, das passiert da draußen und wir müssen es euch klar machen, damit ihr das nächste Mal besser hinschaut oder damit ihr einfach gewahr seid euch, dass das Realität ist in Deutschland.

Es war ja auch von Isabella und Eva und Charlotte ein Wunsch, mit dir darüber zu sprechen. Vielleicht muss ich an der Stelle etwas zur Genese der Geschichte sagen. Ich hatte längere Zeit davor eine Geschichte gemacht, wie man Todesnachrichten überbringt. Einer der Protagonisten damals war ein Pfarrer in Bonn.

der auch Seelsorger ist und dort sich ganz viel mit traumatisierten Menschen beschäftigt. Und mit dem hatte ich darüber gesprochen. Und eine seiner Klientinnen war eben im späteren Verlauf dann Eva. Und scheinbar hat er irgendwie das Verlangen von ihr gespürt, darüber zu sprechen. Also dann habe ich erst mit Eva gesprochen, nachdem ich mich mit ihr gut verstanden habe und ich glaube, so ihr Vertrauen gewonnen hatte und sie auch das Gefühl hatte, so ich nehme das alles ernst. Sie hat mit Isabella darüber gesprochen, ihrer Tochter,

die sich auch dazu bereit erklärt hat. Zuerst hatten wir die mittlere Tochter von Wolfgang angefragt.

die sich das allerdings nicht vorstellen könnte, die selbst auch als Polizistin arbeitet. Und da kommen wir später auch nochmal drauf, dass es natürlich auch immer gefährlich ist für Leute, sich zu äußern zu solchen Sachen. Wer weiß dann im Nachhinein, was mein Vater wie gemacht hat. Deswegen konnte ich das auch sehr gut verstehen. Charlotte, die jüngste der drei Töchter, hat sich aber trotzdem dazu bereit erklärt, darüber zu sprechen. Sie möchte auch nicht mit Nachnamen auftauchen. Sie möchte nicht, dass wir wissen, wo genau sie lebt, auch damit ihr Vater...

Ja, da würden wir gerne später nochmal drauf zurückkommen, wie die Frauen mit dem umgehen, was ihnen widerfahren ist, beziehungsweise was Thea widerfahren ist.

Aber bevor wir das machen, kannst du uns einmal sagen, während der Zeit des Missbrauchs hat da jemand irgendwas bemerkt? Also wie lief das sozusagen, dass er das ungestört machen konnte?

Die beste Quelle dafür ist ja Isabella und mit Isabella habe ich da ganz viel drüber gesprochen, ob sie nicht irgendwas gemerkt hat und sie haben ja das dann so geschildert, dass sie, sie haben ja gemeinsam Filme geschaut, ich habe es ja vorhin auch schon gesagt und irgendwann kam so eine extreme Müdigkeit, spätestens beim zweiten Film und sie wollte und wollte diesen Film unbedingt fertig schauen, aber sie hat es einfach nicht geschafft und

Ist dann immer eingeschlafen und am nächsten Tag aufgewacht, extrem müde oder so. Und dann haben sie mal so drüber gesprochen, weil er war auch schwindelig irgendwie am nächsten Tag. Und dann haben sie so mit Wolfgang gesprochen und dann hieß es irgendwie so, ja, das muss dann wahrscheinlich irgendwie so am Blu-Ray-Player liegen oder so. Und das nächste Mal war halt Isabella da und dann haben sie es vermeintlich nicht mit Blu-Ray geschaut. Wolfgang hat nichts gemacht, Isabella ging es besser und alle waren so ein bisschen beruhigt. Eine zweite Sache, die auffällig war, war, dass Isabella so Bauchschmerzen

irgendwie auch hatte. Und dann sind sie zum Arzt gegangen. Dort wurde dann tatsächlich irgendwas mit Magen-Darm festgestellt. Und schon wieder gab es eine Begründung für etwas, was eher auffällig gewesen wäre. Und es gab ja auch wohlgemerkt einfach überhaupt nichts, was irgendwie dafür gesprochen hätte. Also da muss ich auch...

sagen, so im Nachhinein denkt man dann immer, Mensch, hat denn da niemand was gemerkt oder so, aber es gab einfach keine Anzeichen. Es war ein engster Vertrauter, wirklich eine Vertrauensperson der Kinder. Es gab keinen Gedanken an dieses Szenario und im Nachhinein kann man sagen und mit Fingern zeigen, aber es

Es ist einfach in diesem Moment schwierig, sehr, sehr schwierig bis fast unmöglich, zu dieser Konklusio zu kommen. Weil das Endergebnis wäre ja, dass ich jedem Menschen ununterbrochen misstraue. Ja, und welcher Arzt kommt auch auf die Idee, wenn nicht jemand sagt, hey, ich habe da irgendwie den Verdacht des sexuellen Missbrauchs durch meinen Ex-Partner, durch den Onkel oder was auch immer. Wenn du mit einer dann elf-, zwölfjährigen zum Arzt gehst und sagst, sie hat so unerklärliche Bauchschmerzen.

Ja und dann macht man wie ein Blutbild und dann stellt sich raus, da ist irgendwas, vielleicht hat sie tatsächlich zufälligerweise noch ein Virus gehabt. Da kommst du ja auch nicht drauf. Also die Menschen muss man ja auch ganz klar aus der Verantwortung nehmen, auch in dem Fall den Arzt. Der kann ja nicht bei jedem mal Bauchschmerzen die Geschlechtsorgane untersuchen und gucken, ob man da irgendwas feststellt. Das geht ja auch nicht. Waren denn die Mädchen immer gemeinsam bei dem Onkel?

Es war erst so, dass vor allem Isabella bei ihm war, ganz am Anfang. Und irgendwann, so beschreibt es auch Isabella, wollte eben Thea, die kleine Schwester, das haben, was die große Schwester hat. Und

Hat dann eben auch drum gebettelt, oh, darf ich auch mal mit? Und dann ist sie eben, durfte sie einmal mit, durfte sie zweimal mit. Also mit heißt übernachten. Genau, mit übernachten. Also dass sie dort mal war oder so, das ist ja sowieso kein Problem. Aber Thea wollte eben auch dann mal mit. Und wie alle Geschwister haben sie sich manchmal gestritten oder sich geneckt oder so. Aber an sich hat sich Isabella auch gefreut drüber, dass Thea mitkam. Und irgendwann war es dann auch so...

dass Wolfgang, also der Mörder, ich bin einfach so dran gewöhnt, dass er Mörder heißt, weil einfach alle in einem Gespräch, in dem er Mörder genannt wurde, oder er Zeuge am Fall von Charlotte,

Irgendwann war es dann einfach so, dass auch Wolfgang meinte, ja, es ist vielleicht besser, wenn sie irgendwie einzeln kämen, weil die eine Tochter wollte natürlich Bambi schauen und die andere Tochter wollte dann eher schon irgendwie Avatar schauen oder Fluch der Karibik oder so. Und dann kam es eben genau zu dem, was auch an dem Wochenende eben war, als es passiert ist, dass...

dass er am ersten Abend Isabella bei ihm übernachtet hat. An dem Abend war Charlotte, seine leibliche Tochter, auch zu Hause. An diesem Abend ist scheinbar nichts passiert. Und am zweiten Abend hat Thea bei ihm übernachtet und dort hat Charlotte sich kurzfristig dazu entschieden, bei ihrem Freund zu übernachten. Und dort ist es zu dieser Eskalation gekommen, die schlussendlich Leben gefordert hat. Was ist passiert in der Nacht vom 6. auf den 7. April 2013?

wie gesagt, ich kann auf die Details ja nicht eingehen. Man muss sich das so vorstellen, dass dort ein Mann ist, der eine Kamera aufstellt, der mit der Kamera spricht, der Sachen sagt wie, oh scheiße, die

Also er fasst schon flapsig und dort liegt ein lebloser Körper durch die K.O.-Tropfen, aber er merkt nach und nach, dass eben das zu viel war. Die Dosis. Die Dosis scheinbar zu viel war und Theas Körper leblos ist. Und irgendwann merkt man, dass er sich einfach damit abfindet, dass es nun mal jetzt schief gegangen ist oder so, aber da ist keine Reue in diesem Menschen. Er geht daran...

An die Festplatten, er geht an seinen Computer, er überlegt sich eine Ausrede. Das kann man natürlich nicht auf dem Video erleben, aber das hört man am nächsten Tag. Er ruft am nächsten Tag vormittags den Notarzt. Vormittags? Also nachdem sie schon zwölf Stunden oder so tot ist? Genau, er wartet Stunden. Er ruft den Notarzt, er spielt den Ahnungslosen, er ruft Eva, Theas Mutter an.

Er sagt ihr, Thea sei tot, sie sei leblos, sie rührt sich nicht mehr, sie sei fleckig. Und Eva ist natürlich panisch, versucht irgendwie, ist da irgendwas im Hals, holt es raus. Was ist denn los? Das kann ja nicht sein. Setzt sich ins Auto, rast so schnell wie es irgendwie geht zu dem Haus. Dort sind schon Notärzte, dort ist auch relativ zeitig dann schon Polizei und findet ihre leblose Tochter vor. Das ist natürlich fassungslos.

Sieht wenig später auch die Polizei im Gespräch mit Wolfgang, sieht wie er verhört wird, sieht wie er später auch abgeführt wird, tröstet ihn, tatsächlich nimmt ihn in den Arm, ich bin dir nicht wütend, es ist nicht deine Schuld.

Sie ist wütend auf die Polizei, die Wolfgang gerade abführt. Ihr macht die Sache nur viel schlimmer, der hat doch nichts gemacht. Der hat doch nichts mit dieser ganzen Sache zu tun. Auch an diesem Moment ist es nicht ein Hauch von einem Gedanken, dass Wolfgang etwas damit zu tun hat. Ich glaube, darin kann man erkennen, wie

abwegig diese Idee, wie gut er geschauspielert hat, wie gut diese Fassade von ihm aufrechterhalten wurde, weil selbst in dem Moment des Todes kein Misstrauen, keine Überlegungen anstehen, sondern er wird mitgenommen zur Polizei, es wird wie so eine Routine-Maßnahme dann irgendwie so behandelt und alle denken halt, okay, der wird jetzt verhört, der muss zu Protokoll geben, was dort passiert ist, es ist ein Mensch gestorben und dann kommt er wieder nach Hause und dann nehmen wir ihn in den Arm und dann trösten wir ihn.

Hat er gestanden bei der Polizei? Er hat später gestanden. Am nächsten Tag wurde Eva, also die Mutter, zur Polizei gerufen. Am Abend zuvor saßen sie noch alle zusammen. Die Töchter von Wolfgang, des Mörders, saßen zusammen mit Isabella, mit Eva. Isabella hat erfahren, dass ihre Schwester gestorben ist, konnte das natürlich nicht glauben.

Niemand wusste aber eine Todesursache. Es gab plötzlich Erkenntnis-Tod, was nicht passiert sein könnte. Man versucht, alle Eventualitäten wurden so durchgespielt, aber diese Eventualität fand nicht statt von keiner Seite. Im Nachhinein natürlich unvorstellbar, aber die Möglichkeit, dass das nun mal so stattfand, diese Möglichkeit wurde von Eva erst in Betracht gezogen, als sie am nächsten Tag zur Polizei einbestellt wurde.

Und sie dort mit Täterwissen, ganz offensichtlichem Täterwissen konfrontiert wurde. Ihr gesagt wurde, dass es angefangen hat damit, dass Isabella über der Decke damals, als sie bei Wolfgang zu Hause untergekommen sind, nachdem sie aus den USA kam, dass er Isabella gestreichelt hätte über der Decke, dass es damit angefangen hätte. Und da ist es ihr...

Wie Schuppen von den Augen gefallen. Okay, jetzt macht alles Sinn. Der war es, der hat alles gemacht. Oh mein Gott. Dass diese vermeintliche Fantasie von Isabella, über die wir eingangs gesprochen haben, eben doch keine Fantasie war, sondern sie real erlebt hat. Werbung.

Hallo, wir von Zeitverbrechen gehen im Herbst 2025 auf Tour. Alle vier Hosts werden dabei sein und zwar in Berlin, Düsseldorf, München und Hamburg. Wir sprechen an allen Abenden jeweils über zwei Fälle, die wir selbst recherchiert haben. Und Tickets bekommt ihr an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei Eventim. Es war ein reales Erlebnis. Es war der Anfang einer Radikalisierung, muss man sagen, eines...

Menschen, der sich vom Menschsein entfernt hat, man muss es in dieser Schärfe sagen und der andere Menschen entmenschlicht hat. Das, was auf diesen Videoaufnahmen stattfindet, ist nichts anderes als reine Entmenschlichung, als Verdingung eines betäubten Wesens.

Eva beschreibt es auch so, sie ist, nachdem sie das erfahren hat und dann läuft irgendwie so in Zeitraffer alles so ein bisschen so ab irgendwie, so diese ganzen Situationen und sie hat ihre Kinder da hingeführt irgendwie, sie hat sie da so zur Schlagbank geführt und das ist natürlich, es stimmt natürlich nicht, aber diese Gedanken einer Mutter, die sich in dem Moment nur vor sich selbst weglaufen möchte, ist natürlich trotzdem verständlich.

Und sie meinte dann, ich bin aufs Klo gegangen und kotzen. Ja, die müssen sich schreckliche Vorwürfe gemacht haben. Wenn wir jetzt nochmal kurz in die Nacht zurückgehen, was wir jetzt gelernt haben ist, er merkt, die Dosis war zu hoch und seine Konklusio daraus war aber nicht, ich rufe den Notarzt, vielleicht kann sie ja noch gerettet werden, sondern ich gehe in mein Büro und lösche alles, womit man mich überführen könnte. Ja, er wirkt auf diesen Aufnahmen auch nichts.

Also er ist natürlich unruhig, weil nicht alles nach Plan läuft und ich glaube, er ist sich auch nicht so sicher, ob die Überdosis, dass es eine zu hohe Dosis war. Ich glaube, er merkt einfach, es ist was schief gegangen. Thea übergibt sich sehr viel und irgendwann ist sie einfach leblos. Er macht sich nicht daran, irgendwie dieses Leben potenziell noch aufrecht zu erhalten, sondern er wartet so lange ab, bis er praktisch...

bis eine Ausrede parat steht, die sinnvoll ist. Ich bin gerade aufgewacht und hier ist Thea. Hätte man sie denn retten können? Es ist Medizines einfach nicht zu klären. Man kann das heute nicht sagen, ob es möglich gewesen wäre. Es hätte zumindest die Möglichkeit eines Versuchs gegeben, wenn er reagiert hätte. Sie hat ja nun mal sich übergeben. Es gab ja noch Leben in ihr. Das sollte ja spätestens der Zeitpunkt eigentlich sein, wo man

selbst in dieser perversen Fantasie-Parallelwelt irgendwie darauf kommen sollte, dass jetzt eben nun mal das letzte bisschen Vernunft überschritten ist, wobei das natürlich schon lange davor überschritten war, aber dass jetzt ein Leben in Gefahr ist und das kurz davor ist auszugehen. Das hat er bewusst in Kauf genommen und deswegen ist diese lebenslange Freiheitsstrafe, die später folgt, auch unvermeidbar, finde ich.

Das muss eine unglaublich grausame und erschütternde Erkenntnis gewesen sein für Eva, dass sie ihre jüngere Tochter verloren hat, dass sie ermordet wurde, weil die Dosis der K.O.-Tropfen zu hoch war. Und sie hat dann auch erfahren, dass Isabella, ihre ältere Tochter, auch missbraucht wurde von Wolfgang und musste das Isabella sagen.

Es war ja so, dass praktisch Isabella zuerst den Tod von Thea erfahren hat, also das ist ja schon die erste Schreckensnachricht war und nachdem am nächsten Tag ihre Mutter zurückkam vom Verhör und auch von dieser Gegenüberstellung und sie konfrontiert wurde mit dem Täterwissen,

dass sie es auch wusste, dass sie es ihr sagen muss. Also viele Leute hatten so überlegt, muss man das wirklich jetzt schon einem zwölfjährigen Kind zumuten? Aber sie wusste, dass sie einfach keine Lust mehr hat auf Lügen und dass es ja früher oder später sowieso rauskäme und ihre Tochter ihr das möglicherweise nicht verzeihen würde, dass sie sie angelogen hat. Deswegen hat sie es ihr gesagt und Isabella meinte im späteren Gespräch,

dass sie auch Monate gebraucht hätte, um diese konsequent zu verstehen, dass dieser Körper, in dem sie sich nun mal jetzt ihr ganzes Leben lang befindet, man kann einen Körper nicht wechseln, dass diesem Körper dieses angetan wurde.

Und dieser Ekel, den sie empfand, als ihr das das erste Mal bewusst wurde, den kann man sich glaube ich nicht vorstellen. Und umso beeindruckender ist es, welches Leben sie danach genommen hat, wie stark sie geblieben ist und dass sie heute, sie studiert heute Psychologie und hat ein normales Leben vor sich. Sie kann vertrauen, sie ist in einer Partnerschaft gestartet.

Das ist wirklich eine Lebensleistung. Genauso kann man sagen, das ist eine Tat, an der viele, viele Menschen zerbrechen. Du hast es gerade schon mal erwähnt, sie hat einen Weg gefunden für sich. Kannst du noch ein bisschen mehr dazu sagen, wie die drei es geschafft haben, danach weiterzuleben, Eva, Isabella und Charlotte?

Rückt man noch näher zusammen, versucht man ganz weit weg von dem Ort zu kommen, an dem es passiert ist. Was waren so die Strategien? Du sagst es ja gerade schon, Strategien. Es gibt da sowieso nicht eine Strategie und die Strategien unterschieden sich auch sehr stark. Ich fange mal mit Charlotte an, die ja in diesem Haus, in dem das alles passiert ist, gewohnt hat. Die kam ja dann an dem Tag so gerade vom Fitnessstudio zurück und dann standen da 100 Menschen,

Und sie hat irgendwie dann erfahren, dass Thea tot ist. Sie konnte nicht mehr nach Hause. Sie hatte kein Zuhause. Wochenlang wurde dieses Haus untersucht, Beweise gesichert und so weiter. Sie konnte da nicht rein, musste ihre Katze rausholen, hat dann bei ihrem Freund gelebt, sehr lange. Und dann stand in den Lokalmedien eben so das Horrorhaus, wo das eben nun mal passiert ist. Also sie hatte keine Grundlage mehr und steckte gerade mitten im Abi, in der Abi-Vorbereitung, konnte zusammenarbeiten.

Abitur dann auch nicht mitschreiben, hat dann Monate später ihre Abiturprüfung geschrieben und ist dann auch sehr, sehr weit weggezogen. Sie wollte weg, sie wollte Distanz. Sie hat es zwar ihren Freunden gesammelt, erzählt, sie hat alle an einen Ort gerufen, damit sie es nicht die ganze Zeit so häppchenweise erzählen muss und hat es allen dann erzählt. Mein Vater, mein Erzeuger hat das gemacht, dass es passiert.

Und hat das dadurch abgearbeitet, hatte dann aber auch einen Fluchtreflex und ist hunderte Kilometer, wir sagen nicht wohin, aber hunderte Kilometer weggezogen und hat sich dort ein neues Leben aufgebaut. Und Eva und Isabella? Bei Isabella war es ja so, sie hat das dann erfahren und sie hatte ja noch bei ihrer Mutter gelebt. Also sie waren ja praktisch gemeinsam ein Team.

Aber es gab auch Situationen, wo natürlich diese Rolle auch vor allem ganz am Anfang so getauscht wurde. Also Isabella kann sich an Sätze erinnern, dass gute Freunde in ihrer Mutter meinten, sie sollten jetzt besser mal die Messe verstecken. Einfach weil die Angst vor einer suizidalen Tat eben auch ganz am Anfang da war. Und Eva beschreibt es ja auch selbst. Sie wäre am liebsten einfach von der Brücke am Rheinufer gesprungen und nicht im Wasser aufgeknallt, sondern am...

am Asphalt, damit es einfach vorbei ist. Sie wollte weg von sich, sie ist gelaufen, gelaufen, gelaufen und hat einfach irgendwie einen Weg von sich selbst weggesucht, weil sie einfach so ein schlechtes Gewissen hatte ihren Töchtern gegenüber. Sie hatte ein sehr enges Verhältnis zu einem Seelsorger, hat mit dem unglaublich viel Zeit verbracht, unglaublich viel herumgelaufen. Sie hat sich, wenn ich das so höre, wirklich rührende Mühe gegeben bei der Betreuung. Und sie haben einfach einen gemeinsamen Weg gefunden,

Und das ist ja auch sehr schwierig. Da kommen wir wieder zu dem Thema Vertrauen. Lass ich Isabella noch bei einer anderen Freundin übernachten? Die hat auch einen Onkel, die hat auch einen Vater, die hat auch irgendeine Person, die da vielleicht auch ist. Aber wenn ich ihr das immer vorenthalte, enthalte ich ihr dann nicht de facto eine Jugend vor. Es war ein stetiger Ritt, ein Abwägen immer zwischen Vertrauen und eben diesen Gefühlen, die in ihr schlummerten.

Und Isabella meinte das auch irgendwie so, dass ihre Mama sie teilweise genervt hat mit diesem Misstrauen und mit ihrer Vorsicht und so weiter. Aber gleichzeitig sagt Isabella auch über sich selbst, dass sie auch nicht mehr alleine in einem Haus schlafen kann mit einem alleinstehenden Mann. Egal, ob das ihr Vater ist, ob das ein vollkommen Fremder ist oder dass sie auch beispielsweise, wenn ein Glas Wasser rumsteht, sie schüttet es immer erstmal weg. Wenn sie das Zimmer verlassen hat, wieder zurückkommt, dort steht ein Glas Wasser, schüttet sie dieses Glas Wasser weg einfach weg.

Diese Erfahrung mit K.O.-Tropfen, auch natürlich in einem ganz anderen Setting, aber das hat sie so stark geprägt, dass das eben zurückgeblieben ist. Was ist denn mit Wolfgang? Er wurde verurteilt, wo ist er jetzt?

Er sitzt immer noch im Gefängnis, hat eine lebenslange Freiheitsstrafe bekommen. Mit anschließender Sicherungsverwahrung? Die Sicherungsverwahrung steht nicht im Urteil. Er ist ja verurteilt worden wegen unterlassener Hilfestellung mit Todesfolge und eben wegen des Kindesmissbrauchs. Und in der Sammlung dieser ganzen Taten daraus ergab sich das dann eben. Eine lebenslange Freiheitsstrafe in Deutschland bedeutet ja de facto nicht lebenslange Freiheitsstrafe, sondern ab einem gewissen Zeitpunkt kann man natürlich auch

Nach 15 Jahren ist man meistens frei. Genau, nach 15 Jahren. Diese 15 Jahre sind um, 2028. Also es ist nicht mehr sehr lange hin und entsprechende Gedanken machen sich natürlich auch

Die drei Frauen, was passiert, wenn er wirklich rauskommt? Es kann sein, dass er in Sicherungsverwahrung kommt. Das hängt bestimmt auch davon ab, wie die Prognose ist. Ich habe mich auch ganz bewusst dafür entschieden, mich nicht mit Wolfgang zu treffen, weil ich einfach keinen Mehrwert darin sah. Ich möchte ihm keine Stimme geben. Ich möchte nicht seine Version hören. Die Taten für sich. Ich habe diese Urteilsschrift gelesen. Es gibt da keine Grautöne in dieser Tat. Diese Tat ist einfach schwarz.

Und deswegen sah ich keinen Grund dafür, ihm Raum zu geben. Er kriegt eh schon so viel Raum im Leben dieser Frauen. Diese Frauen haben es geschafft, ihn wieder sich so weit freizuschwimmen, dass sie ein gutes Leben, ein selbstbestimmtes Leben führen können. Aber ich wollte ihn nicht noch größer machen. Der Mord an Thea wirft ja auch ein Schlaglicht auf dieses fürchterlich alltägliche Verbrechen, was jeden Tag in Deutschland passiert.

Jährlich reden wir von ungefähr 15.000 Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch, die in Deutschland angezeigt werden, aber das ist ja nur das, was über der Oberfläche schwimmt. Wir alle wissen, dass die Dunkelziffer viel höher ist, dass in jedem Klassenzimmer 1,4 Kinder im Schnitt sitzen, die sexuelle Gewalt erlebt haben. Gerade jetzt erst wieder, als wir diese Folge hier aufnehmen, wurde ein weltweites Netzwerk von Pädokriminellen gesprengt, allein in Deutschland mehr als 100 Verdächtige festgenommen.

die Bilder und Videos von sexueller Gewalt selbst erstellt, getauscht, runtergeladen haben. Warum, wenn wir all das wissen, denkst du, es ist immer noch so, dass so viele Taten nicht angezeigt werden, dass so vieles nicht ermittelt wird? Was haben deine Recherchen rundherum zu dem Fall ergeben?

Es ist ja, glaube ich, auch so, es gibt mehrere Perspektiven. Die eine Perspektive ist natürlich die Kinderperspektive. Ich glaube, für ein Kind ist es auch an sich schon schwer zu verstehen, was ist Missbrauch? Was ist sexueller Missbrauch? Wo wird eine Grenze überschritten, gegen die ich mich wehren sollte? Und das findet natürlich häufig auch in so einem Vertrauenskontext statt. Genau wie unsere Tat, über die wir hier sprechen, ist es natürlich auch in einem Verhältnis zwischen

Onkel und Tochter, zwischen Vater und Sohn, zwischen was auch immer. Da ist es natürlich sehr häufig so, dass ich diesen Personen sowas sowieso nicht zutrauen würde, deswegen dessen Verhalten automatisch viel positiver einschätze, als es dann möglicherweise ist.

Und das, glaube ich, auch einfach eine große Scham dahinter steckt. Sexueller Missbrauch ist immer tatsächlich altersunabhängig, aber bei Kindern, glaube ich, noch mehr mit großer Scham verknüpft, was ich praktisch, was mir angetan wurde, was ich dadurch zugebe und wozu ich mich dann mache. Auch vor so einer Opferbehandlung, glaube ich, haben viele Leute Angst.

Es gibt einfach sehr viele Gründe, was man danach auch alles erlebt. Möglicherweise wird dieser Fall dann groß, geht es dann in die Medien, stehen die Reporter dann vor meiner Tür, was mache ich dann? Ich möchte doch einfach nur meine Ruhe haben, ich möchte doch einfach nur, dass das aufhört. Ich glaube, für viele ist das auch sehr schwierig. Das letzte Wort, finde ich, in dieser Geschichte sollten die drei starken Frauen haben, mit denen du gesprochen hast. Gibt es einen Satz, der dir aus den Gesprächen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Vielleicht nicht einen Satz, aber was mir vor allem aufgefallen ist, ist diese beeindruckende Stärke. Also es waren ja wirklich Gespräche auch, nach denen ich selbst jeweils extrem angegriffen war, aber mit welcher Selbstbestimmtheit und mit welcher Stärke sie von diesen Ereignissen und von ihrem Leben danach gesprochen haben und aber nicht in diesem Hass verharzen, sondern auch immer noch dieses Erbe von Thea hochgehalten haben.

und sich ein eigenes Leben danach neu aufgebaut haben. Im Falle von Charlotte war Abitur der Startschuss und sie ist dann praktisch ins Leben gestartet. Im Fall von Isabella war sie ja noch ein kleines Kind. Sie war zwölf Jahre alt und hat trotzdem sich ein Leben aufgebaut, lebt mit ihrer Partnerin gemeinsam, macht einen unglaublich selbstbewussten, starken Eindruck. Und im Falle von Eva...

Sie ist auch unglaublich über ihre Grenzen teilweise auch gegangen, auch im Vertrauen, was sie ihrer Tochter ermöglicht hat. Ich glaube, man hätte Eva auch nachsehen müssen, wenn sie eben die Zügel sehr stark angezogen hätte und ihre Tochter nicht mehr rausgehen hätte lassen und sie sehr eng an sich gezogen hätte. Aber sie hat es durch sehr viel Arbeit an sich, sie hat eine Therapie gemacht, sie hat sich unglaublich mit sich auseinandergesetzt, sie hat am Psychologiestudium nochmal begonnen, sie ist sehr viel mit sich selber beschäftigt.

Diese Leistung kann man nicht hoch genug einschätzen, finde ich. Vielen herzlichen Dank, dass du uns diese fürchterliche Geschichte, die dennoch eine wahnsinnige Stärke und Schönheit am Ende hat, in der Überwindung von Trauer und Begleitung von Trauer und dem Neuanfang von Leben. Vielen Dank, auf bald. Vielen Dank auch dir, liebe Anne. Danke, Daniel. Und danke, Josef, vor allem, dass du zu uns gekommen bist. Danke auch.